Skizze einer Straße von kono ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Skizze einer Straße Mein Blick schweifte über Pflastersteine. Wie eine lange Treppe eröffneten sich die kleinen Quader vor mir. Sie waren mosaikähnlich verlegt und mit Lehm aufgefüllt, das Bild des Künstlers bleibt wahrscheinlich nur für die Vögel ersichtlich. Wahre Kunst, denn es bleibt undeutbar, was es darstellen soll. Direkt vor mir lagen die kaum handrückengroßen Völkerträger. Einen Meter weiter dienten ellenlange Pflaster als Barriere, hinter ihnen begann der Abgrund. Die kleinen Kopfsteinpflasterchen, welche alle unterschiedlichen Buckel der Luft preisgaben, waren in einem blau-grauen Ton gehalten. Einige hatten helle, fast weiße Flecken und wieder andere hatten Einfärbungen von einem matten Grün bis Gelb. Zwischen den Fugen konnte man, außer Staub und Erde, noch Moose, Holzsplitter, Samen, Zigarettenstummeln und kleinere Steine, beziehungsweise Splitter ausmachen. An einigen Stellen kamen schon die Frühlingsboten zum Vorschein. Löwenzahn bahnte sich in den breiten Furchen des Weges. Hinter der Kante, also im Abgrund, befand sich ein Fluss. Ein Fluss aus großen Kopfsteinpflastern. Manche von ihnen waren so groß wie eine Hand. Diese waren im blauen Grau verziert, nur die Mitte des Flusses war wie kandierte Äpfel mit dunkler Teerzuckerglasur überzogen. Sie stachen als Mittelstreifen hervor, auf der anderen Seite ging es weiter, bis eine neue Kante kam. Die andere Seite war ebenso aus Kopfsteinpflastern, aus den Kleinen, wie die meinige. Doch aus der Ferne wirkte sie schmaler, als sie sicherlich war. Das andere Pflaster zog sich nicht bis zum Horizont hin, denn es wurde von einem Drahtzaun abgeschlossen. Es war ein Bauzaun, welcher einen gewaltigen Riss zwischen zwei Häuser gerissen hatte. Es lag nur Geröll herum. Schuttreste, Stahlgerüste, Holzteile und Schilder lagen an den Seiten der noch stehenden Häuser. Die beiden Häuser waren frisch renoviert. Beide waren in einem hellen Beige gestrichen. Das linke besaß sogar einen Balkon, welcher wohl einst in eine freie Gasse reichte, auch gab es Türen und kleine Fenster an der Seite. Die Fenster des linken Hauses, die zu mir gewandt waren, hatten kleine Blumenbeete auf den Simsen. Da störte plötzlich etwas meine Aufmerksamkeit. Ein Passant mit einer Halbglatze in einem hellen Trenchcoat in schwarzen Hosen kam vorbei. Er lief auf der anderen Straßenseite und blieb mit seinem braunen und ledernen Aktenkoffer an einer hervorstehenden Eisenstange des Bauzaunes hängen. Diese, nachdem der Aktenkoffer sich befreit hatte, schlug gegen den Rest des Zaunes und verursachte ein helles klares Klirren. Nachdem dieser kleine Tumult zu Ende war, blickte ich zum rechten Haus an dem der Mann vorbei lief. Es zeigte mir die kalte Schulter, denn die flussartigen Straßen vereinigten sich aus zwei Straßen, sodass das Haus nur mit der Seite zu mir gewandt war. Entgegen dem schlichten Fenster des anderen Hauses hatten diese Fenster eine kleine Stuckverzierung. Sonst sah man auf der Rückseite noch ein Stück des Baugerüstes, wahrscheinlich war das Haus frisch renoviert. Die Sonne schien mir zwischen der Häuserlücke entgegen. Sie lenkte meinen Blick auf ein blaues, kleines Einfamilienhaus mit fünf Fenstern auf der Wandseite, einer Regenrinne die vom Dach bis zum Boden verlief und ein schönes rotes Dach hatte. Auf dem Dach waren 4 Fenster, 2 Große und zwei Kleine, ebenfalls ragte ein kleiner Schornstein hervor. Dahinter war die Elbe zu erahnen und die andere Elbseite zu sehen. Dort wirkte die Albrechtsburg wie ein Koloss der über allen zu ragen schien. Aber die Sonne blendete mich und ich richtete meinen Blick auf mein nahes Umfeld. Hier wo die Straße auf mich zukam, zeigten sich zwei Zeilen Häuser dahin. Auf der rechten Seite waren grüne gebogene Lampen, auf der anderen Seite eine Schlange von parkenden Autos und Schilder, auf denen die Verkehrsordnung beschildert wurde, waren ebenso dort. Leider, so glaube ich, dass ich sie nicht richtig deuten kann. Die Häuser an den Straßenseiten waren unterschiedlichster Art, einige nach dem dreißiger Jahre Stil mit Stuckverzierungen, andere nach den neunziger Jahren, jedoch hatten alle spitze Dächer und nur manche waren von außen restauriert und schillerten in ihren frischen Farben. Dies war die Hafenstraße. Die Zscheilaer-Straße, die weiter nach rechts verläuft, einen Berg hinauf, hatte auf meiner Seite einige parkende Autos und das Haus mir gegenüber war alt und mit Brettern vernagelt. Es war ein Eckhaus, grau wie eine Maus und das Dach mit dunklen Ziegeln bedeckt, die fast rostig aussahen. Das Haus, das neben mir stand, dessen Wand ich nur sah, wenn ich den Kopf nach rechts drehte, war vom dunklen Beige und war einmal ein Geschäft. Ein großes Fenster mit einer Reklameschrift reichte in die Straße. Eine alte Stucklampe hing zur Straße hin. Wenn ich mich nach links zur Hauptstraße mit Brücke drehte, sah ich ein modernes graues Haus mit großen Glasfenstern. Ein Haus für Businessleute. Ich saß auf einer hölzernen Bank unter einem Nadelbaum, wahrscheinlich eine Eibe, welche wie ein Dach über mir und der Bank hing. Links meinerseits war eine große Laterne, dessen Ständer aus grauen Stein war, Rechts stand ein ebenso grauer Papierkorb. Die Bank, der Korb, die Laterne und die Eibe waren in einem Blumenbeet hinter dem Kopfsteinpflasterweg gesetzt. Und von meinem überdachten Thron hatte ich meinen fantastischen Blick auf den Steinweg, auf die Pflasterstraße, auf das linke Haus Nummer 3, auf die Baustelle, auf das Haus Nummer 1 rechts, auf das Eckhaus 7, auf das ehemalige Geschäft Nummer 4 neben mir, eben auf die Kreuzung der Zscheiler-Straße und Hafenstraße. Und das alles von einer einfachen kleinen Sitzbank unter einem Nadelbaum im späten Frühling. 16.04.2008 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)