Warum hört dich keiner... von Giluli (außer mir? »Neues in Gilulis Laberecke *hust*<<) ================================================================================ Kapitel 7: Nacht ---------------- Kapitel 7: Abweisung... »Wahh! Wo ist der verdammter Schlüssel?« fluchte Fynn leise vor sich hin, während er verzweifelt in seiner Umhängetasche wühlte und nach dem kleinen metallenen Gegenstand suchte. Ich hatte den Wagen einige Meter weiter vom Haus abgestellt und war dem Schwarzhaarigen bis hin zu der Eingangstür gefolgt, wo ich dann unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Ich vermutete, dass mein starkes Herzklopfen wohl schon die ganze Nachbarschaft aufgeweckt haben musste. Die Vorstellung eine ganze Nacht bei Fynn zu verbringen empfand ich zwar einerseits als wahnsinnig berauschend und sie verschaffte mir auch immer wieder einen neuen Schub von Glückshormonen, die allesamt wild durch meinen Körper tanzten und mir dieses merkwürdige Gefühl von Schwerelosigkeit bereiteten, doch andererseits hegte ich auch die beunruhigende Befürchtung, dass ich kurz davor war, mal wieder in eine riesige Peinlichkeit zu geraten, da Fynn es wohl ungewollt sicherlich wieder schaffen würde meinem Gehirn zur völligen Ohnmacht zu verhelfen und mir dadurch die Kontrolle über meinen ganzen Körper zu rauben. Mein Gott, ich war so erbärmlich! »Ah da!« Schnell entriegelte er das etwas ramponierte Hausschloss und trat ein. Das Treppenhaus war stockfinster. Gekonnt tastete er nach dem Lichtschalter, woraufhin sich die kleine Eingangshalle augenblicklich erhellte und ihr mehr oder weniger hübsches Inneres offenbarte. Der Boden war völlig verdreckt und an den Wänden waren unzählige Spinnenweben und Staubschichten zu erkennen. An dem rostigen Geländer lehnte ein altes Fahrrad. Geputzt schien hier seltener zu werden. Leise schlichen wir die Treppen hinauf, um die Nachbarn nicht womöglich doch noch zu wecken, bis Fynn vor einer hölzernen Tür stehen blieb und auch diese mit einigen Handgriffen öffnete. Ich wunderte mich nicht, als wir auch in der Wohnung eine gewisse Unordnung und Unsauberkeit vorfanden, wenn gleich sie kein Vergleich zu der des Treppenhauses war. Der Raum war schwach durch ein warmes schummriges Licht erhellt, welches der Wohnung trotz allem einen gewissen heimeligen Charakter verlieh. An den Wänden hingen einige Bilder und Poster. Neben der Tür befand sich ein kleines Schuhregal, wo sich bald auch die unseren hinzugesellten. »Wo wart ihr so lange?« erklang plötzlich die Stimme einer jungen Frau. Wir drehten uns erschrocken um und erkannten in dem Türrahmen, der wie ich annahm zum Wohnzimmer führte, eine blonde Schönheit mit langen Locken. Sie trug einen kurzen Rock und eine enge Bluse. Sofort war mir klar, dass es sich wohl um eine weitere Schwester von Fynn handeln musste. Die Ähnlichkeit zu Melli war unübersehbar. Sie musste so Anfang 20 sein und auch, wenn ich ja zur Zeit mehr von ihrem jüngeren Bruder angetan war(,der ohne Zweifel ihre Schönheit noch um das tausendfache übertraf *_*) , so musste ich zugeben, dass sie, was das Aussehen anging, fast einem Model gleichkam. »Herrgott Fynn, die Kleine ist acht! Du kannst mit ihr nicht um diese Zeit da draußen rumlungern!« Sie klang aufgebracht, doch konnte ich auch eine gewisse Besorgnis in ihrer Stimme erkennen. »Glaub mir! Hier drin konnte ich mit ihr auch nicht bleiben!« murrte Fynn und ging auf sie zu. Ihr Gesicht wurde bleich. Sie schien mich noch nicht bemerkt zu haben. »Oh nein! Hat er wieder...?« begann sie leise. Er nickte. »Ach Fynn....Es tut mir Leid! Ich wollte schon um sechs da sein, aber ich...« »Ist schon okay. Ich wollte sie nur nicht allein hier lassen,« unterbrach er sie und nickte in Richtung Melli, die den Inhalt des Gesprächs anscheinend überhaupt nicht wirklich zu verstehen schien. » Wo ist er jetzt?« Die Blonde zuckte die Achseln. Irgendwo in einer Bar Fußball gucken. Bei seinen tollen Freunden!« Sie schnaubte und blickte plötzlich in meine Richtung. »Wer ist das denn?« Ihre Stimme war auf einmal viel weicher und wärmer. Melli sprang hinter Fynns Rücken hervor und schlang kurz die Arme um ihre Schwester. »Das ist ein Freund von Fynn! Er übernachtet heute bei uns!« »Ein Freund?« Die Blonde hob erstaunt die Augenbrauen. Dann wandte sie sich grinsend wieder an Fynn. »Seit wann hast du Freunde?« »Ach halt doch die Klappe,« murmelte der Schwarzhaarige und drehte verlegen den Kopf weg, sodass ich ihn nicht länger sehen konnte. Seine Schwester lachte amüsiert und hauchte ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. »Nimm doch nicht immer alles so ernst, Fynn! Das war nur Spaß!« Dann ging sie einen Schritt auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen. »Hi, ich bin Lisa. Freut mich!« Ich erwiderte ihre Geste. »Leo. Angenehm!« Ihr Lächeln wurde noch breiter. Sie war wirklich verdammt hübsch. Amüsiert legte sie kurz den Kopf schief und musterte mich eindringlich. Dann wandte sie sich wieder schmunzelnd ihrem Bruder zu. »Mann. Mann. Ich wusste gar nicht, dass du so coole Freunde hast...und noch dazu so attraktive.« Sie zwinkerte und Fynn lief rot an. Ich musste loslachen. Fynns Schwestern schienen das absolute Gegenteil von ihrem Bruder zu sein. Genervt kam er zu mir zurück und nahm meine Hand in seine, welche ich einen Moment verdattert anstarrte. »Ach lass mich doch einfach! Komm wir gehen in mein Zimmer!« Hastig versuchte er mich wegzuziehen und ich stolperte ihm in das Wohnzimmer hinterher. Die beiden folgten uns kichernd. Irgendwie fand ich die Situation wahnsinnig komisch. ^_^° Die Einrichtung des Wohnzimmers war eher schlicht. Es wirkte alles in allem sehr jugendlich und so nahm ich an, dass sich darum wohl hauptsächlich Lisa und Fynn kümmerten. In der hintersten Ecke befand sich ein direkter Zugang zu der Küche, aus der es verdächtig nach Spaghetti und Tomatensoße roch. Ich hatte jedoch nicht viel Zeit alles genauer unter die Lupe zu nehmen, da mich Fynn eiligst weiter in Richtung einer hölzernen Wendeltreppe zog, die wir dann bestiegen. Oben angekommen ließ er meine Hand, zu meinem Bedauern, wieder los und warf seine Tasche achtlos auf sein Bett. »So da wären wir,« sagte er ruhig und räumte schnell einige Sachen, die auf dem Boden verstreut lagen, weg. Es war ein recht kleines Zimmer. Nichts besonderes. Es befand sich direkt an der hinteren Hausecke und hatte zwei schmale Fenster, von welchen eines zur Straßenseite und das andere zu einem kleinen Garten hinter dem Haus zeigte. Unter ihm befand sich ein dunkelbrauner Schreibtisch, auf welchem ein alter Computer stand und viele Schreibutensilien und Hefter lagen. In der Ecke konnte ich Fynns Gitarre und auch den zerfransten Ordner erkennen, in welchem die Band ihre Songtexte aufbewahrte. Direkt daneben stand ein gerade mal hüfthoher Schrank, auf dem ein alter Fernseher thronte. Ihm gegenüber erstreckte sich das Bett, das wie es schien den Großteil des Zimmers einnahm, da es wohl eher für ein Paar Eheleute gemacht war, als für einen einzelnen Jungen. »Schön hier,« sagte ich höflich, doch er winkte sofort ab. »Tu nicht so! Es ist furchtbar!« Er zuckte die Achseln und lächelte ansatzweise. »Naja. Für mich reichts.« »Bloß nicht so bescheiden!« antwortete ich und hob eine Augenbraue. Irgendwie musste ich versuchen ihm diesen ständigen Drang abgewöhnen, sich selbst fertig zu machen. »Ich lach ja gleich!« meinte er ironisch. »Au ja! Wäre mal eine Abwechslung!« »Ha ha,« machte er zerknirscht. Ich grinste kopfschüttelnd und sah mich weiter um. »Scheinst nicht so oft Besuch zu bekommen,« sagte ich schließlich und bezog mich dabei auf Lisas Aussage von vorhin. Er zuckte kurz die Achseln. »Wer würde denn kommen wollen?« Ich sah ihn schockiert an. Das schien ihm nicht viel auszumachen...oder er konnte es einfach nur sehr gut verbergen. »Bestimmt viele,« sagte ich ruhig. Er lachte freudlos auf. »Wenn du sie das nächste mal siehst kannst du sie ja vorbeischicken.« Er schien die Vorstellung für völlig abwegig zu halten. Ich wollte noch etwas sagen, als ich plötzlich hinter mir ein Räuspern hören konnte und mich verblüfft umdrehte. Lisa stierte durch die Gitterstäbe der Treppe zu uns und grinste freundlich. »Wollt ihr zwei noch etwas essen? Ich mach Melli gerade noch ein paar Spaghetti warm. Vater hat zum Glück noch welche übrig gelassen.« Fynn nickte. »Ja ich will noch ein paar. Du?« »Au ja bitte!« lachte ich. »Irgendwie hab ich gar nicht bemerkt wie viel Hunger ich hab!« Als hätte ich es einstudiert begann mein Magen heftig zu knurren. Lisa schmunzelte. »Hört man. Ist ja aber auch schon halb 12!« Dann wandte sie sich noch mal an Fynn. »Gib Leo am besten noch irgendwas zum anziehen. Er kann ja nicht in den alten Sachen schlafen.« Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. »Ja Mama! Ich bin nicht ganz blöd!« -.-° Sie kicherte wieder amüsiert und ging nach unten. Fynn öffnete einen der zwei Schränke und wühlte grüblerisch in dem unsauber zusammen gelegten Kleiderhaufen. Dann zog er ein schwarzes T-Shirt und ein Paar Boxershorts heraus. Nachdenklich betrachtete er sie einen Augenblick und streckte sie mir dann entgegen. »Naja. Müsste passen!« »So dick bin ich auch wieder nicht!« sagte ich grinsend. Auch er schmunzelte leicht. »Ja...Aber groß und sportlich!« Er sah frustriert an sich hinab und seufzte. »Ich dagegen bin eher klein und schmächtig. Ich seh aus wie eine Frau!« »So ein Gelaber! Du siehst super aus!« Ein leichter rötlicher Schimmer huschte zum wiederholten Male an diesem Abend über sein Gesicht. Zum Glück befand sich dieses Gespräch gerade auf einer recht sarkastischen Ebene, sonst wäre mir diese Aussage sicherlich schon wieder totpeinlich gewesen. »Wenn du das sagst, dann bin ich ja beruhigt,« meinte er schließlich. Er wandte schnell den Blick ab und versuchte seinen Schrank wieder zu schließen, ohne dass etwas herausfiel. Ich nahm einen Moment die Sachen, die er mir gegeben hatte, in Augenschein und versuchte das Thema zu wechseln. »Du hast Spongebob-Boxershorts?« bemerkte ich und musste schon wieder loslachen. »Hast du ein Problem mit Spongebob?« fragte er gespielt empört und sah wieder zu mir. »Nein. Nein. Wer mag Spongebob schon nicht?« winkte ich belustigt ab. »Niemand denk ich.« Auch er musste wieder grinsen. Man ich hoffte, seine Mundwinkel würden da oben festwachsen. Das war ja wirklich zu niedlich! »Die hat mir Melli mal zum Geburtstag geschenkt. Zieh sie an! Dann liebt sie dich noch mehr!« »Das ist ja auch wirklich erstrebenswert,« versicherte ich in gehobenem Tonfall. Dann zog ich mir schnell das T-Shirt und die Spongebob-Boxershorts an, während ich versuchte so gut es ging nicht in Fynns Richtung zu sehen, da ich genau wusste, dass dieser sich hinter mir ebenfalls umzog. Der bloße Gedanke an seinen feinen zierlichen Körper jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich kniff einmal heftig die Augen zusammen, bevor ich mich wieder ihm zuwandte. Er trug ebenfalls Boxershorts und ein T-Shirt, wobei er seiner schwarzen Farbe jedoch treu blieb. Seine Haare waren leicht verwuschelt und er begann erneut in einem der Schränke zu kramen. »Wir haben, glaub ich, keine anderen Decken im Haus,« sagte er entschuldigend und warf einen alten Teppich mit Flicken auf sein Bett. Ich zuckte die Achseln. »Reicht mir auch. Werd schon nicht erfrieren.« Und das glaubte ich auch wirklich, da mir schon seit Minuten ununterbrochen das Blut durch den Körper schoss und mir jetzt schon ganz heiß war. Ich hatte das Gefühl, dass sich dies auch nicht so bald ändern würde. Jedenfalls nicht solange Fynn in der Nähe war. »Fynnieeeeeeee!« drang dann plötzlich die quietschige Stimme Mellis in das Zimmer und das kleine puppenhafte Mädchen kam die Treppe hinaufgeklettert. »Darf ich noch ein bisschen bei euch bleiben?« Ihre Lippen formten ein beinahe engelsgleiches Lächeln, welchem nicht mal der kaltblütigste Mensch der Welt hätte widerstehen können. Fynn blickte einige Male skeptisch zwischen ihr und mir hin und her und zuckte dann die Achseln. Ich grinste breit und ging zu ihr. »Na, aber hallo, bleibst du noch hier!« Lächelnd wuschelte ich ihr mit der Hand kurz durch die Haare und erlag sofort wieder einer Knuddelattacke. Wahhhh...Konnte man die Kleine kaufen? Die war ja nur süß! Am besten im Doppelpack mit ihrem Bruder! ^.^° Begeistert nahm ich das lachende Mädchen auf den Arm und trug es zu Fynns Bett, wo ich mich mit ihr niederließ. Sie umklammerte ununterbrochen meinen Arm und ich musste abermals über ihre etwas frühreife Direktheit auflachen, als sie mich anfangs über einen »total süßen« Jungen aus ihrer Klasse aufklärte, dem ich angeblich unheimlich ähnlich sah, und mich dann anschließend ohne jede Hemmung fragte, ob ich denn gerne eine Freundin hätte. Ich bemerkte wie Fynn etwas beschämt grinsend auf den Boden guckte und den kopfschüttelte. »Ob ich eine Freundin will?« wiederholte ich etwas baff ihre Frage. »Wieso willst du das denn wissen?« Ein rötlicher Schimmer huschte über ihre Wangen und sie drehte kurz ihren Kopf weg, damit ich ihr verlegenes Grinsen nicht sehen konnte. »Ja nur so!« »Nur so?« stellte ich schmunzelnd fest. »Jaaaaa!« Sie begann wieder zu kichern. »Meine Freundin findet dich nämlich voll süß!« Ich musste gerade echt aufpassen, dass ich nicht losprustete. Diese unbeschreibliche Direktheit gepaart mit dem kindlichen naiven Gerede war doch wirklich nur süß! Was hatten die mit dem Kind nur gemacht? xD »Also willst du eine Freundin?« hakte sie weiter nach und klimperte mit den Augen. »Vergiss es Melli!« unterbrach Fynn sie lächelnd, noch bevor ich etwas sagen konnte. »Leo hat eine Freundin. Du hast keine Chance.« Ich hob überrascht die Augenbrauen. Wie kam er denn jetzt bitte da drauf? »Bähh! Es geht ja auch nicht um mich!« sagte Melli schmollend und streckte ihm die Zunge raus. »Nein gar nicht!« stimmte er ihr ironisch zu. »So ihr drei,« hörte ich erneut die Stimme Lisas, welche, drei Teller im Arm haltend, die Treppe hinaufkam. »Hier sind eure Spagetti!« Melli jubelte auf und sprang ihrer Schwester entgegen. Lisa stellte das Essen auf einem kleinen Tisch neben dem Bett ab und wandte sich noch mal an Fynn. »Macht aber nicht mehr so lange! Die Kleine sollte bald ins Bett!« Er nickte schweigend und sie verschwand wieder. Seufzend kam er dann zu mir und Melli, die bereits eifrig begann ihre Nudeln zu verschlingen, und schaltete den Fernseher ein. »Oh da kommt Deutschland sucht den Superstar!« kreischte Melli begeistert los und ich konnte mir ein weiteres Lachen nicht verkneifen, wodurch mir die Gabel samt Nudeln aus den Fingern rutschte und ich erst recht losprustete. »Melli du bist so was von klischeehaft!« maulte Fynn kopfschüttelnd rum. »Du hast das doch auch schon mal mit mir geguckt!« versuchte sich das Mädchen zu verteidigen. »Hab ich gar nicht!« wehrte er empört ab. »Du schaust DSDS?« Ich musterte ihn grinsend und er presste schmollend die Lippen aufeinander. »Tu ich gar nicht!« Oh Mann! Es sollte gesetzlich verboten werden, dass so was wie der frei rumlief! Es reichte allein, dass er mich ansah, dann begannen sich schon die ersten Zellen meines Gehirns von selbst zu zerstören! @.@ »Ich mag die neue Staffel nicht!« plauderte Melli fröhlich weiter und schlürfte ihre Nudeln, wobei sie viel verspritzte. »Ich finde die alle doof!« »Na wenn du das sagst, glaub ich dir das natürlich,« sagte ich wieder an Melli gerichtet. Nachdem wir fertig gegessen hatten, brachte Fynn unsere Teller schnell in die Küche, wobei er meine Hilfe mit abzuwaschen, dankend ablehnte. In der Zwischenzeit machte Melli sich auf dem großen Bett breit und schaute angeregt und ununterbrochen kommentierend DSDS. Gezwungenermaßen hatte ich mich neben sie legen müssen, woraufhin sie sich augenblicklich an mich ranhängte und unbewusst an meiner Hand rumfummelte. ^.^° Mann! Ich mochte die Kleine irgendwie total! >o<° Wenige Minuten später kehrte Fynn dann auch wieder zurück und legte sich neben Melli ebenfalls auf das Bett. Die meiste Zeit schwiegen wir dann eigentlich, was hauptsächlich auch daran lag, dass uns das Mädchen kaum zu Wort kommen lies. Ich hätte gerne gewusst woher dieses Kind all die Energie hatte. Ich konnte meine Augen fast schon nicht mehr offen halten. Irgendwann, es musste so halb eins sein, schlief sie dann jedoch tatsächlich ein und kuschelte sich noch enger an mich. Ich schaute einmal kurz hinüber zu Fynn, der skeptisch zu dem Fernseher sah und die Augenbrauen zusammen gezogen hatte. »Totaler Schwachsinn, was da kommt,« sagte er schließlich und versuchte dabei so leise zu reden, dass Melli nicht aufwachte. Ich lächelte kurz. »Schon. Schalt halt um!« »Auf anderen Sendern kommt auch nichts besseres. Nur dieser triviale Quatsch!« Er schüttelte genervt den Kopf. Jetzt musste ich erst recht lachen. Ich hätte nicht gedacht, dass ihn so etwas interessieren würde. »Willst dir lieber irgendwelche Dokus reinziehen?« erkundigte ich mich grinsend. Er zuckte gähnend die Achseln und drehte sich zu mir und Melli, die im Schlaf leise vor sich hinmurmelte. »Egal! Beides gleich doof!« Er musterte mich kurz nachdenklich. »Wieso wolltest du eigentlich nicht nach Hause?« Ich schnaubte kurz. »Ach...Stress mit meinem Vater!« »Wegen der Band?« mutmaßte er. Ich nickte schweigend. »War er arg wütend?« »Es ging,« antwortete ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Naja...Der Idiot hat doch sowieso nur Schiss, dass ich ihn irgendwie lächerlich machen könnte. War schon immer so.« »Wolltest du deshalb nicht mitmachen?« »Auch...Und wegen meinen Freunden eben! Aber die haben es gefasster genommen, als ich dachte... Alle bis auf Chris zumindest!« Ich sprach gerade irgendwie mehr mit mir selbst, als mit ihm und wandte schnell meinen Kopf zu ihm. Er hatte den Blick immer noch nicht abgewandt, zog aber eine grüblerische Mine. »Ich mag den nicht!« »Chris?« lachte ich leise. »Jaha! Wer tut das schon?« »Viele...denk ich.« Er hob eine Augenbraue. »Quatsch! Er ist unheimlich nervig!« begann ich zynisch. » Ständig muss er im Mittelpunkt stehen! Der hat ein Ego, das übersteigt ja selbst das von Arnold Schwarzenegger, und das lässt er dann an allem raus, was seiner Meinung nach nicht wert ist, sich im selben Raum aufzuhalten wie er!« »Ja ich weiß!« seufzte Fynn bitter. »Ich bin es, der es meistens nicht wert ist!« Ich sah ihn verwundert an. »Hat er dich schon mal fertig gemacht?« »Klar!« sagte er ruhig. »Du bist, glaub ich, sogar daneben gestanden!« Ich zuckte zusammen und fand erst nach einigen Sekunden meine Stimme wieder. »W-wirklich?« Er hob die Augenbrauen und nickte. Blass wandte ich den Blick von ihm ab. »Ist nicht so schlimm!« versicherte er mir schnell. »Ich bins gewöhnt!« »Das ist sehr wohl schlimm!« murmelte ich zerknirscht. Ein Schauer lief mir über den Rücken. »Ist komisch! Aber irgendwie ist mir nie aufgefallen wie ähnlich ich ihm bin!« »Wem? Chris?« fragte Fynn verblüfft. Ich nickte. »Ich hab ihn nie so richtig gemocht und dabei bin ich doch eigentlich genauso ein Arschloch wie er!« Ich schüttelte abfällig den Kopf. »Find ich nicht!« sagte Fynn nach kurzem Schweigen und ich sah ihn erstaunt an. »Naja ich hab gedacht, dass du genauso bist, aber...aber jetzt glaub ich das nicht mehr!« »Und was glaubst du jetzt?« Er dachte kurz nach und kaute auf dem Lippenpiercing rum. »Ich glaube, dass du eigentlich sogar ganz nett bist...also, wenn du nicht gerade bei deinen Freunden bist!« Er zögerte kurz. »Ja...Vielleicht...mag ich dich ja sogar...irgendwie.« Ich sagte nichts, schaute ihn nur sehr lange an. Er schien wieder wegsehen zu wollen, tat dies aber nicht, als würden unsere Blicke hartnäckig versuchen einen Kampf auszufechten, um herauszufinden, wer dem anderen wohl länger standhalten konnte. Ich spürte wie mein Herz mit jedem Moment, den ich länger in dieser Starre verbrachte, unregelmäßiger zu schlagen begann. Angestrengt wandte ich meinen Kopf wieder dem Fernseher zu, um der Situation zu entkommen. Ich bemerkte wie er es neben mir gleich tat und es verstrichen wieder endlose Minuten des Schweigens. »Ich find dich eigentlich auch nicht so übel,« murmelte ich dann irgendwann und erschrak mich fast zu Tode, als ich meine eigenen Worte hörte. Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Oh Gott! Was war ich nur für ein Idiot? Das war doch wieder so klar! Selbst Schuld! Viel zu lange hatte ich in seine Augen geschaut. Ich wollte mir gar nicht vorstellen wie viele Teile meines armen unschuldigen Gehirns dabei schon wieder draufgegangen waren! Fynns Mund formte sich kurz zu einem Lächeln. »Das ist schön,« sagte er versunken, als wäre er in Trance. »Es gibt nicht viele Menschen die das sagen würden.« Seine Stimme bekam einen traurigen Unterton. Ich spürte wie sich Melli ein wenig drehte und im Schlaf nach der Hand ihres Bruder tastete. »Fynni?« Er rutschte etwas näher und sie legte seinen Arm um ihren Oberkörper. Wie ein Kuscheltier umklammerte sie seine Hand und bettete ihren Kopf dann wieder auf meiner Brust. Als ich aufschaute stellte ich erschrocken fest, dass Fynns Gesicht höchstens noch 20 Zentimeter von meinem entfernt war. Leicht konnte ich den Hauch seines Atems auf meiner Haut spüren, auf der sich daraufhin eine zarte Gänsehaut bildete. Er betrachtete nachdenklich des Mädchen, das, in unseren Armen liegend, seelenruhig weiterschlummerte. »Ich kann mir vorstellen Melli mag dich auch sehr!« sagte ich flüsternd. Er schaute verwundert auf und wich mit dem Kopf erschrocken zurück, als er feststellte wie nah er mir plötzlich war. Erst dann schien mein Satz zu ihm durchzudringen und er überlegte kurz. »Ich bin der einzige, der nach dem Tod unserer Mutter für sie da war,« erklärte er. »Eure Mutter ist tot?« »Ein Autounfall. Danach ist mein Vater völlig durchgedreht, hat angefangen zu trinken und so.« Er sprach, als würde er den Klappentext eines Buches zitieren. »Das tut mir Leid,« sagte ich leise. Er schwieg kurz. »Er ist ja nicht immer so...Manchmal...da mag ich ihn sogar wieder...irgendwie...ist komisch.« »Und was ist mit Lisa?« Er zucke die Achseln. »Ist nach einem Jahr studieren gegangen...Sie kam erst vor zwei Monaten wieder zurück, weil sie abbrechen musste.« »Und jetzt hilft sie euch wieder?« »Naja...Sie geht...arbeiten, damit ein bisschen Geld reinkommt. Mein Vater wurde von seinem Chef gefeuert, weil er betrunken am Arbeitsplatz erschienen ist. Total bescheuert eben. Mein Leben hört sich an wie aus einem schlechten Film!« Wir schwiegen. Ich wollte nicht weiter nachhaken. Es schien ihm sichtlich unangenehm zu sein darüber zu reden, also versuchte ich das Thema zu wechseln. »Wie kommst du eigentlich drauf, dass ich eine Freundin hab?« Er zog verwundert die Augenbrauen zusammen. »Hast du etwa nicht?« Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.« »Hmm,« machte er grüblerisch. »Ich dachte nur...Irgendwo hab ich gehört, du wärst mit Emily zusammen.« Ich erschrak. »Mit Emily?« »Ihr sollt miteinander rumgemacht haben!« stellte er sachlich fest. »Mann...Haben diese Idioten keine anderen Probleme, als ständig über mich zu reden?« maulte ich genervt. »Also bist du nicht mit ihr zusammen?« fragte er neugierig. Ich schüttelte ruckartig den Kopf. »Nee!« ich zögerte kurz, ehe ich weitersprach. »Also ich hab mit ihr rumgemacht...auf ihrem Geburtstag...aber ich bin abgehauen!« Ich lächelte blöde und er hob eine Augenbraue. »War sie so schlecht?« Ich lachte erneut auf. Die Direktheit schien in der Familie zu liegen. »Nein...Ich...Keine Ahnung! Ist viel scheiße gelaufen an dem Abend!« versuchte ich mich rauszureden, da ich ihm ja unmöglich hätte erzählen können, dass ich seinetwegen den Kuss mit Emily unterbrochen hatte. Einen Moment stellte ich mir sogar vor, wie er wohl darauf reagieren würde, doch der Gedanke war so deprimierend, dass ich ihn schnell beiseite schob. »Wer hat dir das erzählt?« sagte ich dann. Er grinste amüsiert. »Seiji!« »Und woher weiß der das bitteschön?« »Also er meinte, seine Freundin hätte eine Freundin, die mit Emily befreundet ist und die hat ihm das erzählt.« Er schien über den Satz noch mal nachzudenken, um sicher zu gehen, dass er keinen Fehler eingebaut hatte. Ich stöhnte genervt. »Dann weiß es also jeder?« Er nickte eifrig. »Jap!« »Und du findest das total witzig?« maulte ich ihn an. »Schon irgendwie.« »Tss...Ich verbreite mal ein Gerücht über dich! Mal sehn, ob du dann immer noch lachst!« »Wahrscheinlich schon! Es würde nämlich keinen interessieren!« antwortete er gelassen und ich stellte fest, dass ich mal wieder voll ins Fettnäpfchen getreten war. »Wieso glaubst du eigentlich immer, dass alle dich hassen?« fragte ich ernst. »Weil sie es tun!« antwortete er im selben Tonfall. »So ein Quatsch! Was hätten sie denn für einen Grund?« »Keine Ahnung! Brauchen sie denn einen?« »Natürlich!« Er senkte einen Augenblick nachdenklich den Kopf, ehe er weitersprach. »Naja...Ich denk mal, weil sie eben genau das sehen, was sie sehen wollen!« »...was sie sehen wollen?« wiederholte ich seine Worte. »Das versteh ich nicht!« »Sie denken eben ich bin einfach nur der kleine dumme Emo, der ja sowieso keine Ahnung vom Leben hat und...ach was weiß ich.« Er verdrehte die Augen. »Wieso versuchst du das nicht zu ändern?« fragte ich nach kurzem Schweigen. »Weil ich es satt habe mich ständig zu verstellen, nur damit andere mich mögen!« Er schnaubte verächtlich. Einen Augenblick lang musterte ich ihn eindringlich. »Dann haben sie Recht?« wollte ich stutzend wissen. »Womit? Dass ich ein Emo bin?« Er sah mich an, als würde er die Frage allein schon absurd finden. »Ich bin Ich, und lass mich nicht in irgendwelche Schubladen stecken! Aber, wenn sie ihren kleinen schwulen Emo haben wollen, dann werd ich ihnen den natürlich geben! Vielleicht lassen sie mich ja endlich in Ruhe!« Ich zuckte bei der Bemerkung zusammen, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. »Dann spielst du ihnen den Emo nur vor?« »Wenn du so willst!« Er zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Siehst ja! Klappt ganz hervorragend!« Er schien zufrieden mit der Antwort, doch da war noch eine andere Frage, die mich brennend interessierte. »Und das andere?« Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, schien aber nach kurzem Überlegen zu verstehen. »Ob ich schwul bin?« Ich nickte schweigend und er dachte lange über die Frage nach. »Keine Ahnung!« murmelte er schließlich. Ich musterte ihn verständnislos. »Wie keine Ahnung?« »Ich weiß es nicht! Ganz einfach!« Er sprach, als wäre er deshalb selbst ein wenig irritiert. »Wie kann man nicht wissen, ob man auf Männer oder Frauen steht?« hakte ich verwundert nach, stellte aber zu meinem Leidwesen fest, dass es mir ja ähnlich ging. Einen kurzen Augenblick überlegte ich, ob das nun gut oder schlecht war, wurde jedoch von Fynn in meinen Gedankengängen unterbrochen. »Ich hab noch nie wirklich darüber nachgedacht. War mir bis jetzt egal.« Ich überlegt kurz. »Aber...also wenn du zum Beispiel auf der Straße läufst...und...keine Ahnung...dir kommt ein hübsches Mädchen entgegen...schaust du ihr nicht hinterher...oder so?« Ich stockte leicht, während ich redete. Die Frage klang irgendwie merkwürdig. »Ist ja nicht so, dass ich noch nie eine Freundin hatte!« antwortete Fynn. Ich zog die Augenbrauen zusammen. »Du hattest eine Freundin?« »Ja ich weiß! Hört sich lächerlich an!« lachte er bitter. »Nein! So meinte ich das doch nicht!« winkte ich schnell ab. »Doch tust du! Geht mir ja genauso!« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ist ja auch schon eine Weile her.« »Wie lange denn?« »Naja...So zwei-drei Jahre! Ich war damals 14.« erzählte er nachdenklich. »Was ist passiert?« »Sie ist weggezogen,« sagte er gleichgültig. »...und dann haben wir uns aus den Augen verloren.« »Wie? Einfach so?« »Einfach so,« stimmte er zu. »Sie hat nicht mal offiziell Schluss gemacht. Aber so viel ich weiß hatte sie ziemlich schnell einen neuen. Hab ich zumindest in Kwick gesehen!« Ihn schien die ganze Sache ziemlich kalt zu lassen. Zumindest war der betrübte Tonfall in seiner Stimmer verschwunden. »Und jetzt willst du keine Freundin mehr?« fragte ich neugierig. Er versuchte ein Lachen zu unterdrücken. »Fast die selbe Frage hat Melli vorhin DIR gestellt! « Peinlich berührt wandte ich den Blick ab. »Ups!« Ich grinste verlegen. Er schien sich jedoch nichts dabei zu denken. »Wenn mal eine passende kommen würde vielleicht schon.« Er zögerte kurz. »...oder ein passender!« Ich hob verwundert die Augenbrauen. »Also bi?« »Wie gesagt, ich weiß es nicht! Interessiert mich nicht. Ich brauch das alles nicht...Und wenn ich ehrlich bin...wüsste ich mal gerne, warum ich so was ausgerechnet DIR erzähle.« Ich lächelte unschuldig. »Naja...Ich hab dich gefragt.« »Und wieso interessiert dich das?« Er verdrehte den Kopf und ich wusste, dass ich mir jetzt gleich eine äußerst kluge Ausrede aus den Fingern saugen musste, sonst würde das alles in einer gewaltigen Katastrophe enden. »Ich bin eben ein wahnsinnig sensationsgeiler Mensch und interessier mich für das Leben anderer,« lachte ich blöde. Wie war das noch gleich? >Kluge Ausrede?< Naja. >Klug< ist relativ. ^-^ »Aha,« stutzte er. »Okay. Bin ich auch! Erzähl was von dir!« Er musterte mich entschieden. »Glaub mir! Mein Leben ist wahnsinnig uninteressant.« »Muss langweilig sein, wenn alles so perfekt ist,« mutmaße Fynn zynisch. »Ja total,« antwortete ich in sarkastischem Tonfall. »Aber zum Glück gerät mein Leben ja gerade ein wenig aus den Fugen, damit es endlich etwas spannender wird.« Er legte einen Moment den Kopf schief. »Wegen der Band?« Ich nickte und hob überlegen die Augenbrauen. Er dachte kurz nach. »Tut mir Leid...Wirklich!« Ich schüttelte den Kopf. »Ach...Ist doch egal. Obwohl ich ziemlich gerne das Arschloch war!« hängte ich ironisch noch an meinen Satz. »Wieso sagst du die ganze Zeit, dass du ein Arschloch bist?« fragte er abfällig. »Wieso glaubst du, dass dich alle hassen?« »Hab ich dir gesagt! Weil sie es tun!« »Ach ja! Dann ist meine Antwort: Weil ich ein Arschloch BIN!« Fynn wollte noch etwas erwidern, schwieg dann aber. Eine Weile herrschte Stille, dann öffnete er abermals den Mund und sprach flüsternd weiter. »Ich finde nicht, dass du ein Arschloch bist.« Ich zog langsam die Augenbrauen zusammen. »Woher willst du das wissen?« fragte ich leise. »Du kennst mich gar nicht.« »Aber du kennst mich!« sagte er tonlos. Ich verstand nicht, was er damit meinte und verzog fragend das Gesicht. »Was hat das damit zu tun?« »Naja. Du hättest allen erzählen können, was in der Gasse geschehen ist,« begann er vorsichtig und sah mir dabei weiterhin tief in die Augen. »Wenn du Chris so ähnlich wärst, dann hättest du vor versammelter Schule von meinen Problemen erzählt und dich darüber lustig gemacht. Aber du hast es nicht getan. Warum?« Ich zögerte. Diese Frage hatte ich mir lange Zeit selbst unzählige Male gestellt. Jetzt war mir klar, dass mir Fynn verdammt viel bedeutete. Aber war das zu diesem Zeitpunkt auch schon so gewesen. Sicher nicht. Ich hatte ihn ja nur wenige Tage gekannt. »Ich...Ich denk mal...Du hast mir eben Leid getan,« murmelte ich versunken. »Siehst du? Und deshalb bist du kein Arschloch.« Jetzt lächelte er und ich hatte das Gefühl, dass ich langsam aber sicher dahin zuschmelzen schien. Konnte der bitte weggucken? Das war ja nicht auszuhalten! »Tja,« sagte ich nach langem Schweigen. »Dann musst du dich wohl damit abfinden, dass dich auch nicht alle hassen.« Wieder verengte er die Augenbrauen. »Wer denn nicht?« Ich zögerte, ehe ich die Antwort gab. Ich spürte wie mir ein heißer Schauer wie Lava über den Nacken kroch, der langsam versuchte auch das letzte bisschen Verstand in mir zu vernichten. »Naja...Ich für meinen Teil mag dich zumindest,« nuschelte ich leise und befürchtete mein Kopf würde jeden Moment in Flammen aufgehen. Fynn sagte nichts. Lange Zeit musterte er mich einfach nur eindringlich mit diesem ausdrucklosen Blick. Es fiel mir erneut schwer ihm stand zu halten, ohne dabei die letzte noch vorhandene Willenskraft in mir zu verlieren und so wandte ich meinen Kopf irgendwann wieder dem Fernseher zu. Eine kleine Zeitanzeige am oberen Bildschirmrand verriet mir, dass es mittlerweile Viertel zwei war. Eine ganze Weile lang beobachtete ich wie die kleinen Minutenzähler immer eine Zahl höher sprangen, ehe ich spürte wie die Müdigkeit abermals versuchte mich zu übermannen. Als meine Augenlider kurz davor waren zuzuklappen hörte ich hinter mir plötzlich Schritte und drehte mich vorsichtig um. In der Dunkelheit, nur schwach vom Licht des Fernsehers erhellt, stand Lisa und lächelte liebevoll. »Hey,« flüsterte sie leise und kam zu uns rüber. »Hi.« Sie kicherte. »Die beiden scheinen eingeschlafen zu sein.« Schnell sah ich wieder zu Fynn und stellte fest, dass seine Augen tatsächlich geschlossen waren. Sein Kopf lehnte leicht gegen Mellis, wobei sich ihre Haare immer wieder schwach im Takt seines Atems bewegten. »Ich wollte nur Melli kurz holen. Sie sollte in ihr eigenes Bett,« sprach Lisa leise und ich nickte. Vorsichtig versuchten wir das kleine Mädchen aus Fynns Armen zu befreien, bis ihre größere Schwester sie schließlich hochhob. Unbewusst griff Melli im Schlaf nach Lisas Haarlocken und klammerte sich daran fest. Wir musste beide lächeln. »Ich hoffe, sie hat dich nicht mehr so lange genervt,« sagte sie schmunzelnd. Ich schüttelte den Kopf. »Ist schon okay. Irgendwie ist sie ja süß,« gab ich grinsend zu. Einen Augenblick lang musterte Lisa mich nachdenklich, als ich plötzlich spürte wie sich etwas weiches warmes an mich schmiegte. Verdutzt wandte ich meinen Blick um und stellte erschrocken fest, dass sich Fynn im Schlaf auf die Seite gedreht hatte und sich nun anstatt von Melli, an mich kuschelte. Ich spürte wie sich seine Finger schwach im Stoff meines T-Shirts vergruben und mich festhielten. Sofort war wieder dieses unglaubliche Gefühl von Hitze in meinem Nacken zu spüren und ich bemerkte, dass sich mein Atem äußerst schwer anfühlte. »Kannst du mir was versprechen?« erklang plötzlich wieder Lisas Stimme und ich wandte ihr irritiert meinen Blick zu. Sie stand immer noch an der selben Stelle wie zuvor und beobachtete uns. »Tu ihm bitte nicht weh!« Es dauerte eine Weile bis ich ihre Worte verstand. Verwirrt verengte ich die Augenbrauen. »W-Warum sollte ich ihm wehtun?« Sie zögerte kurz, als würde sie ihre Worte mit äußerster Bedacht wählen wollen. »Ich glaube er mag dich wirklich sehr,« begann sie dann mit einer gewissen Zurückhaltung. »Es ist lange her, dass er so viel gelacht hat.« »Und du glaubst das liegt an mir?« »Ich weiß es nicht,« sagte sie ruhig. »Ich weiß nur, dass er dir vertraut. Und das tut er sonst nie!« Ich schwieg und betrachtete ihn eine Weile. Sein Kopf lag direkt auf meiner Brust. Sein schwarzes Haar verdeckte sein Gesicht, sodass ich es nicht sehen konnte. Nur mit Mühe konnte ich dem Drang widerstehen einfach meine Hand zu heben und darüber zu streichen. Wie könnte ich ihm denn weh tun? Das würde ich gar nicht über mich bringen können. Alles in mir würde sich dagegen wehren. Ich drehte meinen Kopf langsam wieder zu ihr. »Keine Sorge!« flüsterte ich leise. »Ich pass schon auf ihn auf.« Sie lächelte wissend. »Ja. Das glaub ich auch.« Sie ging leise zum Ende des Bettes und zog die Decke höher, damit ich sie um Fynn und mich legen konnte. »Also...Gute Nacht ihr zwei.« »Gute Nacht.« Sie schaltete noch den Fernseher aus und ging dann, mit Melli im Arm, die Treppen hinunter. Ich konnte hören wie sie durch die Wohnung schritt, erst in das Zimmer ihrer kleinen Schwester und dann zu jedem einzelnen Lichtschalter, um sie einem nach dem anderen auszuknipsen. Bis zum letzten betrachtete ich Fynn. Ich hatte mich vorsichtig zu ihm gedreht und meinen Arm um ihn gelegt, wodurch er noch etwas näher gerutscht war. Sein Körper hob und senkte sich regelmäßig und verleitete mich dazu es ihm in seinem Atmungstakt gleichzutun. Ich spürte wie sich seine Wärme auf mich übertrug und mir das Gefühl gaben mein Körper würde immer schwerer werden. Die Müdigkeit leistete auch ihren Teil. Kurz bevor ich einschlief ließ ich langsam meinen Kopf auf seinem nieder und hauchte ihm einen kleinen zaghaften Kuss ins Haar. Dann wurde es dunkel. Tropf. Tropf. Tropf. Tropf... Seit Minuten schon lag ich nur so da. Es regnete oder? Ja das war Regen! Schon wieder Regen! Wie ich ihn doch hasste! Ich würde mich hüten meine Augen zu öffnen. Ich wollte nicht wissen, dass ich Recht hatte. Ich wollte gar nichts wissen. Mein Kopf fühlte sich an wie Watte. Lieber noch länger hier liegen. Es war warm und kuschelig. Mein Bett war so weich. Und warm. Und kuschelig. Hach... Doch es war hell! Das sah ich durch meine Augenlider hindurch. Es sollte wieder dunkel sein. Ich wollte weiterschlafen! Es war so angenehm. Ich seufzte zufrieden. Gemächlich versuchte ich mich zu drehen. Es ging nicht. Irgendetwas hinderte mich daran. Langsam ließ Ich meine Hände nach oben wandern um zu ertasten, was mich da festhielt. Es war warm. Knochig. Ein Tier? Nein. Kein Fell. Ein Mensch! Ein heftiges Ziehen in meiner Brust riss mich aus diesem jämmerlichen Wachschlaf und ließ mich wieder klar denken. Erinnerungen an gestern kehrten zurück. Und das altbekannte Herzrasen. Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen. Viel zu sehr befürchtete ich mein Herz würde kurzfristig aussetzen, sobald ich das erblickte, was ich da direkt neben mir erwartete. Stattdessen tasteten meine Hände blind weiter, um sich ein Bild meiner augenblicklichen Lage zu machen. Ich konnte einen kühlen Atem spüren, der mir schwach immer wieder gegen den Hals schlug. Auf meiner Brust bemerkte ich eine andere Hand leicht aufliegen. Sie hatte sich zaghaft zu einer Faust geballt. Viel mehr irritierte mich jedoch der Belast eines Beines, das angewinkelt direkt über meiner Hüfte lag und mich nun, da ich es bemerkte, heftig erzittern ließ. Ich erinnerte mich. Fynn war neben mir eingeschlafen. Zu nah wie ich jetzt feststellen musste. Mein Körper war so früh am Morgen noch nicht in der Verfassung sich vollständig zu kontrollieren; erst recht nicht, wenn eine gewisse schwarzhaarige Person direkt auf ihm lag. So musste ich mit schrecklicher Gewissheit feststellen wie sich in bestimmten unteren Regionen meines Körpers langsam aber sicher das Blut anstaute und sich unwillkürlich etwas regte. Gequält keuchte ich auf und riss panisch die Augen auseinander. Keine gute Idee wie ich sofort feststellen musste. Vor mir, keine zehn Zentimeter entfernt, erblickte ich Fynns unbeschreiblich schönes Gesicht. Es lag auf meiner Schulter. Er schlief noch. Seine Augen waren geschlossen, sein Mund, nur leicht zum Atmen geöffnet. Ich bemerkte, dass mein linker Arm immer noch um ihn lag und meine Hand unbewusst durch sein Haar strich. Erneut durchfuhr meinen Körper ein unkontrolliertes Zittern. Wenn mein Herz vorher schon am Rasen gewesen war, so lieferte es sich jetzt wohl ein Rennen mit Michael Schuhmacher; und es schien dabei ganz eindeutig zu gewinnen. Dennoch war ich nicht im Stande mich zu bewegen. Alles in mir sträubte sich dagegen. Verdammt! Das fühlte sich so gut an! ER fühlte sich gut an. Wie konnte es ein einzelner Mensch nur so leicht schaffen mich dermaßen aus der Fassung zu bringen, dabei sämtliche denkfähigen Zellen meines Gehirns zu zerstören und während er all das tat nicht einmal bei Bewusstsein zu sein? Das war ungerecht! Ich konnte mich nicht mal wehren. Er spielte ein Spiel mit mir und es war verdammt noch mal unfair! Noch während ich diesem Gedanken nachhing schnaufte ich einmal kräftig ein und aus. Ich musste schnell hier wegkommen, bevor sich die Region zwischen meinen Beinen endgültig verselbstständigte. Gott steh mir bei! Ich bekam einen Ständer wegen einem Kerl! Hilfe! Wieso half mir denn niemand. Wieso konnte ich mir nicht selbst helfen? Wieso waren die Augen, die eben noch geschlossen waren plötzlich offen und starrten mich mit ihrer unvergleichlichen Bläue auf einmal fragend an? Ich zuckte zusammen, als mir bewusst wurde, dass dies keine Einbildung war. Fynns Augen waren geöffnet. Er war wach. Und er war mir nah! So nah, dass nur die kleinste Bewegung genügt hätte, um mit meiner Nasenspitze die seine anzustupsen. Ein klein wenig näher und unsere Lippen würden sich berühren. Wie es sich wohl anfühlte ihn zu küssen? Komischerweise hatte ich mir darüber all die Zeit noch kein einziges Mal wirklich Gedanken gemacht. Dabei gab es wohl nichts, was ich lieber tun würde. Einen kurzen Moment war ich sogar tatsächlich versucht die kurze Distanz zwischen Fynn und mir zu überwinden, wäre da nicht dieses kleine Häufchen Verstand noch übrig gewesen, das mich nun hartnäckig davon abhielt. Zu einer Bewegung, die mich in die entgegengesetzte Richtung gebracht hätte, war ich jedoch nach wie vor nicht im Stande. Fynns Blick hielt mich fest und so lange er ihn nicht abwand würde ich es ebenfalls nichts tun können. »Tut mir Leid,« flüsterte er irgendwann, machte jedoch weiterhin keine Anstalten sich zu rühren. Seine Stimme war wie ein Ruf, der mich aus einem Traum holten. Dass ich sie überhaupt noch hören konnte erschien mir fast einem Wunder gleich. So lange hatte ich ihm doch in die Augen geschaut. Es war ein harter Kampf meinen Mund dazu zu bewegen endlich etwas von sich zu geben. »Was tut dir Leid?« »Dass ich so nah bin.« Sein Blick war ausdruckslos. Wie immer eigentlich. Ein Schauer lief mir über den Rücken. »Ich bin dir doch auch nah,« erwiderte ich heiser. Er überlegte kurz. »Aber es ist meine Schuld.« Ich lächelte zaghaft. »Kann sein.« Ein leichter Rotschimmer schlich sich auf seine bleichen Wangen. Ich wunderte mich, dass mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war wie heiß sich meine eigenen eigentlich anfühlten. »Ich sollte besser wieder weg,« sagte er nach kurzem Zögern. Ich nickte, auch wenn es mir nicht wirklich so recht war. Auch er nickte, rührte sich jedoch immer noch nicht. Ich spürte wie sich mein Griff um ihn unbewusst verfestigte. Auch seine Hand, die nach wie vor auf meiner Brust lag, griff sacht in den Stoff meines T-Shirts. »Oder...Oder vielleicht auch nicht?« fügte er flüsternd hinzu. Ich musterte ihn irritiert, doch er schien selbst nicht zu wissen, was er wollte. Sein schmaler Körper begann unwillkürlich zu zittern und ich hörte wie er einen unsicheren Seufzer von sich gab. Den Blickkontakt unterbrach er nicht. Es war auf diese Entfernung nicht mehr möglich. Ohne es zunächst zu bemerken, bewegte ich mein Gesicht vorsichtig in seine Richtung. Ich schaffte es nicht länger gegen diesen Drang anzukämpfen. Es war ein Rausch, verursacht durch sämtliche Eindrücke, die ich von ihm aufnehmen konnte! Allen voran der Geruch seiner Haut, der mir noch nie so intensiv und verlockend vorgekommen war wie zu diesem Zeitpunkt, umnebelte meine Sinne auf solch gefährliche, zu gleich aber auch verführerische Weise, dass sich mein Verstand kurzerhand endgültig ausschaltete und die Kontrolle über meinen Körper somit so gut wie unmöglich machte. Fynn schien es ähnlich zu gehen, wenn vielleicht auch nicht aus den selben Gründen. Er rührte sich nicht, beobachtete nur wie ich Millimeter um Millimeter näher kam. Bald war es ihm nicht mehr möglich mich noch länger anzusehen. Zu kurz war die Distanz, die gerade noch so zwischen unseren Augen herrschte. Unsicher neigte er sich auch mir ein wenig entgegen, nur ein klein wenig und auch nicht mit der nötigen letzten Konsequenz, doch es reichte zumindest so weit aus, dass ich für einen winzigen kurzen Moment spüren konnte wie seine Lippen zaghaft die meinen streiften. Ein heftiges Kribbeln durchfuhr meinen Körper. Mein Bewegungsapparat war lahmgelegt, mein Gehirn größtenteils außer Betrieb. Ich stellte mir bereits vor wie mein Mund auf seinem lag, da erklang plötzlich ein lautes Quietschen und Fynn und ich rissen mit einer so heftigen Wucht auseinander, dass es mich beinahe aus dem Bett geworfen hätte. Es dauerte eine Weile, bis ich es schaffte die Situation richtig zu erfassen. Ein tiefer Atemzug versorgte mein Gehirn dann zum Glück mit genügend Sauerstoff, um zu verstehen, dass es Melli war, die fröhlich grinsend die Treppen hochgekraxelt kam und auf Fynn zusprang. »Fynnieeee!« Ihr Bruder musterte sie verständnislos, als würden alle Eindrücke, die er gerade wahrnahm, für ihn keinen Sinn ergeben. »Lisa sagt ihr sollt kommen! Es gibt Frühstück!« Ihre Augen strahlten. Fynn nickte nur, machte jedoch nicht den Anschein, als hätte er nur den kleinsten Teil von dem verstanden, was sie gesagt hatte. »Wir...Wir kommen gleich,« nuschelte er dann nach langem Überlegen. Sie grinste kurz und sprang wieder zu der Wendeltreppe. Als sie verschwunden war, saßen wir mindestens eine Minute lang einfach nur schweigend da. Er am einen, ich am anderen Ende des Bettes. Ich traute mich nicht ihn anzusehen, schaute entsetzt an mir selbst hinab. So unauffällig wie möglich versuchte ich mit der Decke die viel zu offensichtliche Beule in meiner Hose zu verdecken, wobei ich mehr oder weniger Erfolg hatte. Herrgott! Ich hatte einen Ständer! Und Fynn saß nur wenige Meter weiter! Schlimmer noch: Ich hatte ihn seinetwegen! Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte mit dem Ding doch nicht durchs Haus rennen! Wie sollte ich Fynn das denn bitte erklären? >Oh hubs! Tut mir Leid! Mich hat eben nur die Situation so dermaßen geil gemacht. Du weißt schon! Als wir uns fast GEKÜSST HÄTTEN!< Eigentlich gar nicht mal so schlecht die Ausrede. Was sollte er auch groß sagen? Schließlich hatte er sich ja nicht mal gewehrt. Warum eigentlich? War der irgendwie blöd? Wenn vor zwei Wochen bei mir ein Kerl auf die Idee gekommen wäre mich zu küssen, hätte ich ihn augenblicklich massakriert! Und was machte der? Blieb einfach liegen und lies mich machen! So weit reichte meine Beherrschung nun wirklich nicht! -.-° Auf einmal spürte ich wie sich dass Gewicht auf der Matratze nur noch auf meinen Punkt verlagerte und blickte auf. Fynn war aufgestanden und zog sich nun eine Jacke über. Dann wandte er sich an mich und setzte dabei ein so übertrieben gespielt wirkendes Lächeln auf, dass er selbst Paris Hilton noch Kongruenz gemacht hätte. »Kommst du?« Etwas perplex starrte ich ihn kurz an, dann nickte ich schnell. »Ja klar. Bin gleich da.« Ich zögerte. Wenn der versuchte das ganze zu überspielen, dann konnte ich das ja wohl auch. »Öhm...Sag mal! Wo ist denn hier eine Toilette?« »Unten gleich neben dem Eingang,« sagte er ruhig. Ich blieb kurz sitzen und wartete, bis er schon einige Stufen hinuntergegangen war, ehe ich selbst aufstand. Etwas unbeholfen versuchte ich mir meine eigene Jacke so umzuhängen, dass das wichtigste verdeckt wurde, was angesichts der Tatsache, dass Jacken eigentlich zum Bedecken des Oberkörpers bestimmt waren, gar nicht mal so einfach war. Dann folgte ich ihm schweigend. Unten angekommen sprang ich schnell in das Bad und verbarrikadierte mich dort panisch. Gequält stöhnte ich auf und betete inständig, dass mich keiner gesehen hatte. Dann überlegte ich angestrengt wie ich weiter vorgehen sollte. »Wasser!« zischte ich leise und stellte den Wasserhahn auf die kälteste Temperatur. Mindestens fünf Minuten lang versuchte ich dann unter Einsatz der merkwürdigsten und vor allem peinlichsten Methoden meinen >kleinen Leo< dazu zu bewegen endlich wieder auf Defensive zu schalten, um mir eine totsicher geglaubte Blamage zu ersparen. Nach einem harten Kampf schaffte ich es dann tatsächlich und seufzte erleichtert auf. Das starke Herzklopfen blieb jedoch. Ich hatte keine Ahnung wie ich Fynn nun gegenübertreten sollte. Offensichtlicher hätte mein Versuch ihn zu küssen ja wohl auch kaum sein können. Mein Gott, wie demütigend. Was sollte ich jetzt nur tun? Also eines war sicher! Ich würde ihn ganz gewiss nicht darauf ansprechen! Auch, wenn er ja eine gewisse Teilschuld trug; schließlich hatte er sich ja nicht gewehrt! Oder...? Ich atmete noch einmal tief durch und verließ das Bad. Als ich in der Küche ankam saßen Fynn und Melli bereits um den runden Esstisch und beschmierten sich Brötchen. Fynn sah mich nicht an, seine Schwester winkte jedoch heftigst mit den Armen und beorderte mich an den Platz neben sich. »Hallo Leo!« Sie kicherte und aus irgendeinem Grund ging es mir auch gleich wieder besser. Die Kleine war so toll! ^. ^ »Hi Süße,« lächelte ich entzückt und setzte mich neben sie. »Hast du gut geschlafen?« sagte sie in ihrer piepsigen Stimme. Ich schaute bei der Frage kurz unauffällig zu Fynn, der mich jedoch weiterhin ignorierte. Ob ich gut geschlafen hatte? Die Frage war gut! »So gut es ging zumindest.« Viel zu gut, um genau zu sein! »Hat Fynni geschnarcht?« Sie sah mich mit ihren großen Augen an und ich musste mir mit Müh und Not ein Lachen verkneifen. Ich bemerkte wie Fynn sie empört ansah. »Ich schnarche nicht!« meckerte er. »Do-ooch!« »Ach ja? Wann denn?« hakte Fynn herausfordernd nach. »Immer!« Sie grinste breit. »Dass ich nicht lache! DU hast doch...« Plötzlich verstummte er und sah an mir vorbei in das Wohnzimmer hinein. Ich folgte seinem Blick und erkannte Lisa in einem gelben Morgenmantel, gefolgt von einem schmalen schlaksigen Mann. Er hatte kurzes schütteres Haar und einen nur teilweise anrasierten Dreitagebart. Als er an mir vorüberging konnte ich schwach den Geruch von Alkohol erkennen. Wenn mich nicht alles täuschte, dann war das Fynns Vater. Muffig setzte er sich neben seinen Sohn, während Lisa neben mir Platz nahm und mich fröhlich angrinste. »Guten Morgen!« »Wünsch ich dir auch,« antwortete ich und lächelte ebenfalls. Dann wandte sie sich an den Mann, der ihr gegenüber saß »Vater, das ist Leo. Ein Freund von Fynn.« Er hob kurz den Kopf und musterte mich argwöhnisch. Dann nickte er mir jedoch zu und zwang seinen schmalen Mund zu einem kurzen Lächeln. »Freut mich.« Seine Stimme klang heiser. Ich warf einen schnellen Blick zu Fynn, der sich jedoch wieder mal hinter seiner ausdruckslosen Maske versteckte. »Gleichfalls,« sagte ich ruhig. »Ihr habt ganz schön lang geschlafen,« plauderte Lisa dann weiter. Ich hatte nicht das Gefühl, als wäre es unnormal, dass die Familie beisammen am Tisch saß. Der einzige, der wie immer etwas abweisend schien, war Fynn. Oder schätzte ich die Situation falsch ein? »Waren ja auch recht lang wach,« antwortete ich. »Wann musst du denn gehen? Ist schon fast halb zwölf,« sagte sie ruhig und ich verschluckte mich fast an dem Brötchen. »HALB ZWÖLF? Gott, meine Mutter erschlägt mich, wenn ich nach Hause komme!« »Jetzt echt?« Sie schien etwas verdutzt. »Quatsch! Aber ich bin mir sicher, sie hat schon die Polizei alarmiert. Die tickt immer gleich aus,« murrte ich genervt. »Hast du ihr nicht Bescheid gesagt?« fragte Fynn stirnrunzelnd. Danke! Er sprach wieder mit mir! »Nein. Hab ich...vergessen. Da denk ich um die Uhrzeit doch nicht mehr dran!« Ich schüttelte den Kopf. »Musst du schon gehen?« fragte Melli traurig. Ich zuckte die Achseln und sah sie entschuldigend an. »Tut mir Leid, Kleine. Aber wir sehn uns bestimmt bald mal wieder.« Ich wuschelte ihr durch die Haare. »Dann kommst du wieder hierher!« grinste sie und ich nickte eifrig. »Klaro!« Ich lächelte. »Ich bring dich noch zur Tür,« murmelte Fynn leise und stand auf. Schnell ging ich noch in sein Zimmer und zog mich um. Als ich fertig war rannte ich wieder runter und folgte dem Schwarzhaarigen zur Haustür. »Öhm...Danke, dass ich bleiben durfte,« bemerkte ich und drehte mich nochmals zu ihm um. Er nickte und lächelte leicht. »Kein Problem. Wie gesagt: Es war lange niemand mehr da.« Wir schwiegen und sahen uns eine Weile an. Er trat unruhig von einem Bein auf das andere. »Also dann...Tschüss!« murmelte ich leise, da mir die Situation schon wieder so was von unangenehm war. »Ja...Tschüss.« Seine Stimme war so leise, dass ich sie fast nicht verstand. Und dann wusste ich nicht mehr, was mich da überkam! Wahrscheinlich dieses beschissene Gefühl von Verlangen, dass ich kurz zuvor, als ich ihn fast geküsst hätte, so sehr enttäuschen musste. Schnell ging ich noch einmal einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Kein flüchtiges Umarmen. Nein! Ein langes intensives Umarmen und jede Sekunde hoffte ich, er würde mich nicht von sich stoßen, würde mich nicht seiner Nähe berauben, nach der ich mich doch so sehr sehnte. Ein letztes Mal wollte ich seine Wärme und seinen Herzschlag spüren. Ich konnte nicht wissen, ob ich dies je wieder tun dürfte. Dann, nach einer Ewigkeit, die wir einfach nur so dastanden und uns umarmten, ließ ich ihn los und machte auf der Stelle kehrt. Kommentarlos verschwand ich die Treppe hinunter. Ein weiteres Mal wäre ich nicht fähig gewesen ihn anzusehen. Ich hatte so eine gottverdammte Angst, sein Blick würde mir genau das zeigen, was ich die ganze Zeit schon befürchtete. Abweisung. ------------------------------------------------------------------------------ Meine Lieben...Das war Kapitel 7 (haha^^des reimt sich^^)...Ich hoffe es hat euch gefallen^^ Tut mir wirklich unendlich tausend millionen Mal Leid, dass es so lang gedauert hat. Hatte verdammt viel um die Ohren. Der ganze Scheiß in letzter Zeit-.- Schule, Fahrstunden O.o So danket alle meiner derzeitigen Lieblingsband In Fear and Faith und dem dermaßen genialen Song >Live Love Die<,der das einzige war, was mich dazu gebracht hat nicht durchzudrehen O___O Naja...Hoffe ihr habt mich nicht aufgegeben und werdet es auch weiterhin nicht tun^^ Wird wahrscheinlich wieder etwas länger dauern bis das nächste Kapi kommt^^ Aber ich geb mein Bestes ^.^ Ich muss die Story mal ein bisschen vorantreiben^^ Ich weiß nicht wie ich es schaffe so viel zu schreiben, aber gleichzeitig so wenig rüberzubringen O.o...echt merkwürdig O__o...hihi^^ egal...Sonst wirkts ja auch unrealistisch... Fynni und Leo müssen sich Zeit lassen O.o Und ihr müsst ihnen Zeit geben ^.^ hihi Soooo...Und jetzt noch ein 1000-Dankeschön an alle lieben Kommischreiber =D Hoffe ihr seid in der langen Zeit nicht faul geworden und schreibt fleißig weiter^^hihi....Sooooo...und jetzt...halt ich die Klappe...Gott ich schaffs selbst hier noch Romane zu schreiben O.o Ich liebe euch Das Giluli P.S. Wer beim nächsten Kapi, das wies aussieht noch etwas weiter wegliegt, ne Ens will, bitte melden...^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)