Die im Dunkeln von kanashimi ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- https://www.youtube.com/watch?v=IPWHkK-_a_A George Michael - A Different Corner Fahrig tastete er nach dem Türknauf, versuchte, aus der Umarmung heraus, den Lichtschalter zu finden und beleuchtete, nach erfolgreicher Suche, sein kleines Einzimmerapartment mit dem diesigen Licht. Schön war es hier nicht unbedingt, eher chaotisch, karg möbliert und recht uneinladend, aber er war ja auch kein Hotel. Er benötigte für sich selbst keine heimelige Atmosphäre, sondern einfach nur einen Platz zum Schlafen, wenn er von der anstrengenden zwölf Stundenschicht zurückkehrte. Eliot war kein Feingeist, kein Gefühlsmensch und auch niemand, der eine feste Beziehung brauchte, um sich seiner selbst zu versichern - jedenfalls jetzt nicht mehr. In erster Linie war er Polizist. Eigentlich ein Workaholic und mittlerweile ein Einzelgänger, aber am Ende auch ein Mann, und der brauchte heute Abend Sex. Hoffentlich guten, denn das Objekt seiner Begierde wirkte viel versprechend auf den Ausgehungerten und schmeckte nach purer Sünde. Gene, so hieß seine nächtliche Eroberung, duftete leicht nach Walnuss und noch etwas, das er beim besten Willen nicht zuordnen konnte, aber es machte unweigerlich Lust auf mehr. Die neckende Zunge seiner brünetten Bekanntschaft, bahnte sich schon wieder so verboten sanft ihren Weg an seinem Hals entlang und Eliot bemühte sich darum, nicht allzu offensichtlich weiche Knie zu bekommen. Der Kerl war eindeutig geübt, in dem was er tat und der blonde Polizist seufzte heißer, als sie sich auf sein provisorisches Matratzenbett fallen ließen. Gerade wollte er zum gegnerischen Zungenschlag ansetzen, da ertönte ein widerliches Brutzeln, das Licht begann zu flackern und im Nu hatten sie ihren persönlichen Darkroom. Die dritte Glühbirne diese Woche und Eliot verfluchte den Tag, an dem er vergessen hatte neue Ersatzbirnen zu besorgen. Dunkelheit war bei ihrem Vorhaben zwar nicht besonders hinderlich, aber in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Sündenfall nicht geplant war und er weder Kondome, noch diverse Begleitmittel bereit gestellt hatte, ließ die ganze Sache in einem unschönen, nicht vorhandenen Licht erscheinen. Grummelnd fummelte der Blondschopf nach seiner Taschenlampe, die zum Glück immer neben der Matratze lag und schaltete sie ein. Sofort kniff sein Besuch die braunen Augen fest zusammen, da er ihm volle Breitseite in die Pupillen strahlte, und hielt sich eine Hand vor das Gesicht. So ein ausgefallenes Vorspiel hatte Gene auch noch nie bekommen. „Ich such schnell eine Kerze.“, informierte Eliot den Geblendeten und der Brünette nickte, während er sich bäuchlings auf die Matratze rollte. Gene empfand diese Unterbrechung als sehr störend und verdingte sich die Wartezeit damit, ungeduldig mit den Beinen zu wackeln. Für ihn war dies hier nicht der erste One Night Stand, aber er hatte in den breitschultrigen Unbekannten doch einige Erwartungen gelegt. Bei genauerer Betrachtung war schon alleine die Unterkunft, eine Beleidigung für sein kreatives Auge und würde hier nicht der Spaß im Vordergrund stehen, hätte er augenblicklich damit begonnen, ein neues Wohnkonzept für diesen Alptraum von Behausung zu erstellen. Immerhin war er ein viel gebuchter Innenarchitekt und seine Stilsicherheit verschaffte ihm lukrative Aufträge, von denen es sich gut leben ließ. Auch im Falle seiner männlichen Bekanntschaften hatte ihn sein Auge noch nie getäuscht. Bei Eliot war er sich von Anfang an sicher gewesen einen Rohdiamanten vor sich zu haben, von dem ihm leider jetzt erst bewusst wurde, wie roh er wirklich war. Eine Erkenntnis, die Genes Beine schneller wackeln ließ. Ein Poltern, ein Schnaufen und ein halbersticktes Fluchen später, humpelte Eliot wieder zurück zu seiner Schlafstätte. „Kein Grund zur Panik.“, lächelte er verlegen. „Mein Zeh hat nur gerade Bekanntschaft mit dem Wasserkasten gemacht.“ Ja, so ein geordnetes Chaos barg seine Schwierigkeiten, aber wenigstens hatte er eine Kerze gefunden. Er stellte den halb abgebrannten Wachsstumpen auf den Hocker, der ihm als Nachttisch diente und setzte sich wieder auf seine Schlaf- und Spielwiese. Mit einem siegessicheren Grinsen zückte er noch schnell ein Feuerzeug, betätigte den Mechanismus und warf es beleidigt in die Ecke, als das miese Ding keinen Piep und vor allem auch keine Flamme von sich gab. „Hier.“, seufzte Gene resignierend und holte eine kleine Packung Streichhölzer aus seiner Hemdtasche. Rauchen schadete also nicht nur der Gesundheit, sondern verhalf einem Zeitweise sogar zu einem Schäferstündchen. Diese Erkenntnis sollte dringend mal auf den Packungen erscheinen, die ansonsten nur Todesdrohungen und Krankheitshinweise schmückten. Gene waren diese Hiobsbotschaften egal. Er war perfekt, also brauchte er ein Laster, um das wieder auszugleichen und nicht langweilig zu werden. Komplette Perfektion, so ansehnlich sie auch war, wirkte nämlich selbst auf ihn mit der Zeit ausdruckslos. Wie gut, dass er hier keine Angst vor dieser spröden Perfektion haben musste, so etwas nahezu scheußlich Unvollkommenes, hatte er in seiner ganzen Laufbahn noch nie gesehen. Ohne Nachzudenken zündete sich der Geschockte eine Vanillezigarette an und versuchte seine Umgebung zu ignorieren. Wenn er es nicht sah, war es auch nicht mehr so stillos, so hässlich, so…so bäh. Gut, schmutzig war es nicht. Aber wie ignorant musste man sein, um auf diesen schönen, alten Holzdielen einen derart scheußlichen Flokati abzuparken und dann auch noch einen giftgrünen Plastikhocker dazu zu kombinieren? Bäh, war einfach die gelungenste Umschreibung für diese Wohnhölle. Oder ungeil. Das wiederum war sehr schlecht für ihr einstiges Vorhaben, geprägt von Wollust, schmutzigen, kleinen Gedanken und purer Hingabe. Wie sollte man sich denn bitte adäquat hingeben, wenn einem Plastikmöbel und eine vertrocknete Yukapalme dabei auf die Laune schlugen? Seufzend nahm der Brünette noch einen tiefen Zug und blies den Rauch resignierend Richtung Decke – schöner Stuck eigentlich…- „Nichtraucherwohnung“, maulte es plötzlich neben Gene und Eliot zog die Nase kraus, während er theatralisch, mit den Händen, den kleinen Rauchschwall durch die Gegend fächelte. „Als ob das hier noch was ausmacht.“, knurrte der Andere leicht empört zurück, drückte dennoch seinen Glimmstängel in einer herumstehenden, schlunzigen Schüssel aus und packte seine Zigaretten wieder weg. Fassungslos starrte Eliot auf den provisorischen Aschenbecher und jappste, wie ein Karpfen auf Landgang. „Das ist meine Müslischüssel!“, zeterte der Blondschopf und zeigte mit dem Finger darauf.“ „Daraus wollte ich noch mal essen.“ „Aus dem Napf würde ich nicht mal einen Hund füttern.“, bekam er nur trocken zurück und beiden wurde klar, dass diese Nacht in eine völlig falsche Richtung driftete. Wo war die Leidenschaft? Wo die Begierde? Das Verlangen? Für Gene war klar, all das hatte er irgendwo zwischen der Matratze und der defekten Lampe verloren, aber Eliot schien noch zu suchen, sah sich ein wenig unsicher um und schnaufte. Irgendwie bekam der Innenarchitekt nun doch ein schlechtes Gewissen. Er war ja nicht hier, um seinem Beruf nachzugehen, sondern seinen Freizeitaktivitäten, die praktischerweise denen des Polizisten sehr ähnlich waren und lecker sah der Typ immer noch aus, trotz Schnute. Oder vielleicht gerade deswegen? Die angespannten Muskeln hatten auch ihren Reiz und die freche Strähne, die immer wieder auf Eliots Stirn rutschte… Außerdem hatten Polizisten doch bestimmt auch Handschellen im Haus. Nur woran sollte man sich hier erotisch anketten lassen? An den Plastikhocker? Die Heizung? Gene schalt sich innerlich selbst und schüttelte den Kopf. Irgendwie würde sich das alles schon ergeben, wenn er es denn zuließe und sein Gegenüber wieder friedlich stimmen konnte. Schließlich war er ja mit einem Ziel hierher gekommen und das hieß körperliche Befriedigung. So was gab man nicht so einfach auf. Um die Wogen zu glätten und einer erneuten Annäherung den Vorschub zu leisten, versuchte es der Braunäugige mit beschwichtigender Kommunikation. Ein bisschen Smaltalk hob sicherlich die Stimmung. „Was macht eigentlich dieser leere Bilderrahmen da?“, fragte er interessiert und deutete auf das kleine Regal und dessen einzigen Dekorationsgegenstand. „Rumstehen?“, entgegnete Eliot ein wenig verwirrt, ob dieses plötzlichen Stimmungsumschwunges und Gene hob die Braue. „Nein, ich meine…wieso ist der leer?“ „Da war das Bild von meinem Ex drin. Hab es raus genommen. Aber der Rahmen an sich sieht doch auch schick aus…Moderne Kunst?“ Eliot war entschlossen sein Heim zu verteidigen. Dieser Schwall an Kritik hatte ihn doch ein wenig gekränkt und jetzt fing der Kerl schon wieder damit an. „Meine Güte bist du seltsam.“, entfuhr es dem Brünetten, bevor ihm bewusst wurde, dass derartige Aussagen wohl auch nicht zu hemmungslosem Sex führen würden. „Danke gleichfalls.“, kam auch postwendend beleidigt zurück und Eliot verschränkte die Arme vor der Brust. So viele Erfahrungen mit One Night Stands hatte der Polizist noch nicht gesammelt – lebte eigentlich erst seit der Trennung von Jackson, seiner Fünfjahresbeziehung, dieses Lotterleben und mit dem Entschluss niemanden zu brauchen – aber, das was hier gerade ablief, basierte sicherlich nicht auf den normalen Regeln für die kleine Nummer zwischendurch. Seit wann fingen flüchtige Sexualbekanntschaften an sich über die Wohnung zu beschweren und Beleidigungen zu verteilen? Scheinbar hatte er diesen Trend verschlafen oder Gene rief ihn gerade erst ins Leben. Nur bei ihm war er mit diesen Experimenten eindeutig an der falschen Adresse. Jackson hätte nie so mit ihm geredet… Gut, als er noch mit ihm zusammen war, bewohnten sie ein trendiges Loft in der Innenstadt. Hatten Designermöbel aus Teakholz und ein Wasserbett. Aber Jackson war auch Anwalt, konnte sich diesen Prunk leisten und nach ihrer Trennung musste der bodenständige Mittelmaßverdiener eben etwas zurückschrauben, was den Komfort anging. Trotzdem war das noch lange kein Grund, hier einen auf anspruchsvoll zu machen! Der Typ wollte ne ordentliche Nummer und die konnte Eliot auch ohne kubistisches Fat Edge Trendbett abgeben. Er überzeugte stets durch Qualität und die lieferte er zur Not auch auf einer alten Luftmatratze. Der Blondschopf seufzte. Wenn sein Exfreund ihn so sehen würde: Nur noch Arbeit, gefühllose, schnelle Nummern und dieses Wohnklo mit Bahnanbindung…Jackson hätte ihn wohl lauthals ausgelacht. Aber er war ja schließlich schuld daran! Der Mistkerl hatte ihn nach fünf Jahren monogamer Beziehung einfach so beschissen. Mit einem jungen, naiven Rechtsanwaltsgehilfen. In ihrem Wasserbett! Eliot wurde schon schlecht, wenn er nur an Wasserbetten dachte. Nie wieder würde er sich dem Risiko aussetzen, so bitter enttäuscht zu werden. Lieber moderte er hier alleine in seinem Einzimmersarg vor sich hin und aß chinesisches Sichuan-Huhn von Mr. Woo´s Expresservice aus einem Pappbecher. „Seltsam ist doch auch mal was.“, unterbrach eine versöhnliche Stimme seine Gedankengänge und Gene legte eine Hand auf seinen Arm. „Eigentlich bin ich gar nicht so scheußlich, wie ich gerade rüberkomme, aber mir, als Innenarchitekten, hast du mit deiner Bude ´nen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Eliot war einen Moment lang fasziniert, wie mitreißend der Brünette lächeln konnte und schaute dann verdutzt auf sein Gegenüber. „Innenarchitekt?“, fragte er überrascht und Gene nickte stolz. „Einer der Besten, der Stadt. Mein Markenzeichen sind stylische Schlafzimmer in allen Variationen. Im Trend liegen gerade vor allem die Wasserbe…“ Weiter kam Gene nicht. Der blonde Polizist hatte ihm panisch den Mund aufgedrückt, ehe er das böse W-Wort aussprechen konnte, und aus diesem Kuss der Verzweiflung, loderte überraschenderweise wieder ein Stück weit die verloren gegangene Leidenschaft auf, der sich auch ein kreativer Kopf nicht mehr entziehen konnte. Erst harsch, dann immer sanfter zog Eliots Zunge kleine Kreise auf Genes Lippen, eroberte vorsichtig seine Mundhöhle und leckte über die makellosen Zähne. Der Brünette seufzte leise und ließ sich zurücksinken, auf die Matratze, die so unbequem doch gar nicht war und biss dem Verführer frech in die Unterlippe. Er spürte das Lächeln, des Polizisten, bevor dieser den Kuss intensivierte und seine Hände langsam an den Hüftseiten entlang zu streichen begannen. Vergessen waren die wohntechnischen Mängel. Egal, der karge Raum und die defekten Leuchtmittel. Eliot hatte zwar keine perfekte Wohnung, dafür aber ein mitreißend, gefühlvolles Temperament und wasserblaugrüne Augen in denen man zu versinken drohte, sollte man sich zu lange in ihnen verlieren. Kraftvolle, leicht raue Hände, die einem ein schauerlich, schönes Kribbeln durch den Körper jagten und er roch herb, männlich, frisch. Kurz: Das Besondere an diesem Raum, nach dem Gene die ganze Zeit Ausschau gehalten hatte, war der Mann, der darin wohnte und ihm gerade ein seliges Raunen entlockte. „Ich bin gleich wieder da.“, hauchte der Polizist dem Brünetten ins Ohr und erst jetzt bemerkte Gene, dass er schon ziemlich entblättert auf dem Präsentierteller lag. Eliot hatte ihn einfach so seiner Sinne beraubt und seine Wahrnehmung vernebelt. Das hatte auch noch Keiner geschafft, denn normalerweise schaltete sich Genes Kopf auch bei der schönsten Nebensache der Welt nicht vollkommen ab. Kontrolle war ihm wichtig, in allen Bereichen, nur jetzt gerade vermisste er sie gar nicht so sehr. Eliot kehrte mit der obligatorischen Ausrüstung für die weiteren Handlungen zurück und flocht sie gekonnt in ihr Spiel mit ein. Ein großes, flüssiges Ganzes, ohne auffällige Unterbrechungen. Es passte einfach alles zusammen und Gene versuchte sich zu erinnern, wann er sich das letzte Mal so selbstverständlich hatte fallen lassen. Fragen, deren Antworten in genießerischen Lauten und erstickten Seufzern einfach untergingen. ~**~ Erschöpft, aber wohlig brummelnd, lag der Innenarchitekt wieder bäuchlings auf der Liegewiese, doch diesmal baumelten seine Beine viel zufriedener vor sich hin. Vier Uhr morgens. Bis zum Sonnenaufgang würde es nicht mehr lange dauern und doch war ihm überhaupt nicht nach Schlafen zumute. Interessiert beobachtete er Eliot, der nur mit einer Shorts bekleidet, Kaffee in der kleinen Kochnische zubereitete und dabei, im Schein seiner Taschenlampe, verzweifelt nach einem zumutbaren Essensangebot kramte. Er war einfach nie auf etwas vorbeireitet, schon gar nicht darauf, dass er seinen nächtlichen Gast noch zum Frühstück da behalten wollte, und hasste sich einmal kurz selbst für seine anarchistische Lebensweise. Nicht einmal Kaffeesahne hatte er im Haus, geschweige denn etwas Kreativeres, als Müsli mit Schokostückchen. „Für mich bitte nur Kaffee, schwarz.“, gab Gene seine Bestellung auf und registrierte belustigt, wie der Andere erleichtert aufatmete. Normalerweise gab es bei dem Brünetten zum Frühstück Moccacino, Croissants mit Himbeergelee und einen frisch gepressten O-Saft, aber heute konnte er auch darauf ohne weiteres verzichten. Chaos war manchmal doch ganz angenehm, wenn die Ursache dafür auch noch so eine nette Kehrseite, beim Bücken präsentierte. Der Gedanke daran, dass dies vielleicht wirklich nur eine einmalige Sache war, dass er nach dem Kaffee einfach gehen würde, um dann so weiter zu machen, als wäre nichts gewesen und diesen Rohdiamanten mit den blonden Haaren in diesem Loch verschimmeln zu lassen, löste bei Gene eine unwillige Schnute aus. Er hatte darauf einfach keine Lust, warum wusste er auch noch nicht so genau, aber das hier war auf keinen Fall der Anfang vom Ende. „Wie würde es dir gefallen, wenn wir mal gemeinsam ein wenig Glanz in diese Hütte bringen?“, erkundigte er sich bei Eliot, nachdem dieser ihm galant die volle Tasse gereicht und sich zu ihm gesetzt hatte. „Ich mach dir auch einen Freundschaftspreis für meine Profiberatung.“, zwinkerte er noch keck und der Polizist hob die Braue. Gene rutschte das Herz eine Etage tiefer und er senkte den Blick. Eliot schien das Angebot, als erneute Beleidigung aufzufassen und so war das nun wirklich nicht gemeint. Doch dann hob eine starke Hand sein Kinn leicht an und der Blondschopf lächelte ihm verlegen entgegen. „Kann ich deine Dienstleistung auch in Naturalien zahlen? Bin grad etwas knapp bei Kasse.“ „Hab ich nichts dagegen.“, strahlte der Innenarchitekt freudig und nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse. Der beste Deal, den er seit Langem gemacht hatte, subjektiv betrachtet. Und wenn er erst einmal fertig war, könnten sie es sich ja ab und an zusammen hier gemütlich machen…Na ja, Selbstlosigkeit gehörte eben auch nicht zu seinen Stärken und ein bisschen freute er sich über den neu entdeckten Makel für seine, sonst so perfekte Gesamterscheinung. „Wenn ich ausgetrunken habe, schauen wir mal nach dem Potential deiner Bleibe.“, beschloss er sogleich, aber dann stutzte er kurz. „Ich hoffe du hast handwerkliche Fähigkeiten?“ Eliot grinste vielversprechend und knackte mit den Fingern. „Ich bin der Lucky Luke unter den Heimwerkern! Ich bau dir ein Regal schneller zusammen, als du Schraubenzieher sagen kannst. Okay, vielleicht nicht ganz so schnell, aber…“ Nun wurde der Blondschopf rot um die Ohren und Gene musste lachen. „Du bist wirklich seltsam, aber daran könnte man sich glatt gewöhnen.“ Noch eine Spur röter, stand Eliot auf und stellte seine leere Tasse in die Spüle. „Ich geh mal duschen, während du meine Wohnung, einer ersten Analyse unterziehst und hoffe du bringst mir später alles schonend bei.“ Wieder musste Gene lachen, machte sich aber gleich daran, mit dem Kaffeebecher und der Taschenlampe auf Entdeckungsreise zu gehen. Ohne Zweifel hatte diese Halde Potential, man musste es nur herauskitzeln, aber darin war er ja Profi. Geflissentlich machte er sich ans Werk, stellte aber nach kurzer Zeit fest, dass er für diese Flut an Ideen Notizen machen musste und fand auf einem Stapel Zeitungen sogar einen kleinen Block, auf dessen erster Seite feinsäuberlich etwas vermerkt war. „ In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun Wähle.“ , hörte Eliot seinen Gast laut vorlesen, als er erfrischt aus dem Bad trat und spürte ein leichtes Ziehen in der Brust. Jackson hatte das geschrieben, als er Eliot mit der Wahl, ob er sich trennen wollte oder nicht, alleine in ihrem/seinem Loft zurückgelassen hatte. Damals packte der blonde Polizist wütend und verletzt die Koffer und ließ den Nietzsche-Liebhaber mit seinem Egoismus hinter sich. Er hatte gewählt und diesen Block nur aufgehoben, um sich immer wieder daran erinnern zu können, dass es die richtige Entscheidung für ihn gewesen war. Trotzdem schmerzte die Erinnerung und eigentlich wollte er sie bei der nächsten Altpapierentsorgung, endlich, in Form des Blockes verschwinden lassen. Doch gestern war die erste Nacht seit langem gewesen, in der er nicht doch die Notiz wieder zur Hand nahm und zornig an die fünf vergeudeten Jahre zurückdachte, von denen er einst glaubte, es wären die besten seines Lebens gewesen. Gene hatte ihn abgelenkt. Nicht auf diese trostpflasterartige Weise, sondern einfach so. Unbewusst. Irgendwie befreiend. Seltsam gut. „Wieso entscheidet man sich dann nicht einfach für die Zweisamkeit, wenn man schon mal die Wahl hat?“, fragte Gene kopfschüttelnd, mit einem Seitenblick auf den Blondschopf und langsam fragte Eliot sich das auch wieder, während Draußen die Sonne aufging. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)