Rapunzel, Rapunzel, schmeiß den Donut runter! von szymzickeonee-sama ================================================================================ Kapitel 1: Rapunzel, Rapunzel, schmeiß den Donut runter! -------------------------------------------------------- Rapunzel – Tenten Prinz – Neji Hexe(er)/böse(r) Alte(r) – Kankuro In Gastrollen: Ino, Shikamaru ~*~*~ Eines musste er sich eingestehen. Ein bisschen Abwechselung hatte er nötig. Aber gleich einen Kugelschreiber gegen den Kopf zu bekommen? Das war dann doch zu viel des Guten! Wütend blickte er nach oben. Da saß dieses hübsche, brünette Mädchen und war ziemlich rot im Gesicht. Ob sie absichtlich den Kugelschreiber nach ihm geschmissen hatte? So schnell, wie sie sich jetzt verzog, bestimmt! Neji grummelte vor sich hin. Mit der Zeitung unter dem einen Arm, und einem Donut in der anderen Hand ging er missgelaunt weiter. »Ino verdammt!«, zischte Tenten ihre Kollegin an. »Warum zum Teufel hast du das gemacht?!« Ino grinste schelmisch. »Komm schon, dein Mister Right geht jeden Tag unter diesem schönen Fenster vorbei, und du traust dich nie, ihm was zuzurufen oder so. Da muss ich als deine Freundin die Sache doch wohl mal in die Hand nehmen.« »Er ist nicht mein Mister Right!« murmelte Tenten. »Aber natürlich ist er das…« setzte Ino an, doch sie wurde jäh unterbrochen. »Miss Yamanaka, Miss Ama. Währen sie so freundlich UND WÜRDEN SICH WIEDER AN IHRE ARBEIT SETZEN?!« »Jawohl, Mister Sabakuno. Sofort, Mister Sabakuno!« kam es im Chor von den beiden verängstigten Frauen. Ihr griesgrämiger Chef schnaubte kurz und wandte sich ab. »Und der Kerl ist doch dein Traummann«, flüsterte Ino, während sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte. »Was dir noch lange nicht das Recht gibt, ihn mit Kulis zu bewerfen!«, zischte Tenten zurück. Neji knallte die Tür zu seinem Büro zu, ließ die Zeitung auf den Tisch fallen und sich selbst in den gemütliches Sessel. Warum zum Teufel kam diese Brünette auf die Idee, ihm einen Kuli an den Kopf zu schmeißen? Hatte er ihr etwas getan? Nein. Nicht das er wüsste. Er kannte sie ja noch nicht mal. Gut, er hatte sie schon zwei, drei Mal gesehen, wie sie an dem Fenster saß. Aber es war ja wohl kein Verbrechen eine Frau anzusehen, die aus dem Fenster starrte, oder? Mit einem Tastendruck rief er den Computer aus dem Stand-By und machte sich an die Arbeit. Was sollte er sich weiter mit dieser Frau beschäftigen? Tenten schaute nervös auf die große Uhr am anderen Ende des Raumes. Zehn Uhr und vierzehn Minuten. Um viertel nach zehn ging ihr »Traummann«, wie Ino es ausdrückte, immer unter ihrem Fenster vorbei. Auf dem Bürgersteig, meist alleine, da um diese Zeit wenige Menschen unterwegs waren. Hoffentlich kam er heute auch. Noch dreißig Sekunden. Er war immer pünktlich, aber würde er sich überhaupt noch unter ihrem Fenster vorbei trauen? Tenten spähte aus dem Fenster. Ja, dahinten kam er! Ohne Zeitung und ohne den obligatorischen Donut. Natürlich. Er war ja auch gerade erst auf dem Weg zum Bäcker um die Ecke, um sich beides zu holen. Und dann, um zehn Uhr und sechzehneinhalb Minuten, würde er wieder hier vorbei kommen. So wie gestern, als Ino ihn mit dem Kuli beschmissen hatte. Tenten seufzte. Sie war froh, dass ihre Kollegin gerade auf dem Klo war und daher nicht mitbekommen würde, was sie jetzt tat. Leise, um Kankuro Sabakuno – ihren Chef – nicht im Nebenraum auf sich aufmerksam zu machen, stand sie auf und beugte sich leicht aus dem Fenster. Bei dem leisen Pfiff zuckte Neji kurz zusammen. War er gemeint? Sein Kopf ruckte in die Höhe. Es schien so, als wäre wirklich er das Objekt der Begierde. Ihre offenen langen Haare hingen weit aus dem Fenster heraus. Wenn sie stehen würde, gingen ihr die braunen Strähnen bestimmt bis über den Po. Aber all das interessierte Neji gerade gar nicht. Was war mit ihr los? Erst schmiss sie einen Kuli nach ihm, und jetzt pfiff sie ihm hinterher? Konnte die gute Frau sich mal entscheiden? Tenten hatte gewartet, bis der Schwarzhaarige direkt unter ihrem Fenster stand, und hatte dann versucht, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Und etwas anderes als Pfeifen konnte sie nicht. Jetzt zog sie vorsichtig die Tüte aus ihrer Tasche, und hielt sie aus dem Fenster. Wie erwartet hielt der Mann automatisch die Hände zum auffangen bereit. Lächelnd ließ Tenten fallen, was sie gehalten hatte und winkte noch kurz, bevor sie sich schnell wieder an ihren Platz setzte. Neji war zu Recht sprachlos. Die Frau schien irgendein Problem mit dem werfen zu haben. Was war es diesmal, dass er es sogar auffangen sollte? Der Inhalt eines Katzenklos? Überraschenderweise hielt er nun eine Tüte seines Stammbäckers in der Hand. Neugierig öffnete er sie und schnupperte. Ein Donut! Ein Donut mit Schokoladenüberzug und bunten Streuseln! Ah… Wie er diese Teile liebte. Aber da war noch etwas in der Tüte. Ein kleiner Zettel. Tut mir Leid wegen dem Kuli. Und leider wusste ich nicht genau, welche Zeitung sie lesen. Neji konnte nicht anders, als zu grinsen. Irgendwie war diese Frau doch ganz süß… Heute würde er sich keine Zeitung mehr holen. Einen Tag konnte er getrost darauf verzichten. Er drehte sich um und hob, ohne hoch zu blicken, kurz die Hand, als Geste des Dankes. Er wusste genau, sie hatte ihren Späherposten noch nicht aufgegeben. Tentens Herz klopfte fast schon hörbar in ihrer Brust. ER hatte sich bedankt. »Nana, du wirst doch nicht etwa rot, Tenten?« Eine grinsende Ino hatte sich hinter ihre Kollegin gestellt. »I-ino!« »Ich hab’s genau gesehen, Tenten. Du hast mit diesem heißen Typen geflirtet. Zettelchen schreiben kommt wieder in Mode. Was stand drauf?« »Das geht dich nichts an!«, murmelte die Brünette und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. »Ich werd’s schon noch herausfinden…«, flötete Ino daraufhin und setzte sich ebenfalls an ihren Platz. »Miss Yamanaka…« Beide Frauen zuckten bei der bedrohlichen Stimme zusammen. »Ich wäre ihnen sehr verbunden, WENN STATTDESSEN MAL MEINE UNTERLAGEN DEN WEG IN MEIN BÜRO FINDEN!« »Ja, Sir, sofort!«, quiekte die Blondine und wuselte mit einem Stapel Papiere in Richtung 'Tor zur Hölle'. Den Brief in seiner Hand studierend war Neji auf dem Weg zum Büro seines Geschäftspartners Shikamaru Nara. Ohne anzuklopfen, öffnete er die Tür und trat ungefragt ein. Wie zu erwarten schnarchte sein Partner friedlich. Neji klatschte den Wisch geräuschvoll auf den überladenen Schreibtisch, und dessen Inhaber ruckte irritiert auf. »Hm?« »Der Brief ist totaler Schwachsinn«, begann Neji das Gespräch ohne Einleitung, »Wer hat den Scheiß geschrieben?« »Ich«, murrte Shikamaru nach einem kurzen Blick auf jenen Brief. Neji sah sich dazu veranlasst, die Augen zu rollen, jedoch ließ seine stoische Maske dies nicht zu. »Du brauchst dringend eine neue Sekretärin.« »Ach… du nicht?« Beide Männer ließen sich zu einem synchronen Seufzen herab. »Wie dem auch sein. Überarbeite das lieber noch mal. Ich glaube, unsere Klientin will keinen Scheißungsvertrag, sondern einen Scheidungsvertrag…« Ohne weiteren Kommentar verzog sich Neji wieder in sein eigenes Büro. Es war zum Mäuse melken. Ohne eine Sekretärin waren sie aufgeschmissen. Es war nun schon zur täglichen Gewohnheit geworden, dass Tenten um exakt zehn Uhr und vierzehn Minuten am Fenster saß und nach draußen schielte. Dass sie dabei auch fast immer einen Donut knabberte, hatte ihr anfangs komische Blicke von Kankuro, und ein fieses Grinsen von Ino eingebracht. Inos Grinsen war geblieben, Kankuro interessierte sich jedoch nur dafür, dass seine beiden Sekretärinnen gut arbeiteten. Auch Neji hatte es sich zur Gewohnheit gemacht – neben dem morgendlichen Spaziergang zum Bäcker – die Brünette immer zu grüßen, wenn er sie sah. Auf dem Hin- und Rückweg! Natürlich war es Shikamaru nicht unentdeckt geblieben, dass sein Partner nicht nur mit Donut und Zeitung, sondern auch mit guter Laune wieder kam. Er würde aber niemals riskieren, diese zu verderben, und sich den Zorn des Hyuugas aufzubürden, indem er fragte, was der Auslöser dafür war. Ino hingegen hatte keinerlei Hemmungen, Tenten voll zu plappern, mit dem, was sie 'Flirt-Tipps' nannte. Die Blondine drängte Tenten auch geradezu, mehr über den 'Traummann' herauszufinden, was ja bei weitem nicht einfach war. Schließlich wusste keiner von beiden den Namen des jeweils anderen. Auch wenn Tenten hoffte, Ihn zufällig in der Stadt beim einkaufen zu sehen, waren ihre Chancen doch schwindend gering. In einer so großen Stadt lief man sich nicht einfach so über den Weg. Außerdem ermöglichten ihre Arbeitszeiten nicht gerade viel Freizeit. Neji ertappte sich ebenfalls manchmal dabei, wie er braunhaarige Frauen einer kritischen Musterung unterzog, immer mit der Frage im Hinterkopf, ob sie es seien könnte. Verdammt, verdammt, verdammt! Wieso musste ihr Chef sie nur um kurz nach zehn zwei Stockwerke nach oben schicken, um dort nach Kaffeepulver zu fragen? So würde sie noch ihren allmorgendlichen Gruß verpassen, auf den sie sich immer wie ein Kleinkind freute! Irgendwas würde an diesem Morgen noch passieren, dessen war sich Neji sicher. Erst hatte er beim Frühstück gekleckert und hatte sich umziehen müssen, und dann – gerade als er die Haustür geschlossen hatte - war ihm aufgefallen, dass er zwei unterschiedliche Socken anhatte. Das war gewiss nicht sein Tag heute. Allerdings würde ihn das strahlende Lächeln der brünetten Fensterschönheit bestimmt wieder aufmuntern. Ganz bestimmt. Das Problem war nur, dass sie nicht da war. Das Fenster war heute zwar offen, aber es saß niemand am Platz dahinter. Vielleicht war sie krank? Oder hatte Urlaub? Resignierend senkte er das Haupt und schlurfte langsam weiter. Sein Tag war so was von im Eimer, schlimmer konnte es gar nicht kommen. Oh, verdammt! Wenn diese dumme Pute sich nicht beeilte, würde sie ihn noch nicht einmal sehen, wenn er von der Bäckerei zurückkäme! Ungeduldig trat Tenten von einem Fuß auf den anderen. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie lange konnte man denn brauchen, um nachzusehen, ob noch Kaffee da war?! Wenigstens hatte er noch den letzten Donut mit Schokoladenglasur und Zuckerstreuseln bekommen! Ein schwacher Trost, zugegeben. Aber was sollte er machen? Weiter vor sich hin sinnierend trat er den Rückweg an. Er würde die Brünette zu gerne kennen lernen. Aus Frauen hatte er sich bis jetzt nicht viel gemacht, ab und an war er mit einem Exemplar dieser Spezies ausgegangen, doch wirklich interessiert hatte ihn keine davon. Bis jetzt. Er musste sich wirklich eingestehen, dass sie ihn faszinierte… sie war einfach – Es war doch nicht zum Aushalten! Da hatte diese Tusse jetzt ewig gebraucht, um herauszufinden, dass Kaffee da war, und jetzt machte sie noch ein Brimborium darum, wie viel Tenten denn gerne hätte! Manche Menschen waren einfach furchtbar! Ihren Traumprinzen konnte Tenten sich für heute an den Hut stecken. Der Schwarzhaarige war bestimmt schon längst weg. Ob er sich Sorgen um sie gemacht hatte? Sich fragte, wo sie heute war? Ein nahezu Ohrenbetäubender Lärm erscholl in Form des Zerschellens eines Blumentopfes – direkt vor Nejis Füßen. Einige Passanten kreischten, sprangen in die Höhe oder starrten den jungen Mann an, der fassungslos und betäubt stehen geblieben war. Plötzlich fuhr Leben in ihn, und sein Kopf ruckte nach oben. Das Fenster war geschlossen, doch dahinter konnte er die Schemenhafte Gestalt eines braunhaarigen Mannes erkennen, der ihn mit unverhohlenem Abscheu musterte. Für Neji bestand kein Zweifel, dass er hier eben nur knapp einem Anschlag – so komisch es sich auch anhörte – entkommen war. Das war kein Zufall gewesen. Es war kein Zufall, dass er direkt unter dem Fenster der Brünetten stand. Und sein deutlichster Hinweis darauf war das diabolische Grinsen auf dem Gesicht des Mannes, der sich nun langsam vom Fenster entfernte. Als hätte jemand den Ton wieder angestellt, wurde Neji von ein paar Passanten zugetextet, die sich um sein Wohlbefinden sorgen. Ob er denn auch nichts abbekommen hatte? Neji bedankte sich höflich, erklärte, dass nichts passiert sei, und ging seinen Weg weiter. Innerlich jedoch war er nie aufgewühlter gewesen. Ino hatte die Hände vor den Mund geschlagen und starrte ihren Chef fassungslos an. Kankuro drehte sich mit einem eiskalten Blick und fiesem Lächeln zu der Blondine um, und ließ sie wortlos stehen. Tenten fluchte leise vor sich hin, als sie das Büro betrat, huschte schnell in die Küche, die erstarrte Ino nicht bemerkend, und setzte eine Kanne Kaffee auf. »Mist! Jetzt hab ich ihn verpasst! Uhh… hoffentlich ist er nicht sauer oder so… Ino? Ist irgendwas?« Normalerweise interessierte es Shikamaru herzlich wenig, wenn Neji schlecht drauf war – solange er die Kundschaft gut behandelte. Normalerweise hielt er sich aber auch nicht im Vorraum auf, und sah, wie der Hyuuga hineinstürmte, zielsicher am nicht besetzten Schreibtisch - der nicht vorhandenen Sekretärin – aneckte, schließlich stolperte und ihn – seinen Kollegen – vollkommen übersah. »Neji? Ist irgendwas passiert?« »Nein! Nein, das… das hat er nicht…!« »Guck doch aus dem Fenster, verdammt!«, zischte Ino wütend, vollkommen aufgelöst und mit Tränen in den Augenwinkeln. Das tat Tenten auch. Sie riss das Fenster so heftig auf, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn die Scheibe zu Bruch gegangen wäre. Aber das interessierte sie gerade herzlich wenig. Unten, auf dem Bürgersteig lag die Topfpflanze - die normalerweise die Fensterbank zierte – in einem zersplitterten Blumentopf und mit Erdbrocken garniert. Einer der unteren Ladenbesitzer machte sich gerade daran, alles aufzukehren und in den Müll zu schmeißen. Tenten vollbrachte eine Kehrtwendung und rauschte mit zornigem Gesichtsausdruck in das Büro ihres Chefs. »Miss Ama, was kann ich für sie tun?«, kam es glatt von Kankuro, der die Brünette hochnäsig musterte. »Ich kündige!« »So?«, näselte ihr Chef und stand auf. »So weit ich informiert bin, läuft ihr Vertrag noch bis Ende dieses Monats.« »Dann werden sie mich nächsten Monat nicht mehr hier sehen!« Sie drehte sich mit Schwung um und knallte die Tür hinter sich mit Wucht zu. Kankuro schnaubte und setzte sich wieder auf seinen Stuhl, als die Tür noch einmal geöffnet wurde. »Ich ziehe es vor, Miss Ama nachzueifern. Betrachten sie das als mündliche Kündigung. Ich werde mich im nächsten Monat auch nicht mehr hier blicken lassen.« Ino zog sich noch einen finsteren Blick zu, bevor sie die Tür – diesmal leise – hinter sich schloss. »Okay… der Kerl hat sie nicht mehr alle… Soll ich dir ein Anzeigeformular holen?« »Ich weiß doch nicht mal, wer der Typ ist«, grummelte Neji, der zur Beruhigung eine Tasse Tee von Shikamaru in die Hand gedrückt bekommen hatte, und jetzt daran nippte. »Als ob das ein Problem wäre… Dann stattest du ihm morgen einen Besuch ab. Weißt ja, wo du ihn findest.« Neji starrte auf den dampfenden Tee in seiner Tasse, »Nein. Das ist unter meinem Niveau.« »Stimmt auch wieder…«, seufzte Shikamaru. »Was machen wir wegen unserem Sekretärinnen-Problem? Wir könnten mal eine Anzeige in der Zeitung schalten.« Sein Kollege zuckte nur mit den Schultern und nahm einen weiteren Schluck aus der Tasse. Hätte sie bloß nicht auf Ino gehört. Knapp eine Woche war es nun schon her, dass sie beide keine Arbeit mehr hatten. Zumindest eine von ihnen sollte lieber schnell etwas finden, sonst würden sie ihre gemeinsame Wohnung nicht mehr lange halten können. Aber deswegen verfluchte Tenten die Blonde nicht. Nein. Ino hatte sie dazu überredet, ihrem Mister Perfekt doch aufzulauern, und das Ganze zu erklären. Seit jenem Zwischenfall hatte Tenten ihn nicht wieder unter ihrem Fenster vorbei gehen sehen. Einmal meinte sie, ihn auf der anderen Straßenseite entdeckt zu haben, aber sicher war sie sich nicht. Und heute hatte Ino sie um kurz nach zehn hier abgestellt und ihr eingetrichtert, sie sollte diese Chance gefälligst nutzen, während 'frau' sich um einen Job bemühte. Nun stand Tenten hier, starrte blicklos ihr ehemaliges Fenster von der anderen Straßenseite aus an, aufgrund der leisen Vermutung, dass der Schwarzhaarige hier vorbei kommen würde. Sie seufzte tief, nahm die Handtasche von der rechten Schulter, und schob sie auf die linke, schlug den Kragen ihres Mantels auf. Konnte sie noch deutlicher machen, dass sie nervös war? Obgleich dieses Zwischenfalls hatte Neji seine Gewohnheit, sich einen Donut und die tägliche Zeitung zu holen, nicht abgebrochen. Wie jeden Tag stiefelte er durch die Straße - nur auf der anderen Seite. Jeden Tag hatte er einen kurzen Blick auf das schicksalhafte Fenster geworfen, die Brünette aber nicht mehr gesehen. Die Hände in den Taschen und den Kopf gesenkt dachte er darüber nach, dass Shikamaru bestimmt nicht begeistert sein würde, dass er sich um die Bewerberin heute alleine kümmern musste. Aber Neji konnte seinen kleinen Hoffnungsschimmer, die Fensterschönheit noch einmal zu sehen, nicht verblassen lassen. Auch wenn es noch so unwahrscheinlich war. In einer so großen Stadt lief man sich nicht einfach so über den Weg Tenten starrte den Schwarzhaarigen vor sich an, den Fleisch gewordenen Traum ihrer geheimsten Wünsche und versank in seinen Augen. Wieso war ihr noch nie aufgefallen, wie wunderschön diese beinahe weißen Iriden waren? Wieso hatte er nie diese dunkelbraune Wärme in ihren Augen entdeckt? Neji war fasziniert von der detailgetreuen Realität seiner Tagträume, und versuchte alles in sich aufzusaugen, dass ihr Wesen ausmachte. »Hi.« Shikamaru beäugte kritisch die Blondine vor sich. Nur weil sie gut aussah, sollte das ja nicht gleich heißen, dass er sich für sie interessierte, oder? »Womit kann ich Ihnen helfen?« »Oh, ich bin für das Vorstellungsgespräch hier. Ich habe mich bei einem gewissen Mister Hyuuga um die Stelle als Sekretärin beworben, die in der Zeitung ausgeschrieben war, er sagte mir, ich sollte um zehn Uhr fünfzehn hier sein.« Shikamaru stöhnte innerlich. Das konnte doch nicht wahr sein! Da ließ Neji ihn einfach im Unklaren über soetwas! Geplant, ganz sicher, denn sein Kollege vergaß sonst nie irgendwas. »Ich nehme doch richtig an, dass Sie Mister Nara sind, oder?« »Ja…«, kam es gedehnt von dem Brünetten hinter dem Schreibtisch. Zumindestens war sie keine neue Kundin. »Nun, ich weiß, dass es durchaus nicht den üblichen Maßstäben entspricht, aber ich habe nicht nur meine Bewerbungsunterlagen, sondern auch die einer guten Freundin mitgebracht - die leider verhindert ist – aber ich versichere Ihnen, wir haben schon länger in diesem Beruf gearbeitet, und können auch mit Zeitdruck – « Die Blondine wurde vom jähen Piepsen des Faxgerätes unterbrochen, und diesmal stöhnte Shikamaru laut auf. »Haben Sie noch was vor?«, wandte er sich genervt an die Bewerberin. »Nein. Wollen sie mich loswerden?«, fragte diese zickig. »Nein. Sie dürfen ihre Probearbeit gleich absitzen. Dieser Schreibtisch-« Er schlug mit beiden Handflächen auf das Möbelstück vor ihm, während er aufstand, »steht zu ihrer freien Verfügung. Pause gibt’s dann, wenn grad' nix zu tun ist, und Kaffee dürfte noch lauwarmer in der Küche sein.« Die gute Frau starrte ihn perplex an. »Was?« »Ah, richtig!« Shikamaru, welcher sich schon auf den Weg in sein Büro gemacht hatte, drehte sich noch mal um. »Ihre Freundin soll am besten so schnell wie möglich hier aufkreuzen - bisher hat sich nämlich noch niemand gemeldet – und die Garderobe ist da vorne Miss… ähm… Wie war der Name gleich?« »Yamanaka. Ino Yamanaka«, hauchte sie verunsichert. »Gut. Sie ähm… können mich ruhig duzen. Shikamaru.« Er hielt ihr kurz die Hand hin, die sie aus reinem Reflex schüttelte, verschwand dann endgültig in seinem Büro und ließ die irritierte Ino zurück. Shikamaru seufzte leise. Er hatte noch nie ein Bewerbungsgespräch geführt, dementsprechend besaß er auch keine Erfahrung. Neji sollte sich bloß nicht beschweren, eigentlich wäre das nämlich sein Job gewesen. Die Zeit schien stillzustehen, während Tenten und Neji sich gegenüberstanden, und keiner von beiden ein Wort sagte. Tenten lächelte unsicher und Neji wirkte weggetreten. »Hi«, murmelte Tenten ein weiteres Mal. Neji nickte nur stupide. »Kaffee?«, brachte er krächzend heraus. »Gerne«, antwortete sie schüchtern. Beide blickten sich in die Augen und bewegten sich keinen Zentimeter. »Neji. Neji Hyuuga«, brachte er schließlich tapfer heraus und streckte ihr seine Hand entgegen. »Tenten Ama.« Sie streckte ihre Hand aus und legte sie mehr in seine, als dass sie diese schüttelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)