Der Tag, an dem die Welt zerbrach... von Neophyte5150 ================================================================================ Kapitel 2: Das Foto ------------------- Das Vibrieren ihres Handys brachte Denise zum Aufwachen. Sie tastete danach und sah auf das Display: Serena. Eh sie überlegen konnte, ob sie rangehen sollte, drückte sie schon auf den grünen Knopf, um die besorgte Stimme am anderen Ende zu hören: "Denise? Bist du da?" "Ja", antwortete sie nach ein paar Sekunden mit leiser Stimme. "Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht, als du weder auf meine Nachrichten, noch auf meine Anrufe reagiert hast." Denise antwortete nicht. Sie sah betrübt zur Zimmerdecke und seufzte. "Wie geht es dir?", durchbrach die besorgte Stimme die Ruhe im Raum. Denise antwortete nicht. Was sollte sie auch sagen? Dass sie die letzten Stunden damit verbracht hatte, zu weinen und nur noch ein Häufchen Elend war? "Was erwartest du für eine Antwort?", fragte Denise ihre Freundin mit gereiztem Unterton. "Kann ich später vorbeikommen?" -Denise schloss die Augen und überlegte. Wollte sie ihre beste Freundin wirklich sehen? Sie litt wahrscheinlich genauso wie sie selbst. Waren sie doch die letzten Wochen zusammen auf Konzerten der Band, welche gestern... "Denise? Kann ich nun vorbeikommen?" , unterbrach Serena ihre Gedankengänge. Sie nickte leicht und sagte "Ja, sei um 15Uhr hier." Denise hatte noch ein wenig Ordnung gemacht, bevor es Punkt 15Uhr an der Tür klingelte. Auf Serena war Verlass, nach ihr konnte man die Uhr stellen. Das war auch eine der Eigenschaften, welche sie so an ihrer Freundin mochte. Sie öffnete die Tür und erschrack. Sie blickte in die verweinten Augen ihrer Freundin und erkannte, wie sehr auch sie gelitten haben musste. Sie nahm ihre Freundin in den Arm. Minutenlang standen sie so da. Irgendwann löste sich Denise aus der so herzlich und doch traurig anmutenden Umarmung und bat Serena herein. Ihre Blicke fielen wie jedes Mal, als sie ihre Freundin besuchte, auf deren Sammlung, auf welche ihre Freundin so stolz war. Doch diesmal wirkten die Sachen nicht wie sonst. Sie wirkten ausdruckslos, kühl. "Möchtest du was trinken?", fragte Denise ihre Freundin aus der Küche. "Ein Tee wäre schön", antwortete sie und ging in Richtung Küche, als sie am Fernseher vorbeilief und geschockt stehen blieb. Sie starrte das Gerät an und wusste nicht, ob sie etwas sagen sollte und was hier geschehen war. Sie sagte nichts und ging zu ihrer Freundin, die schon mit dem fertigen Tee auf sie wartete. Sie setzten sich in die kleine Küche an den Tisch, an dem sie vor drei Wochen noch ihre "Bekloppten on Tour"-Tour zusammen geplant hatten. Das stundenlange Lachen war längst verhallt und erstickte in Totenstille. Die Blicke der zwei Freundinnen fielen fast zeitgleich auf das Foto an der Pinwand. Beide lächelten leicht und sahen sich an. Sie brauchten nichts sagen; sie wussten, dass jedes Wort in diesem Moment zuviel wäre. "Weißt du schon was Neues?", fragte Denise ihre Freundin, während sie zum Trinken ihres Kaffees ansetzte. "In 6 Tagen ist in Berlin die Beerdigung.", antwortete Serena leise mit zitternder Stimme. "Was ist mit dem LKW-Fahrer passiert?", entgegenete Denise und versuchte, ihre Tränen nach der Aussage ihrer Freundin zurückzuhalten. "Er hat einen Schock, hat aber nur ein paar Prellungen und Schnittverletzungen. Beteuert aber seine Unschuld." Denise stand auf und verließ fluchtartig die Küche, sie wollte nichts mehr hören. Sie konnte diese Worte nicht länger ertragen. Warum musste das geschehen? Warum jetzt? Sie brach in Tränen aus und sackte auf dem Fußboden zusammen. Serena kam aus der Küche zu ihr gelaufen und setzte sich zu ihr auf den Boden. So hatte sie ihre Freundin noch nie gesehen. Sie war immer die Stärkere von beiden gewesen. Die, die nie Gefühle zeigte, außer, wenn sie von dieser Band sprach. Dann bemerkte man immer dieses Funkeln in ihren Augen. Dieses Funkeln, welches jetzt durch Tränen erstickt wurde. "Wir haben sie doch vor ein paar Tagen noch gesehen, sie hatten soviel Spaß auf der Bühne! Soviel Spaß daran, ihre Fans glücklich zu machen. Wieso musste das passieren? Wieso...." Die Frage blieb ungeklärt im Raum stehen. Es wurde still und die beiden Freundinnen saßen noch schier ewig auf dem Boden und hielten sich im Arm. "Wieso musste es sie treffen, wieso gerade sie...", sagte Denise leise. "Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht....", sagte Serena und schloss die Augen, da ihr ihre eigenen Worte so weh taten.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)