Dreiecksbeziehung von Liare ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „WIE KONNTEST DU NUR? DU HAST DEINE FREUNDIN MIT DEREN BESTER FREUNDIN BETROGEN! SAG MAL WAS FÜR EIN ARSCH BIST DU EIGENTLICH?“ Darf ich vorstellen? Meine liebe Klassensprecherin alias erste Verfechterin der Emanzipation. Wo immer einem weiblichen Wesen an dieser Schule vermeintliches oder auch echtes Unrecht geschieht ist Lisa zur Stelle. Tja und in meinem Fall geht es um ein eindeutiges Photo auf dem ich Alissa sehr ähm intensiv küsse. Die beste Freundin meiner Freundin. Nein ich habe deswegen keine Schuldgefühle und NEIN ich bin auch kein Arsch von einem Mann. Um genau zu sein ist die ganze Geschichte etwas länger und komplizierter. Alles begann an einem dieser netten schönen Tage, an denen es immer beginnt. Es war Sommer der Tag war heiß und ich wollte nur ins Schwimmbad. Also bin ich gewohnheitsmäßig mit dem letzten Gong geflüchtet, ab nach Hause und ins Bad. Schwimmen war dann auch ganz nett. Als ich Abends dann mein Zeug in die Waschmaschine geschoben habe, viel mir ein Brief in die Hände, den ich vor dem Bad bestimmt noch nicht hatte. Ein Liebesbrief, wie sich bald herausstellte. Ein Mädchen bat mich um ein Date. Name: unbekannt. Sie sagte meine Augen gefielen ihr, genauso wie mein Hals, mein Rücken und mein Po. Das wirklich interessante an dem Brief war, dass er wohl von zwei verschiedenen Personen, oder einer Schizophrenen geschrieben worden sein musste. Der Teil über meine Augen war in einer schönen, geschwungenen, sehr femininen Art geschrieben. Die Beschreibung meiner Kehrseite in einer etwas burschikoseren. Das hat mich, wie ich gestehen muss sehr irritiert, aber genauso interessiert. Also beschloss ich hinzugehen. Kaum in dem Café, in dem das Date laut Brief stattfinden sollte angekommen, winkte mir auch schon ein Mädchen. Auf den ersten Augenblick erschien sie mir wie ein Hurrikan, was sich später auch bestätigen sollte. Also bin ich auf sie zu und habe sie gefragt, ob der Brief von ihr stamme. Woraufhin sie gleichzeitig den Kopf geschüttelt und genickt hat. Muss gestehen, dass mich das etwas verwirrt hat. Nun gut. Was das jein zu bedeuten hatte erfuhr ich ganze zwei Minuten später, in denen mich das Mädchen mir gegenüber nur grinsend betrachtet hat. Eine weiter Person gesellte sich zu uns. Ein weiteres Mädchen. Im Gegensatz du der die als erstes da gewesen war, war sie eher schmächtig und wirkte sehr schüchtern. Selten habe ich zwei solche Gegensätze erlebt. Dann erst erfuhr ich die ganze Geschichte. Scheinbar hatte mich Alissa (der Hurrikan) beim Fussballspielen sehr genau betrachtet und sich in meine Kehrseite verliebt. Klingt ein bisschen blöd, ich weiß. Aber bis heute habe ich von ihr nur gehört, wie vorteilhaft meine Kehrseite doch ist. Über meine Vorderseite schweigt sie sich geflissentlich aus. Zurück zur Geschichte. Nun, sie hat dann ihre beste Freundin, Helen (die Schmächtige) mitgeschleift. Tja und als diese mal den Ball zu fassen bekam, der blöderweise das Feld verlassen hatte und ich kam um ihn zurückzuholen, da habe ich ihr wohl in die Augen geschaut... Zu meiner Schande musste ich gestehen, mich zuerst an diese Situation gar nicht erinnern zu können. Wie dem auch sei. Während Alissa Pläne schmiedete, wie sie sich meine Kehrseite aneignen könne – ja, das hat sie tatsächlich so formuliert – gingen Helen scheinbar meine Augen nicht mehr aus dem Kopf. Doch trotz ihres Liebeswahns – auch dieses Wort stammt nicht von mir – ist es Alissa scheinbar aufgefallen, dass mit ihrer besten Freundin nicht alles in Butter war. Nach einigen tiefsinnigen Gesprächen (oder mentaler Folter, da bin ich mir nicht so sicher) hat Helen Alissa dann gestanden, ebenfalls in mich verliebt zu sein. Wobei sie vermutlich geweint und sich ewig oft entschuldigt hat. Jetzt muss ich sagen, dass Alissa sehr, wie sagt man, praktisch veranlagt ist. Also schlug sie vor mich zu teilen. Tja, und das bekam ich an jenem Tag in diesem wunderschönen Café brühwarm erzählt. Hab dann erst mal für ein paar Minuten die Klappe gehalten. So was passiert schließlich nicht jeden Tag. Ich erinnere mich immernoch an Alissas strahlendes Gesicht und wie Helen immer röter wurde. Ich war zu schockiert um etwas zu sagen. Also habe ich um etwas Bedenkzeit gebeten und mich mit meinem schwulen Bruder kurzgeschlossen. Er versteht Frauen einfach, was ich definitiv nicht tue. Zumindest glaubte ich das bis zu diesem Zeitpunkt.. Ich mein, wenn ich jemanden habe, den ich sehr gern mag, dann will ich ihn doch nicht teilen! Gott, was hat Juli gelacht! Ich fand das gar nicht witzig! Sein Freund war auch keine Hilfe. Mehr als ein 'versteh einer die Frauen' kam von dem nicht. Stunden später hat mein lieber Bruder dann wieder für Menschen verständliche Worte herausgebracht und mir folgendes erklärt: „Weist du, die zwei sind beste Freundinnen. Und die Freundschaft der jeweils Anderen ist ihnen so wichtig, dass sie alles teilen würden. Frauen sind nicht so selbstsüchtig wie Männer.“ Dann war er im nächsten Lachanfall verschwunden. Irgendwie hatte ich das dringende Gefühl, dass das nicht so ganz der richtige Ansatz war. Wie dem auch sei. Ich hatte ein Problem und irgendwie das Gefühl mit niemandem drüber reden zu können. Toby hätte mir sicher geraten, zu nehmen was ich kriegen könne. Wobei man sagen muss, dass er die Anwendung seiner Philosophie des öfteren mit Berichten über die neuesten Geschlechtskrankheiten, die er sich wieder eingefangen hat, unterstreicht. Marc hätte sich schebs gelacht und Isa (seine Freundin) angerufen um sie über das weibliche Gehirn auszufragen und sie zum mitlachen zu bewegen, was sie zweifellos getan hätte. Mino wäre vor Schock vermutlich rückwärts vom Stuhl gefallen. Weitergeholfen hat mir dann doch der Freund meines Bruders indem er mir einfach riet mal zu schaun was komme und die Mädels näher kennen zu lernen. Ich mag den Kerle. Immer die Ruhe in Person und so sehr mein Bruder auch die Nervensäge heraushängen lässt, nicht aus der Ruhe zu bringen. Allein seine Anwesenheit schont meine Nerven immer wieder. Egal wie verrückt mein Bruder ist, er behält die Bodenhaftung. Allein dafür genießt er meine größte Hochachtung. War auch echt schön was mit den Mädels zu unternehmen. Wir waren im Zoo. Wobei wir alle drei in verschiedene Richtungen wollten. Helen wollte unbedingt zu den Vögeln, Alissa zu den Reptilien und ich zu den Nagetieren, aber wir haben schließlich noch alles geschafft. War sogar echt nett. Und bei der Delfinshow waren wir uns sogar einig: Keine Unterstützung von Delfinshows!! Genauso wie wir alle von den Großkatzen begeistert waren. Wenn auch jeder etwas andere Aspekte betrachtet hat. Helen: „Sind die süß wenn die schmusen!“ Alissa: „Coole Reißzähne, weist du welche Kraft sie mit denen aufbringen können?“ Ich war eher von den geschmeidigen Bewegungen begeistert. Beim Shopping haben Alissa und ich aneinadergelehnt ein Nickerchen gehalten. Dafür war ich dann beim Eisessen nur mich Helen zusammen. Alissa diskutierte derweil lautstark mit einem dieser fanatischem Biebelfritzen. Musste sie dann wegschleifen, sonst wäre sie handgreiflich geworden. Helen hat derweil den alten Herren beruhigt, der Alissa nachrief sie würde im ewigen Fegefeuer landen, worauf sich diese, wie sie sagte, schon sehr freue. Alles in allem sind mir die Beiden sehr ans Herz gewachsen. Kaum zwei Monate später konnte ich es mir gar nicht mehr vorstellen ohne sie zu sein. Helen, die immer auf mich zugestürmt kam, wenn sie mich sah und Alissa, die sich immer hinter den gegnerischen Torwart stellte und meine Mannschaft anfeuerte. Ich weiß nicht mal mehr wann es genau anfing, oder ob es von Anfang an so war, aber unsere Beziehung zueinander war irgendwann viel viel enger, als normale platonische Beziehungen eigentlich sind. Ich glaube nicht, dass es da anfing, wo ich begann Beide zu küssen. Eher viel früher. Nur wann genau, das kann ich nicht sagen. Wir beschlossen unsere Beziehung geheim zu halten. So richteten wir es ein, dass Helen offiziell meine Freundin war und mich mit Alissa nur eine scheinbar platonische Beziehung verband. Das ging lange wirklich gut, bis, ja bis, dieses verfluchte Bild geschossen wurde. An dem Abend waren nur Alissa und ich zusammen aus. Helen wollte sich von der Lernerei für eine Chemieprüfung ausruhen und lag bereits in meinem Bett und schlief. Naja und nach ein paar nicht ganz alkoholfreien Gläsern haben Alissa und ich dann in aller Öffentlichkeit das Knutschen angefangen. Und scheinbar waren wir dabei nicht so unbeobachtet wie wir hofften. „ALSO! DUR WIRST DICH JETZT BEI HELEN ENTSCHULDIGEN! HAST DU VERSTANDEN DU RATTE?“ Lisa hat eine sehr effektive Art mich aus meinen Gedanken zurückzurufen. Phu, was soll ich dazu sagen? „Hey, das Bild ist ja richtig gut geworden! Ich mein dafür, dass es eine Handykamera war!“ Alissa hat Lisa das Bild abgenommen und grinst es an. Dazu muss man sagen, dass sie diejenige von uns dreien ist, die am wenigsten Problem mit unserer Art der Beziehung hat. Denn auch wenn ich keine der Beiden missen möchte, so habe ich doch ein Problem damit von meinen 'Freundinnen' zu reden und dabei kein Ex- vorne dran zu haben. Helen ist das Ganze auch nicht ganz koscher. Alissa ist es, wie schon gesagt, egal! „DU!“ Lisa hat ein neues Opfer gefunden. „WIE KANNST DU DAS HELEN NUR ANTUN! SIE IST DEINE BESTE FREUNDIN!“ „Natürlich ist sie das! Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst! Kuck mal, alle starren dich schon an! Und einen roten Schädel hast du auch schon. Reg dich ab Mutter Theresa! Hel war an dem Abend müde, hat nur noch ne Runde mit Juli gezockt und is dann ins Bett. Sonst hätten wir sie doch mit genommen.“ „Tu nicht so, als wäre sie deine beste Freundin, du Flittchen!“ Das hätte sie besser nicht sagen sollen! „FLITTCHEN?! Sag mal hast du sie noch alle? Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß, oder ich polier dir die Fresse!“ „Ähm Alis? Lass es, ok? Wir sollten mal besser nach Hel schaun, meinst du nicht?“ mische ich mich möglichst schlichtend ein. Blöderweise ist Alissa schon in Fahrt. „Klappe,“ werde ich angefaucht. Dann wendet sie sich wieder Lisa zu. Langsam tiegert sie auf ihre Beute zu um sie dann zu verschlingen, ob verbal oder mit körperlicher Gewalt, kommt dabei aufs Gleiche raus. Also greife ich, inzwischen geübt, nach ihr uns setzte sie zielsicher außer Kraft. „Lass mich sofort los! Ich mach die fertig!“ fraucht sie mich an, aber ich denke nicht mal dran. „Ich will keine Klage wegen unterlassener Hilfeleistung,“ entgegne ihr ihr ruhig. Zu oft habe ich sie in letzter Zeit wütend erlebt. Meine Nerven – vorgestählt durch meinen Bruder und durch Alissas Laune perfektioniert – lassen mich in so einer Situation sicher nicht im Stich! „Dann befrei ich mich halt!“ kreischt sie und tritt nach meinem Schienbein. Darf ich an dieser Stelle anmerken, dass ich wenn wir zu dritt in einem Bett liegen, was wir in letzter Zeit öfter getan haben, immer in der Mitte liege? Und dass ich es deswegen schon gewohnt bin getreten zu werden? Die Charakterzüge meiner Mädels schlagen sich nicht nur in ihrem wachen Verhalten nieder. Während Helen nachts nur zu sehr nahem Kuscheln neigt, was im Sommer sehr heiß werden könnte – nicht im sexistischen, sondern im temperaturmäßigen Sinne – schnarcht und spricht Alissa nicht nur im Schlaf, sie schlägt auch um sich und klaut bevorzugt die Decke. Weswegen wir bereits immer zwei im Bett haben, aber sobald sie ihre aus dem Bett gepfeffert hat, schlupft sie mit unter die Andere um sich dann darin einzuwickeln und Hel und mich in der Kälte liegen zu lassen. Woraufhin Hel noch näher kommt und schon fast in mich hineinschlupft, während ich von der andern Seite getreten werde. Dabei murmelt Alis des Öfteren etwas von wegen 'ich mach dich fertig' oder 'fahr zu Hölle'. Wie gesagt, ich bin inzwischen abgehärtet. Der Fünf-Minuten-vor-Schulbeginn-Gong rettet mich. Ich schleife Alis, die wütend kreischt und um sich schlägt, durch die sich bereitwillig öffnenden Reihen der Gaffer und liefere die in ihrer Klasse ab. Dort treffen wir auch auf Hel die mich strahlend ansieht und das Buch, das sie gerade gelesen hat zur Seite legt. Gott ist sie süß, wenn sie so lacht! Zur Begrüßung bekomme ich einen kleinen, scheuen Kuss. Gerne würde ich sie auch umarmen, aber dazu müsste ich die Hände von Alis Schultern nehmen, die sie an ihren Platz fesseln und das wäre nicht so gut. Zum Glück ist Hel ein Alis-Experte und deswegen ist Lisa zum Glück schon, nach einer fröhlich erzählten Geschichte über Hels Nacktmull Harry, vergessen. Noch ein kleiner Kuss, dann bin ich schon wieder verschwunden. Die Englisch-Triene schätzt es gar nicht, wenn man sie versetzt und ich kann Alis zum Glück getrost Hel überlassen. Nach dem Unterricht baut sich Lisa allerdings nochmal vor mir auf. Womit habe ich nur so viel Aufmerksamkeit verdient? „So, jetzt reden wir mal Klartext! Du wirst...“ „Du willst dich wieder mit Alis unterhalten? Gerne! Ich sags ihr! Sicher verzeihst du mir, dass ich mich derweil um Hel kümmere, oder?“ „Du versteckst dich hinter einer Frau? SCHLAPPSCHWANZ! LASST DOCH WENIGSTENS DIE ARME HELEN IN RUHE!“ „Hel ist arm? Das ist mir neu! Und ja, ich habe keine Probleme mich hinter einer emanzipierten Frau zu verstecken, wie so sollte ich auch! Gleichberechtigung, nicht wahr?“ Damit lächle ich sie an und gehe. Ich muss gestehen, dass es mir lieber ist, dass sie denken ich hätte Hel betrogen, als dass sie die ganze Wahrheit erfahren. Tja, das ist meine derzeitige Lebenssituation, schön nicht? Naja, mir gefällts. Is halt so, ne? Und ich möchte sie auch nicht missen. In diesem Sinne, schönen Tag noch! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)