Haido-chan im Wunderland von Fizban_Pernegelf ================================================================================ Kapitel 6: Teeparty ------------------- Kapitel 6: Teeparty Wieder hieß es also für Hyde auf gut Glück durch den Wald zu stapfen, um Yoshiki zu finden, der ihm den Rückweg würde weisen können. Hoffte er zumindest. „Wer hat sich denn den Müll überlegt?“, murmelte er, als er plötzlich vor Dutzenden von Wegweisern stehen blieb, die rein gar nichts aussagten. Irgendwie erinnerte es ihn an Terry Pratchett. „Schauen sie nach links“, stand auf einem und wenn man dann nach links sah, war da ein Schild, das einen aufforderte, nach Rechts zu schauen. Das war noch mit eines der Harmlosesten. Bei einem, das auf den Boden zeigte und auf dem „Direkter Weg zur Hölle“ stand musste Hyde sogar schmunzeln. Trotzdem half ihm das einfach nicht weiter. Es war zum aus der Haut fahren. „Wie bitte, soll ich so heim kommen?“, murrte er, ehe er gegen einen der Bäume trat. „Hey, die haben auch Gefühle“, erklang plötzlich eine fröhliche Stimme über ihm und der Sänger reckte sich, um zu sehen, wer ihn da ansprach. „Ga-chan?“, fragte er irritiert, als er das gelbrote Katzenkostüm sah, doch Gelächter antwortete ihm. Die Maske wurde abgenommen und er starrte in Kais Gesicht, das ein riesiges Grinsen zierte. „Falsch geraten! Du hast noch einen Versuch“, lachte der Schlagzeuger. „Kai? Was machst du in Ga-chans Kostüm? Willst du darin U+K tanzen?“ „Kostüm?“ „Das Katzending...“ „Das ist doch kein Kostüm! So laufe ich immer rum.“ Wieder dieses umwerfende Lächeln, das sein Hirn ein wenig leer fegte. „Ich bin doch eine Katze.“ Hydes Augenbrauen zuckten ein wenig. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Eigentlich wusste er gar nichts mehr, außer dass er nach Hause wollte. „Kai, hast du zufälligerweise Yoshiki gesehen?“ „Nein. Aber wenn du ihn suchst, versuch es mal auf der Teeparty bei den verrückten Hutmachern.“ Dass der Großteil der Menschheit inzwischen wohl verrückt geworden war, überraschte ihn nach seinen bisherigen Erlebnissen nicht mehr, und so fragte er nur nach einer Wegbeschreibung. „Erst mal in die Richtung.“ Kai hob etwas unbeholfen die Plüschpfote und deutete auf einen Hohlweg. „Und dann immer der Nase nach.“ Mit einem erneuten Grinsen und einem leisen „Plopp“ verschwand er daraufhin. Eine Fähigkeit, die Hyde in so mancher Situation auch gerne besessen hätte. Jetzt aber rümpfte er nur die Nase und murmelte etwas mürrisch vor sich hin: „Immer der Nase nach, was soll ich denn bitte damit anfangen?“ Verdrießlich setzte er sich in Bewegung und zockelte den Weg hinunter. Schon nach kurzer Zeit wurde ihm klar, dass Kais Anweisung vielleicht doch nicht so nutzlos gewesen war. „Meine Güte, wie kann man eine solche Fahne haben?“ Etwas angeekelt wedelte er sich vor der Nase herum, was allerdings auch nicht besonders viel half. Aber zumindest hatte er nun einen geruchlichen Wegweiser, dem er lautstark schnüffelnd folgte. Sein Riechorgan führte ihn schließlich aus dem Wald heraus, zu einem etwas heruntergekommenen, schindelbedeckten Haus mit umzäuntem Garten. Aus diesem drangen laustarker Gesang, aber auch seltsames Gekicher und hin und wieder markerschütterndes Gebrüll, sodass Hyde zögerte, das Gartentor zu öffnen und erst einmal vorsichtig lauschend die Hand auf der Klinke liegen ließ. Letzten Endes kam er jedoch zu den Schluss, dass dort wahrscheinlich gerade doch kein Massaker stattfand, und wagte sich in den ziemlich verwilderten Garten. Er musste sich durch viel Gestrüpp und anhängliche Brombeerbüsche kämpfen, bis er schließlich an einem Tisch ankam, um den eine ganze Menge von Stühlen gruppiert war, die überhaupt nicht zusammenpassen wollten. Erschöpft ließ er sich einfach in einen eiförmigen Sessel plumpsen und schloss die Augen. Mit seinem Auftreten waren die Stimmen verstummt, doch der Frieden währte nicht lange. „Buh!“ Erschrocken fuhr er zusammen und sah sich hektisch um. Er saß am Kopfende des großen Holztisches, zu seiner Linken, an einer der langen Seiten, saßen Ruki, im roten Anzug und mit Zylinder, und Kyo, der die gleiche Kleidung in einem leuchtenden Türkis trug, dicht beisammen und beugten sich mit wölfischem Grinsen in seine Richtung. Ihnen gegenüber saß Toshiya, dessen Haupt ein paar Hasenohren aus schwarzem Plüsch zierten und der ihn begeistert angrinste. „Das war jetzt schon…“ „…Nummer 10 001.“, beendete Kyo Rukis Satz, während Toshiya begeistert applaudierte. „Ich bin eine Nummer?“ „Nummer 10 001…“ „..unserer Opfer.“ „Wollt ihr ihm darauf nüsch einen au… ausgeben?“ Er jetzt entdeckte Hyde die vierte Person, die sich am Tisch befand. Pata war aber auch leicht zu übersehen, denn er hing in ziemlich winziger Form, alle Viere von sich gestreckt, über einer getigerten - diesmal echten - Katze und schlürfte durch einen langen Strohhalm eine Flüssigkeit aus einer Porzellantasse auf dem Tisch. „Also, dagegen hätte ich nichts einzuwenden.“ Schließlich hatte er seit dem Verkleinerungstrank bei der Türklinke nichts mehr getrunken! „Fein!“, meinte Kyo „Also, wir hätten da Tee mit Rum, Rum mit Tee…“ „…Tee mit Rum und Honig, Honig mit Rum, Rum mit Tee und Rum…“ „… Rum mit Honig und Rum; Rum mit Tee, Honig und Rum….“ „…. Tee mit Rum, Rum Honig und Rum; sowie Rum mit Tee, Rum, Honig, Rum und Rum.“ „Ähm… habt ihr nichts ohne Rum?“ fragte Hyde und setzte, als ihm einfiel, dass dieser ja von Bienen produziert wurde, hinzu: „Und ohne Honig? Tee vielleicht?“ „Tee haben wir leider nicht.“, sagte Ruki und grinste ungeniert. „Wir haben nur Tee mit Rum, Rum mit Tee…“ „Jaja, ich hab‘s verstanden!“, wurde er hastig unterbrochen. Alkohol stillte nicht wirklich den Durst, außerdem wollte er später nicht ganz so herumhängen wie Pata jetzt, also musste er sich etwas überlegen, wie er darum herum kommen konnte, etwas trinken zu müssen. Zusätzlich spürte er auch immer noch die Nachwehen von der Wasserpfeife. Er sollte wohl lieber von den Getränken ablenken. „Gibt es eigentlich einen speziellen Anlass für die Party?“ „Natürlich.“ Das gruselige Grinsen schien in Kyos Gesicht festzementiert zu sein. „Das 10 000ste Opfer,…“ „…sagte ich doch vorhin schon.“ „Opfer?“, murmelte Hyde irritiert. „Denk dir nichts dabei.“ Toshiya war näher an ihn herangerückt und hatte eine verschwörerische Miene aufgesetzt. „Bei seiner Behinderung findet er einfach keinen richtigen Job, deshalb vertreibt er sich jetzt die Zeit damit, irgendwelche Leute zu erschrecken. Nicht sehr sinnvoll, aber immerhin gibt er deshalb regelmäßig einen aus, wenn er irgendein Jubiläum zu feiern hat. Was glaubst du, was beim 666sten Erschreckten los war?“ Das wollte er sich eigentlich gar nicht vorstellen, außerdem hatte er noch immer nicht alles verstanden. „Welcher von Beiden? Kyo? Und was für eine Behinderung?“ Wenn damit die Körpergröße gemeint war, so hatte er in diesem Moment beschlossen, würde er Toshiya mit seinen Ohren strangulieren. „Der Hutmacher leidet unter inverser Persönlichkeitsspaltung.“ „Bitte was?“ „Naja…das sind zwar zwei,“, er deutete auf Kyo und Ruki, „die müssen sich aber leider eine Persönlichkeit teilen.“ „Ahja.“ Er hatte immer weniger Lust auf den ganzen Schwachsinn, der ihm hier erzählt wurde. „Und du bist ein notorischer Lügner, oder?“ „Was?“ Der andere war sichtlich empört. „Nein, ich bin das März-Playmate!“ Kopfschüttelnd musterte ihn der Kleinere und schwor sich, niemals auch nur einen Blick in den Playboy zu werfen. Leider waren die Bilder, die sein Kopf gerade produzierte auch nicht viel besser. Er musste seine Gedanken ablenken, auf irgendetwas anderes konzentrieren. „Ruki, wieso rennt dein Leader im Katzenkostüm rum? Ich dachte, nur meiner hat einen Tick was bescheuerte Klamotten angeht.“ Die rote Hälfte des Hutmachers schien sich nicht angesprochen zu fühlen, jemand anderes dafür um so mehr. „Katschenkoschtüm?“ Pata hatte den Kopf gehoben und blinzelte ihn unter schweren Augenlidern heraus an. „Wer träscht ein Katschenkoschtüm?“ „Kai. Der meinte auch, dass ihr vielleicht wüsstet, wo ich Yoshiki finden kann.“ Pata ging nicht darauf ein, ließ sich jedoch von der Katze rutschen und torkelte über den Tisch auf Hyde zu, wobei er mit sichtlicher Anstrengung seine Tasse hinter sich herschleifte. Bei dem Sänger angekommen, ließ er sich wieder auf den Tisch plumpsen. „Mein Freund, ertschähl mir von dieschem Kai. Aber vorher, nimm erschtmal nen Schluck.“ Damit stopfte er Hyde seinen Strohhalm in den Mund, was beim dritten Versuch auch wirklich gelang. Zweifelnd betrachtete dieser das bräunliche Gesöff, gab dann jedoch Patas treudoofem Blick nach und nahm einen kräftigen Zug durch dem Halm. Hoffentlich war der andere nicht durch sein Getränk so klein geworden. Es schmeckte gar nicht so schlecht wie erwartet, doch dann begann sich Pata auf einmal zu vervierfachen und wilde Kreise um ihn zu drehen. Entsetzt krallte Hyde sich um die Tischkante, bevor er aufsprang und zu dem Gebüsch zurückstürzte, um sich nicht direkt auf den Tisch übergeben zu müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)