Avatar - New Generation von Korra_Sato ================================================================================ Kapitel 12: Auf der Suche ------------------------- „Ich kann nicht mehr...“ Stöhnend ließ sich Kaya ins Gras fallen. Es dämmerte bereits wieder – sie und Thal waren zwei Tage lang in die Richtung gelaufen, in der sie Ira vermuteten – und waren doch kaum vorangekommen. Die Bergspitzen schienen zumindest genauso unerreichbar fern wie noch am Morgen des Vortags. Thal drehte sich zu Kaya um. Sie war ebenfalls erschöpft, auch wenn sie es nicht sagte. Die Rast in der Nacht zuvor war nur kurz gewesen, da sie so zur Eile gedrängt hatte. „Na gut, schlagen wir hier unser Lager auf.“ Die Wasserbändigerin schnaubte leise. Nicht, dass sie sonderlich viel aufzubauen hätten, der Sturm hatte schließlich alles fortgerissen. „Wir sollten erst mal Feuerholz sammeln, bevor es dunkel wird.“ Thal befolgte ihren eigenen Vorschlag ohne eine Antwort abzuwarten und marschierte Holz sammelnd drauf los. Mit einem Seufzen folgte ihr Kaya. Gerade zog sie einen recht vielversprechend aussehenden Ast aus einem Busch als ein unheilverkündendes Grollen ertönte. Langsam und ängstlich hob sie den Kopf – und ihr stockte der Atem als sie direkt in die wütenden Augen eines riesigen Schnabeltierbären blickte. Reflexartig sprang sie einen Schritt zurück und entging nur knapp der gewaltigen Pranke, die die Luft an der Stelle zerschnitt, an der sie eben noch gestanden hatte. Ohne nachzudenken rannte die Wasserbändigerin los. „Thal!“ Der Bär hatte die Verfolgung aufgenommen und Kaya versuchte panisch ihn während dem Laufen mit Wasserbändigen fernzuhalten. Der Erfolg war eher mäßig. „Thal! Hilfe... THAL!!!“ Der nächste Hieb hätte sie getroffen, wäre die junge Erdbändigerin nicht wie aus dem Nichts aufgetaucht und hätte den Schlag mit einem heraufgebändigten Felsen abgefangen. Thal ließ dem Schnabeltierbären keine Pause sich von dem Schrecken zu erholen und griff gleich wieder an, während Kaya nur bebend vor Angst zusehen konnte. Ihr Kopf war einfach nur leer, während ihr Herz nicht nur hämmerte sondern ihr regelrecht in den Ohren dröhnte. Erst als es eng für die Erdbändigerin wurde, schaffte sie es, sich aus ihrer Starre zu lösen und kam ihr zur Hilfe – gerade noch rechtzeitig, denn der nächste Schlag hätte Thal vermutlich zerrissen. So hatte Kaya die Pranke des Bären an einem Baum festgefroren, zwar nur kurz, denn die animalische Kraft des Tieres ließ das Eis sofort in alle Richtungen zersplittern, aber immerhin genügend Zeit, um Thal das Leben zu retten. „Jetzt sind wir quitt würd ich sagen.“, keuchte die Erdbändigerin sarkastisch und wandte sich wieder dem Bären zu: „Und von dir... hab ich endgültig die Schnauze voll!“ Während sie sprach begann bereits die Erde zu beben und Sekunden später fegte sie den Schnabeltierbären einige Meter von sich weg. „Jetzt aber schnell!“ Sie schnappte Kayas Hand und zog sie mit sich, während sie so schnell sie konnte losrannte. Erst als sie beide keinen Schritt mehr tun konnten, machten sie Halt und ließen sich an einen Baum gelehnt auf den Boden fallen. „Ich hasse Schnabeltierbären...“, knurrte Thal mit geschlossenen Augen und nach Luft ringend. Dann legte sie eine Hand auf den Boden. „Nicht weit von hier ist eine Höhle. Sieht aus als wäre sogar ein See dabei, dann haben wir beide was davon. Was meinst du?“ Die Erdbändigerin blinzelte mit einem Auge zu Kaya hinüber. Diese nickte nur. Sie war nur mäßig überrascht, dass Thal sie nach ihrer Meinung gefragt hatte – ihre Aufmerksamkeit lag eher darin ihren Herzschlag wieder zu beruhigen. „Sehr gut, ehrlich gesagt hab ich nämlich keine Lust mehr, heute noch irgendwelche Höhlen zu bändigen...“ Zufrieden schloss Thal wieder ihre Augen und legte den Kopf in den Nacken, um sich noch ein wenig auszuruhen. Ira hatte Glück gehabt und war von dem Sturm zwar unsanft, aber glücklicherweise größtenteils unverletzt in einen Baum geschleudert worden. Bei dem Versuch herunterzuklettern rutschte sie auf dem vom Regen glitschigen Stamm ab, schlug hart auf dem Boden auf und verlor für einige Stunden das Bewusstsein. Nun kam sie langsam und mit einem leisen Stöhnen wieder zu sich. Sie schien mitten im Gebirge gelandet zu sein, denn um sie herum war der Boden felsig und die Bäume sahen knorrig und von Wind und Wetter geplagt aus. Vorsichtig trat sie an den nahen Rand des Felsplateaus, auf dem sie stand. Der Ausblick, der sich ihr bot, war fantastisch: sie konnte das sonnenbeschienene Land auf viele Meilen überblicken; weite, teilweise noch nebelverhangene Wiesen und Wälder und einige kleine und größere Dörfer und Städte. Sogar Richtung Gipfel konnte sie ein ganzes Stück weit sehen, bis ihr die ersten Wolkenfetzen die Sicht versperrten. „Die anderen werden sich auch Richtung Gipfel aufmachen... Das ist die beste Möglichkeit sie wiederzufinden...“, murmelte Ira. Sie war froh, dass sie ihre Umhängetasche während des Fluges nicht abgenommen hatte, denn so hatte sie jetzt zumindest eine leichte Decke, eine Wasserflasche und ein bisschen Proviant bei sich. Nach einer kurzen Stärkung machte sie sich auf den Weg Richtung Gipfel. Zwei Tage lang war Ira nun gewandert. Zwischendurch hatte sie ihre Flasche an einer kleinen Bergquelle gefüllt und ihre Tasche mit möglichst vielen Nüssen, Beeren und Pilzen vollgestopft. Sie hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, sich auf die Jagd nach einem der vielen Wildtiere zu machen – nun war es zu spät. Die Umgebung hatte sich weiter verändert: nur vereinzelt war noch kleine knorrige Bäumchen zu finden, Überlebenskünstler, die kaum Erde benötigten. Außer dem ein oder anderen Greifvogel hatte Ira kaum noch ein Lebewesen zu Gesicht bekommen und normales Gehen war kaum noch möglich, da überall große und kleine Felsbrocken den Weg versperrten und ihren Aufstieg mehr und mehr in eine Klettertour verwandelten. Jetzt saß sie auf einem Felsblock, trank ein paar Schlucke Wasser und stellte gerade besorgt fest, dass ihr Proviant langsam aber sicher zur Neige ging, als sie glaubte etwas zu hören. Angespannt lauschte Ira. Hatte sie sich das nur eingebildet? Doch dann hörte sie es wieder: ein leises Geräusch, das Knistern von zerbröckeltem Fels. Irgendwer oder irgendetwas war ganz in ihrer Nähe und beobachtete sie vielleicht. Die Feuerbändigerin atmete tief durch. „Wahrscheinlich nur ein wilder Botenfalke...“, dachte sie, während sie versuchte sich zu entspannen. Da, das waren eindeutig Schritte! Ira sprang auf. „Wer ist da??“ WUSHH - im nächsten Moment rauschten ein, zwei Luftstöße haarscharf an ihr vorbei. Ira wirbelte herum, um – wenn nötig – zurückzuschlagen und endlich konnte sie erkennen, wer sie da heimlich beobachtet hatte: Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und großen grauen Augen stand geduckt hinter einem Felsbrocken, bereit erneut anzugreifen. „D-Du bist eine Luftbändigerin! Dann hatte Thal Recht!!“, stieß Ira überrascht hervor und gab ihre Verteidigungshaltung auf. Das Mädchen jedoch schien über ihre Worte noch wütender zu werden. „»Thal«??“, wiederholte es empört. „Dann ist jetzt also das Erdkönigreich dran – habt ihr nicht schon genug angerichtet!?!“ Ohne eine Antwort abzuwarten sprang sie mühelos auf den Felsen und schoss in einer flüssigen Bewegung zwei weitere Windstöße auf Ira ab, die hastig auswich. „Warte!!“ Die Feuerbändigerin hob bittend die Hände. „Ich glaube du bist nicht ganz auf dem neuesten Stand!“ Das fremde Mädchen hob misstrauisch eine Augenbraue. „Was meinst du damit?!“ Ira machte eine ehrerbietige Verbeugung. „Seit 35 Jahren herrscht Frieden zwischen den Völkern. Avatar Aang hat zusammen mit meinen Eltern und einigen anderen dazu beigetragen, dass der große Krieg beendet wurde.“ Verblüfft ließ das Mädchen die Arme sinken. „A-Aber… Es hieß Avatar Aang wäre gestorben!!“ Ira lächelte. „Naja, vor ein paar Wochen habe ich ihn am Nordpol getroffen, da war er noch quietschlebendig.“ „Oh…“ Das Mädchen schwieg einen Moment. Dann sah sie Ira zum ersten Mal direkt in die Augen. „Erzähl mir bitte, was geschehen ist.“ Sie glitt federgleich vom Felsen und ließ sich im Schneidersitz nieder. Ira folgte ihrem Beispiel: „Gerne, aber das wird eine Weile dauern.“ „Ich habe Zeit.“ Das Mädchen lächelte leicht. „Ich heiße übrigens Nisa.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)