Concert of Masquerade von Tenshis (Spezial zu "A Song of hopeless Love") ================================================================================ Kapitel 3: Backstage Discovery ------------------------------ Kapitel 3: Backstage Discovery Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Hiho... endlich mal wieder ein neues Kapitel. Mit einer Woche Verspätung... Gomen. Aber heut mal kurzes Vorwort. Dôzo! ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ „Hy…“ wollte Chacha seine Verwunderung sofort zum Ausdruck bringen, jedoch hielt er inne, als er Hydes flehende Augen sah. Verzweifelt blickte der als Klempner verkleidete Sänger in das Gesicht des Gitarristen. Es war unverkennbar, dass der langhaarige sofort erkannt hatte, wer sich hinter dem künstlichen Bart und dem blauen Capi befand. Die verwirrt und gleichzeitig leicht geschockte Miene des Mannes ließ zweifellos darauf schließen. Deswegen bat Hyde stumm darum, seine Entdeckung für sich zu behalten. Vielleicht war es wirklich möglich, dass dieser Mann ein Herz für seine missliche Lage hatte und sich dafür irgendwie auf irgendeine Art und Weise einsetzte. Der Gedanke, jetzt aufzugeben, widerstrebte ihm einfach, auch wenn es tatsächlich aussichtslos schien. Er betete, dass Chacha seine Bitte verstand, ohne dass er sie laut aussprechen musste und dass er ohne Erklärung in der Lage war, zu erkennen, warum er dies tat. Ein geflüstertes „Bitte“ und das Gesicht stärker zu einem einzigen Leiden verzogen, sollten ihm dabei helfen. Chacha, der sich über die ganze Situation ohne Zweifel wunderte, nickte. Ein Lächeln, das dem anderen zu verstehen geben sollte, dass er ihn decken würde, ließ Hyde erleichtert seufzen. Doch die unbestreitbare Sorge, dass er immer noch entdeckt werden könnte, allein durch die Tatsache, dass Gackt immer noch sein Handy in der Hand hielt, ließ seine Nervosität nicht weniger werden. Chacha erkannte erst jetzt, wieso Hyde der sich aus noch unbekanntem Grund versteckte, so unglaublich aufgeregt war. Gackt war dabei, diesen Mann, der in einer Verkleidung vor ihm lag, anzurufen. Das würde bedeuten, dass das Handy, das mit Sicherheit in der Tasche dieses Klempners steckte, klingeln würde… und das würde Gackt zuerst einmal stutzig machen, im schlimmsten Falle würde er entdecken, dass es Hyde war, der die ganze Zeit im Nebenraum als Klempner ihr Gespräch belauscht und ihr Handeln bespannt hatte. Und dies wiederum würde mit Sicherheit auch Probleme geben, mal davon abgesehen, wieso Hyde diese Show überhaupt abzog. „Äh Gackt….GACKT!!!!“ brüllte Chacha nach diesem Gedankenstrang, der wie ein Blitz durch sein Gehirn gefeuert war. Hyde hatte ihn um Hilfe gebeten, nicht mit Worten, aber sein Gesichtsausdruck sprach einfach Bände. Er hatte Angst, entdeckt zu werden. Und um ehrlich zu sein, hätte er sicherlich auch Angst gehabt. Also entschied er sich, dem Jüngeren zu helfen und sich ausnahmsweise Mal kurzfristig gegen seinen Boss und Freund zu stellen. Was sollte auch schon passieren? Eigentlich schien es eine sehr interessante Geschichte zu werden. Hyde verkleidet, immer in Gackts Nähe… Das musste einfach eine unglaublich starke Liebe sein oder aber eine teuflisch nagende Eifersucht. Chacha betete für ersteres. „Was ist denn?“ murmelte Gackt, der von den beiden am Boden kauernden Personen weg sah und erneut versuchte, seinen Anruf zu tätigen. „Leg sofort dieses verdammte Handy weg, sonst werde ich sauer“, schrie Chacha plötzlich, fast schon etwas zu barsch. Gackt blickte verdutzt, fast schon geschockt über diese wirklich schon etwas unfreundliche Ansage seines Freundes, während er die Stirn in tiefe Falten legte. „Was soll das denn?“ „Leg es weg… wir sind hier im Badehaus, um ein Bad zu nehmen, danach kannst du immer noch anrufen“, erklärte Chacha jetzt wieder etwas freundlicher. Er erhob sich aus seiner Hocke, reichte dem liegenden Mann eine helfende Hand und zog diesen zurück auf die Beine. Hyde zog das Capi tiefer ins Gesicht, verbeugte sich kurz und verschwand so schnell er konnte aus dem Blickfeld des Mannes, der auf keinen Fall erkennen durfte, wer er wirklich war. Gackt, der dank Chachas Drohung seinem Handy tatsächlich keinerlei Beachtung mehr schenkte, blickte dem Klempner nachdenklich hinterher. „Komisch“, murmelte er schließlich. „Was?“ fragte Chacha, der irgendwie das Gefühl nicht los wurde, Gackt hätte seinem verkleideten Freund gerade etwas zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. „Dieser Typ hat mich gerade irgendwie an Hyde erinnert.“ Erstaunt starrte Chacha seinen jüngeren Freund an. Er hatte ihn also doch erkannt? Oder war es nur eine Art Einbildung? Schließlich hatte er Hyde nicht direkt ins Gesicht sehen können, wie er. Hatte er ihn allein an seiner Art erkannt? Chacha schmunzelte innerlich. „Meinst du sein Aussehen oder sein Verhalten?“ hakte er vorsichtig nach, ohne den Anschein zu machen, dieser Vermutung irgendwie zustimmen zu wollen. „Weder noch. Als ich ihn gerade durch die Tür rennen sah, musste ich einfach an Hyde denken.“ Chacha sah es ihm an, wie sein Gehirn zu arbeiten schien. Kein Wunder, denn diese vage Vermutung, sein Geliebter würde sich als ein anderer verkleiden, war ja auch noch total real. Und doch irgendwie ziemlich unwahrscheinlich, würde man wie ein ganz normaler Mensch denken. Er selbst wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass Hyde zu so was fähig wäre, geschweige denn auf so eine Idee kommen konnte. „Dann hast du doch was mit ihm?“ stichelte der Ältere, um irgendwie geschickt vom Thema abzulenken. „Wieso muss ich denn immer gleich mit jedem was haben, nur weil ich an diese Person denken muss?“ konterte Gackt etwas beleidigt zurück, während er seine Augen von der Tür, hinter der dieser seltsame Klempner verschwunden war, zog. Chacha grinste, da er wusste, dass sein Ablenkungsmanöver funktioniert hatte. „Weil deine Augen dieses Mal ein wenig mehr geglüht haben.“ Gackt verdrehte die Augen. „Warum sollten meine Augen denn bei einem alten Klempner glühen?“ Genau das fragte sich der Ältere ebenso. Er glaubte nicht daran, dass Gackt es irgendwie bemerkt oder ihn gar erkannt hatte. Es schien mehr eine Art Gefühl zu sein, das ganz normal schien, war man wirklich verliebt. „Na weil er dich an Hyde erinnert“, kicherte Chacha zurück und erntete damit einen zornigen Blick des anderen, der ihn jedoch alles andere als einschüchterte. Gackt drückte grummelnd sein Handy zwischen die zusammengelegten Sachen. „Schluss damit. Und damit du endlich Ruhe gibst, lass ich das mit dem Anrufen auch.“ Chacha war erleichtert, obwohl es, da Hyde sich nicht mehr im selben Raum befand, gar kein Problem mehr war, hätte Gackt seinen Liebsten angerufen. „Dann können wir jetzt endlich gehen?“ Gackt nickte auf diese Frage, stolzierte hochnäsig an seinen Freund vorbei in den Waschraum. „Natürlich. Wir hätten schon lange im Becken sitzen können, hättest du diesem alten Mann einfach im Dreck liegen gelassen.“ Grinsend folgte Chacha seinen Freund in den Waschraum. Die Sache schien immer amüsanter zu werden. Er freute sich tatsächlich schon darauf, irgendwie zu erfahren, was Hyde dazu bewogen hatte und wie es nun weitergehen würde. Er war sich sicher, dass der Sänger ihn früher oder später von selbst aufsuchen würde, sei es nur allein, um sich dafür zu bedanken, ihn gedeckt zu haben. Vielleicht war eine Art Geständnis auch noch aus ihm zu locken. „Also so alt war er gar nicht … und schmutzig ist es hier auch nicht“, widersprach der Ältere und ignorierte die geschossenen kalten Blitze seines Bosses. „Willst du, dass ich dir den Hals umdrehe?“ * Es herrschte reges Treiben in den Gängen, sowie hinter und auf der Bühne. Jeder, der wusste was zu tun war, erledigte gewissenhaft seinen Job. Nur ein Herr, dessen Job 'Kabelträger' genannt wurde, geisterte, ohne eine Aufgabe zu haben, von Tür zu Tür. Das Gesicht war dunkel geschminkt, splissige, blonde Strähnen guckten unter der großen Wollmütze hervor, während eine dicke Hornbrille fast das gesamte Gesicht einnahm. Er trug ein viel zu großes, schwarzes T-Shirt, das nur halbherzig in die dunkelbraune Hose gesteckt worden war, die Hände in den Hosentaschen versteckt, begutachtete er im schleifenden Gang jeden Raum, der offen stand. Als er schließlich an jenen Raum ankam, aus dem die Stimme des großgewachsenen Sängers ertönte, blieb er stehen und lauschte dem Gespräch, das dieser mit einer unbekannten Person hielt. „Ja, Elektriker… Er hatte an diesem Tag in Ihrer Halle gearbeitet.“ Gackt schien etwas in Aufruhr. Obwohl er in professioneller Art so tat, als wäre alles in Ordnung, war es jedem möglich, zu erkennen, dass eher das Gegenteil der Fall war. Man konnte es erkennen, sah man ihm einfach nur in die Augen oder achtete man auf seine Finger, die nervös mit seiner Kette spielten. „Wie bitte? Das kann doch nicht sein.“ Nun schien er wütend zu werden. Seine Augenbrauen zuckten, seine Hand umfasste die Kette. „Was sind Sie eigentlich für ein unprofessioneller Verein?“ Wie sehr vermisste er es, seine Stimme durch das Telefon zu hören? Mit ihm zu reden und so einfach bei ihm zu sein, stattdessen schlich er Gackt auf Schritt und Tritt hinterher. Er war bei ihm, aber doch irgendwie ganz weit weg. Ihn nur von der Ferne aus zu beobachten, schien ihm nicht genug zu sein. Es war ganz und gar nicht so, wie er es sich ausgemalt hatte, als er auf diese Idee gekommen war. Er dachte, dass einzig und allein das Zusammensein reichen würde. Das Gefühl ihm nah zu sein, auch wenn dieser es nicht wusste. Er dachte, das wäre alles, was zählen müsse, und doch hatte er sich gewaltig getäuscht. Im Gegenteil. Es schmerzte ihn jedes Mal auf neue, schritt Gackt an ihn vorbei, ohne ihn zu bemerken, ihn zu beachten oder zu erkennen. In diesen Momenten fühlte er sich allein, wie Luft. Denn das war er die letzten zwei Wochen auch irgendwie. Niemand wusste wo er war oder was er tat, nicht einmal die Leute, denen er die letzten Tage ständig begegnete, wussten irgendetwas von ihm. Aber wie auch, er war nie er selbst gewesen, immer eine andere Person, dessen Leben er nicht kannte. Nur Lügen, die er sich ausgedacht hatte, kein Mensch, mit dem er frei reden konnte. Er hatte es sich leichter vorgestellt, viel leichter. Aber für einen Menschen, der immer viel im Mittelpunkt stand, war diese Missachtung wie Gift, das ihn innerlich immer mehr auffraß. Er konnte nicht mehr. „Hallo?“ Wie in einem Traum hörte er eine Stimme neben sich und eine Hand, die sich auf seine Schulter legte, doch seine Gedanken, seine ganze Seele waren nur bei dem Mann mit dem Handy am Ohr, der wütende Worte sprach, in der Hoffnung, Licht ins Dunkle zu schaffen. „HALLO. Stimmt etwas nicht?“ Die Stimme kam näher und als er langsam seinen Kopf drehte, um dieser Person ins Gesicht zu blicken, erwachte er plötzlich aus seinem Traum. „Ähhh… ich…“ „Hyde-san?“ flüsterte Chacha ungläubig, der zu Hydes Bedauern wieder einmal sofort erkannte, mit wem er es wirklich zu tun hatte. Warum? Warum hatte Gackt ihn noch nicht erkannt? Nicht dass er es wollte, jedoch verletzte es ihn doch auf eine seltsame Art und Weise. Hyde zog den Gitarristen zurück in den Gang des Flures. „Ja.“ „Schon wieder eine Verkleidung?“ wunderte sich der Ältere und schmunzelte. Hyde schwieg und senkte verlegen sein Haupt. „Hyde-san?“ „Bitte sag ihm nichts. Er darf nicht wissen, dass ich hier bin“, sprudelte es plötzlich aus Hyde heraus. Sein besorgter Gesichtsausdruck ließ Chacha jedoch grinsen. „Was soll diese Show eigentlich?“ fragte er, anstatt auf die Bitte einzugehen. „I-ich bin… eigentlich n-nur hier weil… weil…“ Hyde grübelte. Ja warum war er hier? Um in Gackts Nähe zu sein, weil er ihn über alles liebte und unbeschreiblich vermisste. Weil er es kaum ertrug, drei Monate von ihm getrennt zu sein. Deswegen, aber das konnte er doch nicht einfach so Gackts Gitarristen auf die Nase binden. Das wäre das Gleiche, würde You vor ihm stehen. Sie hatten ausgemacht, es erst einmal für sich zu behalten, das hieß, dass auch Chacha nicht eingeweiht werden durfte. „Willst du uns ausspionieren und irgendwelche Fehltritte der Presse verraten?“ Hyde blickte erschrocken auf. „NEIN!“ „War ein Scherz“, lachte Chacha und schüttelte mit dem Kopf. „Bist du dann… vielleicht… in unseren Boss verliebt?“ bluffte der Ältere weiter und hatte großen Spaß daran, den Bandsänger bewusst etwas zu ärgern. „N-nein!!“ Hyde wurde nervöser. Sein Gesicht konnte er dem anderen gar nicht mehr entgegenstrecken, zu sehr schämte er sich für alles, auch dafür, seine Beziehung mit Gackt auf diese Art abzustreiten. „Das kann doch nicht wahr sein!!“ brüllte Gackt aus der Umkleidekabine heraus. „Was ist denn los?“ rief Chacha rüber und grinste gleichzeitig auf das gesenkte Haupt, das etwas zusammengezuckt war. „Dieser Elektriker ist nirgends mehr aufzufinden. Hat gekündigt und keiner weiß, wie man ihn erreichen kann!“ Wütend über diesen Misserfolg feuerte er das Handtuch, das sich auf seinen Schultern befand, auf den Stuhl neben sich. „Was denn für ein Elektriker?“ fragte Chacha, während er immer ein Auge auf dem Kabelträger hatte. „Na dieser komische Typ von vor einer Woche. Der muss irgendwo eine versteckte Kamera installiert haben.“ Chacha runzelte die Stirn. Versteckte Kamera, komischer Typ, Elektriker… Dann ging dem Älteren ein Licht auf. Er blickte hinab auf die Wollmütze, die das unechte Haar bedeckte. „Ähm... kann es sein, dass du dieser Elektriker bist, Hyde-san?“ flüsterte Chacha und musste wieder grinsen, weil für ihn alles klar schien. Hyde, der es immer noch nicht wagte, sein Gesicht zu heben, nickte nur zögerlich. „Er sucht bereits nach einem Spion“, flüsterte Chacha, bevor er mit den Augen zwinkerte. „Ich weiß!“ murmelte Hyde verzweifelt. „Und wieso verkleidest du dich nun?“ fragte Chacha erneut nach, Hyde jedoch verbeugte sich nur und bat noch einmal eindringlich darum, nichts zu verraten, dann flüchtete er einfach, ohne auf ein Einverständnis zu warten. Chacha blickte erstaunt hinterher, bevor er kopfschüttelnd grinste. „Den beiden ist ja kaum zu helfen“, murmelte er, während er an die offenstehende Tür des Umkleideraums klopfte und eintrat. „Dann fühlst du dich also von diesem Typen beobachtet, ja?“ „Nein! Ach du verstehst das nicht“, tat Gackt genervt ab und setzte sich. „Was wäre eigentlich, wenn sich dieser Elektriker mittlerweile eine andere Verkleidung zugelegt hat, um nicht erkannt zu werden?! Denn so wie ich das damals in Erinnerung hatte, warst du ziemlich sauer auf diesen Typen. Wäre er also wirklich ein Spion und schlau genug, dann wird er heute nicht mehr als Elektriker unterwegs sein.“ Verblüfft blickte Gackt seinen Freund an, der sich auf einen der Stühle vor den Spiegeln gesetzt hatte und nickte. „Du hast Recht. Das wäre allerdings schlau und durchaus möglich.“ „Darf ich fragen, wen du als Auftraggeber verdächtigst, oder glaubst du, es handelt sich einfach nur um einen irren Stalker?“ Gackt blickte nachdenklich zu Boden. Dass es Hyde war, den er verdächtigte, konnte er Chacha unmöglich sagen. „Ich glaub es ist ein Stalker. Ich wüsste nämlich nicht, dass ich irgendwo Feinde haben könnte“, log Gackt spielerisch. „Und ist dir heute schon irgendjemand Verdächtiges aufgefallen?“ Chacha wies Gackt auf die Fährte, die ihn früher oder später sicherlich auf den richtigen Mann bringen würde. Es war eine Art Spiel, dessen Regeln er gerade bestimmte. Nicht bösartig oder schadenfroh, sondern einfach nur, um zusehen zu können, was passierte, wenn er Gackt ein wenig unter die Arme griff, denn so dumm es sich für ihn auch anhörte, aber Gackt schien in dieser Sache tatsächlich noch völlig im Dunklen zu tappen. Er hatte Hyde versprochen, ihm nichts zu sagen, und daran würde er sich zu 100% auch halten, aber unschuldige Vermutungen zu stellen, war nun wirklich nicht verboten. „Jemand Verdächtiges?“ grübelte Gackt. „So gesehen finde ich hier jeden verdächtig, sobald dieser jemand einen Fehler macht, also…“ „Und gestern?“ hakte Chacha frech nach und wurde fast ungeduldig, da Gackt schwer auf den Klempner zu bringen war. „Eigentlich nicht… außer die Stylistin, aber wenn es wirklich nur ein Stalker ist, dann kann sie es unmöglich gewesen sein, da sie sich auch ziemlich weiblich angefühlt hat, und der Elektriker auf jeden Fall ein Mann war.“ Genervt verdrehte Chacha die Augen, während Gackt nervöser wurde. Konnte die Stylistin damit etwas zu tun haben? Sie war da, als Hydes Anruf kam, vielleicht hatte sie eine Kamera in ihrer Kette versteckt und diese Umarmung provoziert, um Hyde einen Beweis zu liefern, wie er mit seinen weiblichen Mitarbeitern umsprang. Deswegen dachte Hyde wahrscheinlich, er wäre untreu und deshalb auch der vorwurfsvolle Anruf. „Solche Frauen sind in deiner Umgebung völlig normal. Was war noch?“ löcherte Chacha ohne Umschweife weiter. Dass er sich jetzt weiter auf diese Stylistin einschoss, war nicht nach seinen Plan, deswegen drängte er seinen Freund, weiter nachzudenken, und Gackt tat widerwillig, wie ihm befohlen worden war. Angestrengt versuchte er sich an jede einzelne Person zu erinnern, der er am gestrigen Tag über den Weg gelaufen war. Da war das Konzert, die Vorbereitungen liefen ganz normal, bis eben auf die Stylistin und Hydes Anruf. Danach war er mit Chacha im Badehaus. Auch alles normal. Gackt schüttelte mit dem Kopf. „Außer der Stylistin waren gestern keine seltsamen Leute unterwegs und…“ Gackt verstummte. Fragend sah Chacha den größeren in die Augen. „Und…?“ „Der Klempner“, meinte Gackt plötzlich, als wäre ihm gerade ein ziemlich grelles Licht aufgegangen. „Der, der dich an Hyde erinnerte?“ spielte Chacha munter weiter. Gackt nickte mit dem Kopf, zog sich aus seinem Stuhl und begann damit im kleinen Raum nachdenklich auf und ab zu gehen. „Ja… der war doch etwas seltsam. Seltsame Blicke und seltsamer Abgang.“ Gackt war überzeugt davon, dass an diesem Mann etwas faul sein musste, letztendlich nicht, weil er ihn an Hyde erinnert hatte, sondern einfach nur, weil er da gewesen war. Er war da und hatte sich seltsam verhalten. „Du hast Blicke bemerkt?“ „Natürlich, ich merke immer, wenn mich jemand beobachtet, sonst würde ich ja wohl kaum auf die Idee eines Spions kommen.“ „Stimmt“, gab Chacha ihm Recht und grinste innerlich. Endlich war Gackt am richtigen Punkt angelangt. Nun hieß es, zusehen und warten was passierte. „Kannst du mir die Nummer vom Badehaus besorgen?“ „Jawohl Sir.“ Chacha salutierte mit einem fröhlichen Lächeln, das Gackt schmunzeln ließ. * ~ Ob er es wirklich für sich behält? Er hat es mir nicht noch einmal versichert, warum also bin ich mir sicher, er würde mich decken? Aber warum sollte er mich auch verpfeifen? Es gibt keinen Grund mir in den Rücken zu fallen. Gestern hatte er mir auch geholfen, ohne dass ich viel erklären musste, andererseits ist er Gackts Freund. Es würden einige Dinge dagegen sprechen, diese Art Geheimnis für sich zu behalten, egal wie nett ich darum bitten würde.~ Hyde seufzte bei diesen schweren Gedanken, die ihn begleiteten, während er an seine diesmal leichte Arbeit ging. „So ein Mist!“ fluchte er vor sich hin. Er strich sich die unechten Haarsträhnen aus dem Gesicht und runzelte schwermütig die Stirn. Vielleicht hätte er doch weiter nerven sollen, vielleicht hätte er weiter darauf drängen sollen, es nicht zu verraten. Nun schwebte er im Ungewissen und den Älteren ein weiteres Mal einfach so aufzusuchen, ging gegen seine gerade ausgedachten Prinzipien. Betteln wollte er auf keinen Fall. Er musste vertrauen üben, an einer Person, die er kaum kannte. „Hier herein, bitte.“ Gackts Stimme ließ ihn Aufsehen. Er hatte es kaum bemerkt, aber wie schon vor ein paar Stunden stand er abermals vor dem Umkleideraum des Sängers. Dieser stand an der Tür, blickte mürrisch und wies einen Mann in den Raum. Dann schloss er die Tür. Hyde seufzte ein weiteres Mal, als sie durch die geschlossene Tür getrennt wurden. „Was tue ich hier eigentlich?“ murmelte er und ließ sich an der Wand zu Boden gleiten, während er die weiße Tür keine Sekunde lang aus den Augen ließ. * „Also, raus mit der Sprache. Was soll das alles?“ kam Gackt sogleich zur Sache, kaum hatte er die Tür hinter sich und dem vermeintlichen Spion in Verkleidung eines Klempners geschlossen. „Bitte?“ tat der Mann unschuldig und sich keiner Schuld für irgendetwas bewusst. „Sie brauchen hier nicht den Ahnungslosen zu spielen, ich weiß schon längst was hier Sache ist.“ Gackt ließ sich nicht verunsichern. Er hatte den richtigen Mann und dieser würde keine 2 Minuten später mit der Wahrheit rausrücken müssen. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich weiß noch nicht einmal, warum ich herkommen sollte und was ich überhaupt mit Ihnen zu tun habe. Ich bin nur Klempner, ich habe keine Ahnung von Bühnenshows, Feuerwerken, oder Schneemaschinen… oder was sie auch sonst so in dieser Halle treiben.“ „Das nehme ich an, dass sie davon keine Ahnung haben, genauso wie vom Beruf des Klempners“, urteilte Gackt und war felsenfest davon überzeugt, ihn nun in die Enge getrieben zu haben. „Ich bin Klempner, seit über 30 Jahren“, verteidigte sich der Mann weiter tapfer, während er immer noch ziemlich ruhig schien. „Sagen Sie mir bitte was sie wollen, damit ich wieder gehen kann.“ Gackt schüttelte den Kopf, stemmte die Arme in die Hüften. „Sie wollen also tatsächlich behaupten, dass Sie gestern im Badehaus Ihrer Arbeit als Klempner nachgingen und mich nicht bespitzelt haben?“ Darauf kam keine Antwort, sondern eher ein ertapptes Senken des Kopfes. Gackt grinste überlegen. „Nein, das will ich nicht behaupten“, kam nach einer langen Pause. Gackt schüttelte abermals mit dem Kopf. „Da haben wir es doch… Sie…“ „Gestern war ich nicht… im Badehaus“, gestand der Mann geradeaus die Wahrheit. Er wurde unsicher, da er sich in gewisser Weise schuldig fühlte. Ihm war klar, dass am gestrigen Abend etwas mit diesem ominösen Mann, der ihn überredet hatte, seinen Job 'auszuleihen' und diesem noch seltsameren Gackt passiert sein musste. Und dafür trug er im gewissen Maße jetzt auch die Verantwortung. „Was soll das heißen?“ fragte der Größere. „Wollen Sie mich für dumm verkaufen? Sie sehen genauso aus, wie der Mann gestern. Sie waren es.“ „Nein. Ich versichere Ihnen, dass ich es nicht war. Ein Mann kam und hatte darum gebeten, meine Arbeit zu machen. Er gab mir dafür 10000 Yen.“ Sichtlich geschockt, ließ Gackt sich auf seinen Stuhl fallen. „Wie bitte?“ „Es war mir egal, wieso er so sehr darauf bestand. Und wirklich bösartig schien er mir auch nicht, also habe ich zugesagt.“ Kurzes Schweigen, dann atmete der Mann tief ein, bevor er mit seiner Erzählung weiterfuhr.„Zufälligerweise brauchte ich tatsächlich Geld, deswegen…“ „Wie sah er aus?“ unterbrach Gackt den anderen ernst. „Wie er aussah…?“ „Ja, wie sah er aus? Haare, Gesicht, Statur… WIE?“ Der Mann schien angestrengt nachzudenken. Er war erleichtert, dass der Jüngere ihm zu glauben schien und auch, dass er von seiner Person abgekommen war. Obwohl sein Schuldgefühl zu wachsen schien. Er wusste zwar nicht, was so Schlimmes vorgefallen war, jedoch musste es nicht unerheblich gewesen sein, so sauer wie Gackt war. „Etwa 1,60m groß, blonde Haare und einen Bart. Die Arbeitssachen hatte er von mir bekommen.“ „Stimmt, er hatte einen Bart, aber dunkle Haare…“ flüsterte Gackt mehr für sich, als dass er der Beschreibung des Klempners irgendetwas hinzufügen wollte. „Hatte er seinen Namen genannt?“ stocherte Gackt weiter. Der Mann schüttelte mit dem Kopf. Die Sache war noch lange nicht gelöst. Bisher wusste er lediglich, dass dieser Mann ziemlich gut im Verkleiden und Bestechen war. Hyde hatte da einen sehr professionellen Mann engagiert. Gackt grinste, trotz dem er immer noch im Dunkeln tappte über die Gerissenheit seines Partners. Aber diesen Plan würde er aufdecken. ~Heute noch!~ dachte Gackt selbstsicher und nickte. „Also gut, Sie können gehen. Vielen Dank für ihre Auskunft.“ Gackt nickte und entließ den Mann höflich. Er öffnete ihm die Tür und schüttelte seine Hand zum Abschied. Dann wies er ihm die Richtung zum Ausgang. Während er die Tür hinter sich schließen wollte, schweifte sein Blick durch den Flur, bevor er einen Schritt zurück in das Zimmer tat. Dabei erblickte er einen Mann, der an der Wand gelehnt auf dem Boden saß. Gesicht nach unten geneigt. Blonde Haare, Hornbrille, eher kleine Statur aber kein Bart. Es dauerte nur Sekunden, bis ihm die Beschreibung des Klempners einfiel und er sie mit diesem Mann dort abglich. Er war sich nicht zu 100% sicher, jedoch war es fast so eine Art Gespür, das ihm zuflüsterte: „Da ist er, da ist er.“ Gackt traf es wie ein Blitz, als er seinen Spion so unschuldig vor sich sitzen sah. Wahrscheinlich um auszuspionieren, mit wem er in seinem Umkleideraum zu tun hatte. Doch diesmal durchschaute er die Verkleidung, die anscheinend einen Kabelträger darstellen sollte, sofort. Lächerlich und dumm von ihm, sich so offensichtlich zu zeigen. Jeder Dumme hätte es nun bemerkt. „Hey, SIE!“ rief Gackt durch den Flur, dabei zeigte er mit seinen Finger auf dem Mann, der immer noch auf den Boden sah, jetzt jedoch erschrocken aufblickte, als er Gackt auf sich zukommen hörte. Panisch versuchte er aus seiner Hocke zu springen und irgendwie wegzulaufen. Er wusste nicht, warum Gackt auf einmal hinter ihm her war. Wusste er es? Hatte Chacha doch geplaudert? „Bleiben Sie sofort stehen“, brüllte Gackt etwas gereizt, obwohl er nur einige Schritte brauchte, um den kleineren Mann hart am Arm zu packen und ihn hinter sich her in seine Kabine zottelte. Dort knallte er die Tür laut in sein Schloss und betrachtete wütend seinen gefassten Spion. Und diesmal sollte es tatsächlich der Richtige sein. Gackt war bis zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar, wen er da wirklich vor sich stehen hatte. Hyde, dem seine Verzweiflung buchstäblich im Gesicht geschrieben war, blickte schweigend zu Boden. Er betete um irgendeine Idee, unerkannt aus dieser Situation zu kommen. Irgendwas, ein Erdbeben, ein Feueralarm… alles wäre ihm gerade Recht gewesen. Gackts Blick, den er auf seinem Haupt spürte, war so fest an ihn gehaftet, dass er es kaum wagte, aufzublicken. Er würde ihn sofort erkennen, würde er direkt in sein Gesicht sehen können, trotz Brille und tiefgezogener Wollmütze. Gegen gewisse Gesichtszüge und -formen hatte er selbst mit seiner Verkleidung nichts tun können. „Sie spionieren mir nach, richtig?“ brach Gackt die Stille. Er machte sich kaum die Mühe, dem Mann hinterher zu laufen, der einen gewissen sicheren Abstand zu ihm aufgebaut hatte. Nein, er blieb an der Tür stehen und machte unmissverständlich klar, dass er über alles im Bilde war. „Und ich weiß auch, von wem Sie den Auftrag haben.“ Hydes Augenbrauen zuckten. „Von einen gewissen Takarai Hideto-san.“ Chacha hatte Recht. Gackt war tatsächlich auf der Suche nach einem Spion. Ein Spion, der in seinen Auftrag handelte. Würde er nicht in dieser heiklen Situation stecken, hätte er nur zu gern über diesen Witz gelacht. Wieso sollte er denn einen wildfremden Mann damit beauftragen, seinen Liebsten zu beschatten? Nein, so was tat er lieber selbst, denn, wenn es wirklich etwas zu spionieren gäbe, dann wollte er es auch mit eigenen Augen sehen. „Hören Sie zu?“ Hyde schreckte aus seiner Gedankenwelt und nickte. „Ich will einfach nur hören, dass ich Recht habe, mehr nicht“, forderte Gackt den anderen auf, dieser jedoch blieb stumm in seiner Ecke, in die er geflüchtet war, stehen und tat, als hätte er mit dieser ganzen Sache rein gar nichts zu tun. Er war ratlos. Es war hoffnungslos. Er würde da nicht mehr rauskommen, ohne dass Gackt bemerkte, wer er war. Er konnte noch nicht einmal sprechen, da er so unsicher war, dass ihm im Moment eine verstellte Stimme wohl kaum gelingen würde. Diese ganze Situation war einfach zu plötzlich, zu unvorbereitet. Seine einzige Hoffnung war, wie gesagt, ein unwahrscheinliches Wunder. „Habe ich mit meiner Vermutung recht?“ fragte Gackt noch einmal nach. Hyde, der sich nicht anders zu helfen wusste, nickte einfach und glaubte, Gackt würde ihn nun ziehen lassen, jetzt da er doch wusste, vom wem der Brei gerührt wurde. „Also doch!“ murmelte Gackt und grinste. Hyde, der der Meinung war, sich nun unbeschadet aus der Affäre ziehen zu können, schlich sich langsam zur Tür hin, an der Gackt stand und in eine Art Gedankenwelt vertieft war. Er sah es als Chance, die Einzige, die er hatte. Als er die Hand schließlich auf die Türklinke legte und hinunterdrücken wollte, packte Gackt ihn noch einmal am Arm und zog ihn auf die andere Seite. „Moment, nicht so schnell. So leicht kommen Sie mir nicht davon.“ Hyde erschrak und wurde unglaublich nervös, als er merkte, wie Gackt versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. Er bückte sich leicht und hatte seine andere Hand schon an der Mütze, die fast das halbe Gesicht schützend verdeckte. Nun war alles aus. Würde er jetzt noch versuchen sich zu wehren und rauszurennen, bliebe Gackt auf jeden Fall seine Mütze samt Perücke als Souvenir. Und was das bedeuten würde, hätte sich jeder Zuschauer dieser Szene, würde es Zuschauer geben, bildlich vorstellen können. Er war geliefert, und das schlimmste daran war, dass er sich schrecklich dafür schämte, es überhaupt getan zu haben. Gackt zog an seiner Mütze, befreite die dunkel geschminkte Stirn. Die Perücke, die er drunter trug verrutschte so, dass dunkelbraune Haarsträhnen zum Vorschein kamen. Gackt stoppte, noch bevor er die ganze braune Haarpracht zu Gesicht bekam. „Das gibt’s doch nicht.“ Schockiert riss der jüngere die Augen auf, als ihm klar wurde, dass er Hyde persönlich und keinen Spion vor sich stehen hatte. 1000 Gedanken gingen ihm durch den Kopf und kaum einen davon konnte er verstehen. Seinen Namen brachte er kaum über die Lippen, so unglaublich fand er seine Entdeckung. Nie im Leben hätte er so was vermutet. Nie hätte er gedacht, dass Hyde so etwas vor ihm verheimlichen würde. Schließlich hatte er die Mütze zusammen mit der Perücke vollständig von seinen Kopf gezogen. Er verstand einfach nicht, wie er ihn nicht hatte erkennen können. Schon allein an seiner Nase und den Lippen hätte er es sehen müssen. Doch schien er von der extrem dunklen Hautfärbung, der dicken Brille und den blonden Haaren, die ihm ins Gesicht gefallen waren, und der Mütze, die schließlich seine Augenbrauen und fast auch seine unverwechselbaren Augen verdeckten, getäuscht worden zu sein. Er schämte sich. Er schämte sich, so blind gewesen zu sein. Er schwieg, weil er einfach nicht wusste, was er sagen sollte. Hyde, dem völlig bewusst war, dass Gackt ihn nun erkannt hatte, blickte immer noch zu Boden. Ein dicker Kloß hinderte ihn daran, sich zu erklären, was er tatsächlich am liebsten getan hätte. „Du…“ brachte Gackt extrem irritiert über die Lippen, während er Hydes Kopfbedeckung fallen ließ. Hyde hob sein Gesicht und sah Gackt nun endlich in die Augen. „Was soll das?“ fragte der Jüngere, eher etwas unfreundlich, als glücklich. „Erkläre mir bitte, was das soll.“ Gackt schien seine Stimme wieder im Griff zu haben und auch seine Gedanken folgten nun wieder einen Weg. Er wollte sofort wissen, was hier vor sich ging, denn mittlerweile kreisten nur hunderte von Fragezeichen über seinem Kopf, die ihn gehörig dabei störten, dahinter zu kommen, was eigentlich Sache war. Hyde blickte stumm in Gackts Augen, suchte nach Worten, die ihn bestmöglich verteidigen konnten, aber irgendwie ließen sie sich nicht finden. „Du verkleidest dich, fährst mir nach und belauschst meine Gespräche. Was bitte soll ich davon halten?“ In Gackts Stimme steckte ein Ton, der seine Wut und sein Unverständnis miteinander vermischte und Hyde beunruhigte. „Würdest du jetzt endlich mal reden und mir erklären, wie du auf diese total bescheuerte Idee gekommen bist?“ Das war es. Der Anhaltspunkt, an dem Hyde festhalten konnte. Warum hatte er es getan? Dafür gab es nur eine Antwort. „Ich habe dich vermisst“, kam es wie über die Lippen eines Kindes. Es war ihm peinlich, mit dieser Antwort zu kommen, aber es war nun mal die Wahrheit und Gackt wollte die Wahrheit hören. Verblüfft sah Gackt in die braunen Augen, die ohne Zweifel das Gesagte als Wahrheit unterstrichen. „Zuerst war es, weil ich dich vermisst habe, … dann aber habe ich gehört, dass du eine neue Freundin hast.“ „Seit wann verkleidest du dich?“ hakte Gackt eisern nach, ohne auf das Gesagte des anderen einzugehen. Ehrlich gesagt, hatte er nicht die geringste Lust, dieses dumme Gerücht, er hätte eine Freundin, als Entschuldigung dafür anzunehmen. Er hatte Hyde eigentlich immer als so klug eingeschätzt, dass dieser eine dumme und absurde Nachsage sofort erkannte und zu den Akten legte, stattdessen aber schien der Ältere prompt darauf reingefallen zu sein. Und diese Tatsache ließ ihn innerlich brodeln. Er hielt es nicht für nötig, sich für dieses Gerücht zu rechtfertigen oder sich auf irgendeine Art und Weise schuldig zu fühlen. „Ein paar Tage später als du weg warst, war das erste Mal“, antwortete Hyde zögerlich. „Über zwei Wochen?“ brüllte Gackt fassungslos. „Ja, und stell dir vor, ich habe sogar für dich gearbeitet“, gab Hyde in einen etwas zickigen Ton von sich. Er war mit der peinlichen Wahrheit rausgerückt, hatte sich zum Affen gemacht und dann wagte es Gackt auch noch, der ja eigentlich daran Schuld war, ihn anzubrüllen. Er war zwar der Dumme hier, aber sich irgendwie wegen dieser Dinge runtermachen zu lassen, ging gegen seinen Stolz. Gackt bemerkte sofort, dass Hyde anfing die Schuld in seine Schuhe zu schieben. Zuerst würden Vorwürfe kommen, dann irgendwelche Dinge, die er gesehen hatte, die das bestärken würden, was er dachte. Doch Gackt schien eine Runde weiter zu sein. „Wieso? Weil du dem dummen Geschwätz von You glaubst? Bist du wirklich so blind?“ Hyde schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf, nachdem er seine Perücke und die Mütze vom Boden aufhob und sie wieder an Ort und Stelle brachte. Noch verheerender wäre es, würde jemand unvermittelt die Tür öffnen und ihn hier mit einer halben Verkleidung erwischen. Die Brille jedoch zog er von der Nase, da er sich mit dieser ziemlich lächerlich vorkam. „Blind nicht, denn ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, was du mit diesen Frauen hier treibst. Das ist ja eklig.“ Gackt begann zu grinsen, während ihm ein Licht aufging. „Du bist eifersüchtig, deswegen diese ganze Heimlichtuerei. „Natürlich bin ich eifersüchtig. Glaubst du, ich bin ein kalter Stein, dem es egal ist, was der Stein neben sich tut oder nicht tut?“ „Wir sind Steine?“ lachte Gackt über diesen eher niedlichen Vergleich. Langsam schien sich sein Zorn in Belustigung zu wandeln, was Hyde allerdings gar nicht gefiel. „Nein, eben nicht“, brummte dieser, während er bemerkte, wie er in die Defensive ging, statt anzugreifen, wie ihm eigentlich gerade zumute war. Jetzt lachte er doch über ihn. Er hatte es rausgefunden, war wütend, und jetzt lachte er, über diese Dummheit, die in seinem sonst eigentlich ziemlich gescheiten Kopf gewachsen war. Und warum war sie gewachsen? Einfach nur,… weil Gackt so verdammt stur war. Er war doch Schuld, aber ausbaden musste er es jetzt. War das fair? „Soll das heißen, dass mit der Freundin ist eine Lüge von You?“ fragte Hyde zornig, denn mittlerweile hatte er es satt, in Gackts grinsendem Schatten zu stehen. „Nein, keine Lüge, sondern nur ein Missverständnis.“ Hyde sah überrascht auf. „Er glaubt, ich habe eine Freundin, aber jetzt denk doch bitte einmal ganz kurz logisch nach…“ Hyde schwieg, während Gackt nach seiner Hand griff. „Diese 'Freundin' bist natürlich du. Verdammt!“ Und da fiel es Hyde wie Schuppen von den Augen. Wie ein Blitz zeigte sich die Wahrheit vor seinen Augen und dazu war nur dieser eine Satz nötig. Seltsam, dass er es so schnell verstand, wo er doch zwei Wochen lang an etwas völlig anderes geglaubt hatte. Dabei war es wirklich ein ziemlich dummes Gerücht gewesen. Sich schämend, tatsächlich so dumm gewesen zu sein und das offensichtlich so stur übersehen zu haben und nur blind auf seine Eifersucht gehört zu haben, blickte er zu Boden. Wie konnte er Gackt jetzt nur noch in die Augen sehen können? Wie sehr musste er sein Vertrauen verletzt haben. Er schämte sich so sehr, dass er zurückschreiten wollte. Am liebsten raus aus diesem Zimmer, weg aus dieser Stadt und 3 Monate völligen Kontaktabbruch, bis er selbst mit seinem schändlichen Verhalten klargekommen war. Doch Gackt ließ dies nicht zu, er hielt ihn an seiner Hand, folgte seinen Schritten, die eigentlich eher weiter in das Zimmer gingen, als zur Tür, an der sie gerade gestanden hatten. „Wieso nur glaubst du, ich würde dich betrügen? Das ich dich liebe und du mich, war das größte Glück, das ich je erfahren habe“, flüsterte Gackt etwas wehmütig. Tatsächlich hatte es ihm wehgetan, dass Hyde ihm anscheinend nicht so sehr vertraute, wie er ursprünglich gedacht hatte. „Ich weiß nicht. Ich war verwirrt. Ich dachte, weil du mich nicht bei dir haben wolltest, und dann You, der wirklich überzeugt zu sein schien. Schließlich ist er die ganze Zeit bei dir,… und ich war es nicht… und...“ Sie stoppten an der Wand gegenüber der Tür. Gackt drückte ihn stumm dagegen, während er den Kleineren mit seinen Lippen endlich zum Schweigen brachte. Und Hyde nahm diese Lippen hungrig in Empfang, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie sich ihm näherten. Trotz des winzigen Problems, das gerade zwischen ihnen existierte, hatte Gackt sich nichts mehr gewünscht, als dass Hyde vor ihm stehen würde, dass er ihn küssen könnte, wie er es gerade tat. Wie oft in den letzten zwei Wochen hatte er daran gedacht und dieses Kribbeln im Bauch gespürt, das ihn von allem, was er gerade tat, ablenkte. Und nun war es Wirklichkeit. Hyde in Fleisch und Blut, keine Vorstellung, kein Traum. Er war so warm und seine Lippen waren so weich, wie er es in Erinnerung hatte. Es kam ihm nicht wie nur zwei Wochen vor, sondern eher wie lange 2 Jahre. Gott, wie hatte er es nur so lange aushalten können? Ohne diese Wärme, diesen Geruch und dieses Gefühl, den geliebten Körper in seinen Armen liegen zu haben? Er wäre verdammt, würde er das alles jetzt nicht ein wenig auskosten. Zurückhalten konnte er sich eh nicht mehr. Es war ihm schon während ihres kleinen Streits eben mehr als schwer gefallen, ihn dort stehen zu sehen und nicht berühren zu dürfen. Er musste erst Klarheit schaffen, seinen Schock überwinden und dann seinen Gefühlen nachgehen. Doch im Moment war er der glücklichste Mensch auf Erden. Hyde erwiderte sinnlich seinen Kuss, drückte sich an den Körper des Jüngeren und vergaß alle schrecklichen Gedanken, die er die letzten Tage gehegt hatte. Im Grunde war alles bedeutungslos, solange sie sich hatten. Es war alles in Ordnung und nichts, was vor ein paar Minuten noch schwierig oder peinlich war, war noch von Belang. Es war sowieso alles nur ein Gerücht und dumm weiter interpretiert. Langsam ließ Gackt seine Hand über den gebogenen Rücken nach unten gleiten, während er den heißen Kuss beendete. Hyde blickte ihn mit glühenden Augen an, nachdem ihm klar wurde, was Gackt wirklich wollte. „Hör auf, sonst weiß bald jeder hier, dass du was mit dem Kabelträger hast“, kam es um Atem ringend über Hydes Lippen. Doch im Grunde wollte er gar nicht, dass Gackt aufhörte. Gackts Lippen, die von seinem Mund weiter über sein Gesicht glitten und schließlich an seinem rechten Ohr ihr Ziel fanden, waren so unbeschreiblich heiß, dass es so schien, als würde diese Hitze über alle Stellen, die er küsste, in seinen Körper fließen. „Das macht mir nichts aus. Du aber wirst sicherlich was dagegen haben, wenn jeder hier erfährt, was du die letzten Wochen für eine Maskerade abgehalten hast, um mir wie ein Perverser hinterher zu spannen.“ „Ich habe nicht gespannt.“ „Und was war das im Badehaus?“ flüsterte Gackt erotisch in Hydes rechtes Ohr, bevor er jenes Ohrläppchen zwischen seine Lippen nahm und vorsichtig daran knabberte. Hydes Augenlider begannen verdächtig zu flattern. Es war wie eine Qual, all diese wundervollen Berührungen, die er so vermisst hatte, und doch durfte er sein erregtes Gemüt darüber nicht preisgeben. Still behielt er seine Laute, die kundtaten, dass es ihm gefiel, was Gackt da tat, für sich. Stattdessen brachte er seine Zufriedenheit mittels Bewegungen gegen den Körper des anderen zum Ausdruck. Er presste seinen Unterleib gegen Gackts und streichelte mit seinen Händen über den breiten Rücken. „Ich weiß doch eh in- und auswendig, wie du nackt aussiehst. Also was machst du deswegen für ein Theater?“ murmelte Hyde, während er seine Hände unter das weiße Hemd Gackts schlüpfen ließ, jedoch immer mit den Gedanken bei der unverschlossenen Tür und den zig Menschen, die ununterbrochen an genau jener Tür vorbeigingen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendeiner unvermittelt hereingestürmt kam und sie eng umschlungen küssend erwischen würde. „Ich hab aber was dagegen, wenn mich jemand heimlich beobachtet und währenddessen ganz offensichtlich seinen künstlichen Bart vollsabbert.“ Hyde grinste, da Gackt völlig Recht hatte, auch wenn dies nur eine vage Vermutung des Jüngeren war. „Ich habe dich so vermisst“, flüsterte Hyde, drückte sich so fest er konnte gegen den warmen Körper, als würde er ihn jeden Moment verlieren können. Gackt seufzte zufrieden, blickte kurz in die halbgeschlossenen Augen des Kleineren, bevor er seine Lippen zu einem zweiten Kuss auf die des anderen legte. Dann passierte genau das, was Hyde die ganze Zeit befürchtet hatte. Er hörte nur ein kurzes Quietschen, dann wie jemand das Zimmer betrat. Sofort stieß er den Größeren von sich, was nicht so einfach war, denn Gackts Umarmung schien genauso fest gewesen zu sein, wie seine eigene. Mit starken Herzklopfen und tausend anderen Gefühlen stürzte er aus dem Zimmer, ohne wirklich gesehen zu haben, wer überhaupt den Raum betreten hatte. Er war mittlerweile ein Meister im Rumrennen mit gesenktem Kopf geworden. Gackt blieb überrumpelt mit einem Gefühl von Abservierung zurück. „Irre ich mich, oder hast du gerade wirklich mit dem Kabelträger gefummelt?“ Gackt verdrehte genervt die Augen. Er konnte nicht gerade behaupten, dass er glücklich über diese Störung war, obwohl ihm die ganze Zeit bewusst gewesen war, dass es möglicherweise so kommen könnte. „Nein, du hast richtig gesehen“, antwortete Gackt emotionslos seinen langjährigen Freund You, der etwas geschockt an der Tür stand und sich kaum traute, einen weiteren Schritt in den Raum zu tun. „A-aber... d-deine Freundin...“ stotterte er. „Er war irgendwie süß, da ist es so über mich gekommen“, erklärte Gackt ehrlich und war sich im Klaren, dass er You damit ein klein wenig schocken würde. Aber nach dem ganzen Ärger, den er unmissverständlich dieser Person zu verdanken hatte, war dieser Schock nur das geringste, was dieser als Gegenleistung zu erwarten hatte. Tatsächlich war es ihm gerade völlig egal, was You dachte oder nun wieder überall rumerzählen würde. „Gut… ähhh ich meine… nicht gut… ich geh dann mal… proben.“ Und schon verschwand er so plötzlich, wie er gekommen war. Gackt seufzte unterdessen etwas hilflos. Einerseits war er unbeschreiblich glücklich, Hyde in seiner Nähe zu haben, andererseits würden sich einige Probleme auftun, die er im Moment kaum wirklich benennen konnte. Er musste sich auf eine Tour konzentrieren, die an sich schon genug Probleme machte, und nun musste er auch noch darauf achten, dass Hyde, der sich aus Eifersucht verkleidetet hatte, auch wirklich unerkannt blieb, sollte er tatsächlich im Sinn haben, dieses Vorhaben weiter durchzuziehen, was er wirklich annehmen konnte. Er wettete darauf, dass der Ältere darauf bestehen würde, ihn bis zum Ende begleiten zu können und deshalb das Verkleiden nicht aufgeben könne. Außer jedoch sie würden vor allen mit der Wahrheit rausrücken, wofür jedoch Gackt auf keinen Fall bereit sein würde. Doch sollte es wirklich so kommen, würden sie erst einmal über einige Dinge sprechen müssen. So sehr er sich auch über Hydes Anwesenheit freute, so sehr machte ihm dessen mangelndes Vertrauen Sorgen. Er liebte ihn und er zweifelte auch kein bisschen daran, dass Hydes Liebe genauso groß war. Vielleicht aber war diese ganze Sache gar nicht mal so schlecht für ihre Beziehung. Hyde hätte die Möglichkeit, den letzten Rest seines Wesens kennenzulernen. Vielleicht würde das 100%ige Vertrauen dann von selbst kommen. Gackt hoffte es. Er musste einfach versuchen, aus dem das Beste zu machen, auch wenn er noch nicht recht wusste, wie er seine Beziehung mit dem Kabelträger geheim halten konnte. You war neugierig. Er würde ihn und Hyde weiter beobachten. Schließlich nahm er ja jetzt an, er würde seine 'Freundin' mit einem Typen betrügen. Gackt hätte nur zu gern gelacht, denn eigentlich war das alles so verfahren, dass es schon fast eine Witznummer war. Nun würden heimliche Treffen mit Hyde weitaus interessanter werden. Ein Versteckspiel, das sich als ziemlich spannend entpuppen könnte. Aber würde es funktionieren? „Wie soll das alles nur werden?“ murmelte Gackt voller Sorgen und setzte sich auf seinen Stuhl. Er blickte in den Spiegel und sah ein Gesicht mit glühenden Wangen unter einer runzligen Stirn. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ So mal wieder ende.. das erste lange Kapitel dieser Story... eigentlich unplanmässig lang, aber hatte sich mal wieder wie von selbst geschrieben. Böses Kapitel ò.ó Danke fürs lesen! Mata ne Eure Tenshis Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)