Concert of Masquerade von Tenshis (Spezial zu "A Song of hopeless Love") ================================================================================ Prolog: Backstage Secrets ------------------------- Prolog: Backstage Secrets Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Nach einer 8-monatigen Schreibpause nun mal wieder was Kleines von uns. Keine neue Story, sondern eher ein Spezial zu unserem großen Projekt „Ein Trip ins Chaos, A Song of hopeless Love“. Und da es nur ein Spezial ist, wird das Ding hier auch nicht sehr viele Kapitel haben. Wie viele genau wissen wir selbst nicht, aber mehr als 10 bestimmt nicht.^-^ Hoffentlich habt ihr noch Bock auf eine kleine Weiterführung unserer Story, die ja eigentlich schon ziemlich lang ist. Die Idee zu diesem Spezial hatten wir schon vor Jahren und irgendwie freuen wir uns total sie endlich schreiben zu können. Ich hoffe, dass die meisten die unsere ersten beiden FF gelesen haben auch diese lesen. *verbeug* Gomen das wir uns so lange nicht haben blicken lassen. Aber nach 3 Jahren FF schreiben wollten wir einfach mal ne längere Pause machen. Doch zum Ende des Jahres wollen wir euch nun endlich wieder mit unserem Geschreibsel bombardieren. ^-^ Wir hoffen ihr habt Spaß ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Ich bin You Kurosaki, Gitarrist und bester Freund von Camui Gackt, der im Moment seit geschlagenen 2 Stunden an seinem Handy hängt, anstatt sich mit mir und dem Rest von GacktJob über einige Dinge des nächsten Konzertes zu beraten. Ich bin You Kurosaki, der es gar nicht leiden kann, wenn man ihn warten lässt, und als Entschuldigung für die Ignoranz ein unglaublich wichtiges Telefonat mit seiner Mutter vorbringt, wo er doch eigentlich noch nie sehr lange mit seiner Mutter geredet hat. Hatte er denn überhaupt schon einmal mit seiner Mutter gesprochen? Hatte er sie in den letzten 15 Jahren überhaupt einmal zu Gesicht bekommen? Langsam zweifle ich an der Wahrheit dieses Alibis. Vielleicht sollte ich ihn, wenn er mir nachher, wie immer nach so einen Telefonat, ins Gesicht grinst, als hätte er gerade mit der heißesten Frau dieses Universums, statt mit seiner Mutter gesprochen, ganz frech fragen, ob er mich nicht doch dreist anlügt. Aber warte... heiße Frau? Sollte es da bei mir Klick machen? Was hatte Gackt die letzten paar Monate getrieben, als er mit mir kaum Kontakt hatte? Wo war er immer hingegangen, als es nach der Arbeit nicht mehr hieß: „You, wollen wir noch zusammen was trinken gehen?“ Ehrlich gesagt, habe ich keinen blassen Schimmer, was in Gackts Leben gerade den Vorrang hat. Ich habe keine Ahnung, was er tut, wenn er allein nach Hause geht und mich knapp am Telefon abwimmelt, als hätte er hohen Besuch, den man auf keinen Fall aus den Augen lassen dürfe. Oh mein Gott!! Bin ich überhaupt noch sein Freund? Sein BESTER Freund? Jetzt grinst er wieder, und wenn ich gerade nicht diese Sonnenbrille auf der Nase hätte, würde ich sogar behaupten können, dass er rot wie eine Tomate wird. Mit wem telefoniert er wirklich? Das kann doch nicht wahr sein, dass ich nichts von seiner neuen Freundin weiß, es kann doch nicht sein, dass ICH, sein bester Freund, dem er SO VIELES zu verdanken hat, den er liebt wie einen Bruder, nicht weiß, wer seine neue Braut ist. Na warte, mein Freund, ... die einfachste Methode, das herauszufinden, ist es, dir das Handy während eines Überfalls von hinten aus der Hand zu reißen und einfach der Person am anderen Ende nach dem hochwohlgeborenen Namen zu fragen. Die 5 Zentimeter die ich höher bin, werden mir da sehr behilflich sein können. „Hey, YOUUUUUUU...“ Oh nein, Chacha schon wieder. Warum taucht er auch immer wieder in den ungünstigen Momenten auf? Und warum muss er meinen Namen durch den ganzen Raum brüllen, als wäre ich in meinen Gedanken und Überlegungen so sehr versunken, dass ich ein normales ’You’ nicht hätte verstehen können? Jetzt ist Gackt natürlich auf uns aufmerksam geworden und ein Angriff von hinten ist nun kaum mehr möglich. Vielleicht sollte ich Chacha mal seinen langen Kopf waschen und ihm eintrichtern, dass ich nicht schwerhörig bin. „HÄ?“ brülle ich deswegen zurück und zerre den kleinen Mann hinter die Schränke, von wo uns Gackt nicht beobachten kann. „Was machst du denn? Wir wollen mit den Proben beginnen.“ Was will er denn jetzt mit diesen bekloppten Proben? Gackt wird so oder so nicht anwesend sein, warum also muss ich dort hin? „Hey Chacha, was weißt du von Gackts neuer Freundin?“ platze ich geradewegs hinaus. Er schweigt und sieht mich an, als hätte ich ihm eine mathematische Formel diktiert, die sein kleines Hirn explodieren lässt. Ist es denn so abwegig, dass ich es nicht weiß? Na komm schon, spiel nicht den Ahnungslosen. Du weißt was, das ahne ich. Du willst es mir sagen oder? Ich sehe doch, wie dein Kopf arbeitet. Deine Augen sehen über meine hohe Stirn hinweg, das tust du immer, wenn du mir was Wichtiges sagen willst. Du hast Angst, mir in die Augen zu sehen, und damit du nicht wie ein kleiner Junge aussiehst, der zu Boden blickt, siehst du in die Luft. „Warum hängt meine Gitarre am Ventilator?“ ... „WAS!“ Verstört zeigt Chacha mit seinem dünnen Zeigefinger hinter mich. Ich drehe mich um und staune. Tatsächlich. Chachas pinke Gitarre hängt mit dem Gurt irgendwie befestigt am Deckenventilator und wird erbarmungslos durch den Raum geschleudert. Irgendwie wundert es mich nicht, obwohl es das vielleicht sollte, denn vor noch 2 Minuten stand ich selbst unter dem Teil und da war von der unübersehbaren Gitarre noch nichts zu sehen. Kindisch, dabei sollte man denken, dass wir alle alt genug sind, bessere Streiche zu spielen. Ich schüttele den Kopf, während ich Chacha unschuldig in die Augen blicke. „Vielleicht solltest du mal Hyde fragen.“ „Hä ...“ ist alles was ich über meine Lippen kriege, denn irgendwie scheine ich heute nicht sehr schnell denken zu können. Mir war so, als wäre der Name ’Hyde’ ein fremder, dabei hatte Chacha vollkommen Recht. „Du meinst...?“ Ich grinse und Chacha nickt mit dem Kopf. „Ja, Hyde ist doch in letzter Zeit fast jeden Tag mit Gackt zusammen...“ Wirklich ein hervorragender Gedanke, Chacha. Du bist ein Genie... Darauf hätte ich auch selbst kommen können. „Du meinst, Hyde könnte etwas über diese neue Freundin wissen?“ Als wäre ich auf dem völlig falschen Weg, dreht sich der kleine Mann mit genervter Miene um und geht. Aber mir kam plötzlich ein völlig anderer Gedanke. Ein Gedanke, der mir so gar nicht gefiel. Das bedeutet aber, dass Hyde mehr über Gackt weiß als ICH! ICH sein bester Freund. Seit wir jung waren, sind wir Freunde, und jetzt kommt einfach dieser Winzling Hyde daher und denkt, sich meine Position stehlen zu können. Das kann doch nicht sein... Jeden Tag sehen sie sich? Dabei dachte ich, wenn das mit dieser Single vorbei ist, dann würde ihre Freundschaft auch wieder irgendwie einschlafen, so wie das letzte Mal. Aber wie mir scheint, hat sich diese Freundschaft während der letzten Monate etwas vertieft. Ohne es wirklich zu merken, kommen mir die Tränen. Ich glaube nicht, dass es Tränen der Traurigkeit sind, ... na ja, vielleicht ein bisschen, aber vor allem sind es wohl mehr Tränen der Eifersucht. Mir gefällt so gar nicht, was hier geschieht. „Hey... You! .... YOUUU~!” Der Teufel höchstpersönlich ruft mich, dabei bin ich gerade überhaupt nicht in der Lage, diesem Verräter gegenüberzustehen. Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich wische mir diese winzigen Tränen aus dem Gesicht und springe freudestrahlend aus meinem Versteck. „Jawohl Majestät.“ Gackt sieht mich etwas wütend an. Ah, aber ich weiß schon wieso. „Warum bist du nicht bei der Probe? Du hättest nicht auf mich warten müssen.“ Ich schüttele den Kopf. „Ich war nur in Gedanken und hab die Zeit vergessen.“ Gackts Gesichtsausdruck wird sanfter. Na Gott sei Dank, ... aber eigentlich hätte ich heute mal so richtig Bock gehabt, mit ihm zu streiten. „Dann gehen wir.“ Ja gehen wir, aber glaub ja nicht, dass ich dich jetzt aus den Augen lasse. Und dein Hyde, der soll mir mal unter die Finger kommen, dann werde ich ihm mal zeigen, wer hier Gackts bester Freund ist. ~.~.~.~.~.~.~.~ „Das Konzert heute war perfekt. Ich wünschte mir, du hättest es gesehen“, sprach Gackt mit sehnsüchtigen Unterton in sein Handy. Es vergingen lange Sekunden, bevor am anderen Ende ein leises „Ja“ zurück geflüstert wurde. Die Traurigkeit, die in der Stimme kaum zu überhören war, brachte Gackt zum Nachdenken. Ob alles in Ordnung war? Als er heute Vormittag mit ihm gesprochen hatte, klang Hyde noch ganz anders. Oder fühlte er sich nur allein? Aber warum? Es war erst eine Woche. Eine Woche war Nichts im Vergleich zu den 3 Monaten, die noch vor ihnen lagen. Aber andererseits verspürte er selbst auch eine unerträgliche Einsamkeit, die, gepaart mit schmerzender Sehnsucht, kaum auszuhalten war. Warum hatte er nicht einfach der Idee Hydes zugestimmt und ihn mit auf seine Japantour genommen? Er hätte sich nie vorstellen können, dass eine 3-monatige Trennung von seiner gerade erst neugewonnenen Liebe zu Hyde so schwer fallen würde. Schließlich hatten sie sich in einer Woche verabredet und telefonieren war schon die letzte Woche das, was er neben seiner Arbeit am längsten tat. Aber das Verlangen, den Menschen, den er über alles liebte, jeden Tag zu sehen, war nicht einfach so zu ignorieren. Manchmal zerfraß es ihn innerlich, aber wenn er vor Hyde den Sorglosen spielte, war es wirklich fast so, als wäre nichts. „Haido...“ „Mh?“ Aber was er nie abstreiten konnte war, dass er ihn unglaublich vermisste. Selbst wenn er ihn am anderen Ende seines Handys hörte, konnte er nicht den Wunsch unterdrücken, ihn auch spüren zu wollen. So war es jeden Tag. So war es jede Nacht. Es war schrecklich und unerträglich, ... für ihn, wahrscheinlich auch genauso für Hyde. „Es tut mir leid“, flüsterte Gackt reuevoll. „Was denn?“ fragte Hyde, obwohl dieser genau wusste, wofür diese Entschuldigung war. Er hatte den Jüngeren nie angebettelt, es sich zu überlegen, aber trotzdem hatte er unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ihm nichts ferner lag, als den Sänger auf seiner Tour zu begleiten. Ob es nun alle wüssten oder nicht, war ihm seltsamerweise vollkommen egal gewesen. Nicht so Gackt,... womöglich kam die Entschuldigung dafür. „Na das alles. Dass ich nicht bei dir bin, ... und dass ich dir verboten habe, mit mir mitzukommen.“ Gackt wusste, dass Hyde mit dem Kopf schüttelte, auch wenn er nichts dazu sagte. Er wusste auch, dass der Ältere sofort in den nächsten Flieger steigen würde, wenn er ihn darum bitten würde. Er wusste, wie er sich fühlte und was er gerade dachte. Nur wünschte er sich, dass es nicht so wäre. Gackt seufzte, weil er nicht mehr wusste, was er zu diesem Thema sagen sollte. Er würde lügen, würde er behaupten, dass er den Kleineren nicht bei sich haben wollte. Aber er scheute seltsame Blicke und bohrende Fragen seitens seiner Band. Sie würden sofort merken, was los war, ... und für diese Art Aufklärung hatte er momentan wirklich keine Zeit und den Kopf. „Kannst du das bitte rausschaffen?“ sprach eine weiblich feine Stimme, die Gackt plötzlich über das Handy leise im Hintergrund vernehmen konnte. Verwirrt runzelte Gackt die Stirn. Hatte Hyde am Anfang des Telefonats nicht seine Frage, ob er Zuhause wäre, mit ‚ja’ beantwortet? Aber wenn das stimmte, wer war die Person bei ihm, dessen Stimme er nicht zuordnen konnte? „Haido, wo bist du gerade?“ fragte er deswegen noch einmal geradeheraus. „Ich, ähhh ... ich bin in der ... äh Videothek“, stotterte Hyde etwas unsicher. „Ich wollte mir ... e-einen Film ausleihen und ... und dann ein paar Songs schreiben, ja.“ „Achso.“ Weshalb er zuvor behauptet hatte, er sei Zuhause, wollte Gackt nicht weiter hinterfragen. Er vertraute dem Kleineren und wusste, wie schwer es ihm fiel, allein zu sein. Am liebsten würde er ihm sagen, ’Was willst du denn mit einem Video? Komm sofort zu mir, denn ich vermiss dich so sehr’, aber solche Worte würden erst mal nicht über seine Lippen kommen. Viele würden vielleicht denken, dass er kalt wäre, aber so war es wirklich für alle am besten. Und er wusste ja, dass Hyde spürte, wie er zu ihm stand, dass er ihn liebte und ihn niemals wirklich verleugnen würde. „Ja j-ja genau“, stotterte Hyde weiter. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ kam es besorgt vom Jüngeren. Er konnte nicht abstreiten, dass ihm Hydes plötzliche Nervosität aufmerksam gemacht hatte. „Geht es dir gut?“ „Natürlich, natürlich. Aber wir sollten jetzt Schluss machen, ... wir hören uns dann morgen wieder, ja?“ Als würde er ihn schnellstmöglich loswerden wollen. Aber um es Hyde nicht noch schwerer zu machen, nickte Gackt einfach und versuchte, sich den Vorfall von eben irgendwie innerlich schön zu reden. „Ja, natürlich, Haido“, stimmte er, sich seine Besorgnis, wie ein Profi nicht anmerken lassend, zu. „Bis dann.“ Dann legte der Ältere auf. Verduzt starrte Gackt auf sein Handy. „Bis dann“, flüsterte er zurück und schüttelte den Kopf, als wolle er alle düsteren Gedanken, die sich gerade in seinem Kopf gesammelt hatten, abschütteln wollen. „Wenn etwas nicht stimmen würde, dann hätte er es mir gesagt.“ Mit Worten wie diesen beruhigte er sich. Was sollte er auch sonst tun? Es war nichts passiert, also musste man sich auch keine Gedanken machen. Irgendwann würden es alle erfahren, die es wissen mussten. Er würde sich besser fühlen und sie würden sich nicht mehr verstecken müssen. Dann wären auch Trennungen dieser Art überflüssig. Der Erste, der es erfahren würde, wäre You. Es tat Gackt unheimlich weh, seinen besten Freund bis jetzt diese unheimlich wichtige Sache verheimlicht zu haben. Erst wusste er nicht, wie er es sagen sollte, ohne dass You sofort darüber einen Witz riss, weil er dummerweise erst einmal denken würde, es wäre ein Scherz, und dann war er viel zu beschäftigt gewesen, um mit seinem Freund überhaupt einmal ein wichtiges Gespräch geführt zu haben, und nun waren sie auf Tour. Er hatte soviel um die Ohren. Die Organisation, die Proben und dann noch die 1-2 Stunden, die er für Hyde brauchte, um ihn wenigstens die wenigen Minuten am Tag nah sein zu können. Es entging dem Sänger dabei nicht, dass You in den letzten Tagen versuchte, hinter sein Geheimnis zu kommen. Wie ein Stalker verfolgte er ihn auf Schritt und Tritt und hatte bisher den ein oder anderen Versuch unternommen, sein Handy in einem unbeobachteten Augenblick zu entwenden. Manchmal war es unglaublich amüsant, was sein Freund dafür tat. ~Ja, bald werden es alle erfahren und dann werden wir nicht mehr einsam sein.~ Als hätte es dieses abrupte Ende ihres Telefonats nie gegeben, steckte Gackt sein Handy in die Hosentasche und lächelte. ~Dafür werden die Geschenke diesmal aber noch sehr teuer ausfallen.~ ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So wie ihr seht geht es da weiter, wo „A Song of hopeless Love“ aufgehört hat. Mehr aber mögen wir nicht dazu sagen. Mehr gibt es dann im ersten Kapitel, das nicht wirklich lange auf sich warten lassen wird. Die Kapitel sind nicht mehr so lang wie früher, also können neue Kapitel schneller hinterher geschossen werden. *grins* Nach dem ersten Kapitel werdet ihr schnell kapieren worum es geht, also Geduld. XD~ Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns wieder Kommis schreiben würdet. Mata ne! Eure Tenshis Kapitel 1: Backstage Rumor -------------------------- Kapitel 1: Backstage Rumor Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Kurz vor Weihnachten wollten wir euch schonmal nen kleines Geschenk geben.^^ Wir haben ja gesagt, das es diesmal nicht so lange dauern wird.^^ Danke für die ganzen Kommentare. Es ist immer sehr interessant zulesen, was ihr zu welcher Sache denkt und ob jemand mit seinen Vermutungen richtig liegt.^^ Lest einfach weiter, vielleicht wird ja Hydes Geheimnis gelüftet. ^^ Viel Spaß ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Ein neuer Tag, ein anderer Ort, und doch dieselben Probleme. Seit Beginn der laufenden Tour waren bereits einige Tage mit großen Herausforderungen vergangen. Techniker, Veranstalter, Leute vom Staff rennen und reden beinahe konfus durcheinander. Ein Außenstehender hätte wohl schon längst den Überblick über dieses Chaos verloren. Es musste der Bühnenaufbau besprochen und auch die Instrumente neu aufeinander abgestimmt werden. Behaupten, dass seine Gedanken ganz bei den Proben waren, konnte You trotz des Zeitdruckes nicht. Immer noch musste er über seinen Freund, Gackt, nachdenken. Immer wieder hatte er versucht, selbst herauszufinden, wer diese geheimnisvolle Person am anderen Ende seines Handys war. Ob er sie vielleicht kannte oder sogar schon einmal in Gackts Nähe gesehen hatte. Er wusste selbst nicht, warum es ihn so sehr interessierte, aber möglicherweise war es wirklich nur sein verletzter Stolz, der die letzten Tage etwas unter dieser Geheimniskrämerei gelitten hatte. Sonst war er doch immer die Ruhe in Person. Selbst diese Art von Problem, Missverständnis oder wie auch immer er es nennen könnte, hatte er früher mit Gackt mittels eines ruhigen Gespräches unter Erwachsenen gelöst. Aber dieses Mal schien die Eifersucht, die er spürte, all seine guten Eigenschaften über Bord geworfen zu haben. Das einzige, was er wollte, war zu wissen, wer sie war und warum Gackt ihm nichts von ihr erzählt hatte. Auch wenn er sich mit seinen dedektivartigen Manövern lächerlich machte. Aber egal was er versuchte, irgendwie schien Gackt zu ahnen, was er vorhatte, und deswegen war es bisher beinahe unmöglich, irgendeine wirklich brauchbare Information zu erhaschen. Natürlich hatte er auch versucht, Gackt direkt darauf anzusprechen, aber das vorsichtshalber eher nur im Scherz und er hatte auch tatsächlich mit einem Scherz darauf geantwortet. Immer wieder rief er sich den Rat Chachas ins Gedächtnis ‚Frag doch einmal Hyde’. An sich eine hervorragende Idee, jedoch hatte er bis zum jetzigen Moment nicht den Mut gehabt, den kleineren Freund Gackts anzurufen. Es ging ihm ziemlich gegen den Strich, dass jemand anderes mehr über Gackt Bescheid wusste als er. Hyde einfach anzurufen, würde seinen Stolz verletzen, erst recht, wenn er wirklich etwas wissen sollte. Wie würde es sich anhören, wenn er, der Gackt schon gekannt hatte, als er noch blutjung keinen guten Ton über‘s Mikro brachte, fragte, ob Hyde, der ihn während des Drehs zu einem Film kennenlernte und seitdem auch nicht wirklich viel mit Gackt zutun hatte, wisse, wer die neue Geliebte an der Seite seines allerbesten Freundes ist. Lächerlich, absolut abgrundtief lächerlich. Würde er sich diese Blöße geben? War seine Neugier stärker als sein Stolz, der sich unter seiner eigentlich ruhigen Art bestens versteckt hielt? Nervös kaute You auf seinen Fingernägeln, während er stirnrunzelnd auf sein Handy starrte, das er geistesgegenwärtig aus seiner Hosentasche gezogen hatte. „Ich werde ihn jetzt anrufen“, flüsterte er leise und entschlossen nach einigen langen Minuten Bedenkzeit. Er schlich sich während des Soundchecks von der Bühne, verließ sogar die Halle, um auch wirklich vollkommen ungestört seinen Stolz von sich reden zu können, und natürlich sicher vor Gackt zu sein, der zweifelsohne auch ab und zu mit seiner Anwesenheit ein Dorn im Auge des Gitarristen sein konnte. Er wählte langsam die Nummer des L’Arc~en~Ciel-Sängers, die er mit Hilfe Chachas herausgefunden hatte. Er zögerte kurz, bevor er auf die letzte Taste drückte, die ihn noch vor einer peinlichen Frage trennte. Er war extrem nervös, ja das war er wirklich, obwohl er es gar nicht wollte. Warum war er nervös,... nervös, weil er mit Hyde sprechen musste, oder nervös, weil er höchstwahrscheinlich die Antwort auf seine Frage erhalten könnte, die eigentlich kaum wichtig war. Es ging ganz allein ums Prinzip. Gackt log, und dass er es wusste, war dem Gitarristen seltsamerweise unglaublich unangenehm. Und dieses unangenehme Gefühl machte ihn sauer. Es dauerte lange Sekunden,... eigentlich viel zu lange, aber er hatte Geduld, obwohl er eigentlich nach dem ersten Piepen am liebsten wieder aufgelegt hätte. Inzwischen war er sogar schon verbissen darauf aus, dem Sänger diese Frage zu stellen. War doch irgendwie total egal, was dieser Mann über ihn dachte. Sie kannten sich kaum, trafen sich ab und zu, wenn Gackt beide zu irgendetwas einlud. Ansonsten waren sie sich so zusagen völlig fremd. Am anderen Ende wurde endlich abgenommen. „Hallo?“ der Kleinere sprach sehr leise, flüsterte, als wolle er von jemanden nicht gehört werden. Er schien beschäftigt zu sein, denn die lauten Stimmen im Hintergrund, die das Flüstern des Sängers übertönten, entging You natürlich nicht. „Ja, hi Hyde. Hier ist You.“ „Ahhhh You?“ fragte Hyde mit verwirrt klingendem Ton. „Ja, Gackts Gitarrist“, fügte You unnötigerweise hinzu. „Ja, natürlich. Gackts Gitarrist“, gab Hyde schmunzelnd zurück. You runzelte die Stirn. Hörte sich der letzte Satz, den Hyde gesprochen hatte, doch zu sehr danach an, als würde er sich über ihn lustig machen. „Hast du gerade kurz Zeit oder musst du arbeiten?“ sprach You sofort weiter, ohne weiter auf die peinliche Begrüßung einzugehen. „Ähm,... ja OK, aber lange kann ich leider nicht, hier ist die Hölle los.“ Er schien in einen anderen Raum gegangen zu sein, die Stimmen verstummten, es kehrte eine fast unheimliche Stille ein. „Wo bist du denn gerade? Hört sich ja stressig an.“ „Ich bin gerade im Studio, es gibt gerade nur ein paar technische Probleme, sonst nichts.“ You lächelte etwas zu schadenfroh. Es war ja immer gut zu hören, dass es auf dieser großen Welt noch ein paar Menschen gab, die genauso viel Stress um die Ohren hatten, wie er selbst. Für Gackt zu arbeiten war wohl einer der stressigsten Jobs, aber aus anderer Sicht auch der schönste, den er sich vorstellen konnte. Wenn er sich jetzt nur nicht noch diese zusätzlichen Probleme ausgedacht hätte. Obwohl, … er hatte sie sich nicht ausgedacht. Sie kamen einfach so aus dem Nichts, und waren da, … wo sie noch nie waren. Für ihn war es ein Problem, ein großes Problem, und was wäre er denn für ein Freund, würde er sich nicht wenigsten ein bisschen Sorgen um ihn machen? Genau das war es ja. Er machte sich nur Sorgen. Warum hielt er seine Freundin geheim? Irgendetwas schien also nicht zu stimmen. War sie eigentlich hässlich? Und er traute sich nicht, sie ihm zu zeigen? War sie 30 Jahre älter? Wog sie mehr als 100 Kilo? Was war es? Was war das Problem? „Was gibt’s denn?“ fragte Hyde, den Yous minutenlange Denkpause stutzig gemacht hatte. Dieser schreckte aus seiner Gedankenwelt auf und begann zu stottern „A-ach so, ja… ja, i-ich wollt mit dir über ‘ne …Sache sprechen,... vielleicht weißt du ja da besser Bescheid.“ ~You, einfach geradeaus, nicht um den heißen Brei reden. Du hast keine Zeit. Die Pause ist bald vorbei und irgendjemand wird bald kommen und dich wieder zur Arbeit zwingen...~ „Es geht um Gackt“, presste er fast atemlos über seine Lippen. „Um Gackt? Was...was ist denn los? Geht’s ihm nicht gut?“ fragte Hyde fast panisch besorgt. You runzelte über diese übertriebene Besorgnis die Stirn. Er hatte ja noch nicht einmal kundgetan, um was es ging, und dieser angeblich ach so gute Freund Gackts tat gleich so, als wäre mit ihm etwas Schlimmes passiert. You legte die Stirn in noch tiefere Falten. Konnte es denn tatsächlich sein, dass er eifersüchtig auf den Kleineren war? Nur weil er sich Sorgen machte? Aber damit hatten sie ja dann doch eine Gemeinsamkeit. You schüttelte den Kopf. ~Hör doch endlich auf zu denken und rede einfach~, rief er sich zurück. „Doch, es geht ihm bestens,... zu gut glaube ich.“ ~Ja, es geht ihm zu gut, manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass ihm diese täglichen mysteriösen Handygespräche ungewöhnliche Energieschübe verpassen würden. Denn nicht selten schleppt er sich nach einem Konzert kraftlos zu seinem Handy. Ich bin der vollsten Überzeugung, dass der Sänger an der anderen Seite meines Handys mehr weiß als er vielleicht zugeben möchte und meine Aufgabe ist es nun, es von ihm zu erfahren, egal wie.~ „Hyde?“ sprach You forsch und er merkte sofort, wie er den Älteren damit unsicher machte. Und genau das war sein Ziel. „Ja?“ „Du weißt es doch, oder?“ „W-was?“ kam es nach einem stillen Moment zurück. Wie erwartet, gespielte Unwissenheit. Kein Zweifel. Ein ironisches Grinsen zeichnete sich auf Yous Gesicht ab. „Ach komm schon, ich weiß Bescheid. In letzter Zeit habt ihr euch doch ständig getroffen, also raus mit der Sprache!“ You grinste. Hervorragende Taktik, dafür musste er sich einfach mal selbst loben. Bluffen war zwar noch nie seine Stärke, aber diesmal schien er wirklich unglaublich überzeugend zu sein. „You ich,...“ Aus der Stimme, die zuerst unsicher wirkte, wurde plötzlich ein aufgeregtes Piepsen. You konnte sich regelrecht vorstellen, wie Hyde anfing zu schwitzen, weil er wusste, dass er ihn aus der Reserve gelockt hatte und mit einer Lüge nicht davon kommen würde. Etwas abzustreiten, würde also nichts bringen. Für You hieß es, weiter nachhacken, auch wenn er sich innerlich ein bisschen wie ein hinterhältiges Schwein fühlte. So etwas hatte er schließlich noch nie getan. „Jetzt sag’s schon“, brummte You ungeduldig. Je länger Hyde zögerte, mit der Wahrheit rauszurücken, desto mehr Zweifel hegte er dagegen, ob es richtig war, was er tat. Aber eigentlich hatte Fragen ja noch nie etwas gekostet, wer also sollte es ihm wirklich übel nehmen? „Ich,... ich glaub, Gackt sollte dir das erklären.“ You war genervt. Wie es aussah, wollte Hyde tatsächlich nichts sagen. Aber warum denn? Diese Frage verdrängte nun alle anderen Gedanken aus seinen Kopf. You seufzte hörbar in sein Handy. „Das ist ja das Problem, er sagt ja nichts. Er tut so, als wäre alles normal. Deswegen frag ich ja dich, was da läuft.“ Warum nur wollte ihm niemand was sagen. Warum dieses Geheimnis? Warum nur war er der Letzte, der davon erfahren sollte? War er denn wirklich schon als ‚bester Freund’ abgeschrieben? „Ich,...ich denke, das sollten wir nicht am Telefon besprechen, wir...sagen dir alles, wenn die Tour vorbei ist, OK?“ „’Wir‘ also weißt du tatsächlich darüber Bescheid.“ Ungeduldig nahm You sein Handy in die andere Hand. Hyde schwieg verdächtig. Was sollte er auch sagen? Alles am Telefon ausplaudern, obwohl er mit Gackt was anderes ausgemacht hatte? Kein Wort über ihre Beziehung. Begründung: Es würde You verletzten, jetzt erst davon zu erfahren. Warten bis nach der Tour, denn sonst würde es ihn zu sehr von seiner Arbeit ablenken. Und was war Gackt unheimlich wichtig? Richtig, eine perfekte Tour ohne Fehler und keine Bandmitglieder, die andere Sorgen als das nächste Konzert hatten. Außerdem sollte es dumme Fragen vermeiden, für die er die nächsten 3 Monate einfach keine Zeit haben würde. Lieber heimliche Treffen im Hotel, als hätten sie nur eine verbotene Affäre. Er hatte diesen Bedingungen zugestimmt, weil er mit seiner Meinung, die etwas anders als die Gackts war, keinen Ärger machen wollte. Aber innerlich würde er es You nur zu gern erzählen. Doch wie blöd würde es sich anhören? Hier und jetzt, übers Handy, vollkommen unpersönlich. Hyde schüttelte den Kopf. Das wollte er dem Gitarristen nicht antun und auch nicht Gackt, dessen Vertrauen er damit verletzen würde. „Jetzt sag schon, wer ist sie, wie heißt sie?“ Hyde wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er legte seine Stirn in Falten, als er Yous Satz flüsternd nachsprach.... „’Sie‘? Wovon sprichst du?“ „Na von Gackts neuer Freundin, von was denn sonst?“ „Gackt hat ne FREUNDIN???“ brüllte Hyde sofort fassungslos in das Handy. „Jetzt tu nicht so, als ob du nichts wüsstest“, zickte You genervt zurück, weil er aus irgendeinem Grund das ungute Gefühl hatte, Hyde würde genauso im Dunkeln stehen wie er selbst. „SEIT WANN??“ Hyde war aufgeregt, das konnte You regelrecht an der veränderten Tonlage seiner Worte heraushören. War er etwa genauso enttäuscht, fühlte er sich genauso hintergangen? „Jetzt bleib mal ruhig Hyde, du weißt also wirklich nichts?“ „You, jetzt sag mir, seit wann?“ drängte Hyde den anderen ungeduldig zu einer Antwort. Er bemerkte nicht das er in die unabsichtlich gestellte Falle getappt war. „Ähm, na ja, seid Anfang der Tour.“ „WAS? Aber, ...“ Es kehrte nervöse Stille ein. You wusste kaum noch, was er sagen sollte. Mit einer Reaktion dieser Art hatte er nicht gerechnet. Ja gut, sie waren Freunde und in letzter Zeit vielleicht sogar etwas nähere Freunde, jedoch, dass der Kleinere dermaßen aus der Fassung geraten würde, nur wegen einer vermeintlichen Freundin, war ja wohl kaum zu erwarten gewesen. „Das kann doch nicht sein.“ Abwesend flüsterte Hyde diese Worte, und You konnte die immer größer werdende Enttäuschung regelrecht spüren. Wieso schien dem Sänger diese Hinterhältigkeit Gackts tiefer zu treffen als ihm? Was lief hier ab? War er im falschen Film? „Hyde?“ „Ich....“ Auf einmal beschlich You ein unglaublich schlechtes Gewissen, als er Hydes Stimme so verloren und irgendwie auch traurig, als eine Art Gefühlsverletzung interpretierte. Er wusste nicht warum, aber nun wünschte er sich, er wäre seiner normalen feigen Art erlegen gewesen und hätte den Älteren doch nicht angerufen. Er hätte ihm nichts sagen sollen, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte, wieso er es nicht wissen sollte. Aber wie genau er sich fühlte, das wusste er. Er war enttäuscht, genauso wie er selbst. „Ich,... muss jetzt aufhören...“ „Äh, ja OK, aber...“, war das einzige, was You darauf erwiderte. Er wusste einfach nicht, was er sonst hätte sagen können. Er schämte sich dafür, dass er einen anderen Menschen mit einer so unwichtigen Frage aus der Fassung gebracht hatte. „Bis dann...“, flüsterte Hyde, bevor You überhaupt den Gedanken an ein paar Worte parat hatte. „Hyde?“ Er hatte das Gespräch beendet. „Aufgelegt...“ Also wusste nicht einmal Hyde irgendetwas. Dabei war dieser vor der Tour oft mit Gackt unterwegs gewesen. Kein Wunder also, diese Enttäuschung. You bekam ein seltsames Gefühl. ~Verdammt Gackt, was soll der Mist? Warum sagst du deinen besten Freunden nichts mehr. Moment Mal, nur ICH bin sein bester Freund. Aber trotzdem. Da ich ja hier an der Quelle bin, werde ich weiter versuchen, hinter das Geheimnis zu kommen. Gackt, du kennst mich, und du weißt, dass ich es wissen will.~ * „Gackt, kann ich dich mal kurz sprechen?“ murmelte You, der sich mitten in ein wichtiges Gespräch zwischen Gackt und einem weiblichen Staffmember drängte. Er hatte sich nun endlich dazu überwunden, den Sänger direkt zu fragen, was das alles sollte, warum er Geheimnisse hatte, warum er mit niemandem mehr zu sprechen schien. Er war erleichtert gewesen, als er durch das Gespräch mit Hyde herausgefunden hatte, dass dieser auch nichts wusste und gleichzeitig wurde er sauer auf Gackt persönlich, weil dieser ein so gut behütetes Geheimnis pflegte und ihn bewusst damit an der Nase herumführte. Stur stand er neben Gackt und starrte ihn an. „Gackt, ich muss mit dir reden.“ Der Angesprochene ignorierte ihn aber und führte das Gespräch mit der hübschen Frau weiter, als würde er seinen Freund, der neben ihn stand, gar nicht bemerken. „Gackt!“ nervte er etwas lauter weiter. „You, ich muss gerade etwas sehr Wichtiges besprechen wegen des heutigen Konzerts, das siehst du doch. Wir können nachher reden.“ „Aber...“ Unsanft wurde You an seinem Arm weggezerrt. Obwohl er wusste, dass es Chacha war, der ihn von Gackt wegzog, versuchte er sich zu wehren, jedoch der Kleinere machte unmissverständlich klar, dass es klüger war, sich vorerst zurückzuziehen. „Hey, was soll das Chacha, ich wollte gerade mit Gackt sprechen.“ „Ja, aber du siehst doch, dass er gerade zutun hat.“ Wütend blickte You auf den Kleineren hinab. „Und es geht bestimmt wieder um diese nervige ‘Gackt-hat-ne-neue-Freundin‘-Geschichte, oder?“ meinte Chacha. Es war ersichtlich, dass er von dem Thema genervt war, vor allem, da You soviel Energie in eine eigentlich unwichtige Sache steckte, anstatt sich auf das bevorstehende Konzert vorzubereiten. „Ja, ganz genau, ich will endlich wissen, wer sie ist“, antwortete You und wollte zum Gehen ansetzen, jedoch packte Chacha ihn fest am Arm und zog ihn nochmals zurück. „Hast du denn schon mit Hyde geredet?“ „Ja, gerade eben. Er wusste auch nichts von einer Freundin und war genauso enttäuscht von Gackt gewesen, wie ich. Er wäre beinahe ausgeflippt. Komisch der Typ.“ Das Erstaunen im Blick des langhaarigen Gitarristen wandelte sich blitzschnell zu einer seltsamen Besorgnis. „Oh je...“ murmelte Chacha. „Was?“ Wie aus seinen Gedanken gerissen, schüttelte er nur mit dem Kopf und fuchtelte mit seiner dünnen Hand vor dem Gesicht. „...nichts...“ „Ich wollte ja Gackt gerade direkt darauf ansprechen, aber du musst mich ja daran hindern, warum auch immer.“ Sein Blickt schweifte zu seinem Freund hinüber, der noch immer mitten im Gespräch mit der äußerst hübschen Frau war. Jedoch schien es grade nicht mehr so recht um die Arbeit zu gehen, denn das laute Lachen Gackts schien mehr auf irgendeine andere Sache als die Arbeit bezogen zu sein. Dazu kam auch noch, dass die Frau verschüchtert lächelte. „Für mich sieht das da nicht nach ein wichtiges Gespräch wegen des Konzerts aus, sondern eindeutig nach einem Flirt.“ Ein lautes Krachen neben ihnen erschreckte die beiden Musiker. Sofort bemerkten sie einen Elektriker, der aus Ungeschicklichkeit sein Werkzeug fallengelassen hatte und sich bereits daran machte, sein Missgeschick vom Boden zu sammeln. You grinste, weil er merkte, wie der Mann nervös um sich schaute und schließlich die beiden Gitarristen erblickte. Vor Scham senkte er seinen Blick und schüttelte den Kopf. „Unsere Leute hier sind auch nicht mehr das, was sie früher einmal waren, oder?“ grinste Chacha ebenfalls, bevor You ihn leicht anstubste. „Komm, wir haben gerade eh nichts zu tun, machen wir uns mal nützlich.“ You hockte sich nieder, nahm einige der Gerätschaften und tat sie dann wieder in den Koffer des Elektrikers, dessen Verwirrung den Höhepunkt erreicht haben zu schien. Ja, wann kam es auch schon mal vor, dass sich Stars höchstpersönlich bemühten und einem ganz normalen, popligen Arbeiter halfen. Schnell war alles wieder vom Boden aufgesammelt. You klopfte dem kleinen Japaner, der mit seinem tief ins Gesicht gezogenem Käppi ununterbrochen zu Boden geblickte hatte. Wahrscheinlich war es ihm zu peinlich gewesen, den Gitarristen in die Augen zu sehen, während sie gemeinsam mit ihm aufräumten. „Pass das nächste Mal besser auf.“ Ein schüchternes „Arigato“ kam zurück, danach verschwand er auch schon mit seinem Werkzeug im Koffer. * „Endlich mal etwas Ruhe“, kam es seufzend von dem Solo-Sänger, der sich entspannt auf dem Stuhl vor dem Spiegel in seiner Umkleidekabine setzte. Egal wie schön es doch war durchs Land zu touren, seine Musik auszuleben und damit das zu tun, was ihm am besten lag, so stressig war es auch, obwohl er selbst sich wohl niemals über seinen eigenen Perfektionismus beklagen würde. Aber diesmal kam nun auch diese schreckliche Sehnsucht hinzu, die er nur kurzzeitig mit irgendeiner anderen wichtigen Tätigkeit vergessen konnte. Nur zu gern würde er alles dafür geben, die kurze Pause, die er gerade genoss, gemeinsam mit seinem geliebten Hyde zu verbringen. Zu schön wäre es, wenn der Ältere einfach so durch diese Tür käme und ihn mit einem zuckersüßen Lächeln begrüßen würde. ‘Ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten‘, würde der Kleinere dann sagen und ihn küssend um den Hals fallen. Stattdessen aber würden sie heute auch wieder nur telefonieren. Es war nichts im Vergleich zu diesem Tagtraum, den er gerade hatte, aber alles, was zurzeit möglich war. Er freute sich auf das Telefonat, auch wenn ihm das kaum genug war. Das zaghafte Klopfen an der Tür überhörte er fast, so sehr war er in sein Gedanken an Hyde vertieft. Nicht mehr lange und diese Stille war sowieso zu Ende. Sobald diese Tür aufging. Dann war es wieder irgendein Staffmember, der irgendetwas von ihm wollte. Aber irgendwie war ihm jede Ablenkung ja auch recht, die ihn aus seiner Einsamkeit herauszog. Ohne dass er den Klopfenden herein bat, wurde die Tür von einen schüchtern wirkenden Mitarbeiter geöffnet, der sofort, ohne den Sänger anzusehen hineintrat. Mit fragendem Blickes sah er den Mann an, deren Gesicht er nicht erkennen konnte, Haare und Mütze bedeckten nämlich dieses und sein Blick war stets Richtung Boden gerichtet, nachdem er sich respektvoll verbeugte. „Entschuldigen Sie Gackt-san. Ich sollte hier in dieser Umkleidekabine nach dem Strom und Licht schauen.“ Skeptisch sah Gackt die große Lampe an der Denke und auch an den Spiegeln vor sich an. „Was soll denn damit sein?“ „Es ist wahrscheinlich nur ein Wackelkontakt, der ist schnell behoben.“ Wackelkontakt? Aber es war doch alles in Ordnung, seit sie hier angekommen waren. Aber wenn er meinte, dann sollte er sich natürlich auch keinen Zwang antun, schließlich tat dieser Mann auch nur seine Arbeit. Mit einem zustimmenden Nicken signalisierte Gackt dem Mann, dass er loslegen konnte. Ein Wunder eigentlich, dass dieser überhaupt sein Nicken bemerkt hatte, denn seit er den Raum betreten hatte, würdigte er den Sänger keines einzigen Blickes. Mit zielstrebenden Schritten trat der Mann an die Ablage vor einen der Spiegel, weit entfernt von dem, an dem Gackt selbst saß, und legte dort sein Werkzeug ab. Gackt beobachtete die Handlung des Elektrikers, die ihm persönlich etwas zu nervös rüberkam, bis seine Aufmerksamkeit durch ein weiteres Klopfen an der Tür abgelenkt wurde. Die Frau, die vor wenigen Stunden schon einmal mit Gackt gesprochen hatte, kam in die Umkleidekabine. Sie lächelte den Sänger an. Und obwohl ihr Anliegen im Moment rein beruflich war, konnte selbst Gackt deutlich spüren, dass sie etwas mehr für ihn empfand als nur Freundschaft oder kollegialen Respekt. Schließlich kannte er sie schon einige Jahre und ein gewisses Gespür für menschliche Gefühle hatte er auch. „Wir haben die Änderungen vorgenommen“, lächelte die Frau mit dem dunkelbraunen, langen Haar und deutete daraufhin an, dass er ihr folgen sollte. Gackt, der einen prüfenden Blick auf den verzweifelt wirkenden Elektriker warf, nickte kurz. Ein leises Fluchen kam aus der Ecke, dann fielen die Lampen der Spiegelbeleuchtung aus. ~Ein Elektriker, der funktionierende Lampen zunichte macht~, dachte Gackt schmunzelnd, bevor er sich an den kleineren Mann wandte. „Was machen Sie da eigentlich? Sie scheinen von ihrem Beruf nicht sehr viel Ahnung zu haben“, stellte Gackt protzig fest. „Ich sagte doch, das ist leicht zu beheben, lassen Sie mich nur meine Arbeit machen.“ Dann ein Knacken, das nichts Gutes erahnen ließ. Es war unschwer zu erkennen, dass gerade etwas an der teuer aussehenden Spiegelbeleuchtung abgebrochen war, und das, obwohl an dieser Lampe vorher keinerlei Mängel ersichtlich gewesen waren. „Nun passen Sie doch bitte auf. Sie machen ja mehr kaputt als ganz. Eigentlich brauche ich diese Beleuchtung noch, denn ich habe hier nachher ein Konzert, wissen Sie? Oder wollen Sie später mit einer Taschenlampe hinter mir stehen?“ „Passen Sie mal lieber auf, dass ich nicht gleich total aus meiner Haut fahre“, kam es zornig von dem Mann, der tatsächlich irgendwie wütend auf Gackt selbst zu sein schien. Und Gackt, der glaubte sich verhört zu haben, blickte den Mann verduzt an. Ein seltsamer Elektriker, der noch nicht mal in der Lage war, eine Lampe zu reparieren, machte ihn völlig grundlos auf die unverschämteste Art und Weise an. Was nahm sich dieser Mann eigentlich heraus? Drohte ihm, obwohl er selbst an seiner Ungeschicktheit schuld war. Ja, eigentlich hatte er mit diesem Mann, der zum Personal der Halle gehörte, rein gar nichts zu tun. „Ich möchte eigentlich nicht laut werden, aber wenn Sie so weiter machen, werde ich diese Unhöflichkeit und Unfähigkeit melden. Wie es dann mit Ihnen weiter geht, liegt nicht mehr in meiner Hand“, drohte Gackt mit ruhiger Miene zurück. „Machen Sie doch was Sie wollen, aber vergessen Sie dabei Ihre glühenden Verehrerinnen bloß nicht. Vielleicht haben Sie es mit denen ja leichter als mit mir“, kam es aufbrausend vom Mann, der nun hektisch sein Zeug zusammenpackte. „Sagen Sie mir Ihren Namen…“ „Entschuldigung, falls ich mich hier einmische, aber...“, fiel die Frau, die bislang die ganze Zeit im Türrahmen gestanden hatte, Gackt ins Wort. Der Mann schüttelte mit dem Kopf. „Tun Sie sich keinen Zwang an, mischen Sie sich nur ein, aber ich bin hier fertig. Ich lasse Sie dann sogar allein, mit diesem Lügner.“ „Jetzt hören Sie mal…“, brüllte Gackt, während der Kleinere mit gesenktem Gesicht das Zimmer verließ. Im Vorbeigehen ließ es sich dieser aber nicht nehmen, der schlanken Frau einen bösartigen Stoß in die Seite zu verpassen, der für einen Außenstehenden natürlich mehr wie ein Versehen zu deuten war. Als Gackt das sah, wollte er ihm hinterher stürzen, jedoch die Frau hielt ihn lächelnd am Arm fest. Dann fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss und es kehrte Ruhe ein. „Lassen Sie!“ flehte die junge Frau. „Menschen in dieser Berufsgruppe haben‘s oft nicht so leicht. Wahrscheinlich Probleme mit der Familie oder zu wenig Geld. Lassen wir ihn einfach in Ruhe.“ „Aber… er hat Sie körperlich verletzt.“ „Tat doch kaum weh“, sprach sie, während sie ihren Kopf leicht schief legte. Gackt schmunzelte. Trotzdem, so etwas durfte nicht geduldet werden. Etwas Respekt und Höflichkeit war ja wohl nicht zu viel verlangt. Seine Verwirrung über dieses nichtakzeptable Verhalten einiger Personen hier an Bord dieses überfüllten Schiffes, war ihm leicht anzusehen. „Ähm,.... Sie wollten sich doch noch die Änderungen ansehen“, unterbrach sie die gereizte Stille, war jedoch vorsichtig und zurückhaltend gegenüber dem Sänger, da sie wusste, dass dieser leicht wütend werden konnte, wenn man ihn beim Nachdenken unterbrach, vor allem nach so einer seltsamen Situation. „Ja ja, gehen Sie schon mal vor, ich muss noch kurz was erledigen.“ Damit drehte er sich um und fuhr sich gestresst durch die Haare. Nur das leise Klacken des Türschlosses ließ ihn wissen, dass er wieder allein war. Endlich,... er setze sich auf seinen Stuhl, auf dem er sich vor wenigen Minuten schon gemütlich gemacht hatte, und schloss die Augen. Zur Beruhigung atmete er noch zwei Mal tief durch, dann zog er sein Handy aus der Hosentasche, klappte es auf und wählte die erste Nummer im Telefonbuch. Er ließ es tuten, drei Mal, vier Mal… Das lange Warten war ihm unerträglich und das nervige Tuten reizte ihn noch mehr. Er ließ es weiter tuten bis der Anrufbeantworter ranging. Dann legte er enttäuscht auf. Müde sah er auf das Display, auf dem nun das lächelnde Gesicht der Person erschien, an die er die ganze Zeit denken musste. Er wünschte sich so sehr, seine Stimme zu hören, zu wissen wo er war und was er gerade tat. Ob es ihm gut ging. „Haido, wo bist du? Ich... vermiss dich so.“ * „Der kann mich mal“, murmelte Hyde, der wütend sein vibrierendes Handy in die Hosentasche steckte, während er den Koffer in der anderen Hand auf dem Boden abstellte. „Takasawa-san, würden Sie bitte kommen?“ bat ihn ein großer Mann, den Angesprochenen in Richtung Bühne wies. „Gackt-san hätte gern eine Veränderung am Licht, aber etwas scheint an der Stromversorgung nicht zu stimmen. Könnten Sie sich das bitte ansehen?“ Hyde nickte nervös. Er sollte so schnell wie möglich von hier verschwinden, bevor er aus Eifersucht noch mehr zu Bruch gehen ließ. „Einen Moment, ich komme gleich“, vertröstete er den jüngeren Herren, während er an seine erfolgreiche Flucht dachte. Ein Nicken und er verschwand vortäuschend hinter der Tür zu den Männerklos. „Gackt-san will dies, Gackt-san will das“, flüsterte Hyde angepisst, während er sich in eine Kabine einschloss und begann sich seiner Verkleidung zu entledigen. Und schon wieder fing sein Handy an zu vibrieren. „Und jetzt will er auch seinen Frust an mir ablabbern.“ Er schüttelte den Kopf. „Nicht mit mir.“ Entschlossen entledigte er sich des Anrufes, indem er sein Handy ausschaltete. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So, schon wieder Ende. ^^ Wir denken ihr wisst jetzt alle was Haido da abzieht, oder? *zwinker* ^.~ Und das mit dieser Frau bei Haido bei dem Handygespräch im Prolog,…die war eigentlich total bedeutungslos gewesen. XD Wir hätten ehrlich gesagt nie gedacht, dass ihr diese Frauenstimme so ernst nehmen würdet.^^ Wie ihr euch jetzt vielleicht denken könnt, gehörte diese Frau auch schon zum Personal, genauso wie der große Mann der hier aufgetretten war. Freuen uns aber tortzdem das ihr unsere Kapitel so aufmerksam lest. ^^ Ja, wir hoffen ihr seid weiterhin mitdabei und wollt wissen, wie es weitergeht.^^ Wir freuen uns über jeden Kommi.^^ Wir wünschen euch allen Frohe Weihnachten und auch schon mal nen guten Rutsch in`s neue Jahr. ^__^ Nen neues Kapitel wird es sicherlich erst 2009 geben. Bis dann.^^ Eure Tenshis Kapitel 2: Backstage Spion -------------------------- Kapitel 2: Backstage Spion Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Da sind wir wieder. Mit einem neuen Kapitel im Gepäck. Wir hoffen ihr habt wieder ein bissel Bock zum lesen. Dôzo! PS: Ja natürlich verstellt Hyde seine Stimme um unerkannt zu bleiben. Und seine Verkleidungen sind auch so präpariert das Gackt nichts sehen kann das ihn auf Hyde bringen könnte. Hyde schauspielert auch etwas in seinem Verhalten und Art zu gehen. Im letzten Kapitel konnten wir das noch nicht so beschreiben, weil ja erst ganz zum Schluss des Kapis offiziell werden sollte das es wirklich Hyde ist. Und wieso sollte Gackt denn sofort erkennen das es Hyde ist, wenn er felsenfest daran glaubt dass dieser 100 Kilometer weit weg rumsitzt?^^ PPS: Seit wann Hyde sich mit auf „Tour“ befindet erfahrt ihr zu einem späteren Zeitpunkt.^^V Viel Spaß beim nächsten Verwirrspiel. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ „Warum bist du nur so verbissen darauf, zu wissen mit wem Gackt zusammen ist?“ murmelte Chacha, der You am Mittagstisch gegenübersaß, genervt. Er schaufelte sich einen großen Klops Klebreis in den Mund und blickte dem Größeren fragend in die Augen. You, der schlaff auf seinem Stuhl saß, schien verzweifelt. „Weil ich es nun mal aus Prinzip wissen will. Weil er es mir verheimlicht. Weil ich ihn beschützen muss, … wie immer.“ Chachas Pupillen blickten irritiert hin und her. „Wieso denn beschützen?“ „Jetzt frag doch nicht so blöd“, seufzte You, der desinteressiert seine Essstäbchen in die Hand nahm und im Reis rumstocherte. „Also ich weiß nun wirklich nicht, was an dieser Frage blöd war. Für mich klingt es, als würdest du Gackt vor einem menschenfresssenden Monster retten wollen.“ You ließ die Stäbchen fallen und blickte entgeistert in das Gesicht seines Gegenübers. „Und weiß man‘s? Woher willst du wissen, ob es nicht wirklich ein Monster ist? Er will uns nicht sagen, wer sie ist, also schämt er sich für sie. Womöglich hat sie eine große Nase, schiefe Zähne, pickelige Haut und abstehende Ohren, eine tiefe Stimme, pummelige Finger, und ist schon schwanger.“ Chacha konnte sich das Lachen, das ihm wie ein Krabbeltier den Bauch hinaufkroch, nicht verkneifen. „So sieht sie also in deiner Vorstellung aus, ja?“ Schweigen auf der anderen Seite des Tisches. Selbst You konnte es nicht glauben, dass Gackt sich tatsächlich eine Frau in dieser Beschreibung angeln würde, aber für ihn stand nun mal felsenfest, dass an der Sache etwas gehörig faul sein musste. „Und du glaubst wirklich, dass das Gackts Frauengeschmack trifft, ja?“ Der Jüngere schüttelte den Kopf. „Genau das ist doch das Problem. Da sie nicht mit ihrem Aussehen punkten kann, hat sie ihn manipuliert. Er ist gefangen und deswegen muss ich ihn retten.“ Chacha war erstaunt, aber er sah dem anderen auch genau an, dass dieser es tatsächlich ernst meinte. „Aber wenn er diese Person nun wirklich liebt…“, murmelte der Kleinere, während er ernst auf seinen Teller starrte. „Dann muss ich ihn trotzdem davon abraten. Allein schon wegen seines Rufes. Wie sieht es denn aus, wenn der Prinz Japans, eine fette Schreckschraube schwängert?“ Beinahe hätte sich der kleinere Gitarrist an seinen Happen Reis verschluckt, den er sich gerade genüsslich in den Mund geschoben hatte. You hatte in letzer Zeit die mehr oder weniger wertvolle Gabe erlangt, mit seinen Vermutungen über Gackts hässliche Vogelscheuche den Vogel abzuschießen. Immer wilder wurden seine Spekulationen und Vorstellungen über ihr Aussehen, dass es Chacha kaum noch ohne Lachkrampf zu den Proben schaffte. „Glaub mir You. Er wird ‘sie‘ ganz bestimmt nicht schwängern“ prustete der Ältere heraus. Ihm war wirklich schleierhaft, wie sein Freund nur auf diese völlig absurden Ideen kam. Aber noch schleierhafter war es ihm, wie You nur die tatsächliche Wahrheit stur übersehen konnte. Sie war offensichtlich, obwohl sie von den beteiligten Personen bisher meisterhaft verheimlicht wurde. Und trotzdem wusste er es. War er denn etwa wirklich der einzige, der die ganze Sache durchschaut hatte? * „Noch 20 Minuten bis zum Intro“, brüllte jemand in die Umkleidekabine GacktJOBs. Es wurde das letzte Mal über das Haar gefahren, die Klamotten gerichtet und in den Spiegel gesehen, dann rannten Gitarristen, Bassist und Drummer aus dem Raum. Gackt, der noch von seiner Stylistin frisiert wurde, starrte konzentriert in den Spiegel, dachte an den Ablauf des ersten Songs, die Tanzschritte und den Text. Eine perfekte Performance war das A und O, das er jeden Tag von seinen Leuten und auch von sich selbst abverlangte, auch wenn es einem mal nicht sonderlich gut ging. Er war müde, nicht wegen des Stresses, sondern weil ihm Hyde, das letzte Telefonat mit ihm und die Tatsache, dass er seitdem nicht mehr an sein Handy ging, nicht aus dem Kopf gehen wollte. Er hatte sich selbst dazu gezwungen, sich keine Gedanken darüber zu machen, doch je sturer er es verdrängte, desto schlimmer wurde es. Das Dumme war, dass er gerade solche Gedanken während einer Tour so gerade nicht gebrauchen konnte. Wie sollte er perfekt sein, wenn es sein Kopf nicht war? „Sind sie bald fertig?“ murmelte Gackt ungeduldig sein Spiegelbild an. „Ja sicher. Einen Moment…. So jetzt.“ Gackt sah die Frau hinter sich nicken, dann stand er auf und wollte wie seine Band durch die offenstehende Tür verschwinden, wäre ihm die Frau nicht gerade im selben Moment in den Weg gesprungen. „Was soll das?“ er konnte ihr gerade noch so ausweichen, packte sie an den Schultern und wollte sie beiseite schieben, doch dann spürte er, wie ihm die junge Frau schluchzend in die Arme fiel. „Bitte, …“, weinte sie, achtete jedoch akribisch genau, dass sein Bühnenoutfit nicht mit ihren Tränen in Berührung kam. „Was soll den das? Ich muss auf die Bühne.“ Verwirrt versuchte er sie aus seinen Armen zu ziehen, sie jedoch klammerte sich wie ein Affe an seine Brust. „Bitte beachten Sie mich doch nur einmal. Seit fast zwei Wochen frisiere ich Ihnen die Haare und Sie haben mich nicht einmal angesehen.“ Gackt verdrehte die Augen. Nicht schon wieder so eine, dachte er, während er es aufgab, sich gegen sie zu wehren. Es war nicht das erste Mal, dass ihm urplötzlich fremde Frauen in die Arme fielen, die entweder unsterblich in ihn verliebt waren oder einfach nur mal wissen wollten, wie es sich anfühlte, an der Brust des national bekannten ‚Prinzen‘ zu liegen. Wie man aus dieser manchmal etwas heiklen Situation kam, war für Gackt schon fast Routine. Statt sie von sich zu schieben, legte er seine Arme um sie und flüsterte. „Das stimmt doch gar nicht. Ich sehe sie doch jeden Tag, wie sie mit einem Leuchten in den Augen meine Haare stylen. Sie sehen es nicht, aber ich beobachte Sie, während Ihrer Arbeit. Sie tragen jeden Tag diese Kette mit dem grünen Stein und ihr Haar wellt sich leicht, wenn es nach einem Regentag in diesem Räumen trocknet.“ Gackt spürte zufrieden, wie sie darauf ansprang. Zudem log er noch nicht einmal. Vielleicht wollte es nie einer bemerken, doch er war schon immer ein sehr aufmerksamer Mensch gewesen, der seine Umgebung stets genauestens beobachtete. Er war der erste, der es bemerkte, wenn jemand mit einem neuen Ohrring auftauchte und der letzte, der sein Erstaunen über etwas Neues kundtat. Deswegen wahrscheinlich die missverständliche Annahme, ihm würden Leute, die nicht seine Freunde waren, nur wenig interessieren. Die junge Frau war erstaunt über Gackts zutreffende Beobachtungen. Sie drückte ihn fester, während Gackt darauf ein Lächeln zurückgab, das sie nicht sehen konnte. Sie ging ihm knapp über die Schultern, hatte sogar dieselbe Haarfarbe wie ‘er‘ und trotzdem war es nicht dasselbe, wie wenn er Hyde auf dieselbe Art umarmte. Es fehlte definitiv das Gefühl, verstanden zu werden. Er vermisste ihn unglaublich. Gackt starrte sehnsuchtsvoll in den Spiegel, während er immer noch seinen Arm um die Schultern der Frau gelegt hatte, als er das Klingeln seines Handys hörte und es sofort von der Ablage neben sich ergriff. Die Frau ließ sich kaum stören, nicht einmal, als Gackt gar nicht mehr bei der Sache war, stattdessen das Display seines Handys begutachtete und daraufhin etwas aufgeregt schien. Er nahm ab, sagte aber kein Wort. Das wäre auch kaum möglich gewesen, denn am anderen Ende wurden sofort Fragen gestellt. „Wo bist du? Was machst du gerade?“, flüsterte Hyde am anderen Ende. Gackt musste sich anstrengen, die geflüsterten Worte korrekt zu verstehen, dazu kam auch noch, dass er über diesen „Überfall“ etwas erschrocken war. Er begann zu stottern. „Ich ähhh … ich … i-ich… muss gleich auf die Bühne und bin grad dabei mich umzuziehen und…“ „Bist du allein?“ „Ja…“ antwortete Gackt reflexartig darauf, ohne sich dabei wirklich im Klaren zu sein, dass er log, denn eigentlich kreisten seine Gedanken eher darum, wieso Hyde ihm diese Fragen stellte. „Was machst du jetzt genau in dieser Sekunde?“ „Hyde was soll das?“ „Sag schon?“erwiderte Hyde und Gackt konnte aus seinem brummigen Flüstern sehr gut heraushören, dass er sauer war. „Ich bin auf dem Weg zur Bühne“, log er diesmal bewusst. Hätte er die Wahrheit gesagt, dass er einer verliebten Frau den Rücken streichelte,… er konnte sich nur vage vorstellen, was er dann alles hätte erklären müssen, und das 15 Minuten vor dem Konzert. Nein, da log er lieber und hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Für ihn war diese Situation nichts weiter als eine Art Aufgabe, die sein Job so mit sich brachte und die er auch mit guten Gewissen erledigen musste. Er fühlte nichts bei dieser Umarmung, deswegen war sie so belanglos, dass er niemals ein Wort darüber verlieren würde. Außerdem würde er es morgen sowieso schon wieder fast vergessen haben, bis es das nächste Mal passieren würde. Und ein nächstes Mal gab es immer und immer wieder. „Du lügst!“ damit legte Hyde auf. Gackt glotzte verdutzt auf sein Handy, dann schob er die Frau aus seinen Armen und verließ wortlos die Umkleidekabine. Schon wieder eine Situation, die er sich nicht erklären konnte. Nun würde er das Konzert mit dunklen Gedanken hinter sich bringen müssen. Was war denn nur los? Sie hatten sich fast zwei Wochen nicht gesehen und trotzdem schienen sie sich zu streiten, aus einem Grund, der Gackt vollkommen schleierhaft war. Es war ja fast so, als hätte Hyde ihn dabei beobachtet, wie er mit der Frau eine Umarmung geteilt hatte. Aber wie sollte das möglich sein? Sie waren hunderte Kilometer weit weg von Tokyo und Hyde sollte eigentlich schwer an seinem neuen Album arbeiten. Gackt stoppte und sah sich prüfend um. Keiner da. Nicht einmal einer seiner Bodyguards oder irgendeiner der irgendwelche Papiere mit sich rumschleppte. Nur die Stylistin in der Umkleidekabine. Eigentlich schon etwas seltsam, da er die meiste Zeit des Tages von mindestens einem Duzend Menschen umgeben war. Gackt rannte zurück in die Umkleidekabine, blickte die Wände entlang, untersuchte die Schränke gegenüber des Spiegels, sogar den einen einsam wirkenden Blumenstrauß neben der Tür. „Keine versteckte Kamera“, flüsterte Gackt und bemerkte gar nicht, wie die Stylistin ziemlich verdutzt seine Suchaktion beobachtet hatte. Ein irres Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er merkte, auf was für absurde Ideen er gerade gekommen war. Hyde würde ihn bespitzeln, mit versteckten Kameras in seiner Umkleidekabine. Völlig unmöglich, denn das würde ja auch bedeuten, dass sich ein Spion unter seinen Leuten befinden würde. „Ein Spion“, flüsterte Gackt, als würde ihm soeben ein Licht aufgegangen sein. „Dieser Elektriker von vorgestern.“ Nachdenklich verließ Gackt die Umkleidekabine. Natürlich. Wenn es tatsächlich ein Spion geben würde, dann konnte es nur dieser seltsame Typ von vorgestern gewesen sein. Gackts Grinsen wurde breiter. „Ich wusste doch die ganze Zeit, dass mit dem Mann was nicht stimmte.“ Doch dann kam ihm ein anderer, sehr beunruhigender Gedanke. Warum sollte ihn Hyde bespitzeln? Warum sollte Hyde einen Typen engagieren, der versteckte Kameras installierte? Gab es irgendeinen Grund, wieso der Ältere ihm misstraute? Hatte er irgendetwas getan, dass Hyde denken ließ, er würde ihn betrügen? Dieser Gedanke bereitete Gackt große Kopfschmerzen. Er würde nach dem Konzert unbedingt herausfinden müssen, ob seine Vermutungen stimmten. Er würde sich den Elektriker zur Brust nehmen müssen. Aber wie sollte er ihn zum sprechen bringen? Folterungen waren illegal, und für eine Erpressung hatte er nichts in der Hand. Die einzige Möglichkeit war, ihn mit viel Geld zu locken. Gackts Lachen glich dem eines Teufels, als er sich ausmalte, wie er die ganze Sache spielend einfach aufdecken würde. Hyde war schlau, aber sich mit dem großen Gackt anzulegen, war eine dumme Idee gewesen. Eine passende Strafe dafür brauchte keine langen Überlegungen. Hyde würde um Gnade winseln müssen. Er jedoch würde sich mit dieser ‘Gnade‘ viel viel Zeit lassen. Und dann wäre eine Erklärung für dieses unbegründete Misstrauen angebracht. Er hatte sich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Er hatte ja noch nicht einmal daran gedacht, sich eine Frau näher anzusehen. Eigentlich müsste er es sein, der sich Sorgen um die Treue des anderen machen sollte. Hyde hatte gelogen, als er behauptet hatte, allein zu Hause zu sein, aber in Wirklichkeit in Gesellschaft einer unbekannten Frau war. Ob nun Film ausleihen wirklich der Wahrheit entsprach sei dahin gestellt. Etwas stimmte schon an diesen Tag nicht, das hatte er spüren können. Er hatte nicht weiter darüber nachgedacht, weil ihm sein Vertrauen zu Hyde unerschütterlich war. Aber war es andersherum genauso? Gackt schloss die Augen, bedeckte sein Gesicht mit den Händen und seufzte. Wo sollte das alles nur hinführen? „Gackt! Wo bleibst du denn? Es geht gleich los“, wurde der Sänger aus seinen tiefen, dunklen Gedanken gerissen. You, der ihn fragend ansah, stand am anderen Ende des Ganges. Richtig. Es war keine Zeit, um komplizierten Gedanken nachzuhängen. Er hatte einen Job zu erledigen. Erst danach würde er sich um das ‘Problemchen‘ kümmern können. Gackt schüttelte den Kopf, atmete tief durch und versuchte zu lächeln. „Ich komme.“ * Gackt war kaum verschwunden, da brummte es plötzlich unter dem Tisch, der mit einer langen, weißen Tischdecke überzogen und mit allerlei Leckereien für Zwischendurch gedeckt war. „Dieser elender Lügner.“ Wütend hockte Hyde dort, seit länger als einer Stunde, um seinen Liebsten dabei zu beobachten, wie dieser die Frauen um sich herum zu sabbernden Puppen machte. Und natürlich auch um diese ekelhafte Frau namens Freundin aufzuspüren. Unfassbar, aber er war auf dieses Gerücht tatsächlich angesprungen. Zuerst hatte er sich dagegen gewehrt, der Sache Glauben zu schenken, doch als er schließlich mit eigenen Augen sah, wie Frauen, die für ihn arbeiteten, mit ihren Augen versuchten seinen geliebten Gackt an sich zu reißen, waren ihm die schrecklich schmutzigsten Bilder in den Sinn gekommen. Die Stylistin von eben war nur eine von vielen. Nervös knabberte Hyde an seinem Daumennagel. „Das ist hier die reinste Schlangengrube.“ Murmelte er, während er ein weiteres Mal durch einen Schlitz in der Tischdecke in die Umkleidekabine spannte. Hätte er gewusst, mit was für Frauen sein Gackt tagtäglich zusammenarbeitete,… er hätte den Wunsch, ihn zu begleiten, keine Sekunde lang aufgegeben. Und wäre der Jüngere am Ende immer noch nicht einverstanden gewesen, wer weiß… womöglich hätte er ihn 3 Monate lang ans Bett gefesselt und seinen Leuten zu glauben gegeben, Gackt hätte kurzfristig einen Egoistenurlaub genommen. Damit wären zwei Probleme niemals aufgetaucht. Die lange Einsamkeit und die Angst vor Untreue. Und eine wundervoll glühende Idee, wie er sich die Zeit mit seinem Gefangenen hätte vertreiben können, hätte er auch gehabt. Enttäuscht, dass diese mehr oder weniger notwendigere Maßnahme nur ein gerade soeben zusammengesponnener Traum war, ließ ihn niedergeschlagen zu Boden blicken. Aber vielleicht war es noch nicht zu spät. Für eine Entführung gab es nie einem verpassten Moment. Zumindest hatte sich Gackt seit vorgestern mit keiner Frau in seinem Zimmer getroffen. Das war sicher, denn niemand geringeres als er selbst hatte vor der Tür seines Geliebten Wache gestanden, und seit er den Job des geheimen Bodyguards übernommen hatte, war ihm, außer sabbernde Verehrerinnen am Arbeitsplatz, keine Frau, die sich als Freundin oder Geliebte vorstellte, unter die Augen gekommen. Was aber noch lange nicht hieß, dass die Sache nur erfunden war. Es war gut möglich, dass diese Frau in den letzten Tagen keine Zeit hatte, sich um Gackt zu ‘kümmern‘. Endlich verließ auch die Stylistin den Raum. Erleichtert atmete Hyde aus. Endlich konnte er sein spontan ausgewähltes Versteck verlassen. Das Konzert hatte bereits begonnen, der Gang zu den Umkleidekabinen war wie leer gefegt. Ein Glück, denn vom langen Hocken taten ihm schon die Knie weh. Als er sich aufrichtete und vor Glück des aufrechten Stehens zufrieden seufzte, klingelte sein Handy. Erschrocken zuckte der Kleine zusammen. „Mist“, fluchte er, während er in der Hosentasche seiner neuen Verkleidung nach seinem Handy kramte. Er hatte vergessen, seinen Klingelton auszustellen. Wäre dies vor 10 Minuten passiert, wäre er schneller entlarvt gewesen, als ihm lieb war. Gackt kannte jeden seiner Klingeltöne, weil er selbst es war, der sie ausgesucht hatte. Jeder Person war ein spezieller Song zugeordnet. Songs, die es eigentlich gar nicht gab. Demos oder irgendwelche spontane Klavierstücke, die den beiden bei gemeinsamen Stunden eingefallen waren. Das hieß… niemand anderes als sein geliebter Gackt kannte diese Melodien. Das Herz wäre ihm buchstäblich in die Hose gerutscht, hätte Gackt ihn hier unter diesen Tisch kauernd gefunden. Ein Mauseloch wäre ihm bei dieser Scham mehr als gelegen gekommen. Er wollte gar nicht daran denken, denn schon bei dieser wagen Vorstellung wurde ihm bereits schlecht. Der überraschte Blick und das schelmische Lachen danach, würde ihm noch Wochen später jedes noch so schmackhafte Gericht verderben. Verzweifelt über diese knappe Schmach schüttelte Hyde den Kopf, während er das Handy an sein Ohr legte. „Tetsu, was ist?“ Obwohl Hyde versuchte, einen normalen Ton in seine Worte zu legen, bemerkte Tetsu sofort, dass etwas nicht stimmte. „Was ist denn los mit dir? Wo bist du? Seit fast zwei Wochen bist du vermisst, keiner weiß, wo du dich rumtreibst, und die im Studio haben mir gesagt, du hättest die Aufnahmen für deine neues Album um 3 Monate verschoben. Kannst du mir erklären, was das soll?“ Überfordert fasste Hyde sich an die Stirn. „Ich… ich bin… im… Onsen“, war das Einzige, was dem Älteren auf die Schnelle eingefallen war. „Seit 2 Wochen?“ kam es ungläubig zurück. „Ja weißt du. Ich könnt ‘ne Weile Urlaub gebrauchen.“ Hyde lächelte leidig. Es war ihm peinlich, wie er sich aufführte. Die ganze Spionagesache war so schrecklich peinlich, dass er sich nicht traute, sich jemandem anzuvertrauen. Er würde ihn auslachen und diese Geschichte immer wieder zur Sprache bringen. Er wusste ja selbst, dass es eine dumme Idee war, Gackt heimlich auf seiner Tour zu begleiten und ihn auf Schritt und Tritt zu beobachten, aber er spürte einfach, dass es sein musste. „Haido… jetzt sag die Wahrheit. Du hast doch schon wieder irgendwas komisches im Sinn.“ Natürlich konnte er Tetsu nicht so eine dumme Lüge auftischen, aber sich weiter mit ihm darum zu streiten, wo er denn nun war oder nicht war, wollte der Sänger auch nicht. Deswegen legte er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, auf. „Tut mir leid, aber ich habe jetzt Wichtigeres zutun“, flüsterte Hyde und steckte das Handy wieder in die Hosentasche. Er stiefelte schnurstracks den Gang zur Bühne hinunter. * „Das war mal wieder ein perfektes Konzert. Gute Arbeit, Gackt“, gab Chacha zufrieden zur Kenntnis, während Gackt ihm die Tür zur dem Umkleideraum des öffentlichen Badehauses öffnete. „Du hast auch gute Arbeit geleistet, genauso wie alle anderen dieses perfekten Teams.“ Nickte Gackt und lächelte. „Ein Team, das du dir ausgesucht hast.“ „Das stimmt.“ Chacha wies mit einem Blick zu den Fächern, in denen sie ihre entledigte Kleidung hineintun konnten, um dann etwas Zeit mit einem entspannenden Bad zu genießen. Gackt seufzte, während er damit begann, sich seines teuren Schmucks zu entledigen und dann bemerkte, wie ein Mann hinter der großen Glaswand im Waschraum an einem der Wasserhähne rumhantierte. „Ein Klempner“, wunderte sich Chacha, als auch er ihn bemerkte. „Sollen wir warten?“ fragte der kleine Gitarrist und legte seine Tasche in eines der Fächer. „Wieso? Er ist auch nur ein Mann“, entgegnete Gackt desinteressiert, bevor er sich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen machte. „Tut mir leid. Ich bin hier sofort fertig. Tun Sie einfach so, als wäre ich nicht da“, kam es brummig aus dem Waschraum. Die Tür zu dem Waschraum war geöffnet, also schien er ihr kleines Missfallen an der momentanen Existenz einer dritten Person in ihrem Reich, gehört zu haben. Chacha nickte jedoch trotzdem freundlich mit dem Kopf. „Aber während der Pause schienst du etwas abwesend gewesen zu sein. Was war los?“ Gackt schüttelte mit dem Kopf. „Keine Ahnung. Mir gehen zur Zeit so viele Dinge durch den Kopf.“ „Dinge?“ fragte Chacha nach, während auch er damit begann, sich aus seiner Kleidung zu pellen. „Dinge?“ murmelte Hyde still in seinen angeklebten Bart. Ihm missfiel eindeutig die Art, wie Gackt über diese Sache sprach. Und die Tatsache, dass er sich schon wieder dazu hinreißen ließ, Gackt bis in ein Badehaus zu folgen und auch noch einen Klempner spielte, missfiel ihm nur noch mehr. Und warum überhaupt ein Badehaus? Gab es denn im Hotel keine Badezimmer mehr? Musste er sich wieder der halben Welt nackt zeigen? Gut, wenn man auf Reisen ist und nebenbei ein wenig die japanische Kultur geniest ist das wunderbar, aber das er es seinen Hyde damit unglaublich schwer machte, ahnte er wohl kaum. Es war gar nicht mal so einfach gewesen, in ein Badehaus zu gelangen das für ‘VIP‘ gesperrt wurde. Ein Glück das es keine fremden Personen hier rein schaffen würden, sonst würde er sich vor Eifersucht kaum auf das wesentliche konzentrieren können. Die Wege eines Gackts waren selbst seinen Geliebten alles andere als ergründlich. Verdammt. Dafür würde er die ganze Nacht umsonst das gesamte Badehaus schrubben müssen und das nur für diese paar Stunden, in denen er seinen Gackt beim Baden zusehen durfte. Obwohl die Aussicht, die sich ihm bot, eigentlich gar nicht mal so schlecht war und die Mühe schon etwas entlohnte. Grinsend versuchte Hyde unauffällig hinüber zu schielen, und immer wenn er merkte, dass ihn einer der beiden ansah, tat er so, als würde er einen tropfenden Wasserhahn reparieren wollen. „Naja ich habe gerade eine Art Streit mit Hyde“, meinte Gackt ziemlich niedergeschlagen. Langsam zog er das Hemd von seinen Schultern und legte es zusammengelegt in sein Fach. „Streit? Wie das denn? Ihr habt euch doch in letzter Zeit gar nicht gesehen.“ „Wir stehen über das Handy in Kontakt.“ „Achso“, spielte Chacha weiterhin den naiv Ahnungslosen. Dass er wusste, in welcher Beziehung sein Freund mit Hyde wirklich stand, hatte er nie zur Kenntnis gegeben. Viel lieber war ihm das stille Beobachten aus der Ferne. Es war einfach zu amüsant, wie akribisch genau Gackt darauf achtete, sich nicht zu verraten, obwohl es doch so offensichtlich war. Jedes zweite Gespräch beinhaltete mindestens einmal den Namen Hyde, auch wenn‘s nur etwas unglaublich Belangloses war. „Und in den letzten Tagen sind unsere Gespräche, falls man es überhaupt Gespräch nennen kann, etwas seltsam. Und dann habe ich auch noch das Gefühl, mich würde jemand beobachten.“ Gackt zog den Gürtel von seiner Hose und legte auch ihn in das Fach. Hyde, der die Entkleidungsszene alles andere als abwesend beobachtete, schluckte schwer, als dessen Hände zum Hosenbund wanderten. Ihm schlug das Herz, als wäre es das erste Mal, dass er Gackt nackt sah. Aber höchstwahrscheinlich lag es eher an der Tatsache, dass er etwas höchst unanständiges Tat. „You?“ meinte Chacha und grinste. Gackt schüttelte mit dem Kopf. „Nein, You… das ist eher ein Spaß.“ „Du weißt also, dass er dir hinterher spioniert? Mir sagt er immer, du hättest eine Freundin, die du vor uns allen versteckst.“ Der Größere grinste, da er sich lebhaft vorstellen konnte, dass You mehr eifersüchtig war, als besorgt, wie er es Chacha höchstwahrscheinlich auf die Nase gebunden hatte. „Man muss nicht immer alles glauben, was You denkt“, dementierte Gackt, während er sich endlich seiner Hose entledigte. Diese packte er zusammengelegt zu seinen restlichen Sachen. Splitternackt striff er sich noch den Ring, den er vergessen hatte, von seinem Finger. „Dann ist es nicht so? Du hast keine Freundin?“ Chacha tat überrascht, natürlich alles gespielt. Aber ein wenig Spaß machte ihm das Herumgefrage schon. Dass Gackt ihm so ganz einfach die Wahrheit sagen würde, hatte er sich von Anfang an nicht erhofft. „Nein! Ich habe keine Freundin!“ verneinte der Gefragte. „Und wie kommt You dann auf diese Idee?“ „Wahrscheinlich, weil ich immer so lange mit Hyde telefoniere… oder besser gesagt, telefoniert habe.“ Verzweifelt blickte Gackt zu Boden. Die Tage, in denen er nicht wirklich zu einem ausgiebigen Gespräch mit Hyde kam, waren zwar noch an fünf Fingern abzuzählen, jedoch nagten die wenigen Worte, die sie auf eine seltsame Art gewechselt hatten, schon sehr an seinen Nerven. Und dann kam ja noch der schreckliche Verdacht, dass Hyde ihm misstraute und nachspionierte. „Stimmt, so etwas von langen Telefonaten hatte er erwähnt. Könnte es sein, dass du und Hyde…?“ Erschrocken blickte Gackt auf, bevor er wild Chachas Satz unterbrach. „Spinnst du? Wie kommst du denn jetzt auf diese absurde Idee?“ Nervös griff Gackt nach dem weißen Handtuch, das ihm der Kleinere entgegen reichte. Hyde, dem keine Sekunde ihres Gespräches entging, musste abermals schwer schlucken. „Absurd?“ Irgendwie schien sich die Idee, Gackt zu beobachten, mehr und mehr wie eine Art Schuss nach hinten zu entwickeln. Hätte er es doch nie getan. Ja, es war tatsächlich völlig absurd, aber was war an Liebe nicht absurd? „War ein Witz.“ Lachend schlug Chacha dem Größeren auf den Rücken. Er hatte es dem Sänger angesehen, wie ihm buchstäblich schlecht geworden war, als er treffenderweise dachte, jemand wäre hinter ihr gut behütetes Geheimnis gekommen. Gackt lächelte unsicher zurück, während er den Kleineren wahrscheinlich in Gedanken eher verfluchte. „Komm, gehen wir“, schlug der Gitarrist vor, nachdem er seine Sachen in das Fach neben Gackts tat und sein Handtuch in die Hand nahm. Abwesend kramte Gackt jedoch noch einmal in seinem Fach. „Vielleicht sollte ich Hyde nochmal anrufen“, meinte er entschlossen, während er sein Handy unter dem Klamottenberg ertastete. Währenddessen schien Hydes Welt um ihn herum unterzugehen. Binnen von nur wenigen Sekunden realisierte er, dass er in der Falle saß. ~ … Hyde nochmal anrufen. ~ Diese Worte hallten wie ein Alptraumecho in seinem Kopf wider. Natürlich hatte er den Klingelton immer noch an. Natürlich würde sein Handy klingeln, mit genau einen dieser Klingeltöne die Gackt sofort erkennen würde. Und natürlich würde er entlarvt werden. Am liebsten wäre er ihm schreiend angesprochen, hätte ihm das Handy entrissen und es in eines der Becken geworfen. Aber nun? Was nun? Hoffen, dass er es sich noch einmal anders überlegen würde? Das der Akku abschmierte, bevor er das Telefonbuch erreichen würde oder, dass Chacha ihn ritterlich daran hindern würde? Oder einfach nur, dass die Welt in zwei Sekunden untergehen würde, damit er sich diese Schmach nicht antun musste. „Jetzt sofort?“ fragte Chacha. „Natürlich. Du hast doch selbst gesagt, ich bin durch den Wind. Je eher das geklärt ist, desto besser.“ Hyde entschied sich für die einzige Möglichkeit, die er noch hatte. Flucht! Sein Handy zu zerstören oder es einfach nur auszuschalten, dafür war keine Zeit mehr. Panisch rannte er los. Er schlug sein geborgtes Werkzeug um, ließ den Duschkopf, den er in der Hand hatte, fallen. Doch am Ende schaffte er es nicht einmal aus dem Waschraum hinaus. Er rutschte mit seinen Füßen, knallte schräg an die Glastür, die ihn vor einen längeren Flug bewahrte. Chacha, der direkt vor der Tür stand und ihn hätte auffangen können, hätte er diese Aktion geahnt, eilte sofort zur Hilfe, während Gackt seine Aufmerksamkeit von seinem Handy lenken ließ und den armen Tropf auf dem Fußboden wunderlich anstarrte. Da Chacha ihn schon zu Hilfe kam, beließ es er selbst bei einen amüsanten Grinsen. „Alles in Ordnung?“ fragte Chacha nach, fasste dem Mann an die Schultern und half ihn dabei, sich zu erheben,… dabei trafen sich wie im Blitz ihre Blicke. „Hy….“ ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Ohje.. was für ein Durcheinander. Mal zusammenfassend: You glaubt Gackt hat ne hässliche Freundin, Hyde verdächtigt Gackt fremdzugehen, Chacha weiß alles spielt aber den Ahnungslosen und Gackt denkt das Hyde ihm nachspioniert (was ausnahmsweise mal stimmt*lol*) jedoch weiß er nicht das Hyde persönlich diese Aufgabe übernommen hat. YO Gackt ist der einzige unter ihnen der richtig liegt *lach* Dabei ist er es der soeben am meisten an der Nase herumgeführt wird. -_- Der Arme. Naja wie immer müsst ihr jetzt wieder ein bissel warten bis ihr erfahrt wie es weitergeht. Danke fürs lesen und danke an alle die fleißig Kommis schreiben. Bis dann Eure Tenshis Kapitel 3: Backstage Discovery ------------------------------ Kapitel 3: Backstage Discovery Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Hiho... endlich mal wieder ein neues Kapitel. Mit einer Woche Verspätung... Gomen. Aber heut mal kurzes Vorwort. Dôzo! ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ „Hy…“ wollte Chacha seine Verwunderung sofort zum Ausdruck bringen, jedoch hielt er inne, als er Hydes flehende Augen sah. Verzweifelt blickte der als Klempner verkleidete Sänger in das Gesicht des Gitarristen. Es war unverkennbar, dass der langhaarige sofort erkannt hatte, wer sich hinter dem künstlichen Bart und dem blauen Capi befand. Die verwirrt und gleichzeitig leicht geschockte Miene des Mannes ließ zweifellos darauf schließen. Deswegen bat Hyde stumm darum, seine Entdeckung für sich zu behalten. Vielleicht war es wirklich möglich, dass dieser Mann ein Herz für seine missliche Lage hatte und sich dafür irgendwie auf irgendeine Art und Weise einsetzte. Der Gedanke, jetzt aufzugeben, widerstrebte ihm einfach, auch wenn es tatsächlich aussichtslos schien. Er betete, dass Chacha seine Bitte verstand, ohne dass er sie laut aussprechen musste und dass er ohne Erklärung in der Lage war, zu erkennen, warum er dies tat. Ein geflüstertes „Bitte“ und das Gesicht stärker zu einem einzigen Leiden verzogen, sollten ihm dabei helfen. Chacha, der sich über die ganze Situation ohne Zweifel wunderte, nickte. Ein Lächeln, das dem anderen zu verstehen geben sollte, dass er ihn decken würde, ließ Hyde erleichtert seufzen. Doch die unbestreitbare Sorge, dass er immer noch entdeckt werden könnte, allein durch die Tatsache, dass Gackt immer noch sein Handy in der Hand hielt, ließ seine Nervosität nicht weniger werden. Chacha erkannte erst jetzt, wieso Hyde der sich aus noch unbekanntem Grund versteckte, so unglaublich aufgeregt war. Gackt war dabei, diesen Mann, der in einer Verkleidung vor ihm lag, anzurufen. Das würde bedeuten, dass das Handy, das mit Sicherheit in der Tasche dieses Klempners steckte, klingeln würde… und das würde Gackt zuerst einmal stutzig machen, im schlimmsten Falle würde er entdecken, dass es Hyde war, der die ganze Zeit im Nebenraum als Klempner ihr Gespräch belauscht und ihr Handeln bespannt hatte. Und dies wiederum würde mit Sicherheit auch Probleme geben, mal davon abgesehen, wieso Hyde diese Show überhaupt abzog. „Äh Gackt….GACKT!!!!“ brüllte Chacha nach diesem Gedankenstrang, der wie ein Blitz durch sein Gehirn gefeuert war. Hyde hatte ihn um Hilfe gebeten, nicht mit Worten, aber sein Gesichtsausdruck sprach einfach Bände. Er hatte Angst, entdeckt zu werden. Und um ehrlich zu sein, hätte er sicherlich auch Angst gehabt. Also entschied er sich, dem Jüngeren zu helfen und sich ausnahmsweise Mal kurzfristig gegen seinen Boss und Freund zu stellen. Was sollte auch schon passieren? Eigentlich schien es eine sehr interessante Geschichte zu werden. Hyde verkleidet, immer in Gackts Nähe… Das musste einfach eine unglaublich starke Liebe sein oder aber eine teuflisch nagende Eifersucht. Chacha betete für ersteres. „Was ist denn?“ murmelte Gackt, der von den beiden am Boden kauernden Personen weg sah und erneut versuchte, seinen Anruf zu tätigen. „Leg sofort dieses verdammte Handy weg, sonst werde ich sauer“, schrie Chacha plötzlich, fast schon etwas zu barsch. Gackt blickte verdutzt, fast schon geschockt über diese wirklich schon etwas unfreundliche Ansage seines Freundes, während er die Stirn in tiefe Falten legte. „Was soll das denn?“ „Leg es weg… wir sind hier im Badehaus, um ein Bad zu nehmen, danach kannst du immer noch anrufen“, erklärte Chacha jetzt wieder etwas freundlicher. Er erhob sich aus seiner Hocke, reichte dem liegenden Mann eine helfende Hand und zog diesen zurück auf die Beine. Hyde zog das Capi tiefer ins Gesicht, verbeugte sich kurz und verschwand so schnell er konnte aus dem Blickfeld des Mannes, der auf keinen Fall erkennen durfte, wer er wirklich war. Gackt, der dank Chachas Drohung seinem Handy tatsächlich keinerlei Beachtung mehr schenkte, blickte dem Klempner nachdenklich hinterher. „Komisch“, murmelte er schließlich. „Was?“ fragte Chacha, der irgendwie das Gefühl nicht los wurde, Gackt hätte seinem verkleideten Freund gerade etwas zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. „Dieser Typ hat mich gerade irgendwie an Hyde erinnert.“ Erstaunt starrte Chacha seinen jüngeren Freund an. Er hatte ihn also doch erkannt? Oder war es nur eine Art Einbildung? Schließlich hatte er Hyde nicht direkt ins Gesicht sehen können, wie er. Hatte er ihn allein an seiner Art erkannt? Chacha schmunzelte innerlich. „Meinst du sein Aussehen oder sein Verhalten?“ hakte er vorsichtig nach, ohne den Anschein zu machen, dieser Vermutung irgendwie zustimmen zu wollen. „Weder noch. Als ich ihn gerade durch die Tür rennen sah, musste ich einfach an Hyde denken.“ Chacha sah es ihm an, wie sein Gehirn zu arbeiten schien. Kein Wunder, denn diese vage Vermutung, sein Geliebter würde sich als ein anderer verkleiden, war ja auch noch total real. Und doch irgendwie ziemlich unwahrscheinlich, würde man wie ein ganz normaler Mensch denken. Er selbst wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass Hyde zu so was fähig wäre, geschweige denn auf so eine Idee kommen konnte. „Dann hast du doch was mit ihm?“ stichelte der Ältere, um irgendwie geschickt vom Thema abzulenken. „Wieso muss ich denn immer gleich mit jedem was haben, nur weil ich an diese Person denken muss?“ konterte Gackt etwas beleidigt zurück, während er seine Augen von der Tür, hinter der dieser seltsame Klempner verschwunden war, zog. Chacha grinste, da er wusste, dass sein Ablenkungsmanöver funktioniert hatte. „Weil deine Augen dieses Mal ein wenig mehr geglüht haben.“ Gackt verdrehte die Augen. „Warum sollten meine Augen denn bei einem alten Klempner glühen?“ Genau das fragte sich der Ältere ebenso. Er glaubte nicht daran, dass Gackt es irgendwie bemerkt oder ihn gar erkannt hatte. Es schien mehr eine Art Gefühl zu sein, das ganz normal schien, war man wirklich verliebt. „Na weil er dich an Hyde erinnert“, kicherte Chacha zurück und erntete damit einen zornigen Blick des anderen, der ihn jedoch alles andere als einschüchterte. Gackt drückte grummelnd sein Handy zwischen die zusammengelegten Sachen. „Schluss damit. Und damit du endlich Ruhe gibst, lass ich das mit dem Anrufen auch.“ Chacha war erleichtert, obwohl es, da Hyde sich nicht mehr im selben Raum befand, gar kein Problem mehr war, hätte Gackt seinen Liebsten angerufen. „Dann können wir jetzt endlich gehen?“ Gackt nickte auf diese Frage, stolzierte hochnäsig an seinen Freund vorbei in den Waschraum. „Natürlich. Wir hätten schon lange im Becken sitzen können, hättest du diesem alten Mann einfach im Dreck liegen gelassen.“ Grinsend folgte Chacha seinen Freund in den Waschraum. Die Sache schien immer amüsanter zu werden. Er freute sich tatsächlich schon darauf, irgendwie zu erfahren, was Hyde dazu bewogen hatte und wie es nun weitergehen würde. Er war sich sicher, dass der Sänger ihn früher oder später von selbst aufsuchen würde, sei es nur allein, um sich dafür zu bedanken, ihn gedeckt zu haben. Vielleicht war eine Art Geständnis auch noch aus ihm zu locken. „Also so alt war er gar nicht … und schmutzig ist es hier auch nicht“, widersprach der Ältere und ignorierte die geschossenen kalten Blitze seines Bosses. „Willst du, dass ich dir den Hals umdrehe?“ * Es herrschte reges Treiben in den Gängen, sowie hinter und auf der Bühne. Jeder, der wusste was zu tun war, erledigte gewissenhaft seinen Job. Nur ein Herr, dessen Job 'Kabelträger' genannt wurde, geisterte, ohne eine Aufgabe zu haben, von Tür zu Tür. Das Gesicht war dunkel geschminkt, splissige, blonde Strähnen guckten unter der großen Wollmütze hervor, während eine dicke Hornbrille fast das gesamte Gesicht einnahm. Er trug ein viel zu großes, schwarzes T-Shirt, das nur halbherzig in die dunkelbraune Hose gesteckt worden war, die Hände in den Hosentaschen versteckt, begutachtete er im schleifenden Gang jeden Raum, der offen stand. Als er schließlich an jenen Raum ankam, aus dem die Stimme des großgewachsenen Sängers ertönte, blieb er stehen und lauschte dem Gespräch, das dieser mit einer unbekannten Person hielt. „Ja, Elektriker… Er hatte an diesem Tag in Ihrer Halle gearbeitet.“ Gackt schien etwas in Aufruhr. Obwohl er in professioneller Art so tat, als wäre alles in Ordnung, war es jedem möglich, zu erkennen, dass eher das Gegenteil der Fall war. Man konnte es erkennen, sah man ihm einfach nur in die Augen oder achtete man auf seine Finger, die nervös mit seiner Kette spielten. „Wie bitte? Das kann doch nicht sein.“ Nun schien er wütend zu werden. Seine Augenbrauen zuckten, seine Hand umfasste die Kette. „Was sind Sie eigentlich für ein unprofessioneller Verein?“ Wie sehr vermisste er es, seine Stimme durch das Telefon zu hören? Mit ihm zu reden und so einfach bei ihm zu sein, stattdessen schlich er Gackt auf Schritt und Tritt hinterher. Er war bei ihm, aber doch irgendwie ganz weit weg. Ihn nur von der Ferne aus zu beobachten, schien ihm nicht genug zu sein. Es war ganz und gar nicht so, wie er es sich ausgemalt hatte, als er auf diese Idee gekommen war. Er dachte, dass einzig und allein das Zusammensein reichen würde. Das Gefühl ihm nah zu sein, auch wenn dieser es nicht wusste. Er dachte, das wäre alles, was zählen müsse, und doch hatte er sich gewaltig getäuscht. Im Gegenteil. Es schmerzte ihn jedes Mal auf neue, schritt Gackt an ihn vorbei, ohne ihn zu bemerken, ihn zu beachten oder zu erkennen. In diesen Momenten fühlte er sich allein, wie Luft. Denn das war er die letzten zwei Wochen auch irgendwie. Niemand wusste wo er war oder was er tat, nicht einmal die Leute, denen er die letzten Tage ständig begegnete, wussten irgendetwas von ihm. Aber wie auch, er war nie er selbst gewesen, immer eine andere Person, dessen Leben er nicht kannte. Nur Lügen, die er sich ausgedacht hatte, kein Mensch, mit dem er frei reden konnte. Er hatte es sich leichter vorgestellt, viel leichter. Aber für einen Menschen, der immer viel im Mittelpunkt stand, war diese Missachtung wie Gift, das ihn innerlich immer mehr auffraß. Er konnte nicht mehr. „Hallo?“ Wie in einem Traum hörte er eine Stimme neben sich und eine Hand, die sich auf seine Schulter legte, doch seine Gedanken, seine ganze Seele waren nur bei dem Mann mit dem Handy am Ohr, der wütende Worte sprach, in der Hoffnung, Licht ins Dunkle zu schaffen. „HALLO. Stimmt etwas nicht?“ Die Stimme kam näher und als er langsam seinen Kopf drehte, um dieser Person ins Gesicht zu blicken, erwachte er plötzlich aus seinem Traum. „Ähhh… ich…“ „Hyde-san?“ flüsterte Chacha ungläubig, der zu Hydes Bedauern wieder einmal sofort erkannte, mit wem er es wirklich zu tun hatte. Warum? Warum hatte Gackt ihn noch nicht erkannt? Nicht dass er es wollte, jedoch verletzte es ihn doch auf eine seltsame Art und Weise. Hyde zog den Gitarristen zurück in den Gang des Flures. „Ja.“ „Schon wieder eine Verkleidung?“ wunderte sich der Ältere und schmunzelte. Hyde schwieg und senkte verlegen sein Haupt. „Hyde-san?“ „Bitte sag ihm nichts. Er darf nicht wissen, dass ich hier bin“, sprudelte es plötzlich aus Hyde heraus. Sein besorgter Gesichtsausdruck ließ Chacha jedoch grinsen. „Was soll diese Show eigentlich?“ fragte er, anstatt auf die Bitte einzugehen. „I-ich bin… eigentlich n-nur hier weil… weil…“ Hyde grübelte. Ja warum war er hier? Um in Gackts Nähe zu sein, weil er ihn über alles liebte und unbeschreiblich vermisste. Weil er es kaum ertrug, drei Monate von ihm getrennt zu sein. Deswegen, aber das konnte er doch nicht einfach so Gackts Gitarristen auf die Nase binden. Das wäre das Gleiche, würde You vor ihm stehen. Sie hatten ausgemacht, es erst einmal für sich zu behalten, das hieß, dass auch Chacha nicht eingeweiht werden durfte. „Willst du uns ausspionieren und irgendwelche Fehltritte der Presse verraten?“ Hyde blickte erschrocken auf. „NEIN!“ „War ein Scherz“, lachte Chacha und schüttelte mit dem Kopf. „Bist du dann… vielleicht… in unseren Boss verliebt?“ bluffte der Ältere weiter und hatte großen Spaß daran, den Bandsänger bewusst etwas zu ärgern. „N-nein!!“ Hyde wurde nervöser. Sein Gesicht konnte er dem anderen gar nicht mehr entgegenstrecken, zu sehr schämte er sich für alles, auch dafür, seine Beziehung mit Gackt auf diese Art abzustreiten. „Das kann doch nicht wahr sein!!“ brüllte Gackt aus der Umkleidekabine heraus. „Was ist denn los?“ rief Chacha rüber und grinste gleichzeitig auf das gesenkte Haupt, das etwas zusammengezuckt war. „Dieser Elektriker ist nirgends mehr aufzufinden. Hat gekündigt und keiner weiß, wie man ihn erreichen kann!“ Wütend über diesen Misserfolg feuerte er das Handtuch, das sich auf seinen Schultern befand, auf den Stuhl neben sich. „Was denn für ein Elektriker?“ fragte Chacha, während er immer ein Auge auf dem Kabelträger hatte. „Na dieser komische Typ von vor einer Woche. Der muss irgendwo eine versteckte Kamera installiert haben.“ Chacha runzelte die Stirn. Versteckte Kamera, komischer Typ, Elektriker… Dann ging dem Älteren ein Licht auf. Er blickte hinab auf die Wollmütze, die das unechte Haar bedeckte. „Ähm... kann es sein, dass du dieser Elektriker bist, Hyde-san?“ flüsterte Chacha und musste wieder grinsen, weil für ihn alles klar schien. Hyde, der es immer noch nicht wagte, sein Gesicht zu heben, nickte nur zögerlich. „Er sucht bereits nach einem Spion“, flüsterte Chacha, bevor er mit den Augen zwinkerte. „Ich weiß!“ murmelte Hyde verzweifelt. „Und wieso verkleidest du dich nun?“ fragte Chacha erneut nach, Hyde jedoch verbeugte sich nur und bat noch einmal eindringlich darum, nichts zu verraten, dann flüchtete er einfach, ohne auf ein Einverständnis zu warten. Chacha blickte erstaunt hinterher, bevor er kopfschüttelnd grinste. „Den beiden ist ja kaum zu helfen“, murmelte er, während er an die offenstehende Tür des Umkleideraums klopfte und eintrat. „Dann fühlst du dich also von diesem Typen beobachtet, ja?“ „Nein! Ach du verstehst das nicht“, tat Gackt genervt ab und setzte sich. „Was wäre eigentlich, wenn sich dieser Elektriker mittlerweile eine andere Verkleidung zugelegt hat, um nicht erkannt zu werden?! Denn so wie ich das damals in Erinnerung hatte, warst du ziemlich sauer auf diesen Typen. Wäre er also wirklich ein Spion und schlau genug, dann wird er heute nicht mehr als Elektriker unterwegs sein.“ Verblüfft blickte Gackt seinen Freund an, der sich auf einen der Stühle vor den Spiegeln gesetzt hatte und nickte. „Du hast Recht. Das wäre allerdings schlau und durchaus möglich.“ „Darf ich fragen, wen du als Auftraggeber verdächtigst, oder glaubst du, es handelt sich einfach nur um einen irren Stalker?“ Gackt blickte nachdenklich zu Boden. Dass es Hyde war, den er verdächtigte, konnte er Chacha unmöglich sagen. „Ich glaub es ist ein Stalker. Ich wüsste nämlich nicht, dass ich irgendwo Feinde haben könnte“, log Gackt spielerisch. „Und ist dir heute schon irgendjemand Verdächtiges aufgefallen?“ Chacha wies Gackt auf die Fährte, die ihn früher oder später sicherlich auf den richtigen Mann bringen würde. Es war eine Art Spiel, dessen Regeln er gerade bestimmte. Nicht bösartig oder schadenfroh, sondern einfach nur, um zusehen zu können, was passierte, wenn er Gackt ein wenig unter die Arme griff, denn so dumm es sich für ihn auch anhörte, aber Gackt schien in dieser Sache tatsächlich noch völlig im Dunklen zu tappen. Er hatte Hyde versprochen, ihm nichts zu sagen, und daran würde er sich zu 100% auch halten, aber unschuldige Vermutungen zu stellen, war nun wirklich nicht verboten. „Jemand Verdächtiges?“ grübelte Gackt. „So gesehen finde ich hier jeden verdächtig, sobald dieser jemand einen Fehler macht, also…“ „Und gestern?“ hakte Chacha frech nach und wurde fast ungeduldig, da Gackt schwer auf den Klempner zu bringen war. „Eigentlich nicht… außer die Stylistin, aber wenn es wirklich nur ein Stalker ist, dann kann sie es unmöglich gewesen sein, da sie sich auch ziemlich weiblich angefühlt hat, und der Elektriker auf jeden Fall ein Mann war.“ Genervt verdrehte Chacha die Augen, während Gackt nervöser wurde. Konnte die Stylistin damit etwas zu tun haben? Sie war da, als Hydes Anruf kam, vielleicht hatte sie eine Kamera in ihrer Kette versteckt und diese Umarmung provoziert, um Hyde einen Beweis zu liefern, wie er mit seinen weiblichen Mitarbeitern umsprang. Deswegen dachte Hyde wahrscheinlich, er wäre untreu und deshalb auch der vorwurfsvolle Anruf. „Solche Frauen sind in deiner Umgebung völlig normal. Was war noch?“ löcherte Chacha ohne Umschweife weiter. Dass er sich jetzt weiter auf diese Stylistin einschoss, war nicht nach seinen Plan, deswegen drängte er seinen Freund, weiter nachzudenken, und Gackt tat widerwillig, wie ihm befohlen worden war. Angestrengt versuchte er sich an jede einzelne Person zu erinnern, der er am gestrigen Tag über den Weg gelaufen war. Da war das Konzert, die Vorbereitungen liefen ganz normal, bis eben auf die Stylistin und Hydes Anruf. Danach war er mit Chacha im Badehaus. Auch alles normal. Gackt schüttelte mit dem Kopf. „Außer der Stylistin waren gestern keine seltsamen Leute unterwegs und…“ Gackt verstummte. Fragend sah Chacha den größeren in die Augen. „Und…?“ „Der Klempner“, meinte Gackt plötzlich, als wäre ihm gerade ein ziemlich grelles Licht aufgegangen. „Der, der dich an Hyde erinnerte?“ spielte Chacha munter weiter. Gackt nickte mit dem Kopf, zog sich aus seinem Stuhl und begann damit im kleinen Raum nachdenklich auf und ab zu gehen. „Ja… der war doch etwas seltsam. Seltsame Blicke und seltsamer Abgang.“ Gackt war überzeugt davon, dass an diesem Mann etwas faul sein musste, letztendlich nicht, weil er ihn an Hyde erinnert hatte, sondern einfach nur, weil er da gewesen war. Er war da und hatte sich seltsam verhalten. „Du hast Blicke bemerkt?“ „Natürlich, ich merke immer, wenn mich jemand beobachtet, sonst würde ich ja wohl kaum auf die Idee eines Spions kommen.“ „Stimmt“, gab Chacha ihm Recht und grinste innerlich. Endlich war Gackt am richtigen Punkt angelangt. Nun hieß es, zusehen und warten was passierte. „Kannst du mir die Nummer vom Badehaus besorgen?“ „Jawohl Sir.“ Chacha salutierte mit einem fröhlichen Lächeln, das Gackt schmunzeln ließ. * ~ Ob er es wirklich für sich behält? Er hat es mir nicht noch einmal versichert, warum also bin ich mir sicher, er würde mich decken? Aber warum sollte er mich auch verpfeifen? Es gibt keinen Grund mir in den Rücken zu fallen. Gestern hatte er mir auch geholfen, ohne dass ich viel erklären musste, andererseits ist er Gackts Freund. Es würden einige Dinge dagegen sprechen, diese Art Geheimnis für sich zu behalten, egal wie nett ich darum bitten würde.~ Hyde seufzte bei diesen schweren Gedanken, die ihn begleiteten, während er an seine diesmal leichte Arbeit ging. „So ein Mist!“ fluchte er vor sich hin. Er strich sich die unechten Haarsträhnen aus dem Gesicht und runzelte schwermütig die Stirn. Vielleicht hätte er doch weiter nerven sollen, vielleicht hätte er weiter darauf drängen sollen, es nicht zu verraten. Nun schwebte er im Ungewissen und den Älteren ein weiteres Mal einfach so aufzusuchen, ging gegen seine gerade ausgedachten Prinzipien. Betteln wollte er auf keinen Fall. Er musste vertrauen üben, an einer Person, die er kaum kannte. „Hier herein, bitte.“ Gackts Stimme ließ ihn Aufsehen. Er hatte es kaum bemerkt, aber wie schon vor ein paar Stunden stand er abermals vor dem Umkleideraum des Sängers. Dieser stand an der Tür, blickte mürrisch und wies einen Mann in den Raum. Dann schloss er die Tür. Hyde seufzte ein weiteres Mal, als sie durch die geschlossene Tür getrennt wurden. „Was tue ich hier eigentlich?“ murmelte er und ließ sich an der Wand zu Boden gleiten, während er die weiße Tür keine Sekunde lang aus den Augen ließ. * „Also, raus mit der Sprache. Was soll das alles?“ kam Gackt sogleich zur Sache, kaum hatte er die Tür hinter sich und dem vermeintlichen Spion in Verkleidung eines Klempners geschlossen. „Bitte?“ tat der Mann unschuldig und sich keiner Schuld für irgendetwas bewusst. „Sie brauchen hier nicht den Ahnungslosen zu spielen, ich weiß schon längst was hier Sache ist.“ Gackt ließ sich nicht verunsichern. Er hatte den richtigen Mann und dieser würde keine 2 Minuten später mit der Wahrheit rausrücken müssen. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich weiß noch nicht einmal, warum ich herkommen sollte und was ich überhaupt mit Ihnen zu tun habe. Ich bin nur Klempner, ich habe keine Ahnung von Bühnenshows, Feuerwerken, oder Schneemaschinen… oder was sie auch sonst so in dieser Halle treiben.“ „Das nehme ich an, dass sie davon keine Ahnung haben, genauso wie vom Beruf des Klempners“, urteilte Gackt und war felsenfest davon überzeugt, ihn nun in die Enge getrieben zu haben. „Ich bin Klempner, seit über 30 Jahren“, verteidigte sich der Mann weiter tapfer, während er immer noch ziemlich ruhig schien. „Sagen Sie mir bitte was sie wollen, damit ich wieder gehen kann.“ Gackt schüttelte den Kopf, stemmte die Arme in die Hüften. „Sie wollen also tatsächlich behaupten, dass Sie gestern im Badehaus Ihrer Arbeit als Klempner nachgingen und mich nicht bespitzelt haben?“ Darauf kam keine Antwort, sondern eher ein ertapptes Senken des Kopfes. Gackt grinste überlegen. „Nein, das will ich nicht behaupten“, kam nach einer langen Pause. Gackt schüttelte abermals mit dem Kopf. „Da haben wir es doch… Sie…“ „Gestern war ich nicht… im Badehaus“, gestand der Mann geradeaus die Wahrheit. Er wurde unsicher, da er sich in gewisser Weise schuldig fühlte. Ihm war klar, dass am gestrigen Abend etwas mit diesem ominösen Mann, der ihn überredet hatte, seinen Job 'auszuleihen' und diesem noch seltsameren Gackt passiert sein musste. Und dafür trug er im gewissen Maße jetzt auch die Verantwortung. „Was soll das heißen?“ fragte der Größere. „Wollen Sie mich für dumm verkaufen? Sie sehen genauso aus, wie der Mann gestern. Sie waren es.“ „Nein. Ich versichere Ihnen, dass ich es nicht war. Ein Mann kam und hatte darum gebeten, meine Arbeit zu machen. Er gab mir dafür 10000 Yen.“ Sichtlich geschockt, ließ Gackt sich auf seinen Stuhl fallen. „Wie bitte?“ „Es war mir egal, wieso er so sehr darauf bestand. Und wirklich bösartig schien er mir auch nicht, also habe ich zugesagt.“ Kurzes Schweigen, dann atmete der Mann tief ein, bevor er mit seiner Erzählung weiterfuhr.„Zufälligerweise brauchte ich tatsächlich Geld, deswegen…“ „Wie sah er aus?“ unterbrach Gackt den anderen ernst. „Wie er aussah…?“ „Ja, wie sah er aus? Haare, Gesicht, Statur… WIE?“ Der Mann schien angestrengt nachzudenken. Er war erleichtert, dass der Jüngere ihm zu glauben schien und auch, dass er von seiner Person abgekommen war. Obwohl sein Schuldgefühl zu wachsen schien. Er wusste zwar nicht, was so Schlimmes vorgefallen war, jedoch musste es nicht unerheblich gewesen sein, so sauer wie Gackt war. „Etwa 1,60m groß, blonde Haare und einen Bart. Die Arbeitssachen hatte er von mir bekommen.“ „Stimmt, er hatte einen Bart, aber dunkle Haare…“ flüsterte Gackt mehr für sich, als dass er der Beschreibung des Klempners irgendetwas hinzufügen wollte. „Hatte er seinen Namen genannt?“ stocherte Gackt weiter. Der Mann schüttelte mit dem Kopf. Die Sache war noch lange nicht gelöst. Bisher wusste er lediglich, dass dieser Mann ziemlich gut im Verkleiden und Bestechen war. Hyde hatte da einen sehr professionellen Mann engagiert. Gackt grinste, trotz dem er immer noch im Dunkeln tappte über die Gerissenheit seines Partners. Aber diesen Plan würde er aufdecken. ~Heute noch!~ dachte Gackt selbstsicher und nickte. „Also gut, Sie können gehen. Vielen Dank für ihre Auskunft.“ Gackt nickte und entließ den Mann höflich. Er öffnete ihm die Tür und schüttelte seine Hand zum Abschied. Dann wies er ihm die Richtung zum Ausgang. Während er die Tür hinter sich schließen wollte, schweifte sein Blick durch den Flur, bevor er einen Schritt zurück in das Zimmer tat. Dabei erblickte er einen Mann, der an der Wand gelehnt auf dem Boden saß. Gesicht nach unten geneigt. Blonde Haare, Hornbrille, eher kleine Statur aber kein Bart. Es dauerte nur Sekunden, bis ihm die Beschreibung des Klempners einfiel und er sie mit diesem Mann dort abglich. Er war sich nicht zu 100% sicher, jedoch war es fast so eine Art Gespür, das ihm zuflüsterte: „Da ist er, da ist er.“ Gackt traf es wie ein Blitz, als er seinen Spion so unschuldig vor sich sitzen sah. Wahrscheinlich um auszuspionieren, mit wem er in seinem Umkleideraum zu tun hatte. Doch diesmal durchschaute er die Verkleidung, die anscheinend einen Kabelträger darstellen sollte, sofort. Lächerlich und dumm von ihm, sich so offensichtlich zu zeigen. Jeder Dumme hätte es nun bemerkt. „Hey, SIE!“ rief Gackt durch den Flur, dabei zeigte er mit seinen Finger auf dem Mann, der immer noch auf den Boden sah, jetzt jedoch erschrocken aufblickte, als er Gackt auf sich zukommen hörte. Panisch versuchte er aus seiner Hocke zu springen und irgendwie wegzulaufen. Er wusste nicht, warum Gackt auf einmal hinter ihm her war. Wusste er es? Hatte Chacha doch geplaudert? „Bleiben Sie sofort stehen“, brüllte Gackt etwas gereizt, obwohl er nur einige Schritte brauchte, um den kleineren Mann hart am Arm zu packen und ihn hinter sich her in seine Kabine zottelte. Dort knallte er die Tür laut in sein Schloss und betrachtete wütend seinen gefassten Spion. Und diesmal sollte es tatsächlich der Richtige sein. Gackt war bis zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar, wen er da wirklich vor sich stehen hatte. Hyde, dem seine Verzweiflung buchstäblich im Gesicht geschrieben war, blickte schweigend zu Boden. Er betete um irgendeine Idee, unerkannt aus dieser Situation zu kommen. Irgendwas, ein Erdbeben, ein Feueralarm… alles wäre ihm gerade Recht gewesen. Gackts Blick, den er auf seinem Haupt spürte, war so fest an ihn gehaftet, dass er es kaum wagte, aufzublicken. Er würde ihn sofort erkennen, würde er direkt in sein Gesicht sehen können, trotz Brille und tiefgezogener Wollmütze. Gegen gewisse Gesichtszüge und -formen hatte er selbst mit seiner Verkleidung nichts tun können. „Sie spionieren mir nach, richtig?“ brach Gackt die Stille. Er machte sich kaum die Mühe, dem Mann hinterher zu laufen, der einen gewissen sicheren Abstand zu ihm aufgebaut hatte. Nein, er blieb an der Tür stehen und machte unmissverständlich klar, dass er über alles im Bilde war. „Und ich weiß auch, von wem Sie den Auftrag haben.“ Hydes Augenbrauen zuckten. „Von einen gewissen Takarai Hideto-san.“ Chacha hatte Recht. Gackt war tatsächlich auf der Suche nach einem Spion. Ein Spion, der in seinen Auftrag handelte. Würde er nicht in dieser heiklen Situation stecken, hätte er nur zu gern über diesen Witz gelacht. Wieso sollte er denn einen wildfremden Mann damit beauftragen, seinen Liebsten zu beschatten? Nein, so was tat er lieber selbst, denn, wenn es wirklich etwas zu spionieren gäbe, dann wollte er es auch mit eigenen Augen sehen. „Hören Sie zu?“ Hyde schreckte aus seiner Gedankenwelt und nickte. „Ich will einfach nur hören, dass ich Recht habe, mehr nicht“, forderte Gackt den anderen auf, dieser jedoch blieb stumm in seiner Ecke, in die er geflüchtet war, stehen und tat, als hätte er mit dieser ganzen Sache rein gar nichts zu tun. Er war ratlos. Es war hoffnungslos. Er würde da nicht mehr rauskommen, ohne dass Gackt bemerkte, wer er war. Er konnte noch nicht einmal sprechen, da er so unsicher war, dass ihm im Moment eine verstellte Stimme wohl kaum gelingen würde. Diese ganze Situation war einfach zu plötzlich, zu unvorbereitet. Seine einzige Hoffnung war, wie gesagt, ein unwahrscheinliches Wunder. „Habe ich mit meiner Vermutung recht?“ fragte Gackt noch einmal nach. Hyde, der sich nicht anders zu helfen wusste, nickte einfach und glaubte, Gackt würde ihn nun ziehen lassen, jetzt da er doch wusste, vom wem der Brei gerührt wurde. „Also doch!“ murmelte Gackt und grinste. Hyde, der der Meinung war, sich nun unbeschadet aus der Affäre ziehen zu können, schlich sich langsam zur Tür hin, an der Gackt stand und in eine Art Gedankenwelt vertieft war. Er sah es als Chance, die Einzige, die er hatte. Als er die Hand schließlich auf die Türklinke legte und hinunterdrücken wollte, packte Gackt ihn noch einmal am Arm und zog ihn auf die andere Seite. „Moment, nicht so schnell. So leicht kommen Sie mir nicht davon.“ Hyde erschrak und wurde unglaublich nervös, als er merkte, wie Gackt versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. Er bückte sich leicht und hatte seine andere Hand schon an der Mütze, die fast das halbe Gesicht schützend verdeckte. Nun war alles aus. Würde er jetzt noch versuchen sich zu wehren und rauszurennen, bliebe Gackt auf jeden Fall seine Mütze samt Perücke als Souvenir. Und was das bedeuten würde, hätte sich jeder Zuschauer dieser Szene, würde es Zuschauer geben, bildlich vorstellen können. Er war geliefert, und das schlimmste daran war, dass er sich schrecklich dafür schämte, es überhaupt getan zu haben. Gackt zog an seiner Mütze, befreite die dunkel geschminkte Stirn. Die Perücke, die er drunter trug verrutschte so, dass dunkelbraune Haarsträhnen zum Vorschein kamen. Gackt stoppte, noch bevor er die ganze braune Haarpracht zu Gesicht bekam. „Das gibt’s doch nicht.“ Schockiert riss der jüngere die Augen auf, als ihm klar wurde, dass er Hyde persönlich und keinen Spion vor sich stehen hatte. 1000 Gedanken gingen ihm durch den Kopf und kaum einen davon konnte er verstehen. Seinen Namen brachte er kaum über die Lippen, so unglaublich fand er seine Entdeckung. Nie im Leben hätte er so was vermutet. Nie hätte er gedacht, dass Hyde so etwas vor ihm verheimlichen würde. Schließlich hatte er die Mütze zusammen mit der Perücke vollständig von seinen Kopf gezogen. Er verstand einfach nicht, wie er ihn nicht hatte erkennen können. Schon allein an seiner Nase und den Lippen hätte er es sehen müssen. Doch schien er von der extrem dunklen Hautfärbung, der dicken Brille und den blonden Haaren, die ihm ins Gesicht gefallen waren, und der Mütze, die schließlich seine Augenbrauen und fast auch seine unverwechselbaren Augen verdeckten, getäuscht worden zu sein. Er schämte sich. Er schämte sich, so blind gewesen zu sein. Er schwieg, weil er einfach nicht wusste, was er sagen sollte. Hyde, dem völlig bewusst war, dass Gackt ihn nun erkannt hatte, blickte immer noch zu Boden. Ein dicker Kloß hinderte ihn daran, sich zu erklären, was er tatsächlich am liebsten getan hätte. „Du…“ brachte Gackt extrem irritiert über die Lippen, während er Hydes Kopfbedeckung fallen ließ. Hyde hob sein Gesicht und sah Gackt nun endlich in die Augen. „Was soll das?“ fragte der Jüngere, eher etwas unfreundlich, als glücklich. „Erkläre mir bitte, was das soll.“ Gackt schien seine Stimme wieder im Griff zu haben und auch seine Gedanken folgten nun wieder einen Weg. Er wollte sofort wissen, was hier vor sich ging, denn mittlerweile kreisten nur hunderte von Fragezeichen über seinem Kopf, die ihn gehörig dabei störten, dahinter zu kommen, was eigentlich Sache war. Hyde blickte stumm in Gackts Augen, suchte nach Worten, die ihn bestmöglich verteidigen konnten, aber irgendwie ließen sie sich nicht finden. „Du verkleidest dich, fährst mir nach und belauschst meine Gespräche. Was bitte soll ich davon halten?“ In Gackts Stimme steckte ein Ton, der seine Wut und sein Unverständnis miteinander vermischte und Hyde beunruhigte. „Würdest du jetzt endlich mal reden und mir erklären, wie du auf diese total bescheuerte Idee gekommen bist?“ Das war es. Der Anhaltspunkt, an dem Hyde festhalten konnte. Warum hatte er es getan? Dafür gab es nur eine Antwort. „Ich habe dich vermisst“, kam es wie über die Lippen eines Kindes. Es war ihm peinlich, mit dieser Antwort zu kommen, aber es war nun mal die Wahrheit und Gackt wollte die Wahrheit hören. Verblüfft sah Gackt in die braunen Augen, die ohne Zweifel das Gesagte als Wahrheit unterstrichen. „Zuerst war es, weil ich dich vermisst habe, … dann aber habe ich gehört, dass du eine neue Freundin hast.“ „Seit wann verkleidest du dich?“ hakte Gackt eisern nach, ohne auf das Gesagte des anderen einzugehen. Ehrlich gesagt, hatte er nicht die geringste Lust, dieses dumme Gerücht, er hätte eine Freundin, als Entschuldigung dafür anzunehmen. Er hatte Hyde eigentlich immer als so klug eingeschätzt, dass dieser eine dumme und absurde Nachsage sofort erkannte und zu den Akten legte, stattdessen aber schien der Ältere prompt darauf reingefallen zu sein. Und diese Tatsache ließ ihn innerlich brodeln. Er hielt es nicht für nötig, sich für dieses Gerücht zu rechtfertigen oder sich auf irgendeine Art und Weise schuldig zu fühlen. „Ein paar Tage später als du weg warst, war das erste Mal“, antwortete Hyde zögerlich. „Über zwei Wochen?“ brüllte Gackt fassungslos. „Ja, und stell dir vor, ich habe sogar für dich gearbeitet“, gab Hyde in einen etwas zickigen Ton von sich. Er war mit der peinlichen Wahrheit rausgerückt, hatte sich zum Affen gemacht und dann wagte es Gackt auch noch, der ja eigentlich daran Schuld war, ihn anzubrüllen. Er war zwar der Dumme hier, aber sich irgendwie wegen dieser Dinge runtermachen zu lassen, ging gegen seinen Stolz. Gackt bemerkte sofort, dass Hyde anfing die Schuld in seine Schuhe zu schieben. Zuerst würden Vorwürfe kommen, dann irgendwelche Dinge, die er gesehen hatte, die das bestärken würden, was er dachte. Doch Gackt schien eine Runde weiter zu sein. „Wieso? Weil du dem dummen Geschwätz von You glaubst? Bist du wirklich so blind?“ Hyde schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf, nachdem er seine Perücke und die Mütze vom Boden aufhob und sie wieder an Ort und Stelle brachte. Noch verheerender wäre es, würde jemand unvermittelt die Tür öffnen und ihn hier mit einer halben Verkleidung erwischen. Die Brille jedoch zog er von der Nase, da er sich mit dieser ziemlich lächerlich vorkam. „Blind nicht, denn ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, was du mit diesen Frauen hier treibst. Das ist ja eklig.“ Gackt begann zu grinsen, während ihm ein Licht aufging. „Du bist eifersüchtig, deswegen diese ganze Heimlichtuerei. „Natürlich bin ich eifersüchtig. Glaubst du, ich bin ein kalter Stein, dem es egal ist, was der Stein neben sich tut oder nicht tut?“ „Wir sind Steine?“ lachte Gackt über diesen eher niedlichen Vergleich. Langsam schien sich sein Zorn in Belustigung zu wandeln, was Hyde allerdings gar nicht gefiel. „Nein, eben nicht“, brummte dieser, während er bemerkte, wie er in die Defensive ging, statt anzugreifen, wie ihm eigentlich gerade zumute war. Jetzt lachte er doch über ihn. Er hatte es rausgefunden, war wütend, und jetzt lachte er, über diese Dummheit, die in seinem sonst eigentlich ziemlich gescheiten Kopf gewachsen war. Und warum war sie gewachsen? Einfach nur,… weil Gackt so verdammt stur war. Er war doch Schuld, aber ausbaden musste er es jetzt. War das fair? „Soll das heißen, dass mit der Freundin ist eine Lüge von You?“ fragte Hyde zornig, denn mittlerweile hatte er es satt, in Gackts grinsendem Schatten zu stehen. „Nein, keine Lüge, sondern nur ein Missverständnis.“ Hyde sah überrascht auf. „Er glaubt, ich habe eine Freundin, aber jetzt denk doch bitte einmal ganz kurz logisch nach…“ Hyde schwieg, während Gackt nach seiner Hand griff. „Diese 'Freundin' bist natürlich du. Verdammt!“ Und da fiel es Hyde wie Schuppen von den Augen. Wie ein Blitz zeigte sich die Wahrheit vor seinen Augen und dazu war nur dieser eine Satz nötig. Seltsam, dass er es so schnell verstand, wo er doch zwei Wochen lang an etwas völlig anderes geglaubt hatte. Dabei war es wirklich ein ziemlich dummes Gerücht gewesen. Sich schämend, tatsächlich so dumm gewesen zu sein und das offensichtlich so stur übersehen zu haben und nur blind auf seine Eifersucht gehört zu haben, blickte er zu Boden. Wie konnte er Gackt jetzt nur noch in die Augen sehen können? Wie sehr musste er sein Vertrauen verletzt haben. Er schämte sich so sehr, dass er zurückschreiten wollte. Am liebsten raus aus diesem Zimmer, weg aus dieser Stadt und 3 Monate völligen Kontaktabbruch, bis er selbst mit seinem schändlichen Verhalten klargekommen war. Doch Gackt ließ dies nicht zu, er hielt ihn an seiner Hand, folgte seinen Schritten, die eigentlich eher weiter in das Zimmer gingen, als zur Tür, an der sie gerade gestanden hatten. „Wieso nur glaubst du, ich würde dich betrügen? Das ich dich liebe und du mich, war das größte Glück, das ich je erfahren habe“, flüsterte Gackt etwas wehmütig. Tatsächlich hatte es ihm wehgetan, dass Hyde ihm anscheinend nicht so sehr vertraute, wie er ursprünglich gedacht hatte. „Ich weiß nicht. Ich war verwirrt. Ich dachte, weil du mich nicht bei dir haben wolltest, und dann You, der wirklich überzeugt zu sein schien. Schließlich ist er die ganze Zeit bei dir,… und ich war es nicht… und...“ Sie stoppten an der Wand gegenüber der Tür. Gackt drückte ihn stumm dagegen, während er den Kleineren mit seinen Lippen endlich zum Schweigen brachte. Und Hyde nahm diese Lippen hungrig in Empfang, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie sich ihm näherten. Trotz des winzigen Problems, das gerade zwischen ihnen existierte, hatte Gackt sich nichts mehr gewünscht, als dass Hyde vor ihm stehen würde, dass er ihn küssen könnte, wie er es gerade tat. Wie oft in den letzten zwei Wochen hatte er daran gedacht und dieses Kribbeln im Bauch gespürt, das ihn von allem, was er gerade tat, ablenkte. Und nun war es Wirklichkeit. Hyde in Fleisch und Blut, keine Vorstellung, kein Traum. Er war so warm und seine Lippen waren so weich, wie er es in Erinnerung hatte. Es kam ihm nicht wie nur zwei Wochen vor, sondern eher wie lange 2 Jahre. Gott, wie hatte er es nur so lange aushalten können? Ohne diese Wärme, diesen Geruch und dieses Gefühl, den geliebten Körper in seinen Armen liegen zu haben? Er wäre verdammt, würde er das alles jetzt nicht ein wenig auskosten. Zurückhalten konnte er sich eh nicht mehr. Es war ihm schon während ihres kleinen Streits eben mehr als schwer gefallen, ihn dort stehen zu sehen und nicht berühren zu dürfen. Er musste erst Klarheit schaffen, seinen Schock überwinden und dann seinen Gefühlen nachgehen. Doch im Moment war er der glücklichste Mensch auf Erden. Hyde erwiderte sinnlich seinen Kuss, drückte sich an den Körper des Jüngeren und vergaß alle schrecklichen Gedanken, die er die letzten Tage gehegt hatte. Im Grunde war alles bedeutungslos, solange sie sich hatten. Es war alles in Ordnung und nichts, was vor ein paar Minuten noch schwierig oder peinlich war, war noch von Belang. Es war sowieso alles nur ein Gerücht und dumm weiter interpretiert. Langsam ließ Gackt seine Hand über den gebogenen Rücken nach unten gleiten, während er den heißen Kuss beendete. Hyde blickte ihn mit glühenden Augen an, nachdem ihm klar wurde, was Gackt wirklich wollte. „Hör auf, sonst weiß bald jeder hier, dass du was mit dem Kabelträger hast“, kam es um Atem ringend über Hydes Lippen. Doch im Grunde wollte er gar nicht, dass Gackt aufhörte. Gackts Lippen, die von seinem Mund weiter über sein Gesicht glitten und schließlich an seinem rechten Ohr ihr Ziel fanden, waren so unbeschreiblich heiß, dass es so schien, als würde diese Hitze über alle Stellen, die er küsste, in seinen Körper fließen. „Das macht mir nichts aus. Du aber wirst sicherlich was dagegen haben, wenn jeder hier erfährt, was du die letzten Wochen für eine Maskerade abgehalten hast, um mir wie ein Perverser hinterher zu spannen.“ „Ich habe nicht gespannt.“ „Und was war das im Badehaus?“ flüsterte Gackt erotisch in Hydes rechtes Ohr, bevor er jenes Ohrläppchen zwischen seine Lippen nahm und vorsichtig daran knabberte. Hydes Augenlider begannen verdächtig zu flattern. Es war wie eine Qual, all diese wundervollen Berührungen, die er so vermisst hatte, und doch durfte er sein erregtes Gemüt darüber nicht preisgeben. Still behielt er seine Laute, die kundtaten, dass es ihm gefiel, was Gackt da tat, für sich. Stattdessen brachte er seine Zufriedenheit mittels Bewegungen gegen den Körper des anderen zum Ausdruck. Er presste seinen Unterleib gegen Gackts und streichelte mit seinen Händen über den breiten Rücken. „Ich weiß doch eh in- und auswendig, wie du nackt aussiehst. Also was machst du deswegen für ein Theater?“ murmelte Hyde, während er seine Hände unter das weiße Hemd Gackts schlüpfen ließ, jedoch immer mit den Gedanken bei der unverschlossenen Tür und den zig Menschen, die ununterbrochen an genau jener Tür vorbeigingen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendeiner unvermittelt hereingestürmt kam und sie eng umschlungen küssend erwischen würde. „Ich hab aber was dagegen, wenn mich jemand heimlich beobachtet und währenddessen ganz offensichtlich seinen künstlichen Bart vollsabbert.“ Hyde grinste, da Gackt völlig Recht hatte, auch wenn dies nur eine vage Vermutung des Jüngeren war. „Ich habe dich so vermisst“, flüsterte Hyde, drückte sich so fest er konnte gegen den warmen Körper, als würde er ihn jeden Moment verlieren können. Gackt seufzte zufrieden, blickte kurz in die halbgeschlossenen Augen des Kleineren, bevor er seine Lippen zu einem zweiten Kuss auf die des anderen legte. Dann passierte genau das, was Hyde die ganze Zeit befürchtet hatte. Er hörte nur ein kurzes Quietschen, dann wie jemand das Zimmer betrat. Sofort stieß er den Größeren von sich, was nicht so einfach war, denn Gackts Umarmung schien genauso fest gewesen zu sein, wie seine eigene. Mit starken Herzklopfen und tausend anderen Gefühlen stürzte er aus dem Zimmer, ohne wirklich gesehen zu haben, wer überhaupt den Raum betreten hatte. Er war mittlerweile ein Meister im Rumrennen mit gesenktem Kopf geworden. Gackt blieb überrumpelt mit einem Gefühl von Abservierung zurück. „Irre ich mich, oder hast du gerade wirklich mit dem Kabelträger gefummelt?“ Gackt verdrehte genervt die Augen. Er konnte nicht gerade behaupten, dass er glücklich über diese Störung war, obwohl ihm die ganze Zeit bewusst gewesen war, dass es möglicherweise so kommen könnte. „Nein, du hast richtig gesehen“, antwortete Gackt emotionslos seinen langjährigen Freund You, der etwas geschockt an der Tür stand und sich kaum traute, einen weiteren Schritt in den Raum zu tun. „A-aber... d-deine Freundin...“ stotterte er. „Er war irgendwie süß, da ist es so über mich gekommen“, erklärte Gackt ehrlich und war sich im Klaren, dass er You damit ein klein wenig schocken würde. Aber nach dem ganzen Ärger, den er unmissverständlich dieser Person zu verdanken hatte, war dieser Schock nur das geringste, was dieser als Gegenleistung zu erwarten hatte. Tatsächlich war es ihm gerade völlig egal, was You dachte oder nun wieder überall rumerzählen würde. „Gut… ähhh ich meine… nicht gut… ich geh dann mal… proben.“ Und schon verschwand er so plötzlich, wie er gekommen war. Gackt seufzte unterdessen etwas hilflos. Einerseits war er unbeschreiblich glücklich, Hyde in seiner Nähe zu haben, andererseits würden sich einige Probleme auftun, die er im Moment kaum wirklich benennen konnte. Er musste sich auf eine Tour konzentrieren, die an sich schon genug Probleme machte, und nun musste er auch noch darauf achten, dass Hyde, der sich aus Eifersucht verkleidetet hatte, auch wirklich unerkannt blieb, sollte er tatsächlich im Sinn haben, dieses Vorhaben weiter durchzuziehen, was er wirklich annehmen konnte. Er wettete darauf, dass der Ältere darauf bestehen würde, ihn bis zum Ende begleiten zu können und deshalb das Verkleiden nicht aufgeben könne. Außer jedoch sie würden vor allen mit der Wahrheit rausrücken, wofür jedoch Gackt auf keinen Fall bereit sein würde. Doch sollte es wirklich so kommen, würden sie erst einmal über einige Dinge sprechen müssen. So sehr er sich auch über Hydes Anwesenheit freute, so sehr machte ihm dessen mangelndes Vertrauen Sorgen. Er liebte ihn und er zweifelte auch kein bisschen daran, dass Hydes Liebe genauso groß war. Vielleicht aber war diese ganze Sache gar nicht mal so schlecht für ihre Beziehung. Hyde hätte die Möglichkeit, den letzten Rest seines Wesens kennenzulernen. Vielleicht würde das 100%ige Vertrauen dann von selbst kommen. Gackt hoffte es. Er musste einfach versuchen, aus dem das Beste zu machen, auch wenn er noch nicht recht wusste, wie er seine Beziehung mit dem Kabelträger geheim halten konnte. You war neugierig. Er würde ihn und Hyde weiter beobachten. Schließlich nahm er ja jetzt an, er würde seine 'Freundin' mit einem Typen betrügen. Gackt hätte nur zu gern gelacht, denn eigentlich war das alles so verfahren, dass es schon fast eine Witznummer war. Nun würden heimliche Treffen mit Hyde weitaus interessanter werden. Ein Versteckspiel, das sich als ziemlich spannend entpuppen könnte. Aber würde es funktionieren? „Wie soll das alles nur werden?“ murmelte Gackt voller Sorgen und setzte sich auf seinen Stuhl. Er blickte in den Spiegel und sah ein Gesicht mit glühenden Wangen unter einer runzligen Stirn. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So mal wieder ende.. das erste lange Kapitel dieser Story... eigentlich unplanmässig lang, aber hatte sich mal wieder wie von selbst geschrieben. Böses Kapitel ò.ó Danke fürs lesen! Mata ne Eure Tenshis Kapitel 4: Backstage Confusion ------------------------------ Kapitel 4: Backstage Confusion Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Sorry das es so lang gedauert hat. Als Entschuldigung gibt’s wieder ein megakurzes Vorwort. Viel Spaß ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Verwirrt fasste sich You an die Stirn, während er krampfhaft versuchte, das gerade gesehene irgendwie in eine seiner Thesen über Gackts derzeitiges Liebesleben zu stecken. Zugegeben, Gackt scheute sich kaum, Körperkontakt mit seinen engsten Freunden zu teilen und auch der ein oder andere flüchtige Kuss war schon einmal ausgetauscht worden, jedoch das, was ihm soeben in der Umkleidekabine geboten wurde, übertraf jeden noch so freundschaftlichen Kuss und jede noch so harmlose Umarmung. Mit Freundschaft hatte das wenig zu tun, da war sich der Gitarrist sicher. Die Luft hatte gebrannt, selbst er hatte dies spüren können. Und gerade dieser Umstand machte es kompliziert. Es hatte ihn geschockt, sprachlos gemacht und noch viel mehr verwirrt. „Was geht da vor sich?“ flüsterte You, als er beinahe in die eine Person seiner Gedanken zu stoßen drohte. „Tut mir Leid“, murmelte der Größere aus Reflex, während er ausweichend an der mitten im engen Flur stehenden Person vorbeigehen wollte. Doch bevor dies passierte, trafen sich ihre Blicke. Nur flüchtig, denn Hyde senkte erschrocken sein Gesicht, kaum dass sich ihre Augen trafen. You runzelte die Stirn. Da stand er nun, dieser Mann der irgendetwas Sonderbares mit seinem Freund angestellt hatte. Erst hatte dieser wie eine wilde Echse an Gackt geklebt und jetzt stand er stocksteif, wie ein Depp in Trance, im Flur und hatte noch nicht einmal den Mumm, dem Mann in die Augen zu sehen, der ihn auf frischer Tat ertappt hatte. ~Verführung der besonders schmutzigen Art~, urteilte You gehässig. Er wusste nicht warum, aber urplötzlich stieg ein Gefühl in ihn auf, das weitaus hässlicher war als Eifersucht. Eifersucht getränkt in Misstrauen und Sorge, so hätte er es wahrscheinlich beschrieben, würde er zu seiner Eifersucht stehen wollen. Er hatte den Mann von der ersten Sekunde an auf die Liste der äußerst seltsamen Menschen gesetzt. Einen Menschen, der sich seiner Meinung nach auf jeden Fall von Gackt fernhalten musste. Und wer von allen Bodyguards, die sich tagtäglich um Gackt tummelten, würde sich um diesen Job kümmern müssen? Ja, natürlich niemand anderes als er selbst. You hatte noch nicht einmal seinen Gedanken beendet, da hatte sich der kleinere Mann schon unbemerkt dazu entschieden, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Ein lautes „Hey!“ war alles, was You dem Feigling hinterher werfen konnte. Dieser jedoch war schon lange nicht mehr nahe genug, um diesen Ruf hören zu können. You fluchte. * Hastig schloss er die Tür hinter sich und verriegelte sie. Vollkommen außer Atem glitt er an der Wand der kleinen Toilettenkabine hinunter, wischte sich dabei einige Schweißtropfen von seiner feuchten Stirn. „Verdammt!“ fluchte der verkleidete L'Arc~en~Ciel-Sänger und zog sich dabei die Perücke vom Kopf und Brille von der Nase. Er seufzte erleichtert, denn die knappe Flucht war gerade so gelungen. Jedoch fluchte er über seine eigene Unachtsamkeit. Er hätte viel besser aufpassen müssen, vor allem, als er mit Gackt allein war. Nun war doch die Gefahr, dass You etwas herausfinden würde, nur noch größer geworden. Nicht dass es ihn gestört hätte, aber im gewissen Masse verstand er Gackts Sorgen schon. Würde es You jetzt einfach so und durch Zufall herausfinden, wären Enttäuschung und Entsetzen das Erste, was ihn befallen würde. Kaum auszudenken, in wie fern sich das auf die Performance auswirken könnte. Gackt wollte doch einfach nichts weiter, als eine perfekte Tour ohne Komplikationen hinter sich bringen, stattdessen aber platzte er mit seltsamen Verkleidungen zwischen diese durchaus verständlichen Absichten. You würde es herausfinden und dann wäre er derjenige, der daran schuld war. Was dachte der Gitarrist nun über den dummen Kabelträger und was dachte er über Gackt? Wie hatte Gackt sich aus der Affäre gezogen? Wie hatte er sich verteidigt, um die Lage zu erklären? Er hatte ihn einfach stehen lassen, sich selbst überlassend. War das fair gewesen? Wäre es vielleicht doch klüger gewesen, hätte er diese ganze Sache bei einer dummen Idee gelassen und wäre vor Sehnsucht und Ungewissheit wegen dieser Freundin-Sache gestorben? Möglicherweise hatte er jetzt alles viel schlimmer gemacht, möglicherweise würde sich You jetzt noch wildere Geschichten zusammenreimen und verbreiten. Wahrscheinlich würde er ihn sogar noch einmal anrufen, sein Leid und seine Sorgen loswerden. Wessen Schuld war es nun eigentlich wirklich, dass es alles so gekommen war? Er war doch auf das dumme Gerücht reingefallen. Gackt hatte vollkommen Recht. Er war blind gewesen und dazu auch noch richtig dumm. Hydes Gedanken fanden ein Ende, als sich ein aufdringliches Vibrieren in seiner Hosentasche bemerkbar machte. Er kramte ungeduldig in seiner Hosentasche und zog sein Handy heraus. Ein genervtes Seufzen rutschte ihn über die Lippen, als er auf dem Display las, dass eine gewisse hartnäckige Person schon wieder versuchen würde, ihm irgendwelche Infos mittels eines neugierigen Anrufes zu entlocken. Er hatte keinen Nerv, mit ihm zu reden, sich zu erklären, wo er war und was er tat und warum er nichts von sich hören ließ. Mit leidverzerrten Gesichtsausdruck tat er jedoch doch das, wozu er gerade keine Lust hatte. Denn er wusste, würde er jetzt nicht abnehmen, würde es Terror geben, entweder durch weitere Anrufe oder später, wenn sie sich das nächste Mal trafen. Er drückte also auf die grüne Taste, die ihn mit dem Anrufer verbinden würde. „Tetsu, was ist, ich hab jetzt überhaupt keine Zeit.“ „Ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst und abnimmst. Wer weiß, was du wieder für dumme Dinge anstellst. Riskierst wahrscheinlich dein Leben, ohne zu bedenken, dass ich vielleicht noch für ‘n paar Jährchen einen Sänger für meine Band brauche“, redete der Bassist L'Arc~en~Ciels einfach drauflos, doch die einzige Reaktion, die Hyde darauf zeigte, war genervtes Augenrollen. Er konnte sehr gut verstehen, dass Tetsu sich Sorgen machte, aber im Moment war er so fertig mit den Nerven, dass er für so was einfach nicht den Kopf hatte. „Und jetzt rück endlich mit der Sprache raus, sonst melde ich das der Polizei und der Presse, giltst dann als vermisst, ein großer Suchtrupp wird auf dich gehetzt und Laruku hat dann endlich wieder einen großen Skandal an der Backe.“ Da war er wieder, Tetsu und sein großartiger Humor, der aber in Momenten wie diesem nicht gerade passte. Absurde Geschichten und die dazugehörigen Drohungen. Das kannte er schon. Es waren Mittel, um ihn rumzukriegen. Worte, die Worte entlocken sollten, eine wohlbekannte Masche des Bassisten. Aber diesmal würde er nichts aus ihm herauskriegen. Diesmal würde er alles für sich behalten, egal mit was Tetsu kommen würde. „Bitte ruf nicht die Polizei, mir geht es gut, Tetsu!” versuchte er ihn zu beruhigen. Aber damit schien er dessen wilde Fantasien erst recht ins Rollen gebracht zu haben. „Hast du etwa jemanden ermordet oder bist du in einem Mordfall verwickelt? Ich helf dir da raus.” „Was denkst du dir eigentlich für Geschichten aus?” kam es geschockt von der anderen Seite. „Dann sag mir doch, warum ich nicht die Polizei rufen soll?” Oh ja, zu gern würde der Sänger seinen Freund wortwörtlich durch die Leitung ziehen. „Weil das einfach nicht nötig ist. Weil es mir gut geht und alle Menschen um mich herum noch leben, glaub mir.” Am liebsten wollte er auflegen, weil er wusste, dass Tetsu es nicht ernst meinte, sondern sich einfach nur einen Witz daraus machte, in der Hoffnung etwas zu erfahren, aber so dumm, darauf reinzufallen, war er nicht. Hyde schüttelte genervt den Kopf. „Na das kann jeder Verbrecher sagen.” „Tetsu, ich hab jetzt wirklich keine Zeit für solche Spielchen“, meinte Hyde direkt. „Dann sag mir doch endlich, was du denn gerade so Wichtiges zu tun hast. Wo bist du überhaupt und was machst du die ganze Zeit. Und jetzt komme mir nicht wieder mit deinem Onsen!“ Hyde setzte seine Perücke mehr schlecht als recht auf seinen Kopf, während er den Kopf schüttelte. „Ich muss mich jetzt dringend umziehen, sonst sterbe ich wahrscheinlich und du kannst dir wirklich ‘nen neuen Sänger suchen.“ „Du ziehst dich um?“ Mit nachdenklicher Miene kratzte er sich an seinen unechten Haaren und runzelte die Stirn. „Tetsu, was für Leute laufen eigentlich noch so in der Halle rum, wenn wir Tour haben?“ Es herrschte einige Sekunden Ruhe, bevor der Bassist skeptisch mit einer Gegenfrage antwortete. „Hä? Was für Leute? Warum willst du das wissen?“ „Frag nicht weiter, hilf mir nur etwas auf die Sprünge.“ Und wieder peinliche Stille. Tetsu war beunruhigt. Derartig seltsame Fragen ließen ihn Schlimmes ahnen. „Ähm,... naja, du, Ken, Yuki, unser Manager...“ „Nein, das meine ich nicht, neben Kabelträger oder Elektriker, was sind da noch so für Leute?“ fragte Hyde ungeduldig, während er sich das Augenrollen nicht verkneifen konnte. „Doiha du machst mir wirklich Angst.“ „Tetsu, bitte! Wenn du mir helfen willst, dann sag mir bitte irgendwas.“ Seine Stimme wurde drängender, obwohl er sich mächtig zurückhalten musste, nicht ein Stückchen weit ungeduldig aus der Haut zu fahren, deswegen senkte er seinen Ton und flüsterte. „Naja,... Wenn wir proben sind doch dann immer die Leute vom Ton und Licht, oder...“ Als wäre ihm buchstäblich ein Licht aufgegangen ist, riss der Kleinere seine Augen auf. „Ton und Licht...?“ Hyde grinste, da ihm die Idee gar nicht mal so schlecht in den Kram passte. Er brauchte dringend eine neue Verkleidung. You war ihm auf den Fersen. Würde dieser ihn das nächste Mal unter die Finger kriegen, würde das eher schlechter für ihn ausfallen. Er musste sich beeilen. „Tetsu, ich ruf dich nachher nochmal an, OK?“ hektisch versuchte er nun seine verrutschte Perücke zu richten und die dicke Brille auf die Nase zu setzen. „Aber hey, warte doch mal. Weshalb ich dich sprechen wollte... Ich wollt dir Bescheid sagen, dass wir demnächst ein Meeting mit Laruku haben.“ Geschockt stoppte Hyde seine flinken Finger, die bereits daran waren, das Handy aufzulegen. Hatte Tetsu gerade 'Laruku' erwähnt? Und da fiel es ihm wieder ein. Richtig sie hatten Termine bezüglich einer neuen Single mit L'Arc~en~Ciel. Das hatte er vollkommen vergessen. Er hatte bereits seine Studioaufnahmen für sein Solo-Album verschoben, was ihm schon eine Menge Ärger beschert hatte. Ihm war seine Arbeit als Sänger trotz allem sehr wichtig. Einem Treffen mit Laruku konnte und durfte er auf keinen Fall fernbleiben. Das würde Probleme mit sich bringen. Aber was sollte er jetzt tun? „WAS? Wann?“ fragte Hyde verwirrt. „In einer Woche. Kannst du vielleicht einen Tag dafür entbehren, egal was du gerade so Wichtiges anstellst oder nicht?“ Hyde seufzte. Großartig, wie sollte er das anstellen? In einer Woche würde Gackts Tour nach Okinawa gehen, und damit schon ein Stückchen weit weg von Tokio und somit auch vom anstehenden Laruku-Meeting. „Ich,... ich weiß noch nicht, ob ich kommen kann. Aber ich werde es versuchen. Ich melde mich nochmal bei dir.“ Eine Antwort, die wirklich der Wahrheit entsprach. Er wusste ja tatsächlich noch nicht, ob er kommen könnte. Aber seine Pflicht als Sänger von L'Arc~en~Ciel wollte er auch auf keinen Fall vernachlässigen. War ihm diese seltsame Aktion hier wirklich so viel wichtiger als das, wofür er geboren worden war? Hyde runzelte nachdenklich die Stirn. „Und Doiha, das nächste Mal...“ Nun hatte er aber wirklich keine Zeit mehr. Ungeduldig schaukelte Hyde seinen Oberkörper hin und her, während er Tetsu ins Wort fiel. „Ja ja, das nächste Mal sag ich dir alles. Schon klar. Tut mir wirklich leid, aber ich muss jetzt wirklich aufhören.“ „Aber...“ war das einzige, was Tetsu noch entgegnen wollte. „Bis dann!“ Und schon hatte Hyde die Verbindung unterbrochen. Zerknirscht entschied er sich, das Problem mit L'Arc~en~Ciel und Tetsu erst einmal in den Hintergrund zu stellen. In der nächsten ruhigen Minute würde er sich auf jeden Fall darüber Gedanken machen, doch nun musste er sein momentan größtes Problem loswerden. Seine Kabelträgerverkleidung. So konnte er nicht weiter herumlaufen und sich auf Schritt und Tritt von You beobachten lassen. Natürlich wäre die einfachste Lösung, einfach mit dem Versteckspiel aufzuhören und Gackt in Ruhe zu lassen, doch zugegebener Weise machte es ihm ein klein wenig Spaß, und deshalb war aufhören, jetzt wo Gackt es doch sowieso wusste, keine Option mehr. Nachdenklich kam ihn Tetsus Tipp in den Sinn... „Ton und Licht...?!“ * Ein Großteil der Proben war geschafft. Doch konnte Gackt nicht gerade behaupten, dass diese wirklich perfekt gelaufen waren. You spielte mürrisch falsche Violinparts, ob nun mit Absicht oder aus mangelnder Konzentration, das konnte der Sänger nicht eindeutig sagen. Würde das Konzert heute Abend genauso klingen, war er in großen Schwierigkeiten. Es war schon ziemlich ironisch, wo er doch genau diese Art von Verhalten verhindern wollte, doch nun schien es noch schlimmer zu kommen, als er es sich vor Wochen ausgemalt hatte. Und das schlimmste daran: Sein Geheimnis mit Hyde war zum Großteil daran schuld, obwohl sie so sehr darauf achteten, es für sich zu behalten. Viele würden es vielleicht verstehen und nicht verurteilen. Einige würden schockiert den Kopf schütteln, aber wie You reagieren würde, das konnte er auch nach der langen Freundschaft, die sie verband, nicht genau sagen. Schließlich hatte Gackt noch nie ein so großes Geheimnis vor seinen Freund gehabt. Noch nie hatte er auch nur das kleinste Wort über seine Gefühle zu Hyde verloren, obwohl er wirklich sein allerbester Freund war und diese tiefen Gefühle schon so viele Jahre heimlich in sich trug. Im gewissen Maße schämte er sich dafür, es so sehr wie ein Geheimnis behütet zu haben, doch als diese Liebe noch einseitig war und er alle Hoffnungen auf Gegenliebe begraben hatte, hatte er den Weg des Einsamen gewählt. Allein wollte er diesen Schmerz ertragen und über ihn hinwegkommen. Es jetzt einfach zu sagen, so plötzlich ohne Vorbereitung, so zwischen Proben und Konzert... wäre das fair? Da war ihm ehrlich gesagt tatsächlich lieber, You bliebe bei dem Glauben, er wäre das untreuste männer- und frauenfressende Monster dieser Welt. Auch wenn ihn dieser Anblick wahrscheinlich sehr geschockt haben musste. Seine Reaktion heute Morgen in der Umkleidekabine hatte alles gesagt. Nur eins würde das ganze Dilemma, in dem sie steckten, etwas schwächen. Ein Gespräch. Er musste es ihm erklären, ohne mit der Wahrheit rauszurücken, ihn soweit zufriedenstellen, dass er sich wieder auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Er würde sich für sein Verhalten entschuldigen müssen, nur dann würde wieder ein normales Arbeitsklima entstehen können. Entschlossen näherte er sich seinem Freund, der eine Unterhaltung mit einem Staffmember führte, doch als dieser ihn bemerkte, beendete er das Gespräch abrupt, tat desinteressiert an seiner Person und wollte verschwinden. Doch Gackt war schnell genug ihn daran zu hindern. „You, können wir mal kurz miteinander reden?“ „Reden? Auf einmal? Du wolltest doch die ganze Zeit nicht mit mir reden.“ Gackt verstand sehr gut, weshalb You nun so stur auf Abwehr schaltete. Doch es im Moment so zu belassen, das wollte er einfach nicht in Erwägung ziehen. Er wusste, dass er Fehler machte, aber diese waren doch nie absichtlich, um ihm zu schaden. Im Augenblick fühlte sich Gackt etwas hilflos, da er nicht glaubte, dass er mit der halben Wahrheit davonkommen würde. Jedenfalls nicht so, dass es ihn selbst zufriedenstellen könnte. Er zog ihn mit sich zu einer ruhigen Ecke auf der Bühne. „Ich weiß, das vorhin war bestimmt komisch für dich, aber...“ „Gackt ich hab schon verstanden. Es geht mich nichts an, mit wem du hier rummachst...“, kam es patzig von You. „Du hast Recht, es geht dich nichts an, mit wem ich was tue, aber trotzdem möchte ich nicht, dass du das alles negativ auf dich selbst reflektierst.“ You schwieg. „Ich will dir nichts vorschreiben, aber konzentriere dich bitte auf das Konzert und diese Tour, anstatt...“ Ein lautes zorniges Gebrüll unterbrach die Unterhaltung der beiden und zog ihre Aufmerksamkeit auf das Geschehen ein paar Meter vor ihnen. „Erledigen Sie ihre Aufgabe doch sorgfältiger! Die Aufgabe eines Kabelträgers ist es, die Kabel ordentlich in die Halle zu transportieren und sie nicht noch unnötig zu verknoten!“ wies ein Kameramann den ungeschickten Mann an, der offensichtlich ziemliche Probleme damit hatte, den Anweisungen seines Bosses zu folgen. Gackt und auch You beobachteten das Geschehen aus der Ferne. Der Mann schien überfordert, seufzte und in all seiner Mühe es doch richtig zu machen, unterliefen ihm nur noch mehr Fehler. Die Nervosität war nicht zu übersehen. Gackt grinste, da ihm die Identität des ungeschickten Nichtsnutzes sofort klar war. Kein Zweifel, dass es sich um Hyde handeln musste, schließlich hatte dieser nur geringe Kenntnisse vom Beruf eines Kabelträgers. Höchstens Grundkenntnisse die man so nebenbei mitkriegt, während man die Leute um einen herum in den kurzen Pausen beobachtete. Sein Grinsen wurde breiter, als sich der Kabelträger abermals vor seinen Boss tief verbeugte und um Verzeihung bat. Gackts Schadenfreude und die dazugehörige Abwesenheit ging nicht unbemerkt an You vorbei. Der Sänger schien wieder wie in einer ganz anderen Welt. „Gackt“, rief You, doch der Angesprochene reagierte nicht einmal mit einem Augenzucken. Er war viel zu sehr darin vertieft, die Verzweiflung vor seinen Augen zu belächeln. „HEY GACKT!“ wurde es dann aber lauter und You verpasste seinem grinsenden Freund ein Stoß in die Schulter. Verwirrt blickte Gackt in Yous Augen. „Was?“ „Ich wollt nur sagen, dass ich dir noch viel Spaß mit deinem Kabelträger wünsche. Aber vergiss dann auch nicht die nächsten Proben in ein paar Minuten!“ Somit stolzierte You von der Bühne und ließ den Solo-Sänger verdutzt zurück. Die geplante Aussprache ging wohl gehörig in die Hose. Gackt seufzte über diesen Misserfolg. ~'Nicht die Proben vergessen, viel Spaß mit deinen Kabelträger'.~ Was dachte sich You überhaupt? Er solle die Proben nicht vergessen? Wer war denn hier derjenige, der unkonzentriert bei der Sache war? Darüber konnte er nur verständnislos den Kopf schütteln. „Gehen Sie darüber!“ brüllte der genervte Kameramann und Gackt suchte mit seinen Augen sofort wieder das Geschehen. Der Kabelträger blickte verschämt zu Boden, in der Hand ein schreckliches Kabelgewirr. Gackt spürte plötzlich tiefes Mitleid mit seinen Liebsten, der es trotzdem aber nicht anders verdient hatte. „Sakamoto-san, machen Sie das!” Der Kameramann wies mit einer Handbewegung an, ihm nicht weiter im Weg zu stehen, daraufhin stolperte der Kleinere ungeschickt zurück. Er nickte noch respektvoll mit dem Kopf und verschwand ohne Kabel aus der Halle. Dies kam Gackt eigentlich recht gelegen, da er sowieso noch eine Menge mit dem Kleineren zu besprechen hatte. Er hatte noch nicht wirklich erklärt, dass er gegen Aktionen dieser Art war, deswegen folgte er dem Kabelträger in einen der Aufenthaltsräume für Mitarbeiter, in dem zum Glück auch noch keine Menschenseele außer ihnen selbst war. Gerade in dem Moment, als der Kleinere den Lichtschalter betätigen wollte, fasste Gackt nach dessen Schultern. „Warum überlässt du Arbeiten, von denen du keine Ahnung hast, nicht den Menschen, die dafür bezahlt werden“, flüsterte Gackt, während er sich dem Mann, der mit den Rücken zu ihm im dunklen Raum stand und in seiner Verzweiflung gar nicht bemerkt hatte, wie ihm gefolgt worden war, näherte. Gackt lächelte verschmitzt, bevor er seinen kleinen Liebsten von hinten in eine Umarmung schloss und unglaublich zufrieden seufzte. Der Umarmte jedoch erschrak über diesen plötzlichen 'Überfall' und versuchte sich gegen die starken Arme, die ihn gefangen hielten, zu wehren. Gackts Grinsen wurde breiter. „Ach, erst sagst du, dass du mich vermisst hast, verkleidest dich deswegen als unfähiger Klempner, Elektriker und Kabelträger und jetzt tust du unschuldig und wehrst dich wie ein Schulmädchen gegen genau das, was du doch die ganze Zeit wolltest.“ Gackt ließ seine langen, flinken Finger zwischen die Knöpfe, unter die Arbeitsjacke gleiten, wo er sofort auf nackte Haut traf. Etwas jedoch machte Gackt sofort stutzig. „Hast du dir sogar ein Brusthaartoupet zugelegt, um es echter wirken zu lassen“, murmelte er, während er seine Finger weiter fühlen ließ, nun aber mehr aus Neugier. Doch je mehr er ertastete, desto größer wurde der seltsame Gedanke, dass er unglücklicherweise die falsche Person erwischt hatte. Was völlig absurd schien, denn aus welchen Grund sollte ein Angestellter genauso unfähig sein, wie sein Hyde, der ja bisher in keiner Arbeit, die er verrichtet hatte, wirklich Ahnung hatte. Doch seine Zweifel verhärteten sich, als er auch noch bemerkte, dass sich das extrem lange Haar, in das er seine Nase tauchte, nicht als Perücke herausstellte. Gackt erstarrte, während er sich vor einer weiteren Bewegung ekelte. Er hatte einen völlig fremden Mann in seinen Armen, hatte seine Brust gestreichelt und war in seinen Gedanken schon viel weiter gewesen. Er war entsetzt! Ruckartig stieß er den Mann hart von sich, dass dieser in seiner Verwirrung torkelnd beinahe vornüber auf die Nase gefallen wäre. Dann schlug der Sänger zornig auf den Lichtschalter neben sich und murmelte herrisch: „Wer sind Sie verdammt nochmal? Und was ziehen Sie hier für eine Täuschung ab?“ Die ganze Schuld auf den unschuldigen Mann schiebend, starrte Gackt auf ihn herab. „Ich... ich...“ stotterte der Kleinere, der endlich wieder seine Stimme wiedergefunden hatte. Erst wurde er buchstäblich von seiner Arbeit entlassen, dann hinterrücks überfallen und befummelt und schließlich auch noch vom allerhöchsten Boss persönlich getadelt. Schlimmer konnte der Tag nicht mehr werden. „Jetzt zeigen Sie mal etwas Respekt und sehen mich an, wenn ich mit Ihnen rede.“ Gackt war sauer. Die peinliche Situation irgendwie zu meistern, war jedoch eines seiner leichtesten Übungen. Solange er den Zornigen mimte, hatte er eine hervorragende Maske, um seine wirklichen Gefühle verstecken zu können. „E-es tut … tut mir Leid, ich...“, der Mann drehte sich um und blickte ehrfürchtig in die blauen Augen des Sängers. Gackt zuckte kurz, als er das Gesicht nun von nahem sah. Keine Ähnlichkeit mit seinem Liebsten. Eine lange Nase, kleiner Mund und zu eng stehende Augen und dazu war er noch nicht einmal Japaner. „Wäre ich Sie, würde ich diese Sache für mich behalten.“ Mit dieser angedeuteten Drohung machte Gackt kehrt und verließ den Raum. Schnellen Schrittes eilte er auf die Männertoilette, verbarrikadierte sich in eine der freien Kabinen und atmete erleichtert aus. Hoffentlich hatte der Mann nicht bemerkt, wie peinlich es ihm war. Es würde mächtig an seinen Image kratzen, würde jemand von diesem Fehltritt erfahren. Aufgewühlt fasste Gackt sich ins Gesicht, verdeckte die roten Wangen, die er unbedingt vor allen verstecken wollte. Noch nie war ihm so etwas passiert. Noch nie hatte ihn ein fremder Mensch etwas Falsches tun sehen. Noch nie hatte er sich so miserabel gefühlt. Gackt schreckte auf, als sein Handy mit einem schrillen Ton eine eingegangene Nachricht ankündigte. Mit seinen zitternden Händen zog er es aus seiner Hosentasche und las die SMS. SMS: „Sag mir nicht, dass du jetzt auf den Geschmack gekommen bist, dich an unschuldige Kabelträger ranzumachen. “ Entsetzt las er die wenigen Zeilen noch einmal und dann der Name der darunter stand. „HYDE!“ War das ein Spiel, das er mit ihm spielte? War diese Maskerade ein gemeines Spiel, in dem er die Aufgabe hatte, herauszufinden, auf was für dumme Ideen sein geliebter Hyde kam? Eigentlich hätte er bisher immer protzig behaupten können, dass dies kein Problem für ihn darstellen würde, da er seinen Hyde allein schon an der Gangart erkennen würde, aber die vergangenen Wochen hatten ihn schonungslos das direkte Gegenteil gezeigt. Und dafür schämte er sich nur noch mehr. Er war sich bisher immer sicher gewesen, jeden der Leute, die für ihn arbeiteten, zu kennen, sie zu beobachten und interpretieren zu können, aber dass er Hyde nie wirklich erkannt hatte, bewies, dass es so nicht der Fall war. Und was resultierte nun daraus? Würde er nun jeden Mitarbeiter, jeden einzelnen Menschen, der ihm hier über den Weg lief, genauer unter die Lupe nehmen müssen, nur um herauszufinden, wer echt und wer unecht war? Was wäre wohl besser gewesen? Von einem fremden Stalker beschattet zu werden oder von seinem Haido, der ihn anscheinend auf Schritt und Tritt beobachtete, nur um bei ihm zu sein und zu sehen, was er tat. Obwohl es rein theoretisch kaum einen großen Unterschied zwischen dem Stalker und seinem Haido gab. Sollte er sich nun wirklich beobachtet fühlen, nun da er alles wusste? Hatte er sich bis vor ein paar Minuten nicht noch wohl bei den Gedanken gefühlt, dass Hyde in der Nähe war und es kein anderer, außer ihm, wusste? Plötzlich zog sich ein Grinsen über seine Lippen. Jetzt, da er so darüber nachgedacht hatte, fand er die Idee eines Versteckspiels gar nicht mal so übel. Er würde ihn finden, unter all den Leuten, und dann würde er ihm seine Meinung geigen. Und diesmal würde er sich nicht erweichen lassen. Er würde ihm zeigen, wer hier der Boss war. Im Grunde genommen war er nur ein einfacher Mann, der wie die anderen für ihn arbeitete. Er hatte das Recht, ihn anzuschnauzen, ihn rumzukommandieren und sogar zu feuern. Wenn er es so wollte, dann aber nach seinen Regeln. „Ich krieg dich schon.“ Somit klappte er sein Handy zu, ohne auf die provozierende Nachricht seines Freundes zu antworten und verließ die Toilettenkabine. Als er auf den Flur trat, wurde er auch schon sofort von einem vom Staff darauf hingewiesen, dass die Pause beendet war und er bitte wieder auf die Bühne kommen sollte. * Auf der Bühne herrschte bereits konzentriertes Arbeiten. Chacha und Ju-ken spielten das Intro von Mirror, während You sich seine Gitarre umhängte und auch ein paar Töne zum Besten gab und damit signalisierte, dass er bereit war. Gackt blickte einmal kurz zu ihm rüber, während er sich vorn an der Bühne hinter dem Mikrofon positionierte, dieser aber schien, vertieft in seinen Gitarrenklängen, den gewollten Blickkontakt nicht bemerkt zu haben. „OK, es kann los gehen“, gab ein Mann mit Brille Gackt das Startsignal. Gackt nickte und die Band begann zu spielen. Alles lief hervorragend, bis der Sänger mit seinem Text dem Lied Leben einhauchen sollte. Er sang mit klarer Stimme, doch alles, was in der riesigen Halle zu hören war, waren die Gitarren, der Bass und das Schlagzeug. Die Instrumente verstummten. „Tut mir leid, da wird wohl was am Mikrofon nicht stimmen. Matsu-san, gucken Sie mal danach“, entschuldigte sich der Mann mit Brille. Ein kleinerer Mann trat an den wuchtigen Mikroständer, überprüfte den Anschluss, begutachtete den Verlauf des Kabels und nahm konzentriert ein paar Handgriffe vor. Wären diese nicht so schlüssig gewesen, hätte Gackt dem Kerl, der direkt vor seinen Füßen kniete, kaum Beachtung geschenkt, doch plötzlich fühlte er sich anders. Skeptisch blickte er auf den Mann herab, dessen Gesicht durch langes, lockiges Haar bedeckt wurde. Er würdigte den Sänger keines noch so flüchtigen Blickes, was Gackt aufmerksamer werden ließ. Natürlich hätte es auch sein können, dass er sich wieder mächtig irrte, dass der Mann mit dem Cap und dem langen, braunen Haar, das er geschickt dafür nutze, sein Gesicht zu verdecken, und den unbeholfenen Händen, die seltsamerweise in Handschuhen steckten, nicht der entlaufene L'Arc~en~Ciel-Sänger war, wie er vermutete. Dummerweise würde er nun wirklich fast jeden damit verdächtigen, doch dieser hier war etwas zu seltsam, als dass sein Verdacht tatsächlich falsch sein könnte. Kopfschüttelnd versuchte sich Gackt wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er durfte nicht der Versuchung erliegen, dieses Spiel über seine wichtige Arbeit zu stellen. Diese Proben und das Konzert in wenigen Stunden waren wichtiger, als Hydes paranoide Eifersüchteleien. Das Konzert musste auf jeden Fall so perfekt wie das letzte werden. Ein Klopfen auf das Mikrofon und der dazugehörige dumpfe Ton gab allen zu verstehen, dass nun alles richtig angeschlossen war. Der verdächtige Mann verschwand wieder von der Bühne, stellte sich hinter das Pult, an dem er konzentriert einige Einstellungen vornahm. „OK, noch mal von vorn, Gackt-san.“ Erneut stimmten die Instrumente den Song ein. „kanjinna toki ni wa itsumo soba ni inai...” und wieder wurde abgebrochen, denn neben Gackts Gesang, der diesmal laut zu hören war, fiel ein kratziges Rauschen auf. “Matsu-san!” wurde genervt gerufen und alle Blicke glitten zu dem Verantwortlichen hinter dem Pult. Er reagierte mit einem “Hai”, gefolgt von einem Nicken. Um dies in Ordnung zu bringen, drückte er willkürlich Knöpfe, bis das Rauschen zu einem unerträglichen Piepsen wurde. “So sind die Neuen. Kaum haben sie einen Job in einer großen Konzerthalle, sind sie so aufgeregt und unkonzentriert, dass sie nicht einmal mehr in der Lage sind, die einfachsten Aufgaben richtig zu erledigen”, sprach eine Frau, die vor der Bühne stand, Blätter in ihren Händen hatte und diese Gewissenhaft durchsah. Gackt blickte die Frau an, der er nicht sofort einen Namen zuordnen konnte. Das Piepsen verstummte, bevor der verdächtige Mann vom Ton erneut an das Mikrofon trat und abermals mit unschlüssigen Handgriffen versuchte, das Problem zu beheben. Stumm zog Gackt seinen Blick von der Frau und sah auf dem Mann, der ihn für einige Sekunden angesehen hatte. Im letzten Augenblick trafen sich ihre Augen und Gackt zuckte. Braune Augen, die ihm sehr bekannt vorkamen, hatten ihn angesehen. Die Lippen, die er schon so oft geküsst hatte, waren zu einen frechen Grinsen verzogen. Sein Verdacht hatte sich also bestätigt. Da bestand kein Zweifel mehr. Unsicher fasste Gackt nach seinem Mikrofon. Die Panik, die er auf einmal spürte, da Hyde, der eigentlich selbst Star war, versuchte den Tonexperten zu mimen, schien nicht ganz unbegründet zu sein. Was würde passieren, würde es jetzt rauskommen? Ein nichtsnutziger Tonexperte, der sich doch im Klaren darüber sein musste, dass im Moment alle Augen auf ihn gerichtet waren, machte einen Fehler nach den anderen. Würde es nur einer Person gelingen, Hyde ins Gesicht zu sehen und ihn zu erkennen, was würde dann geschehen? Gackt wurde regelrecht schlecht bei dem Gedanken. Natürlich könnte er dann auf ahnungslos machen und mit einen bescheuerten 'Was machst du denn hier?' kommen, doch wie würde Hyde selbst sich dann erklären?! Er wusste ja nicht, was genau Hyde mit diesem Verkleidungsspiel im Sinn hatte. War es wirklich nur, um unentdeckt bei ihm zu sein, weil er seinen Wunsch, dass You und die anderen noch nichts von ihrer Beziehung erfahren sollten, berücksichtigte? Wie würden die Leute reagieren? Im Grunde machte sich Gackt mehr Sorgen über Hydes angeschlagenes Images, als darum, dass die Leute ihnen sofort eine heimliche Beziehung andrehen würden. Es wäre mehr als nur ein kleiner Skandal. Eigentlich konnte man dies kaum in irgendeine Schublade stecken, denn er konnte sich nicht erinnern, von so etwas in der Art jemals gehört zu haben. Es wäre die reinste Schande. Vor allem Hyde würde sich lächerlich machen vor all den Leuten und dann vor der Öffentlichkeit. In was hatte sich der Ältere da nur reingeritten? Der einzige Weg, dem ganzen Schlamassel weit möglichst aus dem Weg zu gehen, war es, weiterhin die Fassung zu wahren, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, als wüsste er von nichts, und diesen Mann vor seinen Füßen so gut es ging zu ignorieren. Doch eines war glasklar, war dieser stressige Tag erst einmal vorbei, würde er sich seinen Geliebten ordentlich zur Brust nehmen müssen. Sich einfach als Fachmann zu verkleiden, die Probe und vielleicht auch noch das Konzert in Gefahr zu bringen, das ging eindeutig zu weit. „Könnten Sie sich vielleicht ein wenig beeilen?“ brüllte der Mann mit der Brille von hinten und ließ Gackt aus seinen Gedanken schrecken. Der verkleidete Bandsänger versuchte sein Möglichstes angesichts der Tatsache, dass er ja nur wenig Kenntnisse darüber hatte, was er eigentlich tun sollte. Er blickte jedoch nicht hilflos oder nervös, eher schadenfroh, als wolle er Gackt etwas aus der Reserve locken. Dem Jüngeren war dies nicht entgangen, doch wirklich darauf eingehen wollte er nicht. Oder besser gesagt, er wollte einfach nicht riskieren, dass alles ans Licht kam. Er konnte nur die Stirn runzeln, als alle anderen schon genervt seufzten oder die Augen rollten. Dann trat Ju-ken grinsend an Gackt heran und flüsterte ihm zu. „Du bist ganz schön ruhig Gackt. Was ist los, sonst hättest du den doch schon längst zur Schnecke gemacht.“ Er hatte Recht! Funktionierte irgendetwas nicht nach Plan oder leistete jemand aus seinem Team nicht die geforderte und wirklich wichtige Aufgabe, die ihm zugeteilt war, war er es, der immer etwas dazu zu sagen hatte. Sei es ein Rat oder eine Zurechtweisung, die in diesem Falle wirklich notwendig war. Schon allein, um die Vorbereitungen weiterrollen zu lassen. Aber nun stand er einfach da und schaute schweigend zu, wie die kostbare Zeit an ihm vorbeiraste, nur weil er nicht wusste, wie er es anstellen sollte. Sollte er ihn angehen, obwohl er selbst ja genau wusste, dass Hyde gar nicht wissen konnte, was er tun sollte? Aber war dieser nicht selbst daran schuld? Sollte er wirklich zulassen, dass Hyde seine Arbeit behinderte? Hatte er vor nicht einmal 15 Minuten noch geschworen, dass Hyde nach seinen Regeln spielen würde? Genau jetzt war die passende Gelegenheit, dies zu demonstrieren. Auffordernd stieß Ju-ken den Sänger leicht an die Schulter. Er sollte handeln, das wusste Gackt. Er nahm allen Mut zusammen, atmete noch einmal tief durch und blickte zornig auf den Mann herab. „Hey, Sie da!“ Gackt registrierte das leichte Zusammenzucken Hydes mit Zufriedenheit. „Denken Sie eigentlich, wir haben hier den ganzen Tag für ihre sinnlosen Spielereien Zeit?“ kam es hochnäsig vom Sänger, der einen Schritt um das Mikrofon weiter auf den Mann zu trat. Hyde blickte kurz auf und sah irritiert in Gackts Augen, senkte jedoch seinen Blick wieder und antwortete mit flüsternder Stimme. „Es tut mir wirklich Leid.“ „Ich möchte das Konzert in ein paar Stunden nicht absagen, nur weil Sie nicht in der Lage sind, das Mikrofon richtig anzuschließen!“ Gackt vermied es, absichtlich Augenkontakt mit dem Älteren zu suchen. Seine Stimme wurde etwas lauter, was die Situation realistischer machte. „Wer hat Sie eigentlich eingestellt? Sie scheinen mir ein blutiger Anfänger zu sein, wieso lässt man sie eigentlich an die Geräte? Wenn ich könnte, würde ich Sie auf der Stelle feuern.“ War er zu hart, war es realistisch? Brachte er es glaubhaft rüber? Noch nie in seinem Leben war Gackt so unsicher in dem, was er tat. Möglicherweise ging er tatsächlich etwas zu weit, aber wäre das wirklich so verdächtig? Schließlich ging es um das Konzert, das in wenigen Stunden beginnen sollte. Schlampereien und Zeitschinderei konnte er sich nicht leisten, es sei denn, er würde das Konzert um drei Stunden verschieben wollen. War es da nicht natürlich, dass er aus Wut am liebsten jemand feuern würde? Er hatte keine Ahnung, denn normalerweise arbeiteten immer die besten Leute ihres Fachs für ihn. Bisher war es nicht dringend notwendig gewesen, zu dieser Maßnahme zu greifen. Sich vorzustellen, Hyde wäre ein ganz normaler Angestellter, stellte sich als schwieriger heraus, als er zuerst gedacht hatte, doch war der Wunsch, diese verdammte Situation hinter sich zu bringen und die Proben mit einem erfahrenen Tonexperten weiterzuführen, so groß, das es ihm allmählich egal wurde, ob der Mann vor seinen Füßen sein Geliebter war oder irgendein dahergelaufener, nichtsnutziger Mann vom Ton. Gackt seufzte leicht genervt über all das. „Und jetzt machen Sie Ihre Arbeit, sonst geht heute wirklich noch eine Beschwerde an Ihren Chef.“ Dass Hyde nickte, konnte Gackt noch im Augenwinkel erkennen, doch dass dieser die ganze Zeit weitergegrinst hatte, blieb ihm glücklicherweise verborgen. Der Mann mit der Brille eilte währenddessen an die Bühne heran und meinte nervös: „Entschuldigen Sie Gackt-san, wir haben bereits jemand anderen gebeten, das Problem zu beheben. Das würde nur ein paar Minuten dauern.“ Gackt nickte. „Gut, dann machen wir in einer Viertelstunde weiter.“ Gackt verließ die Bühne und steuerte direkt seine Umkleidekabine an, während er schon nach seinem Handy griff und Hydes Nummer wählte. Er schloss die Tür hinter sich und wartete geduldig darauf, dass der Kleinere am anderen Ende abnahm, was etwas auf sich warten ließ, aber Gackt wusste ja, dass sein Tonexperte sich erst einmal unbeobachtet zurückziehen musste, um wieder der zu sein, der er eigentlich war. Hyde, ein auf dumme Ideen-kommender Rockstar. „Haido? Kannst du kurz in meine Umkleidekabine kommen, ich muss mit dir reden!“ befahl Gackt sofort mit barschen Ton in seiner Stimme. „Ich kann nicht, ich geh nach Hause“, kam es ohne zu zögern als Antwort. Der Jüngere runzelte überrascht die Stirn. „Was? Warum, ... warum nach Hause?“ wollte er nun wissen. Zuerst verursachte dieser Dummkopf dieses Durcheinander und jetzt wollte er plötzlich wieder nach Hause?! Einfach so, ohne sich wirklich dafür zu entschuldigen, in was für eine schreckliche Situation er ihn gebracht hatte? „Na weil du mich gefeuert hast.“ Gackt vernahm sehr wohl den ironischen Unterton in der Stimme des Älteren. Doch er musste grinsen, da dieser Grund eher kindisch war. „Das habe ich nicht, weil ich gar nicht in der Lage dazu bin, dich zu feuern. Ich bin nicht wirklich dein Boss. Jedenfalls nicht der Boss von dem Typen, als der du dich verkleidet hast“, versuchte er den absurden Vorwurf von sich zu schütteln. Doch Hyde schien immer noch nicht vorzuhaben, sein dummes Spiel endlich zu Ende zu bringen. „Ja, das ist schon richtig, aber ich bin nun mal nicht irgendein Angestellter, sondern gehöre zu dir. Und wenn du sagst, dass du mich am liebsten feuern würdest, hast du mich somit gefeuert. Also geh ich nach Hause, da du mich eh nicht mehr zu brauchen scheinst.“ Hydes Gelassenheit und die Ruhe, mit der er dies sagte, machten Gackt regelrecht wahnsinnig. Was würde er nicht alles geben, um endlich dahinterzukommen, was genau Hyde eigentlich wollte. „Haido, lass den Unsinn. Komm bitte in meine Umkleide, OK?“ Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihr kurzes Gespräch. Der langhaarige Gitarrist trat unaufgefordert in den Raum und grinste. „Ich muss jetzt aufhören, wir sehen uns später.“ Schnell klappte Gackt sein Handy zu und blickte Chacha fragend in die Augen, was soviel ausdrücken sollte, wie 'Was willst du?'. „Wen siehst du später?“ kam es aber nur von dem Älteren. Verwundert zog Gackt seine Augenbrauen hoch. „Was?“ „Na du hast doch gerade gesagt 'Wir sehen uns später'.“ Chachas freches Grinsen, das Gackt übel auf den Magen stieß, sollte ihm Grund zur Sorge geben. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass der Kleinere etwas hinter seiner fröhlichen Miene versteckte. „Ach so, ja... ach niemand besonderes. Gehen die Proben gleich weiter?“ wollte Gackt vom Thema ablenken. Er war ziemlich nervös, und das schlimmste war, dass er sich keinen Grund dafür erklären konnte. „Der Anschluss für das Mikrofon ist wohl kaputt. Hätte der Typ vorhin eigentlich sehen müssen. Da war wohl ‘n richtiger Anfänger am Werk“, lachte Chacha belustigt, obwohl er sich schon denken konnte, wer dieser 'Anfänger' war. „Ja, ... ein Anfänger. Du sagst es“, versuchte Gackt mitzuspielen. Wären die Umstände etwas anders gewesen, hätte er zusammen mit Chacha darüber nur gelacht, aber nach all dem, was bisher schon schiefgelaufen war, und er daran dachte, was noch alles passieren konnte, war ihm statt zum Lachen einfach nur zum Heulen zumute. Nur Probleme und Sorgen, schon von Beginn der Tour an. Während es zaghafter an der Tür klopfte, setzte sich Chacha auf eines der Sofa, die um den rechteckigen Tisch standen und genehmigte sich einen Schluck aus der kühlen Wasserflasche. Gackt, der in seiner Sorgenwelt versunken schien, nahm das Klopfen wie in einem Traum war, bis ihm wie im Schock einfiel, dass er ja gerade Hyde befohlen hatte, ihm in seiner Umkleidekabine aufzusuchen. Und das am besten sofort. Aufhalten konnte er ihn nun nicht mehr, denn im selben Moment trat dieser 'Anfänger', wie ihn Chacha genannt hatte, zögerlich in den Raum. Gackt blickte nervös in Hydes Gesicht, das ihn mit ruhiger Miene entgegen strahlte. Er schien gar nicht verwundert über Chachas Anwesenheit. Das irritierte Gackt und ließ ihn gegen seinen Willen stottern. „Ähm, ... Was ...ähm ...“ Chacha sah grinsend zu Gackt auf. Allein sein Verhalten zeigte, dass er bereits wusste, was hier vor sich ging, jedoch schien er noch nicht zu wissen, dass auch er von Hydes Maskerade wusste und somit im Moment kein Grund zur Panik bestand. „Wegen dem, was in der Halle gerade war,... ich klär das schon mit Ihrem Chef...“, murmelte Gackt etwas verloren. Und als wären die ganzen Sorgen nicht schon genug, um ihn um den Verstand bringen, passierte auch noch etwas, was Gackt für die schlimmste Katastrophe überhaupt hielt. Hyde riss sich die Perücke vom Haupt, schüttelte den Kopf, um sein eigenes Haar zu lockern und grinste frech in Chachas Gesicht. Nun war alles aus. Seine Tarnung war aufgeschmissen, Chacha wusste es, und somit auch bald alle anderen. Aber warum? Warum hatte Hyde dies getan? War es nur ein Traum? Oh, er wünschte es sich so sehr. Dass alles nicht real, sondern nur ein böser Alptraum war, aus dem er jeden Moment erwachen konnte. Doch das würde bedeuten, Hyde war auch nicht real. Hyde existierte momentan nur in seinen Traum. Wenn dies wirklich so wäre, wollte er dann überhaupt aufwachen? Wollte er erwachen und dann wieder nur Hydes wundervolle Stimme über das Telefon hören? Dann wollte er lieber nicht erwachen, sondern alles dafür tun, dass sich dieser Traum nicht wirklich augenblicklich zu einem Alptraum verwandelte. „Ähm,...CHACHA! Ich kann das erklären!“ eierte Gackt rum, bevor er über die erstaunten Gesichter, die ihn ansahen, als wäre 'er' es, der nicht real war, nur verwundert die Stirn runzeln konnte. „Oh Gott, ich träume wirklich...“, murmelte er, während Hyde auf ihn zu trat. „Was ist denn los, Ga-chan?“ Der Jüngere riss vor Verwirrung über diese merkwürdige Szene die Augen auf und starrte auf die gelassene Gestalt seines Geliebten. „Was los ist? Du kommst hier einfach rein, entledigst dich deiner Verkleidung und tust so, als wäre alles ganz normal!“ schrie Gackt fassungslos, während er sich panisch durch das Haar fuhr. Dann begann Chacha zu lachen, was Gackts Verwirrung zum Höhepunkt brachte. War er etwa im falschen Film? Oder hatte er jemals einen so real verrückten Traum gehabt? „Und was ist mit dir? Du lachst? Bist doch nicht überrascht oder so was?“ Chacha schüttelte den Kopf. „Warum sollte ich noch überrascht sein?“ fragte er, während er sich sichtlich daran erfreute, Gackt zu schocken. „Na, weil HYDE HIER IST!!!“ brüllte der Jüngere, als würde er jeden Moment austicken. „Nicht so laut, Ga-chan!“ flüsterte Hyde, fasste ihn zur Beruhigung am Arm. Doch Gackt schien den Kleineren neben sich schon völlig ausgeblendet zu haben. „Aber das weiß ich doch schon lange“, antwortete Chacha weiterhin mit ruhiger Stimme. „Du weißt... WAS?“ Gackt konnte nicht glauben, was hier geschah. Sollten es etwa schon alle gewusst haben? War er der Einzige, der hier nach Strich und Faden verarscht wurde? Geschockt und fassungslos zugleich, wartete er auf Chachas Antwort. „Es hat wirklich ziemlich lange gedauert, bis du es endlich kapiert hast.“ „Seit... seit wann weiß er es und wer weiß noch davon?“ murmelte Gackt nun etwas ruhiger, während er sich an Hyde wandte. „Seit der Sache im Badehaus. Dort... hat er mich erkannt.“ Gackt nickte, als ihm klar wurde, was hier gespielt wurde. „Und seitdem habt ihr mich beide an der Nase herum geführt, was?“ Hyde schüttelte vehement den Kopf. „Das war nicht unsere Absicht. Er hat dir nichts gesagt, weil ich ihn darum gebeten habe.“ Mit einem Ausdruck in den Augen, der flehentlich um Verzeihung bat, blickte Hyde in Gackts blaue Augen, die vor Wut zu funkeln schienen. „Und wer weiß noch von deiner Maskerade hier?“ wollte Gackt wissen, nachdem er den Augenkontakt zu Hyde abrupt unterbrochen hatte. „Niemand, ... glaube ich zumindest.“ Dann riss Gackt dem Älteren die Perücke aus der Hand, platzierte sie hastig auf dessen Kopf und zog eine Handvoll Strähnen in das Gesicht, damit auch niemand auf die Idee kam, dem Mann in die Augen zu sehen. „Das Beste ist, du verschwindest so schnell wie möglich von hier, sonst raste ich noch völlig aus!“ Dass Gackt unglaublich schlecht gelaunt war, ging nicht unbemerkt an Chacha und Hyde vorbei. Vor allem Hyde war geschockt über seinen momentanen Zustand. Eigentlich kein Wunder, wo er doch seine Tour und Gackt persönlich, allein durch seine Anwesenheit so durcheinander gebracht hatte. Im Leben hätte er sich nie ausgemalt, dass Gackt ihn so barsch darum bitten würde, zu gehen. Und das, obwohl er spüren konnte, wie seine Sehnsucht anderes verlangte. In diesen Moment war Hyde klar geworden, dass die Idee, Gackt zu beschatten, wirklich nicht so gut war, auch wenn er es nie böse gemeint und insgeheim doch gehofft hatte, Gackt würde sich freuen, ihn zu sehen. Er hatte wirklich geglaubt, er wäre glücklich, wenn er weiterhin bei ihm bliebe, sei es auch nur heimlich. Doch anscheinend war er ihm doch nur eine Last, die ihn gewollt oder nicht um den Verstand brachte. Es hätte ihm von Anfang an klar sein müssen. Nicht umsonst hatte der Jüngere seine Bitte abgelehnt. Doch diese Enttäuschung war nun mal schmerzliche Realität, die er sich mit keinem Gedanken schön reden konnte. Hydes plötzliche Nachdenklichkeit blieb Gackt natürlich nicht verborgen. Dieser blickte zu Boden, starrte auf seine Füße, während er seine Hand, die Gackts Arm hielt, sinken ließ. Genau in dem Moment wurde Gackt klar, wie unfair er gegenüber Hyde geworden war. Er wusste doch, weshalb er dieses Versteckspiel spielte und er konnte sich nun auch lebhaft vorstellen, wie Hyde sich gerade fühlen musste. Weggestoßen wie ein lästiges Tier, das man gerade nicht gebrauchen konnte. Reuevoll fasste er den Kleineren an die Schultern, blickte auf ihn hinunter. „Tut mir leid, ... ich...“ Und wieder wurden sie von einem Klopfen an der Tür gestört. Eine junge Frau öffnete die Tür und erklärte, dass nun alles funktionierte und die Proben weitergehen konnten, sobald die Band dazu bereit wäre. Mit einem Nicken gab Gackt zu verstehen, dass er verstanden hatte. Sobald sie wieder allein waren, oder besser gesagt unter sechs Augen, wandte sich der Größere wieder seiner großen Sorge zu. „Können wir... vielleicht heute Abend noch einmal über alles reden?“ fragte Gackt vorsichtig. Er wusste, dass er Hydes Gefühle verletzt haben musste, doch im Moment war nicht die Zeit, sich darum zu kümmern, wie schlecht es ihm deswegen auch gehen mochte. Ein kurzes Nicken war Hydes Antwort darauf. Gackt war erleichtert. „Okay, ...dann...“ „Ich komme heute Abend auf dein Hotelzimmer“, meinte Hyde, nickte noch einmal, drehte sich um und verließ wortlos die Umkleidekabine. Ruhe kehrte ein... bis der großgewachsene Sänger sein Leid mit einem lauten Seufzer kundtat. „Das kriegt ihr beide schon wieder hin, mach dir da mal keine Sorgen“, kam es von Chacha, der sich aus dem Sessel erhob und an Gackt herantrat. Dieser erschrak leicht, da er Chachas Anwesenheit so gut wie vergessen hatte. „Ich glaube aber, um You müsst ihr euch Sorgen machen, sonst bekommt er irgendwann wirklich von selbst mit, was hier eigentlich läuft, und wie ich das mitbekommen habe, wollt ihr das nicht, oder?“ Gackt legte seine Stirn in Falten und sah Chacha fragend an. Wusste der kleinere Gitarrist etwa auch von ihrer Beziehung? Und wusste er, warum Hyde sich mit Verkleidungen in seine Nähe schmuggelte? Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen klatschte der Gitarrist dem Größeren kräftig auf die Schulter, bevor er auch den Raum und somit den Sänger alleine ließ. „Ihr macht das schon“, flüsterte Chacha mehr zu sich selbst, als er den Flur in Richtung Bühne schlenderte. Das Lächeln wollte nicht von seinem Mund weichen, selbst als er Gackt verwirrt im Zimmer stehen ließ. Offiziell wusste er vielleicht noch nichts davon, schließlich hatte es ihm noch keiner der beiden gestanden, doch geahnt hatte er es ja schon etwas länger. Ihm war sehr wohl bewusst, dass eine gewisse Schuld auch ihn traf. Er hatte You auf die Idee gebracht, Hyde anzurufen, dadurch hatte dieser von dem Gerücht der Freundin erfahren... und somit hatte sich da letztendlich ein Eifersuchtsspiel entwickelt. Doch, um ehrlich zu sein, war er trotz allem schon mehr als gespannt darauf, wie es nun weitergehen würde. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Da wird man ja echt noch wahnsinnig! Jetzt ist dieses Kapitel schon länger als das davor! !!!Über 8000 Wörter!!! Warum schaffen wir es einfach nicht, uns kürzer zu fassen? @.@ Ja, einige mögen es, wenn ein Kapitel länger ist, aber uns macht es ein bissel irre, weil wir uns WIRKLICH vorgenommen hatten die Kapitel bei circa 4000-5000 Wörtern zu lassen. Am Anfang hat das ja noch prima geklappt, aber seit dem 3 Kapitel verfallen wir wieder in diese Gewohnheit *drop* Oh man... das ist ja ein wirklich tolles Spezial *ironisch gemeint* Ich (Ina-Tenshi) hatte heute die Idee zu dem Spezial ein Spezial zu schreiben. *lol* also nicht jetzt sofort, sondern wenn es sich mal ergibt. Denn ich hatte ja mal versprochen wieder ein Adult zu schreiben. Das wird aber nicht in "CoM" vorkommen, sondern nur ein einzelnes Kapitel also Spezial das nichts weiter mit dem Handlungstrang der wirklichen Story zutun hat. Damit unter 18-jährige nicht benachteiligt werden. ^-^ Ich denke das würde alle Probleme lösen. Dann kann jeder selbst entscheiden ob er es lesen möchte, unabhängig davon ob derjenige diese FF liest oder nicht. Was das nächste Kapitel angeht, hoffen wir das es nicht so lange auf sich warten lässt wie dieses hier. -_-`` Wir wünschen euch noch einen schönen Tag. Und vielen Dank fürs lesen. Eure Tenshis Kapitel 5: (Back)Stage worries ------------------------------ Kapitel 5: (Back)Stage worries Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: So erstmal eine kleine Entschuldigung, das es so ewig lang gedauert hat. Wir haben diesmal auch eine Ausrede. Die Schreiberin (Ina) war oft verhindert. Küchenrenovierung, die circa zwei Wochen dauerte, dann eine Handverletzung... und dann die böse Tetanusimpfung die den Arm auch einige Tage außer Gefecht setzte. Und zu guter letzt ein kleines Missgeschick beim Betalesen. Es wäre wesentlich früher fertig gewesen wäre das alles nicht dazwischen gekommen. GOMEN! Dafür aber ein extralanges Kapitel. Als Entschuldigung. Wir wünschen viel Spaß beim lesen. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Seine Finger zuckten, sie spürten etwas Warmes, etwas Weiches das ihn instinktiv dazu brachte, seine Hand in einer streichelnden Bewegung auf und ab zu führen. Der leise und regelmäßige Atem, der sich warm auf seiner Brust auszubreiten schien, ließ ihn sich wie im siebten Himmel fühlen. Das braune Haar, das zerzaust seinen Oberarm bedeckte, duftete nach Vanille. Langsam öffnete Gackt seine Augen, blickte auf den Körper, der schlafend in seinen Armen lag. Die Augen geschlossen, der Mund leicht geöffnet, der linke Arm besitzergreifend über die Brust des Größeren gelegt, so schlummerte sein Liebster friedlich in seinem Bett, als wäre nichts geschehen. Gackt lächelte zufrieden. Dieser Frieden und die zarte Ruhe, die im Moment herrschte, war nach allem, was am gestrigen Tag passiert war, wie ein nicht zu begreifendes Wunder. Seine Wut über den Älteren schien ihm auch, als wäre es nur ein böser Traum gewesen. Der Anblick seines unschuldigen Antlitzes ließ ihm stattdessen anderes durch den Kopf gehen. Vorsichtig fasste Gackt nach der Hand, die auf seiner Brust lag, zog seinen Arm unter dem Kopf hervor und bettete den Schlafenden auf das Kissen, während er die heruntergerutschte Decke über ihn und sich selbst legte. Dann streichelte er die zerzausten Haarsträhnen aus dem Gesicht des anderen und grinste, als ihm wieder in den Sinn kam, was vor wenigen Stunden passiert war. Hyde war wie versprochen auf sein Hotelzimmer gekommen. Mit unsicherer Miene hatte der ihn angesehen, als er dem Älteren die Tür geöffnet hatte. Obwohl er sich felsenfest vorgenommen hatte, mit Hyde zu reden, war es doch etwas anders gekommen als erwartet. Es gab Schwierigkeiten, die ersten Worte zu finden, bis er auf den seltsamen Trip gekommen war, Hyde für alles, was der bisher ohne sein Wissen getan hatte, zu 'bestrafen'. Und dann waren sie, wie zu erwarten, hier in seinem Bett gelandet. Gackt schüttelte über seine eigene Schwäche für diesen Mann den Kopf. Es gab selten Momente, in denen er nicht das tat, was er sich Stunden vorher akribisch genau durch den Kopf hatte gehen lassen. Fast nie hatte er sich von seinem Weg abbringen lassen, doch dieser Mensch, der neben ihm so friedlich schlief, schaffte es immer und immer wieder. Als Hydes Lippen kurz zuckten, konnte sich der Größeren nicht dagegen wehren, sich zu ihm hinunter zu beugen und eben diesen Mund mit seinen zu bedecken. Wenn man es aber von der anderen Seite betrachte, war es nicht wirklich verwunderlich, dass es gestern Nacht nicht zu einer Aussprache gekommen war. Er hatte den Kleineren einfach viel zu sehr vermisst. Und dann stand er vor ihm, allein in seinem Zimmer. Er hatte sich eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit ihn keiner auf dem Weg zu ihm erkannte, doch sobald Gackt die Tür hinter den Kleineren geschlossen hatte, zog dieser die dicke Jacke aus. Darunter hatte er nur ein dünnes Hemd, deren Ärmel über die Schultern rutschten und viel zu viel Haut zeigten. Gackt wusste nicht, ob der Braunhaarige dieses zum Verführen gedachte Outfit unabsichtlich gewählt hatte oder ob dieser es vor allem zu diesem Zweck aus den Tiefen seines kleinen Koffers gekramt hatte. Doch Fakt war, dass es seine Aufgabe erfüllt hatte. Er war wie ein Irrer über den Kleineren hergefallen, der die ganze Zeit schweigend dagestanden hatte und auf seine Standpauke gewartet hatte, die es letztlich gar nicht gegeben hatte. Doch eines war auf jeden Fall klar. Sie waren das erste Mal ungestört, da tickte sein Hirn nun mal in eine andere Richtung. Er konnte einfach nicht widerstehen und Hyde selbst schien ziemlich erleichtert, dass Gackt nicht reden wollte. Seine Augen, die ihn unsicher angesehen hatten, hatten Gackt wohl zu diesem anderen Weg überredet. Die Lippen des anderen waren so weich, wie am Abend zuvor. Er lief Gefahr, den Schlafenden zu wecken, doch konnte er sich nicht zurückhalten, den leicht geöffneten Mund inniger zu küssen, ihn fester in die Arme zu nehmen und für einen kurzen Moment zu vergessen, dass es wahrscheinlich in kürzester Zeit nicht mehr so idyllisch sein würde. Sobald er erwachte, würde er mit ihm reden müssen. Dass es letzte Nacht nicht funktioniert hatte, sollte nicht bedeuten, dass ihre Aussprache ausbleiben würde. Gackt ließ von seinen Mund ab, verteilte leichte Küsse auf seinem Kinn und Hals, während er seine schlanken Finger in das braune Haar gleiten ließ. Hydes Augenlider zuckten. Ein „Mhhh...“ signalisierte, dass der Ältere langsam erwachte und die Stille allmählich in den Hintergrund trat. Als Gackts küssender Mund den Weg zu seinem rechten Ohr fand und Hyde unter einem leisen Seufzen die Augen öffnete, schien der wundervolle Moment die Zeit zum Stillstehen zu bringen. Hyde hob seine Arme, schob die Decke beiseite, um Gackt, der über ihn gebeugt war, zu umarmen. „Wir müssen jetzt reden“, flüsterte Gackt in Hydes Ohr, bevor er mit seinen Mund das Ohrläppchen küsste. Hyde, der noch halb im Schlaf, halb in dieser Idylle gefangen schien, nickte nur, während das Flüstern ihn eine prickelnde Gänsehaut bescherte. Dann ließ Gackt von ihm ab, befreite sich vorsichtig aus der Umarmung und blickte auf den noch nicht wirklich wachen Hyde hinab. Hyde stöhnte unzufrieden. Er verstand Gackts Worte nicht wirklich. Sie waren wirr und ohne Inhalt. Da Gackt ihn nicht weiter berühren wollte, fasste der Ältere nach der Decke, die ihn vor der entstandenen Kälte schützen sollte und wollte sich wieder auf die Seite drehen, bis der Jüngere fest seinen Oberarm umfasste und ihn wieder zu sich drehte. „Hey, ich will jetzt mit dir reden.“ Die Stirn gerunzelt blickte Hyde fragend in Gackts Gesicht, das durch das hineinscheinende Mondlicht blau schimmerte. „Was?“ murmelte Hyde. „Reden! Was wir gestern nicht wirklich getan haben“, verdeutlichte Gackt. Er wollte nicht aufgeben, egal wie sehr der Andere sich dagegen wehren würde. Dieser fasste sich an die Stirn, blickte an die Uhr, die an der Wand gegenüber dem Bett hing. 3:58 Uhr. „Es ist mitten in der Nacht“, beklagte er sich und versuchte erneut desinteressiert Gackt den Rücken zuzukehren, dieser jedoch hatte ihn aus seiner Umklammerung gar nicht losgelassen. Er verstärkte seinen Griff und hinderte den Älteren daran, sich gegen seinen Befehl aufzulehnen. „Können wir nicht reden, wenn ich ein paar Stunden geschlafen habe?“ meckerte Hyde, bevor er sich nun merklich deutlicher gegen Gackts festen Griff wehrte. „Ich habe keine Zeit zu warten, bis du ausgeschlafen hast. Ich muss bald los.“ Der Ältere verdrehte die Augen. „Unsere Tagesrhythmen unterscheiden sich einfach zu sehr.“ „Daran kann ich jetzt nichts ändern.“ Nachgiebig drehte sich Hyde herum, versuchte mit seinen müden Augen in das ernste Gesicht des Jüngeren zu sehen. „Worüber willst du reden?“ Ein Gähnen begleitete die ernst gemeinte Frage, während Gackt verständnislos den Kopf schüttelte. „Das wirst du dir wohl denken können, oder?“ antwortete Gackt, der sich in eine sitzende Position brachte. Hyde, der nur langsam wach wurde, antwortete zu Gackts Leidwesen mit einem gemurmelten „Nein“, das er erstaunlicherweise auch ernst meinte. „Glaubst du wirklich, dass du mit einem zuckersüßen Lächeln, das mich schwach werden lässt, und deinem Dackelblick, der mich all den Scheiß, den du machst, verzeihen lässt, davonkommen könntest? Glaubst du, dass ich alles vergesse, wenn du dich halbnackt vor mich stellst und ich deinen Reizen sofort und, wie du es geplant hast, erfolgreich erliege?“ Darauf mit einem ‘Ja‘ zu antworten, war selbst Hyde zu frech. Er beließ es einfach bei der schuldzuweisenden Stille, während er Gackt, der abgewandt auf dem Bett saß, ansah. „So geht das nicht. Du kannst nicht einfach da in dieser Halle auftauchen, dich als jemand anderes ausgeben und so tun, als würdest du wissen, was du da tust, während dir die dümmsten Fehler unterlaufen, die einem Fachmann niemals passieren würden.“ Eine Pause, die er dafür nutze, sich umzudrehen und mit Hyde Blickkontakt zu suchen. „Irgendwann ist das zu verdächtig. Wenn du so weitermachst, werde ich Schwierigkeiten bekommen. Wenn jemand rauskriegt, wer du bist, kriegst du auch Schwierigkeiten.“ Hyde schüttelte den Kopf. „Es wird niemand rauskriegen. Auch wenn du vielleicht nicht derselben Meinung bist, aber ich garantiere dir, dass ich extrem vorsichtig bin.“ Gackt schüttelte etwas verzweifelt den Kopf. Wieso nur konnte er einfach nicht verstehen, was für Sorgen er sich machte? „Haido, der kleinste Fehler und das ganze Konzert muss verschoben oder sogar abgebrochen werden.“ Hydes Blick wurde ernster. Seine Müdigkeit verschwand und sein klarer Verstand fühlte sich minimal angegriffen, je länger er mit dem Jüngeren über dieses Thema sprach. „Jetzt übertreib mal nicht, und tu bitte nicht so, als hätte ich keine Ahnung. Ich weiß genau so gut wie du, wie so ein Konzert organisiert wird“, kam es etwas giftig von ihm zurück. Als ihm klar wurde, dass dieses Gespräch ernste Bahnen annahm und es mit einem 'Ach komm, lass mich doch einfach' nicht getan wäre, setzte auch er sich auf, um Gackt in Augenhöhe seinen Standpunkt zu erklären. Ein klein wenig Vertrauen, das durfte ja wohl nicht zu viel verlangt sein. „Du machst andere Konzerte als ich“, kam es plötzlich protzig vom Größeren, der seinen Blick vom anderen abwandte. Er bemerkte sehr wohl, dass das eben Gesagte eher zu den lächerlichen Aussagen gehörte, doch auf die ein oder andere Art war es ja doch die Wahrheit, an die er vorher nie auch nur einen Gedanken verschwendet hatte. Hyde war für ihn ein exzellenter Musiker, der auf jeden Fall ein Meister seines Fachs war. Nur wenige andere Musiker schätze er so sehr wie seinen Hyde, doch hatte er auch wirklich die geringste Ahnung, wie enorm wichtig ihm das perfekte Konzert war? Nicht nur eines während der gesamten Tour, sondern jedes einzelne. Kein einziger Mensch, der in einer dieser Hallen stand, stundenlang in Kälte und Regen wartete und von ihm ein wundervolles Konzert erwartete, durfte enttäuscht werden. Hatte Hyde je verstanden, wie wichtig ihm das war? „Willst du mich damit irgendwie beleidigen?“ natürlich hatte er es als Beleidigung aufgefasst. Gackt seufzte. Die Situation drohte aus dem Ruder zu laufen. „Nein, du weißt ganz genau, wie ich das meine“, entgegnete er, ohne sich die Mühe zu machen, Hyde in die Augen zu sehen, was allerdings die Situation schnell wieder in die richtige Bahn gebracht hätte. Hyde schüttelte den Kopf. „Für mich hört es sich eher so an, als würdest du die Art, wie ich meine Arbeit erledige, nicht wirklich für voll nehmen.“ „Das hat doch alles gar nichts damit zu tun“, bekräftigte Gackt, während er mit der flachen Hand auf die Matratze schlug. Das deutete Hyde negativ. „Du willst also, dass ich gehe? Das trifft sich gut, ich habe nämlich in einer Woche sowieso ein Meeting mit L'Arc~en~Ciel. Spätestens dann bin ich weg und du hast keine Probleme mehr.“ Hyde zog die Decke weg, wollte das warme Bett verlassen, doch Gackt zögerte nicht, ihn mit einer innigen Umarmung daran zu hindern. „Du verstehst das alles wieder total falsch“, flüsterte er reuevoll, bevor er seine warmen Lippen an Hydes Hals legte und die Haut mit einem zarten Kuss beglückte. So hatte er es auf jeden Fall nicht gemeint. Ja, er hatte sich dumm ausgedrückt, aber alles was er wollte, war doch nur, dass Hyde ihn verstand und aufhörte rücksichtslos zu handeln. „Ich will, dass du hier bleibst. Bleib von mir aus bis diese Tour vorbei ist. Letzte Nacht habe ich verstanden, wie sehr ich dich vermisst habe. Ich halte es ohne dich einfach nicht aus. Bitte bleib!“ Das waren ehrliche Worte, die Hyde am ganzen Körper eine unglaublich prickelnde Gänsehaut bescherte. Gackts warmer Körper an seinem Rücken, seine Arme, die vor seiner Brust verschränkt waren und ihn festhielten, seine küssenden Lippen an seinem Hals, all das ließ ihn endgültig von der Idee abkommen, den Jüngeren wirklich zu verlassen, was er zugegebenermaßen auch nicht wirklich vorgehabt hatte. Der Tag, an dem Gackt ihn los wurde, lag noch 100 Jahre von ihnen entfernt. Hyde lächelte etwas zufrieden, über diesen kleinen Sieg. „Das heißt, wenn du kannst.“ Hyde blickte verwirrt. „Wenn ich kann?“ fragte er. „L'Arc~en~Ciel“, erinnerte Gackt ihn grinsend an seine Pflicht als Bandsänger. „Ich denke, du willst nicht, dass die Leute erfahren, dass ich hier bin“, erwiderte er darauf, drehte seinen Körper herum, um Gackt ins Gesicht sehen zu können. Dieser blickte nun wieder ernst. „Das hat sich auch nicht geändert. Ich will es nicht, zu deinen und meinen Schutz...“ Etwas ratlos blickte der Kleinere in die blauen Augen, die in einen hellen Blau leuchteten und ihm das Gefühl übermittelten, Gackt wüsste auf jedes Problem eine Lösung. „Und wie soll es dann funktionieren?“ fragte er deshalb, da er gern in die Pläne des Jüngeren eingeweiht werden wollte, die er hinter dieser selbstsicheren Miene vermutete. Gackt jedoch zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es nicht so funktioniert, wie es bisher gelaufen ist und dass ich unbedingt will, dass du bei mir bleibst.“ Hyde verdrehte die Augen. Er liebte Gackts Pläne, vor allem, wenn sie so unausgereift waren wie dieser. Wenn er selbst nicht wusste, wie es weitergehen sollte, wie dann sollte er dafür garantieren, dass er in den Augen seines Geliebten keinen Fehler mehr machte? Hyde schüttelte mit dem Kopf. „Ich denke nicht, dass du beides haben kannst. Entweder du willst Sicherheit oder du willst, dass ich hier bleibe, aber beides zusammen haben zu wollen, ist absurd. Es sei denn, du würdest mir vertrauen.“ Genau das war der springende Punkt. Würde Gackt ihm einfach mehr vertrauen, gäbe es diese Diskussion gar nicht. Dann würden sie, statt sich dumm an zumachen, sich eher zärtlich in den Armen liegen und den kommenden gemeinsamen Tagen mit einem Lächeln ins Auge blicken. Ihr Leben wäre ohne Probleme. „Vertraue mir und es wird niemand erfahren“, flüsterte Hyde mit einem selbstsicheren Lächeln, das sich um seine Lippen kräuselte, als wäre ihm gerade ein wundervoller Gedanke gekommen. Doch Gackts Blick zeigte mehr Sorgen als Vertrauen, den anderen einfach machen zu lassen. „Ich soll dir die Erlaubnis geben, einfach weiterzumachen?“ Hyde nickte, beugte sich zu ihm und versiegelte plötzlich dessen Lippen mit seinen. Mit seinen Händen, die er in Gackts Haar gleiten ließ, zog er den Kopf des Größeren zu sich. Gackt machte keine Anstalten, sich dagegen zu wehren. Im Gegenteil, er kam der Bitte des anderen nach und erwiderte den kurzen, aber doch sinnlichen Kuss, bis Hyde ihn nur zögerlich beendete. Seine Lippen nur Millimeter über denen Gackts ruhend, murmelte er: „Nur so kann ich den ganzen Tag bei dir sein, ohne dass es jemand bemerkt.“ Gackt konnte nicht anders, als seine Hände um die Hüften des Kleineren legen und diesen so an seinen Körper zu ziehen. Seine Stimme glich nun mehr einem Flüstern, all seine Sinne waren mehr auf den Anblick des Älteren gerichtet, als auf ihre Konversation, die in seinen Ohren immer absurder klang. „You beschattet mich bereits“, beklagte er sich und wunderte sich regelrecht, dass er noch klar denken konnte, denn Hyde ließ seine warmen Lippen über den Hals des Sängers gleiten. „Würdest du es nicht aufregend finden? Ein Geheimnis … nur zwischen uns“, dies hatte er frecherweise in einem so erotischen Flüstern gesprochen, dass Gackt allein durch diese Worte stöhnen musste. Hyde grinste, da er glaubte, nicht mehr weit vor dem Sieg zu stehen. Doch Gackts Verstand, der sich noch nicht komplett verabschiedet hatte, kam wieder zu Wort, und darüber war dieser ziemlich froh. Er durfte nicht zulassen, dass ihre ernste Diskussionen in Zärtlichkeiten verloren ging und sie am Ende wieder genau da standen, wo sie am gestrigen Abend aufgehört hatten. „Ich soll es aufregend finden, You auf diese Art zu verarschen?“ brummte Gackt, sich bemühend mögliche erregte Seufzer zu verkneifen. So leicht würde er den Älteren nicht siegen lassen, egal was für Waffen dieser noch auspacken würde. Hyde hingegen ließ sich bei seinem Vorhaben, den anderen zu verführen, nicht ablenken. Er drückte Gackt zurück in das weiche Kissen, platzierte sich rittlings auf ihn, streichelte dabei mit seinen Fingern über seine Brust die sich bereits unregelmäßig hob und senkte und verteilte leichte Küsse auf der salzigen Haut seines Halses. „Du wirst es ihm doch sagen, wenn die Tour vorbei ist. Also lass uns doch eine Weile zusammen dieses Spiel spielen.“ Gackt konnte nicht fassen, wie durchtrieben sein Geliebter sein konnte. Er hatte tatsächlich vor, diese vollkommen dumme Sache zu einem Spiel werden zu lassen. Einem Spiel, in dem er die Rolle eines Puppenspielers übernehmen sollte. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute... Idee wäre“, hauchte Gackt und musste sich auf die Unterlippe beißen, da Hydes Lippen seine linke Brustwarze gefunden hatten und diese nun frech reizten. „Ich kann... meinen... besten Freund... doch nicht bewusst... so hintergehen.“ Gackt fiel es schwer zu sprechen. Seine Worte waren mehr ein Stottern, und Hydes einzige Reaktion darauf war ein Grinsen. Er bemerkte sehr wohl, wie sehr Gackt sich bemühte, sein Wohlbefinden auf keinen Fall in eindeutige Laute zu fassen. Dies würde auf jeden Fall einer Niederlage gleichkommen, die Gackt sicher nicht bereit war hinzunehmen. Hyde seufzte als Zeichen seiner Kapitulation, hinsichtlich seines Versuchs Gackt per Verführung umzustimmen. Er richtete sich auf, verlagerte so sein gesamtes Gewicht auf Gackts Hüfte und blickte unschuldig auf den Jüngeren hinab. Dieser blickte leidend. Hydes Gewichtsverlagerung auf den unteren Teil seines Körpers ließ nicht auf eine wirkliche Aufgabe seines Vorhabens schließen. Eher im Gegenteil. Ein leichtes Hüftkreisen war wohl der letzte Trumpf den Hyde teuflisch einsetzte, würden seine Worte nicht mehr fruchten. „Ich verspreche dir, dass ich mich nicht mehr in die Vorbereitung des Konzerts einmische.“ Hydes Augen, die tatsächlich irgendwie unschuldig funkelten, verfehlten ihren Effekt nicht. Gackt schien von seinem Blick, der ihn teils liebevoll, teils herrisch umarmte, gefangen zu sein. Er begann zu schwanken. Vielleicht würde es ja doch klappen. Vorausgesetzt er selbst würde ein wenig Kontrolle darüber haben. Er musste wissen, was Hyde vorhatte, nur dann könnte er dem zustimmen. You war dann ganz allein sein Problem, um das er sich nach der Tour genauer kümmern müsste. Im Moment war der Zwerg, der auf ihm saß und ihn mit seinem sexy Körper erpresste, das größere Übel das er augenblicklich besänftigen musste. Er seufzte unzufrieden, um nicht den Eindruck zu machen, dass er die Idee wundervoll fand, dann nickte er zustimmend. Hyde lächelte, beugte sich zu ihm hinunter und wollte den Jüngeren als Dank küssen, doch Gackt fasste mit seinen Händen nach dem näher kommenden Gesicht und hielt ihn davon ab. „Keine Arbeiten am Ton, Licht oder sonst was“, murmelte er streng, als würde er ein kleines Kind in die Schranken weisen. „Auf keinen Fall!“ Hyde schüttelte bekräftigt den Kopf, um zu zeigen, dass er bereit war Gackts Bedingungen einzugehen. „Und du verrätst mir vorher, mit wem ich es zu tun haben werde.“ „Natürlich.“ Er nickte. Doch Gackt schien immer noch nicht wirklich überzeugt. „Wir sollten das nicht tun.“ In seinem Worten überwog die Verzweiflung, die er spürte, wenn er an You dachte und sich doch für Hyde entschied. War es wirklich richtig? Würde er damit seine Freundschaft gefährden? Es war nicht nur ein harmloser Streich, sondern ein langwieriges Versteckspiel, für das er lügen musste. Würde er dies durchhalten? Hyde bemerkte seine Sorgen, überbrückte die letzten Zentimeter bis zu seinen Lippen, die er sofort zwischen seine nahm. ~Vergiss die Sorgen und denke nur an das hier~, wollte er damit ausdrücken, verstärkte sein Drängen, in den Mund einzutauchen, und nahm Gackt den letzten Zweifel daran, dass er sich richtig entschieden hatte. Seine Zunge kostete die immer noch geschwollenen Lippen, die davon zeugten, dass ihr erstes Wiedersehen vor wenigen Stunden ein viel zu inniges war. Und doch konnte er auch jetzt nicht genug von ihnen kriegen. Ihre Lippen streichelten sich, während sich Hydes Zunge ihr Ziel suchte, und Gackt gab seine letzte Abwehr auf. Er verflocht seine Finger in dem langen Haar, zog ihn tiefer zu sich, um keinen einzigen Millimeter zwischen ihnen zuzulassen. Das einzig Wichtige für ihn war es, Hyde für sich ganz allein zu besitzen. Vielleicht war er egoistisch und besitzergreifend, aber so dachte er schon, als er den damaligen Blondschopf vor vielen Jahren während des Drehs richtig kennengelernt hatte. Und wenn dies bedeuten sollte, dass er seinen besten Freund hinterhältig belügen musste, dann war dies das Opfer für ihre Liebe, das er eingehen musste. Ihr inniger Kuss, den sie Aufgrund entstandenen Luftmangels beenden mussten, war ihr Siegel auf dieses Abkommen. Hyde hob sein Gesicht nur soweit, dass er in die blauen Augen, die im Begriff waren sich ins Lila zu färben, tauchen konnte. „Ich verspreche dir, dass wir sehr viel Spaß haben werden“, flüsterte er nun so liebevoll, als würde über das Paradies sprechen, das sie die nächsten Tage erwartete. Mit seiner Hand streichelte er über die leicht gerötete Wange, die im Moment das zauberhafteste war, das Hyde in letzter Zeit gesehen hatte. „Spaß?“ ungläubig runzelte Gackt die Stirn, während er eine störende Haarsträhne aus Hydes Gesicht strich. Dieser legte seinen Kopf schief, blickte mit einem überzeugten Gesichtsausdruck auf den Größeren nieder. „Das wird die beste Tour, die du je hattest. Vertrau mir.“ Ein Nicken bekräftigte dieses Versprechen und Gackt konnte nicht anders, als über das niedliche Doppelkinn, das sich dabei gebildet hatte, zu lächeln. Dann schlang er die Arme um Hydes Hals und zog ihn wieder zu sich herunter. Hyde bettete seinen Kopf an Gackts Halsbeuge, seufzte zufrieden über den Frieden, der gerade wieder eingekehrt war. Mit seiner Hand streichelte er zärtlich über die warme Brust seines Geliebten. „Ich sage 'ja', wenn mich diese Schönheit jede Nacht so verwöhnt wie heute.“ Eine Forderung, auf die Hyde liebend gern einging. Schließlich hatte er die Nähe zu Gackt schmerzlich vermisst, da verstand es sich doch praktisch von selbst, dass er sein Lager neben Gackts aufschlagen würde. „Darauf kannst du dich verlassen. So und noch viel besser“, flüsterte Hyde, während er seine Hand über Gackts Bauch streichen ließ, bis sie genau über seinen Bauchnabel zur Ruhe kam. „Warum machst du es nicht jetzt schon besser?“ brummte Gackt zurück, der natürlich erwartet hatte, dass Hyde sein Versprechen sofort einlösen würde. Doch dieser machte keine Anstalten, auch nur annähernd das zu tun, was er vor nicht einmal 2 Minuten großkotzig angedeutet hatte. „Weil ich müde bin“, kam es stattdessen über den halb geöffneten Mund, der sich zu einen herzhaften Gähnen hinreißen ließ. Dann legte Hyde seine Hand erneut auf Gackts Brust, um sie diesmal dort ruhen zu lassen. Gackt, von einem fast-schlafenden Hyde umklammert, blickte ungläubig auf diesen hinab. „Ja ja,... die beste Tour, die ich je hatte“, murmelte er ironisch mehr zu sich selbst, bevor er seinen Hyde mit seinen eigenen Armen in eine warme und schützende Umarmung schloss. „Ich liebe dich“, flüsterte er noch, bevor er das braune Haar mit einem zärtlichen Kuss segnete und sich noch ein halbes Stündchen Schlaf gönnte. * Die Instrumente verstummten, das Licht erlosch, ein tosender Beifall begleitet von lauten Rufen, die nach dem Sänger und seiner Band verlangten, setzte ein. Mit einem Lächeln auf den Lippen dankte Gackt mit einem Händeschütteln jedem, der ihm auf den Weg in seine Umkleidekabine begegnete. Die harte Arbeit hatte sich, wie jeden Tag, wirklich gelohnt. Jeder Einzelne hatte hervorragende Arbeit geleistet, sogar You, der bei den Proben so viele Probleme gemacht hatte. Dieser lief hinter ihm und erschrak fast, als der Sänger nichtsahnend stehenblieb und dem Größeren beinahe aufdringlich in die Augen sah. Dann lächelte er urplötzlich und schloss den anderen in eine ebenso unerwartete Umarmung. Er wollte sich bedanken, für seine Arbeit, seine Mühe und auch dafür, dass er, obwohl ihre Freundschaft gerade viel aushalten musste, diesen Umstand nicht in das allerwichtigste in diesen Tagen einfließen ließ. Obwohl er große Zweifel darin pflegte, seinen Freund gemeinsam mit Hyde derartig hinters Licht zu führen, fühlte er sich im Moment alles andere als schlecht. Dieses Geheimnis war nicht für immer. Dieser Fakt ließ Gackt zeitweise positiv denken. „Danke!“ fest klopfte er auf den Rücken des Gitarristen, bevor er mit seinem festgefahrenen Grinsen im Gesicht vom anderen abließ und einfach weiterlief. „Was ist nur in letzter Zeit mit ihm los?“ murmelte You und blickte zu Chacha, der neben ihm stehengeblieben war. „Was meinst du?“ antwortete dieser mit einer Gegenfrage, während er sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn tupfte. „In den letzten Tagen ist er ungewöhnlich fröhlich.“ „Ich glaube, so ist er immer, wenn ein Konzert reibungslos gelaufen ist“, antwortete Chacha. You schüttelte den Kopf. „Vor fünf Tagen schien er aber noch extrem nervös und angespannt zu sein, auch nach dem Konzert, das übrigens auch super zu Ende gegangen war.“ Chacha legte den Kopf schief, blickte unschuldig, als wäre ihm das niemals aufgefallen. Doch in Wirklichkeit hatte er Gackts veränderten Gemütszustand vor wenigen Tagen sehr wohl bemerkt und daraus geschlossen, dass er sich mit Hyde auf irgendwas geeinigt hatte. Seit diesem Tag war ihm auch kein seltsam verkleideter Mitarbeiter mehr aufgefallen. Was wohl soviel zu bedeuten hatte, dass Gackt seinen Liebsten davon überzeugt haben musste, diese Idee fallenzulassen. Was er allerdings recht schade fand, wo es doch gerade so interessant wurde. „Ich mache mir Sorgen“, murmelte der Großgewachsene vor sich hin, blickte zu Boden, während er zu nachdenken schien. Verwundert sah Chacha zu ihm hinauf. „Sorgen?“ hinterfragte dieser aus Neugierde, obwohl er sich vorstellen konnte, was You ansprechen wollte. „Vor circa einer Woche habe ich ihn mit dem Kabelträger erwischt.“ Der Violinist machte sich nicht die Mühe, Chachas Entsetzten über diese Neuigkeit in dessen Gesicht abzulesen. Es hatte ihn selbst unglaublich geschockt, daher wusste er, wie unerwartet diese Sache, über die er eigentlich gar nicht reden wollte, für den Älteren sein musste. „Was? Wie meinst du das?“ spielte der Kleinere den Geschockten, um nicht auffällig zu wirken. „Er hat ihn befummelt, n-nein... eigentlich haben sie sich gegenseitig befummelt... Gott, keine Ahnung, was da abging.“ Sichtlich verwirrt fasste sich You an die Stirn. „Ein Tag später habe ich beobachtet, wie Gackt einen Fotografen küsste.“ „Wie bitte?“ kam es von Chacha, diesmal jedoch ehrlich überrascht. „Nicht so ein normaler Kuss zwischen Freunden, sondern so ein richtiger... so ein... richtiger eben.“ Seufzend suchte er wieder Blickkontakt zu dem Älteren, der ihn nun mit großen Augen anstarrte. „Vor drei Tagen saß er händchenhaltend mit dem Typen vom Lieferservice auf einer Bank draußen im Park... und gestern...“ „Schon gut“, unterbrach Chacha seinen Kollegen und nickte. „Jetzt verstehe ich, warum du dir Sorgen machst.“ Stumm fuhr der Kleinere mit seinem Handtuch über sein Gesicht, bevor er You, der regungslos auf dem Flur stand, an seinem Ärmel hinter sich her zottelte. Dieser ließ sich protestlos von seinem kleineren Kollegen und Freund in eine von neugierigen Ohren sicheren Eckte führen. „Das ist doch nicht normal. Irgendwas stimmt nicht mit ihm“, flüsterte You mit einem Schimmer Wahnsinn in seinen Augen, als würde er am Rande einer Hysterie stehen. Chacha schüttelte den Kopf, fasste den Größeren auf die Schulter und sprach mit einem angedeuteten Grinsen: „Kann es sein, dass du ihm immer noch hinterher spionierst?“ Auf die Antwort brauchte Chacha nicht zu warten. Es war offensichtlich, dass You seinen besten Freund auf Schritt und Tritt beobachtete, nur wurde er das dumme Gefühl nicht los, dass es in den letzten Tagen um einiges schlimmer geworden war. Anstatt zu antworten, blickte You nur leidig auf den anderen hinab, bevor er kurz zustimmend nickte. „Was soll ich denn machen? Seit ich gemerkt habe, dass das Problem nicht nur seine komische Freundin ist, fühle ich mich dazu auserwählt, herauszukriegen was wirklich los ist.“ You seufzte. „Machst du dir denn keine Sorgen?“ „Gackt ist kein Kind mehr, er weiß was er tut“, fügte Chacha mit einem verneinenden Kopfschütteln hinzu. „Das geht dir alles am Arsch vorbei was?“ kam es entsetzt von You, der einfach nicht begreifen konnte, wie kalt der Ältere auf die ganze Sache reagierte. Völlig teilnahmslos, als würde ihm Gackts Schicksal überhaupt nichts bedeuten. Er fühlte sich, als würde er sich im falschen Film befinden. Was ging hier nur vor sich. Waren etwa alle anderen verrückt? War es allein seine Aufgabe, Gackt zu retten? „Das meinte ich nicht“, murmelte Chacha. Verzweifelt lehnte You sich an die graue Betonwand, die ihm einzig und allein etwas Halt zu schenken schien. Er fühlte sich allein in seiner Sorge, nicht einmal Chacha wollte ihm richtig zuhören. Er seufzte, während er sich an die Stirn fasste. „Nicht nur, dass er eine scheinbar hässliche Freundin hat, nein, jetzt betrügt er diese auch noch mit irgendwelchen dahergelaufenen Typen, die es doch nur auf ‘ne Schlagzeile abgesehen haben. Wahrscheinlich gehören sie alle zu einer Gang, die sich „Anti-Gackt“ nennen, und wollen seinem Image schaden, um im Blitzlichtgewitter seinen gestürzten Thron zu besteigen. Die Frauen werden ihn meiden, weil sie in ihn nur noch den sexsüchtigen Schwulen sehen. Seine hässliche Freundin wird sich von ihm trennen und er wird nie Kinder bekommen. Vor lauter Frust vernachlässigt er seine Arbeit, fängt an zu trinken und letztendlich landet er unter einer kleinen Brücke im Nirgendwo. Das Ende des schillernden Leben eines Prinzen, dem einst alles zu Füßen lag!“ Mit einem noch lauteren und leidigeren Seufzen beendete You seinen Monolog über Gackts bevorstehende Zukunft und schüttelte verzweifelt den Kopf. Chacha der Yous Zukunftsvorhersage mit einem belustigten Grinsen zugehört hatte, schnippte mit seinen Fingern und stieß den Größeren unerwartet grob in die Seite. „Na ein Gutes hätte das alles ja.“ You blickte den Anderen ungläubig an. „Hä?“ brachte er zweifelnd über seine Lippen. Er konnte sich beim besten Willen nicht denken, was es an dieser Sache Gutes hätte. Außer jedoch Chacha würde es ganz recht sein, wären sie dazu gezwungen, sich neue Jobs zu suchen, um nicht neben ihren Freund das Lager unter der Brücke teilen zu müssen. Bevor You diese äußerst fragwürdige Feststellung hinterfragen konnte, fiel ihm Chacha in das noch unausgesprochene Wort. „Dir wäre es doch ganz recht, wenn sich seine hässliche Freundin von ihm trennen würde und du dagegen nichts mehr tun müsstest, oder?“ Damit brachte er Yous Gedanken auf den Punkt. Natürlich hatte der Kleinere recht, doch ihre seltsame Beziehung auf diese Art zu Ende zu bringen, war nun wirklich nicht nach dem Geschmack des großen Violinisten. Chacha konnte doch nicht ernsthaft annehmen, dass er nur deswegen die Augen verschließen und alles einfach geschehen lassen würde. Dass er Gackt ungewarnt das Risiko eingehen lassen würde, war definitiv gegen seine Prinzipien. You schüttelte schweigend den Kopf. „Aber dir ist da ein ziemlich grober Fehler unterlaufen“, murmelte Chacha plötzlich, als hätte er eine wichtige Sache beinahe vergessen. Ohne den Kleineren darum zu bitten, mit seinem aufgefundenen Fehler rauszurücken, sprudelte es aus Chacha heraus. „Nach deinen Berechnungen soll die hässliche Freundin schon von Gackt schwanger sein, also wird er zumindest ein Kind haben, auch wenn er nie wieder eine Frau berühren sollte.“ Chachas hinzugefügte Bemerkung ließ You genervt seufzen. Das darauffolgende Augenrollen hatte der Ältere auch zufrieden aufgenommen, woraufhin er frech grinste. „Warum kannst du mich nicht einmal ernst nehmen?“ leierte You, bevor er seine Augen, die unter dieser ermüdenden Konversation schwerer wurden, schloss. „Weil diese Unterhaltung schon wieder so absurd ist, dass ich mich nicht anders vom Lachen abhalten kann“, entgegnete Chacha nun etwas ernster. Ein weiterer Seufzer entwich dem Lippen des Jüngeren. Er stieß sich von der Wand ab, blickte dem Kleineren missmutig und ein wenig angepisst in die Augen. „Gut, dann werde ich mich in Zukunft hüten, mit dir über diese Sache zu reden“, kündigte er an und Chacha merkte sofort, dass dieser es vollkommen ernst meinte. Damit hatte er sich wohl als Seelenklempner selbst in Aus geschossen, doch wirklich traurig darüber war er nicht. Schließlich war er nicht Teil dieses Konfliktes, sondern eher stiller Beobachter. Er wollte sich nicht mehr einmischen, sondern einfach nur von weiten zusehen, was weiter passieren würde. „Und mit wem willst du dann reden?“ fragte Chacha, nicht weil er Zweifel daran hegte, dass der Jüngere einen anderen Psychologen finden würde, sondern weil es ihn einfach nur interessierte. „Ich werde Gackt persönlich einen Besuch abstatten. Ich werde mit ihm reden. In aller Ruhe, in seinem Hotelzimmer,... dort kann uns keiner stören. Und vielleicht komme ich dann endlich mal dahinter, was hier abgeht.“ Chacha nickte, klopfte dem Größeren auf die Schulter und lächelte versöhnlich. „Na dann viel Glück. Richte ihm doch bitte liebe Grüße aus und sag ihm, dass ich an deinen Wahnvorstellung nicht beteiligt bin“, stopfte er noch hinzu, bevor er mit seinem Handtuch auf dem Kopf eine leichte Verbeugung andeutete und sich mit seinem schrecklich netten Grinsen entfernte. You blickte ihm mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher, schüttelte den Kopf und murmelte. „Wahnvorstellungen?“ * „Musst du dich nicht etwas beeilen?“ fragte Hyde, der im schwarzen Bademantel am Türrahmen zum Badezimmer lehnte und Gackt musterte, wie dieser in aller Ruhe seine verstreuten Klamotten einsammelte und sich dann Neue aus dem Schrank, den er am gestrigen Morgen erst eingeräumt hatte, suchte. Gackt, der sich das weiße Hemd, das er sich ausgesucht hatte, um die Schultern warf, schüttelte den Kopf. „Ich hab gestern Bescheid gegeben, dass ich heute etwas später komme, damit ich etwas mehr Zeit mit dir verbringen kann“, meinte Gackt, während er die weißen Knöpfe an seinem Hemd zuknöpfte. Hyde tat verwundert. Kam es doch nicht sehr oft vor, dass Gackt wegen ihm seiner Arbeit fernblieb oder sie auf später verschob. Ehrlich gesagt hatte es ihn schon gewundert, als er heute Morgen aufgewacht war und immer noch in seinen Armen gelegen hatte, obwohl dieser sonst immer schon in den frühen Morgenstunden das Weite suchte. „Dass du das so gesagt hast, glaub ich dir nicht.“ Hyde grinste. „Es weiß doch keiner, dass du jede Nacht Besuch vom heißesten Typen des Landes bekommst.“ Das Seufzen, das Gackt schwermütig von sich gab, erinnerte eher an das Pfeifen des Windes, das um die Ecke eines Hauses streifte, als das eines Mannes, dessen Sorgen leichter zu lösen waren, als dieser zugeben wollte. Und Hyde glaubte fast, es wäre wegen seiner Bemerkung gewesen, doch wusste er auch, dass den Jüngeren etwas in ganz anderer Richtung beschäftigte. „Na ja, ich glaube You ahnt etwas in diese Richtung“, er griff nach einer schwarzen Hose, die er sich anhielt, um zu prüfen, ob sie zu seinem Hemd passte, nickte zustimmend mit dem Kopf und zog sie sich über die schlanken Beine. „Dabei waren wir so vorsichtig“, murmelte Hyde als Kommentar, für den er einen vorwurfsvollen Blick erntete. „Deine ziemlich auffälligen Überfälle sind sicher Grund für seine krankhafte Spionage. Er stand ja fast neben uns, als du mich als Fotograf verkleidet beinahe niedergeküsst hast. Und das du als Reporter halb nackt und stolz wie ein Gockel aus meiner Umkleide gestiefelt bist, ist ihm sicher auch nicht entgangen.“ War der Größere sauer oder einfach nur deprimiert, dass sie es doch nicht völlig geheim halten konnten, obwohl er sich die letzten Tage die größte Mühe gegeben hatte, keine Berufe auszuwählen, die irgendwie wichtig oder relevant für den Verlauf und die Vorbereitung der Konzerte waren. Hyde lächelte, um Gackt aus seiner seltsamen Laune, die vor wenigen Sekunden wie aus dem Nichts kam, zu locken. „Also da war ich nun wirklich nicht der Schuldige. Ich habe mich ja nicht selbst entkleidet“, klagte Hyde unschuldig zurück und nahm zufrieden wahr, wie Gackt ihn von der Seite anschielte, und versuchte sich das Lächeln, das sich einen Weg über seine Lippen suchte, zu verkneifen. „Vielleicht solltest du einfach mal rücksichtsvoller sein und es unterlassen, mich während der Arbeitszeit zu besuchen. Wie soll ich die Tour überstehen, wenn du mir tagtäglich die Kraft raubst?“ Langsam trat Gackt auf den Kleineren zu, der immer noch regungslos an der Tür stand und ihn musterte. Als er direkt vor dem Bandsänger im schwarzen Bademantel stand, fasste er nach dessen Kinn und zwang den anderen ihn anzusehen. Hyde der sich dagegen nicht wehrte, konterte aber mit einem frechen Grinsen, das Gackt zwar als Schuldbekenntnis, aber auch als 'darin werde ich mich nie bessern'-Fakt hinzunehmen hatte. „Das würde ich niemals aushalten können. Ich höre schließlich an jeder Ecke deinen Namen, rieche auf den Fluren dein Parfum, und wenn du an mir vorbei läufst, als würdest du mich nicht kennen, würde ich dich am liebsten vor allen Leuten von hinten überfallen und zu Boden küssen.“ Gackt schüttelte lächelnd mit dem Kopf, während er von Hyde abließ, sich bückte und den Gürtel, den er aufhob, anlegte. „Gut, mal abgesehen davon, dass You uns immer wieder erwischt, ist es bisher eigentlich ziemlich gut gelaufen. Ehrlich gesagt hatte ich wirklich ernsthafte Bedenken, dass es geheim bleiben würde“, gab er ehrlich zu und lobte damit indirekt Hydes Schauspielkunst. „Ich sagte doch, vertrau mir einfach, dann wird alles gut.“ Dass wirklich alles so gut laufen würde, hatte Hyde zwar schon gedacht, aber das Gackt bisher keinen weiteren Einwand vorgetragen hatte, war fast ungewöhnlich. Er hatte zwar nicht alle Freiheiten, was seine Verkleidungen anging, doch seit der Jüngere stets im Bilde davon war, als wen er seinen Liebsten vorfinden durfte, schien er selbst viel lockerer aufzutreten. „Ich geh duschen“, meinte Hyde, rein informativ, entledigte sich seines Bademantels, reichte diesen Gackt und flüsterte: „Reich mir den Bademantel, wenn ich fertig bin.“ „Du hättest dich auch wieder anziehen können, bevor du meine Umkleide verlassen hast“, kramte Gackt das alte Thema wieder heraus, während er den Blick von den Flügeln auf Hydes Rücken nicht abwenden konnte. Er war so glücklich, dass Hyde bei ihm war, dass er kaum noch einen Gedanken an You verschwenden wollte, und doch passierte es manchmal. Vor allem wenn er seinen Freund sah, wie dieser ihn musterte und in jedem Mann, mit dem er redete und jede Frau mit der er einige Minuten allein war, einen potenziellen Seitensprung sah. Im Grunde war es ihm ja egal, was Leute über ihn dachten, doch vor einem Freund eine andere Person zu spielen, war eine andere Sache. Zurzeit spielte er den sorglosen Typen, der Hydes Worten vertrauen schenkte, doch in Wirklichkeit konnte er nicht wirklich daran glauben, dass alles gut werden würde. Sein schlechtes Gewissen meldete sich bei jeder Situation, wenn er mit Hyde zusammen war und genau wusste, dass You sie sehen könnte, zu Wort. Und das würde sich auch nicht ändern, solange Hyde bei ihm war und er seinen besten Freund nicht darüber aufgeklärt hatte. Gackt seufzte, als ihm abermals klar wurde, in was für eine missliche Lage er sich selbst gebracht hatte. Er fuhr sich durch die noch ungekämmten Haare, wollte Hyde ins Bad folgen, um diesen Unrat auf dem Kopf ein Ende zu bereiten, als es an seiner Hoteltür zaghaft klopfte. Gackt machte sofort kehrt, um dem Störenfried die Tür zu öffnen. „Hi“, begrüßte ihn ein groß gewachsener Mann mit aufgezwungenem Lächeln. „You!?“ehrliche Verwunderung, die Gackt so unvorbereitet nicht verstecken konnte, zeigte sich auf dem Gesicht des Sängers. „Hast du kurz Zeit?“ fragte You höflich. „Ähhh , ja...“ Gackt, dem in diesem Moment einfiel, dass Hyde sich auf den Weg in die Dusche befand und You gerade unaufgefordert den Fuß in sein Hotelzimmer tat, schluckte. Die Panik, die er gerade spürte, drückte er durch einen stotternden Versuch den Freund den Zutritt in sein Hotelzimmer zu verwehren aus. „Aber... ni... ich... me-ein... nicht reinkommen. Weil... oh Gott...“, doch You schien seinen Wunsch zu überhören, er trat in das Zimmer in dem Hydes Klamotten zerwühlt auf dem Bett lagen. Zum Glück aber schenkte er dem Durcheinander auf dem Laken keine Beachtung und kam gleich zur Sache. „Ich wollte mit dir reden.“ „Aber klar doch, aber...“, Gackt grinste, da ihm auf die Schnelle keine geeignete Ausrede einfiel. Der Größere musterte seinen Freund skeptisch, während Gackt seinen Kopf darüber zerbrach, wie er Hyde darüber in Kenntnis setzten konnte, dass You hier war, ohne dass dieser etwas davon mitbekam. „YOU, SCHÖN DAS DU DA BIST!“ brüllte Gackt dann plötzlich lächelnd. Es war das einzige, was ihm eingefallen war, und er wusste, dass er sich gerade mächtig lächerlich machte. Yous skeptischer Blick wollte deswegen auch nicht weichen. „Warum schreist du denn so?“ „Weil... weil... ich hab seit heute Morgen so ein nerviges Piepsen im Ohr.“ Er wusste nicht, ob You es ihm abnahm oder nicht. Sein Gesichtsausdruck wollte sich einfach nicht verändern, und Gackt selbst fühlte sich wie in einer Comedysendung, in der er die Rolle des Deppen übernahm. Der Sänger wollte soeben mit einer Frage vom Thema abkommen, als die Dusche im Bad ansprang und die Duschkabinentür - die für Gackts Geschmack etwas zu laut - zugeknallt wurde. You blickte in Richtung des Badezimmers, dann zu Gackt, der bereits nach einer Erklärung dafür kramte. „Du hast Besuch?“ kam es nach einigen Sekunden der Stille. „Äh, ja... wie's aussieht.“ Gackt wollte Zeit schinden. Er dachte über ein Thema nach, über das er mit You reden konnte, um irgendwie von dieser Dusche abzulenken. „Worüber wolltest du denn reden?“ fragte Gackt. Er tat, als würde die Dusche und deren noch ungeklärter Inhalt jetzt nichts zur Sache tun, doch You schien sich nicht so leicht abspeisen lassen zu wollen. „Und wer ist es diesmal? Der Kabelträger, der Fotograf, der Reporter oder der Lieferant, der gar nichts geliefert hat, oder doch die dicke Putzfrau von gestern, die gar keine Putzsachen dabei hatte und sich eher um das Verputzen des Sängers kümmerte, als um die verdreckten Toiletten?!“ „Nei-n... ganz sicher nicht die Putzfrau.“ Gackt murmelte sich um Kopf und Kragen, fuchtelte mit den Armen, in denen er immer noch den schwarzen Bademantel hielt, während ihm einfach nicht einfallen wollte, wie er sich aus dieser Sache noch retten konnte. „Wer duscht sich denn dann in deiner Dusche?“ Gackt wusste, dass You nicht aufgeben würde, solange er ihm keine Erklärung dafür bieten konnte. Normalerweise wäre dieser nicht so indiskret und würde ihm danach fragen, mit wem er was tat, doch außergewöhnliche Umstände erforderten seiner Meinung nach wohl auch außergewöhnliche Fragen. „Niemand“, antwortete Gackt prompt, ohne vorher über diese absurde Antwort nachgedacht zu haben. „Ach, ist sie dann gerade von allein angesprungen, ja?“ stichelte You weiter und trieb Gackt somit immer weiter in die Sackgasse. „So könnte man es sagen“, bejahte Gackt einfach, da es eh keinen Sinn mehr machte, irgendwie logisch zu sein. „Willst du mich verarschen? Ich kann auch einfach nachsehen!“ You, der die Nase gestrichen voll von Gackts Scherzen hatte, wollte direkt in das Badezimmer stürmen. Um den heißen Brei herumzureden, würde so oder so keinen Sinn mehr machen, also machte er lieber Nägel mit Köpfen. Doch der Solosänger sprang ihn in den Weg, noch bevor er den zweiten Schritt tun konnte. „Warte!!!“ brüllte er und versuchte mit einer Spur Leid in seinen Augen den anderen davon abzubringen. „Es ist... der Briefträger“, platzte Gackt dann heraus. Besser eine neue Lüge, als den entsetzten Blick der ihn auf jeden Fall erwarten würde. Was Schlimmeres konnte es ja gar nicht geben. You poltert ins Badezimmer und erwischt seinen nackten Hyde in seiner Dusche. Wie es in einem schlechten Drehbuch einer noch schlechteren Soap stehen würde. Bei dem Gedanken schüttelte Gackt angewidert den Kopf. „Ist das dein Ernst?“ hinterfragte You mit ernster Miene. Gackt merkte, dass sein Freund ihm die Geschichte noch nicht wirklich glaubte, also nickte er mit noch ernsterem Ausdruck. „Das ist jetzt wirklich mein Ernst und er mag es gar nicht, wenn man ihn nackt sieht.“ Ob das stimmte, wusste Gackt nicht zu 100%, doch diente es nun mal als seine Ausrede, die You langsam aber sicher zu schlucken schien. „Natürlich, außer wenn es Gackt höchst persönlich ist“, meinte dieser ironisch, während er seine Hände in die Hüften stemmte. „J-ja“, antwortete Gackt zögerlich, wobei er sich bei der Antwort fast sicher war. „Also, das ist ja mal so dämlich.“ Und dabei hatte er wirklich angenommen, You würde ihm aus der Hand fressen. Danach sah es aber nicht wirklich aus. Er schüttelte den Kopf, wollte Gackt beiseite schieben und nun doch einen Blick in das Badezimmer werfen. Gackt jedoch stellte sich wie ein Baum vor seinen Freund, versperrte ihm den Zugang und bettelte abermals. „You, warte. Er gehört wirklich nicht zu den... na ja, Menschen die sich selbst als wunderschön bezeichnen würden. Bitte achte seine Würde. Wenn du jetzt da reingehst und er merkt, dass du ihn siehst,... könnte er vor Scham Selbstmord begehen!“ Das war eine weit hergeholte Lüge und er schämte sich auch dafür, so etwas überhaupt über seine Lippen gebracht zu haben. Hyde war alles andere als hässlich. Für ihn war er einfach nur der schönste Mensch auf dieser Welt und trotzdem musste er zu so etwas greifen. You blickte erstaunt über Gackts Erklärung. „Seit wann bitte stehst du auf hässliche Männer? Seit wann sind es überhaupt Männer, die du bevorzugst? Ich dachte immer, das wäre so ein dummes Gerücht, dass über dich verbreitet wurde.“ „Na ja, es ist wohl doch kein Gerücht.“ Gackt zuckte mit den Schultern. You blickte ihn schweigend an. Er konnte einfach nicht fassen, wie sorglos sein Freund an diese Sache ranging. Wie konnte man sich nur innerhalb weniger Tage auf so ungewöhnliche Art verändern. Es war dem Größeren ein Rätsel. Steckte er in Schwierigkeiten und konnte nicht offen darüber reden? Brauchte er Hilfe und konnte nicht danach fragen? Oder hatte sich sein Freund wirklich einfach nur verändert? „Ich mach mir Sorgen“, beteuerte You, nach einer minutenlangen Stille, die durch das Rauschen der Dusche begleitet wurde. Gackt war überrascht über Yous plötzliche Worte und gleichzeitig unheimlich gerührt. Er machte sich wirklich einfach nur Sorgen, doch er trampelte auf dessen Gefühlen herum, als würden ihm diese nichts bedeuten. „Ich weiß. Ich weiß You. Aber das musst du nicht. Wirklich nicht“, versuchte er seinen Freund davon zu überzeugen, dass tatsächlich alles in Ordnung war, obwohl er wusste, dass dieser es so niemals verstehen würde. „Was soll ich tun, um dich daran zu hindern, dein Leben derartig wegzuwerfen?“ Mit Augen, die so voller Sorge waren, wie Gackt es zuvor noch nie bei You gesehen hatte, blickte dieser auf den etwas kleineren Sänger hinab. Und Gackt glaubte jeden Moment zu brechen. Am liebsten würde er alles einfach sagen, doch dann würde doch alles nur noch schlimmer werden. „Vertrau mir, mach dir keine Sorgen mehr und warte das Ende der Tour ab“, meinte er stattdessen und rang sich ein Lächeln ab, das You beruhigen sollte. „Das Tour-Final?“ hinterfragte You perplex. „Danach werde ich die Zeit haben, tiefgründiger mit dir zu reden.“ Gackt nickte mit dem Kopf, umarmte seinen Freund kurz und doch herzlich, während ihm innerlich fasst die Tränen kamen. „Also gut. Ich werde es versuchen“, lenkte You endlich ein, woraufhin Gackt ein riesiger Stein vom Herzen fiel. „I-ich geh dann... mal“, murmelte der Große, nickte abwesend, bevor er langsam zur Hotelzimmertür trat. „Bis später“, verabschiedete sich You und verließ ohne einen abschließenden Blick das Hotelzimmer. Gackt atmete erleichtert die gesammelte Luft aus, die er die letzten Sekunden angespannt eingeatmet hatte, bevor er sich die flache Hand auf die Stirn schlug. „Briefträger, nicht wirklich schön?“ murmelte Hyde vorwurfsvoll, während er klitschnass aus dem Badezimmer trat und Gackt, der abwesend auf die Ausgangstür starrte, den Bademantel aus der Hand zerrte. „Mir ist so schnell nichts anderes eingefallen. Tut mir Leid“, entschuldigte sich dieser beiläufig, bevor er sich seufzend auf das Bett setzte. Hyde musterte den Größeren, der mit sich zu kämpfen schien. „Warum bist du jetzt so angespannt? Es ist doch gut gelaufen.“ Gackt schüttelte vehement mit dem Kopf. Es war alles andere als gut gelaufen. „You glaubt wirklich, dass ich mit jedem rummache, der mir über den Weg läuft. Vor allem mit Männern.“ „Und das macht dir was aus?“ hinterfragte Hyde, der Gackts Sorge deswegen nicht recht verstehen konnte. „Natürlich macht mir das was aus. Also es bereitet mir jetzt keine schlaflosen Nächte, aber das er sich solche Sorgen um mich macht,... das lässt mir keine Ruhe.“ „Dann sag es ihm“, meinte Hyde, der sich im überzogenen Bademantel neben den Jüngeren setzte. „Haido, dieses Thema hatten wir schon zu genüge“, seufzte Gackt leicht genervt. „War ja nur ein Vorschlag.“ Hyde tat beleidigt, bevor er sich vom Bett erhob und nach seinen Sachen greifen wollte. Plötzlich packte Gackt nach Hydes Handgelenk und blickte dem Überraschten ernst ins Gesicht. „Du musst mit mir ausgehen“, das kam so steif und kalt über die Lippen des Jüngeren, dass es Hyde auf einmal ganz anders wurde. Den festen Griff um sein rechtes Handgelenk hatte er dabei völlig ausgeblendet. Hyde zögerte, da er nicht recht wusste, was er davon halten sollte. „Bitte“, flehte Gackt, diesmal etwas feinfühliger, da er sich vorstellen konnte, wie schrecklich seltsam seine Aufforderung auf den anderen wirken musste. Skeptisch blickte Hyde auf Gackt hinab, der ihn nun bettelnd ansah. „Würde ich gern, wenn mir diese ernste Einladung nicht irgendwie spanisch vorkommen würde. Soll ja schließlich kein Staatsakt werden, oder?“ „In dem Fall schon irgendwie“, stimmte Gackt seinen Liebsten mit einen schuldigen Lächeln zu. „Für die Öffentlichkeit?“ Hyde war sichtlich geschockt, doch Gackt schüttelte sofort mit dem Kopf. „Für You.“ Auch diese Antwort begriff Hyde nicht wirklich. Er kräuselte fragend die Stirn. „Du willst, dass er sieht, dass du mit MIR ausgehst?!“ Hyde glaubte selbst nicht daran, was er da sagte. Es war einfach zu absurd zu denken, dass Gackt seine Meinung so plötzlich ändern würde. „Mit dir als Frau verkleidet“, berichtigte Gackt die Kleinigkeit die verständlicherweise Hyde falsch verstanden hatte. „Du bist meine Freundin, von der er glaubt, dass es sie gibt. Tut sie ja auch, nur eben in einem anderen Geschlecht als er vermutet. Wenn er sieht, dass ich mit meiner Freundin ausgehe, weiß er dass er sich wegen mir und den ganzen Männern keine Sorgen machen muss.“ Gackts Erklärung war einleuchtend und doch störte es den Kleineren, dass der Sänger, der sonst immer die besten Ideen hatte, auf den dümmsten aller Einfälle kam. Er hatte doch gleich geahnt, dass nach der ominösen Einladung was Schreckliches folgen würde. Hyde schüttelte den Kopf, als Gackt kaum ausgesprochen hatte. „Niemals“, brummte er in seiner Würde verletzt. „Bitte“, flehte Gackt, als wäre dies wirklich sein allerletzter Ausweg aus der Hölle. „Nein, auf keinen Fall!“ brüllte Hyde von seiner Antwort nicht abzubringen, während er sich von Gackt losriss. „Du hast sie doch nicht mehr alle.“ Gackt blickte dem Kleineren nach, wie dieser seine Sachen vom Bett sammelte und ins Badezimmer verschwinden wollte. Gackt sprang auf und folgte ihm. „Hast du eine andere Idee? Ich kann ja wohl kaum abstreiten, dass ich was mit diesem Männern hatte, aber so könnte ich das alles vielleicht irgendwie überspielen.“ Genervt feuerte der Ältere den Klamotten Haufen auf die Badewanne. „Ich verkleide mich nicht als Frau!“ Eine deutliche Aussage, doch Gackt wollte sich nicht so schnell geschlagen geben. Es war einfach die Lösung auf all seine Probleme. Hyde in einem Kleid, langes Haar und jeder würde glauben, dass er den Abend mit einer schönen Frau verbrachte. You würde nicht eine Sekunde lang zweifeln. Er wollte doch seine schöne Freundin sehen, also sollte er sie auch sehen. You würde ihn nicht mehr beschatten, er hätte mehr Freiraum, sie würden sich öfter unbeobachtet treffen können. Ein wundervoller Plan, der auf jeden Fall funktionieren würde. Gackt lächelte, was Hyde irgendwie in Rage brachte. „Deine dreckigen Gedanken will ich jetzt nicht hören“, meckerte der Kleinere, der Gackts vielsagendes Grinsen im Spiegel zu Kenntnis genommen hatte. „Wieso denn nicht? Du hattest dich doch schon als Frau verkleidet.“ Hyde stöhnte. Warum konnte er es einfach nicht akzeptieren, wenn er auf etwas nicht eingehen wollte. „Die Putzfrau war ja auch alles andere als weiblich. Das war nicht schwer.“ Gackts freches Grinsen wollte einfach nicht von seinem Gesicht weichen. Im Gegenteil, es schien, als würde es immer breiter werden. Und in Verbindung mit den, in allen Himmelsrichtungen abstehenden Haarsträhnen, sah Gackt eher wie ein irrer Wilder aus, als ein edler Gentleman. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich schon einmal in richtigen Kleidern gesehen und die haben dir mehr als gut gestanden. Das klappt.“ Hyde verdrehte die Augen. Das war zwar nicht gelogen, aber es war mehr aus Spaß gewesen und nicht, um ein feiges Spiel mit einem Freund zu spielen. Er würde doch niemals in aller Öffentlichkeit in einem Kleid irgendwo auf der Straße rumlaufen, in ein Restaurant stöckeln und mit verstellter Stimme und niedlichen Augenaufschlag um ein Glas Wein bitten. „Ich weiß zwar nicht, wovon du nachts träumst, aber ich werde mich nicht noch einmal für dich als Frau verkleiden. Das habe ich mir in Paris geschworen, als du mich, der in dem lächerlichen Dornröschenkleid steckte, ausgelacht hast.“ Gackt schüttelte den Kopf, trat auf den anderen zu und fasste ihm an die Schultern. „Du tust es ja auch nicht für mich, sondern für You, der vor Sorge um mich bald krank wird.“ Nun war es Hyde, der ein Lächeln auf den Lippen hatte. Zwar eher im ironischen Sinne, doch genauso wirkungsvoll wie das des Solosängers. „Aber an diesem Dilemma bin ich nicht wirklich schuld. Du könntest es ihm ganz einfach sagen und alles wäre in Butter.“ Damit hatte Hyde zwar Recht, doch im Moment war nicht der Zeitpunkt überhaupt über so ein waghalsiges Geständnis nachzudenken. Verzweifelt fasste sich Gackt in das zerzauste Haar. „Das kann ich nicht, verdammt. Jetzt versteh mich doch mal. Ich habe dir auch nachgegeben, also kannst du mir jetzt auch mal diesen Gefallen tun.“ Schweigend blickte Hyde in Gackts Gesicht, der seine Augen vor Verzweiflung geschlossen hatte. Er hatte Recht. Gackt hatte nachgegeben, als er ihn flehend darum gebeten hatte, nicht gegen seine Verkleidungen vorzugehen. Er hatte es ihm erlaubt, bei ihm zu sein und heimlich vor allen anderen eine andere Person zu spielen. Er riskierte viel und doch war er nicht dagegen. Also musste er nun auch nachgeben und ihm diese Bitte erfüllen. Irgendwie war er ja nun auch dazu verpflichtet, es zu tun. Was auch immer er für dumme Ideen hatte, er musste hinter diesen stehen und ihn unterstützen, so wie er es für ihn auch tat. Hyde schüttelte den Kopf, während er mit sich rang auf Gackts Idee einzugehen. „A-also gut. … Ich mach‘s“, murmelte er kaum verständlich. Gackt riss überrascht die Augen auf, blickte in die braunen seines Gegenüber. Dort konnte er lesen, dass er es ernst meinte. Glücklich lächelte der Größere und küsste seinen Liebsten innig auf die dargebotenen Lippen. Hyde verdrehte die Augen. Er war alles andere als glücklich über diesen Beschluss und doch konnte und durfte er einfach nicht nein sagen. „Und wann wirst du mich zu unserem Candle-Light-Dinner ausführen?“ fragte Hyde gelangweilt, fast teilnahmslos. Einfach nur um den genauen Plan seines verrückten Liebhabers zu erfahren. „Morgen Abend.“ Gut, es war ziemlich kurzfristig, doch je früher das Theater begann, desto eher hatte er die Peinlichkeit auch hinter sich. „Bekomme ich auch eine rote Rose?“ leierte Hyde desinteressiert, während er sich den Bademantel von den Schultern zog. Gackt war seinem kleinen Freund beim Entkleiden natürlich gern behilflich. Er nahm lächelnd den Bademantel und reichte ihm ein Kleidungsstück nach dem anderen. „Wenn du willst auch tausend“, versprach Gackt wie ein Kind, das sich auf den morgigen Besuch im Vergnügungspark freute. „Eine reicht mir“, lenkte Hyde ein und seufzte. In was war er da nur hineingeraten? Wäre er doch nur Zuhause geblieben. In Sicherheit vor diesem verrückten Sänger und seinen irren Freunden. * „Noch 15 Minuten.“ Ein Mann, der die verbliebene Zeit der Pause verkündete, eilte von Tür zu Tür. Gackt nickte, verließ kurz darauf die Umkleidekabine, in der er sich umgezogen und frisch gemacht hatte. Auf den Fluren, die zur Bühne führten, eilten verkleidete Tänzer zur Bühne. Alles schien in Bewegung. Gackt war wie immer zufrieden mit den Leistungen jedes einzelnen. Jeder wusste was zu tun war, ohne dass er noch viele Anweisungen geben musste. Das Konzert würde ein weiterer Erfolg dieser Tour werden. Gackt nickte sich selbst zustimmend, während er an Tänzern und anderen Staffmembern vorbeilief. Manchen nickte er zu, manchen klopfte er auf die Schulter. Die gelb-getigerte Katze, die sich ihm direkt in den Weg stellte, lächelte er freundlich an und bat diesen etwas zur Seite zu treten, da er sonst keinen Platz hatte, vorbeizugehen. Dies tat der Mann im Plüschkostüm auch, doch packte er seine große Tatze auch auf die Schulter des Sängers, um diesen am Weitergehen zu hindern. Perplex blickte Gackt seinen flauschigen Gegenüber an. „Was ist?“ fragte Gackt, der in Eile schien. „Ich bin's“, flüsterte der Mann unter dem riesigen Kugelkopf. „Hyde?“ flüsterte Gackt fassungslos, fast schon zu laut. Doch als er die unverkennbare Stimme aus diesem Kostüm vernahm, schlug es wie ein Blitz durch seinen Kopf. Er konnte diesen Schock einfach nicht verbergen. „Pssss!“ bat ihm Hyde um Diskretion. „Was verdammt nochmal machst du in DIESEM Kostüm?“ murmelte Gackt um Fassung ringend. Hyde bemerkte die Zornesröte, die Gackt zu Kopf stieg. Noch bevor er antworten konnte, preschte der Jüngere mit einer neuen Frage weiter. „Wo ist Toma?“ Hyde schüttelte den Kopf. „Wer ist Toma?“ „Der Typ, der heute eigentlich in diesem Kostüm stecken müsste“, zischte der Größere zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Das Kostüm lag da rum, es war keiner in der Nähe. Alle waren schon in ihren Katzenkostümen... Ich glaube euer Toma kommt heute nicht“, flüsterte Hyde aufgeregt zurück. Er schien selbst unheimlich nervös zu sein, was Gackt nicht unbedingt beruhigte. „Aber du kannst doch nicht einfach...“ „Ich weiß, dass dieses Kostüm wichtig ist“, fiel ihm der Ältere ernst ins Wort. Sprachlos blickte Gackt in die großen Kulleraugen des Katzenkostüms. Ein Mann eilte heran. „Hey du... los komm mit. Alle Katzen hier rüber.“ Hyde nickte, während er Gackt „Ich schaff das“ zuflüsterte. Zugegeben nicht sehr beruhigend, wenn dies mit einer zitternden Stimme kam. Gackt blickte ihn einfach nur an. Etwas sagen konnte er nicht, da er genau wusste, dass dies mächtig in die Hose gehen würde. Hyde in einem Kostüm, das ihm noch nicht einmal passte. Es war etwas zu groß. Ein Wunder eigentlich, dass die anderen Tänzer nicht bemerkt hatten, dass Toma auf einmal geschrumpft war. Und Hyde kannte auch gar nicht das Programm für den nächsten Song. Woher sollte er wissen, was er zu tun hatte? Er würde die anderen verwirren, alles würde aus dem Ruder geraten. Es gruben sich tiefe Sorgenfalten in Gackts Stirn, als Hyde sich von ihm entfernte und zu den anderen Katzen tapste. Warum nur war er dazu bestimmt, Probleme magisch anzuziehen? Warum hatte Hyde sich dieses Kostüm übergezogen? Warum hatte er es nicht einfach liegenlassen?! Irgendein anderer Tänzer hätte sich sicherlich gefunden, der für den Vermissten eingesprungen wäre. „5 Minuten“, kam es aus der anderen Richtung. Gackt wusste, dass er nun nichts mehr daran ändern konnte. Er konnte einfach nur hoffen, dass Hydes Performance nicht zu auffällig werden würde und dass niemand Verdacht schöpfte. Die Leute schrien schon seinen Namen. Er musste auf die Bühne. Einen sorgenvollen Blick noch zu der kleinen, getigerten Katze und er verließ den Flur, um die wenige Meter entfernte Bühne zu erreichen. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Einige werden sicherlich sauer sein, das wir die Szene, in der Gackt und Hyde über sich herfallen, ausgelassen haben. Aber diese Story soll einfach ohne Adult-Kapitel auskommen, deswegen bitten wir um Verständnis. Ihr könnt aber sicher sein, das man (wer will) die Szene auch später lesen kann... denn nicht zu vergessen ist ja noch das Spezial-Kapitel das es zu einem späteren Zeitpunkt geben wird. ^_- Aber vorerst müsst ihr mit "jugendfreien" Kapiteln rechnen *lach * Wir danken fürs lesen. Eure Tenshis Kapitel 6: Stage Breakdowns --------------------------- Kapitel 6: Stage Breakdowns Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Ach ja, wir sind etwas langsamer geworden. -_-``` Heißt aber nicht das wir keine Lust mehr haben oder so, sondern eher das Gegenteil. Mit jedem Kapitel das wir hochladen geht die Story schneller zu ende. Ich glaube wir wollen es etwas hinauszögern. >_> Na ja ein paar Kapitel gibt es ja noch. ^-^ Wir wünschen euch viel Spaß beim lesen dieses Kapitels. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Das Publikum klatschte, jubelte und schrie, als 20 menschengroße Plüschkatzen die Bühne betraten. Besorgt blickte Gackt, der sich noch immer hinter der Bühne befand und auf seinen Einsatz wartete, auf den kleineren Tiger, der glücklicherweise bisher kein Aufsehen erregte. “Noch nicht”, seufzte Gackt und tat sich schwer, sich an den Anblick seines Hydes auf seiner Bühne zu gewöhnen. Geplant war, dass alle Katzen während des Intros die Bühne betraten und ein kleines Tänzchen jeweils zu zweit abhielten. Es sollte kein Walzer werden, sondern einfach nur ein paar lustige Tanzschritte, die das Publikum etwas anheizen und zum Lachen bringen sollten. Dann würde er die Bühne betreten und die eigentliche Performance beginnen, in dem er den einstudierten Tanz mit jeweils zwei Katzen an seiner linken und rechten tanzen würde. Unglücklicherweise sollte die getigerte Katze direkt rechts neben ihm stehen und möglichst genauso tanzen wie er selbst. Hyde kannte diesen Tanz nicht, auch wenn es wirklich nur einfache Schritte waren. Was sollte er also tun? Was würde Hyde tun? Das Intro setzte ein, Licht durchflutete die Bühne, jede Katze suchte sich einen Tanzpartner. Dass sie dabei etwas wirr über die Bühne fegten, war geplant, bisher also immer noch alles im grünen Bereich. Hyde fuchtelte mit den Armen, blickte um sich, studierte sehr schnell, was alle anderen um ihn herum taten, bis eine größere, grüne Katze mit Glöckchen vor ihm stand und sich vornehm verbeugte. Hyde tat einen süßen Knicks und legte seine große Tatze auf die Grüne, die ihm gereicht wurde. Er verstand sehr schnell, dass er mit dem grünen Kätzchen tanze sollte. Was für ein Tanz schien egal, denn jedes Pärchen bewegte sich eher spontan als einstudiert. Also bewegte er sich etwas nach der Musik, während Augen, Gehör und Verstand alles um ihn herum aufnahmen und somit auf alles vorbereiteten. Dann ging plötzlich das Licht aus, die tanzenden Katzen blieben still stehen, taten, als würden sie sich wundern. Dies musste Hyde nicht einmal spielen, denn tatsächlich wusste er nicht, was nun geschehen würde. Er drehte sich um, blickte zur Mitte der Bühne. Dann ging das Licht wieder an, Gackt betrat die Bühne. Das Publikum begann zu lachen, weshalb war Hyde bis dahin noch schleierhaft. Langsam trat Gackt mit einem Lächeln auf den Lippen vor an die Bühne und verbeugte sich. Dann drehte er sich urplötzlich herum und blickte ihm lachend ins getigerte Gesicht. Hyde war verwirrt, blickte sich um, um zu sehen, was die anderen Katzen taten. Doch diese waren alle bereits an die äußersten Seiten der Bühne gelaufen. Er stand allein mit Gackt mitten auf der Bühne. Ihm wurde sofort klar, dass er eigentlich zusammen mit den Katzen an die Seiten verschwinden sollte, genau dorthin, wo soeben die grüne Katze panisch mit den Armen wedelte. Große Augen, die ihn böse ansahen, bestätigten auch noch, dass er gerade einen großen Fehler gemacht hatte, und doch grinste Gackt, als würde der dumm dastehende Tiger zu seiner Performance gehören. Gackt war ein guter Schauspieler. Auf jedes Missgeschick eine Lösung parat. Irgendwie war Hyde ganz froh darüber, dass der Größere versuchte, ihm aus der Patsche zu helfen. Mit einer Handbewegung bat er die Katze zu sich, und Hyde tat sofort wie ihm befohlen wurde. Er tapste die wenigen Meter zu seinem Herrchen, das fiese Grinsen auf den Lippen des Jüngeren gekonnt ignorierend. Hyde hatte irgendwie das Gefühl, dass unter dem Grinsen große Wut kochte, die er natürlich erwartet hatte, schließlich hatte er sein Versprechen gebrochen und sich gegen die Abmachung in das Konzert eingemischt. Doch nun gab es kein Zurück mehr. Er würde sich auf seine Spontanität und Gackts Hilfe verlassen müssen und für einen Moment vergessen, dass dieser Abend nicht wirklich gemütlich für ihn enden würde. Tausende Augen sahen ihn an. Nicht weiter besorgniserregend, schließlich war er großes Publikum gewöhnt, doch die Tatsache, dass heute Abend andere Dinge von ihm verlangt wurden, als es sonst auf seinen Plan stand, war eher ein Grund dafür, seine Stirn in Falten zu legen. Dazu kam noch, dass die großen Tatzen, in denen er sich leichtfüßig bewegen sollte, alles andere als gutes Schuhwerk waren. Auf dem kurzen Weg zu seinem Liebsten passierte es natürlich, dass er über seine viel zu großen Füße stolperte, einige Zentimeter strauchelte und circa zwei Meter vor Gackts Füßen auf den harten Boden prallte. Wie aus Reflex fasste Hyde nach seinem Plüschkopf, da er das Gefühl hatte, ihm würde die große Murmel vom Kopf kullern, was glücklicherweise jedoch nicht passierte. Das Publikum lachte herzlich, von Gackt kam nur ein schadenfrohes „Ha!“ Doch Hyde ließ sich nicht unterkriegen, obwohl ihm gerade sehr wohl bewusst wurde, dass er die ganze Sache etwas unterschätzt hatte. Hätte er, statt Gackt die ganze Zeit zu beobachten, sich nur einmal ein Konzert angesehen, wüsste er wenigstens ansatzweise, was er tun sollte. Schließlich war er ja schon lange genug mit auf Tour, um es fast auswendig zu kennen, doch stattdessen maßte er sich an, eine einstudierte Performance aus dem Stegreif hinzulegen, ohne auch nur einmal zugesehen zu haben. Hyde hob seinen Kopf, der irgendwie 10 Kilo mehr zu wiegen schien, stütze sich auf seine großen Tatzen und blickte hinauf in Gackts Gesicht, das mit schwer zu deutender Miene auf ihn herab sah. „Ich glaube, dem Kätzchen geht es heute nicht gut“, urteilte der Größere, der seine Feststellung dem Publikum laut mitteilte. Ein bejahendes Lachen der Fans folgte als Antwort. Gackt nahm dies zufrieden zur Kenntnis. Alles lief glatt. Das Publikum nahm diesen Showpatzer kaum ernst. Im Gegenteil, sie dachten natürlich, es wäre alles genauso geplant, was natürlich hauptsächlich Gackts schauspielerischem Talent zu verdanken war. Nach außen hin tat er, als wäre alles völlig normal, doch in seinem Inneren brodelte es gewaltig. Allein die Tatsache, dass Hyde sich auf dieser Bühne befand, war ein skandalöser Ausrutscher seiner Organisation. Dazu hätte es einfach nie kommen dürfen, dazu war einfach jeder in diesem Team zu professionell. Das es zu so einer peinlichen Show kommen würde, hatte Gackt somit schon geahnt und sich deshalb kurzfristig dazu entschieden, es spontan und flexibel anzugehen. Es würde so oder so keiner bemerken, was Show oder Ernst war. „Was machen wir denn nun mit dem armen Kleinen?“ tat Gackt auf extrem mitleidig, während in seinen Augen Zornesfunken sprühten. Hyde war kaum überrascht über diesen Widerspruch. So etwas gehörte einfach zur Grundausstattung eines Entertainers und das war ein Sänger jedes Mal, wenn er die Bühne betrat. „UMARMEN!“ schrie das Publikum im Einklang und immer wieder, bis Gackt, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, mit einem Nicken dem Vorschlag zustimmte. Er bückte sich zu seinem getigerten Kätzchen, legte seinen linken Arm um dessen Schulter und drückte diesen fest an seine Brust. Hyde, der nun in Gackts Armen lag, klammerte sich Halt suchend an den Jüngeren, was schwieriger war als gedacht, denn mit den unhandlichen Plüschpfoten konnte er nicht richtig nach dem Stoff des Hemdes greifen. Dann verpasste Gackt der kleineren Katze auch noch zwei ordentliche Klappse auf seinen herausgestreckten Hintern... Hyde verlor vor Schreck nun völlig das Gleichgewicht und drückte Gackt versehentlich mit sich zu Boden. Das Publikum quietschte und lachte. Gackt lag unter ihm auf den Boden und blickte leicht säuerlich zu ihm hinauf. Fast wäre Hyde ein murmelndes 'Tut mir leid' herausgerutscht, doch bewahrte er sich in letzter Sekunde vor diesem Fehler. „Du machst mir heute aber auch nur Ärger“, platze es Gackt stattdessen völlig bewusst heraus, drückte Hyde von sich hinunter und half nur sich selbst wieder auf die Füße. Hydes enttäuschte Miene war Dank der runden Murmel auf seinem Kopf nicht zu sehen und doch wusste Gackt, mit welchen enttäuschten Augen dieser ihn gerade ansah. „Los steh auf, wir haben hier noch was zu erledigen“, befahl Gackt, das Häufchen Elend ignorierend. Dieser stellte sich tapsig, wie beinahe jede Bewegung in dem Kostüm wirkte, auf die Beine. Gackt lächelte dem Publikum zu, machte eine kurze Handbewegung woraufhin die Musik einsetzte. Gackt und die Katzen zu seiner rechten und linken Seite bewegten sich rhythmisch zur Musik. Die getigerte Katze in der Mitte tat, als wäre sie verwirrt, kratzte sich an seinem großen Kopf, um ihn dann schief zu legen. Um die Show abzurunden, versuchte sie die Tanzschritte nachzumachen, die sie von den anderen abguckte. Das Publikum jubelte über die tollpatschige Niedlichkeit, die ihm durch den ahnungslosen Hyde geboten wurde. Gackt ließ ihn machen, was er wollte. Etwas anderes war auch gar nicht möglich. Doch statt ihn weiter zu ignorieren, schien er sich nun endlich mit seiner Anwesenheit abgefunden zu haben. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sogar glauben, dass er es sogar genoss. Er band ihn in seine Performance ein, legte seinen Arm brüderlich um die Schulter des Kätzchens und tat, als würde er der talentlosen Sanftpfote die Schritte beibringen wollen. Hyde war erleichtert. Es wurde doch keine Katastrophe und Gackt schien sich abgekühlt zu haben. Zum Ende des Liedes konnte es sich Hyde auch nicht nehmen, seinen Liebsten innig zu umarmen. Um dem Spaß ein tolles Ende zu geben, tätschelte seine freche Pfote leicht auf den Hintern seines Herrchens. Das quietschende Publikum nahm Hyde als Applaus für seine theaterreife Darbietung. Das Licht erlosch, der Auftritt war vorbei, die Katzen verließen eine nach der anderen die Bühne. Gackt blieb zurück, um den nächsten Song anzustimmen. Es war geschafft und keiner war misstrauisch. Das dachte er zumindest. * Gackt betrat eiligen Fußes den Backstagebereich. Kaum hatte er die Bühne verlassen, stürmten auch schon alle möglichen Leute auf ihn zu, um Handtücher und Getränke zu reichen. Aber diesmal auch, um ihn neugierige, teils fassungslose Fragen über die ominöse Katze zu stellen. „Wer war das?“ „Was meinst du?“ antwortete Gackt mit einer Gegenfrage, um auszuweichen und so zu tun, als wüsste er nicht, wieso alle plötzlich so aufgeregt taten. „Die getigerte Katze“, meinte ein anderer. Gackt riss wunderlich die Augen auf. „Na Toma, wer sonst“, antwortete der Sänger ruhig. „Ich war heute nicht auf der Bühne“, kam es aus einer anderen Ecke und Gackt fühlte sich in die Enge getrieben. „Was soll das heißen, du warst nicht auf der Bühne?“ spielte Gackt professionell weiter. Er tupfte sich den Schweiß mit dem gereichten Handtuch von der Stirn, während er fragend in das Gesicht des Tänzers blickte. „Als ich ankam, war mein Kostüm weg... und alle sagten mir, dass jemand anderes meinen Part übernimmt. Doch keiner weiß, wer da auf der Bühne wie ein Bekloppter die Show versaut hat.“ „Dann warst du es nicht?“ fragte Gackt leicht geschockt. Toma schüttelte mit dem Kopf. „Wo ist er hin?“ fragte der Sänger, sprang von dem Stuhl, auf dem er sich gerade gemütlich gemacht hatte. „Keine Ahnung. Der ist geflitzt wie ein Wiesel. Keine Chance ihn zu schnappen.“ Erleichtert pustete Gackt die eingeatmete Luft aus. Skeptisch hatte You, der die ganze Situation selbst gern ergründen wollte, die seltsame Reaktion seines Freundes zur Kenntnis genommen. „Und das Kostüm ist auch weg?“ murmelte You fragend. Ein anderer Mann kam mit schüttelndem Kopf auf die Gruppe zu. „Nein, es ist gerade aufgetaucht.“ Er hob das getigerte Katzenkostüm hoch, um zu zeigen, dass es wieder sicher an seinem Besitzer übergehen konnte. „Ich habe es in der Umkleide gefunden.“ Alle Anwesenden seufzten erleichtert. Nur Gackt blickte ernst. „Zu spät zu kommen und dadurch den Zeitplan zu gefährden ist eine Sache, doch seine Verantwortung über seine Sachen, in dem Fall über sein Kostüm, zu vernachlässigen die andere. Ich will hoffen, dass ich so was nicht noch einmal hören muss.“ Toma, der sich zu Recht angesprochen fühlte, nickte getadelt. „Ich hoffe, dass ich so was von niemanden hier mehr hören muss“, sprach der Sänger lauter, um auch alle anderen von seiner Warnung wissen zu lassen. Dann bahnte er sich wortlos durch die Masse direkt in seine Umkleidekabine, schnappte sich sein Handy und wählte die erste Nummer seines Telefonbuches. Nach nur wenigen Sekunden wurde am anderen Ende abgenommen. „Es tut mir leid. Ich weiß, dass du sauer bist“, bettelte Hyde sofort um Vergebung. „Wo bist du?“ kam es harsch zurück, als würde Gackt ihn bei lebendigem Leibe zerreißen wollen, käme er ihm jetzt unter die Finger. „Im Hotel.“ Hyde schien kaum Angst zu haben und das, obwohl er Gackts Ton zu Recht als gefährlich interpretierte. „Bewegst du dich da weg, dann sag ich dir, ... bring ich dich um.“ Gackts Brummen verhieß nichts Gutes. Er meinte es ernst. Zwar würde er nicht so weit gehen, ihn umzubringen, aber großer Ärger stand wohl tatsächlich auf dem Plan. „Wenn du das tust, hast du niemanden mehr, der bei deiner Date-Show morgen die Freundin spielt“, drohte Hyde zurück. Er spielte seine Trümpfe immer zur rechten Zeit aus. Er hatte ihn also in der Hand. „Cleveres Bürschchen“, murmelte Gackt geschlagen. „Also verzeih mir und lass uns heute friedlich schlafen gehen“, säuselte Hyde mit niedlicher Stimme. „Das kommt auf deine Erklärung an, die ich nachher von dir erwarte!“ Gackt blieb hart, aber auch nur, weil er Hydes schuldbewusstes Lächeln nicht sehen konnte. „Ich wollte sowieso noch mal mit dir über die Sache mit unserem Date reden“, lenkte der Ältere ernst ein. „Was gibt es denn da noch zu reden?“ wollte Gackt wissen, während er sich die Jacke über die Schultern warf. „Ehrlich gesagt, komme ich einfach nicht dahinter, was du damit erreichen willst. Was hast du davon, wenn You dich mit deiner Freundin sieht? Glaubst du wirklich, er macht sich dann keine Sorgen mehr um dich? Wenn du das tatsächlich glaubst, dann bist du ein hoffnungsloser Fall.“ „Meiner Meinung nach ist es erstmal besser, ihn irgendwie mit so was abzulenken, als einfach nichts zu tun.“ Nachdem er alles zusammengepackt hatte, verließ Gackt die Umkleidekabine, verabschiedete sich kopfnickend von den entgegenkommenden Leuten, die ihn seltsam musterten. „Du gehst schon?“ kam es von Chacha, der gerade aus der Tür der Tänzerumkleidekabine kam. „Ja, ich hab da so ein kleines Problem im Hotelzimmer“, meinte der Jüngere und zwinkerte vielsagend. Chacha verstand sofort und grinste. „Dann viel Glück mit dem Problem.“ Gackt nickte. „Das habe ich gehört“, meinte Hyde etwas beleidigt. „Es war auch nicht meine Absicht, es dich nicht hören zu lassen“, fauchte Gackt zurück, als er wieder allein war. „Findest du es wirklich so schlimm, wenn er davon erfährt, dass du mit mir zusammen bist. Ist das schlimmer als sich als männliche Schlampe darzustellen? Also mir wäre Zweiteres weitaus unangenehmer“, kam Hyde auf das vorige Thema zurück. Gackt schüttelte den Kopf und seufzte. „Es geht nicht darum, was schlimmer wäre.“ Die Stirn in Falten gelegt, weil er einfach nicht wusste, wie er es erklären sollte, tat er die wenigen Schritte zur nächsten Tür, dort blieb er stehen und dachte nach. Was wäre wohl schlimmer? Diese Lüge? Oder die Wahrheit? Hyde zu lieben war nicht schlimm oder gar falsch. Eigentlich hatte er es nie vor You geheim gehalten, sondern einfach nie die Gelegenheit gehabt, es zu sagen. Nun ging es schon so lange so, dass es ihm unangenehm war, gerade jetzt damit herauszuplatzen. Die Tatsache, dass er Hyde über alles liebte, war nicht das, wovor er Angst hatte, sondern der Fakt, dass er es solange versäumt hatte, seinem besten Freund davon zu erzählen. Was würde er wohl sagen, wenn er beichtete, wie lange es schon ging und er nichts davon wusste? Es war natürlich nicht so, dass er You von all seinen Liebschaften erzählte, aber über die große Liebe sollte der beste Freund doch Bescheid wissen, oder? „Also willst du es nicht sagen, weil du irgendwie Scham empfindest?“ riss Hyde den Jüngeren aus seinen Gedanken. Gackt blickte verdutzt ins Leere. Scham? Ob er sich für ihn schämte? War das sein Ernst? Was dachte dieser Dummkopf eigentlich? „Du willst doch nicht ernsthaft, dass ich auf diese dämliche Frage antworte, oder?“ Nun war Gackt es, der beleidigt tat. Eine derartig unverschämte Frage zu stellen, konnte auch nur auf Hydes Mist wachsen. War in den letzten Tagen ja nicht das erste Mal gewesen, dass der Ältere auf irgendeine Art an ihn zweifelte und falsche Schlüsse zog. „Dann sag mir doch einfach den Grund? Ja ich weiß, wir waren die letzten Tage etwas unvorsichtig und ich bin daran wohl auch am meisten Schuld, aber... findest du nicht, dass es langsam reicht? Warum willst du es ihm nicht sagen?“ Gackt seufzte, fasste sich kopfschüttelnd an die Stirn. Unvorsichtig war weit untertrieben. Sie hatten überhaupt nicht aufgepasst. Sobald Hyde Lust nach Körperkontakt hatte, wurden herumstehende Leute in der Nähe völlig ausgeblendet. Und Gackt selbst hatte immer viel zu spät eingelenkt. Nein, sie waren überhaupt nicht vorsichtig gewesen. Und daran waren sie beide schuld. Hyde wollte dieses Spiel spielen und er war darauf eingegangen, und nun war der Ausweg aus diesem Wirrwarr so verwischt, dass sie nichts anderes tun konnten, als einfach weiterzumachen. „Muss ich dich daran erinnern, dass du die Idee hattest, dich als Gott und die Welt zu verkleiden? Jetzt sag mir bitte nicht, dass es reicht“, klagte Gackt, dem es selbst schwer fiel, seine Gedanken zu ordnen. „Ich verkleide mich doch nicht wegen deinem spionierenden Freund, sondern weil ich einfach nur bei dir sein wollte.“ Eine ganz einfache Erklärung, die einleuchtete. Gackt wusste dies. Er hatte es ihm oft genug erklärt. Er hatte es nicht getan, um ihn zu ärgern, zu nerven oder auszuspionieren, sondern einfach nur, weil er ihn vermisst hatte und sich nach seiner Nähe sehnte. Er wusste es, und doch konnte Hyde ihm deswegen nicht die ganze Schuld in die Schuhe schieben. Es war dumm gelaufen. Sie beide mussten nun einen Weg aus diesem Dilemma finden. Gemeinsam, und am besten versuchten sie es erst einmal mit ihrem morgigen Date. Vielleicht war doch noch etwas zurechtzubiegen. Er wusste zwar nicht genau wie, doch irgendetwas würde ihm schon einfallen. Gackt schüttelte den Kopf. Versuchte sich zu erklären. „Ich werde erst mit You darüber reden, wenn ich denke, dass der beste Zeitpunkt gekommen ist. Und ich hatte mir vor ein paar Wochen vorgenommen, es ihm nach der Tour zu sagen. Und wenn ich mir das vornehme, dann tue ich das auch. Dass du mir als Elektriker verkleidest folgen und mir damit so ein paar klitzekleine Probleme bereiten würdest, war natürlich nicht in diesem Plan einkalkuliert.“ „Ich weiß, ich bin immer daran schuld, wenn du keinen Arsch in der Hose hast“, klagte Hyde ihn an, während Gackt einfach nicht verstehen konnte, weshalb Hyde seine Entscheidung nicht einfach akzeptieren wollte. Es war seine Sache, ob und wann er mit seinem Freund sprach. Hydes Aufgabe war es tatsächlich nur, ihn dabei zu unterstützen. Was war also so schwer daran? „Es ist ja wohl kaum abzustreiten, dass das Problem nur aufgetaucht war, weil You mich JEDEN Tag erwischt, wie ich mit einer anderen Person eindeutigen Körperkontakt hatte,… aber dass diese Personen eigentlich immer dieselbe ist, kann der arme Mann ja nicht wissen, also was willst du mir jetzt in die Schuhe schieben?“ „Ich will dir nichts in die Schuhe schieben. Ich will dir einfach nur erklären, dass die Idee mit dem Date keinen Boden hat. Es hat keinen Sinn, verstehst du das?“ Nein, er wollte es nicht verstehen. Natürlich gab es keine Garantie, dass You all seine Bedenken und Sorgen dadurch vergessen würde. Doch würde er nicht etwas Ruhe finden, wenn er seinen besten Freund mit einer wunderschönen Frau sah, wie sie verliebt miteinander umgingen. Er würde sicherlich spüren können, dass da echte Liebe im Spiel war. „Du sträubst dich doch nur vor der Verkleidung.“ Dass Gackt damit genau ins Schwarze getroffen hatte, ahnte er fast schon. Aber wieso? „Und was wäre, wenn es wirklich so ist?“ fragte Hyde, der überraschenderweise nicht auswich. „Dann würde ich nicht verstehen, warum du kein Problem hast, dich für die Bühne als Frau zu verkleiden, aber mir jetzt, wo ich wirklich deine Hilfe brauche, einfach nicht diesen wirklich einfachen Wunsch erfüllen willst.“ Hyde seufzte nicht überhörbar und gab Gackt damit das Gefühl, etwas Wichtiges nicht zu verstehen. „Mich als Frau zu verkleiden und eine richtige Frau zu spielen, das sind meiner Ansicht nach zwei völlig verschiedene Dinge“, murmelte der Ältere. Er hatte tatsächlich kein Problem damit, sich als Frau zu verkleiden, im Gegenteil. So einen Spaß für die Bühne, für ein Konzert, daran hatte er nie etwas auszusetzen, doch der große Unterschied lag darin, dass er auf der Bühne nie eine Frau spielen musste. Er musste nie seine Stimme verstellen, er musste nie an seiner Art zu laufen feilen. Nie musste er auf lieb und fein machen, um seinen Publikum die perfekte Frau aufs Butterbrot zu schmieren. Er musste bisher einfach nur wie eine Frau aussehen, aber nie wie eine sein. Und genau darin lag das große Problem. Wie sollte er sich selbst darin perfektionieren, wenn er dafür nur einen Tag hatte? „Mag sein, aber ich glaube nicht, dass das ein Problem für dich darstellen würde.“ Im Gegensatz zu Hyde legte Gackt großes Vertrauen in dessen Fähigkeiten, eine andere Person zu spielen. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass es funktionieren könnte. „Das wirst du sehen, wenn ich morgen kläglich daran gescheitert bin“, meinte Hyde und machte noch einmal klar, dass er nicht daran glaubte. Es würde in die Hose gehen, daran war nichts zu rütteln. Aber wenn Gackt es so wollte, dann sollte er es auch so bekommen. Er hatte ihn gewarnt, er hatte ihn seine Zweifel nahe gelegt. Wenn er jetzt nicht von dieser Idee abkommen wollte, dann sollte es wohl so sein. * Unruhig lief Gackt in seinem Hotelzimmer auf und ab. Er runzelte die Stirn, blickte alle 2 Minuten auf die Uhr an der weißen Wand und seufzte. Er war immer noch nicht da. Seit sie sich heute Morgen wegen der Fahrt zu einem neuen Tourort trennen mussten, gab es noch kein Lebenszeichen des Älteren. Er machte sich Sorgen. Ihren Streit am gestrigen Abend hatten sie nicht ausgesöhnt. Er hatte einfach heute Morgen wortlos das Bett verlassen, in dem sie gemeinsam geschlafen hatten, und war seitdem nicht mehr zu erreichen. Eigentlich wusste Gackt selbst nicht, wieso er sich nicht gestern schon zu einer Versöhnung hatte hinreißen können. Hyde hatte mehrmals um Verzeihung gebeten und doch war er hart geblieben. Er war sauer und wurde einfach nicht das Gefühl los, dass Hyde ihn einfach nicht ernst nehmen wollte, dass er sich lustig machte und ihn auf keinen Fall verstehen wollte. Im Grunde jedoch war er gar nicht mehr sauer. Es war ja auch gar nichts passiert. Außer dass seine Leute nun etwas ratlos den Unbekannten suchten und hoffentlich niemals finden würden. Nun war es Hyde, der wahrscheinlich sauer war, weil er ihm nicht vergeben hatte, obwohl es gar keinen Grund mehr gab, eine Entschuldigung abzulehnen. Gackt blickte ratlos aus dem Fenster, zuckte leicht zusammen, als wieder Schritte vor seiner Hotelzimmertür lauter wurden und dann verstummten. Ein leises Klopfen, fünf Mal kurz hintereinander. Das Zeichen, der Code. Er eilte schnell zur Tür, öffnete sie und ließ den Kleineren in das Zimmer. „Da bist du ja“, flüsterte Gackt. Man konnte die Erleichterung aus seiner Stimme heraushören. Hyde betrat bepackt mit mindestens 15 Tüten das Hotelzimmer. Der Größere blickte ihn verdutzt an. Er hatte tatsächlich angenommen, Hyde wäre nach ihrem gestrigen Streit im Hotelzimmer weggelaufen und hätte das Date in wenigen Stunden, ohne ihm vorher Bescheid zu geben, abgesagt. „Tut mir leid, aber du weißt doch, dass ich mich immer selbst darum kümmern muss, wie ich zum nächsten Tourort komme.“ Hyde schien etwas genervt. Mit einem unverständlichen Brummen lud er seine Fracht auf dem Bett ab und setzte sich daneben. „Und dann muss ich auch noch darauf achten, dass mich keiner sieht, wenn ich auf dein Zimmer gehe.“ Gackt lächelte aus Mitleid. „War's wieder so schwer?“ „Meinst du die Fahrt oder mich vor You zu verstecken, der alle 10 Minuten rein zufällig an deinem Zimmer vorbeischleicht?“ Verdutzt blickte Gackt ihn an. Dann war es also sein bester Freund, dessen Schritte er jedes Mal für die von Hyde gehalten hatte. „Wir sind schon seit heute Morgen hier, was hast du solange gemacht?“ Ein genervtes Seufzen beantwortete die Frage, doch kein Vorwurf wegen letzte Nacht oder irgendein Anzeichen, dass er deswegen sauer war. „Wir haben heute ein Date. Entweder ich komme in den Klamotten, die ich gerade anhabe, oder aber ich besorge mir ein Kleid, das mich zur Frau macht. Was also denkst du, habe ich bis jetzt wohl gemacht?“ „Du hast dir ein schönes Kleid gekauft“, meinte Gackt, während er versuchte einen flüchtigen Blick in die Tüten zu werfen. „Finger weg!“ keifte der Ältere, bevor er alle Tüten wieder an sich riss. „Lass mich doch mal sehen“, bettelte Gackt, der ziemlich neugierig schien. „Weißt du eigentlich, wie schwer es war, an dieses Zeug ranzukommen?“ Der Jüngere blickte schweigend auf die Tüten, die Hyde fest an seine Brust drückte, als würde sich das größte Geheimnis der Welt in ihnen befinden. Hyde grinste ironisch. Natürlich hatte er keine Ahnung. Er war schließlich noch nie dazu gezwungen worden, sich Frauenkleider oder Schuhe zu kaufen. Er war noch nie in ein Geschäft gegangen und hatte mit gesenktem Kopf murmelnd behauptet ein Kleid für seine Freundin zu suchen, weil diese bald Geburtstag haben würde. Und er hatte sich noch nie willkürlich irgendeine Hose geschnappt und diese als Tarnung mit in die Umkleidekabine genommen. Sicherlich hatte er sich noch nie allein mit so einem verfluchten Kleid rumschlagen müssen, um dann festzustellen, dass es definitiv die falsche Größe war. Gackt musterte ihn mit einer Spur Mitleid in seinem Blick. Hyde bemerkte dies, hob sein Gesicht und schnaufte abfällig. „Es gibt nichts, was leichter ist als zu shoppen. Ich verstehe nicht, wieso Frauen dafür Stunden brauchen.“ Gackt grinste, als er merkte, wie Hyde versuchte die Wahrheit zu verdrehen. „Wenn das so schnell und einfach ist, warum dann warst du stundenlang abwesend?“ neckte er den Älteren, der sich ertappt fühlte. Der schüttelte den Kopf. „Die kostbare Zeit, die ich damit vergeudet habe, wirst du mir zurückzahlen müssen.“ Darauf kamen nur ein vielsagendes Grinsen und ein selbstverständliches Nicken des Blauäugigen als Antwort. Natürlich würde er seine Schuld gern begleichen, wenn Hyde es so wollte. „Materiell natürlich“, fügte Hyde hinzu, der ahnte, was Gackt gerade dachte. „Aber zum Glück hat dich keiner erkannt“, murmelte der Jüngere, der dem zugefügten Hinweis keinerlei Beachtung schenkte. Er setzte sich zu Hyde auf das Bett, rutschte näher an ihn heran, zog ihm die Sonnenbrille aus den Haaren und streichelte zärtlich über seine Wange. Hyde schüttete den Kopf. „Trotzdem, für die ganze Scheiße, in die du mich gebracht hast, wirst du dich jetzt auch noch die paar Stunden gedulden müssen, bevor du auch nur einen Fetzen von dem Teil sehen wirst“, falls er es überhaupt sehen würde. Hyde zweifelte stark daran, dass er sich innerhalb dieser verbliebenen vier Stunden, die von Sekunde zu Sekunde tatenlos vergingen, in eine halbwegs passable Frau verwandeln konnte. Theoretisch war es möglich, doch praktisch würde er sich noch einiges einfallen lassen müssen. „Warum hast du denn nicht einfach die Leute gefragt, die dir sonst immer deine Bühnenoutfits besorgen?“ murmelte Gackt, der sich mit kusswilligen Lippen an Hydes Ohrläppchen zu schaffen machte. „Spinnst du? Wie hätte ich das denn erklären sollen? Wozu bräuchte ich denn jetzt so ein Outfit? Ich habe keine Tour, ich arbeite gerade nicht einmal an dem Album“, klagte der Ältere, der sich momentan nicht recht entspannen konnte… oder wohl eher gesagt nicht wollte. Seine Gedanken schwirrten die ganze Zeit nur um sein gerade neuestes Problem und dessen Lösung. Hatte er wirklich an alles gedacht? Würde wirklich alles passen und weiblich wirken? Aber warum machte er sich eigentlich gerade diese Sorgen? Wenn es nicht so war, was sollte schon passieren, außer dass er sich schrecklich lächerlich machte? Das alles war Gackts dumme Idee, also warum musste er sich diese Mühe machen? Hätte Gackt sich nicht selbst um das Outfit kümmern müssen? Müsste er sich nicht die Sorgen machen, ob alles klappen würde? „Ich dachte eigentlich, dass wäre mal eine echte Herausforderung für dich, mein kleiner Verkleidungskünstler“, hauchte Gackt spitzbübisch in sein Ohr. Hyde spürte, wie ihm dies eine Gänsehaut bescherte, obwohl er gerade nicht wirklich seinen Worten zugehört hatte. Der warme Atem, der sein Ohr streichelte, ließ ihn wieder aufmerksam werden. „Und weiß You schon von unserem Date?“ fragte Hyde, um den Anschein zu machen, dass er Herr seiner Sinne war. Gackt nickte, fuhr mit seiner linken Hand unter das Hemd des Kleineren, während Hyde den Haufen störender Tüten auf seinem Schoß zu Boden beförderte. „Was denkst du denn? Dass er mit beiden Ohren weghört, wenn ich mit meiner Freundin telefoniere und einen Treffpunkt ausmache?“ Gackt drückte Hyde langsam zurück auf das Bett, küsste kurz seine trockenen Lippen und lächelte. „Wir haben nicht telefoniert“, murmelte Hyde, leckte mit seiner Zunge über seine Lippen, während er etwas zu ernst in Gackts blaue Augen starrte. „Ich habe nur so getan. Da mir ja nicht anders übrig blieb, denn du bist ja nicht an dein Handy gegangen.“ Anklagend blickte Gackt auf Hyde hinunter, bevor er mit seiner Hand unter dem Hemd weiter auf Wanderschaft ging. „Wie gesagt, ich hatte zu tun.“ Hyde seufzte, zufrieden schloss er die Augen und wollte sich gerade mit der Idee, sich noch etwas gehen zu lassen, anfreunden, als ihm plötzlich wieder in den Sinn schoss, dass er eigentlich gar keine Zeit für so was hatte. Er riss die Augen auf, packte nach Gackts Hand und versuchte sich, trotz der zusätzlichen Kilos in Form eines anderen Körpers auf seinem, aufzurichten. „Könntest du dich bitte umziehen und von hier verschwinden? Ich muss mich fertig machen“, meinte Hyde nun ziemlich ungeduldig. Wenn er es wirklich rechtzeitig schaffen wollte, dann musste er sich sofort an die Arbeit machen, sonst war der Traum in einem Kleid schon in dem Moment gestorben, in dem er nachlässig zuließ, dass der Jüngere ihm das Hemd auszog und dann einen Wimpernschlag später, genauer gesagt eine Stunde später, müde und ohne Kleidung in Gackts Armen aufwachte. „Es sind noch 4 Stunden. Bis dahin können wir uns die Zeit doch noch anders vertreiben.“ Der Jüngere versuchte ihn wieder zurück auf das Bett zu drücken, küsste ihn leicht auf die Lippen, um ihn von der wundervollen Idee zu überzeugen. Schließlich mussten sie die letzte Nacht nachholen, die sie ja mit Schweigen und Ignoranz vergeudet hatten. Hyde jedoch hielt nach wie vor nichts davon. Er schüttelte den Kopf, fasste mit beiden Händen nach Gackts Gesicht, um ihn von einem seiner leidenschaftlichen Küssen abzuhalten. Er hatte einfach keine Zeit. Nicht einmal für einen dieser Küsse, die er so liebte. „Tut mir leid, aber ich werde diese 4 Stunden sicherlich bis zur letzten Minute gebrauchen können.“ Er stieß den Jüngeren entschlossen, wenn auch etwas grob, von sich. Sprang aus dem Bett und sammelte die Tüten, die von ihm achtlos zu Boden geworfen worden waren, auf. Gackt seufzte enttäuscht, während er seinen wuselnden Freund beobachtete. „Wenn ich dir das Kleid heute Nacht wieder ausziehen darf, dann verspreche ich dir, sofort zu verschwinden.“ Hyde nickte etwas abwesend, was Gackt wunderte. Hatte er die Zweideutigkeit seiner Bemerkung nicht verstanden? Seine emotionslose Reaktion ließ jedenfalls darauf schließen. Er schien schon wieder vollkommen in seinen Gedanken über seine Rolle gefangen zu sein. „Das hoffe ich doch. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich da ohne Hilfe reinkomme, da kann ich deine Hilfe beim Ausziehen sicherlich nicht ablehnen.“ Gackt grinste über diese unschuldige Bemerkung, die er mit einem zuckersüßen Stirnrunzeln gemacht hatte. Dachte Hyde tatsächlich, dass er einfach nur seine anständige Ankleidedame spielen würde? Einfach schnell aus dem Kleid helfen und das war's? So ganz ohne Hintergedanken? So völlig realitätsfern? Schließlich war es Hyde, der ein Kleid tragen würde. Er würde umwerfend aussehen. Wunderschön und süß zugleich. Es würde wundervoll werden. Er freute sich auf heute Abend, auch wenn Hyde diese Freude nicht wirklich teilte. Der zornige Blick, den er sich vorstellte, wenn sie sich später vor dem Restaurant trafen, brachte ihn jetzt schon zum Grinsen. Skeptisch sah ihn Hyde an. „Hey, was ist los?“ Gackt schüttelte lächelnd den Kopf, stand auf und verpasste dem Älteren einen kurzen Dankeskuss auf die linke Wange. „Ich freue mich“, meinte er und trat an seine noch nicht ausgepackten Koffer. Er nahm einen und zog ihn mit sich zur Tür. „Wo willst du hin?“ fragte Hyde, der ihn wunderlich hinterher blickte. „Ich zieh mich bei Chacha um. Sei pünktlich.“ Kurz bevor er die Tür öffnete, hielt er noch einmal inne und blickte zurück. „Tut mir leid wegen gestern.“ Überrascht musterte Hyde den Jüngeren, der ehrlich um Verzeihung bat. Er lächelte und schüttelte den Kopf. Die Sache war bereits vergessen. Eigentlich hatte er gar keinen Gedanken mehr daran verschwendet, da er einfach keine Zeit hatte, um sich wegen so einem dummen Streit grundlose Gedanken zu machen. „Ja, schon gut“, antwortete Hyde und lächelte zurück. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So nun gibt es erstmal eine etwas längere Pause. Die nächsten drei Wochen werden wir nicht schreiben können, da wir in den Urlaub fliegen. Aber im August dürft ihr ein neues Kapitel erwarten. Bis dahin wünschen wir allen einen schönen Sommer und hoffentlich auch einen tollen Urlaub. ^_________________^ Und Danke für's lesen! Bye Bye Eure Tenshis Kapitel 7: "Lady" on "Stage" ---------------------------- Kapitel 7: „Lady“ on „Stage“ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Ohje... es hat wirklich lange gedauert. Diesmal wieder unglückliche Timingprobleme. Beta-Leser im Stress und wir hatten mal wieder unterschätzt wie lang das Kapitel wirklich werden würde. Aber dafür habt ihr jetzt wirklich VIEL zu lesen. Als Entschädigung. ^^ Viel Spaß dabei! ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ „Wie lange noch?“ Ein verzweifeltes Rufen halte durch das Zimmer. Chacha der sich gerade ein großen Schluck Wasser genehmigte und gelangweilt zur Uhr sah, verdrehte die Augen. „Keine Sorge, hast noch genug Zeit...“ wollte er den Kleineren beruhigen, der sich seit geschlagenen zwei Stunden im Badezimmer der Hotelsuite verbarrikadiert hatte. Gackt war gekommen und hatte es sich ungefragt in seinem Hotelzimmer gemütlich gemacht, weil ihm dies angeblich von Hyde befohlen worden war. Daraufhin klingelte keine Stunde später das Handy des Gitarristen. Er solle sofort in Gackts Hotelzimmer kommen. Wofür? Natürlich für seelischen Beistand. Oder benötigte er doch eine helfende Hand, die, wenn er Glück hatte, ein klein wenig etwas davon verstand, was er vorhatte? Hyde wehrte sich strikt dagegen, Gackt selbst um Hilfe zu bitten, geschweige denn sich dem Jüngeren vor dem Treffen zu zeigen. Je mehr Zeit er in diesem Badezimmer verbrachte, je öfter er in diesen verdammten Spiegel blickte und von Minute zu Minute einen anderen Menschen darin sah, der so ganz und gar nicht mit dem zufrieden war, was er anstarrte, desto mehr hasste er den Jüngeren dafür. Wie konnte er nur auf so eine hirnrissige Idee kommen? Und wie kam es, dass er dem zugestimmt hatte?! Dafür könnte er sich selbst hassen. Aber nun gab es eh kein Zurück mehr... Er hatte alles besorgt, hatte wirklich an jedes Detail gedacht, doch diesen ganzen Klimmbim und Schnickschnack an richtigen Ort und Stelle zu bringen, stellte sich für einen Mann, der vollkommen auf sich allein gestellt war, schwieriger heraus als vorerst angenommen. Er war einfach nicht in der Lage dazu. Wie sehr wünschte er sich nun einen helfenden Staffmember oder ein Bandmitglied herbei, jemand, der ihm sonst auch immer Hilfestellung leistete, hatte er mal ein etwas komplizierteres Outfit im Sinn. Er hatte ja geahnt, dass sich ihm noch so einige Probleme in den Weg stellen würden, aber auf einige sehr wichtige Details kam er erst ganz spontan. Man musste an so vieles denken, wenn man wie eine Frau sein wollte, oder eher gesagt: sein 'musste'. Um diese aufkommenden Probleme lösen zu können, brauchte er wohl doch jemand an seiner Seite, obwohl er sich liebend gern weiter dagegen gesträubt hätte, einen Zeugen dabei zu haben. Er brauchte einfach Hilfe. Es ging nicht anders. Und da es nur Chacha gab, der von seiner Anwesenheit wusste und spätestens jetzt auch von Gackts bescheuertem Plan, musste er es wohl sein. „Ich hab nicht gefragt, ob ich noch genug Zeit habe, sondern WIE LANGE!“ kam es diesmal etwas genervter aus dem Bad. „...fast zwei Stunden, also beruhige dich erstmal, sonst wird das nichts“, grinste der Gitarrist entspannt, der lässig auf der Couch saß und wartend auf seinen Einsatz die Tür anstarrte. Seit er das Hotelzimmer betreten hatte, hatte er weder einmal richtig helfen können, noch den Sänger zu Gesicht bekommen. Das einzige, was alle 5 Minuten aus dem Bad kam, war die hektische Frage, wie spät es sei oder wie lange er noch Zeit hätte. Jeder Versuch ihn zu sehen scheiterte schon an der Badezimmertür, die von innen verriegelt war. „Du hast leicht reden, du musst dich ja nicht als Frau verkleiden.“ Daraufhin folgte plötzlich ein auffälliges Schweigen, was Chacha stutzig machte. Neugierig erhob er sich aus der weichen Polstercouch, näherte sich der verschlossenen Tür und fragte vorsichtig. „Was tust du gerade, Haido?“ Bis jedoch eine Antwort kam, vergingen weitere stille Sekunden. Dann folgte irgendwann ein genervtes Seufzen und die patzige Antwort auf die gestellte Frage. „Ich bemale mein Gesicht, was sonst?!“ Chacha begann laut zu lachen. „Was? Das hast du doch gar nicht nötig, du siehst auch so niedlich aus...“, behauptete er dem Jüngeren gegenüber. Er wunderte sich, mit welchem Elan und welcher Ernsthaftigkeit er an diese Sache ranging, dabei hatte er tatsächlich geglaubt, Gackt hätte den Kleineren dazu gezwungen. So nach dem Motto: Da du ja so einen Spaß daran hast, dich zu verkleiden, macht es dir doch sicher nichts aus, für mich den Oberclown zu spielen. Gackt konnte ein schrecklicher Sadist sein. War dies die Strafe für Hydes Auftauchen? Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sehr sich dieser Mann in seinem Zimmer gerade die Hände rieb und vor Schadenfreude durchs Zimmer sprang. Armer Hyde. Chacha schüttelte vor Mitleid für das Wesen hinter dieser Tür den Kopf. Er gab sich solche Mühe, das sollte Gackt auf jeden Fall anerkennen. Es war sowieso äußerst seltsam, dass Hyde so was mit sich machen ließ, dabei hatte Chacha eigentlich sonst immer den Eindruck gehabt, der Sänger der berühmten Band L'Arc~en~Ciels wäre ein Mensch, der selbst bestimmte, was er tat oder nicht. Doch im Falle „Gackt“ schienen die Menschen allgemein immer anders zu handeln. Lag wohl an seiner kühlen Aura, die niemand erzürnen wollte. „Aber ohne Make-up bin ich nur ein nacktes Mädchen und keine Frau. Also sei jetzt ruhig, ich muss mich konzentrieren!“ Chacha lächelte über diese ziemlich niedliche Schilderung. Doch allmählich fragte er sich, was der Jüngere die geschlagenen zwei Stunden über in diesem Badezimmer getrieben hatte. Die Duschprozedur, die über eine halbe Stunde gegangen war, war schließlich auch schon 1 ½ Stunden her, von denen er ausgegangen war, dass diese zum Schminken genutzt wurden. Und warum sollte er eigentlich herkommen? Bisher durfte er keinen Finger rühren, um irgendwie zu helfen, geschweige denn mal etwas zu fragen. Hyde schien genervt von ihm zu sein, oder war es nur eine Art Aufregung, Vorfreude oder doch die andere Richtung, Angst? Nach dem Grund seiner Nervosität zu fragen, kam für Chacha nicht in Frage. Er war nur da, um zu helfen, nicht, um schon wieder den Seelenklempner zu spielen. Außerdem schien Hyde sich gerade eh auf etwas anders konzentrieren zu müssen. Gelassen ließ Chacha sich wieder auf das gemütliche Sofa fallen, bevor er sein vibrierendes Handy zur Hand nahm. Wer da so dringend mit ihm sprechen wollte, wusste Chacha, ohne aufs Display zu sehen. Er nahm einfach ab und beantwortete die noch ungestellte Frage. „Nein, er ist noch nicht fertig und nein, ich kann dir auch noch nicht sagen, wie er aussieht. Und auch wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen...“, brüllte Chacha regelrecht in sein Handy, um auch Hyde wissen zu lassen, wer da so neugierig ihre Wiedervereinigung herbeisehnte. „Sag ihm, dass er aufhören soll, ständig anzurufen! Wenn er es noch einmal tut, komm ich nackt zu unserer Verabredung und dann kann er sich seine dämliche Show sonstwo hinschieben!“ schrie Hyde aus dem Badezimmer, als er abermals bemerkte, wie Chacha versuchte, seinen Geliebten hinzuhalten, der anscheinend schon in voller Montur auf dem Sofa saß und sich in Gedanken ausmalte, was für einen Fummel er ihm heute Nacht von Leib reißen durfte. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass dieser anrief und seinen Gehilfen mit unanständigen Fragen löcherte, die dieser schelmisch an ihn weitergeleitet hatte und damit buchstäblich fast zur Weißglut brachte. „Äh... Ich glaub, du hast es gehört, oder Gackt?“ murmelte der Langhaarige mit einem Grinsen auf den Lippen. „Jaaaa, ist ja schon gut. Ich ruf nicht mehr an. Ihr seid echt grausam!“ beschwerte sich der Solosänger, was Chacha, auf diese Äußerung hin, große Augen machen und spöttisch lachen ließ. „Du nennst uns grausam? Dann frag ich mich, was für ein Wort man für dich benutzen sollte...“ „Hä? Was willst du damit sagen?“stellte sich Gackt unschuldig. „Du hast ja zwei Stunden Zeit, dir darüber Gedanken zu machen.“ Ohne ein weiteres Wort drückte Chacha auf die rote Taste, klappte sein Handy zu und steckte es wieder in seine Hosentasche, während er fast erschrak, als unvermittelt ein hektischen „Chacha~?! Du musst mir helfen!“ aus dem Bad hallte. Das ließ sich dieser natürlich nicht zwei Mal sagen. Er vernahm das zögernde Klicken des Türschlosses, dann ein gemurmeltes „Komm schon rein“. Chacha trat in das Bad, das kaum wiederzuerkennen war. Auf der Badewanne lagen Klamotten, Unterwäsche und verschiedenen Perücken. Die kleine Kommode neben dem Waschbecken war von allen möglichen Schminkutensilien begraben und dazu herrschte eine stickige Parfümluft. „Wo hast du denn bloß diesen ganzen Kram her?“ fragte Chacha leicht geschockt. Nicht einmal eine richtige Frau hatte so viel Make-up. Eigentlich hatte er alles in jeder erdenklichen Farbe. Damit hätte er aus sich einen Paradiesvogel machen können, was er hoffentlich nicht vorhatte. „Natürlich gekauft oder denkst du, so was habe ich zu Hause rumliegen?“ murmelte Hyde etwas verlegen, während er sich das bereits angezogene Kleid an die Brust hielt. „Aber warum so viel?“ Fasziniert von diesem reichhaltigen Angebot, durchstöberte er den Berg auf der Kommode. „Ich wusste nicht, was besser aussehen würde, also habe ich etwas mehr zur Auswahl eingepackt.“ Deswegen war er also die ganze Zeit hier eingeschlossen. Er hatte alles Mögliche ausprobiert, um für sich das passende zu finden. „Könntest du...?“ Chacha schaute auf, als ihm in den Sinn kam, dass er sich den Sänger in seinem Fummel noch gar nicht angesehen hatte. Dieser stand verlegen vor der Badewanne, hielt sich das Kleid fest, während er es nicht wagte, den Älteren anzusehen. Chacha staunte nicht schlecht. Obwohl Hyde keine Perücke trug und auch nicht wirklich viel Make-up aufgetragen hatte, wirkte er in seinem Kleid unglaublich weiblich, zierlich und anmutig. Und das, obwohl er nervös zu Boden blickte. „K-kannst du… mir… das Kleid hinten z-zumachen?“ stotterte der Jüngere und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Chacha grinste, bevor er nickte und näher trat. „Was machst du mit deinem Tattoo?“ wollte der Gitarrist wissen, dem aufgefallen war, dass Hyde ein schulterfreies Kleid gewählt hatte, dass das Flügeltattoo eher hervorhob, statt zu verdecken. „Ich habe noch ein Jäckchen, das ich drüber ziehe.“ „Aha...“ Chacha griff nach den Schnüren des korsettartigen Oberteils des Kleides. „Darf ich dir noch eine intime Frage stellen?“ Hyde nickte, nachdem er Halt am Handtuchträger suchte. Chacha zog fest an den Schnüren und war begeistert von der graziösen Taille, die das Ding zauberte. Würde er es nicht besser wissen, wäre er glatt auf diesen Fake reingefallen. „Was hast du dir in den BH gestopft?“ fragte der Ältere frei heraus und schreckte auf, als Hyde plötzlich zu husten anfing. „Hab ich zu fest gezogen?“ Hyde schüttelte den Kopf. „Ich hab mich nur verschluckt“, beruhigte er den Älteren, der besorgt seine Arbeit überprüfte. „Ich hab mir nichts reingestopft. Das… ist ein S-Silikonbusen.“ „HÄ?“ platze es dem Langhaarigen heraus, der sofort von den Schnüren abließ und den Sänger zu sich herumdrehte. Ohne zu fragen, fasste er nach dem Ausschnitt und blickte hinein. Hyde wollte ihn wegstoßen, doch dann kam ihn in den Sinn, dass es doch eh egal war, schließlich hatte er ja keinen echten Busen. „Tatsächlich. Zwar nicht groß, aber es passt zu deiner Statur.“ Hyde nickte beschämt. Neugierig begann Chacha zu testen, wie sich der künstliche Busen so machte. Er drückte die Brüste und war erstaunt, wie echt sie sich anfühlten, ohne dabei zu bemerken, wie Hyde langsam vor Zorn bebte. „Und wo kann man so was kaufen?“ „Kannst du jetzt bitte weitermachen?“ brüllte Hyde plötzlich, dem anscheinend das ganze Gefrage und Rumgetatsche zu viel wurde. Chacha nickte mit einem Grinsen auf den Lippen und machte sich wie befohlen sofort wieder an die Arbeit. Hyde seufzte. „Nur noch eine letzte Frage“, kam es trotzdem noch von hinten. Und Hyde hatte wirklich geglaubt, er würde nun Ruhe geben. „Warum tust du das eigentlich? Du scheinst das alles nicht wirklich zu wollen.“ Hyde zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung.“ * „Das müsste doch eigentlich das Restaurant sein, oder?“ Sein Blick wanderte langsam zu dem recht teuer wirkenden Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite, bevor sich seine langen Finger zu dem unechten Bart an seinem Kinn bewegten und er nachdenklich über die vorhandenen Stoppeln strich. Natürlich hatte er das Telefongespräch zwischen Gackt und seiner geheimen Freundin mitbekommen. Immerhin versuchte er, trotz der Bitte, einfach nur abzuwarten, noch immer hinter das Geheimnis seiner Affäre zukommen, das hieß, seinen besten Freund auch ab und zu mal zu beschatten. Ehrlich gesagt, hätte er sich heute Morgen niemals träumen lassen, dass es noch am selben Abend soweit sein würde, dass er endlich diese seltsame Frau an Gackts Seite sehen und damit dieses ganze Versteckspiel sein Ende finden würde. Er war aufgeregt, warum wusste selbst You nicht wirklich, vermutlich lag es nur an der Tatsache, dass er Angst hatte, seine monströsen Vorstellungen, wie Chacha sie immer bezeichnete, würden sich bewahrheiten können und dazu beitragen, dass sich das Bild, das er von seinen Freund hatte, gehörig von selbst zerstörte. Wenn ihn seine guten Ohren heute nicht täuschten, hatten sie sich für 18 Uhr in diesem Restaurant verabredet. Natürlich war er früher gekommen, um sicherzugehen, dass er keinen der beiden verpasste, doch bisher war weder Gackt noch eine verdächtige Frau aufgetaucht. Ungeduldig strich er sich über den falschen Bart. Um ganz nah beim Geschehen dabei zu sein und nicht schon in den ersten Sekunden aufzufliegen, hatte er sich bei seiner Verkleidung mehr als nur Mühe gegeben. Ein paar alte und doch elegante Klamotten, ein Hut und ein Gehstock waren schnell besorgt, fehlten nur noch eine graue Perücke und ein falscher Bart. Dicke, graue Augenbrauen veränderten dazu auch noch die Züge um seine Augen, und Altersflecken zierten sein Gesicht. Seine Stimme im Notfall zu verstellen und auch wie ein alter Mann zugehen, war für ihn wohl das leichteste an der ganzen Sache. Er wirkte tatsächlich wie ein alter zerbrechlicher Mann, der viel Geld hatte, um jeden Abend im chicsten Restaurant seinen Magen zu füllen. Selbst Chacha würde ihn nicht erkennen, stünde dieser direkt vor ihm, dachte You von sich überzeugt. Er war stolz auf seine Arbeit, obwohl sie wohl niemand zur Kenntnis nehmen und loben würde, denn er war ja undercover. Niemand würde jemals davon erfahren. Versunken in seiner Selbstverliebtheit, hätte er beinahe das Auto, das langsam in der Einfahrt einbog und direkt vor dem Restaurant hielt, übersehen. Ein elegant gekleideter Mann stieg aus dem Wagen. Schwarzer Anzug, sibergraue Krawatte, schwarze Haare, die in der Abenddämmerung schimmerten, eine elegante Sonnenbrille, die er sich zurechtschob, während er die Wagentür schloss. In der Hand hielt er eine einzelne, rote Rose. Es war ohne Zweifel Gackt, der dem Fahrer des Wagens kurz zunickte und sich auf einige Schritte entfernte, als das Auto wieder fort fuhr. Er blickte kurz auf die Uhr seines Handys, und sah sich suchend um. Er wirkte leicht nervös, als stünde er gerade vor dem ersten Date mit seiner Angebeteten. „Seltsam“, flüsterte You, bevor er ein kleines Opernglas aus seiner Tasche fischte und es an seine Augen legte. Das Ding war natürlich unentbehrlich, obwohl er sich damit tatsächlich wie ein echter Stalker fühlte. Anders hätte er selbst es nicht beschreiben können, würde er einen alten Mann hinter einer Laterne stehend mit einem Opernglas entdecken. Spanner oder Stalker....? Er schüttelte seinen Kopf, um diese unwichtigen Gedanken loszuwerden. Es war doch egal. Niemand kannte ihn. Er konnte tun und lassen was er wollte. Weitere 5 Minuten verstrichen ereignislos. Gackt stand ungeduldig am Straßenrand, schaute immer wieder auf sein Handy, das er griffbereit in seiner Hand hielt. Doch dann bog endlich ein Auto in die Straße ein, ein Taxi, um genau zu sein, das vor dem Restaurant und einige Meter vor Gackt selbst hielt. Jetzt war es soweit... die Tür öffnete sich... * Ihm fiel plötzlich das Atmen schwer, als sein Blick auf die Gestalt traf, die vorsichtig aus dem Taxi stieg. Er war wie gefesselt von dieser Grazie, dass er nicht bemerkte, wie er mit starrem Blick und leicht geöffnetem Mund irgendetwas Unverständliches vor sich hin murmelte. Zuerst hatte er gezweifelt, ob diese wunderschöne Frau wirklich sein Hyde war, doch als dieser ihn ansah, bestand kein Zweifel mehr. Gackt schluckte einmal kräftig, hustete laut und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, während er sich einen genaueren Blick auf dieses Wesen genehmigte. Braunes, leicht gewelltes Haar, das mit einem rosa-farbenem Haarreif verziert war, umrahmten sein Gesicht und fiel wie Seide auf seine Schultern. Die leicht geschminkten Augen mit ihren langen Wimpern wurden von einzelnen Strähnen verdeckt, während seine pfirsisch-farbenen Wangen um einen Kuss baten. Das lange Abendkleid, welches bis zum Boden reichte, schimmerte in mattem rosa. Eine etwas dunklere Spitze zierte den Saum, der leicht den Boden berührte. Die Spitze zierte ebenso den Bund des Oberteils, das dank seiner Form ein sehr weibliches Dekolletee formte. Eine glitzernde Kette schwang sich um Hydes Taille, die schmaler und sehr feminin wirkte. Ein dünnes, leicht rosa-farbiges Jäckchen bedeckte geschickt seine Oberarme, während weiße Handschuhe, die über den Ellenbogen reichten, keine Männerarme mehr vermuten ließen. Doch was dem Sänger sofort ins Auge stach, war die Kette um seinen Hals, an dem eine silberne Feder hing. Gackt musste kurz lächeln, als er erkannte, dass es die Kette war, die er dem Kleineren damals in Paris geschenkt hatte, das Gegenstück zu der, die er selbst besaß und heute auch trug. Hyde trug sie jeden Tag, doch heute wirkte sie anders und verlieh ihrem Besitzer eine noch edlere Ausstrahlung. Sein Blick wanderte nun zu Hydes Gesicht, aus welchen ihn nur wenige Meter entfernt die Augen anstarrten. Es war perfekt, einfach nur perfekt. Er wusste, dass Hydes feminine Seite äußerst echt wirken konnte, doch dass es ihm so die Sprache verschlagen könnte, hatte er nicht geahnt. Er hatte ihn zugegebenermaßen mächtig unterschätzt. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Er war nur dazu im Stande, ihn anzusehen und zu bewundern und ihm schließlich ein ehrliches Lächeln zu schenken. Doch während ihres elektrisierenden Augenkontakts merkte Gackt gar nicht, wie Hyde versuchte, ihm etwas mittels Mimik zu sagen. „Was?“ formte Gackt stimmlos mit seinen Lippen. „Jetzt komm doch endlich her und stütze mich!“ flüsterte Hyde zurück. „Stützen?“ stutzte Gackt und musterte den Älteren, der keinen Schritt näher kam, sondern nur hilflos dreinblickte und versuchte, Halt zu finden. Nur unglücklicherweise befand sich nichts in seiner Nähe. „Ja stützen. Sie tun weh. Ich kann auf diesen Dingern nicht laufen...“ Hyde griff nach dem Stoff des Kleides, hob es leicht an, um Gackt zu zeigen, was er mit 'Dingern' meinte. Gackt runzelte die Stirn.... Er trug weiße High Heels mit extrem graziel-dünnen schätzungsweise 8-Zentimeter-Absätzen. Er hatte schon Frauen mit etwas mehr Zentimetern leiden sehen, doch in Anbetracht dessen, dass Hyde ein Mann war, der höchsten auf hohen Plateau eine gute Figur machte, konnte er sich lebhaft vorstellen, worin das Problem lag. Ein Wunder, dass er es bis zum Taxi geschafft hatte. Er schien wohl einfach nicht das Gleichgewicht halten zu können. „Warum auch so extreme High Heels?“ lachte Gackt und kam ihn entgegen. „Es muss doch zum Kleid passen. Und außerdem, wenn schon, denn schon. Es ist schließlich auch das letzte Mal, dass ich so was mache, merk dir das“, murmelte Hyde, der erleichtert nach Gackts Arm griff und sich einhakte. Gackt blickte ihm grinsend ins Gesicht, bevor sie gemeinsam die wenigen Meter zum Eingang schritten. Doch kaum hatte Hyde seinen Fuß nach vorne getan, verlor er trotz Stütze das Gleichgewicht und knickte mit dem linken Bein um. Gackt reagierte schnell, griff nach den Schultern, als der Kleinere leicht zur Seite stolperte und wirklich zu fallen drohte. Hyde krallte sich an seine Arme und zog sich sofort wieder nach oben. Gackt war erleichtert, dass er seinen Liebsten vor einen peinlichen Sturz bewahren konnte. „Genau weil ich wusste, dass so was passieren würde, hätte ich mich an deiner Stelle nach anderem Schuhwerk umgesehen.“ Grimmig blickte Hyde seinen Retter in die Augen und schnaufte geschlagen. Der Abend hatte ja schon hervorragend angefangen, dachte er, doch so leicht aufgeben und Gackt Recht geben, wollte er auch nicht. Er streckte den Rücken gerade, und richtete seinen entschlossenen Blick geradeaus. Er würde es ihm zeigen. „Ja schon gut,... ich muss nur noch ein paar Minuten üben und schon hab ich das drauf... immerhin ist es deine Schuld, dass ich...“ „Haido?“ wurde er plötzlich von Gackt unterbrochen, der seine Begleitung am Gehen hindern wollte. Er packte Hyde an seinen Schultern, drehte ihn zu sich, bevor er mit seiner rechten Hand die pfirsichfarbenden Wange streichelte. Überrascht sah dieser in seine Augen, die ihn plötzlich zu fesseln schienen. „Du siehst...wirklich wunderschön aus...“ flüsterte Gackt, der sich zum Kleineren hinabgebeugt hatte und mit seinen Lippen frech sein Ohr kitzelte. Dann drückte er dem Kleineren die rote Rose in die Hand, die dieser bisher gekonnt ignoriert hatte. „...mir fehlen...die Worte...“ murmelte er mit tiefer Stimme weiter, die Hyde innerlich aufstöhnen ließ. „Ga-chan...“ Bevor er wirklich realisierte, was er tat, schloss Hyde die Augen und wartete auf den zarten Kuss, der Gackts gesprochene Worte unterstreichen würde, so wie es immer war. Doch dieses Mal würde er vergebens warten. Gackt schüttelte nur den Kopf, legte seinen Zeigefinger auf die glänzenden Lippen und lächelte. „...aber... wir gehen doch nicht auf einen Ball oder eine Hochzeit.“ Geschockt riss Hyde die Augen auf. Die blauen Augen, die ihn auszulachen schienen, leuchteten ihn an. „HÄ?“ Gackt bot seiner Dame gentlemanlike den Arm an, doch Hyde blickte nur unverständlich in sein grinsendes Gesicht. „Na ja, ich meine, das Kleid sieht wirklich schön aus und es steht dir, aber ist es nicht ein wenig...zu...overdressed...?“ Empört boxte Hyde dem Größeren die geschenkte Rose an die Brust. „ZU OVERDRESSED? Willst du dich jetzt ernsthaft über mein Kleid beschweren? Darf ich dich daran erinnern, dass...“ „Ja ja, ich weiß, ich hab dich in diese Situation gebracht, ich bin an allem schuld, und so weiter und sofort. Aber ein ganz normales Kleid hätte es doch auch getan, oder?“ Entsetzt stemmte Hyde seine Arme in die Hüfte. Was fiel diesem Möchtegern-Frauenkenner eigentlich ein? Ihn zu kritisieren, obwohl er doch eigentlich froh sein musste, dass er dieses Theater überhaupt mitmachte. Er hätte es sich auch ganz einfach machen können, indem er Gackt einfach hätte stehenlassen können. Doch sein verantwortungsvolles Herz hätte das natürlich niemals zugelassen. „Ich weiß ja nicht, was du unter einem ganz normalen Kleid verstehst, aber für mich ist das Ding was ich anhabe, tatsächlich so was wie ein ganz normales Kleid. Solange es unten nicht zugenäht ist und man oben auf die Brust glotzen kann, IST es ein normales Kleid. Ha, ich fasse es nicht. Ich glaub, ich träume,.... lass uns jetzt da in dieses blöde Restaurant gehen und es hinter uns bringen, sonst feure ich dir diese Schuhe noch in deine grinsende Fresse, und wehe, du verlierst noch ein einziges kritisierendes Wort, okay?“ damit wollte Hyde in das Restaurant stürmen, doch die Schuhe die er in seiner Wut völlig vergessen hatte, ließen ihn nur ein paar Meter unelegant stöckeln. Gackt stürzte ihm hinterher, nahm seinen Arm und hakte ihn ein. Hyde wehrte sich nicht. Es war die einzige Möglichkeit, sturzlos in dieses Gebäude zu kommen, die andere wäre kriechen oder barfuß gewesen, doch beides war unweiblich, genauso wie es gegen seine Würde war, denn dann hätte Gackt auf jeden Fall mit seinem Spott gewonnen. „Warte kurz, ich hab das doch nicht böse ge...“ beteuerte Gackt, der Mühe hatte, Hyde, der es plötzlich ziemlich eilig hatte, auf den Füßen zu behalten. Immer wieder stolperte er zur Seite, während er keinen Gedanken daran verschwendete, sein Schritttempo zu verringern. „Lass uns das hier so schnell wie möglich hinter uns bringen“, unterbrach der Kleinere seinen Begleiter und betrat mit ihm das Restaurant. Gackt nickte dem Kellner freundlich zu, der auf sie zutrat und sie darum bat, ihm zu folgen. Hyde blickte immer wieder zu Boden, sorgte sich um das lange Kleid, das sich genauso zum Lauf-Hindernis herausstellte, wie die ungemütlichen Stelzen an seinen Füßen. „Warte, nicht so schnell, sonst...“ Hyde ignorierte Gackts Warnungen und griff nach dem Stoff des Rockes, raffte ihn unbedacht hoch, um nicht auf den Saum zu treten. „Und wehe, dieser You kommt nicht, dann weißt du schon, was dir heute Abend blüht!!“ drohte der Ältere hinter zusammengepressten Zähnen hervor, während er verbissen versuchte, liebreizend und elegant zu wirken, doch stattdessen eher steif war. Gackt, der im Augenwinkel sah, wie Hyde den Rock hochgezogen hatte, flüsterte: „Weiter runter“, doch Hyde blickte nur fragend. „Was weiter runter?“ Gackt verdrehte die Augen. „Dein Rock... weiter runter.“ Hyde blickte an sich hinunter. In seiner geballten Faust hielt er den Stoff seines Rockes. „Jetzt zieh ihn schon runter!“ Gackt wurde lauter, doch Hyde verstand immer noch nicht. Bis Gackt stehenblieb und, ohne ihn anzusehen, murmelte: „Man kann deine Oberschenkel sehen, und wenn du ihn noch höher ziehst, dann auch bald dein Höschen.“ Hyde blickte abermals an sich nach unten. Entsetzt stellte er fest, dass Gackt Recht hatte. Er selbst sah es von seiner Perspektive aus nicht, doch er hatte so viel Stoff in seiner Faust, dass man bestens auf das Geheimnis unter seinem Rock blicken konnte. Er spürte sofort die seltsamen Blicke, die momentan alle auf ihm zu ruhen schienen. Wie vom Blitz getroffen, ließ er den Rock fallen. Ein Glück hatte er sich heute einer Ganzkörperrasur unterzogen, sonst hätten ihn seine Beinhaare überführt, noch bevor er sich an den Tisch gesetzt hätte. * ~Was... war das denn?~ Fassungslos nahm er das Opernglas von seinen Augen und starrte leicht irritiert zum Eingang, hinter dem die beiden gerade verschwunden waren. Zu seinem Bedauern hatte er nicht wirklich verstehen können, worüber sie gesprochen hatten, zu leise war ihr Geflüster gewesen. Das einzige, was er hatte verstehen können, war das leidige „Warte“ von Gackt gewesen, und dass sie nach nicht einmal 5 Minuten Zusammensein, schon gestritten hatten. You war geschockt von diesem Treffen, dazu kam noch, dass ihm die Schönheit dieser Frau den Blick vernebelt hatte. Seine Mission war noch nicht beendet. Er hatte eine Verkleidung, er hatte einen Grund. Er würde ihnen ins Restaurant folgen und mehr über diese Frau herausfinden. Er wollte wissen, wie Gackt sich in ihrer Anwesenheit verhielt, wie sie miteinander umgingen. Er wollte es endlich wissen,... die ganze Geheimnistuerei wurde nämlich von Tag zu Tag unerträglicher. Er hielt sich ja selbst schon für verrückt, wenn er stundenlang vor Gackts Hotelzimmer rumschlich, nur um zu erfahren, wer sich wann in dieses Zimmer stahl. Doch so kurz vor dem Ziel konnte er nicht aufgeben. Als beide hinter den Türen des Restaurants verschwunden waren, packte You das Opernglas in seine Tasche und überquerte die Straße. „Los geht’s“, flüsterte er sich Mut zusprechend, bevor er ebenfalls das Restaurant betrat. Er sah sich einmal prüfend um. Elegant gekleidete Damen und Herren saßen an den runden Tischen. Sie unterhielten sich, aßen, beachteten ihn, der seinen Blick durch den großen Raum wandern ließ, nicht. Da das Restaurant nicht überfüllt war, konnte You seinen Freund samt Dame sofort ausfindig machen. Sie saßen bereits an einen der cremefarbenen Tische nahe dem Fenster und studierten die Speisekarte. Ein junger Herr vom Empfang trat auf ihn zu, hieß ihn freundlich willkommen und bat ihn, ihm zu folgen. Doch You zögerte, während er hinüber zu Gackt sah. „Entschuldigen Sie, bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie zu Ihrem Tisch“, doch You schüttelte mit den Kopf. „Ich würde gerne den Tisch dort hinten am Fenster nehmen, wenn das möglich ist.“ Der Herr blickte verdutzt. „Haben sie diesen reserviert?“ wollte er natürlich wissen. You murmelte irgendetwas unverständliches in den Bart und schüttelte dann den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Wenn dieser Tisch nicht schon von jemand reserviert wurde, dürfte ich ihn dann für heute reservieren?“ bat er freundlich. „Sie meinen den Tisch, neben dem Pärchen dort drüben?“ You nickte. Der Mann überlegte kurz und antwortete dann mit einen übertrieben freundlichen Lächeln. „Nein, dieser Tisch wurde noch nicht reserviert. Würden sie ihn gerne haben, ja?“ You verdrehte leicht genervt die Augen und nickte. „Wie viele Personen erwarten sie noch?“ „Ich erwarte niemanden. Ich bin allein hier.“ murmelte You, dem der Typ langsam auf die Nerven ging. Er wurde das dumme Gefühl nicht los, dieser würde sich über ihn lustig machen. „Verstehe. Bitte folgen Sie mir.“ Der Mann brachte ihn an den gewünschten Tisch, der sich nur wenige Schritte von Gackts befand. Der junge Herr bot ihn den Platz direkt am Fenster an, doch You entschied sich für den Platz, der Gackt am nächsten war. Er nahm die Speisekarte zur Hand, tat, als würde er sie studieren, doch in Wirklichkeit war er vielmehr an dem interessiert, was sich einen Tisch weiter abspielte. Er lauschte gespannt dem Gespräch. „Ich mein, hast du dir überhaupt mal darüber Gedanken gemacht, was passiert, wenn uns so ein Paparazzi erwischt? Das gibt sicherlich ein schönes Foto und alle Welt wird sich fragen, wer die Frau an deiner Seite ist. Oder noch schlimmer, sie erkennen mein Gesicht, kriegen raus, dass wir zusammen sind, und denken, dass ich den Hausfrauenpart in unserer Beziehung eingenommen habe!!“ Skeptisch blickte You in seine Speisekarte, während er sich fragte, um welche Art Image sie sich sorgte. Sie schien also keine normale Bürgerin zu sein, sondern jemand, der in der Öffentlichkeit stand und bekannt war. War sie vielleicht... ~...ein Model...?~ Nachdenklich strich You über seinem künstlichen Bart, während er die Karte etwas sinken ließ, sich etwas zur Seite drehte und einen verstohlenen Blick auf die Unbekannte warf. „Keine Sorge, so was wird nicht passieren...“ wollte Gackt seine schöne Dame beruhigen. Sie aber schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Der Presse ist alles zuzutrauen,... wer weiß, was die noch alles in diesen Artikel schreiben würden.“ Gackt bemerkte die Unruhe, die in Hyde Oberhand gewonnen hatte. Es war nicht die Angst, gesehen zu werden, sondern, dass er selbst in seiner Meisterrolle versagen und demzufolge vor allen Leuten auffliegen könnte. Doch seine Sorge war völlig unbegründet. Dieser Meinung war jedenfalls Gackt, der erstaunt darüber schmunzelte, wie ernst und gewissenhaft der Ältere seine Rolle spielte. Seit sie das Restaurant betreten hatten, sprach er mit einer zuckersüßen Stimme, die Gackt bisher noch nie zu hören bekommen hatte. Obwohl er sich gut vorstellen konnte, dass es anstrengend war, die ganze Zeit darauf achten zu müssen, wie man sprach. „Wenn du morgen dieses Schmierblatt in den Händen hältst, wirst du dann immer noch so ruhig dasitzen?“ „Es wird keinen Artikel geben, glaub mir!“ unterbrach Gackt überzeugt von dem, was er sagte, seinen Liebsten, der die Speisekarte beiseite legte. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ wollte Hyde wissen, dem Gackts Selbstsicherheit unverständlich war. „Hier hat mich noch nie jemand von der Presse gesehen, deshalb!“ Der Ältere riss vor Entsetzen die Augen auf. „Moment mal... noch nie erwischt? Mit was für Weibern warst du denn schon hier, hä?“ Gackt seufzte, während er Hydes Eifersucht viel zu übertrieben fand. „Wie du vielleicht weißt, bin ich schon über dreißig und hatte schon vor dir ein Liebesleben“, antwortete er im ruhigen Ton. Hyde verdrehte die Augen. „Ich war hier mit keinem 'Weib',... na ja, vielleicht einmal, aber da hat uns auch kein Paparazzi erwischt“, schilderte Gackt, dem es nichts ausmachte, die Wahrheit zu sagen. Schließlich war es kein Geheimnis, dass auch er mal die eine oder andere Frau angefasst hatte. Und sich darüber aufzuregen, würde sowieso keinen Sinn machen, schließlich war er es ja nicht, der in wenigen Monaten Vater wurde. Hyde seufzte laut. Gackts ruhige Art, schon allein seine gelassene Stimme, machte ihn heute nur wahnsinnig. Er wusste selbst nicht wieso, aber egal was Gackt sagte, er musste widersprechen. Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas, welches mit kühlem Wasser gefüllt war. „Wer weiß, wie viele Affären du hattest, als du schon in mich verliebt warst und ich noch nichts von dir wissen wollte“, murmelte Hyde giftig. Gackt grinste daraufhin nur und schüttelte den Kopf. „Ich hatte keine Affären, und tu bitte nicht so, als hätte ich irgendein Interesse, dich zu betrügen... du weißt doch, in Wirklichkeit hatte ich schon damals nur dich im Kopf. Da war kein Platz für jemand anderes...“ You staunte, wie hervorragend Gackt seine große Liebe doch anlügen konnte, und das, ohne ein klein wenig unsicher zu wirken. Sein schauspielerisches Talent war zwar bekannt, doch wenn es um wahre Gefühle ging,... wie konnte er da so verlogen sein? Jetzt versuchte er es auf die Unschuldslamm-Tour. Typisch Gackt. Da war kein Platz für andere, wirklich? Was für ein widerlicher Heuchler! Das fiese Grinsen auf Yous Lippen erstarrte, als ihm klar wurde, dass er Gackt so nicht kannte. War er wirklich dieser Lügner, wie er sich gerade präsentierte? „Aber wir sollten jetzt vielleicht besser aufpassen. Ich bin mal gespannt, wann You auftauchen wird.“ Gackt sah sich prüfend um... jedoch weit und breit kein You, der sich neugierig hinter einem Tisch versteckte. Hoffentlich tauchte er bald auf, dann würden sie endlich ihre überzeugende Show abliefern können und You als Stalker ein für allemal loswerden. Dann wäre der Abend schneller vorbei, obwohl das ziemlich schade wäre, denn der Anblick seines Liebsten war so hinreißend, dass er noch zwei Tage hier sitzen könnte, nur um ihn die ganze Zeit anzusehen, obwohl das auch schon wieder Zeitverschwendung wäre, denn er sehnte sich schon danach, mit dem Kleineren allein zu sein und allen Tricks, die Hyde für seine Verwandlung benutzt hatte, auf die Spur zu kommen. Er war immer noch fasziniert davon, mit welcher Liebe zum Detail Hyde sich bemühte, wie eine Frau zu wirken. Es war, als würde man das leckerste Stück Kuchen essen, wenn man ihm dabei zusah. Als die Kellnerin kam, um ihre Bestellungen aufzunehmen, warf er elegant sein Haar zur Seite und lächelte schüchtern, während er seinen Blick immer gesenkt hielt. Wahrscheinlich nicht, weil es zu seiner Rolle gehörte, sondern einfach nur, damit ihm die junge Frau nicht ins Gesicht sehen und ihn erkennen konnte. Trotzdem war alles, was er tat, perfekt. Die Art, wie er sein Handgelenk schwang, als er die Karte nahm,... oder mit seinen Fingerspitzen die Serviette auseinanderfaltete und sie auf seinen Schoß legte. Gackt war stolz. Obwohl er sich auch hätte Gedanken machen können. Weshalb war Hyde so perfekt, wenn er eine Frau spielen sollte? War er gut im Beobachten? Oder hatte er doch nur wirklich viel geübt? Egal was die Antwort darauf war, Gackt lächelte und war glücklich, dass Hyde so viel Aufwand auf sich genommen hatte, nur um ihn diesen Gefallen zu tun. „Was, wenn er gar nicht auftaucht, wenn er dich gar nicht belauscht hat oder es ihn gar nicht interessiert? Was, wenn er, statt hier einfach reinzuspazieren, hinter einer Laterne steht und uns nur durchs Fenster beobachtet und wartet, bis wir rauskommen?“ Gackt wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Hyde seinen Unmut kundtat. „Mh... das denk ich nicht, dazu ist er viel zu neugierig. Und da er weiß, wo mein Date stattfindet, wird er es sich auch nicht entgehen lassen, vorbeizuschauen und dich aus nächster Nähe zu betrachten, glaube mir.“ ~Natürlich lass ich mir das nicht entgehen!~ dachte You, der sich zuerst wunderte, da sie ihn irgendwie erwarteten. War dieses Date womöglich nur geplant, um ihm davon zu überzeugen, dass Gackt kein alles-angrabschendes Lustmonster war, sondern doch ein unschuldiger Mann, der nur eine einzige Frau in seinem Herzen liebte? „Das beruhigt mich nicht unbedingt“, murmelte Hyde mit gesenktem Haupt. „Ich würde es ihm sogar zutrauen, dass er sich verkleidet und schon an irgendeinem dieser Tische sitzt. Vielleicht sogar der ältere Mann neben uns?“ Dieser erwähnte ältere Mann schien Hydes Verdächtigung gehört zu haben, denn kaum hatte er seine unhöflichen Worte ausgesprochen, spuckte er seinen Tee wieder in die Tasse, um nicht an genau diesem zu ersticken. Gackt blickte zu ihm hinüber und nickte sofort als Entschuldigung für die unüberlegte Bemerkung seiner Freundin. You, der kaum realisierte, was geschah, nickte nur zurück. Erleichtert pustete er die Luft aus, die er in den Sekunden gesammelt hatte, als Gackt ihn angesehen hatte, doch er schien ihn nicht erkannt zu haben. Gackt drehte sich wieder herum und schüttelte den Kopf. „Red keinen Unsinn... das würde You nicht machen! Glaub mir, er ist mein Freund,... ich kenne ihn!“ ~Haha,... da siehst du mal, wie gut du mich wirklich kennst! Wenn du mich kennen würdest, würdest du genau wissen, dass ich mir was einfallen lasse, um hinter dein Geheimnis zu kommen.~ Mit der Serviette wischte er sich Teespritzer aus dem Gesicht, während er wie ein überlegender Gameplayer grinste. So dumm Gackt heute auch zu sein schien, so schlau war seine schöne Freundin. Obwohl sie ihn kein bisschen kannte, hatte sie ihn tatsächlich auf frischer Tat ertappt. Auch wenn es eher nur eine einfach daher gesprochene Vermutung war, ihr Scharfsinn war bewundernswert. Und Gackt, sein bester Freund, hatte einfach keine Ahnung. Hyde zuckte mit den Schultern. „Na wenn du meinst,... ich würde trotzdem auf der Hut sein. Ich hoffe ja nur, dass er nicht einfach so hier reinkommt, so tut, als wäre er zufällig hier, und uns anspricht.“ Hyde klang verzweifelt, als er daran dachte, direkt mit jemandem reden zu müssen. Frau spielen hin oder her, doch was war, wenn er unbedacht die falschen Worte wählte, wenn er das männliche Vokabular verwendete und es selbst gar nicht bemerkte?! Er hatte panische Angst davor, einen klitzekleinen Fehler zu begehen. Gackt runzelte die Stirn. „Über diese Möglichkeit habe ich noch gar nicht nachgedacht...“ You, der sein Ohr noch immer nicht von ihrem Gespräch lassen konnte, schüttelte den Kopf. ~Keine Sorge, Süße, ich erfahre mehr, wenn ich undercover bleibe.~ Hyde beugte sich nach vorn, und bat ihn mit einem Winken seiner Hand, etwas näher zu kommen. Gackt kam dieser Bitte sofort nach. „Muss ich denn wirklich die ganze Zeit so reden?“ flüsterte Hyde, der leidig blickte. You, der nicht verstehen konnte, was sie flüsterten, nahm verärgert seine Gabel in die Hand und begann in seinem eben gebrachten Essen herumzustochern. ~Was flüstern sie? Süßholzgeraspel, so süß, dass sie aneinander kleben bleiben...~ er schüttelte angewidert den Kopf und schielte in deren Richtung. „Du bist es doch, der sagt, dass wir auf der Hut sein müssen.“ Gackt wunderte sich über diese überflüssige Frage. Natürlich würde er die ganze Zeit seine Stimme verstellen müssen, ansonsten wäre wirklich alles umsonst gewesen. „Ja, stimmt schon, aber... es wird auf Dauer einfach anstrengend...“ Hyde seufzte, nachdem er sich das störende Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte. „Dann solltest du vielleicht nicht mehr so viel reden“, lachte Gackt und erntete dafür böse Blitze, die aus Hydes Augen zu sprühen schienen. „Wer redet hier viel? Muss ich dich wirklich immer wieder daran erinnern, wer mich in diese Situation gebracht hat?“ „Nicht wirklich...“ murmelte Gackt grinsend, blickte seiner 'Traumfrau' direkt in die zornigen Augen, bevor sein Blick tiefer wanderte. Noch bevor seine Augen am Ziel ruhen konnten, verpasste Hyde dem Spanner einen ermahnenden Schlag auf den Kopf. You, der diese gewalttätige Aktion aus dem Augenwinkel beobachtet hatte, schmunzelte entsetzt. ~Sie schlägt ihn? Damit steht wohl außer Frage, wer in dieser Beziehung das Sagen hat. Ich wusste gar nicht, dass sich Gackt so was gefallen lässt.~ Hyde zerrte an seinem Ausschnitt, der nach seinem Geschmack etwas zu tief saß, während Gackt ihm entzückt dabei zusah. „Glotz mir nicht so offensichtlich in den Ausschnitt. Da gib es nämlich nichts zu sehen, wie du vielleicht schon weißt.“ You schüttelte mit dem Kopf, als er verstand, weshalb die Dame plötzlich so sauer wurde. ~Ah schon klar... Gackt dieser lüsterne Spanner.~ „Meinst du?“ grinste Gackt zweideutig. Hyde blickte genervt. „Was kann ich dafür, dass deine 'Traumfrau' flach wie ein Brett ist.“ You wäre beinahe die Gabel aus der Hand gerutscht. Mit runzliger Stirn wagte nun auch er einen flüchtigen Blick auf das Dekolleté der Dame. Er wunderte sich. ~Flach wie ein Brett? Soll das heißen,... da ist...nichts? So eine wunderschöne Frau und dann... Gackt, ich dachte du...~ Der Sänger schmunzelte mit einen schmutzigen Lächeln. „Mh seltsam, ich dachte, ich hätte da etwas Busen gesehen, als du dich vorhin, während deines fast-Sturzes, nach vorn gebeugt hast.“ Hyde lachte ironisch, während er seine Hände unter die Brust legte und demonstrativ zeigte, dass er was drin hatte. „Oh natürlich hab ich ‘nen Busen, oder glaubst du ernsthaft, ich komme heute ohne?“ Fasziniert blickte Gackt auf seinen Oberkörper. „Darf ich mir die Dinger nachher genauer ansehen?“ Das ging gehörig zu weit. You, der sich neben dem Pärchen kaum bemühen musste, die beiden zu verstehen, räusperte vor Schreck über den Verlauf ihres Gespräches. Merkten sie denn gar nicht, dass sie das Tuschelgespräch an jedem Tisch waren? Fühlten sie sich derart unbeobachtet? Es war ihm peinlich, der Freund dieses schamlosen Mannes zu sein. ~Ich brauch ‘ne Pause~, dachte der Gitarrist und schnappte sich seinen Gehstock. Er stellte sich auf die gespielt schwächlichen Beine, blickte kurz um sich und steuerte Richtung Toilette, während das Pärchen sich nur schweigend ansah. Hyde legte die Gabel beiseite, riskierte einen Blick in den Raum. Fremde Augen ruhten auf ihn, sowohl Männer als Frauen. Seine Wangen färbten sich rot, als ihm klar wurde, dass jeder in diesem Saal gehört hatte, worüber sie sprachen. War auch kein Wunder. Je mehr Gackt ihn neckte, desto schneller vergaß er jedes Mal, wo er war und konnte sich kaum noch daran hindern, lauter zu sprechen. „Ich geh mich dann mal frisch machen. Wenn du mich nur kurz entschuldigen könntest“, murmelte Hyde verlegen, der unter den entsetzten Blicken der Gäste zu verbrennen schien. Er brauchte dringend eine Erfrischung und ein unbeobachtetes Plätzchen, an dem er für einen Moment wieder er selbst sein konnte. Gackt nickte, bevor Hyde sich vorsichtig erhob und langsamen Schrittes den Weg zur Toilette stöckelte. Er hatte wirklich Schwierigkeiten, ohne helfende Hände halbwegs elegant zu laufen, doch momentan war es ihm relativ egal, was andere Leute von ihm dachten. Sie würden ihn sowieso nie wiedersehen, da diese Dame, die er gerade spielte, gar nicht existierte. Er konnte sich also theoretisch gar nicht blamieren, also brauchte er auch nicht mehr rot zu werden. Nichtsdestotrotz konnte er den pochenden Schmerz in seinen Füßen kaum ignorieren. „Ich schaff noch nicht mal die paar Schritte zur Toilette. Wie hält das eine Frau nur den ganzen Tag aus?“ Schwankend, als hätte er schon zu viel getrunken, stolperte Hyde den schmalen Gang entlang. Er stütze sich mit den Händen an der Wand ab, blieb stehen und tat als würde er ein Problem mit den Handschuhen haben, wenn ihm Leute entgegen kamen. Er öffnete die Tür zur Toilette und wollte eintreten, als ihn plötzlich verwunderte Augen zu durchbohren schienen. Sie starrten ihn an, einige grinsten, andere blickten dann doch weg. Hyde stutzte kurz, bevor ihm wieder in den Sinn kam, dass sie möglicherweise alle wussten, dass er keinen Busen hatte. Verlegen trat er einen Schritt zurück, als im selben Moment eine große Person aus der Toilette kam und ihn fast umrannte. „Oh, entschuldigen Sie“, meinte der ältere Mann, der auch etwas verdutzt wirkte, als er die kleinere Gestalt vor sich sah. „Ich glaube,... Sie sind hier falsch, hübsche Lady“, stotterte er verwirrt. Hyde, der in diesem Moment begriff was los war, schreckte panisch auf. Er war ja im Moment eine... Frau! Aus Gewohnheit wollte er wie immer einfach die Herrentoilette nutzen und wäre dort auch ohne weiteres reinstolziert, wären diese bohrenden Blicke nicht gewesen. Wie konnte er dieses wichtige Detail nur vergessen? Die ganze Zeit versuchte er penibel genau das andere Geschlecht zu spielen, so zu sprechen, sich so zu bewegen und dann auf einmal wollte er einfach so in … die Männertoilette? Verlegen senkte Hyde sein Gesicht, da er Angst hatte, der ältere Mann, der ihn anstarrte, würde seine geröteten Wangen sehen können. Ihm wurde auf einmal wieder schrecklich heiß. Er schien heute auch wirklich in jedes erdenkliche Fettnäpfchen zu treten, das sich ihm in den Weg stellte. Er fasste sich mit den Händen an die glühenden Wangen, bevor er sich kurz entschuldigend verbeugte und den Weg zurück nahm, den er gekommen war. Er zögerte, als er schließlich vor der Tür der Frauentoilette stehenblieb. Als zwei junge Damen herauskamen, warf er einen flüchtigen Blick in die verbotene Zone. Was er jedoch erblickte, gefiel dem Bandsänger gar nicht. Eine Schlange vor den Toiletten und dazu noch an jedem Spiegel eine elegante Lady, die sich frisch machte. Er kam sich plötzlich so auffällig vor, so unweiblich und hässlich. Sie würden ihn bemerken. Besaßen Frauen nicht so was wie den 6. Sinn? Sie würden sofort bemerken, dass er unter ihnen keine Frau war. So was spürten sie, so was sahen sie. Er seufzte laut, während er in seinen verzweifelten Gedanken nicht einmal bemerkte, wie der ältere Mann von eben an ihm vorbei humpelte und zurückblickte. ~...wunderschön. Na ja, von Gackts Freundin auch nicht anders zu erwarten... aber... diese Augen... irgendwie hab ich das Gefühl, ihnen schon einmal begegnet zu sein, ich weiß nur nicht mehr wo...~ Als er vor wenigen Sekunden aus der Toilette gekommen und fast mit der Freundin seines besten Freundes, die er heute Abend zum ersten Mal gesehen hatte, zusammengestoßen war, glaubte er, ihm würde der Atem weg bleiben. Es war glücklicher Zufall, dass er die Gelegenheit hatte, der Dame direkt gegenüberzustehen, ihr ins Gesicht blicken zu können, um festzustellen, dass sie auch aus der Nähe betrachtet eine kleine Schönheit war. Da hatte sein sadistischer Freund wirklich einen guten Fang gemacht, jedenfalls optisch gesehen, charakteristisch hatte er noch nicht viel in Erfahrung bringen können. Ein Grinsen spielte sich um seine Lippen, als er sich wieder zu seinen Tisch begab. Gackt, der einen Tisch weiter ungeduldige Blicke durch den Saal warf, seufzte. „Mh... wo You wohl bleibt... vielleicht sollte ich ihn mal anrufen...“ murmelte Gackt, während You es sich gemütlich machte und einen Schluck Tee aus seiner Tasse trank. Gackt holte sein Handy aus der Hosentasche, drückte auf ein paar Tasten und legte es dann an sein Ohr. Einige Sekunden verstrichen.... ~Mh, geht schlecht Gackt. Du scheinst mich wirklich nicht gut zu kennen. So dämlich bin ich nämlich nicht.~ Er schüttelte grinsend mit den Kopf und setzte seine Tasse Tee ab. „Komisch, ausgestellt... na ja, verständlich, wenn er nicht gerade möchte, dass ich ihn sehe...“ Er klappte sein Handy zu und blickte zum Flur, in dem Hyde vor viel zu langen Minuten verschwunden war. ~Ganz genau... logisch eigentlich...~ Währenddessen stand Hyde immer noch unentschlossen vor der Tür der Frauentoilette. Sollte er gehen und riskieren, dass seine Verkleidung aufflog, dass der heutige Abend in den Zeitungen stand, dass sich die Leute das Maul über ihn und Gackt zerrissen, oder sollte er einfach wieder zurück zum Tisch gehen und hoffen, dass er sich zurückhalten konnte, bis dieser schreckliche Abend endlich vorbei war? Außerdem, wie könnte er denn auf die Frauentoilette gehen? Selbst wenn sein Äußeres eine andere Sprache sprach, war er innerlich immer noch ein Mann. Obwohl die Neugierde eines Mannes bei der Frauentoilette sicherlich nicht das Ende war. Es war eine verbotene Zone, und was gab es Interessanteres als etwas Verbotenes? Doch in Anbetracht der Gefahr, die darin lauerte, schüttelte Hyde mit dem Kopf. ~Nein Hyde, du gehst nicht. Nein!~ Er atmete noch einmal tief durch und entschied sich dann widerwillig dazu, zum Tisch und dem wartenden Gackt zurückzukehren. Er musste ziemlich gestresst gewirkt haben, als er wieder an seinen Platz zurückkehrte, denn die Art, wie Gackt ihn besorgt ansah, sprach Bände. „Was war denn los? Du bist ja ganz rot und verschwitzt?“ Gackt wollte seine Hand an Hydes Stirn pressen, doch dieser blockte ab. Er war bereits von allem genervt. „Können wir nicht bald gehen? Ich bin müde.“ Natürlich hatte er nicht vor, seinem Gegenüber von dem Vorfall vor der Toilette zu berichten. Der Gedanke an das gemeißelte Grinsen auf Gackts Lippen bereitete ihm jetzt schon einen flauen Magen. Er traute sich noch nicht einmal, den älteren Mann am Nebentisch anzusehen, da er ahnte, dass dieser ihn auch in seinen Gedanken auslachte. „Wir sind noch keine zwei Stunden hier und You war auch noch nicht da“, tat Gackt die, in seinen Augen, absurde Idee, ab. „Was ist denn passiert?“ wollte er stattdessen wissen. Doch Hyde schüttelte nur nervös den Kopf. „Frag nicht, ich will einfach nur hier weg. Und You... vielleicht hat er uns schon gesehen, also können wir jetzt auch gehen.“ Er wollte schon aufstehen, doch Gackt griff wie im Reflex nach seinem Handgelenk und zog ihn wieder zurück auf seinen Stuhl. „Was ist los, warum willst du auf einmal weg?“ Warum er weg wollte? Eigentlich wollte er nie hier herkommen. Er hatte es wirklich versucht, er hatte sich die größte Mühe gegeben, doch nun schien für ihn alles aus den Rudern zu laufen. Er fühlte sich, als würden ihn alle Männer in diesem Restaurant angaffen und die Frauen zerrissen sich sicherlich schon das Maul über seine seltsame Erscheinung. Es war ein schreckliches Gefühl, schrecklich und zugleich peinlich. Warum musste Gackt auch immer nachfragen, und warum musste er ihn immer mit durchbohrenden Augen ansehen? Sie machten ihn noch wahnsinniger, als würden sie ihn ständig zu einer Antwort zwingen. „Mensch, ich muss einfach nur auf Klo!“ platze es plötzlich murmelnd aus dem Kleineren heraus. Danach herrschte peinliche Stille, während Gackt nichts anderes tun konnte, als dem anderen fragend ins Gesicht zu blicken. „Ähm... warst du nicht… gerade?“ fragte er sicherheitshalber noch einmal mit dem Finger Richtung Flur zeigend, aus dem er vor wenigen Minuten wiedergekommen war, nach. Oder hatte er es doch falsch verstanden? Wo war er dann die 10 Minuten, die er hier allein gewartet hatte, gewesen? „Nein war ich nicht. Ich gehe hier bestimmt nicht aufs Frauenklo!“ flüsterte er zurück, unwissend, dass You, der seine Ohren genau gespitzt hatte, doch alles hören konnte. ~Ist sie wirklich so penibel, und will auf keine öffentlichen Toiletten gehen? Und ich dachte schon, ihre Verirrung auf das Männerklo wäre seltsam gewesen~, schmunzelte You skeptisch. Das war für Gackt einleuchtend, entgegnete nur ein „Oh...“ „Ja, ganz genau 'Oh'! Können wir jetzt gehen?“ Kopfschüttelnd beugte sich der Jüngere über den Tisch und flüsterte. „Aber warum gehst du nicht einfach? Da gibt es auch abschließbare Kabinen und selbst wenn dich alle Frauen dort ansehen, niemand wird auch nur den kleinsten Verdacht schöpfen.“ „Du Idiot! Es geht hier einfach ums Prinzip!“ flüsterte Hyde verärgert, der nicht mit sich verhandeln ließ. Er hatte bereits damit abgeschlossen, also würde er auch keinen zweiten Versuch starten, eher würde er sich in diesem Kleid ins Grab legen. You hingegen bedauerte sehr, mit seinem Tisch nicht etwas näher rücken zu können. Er verstand nur Wortfetzen ihres tuschelnden Gesprächs, dabei wollte er nur zu gern wissen, warum sich die Dame so verklemmt verhielt. „Du bist wirklich schon so zickig wie ein Weib“, zischte Gackt, dem das ewige debattieren etwas auf die Nerven ging. Sonst war Hyde doch nicht so kompliziert und verbohrt. „Na ja, anscheinend habe ich meine Periode“, brummte Hyde beleidigt zurück, während er mit seinen dunkelbraunen Augen zornig in die blauen seines Geliebten blickten. Gackt seufzte, denn er bemerkte, wie er gegen die launische Giftspritze verlor. „Okay, ich mache dir einen Vorschlag, wir bleiben noch eine halbe Stunde. Vielleicht war er ja doch schon hier oder ist es immer noch. Und dann suchen wir eine Toilette für dich, in Ordnung?“ schlug Gackt im ruhigen Ton vor. Hyde, dem dieser Vorschlag besser gefiel, als die Idee, noch stundenlang auf nichts zu warten, zögerte nur kurz, bevor er einverstanden nickte. „Okay, aber nur einen halbe Stunde, keine Sekunde länger!“ flüsterte er mit seinem trainierten Piepsen und blickte aus dem Fenster. Eine Viertelstunde später hatte Gackt es schließlich geschafft, den Älteren von seiner Nervosität, Sorge, Angst, was auch immer ihn plagte, abzulenken. Und nicht nur das, Hyde sprach auch endlich wieder normal mit ihm und scherzte sogar, was Gackt an diesem Abend nicht zu träumen gewagt hätte. Doch der größte Erfolg war wohl dem Alkohol zuzuschreiben, denn dieser zwang Hyde schließlich doch dazu, die Frauentoilette aufzusuchen, obwohl dieser sich trotz Trunkenheit ein wenig dagegen gewehrt hatte. Doch Gackt hatte ihn regelrecht bis vor die Tür geschleift und ihm versichert, dass niemand etwas merken würde, schließlich würde er vor der Tür wachen und niemanden reinlassen. Wie genau er dies angestellt hatte, blieb Hyde jedoch schleierhaft. Ihm blieb einfach keine andere Wahl als einfach hineinzugehen und sich endlich zu erleichtern. Als sie gemeinsam ihren Tisch aufsuchten, sah sich Gackt erneut im Saal um. Doch weit und breit kein You, was ihnen immer wieder kurz in den Sinn kam, wenn jemand das Restaurant betrat. Doch Gackt hoffte nur inständig, dass dieser trotzdem irgendwo in der Nähe war und sie beobachtete, sonst wäre das alles tatsächlich völlig umsonst gewesen, und gar nicht auszudenken wie sauer Hyde werden würde, in Anbetracht dessen, dass seine Mühe dann nicht entlohnt wurde. „Weißt du... eigentlich war mein kleiner Auftritt auf deinem Konzert doch ziemlich cool, oder?“ Schockiert, dass Hyde das empfindliche Thema ansprach, stellte Gackt das halbvolle Weinglas auf den Tisch und blickte in die unschuldigen Augen der Dame ihm gegenüber. „Was war denn daran bitteschön cool? Du hättest auffliegen können!“ meinte Gackt ernst, dem Hydes positiver Glauben über seine leichtfertige Idee alles andere als Recht war. Und das obwohl er geglaubt hatte, er würde verstehen können, warum er Spontanität dieser Art nicht gern unterstütze. ~Was? Konzert? Kleiner Auftritt?~ You, der gelangweilt auf seinem Stuhl saß und auf seinen leeren Teller starrte, wurde hellhörig, als er das Wort Auftritt in Verbindung mit Konzert hörte. Während der letzten Viertelstunde hatten die beiden nur über belanglose Themen gesprochen, nichts Handfestes, was irgendwelche konkreten Informationen über diese Frau preisgab, doch das schien sich nun geändert zu haben. Hyde nippte an seinen dritten Glas Wein, und grinste frech. „Ja ich weiß, aber man lebt nun mal riskant... gib's zu, lustig war es doch oder? Und die Zuschauer haben auch nichts bemerkt.“ Hyde legte seine rechte Hand an den Mund und lachte mädchenhaft. Gackt schmunzelte. Sogar das konnte er, oder lag es an dem Wein, der langsam Hydes Verstand zu vernebeln schien? Vor wenigen Minuten hatte sich Hyde eine Flasche Rotwein bestellt und anscheinend heimlich beschlossen diese allein zu leeren. War er denn wirklich so nervös, dass es ohne Alkohol nicht auszuhalten war? ~Soll das heißen, dass sie... die Katze... dass sie... unmöglich!~ You schluckte, während er an den gestrigen seltsamen Auftritt der Katze dachte. „Nein, die nicht, aber meine Leute waren ziemlich verwirrt und sauer. Was meinst du, wie schwer es war, sie alle daran zu hindern, nach dir zu suchen?“ fügte Gackt hinzu, bevor er Hyde das Glas, das er sich zum vierten Mal gefüllt hatte, aus den Fingern riss. „Ich glaub, es reicht für heute.“ Schmollend schüttelte Hyde den Kopf und wollte sein Glas zurück, doch Gackt trank einfach alles mit einem Schluck selbst. ~Oh ja, das war ich... aber ich hätte nie gedacht, dass SIE es war... ~ You konnte nicht glauben, was für eine unfassbare Wahrheit sein Ohren hörten. Unvorstellbar, damit hätte er niemals gerechnet. Irgendein dahergelaufener Fan, der sich Backstage geschlichen hatte, um ein bisschen Verwirrung zu stiften, das ja, aber doch nicht die geheime Geliebte des Bosses. Der Schock war ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich möchte dich noch einmal ausdrücklich bitten, so etwas nie wieder zu tun, klar?“ Hyde grinste. „Ja ja, schon gut. Ich werde weiterhin brav im Hintergrund fungieren.“ ~Im Hintergrund... was sollte denn das nun wieder bedeuten? Etwa, dass sie irgendwie immer dabei war? Unmöglich....~ Was würde er heute Abend eigentlich noch für schockierende Dinge erfahren? Dinge, die er seinem Freund niemals zugetraut hätte. Für einige Sekunden dachte er aus purem Entsetzen sogar daran, einfach zu gehen. Die Geheimnistuerei, die ihn so schon genug verletzte hatte, war praktisch noch unvorstellbarer, als er angenommen hatte. Worin lag eigentlich die Bedeutung 'Freund'? Er war zutiefst enttäuscht, doch trotzdem entschied er sich, zu bleiben. Er hatte es soweit geschafft, also durfte er auch nicht mittendrin aufgeben. Ein lautes Seufzen zog You aus seinen Gedanken. „Wenn ich darüber nachdenke, dass diese Tage auch bald wieder vorbei sein werden,... aber meine Arbeit wartet auf mich und ich freue mich zwar auch schon darauf, aber...“ Hyde klang auf einmal ziemlich deprimiert, was Gackt aufmerksam machte. „Ich weiß was du meinst, aber irgendwann werden wir sicherlich auch wieder ein paar Tage für uns haben können, wie damals in Paris“, versuchte Gackt Hyde aufzuheitern, was auch erstaunlicherweise gut klappte, da dieser mit einem süßen Lächeln zustimmte. ~Paris?~ „Ich hoffe doch du meinst, wie unser 2. Paris-Trip.“ Gackt nickte lachend. „Natürlich, obwohl der erste auch seine lustigen Momente hatte...“ Sprachlos zog You an seiner Krawatte, die ihm plötzlich das Atmen erschwerte. Verwirrt wusste er noch nicht einmal, was er denken sollte. Sie waren bereits zweimal in Paris? WANN? So oft genehmigte Gackt sich doch keinen Urlaub, außer die zwei Wochen im Jahr die er manchmal mit Hyde im Ausland verbrachte. Genau, er war in Paris. Letzten Sommer, aber nicht mit einer Frau, sondern mit Hyde, wenn ihn nicht alles täuschte. Sollte das bedeuten, dass...~ „Das nächste Mal fliegen wir aber nach Amerika, obwohl ich denke, dass man uns da eher erkennt, als in Frankreich...“ merkte der Bandsänger an und lächelte. You schüttelte den Kopf, als er noch einmal über seine Schlussfolgerung nachdachte. Dieser Idiot von Hyde. Dieser Lügner. Er wusste alles, von Anfang an und diente auch noch als Alibi für seinen verlogenen Freund?! Sie steckten beide unter einer Decke, unfassbar. Erfolgreich hatten sie alle glauben lassen, Hyde wäre mit in Paris gewesen, doch in Wirklichkeit war es diese Frau hier, die wohl ein schreckliches Geheimnis zu verbergen hatte. So lange...? So lange lief das schon zwischen den beiden und er hatte von alledem nichts geahnt? Und dieser Hyde... am Telefon den Ahnungslosen und verletzten Freund spielen... und sich hinterrücks lustigmachen... Wenn ich den kriege!~ In You brodelte es mächtig, denn Drang einfach rauszurennen, sein Handy zu nehmen und eine bestimmte Nummer zu wählen, musste er schweren Herzens unterdrücken. Obwohl er wirklich sauer war. Doch diesen Gefallen würde er Gackt und seinem Komplizen auf keinen Fall machen. Ein Niesen vom Tisch nebenan riss You aus seinen dunklen Gedanken. Er blickte wütend zum verkleideten Hyde hinüber. „Oh je... You verflucht mich bestimmt gerade“, murmelte Hyde, der gerade geniest hatte und lachte. ~Nein, nicht dich Süße,... sondern den kleinen Zwerg in Tokio!~ Gackt seufzte überhörbar. „Ich finde immer noch, dass es wie ein Wunder ist, dass du bei mir bist“, murmelte Gackt, der plötzlich sehr ernst schien. „Ich wüsste wirklich nicht, wie ich ohne dich leben könnte“, fügte er noch hinzu, bevor er nach Hydes Hand griff und sie fest drückte. Hyde blickte ihn sprachlos an. Mit einer Liebeserklärung hätte er heute nicht gerechnet. Er spürte Aufregung und ein starkes Herzklopfen, als Gackt ihn ein unglaublich schönes Lächeln schenkte. Und plötzlich war diese ganze Wut auf ihn und dieser erzwungenen Verkleidung wie verflogen. Hyde formte seine Lippen zu einem Lächeln und flüsterte: „Ich liebe dich“. Der Anblick, der sich Gackt bot, war kaum zu beschreiben. Diese Unschuld die Hyde in diesem Moment verkörperte, ließ sein Herz wie verrückt schlagen. Und plötzlich wollte er nur noch diese Lippen küssen. Plötzlich vergaß er, weshalb sie eigentlich an diesem Ort waren. Auf einmal zählte nichts mehr, außer diesen Lippen. Gackt sprang abrupt von seinem Stuhl. „Los, wir gehen“, war alles, was er zur Erklärung von sich gab, während er die Rechnung nahm zur Kasse ging und dort, ohne auf jemanden zu warten, mehrere Geldscheine hinlegte, dann zurückkehrte und fest nach Hydes Hand griff. Er zog den verdutzt Blickenden von seinem Stuhl und zottelte ihn, der ungeschickt humpelte, hinter sich her. Manchmal war Gackts Spontanität wie ein Segen des Himmels, während sie für andere eher wie ein Schock war. You schreckte auf, als Gackt buchstäblich wie vom Blitz getroffen seine Angebetete vom Stuhl gezerrt und mit ihr Hals über Kopf das Lokal verlassen hatte. Und weshalb hatte er natürlich nicht mitbekommen. Auch er stürzte zur Kasse, hinterlegte dort viel zu viele Geldscheine, da er keine Zeit hatte, auf den Kellner zu warten und folgte dem Paar unauffällig nach draußen. Schweigend zog er Hyde, der sich vor der Tür seiner Schuhe entledigt hatte, in eine entlegene Gasse. Dieser fühlte sich, wie die Braut, die mit ihrem Geliebten heimlich durchbrannte und auf dem Weg in ihr Glück keine halbe Stunde überleben konnte, ohne diesen mit ihren Blicken zu verführen, was definitiv auch in seiner Macht stand. Hyde blickte zwar verwundert über diesen für Gackt untypischen Plan, doch wehrte sich nicht dagegen, im Gegenteil, er schien genauso hungrig nach Körperkontakt zu sein wie Gackt, dessen Blicke allein schon verrieten, was er vorhatte. Gackt prüfte mit einem kurzen und doch genauen Blick, ob sie allein waren, dann zog er den Kleineren um die Ecke einer anderen Gasse. Sofort verwickelte dieser den Älteren in einen zärtlichen Kuss, der nur oberflächlich seine Lippen streifte, während er mit seinen Händen eine Erkundungstour über Hydes Körper startete. Dieser begann sofort zu beben, obwohl Gackts Hände kaum unter der Fülle des Stoffes zu spüren waren. Als hätte Hyde schon die ganze Zeit darauf gewartet, drückte er den Größeren an die Steinwand hinter diesem und vertiefte den zarten Kuss, der ihm viel zu wenig war. Sie hatten sich viel zu lange nicht gespürt und ihre aufrichtige Liebe zueinander gezeigt. Kein Wunder, dass es Gackt plötzlich so überkam, ungeachtet wie ihn die Leute ansahen und was sie denken könnten. Im Moment waren sie sowieso völlig ungestört, obwohl doch ein gewisses Risiko bestand, dass sie jemand sehen könnte. Aber war nicht gerade das das Aufregende an der Sache? Hyde stöhnte ungezügelt in den Mund, der sich ihm geöffnet hatte und leidenschaftlich aufnahm, während er seine Hände über den breiten Oberkörper wandern ließ. Er öffnete ein paar Knöpfe des weißen Hemdes und lockerte die Krawatte, bevor sein heißer Mund von den vollen Lippen abließ und tiefer wanderte. Gackt spürte mit Wohlwollen, wie Hyde sich an ihn presste, während er mit Händen und Lippen seine Brust liebkoste. Doch untätig wollte er diesen wundervollen Moment nicht an sich vorbeiziehen lassen. Ungeduldig griffen seine Hände nach dem langen Rock, rafften ihn etwas nach oben, und suchten einen Weg darunter, der schnell gefunden war. Hyde stöhnte zufrieden. „Wo sind sie?“ flüsterte You leise, der kurz ihre Spur verloren hatte. Was war denn nur auf einmal passiert? Wieso waren sie so überstürzt gegangen und nun vollkommen wie vom Erdboden verschluckt? Er blickte sich um, bevor er in eine Seitenstraße einbog. Das Auto hatten sie nicht genommen, da war er sich sicher. So spontan, wie sie agiert hatten, war es unmöglich, dass der Wagen bereitstand. Er war sich sicher, dass sie zu Fuß irgendwohin verschwunden waren. Sie konnten nicht weit sein, also musste er sich vorsehen. Es wäre schon sehr auffällig, würden sie ihn entdecken. Den Gehstock in die Hand nehmend und mit vorsichtigen Schritten nahm er den Weg in eine Gasse. Keine 10 Schritte stoppte er, um einer lüsternen Stimme zu lauschen. Ein ungeduldiges „Warte...“ und ein darauf folgendes Seufzen, das durch einen Kuss unterbrochen wurde, ließen You neugierig um die Hausecke spannen. Und da waren sie. Eng umschlungen küssten sie sich. Gackts Oberkörper war halb entkleidet, während dessen Hände unter dem Rock der Frau verschwunden waren, die sich unter seiner eindeutigen Berührung stöhnend wand. Es brauchte nicht viel Fantasie, um mitzukriegen, was sich da wenige Schritte von ihm entfernt abspielte. Schnell blickte You weg, drückte sich sammelnd an die Hauswand. „Oh mein Gott“, murmelte er still, bevor er sich die Hand auf den Mund presste, um nicht vor Überraschung loszulachen. Und das hier draußen, wo sie jeder sehen oder hören konnte. You konnte es kaum glauben. Da war der Hunger wohl größer, als der Wunsch, dem Freund seine Braut zu zeigen. Obwohl, er dies ja trotzdem tat. Eine ziemlich leidenschaftliche Frau hatte er sich da ausgesucht, dachte You, der über die Situation nur grinsen konnte. Irgendwie waren sie ja doch ziemlich süß zusammen. Warum also wollte Gackt ihm einfach nichts von ihr erzählen? Warum dieses Geheimnis? Hatte er womöglich Angst, er würde ihm seine Freundin ausspannen wollen, sobald er sie kennenlernte? Aber warum hatte er dann dieses Date geplant? Verwirrter als je zuvor schlich You sich zurück zur Hauptstraße. Im Grunde hatte dieser Abend nichts gebracht. Er wusste immer noch nicht, weshalb Gackt ihm nicht vertraute und stattdessen lieber seine Energie dafür vergeudete, ihn anzulügen. Irgendwie musste es doch möglich sein, hinter ihr Geheimnis zu kommen. Vielleicht würde er den fehlenden Hinweis bei Hyde finden. Natürlich. Er wusste schließlich alles, also würde er ihn auch aufklären können. Neuen Mutes schwang der Gitarrist seinen Stock und grinste. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Es ist ja echt lange her, das wir das letzte Mal etwas in unserem Weblog geschrieben haben, doch nun gibt es mal wieder etwas, was man zum Kapitel gehörend zeigen kann. Also wenn ihr noch etwas Zeit übrig habt, (ja, falls ihr nach diesem mordslangen Kapitel noch Zeit habt) dann schaut euch unseren neuen Blogeintrag an, in dem wir bildlich zeigen, wie Gackt und vor allem Hyde in diesem Kapitel ausgesehen haben. Also falls es euch interessiert und ihr eure eigene Fantasie nicht zerstören wollt,.... aber ich bin mir sicher, ihr werdet es süß finden. ^^ Danke für's lesen und bis zum nächsten Mal. Eure Tenshis Kapitel 8: Backstage Trouble ---------------------------- Kapitel 8 : Backstage Trouble Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Wieder fast zwei Wochen zu spät als geplant, sorry! Und das obwohl es eigentlich nur halb so lang ist, wie das vorige. Na ja nun ist es ja da und wir hoffen natürlich das ihr Lust habt es zu lesen. Viel Spaß, ne....^^v ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Gut gelaunt und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht verließ Chacha sein Hotelzimmer, schloss die Tür ab und schlenderte langsam den langen Gang zum Fahrstuhl hinab. Heute würde ein wundervoller Tag der Entspannung werden. Nicht dass er unbedingt Ruhe oder Entspannung brauchte, doch Gackt hatte alle Member zu einem „Familienausflug“ zusammentrommeln lassen. So wie er es während jeder Tour ab und zu tat. Und nun war es mal wieder so weit. Zwar etwas überraschend und kurzfristig, doch vor dem nächsten Konzert, das erst in zwei Tagen anstand, womöglich eine sehr gute Abwechslung. Wahrscheinlich würden schon alle ungeduldig vor dem Hotel auf den letzten Langschläfer warten, der zweifelsohne er selbst war. Doch deswegen sich unnötig zu hetzen war nicht im Sinne eines Erholungstages. Er spazierte gemütlich den, mit rotem Teppich versehenen, Gang entlang, blieb dann vor dem Fahrstuhl stehen, verschränkte seine Arme, während er wartend Löcher in die Luft starrte und an den vorigen Tag dachte. Er dachte daran, wie mürrisch Hyde das Hotel verlassen hatte, um sich mit Gackt in einem Restaurant in der Stadt zu treffen. Hydes Sorge, ob alles perfekt an seinem Platz saß, hatte man dem Jüngeren förmlich von den Augen ablesen können. Fast schon hatte er sich wie ein Vater gefühlt, der seine geliebte Tochter zu ihrem ersten Date verabschiedete. Und dieser ganze Aufwand nur, um dem dummen You das perfekte Paar vorzuspielen. Wie es wohl am Vortag so gewesen war?! Ob You die Lüge wirklich gefressen hatte? Chacha schüttelte den Kopf. Ganz bestimmt war er darauf reingefallen. You war doch so versessen darauf, Gackts heimliche Geliebte zu sehen, dass er niemals auf die Idee kommen würde, dass die Person vor seiner Nase ein unglaublich guter Fake war. Ganz sicher glaubte er diesen perfekten Schwindel. Selbst er wäre darauf reingefallen, hätte er nicht selbst Hilfestellung beim Ankleiden geben müssen. Und ob Gackt auch damit zufrieden war? Chacha seufzte. Der Fahrstuhl blieb an seinem Stockwerk stehen, die Tür öffnete sich. Und wie wenn man vom Teufel sprach, erblickte Chacha einen missgelaunten, großgewachsenen Mann mit schwarzen Haaren und blauen Augen im Fahrstuhl. Dieser blickte ihn starrend an. Er lehnte an der Fahrstuhlwand, als hätte er dort schon stundenlang auf sein Auftauchen gewartet. Chacha grinste und ließ sich seine Verwunderung über diese seltsame Erscheinung nicht anmerken. „Morgen G-chan. Na wie geht es dir?“ begrüßte er den Sänger munter, der sich soeben die dunkle Sonnenbrille auf die Nase setzte. Dann, ohne den Älteren vorzuwarnen, tat Gackt einen Schritt aus dem Fahrstuhl, griff nach dem Hemdkragen des Kleineren und zog diesen zu sich in den Fahrstuhl. „Hey… hey... nicht so grob“, meinte Chacha perplex, riss sich los und blickte in das emotionsgeladene Gesicht des Größeren. Die Tür des Fahrstuhles schloss sich. Ohne auch nur ein Wort über den Grund seiner schlechten Laune zu verlieren, betätigte Gackt einen Knopf neben der Fahrstuhltür, der das Ding sofort zum Stehen brachte. Chacha sah ihn verwirrt an. „Was fällt dir eigentlich ein?“ platze der Sänger dann wütend heraus, seine große Statur wie eine Mauer vor den anderen stellend, verkörperte er Macht und Zorn. „Was meinst du denn?“ fragte Chacha unschuldig. „Tu nicht so scheinheilig. Du warst es doch“, klagte Gackt seinen Gitarristen an. Er zog ihn näher zu sich heran und funkelte ihn mit zornigen Augen, die Chacha jedoch durch die dunkle Sonnenbrille nur erahnen konnte, an. „Was war ich?“ murmelte der Ältere, dem tatsächlich nicht einfallen wollte, weshalb Gackt ihn derart körperlich Angriff und anscheinend auch noch einen triftigen Grund dazu hatte. „Jetzt hör auf mit deinem dämlichen Fragen“, kam es kalt vom Jüngeren. „Du bist schuld daran, dass das gestern Abend so ein Reinfall war.“ Ruckartig ließ er vom Gitarristen ab, stellte sich zurück an die Wand und verschränkte erneut seine Arme vor der Brust. Er strahlte immer noch eine herrische, wütende Aura aus, die Chacha ernst nehmen sollte, doch dieser legte nur fragend seinen Kopf schief und schmunzelte. „Reinfall? Wieso das denn?“ Gackt schnaufte, bevor er widerwillig mit der Sprache rausrückte. „DU hast Hyde das Kleid angezogen!“ Mit dem Zeigefinger deutete er auf das Gesicht des Langhaarigen, der ihn seltsam musterte. „Nicht direkt. Er hatte das Kleid schon an. Ich habe ihn also wirklich nicht nackt gesehen. Ich schwöre...“ Noch bevor Chacha zu Ende sprechen konnte, schlug Gackt fest gegen die Wand, an die er sich gelehnt hatte. „Das ist mir so was von Schnuppe, ob du ihn nackt gesehen hast. Darum geht es nämlich nicht… und das weißt du ganz genau.“ Chacha nickte mit dem Kopf, jedoch nicht um irgendeine Schuld einzugestehen, sondern um das zuzugeben was er wirklich getan hatte. „Ja, habe ich, ich habe ihm geholfen. Aber wieso ist es deswegen ein Reinfall gewesen?“ antwortete er, während Gackt langsam wahnsinnig sauer über dieses dumme Spiel wurde. Er wusste ganz genau, das Chacha nur so tat, als wüsste er nicht worum es ging. Dazu kannte er den Langhaarigen einfach zu lange. Er konnte wirklich gut den Dummen spielen, doch so einfach würde er nicht mehr auf so was reinfallen. „Tja, als wir gestern endlich allein im Hotelzimmer waren und ich auch endlich sein Kleid ausziehen durfte... GING ES NICHT!!!“ brüllte er nach einer kurzen Pause Chacha ins Gesicht, der sich unbeeindruckt durch sein Haar strich. „Was ging nicht?“ fragte er dumm. Gackt verlor die Beherrschung, fasste wieder nach dem Hemdkragen des Älteren und brummte zornig nur wenige Zentimeter über Chachas Augen: „Das Kleid, verdammt. Ich konnte es nicht ausziehen.“ Chachas Augen weiteten sich und trotzdem hatte er nicht vor, seine Schuld einzugestehen. „Du konntest es nicht ausziehen?“ Wie ein unschuldiger Welpe blickte der Kleinere auf die schwarze Sonnenbrille, die die zornigen Augen des anderen wunderbar verdeckte. Es war volle Absicht. Darin bestand kein Zweifel. „Wer verdammt nochmal hat dir Zwerg gesagt, dass du die Korsage mit 10 Seemannsknoten absichern sollst? HÄ, WER???“ zischte er gefährlich mit zusammengebissenen Zähnen. Aus Gackt sprach der blanke Zorn, über den Chacha innerlich nur lächeln konnte. Dass er deswegen so schrecklich wütend werden würde, hatte er nicht wirklich voraussehen können. Zumal es nun wirklich keine Seemannsknoten waren. Und das sein alleskönnender Freund nicht in der Lage war diese Prüfung zu bestehen, war noch unvorhersehbarer gewesen. Es war nur ein kleiner Scherz, den nicht einmal Hyde selbst bemerkt hatte. Dieser hatte die ganze Zeit nur auf seinen künstlichen Busen gestarrt, während Chacha ungehindert einen festen Knoten nach den anderen in die Korsage band. Sein fieses Grinsen, das Hyde auch im Spiegel bemerkt hatte, konnte er nicht einmal erklären und trotzdem hatte Hyde nicht weiter nah dem Grund gefragt. Er war wohl einfach viel zu nervös gewesen, um sich um etwas so Belangloses zu kümmern. „Niemand?“ antwortete Chacha geradeheraus, fasste nach Gackts Händen, die immer noch seinen Hemdkragen festhielten und ihm langsam unangenehm wurden. Gackt ließ ihn los und blickte leidig. „Und warum dann? Was habe ich dir Schreckliches angetan, das du mich so wissentlich dafür strafst.“ Nichts. Eigentlich hatte er ihm nichts angetan. Doch irgendwie hatte er einfach mal Lust den anderen an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen. Und das schien ohne Zweifel seine Liebe zu Hyde zu sein. Er hatte den armen Hyde dazu gezwungen, etwas zu tun womit er nicht wirklich einverstanden war. Gackt brauchte eine Lektion, das war alles. Was natürlich nicht bedeuten sollte, dass er auf Hydes Seite stand. Denn eigentlich stand er auf keiner Seite, weder auf Gackts, noch auf Hydes... und auch nicht auf Yous. Wenn es denn überhaupt sowas wie Seiten gab. Chacha schnaufte genervt. „Warum hat dich denn das Kleid so 'dabei' gestört? Man kann darunter greifen, weißt du... kein Hindernis.“ mit einer Handbewegung führte er seinen Vorschlag vor, um Gackt zu zeigen das darin nun wirklich kein Problem bestand. Gackts Lider zuckten gefährlich. „Wirklich, ein sehr schlauer Vorschlag. Glaubst du echt, ich bin so bescheuert und wäre nicht selbst auf diese Idee gekommen?“ Den letzten Satz hatte er mehr geschrien als gesprochen. Was ihm nicht zu verübeln war, denn Chacha schien ihn absichtlich reizen zu wollen. Dieser trat bei dieser unfreundlichen Anfuhr reflexartig zur Seite. Dann plötzlich lehnte sich Gackt zurück an die Wand und begann vom gestrigen Abend zu erzählen, ohne das Chacha ihn darum gebeten hatte. Rückblende Laut ließ er die Tür in den Rahmen knallen, bevor er den Kleineren ungeduldig zum Bett zerrte. Hyde der seine Arme um Gackt Hals gelegt hatte, ließ sich vom Größeren in die Arme heben und auf das Bett legen, während er begierig mit seinen Mund die warmen Lippen suchte. Gackt zog dem Älteren die Perücke vom Kopf, krallte seine Hände in das echte Haar und tauchte mit seiner Zunge in den bereitwillig geöffneten Mund. Darauf hatte er den ganzen Abend gewartet. Seine liebliche Prinzessin in diesem Bett liegen zu haben und mit ihr machen zu können was er wollte. Dass Hyde angetrunken war, machte die Sache noch leichter. Er war nicht mehr sauer auf ihn und den Abend, der wegen Yous ausgebliebenem Erscheinen, etwas sinnlos geworden war. Doch daran schien Hyde nicht mehr wirklich zu denken. Er blickte Gackt mit verschleierten Augen an und seufzte, als dessen Hände endlich zu seinem Rücken wanderten, um die Schnüre der Korsage, die ihm langsam die Luft abschnürte, zu öffnen. „Befreie mich endlich von diesem schrecklichen Ding“, bettelte Hyde und fuhr sich mit der Zunge über die feuchten Lippen. Das ließ sich Gackt natürlich nicht zweimal sagen. Er suchte nach der Schleife, fand sie sofort und wollte sie auseinander ziehen, während Hyde mit seinen Händen leidenschaftlich über den Nacken des Größeren fuhr, sich nach oben zog, seine Beine spreizte und sich grinsend auf Gackts Schoß setzte. Dieser seufzte, als sich der warme Körper des anderen an ihn drängte und es ihm somit wirklich schwer machte, sich auf seine Hände zu konzentrieren. Hyde machte es ihm auch wirklich nicht einfach. Wie sollte er diese anspruchsvolle Aufgabe erledigen, wenn der Ältere so grausam war und schon einmal einen Schritt vorausging, ohne dass es ihm wirklich erlaubt war, darauf einzugehen, da er ja anderweitig beschäftigt war? „Nun mach schon“, keuchte Hyde, der sich kaum noch zurückhalten konnte. Er fuhr mit seinen Händen unter Gackts Hemd, streichelte seinen Rücken, während Gackt immer noch mit den lästigen Schnüren zu kämpfen hatte. Seine Finger zitterten, sein Verstand, der weit weg schien, schrie ihn an: „Jetzt mach doch, mach doch.“ Was war denn daran so schwer? Als er dann endlich, nach viel zu vielen verstrichenen Sekunden es geschafft hatte, die Schleife zu öffnen und sich seinem Ziel wirklich nahe fühlte, stutze er, denn seine zittrigen Finger spürten eine Reihe fester Knoten, die im Moment wirklich fehl am Platze waren. Obwohl sein Verstand schon gar nicht mehr richtig arbeitete, realisierte er sofort, dass ihm da ein böser Streich gespielt wurde. Er stöhnte genervt, denn es war ihm einfach unmöglich, diese festen Knoten in seinem jetzigen Zustand zu öffnen, das wusste er schon, bevor er es überhaupt versuchte. Er war ja schon an einer normalen Schleife verzweifelt. Seine Finger übernahmen wie von selbst das Kommando. Sie fuhren einfach wieder hinauf zu Hydes Schultern, streichelten ihn dort, weil es ihm schon nach den wenigen Sekunden nach seiner warmen Haut hungerte. Er zog Hyde aus seinen Armen, um diesen ins Gesicht zu blicken und von seinen Misserfolg zu berichten, und ihm stattdessen von einem anderen Plan zu überzeugen. Hyde jedoch, der wie in Trance die vollen Lippen erblickte, schnappte sofort nach ihnen und verstrickte sie in einen innigen Kuss, ohne ihnen die Möglichkeit zu lassen, Worte zu sprechen. Gackt ging darauf ein, den letzten Gedanken an die Knoten auf Hydes Rücken vergessend. Denn sie schienen wirklich nicht wichtig. Während sich ihre Lippen gegenseitig neckten, suchte Gackt sich frech einen Weg unter den unordentlichen Stoffwirrwarr auf seinen Schoß. Glücklich darüber, dass er zumindest dies ohne weitere Probleme auf die Reihe brachte, fand er die Beine des Älteren, die er streichelnd hinauffuhr. Hyde, dem Gackts warme Hände wie ein Prickeln auf seiner Haut war, drückte seinen Unterleib den Händen entgegen, die einen Weg zu seiner Mitte zu suchen schienen, doch bevor Gackt sein Ziel fand, legte Hyde sein Gesicht an Gackts Hals und nuschelte ein „Du musst mir das Kleid ausziehen“, dagegen, bevor er ihn dort zärtlich küsste. Gackts Gedanken standen Kopf. Hydes Bitte, die ihm eher wie ein hilfloses Flehen in den Ohren widerhallte, sagte ihm: „Du musst seinen Wunsch erfüllen“, doch die Realität, die er mit seinen Fingern an der Korsage gespürt hatte, zerschlug diesen Gedanken. Es ging einfach nicht, selbst wenn dies die Welt vor dem Untergang retten würde. Gackt entschied sich widerwillig dazu, die flehentliche Bitte zu ignorieren. Stattdessen griff er beherzt nach Hydes Hüfte, zog ihn näher zu sich und wollte einfach dort weitermachen, wo er vor einem Bruchteil einer Sekunde aufgehört hatte. Unzufrieden bemerkte der Ältere sofort, dass Gackt nicht vorhatte seinen Wunsch zu erfüllen. Obwohl er dank des Alkohols und Gackts wundervollen Berührungen kaum dazu in der Lage war, dem anderen Einhalt zu bieten, suchte er nach den Händen unter seinen Rock und hielt sie fest. Gackt blickte fragend in die braunen Augen, die ihn flehentlich anfunkelten. Und er wusste sofort, was der Ältere ihm sagen wollte. Doch statt endlich das zu tun, was Hyde so sehnlichst wollte, schüttelte er nur mit dem Kopf und murmelte. „Die Knoten sind zu fest.“ Er hoffte wirklich, dass Hyde diese Erklärung akzeptierte und ihn einfach machen ließ. „Wieso? Mach ihn doch einfach auf“, meinte Hyde leicht genervt, dem tatsächlich nicht klar war, wie hilflos der Jüngere im Moment versuchte die Situation zu retten. Was war auch so schwer daran, so einen verdammten Knoten zu öffnen? Für so geschickt hatte er den Größeren eigentlich schon gehalten. Wäre ja wohl nicht das erste Mal, dass er einer Frau das Kleid ausgezogen hatte. „Wie ich schon sagte... SIE sind zu fest.“ Langsam wurde es Hyde wirklich zu lächerlich. Was sollte das eigentlich? Ein Scherz? Ausgerechnet jetzt wollte Gackt ihm einen Scherz spielen? Dachte dieser wirklich, er wäre so betrunken, dass er alles mit sich machen ließ? „Was meinst du denn mit SIE?“ brummte der Bandsänger, der so gar keine Lust auf diesen Witz hatte. „Die Knoten!!! Chacha, dieser elende Mistkerl war wohl der Meinung, dir eine schusssichere Weste verpassen zu müssen.“ Missgestimmt, seufzte Hyde. So langsam verging ihm gehörig die Lust. Und das nur, weil sich Gackt wirklich dämlich anstellte. Und dann auch noch jemand anderem die Schuld für seine Unfähigkeit in die Schuhe schieben. Wahrscheinlich war er einfach nur betrunken und zu faul ihm bei dieser wirklich simplen Sache zu helfen. Schließlich würde er es selbst sicherlich nicht allein schaffen können, die Korsage zu öffnen. „Du musst mir das Kleid ausziehen, sonst läuft hier gar nichts“, murmelte Hyde sauer, zog sich ruckartig aus der innigen Umarmung und legte sich mit dem Bauch aufs Bett. Gackt starrte schweigend auf ihn hinab und wusste nicht was er tun sollte. Warum bestand er denn so erpicht darauf, dass er ihm das Kleid auszog? Schließlich würde es auch mit klappen. Gackt kratze sich etwas ratlos an der Stirn. „Nun mach schon! Das ist keine schusssichere West, sondern eine stinknormale Korsage“, befahl der Ältere, der sich kurz umdrehte und auf seinen Rücken deutete. „Und wenn du nicht einmal das auf die Reihe kriegst, dann war's das für heute Abend.“ Hyde war wirklich sauer. Damit war sowieso alles gelaufen, selbst wenn er es wie durch ein Wunder doch schaffen würde. Enttäuscht beugte sich Gackt etwas hinunter und versuchte sich krampfhaft auf das Knotendilemma der Korsage zu konzentrieren. Damit war der Abend eindeutig gelaufen. Chacha hörte gespannt der Erzählung zu, die Gackt wirklich fast bildlich mit dementsprechenden Gesten, darstellte. Er schien wirklich verzweifelt und wütend zu sein. „Ich hatte sogar schon die Schere in der Hand, doch die hat mir Hyde sofort aus den Händen gerissen und mich damit bedroht.“ Ehrfürchtig blickte Chacha auf Gackts Hände, die den unglaublichen Tatvorgang schilderten. „Du Armer. Da hast du dir gestern aber eine ziemlich zickige Braut ins Bett geholt.“ Darauf kam ein Nicken des Jüngeren, das durch ein wildes Kopfschütteln danach eher wie ein unkontrolliertes Zittern des Kopfes zu deuten war. „Und dabei war er sogar betrunken, aber Hyde will das Kleid zurückbringen, also durfte es natürlich nicht schmutzig werden,... oder zerknittert, oder kaputt gehen...“ Gackt grinste ironisch. „Als hätte ich je im Sinn gehabt das tolle Kleid in Stücke zu reißen.“ Chacha grinste bei der letzten Bemerkung, die der Größere mehr geflüstert hatte, als würde er Hyde persönlich beteuern, niemals so etwas tun zu wollen. Doch insgeheim fragte sich der Gitarrist, ob dies wirklich der Wahrheit entsprach. Denn, so wie er die gestrige Situation anhand Gackts detaillierten Erzählungen deutete, konnte er sich gut vorstellen, dass er das Kleid liebend gern in seine Einzelteile zerrupft hätte. Aus Wut, dass die Nacht nicht so wurde wie er es sich in seinen dreckigsten Gedanken ausgemalt hatte. Er durchschaute seinen jüngeren Freund. Es war auch so unvorstellbar, dass Gackt sich einem simplen Kleid geschlagen geben würde. Dass er diese peinliche Geschichte überhaupt weitererzählte, grenzte ja schon an ein Wunder. Wann kam es auch schon mal vor, das Gackt gegen jemand oder etwas verlor? Richtig, äußerst selten, warum dann also diese Ehrlichkeit am frühen Morgen? Chacha lachte und gab stichelnd zurück: „10 Knoten sind ja auch kein Hindernis.“ „Natürlich nicht, wenn man eine halbe Stunde Zeit hat, dann nicht. Aber als ich fertig war... war Hyde natürlich schon in diesem verdammten Land der Träume angekommen.“ Es war wirklich zu amüsant, wie schrecklich missgestimmt der Jüngere wegen dieser Sache war. Tatsächlich hätte es ihn brennend interessiert, wie das Ganze am heutigen Morgen weitergegangen war. Wie hatte der unzufriedene, unbefriedigte Gackt dem wütenden Hyde in die Augen gesehen, nachdem sie sich notgedrungen einen „Guten Morgen“ gewünscht hatten? Wobei da eines ja nun wirklich nicht ganz stimmte. Chacha blickte auf, als wäre ihm gerade etwa in den Sinn gekommen. „Komisch, dabei hat mir You gestern noch brühwarm berichtet, dass ihr es schon auf der Straße gemacht habt.“ Gackts Augen weiteten sich. Ohne auf die stichelnde Bemerkung des Älteren einzugehen, trat er näher an ihn, zog die dunkle Brille von der Nase und die Stirn vor Skepsis in Falten. „Er war da? Er war doch da?“ bekundete Gackt seine Verwunderung über diese sehr wesentlich und wichtige Sache, die er gerade, als wäre es völlig belanglos, erfahren hatte. Chacha, der natürlich angenommen hatte, dem Jüngeren da nichts Neues zu erzählen, war ebenso überrascht über seine Ahnungslosigkeit über Yous gestrige Anwesenheit. „Natürlich war er da... Gott. Jetzt sag mir nicht, dass du ihn nicht bemerkt hast.“ Ungläubig blickte Chacha auf. War es denn wirklich möglich, dass Gackt tatsächlich nicht bemerkt hatte, wie sie beide von You beobachtet worden waren? Gackts fragender Blick ließ jedenfalls auf das Unmögliche schließen. Der Gitarrist schien seine Arbeit also wirklich gut gemacht zu haben. Und dabei hatte er ihn noch ungläubig belächelt, als der Größere großkotzig behauptet hatte, niemand würde ihn in seiner Verkleidung erkennen, nicht einmal seine eigene Mutter. So wie es aussah, bestritten You und Hyde gerade den Wettbewerb des besten Cosplayers und wussten es noch nicht einmal. Eine Kostümparade der ganz besonderen Art. Und Gackt steckte mittendrin und ließ die Puppen nach seinen Vorstellungen tanzen. Chacha schüttelte den Kopf, als er zum Thema zurückfand. „Hast du denn wirklich angenommen, dass dein bester Freund nicht die Gelegenheit, deine Braut zu sehen, wahrnehmen würde?“ Gackt schmunzelte, als er über diese Frage nachdachte. „Nein, andere Frage. Hast du geglaubt, dass er sich einfach vor deinen Tisch stellt und dich fragt wer deine Begleitung ist? Oder dass er euch nur durch das geschlossene Fenster beobachtet, ohne zu erfahren, worüber ihr sprecht?“ hakte Chacha direkt nach, dem einfach nicht in den Sinn kam, wie der Jüngere nur eine Sekunde daran glauben konnte, dass You sich dafür nicht interessierte. Nach all dem Ärger rund um dieses Versteckspiel, lag es doch auf der Hand. Gackt fasste sich an die Stirn, seufzte, als ihm klar wurde, das Chacha vollkommen recht hatte. Er hatte ja von Anfang an angenommen und es darauf angelegt, dass You ihm und seiner Freundin ins Restaurant folgte, jedoch als ihm niemand Verdächtiges aufgefallen und der Abend völlig ereignislos in dieser Richtung verlaufen war, hatte er einfach nur gedacht, dass es seinem Freund wohl doch nicht so wichtig war. Aber wer war es dann? Wer von den Gästen an diesen Abend war es? Er versuchte sich all jene Gesichter des gestrigen Abends vor Augen zu führen. „Er war wirklich da? Wie, wann, wo...? Ich versteh gar nichts mehr“, murmelte er verwirrt, während er auf Chachas Hilfe hoffte. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. Er selbst hatte auch keinerlei Informationen darüber, wie You am Vortag aufgetreten war. Als er ihn danach hatte fragen wollen, hatte er sofort abgeblockt und nur gemeint, dass ihn hätte niemand erkennen können. „Ich weiß nur, dass er euch auf der Straße beobachtet hat und dass deine tolle 'Freundin' wunderschön und sehr leidenschaftlich sein soll. Aber keine Sorge, als es ihm zu heiß wurde, hat er es dann doch vorgezogen, euch allein zu lassen.“ Chacha musste grinsen. Dass Hyde in seinem Kleid schön aussah, wusste er selbst nur zu gut. Ihm hatte es ja selbst fast die Sprache verschlagen. Umso glücklicher war er einfach darüber, dass die Verkleidung tatsächlich funktioniert hatte. Er hatte es sich gewünscht, nicht für Gackt, sondern für den armen Hyde, der sich so viel Mühe damit gegeben hatte. „Das war alles?“ murmelte Gackt, etwas unsicher. Doch dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, das alles andere als unschuldig aussah. Chacha nickte, auf die gestellte Frage. „Das ist gut. Das ist sehr gut. Dann war das ganze Theater doch nicht umsonst.“ Zu 100% konnte Chacha seinem jüngeren Freund da nicht zustimmen. Was genau das Ganze nun sollte, war ihm immer noch vollkommen schleierhaft und selbst You schien nicht wirklich zufrieden gestellt zu sein. Er hatte den Schwindel geschluckt, doch trotzdem war da noch etwas, was ihn diesbezüglich beschäftigte. Nur was, das hatte der Langhaarige bisher nicht in Erfahrung bringen können. Er wusste nur, dass das Thema damit erstmal nicht vom Tisch geräumt war. Viel eher kam es ihm so vor, als würde der Jüngere nun einen unerwartet anderen Weg einschlagen, obwohl dieser doch nun wusste, mit wem Gackt zusammen war. Was ihn eigentlich hätte zufrieden stellen müssen. Was würde nun passieren? „Dank dieser Information werde ich dich nochmal verschonen.“ Gackt riss den Älteren aus seinen Gedanken. Dieser blickte erleichtert und zufrieden zur Fahrstuhltür, die sich langsam öffnete. Er war also erlöst. Vorerst. Dies war mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen, dass er in dieses wirklich dumme Spiel mit hineingezogen wurde. Es hatte sich etwas gewendet und Gackt bemerkte es nicht einmal. Was ging nur in seinem und in Yous Kopf vor sich? Chacha grübelte vor sich hin, als Gackt mit etwas besserer Laune wortlos den Fahrstuhl verließ. * „Sag mal, warum redest du eigentlich nicht mehr mit mir?“ murmelte Chacha fragend, als der in Gedanken versunkene Gitarrist ignorierend an ihn vorbei gehen wollte. You blieb überrascht stehen und blickte ihn mit schief gelegtem Kopf an. „Ich habe doch gestern mit dir geredet“, beteuerte der Jüngere unschuldig, der sich auf einen der Stühle neben dem anderen Gitarristen setzte und die Schwimmflossen, die er in seinen Händen trug, nachdenklich betrachtete. Gackt hatte zum Tauchunterricht gebeten. In einer halben Stunde würde das Boot mit ihnen als Lehrlingstaucher aufs Meer fahren. Skeptisch betrachtete You das Gummi in seinen Händen, während er eigentlich an etwas völlig anderes dachte. „Komm schon, das kannst du doch nicht reden nennen. Du hast mir nur beim Vorbeigehen an den Kopf geworfen, dass du Gackts Freundin gesehen hast“, beteuerte Chacha gespielt beleidigt, obwohl er deswegen schon etwas unzufrieden war. Der Größere seufzte genervt. Warum war Chacha heute nur so aufdringlich. Er musste nachdenken und nicht alles, was er dachte, für jemanden, den es eh nicht wirklich interessierte, noch einmal durchkauen. Er würde doch sowieso nur wieder seine Augen rollen und meinen, er hätte Paranoia. „Was willst du eigentlich? Wenn ich mich genau erinnere, interessiert es dich doch gar nicht, was Gackt tut oder nicht, oder was ich darüber denke. Denn ich bin ja so verrückt.“ Chacha schüttelte sofort mit dem Kopf, noch bevor der Jüngere ausgesprochen hatte. „Ich möchte eigentlich nur wissen, ob du nun beruhigt bist. Schließlich hast du nun endlich das, beziehungsweise diejenige gesehen, die dir nächtelang Alpträume beschert hat.“ Da hatte er recht. Er hatte sie gesehen, er hatte sie sozusagen etwas kennen gelernt, auch wenn er immer noch nicht wirklich schlau aus dieser Geheimnistuerei wurde. Und was genau hatte Hyde mit dieser Sache zu tun? Warum hatte dieser bei diesem Spiel mitgespielt, warum hatte auch ihm viel daran gelegen, dass diese Frau geheim blieb und sich deswegen selbst als Alibi angeboten? „Also gut, wenn du es wissen willst“, platze You plötzlich heraus, nachdem er die Schwimmflossen fallengelassen hatte und seinem Freund eindringlich ins Gesicht sah. Sollte er doch wieder lachen. Sollte er ihn doch für verrückt erklären, es war ihm so egal. „Irgendwas stimmt da nicht. Ja, sie war schön, wenn auch etwas seltsam... und ja sie glich keinem Stück meiner Vorstellung einer Schreckschraube... Sie hatte wunderschönes, langes Haar, keine lange Nase, keine abstehenden Elefantenohren, zwar etwas ungeschickt auf den Beinen und eine etwas seltsame Stimme, aber dafür kann sie ja nichts und sie ist definitiv nicht schwanger, denn so viel Alkohol würde dem Ungeborenen sicherlich nicht gut tun, außer jedoch, sie hat es schon abgetrieben. Was ich auch irgendwie nicht glauben kann, denn so viel wie die beiden sich gestritten haben, können sie sich einfach nur wahnsinnig lieben. Und das wiederum würde ein Nichtwollen des Kindes ausschließen. Obwohl ich mir kaum vorstellen könnte, wie Gackt Familie und Beruf unter einen Hut bringen würde. Ich meine, was hätte dieses Kind von seinem Vater? Ein paar Poster an der Wand, die Sendungen im Fernsehen, oder die ein oder zwei Blogeinträge auf seiner Homepage?“ Er holte tief Luft, während Chacha ihm aufmerksam zuhörte und über die Abweichung vom Thema nur schmunzeln konnte. „Aber, irgendetwas ist da faul. Und Hyde steckt da mittendrin.“ Als der Name fiel, der schon hätte viel früher fallen müssen, wäre man einfach nur aufmerksamer und vielleicht auch gescheiter gewesen, lächelte Chacha nur, was You unheimlich verwirrte. „Und wieso grinst du jetzt so? Hältst mich wieder für völlig verblödet, was? Aber das ist mir sowas von egal. Ich weiß, dass da was faul ist. Und wenn wir wieder in Tokio sind, dann werde ich mir diesen Zwerg vorknöpfen.“ Der Ältere nickte nur mit einem Grinsen auf den Lippen, denn hätte er auch nur vorgehabt, ein Wort über seine geschlossenen Lippen zu bringen, wäre es ihm nicht mehr möglich gewesen, sich das unhöfliche Lachen zu verkneifen. Er hatte zwar keine Ahnung wie er auf diese einleuchtende Idee kam, doch irgendwie musste sich das auf den gestrigen Abend zurückführen lassen. Er hatte also mehr gesehen, als die Fummelei auf der Straße. Dann war er also wie erwartet im Restaurant gewesen? Hatten sich Gackt und Hyde irgendwie verraten? Irgendwie musste Hydes Name gefallen sein, irgendwie musste You etwas raus gekriegt haben. Während Chacha grübelte, galt Yous Aufmerksamkeit plötzlich einer völlig anderen Sache. Gackt, der aus welchen Grund auch immer, ziemlich sauer in das Gesicht seines Bodyguards blickte, brüllte plötzlich aus heiteren Himmel „Tu doch einmal das, was ich dir sage.“ Dann packte er den Mann an den Schultern und äußerte weitere harsche, doch etwas leisere Worte, die You jedoch wegen der Entfernung nicht verstehen konnte. Er beobachtete skeptisch die dargebotene Szene, die ihn schmunzeln ließ. Der Bodyguard, der mit dem Rücken zu ihm gewandt, vor dem Sänger stand, reichte Gackt gerade einmal bis zu seinem Kinn, er war etwas schmäler als der Sänger und man hatte allgemein nicht den Eindruck, als wäre Bodyguard ein Job, der wie die Faust aufs Auge zu ihm passen würde. Oder es war einfach nur dieser lächerliche Hut, der viel zu groß schien. Es war ein wirklich seltsames Bild. Der kleinere Mann, der von Gackt fest an den Schultern gepackt wurde, stand regungslos da und ließ sich vom Größeren zurechtweisen. Natürlich gehörte Gackt nicht wirklich zu den Menschen, die ihrem Beschützer mit lieben Worten klar machten, dass er etwas falsch gemacht hatte, doch diesmal war es einfach nur die Erscheinung des vermeintlichen Beschützers, der die Situation so skurril erscheinen ließ. „Was ist das denn für einer?“ murmelte You, vom Streitthema abkommend und deutete in Gackts Richtung. Chacha folgte dem aufmerksamen Blick des Jüngeren. „Sieht für mich wie jemand von der Security aus, das steht zumindest auf seiner Jacke“, nuschelte Chacha unbeeindruckt. You war von der Emotionslosigkeit, mit der Chacha dies sagte, mehr als nur überrascht. Obwohl ihm ein derartiges Verhalten in letzter Zeit wohl eher nicht mehr spanisch vorkommen sollte. Trotzdem wunderte er sich immer und immer wieder. Langsam wurde er wirklich nicht mehr das dumme Gefühl los, Chacha würde etwas mehr wissen, als er zugab. Dieses ewige Dummgestelle war einfach zu auffällig geworden. „Meinst du wirklich, Gackt würde so einem Hänfling sein kostbares Leben anvertrauen?“ Der Ältere nickte einfach nur mit dem Kopf, weil ihm nichts Logisches darauf einfiel. „Vergleich diesen Typen doch mal mit seinen anderen Bodyguards. Warum hat er heute überhaupt einen anderen?“ Chacha seufzte, drehte sein Gesicht zur Seite, um seinen Kollegen anzusehen. Mit genervter Miene sah er ihm in die Augen. Ihm war natürlich klar, dass You mit seiner Intuition völlig richtig lag, denn dass dieser ominöse kleine Bodyguard mal wieder Hyde in einer Verkleidung war, lag praktisch auf der Hand. Doch wenn es ihm wirklich so sehr störte und es ihm dermaßen beschäftigte, dann sollte er gefälligst nicht seine Nerven auf die Probe stellen, sondern einfach Nägel mit Köpfen machen und einfach direkt nachfragen. So würde er jedenfalls dieses Problem handhaben. „You, du fängst an, aber auch wirklich überall Gespenster zu sehen. Oder bist du wirklich davon überzeugt, dass der Typ da vorne auch wieder verdächtig ist? Chacha tat wie immer unschuldig und nichtsahnend mit einer ordentlichen Portion Ironie, die You allerdings immer ernst nahm. Er antwortete nur mit einem geflüsterten „Er ist verdächtig“, und erhob sich von seinem Platz. „Ach komm schon. Als Bodyguard muss man doch nicht unbedingt ein Muskelprotz sein. Neulich da habe ich im Fernsehen...“ You schenkte seinem älteren Freund einen eisigen Blick, der Chacha sofort verstummen ließ. „Also gut. Wenn du es so willst, dann ist er verdächtig. Wieder so ein heimlicher Lover, den Gackt überall mit sich herumschleppt und ihn in eine Security-Verkleidung steckt... ist ja auch viel aufregender, so mit Verkleidung … niemand würde auch nur eine Sekunde daran denken, das Gackt mit einem von der Sicherheit im Busch...“ „Halt doch mal die Klappe...“, murmelte You, dem Chachas rumgeeiere um eine mögliche Erklärung auf den Nerv ging. „Ich kann mir selbst zusammenreimen in welcher Beziehung die beiden womöglich stehen könnten, dazu brauch ich keine Erklärung von dir, der es eh nicht ernst meint.“ Beleidigt verschränkte Chacha seine Arme vor der Brust. „Geh doch einfach hin und sprich sie an“, gab er den tollkühnen Vorschlag, auf den You nur vehement mit den Kopf schüttelte. „Der Typ ist hier, ich bin hier,... das heißt, irgendwann werde ich meine Gelegenheit bekommen und ihn allein erwischen.“ „Wie willst du den Kerl allein erwischen, wenn er ständig an Gackts Füßen klebt, schließlich ist er BODYGUARD?“ Mit übertriebener Betonung unterstrich Chacha das wesentliche Wort, um You auf dieses klitzekleine Detail aufmerksam zu machen. Doch dieser ließ sich nicht mehr von dem Älteren belehren. Er schüttelte den Kopf, während er auf seinen Freund Gackt und den unbekannten Mann in schwarz weiter ein prüfendes Auge hatte. Chacha merkte, dass er absichtlich ignoriert wurde, also wollte er sich geschickt aus der Situation retten und einfach verschwinden. You legte ja sowieso keinen Wert mehr auf seine Anwesenheit, was er durchaus verstehen konnte. Wahrscheinlich war er von der ganzen Sache schon so genervt, dass ihm Ratschläge oder Spekulationen anderer vollkommen wertlos waren. Er würde nur noch auf seinen eigenen Menschenverstand vertrauen, der jedoch in dieser Hinsicht nicht wirklich zu funktionieren schien. Chacha grinste, als er sich langsam von seinem Platz erhob und ging. Das kurz danach Yous Handy piepte, bekam er nicht mehr mit. You blickte skeptisch auf das Display seines Handys. Eine unbekannte Nummer. Neugierig nahm er das Gespräch entgegen und meldete sich nur mit einem fragenden. „Ja, hallo?“ Am anderen Ende herrschte vorerst Stille, bis sich eine sorgende Stimme meldete. „Hallo, You? Hier ist Tetsu. Tetsu von L'Arc~en~Ciel.“ You runzelte die Stirn. Er nickte, während er mit einem einfachen „Ja“ antwortete. „Tut mir Leid, dass ich störe, aber ich habe es schon bei Gackt versucht,... der geht aber nicht an sein Handy. Scheint also beschäftigt zu sein.“ You zog die Augenbrauen nach oben, während er den Schützling und seinen etwas kleineren Beschützer dabei beobachtete, wie diese sich mit ärgerlichen Blicken zu zerfetzen schienen. „Ja, das könnte man so sagen“, murmelte er geistesabwesend. Er versuchte sich einen Reim auf diese Szene zu machen, doch irgendwie schien alles an ihr so unglaublich skurril zu sein, das der bloße Versuch es zu verstehen schon am Anblick scheiterte. Doch was wollte Tetsu denn nun auf einmal von Gackt? „Ich habe auch nur eine kleine Frage.“ You seufzte. „Immer her damit. Davon habe ich schon eine ganze Sammlung.“ Darauf kam nur stilles Schweigen, was You nicht verübeln konnte. Schließlich hatte Tetsu ja keine Ahnung davon, was hier für ein Chaos herrschte. Das musste er auch nicht. Es war ja ganz allein sein Problem, dass er mit Gackt hatte. „Ich wollte eigentlich nur wissen, ob ihr in den letzten Tagen... äh, nein eher Wochen... Hyde gesehen habt. Wir haben heute Abend ein sehr wichtiges Meeting und da wäre seine Anwesenheit unverzichtbar.“ „Hyde?“ platzte es erstaunt aus You heraus. „Hyde, euer Sänger?“ fragte er noch einmal nach, worüber er schon Sekunden später selbst schmunzeln musste. Natürlich Hyde, der Sänger von L'Arc~en~Ciel, wen sollte Tetsu denn sonst suchen? Aber wieso überhaupt suchen? War er verschwunden, abgehauen, vermisst? „Ja“, antwortete Tetsu etwas nervös. „Er ist verschwunden?“ hakte You interessiert nach. Auch wenn ihn das alles wenig anging, wollte er schon gern wissen was los war, schließlich hatte er selbst ja auch noch ein Hühnchen mit dem Sänger zu rupfen, da schien es schon vorteilhaft zu wissen, wie er diesen finden konnte. „Verschwunden nicht. Ich weiß nur nicht wo er sich gerade aufhält.“ You blickte verwirrt. War das nicht ein und dasselbe? „Tut mir leid, aber ich kann da auch nicht weiterhelfen. Aber ich werde Gackt einfach mal fragen. Einen Moment, ja?“ You nahm das Handy von seinem Ohr und trat langsam auf die beiden Streithähne zu. „Gackt?“ Mit einem zögerlichen Ruf machte er sich bemerkbar. Der Angesprochenen reagierte sofort und blickte genervt zu seinen Freund hinüber. „Was ist?“ brüllte er zornig zurück. You blieb unbeeindruckt, auch wenn es ihm nicht gefiel, wie Gackt ihn anmachte, obwohl er für die Fehler des Bodyguards nun wirklich nichts konnte. „Ich habe hier Tetsu am Handy und dieser ist auf der Suche nach Hyde. Er möchte gern wissen, ob wir seinen verschollenen Sänger in den letzten Wochen gesehen haben.“ Der überraschte Seitenblick zu seinem Bodyguard war dem Gitarristen nicht entgangen. Dann ein seltsames Gemurmel zu dem Kleineren und ein ärgerlicher Blick. Wie der Mann in schwarz darauf reagierte, konnte You nicht erkennen, denn immer noch stand er mit dem Rücken zu ihm. „Warum sucht er ihn?“ wollte Gackt wissen, während er auf You zu trat. „Irgendwie ist heute Abend ein wichtiges Meeting und da sollte der unverzichtbare Sänger natürlich mit Anwesenheit glänzen.“ Gackts Lippen begannen zu zucken, als ihm plötzlich wieder in den Sinn kam, das Hyde ihm letzte Woche davon erzählt, doch mittlerweile völlig vergessen hatte. Obwohl seine Gedanken wirre Kreise zogen, schüttelte er den Kopf und tat, als würde er nachdenken. „Keine Ahnung wo er ist. Aber sobald der Vielfraß Hunger bekommt, wird er schon wieder auftauchen.“ Diese seltsame Bemerkung und die Ruhe, mit der Gackt dies gesprochen hatte, stießen bei You auf Unverständnis. Es war seltsam. Irgendwie schien er sich überhaupt nicht dafür zu interessieren, dass der Sänger, mit dem er eine wohl tiefe Freundschaft pflegte, seit mehreren Wochen spurlos verschwunden war. Und dann kam er einfach mit so einem dummen Spruch? Womöglich war etwas Ernsthaftes passiert und dieser Typ hier machte nur herzlose Scherze? Ja, er spürte Eifersucht, wenn er an den kleineren Sänger dachte, weil er das dumme Gefühl nicht loswurde, er würde mehr über seinen besten Freund wissen, als er selbst, doch derart gleichgültig wie Gackt im Moment war, konnte er nicht reagieren. „Was ist denn mit dir los?“ meinte You überrascht und sah dem Anderen entsetzt in die Augen. „Ich hatte eigentlich immer das Gefühl gehabt, du würdest diesen Zwerg irgendwie mögen. Doch wie mir scheint ist er dir vollkommen egal.“ Gackt räusperte sich, als er seinen Fehler bemerkt hatte. You hatte vollkommen recht. Er benahm sich nicht der Situation entsprechend und erregte dafür Aufsehen. „Das war doch nur ein Scherz“, wollte er die ganze Sache irgendwie retten, doch Yous Skepsis war gerade erst geboren. „Wie kannst du gerade jetzt Scherze machen, wenn ich einen Mann am Handy habe, der sich unheimliche Sorgen um einen Freund macht und um Hilfe bittet?“ Darauf wusste Gackt keine plausible Antwort. Er hatte nicht nachgedacht und wieder einmal war seine Zunge schneller gewesen als sein Verstand. Er war unüberlegt gewesen, weil er keinen Grund hatte, die Besorgnis Yous und Tetsus zu teilen. Schließlich stand der gesuchte Mann hinter ihm. Er hatte gerade noch einen Streit wegen seiner Anwesenheit bei diesem Ausflug und seiner mehr als dummen Verkleidung gehabt. Wie sollte er sich unter diesen Umständen denn Sorgen um diese Person machen? „Tut mir leid“, entschuldigte sich der Sänger bei seinen Freund. Er wusste zwar, dass You sich damit nicht so schnell abspeisen lassen würde, doch etwas anderes als sich für sein respektloses Verhalten zu entschuldigen konnte er im Moment auch nicht tun. „Sag Tetsu, dass ich Hyde seit einigen Wochen nicht mehr gesehen habe, aber dass ich versuchen werde ihn zu erreichen und dann Bescheid gebe.“ Gackt wich dem starrenden Blick seines Freundes nicht aus. Würde er verschämt wegblicken, hatte er verloren. Nach endlos langen Sekunden nickte You widerstrebend, während er das Handy wieder an sein Ohr legte und das Gesagte für den Bassisten wiederholte. „Ja, vielen Dank“, meinte Tetsu murmelnd und verabschiedete sich. Verdutzt über dieses wirklich abrupte Gesprächsende blickte You auf sein Handy. Hyde war also verschwunden. Und Gackt machte Scherze darüber. „Was glaubst du wo Hy...“ You verstummte, bevor er die Frage an seinen Freund zu Ende stellen konnte, denn er bemerkte plötzlich, dass dieser Freund bereits mit den Gedanken ganz wo anders zu verweilen schien. Weg war die ohnehin schon kurze Sorge um den L'Arc~en~Ciel Sänger, stattdessen starrte er suchend Löcher in die Luft. Und You wusste sofort, nach wem Gackt suchte, denn die plötzliche Nichtanwesenheit des Bodyguards war auch ihm sofort aufgefallen. „Wo ist denn dein furchteinflößender Begleiter in schwarz?“ meinte er ironisch. Gackt antwortete mit einem Schulterzucken, bevor er dem Größeren noch mit fragenden Augen ansah und wortlos ging. Sprachlos starrte der Gitarrist ihm hinterher. Am liebsten hätte er etwas gesagt oder gar dem Sänger hinterher gerufen, doch er wusste einfach nicht was. Was war nur mit diesen ganzen Leuten los? War er denn hier wirklich der einzige vernünftig gebliebene Mensch weit und breit? * Langsam öffnete Gackt die Tür zum Hotelzimmer, trat in den dunklen Raum, den er oberflächlich überblickte, in der Hoffnung, eine männliche Gestalt, die dort auf ihn wartete, vorzufinden. Als diese Hoffnung binnen weniger Sekunden und einem weiteren Blick durch den Raum, starb, schloss er langsam die Tür hinter sich und seufzte. Er wusste nicht, warum er erwartet hatte, Hyde würde ihm gleich an der Tür in die Arme springen und heißblütig begrüßen. Dass dem nicht so sein würde, hätte sich jeder normal denkender Mensch zusammenreimen können. Schon nach seinem Verschwinden am Morgen hatte er es gewusst. Hyde war zurück nach Tokio geflogen. Und er stand allein in seinem dunklen, einsamen Hotelzimmer und blickte aus dem Fenster, zu dem er getreten war. Warum musste dieses verdammte Meeting auch gerade jetzt sein? Warum musste ihre letzte gemeinsame Nacht in einem solchen Desaster enden? Warum wurde er permanent von diesem verfluchten Pech verfolgt? Wann würde denn endlich Ruhe in sein Leben einkehren? „Wahrscheinlich erst, wenn You alles weiß“, murmelte Gackt vor sich hin und ließ abermals seinen Blick durch das leere Zimmer wandern. Das fahle Mondlicht schien auf den Tisch vor der kleinen Couch. Gackt erblickte sofort den winzigen Zettel, der dort so unscheinbar neben dem Aschenbecher lag, und trotzdem irgendwie seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Hyde?“ flüsterte er, nachdem er den Zettel in seine Hand nahm und die wenigen Zeilen darauf las. „Ich bin zurück nach Tokio. Wir sehen uns dort.“ Das war's. Natürlich hatte er befürchtet, das Hyde so schnell wie möglich zu diesem Meeting wollte, doch dass er einfach so, ohne Bescheid zu sagen, ohne ein einziges persönliches Wort einfach weg war, das nagte ziemlich an seinen Stolz. Denn irgendwie hatte er trotz alledem gehofft, sie würden sich noch versöhnen können, ein paar liebe Worte, ein letzter Kuss, bevor sie sich trennten und für mehrere Wochen nicht sehen würden. Schließlich war das alles doch ziemlich plötzlich gekommen. Ja, er hatte gewusst, dass Hyde dieses Meeting hatte, doch da dieser eine ganze Woche lang kein einziges Wort darüber verloren hatte, war es auch aus seinem Gedächtnis vollkommen verschwunden gewesen. Er hatte es vergessen, genauso wie auch Hyde es anscheinend vergessen hatte. Sie waren einfach zu sehr in ihr Versteckspiel vertieft gewesen und hatten alles um sich herum wie eine andere, unwichtige Welt wahrgenommen. Er hatte sich an den Älteren gewöhnt. Er hatte sich an seine abstrusen Verkleidungen gewöhnt und auch wie er ihn mit seiner bloßen Anwesenheit jeden Tag aufs Neue versüßt hatte. Und jetzt war es so plötzlich vorbei? Sie würden sich erst in Tokio wieder sehen. Das war in vier Wochen. Warum kam er nicht einfach nach dem Meeting zurück? Dann würden sie mindesten drei Wochen mehr Zeit miteinander teilen können. Drei weitere Wochen voller Sorge, dass You es herausfinden könnte. Drei weitere Wochen voller Lügen. Warum wollte er eigentlich unbedingt, dass er zurückkam? Hatte er heute Morgen nicht schon wieder einen dieser dummen Streite mit dem Älteren gehabt? Nichts Ernstes. Er war einfach nur sauer gewesen, weil Hyde nicht seiner wirklich ernst gemeinten Bitte, heute einfach mal im Hotelzimmer zu bleiben, nachgekommen war und in der dümmsten Verkleidung aufgetaucht war, die er in den letzten Wochen zu Gesicht bekommen hatte. Doch nun da er nicht da war und er allein in diesem dunklen, kühlen Zimmer stand, verstand er warum er so dachte. Er konnte einfach nicht mehr ohne den Kleineren. So sehr war er ihm schon verfallen, so süchtig war er schon nach seiner Gegenwart. Aber er war nicht da. Er war in Tokio und er würde ihn erst wieder nach unendlich langen Wochen in die Arme schließen können. „Und nur so ein läpischer Zettel?“ murmelte Gackt beleidigt. „Mehr bin ich nicht wert?“ fügte er feststellend hinzu, als er das kleine Blatt umdrehte und plötzlich erstaunt registrieren musste, dass auch etwas auf der Rückseite geschrieben stand. „Doch wenn ich 'Hunger' habe, komme ich zurück. ^,^“ Gackt runzelte über diesen Satz, der für ihn irgendwie keinen Sinn ergab, die Stirn. „Hunger?“ wiederholte er irritiert. Er nahm den Zettel in die andere Hand, betrachtete die wenigen Worte. An der unteren rechten Kante, die er zuvor noch mit seinen Daumen verdeckt hatte, standen noch fast unmerklich klein geschriebene Worte, die wohl alles erklären sollten. „Hunger nach Dir, du Idiot.“ Gackt musste grinsen, als ihm der Gedanke kam, dass Hyde es womöglich todernst meinte, obwohl es auf diesen Zettel eher wie ein Scherz wirkte. Doch wenn man berücksichtigte, wie lange Hyde es das letzte Mal ohne ihn ausgehalten hatte, konnte schon angenommen werden, dass ihr nächstes Wiedersehen in weniger als 4 Tagen war. Erleichterung übermannte die Einsamkeit, die er bis gerade eben gespürt hatte. Dieser Zettel beinhaltete nicht allein nur die Information, wo sich sein kleiner Geliebter gerade aufhielt, sondern war viel eher die Versöhnung, die er sich zwar eigentlich anders vorgestellt hatte, doch im Moment einfach nur zeigte, dass ihr kleiner Streit heute Morgen und ihre noch winzigere Auseinandersetzung gestern Nacht alles andere als ernst war. Diesbezüglich war Gackt sich die ganze Zeit nicht wirklich sicher gewesen. Hyde war letzte Nacht unzufrieden und enttäuscht eingeschlafen. Als sie am Morgen gemeinsam aufwachten, hatte ihn der Kleinere nur mürrisch ins Gesicht geblickt und gemeint, dass er duschen gehen würde. Er hatte sich vor seinen Augen des Kleides entledigt, das Dank seines heldenhaften Einsatzes letzte Nacht doch noch wie von selbst über seinen Körper glitt. Da Gackt sein vorwurfsvolles Schweigen als Missstimmung wegen letzter Nacht deutete, hatte er beleidigt hinterher gebrüllt, dass er heute lieber im Hotelzimmer bleiben sollte, und ja nicht während des Member-Ausfluges auftauchen sollte. Doch dieser war gegen sein Verbot und auffällig demonstrativ dort vorbeigekommen. Er war wütend gewesen, weil er dachte, dass Hyde sauer auf ihn war. Und so entstand der sinnlose Streit, den You interessiert beobachtet hatte. Als er kurze Zeit von Tetsus Anruf abgelenkt worden war, war Hyde, der sich absichtlich diese dumme Verkleidung ausgesucht hatte, um ihn zu ärgern, spurlos verschwunden. Offensichtlich da er bemerkt hatte, dass es wichtigere Dinge gab, als Gackt zur Weißglut zu bringen. Und leider auch wichtigere Dinge als immer bei ihm zu sein. Es war alles nur ein Missverständnis. Das wusste er nun. „Dann sehen wir uns wohl bald wieder.“ flüsterte Gackt grinsend und wohl wissend, dass er damit recht hatte, bevor er das kleine Blatt an seine Lippen legte und die Augen schloss. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So jetzt sind noch zwei Kapitel über, dann ist Schluss... jedenfalls bis mein (Ina-Tenshi) Adult-Kapitel dazu kommt. ^^; Irgendwie hoffen wir natürlich das es das nächste Mal nicht so lange auf sich warten lässt, aber versprechen können wir es auch nicht. Wir versuchen es natürlich... ^^ ach ja, weil Earu sowas in ihrem Kommi erwähnt hat... Gackt hat Chacha natürlich nicht so detailiert (wie es geschrieben ist)erzählt was sie am Abend davor gemacht haben, sondern nur kurz über die Knoten und darüber wie sauer Hyde wurde und so weiter... ^^; Die Rückblende erzählt nur euch Lesern, was Gackt in wenigen Sätzen zusammenfasst (und das Unwesentliche natürlich weglässt). *lol* Soweit würde Gackt dann doch nicht gehen, und ALLES erzählen *lach* *sich das vorstell* Nicht das ihr auch noch auf so seltsame Gedanken kommt, wie Earu *zu ihr schiel* >-<`` Wie immer, danke für's lesen und bis zum (hoffentlich bald) nächsten Kapitel! Eure Tenshis Kapitel 9: Backstage Reunion ---------------------------- Kapitel 9 : Backstage Reunion Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: So nun zu Weihnachten die letzten beiden Kapitel. Tut uns leid für die lange Wartezeit, aber Betaleserin war etwas verhindert. Aber dafür wie gesagt zwei Kapitel!^^ Viel Spaß ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So oft es sich Gackt auch jede Nacht und jede Stunde eines langen Tages wünschte, Hyde tauchte kein einziges Mal während der nächsten vier Wochen bei ihm auf. Weder als er selbst, noch in einer absurden Verkleidung. Nach jedem Konzert musste er enttäuscht feststellen, dass seine bessere Hälfte nicht einmal mit einer Silbe an einer Rückkehr dachte. Jedes Mal, wenn er ihm am Telefon indirekt danach fragte, zum Beispiel: „Was hast du morgen vor“ oder „Bist du sehr beschäftigt??“, kam nichts als ein „Ich muss dies und jenes erledigen.“ Nicht einmal Mitleid schien ihn zu berühren. „Ich vermisse dich so wahnsinnig.“ „Ich dich auch, Ga-chan“, winselte er dann in den Hörer und wechselte sofort zu einem anderen weitaus unwichtigeren Thema. Er hatte ihn wirklich vermisst, jeden Tag, jede Stunde, ja sogar jede Sekunde. Er hatte es sich einfach nicht vorstellen können, dass Hyde tatsächlich so ganz einfach ohne ihn leben konnte. Nicht nachdem er wegen Sehnsucht nach ihm diese kindische Verwirrung bei seinen Bandkollegen und Freunden verursacht hatte. Was war denn nun eigentlich anders? Sie waren länger getrennt gewesen, als jemals zuvor und Hyde schien alles andere als deprimiert darüber zu sein. Oder aber er fürchtete die sinnlosen Streite, die sie deswegen gehabt hatten. Das etwas daran zerbrechen könnte. Natürlich könnte es auch sein, dass er sich aufopferte, damit die Freundschaft zwischen ihm und You nicht weiter unter Lügen leiden musste und die Tour ohne Probleme und Sorgen zu Ende gehen konnte. Der Gedanke daran, dass dies der Grund für seine Nichtanwesenheit war, ließ ihn jedoch, trotz Einsamkeit, lächeln. Denn tatsächlich hatte es sich zwischen You und ihm seit Hydes Rückkehr nach Tokio etwas entspannt. Was auch logisch war, denn You hatte ihn auch seitdem nicht mehr mit anderen Frauen und Männern erwischt. Nur die langen Telefonate mit Hyde waren ihm stattdessen aufgefallen, doch die hatte er mit der selben Ausrede erklärt, wie damals als alles angefangen hatte. Statt missbilligen und skeptischen Blicken tauschten sie nun endlich wieder immer öfter ein Lächeln aus, und das ließ Gackt unheimlich zufrieden sein. So hätte es die ganze Zeit über sein müssen. Alle Gedanken nur bei dem nächsten Konzert und das darauf folgende, obwohl dies für ihn nicht wirklich zutraf. Je länger er von dem Kleineren getrennt war, desto öfter landete er mit seinen abschweifenden Gedanken bei ihm und seiner Sehnsucht zu diesem. Doch heute würde dies für eine kurze Zeit in den Hintergrund treten, denn seine einsamen Nächte würden eine kleine Pause einlegen müssen. In zwei Stunden öffnete sich der Vorhang für das erste Konzert in Tokio, und danach hatte er das langersehnte Wiedersehen mit seinem Liebsten. Er war ohne Zweifel ausgelassen glücklich über diese Tatsache, und das ließ er jedem seiner Member auffällig spüren. „Hey Ju-ken. Wenn du heute genauso hervorragend spielst wie in Nagano, dann gebe ich dir morgen das teuerste und beste Essen aus”, versprach Gackt mit einem Augenzwinkern, bevor er an ihn vorbei trat und in der Umkleidekabine verschwand, in der You mit seiner Gitarre saß und ein Stück von 'Mirror' spielte. „Du bist ja heute ungewöhnlich gut gelaunt, G-chan”, murmelte You, während er nicht minder konzentriert auf seine Hände starrte. „Findest du?” Gackt grinste, nachdem er sich auf den Stuhl neben You setzte und ihn ansah. „Ja, allerdings“, gab dieser zurück, ohne aufzusehen. „Ich nehme an, dass du heute deine Freundin wiedersehen wirst und deswegen so gut drauf bist“, schlussfolgerte You richtig. Er brauchte seinen Freund nicht anzusehen, um zu wissen, dass dieser ihn fragend ansah. „Woher weißt du denn, dass ich eine Freundin habe?“ Natürlich würde er damit kommen. Schließlich hatte er niemandem offiziell offenbart, dass er nicht mehr solo war. Doch das mittlerweile jeder des Staffs und alle Bandmember davon wussten, war ihm wahrscheinlich nicht wirklich klar. Und woher sie das alle wussten wohl auch nicht. „Wann bist du denn mal solo? Die Frage ist nur, wann ihr euch wieder trennt.“ Diese unnötige Bemerkung hatte You leise geflüstert, als würde er eher mit sich selbst sprechen und nicht Gackt gezielt damit aufregen wollen. Gackt, dem seine schnippischen Worte jedoch nicht wirklich entgangen waren, erhob sich wortlos von seinem Stuhl und trat an den Spiegel. Er blickte das Spiegelbild an, das ihn selbstsicher angrinste. Yous Worte trafen ihn nicht im geringsten, da er wusste, dass es niemals so sein würde. Natürlich würde er seine Hand dafür ins Feuer legen, dass seine Beziehung mit Hyde ewig andauern würde, doch You dies so selbstsicher auf die Nase zu binden, würde wahrscheinlich nicht auf Zustimmung treffen. Im Gegenteil, er würde nur wieder duzende alte Frauengeschichten von vor 10 Jahren herauskramen und diese als Beweis seiner Freiheitsliebe darlegen. Also beließ er es beim Schweigen, was You natürlich als Kapitulation deutete. In genau diesem Moment trat Chacha in den Raum. Nachdem er die beiden schweigenden Freunde gemustert hatte, griff er nach seiner Gitarre und wollte sich neben You setzen. Doch bevor er dies tat, wollte er noch eine wichtige Information loswerden, die seiner Meinung nach für beide Anwesenden wohl ziemlich interessant sein dürfte. „Hyde ist da“, gab er beiläufig von sich und setzte sich. Es herrschte zuerst eine beklemmende Stille, die urplötzlich durch den Krach eines umgestoßen Stuhles unterbrochen wurde. „WAS, HYDE?“ brüllten You und Gackt fast gleichzeitig, während der Sänger noch tolpatschig den Aluminiumstuhl, der neben ihm stand, umstieß, als er kopflos auf Chacha zutreten wollte. Als beide die seltsame Reaktion des anderen bemerkten, blickten sie sich skeptisch in die Augen. „Was seid ihr denn so überrascht. Er kommt doch immer zum ersten Tokio-Konzert“, murmelte Chacha, während er einen kurzen Part von 'U+K' spielte. „Oder etwa nicht?“ fragte er, während er, ohne sein Spiel zu unterbrechen, zu Gackt hinauf schielte. „D-doch, doch... du hast Recht. Er kommt immer zum ersten Konzert“, stotterte er, bevor er sich mit seinen Händen durch das bereits gestylte Haar fuhr. Er zwang sich Ruhe zu bewahren. Er war nur überrascht, weil es so plötzlich kam und Hyde nichts davon in ihrem Telefonat gestern erwähnt hatte, und er auch in seiner Vorfreude den Älteren zu sehen, völlig vergessen hatte ihn zu seinem Konzert einzuladen, was früher völlig normal war. Doch diesmal war ihm immer noch die Erinnerung an ihre Kostümparade des letzten Monats im Gedächtnis und irgendwie war der Gedanke, dass Hyde einfach herkommen würde, in Anbetracht der vergangenen Maskerade, merkwürdig. Trotzdem, auch wenn Hydes Besuch selbstverständlich war, hatten sie sich beim letzten Telefonat nur für den Abend danach verabredet. Sie hatten ausgemacht, dass sie sich in seiner Wohnung treffen würden. Ganz simpel und kaum misszuverstehen. Wie kam es, dass Hyde plötzlich einen anderen Weg einschlug? „Und warum bist du so geschockt, You?“ stichelte Chacha und riss Gackt damit aus seinen Gedanken. Stimmt, warum war You so aufgeregt? Gackt schmunzelte. Sonst war es ihm doch immer relativ egal gewesen, welcher Promi zu welchem Konzert kam. „Äh... ich... ich war nur überrascht, weil... weil er doch verschwunden war und ich gar nicht wusste, ob er nun wieder aufgetaucht war.“ Chacha beendete sein Gitarrenspiel und fing laut an zu lachen. „Was denn, hattest du etwa geglaubt, der Typ wäre abgehauen? So einer verschwindet nicht einfach so und bleibt verschollen.“ You schenkte dem Älteren einen beleidigten Seitenblick. Dabei wusste er doch ganz genau, warum er so reagierte. Wochenlang fieberte er einem Gespräch mit dem Bandsänger entgegen und nun wurde ihm die passende Gelegenheit regelrecht auf dem Silbertablett serviert. Chacha wusste dies und lachte ihn einfach so schamlos vor Gackts Augen aus. Obwohl auch ihm schleierhaft war, weshalb Gackt plötzlich so außer sich war. Wahrscheinlich dachte er dasselbe, und wollte ein Zusammentreffen mit ihm verhindern, da er Angst hatte, er würde sein letztes dunkles Geheimnis aufdecken, was er natürlich genauso vorhatte. Sollte Hyde ruhig kommen. Er freute sich auf nichts sehnlicher. „Natürlich nicht, Mann“, brummte der Größere und wollte sich nun wieder auf sein Instrument konzentrieren, doch daraus wurde nichts, denn der Teufel, von dem eben gesprochen wurde, klopfte an der angelehnten Tür und trat ohne Aufforderung in den Raum. Sofort waren alle Augen auf den kleinen Bandsänger gerichtet, der sich aufgrund der plötzlichen Stille etwas unwohl zu fühlen schien. Er stoppte, kaum dass er einen Fuß in den Raum gesetzt hatte und starrte in die kleine Runde. You war es, der nach einem kurzen 'Hallo' zuerst wegsah. Er beugte sich über seine Gitarre und tat, als würde ihm dieser Besuch nichts angehen. Chacha blickte zwischen Hyde und Gackt hin und her, während Gackt unsicher in die braunen Augen starrte und nach plausiblen Worten suchte, die nicht verdächtig waren. Doch die fanden sich nicht so leicht. Er wusste einfach nicht, wie er sich früher vor Hyde verhalten hatte, als sie noch nicht zusammen waren. Wie war es immer gewesen, als Hyde Backstage zu einem seiner Konzerte gekommen war? Er konnte sich einfach nicht erinnern. Nicht, weil es ihm wirklich entfallen war, sondern weil er momentan nicht einmal in der Lage war nachzudenken. Er sah nur seinen Hyde, der keine zehn Schritte vor ihm stand und grinste. Er hatte ihn so vermisst und nun konnte er ihm noch nicht einmal die Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit schenken, die er eigentlich verdient hatte und sich selbst am liebsten gegönnt hätte. Hyde bemerkte, wie Gackt zögerte, da er nicht wusste, 'was' er tun sollte, also tat er den ersten typischen Schritt. Er trat langsam auf ihn zu und umarmte ihn, so wie sie es immer getan hatten. „Hi“, begrüßte er den Größeren und klopfte kurz auf seinen Rücken. Dann blickte er zu Chacha hinüber, deutete eine sehr leichte Verbeugung an, die ihn begrüßen sollte. You hatte alles mit schielenden Augen beobachtet und fand nichts Seltsames an der Szene, außer jedoch Gackts steifes Verhalten. „Wie geht es dir, Ga-chan?“ Gackt blickte entsetzt und Hyde runzelte auf diese Reaktion die Stirn. Dann atmete der Sänger erleichtert aus. Es war alles in Ordnung. Hyde hatte ihn immer Ga-chan genannt, selbst als er ihn noch nicht liebte. Es gab also keinen Grund zur Sorge. Eigentlich, doch er konnte einfach nicht anders, als sich Sorgen zu machen, nicht so lange You hier zwischen ihnen auf diesem Stuhl saß und so tat, als würde er nicht zuhören. „Hey, Ga-chan, bist du heute nicht zu sprechen?“ riss Hyde ihn aus seinen schon wieder abschweifenden Gedanken, fasste ihn an seinen Arm und wollte ihn ansehen, doch Gackt schüttelte aus unabsichtlichen Reflex seine Hand ab und stotterte ein unverständliches „Doch“. You lachte. „Mach dir nichts draus, Hyde. Der Gute hat eine neue Freundin. Niemand außer ihr und seine anderen Liebschaften dürfen ihn anfassen.“ „Aha“, entgegnete Hyde und tat, als wäre er über diese Nachricht überrascht. Er legte seinen Kopf schief und musterte den Größeren, der immer noch schweigend da stand und ihn mit großen Augen ansah. Hätte Hyde nicht genau gewusst, wovor sein Geliebter eigentlich Angst hatte, hätte er meinen können, etwas an seinem Erscheinungsbild wäre ganz und gar nicht in Ordnung. Gackts starrender Blick war ihm, wenn er es ehrlich zugab, etwas unangenehm. Seine Augen wichen einfach nicht von der Stelle, sie starrten unentwegt in sein Gesicht, als könne er die Existenz dieser Person einfach nicht wahrhaben. „Aber das wusstest du ja schon von Anfang an, richtig?“ kam es spitz von You, der sich nicht einmal die Mühe machte, den Angesprochenen anzusehen. „Was?“ fragte Hyde der ziemlich perplex über diese eindeutige Anfuhr war, obwohl er sie nur im Hinterkopf vernommen hatte. Gackt, der so gar nicht anwesend war, stahl trotzdem fast seine ganze Aufmerksamkeit. Doch dann regte sich etwas. Zwar hatte es etwas gedauert, doch Gackt reagierte endlich, wenn auch ohne Worte. Er riss entsetzt die Augen auf und blickte zu seinem Freund hinunter. Was sollte diese Anspielung? War You auf Streit aus, hier und jetzt? „Ich soll was schon gewusst haben?“ fragte Hyde, der trotz alledem völlig ruhig blieb. Doch er wusste ja nicht wirklich, worauf er sich da einließ. War You einmal in der Stimmung, einen anderen mit fiesen Fragen und Schlussfolgerungen zu löchern, dann konnte dies nur wieder in einem Chaos enden. „Tu bitte nicht so, als wärst du nicht im Bilde darüber, was hier los ist. Du hast mich doch bewusst angelogen.“ Der Gitarrist war selbst überrascht, wie wenig Mut er im Grunde brauchte, um nun endlich seinen ganzen Ärger loszuwerden. Und dass er dies auch noch so direkt machte und ihm vollkommen egal war, ob Gackt, Chacha oder sonst wer anwesend war, verwirrte ihn auch. Doch sein Mund formte wie von selbst diese anklagenden Worte. Es würde ihm irgendwann peinlich sein, das wusste er, doch er konnte sich einfach nicht aufhalten. Es hatte urplötzlich in ihm zu brodeln angefangen. Der Ausbruch war nur eine Frage von Sekunden gewesen. Dazu brauchte es noch nicht einmal einen Grund. Dass Hyde da war und den Unschuldigen mimte, reichte vollkommen aus. Und dass er eigentlich auch gar nicht wirklich der Hauptschuldige war, tat auch nichts zur Sache. „Und dann spielst du auch noch den geschockten Freund, der nichts von dieser heimlichen Freundin weiß, stattdessen tust du, als hätte Gackt dein Vertrauen verletzt, dabei hast du es doch schon lange gewusst.“ You blickte auf und traf sofort auf die braunen Augen des Älteren, der ihn mit einem fast unmerklichen Grinsen ansah. „Ich frage mich nur, wer denn eigentlich für dieses dumme Gerücht verantwortlich war“, murmelte Hyde, dem nicht bewusst war, wie seine rhetorische Frage das Fass in You zum Überlaufen brachte. „Wie wir nun alle wissen, war es kein Gerücht. Er HAT eine Freundin“, antwortete You lauter, der genau wusste, dass Hyde ihn dafür verantwortlich machte. Doch dieser ließ sich davon kaum beeindrucken. „Bist du dir sicher?“ gab dieser stattdessen sofort zurück. You blickte misstrauisch. Doch bevor er etwas entgegnen konnte, hatte sich Gackt zwischen die zwei Streithähne gestellt und laut „Schluss jetzt!“ gebrüllt. „Würdet ihr bitte damit aufhören?“ Endlich hatte er sich aus seinen zu tiefen Gedanken reißen können, was auch wirklich höchste Zeit wurde, denn keine zwei Minuten später und alles wäre womöglich irgendwie von Hyde ausgeplaudert worden. „Ihr redet, als würde ich gar nicht neben euch stehen. Aber dummerweise bin ich hier... und … möchte nicht, dass ihr so miteinander und über mich redet. Verstanden?“ kam es im Befehlston über Gackts Lippen. Und damit hatte er You genauso wie auch Hyde angesprochen. Er wollte den Streit, der drohte außer Kontrolle zu geraten, um jeden Preis im Keim ersticken. Dazu drehte er sich zu You und sah ihn flehentlich an. Doch bevor er ihn bitten konnte, damit aufzuhören, fuhr der Gitarrist mit seinen Klagen fort. „Und du brauchst auch nicht so zu tun. Du bist doch der Grund dafür! Du lügst uns alle an, dabei verstehe ich nicht einmal den Grund dafür. Was ist denn an deiner Freundin so Verbotenes, dass du sie vor mir verheimlichst?“ You legte seine Gitarre beiseite und sprang von seinem Stuhl. Er stand direkt vor Gackt, blickte in die kühlen Augen des Schwarzhaarigen, der seinem Blick auszuweichen versuchte. Was sollte er darauf erwidern? Es gab nichts Verbotenes an Hyde und seiner Liebe zu ihn. Aber wie konnte You denn nur verlangen, dass er ihn in seinem aufgebrachten Zustand die Wahrheit sagte? Was würde das bringen, außer einem noch größeren Chaos? „Ja, das möchte ich auch gern mal wissen, Ga-chan“, kam es dann plötzlich von Hyde, der ja auch noch hinter ihm stand und Teil dieses Streits war. „Haido!“ zischte Gackt zurück. Warum konnte dieser Mensch nicht an unpassenden Momenten einfach mal den Mund halten und ihn selbst alles klären lassen? Es war ja so schon schwer genug. Verzweifelt suchte er nach einer Lösung, diese Situation zu retten, ohne das sich jemand dabei verletzt fühlte, doch nicht einmal Hyde schien momentan auf seiner Seite zu stehen. Und Chacha? Der saß auf seinem Stuhl und ließ sich von der dargebotenen Szene unterhalten. „Hey! Tust du immer noch auf unschuldig?“ You blickte an seinen Freund vorbei und packte Hyde an seinen Hemdkragen. Er zog ihn unsanft zu sich. Gackt, dem alles viel zu schnell ging, als das er darauf reagieren konnte, war geschockt über das, was gerade geschah. So hatte er seinen Freund noch nie erlebt. So voller Zorn und … ja, es war wohl tiefe Eifersucht, die ihn lenkte. „Hey, hey, hey...“, lenkte Gackt dann doch schließlich ein, fasste nach Yous Hand und schob ihn nach hinten. Dann packte er Hyde bei seinen Schultern und drehte ihn um. „Ich denke, wir sollten diesen Hahnenkampf später austragen, wenn wir uns alle etwas beruhigt haben, richtig You?“ Gackt wartete nicht seine Antwort ab, sondern flüchtete hastig samt Hyde aus dem Raum. Flucht war eine feige Art, Problemen aus den Weg zu gehen, doch im Moment sah er einfach keine andere Möglichkeit, eine Schlägerei zu vermeiden. „Hattest du etwa wirklich vor, die Wahrheit aus Hyde zu prügeln?“ meinte Chacha, der selbst nicht glauben konnte, dass You dazu fähig wäre. Erstaunlich, wozu Eifersucht doch in der Lage war. Sie machte aus einem friedliebenden Gitarristen, einen rasenden Schläger. „Natürlich nicht“, antwortete You sofort. Doch eigentlich hatte er sich gerade eben die selbe Frage gestellt. „Warum nur macht dich das alles so wütend? Es ist doch eigentlich nur eine Lapalie, wenn man es mal ganz nüchtern betrachtet. Okay, Gackt verheimlicht seine Freundin. Na und? Was ist daran so unheimlich schrecklich?“ Chacha hatte vollkommen Recht. Im Grunde war es genau so, doch mittlerweile hatte er sich so in diese Sache verrannt, dass es keinen wirklich guten Ausweg mehr wusste. Sobald er Hyde zu Gesicht bekam, sah er rot. Warum das so war, wusste er selbst auch nicht wirklich. Niemals hätte er gedacht, dass er auf den Kleineren so reagieren würde. War es denn wirklich nur, weil er Komplize in diesem Versteckspiel war? „Ich weiß nicht, aber ich fühle mich seltsam, wenn ich Hyde sehe.“ „Seltsam?“ hinterfragte Chacha, der mit Erstaunen feststellte, wie nah You doch eigentlich der Wahrheit war. „Ich werde wütend, keine Ahnung. Als würde ich tatsächlich am liebsten eine Schlägerei mit ihm anfangen wollen“, und so war es leider wirklich. Obwohl es ihn selbst erstaunte, was für dumme Gefühle in ihm schlummerten und ihn zu einem Menschen machte, der unüberlegte Dinge tat. Im Grunde war er Gackt sehr dankbar, dass er zusammen mit Hyde den Raum verlassen hatte. Seine stichelnden Augen, wie er sie wahrgenommen hatte, hätte er nicht länger ertragen können. Jedenfalls nicht, ohne rasend zu werden. „Aber so war es doch früher nicht“, meinte Chacha vorsichtig. You schüttelte den Kopf. „Ich weiß. Es ist, seit die beiden ein Geheimnis haben und mich da völlig ausschließen. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn dein bester Freund mit einem anderen Freund ein Geheimnis vor dir hat? Das verletzt eben irgendwie.“ Ja, das war der Grund. Er fühlt sich vergessen, allein gelassen, ausgestoßen. Im Grunde ziemlich kindische Gefühle, doch gegenwärtig verdrängten sie fast alles andere. * „Ich sollte mich wohl für You entschuldigen. Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist“, beteuerte Gackt, der die peinliche Stille, die seit geschlagenen zwei Minuten zwischen ihnen herrschte, während sie den ellenlangen Flur hinab liefen, unterbrach. Es war ihm wirklich unangenehm. Er schämte sich für das, was eben passiert war, und insgeheim wusste er auch, dass er selbst am meisten daran schuld war. „Da siehst du mal, was du mit deinen Lügen anrichten kannst. Ob ich mich jetzt noch nachts allein auf die Straße trauen kann? Vielleicht sollte ich mir jetzt auch einen Bodyguard zulegen“, murmelte Hyde mehr aus Scherz, doch Gackt konnte nicht wirklich darüber lachen. Ihm wurde bei den Gedanken, dass Hyde sich in seiner Nähe nicht sicher fühlen könnte, regelrecht schlecht. Obwohl er für seinen Freund You wirklich immer die Hand ins Feuer legen würde. Das eben konnte nur ein Ausrutscher gewesen sein. Niemals würde dieser tatsächlich handgreiflich werden, vor allem nicht gegenüber einem Freund, oder dem Freund eines Freundes. Das war völlig absurd. „Keine Sorge. So was wie gerade wird nicht mehr vorkommen. Und wenn du doch Angst haben solltest, dann werde ich natürlich dein Bodyguard sein.“ Gackt blieb stehen, lächelte den Kleineren liebevoll an, bevor er sich langsam zu ihm hinab beugte und dessen Lippen kurz mit seinen bedeckte. Sein Willkommenskuss. Zwar etwas dürftig und viel zu kurz, doch hier in aller Öffentlichkeit, in der sie jeder sehen könnte, schon fast wieder viel zu viel. „Okay, dann verlasse ich mich auf dich“, flüsterte Hyde grinsend gegen die Brust, an die er anschließend gedrückt wurde. „Also, ich muss mich jetzt langsam vorbereiten. Das Konzert beginnt bald.“ Hyde nickte. „Wie wäre es, wenn du da erstmal wartest?“ Gackt deutete in einen Raum mit Sitzmöglichkeiten. „Okay, aber könnte ich erst einmal kurz mit Ju-ken sprechen?“ Gackt blickte ihn verdutzt an. „Ju-ken? Natürlich... wenn du ihn findest. Er müsste hier auch irgendwo herumschwirren.“ Der Jüngere blickte sich prüfend nach seinen Bassisten um. Hyde nickte. „Ich werde ihn schon finden. Geh du und bereite dich auf dein Konzert vor“, daraufhin nickte Gackt und lächelte. „Aber pass auf, dass du You nicht wieder über den Weg läufst. Ich kann dich die nächsten Stunden nicht beschützen.“ Hyde lachte. „Das schaff ich erstmal auch allein. Hast wohl nicht bemerkt, dass ich ein paar Muskeln zugelegt habe.“ Hyde zog seine Jacke über die Schultern, um Gackt zu beweisen, dass er keine Märchen erzählte. „Nein, wie sollte ich auch. Habe dich ja einen Monat nicht mehr nackt gesehen“, flüsterte Gackt, während er mit seinen Händen über Hydes Arme fuhr. Wie sehr hatte er es vermisst, ihn zu berühren. Dieser kurze Augenblick war schon fast wieder wie ein Wunder, dass er mit seinen Fingerspitzen nur vage berühren konnte. „Das sollten wir heute Abend aber schleunigst ändern, oder?“ Gackt nickte wortlos, bevor er Hyde die Jacke wieder über die Schultern zog und ihn zärtlich ansah. „Auf jeden Fall“, murmelte er leise. Hyde nickte. „Bis nachher.“ * Gackt legte das durchgeschwizte T-Shirt auf einen der Stühle, griff nach dem schwarzen Hemd auf dem Bügel und zog es sich langsam über die Schultern, während er mit einem mulmigen Gefühl an sein bevorstehendes Gespräch mit You dachte. Dieser war sofort nach dem Konzert verschwunden. Keine Verabschiedung, ja noch nicht einmal der zufriedene Blick nach einem gut gelaufenen Konzert hatte er dem Schwarzhaarigen geschenkt. Die ganze Zeit über nur Ignoranz und Gleichgültigkeit, die dem blauäugigen keine Chance gewährten, den Gitarristen anzusprechen. Er hätte wohl doch gleich nach dieser peinlichen Szene mit ihm reden sollen, doch wie immer hatte er sich vehement dagegen gesträubt, obwohl er Hyde versprochen hatte, die Sache sofort zu klären. Das würde er ja auch, sobald er sich angezogen und den Größeren gefunden hatte. Es musste einfach darüber gesprochen werden, es musste geklärt werden, auch wenn er immer noch nicht so recht wusste, wie er das anstellen sollte. „Weiß jemand, wo Hyde-san ist?“ fragte er in die kleine Runde der noch verbliebenen GacktJOB-Member, die noch ausschließlich aus Ju-ken und dem Jun-ji, dem Drummer, bestanden. „Keine Ahnung. Er war direkt nach dem Ende des Konzerts noch hier, aber da du so lange gebraucht hast, ist er wohl schon gegangen“, antwortet Ju-ken. Gackt seufzte enttäuscht, trat an den Spiegel und griff nach seinem Handy, das dort lag. Vielleicht hatte Hyde ihm geschrieben. Vielleicht hatte er ihm mitgeteilt, wann und wo sie sich treffen würden. Schließlich waren sie verabredet. Warum war Hyde schon ohne ihn gegangen? Warum, wo sie sich doch so lange nicht gesehen hatten? Das war nie vorgekommen. Solange sie sich gegenseitig ihre Konzerte besuchten, war es kein einziges Mal vorgekommen, dass einer ging, ohne den anderen noch einmal zu sehen. War das Konzert zu Ende, hatten sie sich immer noch in einer Bar verabredet, zu der sie auch meist gemeinsam gefahren waren. „Eine neue Nachricht“, las Gackt murmelnd den Text auf dem Display vor. Er klappte das Handy auf, öffnete die Nachricht, die jedoch nicht von Hyde stammte, sondern von Chacha. Gackt zog verwundert die Stirn in Falten. 'Komm sofort in die XXX-Bar!' Er sollte was? Skeptisch blickte er auf das silberne Handy, klappte es zu, sah Ju-ken an, der nach seinen Rucksack griff und gehen wollte. „Ju-Ken, seit wann ist Chacha weg?“ wollte er wissen. Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab ihn nicht mehr gesehen, genauso auch You nicht. Die müssen sofort hier raus sein, ohne sich umzuziehen.“ „Aha!“ entgegnete Gackt, nickte lächelnd mit den Kopf und verabschiedete den Bassisten. „Irgendwie seltsam“, kommentierte Gackt laut was er dachte, nachdem auch sein Drummer verschwunden war und er allein im Zimmer stand. Doch ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als das zu tun, was in der äußerst seltsamen SMS stand. Geistesabwesend schnappte auch er also seine Jacke und verließ den Umkleideraum der Konzerthalle. Er lief schnellen Schrittes die Flure lang, schenkte dem vorbeikommenden Staff ein vages Nicken, während er versuchte, sich auf die Sache einen Reim zu machen. Er stieg in sein Auto und fuhr ohne Umwege zum gebetenen Treffpunkt, den er in nur weniger als 10 Minuten erreicht hatte. Er hatte keinen blassen Schimmer davon, was ihn dort erwarten würde. Ihn einfach irgendwo hinzubeordern, obwohl er für den Abend andere Pläne hatte, dafür brauchte es einen guten Grund, den Chacha hoffentlich auch hatte. Skepsis verdrängte Verwirrung, als er auf dem Parkplatz der Bar anhielt und ihm durch den Kopf ging, dass es vielleicht etwas mit Hyde zu tun haben könnte. War sein Verschwinden so kurz nach dem Konzert mit der kindischen Flucht Yous in Verbindung zu bringen? Wenn ja, was hatte Chacha damit zu tun? Langsam stieg er aus dem Auto, fuhr sich einmal durch das Haar, das immer noch etwas verschwitzt war. So überstürzt war er lange nicht mehr aus der Halle verschwunden. Nicht einmal die Viertelstunde zum Duschen hatte er sich gegeben. Die Neugierde hatte doch tatsächlich gegen jede Art Zurückhaltung gewonnen. Er wollte einfach so schnell wie möglich wissen, was hier abging. Nachdem er sich die nahezu durchsichtige Sonnenbrille auf die Nase gesetzt hatte, trat er an die Eingangstür der Bar. Er öffnete sie nach wenigen Sekunden des Zögerns, bevor er den verqualmten Raum betrat. Sofort erblickte er den langhaarigen Gitarristen, der abgewandt auf einen Barhocker direkt am Eingang, saß. „Chacha?“ Er legte seine Hand auf die rechte Schulter des Älteren und zog ihn zu sich herum. Doch seltsamerweise erblickte er nicht das, was er erwartet hatte. Dunkelbraune Rehaugen hießen ihn mit einen belustigenden Blick willkommen. Die Lippen, die ihn frech angrinsten, formten ein stimmen-loses „Ga-chan.“ Entsetzt packte Gackt den Kleineren auch an der anderen Schulter und zog ihn zu sich heran, um ihn genauer zu begutachten. „Was um Himmels Willen soll das?... Hideto Takarai!“ funkelte er ihn mit eiskalten Augen in die warmen braunen des anderen. Der angesprochene zuckte mit den Schultern. „Ich wusste doch, dass es etwas mit dir zu tun hat.“ Hyde schwieg weiter. Nicht einmal der zornige Blick des Jüngeren konnte ihm ein paar Worte entlocken. „Warum sollte ich herkommen? Warum bist du … Chacha?“ Gackt starrte den Kleineren skeptisch an. Sein Blick haftete an der unglaublich echt wirkenden Perücke, die Chacha's Mähne tatsächlich eins zu eins kopierte. Unglaublich, auch die Klamottenauswahl, als würde sein Gitarrist höchstpersönlich vor ihm stehen, würde man außer Betracht lassen, dass sein Gesicht nicht wirklich übereinstimmte. „Jetzt sag mir endlich, was das soll... sonst...“, zischte Gackt hinter zusammengepressten Zähnen hervor. „Wenn du mich küsst, dann erkläre ich dir alles“, platzte es unerwartet aus dem Älteren heraus, der ihn bittend ansah. Er schien fast schon etwas aufgeregt, als würde etwas Schreckliches passieren, würde Gackt diesen ungewöhnlichen Deal nicht eingehen wollen. Aber was, wenn er es tun würde, ... was eigentlich eher nicht das Problem war, würde Hyde dann wirklich erklären wollen, was hinter dieser Verkleidung steckte. Irgendetwas war so gar nicht in Ordnung, mit Hyde, dieser Verkleidung, seiner Bitte, dieser SMS, einfach allem. „Los, küss mich!“ befahl Hyde in einen etwas unhöflichen Ton, als er merkte, dass Gackt anfing zu viel zu denken. Doch da Gackt vor lauter wirrer Gedanken in seinen Kopf nicht tat, worum Hyde gebeten hatte, erledigte der Langhaarige es selbst. Er legte seine Arme um den Hals des Größeren und drückte seine Lippen auf Gackts. Im Kopf des Jüngeren schwirrten Fragen um mögliche Antworten. Warum war Hyde hier, warum als Chacha? Warum hatte Chacha ihn gebeten herzukommen? Warum kam ihm das alles so unglaublich seltsam vor? So plötzlich, nach dem Konzert. Noch vor wenigen Minuten hatte keiner ein einziges Wort mit ihm gesprochen und sie waren einfach verschwunden. Und was war mit You? Der war auch weg... Könnte es womöglich sein, dass... Panisch riss Gackt sich aus Hydes Umklammerung mit Kuss. „Sag mal, habt ihr etwa vor...“, doch es war bereits zu spät. „Was geht denn hier ab?“ wurde der Sänger plötzlich durch einen entsetzten Ruf, der vom Ausgang, also direkt neben ihm, widerhallte, unterbrochen. Er wagte es kaum, sich zur Seite zu drehen, und der Person, die womöglich diesen Kuss gesehen hatte, anzusehen. Dass jedoch Hyde sein Gesicht abwandte und sich praktisch hinter ihn versteckte, kam ihn ganz Recht. Denn am liebsten hätte er in seiner momentanen Panik, die er erfolgreich für sich behielt, nach dem Älteren gegriffen und ihn samt seiner verrückten Perücke hinter die Theke gekickt und so getan, als wäre rein gar nichts in Richtung Kuss geschehen. Aber da dieser ja schon selbst ein klein bisschen dafür sorgte, unerkannt zu bleiben, durfte er sich dieses Manöver ja noch für später aufheben. Doch all dies würden nun sowieso nichts mehr bringen. Er hatte ihn gesehen. Küssend mit Chacha, wie dieser sicherlich annahm. Wie sollte er dies erklären, ohne Hydes Identität preiszugeben? Ein Glück, dass die Bar so ausgestorben war. Lediglich die Kellnerin, die die Tische abwischte und sich kein bisschen um die beiden Typen an der Theke kümmerte, schlenderte von einem leeren Tisch zum nächsten. Also gab es schon mal keine anderen bohrenden Blicke, die er ignorieren musste. Was Gackt eigentlich erst jetzt aufgefallen war. Keine Menschenseele tummelte sich an der Bar. War geschlossene Gesellschaft, geschlossen oder waren sie zu früh? „Gackt?“ kam es fragend von der Seite. Noch immer hatte es der Sänger nicht über sich gebracht, zur Seite zu blicken. „Du und Chacha?“ murmelte You, der immer noch nicht wirklich glauben konnte, was er gerade gesehen hatte. „Nicht wirklich...“, stotterte Gackt nun zurück, der ihn zwar nicht ansah, doch wenigsten die Sprache wieder gefunden hatte. Hyde, dem es anscheinend zu brenzlig wurde, wollte sich entlang der Theke vorbei in den hinteren Bereich der Bar schleichen, doch You bemerkte diesen Fluchtversuch sofort. „Hey, bleib sofort stehen, Chacha!“ brüllte der Jüngere, und man konnte an dem Zittern in seiner Stimme regelrecht hören, wie sauer und entsetzt dieser war. Hyde tat wie ihm befohlen wurde. Er blieb stehen, doch drehte sich nicht um. Als You auf ihn zugehen wollte und Gackt deswegen fast das Herz stehenblieb, klingelte das Handy des Gitarristen. Im Gehen kramte You es aus seiner Jackentasche, klappte es auf und nahm das Gespräch entgegen. „Ja?“ fragte er schroff. Gackt blickte nur auf seinen Freund, der im Begriff war, Hyde zu packen und sein unglaubliches Geheimnis zu lüften. Nun war es also soweit und er konnte rein gar nichts dagegen unternehmen. Doch dann erstarrte You plötzlich, als die Stimme, die er über sein Handy vernahm, zu sprechen begann. „Bist du in der Bar?“ „Chacha?“ murmelte You in das Handy, während er auf das lang gewellte Haar des Kleineren vor sich starrte. „Wie kannst du mich anrufen, wenn du eigentlich vor mir stehst?“ ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So und weiter gehts im letzten Kapitel!!! ^^ Kapitel 10: Backstage Revelation -------------------------------- Kapitel 10 : Backstage Revelation Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Mit diesem Kapitel findet die FF ein Ende. Sie ist doch irgendwie ein kleinwenig länger geworden als erwartet. Na ja nicht unbedingt länger, aber es hat länger gedauert, als geplant. Eigentlich hatten wir gedacht das wir nur ein halbes Jahr dafür brauchen würden, aber dann wars doch ein ganzes Jahr geworden. Wir sagen erst einmal viel Spaß beim lesen...^^ ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ „Was meinst du denn mit 'vor mir stehen'? Ich bin noch in der Konzerthalle und wollte nur wissen, ob du schon in der Bar bist.“ You hörte verwirrt die Worte, die über sein Handy kamen, während er mit aufgerissenen Augen auf die Gestalt keine 2 Meter vor ihm starrte. Es war doch Chacha, der vor ihm stand, er war es doch, der gerade vor ihm weglaufen wollte, weil er und Gackt sich geküsst hatten und dies nicht vor ihm verborgen geblieben war. Es war doch Chacha, der sich dafür schämte und mit Sicherheit nicht wusste, wie er dies erklären sollte. Aber es war auch Chacha, dessen Stimme er über sein Handy vernahm, daran bestand auf jeden Fall kein Zweifel. Wenn es Zweifel gab, dann an der Person mit dem lockigen Haar, die bisher nicht den Mut hatte, ihm sein Gesicht zu zeigen, obwohl diese doch schon wissen musste, dass die dumme Verkleidung aufgeflogen war, woran ja nun wirklich keinerlei Zweifel bestand. Dieser Mensch, der vor ihm stand, hatte sich als Chacha verkleidet. Aus welchen Grund, das würde er sicherlich in wenigen Minuten erfahren. „Sollte ich deshalb unbedingt in diese Bar kommen, Chacha?“ fragte You, dem gerade einiges klar wurde. Chachas Bitte sofort in die Bar zu kommen, war ihm von Anfang an schon seltsam vorgekommen, doch irgendwie hatte er dann einfach angenommen, dass der Gitarrist nur an einer Aussprache zwischen ihm und Gackt interessiert war und ihn deshalb hierher beordert hatte, genauso wie seinen Freund. „Ich weiß nicht, was du meinst“, murmelte Chacha. Doch You grinste nur, während sich Gackt direkt zwischen ihn und den Chacha-Double stellte. „Vor mir steht ein ziemlich guter Chacha-Cosplayer, der mit Gackt einen intimen Moment geteilt hat,... und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich das unbedingt sehen sollte.“ You blickte in Gackts Gesicht und lächelte, als hätte er dieses Spiel schon gewonnen, und er hatte wirklich Spaß daran, Gackt in irgendeiner Weise überlegen zu sein. „Ich muss jetzt auflegen“, gab er noch schnell hinzu, bevor er das Handy zuklappte und es in seiner Jackentasche verstaute. Dann blickte er Gackt wieder starr in die Augen, der vor Nervosität kaum diesen Blick standhalten konnte. „Was soll das hier eigentlich?“ fragte der Gitarrist. Gackt schüttelte den Kopf, tat mehrere Schritte zurück und schob den geheimnisvollen Unbekannten mit sich. „Wer ist das?“ wollte You dann wissen, obwohl er kaum annahm, dass sein Freund ihm darauf eine ehrliche Antwort geben würde. Deshalb versuchte er nach dem kleineren Mann zu greifen, Gackt beiseite zu schieben, um endlich das Gesicht des Doubles sehen zu können. Seltsamer Weise hatte Gackt nicht viel Gegenwehr gezeigt. Er hatte wohl eingesehen, dass es keinen Sinn mehr hatte und er so oder so herausfinden würde, was hier los war. You zog die Person zu sich. Auch dieser wehrte sich nicht dagegen, im Gegenteil, er schien mehr erleichtert darüber zu sein, dass seine Identität aufgedeckt werden würde. Er drehte sich herum und blickte geradewegs ins Yous dunkle Augen. Skeptisch entgegnete er diesen Blick und überlegte. Obwohl es einige Zeit brauchte, kam er auf den Namen des Mannes vor ihm. „Hyde!“ kam es atemlos über seine Lippen, bevor er die Perücke vom Kopf zog. Gackt, der nichts mehr tun konnte, schlug die Hand vor seine Stirn und schüttelte den Kopf. Es war alles aus. Nun war es zu Ende. „I...ich kann ... das erklären, wirklich“, murmelte Gackt. „Ich weiß, das hört sich total bescheuert an, aber es ist wirklich nicht so, wie es aussieht.“ Gackt faste den Größeren auf die Schulter und wollte, dass er ihn ansah. „Doch, eigentlich ist es genau so, wie es aussieht“, machte ihm gerade Hyde einen Strich durch die Rechnung. Geschockt starrte Gackt auf den Kleineren, der gerade im Begriff war, ihm in den Rücken zu fallen. Wenn er das nicht schon die ganze Zeit über getan hatte. Hyde hatte dieses Aufeinandertreffen geplant, das war dem Sänger in dem Augenblick klar geworden, als es schon längst zu spät war. „Wie genau sieht es denn aus, und ist es nun so oder nicht?“ kam es von You. Man konnte den enttäuschten Zorn heraushören. „Das kann ja alles nicht wahr sein. Ihr verarscht mich und habt auch noch Spaß dabei! Und was sollte das? War das ein Kuss? Oder sollte es nur so aussehen, damit ich völlig in eure Falle tappe?“ „Nein. Es war kein...“ „Doch es war ein Kuss. Und er war echt“, fiel Hyde Gackt erneut ins Wort. Der Sänger blickte zornig zu seinem Geliebten herüber und murmelte irgendetwas unverständlich in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. Dann war es also wirklich eine Falle gewesen, in die er naiv getappt war. Er hatte es geahnt, in dem Moment, als Hyde ihn darum gebeten hatte, ihn sofort zu küssen. Dass er so erpicht darauf bestanden hatte, war verdächtig gewesen, und nun konnte er nichts mehr tun, um aus diesen Schlamassel zu kommen. Hyde hatte die Zügel des Spiels schon lange in seine Hand genommen, und er hatte es nicht einmal mitbekommen. You blickte den kleinen L'Arc~en~Ciel-Sänger geschockt in die Augen. Er wollte etwas darauf sagen, doch aus seinem Mund kamen nur seltsame Geräusche, die man nicht wirklich als Worte bezeichnen konnte. Da Hyde mit dieser Reaktion gerechnet hatte, fuhr er sofort mit seiner mehr oder weniger hilfreichen Erklärung fort. „All die seltsamen Leute, denen du seit Beginn der Tour begegnet warst, die war alle ich. Ich habe mich als sie verkleidet, um in Gackts Nähe zu sein.“ You kräuselte die Stirn, ungläubig starrte er zuerst Hyde dann Gackt an, während er versuchte, sich an die von Hyde so benannten seltsamen Leute zu erinnern. „Du warst dieser schmächtige Bodyguard?“ Hyde nickte. „Ja, und ich war auch der Elektriker, der Klempner, die Putzfrau, der Kabelträger, die Katze, Gackts Freundin im Restaurant, der Postbote...“ Man sah es förmlich, wie You versuchte die Personen, von denen er bisher die ganze Zeit geglaubt hatte, sie wären irgendwelche Liebschaften seines besten Freundes, mit Hyde in Verbindung zu bringen. „Und dieser ominöse Arzt vorgestern, das warst auch du?“ fragte You. In seiner Stimme hörte man eine Spur Besorgnis. Hyde legte seinen Kopf schief und sah den Größeren fragend an. „Arzt?“ „Ja, dieser Arzt, der vorgestern Gackt nach einem Zusammenbruch behandelt hat.“ Hyde schüttelte den Kopf. „Nein“, entgegnete er, worauf er einen noch Sorgen volleres Gesicht erntete. „Was war denn mit diesem Arzt?“ Nun fiel ihm Gackt ins Wort, der die ganze Zeit über schweigend die Szene beobachtet hatte. „Ehrlich gesagt, hatte ich auch erst gedacht, dass du es wärst.“ Hyde runzelte die Stirn. „Was soll das denn jetzt heißen?“ murmelte der Ältere ein wenig angesäuert. „Was war mit dem Arzt?“ wollte er unbedingt wissen, doch Gackt tat das Thema mit einem Winken ab. You ließ sich auf einen der Stühle gegenüber der Bar sinken und fuhr sich etwas verzweifelt durch das Haar. „Und warum das alles?“ wollte er wissen, nachdem er die Tatsache, dass Gackt und Hyde mit ihm ein Kostümspiel veranstaltet hatten, sacken ließ. Nun wollte er einfach nur den Grund für dieses kindische Verhalten wissen. War es nur aus Spaß oder steckte doch ein anderer Grund dahinter? „Damit ihr was zu lachen habt?“ Gackt schüttelte den Kopf. Man sah es ihm an, wie schwer es ihm fiel, das alles zu erklären. Er hatte bisher nicht den Mut gefasst, die einzig wichtige Information über ihre Beziehung preiszugeben. Dabei ging es doch von Anfang an nur darum. Sie hatten dieses Theater doch nur gespielt, weil Gackt es erst einmal vor allen hatte geheim halten wollen. Hätte er von Anfang an mit offenen Karten gespielt, dann würden sie nun nicht hier stehen und um Worte ringen. „Sag es“, bat Hyde, der zu Gackt hinauf blickte und ihm mit Blicken sagte, dass es nun an der Zeit war. Es gab nun kein Zurück mehr. Entweder er tat es jetzt oder er würde mit diesem Geheimnis alles zerstören, was sie zu besten Freunde machte. „Ich... ich... und Hyde... wir sind … zusammen. Schon seit Ende letzten Jahres.“ You zeigte keine Reaktion, weder eine positive noch eine negative. Er blickte regungslos zu Boden. Wahrscheinlich, um diese Information verarbeiten zu können. „Es war etwas kompliziert. Und du weißt doch, dass ich nur ungern über Probleme spreche,... es hat sich so hingezogen und irgendwann waren wir dann zusammen,... aber ich hatte dir nicht ein Sterbenswörtchen darüber gesagt, weder zu der Zeit als es noch aussichtslos schien, noch als ich überglücklich war. Ich hatte Angst, dass du es falsch verstehen würdest, wenn ich dir jetzt einfach mal so sage, dass ich mit Hyde schon fast ein halbes Jahr zusammen bin, aber, ja man könnte es so sagen, keine Zeit hatte, dir diese wichtige Information mitzuteilen. Ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte, ohne das du von mir enttäuscht bist. Nicht dass ich Hyde liebe, sondern, dass ich es versäumt hatte, dir davon zu erzählen. Na ja, und dann kam die Tour. Ich wollte keinen Streit riskieren, wenn wir doch eigentlich gar keinen Kopf für so was haben. Aber dann hatten wir gerade wegen meiner Verschwiegenheit gestritten. Ich wollte nicht, dass du auf diese komischen Gedanken kommst, aber je mehr Zeit verging, desto tiefer habe ich mich darin verstrickt, bis es mir gar nicht mehr möglich war, da raus zu kommen.“ Gackt atmete tief ein, nach dem er seinen langen Erklärungsmonolog widerwillig beendet hatte. Er spürte die unangenehmen starrenden Blicke von Hyde und You, die plötzlich regelrecht an ihm klebten und irgendwie auszusagen schienen, dass er aufhören solle, so viel Müll zu reden. Denn im Grunde war es alles nur Müll, da es einfach nicht plausibel erklärt werden konnte. „Verstehe“, murmelte You leise. Gackt war trotz dem ganzen Stusses, den er zusammen geredet hatte, unheimlich erleichtert, dass endlich ein Wort über Yous Lippen gekommen war, auch wenn sie nicht wirklich erklärten, wie er über das alles dachte. „Du wolltest mir diese unglaublich skandalöse Neuigkeit zwar erzählen, aber hast nie den richtigen Zeitpunkt dafür gesehen. Habe ich das so richtig verstanden?“ fragte You, der aufstand und Gackt in die Augen sah. Dieser spitzte bei dieser Frage die Lippen und legte seinen Kopf schief. „Was bitte ist daran so skandalös?“ murmelte Hyde, der neben ihm stand und etwas verbittert guckte. „Genau, was ist daran skandalös?“ stimmte ihm der Sänger zu. You blickte genauso fragend in die Runde der skeptischen Gesichter. „Na, wenn du keinen Mut hattest, es mir zu sagen, dann muss es ja so was wie ein Skandal sein. Warum sonst ist es dir so peinlich? Hast du Angst, dass ich es der ganzen Welt erzähle, oder dir gar deinen komischen Zwerg ausspannen würde?“ Den letzte Teil hatte er mit einen wehmütigen Grinsen auf den Lippen gesprochen. „Also wirklich. Du bist mir gerade der dümmste Freund, den ich je hatte. Wegen so was Belanglosem so ein Theater zu veranstalten. Das sieht dir jeden falls sehr ähnlich.“ You schüttelte den Kopf und seufzte. Gackt schmunzelte über diese scheinbar positive Reaktion, die ihm einen großen Stein vom Herzen nahm. Ehrlich gesagt, hatte er Vieles erwartet, aber dass er dazu einfach nur grinste, stand ganz unten auf seiner Liste. „Und ich hab mir sonst was für Sorgen gemacht. Ich habe dich als die größte männliche Schlampe dieses Universums gesehen. Ich habe dich in der Gosse sitzen sehen, mit einer Flasche Wodka die du dir erbettelt hast. Weißt du eigentlich, was für Alpträume ich hatte?“ Gackt schüttelte den Kopf, während er mit großen Augen in das Gesicht des Gitarristen starrte, das tatsächlich Erleichterung ausstrahlte. Und diese Erleichterung wiederum machte ihn irgendwie glücklich. „Das erzähl ich lieber nicht.“ You schüttelte den Kopf und machte ein angewidertes Gesicht, als würde ihm allein schon beim Gedanken schlecht werden. „Ich habe mir so viele Gedanken gemacht, dabei warst du die ganze Zeit nur mit diesem Hyde zusammen.“ Verletzt verschränkte Hyde die Arme vor seiner Brust, als er diese Beleidigung vernahm. „Was heißt hier 'nur' und 'diesem'?“ You grinste als Antwort, dann drehte er sich um und trat langsam an die Eingangstür. Hyde, der sich etwas in seinen Stolz angegriffen fühlte, wollte diese Diskussion jedoch nicht dabei belassen. „Was glaubst du eigentlich, wem du es zu verdanken hast, dass du jetzt endlich die Wahrheit kennst?“ brüllte ihm Hyde aufgebracht hinter her. Er wollte ihm zum Eingang folgen, doch Gackt fasste ihm am Arm und zerrte ihn zurück. Doch Hyde ließ sich nicht so einfach in die Schranken weisen, obwohl er wusste, dass You es nicht ernst gemeint hatte und sich einfach nur einen Spaß daraus machte, ihn zu sticheln. Sozusagen die Gegenleistung für ihre Maskerade. „Ja, ich...ich war es!“ Er schlug mit seiner Handfläche auf seine Brust, als You desinteressiert mit den Schultern zuckte. „Hätte ich heute Nachmittag nicht so eine Angst um mein wertvolles Leben gehabt, dann würdest du immer noch diesen ganzen bekloppten Lügen glauben schenken. Ja, Gackt hat eine Freundin, die er mit herumstreuenden Männern betrügt,... vor und nach den Konzerten, in der Umkleidekabine, im Park und natürlich im Hotelzimmer.“ „Haido!“ meinte Gackt tadelnd. „Jetzt lass mich doch. Du siehst doch, dass er es dir nicht so sehr übel nimmt“, flüsterte Hyde, und er wusste einfach, dass er damit Recht hatte. Gackt machte sich einfach noch viel zu viele Gedanken. Das Problem war gelöst, und so hätte es schon die ganze Zeit sein können. You, der schweigend am Eingang stand, drehte sich herum und blickte ernst. „Gut, dass du es getan hast, denn hätte ich dich das nächste Mal allein getroffen, wäre meine Hand womöglich wirklich ausgerutscht.“ Nun musste Hyde doch etwas schlucken, denn das Funkeln in den Augen des Gitarristen verriet, dass er das vielleicht auch ernst gemeint haben könnte. Hyde sah zu Gackt auf, während er sich demonstrativ in dessen beschützerische Arme drückte. „Da siehst du's, Gackt. Bitte sei mir dankbar, dass ich das hier getan habe. Der Typ hätte mich zerlegt und dann hättest du gar nichts mehr von mir gehabt“, säuselte er, als wäre er die Unschuld in Person, die unbedingt seinen Schutz brauchte. You grinste. „Damit du's weißt. Ich war ziemlich eifersüchtig auf dich, weil ich dachte, du wärst Gackt ein besserer Freund als ich. Aber wenn es wirklich so ist und ihr zwei zusammen seid, und ich mir dann sicher sein kann, dass Gackt keinen Blödsinn macht, weil du ein Auge auf ihn haben wirst, dann ist das in Ordnung. Du darfst dich jetzt wieder sicher fühlen“, scherzte der Größere. „Ich kann ja wohl schlecht auf Gackts Freundin eifersüchtig sein“, murmelte er leise hinzu, dann hob er sein Gesicht und sah auf das Paar, das auch ihn musterte. „Und, werdet ihr euer kindisches Spiel weiterführen oder verschont ihr mich damit?“ Hyde schüttelte darauf sofort mit dem Kopf. „Damit bin ich durch. Selbst Gackt wird mich nie wieder dazu bringen, mich als irgendjemand anders auszugeben“, wobei er sich da nicht wirklich sicher war, schließlich war die Nummer mit der feinen Dame auch auf Gackts Mist gewachsen und er hatte einfach zugestimmt, es zu tun, obwohl er es nicht wollte. „Verstehe.“ You nickte. „Ich muss jetzt gehen und diesen ganzen Mist verarbeiten und mein wirres Hirn ordnen“, meinte er, während er die Hand auf die Türklinke legte und einige Sekunden wartete. Und wie erwartet meldete sich Gackt noch einmal zu Wort. „Lass uns morgen bitte nochmal in Ruhe darüber reden“, meinte der Sänger, der sich immer noch nicht wirklich mit dem Frieden abgeben konnte. Er wollte auf Nummer sicher gehen und allein und in Ruhe mit ihm reden, … und all das nachholen, was sie die letzten Monate versäumt hatten. Nämlich Freunde sein und sich gegenseitig vertrauen und ohne Anspannung miteinander reden. Ohne Hintergedanken, ohne Sorgen. „Okay“, antwortete You und lächelte nun wieder etwas verhalten. Dann verließ er wortlos die Bar. „Meinst du, er ist mir wirklich nicht böse?“ murmelte Gackt skeptisch, nachdem er seinem Freund hinterher gesehen hatte. „Wenn du morgen mit ihm redest, wird alles wieder so wie früher, glaub mir“, flüsterte Hyde beruhigend, während er sich an Gackts Brust drückte und die Augen schloss. Er war unheimlich froh, dass dieses leidige Thema endlich vom Tisch geräumt war, was auch wirklich allerhöchste Zeit wurde. Es hatte einfach nur noch genervt. „Das hoffe ich“, flüsterte Gackt zurück und verteilte leichte Küsse auf das braune Haupt seines kleinen Lieblings. „Danke“, fügte er dann nach wenigen Sekunden hinzu. „Wofür denn?“ fragte Hyde, nachdem er seine Arme um den Oberkörper des Größeren schlang. „Das du mir diese Falle gestellt hast. Hättest du es nicht getan, wäre vieles kaputt gegangen.“ Hyde lächelte. „Gern geschehen“, flüsterte Hyde gegen die Brust und seufzte. „Aber das du dich nun nie wieder verkleidest, darüber müssen wir nochmal reden...“ „Bitte?“ Hyde grinste, was Gackt glücklicherweise nicht sehen konnte. Er hatte es doch geahnt, dass er bei der Sache Einspruch erheben würde. Dazu waren die Tage während ihres kleinen Spieles manchmal doch zu spannend gewesen. Und wer wusste schon, ob es nicht doch eines Tages wieder notwendig war, weil er seinen Schatz einfach viel zu sehr liebte, um länger von diesem getrennt zu sein. Hyde brummte etwas, bevor er sich aus der Umarmung löste und Gackt ernst in die Augen sah. „Das nächste Mal werden wir einfach mal den Spieß umdrehen.“ Gackt blickte verdutzt. „Das nächste Mal wirst du mir die Prinzessin spielen.“ ~Ende ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Aber wirklich ende ist es ja noch nicht. Das versprochene Adultkapietel wird irgendwann folgen, hoffentlich nicht ein halbes Jahr später *grins* Wenn es da ist, werden wir natürlich alle benachrichtigen. Bis dahin, sagen wir erst einmal Bye bye!!! Einen guten Rutsch ins neue Jahr... und bis zum nächsten Mal. ^^ Und vieleeeen lieben Dank an die Kommischreiber. *knuff* *winki* Eure Tenshis Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)