Haido-chan im Wunderland von Fizban_Pernegelf ================================================================================ Kapitel 1: Der Alptraum beginnt ------------------------------- Kapitel 1: Der Alptraum beginnt... „Für Ihr Alter haben Sie wirklich tolle Haut“, plapperte die Stylistin, die Hyde gerade für seinen Auftritt nachschminkte. Das normale Gelaber mit den Moderatoren hatten sie zum Glück schon hinter sich, jetzt würden sie nur noch ein Lied zum Besten geben müssen. „Wie machen Sie das nur, obwohl Sie sogar rauchen?“ Es gab Momente, in denen Hyde sich wünschte, Mitarbeiter knebeln zu dürfen. Dies war ein solcher. Wenigstens war es aber auch bald vorbei und er konnte sich endlich mit Gackt zum Essen treffen. Da er gerade jedoch der geschwätzigen Stylistin ausgeliefert war, schloss er genervt die Augen und hoffte, dass sein Martyrium bald vorüber sei. „FUCK!“, brüllte eine bekannte Stimme an Hydes Seite, sodass dieser erschrocken die Augen aufriss und sich umblickte: Yoshiki rannte wie ein aufgescheuchter Flamingo durch den Raum, immer wieder auf seinen Katzenwecker starrend. „Ich komme zufucking spät.“ Dieser Ausbruch veranlasste den Sänger dazu, den anderen ungläubig und mit offenem Mund anzustarren. Nachdem der Schlagzeuger, die Uhr noch immer mit beiden Händen umklammernd, eine weitere Runde gedreht hatte, hatte Hyde sich endlich soweit erholt, dass er seinem Erstaunen Ausdruck verleihen konnte: „Yoshiki? Was machst du denn auf einmal hier?“ Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, dass der andere ebenfalls zu der Show eingeladen war. So weit er wusste, waren es nur Dir en grey, Kra, Miyavi, The GazettE und Laruku gewesen. Von Gackt hatte er erfahren, dass derzeit kein Auftritt irgendwo mit S.K.I.N. anstand und X Japan hatte doch erst vor wenigen Tagen in Paris einen Auftritt gehabt. Den hatte er sich sogar in der Übertragung angesehen. Außerdem hätte er Yoshiki schließlich vorhin treffen müssen! Der andere Musiker hatte auf seine Frage hin endlich angehalten, trat jedoch nervös von einem Bein auf das andere und erklärte gehetzt: „Ich komme zu spät! Immer komme ich zufucking spät!“ Schon wieder warf er hektisch einen Blick auf seine seltsame Uhr, machte dann auf dem Absatz kehrt und stürmte davon. „He, warte! Wo willst du denn hin?!“ Sein plötzliches Auftauchen war schließlich eine willkommene Abwechslung und Hyde hatte nicht die Absicht, ihn einfach ohne jede Erklärung davonkommen zu lassen. Dafür war er nun auch viel zu neugierig. Ohne groß nachzudenken sprang er von seinem Stuhl auf – die erschrocken quietschende Stylistin vollkommen ignorierend – und beeilte sich, dem anderen zu folgen. Als er auf den Gang trat, sah er noch den weißen Mantel Yoshikis um eine Ecke flattern und so rannte er in diese Richtung. Etwas irritiert starrte er auf einen Gang, der scheinbar immer kleiner und düsterer wurde. Wo kam der so plötzlich her? Vorhin war der definitiv nicht da gewesen, oder? Aber Yoshiki hatte den immerhin genommen, also würde Hyde das auch tun. Es war schon merkwürdig, wie die Wände immer dunkler wurden und irgendwie so ein Tapetenmuster aus den Fünfzigern hatten, mit hässlichen Teekannen darauf. So in die Betrachtung der Wände versunken bemerkte er die Treppe zu spät, sodass er alsbald das Gleichgewicht verlor und etliche Stufen hinunter purzelte. Unten angekommen sah er noch, wie eine weiße Mantelecke durch eine Tür verschwand, die dann zugeschlagen wurde. Auch wenn er gerne direkt hinterher gestürmt wäre, musste er sich erst einmal aufrappeln und rieb sich den schmerzenden Hintern. Nicht einmal Gackt konnte ihn so... den Gedankengang wollte er lieber nicht fortsetzen, also humpelte er zu der Tür. Dahinter befand sich... eine weitere Tür, nur diesmal etwas kleiner. Dieses Spiel ging noch dreimal so, bis endlich ein Durchgang sichtbar wurde, der in einen kleineren Raum führte. Dort war niemand zu erkennen. Wo war Yoshiki nur hin? Um in alle Ecken spähen zu können, krabbelte er durch den Durchgang. Nirgendwo ein Zeichen des anderen. Er sah nur blanke Wände und fragte sich unwillkürlich, wohin der Pianist verschwunden war. So in seine Überlegungen versunken, zuckte er heftig zusammen, als sich plötzlich jemand räusperte. „Was...?“ „Hier unten.“ In die Knie gehend, sah er sich um, als er eine weitere Tür ausmachte, deren Knauf verdächtige Ähnlichkeit mit Kaoru von Dir en grey hatte. Noch nie hatte er einen Türknauf mit Bartstoppeln gesehen. Soweit er wusste, hatte er die letzten Tage keinen Alkohol angerührt und auch sonst war nichts anders gewesen. Um seine Unsicherheit zu überspielen, beschloss er, sich auf ein Gespräch einzulassen: „Sag mal, Kaoru, hast du zufälligerweise Yoshiki gesehen?“ „Der ist gerade vorhin in mich eingedrungen.“ „Das wollte ich jetzt eigentlich nicht wissen...“, meinte der Sänger ein wenig blass um die Nase. „Durch mich hindurch gegangen...“ Der Knauf rollte mit den Augen. „Also bitte, was denkst du denn von mir?“ „Entschuldige...“ Hyde versuchte, sich wieder auf sein eigentliches Ziel zu konzentrieren. „Ähm, dürfte ich dann auch mal in...durch...auf die andere Seite?“, fragte er und griff noch im Reden nach dem Knauf. „Hey! Nimm die Griffel aus meinem Gesicht! Außerdem bist du viel zu groß!“ „Zu groß?“ So etwas hatte er sich wirklich noch nie sagen lassen müssen, doch als er noch einmal die Tür betrachtete, wurde ihm klar, dass er dort wohl wirklich nicht hindurch passen würde. Frustriert guckte er an sich hinunter und dachte an seinen gestrigen Nachtisch. Aber nein, er war nicht zu dick, die Tür war definitiv zu klein! „Ja, und was machen wir jetzt?“ Der Knauf blickte zunehmend genervt drein und entgegnete nur patzig: „Was du machst, weiß ich nicht. Ich geh mich jetzt erst mal einölen. Guck weg!“ Hyde sah jedoch nicht weg, da er ohnehin der Meinung war, dass das Einölen mangels Händen schwierig werden würde. „Ich will aber da rüber!“ „Renitentes Ding“, knurrte der Kaoruknauf, „versuch mal die Flasche auf dem Tisch.“ „Welcher...-Oh.“ Vielleicht lag es an der Müdigkeit, jedenfalls musste Hyde eben direkt an dem kleinen Beistelltisch vorbeigegangen sein, ohne ihn auch nur zu bemerken. Schulterzuckend griff er nach dem kleinen Fläschchen, das darauf stand, und setzte zum Trinken an. „Halt! Doch nicht das!“ „Wieso?“ Verwirrt und ärgerlich drehte er den Kopf „Du hast doch eben gesagt...?“ „Die andere Flasche. Das ist mein Haarwuchsmittel.“ „Wozu braucht eine... ach, vergiss es.“ Er hatte genug von diesem absurden Gespräch, außerdem bekam er langsam Angst, dass er Yoshiki nicht mehr finden würde, wenn er jetzt zu lange zögerte. Beherzt griff er nach der anderen Flasche, die er zuvor ebenfalls nicht gesehen hatte, und nahm einen großen Schluck. Zunächst war nichts zu bemerken, bis auf den etwas seltsamen Geschmack nach Pfirsicheistee. Doch dann schoss auf einmal der eigentlich harmlos wirkende Tisch gen Decke und nahm immer gewaltigere Ausmaße an. „Was passiert hier?!“ Entsetzt drehte er sich wieder zur Tür um und erstarrte vor Schreck, als er sich mit Kaorus nun mehr als mannshohen, messingglänzenden Gesicht konfrontiert sah. Dieses setzte nun ein süffisantes Grinsen auf: „Du bist klein.“ „Und? Das weiß ich selbst.“, murrte der Fragesteller. „Na, du bist geschrumpft“, sagte der Knauf, „Muss man dir denn alles fünfmal erklären?“ „Oh... vielleicht ein bisschen zu sehr...“ „Du bist immer so klein...“ „Das ist nicht fair!“, befand Hyde und spürte, wie die Tränen in ihm aufstiegen. „Ich weiß ja, dass ich klein bin. Wieso müssen alle darauf herum hacken? Immerhin habe ich mir extra Nippelpiercings stechen lassen, um zu beweisen, dass ich männlich bin! Und nur, weil ich Gackt erlaubte... Das ist doch alles nicht richtig! Ich bin immerhin einer der Größten im japanischen Musikgeschäft!“ Immer mehr Tränen rannen ihm über die Wangen, während er der Türklinke sein Leid klagte. Diese schien davon nicht sonderlich angetan und rollte mit den Augen. „Was bist du denn für eine Tussi?“, maulte Kaoru „Jetzt hau endlich ab, das Geweine ist ja nicht zum Aushalten.“ Damit hatte sich die Tür geöffnet und Hyde konnte endlich Yoshiki weiter hinterher eilen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)