Tötliche Sonne von Gullak ================================================================================ Kapitel 1: Blutrausch --------------------- Blutrausch Es war alles so.. naja, anders in Ephelion. Die Trauer war wie weggewischt, es war, naja, seltsam. Als ob er zu viel von diesen Zeug getrunken hätte, das lustig macht. Namen wusste er keine, nein, auch sein eigener Name war nur mehr eine bruchstückhafte Erinnerung.... Der Dolch in seiner Hand fühlte sich lustig an... er pulsierte so eigenartig, alles war auf eine seltsame Art und Weise lustig...lustig...lustig... Dann war da so eine Art schwarzes Loch in seinen Gedanken, und die Wörter verschwanden darin, sie wurden aufgesogen wie Wasser in einen Schwamm...obwohl schwarzes Loch nicht die richtige Bezeichnung für das gewesen wäre, das da seine Wörter klaute, ja, rot, diese Farbe war besser, scharlachrot? Nein, aber das war wohl schon nah dran. Ja, blutrot...ja, so war es. Loch..nein, das stimmte auch nicht. Fluten, Wasser, ja, das klang schon hübscher. Da war es..in einem blutroten Meer...ja, perfekt. Statt der wörtlichen Gedanken wurde Ephelion nun von Bildern durchströmt. Er fühlte es fast. Blut umspülte seine Gedanken, und Kraft seine Glieder. Er spürte, wie sich Arm und Messer selbstständig machten, was zwar genauso merkwürdig war wie alles andere, aber nicht mehr verwunderlich... der Arm schoss vor,das Messer sauste los, ein Yeti sah nun verwundert auf die Klinge, die ihm aus der Kehle ragte. Blut spritze hervor, langsam zwar, aber dennoch schön... Die Beine schienen nun auch zu vergessen, wer hier das Sagen hatte, denn ohne zu fragen liefen sie einfach los. Ein Yeti kam auf ihn zugetorkelt, so langsam, das ihn die alte Großmutter problemlos überholt hätte, wäre sie nicht letztes Jahr von eben so einem Yeti gefressen worden. Er lief los. Schnell, immer schneller. Schneller als der Wind. Je schneller er rannte, desto leichter fühlte er sich. Blut, Blut, Blut. Es erfüllte seinen ganzen Kopf und er konnte an nichts anderes mehr denken, ob er wollte oder nicht. Schön.... Er hätte nicht gedacht, dass dieser Tag, der doch so miserabel angefangen hatte, noch so lustig werden könnte... Die Yetis stoben auseinander, weshalb denn, er wollte doch nur ihr Blut sehen... Pferde wieherten, Feuer knackte, Yaks brüllten, Yetis schrien: Es war ein Geräusch, so durchdringend schrill und zugleich dumpf, ein Geräusch, das alle Wesen, die ihn der Umgebung noch lebte, zum Fliehen brachte. Jäger und Gejagte flohen Seite an Seite, als hätten sie nicht eben noch versucht, sich gegenseitig zu erstechen, zu zerfetzen, zu zermatschen oder sonst irgendwie umzubringen, das war jetzt vergessen und egal. Nur fliehen, fliehen vor dem wahnsinnigen Dämon, den manche der Elfen noch als Ephelion gekannt hatten, als einen netten, wenn auch etwas gelangweilten jungen Mann. Nun war er ein ein Dämon geworden oder von welchen besessen, wer wusste das schon. Auf jeden Fall versuchte er sie alle umzubringen, vermutlich aus irgendeiner teuflischen Laune heraus. Die Angst mündete ihn wahnwitzigen Schilderungen des Geschehens: Ein Dämon soll es gewesen sein, gehörnt und sein Atem soll gewesen sein wie das Feuer tief in dem Bauch der Erde. Für Ephelion war das alles kaum merklich. Er fand alles nur unglaublich lustig. Selbst die Pferde, von denen er noch in der Nacht geträumt hatte, wenn er nicht gerade vor Aufregung wach gelegen hatte, wurden nicht verschont. Der Zaun der Koppel wurde zerfetzt, ebenso Halsschlagadern, Bäuche, Beine, und alles andere auch, was in die Nähe der wirbelnden Fäuste kam. Blut floss in Strömen, und Ephelion badete im Blut, sein Wahnsinn schien keine Grenzen zu kennen, Blut lief ihm übers Gesicht, über die Haare, Arme und Beine und verlieh ihnen eine rotbraune Kruste, die dauernd aufbrach, wenn er sich bewegte. Blut....schön, kühl, salzig, rot angenehm... Das Angstwiehern der Pferde, Das Kreischen der Yetis, das Blöken und Brüllen der verängstigten Yaks, alles vereinigte sich zu einem gewaltigen Inferno, das alles überstieg, was selbst der abgebrühteste Eiselfenkrieger je gesehen hatte. Die Yaks verursachten eine Stampede, trampelten alles nieder, was ihnen ihn die Quere kam, zerbrachen, zerstampften. Die Pferde der Krieger, treue Schlachtrösser, die so manche Schlacht ohne mit der Wimper zu zucken überstanden hatten, scheuten, stiegen auf die Hinterbeine, wieherten, drehten durch, warfen ihre Reiter ab, behinderten die Flucht, galoppierten planlos umher, als hätte ihnen irgendetwas vollkommen Instinkt und Verstand geraubt. Niemals war je von einem solchen Ausmaß an Zerstörung gehört oder gelesen worden, geschweige denn gesehen, die Yetis, die gemeinhin als furchtlos und so kalt wie der Schnee bekannt waren, schienen ebenso sämtlichen Verstandes beraubt zu sein, droschen mit gewaltigen Keulen auf einander ein, fuchtelten mit gewaltigen Krallenpranken hilflos in der Luft wie Käfer, die man auf den Rücken gelegt hatte, kippten um, schrien hilflos und rannten im Kreis herum, es war schrecklich, anzusehen, wie diesen gewaltigen Wesen, die vorhin noch unaufhaltsam durch eine solide Palisade marschiert waren und denen ein Hagel aus Pfeilen und Speeren nichts hatte ausmachen können, plötzlich paranoid und machtlos wurden wie Mäuse, die einen Eisbären zu Fall bringen sollten. Ephelion, der Urheber dieses Chaos selbst, war in einen Mantel aus Blut, Knochen, Holzsplittern, abgerissenen Gliedmaßen und Gedärme gehüllt, umbekümmert wütete er unter den Pferden und hinterließ nur verstümmelte Körper und Blutlachen. Es war ein schreckliches, sinnloses Morden und Töten, und einige Eiselfen fielen vor Ekel und Abscheu tot aus dem Sattel. Ja, das war schön. Je mehr er tötete, zerstörte und metzelte, desto erfüllter mit Glück und Freude, und desto mehr wollte er töten und metzeln. Erschöpfung gab es nicht, Mitleid gab es nicht, Gnade gab es nicht im erschreckend kleinen Gefühlsspektrum des Monstrums, zu dem der junge Eiselfenkrieger geworden war. Nachdenklich leckte er sich über die Lippen; fühlte den wunderbaren, herrlichen Geschmack des Blutes auf seinen aufgesprungenen Lippen, und überlegte, wie er weitermachen sollte, als das letzte Pferd tot war und sein Blut an seinen Händen klebte. Er sah sich um. Ein wirres Funkeln lag ihn seinem Blick, ein Funkeln übermäßigen Wahnsinns und übermäßiger Grausamkeit, die die jedes irdischen Wesens übertraf. Dann entdeckte er es. Ein unglaublich faszinierender Gegenstand, ein langes, funkelndes Stück Metall das an einem Griff befestigt war. Und das Stück Metall sah so aus, als ob es sehr scharf sei! Prima! Rentan, ein Krieger der Elfen, sah den Dämon. Und er sah, wie er sich auf eine Waffe zubewegte. Da wurde es zu viel für ihn. Mit einer Willenskraft, die er eigentlich gar nicht hätte besitzen dürfen, nahm er einen Pfeil auf die Sehne, zielte sorgfältig...das linke Auge, dann musste er wohl endlich das Zeitliche segnen, und schoss ab. Das befiederte Geschoss bahnte sich seinen Weg durch die Luft, immer näher auf den Wahnsinnigen zu, immer näher... dann wurde es mit einer fast nachlässigen Geste abgewehrt. Zerbrochen fiel es in den Schnee, nutzlos, alles war zwecklos, sinnlos, egal, er würde sterben, da war sich Rentan sicher. Neben ihm beugte sich Tir über den Hals seines Pferdes und flüsterte dem Tier einige Worte ins Ohr. Dann galoppierte er los, scheinbar war er der Meinung, es sei besser, im Kampf zu sterben als brutal niedergemetzelt zu werden. Die Yaks blökten, und Rentan suchte das Weite. Ephelion sah den Reiter langsam nähertrotten. Dann stieß er sich vom Boden ab. Sekunden später grub sich seine Klinge in den Hals des Pferdes, Blut spritzte, schönes, rotes Blut. Der Kopf des Reiters fiel in den Schnee. Das Schicksal kam schnell, hart und unerbittlich. Ephelion sprang mitten in das Chaos hinein und seine Klinge zuckte mal hierhin, mal dorthin. Blut spritze, färbte das Gewühl rot, aber keiner hatte ein Chance. Wie ein Bauer in der Erntezeit das Korn, mähte Ephelion die konfusen Elfen und Yetis nieder. Keinem fiel es ein, sich zu wehren. Dann war der Spuk vorbei. Ein müder, schlaffer Ephelion fiel zwischen die Leichen und schlief ein. In der Dunkelheit floh ein Reiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)