Wetterfühligkeit von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 4: Ruhe nach dem Sturm ------------------------------ Ororo trat auf den Gang und zog erleichtert die nach altem Haus riechende Luft tief ein. War sie also um eine unnötige Fragerei noch einmal herumgekommen. Mit einem Kopfschütteln dachte sie jedoch sofort wieder an diese Zeichnung, an Roges Wand. Wie konnte Peter nur! Vielleicht sollte sie ihn in den Unterrichtsstunden einfach ein bisschen härter herannehmen... Ihr Weg führte sie stattdessen in die Küche. Sie wollte die Tasse zurückbringen, selbst auf die Gefahr hin, dass ihr jetzt doch jemand über den Weg lief, den sie jetzt lieber gemieden hätte. Die zunächst für rein gehaltene Luft, sollte sich jedoch wenige Augenblicke später bereits als wesendlich alkoholhaltiger entfalten. Als Ororo an die Spüle trat, fühlte sie sich noch unbeobachtet. Es brannte kein Licht in diesem Raum, also nahm sie an, dass sie alleine war. Sie selbst hatte es beim betreten jedoch auch nicht eingeschaltet. Doch dann hörte sie etwas verdächtiges. Mit einer zügigen Bewegung wand sie sich danach um und sofort fiel ihr die Silhouette eines Männerkopfes auf. Sie konnte nur ein Stück seines Kopfes ungenau erkennen, da der sich hier Befindende auf dem Boden hockte und ihn der Schein der Straßenlampe nur knapp traf. Mit schnellen Schritten war sie heran, doch abrupt kam sie wieder zum stehen. „Scott?“ Der angesprochene blickte nicht auf. „Was sitzt du denn hier im dunkeln auf dem Boden?“ Endlich hob er doch den Blick und Storm fiel eine verdächtige Flasche in seiner Hand auf. Sie bückte sich danach und bekam diese sogar zu fassen, ohne dass er Gegenwehr leistete. Es war eine Flasche Jack Daniels. Ein gutes drittel des Inhaltes fehlte bereits. „Kannst du mir erklären, was du hier tust?“ Vorwurfsvoll blickte sie zu ihm hinab. Scott antwortete nicht. Er legte sich stattdessen die Hände über den Kopf, krallte sich an seinen Haaren fest und senkte den Blick. Ororo ließ sich neben ihm auf dem Boden an der Wand nieder. „Wo hast du dieses Zeug her?“ „Aus dem Supermarkt!?“, war seine überraschend prompte Antwort. Eine Whiskyfahne wehte ihr entgegen. „Wie kannst du nur! Bist du nicht gerade einer von denen, der sich steht’s an die Regeln hält? Wie war das noch gleich: Kein Alkohol auf dem Schulgelände?“ Scott wollte sofort wieder nach der Flasche in ihrer Hand greifen, doch geschickt brachte sie diese aus seiner Reichweite und stellte sie auf dem Boden ab. „Ich denke, du hattest genug.“ Ihr unruhiger Blick fiel auf sein verzerrtes Gesicht. „Ich hätte dich vorhin keinesfalls so behandeln dürfen“, brachte sie wehmütig hervor und fasste nach seiner Hand. „Ich hatte wirklich nicht das Recht dazu.“ Cyclops Lippen zitterten, als er sie direkt ansah und eine Träne rollte ihm über die Wange. „Ich halte das alles nicht mehr aus.“ Seine Stimme versagte ihm bei diesen Worten fast. „Ich weiß nicht, wie ich dass durchstehen soll...“ Scott nahm die Brille ab und rieb sich die fest geschlossenen Lider. Welche Feuerkraft sich dahinter verbarg, wusste er nur zu genau. Auch sein Gesicht befreite er noch von den ihm entwichenen Tränen um die Brille schnellstens wieder an seinen angestammten Platz zurückkehren zu lassen. Dann erst blickte er Ororo wieder direkt an. Sie hatte die ganze Zeit schweigend neben ihm gesessen und erst als sie sein Blick erneut traf, schien sie wieder zum sprechen in der Lage zu sein. „Ich kannte sie mindestens genauso lange wie du“, begann sie zögernd und griff wiederum seine Hand. „Auch wenn ich sie ganz sicher nicht genau so gut gekannt habe wie du.“ Scott lehnte den Kopf an die Wand und starrte an die Decke, während ihm ein lautes Schluchzen entfuhr. „Vielleicht solltest du dich hinlegen, Scott.“ Storm strich ihm behutsam die völlig wild abstehenden Haare ein bisschen zurecht, doch sie unterließ das schleunigst, als er ihr den Blick erneut zuwandte. „Ich bring dich in dein Zimmer.“ Sie erhob sich und half ihm auf. Cyclops ließ dies bereitwillig mit sich geschehen. Um alleine stehen geschweige denn laufen zu können, reichte es jetzt bei ihm nicht mehr, also hackte sich Storm bei ihm ein. Nur langsam schafften sie den Weg über den Gang. Dank der Begebenheit, dass sein Zimmer im ersten Obergeschoss war, mussten sie jetzt auch noch die Treppe überwinden. Der Fahrstuhl wäre zwar auch noch eine Möglichkeit gewesen, doch Storm entschied sich kurzerhand dagegen, da er hier wenigstens an der frischen Luft war. Scotts Knie zitterten, als er sich von seiner weiblichen Begleitung nahezu die Treppe hinaufgetragen fühlte. Sollte er sein Bett noch erreichten, würde er sicherlich bewegungslos darauf zusammenbrechen. So fest es ihm möglich war, klammerte er sich an den Handlauf, um ihr wenigstens etwas Hilfeleistung entgegenzubringen. Oben angekommen umschlang sie wieder fest seine schmale Hüfte. Als sie ihm einen prüfenden Blick zuwarf, musste sie feststellen, dass er mit gesenktem Kopf noch um einiges gebrochener wirkte. „Diese Schule braucht dich, Scott. Die Schüler, Professor Xavier. Nun, Logan vielleicht nicht unbedingt, aber ich.“ Cyclops blickte kurz zu ihr hinüber und für einen Augenblick huschte ihm ein Lächeln über die Lippen. Vor der Zimmertür angekommen, musste sie ihm erneut fest greifen, da er sonst womöglich weggekippt wäre. Scott fasste sofort nach der Türklinke. „Kommst du von hier ab allein zurecht, oder muss ich dich auch noch zu Bett bringen?“ Ororo versuchte ihn jetzt unbedingt aufzumuntern, auch wenn ihr keineswegs nach Lachen zu Mute war. Scott hingegen nickte nur, mit zusammengepressten Lippen. „Vielen Dank, Oro“, entwich es ihm kleinlaut und er senkte erneut den Blick, während er seine Finger nicht von der Klinke nahm. Storm strich ihm beruhigend über die Schulter, während sie ihn genau musterte, dann schloss sie ihn, ohne länger darüber nachzudenken, in die Arme. „Wir stehen das durch! Mach bitte keinen Mist.“ Scott schwieg erneut nur auf ihre Worte. „Versprich mir das!“ Ororos Blick hing fest an seinen Gläsern. Ein knappes Nicken war jedoch seine einzige Antwort darauf. „Ich hoffe nur, ich bin morgen nüchtern genug, den Unterricht abzuhalten“, lenkte er stattdessen ab. Storm gab ihren Freund schließlich aus der Umarmung frei. „Vielleicht solltest du dir morgen frei nehmen. Dich ein bisschen ausruhen“, doch Cyclops unterbrach sie, sich weigernd. „Wenn ich zu viel Zeit für mich habe, denke ich nur wieder zu sehr über alles nach…“ Dann siegte schlagartig seine Müdigkeit. „Ich gehe zu Bett.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)