Burning Sun von Monsterseifenblase (Die Fortsetzung zu Bis(s) in die Ewigkeit) ================================================================================ Epilog: "You will be part of us - forever" ------------------------------------------ "You will be part of us - forever" Der Wind blies an diesem Teil der Küste so stark, dass er sogar meine kurzen Haare, die ich mit Haarspray fixiert hatte, zerzauste. Einzelne Strähnen blies er mir immer wieder ins Gesicht, aber mich störte es nicht. Das Wetter war unbeständig, kühler Wind, große und unberechenbare Wellen, die etwa zehn Meter unter mir immer und immer wieder mit unglaublicher Kraft gegen die Felsen prallten. Der Himmel war behangen von grauen Wolken, die in ihren verschiedenen Farbnuancen ein skurriles Muster bildeten. Erneut musste ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischen. Es war ein wunderschöner Tag. Einfach perfekt. Den Ort hatte ich schon immer gemocht, aber dieses Wetter verlieh ihm etwas mysteriöses, etwas großes und fantastisches. Ich machte einen Schritt auf die Kante zu und nur wenige Zentimeter von mir entfernt begann der Abgrund. Es war schön dort zu stehen. Früher war ich häufig hier gewesen, aber es war auch immer einer von Edwards Lieblingsorten gewesen, weshalb ich ihn in den letzten Jahren gemieden hatte. Aber eine neue Zeit war angebrochen, für mich und auch für den Rest der Familie. Mit dem Verlust von Edward und Bella hatte man uns nahezu das Herz herausgeschnitten, aber wir hatten es geschafft, die Wunde zu flicken. Wir hatten den Urheber für diese Tragödie zur Rechenschaft gezogen und Rache genommen, für die, die wir liebten. Und wir hatten hart darum gekämpft eine Familie zu bleiben, trotz allem, was uns zugestoßen war. „Ihr werdet immer ein Teil dieser Familie sein“, flüsterte ich leise in den Wind hinein. Meine Hand ruhte an meinem Hals und umklammerte das winzige Döschen, das ich dort an einer Halskette trug. Meine Muskeln verkrampften sich ein wenig und ich spürte, wie ich den Anhänger zusammendrückte, aber es war egal. Ich würde mich nun endlich von ihm trennen. Ich besaß ihn schon zu lange. Mal hatte er in meinem Schrank gelegen, mal auf dem Nachttisch, mal in einem Koffer, weil ich den Anblick nicht ertragen konnte. Aber oft hing er auch um meinen Hals, um mich an meine Aufgabe zu erinnern. Mit meiner anderen Hand fuhr ich in meine Umhängetasche und zog einen zerknitterten Brief daraus hervor. Auch dieses Stück Papier war lange mein Begleiter gewesen, zu lange. Vorsichtig zog ich den Brief daraus hervor. Er war leicht vergilbt und das Papier wellte sich an den Seiten bereits, doch die verblasste Tinte darauf war noch immer gut lesbar. Edwards wunderschöne Schrift, Edwards Wunsch nach Vergebung. Meine Finger strichen vorsichtig darüber, wie sie es so häufig getan hatten. Von nun an würde ich ihn ohne diese Gegenstände in Erinnerung behalten. Als meinen Freund, meinen Bruder und einen Vampir, den ich von Herzen gern hatte und der ein anderes Schicksal verdient hatte, als das, was ihm zu Teil wurde. Ich benötigte das Stück Papier nicht mehr. Ich kramte wieder in der Tasche und zog das Feuerzeug hervor, das ich eingesteckt hatte. Ich entzündete es und hielt die kleine Flamme an das alte und trockene Papier. Es fing sofort Feuer, doch es machte mir nichts aus. Mit diesem Teil meiner Vergangenheit hatte ich abgeschlossen, musste ich abschließen, um mein eigenes Leben nutzen zu können. Der Brief wurde schwarz und die Flamme fraß es innerhalb von zwei Minuten vollständig auf. Nur ein wenig schwarze Asche blieb zurück, die ich auf den Boden fallen ließ. Dann atmete ich tief durch. Ich hatte diesen Tag festgelegt, um all das zu beenden und ich war innerlich darauf vorbereitet, dennoch gönnte ich mir eine kurze Pause, bevor ich schließlich in meinen Nacken griff und die Kette öffnete, an der das kleine Döschen baumelte. Vorsichtig nahm ich es in die Hand. Dann schraubte ich den Verschluss auf und ließ den Inhalt auf meine Hand rieseln. Es war schwarze, feine Asche. Etwas in mir verzog sich und ein Stich durchfuhr mich, als ich sie anschaute. Jasper hatte mit mir gehen wollen, aber ich hatte mich gewehrt. Es war eine Sache, die ich alleine angefangen hatte und die ich auch alleine beenden musste. Er hatte auf mich gehört und war mit den anderen Jagen gegangen. Sie würden vor dem nächsten Morgen nicht zurück sein. Ich hob die Hand ein wenig und betrachtete die Asche. „Ich habe mein bestes gegeben Edward. Ich wünsch mir so sehr, dass du da bist, wo Bella ist. Und ich wünsch mir auch, dass wir uns an diesem Ort irgendwann in der Ewigkeit wieder treffen. Ich vermisse dich, Bruder.“ Ich wusste nicht, ob er mich hören konnte, aber ich hoffte einfach darauf. Ich gönnte mir noch einen letzten Blick auf die Asche, dann schloss ich die Augen und warf sie mit aller Kraft, die ich hatte in den Wind. Er sollte sie verteilen und an viele verschiedene Orte tragen. Als ich die Augen wieder öffnete, war alles genauso wie vorher. Die Wolken hingen noch immer vom Himmel, der Wind blies und die Wellen krachten gegen die Felsen. Nur die Asche war fort und das Döschen, in der sie so lange geruht hatte, war nutzlos geworden. Meine Aufgaben waren erfüllt. Ich hatte einen winzigen Teil von Edwards Asche mitgenommen, um zu verhindern, dass er wieder auferstand. Denn Rest hatte ich bei Bella gelassen, ganz wie er es sich gewünscht hatte. Lange Zeit hatte ich es nicht über mich gebracht, von diesem Döschen zu trennen, aber nun war es so wie. Ich hatte seine Asche verstreut, weil er es wollte. Und obwohl er es niemals von mir verlangt hätte, hatte ich Rache genommen. Weil ich es wollte. Von nun an galt es, die Vergangenheit Ruhen zu lassen, insbesondere da auch die verbliebenen Volturi angekündigt hatten, unsere Familie trotz der Geschehnisse nicht weiter zu drangsalieren. Dank Carlisles Redekunst hatten sie eingesehen, dass Aro all das selbst provoziert hatte. Ich warf noch einen kurzen Blick auf das Meer, dann drehte ich mich um und ging zurück zum Haus. Ich beeilte mich nicht, weshalb ich über vier Stunden benötigte, bis ich dort ankam. Dennoch waren die anderen noch nicht von der Jagd zurückgekehrt. Der Pakt mit den Wölfen bestand schließlich noch immer, weshalb sie möglichst weit außerhalb jagen gingen. Langsam betrat ich das leere Haus. Seit drei Wochen waren wir wieder in Forks, ich hatte darauf bestanden, dass Edwards restliche Asche an diesem Ort verstreut wurde. Der Ort, an dem er gelernt hatte, glücklich zu sein. Ich ging bis ins Wohnzimmer und ließ meine Tasche dort einfach zu Boden fallen. Still stand ich da. Mein Blick lag auf dem Flügel, der noch immer an demselben Platz stand wie vor hundert Jahren. Niemand hatte ihn seitdem angerührt, nur Esme wischte regelmäßig und liebevoll den Staub von dem schwarz lackierten Holz. Und doch hatte niemand es über sich gebracht es auch nur in Erwägung zu ziehen, das Klavier zu entsorgen. Es war ein Teil von uns, das sich niemand anzurühren traute. Einfach weil es Edwards Flügel war. Schritt für Schritt ging ich darauf zu. Die Vergangenheit war vorbei, sagte ich mir selbst immer wieder. Er würde nicht wollen, dass er einfach nur dort herumstand. Ich näherte mich immer weiter und strich schließlich zärtlich über das Holz. Vorsichtig klappte ich das Holz hoch, das die weißen Tasten schütze. Es quietschte, so lange war es nicht geöffnet worden. Langsam ließ ich meine Finger über die weißen und schwarzen Tasten wandern, denen Edward so wundervolle Töne entlockt hatte. Ich ließ mich auf dem Hocker nieder und schluckte. Es war sein Klavier. Er war immer derjenige gewesen, der das Instrument perfekt beherrschte. Ich war es nicht würdig darauf zu spielen, weshalb ich den Flügel so lange gemieden hatte. Doch die Vergangenheit war vorbei. Ich holte tief Luft und legte meine Finger, die so viel kleiner waren, als sie von Edward, auf die Tasten. Dann schloss ich die Augen und fing an zu spielen. Nicht ansatzweise so gekonnt und schön wie Edward, aber ich spielte. Um ihn und Bella niemals zu vergessen, würde ich spielen. Vielen lieben Dank für das Lesen dieser Fanfic Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)