Rebell von MrsApplepie ================================================================================ Kapitel 1: Breit ---------------- Unser erstes Treffen war sehr nass, das weiß ich noch. Ich kam gerade aus der Bar, in der -wie so oft- nicht die Musik gespielt wurde, die ich so liebte: Punk. Nicht Johnny Rotten dröhnte dort aus den Boxen, sondern irgend eine schrille Frauenstimme, die angeblich ach-so-berühmt und in den Charts anzutreffen sei. Wie wenig mich das interessierte. Natürlich hab ich das ein oder andere Mal schön Kritik geübt, nachgefragt, ob man nicht wenigstens ein paar Lieder abspielen könne, die meinen Lebensstil widerspiegeln, doch wurde ich jedes Mal abgewiesen. Wenn es nicht die einzig gute Weggehmöglichkeit in der Stadt gewesen wäre und dort nicht extrem leckere Spirituosen serviert worden wären... wer weiß, ob ich den Laden nicht schon längst angezündet hätte. Angetrunken torkelte ich also um gut zwei Uhr morgens aus diesem Antipunkschuppen. Mein Magen drehte sich ungewöhnlich stark an diesem Abend und so kam es, dass ich mein zum Mittag verspeistes Käsebrötchen nur einige Hecken weiter mit gemischten Gefühlen wiedersah. Kurze Zeit darauf begrüßte ich auch einen Teil eines Gemüseauflaufs. Zu meinem Unglück fing es dann auch noch an zu regnen und meine geliebte Lederjacke bat mir nicht genügend Schutz und Wärme vor der Kälte und Nässe, somit sollte mir nichts anderes übrig bleiben, als entweder erstens: alleine irgendwie nach Hause zu finden und dort auf meinem wunderbar hässlichen Schlafsofa meinen Rausch auspennen, oder zweitens: nochmals zurück in meine Lieblingshassbar zu wanken, mich dort wieder den Tresen zu setzen, mir erneut einen Wodka zu bestellen und mir -wie jedes Mal- von Stefen anhören zu müssen, dass ich ja im Grunde viel zu jung für Alkohol wäre, er mir aber ja auch nur noch heute einen Wodka ausschenke, weil ich ja ach-so-sozial wäre, da ich ihm vor einiger Zeit mit einer Gruppe betrunkener Rowdies geholfen hatte. Dann würde ich mit Sicherheit noch in irgendeiner Diskussion hineinverwickelt, wieso die Jugend von heute denn bloß so vom rechtem Weg abgekommen wäre und "sich so verunstalte", so wie ich es angeblich tun würde. Diese beiden Möglichkeiten sprachen mich wirklich mehr an, als hier im Regen zu stehen, mit Erbrochenem zu meinen Füßen und den verhassten Blicken der Vorbeigehenden im Nacken. Letztlich entschied ich mich dann für die Variante Numero Zwei. Doch gerade, als ich die ersten Versuche startete, wieder in Richtung meines Ziels zu gelangen, gaben meine Beine nach und mit einem "Plumps" landete ich auf meinem Hintern. Leider nun zur Hälfte in meinem Mittag sitzend starrte ich vor mich und verfluchte alles und jeden. Was war denn heute nur los? Ich versuchte mich wieder aufzurappeln, doch mein Körper war einfach zu träge. Ich seufzte leise auf, mein Kopf wand sich dem Boden zu. Sollte ich also meine Nacht im Regen verbringen, umgeben von Zigarettenstummeln, Kotze und Hundescheiße? Die Antwort lautete 'Nein', denn als ich meinen dröhnenden Kopf wieder sacht hebte, sah ich direkt in zwei angeekelte Augenpaare, dich mich mit ihrem Gestarre gar durchlöcherten. Bevor ich aber etwas sagen konnte, murmelte das kurzhaarige Mädchen vor mir nur so etwas wie "Ach, du lebst noch." und drehte sich, ihren Hund an der Leine , wieder von mir ab und ging desinteressiert ihren Weg. "Hey! Du da! Warte!", schrie ich ihr nach und mit einem kleinen Schwung nach vorne versuchte ich ihr nach zu krabbeln, doch schon auf den ersten Metern brach ich zusammen. "..Hiiilfee..", krächzte ich wehmütig, "Ich will dir doch nichts.. Ich will doch nur Hilfe..". Anscheinend bekam sie Mitleid mit mir, denn sie kam zurück, schaute mich verachtend an und stöhnte leise. "Gut. Gib mir 'nen Fuffi und ich bring dich Heim." In dieser Situation jemanden so auszunutzen, da spiegelte sich doch der Teufel in ihrem Gesicht wieder. Oder der Staat. Wie man es sehen mag. Ich für meinen Teil war jedenfalls zu angetrunken, um einen klaren Kopf behalten zu können, also sagte ich ihr nur noch meine Adresse, bevor ich erneut eine Bekanntschaft mit einem Teil meines Mittagessens machte. Als ich wieder hochschaute, ließ mir der Blick meiner erworbenen, rücksichtslosen, geldgeilen Heldin nur wenig Raum für Fantasie, um zu erraten, was der Anblick meines Erbrochenem bei ihr auslöste. Es fing an zu donnern. Sie zuckte zusammen, genau wie ich. Schnell fasste sie sich ein Herz, half mir hoch und stütze mich ab. "Na los, komm!", murmelte sie schnell, ignoriere vollkommen meine Fahne und die Tatsache, dass sie fast in meinem Hochgewürgtem stand. Das Letzte woran ich mich noch erinnerte, war das Kläffen ihres Schäferhundes und sein aufgeregtes Umherlaufen, als wir unseren Weg antraten. Es donnere und blitze noch einige Male, danach folgte ein Black out. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)