Solidarity von NejiTen-Schreiber ([NejiTen]-Adventskalender 2oo8) ================================================================================ 13. Dezember ~ Deine Welt ------------------------- Deine Welt Ich kannte sie … Ich kannte deine Welt. Kalt war sie und eisig. Sie schien dich zu umgeben wie eine riesige Hülle, die dich von der Außenwelt abschnitt. Sie brachte andere dazu dich zu meiden, wenn du es nicht wolltest. Sie umhüllte dich wie eine eisige Aura, die dich erhaben und allwissend erscheinen ließ. Sie war schwarz und weiß und so farblos wie es nur sein konnte. Ich war mir nicht sicher ob du ihr bewusst bist, deiner kalten Welt, aber manchmal da hast du diesen Blick. Diesen undurchdringlichen Blick, der mich jedes Mal schaudern lässt. War das ein Teil deiner Welt oder bildete ich mir das nur ein, weil er mir unheimlich war? Weil, ich Angst hatte, du könntest in meine Seele sehen? Ich hatte es nie wirklich herausgefunden, denn in deiner Welt gab es niemanden mit dem du über so etwas sprechen würdest. Deine Welt ist einsam. Und du bist allein. Wenn ich dich sehe, versunken in deiner Welt, da tust du mir leid. Ja, ich fürchte deine Welt, denn sie unterscheidet sich in allen Punkten von der meinen. Die ölige Farbe lag wie eine Fettschicht auf ihrer Haut und als sie die Finger gegeneinander rieb, fühlten sie sich schmierig an. Die dickflüssige Farbe hatte einen scharfen Geruch, der sofort in der Nase einen Reiz auslöste. Ein Tropfen Farbe lief von ihrer Hand hinunter und über ihr Handgelenk, als sie die Hand nach der Leinwand ausstreckte. Sie zuckte ein wenig zusammen, als ihre Fingerkuppen auf das weiße Papier trafen, dann legte sie die ganze Handfläche auf. Das Schwarz bot auf dem weißen Untergrund einen enormen Kontrast, sodass man nur noch auf den Abdruck ihrer schwarzen Hand achtete. Ohne darüber nachzudenken fuhr sie mit der Handfläche über die Farbe und verteilte sie über der ganzen Fläche. Ein schwarzer Fleck auf weißem Untergrund, der wie das Nichts wirkte. Noch einmal tauchte sie die Hand in die Farbe ein und strich abermals über das Bild. Auf dem Bild entstand etwas. Ein undefinierbares Etwas, das nichts darstellte und in dem man alles Mögliche sehen konnte. Das Weiß verschmierte die schwarze Farbe drang in die Konturen ein, löschte sie auf. Grau entstand. Das ganze Bild war aus Grau, eine schwarzweiße Welt. Nur vereinzelt konnte man so etwas wie schwarze und weiße Adern erkennen, die sich durch das Bild zogen. Sie rieb ihre Hände an einem Tuch ab und nahm dann einen kleinen Pinsel mit dem sie einige Lichtspiegelungen dazumalte. Dann legte sie ihn beiseite. Nachdenklich betrachtete sie ihr Werk. Ein Spiegel. Nichts und Alles zugleich. Warum malte sie einen Spiegel? Wollte sie sich selbst sehen oder den Blick von etwas abwenden, das sie nicht sehen konnte. Der Spiegel gab ihr keine Antwort. Still war es geworden. * ~ - - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - Das Adrenalin schoss durch seinen ganzen Körper. Von seinem Herz bis in die Fingerspitzen und wie in einem ewigen Kreislauf durch seinen Körper. Doch seine Hand war völlig ruhig, als sie nach dem Messer griff, das in der Tasche an seinem Bein befestigt war. Das Blut pochte in seinen Ohren, fast wie ein Pulsschlag, der ihm seinen Rhythmus gab. Das alles registrierte er in einer einzigen Sekunde, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam. Im nächsten Moment tobte ein wilder Kampf um ihn herum. Eine Waffe schoss auf ihn zu und er entkam ihr nur, weil er den Kopf blitzschnell nach links riss. Neji verschwendete keine Zeit, schon eine Sekunde später sackte der Angreifer vor ihm zu Boden. Er atmete immer schwerer, als spürte er wie sein Leben sich dem Ende neigte. Lange konnte er nicht mehr durchhalten. Er würde sterben und für immer vergehen. Was blieb dann von ihm? Ein paar Leben, die er beschützt hatte? Oder würde die Erinnerung an ihn in Rauch aufgehen? Das Blut, das an seiner Hand klebte, hatte einen stechenden Geruch … Neji wischte die Gedanken beiseite, hörte auf zu denken und ließ seinen Körper die Kontrolle übernehmen. Mit eisigem Schweigen stürzte er sich erneut in den Kampf. … Mittlerweile war es Morgen geworden. Der Waldboden war blutrot von den Toten, die ihr Leben gelassen hatten. Eine merkwürdige Stille hatte sich auf dem Schlachtfeld ausgebreitet. Waffen lagen wahllos auf dem Boden verteilt und die Luft hatte von den Explosionen einen schwefligen Gestank angenommen. Gräser waren versenkt und manche Leichen rochen verkohlt. Die Frontgrenze hatte sich längst verlegt und hatte nichts als Zerstörung zurückgelassen. Ihre Finger zuckten, langsam öffnete sie die Augen und erstarrte, als sie sich dem Grauen bewusstwurde. Überlebende… Überlebende, sie hatte überlebt, war eine unter jenen, die zurückblieben. Ihre Finger ballten sich zur Faust. Wie immer ließ man sie zurück, sie war … einfach nicht stark genug. Nicht stark genug um zu kämpfen. Nicht stark genug um jene zu beschützen, die sie schützen wollte. Nicht stark genug um ihn zurückzuhalten … Nejis Bild tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Wie er scheinbar sinnungslos im Kampf umhertobte, wie ein Dämon, der seine blutige Rache einfordert. Sie hatte auf seinem Gesicht keine Gefühle gesehen, wie immer. Er kämpfte ohne Gefühle oder er ließ sie nicht zu. Oder er liebte den Kampf, den Drahtseilakt mit dem Tod. Tenten war sich sicher: Sie war allein. Sie ballte die Hand und ihre Finger krallten sich in die feuchte Erde. Sie versuchte sich aufzurichten, aber ihr Körper schien ihr noch nicht zu gehorchen. Ihre Schulten schmerzten und ihre Arme wiesen zahlreiche Schrammen und Schnitte auf, die sie sich im Kampf eingehandelt hatten. Eine Strähne viel ihr ins Gesicht. Ihr Haar hatte sich größtenteils gelöst und war blutverklebt. Tenten zitterte unter der Anstrengung nicht wieder zusammen zu brechen. Sie richtete ihren Oberkörper auf und schaffte es sich aufzusetzen. Alles an ihr tat weh, der Schmerz pochte unaufhörlich durch ihren Körper, aber zu ihrem Glück war die Blutung ihrer Wunden größtenteils abgeklungen. Einen Moment lang blieb Tenten einfach nur aufrecht sitzen und atmete befreit. Die eiskalte Luft um sie herum schien wie Nadeln auf sie einzustechen. Sie atmete tief ein, ihre Lungen füllten sich mit erfrischendem Sauerstoff. Am Leben. Was war das für ein Los zu überleben, wenn so viele mit ihrem Leben bezahlt hatten? Wie konnte sie reinen Gewissens zurückkehren? Würde Neji es verstehen, wenn sie verschwunden blieb oder würde er ihr Vorwürfe machen, wenn sie verletzt zurückkam? Verzweifelt senkten sich ihre Lider. Wenn er doch bloß noch am Leben war! Sie könnte sich selbst verfluchen. Warum zweifelte sie an ihm? War es nicht immer ihr Teamkamerad gewesen, der andere gerettet hatte? Der immer am Leben geblieben war? Tentens Finger schlossen sich um die Erde und der Wind blies den Staub in alle Richtungen. „Aber, wenn es diesmal anders war? Was, wenn die Übermacht ihn diesmal erdrückt? Wenn er sich dem Tod gegenübersieht“, flüsterte eine Stimme in Tentens Kopf. So wie sie es drehte und wendete. Neji war ein Mensch, so unmenschlich er auch manchmal schien. Und vielleicht brauchte auch er einmal Hilfe. Würde er sie im Stich lassen? Tenten biss sich auf die Lippen und nahm ihre ganze Kraft zusammen. Stark wankend stand sie auf und torkelte bis zum nächsten Baum um sich abzustützen. Der ganze Wald schien wie ausgestorben. Von den Bäumen war das Laub gefallen und die kahlen Äste wirkten im Dämmerlicht wie tausende Arme, die ihre Klauen nach ihr ausstreckten. Ein eisiger Wind fegte über das Schlachtfeld. Dies war ein Ort des Todes und des Leids, hier wollte sie nicht sterben. Und Neji durfte nicht in diesem sinnlosen Krieg sterben. Er hatte genug für Konoha-Gakure getan. Er hatte mehr gelitten als jeder andere, gefangen von Traditionen seines Clans und deren Gesetzen. Es war genug. Sie würde ihn nicht sterben lassen. „Warte auf mich, Neji.“ * ~ - - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - Sie kämpften seit Tagesanbruch und er hatte nicht eine einzige Sekunde geruht. Es war ein halbherziger Versuch ihrerseits ihre Gegner aufzuhalten. Viele waren gefallen. Viele alte Freunde hatten vor seinen Augen ihr Leben gelassen. Neji hatte Ino Yamanaka sterben sehen und Lee hatte er seit ein paar Stunden aus den Augen verloren. Nur Sai und Kiba waren noch in seiner Nähe und leisteten erbitterten Widerstand. Was mit Naruto und Sasuke, Choji, Shikamaru und Shino war, wusste er nicht. Hinata hatte er in Sicherheit gebracht und Sakura war im Lazarett stationiert worden. Tenten … Für einen Moment hielt er inne. Sie war verschwunden. Sein Blick ging ins Leere. Es war nicht richtig, dass sie kämpfte. Tenten war … Sie war stark, aber er war sich sicher, dass sie nicht auf ein Schlachtfeld gehörte. Obwohl sie es immer versteckt hatte fühlte sie sich im Kampf nicht wohl. Letztlich war sie eine Frau und konnte mit den Dingen, die sie sah nicht so gut umgehen wie er. Neji holte zum Schlag aus und schlitze einem Angreifer mit einem Schwarzdolch die Kehle auf. Er hatte keine Zeit sich Gedanken zu machen, er musste überleben, wenn er sie jemals wiedersehen wollte. Er spürte wie seine Schläge schwächer wurden, wie seine Kraft sich dem Ende neigte und sein Chakra von jedem Angriff weniger wurde. Es war nur eine Frage der Zeit bis er nicht mehr standhalten konnte. Schnell huschten seine Augen umher, aber viel Zeit hatte er nicht, alle Feinde zu lokalisieren, denn seit fast einer Stunde hatte er kaum noch die Kraft sich auf den Beinen zu halten. Seine Byakugan waren wertlos geworden, alles was er noch tat, war Angriffe abzuwehren und verzweifelt am Leben zu bleiben. Was für ein verwerfliches Leben! Er trat einen Schritt nach rechts um einem Kunai auszuweichen, das seine Kleidung aufriss. Plötzlich merkte er wie der Schlamm unter seinen Füßen nachgab und er ein Stück herunterschlitterte. Ohne Halt versuchte er sein Gleichgewicht wiederzufinden, doch es nützte nichts. Im nächsten Moment fiel er auf die Knie, aber natürlich blieb im Kampf nichts dem Gegner verbunden. Neji konnte gar nicht so schnell aufschauen wie seine Gegenüber, die er zuvor mühsam in Schach gehalten hatte, sich zu ihm umdrehten und mit gezücktem Dolch auf ihn zu gerannt kamen. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Es gab absolut nichts, was er tun konnte. Instinktiv kniff er die Augen zusammen, als er die Waffe auf sich zurasen sah. Einen Moment lang schien er in der Schwebe zu sein, dann kam sein Angreifer plötzlich dumpf auf dem Boden auf. Über ihm stand Kiba, der schwer atmete und ihm soeben das Leben gerettet hatte. „Sei vorsichtiger, Hyuga“, rief er ihm noch zu während er reflexartig gleich zwei Feinde erledigte. Zum ersten Mal war Neji froh, dass Kiba Inuzuka eine scheinbar endlose Energie hatte. Dennoch stand es auch um ihn nicht gut. Wenn man ihn genau beobachtet hatte, merkte man, wie langsam seine Bewegungen waren und wie er manchmal orientierungslos umsah. Doch er konnte nicht so mitfühlend sein wie Kiba und sich auch noch um seine Mitstreiter kümmern. Irgendwie musste er es schaffen durchzuhalten, was leider nicht mit einschloss sich noch um andere zu kümmern. Schwer atmend stand Neji auf. Seine Kleidung war schlammverschmiert, aber es kümmerte ihn nicht. Sein ganzer Körper roch nach Blut. Dem seinen und dem seiner Feinde. Er wusste nicht, wie viele Leben er heute schon ausgelöscht hatte, denn irgendwann hatte er das Zählen aufgegeben. Er griff nach dem schmalen Schwert, das in der Scheide auf seinem Rücken hing, und stellte sich der nächsten Angriffsschwelle. Er war wie in einem Wahn. Er reagierte nur noch, er dachte nicht darüber nach was er tat. Es war ein einziges sinnloses Morden, dem er sich nicht entziehen konnte. Die dünne Klinge rauschte durch die Reihen seiner Feinde, sie durchstieß Panzerungen und schlitzte Körper auf und vor Neji sanken die Menschen nieder als wollten sie zu ihren Göttern beten. Doch die hatten sich von der Welt abgewandt um das Blutbad nicht mit ansehen zu müssen. Neji glaubte nicht an Götter, nicht an irgendeine höhere Macht. Besinnungslos brachte er den Tod unter die Menschen, er dachte nicht darüber nach, dass sein Körper eigentlich zu schwach war. Und wenn er Gefühle zugelassen hätte, wäre er wahrscheinlich wahnsinnig geworden. Die Welt um ihn herum war grau geworden. Nur das Blut malte weinrote Spritzer herein. Auf einmal durchbrach ein Schrei das Gemetzel. An sich war das nichts besonderes, der Lärm im Krieg hatte immer die gleichen kreischenden Töne. Aber Neji erkannte die Stimme, denn er hatte sie viel zu oft gehört. Es schien als erwache er aus einem Albtraum, nur um in die bittere Realität geworfen zu werden. Am Rande einer Klippe stand seine Teamkameradin von Feinden umgeben, die den Kreis um sie immer enger zogen. Tentens Gesicht war vor Angst verzehrt und auf den ersten Blick sah Neji, dass sie sich eigentlich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Ihr Körper zitterte und er erkannte, dass sie sich mit reiner Willenskraft bewegte. Ein weiterer Schwertstreich und sein Angreifer sank reglos vor ihm zur Erde. Nur ein weiterer Toter im Meer der Zerstörung. Neji entledigte sich zwei weiteren Angreifern, dann stolperte er auf Tenten zu. Zum Teufel mit seinen Prinzipien! Er wollte nicht, dass sie starb, denn sie war eine der wenigen, die ihm so etwas wie Verständnis entgegen gebracht hatten. Es war nicht ihre Bestimmung hier ihr Leben zu lassen… Irgendwann bemerkte Neji, dass er rannte. Wutentbrannt stürmte er auf Tenten zu, die ihn nicht kommen sah. Mit einem einzigen Hieb schlitzte er zwei ihrer Angreifer die Kehle auf und durchbrach so den Ring, der Tenten gefangen hielt. „Was tust du hier?“, fuhr er sie an. Tenten war vor Überraschung für einen Moment starr, aber sein wütendes Gesicht schien sie wieder aus ihrer Trance zu wecken. „Ich kann doch nicht einfach weglaufen! Ich kann kämpfen!“, erwiderte sie. „Das sehe ich“, sagte Neji kalt. Doch Tenten hatte keine Zeit etwas zu antworten, denn ihr Gespräch wurde fast augenblicklich von den übrig gebliebenen Angreifern unterbrochen, die sich nun auf Neji konzentrierten. Zwei Sekunden zu spät fuhr er herum und konnte das gebogenen Kunai nicht mehr aufhalten. Er biss die Zähne aufeinander um nicht zu spüren, wie sich das Metall tief in seine Schulter bohrte. Die hellen Augen weiteten sich vor Schmerz, doch er wies Tenten ab, die versuchte ihm zu helfen. Sein Griff um sein Schwert verkrampfte sich und Neji fühlte wie das Leben aus ihm wich. Er war nur noch eine kalte Hülle, die kämpfte und tötete und langsam in der Bewusstlosigkeit versank. Er war nicht stark. Neji stieß einen Schrei aus und wirbelte blitzschnell herum. Er spürte, dass er seine letzten Kräfte verbrauchte, er spürte, dass es bald zu ende gehen würde… Die Klinge war blutrot, als er sie aus einem Körper zog und sie war schwer wie Blei, als er sie erneut hob. Mit einem lauten Knall kreuzten sich die Klingen, als ihm der einzig verbleibende Angreifer stählernem Widerstand entgegen schleuderte. Die beiden Schwerter vibrierten vor Anspannung beider Kämpfer und in diesem winzigen Moment konnte Neji auch in den Augen seines Gegners Schwäche und Erschöpfung sehen. Mit einem letzten verzweifelten Ruck entriss er ihm die Waffe und bohrte das dünne Schwert in den Brustkorb seines Gegenübers. Dessen Augen weiteten sich im Tod, bevor sich ein seliger Ausdruck auf sein Gesicht legte. Dann sank er auf der Erde nieder. Als Neji sich umdrehte konnte er in Tentens Gesicht Abscheu und Verachtung erkennen. Oder hatte sie nur Angst vor ihm? Und als er sich umschaute sah er das Schlachtfeld, das mit Leichen und Kadavern übersäht war. In seinem Wahn hatte er das Leid ausgeblendet, hatte sein Herz abgetötet und gekämpft, wie es von einem Ninja verlangt war. Doch als er in diese traurigen Augen sah, hasste er sich selbst. Dafür, dass er war wie er war und die Schmerzen gesäht hatte, auch, wenn das zum Schutz seiner Freunde und seines Landes gewesen war. Neji streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. Sie zuckte nicht zurück. Warum nicht? Seine Finger waren kalt und blutverschmiert, in seinen Augen war Hass. Warum wich sie nicht zurück? In diesem winzigen Moment ließ er sich fallen, dachte an nichts mehr und kehrte dem Schlachtfeld den Rücken. Er hörte nicht mehr Tentens Schrei, er nahm gerade noch wahr, wie er seine Augen erst vor Schmerz aufriss und dann langsam die Lider senkte. Neji spürte nur noch den Schmerz in seinem Rücken und die Wunde, die seine Haut aufgerissen hatte. Er sah wie er stolperte und Tenten mit sich riss. Unter ihnen war nur der Abgrund und in rasender Geschwindigkeit schossen sie hinab in die Tiefe. ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ Tenten erwachte davon, dass sie einen Schmerz in ihrer Schulter spürte. Mühsam setzte sie sich auf und befühlte die taube Stelle, die vermutlich eine weitere Schwellung werden würde. Ihr Körper schien zerrüttet und im ersten Moment wusste sie nicht mehr was geschehen war. Auf einmal fühlte sie einen warmen Körper neben sich, erschrocken fuhr sie herum und sah ihren Teamkameraden, der neben ihr lag. Jetzt, da es Morgen war, konnte sie seine Verletzungen deutlicher erkennen, es gab nichts, was sie vor diesem Anblick geschont hätte. Der Krieg machte keine Illusionen. Sein Haar lag strähnig um seinen Kopf herum und seine Beine waren eigenartig verrenkt. Seine Kleidung war zerrissen und sein Körper von unzähligen Schnitten gezeichnet. Als Tenten an sich selbst herunter blickte erkannte sie, dass sie im Verhältnis zu ihm fast unverletzt war. Neji hatte sie noch im Fallen vom Boden abgeschirmt und sich so die Brüche in seinen Beinen zugezogen. Tenten fuhr herum und kroch an seine Seite. Die Tränen liefen ihr über die Wange und fielen auf sein Gesicht. Sie legte ihre Hände an seine Schultern und rüttelte ihn ohne Unterlass. „Neji! Neji!! Wach auf! Wach auf!!! Lass mich hier nicht allein!“ Es war ihre Schuld! Sie ganz allein! Wäre sie nicht gekommen, dann wäre Neji nicht verletzt worden, dann hätte er sie nicht abgeschirmt. Tenten sah Nejis Gesicht vor sich, wie er sie anstarrte. Zum ersten Mal mit dieser Art von Fassungslosigkeit und vielleicht ein bisschen besorgt. Aber das konnte nicht sein. Neji hatte nie Angst. Das Mädchen hielt inne und weinte. Ihre Hände zitterten und ihr Blick konnte kaum durch den Tränenschleier dringen. Sie waren auf einem Felsvorsprung und die Aussicht offenbarte das versenkte Schlachtfeld auf dem sich jetzt kein Leben mehr regte. Der Himmel war zartblau und schien ihr wie ein großes Seidentuch, das die Welt bedeckte. Die Sonne, die ihr gleißendes Licht auf die Erde schickte, schien sie zu verhöhnen. Wie konnte etwas so Schreckliches geschehen und die Sonne trotz allem scheinen? Auf einmal hörte Tenten ein scharfes Luftholen, gefolgt von einem starken Hustenreiz. Sofort drehte sie sich zu Neji um, der beim Husten Blut auf dem Stein verteilte. „Wo bin ich?“, flüsterte er und seine Stimme hatte einen eigenartigen Klang. Fast, als sei er mit der Situation überfordert. Ohne auf ihn zu achten, fiel sie ihm um den Hals und hielt ihn fest. „Tenten?“, flüsterte er abermals, aber sie antwortete ihm nicht, aber Neji nahm es ihr nicht übel. Sein Blick glitt zum Himmel und seine Augen folgten den Wolken, die über den Horizont zogen. Der Wind strich über sein Gesicht, ganz sanft als wolle er ihn grüßen. Neji schloss die Augen. Endlich war es vorbei. Endlich war er dem Albtraum entkommen. Es war nicht länger Nacht. „Warum bist du gekommen?“, fragte er leise. Langsam richtete Tenten sich auf, blickte ihm in die eiskalten Augen. „Ich hatte Angst zurückgelassen zu werden. Und ich wollte nicht, dass du stirbst.“ „Wieso…?“ „Ich weiß es nicht. Es schien einfach richtig.“ Neji drehte den Kopf weg. „Was geschieht jetzt?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Tenten, „erstmal musst du wieder gesund werden.“ „Ich bin gesund, du-“, Neji stockte und sackte nach dem erbärmlichen Versuch sich aufzusetzen wieder auf dem Stein zusammen. Tenten starrte ihn böse an. „Du wirst dich keinen Millimeter rühren, bis ich es dir erlaube, dein Körper ist zerrüttet, darum kümmere ich mich als erstes.“ Ärgerlich runzelte Neji die Stirn. Er war es nicht gewohnt sich etwas vorschreiben zu lassen. „Du hast mich mit deinem Körper geschützt, oder?“ Neji antwortete nicht sofort, wandte nur den Blick ab. „Eine Frau sollte nicht kämpfen“, sagte er langsam, „das war der Grund, weshalb ich nicht ehrlich zu dir war. Ich habe dich nicht ernst genommen, weil ich diesen Zug am Ninjadasein verachtet habe. Du warst nie schwach, aber ich wollte nicht, dass du kämpfst.“ Tenten starrte ihn an, nicht dazu fähig etwas zu sagen. „Verstehst du nicht?“, fragte Neji, „ich wollte nicht, dass du all das siehst, was ich ertragen musste. Krieg bohrt sich in dein Gedächtnis und erfüllt dich mit Grauen. Hast du es einmal gesehen, wirst du nie wieder davon frei. Die Erinnerung wird dich für immer verfolgen. Und der Tod wird zu deinem ständigen Begleiter werden.“ „Warum hast du mir das nie gesagt?“, flüsterte Tenten. Neji schwieg. „Ich wusste nicht, wie du über mich denkst… Dein Bild sagte viel aus, obwohl es so trostlos war.“ „Du hast es gesehen?“ Tenten war auf einmal äußerst angespannt. Was dachte er jetzt von ihr, wo sie ihn wie einen Gefühlskalten hingestellt hatte? Woher wusste er, dass sie ihn gemeint hatte? „In gewisser Weise hattest du recht“, sagte Neji, „ich bin kalt und manchmal sehen die Leute mich als etwas, das ich nicht bin.“ Tenten sagte nichts, sondern starrte in den Himmel hinauf. Sie sah ihn nicht an, wenngleich ihre Hand noch immer auf seiner Brust lag. „Irgendwie mochte ich es“, sagte sie, “ dieses Mysteriöse, das dich umgibt. Und dann kamst du mit vor wie aus Eis. Jemand, der niemanden an sich heran lässt. Dabei habe ich vergessen dich als etwas zu sehen, das du wirklich bist. Als Mensch.“ Neji streckte unter Anstrengungen seine Hand nach ihr aus und wischte ihre Tränen weg. „Und jetzt?“ „Jetzt glaube ich, dass ich anfange zu verstehen.“ Ja, ich fürchtete deine Welt. Sie war mir fremd. So fremd, wie mir einem Fisch das Land war. Manchmal verachtete ich mich dafür, denn in Wirklichkeit wollte ich verstehen, aber ich war nie in der Lage dazu. Was ich sah war eine Illusion. Etwas, das etwas zeigte, wie es nicht war. Ich mochte diese kalte Art nicht, ich verabscheute sie sogar. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich auch daran. Das Kalte an dir war nicht länger kalt, es war ein Teil von dir, den du mich sehen ließest. Etwas, das verbarg was du dachtest. Aber ich war zu blind darauf zu achten. Zu blind um hinter deine Fassade zu sehen. Oder hatte ich Angst vor dem was ich sehen würde? Feige war ich gewesen, wie alle anderen. Dabei war ich doch die jenige, die dich am ehesten verstehen würde, die die dich am besten kannte. Aber jetzt war der Spiegel zerbrochen und ich sah was dahinter lag. Deine Welt war mir nicht länger fremd. Und in meinen Gedanken malte ich sie in den schillerndsten Farben aus. ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ * ~ - - ~ * ~ - . - ~ * ~ - . - ~ ... Ja, meuchelt mich allesamt! Ich habe es verdient!!! Ich bin verdammt noch mal einen Tag zu spät, was nicht passieren darf. Und noch dazu ist das so etwas Merkwürdiges bei rausgekommen. Wie das zu stande kam? Keine Ahnung... Völlig spontan ^^° Entschuldigt meine lieben Mitschreiber >.< Ich hoffe trotzdem, dass es euch ein bisschen gefallen hat ^^° Ist auf jeden Fall nicht meine beste Leistung, aber vielleicht hat ja trotzdem der ein oder andere Zeit sich das durchzulesen. Nicht, dass ich es verdient hätte ... hel moony Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)