The Zabini files von Amrei (Hermine Granger x Blaise Zabini) ================================================================================ Kapitel 2: Selbstgefälliger Feldsalat ------------------------------------- Kapitel 2 Sitzungsnr.: 002 Besprechungsziel: Aufbearbeitung der Umstände, die zur Aufnahme in das Programm geführt haben. Sitzungsprotokoll: Nachdem wir in der letzten Sitzung auf Maßnahmen zur Vorstellung unternommen haben, um eine Behandlung auf vertraulicher Basis zu ermöglichen, haben wir uns dieses Mal mit der Vergangenheit des Patienten befasst. ... *+* Hermine spießte mit vor Wut zusammengekniffenen Augen ein weiteres Salatblatt auf. Dieser dämliche grüne Salat. Lilith schaute ihr über ihren Salatteller hinweg amüsiert zu. „Wenn ich das eben richtig verstanden habe, war er also bei euch im Jahrgang ...Richtig?“ Hermine nickte und ließ ihre Gabel noch einmal mit Schwung auf den Salat herunterfahren. Das Geräusch, als sie sich in mehrere Schichten Salat bohrte und das Dressing spritzen ließ, war seltsam befriedigend... Dabei war es im Moment eigentlich alles viel zu schön, um schlechte Laune zu haben. Sie saß gemütlich auf der Innenterasse ihres Lieblingsrestaurants, einem kleinen Italiener, der halbversteckt zwischen Wohnhäusern in einer ruhigen Ecke am Rande der Londoner Innenstadt lag und genoss die Sonne. -Das heißt, sie hätte die Sonne und ihr Mittagessen genossen, wäre sie nicht so wütend gewesen. Mit hochgezogenen Augenbrauen griff Lilith nach einem Bruschetta von dem schon leicht mitgenommen wirkenden roten Teller in der Mitte des Tisches. „Sehe ich das richtig: Ihr hattet Potter, Malfoy und den da?“ Sie biss mit wehleidiger Miene in das Bruschetta. „Alles, was unser Jahrgang zu bieten hatte waren ein paar picklige, spätpubertierende Streber... Irgendetwas ist da gehörig schief gelaufen, das ist doch einfach nicht fair!“ Nicht... fair? Genauso unfair, wie die ganzen Male, als Malfoy sie gedemütigt hatte? Oder doch eher so unfair, wie die Gelegenheiten, als sich die Slytherins, bei denen sie Zabini guten Gewissens einschloss, geschlossen über sie lustig gemacht hatten?! So unfair?! Langsam schaute Hermine von ihrem malträtierten Mittagessen hoch. „Dir ist aber schon klar, dass zwei von deinen Mustermitschülern Todesser waren?!“ Ihre Stimme hörte sich selbst in ihren eigenen Ohren schrill an, aber sie konnte nichts dagegen tun. Lilith war zwar ehemaligen Slytherins gegenüber sehr ...aufgeschlossen wie man am Beispiel ihres Freundes sehen konnte und ließ sich sonst auch öfter zu einer etwas zu flapsigen Bemerkung hinreißen, aber das war entschieden zu viel des Guten! Liliths Lächeln tropfte langsam von ihrem Gesicht, wie in Zeitlupe. Zuerst hier ein Mundwinkel, dann hier eine Lippenhälfte. Als wären sie plötzlich unheimlich schwer geworden... „Nein“ antwortete sie schließlich trocken, nach etwas, das sich anfühlte, wie eine Ewigkeit. „So habe ich das nicht gemeint.“ Sie steckte sich das letzte Stückchen ihres Salats in den Mund, bevor sie ihren Korbstuhl nach hinten schob und aufstand. „Weißt du Mine, der eine ist freigesprochen und der andere befindet sich wohl aus gutem Grund bei uns und nicht in Askaban, denk einmal darüber nach.“ Hermine sah schweigend zu, wie Lilith, bei der sie die Gelegenheiten, an denen sie nicht breitgrinsend durch die Gegend gelaufen war an einer Hand abzählen konnte, ihren Umhang nahm und mit trotzig erhobenem Kinn durch den kurzen Gang zwischen Terrasse und Ausgang schritt. Die rotlackierte Tür, von der schon so lange, wie sie sich erinnern konnte, die Farbe abblätterte, knallte sie zu. Ihre Augen brannten, als sie sich langsam ihre Gabel in den Mund schob. Und an all dem war nur der grüne Salat schuld! ...Nicht, dass sie etwas gegen den Umstand gehabt hätte, dass er grün war. Sie war sich sogar ziemlich sicher, dass sie ihn genauso unausstehlich gefunden hätte, wäre er Krautsalat oder mit Radieschen, statt Tomaten, sie hatte schließlich keine Vorurteile und war schon gar nicht rassistisch, aber trotzdem... Hätte er sie nicht schon von Anfang an zur Weißglut getrieben, hätte sie Lilith nicht so von der Seite angefahren und dann wäre sie, eine ihrer wenigen Freundinnen, jetzt wiederum nicht wütend auf sie... Sie rammte ihre Gabel in eine Tomate. Das nächste Mal, wenn sie ihn sah, würde sie ihm sein arrogantes Grinsen aus dem Gesicht wischen! Sie strich sich eine Locke aus dem glühenden Gesicht. ....Also dem Salat. *+* Der nächste Tag war brutal. Ihr zweiter Fall stellte sich als Zacharias Smith heraus, bei dem sie sich zwar ziemlich sicher war, dass es sich bei ihm nicht um einen Todesser handelte, aber seine arrogante Art war auch nur unwesentlich besser, als die gewisser anderer Personen. Außerdem blockte er jedes Mal, wenn sie unauffällig darauf zu sprechen kommen wollte, wie er überhaupt zu seiner Stelle als ihr Fall gekommen war höflich, aber bestimmt ab. Als er schließlich gegangen war, war sie sich ziemlich sicher, dass das noch ein hartes Stück Arbeit werden würde. Außerdem hatte sie Kopfschmerzen. In ihrer Kaffeepause hatte sie Lilith vor der Teeküche getroffen, sie hatte sie allerdings nach, wie vor mit kühler Nichtbeachtung gestraft. Zu dem Zeitpunkt, als sie zurück in ihr Büro gekommen war und einen bemerkenswert hohen Papierstapel auf ihrem Schreibtisch vorgefunden hatte, den sie - wie der Zettel obenauf ermahnte - bis zur nächsten Woche durchgearbeitet haben musste, war sie nur noch milde überrascht gewesen: der Tag war schon ein ganzes Stück früher nicht mehr zu retten gewesen. Abends hatte sie sich mit Krummbein auf ihre Couch gekuschelt und bei einer riesigen Tafel Schokolade auf ihrem alten Videorekorder -Sie hatte trotz allem nie auf technische Geräte verzichten können, Hexe hin oder her- „Vom Winde verweht“ gekuckt. An den entsprechenden Stellen und auch eine Weile danach hatte sie geweint, wie ein Teenager mit Liebeskummer. Sie hatte sich so jämmerlich gefühlt, wie schon lange nicht mehr. In einer Ecke ihres Büros stapelte sich noch der Teil des Papierstapels vom Vortag, den sie noch nicht fertig bekommen hatte. Eigentlich hätte es ein guter Tag sein können. Zumindest draußen schien die Sonne, sie hatte gerüchteweise über einen Antrag für Fenster auf ihrer Abteilung gehört und ihre Mutter hatte morgens angerufen und sie für die nächste Woche zum traditionellen „Granger’schen Familienessen“ eingeladen, dem letzten Samstag jeden Monats, an dem sie mit den Bergen von Essen kämpfte, die ihre Mutter jedes Mal wieder aufs Neue machte, obwohl immer mehr, als die Hälfte übrig blieb und ihr Vater sich mit ihr über die Arbeit und die neuesten Errungenschaften der Zahnmedizin unterhielt –ein Thema, das beim Essen ganz nebenbei gar nicht so eklig war, wie man allgemein denkt. Normalerweise hätte spätestens die Vorfreude auf das letztere ihren Tag gerettet, aber so wie es stand konnte kurz vor ihrem nächsten Treffen mit Zabini auch das die allgemeine Stimmung nicht mehr retten. Sie atmete noch einmal tief durch, als sich die Tür schließlich öffnete. „Du bist 20 Minuten zu spät,“ stellte sie ruhig fest. Das ‚Sie’ hatte sie schon letzte Stunde gestrichen –unnötige Höflichkeit. Zabini sah ausnahmsweise ebenfalls ziemlich durch den Wind aus. Er trug noch den schwarzen, an den Ellenbogen und am Brustkorb mit Drachenschuppen verstärkten Umhang der Fluchbrecher, der ihm ziemlich zerknautsch und irgendwie schief verrutscht um die Schultern hing. „Auch andere Leute müssen arbeiten, Granger“, antwortete er kühl, bevor er sich unaufgefordert auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen ließ. Hermine schrieb den Umstand, dass er sich dieses mal kommentarlos gefügt hatte allerdings eher der Tatsache zu, dass er irgendwie ziemlich fertig wirke, als der Hoffnung er könnte tatsächlich zu dem Schluss gekommen sein, sie würde ein normales Maß an Höflichkeit oder auch nur Kooperation rechtfertigen. „Ich hätte natürlich auch pünktlich gehen können, um meinen Termin einzuhalten, aber komischerweise bin ich nicht dazugekommen. Könnte vielleicht etwas damit zu tun gehabt haben, dass wir gerade mitten dabei waren einen Fluch zu lösen, als deine reizende Erinnerungseule aufgetaucht ist.“ Er schürzte die Lippen. „Aber auch, wenn ich meinen Nachnamen selten in einem so herzerweichend ...freundlichen Zusammenhang gelesen habe, konnte ich mich leider nicht losmachen.“ Zabini legte nachdenklich den Kopf schief. „Aber wenn man mal sieht, wie viel das Ministerium immer wieder hinblättert, um uns von Gringotts auszuleihen, werde ich wohl höchstwahrscheinlich keine Verwarnung kriegen, nur weil ich dich eine Viertel Stunde deiner kostbaren Zeit gekostet habe.“ Hermine starrte ihn mit offenem Mund an. Wie konnte ein einziger Mensch so dreist sein? „Hast du dir eigentlich schon mal überlegt, dass du sehr viel einfacher durch das Leben kommen würdest, wenn du dich wenigstens zu einem Mindestmaß an Höflichkeit herablassen würdest?“ Eine vernünftige Arbeitsatmosphäre hatte sie so oder so schon aufgegeben, da konnte sie auch genauso gut genauso unhöflich sein, wie er. Das war zwar genaugenommen eher kontraproduktiv, aber was sollte sie sagen, sie fühlte sich danach auf jedenfall entschieden besser... Zabini grinste selbstgehässig. „Allerdings, aber so macht es einfach mehr Spaß.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Und, was hat dein Pseudo-Psychologiebuch für diese Stunde vorgesehen? Machen wir bei dem Kreuzverhör von letzter Stunde weiter, oder ist das erst einmal abgehakt?“ Hermine merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. „Ich arbeite nach keinem Pseudo-Psychologiebuch“ Was stimmte –C.L. Saclebolt, der „Therapeutische Erschließung des Subjekts“ verfasst hatte war ein anerkannter Kopfheiler, der auch in der nichtmagischen Welt einige umjubelte psychologische werke veröffentlicht hatte. „Und ja, wir haben das „Kreuzverhör“, wie du es nennst abgeschlossen. Heute werfen wir einen Blick auf Aspekte deiner Vergangenheit, die dazu geführt haben können, dass du...“ sie hielt inne. Wie hatte sie das noch in ihren Notizen genannt? Sie wusste noch, dass sie ziemlich zufrieden mit ihrer Formulierung gewesen war, aber darüber hinaus... „Dass ich hier gelandet bin?“ bot er augenrollend an. „Genau!“ So ging zwar ihre politisch korrekte Formulierung flöten, aber dafür war er wenigstens in einem gewissen Rahmen kooperativ. „Du erwartest jetzt also von mir, dass ich dir erzähle, wann ich in meiner –Kindheit zu wenig Liebe bekommen habe, nur um dann zu enthüllen, zu welchen grausamen Taten ich mich danach habe hinreißen lassen um das zu kompensieren?“ Hermine kniff die Augen zusammen. „So habe ich das nicht gesagt,“ presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er richtete sich etwas in seinem Stuhl auf. Bisher war ihr gar nicht aufgefallen, wie groß er war, -Oder wie klein sie. Und schon wieder ein Punkt, der ihre Autorität untergrub, das hatte sie gerade noch gebraucht... „Ich komme hier wahrscheinlich erst weg, wenn ich jede deiner Fragen zufriedenstellend beantwortet habe, oder?“ Mit einem theatralischen Seufzen sah er sie an. „Also, ich war elf Jahre alt.“ „Ja?“ Hermine lächelte ihn aufmunternd an. Eigentlich verdiente er so viel Freundlichkeit ja gar nicht, aber im Moment war sie so erstaunt darüber, dass er tatsächlich mitspielte, dass sie bereit war über diesen Umstand hinweg zu sehen. „...und ich wurde nach Slytherin gesteckt“, endete er. „Und?“ hakte sie nach. Zabini schnaubte abfällig. „Nichts ‚und’, das ist der Grund. Ich habe nie für die Todesser gearbeitet und meine Akte ist einwandfrei. Das einzige, was ich je getan habe ist in einem bestimmten Zeitraum in Slytherin gewesen zu sein, aber genau das reicht für das neue, ach so aufgeschlossene Ministerium scheinbar schon.“ „Das ist nicht wahr,“ flüsterte sie. „Du musst etwas getan haben... Das Ministerium verurteilt nicht einfach Menschen... nicht mehr.“ Er verzog abfällig den Mund und schaute stumm in die Ecke des Raumes, in der sich die Unterlagen auf dem Boden stapelten. Hermine betrachtete eine Weile stumm ihre Hände. Er musste einfach etwas getan haben. Sie musste an Lilith denken, die genau deswegen wütend auf sie war. Er musste etwas getan haben. Das mit den Vorurteilen und den abfälligen Bemerkungen hatte er zumindest immer genauso gut hinbekommen, wie die anderen. Die anderen Slytherins. Er musste etwas getan haben... und wenn es der Umstand gewesen war ein Slytherin zu sein. Sie schaute langsam auf. „Du hast da etwas“, murmelte sie leise und deutete auf einen braunen Fleck an seiner Schläfe. Zabini murmelte etwas unverständliches, das dem Tonfall nach allerdings in die Kategorie Verwünschungen gehörte, bevor er ein Taschentuch aus den Untiefen seiner Umhangtasche zog und ungerührt darauf spuckte. „Bleibt übrig, wenn der Heilzauber die Wunde darunter schließt“, erklärte er auf eine Art und Weise, die gar nicht erklärte und wischte sich mit dem Tuch über die Stelle. Er schaute sie fragend an. „Kann ich jetzt gehen?“ Sie nickte jediglich. Wie kam es, dass er es immer wieder fertig brachte, dass sie sich schlecht fühlte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)