Unendliche Liebe von Rotkaepchen ================================================================================ Kapitel 1: By the way... ------------------------ Wie in Zeitlupe fielen die orange-gelben Blätter von dem Baum, der ganz ihrer Nähe stand. Niemand schien ihr Herz schreien gehört zu haben. Zusammen gekauert lag sie auf dem kalten, nassen Boden und starrte mit leerem Blick in den bewölkten Himmel. Ein kalter Windhauch berührte ihre nackten Füße. Jede Faser ihres Körpers schien erfroren zu sein. Sie hatte schon längst die Hoffnung aufgegeben, dass sie hier jemand finden würde. Es war nicht das erste Mal, dass sie ohne jegliche Erinnerung, an der vergangenen Nacht, irgendwo in der freien natur aufwachte. Jedoch waren dann immer ihre Klamotten zerrissen und mit irgendetwas befleckt, und von ihren Schuhen war keinerlei Spur. Aber dieses Mal war es noch merkwürdiger als sonst, denn nicht nur dass sie lauter Kratzer am Körper hatte sondern auch noch eine klaffende Wunde, die sich von ihrer linken Hüfte hoch bis zur Brust zog. Plötzlich hörte sie jemanden ihren Namen rufen. “Nathalie, Nate wo bist du?” Sie erkannte die Stimme sofort. “Miguel…”, hauchte sie hervor. Miguel und sie waren schon seid drei Jahren gut befreundet. Als er vor sechs Jahren in ihre Stadt zog und in ihrer Klasse kam, konnte sie ihn zuerst überhaupt nicht Leiden, das beruhte womöglich auf Gegenseitigkeit. Doch nachdem sie die Schule wechselte, verbesserte sich ihr Verhältnis zueinander. Sie verstanden sich immer besser und trafen sich öfters. Aber in letzter Zeit, seit Miguel seine neue Freundin hatte ist ihr Kontakt abgebrochen. In dieser Zeit begann es auch mit ihren nächtlichen “Ausflügen”. Sie hatte wirklich jeden erwartet der sie suchen würde, jeden bis auf ihn. Nun war er es der auf dem kleinen Hügel stand, von dem sie womöglich in der Nacht gestürzt war, und immer wieder ihren Namen rief. Sein Blick streifte über die ganze Landschaft und blieb bei Nathalie hängen. “Nathalie!”, stieß er erschrocken hervor und rannte auf sie zu. “Was ist passiert?”, fragte er sie panisch und zog sich dabei seine Jacke aus. “Ich kann mich an nichts erinnern…”, flüsterte sie. Er half ihr dabei ihren Oberkörper vorsichtig aufzurichten und legte seine Jacke wärmend über sie. “Du musst zu einem Arzt.”, meinte Miguel und sah dabei besorgt auf die Wunde. Nathalie wollte ihm widersprechen, doch er schüttelte nur den Kopf und hob sie hoch. Während er sie zum Auto trug, tadelte er sie. “Wenn deine Eltern erfahren, dass du einfach durch die Straßen ziehst… gerade jetzt wo immer wieder Leichen von Mädchen gefunden werden.” “Woher weißt du, dass ich nicht bis vorhin zu Hause war?”, nuschelte Nathalie als er sie auf die Rückbank seines Autos legte. Dann gab er ihr ein paar Socken und Schuhe von sich, die er noch zufällig im Wagen hatte. “Ich war bei dir und deine Eltern erzählten mir, dass du über Nacht bei Laura warst. Naja und ich habe Laura getroffen und sie sagte mir, dass du nicht bei ihr warst.”, erklärte ihr Miguel auf dem Weg zum Arzt. “Oh…”, hauchte sie. “(Wo war ich dann die Nacht über?)”, dachte Nathalie angestrengt nach. Doch ihr fehlten jegliche Erinnerungen an der letzten Nacht. Im Wartezimmer des Arztes meinte eine ältere Dame, dass heute Morgen wieder eine Mädchenleiche gefunden worden sei. “Sie soll schrecklich zugerichtet worden sein.”, redete die Frau weiter. “Das merkwürdige an ihr war, dass man ihr sogar die Augen ausgestochen hat.” Miguels Blick wurde etwas finster, doch Nathalie nahm an das er dieses Thema wie jeder andere Mensch genauso wenig hörte. “So was fürchterliches, warum tut denn niemand etwas dagegen.”, mischte sich eine andere Dame ein. “Ich habe schon angst meine Tochter am Helligen Tag raus gehen zu lassen.” Nathalies Kopf schmerzte als sie den Frauen zuhörte. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und kniff ihre Augen zu. Plötzlich spürte sie ein Hand auf ihrer Schulter und sie blickte auf. “Keine Angst dir wird nichts passieren, solange ich bei dir bin. Ich werde auf die aufpassen.”, meinte Miguel ernst. “Danke.”, nuschelte Nathalie. Dann wurde ihr Name aufgerufen und sie stand langsam vom Stuhl auf. Miguel stand ebenfalls auf und nahm ihre Hand. “Soll ich mit rein?”, fragte er. Nathalie nickte leicht und beide liefen gemeinsam in den Untersuchungsraum. Der Arzt fragte Nate woher sie diese Wunde hatte. Jedoch konnte sie sich immer noch an nichts erinnern und deshalb erfand sie eine billige Ausrede, mit der sich der Arzt auch zufrieden gab. Nachdem er sie verarztet hatte schrieb er ihr noch ein Rezept für eine Salbe auf. Miguel und Nathalie verließen dann die Praxis. Als sie dann in seinem Wagen saßen fing Miguel das Lachen an. “Warum lachst du?”, fragte Nathalie ihn verwirrt. “Das war doch niemals dein Ernst, dass du dir diese Verletzung durch einen Skateboardunfall zugezogen hast… ich meine… ich weiß zwar dass du nicht gerade gut fahren kannst, aber…”, Miguel konnte einfach nicht mehr vor lachen. “Und dieser Idiot von Arzt hat es dir auch noch geglaubt.”, sagte er nun wieder ernst. “Ich wüsste ja auch gerne woher ich diese Verletzung hab.”, murmelte sie eher zu sich als zu Miguel. “Soll ich dich jetzt nach Hause fahren oder kommst du noch mal mit zu mir und erzählst mir endlich was wirklich gestern passiert ist?”, fragte Miguel dann und fuhr los. “Ähm…”, stammelte Nathalie, doch sie hätte ihm sowieso nicht antworten müssen, da er eh schon auf dem Weg zu sich war. “Meine Mam ist arbeiten.”, meinte er als er bemerkte wie sie sich vorsichtig im Flur umsah. “Geh schon mal hoch, ich komme gleich nach.” Nate lief langsam die Treppe rauf, ging durch das Nebenzimmer und öffnete seine Zimmertür. Miguels Zimmer hatte sich seit ihrem ersten und letzten Besuch wenig verändert. Sie setzte sich auf das kleine Sofa und sah sich ein Foto, das auf seinem Nachttisch stand an. Darauf war er mit seiner neuen Freundin Marianne. Nate konnte dieses Mädchen einfach nicht ausstehen. Sie war klein, stark blondiert und ungefähr im selben alter wie Nathalie. Nach außen hin schien sie sehr nett zu sein, doch wenn man sie richtig kannte, wusste man wie hinterlistig sie war. Doch vor Miguel spielte sie immer den braven, schüchternen Engel. Nate wollte sich gerade das Bild genauer ansehen als Miguel ins Zimmer kam. Er hatte zwei Tassen Tee dabei und stellte sie auf dem Tisch ab. “Schönes Foto…”, meinte sie als er sich neben sie setzte. “Meinst du?”, sagte er mit einem komischen Unterton. Nathalie blickte ihn verwundert an, aber sagte darauf nichts. “Nate erzählst du mir jetzt was gestern passiert ist?”, fragte er wieder. “Ich würde es dir ja erzählen, aber ich kann mich an überhaupt nichts erinnern.”, meinte sie leise und starrte dabei auf ihre Füße. “Hm…”, kam es von Miguel und er ließ sich auf seinem Sofa zurücksinken. “Können wir über etwas anderem reden, bitte?”, fragte Nate und sah ihm dabei in die Augen. Diese eisblauen Augen, wie oft sie Nathalie schon angesehen hatten. “Gut.”, erwiderte er und überlegte. “Weißt du noch wo du das erste mal hier warst und was wir da gemacht haben?”, fragte Miguel sie grinsend. Seine Wangen hatten sich leicht rot gefärbt. “(Und ob ich das noch weiß)”, dachte sie. Nathalies Gesicht war nun so rot wie eine Tomate und sie nickte leicht. “Das war unser erstes Mal.”, flüsterte Miguel und sah dabei auf seine Hände. Dann herrschte eine Todesstille im Raum. Wenige Minuten später machte Miguel eine schnelle Bewegung. Nate wusste gar nicht wie es dazu kam, doch er küsste sie. Nachdem sich ihre Lippen lösten sah sie ihn geschockt an. “Miguel du hast eine Freundin!”, stammelte sie und wischte sich dabei über den Mund. “Eine Freundin ist ein Grund, aber kein Hindernis.”, meinte er und beugte sich über sie. “Wenn du nicht verletzt wärst würde ich das selbe machen, wie das letzte mal als wir zwei alleine hier waren.”, flüsterte er ihr ins Ohr. Nate wollte ihn von sich runter stoßen doch er hielt ihre Handgelenke leicht fest. “Was soll das?”, fragte sie ihn wütend. “Beruhig dich. Ich erkläre dir alles.”, sagte er ruhig, küsste Nathalie auf die Stirn und setzte sich wieder normal hin. “Wo soll ich Anfangen…”, sagte Miguel nachdenklich. “Gut ich sage es einfach wie es ist. Ich brauche deine Nähe. Ich liebe es deine Stimme zu hören und ich würde für dich sogar die Welt anhalten. Als unser Kontakt abgebrochen ist, ist es mir täglich immer deutlicher geworden. Ich habe jeden Tag unsere gemeinsame Zeit vermisst…” “(Meint er das jetzt wirklich ernst.)”, fragte sie sich. Er sah sie traurig an und sagte schnell: “Ich weiß, dass das komisch rüber kommt, doch als ich dich heute so gefunden habe, hat es mich innerlich zerrissen.” Nate wusste nicht was sie sagen sollte und starrte ihn nur fassungslos an. Dann um die unangenehme Situation zu vergessen wollte Nathalie ihren Tee trinken. Sie griff die rechte Tasse. “Nein, das ist meiner. Ähm da ist sehr viel Zucker drin.”, er nahm die linke Tasse und reichte mir diese. Miguel räusperte sich und trank dann seinen Tee auf einmal leer. Doch plötzlich versteinerte sich sein Gesichtsausdruck, da sein Handy klingelte. Miguel holte es aus seiner Hosentasche und blickte es böse an. “Sorry ich geh schnell mal…”, meinte er und verließ sein Zimmer. Nathalie konnte sich schon denken wer dran war, aber als er Mariannes Namen nannte wurde ihre Vermutung bestätigt. Als er nach fünf Minuten immer noch draußen war und telefonierte, beschloss Nate zu gehen. Sie trank nur noch schnell ihren Tee und ging dann zur Tür. Sie wollte zwar nicht wirklich lauschen, doch was sie hörte ließ sie in ihrer Bewegung erstarren. “… I just love you.”, flüsterte Miguel. In ihr stieg pure Wut hoch. “(Hatte er mir nicht eben noch seine Liebe gestanden und jetzt kommt so was!)”, dachte sie wütend. Nate riss die Tür auf und rannte an ihm vorbei. Doch Miguel packte sie und fragte: “Was ist? Warum hast du es so eilig?” Sie stieß ihn von sich und schrie ihn an. “Du Lügner! Ich hätte es dir beinahe geglaubt, dass du mich liebst. Aber ich hätte so schlau sein müssen und mir denken können dass du immer bei deiner “hübschen” Blondine bleibst!” “Nein du verstehst da was falsch. Das war nicht Marianne am Telfon.”, versuchte er sie zu beruhigen. “Ach dann hast du also noch eine?”, doch schon bei den Namen Marianne drehte Nate völlig durch. In ihrem Kopf fing es an stark zu Pochen und sie spürte wie das Blut durch ihren Adern floss. Lauter Erinnerungen schossen durch ihren Kopf. Sie sah vor sich die toten Mädchen und stellte fest, dass viele einmal mit Miguel zusammen waren. Jedes einzelne Mädchen rannte schreien und um ihr Leben flehend weg. Nathalie hielt sich den Kopf und sank in die Knie. “Was soll das…”, nuschelte sie und sah Miguel erschrocken an. “Hast du sie etwa…?”, fragte sie doch Miguel schüttelte den Kopf. Dann erschienen noch mehr Bilder, die ihr zeigten wie die leblosen, mit Blut befleckten Mädchen und Nathalie selbst wie sie, sie gerade zerstückelte. Plötzlich berührte Miguel Nate an der Schulter und sah sie besorgt an. “Ich war es…”, hauchte Nathalie. “Ich weiß…”, meinte er ruhig. “Du weißt überhaupt nichts.”, brüllte sie ihn auf einmal an und schlug seine Hand weg. “Doch ich weiß, dass du sie umgebracht hast.”, meinte er leise. “Aber… aber… warum hast du mich nicht der Polizei ausgeliefert?”, stammelte Nate und lief ein paar Schritte rückwärts. “Keine Angst ich erzähl es keinem.”, Miguel kam langsam auf sie zu. Doch in Nathalie brach Panik aus. Sie packte die Schere die auf dem Bücherregal lag und drohte ihm. “Komm nicht näher!” “Nate mach keinen Scheiß! Ich…”, Miguel stoppte mitten im Satz und bekam einen Hustanfall. Nathalie wollte die Gelegenheit nutzen um zu verschwinden, bis sie plötzlich sah, dass er Blut spuckte. Er sank in die Knie und atmete schwerer. “Verdammt… noch nicht jetzt.”, röchelte er. “Miguel…2, japste Nate und rannte auf ihn zu. Dabei stolperte sie und fiel zu Boden. “Nathalie pass auf!”, brüllte Miguel. Doch es war schon zu spät. Sie hatte sich bei dem Sturz selber die Schere in den Brustkorb gerammt. Miguel stützte sich vom Boden ab, lief so schnell er noch konnte auf Nate zu und drehte sie vorsichtig um. Ein dunkelroter Fleck breitete sich immer weiter auf ihrem kaputten Oberteil aus. “Nein… nein… verdammt.”, murmelte er mit Tränen in den Augen und zog die Schere raus. Nathalie stöhnte vor Schmerzen auf. “Warum machst du das, obwohl du weißt dass ich ein Mörder bin?” “Na weil ich dich Liebe, Dummerchen.”, schniefte er. “Aber du sagtest doch zu Marianne…”, hustete Nathalie und etwas Blut lief dabei aus ihrem Mundwinkel. “Nate erinnere dich an gestern Nacht. Sie war es die du als letztes umgebracht hast…”, erklärte Miguel. “Was? Aber wieso weißt du das?”, fragte sie ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht. “Ich habe dich dabei erwischt!”, meinte er trocken. “Wieso hast du mich nicht aufgehalten?”, schluchzte nun Nate. “ich weiß es nicht…. Doch als du mich gesehen hattest bist du auch sofort weggerannt. Ich habe dann Mariannes Leiche im Wald versteckt und gehofft niemand würde sie finden. Danach hab ich mich dann auf die Suche nach dir gemacht.” Nate starrte ich geschockt an. “Mit wem hast du dann vorhin telefoniert?” “Mit meiner Mutter. Sie wollte wissen ob Marianne gestern noch hier war. Doch das ist jetzt egal. Mir war Marianne egal. Das einzige was mir im Moment wichtig ist bist du…” Doch auf einmal bekam er wieder einen Hustanfall. Miguel spuckte immer mehr Blut. Doch davon bekam Nathalie nichts mehr mit, da sie durch den Blutverlust Ohnmächtig geworden war und dann für immer ihre Augen schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)