Here with me von Mrs_Miyawaki (Reita x Ruki) ================================================================================ Kapitel 16: We all fall down ---------------------------- Here with me XVI ~ We all fall down ~ Es war früher Vormittag, vielleicht gegen elf Uhr, als Rukis Vater, Takahiro, den Wagen auf der Auffahrt parkte. Er war alleine. Da sein Geschäftstermin bereits früher zu Ende war, war er früh nach Hause gefahren. Seine Frau hatte sich entschlossen noch ihre Mutter zu besuchen, die ganz in der Nähe des Konferenzortes wohnte. Am Abend würde sie mit der Bahn nach Hause kommen. „Takanori?“, rief er in den Flur hinein, als er eintrat. Er lauschte, bekam jedoch keine Antwort. Wahrscheinlich schlief der Nichtsnutz noch. Ein weiteres Mal fragte er sich, wieso sein jüngster Sohn nicht einfach ein wenig mehr wie sein Bruder war. Es war wie bei seinen Halbbruder und ihm. Auch dieser war jünger und schlug etwas aus der Art, weshalb er kaum Kontakt zu ihm hatte. Außer es ließ sich nicht vermeiden. Nachdem Takahiro die Taschen in das Schlafzimmer gebracht hatte, beschloss er nach seinem Sohn zu sehen. Er legte die paar Meter über den Flur zurück und öffnete dessen Zimmertür. Als er einen Schritt in das Zimmer machte, traute er seinen Augen nicht. Dort lagen sein Sohn und dessen bester Freund eng umschlungen in dem Bett. Von Ruki sah man eigentlich mehr viel außer dem schwarzen Haarschopf, der auf der nackten Brust seines Freundes ruhte. Sein Blick fiel auf die Kleidung der beiden, die auf dem Boden verstreut lag. Von dort aus wanderte er zu Rukis Nachttisch, auf dem eine geöffnete Kondomverpackung und eine Tube Gleitgel lag. Ein letzter Blick in den Mülleimer bestätigte seine schlimmste Vermutung: sein minderjähriger Sohn hatte Sex mit seinem bester Freund gehabt! Seine Hand ballte sich zur Faust. „Takanori!“, brüllte er dann. Im Bett regte sich etwas. Ruki grummelt und wand sich aus Reitas Arm, der ebenfalls langsam die Augen aufschlug. Verschlafen und mit verwuschelten Haaren, blickte er seinen Vater an. Als ihm bewusst wurde, wer genau dort vor seinem Bett stand, war er schlagartig wach und zog panisch die Decke weiter über seinen und Reitas Körper. In einem Bruchteil einer Sekunde war ihm klar, dass er sagen konnte, was er wollte… es gab einfach nichts mehr zu leugnen. Die Situation war klar: sein Vater wusste bescheid. „Zieht euch was an und kommt runter! Wir haben zu reden!“, fügte er hinzu und stapfte wutentbrannt aus dem Zimmer. „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“, fluchte Ruki verzweifelt. Er wusste, dass sie nichts Gutes erwarten würde. Dann spürte er Reitas Hand auf seiner Schulter. Dieser sah zwar ebenfalls etwas verzweifelt aus, versuchte aber zuversichtlich zu wirken. Er wollte seinen Freund nicht noch mehr verunsichern. Dabei wusste er genau, dass die Situation mehr als heikel war. „Wir sollten tun, was er sagt.“, meinte Reita. Dann strich er Ruki über die Wange und küsste ihn dann. „Egal was gleich passiert, ich möchte, dass du weißt, dass es nichts zwischen uns ändert. Wir bleiben ein Paar und wir werden auch das hier überstehen.“ Sein Freund seufzte: „Das wird auch nichts ändern. Aber ich will trotzdem nicht wissen, was uns gleich unten erwartet.“ Schwererherzens standen beide auf und zogen sich an. Als sie ins Wohnzimmer kamen, ging Takahiro aufgebracht auf und ab. Sein Gesicht hatte an manchen Stellen rote Flecken bekommen, so wie immer, wenn er sich über etwas aufgeregte. „Was soll ich deiner Mutter bloß sagen, wenn sie nach Hause kommt?!“, brüllte er laut. Ruki war verwirrt, er verstand nicht, wieso seine Mutter nicht da war, aber er traute sich nicht nachzufragen. Nicht bei der Laune, die sein Vater hatte. Ein falsches Wort oder eine Frage und es konnte passieren, dass dieser komplett ausrastete. „Sie sitzt ahnungslos bei ihrer Mutter und du hast es einfach schamlos ausgenutzt, dass sie dich immer in Schutz nimmt! Sie wollte dich das Wochenende alleine lassen, nicht ich! Ich wusste, dass man dich nicht alleine lassen kann!“, schrie sein Vater wutentbrannt. „Verdammt Takanori, hast du dir mal überlegt, was die Leute sagen werden, wenn sie herausfinden, dass du intimen Kontakt zu Männern hast?! Das ist einfach nur widerlich! Wie soll ich meinen Freunden unter die Augen treten, wenn bekannt wird, dass du eine Schwuchtel bist?“ „Aber was ist so schlimm daran, dass wir uns auf diese Art und Weise mögen? Das muss doch keiner erfahren!“, versuchte Reita einen Schlichtungsversuch zu unternehmen. Er fühlte sich gerade schlecht. Er hatte seinen Freund beschützen wollen und jetzt musste er zusehen, wie dieser von seinem eigenen Vater verletzt wurde. Er fühlte sich schuldig. Wenn sie nicht miteinander geschlafen hätten, wäre es wahrscheinlich nicht aufgeflogen. Sie hätten sich dafür einen anderen Ort suchen sollen. Takahiro machte einen schnellen Schritt auf ihn zu und tippte ihm hart mit dem Zeigefinger gegen die Brust: „Du! Kommen wir zu dir! Was bildest du dir eigentlich ein? Takanori zu verführen?! Er ist noch minderjährig! Ich wusste schon am ersten Tag, als ihr wieder hier aufgetaucht seid, dass du Ärger bedeutest!“ Bevor Reita jedoch etwas erwidern konnte, platzte Ruki vollkommen der Kragen. In diesem Moment, wo er die Anschuldigungen an seinen Freund hörte, schwang seine Verzweiflung in Wut um. Er war wütend auf seinen Vater, da dieser ihn einfach nicht akzeptieren konnte, wie er war. Dass er jetzt noch die Dreistigkeit besaß Reita die Schuld an dieser Situation zu geben, war das Letzte. „Lass ihn! Reita hat nichts getan, was ich nicht wollte! Außerdem ist es nicht so, als wenn ich nicht wüsste worauf ich mich da eingelassen habe!“, brüllte er zurück. „Soll das heißen, dass du schon mit mehreren Kerlen Sex gehabt hast?!“, entfuhr es seinem Vater entsetzt. „Mit mehr als du denkst!“, kam die schnelle Antwort. Ruki konnte gar nicht so schnell gucken, wie die flache Hand Takahiros auf seiner Wange landete. Ein brennender Schmerz breitete sich dort aus und er wich einen Schritt zurück. Er konnte nicht verhindern, dass ihm erste Tränen in die Augen stiegen, als er sich die schmerzende Wange hielt. Hätte er in den Spiegel sehen können, hätte er sehen können wie sich die Stelle rot verfärbte. Man konnte sogar die Finger sehen. „Du bist also nicht nur eine verdammte Schwuchtel, sondern auch eine Schlampe!“, schrie er. „Ruki!“, rief Reita entsetzt und wollte einen Arm um seinen Freund legen, doch er kam nicht dazu. Takahiro ließ ihn nicht. Er packte ihn am Kragen und funkelte ihn an: „Ich will dich hier nicht mehr sehen! Verschwinde, bevor ich etwas Unüberlegtes tue und dich vielleicht sogar anzeige!“ Als er sah, dass dieser nickte, ließ er ihn los. Trotzdem wechselten Ruki und Reita noch einen verzweifelten Blick. „Ruki, es tut mir leid.“, flüsterte Reita ihm geknickt zu. Er wusste, dass es besser war, bevor die Situation noch mehr eskalierte und seine Anwesenheit machte Takahiro nur noch wütender. Allerdings hoffte er tief in seinem Herzen, dass Ruki schlimmeren Anfeindungen durch seinen Vater entgehen würde. „Muss es nicht. Ich stehe das hier durch und melde mich nachher.“, erwiderte dieser ebenfalls im Flüsterton. So gerne er ihn auch an seiner Seite gehabt hätte, auch er wusste, dass es besser war, wenn er ging. Dann würde sich sein Vater hoffentlich etwas beruhigen. Schwerenherzens sah er Reita nach, als dieser ging. „So und jetzt werden wir uns unter vier Augen unterhalten!“, schnaubte sein Vater. Etwas unsanft stieß er Ruki in Richtung des Sofas. Dieser fiel mehr darauf, als er sich setzte. „Wie lange geht das jetzt schon so mit Akira?“, wollte er wissen. Auf einmal klang er etwa ruhiger. Ruki sah ihn nicht an, sondern fixierte irgendeinen Punkt an der Wand: „Seit einem Monat… oder länger… ich weiß nicht genau.“ „Und seit wann betreibst du diesen widerlichen Lebenswandeln?!“, fragte er weiter. „Es ist nicht widerlich nur weil es dir nicht in den Kram passt! Überhaupt…“, schnappte Ruki zurück, doch als er sah, dass sein Vater die Hand ein weiteres Mal erhobt, verstummte er. Abwehrend hob er die Hand. „Letztes Jahr das erste Mal…“, nuschelte er dann. Von der folgenden Reaktion war Ruki mehr als überrascht. Sein Vater klatschte: „Dann hast du es ja ziemlich lange verheimlichen können!“ Doch dann wurde er schlagartig wieder ernst: „Ich will, dass das aufhört. Du kannst es dir aussuchen: wenn du hier wohnen bleiben willst, dann trennst du dich von Akira und suchst dir eine Freundin. Jedenfalls keine Beziehungen, egal welcher Art, zu Kerlen, verstanden?!“ „Und wenn ich nicht zustimme?“, wollte er mit angsterfüllter Stimme wissen, obwohl er schon ahnte, worauf es hinauslaufen würde. „Ganz einfach, dann kannst du dir ein neues zu Hause suchen. Hier bist du nicht mehr willkommen. Ich erwarte nicht, dass du sofort antwortest. Du gehst in dein Zimmer und kannst in aller Ruhe darüber nachdenken. Ich bin in meinem Arbeitszimmer!“, damit erhob Takahiro sich und verließ das Wohnzimmer. Zurück ließ er seinen verzweifelten Sohn. Reita sah fertig aus, als er nach Hause kam. Er machte sich nicht einmal die Mühe seine Schuhe richtig hinzustellen. Da er hörte, dass der Fernseher lief, ging er kurz ins Wohnzimmer, um seine Mutter zu begrüßen. Yui war überrascht ihn zu sehen, sie hatte ihn nicht vor morgen Abend zurückerwartet und sie sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte. „Akira, was ist passiert?“, wollte sie besorgt wissen. Sie saß in eine Decke eingekuschelt auf dem Sofa. „Das ist eine längere Geschichte…“, erwiderte er. Auf der einen Seite wollte er gerne mit ihr reden, aber er wollte seine Mutter auch nicht damit belasten. Yui schaltete den Fernseher aus und machte Platz auf dem Sofa, sodass er sich neben sie setzten konnte: „Das macht nichts.“ „Ok.“, erwiderte Reita und setzte sich seufzend. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…“ „Am besten gehst du einmal in dich und erzählst einfach.“, erwiderte sie geduldig. „Also… Ruki und ich… wir sind nicht nur Freunde. Wir sind inzwischen ein Paar. Als wir mit den anderen im Club waren, haben wir uns zum ersten Mal geküsst und dann hat sich das einfach so entwickelt. Ich wollte das nicht vor dir geheim halten… wir dachten nur es sei besser nichts zu sagen, wegen Rukis Vater. Und ich habe dann nichts gesagt, weil du doch mit Noriko befreundet bist. Nicht, dass ich dir nicht vertraue…“, begann er zögerlich. Yui streichelte ihm einmal durch die Haare: „Das ist ok. Ich weiß doch, dass du mir vertraust.“ „Du bist gar nicht überrascht, dass Ruki und ich…?“, wollte er wissen. „Ein wenig vielleicht, aber irgendwie auch nicht. Ich kann das schwer beschreiben, aber es freut mich für euch. Takanori hat dir schließlich sehr gut getan und du ihm auch.“, erwiderte sie. „Aber was ist jetzt passiert, dass du so fertig aussiehst?“ „Wir… wir haben gestern miteinander geschlafen und als Rukis Vater heute morgen früher nach Hause kam, hat er uns im Bett gesehen. Es lag alles da! Unsere Klamotten, das Kondom… er hat uns ins Wohnzimmer zitiert und angeschrien. Er… er hat Ruki sogar eine geknallt. Als ich ihm beistehen wollte, hat er mich rausgeschmissen.“, erklärte ihr Sohn. Er vergrub das Gesicht in beiden Händen. Schockiert sah sie ihn an. Sie wusste, dass es ihm besonders weh tat, dass er hatte zusehen müssen, wie Ruki geschlagen worden war. Sie zog ihn in ihre Arme: „Das ist schrecklich! Aber ich denke nicht, dass er ihn noch einmal schlägt. Nicht dass ich ihn in Schutz nehmen möchte, aber das war bestimmt nur die erste heftige Reaktion. Ich bin mir sicher, dass Noriko ihm ins Gewissen reden wird. Sie liebt Takanori, egal was ist. Da bin ich mir sicher. Sollte er trotzdem Probleme haben, kann er auch erst einmal zu uns kommen.“ „Danke, Mum. Ich werde ihn nachher auf dem Handy anrufen und gucken wie es bei ihm aussieht.“, antwortete Reita. „Wir kriegen das hin, ganz sicher.“, meinte sie. Wütend stopfte Ruki seine wichtigsten Sachen in eine Tasche. Er hatte ungefähr eine halbe Stunde lag auf seinem Bett gelegen und nachgedacht. Je länger er es gedacht hatte, desto wütender war er geworden. Er sollte sich also entscheiden?! Wenn er nur hier wohnen bleiben durfte, wenn er sich seinem Vater unterwarf und sich verleugnete, dann gab es nur eine Antwort: Er würde gehen. Für ihn stand fest, dass er sich nicht wegen seinem Vater von Reita trennen würde. Niemals! Er hatten endgültig die Schnauze voll sich zu verstecken. Sollte sein Vater doch sehen, was er davon hatte! Ruki hatte kurz überlegt seine Mutter anzurufen, doch dann hatte er sich dagegen entschieden. Das hatte einen einfachen Grund: er wollte, dass sein Vater ihr sagen musste was passiert war und das er deshalb abgehauen war. Gerade stopfte er seinen letzten Pulli in die Tasche. Jetzt musste er nur noch warten, bis er sich aus dem Haus schleichen konnte, schließlich sollte sein Vater auch einen Schreck kriegen. Den hatte er verdient, nachdem, was er getan hatte. Er hatte vorhin im Spiegel gesehen, dass man den Abdruck von dessen Hand immer noch auf seiner Wange erkennen konnte. Das würde er ihm nicht so schnell verzeihen, wenn er es überhaupt tun würde. Ruki wusste auch schon wo er hingehen würde. Da er Reita, Yui und auch die anderen drei nicht in Schwierigkeiten bringen wollte, hatte er beschlossen zu seinem Onkel zu fahren. Er hatte sich immer gut mit ihm verstanden und war traurig gewesen, dass sie nicht sehr viel Kontakt zu ihm hatte. Natürlich wollte sein Vater es nicht, da er ebenfalls schwul war und zu solchen Subjekten sollten seine Söhne keinen Kontakt haben. Geschweige denn, dass er wollte, dass seine ach wie feinen Freunde davon erfuhren. Trotzdem hatte Ruki oft hinter seinem Rücken mit seinem Onkel, Keisuke, telefoniert und war zu dem Schluss gekommen, dass er dort erst einmal am Besten aufgehoben war. Zum Glück wohnte er auch nicht allzu weit weg. Mit der Bahn dauerte es nicht lange, bis er in Yokohama ankommen würde. Circa eine Stunde später stand er vor der Haustür seines Onkels und klingelte. Er wohnte etwas weiter außerhalb in einem kleinen Haus. Vor ein paar Jahren hatte er dort zusammen mit seinem Freund gelebt, bis sie sich getrennt hatten. Ruki hatte Reita in der Bahn eine SMS geschickt, dass es ihm gut ging und er ihn nachher anrufen würde. Eigentlich hatte er seinen Onkel vorwarnen wollen, doch dieser war nicht zu erreichen gewesen, weder auf Handy noch auf Festnetz. Wenig später öffnete Keisuke ihm die Tür. „Taka! Wie siehst du denn aus?!“, meinte er entsetzt. Sein Onkel war groß, trug lässige Kleidung und hatte recht kurze braune Haare. „Hi… kurz zusammen gefasst, hat mein Vater herausgefunden, dass ich einen Freund habe, mir eine verpasst und mich vor die Wahl gestellt, entweder trenn ich mich von ihm und suche mir eine Freundin oder ich kann ausziehen. Also bin ich gegangen.“, erklärte dieser kurz. Sein Onkel sah ihn ernst an, dann zog er ihn in den Flur und nahm ihn in den Arm: „Das ist übel! Aber du kannst so lange bleiben wie du willst. Was sagst deine Mutter denn dazu?“ „Die weiß es noch gar nicht. Sie ist noch bei Oma.“, antwortete Ruki. Er fühlte sich gerade wohl in der Umarmung. Es tat gut zu wissen, dass jemand für ihn da war. „Ok. Ich würde sagen, du kommst erstmal rein. Wenn du willst, kannst du gleich mitessen, ich bin mir sicher, dass Wataru-kun genug gekocht hat und dann unterhalten wir uns in aller Ruhe.“, meinte Keisuke. „Wataru-kun? Dein neuer Freund?“, erkundigte er sich neugierig. Nun lachte sein Onkel: „Nein, das nicht. Ich hatte noch keine Gelegenheit dir von den beiden zu erzählen, da wir schon länger nicht mehr miteinander telefoniert haben. Na, aber du weißt ja, dass bei mir ab und zu Jugendliche wohnen, die rausgeschmissen wurden, weil sie schwul sind. Gerade sind es halt Wataru-kun und Tohru-chan. Ich bin mir sicher, dass du die beiden mögen wirst.“ „Wenn du das sagst.“, erwiderte Ruki mit einem leichten Grinsen. Er war sich sicher, dass sein Onkel Recht hatte. Dass bei ihm Jugendliche Unterschlupf finden konnten, war ein Grund für, dass er sich entschieden hatte, hierher zu kommen. Er wusste, dass es eine gute Freundin seines Onkels bei einer Beratungsstelle für Jugendliche arbeitete und sich das Ganze aus einem Gefallen heraus entwickelt hatte. Ihm war klar gewesen, dass er von hier nicht weggeschickt werden würde. Gemeinsam betraten sie die Küche. Dort stand ein junger, brünetter Mann, der vielleicht so alt wie Reita war, am Herd und widmete seine Aufmerksamkeit einer Pfanne. Neben ihm stand ein weiterer junger Mann, der blonde Haare hatte. Er schien ein wenig jünger zu sein und deckte gut gelaunt den Tisch. „Keisuke-san, wen hast du denn da mitgebracht?“, erkundigte er sich, als er die beiden sah. Auch der Brünette sah auf. Erst jetzt fiel Ruki auf, dass er ein Pflaster oberhalb des linken Auges und einen Verband um das rechte Handgelenk hatte. „Darf ich euch meinen Neffen Takanori vorstellen? Er wird für das erste bei uns wohnen.“, erklärte dieser. Dann wandte er sich an Ruki: „Der Blonde heißt Tohru und der Brünette Wataru.“ „Freut mich dich kennen zu lernen, Takanori. Dann deck ich für eine Person mehr. Wataru kocht eh immer genug.“, erwiderte Tohru mit einem freundlichen Lächeln. „Mich auch.“, erklärte Wataru, etwas wortkarger, aber trotzdem mit einem Lächeln. „Mich freut es euch kennen zu lernen. Aber ihr könnt mich gerne Ruki nennen, ich mag meinen Namen nicht so gerne. Kann ich euch etwas helfen?“, antwortete Ruki und lächelte zurück. Er war erleichtert, dass er sich so willkommen fühlte. „Ok, dann also Ruki.“, sagte Tohru gut gelaunt. „Das passt schon. Ich bin gleich fertig.“, meinte Wataru abwinkend. Es dauerte tatsächlich nicht lange bis sie essen konnten. Ruki war beeindruckt von dem Essen, das der Brünette gezaubert hatte. Es war keine einfache Tiefkühlkost oder andere Fixprodukte, er hatte Fisch, Gemüse und Soße selber gekocht. Sein Onkel selber war kein begnadeter Koch. „Wataru-kun ist gut oder? Ich habe noch nie so gut zu Hause gegessen.“, meinte Keisuke lachend. „Es ist wirklich sehr lecker.“, bestätigte Ruki. Nun grinste Wataru: „Danke, freut mich zu hören.“ „Wie alt bist du eigentlich?“, erkundigte Tohru sich neugierig. Er fand den anderen von Anfang an sehr sympathisch. Natürlich war ihm der blass rote Abdruck auf dessen Wange aufgefallen und er nahm an, dass er aus demselben Grund hier war wie sie beide auch. „16 und ihr?“, wollte dieser dann wissen. Während der Blonde den Eindruck machte, dass er kein Wässerchen trüben konnte, wirkte der Brünette nachdenklicher. „Ich bin 15, werde aber bald 16 und Wataru ist 18.“, bekam er als Antwort. „Allerdings wird er auch dann nicht vernünftiger werden.“, kommentierte Wataru ungerührt die Ausführungen seines Freundes, wofür er sich einen Knuff in die Seite einfing. Tohru sah ihn schmollend an: „Werd ich wohl!“ „Seid ihr beiden zusammen?“, fragte Ruki dann nach. Von Anfang an hatten die beiden auf eine seltsame Weise einen sehr vertrauten Eindruck auf ihn gemacht, obwohl sie sich weder geküsst noch in den Arm genommen hatten. „Sind wir.“, erwiderte nun Wataru. Nach dem Essen führte Keisuke Ruki ins Obergeschoss des kleinen Hauses. Es gab hier oben vier Räume. Gleich links von der Treppe befand sich das Badezimmer. Das Zimmer daneben war das von seinem Onkel. „Das erste Zimmer rechts ist das von Wataru-kun und Tohru-chan. Du kannst dich gerne im Zimmer daneben ausbreiten.“, meinte Keisuke und öffnete die Tür. Das Zimmer war schlicht eingerichtet mit einen Schreibtisch, einen Bett, einem Kleiderschrank und ein zwei Bücherregalen an der Wand. Auf dem Schreibtisch stand ein kleiner Fernseher und in den Regalen standen ein paar Bücher und Mangas. „Wenn du gleich reden willst, dann setzte ich uns etwas Tee auf.“, sagte er dann. „Gern, aber ich würde gerne vorher Reita anrufen, damit er weiß, dass ich in Ordnung bin.“, antwortete Ruki. „Ist er dein Freund?“, erkundigte sich Keisuke. „Ja.“, antwortete er schlicht. „Sag ihm bescheid, ich warte unten im Wohnzimmer auf dich. Und er kann dich natürlich besuchen…“, meinte sein Onkel und klopfte ihm aufmuntert auf die Schulter. Als sich die Tür hinter ihm schloss, kramte Ruki nach seinem Handy. Schnell hatte er die Nummer gewählt. Es dauert nicht lange, bis Reita abnahm. „Ruki! Endlich! Wie geht es dir?“, wollte er wissen. Er war so unglaublich erleichtert die Stimme des anderen hören zu können. „Ich weiß nicht genau… ich… ich bin abgehauen.“, begann er langsam. „Scheiße, wo bist du?!“, entfuhr es Reita. Er machte sich Sorgen, dass war ganz klar zu hören. „Keine Sorge, ich bin bei meinem Onkel. Ich kann erstmal bei ihm wohnen, bis wir eine Lösung gefunden haben. Mum weiß ja auch noch nichts.“, er seufzte. „Aber mein Vater hat mich vor die Wahl gestellt entweder wir trennen uns und ich höre auf schwul zu sein oder ich kann mir ein neues zu Hause suchen. Ich kann dort nicht bleiben, wenn er mich nicht akzeptiert, so wie ich bin. Ich konnte irgendwie damit leben, dass ich ihn enttäusche und dass ich einfach nicht so klug bin wie mein Bruder, aber damit… damit kann ich nicht leben!“ „Das… das ist furchtbar! Du kannst auch zu uns kommen…“, brachte Reita nach einer Weile des Schweigens hervor. Es tat ihm weh, dass er gerade nicht für ihn da sein konnte. Zu gerne hätte er ihn einfach in den Arm genommen. „Nein, das ist ok. Ich will nicht, dass du noch mehr Ärger bekommst und Yui soll auch keinen bekommen. Bei euch würde er mich als erstes vermuten und er weiß, was er dann tun würde. Das ist jetzt nichts gegen dich, aber ich brauche ein wenig Zeit für mich alleine, ok? Aber morgen würde ich mich gerne mit dir treffen. Mein Onkel hat gesagt, dass du gerne hier vorbeikommen kannst.“, erwiderte Ruki. „Ist ok. Ich verstehe das. Gib mir einfach die Adresse und ich komme vorbei. Aber du musst mir versprechen, wenn etwas sein sollte, dann rufst du mich an. Ich bin da für dich, ok?“, antwortete er. Als der Exfreund seiner Mutter ihm um die Ohren gehauen hatte, wie widerlich er es fände, dass er schwul war und ihm deswegen die Narbe zugefügt hatte, war er geschockt gewesen. Aber er hatte Zeit für sich gebraucht danach. Er hatte das Haus verlassen und war ziellos umhergewandert. Er hatte Abstand gebraucht. Deshalb konnte er nachvollziehen, dass auch sein Freund gerade welchen brauchte. „Danke, versprochen.“, entgegnete dieser erleichtert, dass Reita ihm nicht böse war deswegen. Es war gegen halb 10 Abends als Noriko nach Hause kam. Verwundert betrat sie das Haus. Es sah leer aus, als ob niemand zu Hause wäre. „Hallo? Ich bin wieder da.“, rief sie in den leeren Flur hinein, als sie eintrat. Doch sie erhielt keine Antwort. Vermutlich saß ihr Mann bereits wieder im Arbeitszimmer, was bedeutete, dass er nicht gestört werden wollte. Also beschloss sie zuerst nach ihrem Sohn zu sehen. Sie ging die Treppe nach oben. Auch hier brannte kein Licht, geschweige denn, dass ein Lichtstrahl unter der Zimmertür ihres Sohnes hervor schien. Noriko klopfte an die Tür: „Hallo Takanori, ich bin wieder da.“ Doch ein weiteres Mal erhielt sie keine Antwort. Sie klopfte noch einmal: „Ich komme jetzt rein.“ Als sie die Tür öffnete, stellte sie fest, dass das Zimmer leer war. Ihr Sohn war nicht hier. Auf dem Bett lagen ein paar Kleidungsstücke und die Tür zum Kleiderschrank stand weit offen. So verließ er sein Zimmer eigentlich nie, dazu war er viel zu ordentlich. Noriko spürte wie sie ein seltsames Gefühl überkam und es war bei Weitem kein Positives. Sie beeilte sich zum Arbeitszimmer ihres Mannes zu kommen. Dieses Mal hielt sie sich gar nicht erst damit auf zu klopfen. Sie riss die Tür auf: „Wo ist Takanori?!“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ OMG! Ich habs geschafft! Ein neues Kapitel! Yahoi~! Ich hoffe, es hat euch gefallen, auch wenn es viel Drama gab, aber wir wussten alle, dass es so kommen würde oder? Ich hoffe, es erinnert sich noch jemand an die Fanfic... >.< Ist ja doch ne Weile her... ich hoffe, dass nächste Kapitel dauert nicht so lange, den Anfang hab ich immerhin schon. ^^ Noch eine kurze Anmerkung: ich weiß nicht genau, ob es sooo schlimm ist mit dem Altersunterschied, aber na ja es ist ja auch Fiction irgendwo... lg Miya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)