Das Herz klopft nur solange es kann von Jeannyyy (Von einer Entführung und Liebe auf Umwegen) ================================================================================ Kapitel 3: Die tägliche Post ---------------------------- 3. Kapitel – Die tägliche Post Joey erschrak so sehr, dass er für einige Sekunden aufhörte zu atmen. Außerdem vergaß er, den Telefonhörer hochzunehmen, doch nach wenigen Augenblicken nahm er sich zusammen und fragte die Frage, die ihm so sehr auf der Seele brannte. „Und... was hat das... mit mir zu tun?“, fragte Joey mit zittriger Stimme. „Das ist ein wenig kompliziert...“, schluchzte Mokuba in den Hörer. Joey verstand durch sein Schluchzen kein Wort. „Hey, Moki, ich versteh dich nicht, wenn du so weinst. Wir kriegen das schon hin, aber du musst mir erklären, warum ich dir helfen soll. Warum schaltest du nicht die Polizei ein?“ „Nein, das darf ich auf keinen Fall! Sie würden ihn umbringen.“ „Hey, ganz ruhig.“ „Also, er darf mir jeden Tag mit unterdrückter Nummer eine Sms schreiben, in der weder sein Aufenthaltsort, noch ein Hinweis darauf, noch die Namen der Entführer stehen. Sonst würden sie mich und Mitwissende umbringen.“ Man hörte ganz deutlich die Panik, aus der Mokuba sprach. Er war wirklich verzweifelt und er tat Joey leid. „Na ja, aber was hat das mit mir zu tun?“, fragte Joey noch immer planlos, obwohl er schon wegen Mokuba allein ihm helfen wollte. „Es ist so: Heute hat er mir die Forderungen geschrieben: 100 Millionen Yen bis in zwei Wochen, oder er ist tot. Außerdem schrieb er mir, dass ich dich bitten soll, mir als Hilfe beizustehen.“ „Ich? Aber warum?“ „Er meinte, du würdest dich in solchen Dingen auskennen, mit Entführungen und so. Das hat er nicht direkt gesagt, aber so konnte man es schlussfolgern. Glaub mir.“ Mokuba wollte Seto wirklich retten, und das konnte er scheinbar nur mit Joeys Hilfe. Doch dieser unterdrückte gerade die aufkommende Wut, die sich in ihm aufstaute. Klar, er kannte sich darin gut aus, glaubte dieser Idiot etwa, dass er schon Menschen entführt hat? „Bitte, auch wenn dich das jetzt verletzt haben sollte, du weißt, dass er es nicht so meint. Natürlich lesen die Entführer seine Nachrichten und auch die, die wir senden. Wir dürfen auch nur eine schreiben, sonst....“ Mokuba überschwang wieder große Verzweiflung und er wusste nicht weiter. Sein Schluchzen tat Joey weh, außerdem hatte er einfach ein zu großes Herz. „Schon gut, ich helfe dir, aber hör bitte auf zu weinen!“, sagte Joey, dem dieses Geheule langsam zu viel wurde, sonst würde er vielleicht auch noch heulen, aber das durfte er nicht, denn jetzt war er die Bezugsperson für Mokuba. Er durfte ihm keine Schwäche zeigen, er musste ihm zeigen, dass man das mit ein wenig Selbstsicherheit und Mut, Kraft und Stärke sicher schaffen konnte. Wenn er mal so überlegte, dann war er jetzt so ähnlich wie Kaiba, nur eben nicht so gefühlskalt. „Joey, bist du noch dran? Joey?“ „Ja, ja bin ich noch. Ich komme sofort vorbei.“ „Ja, würdest du die nächsten zwei Wochen auch bei uns übernachten?“ Joey überlegte einen kurzen Moment, doch dann nickte er, bemerkte aber, dass der Junge an der anderen Leitung das ja gar nicht mitbekommen konnte. „Ja, aber nur unter einigen Bedingungen.“ „Alles, Joey, nur komm, bitte!“, flehte Mokuba. „Also, 1. ich bekomme das Handy.“ „Aber...“ „Mokuba, willst du nun, dass ich komme, oder nicht?“ „...“ „Gut, und 2. du rufst in der Schule an und entschuldigst ihn für die nächsten zwei Wochen. Denk dir was aus. So, alles klar?“ „Ja, alles klar. Kommst du jetzt?“, fragte Mokuba vorsichtig. „Natürlich, bin schon unterwegs.“ Joey legte auf und rannte sofort in sein Zimmer. Dort packte er die wichtigsten Sachen ein, den Rest würde er schon bei Familie Kaiba bekommen. Kurz stockte er. Er sah auf seine halb gefüllte Sporttasche und fragte sich ehrlich, warum er Kaiba helfen sollte. Er hat ihn arbeitslos und obdachlos gemacht. Warum also sollte Joey ihm helfen? Außerdem musste er doch irgendwie Geld für seine Wohnung beschaffen. Mit einem resignierten Seufzer setzte er sich auf seine Couch. Er wollte Mokuba helfen. Er klang so verzweifelt am Telefon. Wahrscheinlich klang er nicht nur so, dachte sich Joey und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. In Ordnung, er würde Moki helfen, doch jetzt durfte er keine Zeit mehr verlieren. Er rannte aus seiner Wohnung und schloss die Tür hinter sich zu. Nicht, dass irgendwer etwas klauen würde, aber was wäre in seiner Wohnung schon zu holen. Er ging die Treppen des Kellers hinab und holte sein Fahrrad hinaus. Das war zwar schon ziemlich alt, tat aber immernoch einen sehr guten Dienst. Die Bremsen schleiften ein bisschen und er hatte kein funktionierendes Licht mehr, aber das störte ihn wenig, und auch die Polizei, die ihn besser kannte unter „No-Light-Joey“ hielten ihn schon nicht mehr auf. Wer sich diesen bescheurten Namen wohl ausgedacht hat, dachte Joey. Mit festem Tritt in die Pedale machte er sich auf den Weg zur Villa der Kaibas, um dem kleinen Kaiba unter die Arme zu greifen. Es war Frühling und etwa halb neun Uhr abends, also ging jetzt erst die Sonne unter. Der atemberaubende Sonnenuntergang ließ sogar Joey melancholisch werden. „Wie es Kaiba wohl geht?“, fragte er sich laut. „Vielleicht werden sie ihn wirklich umbringen. Hm... scheinbar darf er mich aber mit einbeziehen, schließlich hat er das Mokuba geschrieben. Ich hoffe, wir finden ihn. Denn sonst weiß ich nicht, wie ich Mokuba trösten könnte. Und wie sollte ich mich trösten?“ Joey schüttelte den Kopf und fuhr mit höherer Geschwindigkeit weiter in Richtung Kaibavilla. Hosted by Animexx e.V. 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