Daylight von Saya_Takahashi (~Wait for Sunrise~) ================================================================================ Kapitel 8: Die ganze, wahre Geschichte -------------------------------------- Schnell war alles gegangen, als Itachi den Hörer aufgelegt hatte. Er war in seinen Wagen gesprungen und losgefahren. Unterwegs hatte er Sasuke angerufen und ihn aufgeklärt. Sasuke wiederum hatte einen Arzt verständigt und war nach unten gegangen, um das Taxi zu erwarten. Itachi war als Erster angekommen, doch keine fünf Minuten später traf auch eine aufgelöste Temari ein, die sich kaum beruhigen konnte. Dank Itachis tröstenden Worten schaffte er es dann aber doch, das Mädchen ins Apartment zu bringen, während Sasuke einen knurrigen Taxifahrer bezahlte und dann Sakura vom Rücksitz nahm. "Wir legen sie ins Gästezimmer", sagte Itachi und Sasuke nickte nur schweigend, während Temari Sakuras Hand hielt und versuchte mit ihr zu sprechen. "Warum wird sie nicht wach?", wisperte die junge Frau, und das Zittern ihres Körpers drang bis in ihre Stimme. "Keine Sorge, ein Arzt wird gleich kommen. Sasuke hat schon telefoniert", meinte Itachi beruhigend und zog Temari sanft ins Wohnzimmer. "Wir machen jetzt Tee und dann wird er da sein." Es dauerte nicht lange, da klingelte es an der Tür. Sasuke hatte offensichtlich Druck gemacht. Er ging den Arzt hereinlassen und begleitete ihn dann ins Gästezimmer zu Sakura, während Temari im Wohnzimmer warten sollte. Das war vor einer halben Stunde gewesen. Nun saß die Blonde wie ein aufgescheuchtes Reh auf der Couch und wackelte mit den Beinen. Warum dauerte das so lange? Was tat der Arzt da drinnen? Auch Sasuke war noch nicht heraus gekommen. "Warum ...", begann sie, doch Itachi lächelte nur aufmuntert. "Doktor Larch ist ein sehr guter Arzt. Er bringt Sakura wieder auf die Beine, mach dir mal keine Gedanken." Temari nickte und es vergingen weitere Minuten, als die Tür zum Gästezimmer geöffnet wurde und Sasuke mit dem Arzt hinaus trat. "Und?", sprang Temari sofort auf. Wieder traten ihr die Tränen in die Augen. "Alles ist gut, Miss. Ihrer Freundin wird es in ein paar Tagen besser gehen. Sie war kurz wach, als ich sie untersuchte und ich habe ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. Sie wird bis morgen früh durchschlafen. Sie scheint ein wenig zu viel getrunken zu haben, außerdem stellte ich einen Schock fest. Und da sie leider recht unterernährt ist, hat sie das umgehauen, um es mal so zu formulieren. Sie braucht dringend Ruhe in den nächsten Tagen, das Beste wäre es, wenn sie im Bett bleibt. Zudem kommt eine leichte Unterkühlung. Sie soll sich also warm halten, und vor allem soll sie essen! Morgen nur leichte Kost, aber danach völlig normal. Ich komme in drei Tagen wieder und schaue noch einmal nach ihr. Falls zwischendurch etwas sein sollte, sie wissen ja wie sie mich erreichen", damit wandte er sich an Sasuke, der nur knapp nickte. "Auf Wiedersehen, ich finde alleine hinaus", verabschiedete sich Doktor Larch. Temari nickte dankend und als der Arzt die Wohnung verließ, ließ sie sich erschöpft aufs Sofa fallen. Sie vergrub ihr Gesicht hinter ihren Händen und schüttelte den Kopf. "Wie soll das gehen?", schluchzte sie. "Wie soll was gehen?", fragte Itachi vorsichtig. "Sie hat mich gesehen, und sie hielt mich für einen Geist! Wenn sie mich morgen sieht, wird sie vermutlich wieder zusammenbrechen!" "Dann werden wir erst einmal mit ihr reden", schlug Itachi vor. "Wir?", entfuhr es Sasuke und er ließ sich auf seinen ledernen Sessel fallen. "Ich hab immer noch nicht verstanden, was hier eigentlich abgeht!", murrte er sichtlich genervt. Itachi warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Temari schüttelte nur den Kopf. "Es ... es tut mir leid, ich hätte euch ... ich hätte nicht anrufen sollen, aber ... ich wusste nicht ..." "Es ist okay, Temari! Dass du mich gleich angerufen hast, war das einzig Richtige! Du kannst immer anrufen, hörst du!" Temari versuchte zu lächeln, aber so richtig wollte es nicht funktionieren. "Danke, danke euch beiden!" brachte sie hervor. "Ah schon gut", winkte Sasuke brummend ab. "Aber mich würde trotzdem interessieren, was das hier nun alles soll. Wer ist das betrunkene Weib da drin und warum sollte sie dich für einen Geist halten?" "Sasuke!", zischte Itachi. "Nein, er hat recht. Ich ... ich schulde euch eine Antwort ... aber ... ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll. Es ist damals viel passiert und irgendwie hängt scheinbar alles zusammen und manches versteh ich nicht." "Dann fang von vorne an", murrte Sasuke einfach. Er wollte nun Antworten und war es nicht gewöhnt, warten zu müssen. "Naja, ich bin hier geboren, dass hatte ich Itachi ja schon erzählt. Und mit 16 dann nach New York gegangen ... wegen einem Kerl. Dort bin ich auf der Strasse gelandet, weil ich blind vor Liebe war", Temari musste fast lächeln, weil ihr jetzt alles so dumm vorkam. Sie sah dabei niemanden an, sondern blickte starr auf den Boden, als fuhren die Bilder vor ihrem inneren Auge vorbei. "Auf der Strasse?", Sasuke verschlug es fast die Sprache. Er hatte viel erwartet, aber nicht so etwas. Temari nickte. "David, so hieß er, gehörte dort einer Gang an, aber davon hatte er mir nichts gesagt. Ich war damals ebenso ... so geschockt, als mir klar wurde, auf was ich mich eingelassen hatte. Aber ich konnte nicht zurück, und ich wollte nicht, weil ich David liebte, bis ... bis er jemanden anderen gefunden hatte. Aber ich blieb bei der Gang, denn zurück konnte ich auf gar keinen Fall, obwohl ich dort nicht sehr willkommen war. Man war nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Die Gruppe bestand damals aus um die 10 oder 15 Jugendlichen, ihr Anführer war ein Kerl namens Jack Lorrel. Jeder hatte einen Rang und eine Aufgabe. Ich stand ganz unten", Temaris Lächeln verzog sich zu einer Grimasse, als die Erinnerungen sie einholten. "Jack war ein Monster. Er war grausam, brutal und total selbstverliebt. Er hielt sich für etwas besonderes, denn das Leben auf der Strasse hatte er selbst gewählt. In Wahrheit besaß seine Familie eine riesen Villa und hatte mehr Geld als sonst wer in der Gegend. Wenn es ihm draußen zu kalt wurde, ging er nach Hause. Trotzdem hatte er die Gang im Griff. Es hatte ja auch jeder Angst vor ihm", Temari stöhnte leidlich und fuhr mit ihren Händen durch die Haare. "Er war der größte Mistkerl, den ich je getroffen habe, und so wie ich ihn gehasst habe, so hat er auch mich gehasst." "Und trotzdem bist du geblieben? Hat er dir nie etwas angetan?", fragte Sasuke geradeaus. Temari schüttelte den Kopf. "Er hat mich zwar angesehen und, wenn Blicke töten könnten, ich wäre schon am ersten Tag krepiert, aber er hat nie auch nur ein Wort mit mir geredet. Er machte stets einen großen Bogen um mich." "Warum das?", wollte Itachi leise wissen. Temaris Blick wanderte zum Gästezimmer. "Ich denke, dass Sakura von Anfang an dafür gesorgt hat, dass er mich in Ruhe lässt. Auch wenn sie erst ebenfalls nicht mit mir redete, muss sie trotzdem ein Auge auf mich gehabt haben. Ich wusste es nur nicht." "Sie gehörte also auch zu dieser Gang?", hackte Sasuke nach. Temari musste wieder sachte Lächeln. "Sie gehörte nicht einfach dazu, sie war die Gang. Sie war die eigentliche Anführerin, sie organisierte alles. Und vor ihr hatte man nicht einfach nur Angst, wie vor Jack. Die Leute hatten vor ihr Respekt, weil sie sich nicht abhob. Und dabei hätte sie sämtliche Möglichkeiten gehabt. Sie hätte sogar ein richtiges Leben haben können. Aber sie entschied sich für ihre Gang, nicht wie Jack, um den Nervenkitzel zu haben, sondern weil sie wusste, dass man sie dort brauchte." "Und dann wurdet ihr Freunde?" Temari nickte. "Es dauerte etwas. Aber schließlich akzeptierte sie mich, und damit auch alle anderen. Jack hatte nach wie vor damit ein Problem, aber er wusste, dass er sich nicht gegen Sakura stellen durfte. Im entscheidenden Moment hätte sich niemand, ausnahmslos niemand, auf seine Seite geworfen", Temari holte tief Luft. "Wir hatten einige schöne Jahre zusammen. Und ich war längst nicht mehr das Letzte für die anderen, sondern hatte Aufgaben und stand schließlich nicht weit unter Sakura. Und das verdankte ich nur ihr. So ließ es sich sogar Leben, obwohl es harte Zeiten gab. Aber man war eine Familie und stand die Dinge zusammen durch. Und auf der Strasse gab es viel durchzustehen." "Was passierte dann?", wollte Sasuke wissen. "Nun, eines Tages kam ein Mann zu uns. Er sagte, er hätte für uns eine tolle Möglichkeit gefunden, den Winter zu überstehen. Jack war sofort Feuer und Flamme, obwohl er an den kältesten Nächten sowieso nicht auf der Strasse blieb. Sakura war dagegen, aber sie ließ abstimmen und so kam es, dass wir ab September letzten Jahres in einer recht netten Gegend ein leerstehenden Haus hatten, wo trotzdem die Heizung lief. Der Fremde erzähle sogar, es wäre eine Art Projekt für Strassenkinder. Sakura blieb trotzdem skeptisch. Und das aus Guten Grund, denn eines Tages, irgendwann Anfang November brannte die ganze Hütte ab ..." Temari musste verschnaufen. Sie hatte am Ende so schnell gesprochen, um die Bilder nicht wieder sehen zu müssen, dass sie nun vollkommen außer Atem war. "Sie brannte ab? War das Feuer gelegt worden?", Itachi war entsetzt. Temari lachte leise. "Es wurde nie bewiesen, aber natürlich ist es gelegt worden. Es war Absicht gewesen. Und der Grund ...", doch plötzlich schwieg Temari und erzählte an einer anderen Stelle weiter, als wäre sie nicht sie selbst gewesen. "Sakura und ich waren die letzten gewesen, die in dem Haus waren. Wir wurden durch herabstürzende Balken getrennt, und während sie die anderen Mitglieder hinausschleppen, ließ man mich zurück, weil keiner an mich rankam. Ich hörte Sakura noch Schreien, sie wollte zurück ... mich nicht im Stich lassen, aber sie wäre vermutlich dabei selbst draufgegangen. Ich ... und ich hatte mich eigentlich schon damit abgefunden ... aber ... da ...", Temari schloss die Augen, um nicht mit Weinen anzufangen. Diese grausame Erinnerung an die einstürzende Hütte würde sie nie wieder vergessen können. Sie spürte noch jetzt die Angst, die sie damals hatte. "Eine Luke, ich weiß nicht, warum sie mir vorher nie aufgefallen war. Sie führte ... in den Keller durch etliche unterirdische Gänge und dann irgendwie nach draußen. Als ich wieder raus war, war ich mindestens zwei Kilometer von dem Haus entfernt. Aber ich brach zusammen, und irgendwie brachte mich irgendwer ins Krankenhaus, ich lag einige Wochen im Koma, und als ich wieder zu mir kam, konnte ich mich an nichts erinnern. Erst einen Monat später hatte ich die meisten meiner Erinnerungen zurück. Und dann suchte ich Sakura, aber sie war nirgends zu finden. Mehr durch Zufall hörte ich Gerüchte, dass die Sache mit dem Brand nicht normal gewesen sein sollte. Jack war auch nie wieder in den Strassen dort gesehen worden und Sakura ebenfalls nicht. Man erzählte mir, dass sie fort gegangen sei. Und ich wusste nicht, wo ich hin sollte, denn meine alte Gang gab es so nicht mehr. Also kehrte ich zurück zu meiner Familie. Weil ... weil mich nun nichts mehr in New York hielt ... naja", Temari grinste Itachi leicht an. "Nun bin ich wieder hier und wie sich rausstellte, war Sakura schon die ganze Zeit hier. Vorhin gabs in der Bar, wo ich arbeite, eine Prügelei, und als ich in Schwierigkeiten steckte, hat sich Sakura eingemischt. Und als sie mich auch noch erkannte, dachte sie natürlich, ich wäre ein Geist, weil ihr jeder wahrscheinlich sagte, ich sei tot. Und sie war betrunken, dass trägt noch seinen Teil dazu bei." "Das Ganze klingt ja total Irre", entfuhr es Sasuke, obwohl er es zum erstenmal nicht negativ meinte. Die Geschichte hatte ihn fast beeindruckt und an sein Mitgefühl gekitzelt. Itachi sagte erstmal nichts. Er musste das alles zuerst verarbeiten. "Ich ...", begann Temari nach ein paar Minuten Schweigen. "Ich weiß nicht, wo sie jetzt lebt. So weit ich gehört habe, kennt sie hier kaum jemand wirklich. Ich weiß auch nicht, was wir jetzt machen sollen ..." "Abwarten", sagte Sasuke. Itachi nickte. "Wir lassen Sakura erst einmal in Ruhe schlafen. Morgen, wenn sie aufwacht, werde ich als erstes mit ihr reden. Ich erkläre ihr dein Erscheinen. Wenn sie dich zuerst sieht, wird sie vermutlich wieder geschockt sein. Und dann sorgen wir dafür, dass sie wieder auf die Beine kommt." "Wir?", diesmal war es Temari, die das sagte. "Na sicher", lächelte Itachi. "Wir fahren jetzt zu mir, du kannst im Gästezimmer schlafen. Sasuke wird ein Auge auf Sakura haben. Und morgen früh, wenn wir gefrühstückt haben, kommen wir gleich wieder her." "Aber ..." "Kein aber! Du hast doch gehört, was Doktor Larch sagte. Sakura braucht Ruhe, Wärme und Essen. Ich möchte gar nicht vermuten, wo sie wohnt, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sie dort hat, was sie braucht, um wieder zu Kräften zu kommen. Und Sasuke hat sicher nichts dagegen ..." "Sicher nicht", presste der jüngere Uchiha alles andere als begeistert hervor. Aber in dieser Situation konnte sogar er niemanden vor die Tür werfen. "Dann werden wir jetzt gehen und morgen um Acht wieder kommen!", entschied Itachi. Somit war es beschlossene Sache ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)