Pull the other one von mystique (It's got bells on!) ================================================================================ Kapitel 1: Harm set, harm get ----------------------------- Titel: Pull the other one - It's got bells on! Übersetzung: Das kannst du anderen weismachen! Pairing: Kaiba Seto/ Jonouchi Katsuya Setting: Duel Dome, Jahre später Disclaimer: Nix Geld, nix mir. Es gibt Leiden, derer sind nur die fähig, die ihrer würdig sind. ~ Maurice Blondel Und Kaiba war ihrer mehr als würdig. Er hatte sie verdient. Gebt mir ein kostspieliges, protziges und überbewertetes Turnier, einen neueröffneten, noch teureren Veranstaltungsort mit Zubehör, bei dessen Anblick jeder Kenner Schnappatmung bekommt, zum Überlaufen gefüllte Zuschauertribünen, eine provozierende und indirekt alle außer Kaiba selbst verspottende Begrüßungsrede, die eher einer unterschwelligen Lobrede gleicht, zahllose gereizte Duellanten, die nichts lieber täten, als Kaibas Anwälten wieder etwas Arbeit zu geben, sich jedoch mit Mühe beherrschen, und einen Blitzschlag. Ja, einen Blitzschlag. Mehr hat er nie verlangen können, wenn man es genau betrachtete. Gerechtigkeit spielte sich ab, als das Grollen außerhalb des Dueldomes, der größer war als jedes Baseballstadion in Japan, zunahm, während Kaibas an alle Anwesenden gerichtete Begrüßung sich stetig dem erhofften Ende neigte. Und dann passierte es. Kaiba faselte etwas von Kampfgeist und Ehrgefühl, nur wenige hörte ihm mehr richtig zu (abgesehen von jeder weiblichen Präsenz innerhalb des Domes), als ein Ruck unvermittelt durch das Gebäude ging. Ein Raunen ging durch die Menge, als ein ohrenbetäubender Lärm kurzzeitig die Luft zerriss, der Boden wackelte und sämtliche Lichter flackernd erloschen. Die Reaktion der Menge war vorhersehbar. Panik breitete sich aus, Schreie erklangen, ein weiteres Beben ging durch das Gebäude, dieses Mal stammte es von tausenden Paar Füßen, die in der Dunkelheit nach einem Ausgang suchten. Jonouchi Katsuya hätte sich kein besseres Fiasko für Kaiba wünschen können. Nichts hätte der Realität auch nur im Entferntesten an ihrer berauschenden Unfassbarkeit und Schönheit nahe kommen können. Gar nichts. Das Licht blieb verloschen, nicht einmal die Notbeleuchtung war eingeschaltet, es war so dunkel, wie es in einem Überdachten, in sich geschlossenen Dueldome nur sein konnte. Jonouchi spürte, dass man ihn anrempelte, er hörte verworrene Stimmen, ein Gewirr aus Verwirrung und Angst. Irgendjemand schrie, dass es brennen könnte. Jonouchi war nicht so dumm, diesem Unsinn zu glauben. Er wusste, dass es nicht brannte, ein Blitz hatte den Dome getroffen und die Blitzableiter wurden entweder überlastet oder waren fehlerhaft. Doch es gab in dem gesamten Dome sicherlich nichts, das brennbar war. Er kannte Kaiba und der war kein Typ für Holz. Er ließ sich nicht von der Unruhe anstecken, auch wenn er sich leichte Sorgen um seine Freunde machte. Yugi konnte in der allgemeinen Panik schnell umgerannt werden, doch als er ihn zuletzt gesehen hatte, stand er neben Kajiki Ryôta und der Fischbesessene Duellant der Meere hatte Muskeln genug, um die meisten Menschen von sich fern zu halten. Wenn Yugi schlau genug war, hielt er sich an Kajiki. Anzu und Bakura wurden von Otogi und Honda begleitet, Jonouchi war sich sicher, dass sie aufeinander Acht geben konnten und er wusste aus Erfahrung, dass man Anzu auch ohne Begleitung nie unterschätzen durfte. Da müsste er sich viel eher um Bakura sorgen. Doch er war positiv, dass sie es unbeschadet aus dem Dome schaffen würden. Der Lärm schien noch um einige Dezibel lauter zu werden, als die ersten Ausgänge erreicht wurden und Kämpfe um das Verlassen des Domes entbrannten. Langsam begann nun auch Jonouchi, den ersten Stich von Sorge zu verspüren, doch etwas erregte unvermittelt seine Aufmerksamkeit und ließ ihn die entstehende Unruhe vergessen. „Erzählen Sie mir nichts von Überlastung, es kann doch nicht sein - “ Jemand rempelte Jonouchi unsanft an und die vertraute Stimme entglitt kurzzeitig seiner Aufmerksamkeit. Als er sie wieder hörte, stand er viel näher an ihrer Quelle. „- einfach ausfällt. Das System ist zweifellos überlastet, der Notstromaggregator ist ausgefallen.“ Kaiba schwieg, der Tumult um sie herum trat kurzzeitig in den Vordergrund. Als Kaiba wieder sprach, klang er gereizter als zuvor, er musste beinahe schreien, um die Geräuschkulisse zu übertönen. „Stottern Sie keine Entschuldigung, unternehmen Sie etwas! Es geht hier um ein Turnier, ich spreche von mehreren hundert Millionen Yen Investition, die gerade panisch den Dueldome verlassen, weil der Strom ausgefallen ist! ... Nein, ich habe nicht vor, mich zu beruhigen! Nicht, bevor die Stromversorgung wieder hergestellt ist. ... Ein Elektrikerteam können Sie sich sparen, ich brauche jetzt Strom.“ Jonouchi musste grinsen. Um ihn herum ging die Welt unter, doch Kaibas aufgebrachte Stimme war das Wundervollste, das er seit langem hörte. Kaiba schien das Gespräch beendet zu haben, Joey hörte ihn fluchen, dann begann er erneut zu sprechen. „Isono, sind Sie schon zu einem Ergebnis -“ Er brach ab und lauschte offenbar der Antwort. Sie schien wenig zufriedenstellend. „Was ist mit der Notbeleuchtung, die zu den Ausgängen führt, dafür braucht man nur eine kleine Menge Strom.“ Jonouchi trat unbewusst näher. „Dann sorgen Sie dafür, dass alle das Gebäude verlassen. Schicken Sie Personal zu den Ausgängen und sagen Sie der Feuerwehr, dass sie umkehren kann. Es gibt hier kein Feuer. Und verklagen sie das Elektrizitätswerk wegen unterlassener Hilfeleistung. ... Ja, das Elektrizitätswerk, ich weiß, dass es unmöglich ist, dann sollen sich meine Anwälte etwas einfallen lassen!“ Noch immer strömten Menschen an ihnen vorbei, Duellanten und Zuschauer, sie traten Jonouchi auf die Füße, stießen ihn an, beachteten ihn nicht, denn sie konnten ihn nicht sehen. Er störte sich nicht daran, viel mehr interessierte ihn das Drama, das sich vor seinen Ohren abspielte. Er konnte Kaiba genauso wenig sehen wie dieser ihn, doch genau das machte alles so ungemein interessant. Kaiba hielt sich nicht zurück, man hörte ihm die Wut und die Frustration deutlich an. Jonouchi lauschte weiteren Telefonaten, doch mit einem Mal entfernte sich Kaibas Stimme. Mit Schrecken registrierte Jonouchi, dass Kaiba sich von ihm wegbewegte und er machte sich eilig daran, ihm zu folgen. Er schob Personen aus dem Weg und fluchte, als er über Kabel stolperte und hinfiel, doch er rappelte sich rasch wieder auf und versuchte, mit Kaiba Schritt zu halten. Es war unheimlich, wie gut der reiche Pinkel sich selbst bei Finsternis in dem Dome auszukennen schien. Während er wüste Anweisungen in sein Mobiltelefon bellte, bewegte er sich zielsicher durch die Massen. Jonouchi bemerkte, dass die Menschen um ihn herum weniger wurden, Kaiba und er scheinen sich von den Ausgängen zu entfernen, denn man lief jetzt an ihnen vorbei in die andere Richtung und immer seltener trat man ihm auf die Füße. Es war noch immer laut, Jonouchi schnappte einige Gesprächsfetzen umhereilender Personen auf, andere wieder waren gefasst und schienen zu warten, bis der Ansturm an den Ausgängen nachließ. Aus ihren Gesprächen schloss Jonouchi, dass nicht alle der Panik verfallen waren und erkannt hatten, dass lediglich der Strom ausgefallen war und nichts Schlimmeres auf sie wartete. Kaiba bewegte sich weiter, unvermittelt wurde es leiser, Jonouchi vermutete, dass sie einen Flur erreicht hatten, der aus der Arena in den hinteren Teil des Domes führte. Da die Wände nun viel näher waren, drangen weniger Geräusche zu ihnen vor. Stattdessen wurde Kaibas Stimme nun präsenter. „- Sie den Leuten, dass sie ihr Geld zurückerstattet bekommen, wenn sie danach verlangen. Die Eröffnung des Turniers wird verschoben, die Karten sind natürlich noch gültig, wenn der neue Termin festgelegt wird. ... Nein, wir zahlen niemandem eine Entschädigung, die höher liegt als der Kaufpreis des Tickets. Schenken Sie den Leuten Fanartikel. ... Was immer wir haben - Schlüsselanhänger, Kugelstifte. ... Schirme? Ich bitte Sie, wir sind doch nicht für das Wetter verantwortlich! Wenn noch jemand einen Schirm verlangt, sagen Sie ihm, dass wir nicht die Wohlfahrtshilfe sind!“ Jonouchi musste sich die Hand vor den Mund pressen, um nicht laut zu lachen. Es wurde immer besser. Er hatte nie so guten Einblick in Kaibas Arbeit bekommen, wie in diesem Moment. Die Schandefreude stieg in unermessliche Höhen. Zumindest bis zu dem Moment, in dem Kaiba unvermittelt stehen blieb. Jonouchi hätte es nie bemerkt, wäre er nicht dicht hinter Kaiba gewesen. Arglos lief er weiter und stieß ohne Vorwarnung mit dem aufgebrachten Firmenleiter zusammen. Kaiba brach mitten im Satz ab, gab einen undefinierbaren Laut von sich. Mit einem Klappern fiel das Handy auf den Flurboden und mit einem erstickten Ausruf prallte Jonouchi zusammen mit Kaiba gegen die Wand. Er spürte etwas an seinem Ellbogen, versuchte, die Situation zu begreifen und mit einem Knirschen gab der Widerstand nach. Ein schrilles Läuten setzte ein und schaudernd begriff Jonouchi, dass er den Feueralarm ausgelöst hatte. „Was zum -?!“ Kaiba war noch immer mit ihm verharkt, versuchte ihn von sich zu stoßen, doch Jonouchi stand auf dem Saum seines Mantels und hinderte ihn daran. Kaibas Stimme erhob sich einem Grollen gleich über dem Feueralarm: „Wer bei allen -“ „Oh Mist“, keuchte Jonouchi und erkannte, dass er weg musste. So schnell wie möglich, bevor Kaiba erkannte, wer ihn überrumpelt, gegen die Wand gestoßen und den Feueralarm ausgelöst hatte. Er kam keinen Schritt weit, da packte Kaiba nach seinem Arm und riss ihn zurück. „Jonouchi Katsuya, glaub nicht, dass ich nicht weiß, dass du es bist!“, zischte Kaiba und die Worte gingen dem Blonden durch Mark und Bein. Er wusste, dass er spätestens jetzt ein Problem hatte. Ein gewaltiges Problem. Und selbst in der Dunkelheit war es nicht minder gefährlich. „Oh, Kaiba!“, sagte er betont überrascht. „So ein Zufall, du bist es. Wer hätte gedacht, dass wir uns in dieser Finsternis ... treffen.“ Wie sehr dieses Wort zutraf, wagte er sich nicht einmal mehr in Erinnerung zu rufen. „Sei nicht albern“, knurrte Kaiba und Jonouchi spürte den Atem des anderen auf seinem Gesicht. Ihm wurde kalt. „Du hast den Feueralarm ausgelöst. Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie viel diese kleine Unachtsamkeit kosten wird?“ Jonouchi machte den Fehler, zu reden, bevor er die Folgen seiner Worte abwägen konnte: „Na darauf kommt es jetzt ja wohl nicht mehr an.“ „Jonouchi.“ Kaibas Stimme war erneut nicht mehr als ein Grollen. „Mehrere tausend Menschen sind durch den Stromausfall zu einer panischen Masse geworden, die nur auf eine weitere Bestätigung ihrer schlechten Vermutungen wartet. Was meinst du, wird ein Feueralarm zu der allgemeinen Stimmung beitragen?“ „Na ja, immerhin hat er trotz des Stromausfalls funktioniert“, bemerkte Jonouchi mit zu viel Zuversicht in der Stimme. Kaibas Griff um seinen Arm verstärkte sich schmerzhaft. Falsche Antwort. Null Punkte. Und er hatte keine Chance auf einen zweiten Versuch. „Willst du dich über mich lustig machen?“, knurrte Kaiba und einen Moment lang befürchtete Jonouchi, Kaiba würde ihn bei lebendigem Leibe aufessen, wenn er ihn noch mehr reizte. „Jetzt nicht“, antwortete er darum wahrheitsgemäß und hoffte, Kaiba würde den guten Willen hinter seinen Worten erkennen. Offenbar hatte er Glück, denn Kaiba ging nicht näher darauf ein. „Was hast du überhaupt hier verloren?“, fragte er stattdessen, sah es jedoch nicht für nötig, ihn loszulassen. Wahrscheinlich befürchtete er, Jonouchi würde sofort die Flucht ergreifen. Er kannte ihn einfach zu gut. „Hast du dich verlaufen?“ Noch bevor Jonouchi überhaupt die Chance hatte, etwas zu erwidern ging ein Ruck durch Kaibas Körper und er verspannte sich. „Oder bist du mir etwa gefolgt?“ Seine Worte waren viel mehr eine Drohung, als eine Frage. „Nein!“, widersprach Jonouchi ihm augenblicklich, doch er wusste, Kaiba hatte ihn längst durchschaut. Seine Antwort kam außerdem viel zu schnell. Verdammt. „Ich fasse es nicht. Hast du nichts Besseres -“ Er unterbrach sich. „Nein, es sollte mich nicht überraschen.“ „Kaiba, ich warne dich -“, setzte Jonouchi an, wurde jedoch von dem anderen unterbrochen. „Nein, Jonouchi, ich warne dich. Solltest du noch einmal auch nur daran denken, mich zu verfolgen, geschweige denn, mich zu belauschen -“ „Kann nicht mal jemand diesen verdammten Feueralarm ausstellen“, fuhr Jonouchi ihm, unvermittelt dazwischen. Das penetrant schrille Läuten raubte ihm mehr und mehr die Geduld. „Das hält man ja im Kopf nicht aus!“ „Wessen Unfähigkeit verdanken wir es denn, dass der Feueralarm losgegangen ist?“, entgegnete Kaiba nicht minder gereizt, doch Jonouchi ließ sich nicht mehr von seiner Präsenz einschüchtern. Dafür war er viel zu gereizt. „Wessen bescheuerten Dome ist überhaupt in erster Linie der Saft ausgegangen? Na, Kaiba?! Irgendeine Idee?“ „Komm mir nicht so, Jonouchi, sei lieber froh, dass ich dich nicht bereits beim Betreten des Domes von meinem Personal habe entfernen lassen. Jemand wie du senkt das Niveau der qualifizierten Allgemeinheit.“ „Du weißt doch überhaupt nicht, wovon du redest, eingebildeter Mistkerl! Ich war zweiter im Königreich der Duellanten und vierter bei deinem letzten dummen Turnier!“ Noch während er diese Worte sagen, verstummte der Feueralarm unvermittelt. Kaiba gab ihm jedoch keine Gelegenheit, sich darüber zu freuen. „Du hättest nie erst an dem Battle City Turnier Teilnehmen sollen, Niete die du bist! Du hast dich eingeschlichen. Und wenn man den Fakten trauen kann, war es bei deinem ersten Scheinerfolg nicht viel anders. Ich schätze, es ist logisch zu schlussfolgern, wie du es überhaupt hierhin geschafft hast!“ „Wohin?! Zu einem misslungenen nicht stattfindenden Turnier von einem inkompetenten Organisator und selbsternannten Meister?“, höhnte Jonouchi. „Oder meinst du mit hier einen verlassenen, finsteren Flur, auf dem sich niemand befindet, abgesehen von ...“ Seine Worte verklangen, als ihm die Lücke in seiner Argumentation aufging. Kaiba und er waren allein. Die meisten Menschen waren mit Sicherheit bereits draußen oder versuchten soeben, die Arena zu verlassen. Auch Kaibas Sicherheitspersonal war nicht in der Nähe, Kaiba hatte sämtliche Arbeitskräfte zu den Ausgängen geschickt und der bescheidene Rest von ihnen hatte wohl eben dafür gesorgt, dass der Feueralarm ausgeschaltet wurde. Zurück blieben Kaiba und er. Alleine. Nicht gut. Er konnte sich nicht erinnern, jemals mit Kaiba allein gewesen zu sein. Yugi, Anzu und Honda waren immer dabei gewesen oder wenigstens einer von ihnen. Immer. Bis jetzt. Niemand wusste, dass er bei Kaiba war. Niemand außer Kaiba selbst. In diesem Moment verfluchte er sich dafür, bereits so viele Horrorfilme zusammen mir Honda angesehen zu haben. Seine sonst nur in dieser kurzen Zeit präsente Paranoia drohte ihn nun in Kaibas Anwesenheit zu überfallen. Und wenn Kaiba tatsächlich so wahnsinnig war, wie Jonouchi ihn nicht selten betitelte, dann hatte er ein Problem. Ein gewaltiges Problem. „Was ist?“ Sein plötzliches Schweigen schien Kaiba verdächtig vorzukommen. Jonouchi zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Kaiba hielt ihn noch immer fest! „Nichts, gar nichts“, antwortete er eine Spur zu schnell und eine Oktave zu hoch. Kaiba entging es nicht. „Hast du etwa Angst?“ Angst wovor?, fragte Jonouchi sich, während bei Kaibas Worten ein kalter Schauer seinen Rücken hinabjagte, als hinge bereits jetzt sein Leben davon ab. Vor der Dunkelheit? Nein. Vor Kaiba? Vielleicht, Tendenz steigend! „Nein, wo denkst du hin?“ Jonouchi zwang sich zu einem gekünstelten Lachen. „Sag mal kommt es mir nur so vor, oder ist es sehr kalt hier?“ „Das Belüftungssystem ist ausgefallen“, sagte Kaiba fachmännisch. „Die Heizung ebenfalls.“ Jonouchi war bewusst, dass selbst ein Heizofen unmittelbar neben ihm nicht für Wärme gesorgt hätte, solange Kaiba ihn immer noch festhielt. Vorsichtig versuchte er, sich aus dem Griff zu lösen, doch Kaiba registrierte seine Bewegung und zog ihn zu Jonouchis Beunruhigung nur noch näher. „Was soll das werden?“ „Gar nichts.“ „Tu nicht so, Jonouchi.“ Kaiba sprach seinen Name aus, als wäre er etwas Schmutziges. „Ich finde den Gedanken beunruhigend, alleine mit dir auf einem dunklen Flur zu sein“, knurrte Jonouchi, da ihm die Optionen ausgingen. Kaiba hatte offenbar nicht mit dieser Aufrichtigkeit gerechnet, Jonouchi spürte, wie der Körper neben ihm sich verspannte. „Denkst du“, Kaibas Stimme klang kurzzeitig belegt, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und beißender Spott mischte sich unter seine folgenden Worte, „ich würde dir etwas antun?“ Jonouchi verstand nicht, wieso Kaiba diese Frage stellte, als wäre ihre Antwort nicht offensichtlich. „Ich denke es nicht nur, ich erwarte es.“ Von Kaiba erklang ein leises Lachen. Es war das erste nicht-wahnsinnige Lachen, dass Jonouchi überhaupt von ihm hörte. „Wie sollte ich dir etwas antun, Jonouchi? Ich habe leider keine Waffe bei mir.“ Leider, schoss es Jonouchi durch den Kopf. Er hat leider gesagt! Also hatte er mit seiner Vermutung Recht behalten. „Du hast ein Handy“, gab er schnippisch zurück und bewegte prüfend seinen Arm. „Ich kann es bestenfalls mit meinem Kaugummi verkleben oder dich mit Knöpfen und Münzen bewerfen, bis du die Flucht ergreifst.“ Mehr befand sich nicht in seinen Taschen. Wenn er Kaiba aber das Handy entreißen könnte ... Kaiba gab einen Laut von sich, der wie eine Mischung aus Belustigung und Fassungslosigkeit klang. „Du machst dir sorgen, weil ich ein Handy habe? Ich habe dich für beschränkt gehalten, aber das übersteigt jede Prognose.“ Jonouchi hätte gerne Kaibas Gesichtsausdruck gesehen. „Außerdem liegt es irgendwo auf dem Boden. Ich habe es verloren, als du mich, idiotisch wie du bist, umgerannt hast.“ Jonouchi überdachte seinen Plan. Wenn er das Handy vor Kaiba fand, ihn in der Dunkelheit richtig traf und ausknockte, dann wäre er am Ausgang, bevor Kaiba überhaupt realisieren würde, was passiert wäre ... „Ich gebe zu, ich möchte nicht wissen, was derzeit in deinem Kopf vor sich geht“, sagte Kaiba herablassend. „Wenn all deine wenigen Gedanken derartig lächerliche Ausmaße annehmen, dann bist du eine Gefahr für die Allgemeinheit.“ Jonouchi tastete mit seinem Fuß über den Boden, suchte nach dem Mobiltelefon, nach einem Widerstand. „Als ob man mit ein Telefon jemandem ernsthaften Schaden -“ Jonouchi hörte ihm nicht zu. Spätestens als er mit der Spitze seines Turnschuhs gegen etwas stieß, lagen all seinen Sinne auf diesem Punkt. Blitzartig riss er sich von Kaiba los, bückte sich, griff nach dem Telefon und schleuderte es mit aller Kraft dorthin, wo er Kaiba vermutete. Er hörte es scheppern, dann fielen mehrere kleine Teile auf den Boden. „Bist du vollkommen wahnsinnig geworden?!“, fuhr Kaiba ihn ungehalten an. Jonouchi wollte zurückweichen, doch Kaiba stand bereits vor ihm (wie hatte er ihn in der Dunkelheit so schnell gefunden?!), packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn herum. Es knirschte unter seinen Schuhen, als er mit dem Gesicht voran an eine Wand gedrückt wurde. Kaiba verdrehte ihm den Arm und Jonouchi stöhnte leise unter dem schmerzhaften Griff. „Du wolltest mich nicht wirklich mit dem Handy treffen?“, zischte Kaiba und seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut. „Du warst nicht so infantil, mit meinem eigenen Telefon nach mir zu werfen.“ „Es war Notwehr“, stieß Jonouchi zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Kaiba presste ihm die Luft aus den Lungen. „Notwehr?“, wiederholte er feindselig. „Aus welcher Not wolltest du dich befreien, Jonouchi?“ „Wer weiß, was du sonst getan hättest!“, verteidigte Jonouchi sich und versuchte, nach Kaiba zu treten. Erfolglos. „Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass du ganz klar im Kopf bist.“ „Wer wirft den blind mit Mobiltelefonen um sich?“, fragte Kaiba gehässig. „Du bist paranoid, du bis die Gefahrenquelle!“ Jonouchi verzog den Mund. „Wer hält sich für den besten, existierenden Duellanten? Wer organisiert sündhaft teure Turniere, nur um sich selbst etwas zu beweisen? Wer hat einen Jet, der aussieht, wie ein weißer Drache? Du hast so viele Freizeitparks und warst noch nie in einem einzigen von ihnen!“ „Und selbst wenn“, entgegnete Kaiba schroff, „sind das alles Eigenschaften, die niemanden zu einem Verrückten machen, Jonouchi. Aber sieh dich an.“ Jonouchi lachte humorlos auf. „Wie denn? Es ist stockfinster, du Genie!“ Kaiba verlagerte sein Gewicht so, dass Jonouchi scharf die Luft einzog. „Verdammt, das tut weh, Kaiba!“ „Das soll es auch, debiler Idiot. Ich bin in meinem Leben niemandem begegnet, der auch nur annähernd so“, Kaiba rang tatsächlich nach Worten, „so ist, wie du!“ Es kam nicht oft vor, dass Kaiba die Worte fehlten. „Das nehme ich als Kompliment auf“, bemerkte Jonouchi und grinste. „Du verstehst den Unterschied zwischen einem Kompliment und einer Beleidigung nicht.“ „Doch, das tue ich.“ Jonouchi wandte den Kopf, so weit seine Position es zuließ. Er bildete sich für einen Moment ein, die Schemen von Kaibas Gestalt hinter sich sehen zu können. „Aber alles Schlechte, was aus deinem Mund kommt, kann nur Gutes bedeuten.“ Und Kaiba war tatsächlich sprachlos. Jonouchi genoss die Sekunden der Stille, in denen alles, was er von dem jungen Mann hinter hörte, dessen abgehackter Atem war. „Ist das dein Ernst?“ Kaibas Stimme war beherrscht. Jonouchi schnaubte. „Hab ich dich je angelogen, wenn wir aneinandergeraten sind? Jede Beleidigung von dir ist im ersten Moment wie ein Schlag ins Gesicht, aber dann merke ich, dass sie nichts bedeutet. Alles, was du beschimpfst und niedermachst, kann in meinen Augen nur etwas Gutes sein, du verabscheust nämlich die falschen Dinge.“ Er achtete nicht auf Kaiba, sondern sprach einfach weiter. „Du hältst nichts von Freundschaft, von Vertrauen, aber Geld und Einfluss interessieren dich. Das macht mich wütend Kaiba, darum lege ich mich mit dir an, nicht nur wegen den ewigen Beleidigungen, die du meinen Freunden und mir immer an den Kopf wirfst.“ Jonouchi lauschte dem verklingen seiner eigenen Worte und Kaibas stetiger Atem ließ ihn seltsamerweise ruhiger werden. Solange er Kaibas Atem hörte, setzte dies voraus, dass Kaiba nicht sprach. Jonouchi mochte es, wenn Kaiba nicht sprach. Aber er war noch nicht fertig. „Außerdem“, er atmete nun selbst hörbar aus, schob mit den nächsten Worten endlich eine Last von sich, „hasst du Schokolade. Kein normaler Mensch hasst Schokolade. Ich kenne niemanden sonst, der Schokolade hasst!“ Es wurde beinahe unangenehm still zwischen ihnen. Einen Moment lang befürchtete Jonouchi, Kaiba hätte ganz aufgehört zu atmen, doch dann konnte er ihn wieder hören. „Woher weißt du, dass ich -“ Kaiba unterbrach sich, Jonouchi spürte eine Bewegung hinter sich und nahm an, dass er den Kopf schüttelte. Dann hörte er ein leises, unterdrücktes, doch zunehmend in den Vordergrund seiner Wahrnehmung rückendes Lachen. „Du legst dich mit mir an, du suchst die Konfrontation mit mir, nicht, weil ich dich wie Dreck behandele, sondern weil ich Schokolade hasse?“ „Du sagst das, als wäre es etwas Lächerliches.“ „Aber genau das ist es.“ Kaiba klang nun gefasster, wenn auch noch immer mehr als belustigt. „Ist es eben nicht. Du siehst das viel zu locker. Niemand hasst Schokolade. Es ist ein Verbrechen, Schokolade zu hassen!“ „Es ist viel mehr ein Verbrechen, dir noch länger zuzuhören, geschweige denn, dich weiter reden zu lassen“, bemerkte Kaiba kühl. „Weißt du überhaupt noch, was du redest oder hast du zu viel von dem Champagner bei der Voreröffnung getrunken?“ „Vielleicht war auch das Essen verdorben. Würde mich bei dir ja nicht überraschen“, gab Jonouchi giftig zurück. „Schokolade habe ich jedenfalls nicht gesehen. Auch keine Überraschung“, fügte er boshaft hinzu. „Jetzt wirst du albern.“ „Und was ist mit dir?“, gab Jonouchi angriffslustig zurück. „Du presst mich an diese Wand, als würdest du sonst was von mir wollen!“ „Als würde ich irgendetwas von dir wollen“, spöttelte Kaiba. „Schon gar nicht sonst was.“ „Dann lass mich gefälligst los!“ „Sag bitte, Jonouchi.“ „Bitte, Jonouchi.“ „Stell dich nicht dumm, du weißt, was ich meine.“ „Als ob ich dich darum bitten würde, mich loszulassen.“ „Du solltest lernen, wo du hingehörst.“ „Na bestimmt nicht zwischen dich und eine Wand. Ich bin kein Platzhalter.“ „Nein, viel eher ein Luftkissen.“ „Bitte?“ „Viel mehr als heiße Luft bist du doch nicht.“ „Kannst du nicht einmal bei einem Stromausfall aufhören, mich nieder zu machen, elender Geldsack?!“ „Was tut der Stromausfall zur Sache?“ „Kann man dich denn durch gar nichts aus dem Konzept bringen? Du glaubst nicht, wie froh ich bin, nicht in dein Gesicht sehen zu müssen!“ „Glaub mir, das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite.“ Sie schwiegen. „Ich ... fand es lustig“, sagte Jonouchi leise, nach einer Sekundenlang anhaltenden Stille. Kaiba, der ihm nicht mehr folgen konnte, fragte bloß: „Was?“ „Dir zuzuhören. Ich habe die Gespräche aufgeschnappt. Zufälligerweise stand ich in deiner Nähe.“ Jonouchi schloss die Augen, da es eh nichts änderte. „Ich dachte, Endlich bekommt er mal, was er verdient. Ich fand es fair, dass du auch erlebst, wie es ist, wenn alles schiefgeht. Unsereins, wie du es nennen würdest, erlebt das ständig. Ich zumindest.“ Nach dieser Vorlage erwartete er einen beißenden Kommentar Kaibas, doch der blieb aus. Er hatte die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des anderen und es wurde ihm erst jetzt bewusst. Er seufzte und seine Schultern sanken nach unten, er gab den Widerstand gegen Kaibas unnachgiebigen Griff auf. „Du weißt so gut wie ich, dass ich zu deinem Turnier eingeladen war, ich hab die Einladung sogar dabei. Du musst also gewusst haben, dass ich kommen würde. Du kennst mich, ich würde es mir nie entgegen lassen ... zu sehen, wie Yugi dich fertig macht.“ Es tat gut, Kaiba seinen einzigen bekannten Schwachpunkt neben Mokuba einmal schön unter die Nase zu reiben. Jonuchis Lippen hoben sich. „Heißt das“, begann Kaiba prüfend, „du wolltest nicht selbst gegen mich antreten.“ „Klar doch. Wenn wir aufeinander träfen würde ich dich unangespitzt in den Boden rammen. Niemand kann deine eigenen weißen Drachen so gut gegen dich verwenden, wie ich.“ Nun grinste er gegen die kalte Wand. „Aber wahrscheinlich wäre doch wieder irgendwas dazwischen gekommen. Was es auch ist, es geht doch immer schief.“ „Bist du gerade pessimistisch?“ „Du presst mich zu lange gegen diese Wand. Dein elender Realismus greift auf mich über und versaut mir den Optimismus.“ „Du wirst doch niemals realistisch.“ „Oh, dann drücke ich mir also gerade optimistisch das Gesicht an dieser Wand platt?“ „Jonouchi, versuch dich erst gar nicht an Rhetorik.“ Kaiba schwieg kurz. „Natürlich wusste ich, dass du kommst.“ Jonouchi horchte auf. „Ich habe festgelegt, wer an diesem Turnier teilnehmen darf.“ Jonouchi war schlau genug, Kaiba nicht ins Wort zu fallen. In der Dunkelheit war es einfacher, die Wahrheit zu sagen, er hatte es selbst gemerkt. Es wäre ebenso einfach gewesen, zu lügen, doch die Wahrheit lag mit einem Mal so ungewohnt nahe, wenn man sein Gegenüber dabei nicht ansehen musste. Wenn man wusste, dass der andere einen genauso wenig sehen konnte. „Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?“, fragte Kaiba, doch er wartete nicht auf eine Antwort. „Seit dem Schulabschluss ist beinahe ein halbes Jahr vergangen und so skurril es ist, es fehlt etwas, wenn man nicht tagtäglich von jemandem wie dir genervt wird. Ich habe schon oft befürchtet, ich würde vergessen, wie man dich nieder macht.“ Jonouchi lachte leise. „Ging mir genauso.“ Endlich lockerte sich Kaibas Griff um seinen Arm und er konnte sich wieder bewegen. Langsam drehte er sich um. Fast ein halbes Jahr ... „Ich hab dich im Fernsehen gesehen“, bemerkte er beiläufig. „Ich war so wütend, als ich deine neueste Werbung im Abendprogramm lief. Ich hab Honda mindestens fünf Minuten lang einen Vortrag darüber gehalten, dass jemand wie du es nicht verdient hätte und dass derjenige, der diese der für diese Werbung verantwortlich ist, vollkommen inkompetent gewesen sein muss. Ich bitte dich, wer hat sich diesen Slogan ausgedacht?“ „Ich.“ „Als ob ich es nicht geahnt hätte. Und wann bist du darauf gekommnen? Du musst ja einen echt schlechten Tag gehabt haben.“ „Kritisierst du mich gerade?“, fragte Kaiba lauernd. „Nein, ich mache dich fertig“, berichtigte Jonouchi. „Du bist nicht der Typ für Marketing. Lass das andere machen, entwickle lieber weiterhin deine Software.“ „Bist du qualifiziert, mir Anweisungen zu geben, Jonouchi?“ „Nein, aber ich bin qualifiziert, mich mit dir anzulegen. Und ich habe Nachholbedarf.“ Erschreckend, wie automatisch wir in alte Verhaltensmuster zurückgefallen sind. Als hätten wir darauf gewartet. Ohne einen Moment zu zögern hob er die Hand und streckte sie aus. Vor sich ertastete er Kaibas Mantel. Der Gedanke, ganz alleine mit Kaiba auf diesem dunklen Flur zu sein, erschreckte ihn nicht mehr. Sein Leben fühlte sich nicht mehr bedroht an. Das Mobiltelefon lag in Einzelteilen zu ihren Füßen. Er umschloss den Stoff des Mantels fest mit der Hand. Kaiba tat nichts, um ihn daran zu hindern. Bewegungslos verharrte er, als wartete er darauf, was Jonouchi tat. „Es hat mir auch gefehlt“, sagte Jonouchi schließlich. „Selbst so dumme Dinge beginnt man zu vermissen, wenn man sich an sie gewöhnt hat. Und ich hab mich an etwas so Dummes wie dich gewöhnt, Kaiba.“ Kaiba schwieg, doch das Ausbleiben einer Erwiderung war Antwort genug. Jonouchi lächelte in die Finsternis vor sich, in der Seto Kaiba stand und ihn, ohne es zu wissen, für einen Moment lang mit demselben Blick betrachtet hätte, wenn sie sich gesehen hätten. „Was hältst du davon, wenn du uns einen Schirm bringen lässt“, Jonouchi fuhr mit dem Daumen abwesend über den Stoff in seiner Hand, „wir dieses Fiasko von einer Eröffnung für heute hinter und lassen, uns eine kleinere, dafür aber funktionierende Duellarena in dieser Stadt suchen und unser eigenes kleines Turnier veranstalten.“ „Ich habe viel Arbeit zu erledigen. Ich muss das Turnier von Grund auf neu planen, außerdem verlangen viele Besucher ihr Geld zurück -“ „Als ob du nicht Abteilungen hättest, die dafür zuständig wären“, unterbrach Jonouchi ihn. „Überleg es dir, Kaiba.“ Er kicherte frech. „Nur wir zwei.“ „Das klingt wie ein Date, Jonouchi“, bemerkte Kaiba skeptisch. „Ach ja? Ich rede von einem unscheinbaren Duell zwischen zwei alten Rivalen.“ „Wir sind noch nicht einmal zwanzig, von alt kann da nicht die Rede sein. Außerdem bist du unter meinem Niveau. Wir wissen beide, wie das Duell enden wird.“ „Welches Duell?“ Nun wurde Kaiba ungeduldig. „Du hast doch gerade noch -“ „Ich dachte, du willst ein Date. Das war zwar nicht der Grund, weswegen ich ursprünglich mal an deinem Turnier teilnehmen wollte, Kaiba, aber wenn es das ist, was du willst ... Normalerweise bin ich ja nie für das, was du willst aber heute fallen offenbar viele Dinge aus dem Rahmen.“ „Ich gehe mit dir auf kein Date, Jonouchi. Ausgeschlossen.“ „Hat der große Kaiba etwa Angst?“ „Das tut nichts zur Sache, es geht hier ums Prinzip.“ Jonouchi wusste, dass sie so nicht vorankamen. Er war sich bewusst, dass Kaiba und er so bald nicht über diesen Flur hinaus kommen würden, doch er störte sich nicht daran. Etwas hatte sich für diesen Moment zwischen ihnen geändert, etwas, von dem er nicht wusste, ob es auch außerhalb dieser Dunkelheit des Flures existieren würde. Ihm war klar, dass es Kaiba auch bewusst sein musste, dass Kaiba sich vielleicht eben genau dieselbe Frage stellte und keine Antwort auf sie fand. Was Jonouchi zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass Kaiba und er noch mehr als zwei Stunden in diesem Flur verbringen würden. Zwei Stunden, in denen sich weitaus mehr zwischen ihnen ändern würde, als in diesen wenigen vergangenen Minuten. Worte würden gesagt werden, deren Aussprechen nachher halbherzig bestritten würde, Dinge getan werden, deren Ausüben nicht rückgängig gemacht werden konnte, denn sie würden Spuren hinterlassen. Jonouchi wusste auch nicht, dass er am Abend desselben Tages mit einem Schirm der Kaiba Corporation vor der Tür seines besten Freundes erscheinen würde, ein Grinsen auf den wund gebissenen Lippen, sowie einem Schal um den Hals tragend und mit der Rechnung für ein kaputtes, teures Mobiltelefon in der rechten Tasche seines Anoraks, auf deren Rückseite unscheinbar, in feiner Handschrift, eine Privatnummer notiert worden wäre. Er wusste es nicht, doch er würde es bald erfahren. Und im Nachhinein würde er es trotz Protest und Einwandes nicht bereuen. Meistens zumindest. Denn Jonouchi Katsuya war sich niemals vollkommen einig und würde es auch nie sein. Schon gar nicht mit Kaiba. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)