Avatar - New Generation von Korra_Sato ================================================================================ Kapitel 14: Mondlicht --------------------- Am nächsten Tag gingen sich Kaya und Thal aus dem Weg. Bevor sich die Wasserbändigerin herauswagte, um etwas zu trinken, stellte sie sich so lange schlafend, bis Thal verschwunden war – offensichtlich unterwegs zur Jagd, denn als sie wenig später zurück kam, briet sie irgendein… Tier über dem zuvor errichteten Lagerfeuer. Kaya wusste nicht genau was das war, das da über dem Feuer brutzelte - und sie wollte es auch nicht wissen – aber sie war dankbar, dass Thal wieder ging, nachdem sie gegessen hatte, so dass auch die Wasserprinzessin die Gelegenheit hatte, etwas zu essen. Natürlich wusste Kaya, dass es besser gewesen wäre, wenn sie ihren Weg fortgesetzt hätten und sie wusste auch, dass sie früher oder später wieder miteinander reden mussten, doch sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, den ersten Schritt zu tun. Zuvor musste sie erst mal in Ruhe nachdenken, doch dazu war sie nicht in der Lage, solange sie krampfhaft darum bemüht war, sich vor ihrer Begleitung zu verstecken. Als es schließlich dunkel wurde und sie davon überzeugt war, dass Thal schlief, tat Kaya, was die meisten Wasserbändiger taten, wenn sie zur Ruhe kommen und nachdenken wollten: Sie nahm ein Bad. Möglichst lautlos huschte sie durch die Höhle und an Thal vorbei ins Freie. Die Nacht war sternenklar und der riesige Vollmond tauchte alles in Silberlicht. Am Ufer des kleinen Waldsees schlüpfte Kaya aus ihren Kleidern, die sie auf einem Felsen ablegte und öffnete den Knoten in ihrem Haar, so dass ihr die braunen Wellen ungebändigt über den Rücken fielen. Und dann endlich war sie in ihrem Element. Kaum hatte sie sich am andern Ende des Tümpels, ganz in der Nähe der Quelle, an den Felsen gelegt, das beruhigende Plätschern in den Ohren und das schöne silberne Licht des Mondes auf ihrer nackten Haut, spürte Kaya, wie sie sich bereits entspannte. Sie liebte den Vollmond sowieso auf eine ganz besondere Weise. In Nächten wie diesen wurde sie fast magisch von seinem Licht angezogen und auch wenn sie nicht wusste warum, fühlte sie sich in dem silbernen Licht doch viel stärker als sonst. --- Auch Thal hatte den Tag über nachgedacht – und das konnte sie am besten, wenn sie etwas zu tun hatte. Die Jagd war dafür eine optimale Beschäftigung, denn sie konnte sich beim bändigen verausgaben und war gleichzeitig hochkonzentriert. Natürlich hatte sie den Heimvorteil: Die Fähigkeit, ihr Umfeld sogar blind wahrzunehmen, war bei ihr zwar nicht ganz so ausgereift wie bei Toph, doch das Training ihrer Mutter war Gold wert gewesen. Gleichzeitig war es irgendwie beruhigend und vertraut und gab ihr die Zeit nachzugrübeln. Thal wusste selbst nicht genau warum sie Kaya geküsst hatte – schließlich war sie ja nicht in die Wasserbändigerin verliebt. Die Erdbändigerin schüttelte energisch den Kopf. Zwar hatte sie bei ihrem bisher einzigen richtigen Gespräch in der vergangenen Nacht eine gewisse Sympathie verspürt und die Erinnerung an ihr Kindheitsversprechen versuchte sich mit aller Macht in ihr Bewusstsein zu drängen, doch Kaya konnte einfach nicht ihre große Liebe sein. Zu diesem Schluss war die Erdbändigerin soeben gekommen. Die Wasserbändigerin war als eventuelle Freundin einfach… unpassend. Ohne es zu bemerken nickte Thal bekräftigend. Genau, unpassend. Zickig und launisch und seit dem Beginn ihrer Reise so furchtbar still. Nicht würdevoll ruhig, wie Ira, deren wenige Worte immer so treffend waren, sondern einfach nur… - Thal zog die Augenbrauen zusammen – nervig still. Langweilig. Ganz abgesehen davon, dass sie eine lausige Bändigerin war. Die Erdbändigerin schnaubte verächtlich. Kayas Selbstbewusstsein am Nordpol war offenbar auch nur gespielt gewesen. Nein, nein, dieser Kuss war bedeutungslos gewesen, das Beben reiner Zufall, dessen war sie sich sicher. Ganz, ganz sicher. --- Kaya hatte entspannt die Augen geschlossen und lauschte dem leisen Plätschern der Quelle, während ihre Haare wie dunkelbraune Seide über ihre Schultern ins Wasser flossen. „Eigentlich ist Thal ja ganz okay“, dachte sie. Abgesehen von diesem rüpelhaften Verhalten manchmal sicher kein schlechter Kerl, annehmbar als Partner für einen Kuss. Und wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie das Gespräch gestern sogar genossen. Plötzlich ein leises Plätschern am Ufer und eine leichte Wellenbewegung im Wasser, die Kaya hochschrecken ließ. „Thal!?!“ Gleichermaßen entsetzt und entrüstet duckte sie sich tiefer ins Wasser und verschränkte die Arme schützend vor ihrem nackten Oberkörper. Gedanklich fluchte sie: „Ganz toll, Kaya, schleich dich an einem schlafenden Erdbändiger vorbei, der bei TOPH in die Lehre gegangen ist!“ „Entspann dich.“ Zu Kayas größtem Entsetzen machte sich Thal daran, sich auszuziehen. „Oder hast du Angst, dass ich dir was weggucken könnte?“ Der Spott in Thals Stimme nicht zu überhören, ein schiefes Grinsen im Gesicht und in diesem Moment rutschte das Gewand über ihre Schultern und gab den Blick auf einen erstaunlich muskulösen, schlanken Körper frei. Und das dort, verborgen unter eng gewickeltem Stoff, aber dennoch deutlich sichtbar, war eindeutig… „Du bist ein MÄDCHEN?!“ Kaya schnappte vor Entsetzen nach Luft und während sie sich noch in einer Art Schockzustand befand, entledigte sich Thal ihrer restlichen Kleidung, sprang ins Wasser und war mit ein, zwei kräftigen Zügen bei Kaya. DICHT bei Kaya. Diese kam erst wieder völlig zu sich, als sie direkt in Thals grüne Katzenaugen starrte und drückte sich sofort so dicht wie möglich an den Felsen, um möglichst viel Abstand zwischen sich und der Erdbändigerin zu bekommen. Thal lächelte spöttisch: was für eine unüberlegte Aktion. Doch Kaya fauchte schon los: „Du bist ein MÄDCHEN und hast mich trotzdem geküsst?! Bis du noch ganz dicht?!“ Die Erdbändigerin grinste lässig, in den Augen ein verschlagenes Funkeln. Ein Funkeln, das Kaya dummerweise übersah. „Dir hat’s doch gefallen, oder?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und bevor Kaya großartig nach einer Antwort suchen konnte, wurde sie ein zweites Mal an einen Felsen gepresst und geküsst. Nur mit dem Unterschied, dass sie diesmal beide nackt waren. Überrascht stellte die Wasserbändigerin fest, wie stark Thal war. Stark, aber nicht grob und abgesehen vom an-den-Felsen-drücken eigentlich sogar fast sanft. Das Mädchen war wie in Trance – erst als Thals Zunge ihren Mund eroberte, zog Kayas Hirn endlich die Notbremse. Sie riss sich mit aller Macht los, bändigte Thal einen Schwall Teichwasser ins Gesicht und verschwand mit ihren hastig aufgelesenen Klamotten in der Höhle. Thal wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, sah ihr entspannt an den Felsen gelehnt hinterher und grinste. „Ich krieg dich schon noch…“ Denn schon als sie Kaya dort im blassen Mondlicht gesehen hatte, hatte es „Klick“ gemacht. Ihre Überlegungen waren Geschichte - sie wollte Kaya, mit Herz und Seele, das wusste sie nun und nachdem sie sich darüber im Klaren war, hatte sie sich auch sehr schnell mit diesem Umstand abgefunden. Schließlich war sie ein Macher, rumjammern half nicht und wenn sie ehrlich war, hätte ihr Herz auch eine schlechtere Wahl treffen können. Vor allem, da sich nun mit aller Macht irgendetwas in ihr rührte, dass ihr sagte, dass in Kaya mehr steckte, als auf den ersten Blick zu sehen war. Und dieses „irgendetwas“ war der untrügliche Sinn, den sie von ihrer Mutter geerbt und mit ihr trainiert hatte und leise flüsterte Thal die Worte, die sich dank Toph tief in ihrem Hirn eingebrannt hatten: „Hör auf dein Herz, es ist nicht alles so, wie es aussieht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)