Vampires Will Never Hurt You von abgemeldet (Riku x Sora) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- „Letzte Station; Twilight Town. Die Fahrt endet hier. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt“, ertönte die monotone, maschinenartige Stimme einer fremden Frau und riss mich barsch aus meinen wirren Gedankensgängen, bevor mir jemand vorsichtig seinen Ellbogen in die Seite rammte und somit meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zog. Neugierig sah ich in die heiteren, meerblauen Augen meiner besten Freundin, die sich seit geschlagenen drei Tagen aufführte, als würde sie irgendwelche Happy-Hour-Pillen schlucken und sich in einem dauerfröhlichen Zustand befand, der selbst für meinen ungehaltenen Optimismus eine potentielle Konkurrenz darstellte. „Wir sind da“, kicherte sie munter und angelte nach ihren überfüllten Koffer, welcher auf mich den unverkennbaren Eindruck machte, als würde er jeden Moment aus allen Nähten platzen. Auch Riku, der die gesamte Dauer dieser langweiligen Reise mir gegenüber gesessen hatte, erhob sich nun aus seinem bequemen Sitz und mischte sich unter das Gedrängel der Passagiere, um das Zugabteil zu verlassen. Hektisch fischte ich nach meiner dunklen Umhängetasche, in der ich bloß das Nötigste hinein gepackt hatte, schmiss sie mir zügig über die rechte Schulter und sprang mit ein wenig zu viel Schwung vom gemütlichen Sitzpolster, so dass ich zunächst einige Schritte taumelte, ehe ich mein Gleichgewicht mit meinen Armen ausbalanciert hatte und ich meinen Freunden eilig folgen konnte. Draußen angekommen schlug mir zugleich die frische, kühle Bahnhofsluft entgegen und verursachte ein seltsames Prickeln auf meinen Wangen. Tief sog ich den herrlichen Sauerstoff ein und beobachtete amüsiert, wie sich beim ausatmen eine kleine, weiße Wolke vor meiner Nasenspitze bildete. Weniger witzig fand ich es, als die gemeine Kälte in meine Knochen kroch und mich unwillkürlich frösteln ließ. Die Temperaturen in Twilight Towen hatten sich der Jahreszeit bereits bestens angepasst und waren im Gegensatz zu Disney Island einige Gradzahlen hinab gesunken. In der vergeblichen Hoffnung, dass mir eventuell etwas wärmer werden würde begann ich mir zitternd mit den Händen die Oberarme zu reiben, als ich auf einmal ein federleichtes Gewicht auf meinen Schultern registrierte. Überrascht schaute ich auf und blickte direkt, ohne Umschweife, in die zwei wunderschönsten Smaragde, die diese groteske Welt zu bieten hatte – oder nein, was faselte ich da für einen Unfug?! Nichts da, die diese groteske Welt zu bieten hatte, sondern die, die in diesem gänzlich verrückten Universum existierten. „Ich hab’ dir doch gesagt, du sollst ne Jacke mitnehmen“, erinnerte Riku mich trocken an seine vorige Prophezeiung und ich merkte deutlich, wie mir die Hitze ins Gesicht schoss, was mir soviel signalisierte wie; ich wurde rot. Verdammt, warum musste dieser Kerl mich auch dauernd mit so simplen Dingen in Verlegenheit bringen? Peinlich berührt zupfte ich an dem Kragen des schwarzen Umhanges, den mir mein bester Freund umgelegt hatte und zog ihn hoch bis zu meinen Wangenknochen, um meine dämliche Röte irgendwie zu verstecken. Zwecklos. So wie der seine Mundwinkel in die Höhe zog konnte er mir denken, dass er die längst entdeckt hatte. Beschämt brummte ich. Warum war mein Schicksal so grausam zu mir?! Dem Scham zum Trotz einen Schmollmund ziehend sah ich dem Älteren gespannt hinterher, wie er sich dem Zentrum des Bahnhofes näherte und sich sichtlich desinteressiert umschaute. Manchmal… - so abstrakt das aus meinem Mund klingen mochte – aber manchmal… da war Riku ein wahrer Gentleman. Unweigerlich strömte eine innere Wärme durch meinen Körper. Ein glückliches, verträumtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen und schnupperte heimlich an dem seidigen Stoff. Zufrieden seufzte ich lautlos auf und senkte für wenige Sekunden meine Augenlider, als ich seinen vertrauten, angenehmen Duft herausfiltern konnte. Ich mochte den Geruch von Riku. Er war ganz individuell und ich würde ihn unter Garantie unter tausend anderen sofort wieder erkennen. Ein bisschen nach irgendeinen teueren Deo oder Parfüm, etwas herb, weil männlich und irgendwie… nach Riku halt. Das konnte man gar nicht genau definieren – das einzige, was ich mit Abstand dazu aussagen konnte war, dass ich süchtig danach war. Zögernd öffnete ich meine Augen wieder und fixierte die makellose Gestalt meines besten Freundes, der scheinbar noch nicht gefunden hatte, was er suchte und ich nutzte die einmalige Gelegenheit dazu aus, um ihn unbeobachtet ein wenig genauer zu mustern. Er trug ein weinrotes, edles Hemd und eine dazupassende schwarze Hose. Sein schlanker Hals war von einer ebenso schwarzen Krawatte geschmückt und wenn man genug anstrengte, dann konnte man erkennen, wie zwei spitze Eckzähne unter seinem sonst recht harmlosen, dennoch perlweißen Gebiss hervor stachen. Nicht, dass ich nu wieder voreilig auf die waghalsige Annahme kam, dass Riku in Wahrheit ein Vampir war – mir war durchaus klar, dass er sich nur wie einer verkleidet hatte, schließlich war dies der Grund für unseren Besuch in Twilight Town. Hayner hatte uns zu seiner riesigen Halloween-Party eingeladen. Und weil Hayner nun mal keine halben Sachen machte handelte es sich bei dieser Halloween-Party, um eine typische Party, wie man sie aus diesen klischeehaften, amerikanischen Filmen kannte. Mit jede Menge Schnickschnack, wie Kostümen, Gläserrücken, Horrorfilmen und einer nächtlichen Tour über den stadtangehörigen Friedhof. Für gewöhnlich nichts, worauf ich sonderlich scharf war. Es mochte sein, dass ich mir nicht schwer dabei tat irgendwelche Herzlosen zu besiegen, jedoch was so eine ungefährliche ‚Mutprobe’ betraf war ich echt ein erbärmlicher Feigling. Allerdings wollte ich mich gar nicht weiter mit dem auseinander setzen, was mich auf dieser Feier gruseliges erwarten würde. Lieber konzentrierte ich mich mit all meinen Sinnen darauf Riku anzustarren. Unbewusst musste ich tief und schwer schlucken. Okay, zugegeben, ich hatte zwar schon unzählige Male während der langen Fahrt feststellen müssen, dass Riku unverschämt gut aussah, aber jetzt, wo das spärliche Licht der Oktobersonne auf seine silbernen Haarpracht fiel und es in den unterschiedlichsten Farben schimmern ließ, wurde mir seine unwiderstehliche Wirkung erst recht bewusst. Ich kam zu einer mir nicht allzu unbekannten, bitteren Erkenntnis; Riku war sexy. Scheiße… und wie er das war! Das war nicht zu übersehen! Trotzdem. Das war lange noch keine berechtige Rechtfertigung dafür, dass ausgerechnet ich als sein bester und treuster Kumpel solch verbotene Feststellungen machte. So durfte jeder denken – nur nicht ich! Grob wurde ich davon abgehalten in meinem jämmerlichen Selbstmitleid zu versinken, als ein lautes Quietschen neben mir erklang und mich merklich zusammen zucken ließ. Verblüfft, da ich ja nicht ahnen konnte, was nu wieder in das pinke Wesen gefahren was, das links abseits von mir stand, verfolgte ich schweigend das herzzerreißende Szenario, welches sich vor mir abspielte. Kairi, die sich in ein knappes, knallpinkes Hexenkostüm gezwängt hatte war auf ein ungesund dünnes, blondes Mädchen losgestürmt, welches ein weißes, zerrissenes und ‚blutverschmiertes’ Kleid trug und wohl eine tote Braut imitieren wollte. Lachend schloss Naminé die Rothaarige in ihre schmächtigen Arme. Autsch! Kairi drück’ sie nicht so fest, sonst bricht sie noch über! Ungewollt musste ich meine Miene schmerzhaft verziehen. Kritisch zog ich meine Augenbraun zusammen und blickte flüchtig an mir herab. Riku sagte oft, dass er Angst hatte mich zu berühren, weil ich auf ihn so zerbrechlich wirkte. Ob ich genauso spindeldürr wie Namnié war? Wohl kaum. Dafür aß ich mit Vorliebe viel zu gern und viel zu viel – oder? „Sora!“ Erneut schreckte ich aus meinen tristen Überlegungen, als ich das aufgeweckte, lebhafte Rufen einer meiner Freunde realisierte und mich nur wenig später in einer erdrückenden Umarmung wieder fand, die mir sprichwörtlich die Kehle zuschürte. „Ich hab dich auch vermisst, Hayner“, brachte ich nach Luft ringend und leise lachend hervor, während sich meine abgefrorenen Finger in das flauschige, braune Fell seiner Ärmel krallte, die sich um meinen Rücken geschlungen hatten und mich an seinen nicht minder behaarten Oberkörper drückten. Aha, Hayner fuhr also auf Werwölfe ab. Ein zweites Mal wurde ich gnadenlos herangezogen. Hilfe! Wollte er mich erwürgen? Wenn ja, dann Glückwunsch; er war geradewegs auf den besten Weg zu seinem Erfolg! Aussichtslos bemühte ich mich darum mich aus diesen beengen Klammergriff zu befreien, indem ich mich mit meinen Händen von ihm wegpresste, als ich urplötzlich - völlig unerwartet - vernahm, wie irgendwer bedächtig, dennoch genauso bestimmend an der Kehrseite meines Oberteils zog und mein Gegenüber an seinen komischen Plüschohren auf eine weniger sanfte Weise als es bei mir der Fall gewesen war von mir weggerissen wurde. Verdutzt blickte ich in das unverkennbar gereizte Gesicht meines besten Freundes. Nanu? Was hatte er denn? In den strahlendgrünen Augen blitzte es verräterisch auf. Moment mal! War Riku etwa wütend? Aber… wieso? Was hatte ich denn nu schon wieder falsch gemacht? Nachdenklich runzelte ich meine Stirn, während ich sah, wie die rechte, fein geschwungene Augenbraue des Größeren gefährlich zu zucken anfing und er Hayner zornig anfunkelte. Was hatte Riku denn so verärgert? Auch Hayner dem ich wortlos meine Frage zusendete erwiderte bloß ebenso verwirrt meinen Blick und zuckte ahnungslos mit den Achseln – soweit dies in seiner unbequemen Position möglich war. „Falls es dir entgangen sein sollte; Menschen brauchen Luft zum atmen…“, knirschte Riku und seine Tonlage gab offen kund, dass ihm irgendwas absolut gar nicht in den Kram passte, bevor uns beide los ließ und sich wieder umwandte, um auf den Bahnhofsausgang zu zumarschieren. „Wolltest du die Party nicht bei dir feiern? Ich frier’ mir nämlich sonst was ab“, fügte er noch knurrend hinzu und ließ seine Hände in den Weiten seiner Hosentaschen verschwinden. Weiterhin völlig durcheinander gewirbelt stierte ich ihm nach. Was war das denn gewesen? Irgendwie fühlte ich mich vor den Kopf gestoßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)