Affair von Mona-Kaiba (Between friendship and love (Pokeshipping & Egoshipping)) ================================================================================ Kapitel 6: A piece of truth --------------------------- Bevor das neue Kapitel beginnt, schnell noch ein paar organisatorische Dinge: 1. Ich bedanke mich mal wieder ganz herzlich für die Kommentare, ihr macht mich damit echt glücklich *jedem eine Blume geb* 2. Sorry, dass es so lang gedauert hat, aber meine Ausbildung bzw. derzeit das Praktikum im Kindergarten stressen mich echt total. Ich hoffe aber, dass es demnächst wieder schneller gehen wird *bald Sommerferien hab* 3. Das Kapitel ist noch ungebetat, da es leichte Kommunikationsschwierigkeiten zwischen mir und meiner Betaleserin gibt und ich euch nicht länger warten lassen will. Wer meine Fehler nicht ertragen kann, der sollte vielleicht in einer Woche oder so noch mal reinschauen, ich hoffe, dann ist alles geklärt. Edit: Meine Betaleserin hat sich nun doch gemeldet, sie hat allerdings gesagt, dass das bearbeiten etwas länger dauern wird, nur als Warnung für alle, die auf die gebetate Version warten. 4. Viel Spaß beim lesen und wenn ihr mögt auch Kommentieren. ~~~ A piece of truth Da saßen Ash, Misty und Tracy nun, im Wohnzimmer von Professor Eichs Labor, jeder auf seiner eigenen Couch und in eine kuscheligen Decke gewickelt. Ash war in einen dunklegrünen Flanellschlafanzug von Tracy gekleidet, der unangenehm kratzte, so das Ash insgeheim immer wieder zu seinen Sachen rüber blickte, die auf der großen Heizung unter dem Fenster lagen und trocknen sollten. Sobald sie nur noch klamm waren, würde Ash sie wieder anziehen, da war er sich sicher, denn so lange er etwas trug, was so dermaßen kratzte, würde er wohl kaum schlafen können. Misty trug einen viel zu großen seidenen Schlafanzug in burghunderot, der ebenfalls von Tracy war. Zwar konnte die Arenaleiterin nicht behaupten, dass es sie kratzte, dafür fröstelte es sie allerdings ziemlich, denn die viel zu weite Kleidung lies überall die kühle Luft an ihre Haut und so kuschelte sie sich immer mehr in ihre flauschige Decke. „Ist doch fast wie in alten Zeiten“, lachte Ash, während er sich seine Decke zurecht rückte, auf welcher sich sein Pikachu wenig später zusammenrollte, während Ariados nahe der wärmenden Heizung auf ein weiches Kissen gelegt hatte. „Das ist nicht ganz richtig, als wir noch zusammen unterwegs waren, musste fast immer einer von uns auf den Boden schlafen, weil wir nur eine Couch hatten und die meist zu klein war, um nur zu zweit drauf zu schlafen“, erläuterte Tracy, während er es sich auf seiner Couch bequem machte und Professor Eich in Gedanken dafür dankte, dass er drei so große Sofas in seinem Wohnzimmer stehen hatte. Misty nickte nur leicht, während sie die Beine anzog und fast schon etwas neidisch zu Ariados schaute, dass den wärmsten Platz im Wohnzimmer hatte. „Es war auf jeden Fall eine gute Idee, dass wir hier alle zusammen schlafen“, meinte sie schließlich. Tracy schmunzelte leicht „Naja... ich gebe zu, ich dachte dabei auch ein wenig daran, die alten Zeiten, wieder aufleben zu lassen“ Mehr als ein Lächeln kam nicht als Reaktion von Misty und Ash und so wurde es bald erschreckend ruhig im Raum. Zu ruhig für den Geschmack von Misty, der es nicht behagte, dass es so außen musste, als hätten sie drei sich in den letzten Jahren so sehr auseinander gelebt, dass sie nicht einmal mehr wussten, worüber sie reden sollten. "Also Ash, jetzt erzähl mal! Wie ist das zwischen dir und Mariella nun gekommen?", fragte die Rothaarige schließlich, in Ermangelung eines besseren Gesprächsthemas, denn offenbar war Ash immer noch etwas grummelig, weil Misty sich vorhin in Schwierigkeiten gebracht hatte. "Naja wir sind uns in einem Pokemoncenter das erste mal begegnet", wiederholte Ash erst einmal die Information, die Misty schon zuvor erhalten hatte. "Sie hat dort der Schwester Joy bei der Behandlung eines schwierigen Pokemon geholfen und sich dann um mein Pikachu gekümmert." "Was war denn mit Pikachu?" "Es war schwer verletzt. Wir hatten zuvor einen harten Arenakampf. Wir haben zwar gewonnen, aber das eben für den Preis, dass Pikachu einiges einstecken musste." Die Arenaleiterin sah ihren Freund vorwurfsvoll an. "Ich dachte aus dieser egoistischen 'Ich will um jeden Preis gewinnen'-Phase wärst du schon eine Weile raus?" "Es war nicht meine Entscheidung, sondern wie von Pikachu!", verteidigte sich Ash sofort. "Ich wollte ja aufgeben, aber Pikachu hat darauf bestanden weiter zu kämpfen. Außerdem sahen seine Wunden zuerst gar nicht so schlimm aus." "Als ob du das beurteilen könntest." Es war immerhin weder Arzt noch Pokemonkrankenschwester. "Was soll dass denn heißen?", fragte der Pokemonmeister leicht wütend. "Glaubst du nicht, nach all den Jahren kann ich kleine Kratzer von schweren Verletzungen unterscheiden?" "Offenbar nicht." Hätte er sonst zugelassen, dass Pikachu so schwer verletzt wurde, dass er dringend im Pokemoncenter behandelt werden musste? Das Thema war Ash jetzt zu blöd. Er war immerhin Pokemonmeister und musste sich von einer einfachen Arenaleiterin nicht sagen lassen, dass er keine Ahnung von Pokemon hatte. "Wolltest du nicht eigentlich wissen, wie ich Mariella kennen gelernt habe?", versuchte er daher, auf das alte Thema zurück zu kommen. "Ich dachte, dass gehört dazu?" Immerhin hätten sich Mariella und Ash ohne Pikachus Verletzungen wohl nie kennen gelernt. "Vielleicht, aber das ist ja wohl nicht der wichtigste Teil oder?" "Ich weis nicht, ich kenne die Geschichte ja schließlich nicht." Misty blickte ihren Freund leicht bissig an. War ja klar, dass er abblocken würde, sobald sie auf irgendeiner Weise seine Fähigkeiten als Trainer kritisiert. "Also weiter im Text...", entschied der schwarzhaarige und wollte gerade mit seiner Geschichte fort fahren, als Misty eine neue Frage in den Sinn kam. "Hat es... sofort gefunkt?", wollte sie wissen. "Bei Pikachu?" Die junge Arenaleiterin verleierte die Augen. "Nein, bei Mariella und dir!" So etwas konnte auch nur Ash falsch verstehen. "Das würde ich so nicht sagen." Er würde überhaupt eher nicht sagen, dass es jemals zwischen ihnen gefunkt hatte. Sie waren eben einfach zusammen gekommen, aber so etwas wie ein Funken oder Knistern hatte er nie gespürt. "Sondern?" Auch wenn Misty es auf der einen Seite merkwürdig fand, so mit Ash über seine Beziehung zu Mariella zu reden, fand sie es auch unglaublich spannend, zu erfahren, wie das zwischen den beiden so zustande gekommen war. Der Pokemonmeister schmunzelte leicht verlegen. "Naja, sagen wir, es hat etwas länger gedauert." Ziemlich lange, wenn er ganz ehrlich war. "Also habt ihr euch erst später wieder gesehen?" Ash hatte immer das Glück, neu gewonnene Freunde nach dem ersten schmerzlichen Abschied, bald ganz zufällig irgendwo wieder zu treffen. Man möchte fast meinen, er zog seine Freunde an, wie ein Magnet. Und natürlich war die Antwort ihres Freundes ein Nicken. "Ja, und das nicht nur einmal. Wir sind uns ein paar mal zufällig begegnet bevor..." Ja, bevor was? Sie sich näher gekommen waren? Konnte man das in ihrem Fall überhaupt sagen? "Es gefunkt hat?", versuchte Misty den Satz ihres Freundes zu vollenden, als sie bemerkt hatte, dass er sich selbst ziemlich schwer damit tat, auch wenn sie nicht wusste, wo das Problem lag. "Hm... ja, ich denke das kann man so nennen." Oder zumindest fiel ihm spontan keine bessere Umschreibung ein. "Weist du Ash, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das abgelaufen sein soll, zwischen dir und Mariella. Du bist ja nicht gerade der Romantiker." Eigentlich hatte sie ihn sogar eine Weile für absolut Bindungsunfähig gehalten. Der Schwarzhaarige seufzte leicht. "Ja, dass sagt sie auch immer." Mit ‚sie’ war natürlich Mariella gemeint, die ihm das steht’s und ständig unter die Nase reiben musste, derweil gab es Ashs Meinung nach wirklich schlimmeres, als keine romantische Ader zu haben. "Na und? Wie ist es nun passiert?", drängte Misty. "Sie hat mir irgendwann gesagt, dass sie mich mag." Ashs Schultern zuckten nach oben, als wäre das nichts besonderes. Vermutlich war es das auch nicht, denn eigentlich übte er nicht nur auf seine Freunde eine unerwartete Anziehungskraft aus. Allerdings hatte sich der Pokemonmeister auch nie viel aus Mädchen gemacht, weswegen er solche Liebesgeständnisse vermutlich immer mit einem ebenso bedeutungslosen Schulterzucken abgetan hatte, wie eben. Misty sah ihren Freund verwundert und gleichzeitig neugierig an. "Und das hast du verstanden?" Das konnte sie kaum glauben, so schwer wie Ash sich immer damit tat, solche Gefühlsandeutungen in die richtige Richtung zu verstehen. "Nein... eigentlich nicht", kam auch prompt die erwartete Antwort. Arme Mariella, mit Ash war man wirklich bestraft. Doch um so neugieriger war Misty nun darauf, wie die Züchterin es am Ende doch geschafft hatte, dass der begriffsstutzige Pokemonmeister sie noch verstanden hat. "Und wie hat sie dir klar gemacht, was sie meint?" "Sie hat mich geküsst. Also richtig. Nicht nur so ein kleiner Schmatzer auf die Wange." Für Ash war das damals ein absoluter Schock gewesen. Es war ja nicht selten, dass er von dem ein oder anderen Mädchen einen kleinen Kuss auf die Wange bekommen hatte, aber einen Kuss auf den Mund und dann auch noch so einen, hatte er zuvor noch nie bekommen und eigentlich war er sich auch sicher gewesen, dass er einen solchen Kuss nie bekommen wollte. "Und dann hattest du die Erleuchtung?" Das klang ja schon fast zu einfach... "Nein, ehrlich gesagt musste mich erst ein Freund auf den Trichter bringen." Wie immer halt, brauchte der Schwarzhaarige in solchen Dingen etwas Hilfe. Misty seufzte schwer und sprach ihren Gedanken von eben nun laut aus. "Arme Mariella..." "Hey! Ich hab mich immerhin sofort dafür entschuldigt", verteidigte sich Ash, der sowieso nicht wusste, warum seine Begriffsstutzigkeit so schlimm gewesen sein soll, am Ende hatte er ja schließlich noch verstanden, was gemeint war. "Und dann? Habt ihr euch noch mal geküsst?" Auf einmal fand Misty den Gedanken von Ash und Mariella als Paar gar nicht mehr so unangenehm, denn wenn Ash zu dämlich war, überhaupt zu begreifen, was so ein Kuss bedeuten sollte, wie viel würde da schon zwischen den beiden laufen? Vermutlich führten sie eine Kindergartenbeziehung. Also nichts, worauf man eifersüchtig sein musste – nicht, dass Misty das jemals wirklich war. Ash kratzte sich am Hinterkopf, bevor er die nicht mehr sonderlich überraschende Antwort hervor brachte. "Nein." Die Arenaleiterin konnte es einfach nicht fassen. "Aber wieso seit ihr dann zusammen?" "Weil es sich eben so ergeben hat", war sie simple Antwort und für den Schwarzhaarigen gab es da auch nichts hinzu zu fügen. Misty hatte allerdings nicht vor, sich damit zufrieden zu geben. "Geht es auch noch genauer?" "Wir haben uns entschieden zusammen zu reisen, weil wir dieselben Ziele hatten und meine Pokemon und ich so immer gut versorgt waren.“ Und irgendwann in der Zeit, in der sie zusammen unterwegs waren, hatte sich das zwischen ihnen eben ergeben, wie genau, konnte Ash gar nicht mehr sagen. Er empfand es auch nicht wirklich als wichtig. Es war eben so. „Mariella kann wirklich toll kochen, schade dass du ihr essen nicht probieren konntest", meinte er schließlich und hoffte, dass Thema damit in eine andere Richtung lenken zu können. "Vielleicht ein anderes mal." Nach ihrer nicht ungefährlichen Rettungsaktion war Misty ohnehin der Appetit vergangen, weswegen sie auch keines der Sandwichs angerührt hatte, welche Tracy schnell für sie drei zubereitet hatte, bevor sie sich im Wohnzimmer auf die Sofas geschmissen hatten. Apropos Tracy... Wieso war der eigentlich plötzlich so still? Gerade als Misty danach fragen wollte, entdeckte sie, dass der Pokemonbeobachter bereits eingeschlafen war. Wie ein kleines Pokemon hatte er sich auf der großen Couch zusammen gekauert und atmete ganz ruhig vor sich hin. Offenbar hatte ihn nicht wirklich interessiert, wie das zwischen Ash und Mariella zustande gekommen war. Aber Misty wunderte das auch nicht, denn als wirklich spannend würde sie die Geschichte nicht bezeichnen. Eher als beweis für Ashs Unfähigkeit in Sachen romantische Gefühle. "Eher nicht, wir sind ja bald wieder unterwegs", meinte selbiger schließlich, und riss seine Freundin aus ihren Gedanken "Aber ihr kommt doch wieder?" Mist! Jetzt sah es wieder so aus, als wollte sie ihn unbedingt wieder sehen. Aber sie hatte sich einfach nicht beherrschen können, sie musste einfach wissen ob und wann er wieder kam. "Bestimmt." Wann genau, konnte der Pokemonmeister allerdings nicht sagen. Seine Reisen waren immer sehr undurchschaubar. Durch Mariella, die als Züchterin auch immer ihre Vorstellungen von der Reise und deren Ziele hatte, war es sogar noch schlimmer geworden als früher, Ash konnte nie mit Sicherheit sagen, wo sie am nächsten Tag landen würden. Ein nicken kam von der Rothaarigen, bevor sie das Thema wieder in ihre Richtung lenkte. "Aber sag mal, war das wirklich alles? Ihr habt entschieden zusammen zu reisen und dann wart ihr zusammen?" "So in etwa, ja." Er würde sich nicht darauf einlassen, da jetzt noch ins Detail zu gehen, zumal es sowieso keine wirklich wichtigen Details gab – oder er sich nicht an solche erinnerte. "Das ist merkwürdig." "Wieso?" "Naja... irgendwie gehört da einfach mehr dazu." Bei ihr und Gary war es richtig romantisch gewesen, mit einem tollen Liebesgeständnis seitens Gary und vielen zärtlichen Momenten... Aber so etwas konnte man von Ash wohl nicht erwarten. "Was zum Beispiel?", wollte dieser auch prompt wissen und er schien wirklich absolut keine Vorstellung davon zu haben, was Misty meinte. "Eine Romantische Liebeserklärung... Blumen... ein Leidenschaftlicher Kuss...", zählte diese auch sofort auf und vermutlich wäre ihre Liste noch viel länger geworden, hätte Ash sie nicht unterbrochen. "Das kam alles später." Alles? Das konnte sich die Arenaleiterin kaum vorstellen.. "Im Ernst?" Ash wiegte seinen Kopf hin und her, während der Pikachu den Rücken streichelte. "Naja.... die Blumen und die Liebeserklärung nicht, aber..." "Schon gut, schon gut! Ich glaub ich will es gar nicht mehr hören." Denn entweder es war etwas, was Misty wirklich lieber nicht hören wollte oder es war nichts von Bedeutung. Eine Weile herrschte wieder reges Schweigen zwischen den beiden, dann nahm Ash das Gespräch wieder auf. Dies allerdings in eine Richtung die Misty niemals erwartet hätte. "Wie lang geht das schon, mit Gary und dir?" Die Frage brannte ihn schon auf der Zunge, seit er sie auf der Hochzeit zusammen gesehen hatte. Er musste einfach wissen, wie schnell sie vergessen hatte, dass sie so unbedingt mit ihm zusammen reisen wollte – oder eher, wie schnell sie IHN vergessen hatte. Misty durchschaute die Absicht hinter seinen Worten nicht, vermutlich weil sie nie auf den Gedanken kommen würde, dass Ash es wirklich interessieren würde, wenn sie ihn vergessen hätte, was sie im Grunde ja ohnehin nicht hatte, ihr Leben war eben nur ohne ihn weiter gegangen. "Seit ein paar Jahren", antwortete sie daher auch Wahrheitsgemäß. "Wie vielen?", hackte Ash nach und klang dabei schon fast etwas zu drängend. Und das entging auch der Rothaarigen nicht. Sie wurde Skeptisch. "Wieso willst du das so genau wissen?" "Weil ich finde, dass ihr vor fünf Jahren schon reichlich vertraut aussaht", platzte es unüberlegt aus dem Pokemonmeister. Er hatte dieses Wissen eigentlich noch etwas für sich behalten wollen, um heraus zu finden, ob Misty es ihm selbst erzählen würde. "Vor fünf Jahren? Als du gegangen bist?", fragte sie verwundert. "Aber da war noch nichts zwischen Gary und mir. Nicht mal ein Knistern oder ein Funken." Oder sie hatte zumindest nicht die Gelegenheit gehabt, etwas derartiges zu spüren, weil er ja gerade da gewesen war und sie dann auch noch so eiskalt abgewiesen hatte, wo sie doch nichts weiter wollte, als eine Weile mit ihm zusammen zu reisen. "Das sah aber anders aus." Was nützte es noch, so zu tun, als wüsste er nichts von dem, was vorgefallen war? Die Verwunderung war der jungen Frau anzusehen. "Wann?" "Als ihr beiden zusammen bei uns im Garten wart." Misty ahnte auf einmal, auf was Ash hinaus wollte, aber sie stellte sich lieber erst einmal dumm, nicht dass sie ihm am Ende Dinge verriet, die nicht wichtig waren – oder für ihn zumindest nicht wichtig sein sollten. "Ach du meine Güte, Ash... wir haben nur geredet und zwar über dich!" Das war nicht gelogen! "Ach wirklich?" Etwas finsteres lag in Ashs Stimme, er hatte alles gesehen und gehört und zwar wirklich alles und er fand es nicht gerade begeisternd, dass Misty so tat, als wären an diesem Nachmittag nichts weiter als harmlose Worte zwischen ihr und Gary gefallen. "Ja! Was hast du denn gedacht, dass wir Süßholz geraspelt haben?" Wobei er damit gar nicht so falsch gelegen hätte... Der Schwarzhaarige wirkte auf einmal ziemlich angespannt, irgendwie sogar etwas gereizt. "Nein, ich habe eher gedacht, dass ihr darüber gesprochen habt, wie dumm ich doch bin." Der Anblick seines sowohl wütenden, als auch enttäuschten Gesichtsausdrucks, machte Misty irgendwie Angst, auch wenn sie gerade nicht wusste, worauf er hinaus will, denn sie hatte nie gesagt, dass er dumm wäre, schon gar nicht damals, wo sie noch so sehr in ihn verliebt war. "Dumm? Du? Wie kommst du denn auf den Gedanken?", fragte sie daher auch sofort und dieses mal war ihre Unschuldsmiene echt. "Weil ich euch gehört habe." "Gehört? Was denn gehört? Wie haben nie..." "Gesagt das ich immer nur ein naives kleines Kind bleiben werde, egal wie viele Kämpfe ich auch gewinne und wie alt ich werde?" Sie sollte jetzt besser nicht lügen, denn auch wenn er vielleicht wirklich naiv war, dumm war er nicht und taub schon gar nicht. Autsch. Oh ja, genau das hatte sie gesagt, aber... "So war das nicht!" Zumindest war es nicht so gemeint gewesen. Nicht wirklich, jedenfalls. "Natürlich war es so! Verkauf mich doch nicht für dumm!" Kaum zu glauben, dass ihn so etwas so wütend machen konnte und noch schwerer war zu glauben, dass Tracy nicht aufwachte, wo er doch immer lauter wurde. "Ash..." Misty seufzte, wie sollte sie ihm das nur erklären? "Weist du, was das für ein Gefühl ist, so etwas aus dem Mund seiner beiden besten Freunde zu hören? Und dann auch noch du... wie du da neben ihm gesessen hast, so... vertraut." Er würde nie dieses unangenehme Gefühl vergessen, dass damals in ihm hoch gekocht war, als er die beiden zusammen gesehen hatte. Damals konnte er es noch nicht zuordnen und jetzt wusste er auch noch nicht so recht war es war bzw. wo genau es her kam, aber er wusste, dass es ihn wütend und traurig zugleich machte. "Was redest du denn da nur? Du hast das alles völlig missverstanden. Gary und ich haben..." Genau das gesagt und getan, was er glaubte gesehen und gehört zu haben, wenn Misty mal ehrlich mit sich selbst war. "Was?“, wollte Ash wissen und der gereizte Unterton in seiner Stimme wollte einfach nicht weichen. „Gib doch wenigstens zu, dass ihr beiden da schon etwas am laufen hattet!" "Nein! Es...“ Es war besser, wenn sie jetzt nicht versuchte zu lügen, denn er schien sowieso alles zu wissen, oder zumindest all das, was er nicht wissen sollte. „Es war nur ein Kuss." Und eigentlich sollte sie diesen nicht vor Ash verteidigen müssen. "Ach, nur ein Kuss? Ich hab euch gesehen Misty! Das war nicht 'nur' irgendein Kuss." Immerhin war er mittlerweile reif genug, um zu wissen, wie ‚irgendein Kuss’ aussah, im vergleich zu einem Kuss mit Bedeutung. So langsam wurde auch Misty sauer. "Na und wenn schon. Was hat dich denn das zu interessieren, ob und wie wir uns geküsst haben?" Gar nichts! Es ging ihn überhaupt nichts an! Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig! Sie durfte küssen wann und wen sie wollte. Er hatte dazu nichts zu sagen. "Es hat mich zu interessieren, schließlich hast du erst einen Tag vorher freudestrahlend zu mir gesagt, dass du gerne wieder mit mir zusammen reisen würdest." Und unterbewusst musste er sich davon irgendetwas erhofft haben, was durch diesen Kuss enttäuscht wurden war. Allerdings konnte er auch hier nicht mit Sicherheit sagen, worum es eigentlich so genau ging. Misty holte tief Luft und versuchte so ruhig wie möglich zu antworten, auch wenn es ihr ziemlich auf die Nerven ging, dass sie nicht genau wusste, worum es hier eigentlich wirklich ging. "Das stimmte ja auch." "Na wohl eher nicht, oder hättest du sonst Gary geküsst?" "Er hat mich geküsst!“ Verdammt noch einmal, wieso musste sie sich hier vor ihm verteidigen? Immerhin hatte sie nichts falsches getan. „Und außerdem...", begann sie daher schließlich, wurde allerdings von dem Klingeln des Telefons unterbrochen. Bevor nur einer von den beiden richtig reagieren konnte, hatte sich Tracy bereits aufgesetzt und nach dem Telefonhörer gegriffen, der direkt neben seiner Couch auf einem kleinen Tischchen stand. Misty und Ash starrten ihn verdattert an. Hatte er etwa nicht geschlafen und vielleicht auch noch alles gehört? "Leute, ich will euch ja nicht unterbrechen, aber Mariella ist am Telefon“, verkündete Tracy schließlich. „Sie will mit dir Sprechen, Ash!" Dem Gesicht nach zu Urteilen, dass er machte, hatte er wohl wirklich alles gehört und offenbar war ihm doch etwas unangenehm, dass er ein Gespräch belauscht hatte, dass ihn nun wirklich nichts anging. "Auch das noch..." Schnaufend erhob sich Ash, er würdige Misty keines weiteren Blickes, sondern schnappte sich nur das Schnurlose Telefon und ging einfach in den Flur, wo er den Anruf seiner Freundin mit einem genervten "Was ist?!", entgegen nahm. Tracy seufzte leicht und sah Misty dann an. "Du hast Gary damals geküsst?" Er konnte sich denken, warum Ash das so wütend machte und nun gab auch seine plötzliche Abreise und die Absage die sie beiden erhalten hatten endlich einen Sinn. Genau genommen, war Ash immer ein kleiner Trotzkopf gewesen, seine Reaktion war also nur natürlich für ihn. "Nein. Er hat mich geküsst." Toll, musste sie sich jetzt auch noch vor Tracy verteidigen? "Aber du hast den Kuss erwidert", wusste der Beobachter sofort, auch ohne dabei gewesen zu sein. "Ja ich... ich dachte mir doch nichts dabei. Ich hab Gary doch hinterher gesagt, dass ich ihn nicht liebe." Zumindest hatte sie es so in Erinnerung, wobei sie annahm, dass Ash diesen Teil der Unterhaltung nicht mehr mitbekommen hatte. "Deine Meinung hat sich ja aber offenbar geändert." Und genau das war es vermutlich, was Ash so gereizt hatte. Das er hier her gekommen war, nach fünf Jahren und Misty war nun tatsächlich mit Gary zusammen. Er hatte natürlich glauben müssen, dass das, was er gesehen hatte, genau das war, was er geglaubt hatte zu sehen. "Natürlich. Weil... Ash war weg und ich war schon wieder allein. Und dann kam Gary. Er war immer für mich da, egal wann und warum ich ihn brauchte. Ich musste nur anrufen und schon stand er vor meiner Tür. Er war immer lieb zu mir und zärtlich und obwohl er mir immer irgendwie klar gemacht hat, dass er mich mag, hat er mich nie bedrängt." "Und was war das, von wegen, du hättest gesagt, dass Ash immer ein naives kleines Kind bleiben würde, egal, wie er sich weiter entwickelt?" "Es war doch nur spaßig gemeint. Gary und ich haben vorher ganz viele nette Sachen gesagt... aber dann sind wir eben auf Ashs Naivität zu sprechen gekommen und so... sind dann halt diese Worte gefallen. Aber wir hätten das doch niemals gesagt, wenn wir gewusst hätten, dass Ash uns hört." "Ich glaube..." Tracy lies sich Misty gegenüber auf einen Sessel sinken. "Ash hat damals nur so reagiert, weil er das zwischen dir und Gary mitbekommen hat. Immerhin seit ihr beide auch die einzigen, bei denen er sich gar nicht mehr gemeldet hat." "Wieso sollte er denn wegen dieses kleinen Spaßes so wütend werden? Wir reden hier immerhin von Ash! Auch wenn er die Sache missverstanden haben sollte, hätte er sich doch früher oder später sicher wieder eingekriegt." "Wer sagt denn, dass er hauptsächlich sauer war, wegen dem was ihr gesagt habt?" "Wegen was, soll er denn sonst sauer gewesen sein?" "Wegen dem Kuss." "So ein Unsinn, dann hätte er ja..." In sie verliebt sein müssen, wieso sollte dieser Kuss ihn sonst so gestört haben? Aber das konnte doch nicht sein, oder? ~*~ Mariella war sauer, richtig sauer. Da wartete sie Ewigkeiten darauf, dass Ash sich meldete und als sie schließlich aufgab und stattdessen selbst anrief um sich zu erkundigen, ob alles okay war, war Ash auch noch zu frech sie anzumotzen, dass sie ihm nicht schon wieder auf die Nerven gehen sollte und das er sie sicherlich angerufen hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Mariella war am Telefon viel zu verdutzt gewesen, über den schroffen Ton und die ungewohnt unfreundliche Art, in der er mit ihr gesprochen hatte, als das sie in der Lage war, irgendetwas zu erwidern oder ihm gar Kontra zu geben. Schlimmer noch. Sie hatte am Ende sogar ganz kleinlaut gesagt, dass sie einfach nur froh war, dass es ihm gut ging und sie ihm eine gute Nacht wünschte. Jetzt hatte sie einen Moment gehabt das ganze zu verdauen und sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und nun war jede Überraschung, jede Verwunderung einfach nur noch in Wut umgeschlagen. Es war ja nicht nur das, wie er es gesagt hatte, sondern mehr, was er alles gesagt hatte. Unter anderem, dass es wichtigeres gab als sie und ihren krankhaften Wunsch ihn ständig bei sich zu haben. Wie konnte er so etwas sagen? Natürlich wollte sie ihn gerne um sich haben, sie liebte ihn. Aber dieser Wunsch war weder krankhaft, noch existierte er jede Sekunde ihres Lebens. Hätte sie ihn sonst mit Misty los geschickt? Nein. Wenn er recht hätte, dann hätte sie darauf bestanden mit ihm gemeinsam zu gehen, ganz egal ob sie Gäste hatten oder nicht. Aber hatte er ihr damit vielleicht etwas sagen wollen? Womöglich... das sie ihn einengte? Das er sich von ihr bedrängt fühlte? Das er froh war, sie endlich mal los zu sein, auch wenn es nur für eine Nacht war? Hatte sie ihn wirklich so sehr für sich beansprucht? Eigentlich nicht. Sie wusste, dass er seine Freiheit liebte und sie hatte sich immer bemüht, sie ihm zu lassen, soweit das eben ging, wenn man eine feste und ernsthafte Beziehung führte. Vielleicht war es ja gerade das... Vielleicht wollte er ja gar keine Beziehung... Aber warum sagte er das dann nicht einfach? Sie war schließlich ein großes Mädchen, sie konnte damit leben. Sie hatte immerhin schon schlimmere Verluste verkraften müssen. Andererseits... im Moment konnte sie sich nichts schlimmeres vorstellen, als Ash zu verlieren. Er war zu einem unabkömmlichen Teil ihres Lebens geworden. Sicher, ab und an trennten sich ihre Wege für einige Zeit, aber das war nicht schlimm, denn sie wusste ja, dass sie sich wiedersehen würden. Wenn sie sich aber trennten... Nein! Mariella schüttelte energisch mit dem Kopf, bevor sie sich in ihre Decke kuschelte und leise seufzte. Vermutlich war er einfach nur gereizt gewesen. Wer weis was passiert war, dass seine Laune so abgesackt war. Wenn man es genau nahm, war er ja auch vorher nicht gut drauf gewesen. Also kein Grund, seine Worte wirklich ernst zu nehmen. Der nächste Tag würde sicher alles richten. ~*~ Als Ash müde und erschöpft ins Wohnzimmer des Labors zurück kehrte, sich innerlich schon fragte, wie er das mit Misty jetzt ganz schnell in eine andere Richtung lenken konnte, bemerkte er, dass seine Gedanken vorerst wohl überflüssig waren. Misty schlief bereits tief und fest und Tracy hatte sich ebenfalls wieder hingelegt, blickte ihn zwar einen Moment an, sagte aber nichts. Vermutlich war es auch besser, wenn heute Abend keine Worte mehr zwischen irgendeinem von ihnen fiel. Daher legte auch Ash sich schließlich schlafen. Er würde am nächsten Tag einiges zu klären haben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)