Vampires Will Never Hurt You von abgemeldet (Riku x Sora) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Schwach knirschte das feuchte, gelbliche Laub unter meinen Sohlen, aus dem sich mittlerweile eine matschigen Substanz gebildet hatte und verlieh dem ohnehin schon total unheimlichen Ort eine dunkle, gruselige Aura, die man aus den typischen, amerikanischen Horrorfilmen kannte. Es musste inzwischen Zwölf Uhr mitternachts durch sein, da vorhin der Kirchenglocke geläutet und somit die Geisterstunde angezettelt hatte. Panisch rannte ich ohne Ziel über den modrigen Boden, umschlängelte die unzähligen, grauen Grabsteine, die in der Dunkelheit der Nacht noch viel gruseliger erschienen und wurde zugleich für meine hektische Unachtsamkeit bestraft, indem ich auf dem nassen Gras ausrutschte, hoffnungslos mein Gleichgewicht verlor und mich mit einem erstickten Laut der Länge nach hinlegte. Am Rande notierte ich wie der schleimige Dreck an den Unterseiten meiner Arme klebte und ein dumpfer Schmerz des relativ harmlosen Aufpralls durch meine Ellbogen zog. Abermals ertönte ein lautstarker Lärm, als es donnerte und ein greller Blitz erhellte mit einem Mal den schwarzen Himmel. Reflexartig kniff ich meine Augen zusammen, zuckte deutlich erschrocken zusammen und begann verzweifelt zu schniefen. Nicht, dass dieser unschöne Sturz sonderlich wehgetan hätte, nein, das Schlimme an dieser grausamen Situation war die fürchterliche Tatsache, dass ich vollkommen alleine war und den unvermittelten Eindruck hatte jede Sekunde vor Angst sterben zu müssen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, in dem sich zum allen Überfluss ein dicker Kloß gebildet hatte und mich daran hinderte vernünftig Luft zuholen. Und gleichgültig, wie oft und tief ich schluckte; es war vergeblich – das fiese Miststück wollte einfach nicht Leine ziehen! Warum war ich auch so ein erbärmlicher Feigling? Ich war es selbst schuld, dass ich mich derzeitig in einer solch ungemein misslichen Lage befand. Hätte ich vorhin nicht sofort so heftig überreagiert würde ich mich vermutlich jetzt in einer schützenden Umarmung meines besten Freundes wieder finden, der mich beruhigend an seine muskulöse Brust drücken würde, aber nein, ich musste direkt in totale Paranoia verfallen und wie ein jämmerlicher Angsthase die Flucht ergreifen. Dabei hatten Riku und ich nach anfänglichen Schwierigkeiten beinahe das Ziel erreicht, es hatte bloß noch ein paar Meter gefehlt und der ganze Spuk hätte ein Ende gehabt. Dabei hatte sich Riku wahrlich extrem liebevoll um mich gekümmert. Ständig hatte er mir Mut zugesprochen, hatte mir ausführlich erklärt, dass das Alles eine Show war, die sich Hayner zusammen gebastelt und vorbereitet hatte, dass nichts von Alle dem, nicht die Fledermäuse, nicht das schmerzerfüllte Stöhnen und nicht einmal das Jaulen echt gewesen sei und hatte mich an sich heran gezogen, um mir beruhigend über den Rücken zu streicheln. Und das war mein Dank? Dass ich wie ein gehetztes Kaninchen davon lief und das nur, weil irgendwer es als superwitzig empfand genau in dem Moment in einem Gespensterkostüm vor uns aufzutauchen, in dem es gewitterte? Kraftlos richtete ich mich auf alle Viere, meine Knochen zitterten ununterbrochen und ich atmete stoßweise. Scheiße, wovor fürchtete ich mich überhaupt? Hier war nichts. Rein gar nichts. Absolut rein gar nichts. Und trotzdem hockte ich hier irgendwo mitten auf dem Friedhof und führte mich so auf, als wäre ich meiner toten Großmutter begegnet. Mühsam kroch ich zu einer der riesigen Eichen, suchte darunter Schutz vorm Regen – es hatte vor wenigen Minuten unerwartet wie anfangen zu gießen wie aus Eimern – und lehnte mich schwer seufzend mit der Kehrseite an den standhaften Stamm des Baumes. Meine geschundenen Beine winkelte ich an, zog sie nahe an mich heran und schlang meine Arme um die Knie, bevor mein verheultes, errötetes Gesicht daran verbarg. Ich war so feige. Wie konnte es sein, dass so jemand wie ich vom Schlüsselschwert auserkoren worden war? Riku wäre dafür viel besser geeignet gewesen, als ich… Ich kam mir so unglaublich schlecht vor, denn ich konnte nicht leugnen, dass ich meinen besten Kumpel ganz schön verletzt haben musste. Er war sicherlich zutiefst enttäuscht über mein kindisches Verhalten, weil ihm doch geschworen hatte, dass ich ihm vertraute und nun hatte ihm offensichtlich das eiskalte Gegenteil bewiesen. Mein Schluchzen wurde lauter. Ich hatte Riku gar nicht verdient. Nachdem, was er für mich alles schon in Kauf genommen hatte, dass mit mir über diese Begräbnisstätte wanderte, obwohl er diese Finsternis hasste und mich nie im Stich ließ, war ich fähig eine derartige Dreistigkeit aufzuweisen und zu fliehen, wenn es brenzlig wurde. Was würde ich tun, wenn das vorhin keiner unserer kostümierten Freunde gewesen wäre, sondern ein Dämmerling, der uns angreifen wollte? Hätte ich dann tatsächlich alleine und seinem Schicksal überlassen? Was war ich nur für ein schlechter Freund? „Sora!“ Überrascht hob ich meinen Schädel an, als ich die mir allzu bekannte, vertraute Stimme des Silberhaarigen hörte. Riku? Wie jetzt? Hatte er wahrhaftig nach mir gesucht, nachdem ich eine so fimreife Szene präsentiert hatte? „Sora, da bist du!“, wisperte der Ältere, der nicht weit entfernt von mir war und mit eiligen Schritten auf mich zustampfte, bevor er wenige Zentimeter vor mir in die Knie sackte und mich mit seinen unglaublich wunderschönen, unergründlichen und ausdruckstarken giftgrünen Kristallen fixierte. Obgleich sonst immer frostige Kälte in ihnen lag glaubte ich mir einzubilden, dass ein Schimmer der Besorgnis in ihnen funkelte. Wie konnte das sein? War er denn gar nicht sauer? Machte es ihm gar nichts aus, dass ich eben wie ein ignoranter, egoistischer Schisser davon gerannt war? Doch statt Wut, Enttäuschung oder gar Verletztheit in seinem hübschen, makellosen Antlitz zu erkennen konnte ich bloß grenzenlose Sorge darin finden. Doch bevor ich überhaupt kam mich für mein törichtes Auftreten zu rechtfertigen spürte plötzlich zwei starke Arme, die sich um meine schmalen Schultern schlossen und mich an den durchtrainierten Oberkörper des Größeren schmiegten. Völlig perplex weiteten sich meine Augen und ich konnte gar nicht anders, als augenblicklich überrascht zu erstarren und inne zuhalten. Nicht einmal zu atmen traute ich mich, da ich befürchtete, dass ich aus diesem wundersamen Traum erwachte, sobald ich mich nur ansatzweise falsch bewegte. Selbst das hinterlistige Organ in der linken Hälfte meines Brustkorbs hatte sich gegen seinen Besitzer verschwören und hämmerte mit einer solch unermesslichen Geschwindigkeit gegen die stabile Wand aus Fleisch, als wolle es mich vorwarnen entweder bald in zig Teile zu explodieren oder gleich meinen Leib zu sprengen. Die unzähligen Schmetterlinge in meinem Bauch, die ich so sorgsam an tonnenschwere Ketten gelegt hatte rissen sich von diesen los, als seien es nur hauchdünne Fäden gewesen, die beim leichtesten Ziehen auseinander glitten. „Verdammt, mach’ so was nie wieder, hörst du? Nie wieder!“, drangen eindringlich die gehauchten Worte meines besten Freundes an mein Ohr und sorgten dafür, dass ich allmählich meine Lähmung abschüttelte und mich beinahe automatisch in die durchnässten Ärmel seines Oberteils klammerte. „Es tut mir so leid“, sprudelte es mit einem Mal aus mir heraus und obwohl ich es mit allen Mitteln, die in meiner Macht standen zu unterdrücken bemühte, rannen mir stetig mehr Tränen über die überhitzten Wangen, „…es tut mir so schrecklich leid, Riku… i-ich…wollte dich nicht-“, wollte ich mich für mein ungehobeltes Verhalten entschuldigen, da hinderte mich sein Zeigefinger daran weiter zusprechen, indem er sich sanft auf meinen Mund legte und somit das Reden verbat. „Shht… schon okay. Ich hätte dich gar nicht erst auf den Friedhof lassen dürfen“, flüsterte er schuldbewusst und mit einer solcher Aufrichtigkeit, dass es mir einen wohligen Schauer die Wirbelsäule entlang jagte. Hastig presste ich ihn noch enger an mich heran, vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge und weinte stumm vor mich hin, während ich registrierte wie er mir geschickt einige, nasse Strähnen aus der Stirn strich und mir immer wieder versicherte, dass alles gut sei und ihm kein weiteres Mal ein solcher Fehler unterlaufen würde. Verdammt, warum sagte er so was? Er konnte doch nichts dafür, dass ich ein so tollpatschiger Trottel war! Ich kann nicht sagen, wie lange wir da saßen und uns einfach gegenseitig in den Armen hielten, dennoch musste es eine ganze Weile gewesen sein, denn als ich mich einigermaßen gefangen hatte und mich wenige Zentimeter von ihm löste, um ihm mit einem strahlendem Lächeln in die unvorstellbar schönen, endlos tiefen grünen Augen zu schauen blendete mich das helle Licht der Sonne, welche am Horizont den Morgen begrüßte. „Du? Riku?“ Der Angesprochene hob fragend seine rechte, fein geschwungene Augenbraue, was mir ein breites, amüsiertes Grinsen entlockte. „Leben Vampire eigentlich wirklich für immer?“ Skepsis machte sich in seinem Blick bemerkbar und nachdenklich runzelte er die Stirn. „Wieso fragst du?“ „Beiß’ mich“ Ich musste lachen, als ich das konfuse, perfekt gezogene Gesicht meines Gegenübers sah, was allerdings zugleich wieder erstarb, als ich den ernsten Ausdruck realisierte, der sich in den strahlendgrünen Smaragden erkennbar machte. „Könntest du dir ein ewiges Leben vorstellen?“ Ich schluckte, bevor ich die Antwort aussprach, die ich seit Jahren mit mir herum schleppte und endlich offenbaren wollte. „Nur mit dir“, hauchte ich so leise, dass es an ein weiteres Weltwunder grenzte, wenn Riku das tatsächlich verstanden hatte. Ein siedend heißer Blitz durchfuhr mich, als ich beobachtete, wie die Mundwinkel meines besten Freundes in die Höhe zuckten und sich ein fast schon schelmisches, diabolisches Grinsen auf seinen vollen, verführerisch glänzenden Lippen stahl. Das Glitzern in seinen Augen, dieses undefinierbare Funkeln und das Verlangen, was in ihnen lag ergaben ein unvergessliches Bild, welches sich tief in mein Gedächtnis brannte. „Nichts lieber als das“, war das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ehe sein heißer Atem meine empfindliche Haut am Hals traf und ich anschließend spürte, wie seine spitzen Eckezähne hauchzart darüber fuhren und er anschließend zärtlich zubiss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)