Sentimental Labyrinth von KaraKiro (Sanji/Nami) ================================================================================ Kapitel 1: 1st: Rendezvous -------------------------- Sie konnte nicht fassen, was sie hier tat. Schon als sie noch schlaflos in ihrer Hängematte gelegen, sich fast im Minutentakt von einer Seite zu der anderen gewälzt und letztendlich bloß hellwach an die Decke gestiert hatte, war sie sich unendlich blöd vorgekommen. Und dieses Gefühl hatte sich sogar noch gesteigert, als sie den irrsinnigen Entschluss gefasst hatte ihrem fast schon unerträglichen Drang nachzugeben und aufzustehen. Mit jedem Schritt zur Falltür war ihr Schamgefühl gewachsen und mit jedem Zentimeter den sich dieselbe Falltüre öffnete war ihr mehr Hitze in die Wangen gestiegen. Als sie dann schließlich mitten in der Nacht alleine auf dem Deck stand, war das Ausmaß an Peinlichkeit, das ihr Benehmen aufwies, fast schon peinlich. Nami, was zur Hölle treibst du hier? Diese Frage stellte sie sich schon seitdem sie ihr wohliges Bett verlassen hatte in der Dauerschleife. Aber eine Antwort darauf hatte sie partout nicht parat. Sie wusste nicht, was sie hier tat. Oder um es genauer auszudrücken: Sie wusste, was sie hier tat, sie wusste nur nicht warum. Natürlich wusste sie es doch, aber der wahre Grund ihres Hierseins war so dermaßen schwachsinnig, irrsinnig, so unendlich paradox und absolut verquer und so gar nicht sie und so dermaßen undenkbar, dass sie sich tatsächlich nicht traute es zu denken. Schon beim bloßen Gedanken daran kam ihr nämlich die Lust hoch, sich selbst eine Ohrfeige zu verpassen, so bescheuert war das Ganze hier. Mal ehrlich, Nami, ganz ganz ganz ehrlich, was TUST du hier? Nachdem sie erst zum Heck, danach ganz vorne zum Bug und wieder zurückgelaufen war, blieb sie vollkommen verdattert auf dem Fleck stehen und raufte sich regelrecht wütend die Haare. Es war zum Lachen. Sie sollte lachen. So etwas Lächerliches hatte sie bis jetzt nicht mal in Romanen gelesen. Es war so peinlich, so bescheuert und verdammt nochmal infantil, aber es war vollkommen sinnlos sich dagegen zu sträuben, denn sie tat aus irgendeinem, ihr selbst völlig unbekannten Grund trotzdem immer wieder. Ein Außenstehender hätte sie mit Sicherheit für verrückt erklärt, hätte er sehen können wie sie hier auf dem Schiff wie ein geköpftes Huhn herumrannte, innerlich mit sich selbst stritt, sich die Hände massierte als brüte sie irgendeinen teuflischen Plan aus und dann wieder reglos stehenblieb und sich fragte, was zur Hölle sie hier tat. Nami, du bist offiziell wahnsinnig geworden. Es war lächerlich. Lä-cher-lich. Lächerlich, lächerlich, lächerlich, lächerlich, lächerlich. Nami, es ist LÄCHERLICH! Ihr Blick huschte verstohlen auf den Ort, wo sie den Grund für ihren Wahnsinn vermutete. Beschämt biss sie sich auf die Unterlippe und funkelte der Tür eisige Todesblicke zu, als hoffe sie die Kombüse würde explodieren, wenn sie sich nur fest genug darauf konzentrierte. Nami, LASS ES und GEH INS BETT! Sie würde es nicht tun. Sie würde sich jetzt umdrehen und wieder ins Bett gehen, denn um diese Uhrzeit gehörte da jeder geistig noch ganz zurechnungsfähige Mensch auch hin. Oh, richtig, sie war ja geistig nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Was ja der Grund für ihre Schlaflosigkeit war. Und der Grund dafür, dass sie jetzt hier wie eine völlig Geisteskranke um ein Uhr Nachts auf dem Deck stand und die Kombüse anstarrte. Aber sie würde es trotzdem nicht tun. Braves Mädchen. Genau, so ist’s recht, geh einfach wieder. Entschlossen drehte sie sich um und lief mit knallharten Schritten wieder zur Falltür. Das wäre ja noch schöner. Als wäre es nicht genug, dass sie es schon etliche Nächte vor dieser getan hatte. Irgendwann wurde es ja auch viel zu offensichtlich. Und der Grund für ihren Wahnsinn hatte ja ein Gehirn. Außerdem besaß sie doch so etwas wie Selbstachtung und vor allem Selbstbeherrschung. Und natürlich gesunden Menschenverstand. Das was sie hier tat war einfach dumm. Zufrieden mit sich selbst beugte sie sich hinab um die Falltüre zu öffnen. Ab ins Bett. Du sagst es: Ab ins Bett. Bevor ihre Hand den Henkel umfassen konnte, hielt sie schluckend in der Hocke inne und schielte aus den Augenwinkeln zur Kombüse zurück. Andererseits, wo sie doch schon einmal hier war… Immerhin konnte ja ein klitzekleiner Blick hinein nicht schaden, oder? Nur um mal kurz nachzusehen… Mal ehrlich, was war denn schon dabei? Was da dabei ist? Eine Gratisblamage inklusive! Komm zur Vernunft, Nami! Ach, was sollte es. Sie würde auch wirklich nur ganz, ganz kurz durchs Bullauge schielen. Nur um sicherzugehen, ob der Grund für ihren Wahnsinn auch wirklich da war oder nicht. Dann würde sie gleich wieder abhauen, ganz bestimmt. Sie würde nicht hineingehen. Sie wollte nur wissen, ob er da war. Und was, wenn er da ist? Dann hast du dich zum Affen gemacht! Ein Blick und weg. Tch, bitte sehr. Aber sag nachher nicht ich hätte dich nicht gewarnt. Die Kombüse war erreicht und ihr Herz fühlte sich an wie ein Presslufthammer. Entgegen der Protestschreie in ihrem Kopf stellte sie sich auf die Zehenspitzen und schielte über den Rand des Bullauges in die Kombüse hinein – und sofort sank ihre Laune ins Bodenlose. Gut, eigentlich hätte sie es ja ahnen sollen, immerhin war das Licht aus, aber eine klitzekleine Hoffnung hatte ja dennoch bestanden, dass er vielleicht eventuell hoffentlich da gewesen sein könnte. Enttäuscht berührten ihre nackten Fersen wieder den kalten Holzboden und sie pustete einen betrübten Seufzer durch ihren Schmollmund. Wäre ja auch wirklich ein Wunder gewesen, wenn der Zufall ewig nach ihrer Nase getanzt wäre. Man konnte ja nicht alles haben. Du bist enttäuscht? Freu dich lieber! So bleibt dir eine Blamage wenigstens erspart. Ihre innere Stimme war ein äußerst herzloses Miststück, stellte sie fest. Kalt wie der Nordpol und absolut fies und gemein. Ich bin nur das kleine bisschen Verstand, das noch übrig ist! Niedergeschlagen schlurfte sie jetzt doch noch zur Falltür. Eigentlich stimmte es ja. Sie sollte froh sein, dass sie sich so wenigstens nicht lächerlich gemacht hatte. Und jetzt wo die Aufregung vorbei war, fühlte sie sogar einen Schwall Müdigkeit, der an ihrem Bewusstsein dümpelte, wie ein Welle kurz bevor sie anbrach. „Ah, guten Morgen, Nami-san!“ Wie auf Knopfdruck war sie wieder so hellwach, wie nach fünf Espressos. Okay, Nami, da hast du den Salat. Sie sprang fast aus ihrer Haut, so sehr erschrak sie sich beim Klang dieser Stimme. Mit Augen so groß wie Untertassen wirbelte sie regelrecht entgeistert herum, wo sie den blonden Smutje dieses Schiffes erblickte und er schenkte ihr ein so ehrliches, wirklich glückliches Grinsen, das ihr Schock allmählig verflog und ein genervter Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien. Einfach normal verhalten. Alles wie immer. Normal bleiben und weiterfunkeln. „Ach, du bist es nur, Sanji-kun“, sagte sie also und schaffte es tatsächlich dabei teilnahmslos zu klingen. „Erschreck mich nie wieder so!“ Sanji schenkte ihr ein tiefes, aber amüsiertes Lachen. „Tut mir Leid, mein Engel. Kommt nie wieder vor“, erwiderte er, bevor ein seltsam beunruhigendes Lächeln auf seinen Lippen erschien. „Es ist wirklich ein witziger Zufall, dass wir uns in letzter Zeit jede Nacht hier über den Weg laufen… findest du nicht auch?“ Namis Herz rutschte ihr mit einem Mal in die Kniekehlen, während sie stocksteif mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht dastand, als wäre sie soeben zur Salzsäule geworden. OH MEIN GOTT, ER WEISS ES! Nein, Moment, sie musste sich beruhigen und logisch denken. Sie durfte sich jetzt nicht unnötig verrückt machen und Panik bekommen, sondern lieber Ruhe bewahren, denn immerhin bestand ja die winzige, wirklich mikroskopisch kleine Chance, dass sie wieder zu viel hineininterpretierte und er einfach nur mal wieder versuchte mit ihr zu flirten, so wie er es immer tat. Auch wenn sein wissendes, fast sogar neckisches Grinsen gerade etwas ganz anderes sagte. Nami musste erst einmal schlucken, bevor sie ihre Stimme wiederfand. „Na ja, sowas soll vorkommen, nicht wahr?“, lächelte sie nervös. „Man könnte aber fast meinen, wir hätten hier jede Nacht sowas wie ein Rendezvous.“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur neckischer, ja, fast sogar tückisch. Nami hörte für fast eine ganze Minute auf zu atmen. Oh Gott, er weiß es WIRKLICH! Es war offiziell. Sanji wusste alles. Das lag ganz klar auf der Hand. Seine Augen sprachen Bände und sein Grinsen war der endgültige Beweis. Er wusste ganz genau, wieso sie jede Nacht hier war und es freute ihn diebisch, das war klar wie Kloßbrühe. Sie war ja auch selbst schuld – unauffälliger ging es doch gar nicht mehr! Okay, Nami, Rückzug! Meep, meep, meep! Alarmstufe rot! Hau ab solange du noch kannst! Rückzug war momentan wirklich die einzig wahre Strategie. „Wie auch immer“, winkte sie es mit einem Schulterzucken ab und machte im Absatz kehrt. „Ich geh dann mal. Wir sehen uns beim Frühstück!“ Und jetzt bloß schnell weg hier, bevor er noch auf die Idee kam es auszusprechen. „Du machst es mit Absicht. Gib es zu.“ Zu spät. Game over. Augenblicklich wurde Nami aschfahl. Sie musste sich schwer zusammenreißen, damit sie sich überhaupt wieder zu ihm herumwandte, ein vollkommen schockierter Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht. Sanji grinste sie triumphierend mit einer Zigarette zwischen den Lippen und den Händen tief in den Hosentaschen an, während er an der Reling lehnte. Eine Weile rang Nami vollkommen verdattert nach Worten, ehe ein perplexes Lächeln auf ihren Lippen erschien. „Was mach ich absichtlich, Sanji-kun?“ Genau, gut so! Spiel die Unwissende! „Nachts hierher kommen“, antwortete Sanji, nachdem er einen tiefen Zug von seiner Zigarette genommen hatte und sein Grinsen verwandelte sich in ein freudiges Lächeln. „Du hoffst mich hier zu treffen, stimmt’s?“ Gott, du bist sowas von aufgeflogen, du Niete. Zum Glück machte sich ihr guter alter angeborener Schutzmechanismus immer in solchen brenzligen Situationen genau zum richtigen Zeitpunkt bezahlt: Sie schenkte dem Smutje ein ungläubiges Augenbrauenhochziehen und stemmte die Hände in die Seiten. „Tch“, stieß sie verächtlich aus und bewunderte sich selbst dafür wie ungerührt sie sich noch geben konnte, obwohl sie innerlich von der Panik fast zerfressen wurde. „Wir sind ja überhaupt nicht eingebildet, was?“ Sanji lachte leise; scheinbar hatte er seinen Spaß an der Sache. „Komm schon, Nami-san, wir wissen es doch beide. Es kann doch kein Zufall mehr sein, dass du immer gerade dann hier bist, wenn ich auch hier bin.“ Mist, wieso musste dieser blöde Koch denn auch bloß so verdammt clever sein? Augenrollend verschränkte sie die Arme, ehe sie zur Seite blickte, damit sie nicht auch noch rot wurde. „Du solltest langsam mal aus deinem Traum aufwachen, wenn du mich fragst. Das hier ist die Realität, weißt du.“ „Oh, dann schminkst du dich also immer, wenn du nachts mal rausgehst?“ „…“ Okay. Verdammt. „Hehe“, grinste Sanji, der sich köstlich beim Anblick ihrer absoluten Sprachlosigkeit amüsierte. „Gib es zu. Du magst mich, Nami-san.“ Volltreffer. Sie spürte, wie ihr allmählich eine unangenehme Hitze in die Wangen kroch. Aber keine Panik, einfach cool bleiben. Immer weiter leugnen und einen auf unwissend machen. „Wir sind Nakama. Natürlich mag ich dich.“ Sanjis Grinsen hätte nicht breiter und neckischer sein können; war der Kerl etwa schadenfroh? „Nein, nein, nein. Du magst mich.“ Volltreffer, Volltreffer, Volltreffer. Nami gefiel die Art, wie er dieses Wort betonte ganz und gar nicht. „… du hast ja einen Knall.“ „Ist nicht sehr glaubwürdig, wenn du dabei rot wirst.“ Schlagartig erhitzten sich ihre Wangen dadurch nur noch mehr, bis sie das Gefühl hatte zu verglühen. Und als Sanji, dem das keinesfalls entging, auch noch selbstsicher darüber gluckste, war ihr sofort klar, dass sie hier weg musste. Sonst konnte sie für nichts garantieren. „Das… das wird mir hier zu blöd, ich geh wieder ins Bett“, verkündete sie mit einem ärgerlichen Funkeln und schritt erhobenen Hauptes davon. Sanji, der dieses Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht bekam und das einmalige Gefühl genoss zur Abwechslung mal die Oberhand zu haben, schnipste gelassen seine Zigarette von Bord und betrachtete voller Bewunderung, wie perfekt das Mondlicht doch all die perfekten Stellen an Namis ohne Zweifel pefekten Körper nur noch perfekter aussehen ließ, während ihre Hüften beim Laufen so verführerisch hin und her schwankten, worauf sein Grinsen noch breiter wurde. Und er konnte einfach nicht anders. „Morgen Nacht, selbe Zeit?“ Abrupt blieb Nami stehen, weigerte sich jedoch sich umzudrehen; schon allein weil sie befürchtete, dass sie ihm womöglich noch eine reinschlug sobald sie sein dämliches Grinsen sah. „… Gute Nacht, Sanji-kun.“ Ein vorfreudiges, wissendes Lachen ertönte. „Hehe. Ich freu mich schon.“ Inzwischen hatte Nami das Gefühl, ein Vulkan wäre unter ihren Wangen explodiert. Sie wollte nur noch weg. Weg, ins Bett, schlafen, bis morgen nicht einen Gedanken mehr fassen. Nur schlafen. Ganz fest und seelig schlafen. Und keine Träume, bitte. Für heute hatte sie sich für ihren Geschmack wirklich genug blamiert. _ _ _ _ _ AN: Das war also das erste Kapitel. Das zweite folgt nächsten Samstag, sofern denn Interesse besteht. :P Über Kommis freut sich jeder. xD Kapitel 2: 2nd: Malfunction --------------------------- „Du gehörst ins Bett.“ Verdutzt tauchte Namis Kopf aus ihrem Armkranz auf, der ihre Position am Küchentisch aussehen ließ, als hätte die Navigatorin wochenlang keinen Schlaf mehr bekommen; und so falsch war das gar nicht mal. Ihr Gesicht hütete das Geheimnis auch nicht gerade überzeugend: Die Augenlider waren zur Hälfte geschlossen, kaum sehbare Ränder hatten sich direkt am unteren Lid gebildet und noch dazu war sie ungeschminkt, von ihren wild abstehenden Haaren einmal ganz zu schweigen. Zoro, der neben ihr saß, erschrak doch tatsächlich kurz bei ihrem Anblick. „Heilige Scheiße“, keuchte er mit einer Hand auf seinem Herz. „Du siehst aus wie ein Geist!“ Nami war viel zu müde, um überzeugend sauer zu werden. „Ach ja?“, murmelte sie gernervt. „Und du, du hast grüne Haare!“ Zoro zog eine mitleidige Grimasse. „Nami, geh ins Bett.“ „Mir geht’s gut“, fauchte die Orangehaarige regelrecht aggressiv. „Und überhaupt, wer soll denn das Schiff sicher durch den nächsten Sturm bringen, wenn ich schlafe? Du etwa, oh Herr über alle Himmelsrichtungen?“ „Tch, dann mach doch was du willst“, brummte Zoro, während er sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen gegen die Kombüsenwand lehnte – über seinen Orientierungssinn ließ er nicht mit sich spaßen. „Das hat man davon, wenn man sich um die Brut der Hölle sorgt.“ Nami ließ daraufhin ein kleines, schuldbewusstes Seufzen ertönen, während ihr Kopf zurück auf ihre Arme sank, ihr Blick aber immer noch auf Zoro ruhte. Sie wusste ja, dass der Schwertkämpfer sich nur Sorgen machte, aber sie hatte die letzten Nächte einfach so verdammt wenig geschlafen, dass sie mittlerweile nicht mehr Herr über ihre Emotionen und deshalb sogar noch zickiger war, als sonst. Sie war sich sehr wohl darüber bewusst, dass sie sich ihren Freunden gegenüber nicht ganz fair verhielt – sie hätte wohl netter zu Usopp sein sollen, als er sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigt hatte und Luffy hätte sie auch nicht so anschnauzen brauchen, nur weil er wollte, dass sie an seinem Finger zog. Selbst Robin hatte sie höchst unhöflich abgespeist und das war wirklich selten. Noch ein Mal seufzte Nami, ehe sie vor Scham etwas errötete. „Hör zu, es tut mir Leid, okay?“, murmelte sie und blickte weg. „Ich wollte dich nicht so anmeckern. Es ist nur so, dass ich im Moment… na ja…“ Zoro nickte verstehend, ehe er abwinkte. „Schon gut, schon gut. Du hast deine Tage, das kennen wir ja schon.“ Nami funkelte ihn an. „Ich hab nicht meine Tage.“ „Hey, ist doch kein Grund sich zu schämen, jede Frau hat das mal…“ „Ich hab aber nicht meine Tage!“ „Komm schon, glaubst du etwa, ich lach dich aus? Es ist total normal, dass--“ „ICH HAB MEINE TAGE ABER NICHT, VERDAMMT!“ Ihr spitzer Schrei ließ den Schwertkämpfer sofort verstummen, seine Augen geweitet, während er etwas von ihr zurückwich. Schnaufend ließ sich Nami wieder auf die Eckbank nieder, nachdem sie aufgesprungen war um ihre Hände auf den Tisch zu knallen. Schon im nächsten Moment tat ihr der Ausbruch wieder Leid, und deshalb atmete sie ein Mal tief durch um sich wieder zu beruhigen. Mal ehrlich, wo war der kleine Kontrollfreak in ihrem Kopf, wenn man ihn mal wirklich brauchte? „Ich hab sie nicht“, wiederholte sie, leiser diesmal. Zoro, noch immer entsetzt, nickte verstört. „Ist ja gut, Weib. Es ist angekommen.“ „Hey, hört mal alle her!“, drang es plötzlich dumpf von draußen in die Kombüse. „Falscher Alarm! Nami hat doch nicht ihre Tage!“ „Ehrlich nicht!? Dabei war ich mir so sicher! Mist!“ „Usopp, ich bekomm 100 Berry von dir!“ Mit hochroten Wangen schoss Nami der Tür finstere Todesblicke entgegen, als könne sie Röntgenstrahlen entsenden, die alle auf dem Deck sofort zu Asche pulverisierten. „Vollidioten“, zischte sie leise, als sie den Blick wieder abwandte. „Man wettet nicht um ein Nichts von nur 100 Berry.“ „Ist da eigentlich nichts weiter, als ein riesengroßes Berryzeichen dort, wo die meisten Menschen ein Herz haben?“, merkte Zoro rein rhetorisch an. Nami funkelte wütend zurück. „Was weißt du schon--“ „Sollte so eine Frage nicht eher von jemandem gestellt werden, der selbst ein Herz hat?“ Verwirrt wirbelte die Navigatorin zu der Tür herum, während Zoros Gesicht sich immens verdunkelte und einen noch härteren Ton von absoluter Reizung annahm, und der Grund dessen grinste bloß blasiert – Sanji spazierte gelassen in die Kombüse und direkt und ohne Umschweife auf Nami zu, wo er ihre Hand in seine nahm und vor ihr auf die Knie ging. „Oh Göttliche!“, säuselte er lieblich, unverkennbar auf Wolke Sieben. „Wie grauenhaft waren die schmächlichen Worte dieses Hirnfriedhofs? Nur ein Wort und ich werde ihn höchtspersönlich von Bord werfen!“ „Wen nennst du hier Hirnfriedhof!? Du hast wohl heute noch keinen Stahl geschmeckt, du erbärmliches kleines Würstchen!“ „Das liegt wohl daran, dass ich einfach graziler und schneller bin als du träger Yeti!“ „Oho, graziler also! Was für ein niedliches Coming Out!“ „SAG DAS NOCHMAL!“ Nami war ganz froh, dass Zoro direkt auf den Streitanfang eingegangen war, denn so bemerkte Sanji wenigstens nicht, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und sie konnte ihre Hand ganz leicht aus seiner Umklammerung befreien. Gott sei Dank war Zoro offensichtlich doch nicht so nutzlos, wie Sanji immer sagte. Zufrieden atmete sie einen erleichterten Seufzer. Während ein Fuß und ein Schwert gleichzeitig über den Tisch hinweg aufeinander zurasten, hob Nami die Hand vor den Mund, als sie ein lautes Gähnen überfiel, sich vollkommen unbewusst darüber, was um sie herum geschah. Und am wichtigsten: Sie machte keinerlei Anstalten den Streit irgendwie zu beenden. Sanji und Zoro schienen beim Klang ihres Gähnens sofort wie schockgefroren. „Okay, das sind wirklich nicht mehr nur die Tage“, murmelte Zoro verdattert und ließ sein Schwert langsam wieder sinken. „Was ist los mit dir?“ Nami blickte weg, um die Röte auf ihren Wangen zu verstecken. „Gar nichts.“ Plötzlich schuldbewusst und mit einem besorgten Gesichtsausdruck kratzte sich Sanji am Hinterkopf und blickte verlegen zur Seite; er wusste, was mit ihr los war. „Tut mir Leid“, murmelte er in seinen kaum vorhandenen Bart, ein sehr vager Rotschimmer spitzte unter seinem blonden Pony hervor und entlockte der Navigatorin ein verdutztes Blinzeln. „Ich geh dir aus dem Vorratsraum einen Kaffee holen, Nami-san.“ Noch ehe Nami irgendetwas erwidern konnte, war Sanji schon aus der Tür gestürmt. „Wieso tut es ihm Leid?“, murmelte Zoro verdattert, während er es sich wieder auf der Eckbank gemütlich machte. „Der tut fast so, als würdest du seinetwegen so wenig Schlaf bekommen…“ Ein amüsiertes, tiefes Lachen entfloh ihm. „Als ob du je was mit dem anfangen würdest! Pfft, Mann, allein die Vorstellung…“ Zoro redete weiter. Oder auch nicht. Nami hatte sowieso von Anfang an gar nicht erst zugehört, weil sie viel zu beschäftigt war den Smutje durch das Bullauge zu beobachten, wie er Luffy und Usopp wegen irgendeinem Unsinn, den sie gerade angestellt hatten, in die Schranken wies. Sie liebte die Art, wie seine Wangen sich erhitzten, wenn er sich aufregte. Dann wirbelte er meistens ganz wirr mit seiner Zigarette herum, als versuche er mit dem Rauch einen Satz in die Luft zu schreiben; es war so niedlich. So niedlich, dass sie gar nicht merkte, wie auf ihrem Gesicht ein verträumter Ausdruck erschien. Nicht mal, als sie abwesend vor sich hinkicherte. Zoro allerdings entging das Ganze absolut nicht. „Was zur Hölle...“, stieß er entgeistert hervor. „NAMI!?“ Da machte es endlich Klick in ihrem Kopf und schmerzhaft knallte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Ihr Unterbewusstsein hatte gehandelt, die Kontrolle über ihren Körper genommen und ihr mit ihrer eigenen Hand eine schallende Ohrfeige verpasst, damit sie merkte, was zur Hölle sie hier tat. Zum Glück entging ihr Zoros regelrecht geängstigter Blick, und mal ehrlich, wer konnte ihm sein Entsetzen bei ihrem Zustand schon verürbeln? „Oh mein Gott. Oh Gott, oh Gott, oh Gott“, stammelte sie vollkommen entgeistert über ihr eigenes Tun, während ihre Hände ihr aschfahles Gesicht umfassten. „Was hab ich da grade getan?“ Da erwachte Zoro wieder aus seinem Schockzustand. „Sag du mir lieber mal, was du da grade getan hast!“ „Ich hab keine Ahnung, was ich da grade getan hab!“, kreischte Nami fast schon panisch. „Ach tatsächlich! Es sah aber verdammt danach aus als hättest du der Schwuchtel nachgegafft!“ Und bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, siegte der Reflex über Gewohnheit, Verstand und Normalität: Wütend packte sie den Schwertkämpfer am Kragen und beugte sich bedrohlich so weit hinab bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Noch nie war Nami einem Dämon so ähnlich gewesen, wie in diesem Moment, da hätte der Grünhaarige jeden Eid darauf schwören können. Zoro hätte es niemals offen zugegeben, aber er hatte Angst. „NIMM. DAS. ZURÜCK.“ „Okay, okay, dann hast du der Schwuchtel eben nicht nachgegafft, aber--“ „Sanji-kun ist keine SCHWUCHTEL!“, fauchte Nami so gefährlich, dass Zoro tatsächlich ein spitzer Schrei entfloh. „Ist ja gut! IST JA GUT! Er ist keine Schwuchtel!“, krächzte Zoro, der so langsam keine Luft mehr bekam, so fest war die Umklammerung. „Da, ich hab’s gesagt, also lass mich los!“ Prompt verflog ihr Ärger genau so plötzlich wie er gekommen war, wahrscheinlich durch den Anblick der Blaufärbung in Zoros Gesicht und seiner augenscheinlichen Nahtoderfahrung. Verwundert blinzelnd und mit einem fast schon unschuldigen Gesichtsausdruck ließ sie seinen Kragen los, worauf er ein seltsam klingendes Ächzen hervorstieß und sich über den Hals rieb, als wäre er gerade stranguliert worden. Ganz und gar verlegen ließ sie sich mit einem peinlich berührten Räuspern wieder auf die Bank sinken, ehe sie sich ungelenk durch die orangenen Haare fuhr und sie sich so ins Gesicht zauste, dass man ihre knallroten Wangen nicht unbedingt sah. „Sorry“, nuschelte sie schnell. „Mann, bist du vielleicht heute schräg drauf“, brummte Zoro gereizt und schoss ihr ein kurzes Funkeln zu. „Wenn ich‘s nicht besser wüsste, würde ich glatt meinen, du stehst auf den dämlichen Koch…“ Namis Wangen färbten sich schlagartig in ein dunkles Karmesinrot und ein schwaches Keuchen drang über ihre Lippen, während sich die Augen des Schwertkämpfers fassungslos auf Tellergörße weiteten und er entsetzt den Mund aufriss. Der Groschen fiel sofort. „Du… du… sag mir nicht, dass du…“, stammelte er völlig aufgewühlt vor sich hin und zeigte verquer mit dem Finger auf sie. Mit einem verzweifelten Laut ließ Nami ihre Stirn auf den Tisch sinken und raufte sich an den Haaren herum, ihr Gesicht war von dem rötlichen Orange ihrer Strähnen kaum noch zu unterscheiden. „Ich -- ich weiß es doch auch nicht, verdammt! Ich weiß gar nichts mehr!“ Zoro war noch immer entsetzt. „Du… in den… oh Mann…“ „Jetzt sag das doch nicht so, als wäre es eine Krankheit“, zischte Nami mit einem Funkeln, geriet daraufhin aber prompt wieder ins verlegene Stammeln. „Es ist nur… ich bin… Es ist komisch, aber ich… es… ach, keine Ahnung, was es ist!“ „Du bist also…“ Zoro war vollkommen unfähig es auszusprechen, deshalb versuchte er den Satz mit seinen Augen fortzuführen. Er war mehr, als froh, dass es klappte. „Ja! Ich meine nein! Ich meine…“, quasselte Nami verdattert mit knallroten Wangen, ehe sie die Augen zu einem bedrohlichen Funkeln verengte, sich entschied es bei dieser vagen Antwort zu belassen und sich dafür lieber um den geschäftlichen Teil zu kümmern. „Nur damit wir uns verstehen: Wehe du erzählst irgendjemandem davon auch nur ein Sterbenswörtchen, Roronoa Zoro! Sonst schwöre ich bei Gott, dass du den Tag verfluchen wirst, an dem du dir Geld von mir geliehen hast!“ Zoro schluckte. Er glaubte nicht an Gott; aber wenn es eine Sache gab, die genau so sicher war wie dessen Nichtexistenz, dann war es, dass Nami wirklich alle ihrer Drohungen auch ganz bestimmt wahr werden ließ. Aber er durfte ihr bloß keine Angst zeichnen. Er war oft genug zum Jagen in der Wildnis gewesen, um genau zu wissen, dass Biester wie Nami die Furcht riechen konnten und er schwitzte in der stickigen Kombüse bei dem höllisch heißen Wetter da draußen. Wie ein Elch. „Mann, reg dich ab, Satania“, murrte er deshalb mit einem Ausdruck, der nach ‚genervt‘ aussah, in Wahrheit aber von totaler Einschüchterung zeugte. „Ich würde dem Ero-Koch nur freiwillig irgendeine Neuigkeit überbringen, wenn es was Schlechtes wäre… was es ja nicht ist.“ Nami erwiderte den Blick finster, während sie den Kopf auf ihre Handflächen stützte. „Gott, von all den Menschen, die ich meine Freunde nenne, wieso musstest da grade du davon Wind bekommen?“ Der Schwertkämpfer ließ ein gereiztes Zischen ertönen. „Du meinst, weil ich der Einzige hier bin, der dir offen ins Gesicht sagen kann ohne sich dabei mies zu fühlen, dass der Mistkoch eh ein untreuer Saftarsch ist?“ Normalerweise hätte Nami ihn daraufhin bestimmt angeschrien. Zoro ging sogar mental schon einmal in Deckung, doch das erwartete Donnerwetter blieb seltsamerweise aus. Nur ein niedergeschlagenes Seufzen drang über die Lippen der Navigatorin, die mit trüben Blick auf den Holztisch stierte, regelrecht deprimiert sogar. „Ja, genau deshalb, Zoro.“ Mit Entsetzen stellte Zoro fest, dass er sich jetzt doch mies fühlte. Noch entsetzter war er darüber, dass er das dringende Bedürfnis verspürte ihr irgendwie zu helfen. Natürlich war er in Sachen Feingefühl so geschult wie ein Elefant im Balletttanz, deshalb kam er ganz sicher nicht der Weisheit einer anderen Frau nah. Allerdings hatte er genug Ahnung, um zu wissen, was in Namis Fall wohl die beste Lösung für ihre Probleme war. „Kommt wohl auf einen Versuch an.“ Nami blickte verdutzt auf und hob eine Augenbraue. Der Schwertkämpfer zuckte die Schultern, ungerührt. „No risk, no fun. Rede ganz offen mit ihm und fertig.“ Nach all der Zeit die er Nami kannte, hatte er tatsächlich eine Sache noch immer nicht begriffen: Sie wählte die Zeitpunkte um wütend zu werden ganz willkürlich und war demnach unberechenbar. So auch in diesem Moment, als mit Karacho ihre Faust auf Zoros Hinterkopf traf, worauf sein Gesicht fast mit der Tischplatte kollidierte und eine gigantische Beule zurückblieb. „ALS WÄR DAS SO EINFACH, DU TROTTEL!“, brüllte sie blindwütig, ehe sie aufsprang und auf ihn hinabfunkelte. „Was hat mich bloß geritten auf ein bisschen Verständnis von dir zu hoffen!? Dabei sollte ich doch langsam wirklich wissen, dass du der wohl ungehobeltste, unsensibelste und herzloseste Typ der gesamten Grand Line bist! Du Hornochse! ARGH!“ Zoro rieb sich genervt über seine Beule am Hinterkopf und funkelte Nami eisige Todesblicke hinterher, als diese sich, zutiefst in ihrer Ehre und ihrem Stolz beleidigt, erhob und hoch erhobenen Hauptes aus der Kombüse flüchtete. „Mann…“, murrte er. „Wieso einfach, wenn man’s auch schwer haben kann, was?“ Schwerstens angepisst verschränkte er die Arme hinter dem Kopf, schloss die Augen und befahl seinem Körper ein Nickerchen zu halten. Er brauchte jetzt unbedingt etwas Entspannung, nachdem Nami eine verquere Art von Mordlust in ihm geweckt hatte. „Wenn sie ihre Tage hat ist sie um einiges erträglicher.“ Der blöde Koch tat ihm irgendwie leid. Zumindest ein bisschen. _ _ _ _ _ AN: Es kam mit etwas Verspätung (weil ich es zeitweilig vergessen hatte xD“), aber nun ist auch das zweite Kapitel endlich da. Das nächste Kapitel kommt nächsten Samstag. :3 Über Kommentare freut sich jeder. *_* Kapitel 3: 3rd: Nonstandard --------------------------- Es war zum Verrücktwerden, wenn sie es nicht schon längst war. Seufzend saß Nami hinten am Achterdeck an der Wand angelehnt und zog die Beine ganz nah an ihren Oberkörper heran, um ihr Kinn auf den Knien zu betten. Während sie den beruhigenden Duft einatmete, den ihre Tangerinenplantage direkt über ihr ausströmte, und dem sanften Rascheln der Blätter lauschte, wog sie sich hier hinten in absehbarer Sicherheit. Das meiste spielte sich sowieso vorne am Bug ab, so hatte man am Achterdeck meistens seine Ruhe und die hatte sie gerade auch bitter nötig. Was ist los mit mir? Betrübt malte die Navigatorin kleine, unsichtbare Schnörkel auf das spröde Holz der Planken, während ihr noch ein Stoßseufzer entfloh. So langsam fand sie das Ganze wirklich nicht mehr lustig – es war eher deprimierend. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich jemals so verhalten hatte. Im Allgemeinen und vor allem ihren Freunden gegenüber. Zoro hatte wirklich die volle Kraft ihrer verwirrten Wut abbekommen, aber zum Glück wusste dieser mit ihren Macken meist besser umzugehen als manch andere, wie zum Beispiel Chopper, die sich dann eine Weile lang gar nicht mehr trauten sie anzusprechen. Sie würde sogar jede Wette eingehen, dass Zoro das Ganze schon längst weggeschlafen und somit aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte. Trotzdem. Es ist nicht normal. Mit einem quietschenden Laut der Verzweiflung kniff Nami die Augen so fest zusammen, dass ihr Kopf leicht wehtat und ließ sich träge zur Seite fallen, bis sie in der Embryohaltung auf dem Boden lag. Dort öffnete sie die Augen wieder; als die Sonne ihr Gesicht kitzelte wurde ihr leicht schwindlig. Schöne Scheiße. Es ist alles nur seine Schuld. Genau. Er war der Schuldige, wegen ihm befand sie sich nun in einem Zustand, der ihr völlig unbekannte Ausmaße annahm. Nur weil er so verdammt gutaussehend war, ging es ihr schlecht. Weil er ihr gegenüber ja unbedingt immer so charmant und zuvorkommend sein musste; Nami liebte die Tatsache, dass er ihr andauernd seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, sobald sie einen Raum betrat. Und dann musste er auch noch ein so unbeschreiblich niedliches Grinsen haben, bei dem ihre Knie jedes Mal zu Pudding wurden. Ganz zu schweigen von der weichen, aber männlichen Stimme, den breiten Schultern, der ebenen Bräune, dem perfekten Oberkörper… Abrupt schlug sie sich die Hände vor das Gesicht unter welchen ihre Wangen brodelten. Es war seltsam. Ihre Gefühle hatten sich zwar nicht ganz plötzlich über Nacht verändert, aber dennoch kam es irgendwie vollkommen unerwartet, wie ein Tritt in die Magengrube, diese Erkenntnis die ihre ganze Welt auf den Kopf stellte. Es hatte sich zwar ganz gemächlich entwickelt, aber jetzt wo es so war, da fühlte es sich doch ein wenig an wie ein Blitzeinschlag. Obwohl er, wenn sie ganz, ganz ehrlich zu sich selbst war, schon immer etwas mehr gewesen war, als die anderen. Er war schon immer Sanji-‚kun‘. Nami biss sich auf die Unterlippe und presste ihre Wange gegen das kühlende Holz, damit sich ihre Temperatur wieder um einige Grad senkte. Sie war sich nicht einmal mehr ganz sicher, warum sie nur an seinen Namen ein Suffix anhängte. War es um eine gewisse Distanz zu wahren? Weil er ihr gefährlich werden konnte? Oder war es aus bloßem Respekt? Sie wusste es nicht. Sie hatte nicht einmal groß darüber nachgedacht, es war wie von allein gekommen. Er war immer Sanji-kun gewesen und sie schon immer Nami-san. Dabei spricht er selbst eine erwachsene Frau wie Robin mit ‚chan‘ an. Nur sie war immer Nami-san gewesen. Tatsächlich zauberte dies das erste kleine Lächeln dieses Tages auf ihr Gesicht. Vielleicht, aber auch wirklich nur vielleicht, machte sie sich ja doch nicht ganz umsonst so verrückt. Man durfte sich ja schließlich noch ein paar Hoffnungen machen, nicht wahr? Nicht zu viele, aber ein paar klitzekleine Hoffnungen konnten ja niemandem wehtun. Nicht unbedingt, zumindest. „Ach, hierhin hast du dich also verkrochen, Nami-chan.“ Verwundert schlug Nami die Augen auf, als ein Schatten über sie fiel und bewegte ihren Kopf gerade so viel, dass sie den Besitzer des Schattens erspähen konnte. Nun, Besitzerin wäre hier wohl angebrachter. Erhaben stand Nico Robin über ihr wie eine altrömische Statue und lächelte mit dem zuvorkommenden Ausdruck einer besorgten Mutter auf die Navigatorin hinab, während Nami seufzend die Lippen kräuselte. „Hallooo“, hauchte die Jüngere wie ein Häufchen Elend. Jenes entlockte Robin ein amüsiertes Kichern, ehe sie sich zu der Navigatorin hinunter kniete. „Da du ja, wie es unschwer zu überhören war, nicht deine Tage hast, wundere ich mich grade umso mehr über dein untypisches Verhalten“, sagte sie liebevoll. „Wirst du mich jetzt wieder mit einem unheimlichen ‚Sprich mich bloß nicht an‘ wegschicken?“ Nami errötete vor Scham und und schüttelte mit einem mitleidserregenden Gesichtsaudruck den Kopf. „Nuh-uh. Bitte bleib.“ Die Archäologin schenkte ihr ein verständnisvolles und warmes Lächeln. „Willst du mir erzählen, was mit dir los ist?“ Nami seufzte ganz tief. Offensichtlich hatte sie soeben eine ganz neue Phase erreicht; die Ich-brauch-jetzt-wirklich-gaaanz-viel-seelischen-Beistand-Phase, auch bekannt als Robin-lass-mich-nicht-allein-Phase. Mit einem leichten Schwindelgefühl setzte sie sich wieder auf und bedeutete ihrer älteren Freundin sich neben sie zu setzen, indem sie sachte auf den Platz neben sich klopfte. Während Robin ihrer stummen Bitte Folge leistete und sich elegant neben Nami niederließ, atmete die Navigatorin mit einem bekümmerten Ausdruck ein Mal ganz tief durch, ehe sie sich zu einer Erklärung durchrang. „Robin.“ „Ja?“ „Du bist die einzige weibliche Unterstützung die ich habe.“ „Tja, das ist wohl wahr.“ „Deswegen muss ich dich leider mit meinen Problemen belasten.“ Wieder kicherte Robin sanft. „Belaste mich ruhig, Nami-chan.“ Noch einmal atmete Nami ganz tief durch, kam sich aber dennoch vor wie ein kompletter Vollidiot, als sie das Gesicht zwischen ihre Knie grub und weinerlich hineinmuffelte: „Oh Mann, Robin.“ „Ja?“ „Ich bin ein Vollidiot.“ Ein melodisches Lachen entfloh der Archäologin. „Ach wirklich?“ Nami nickte, ihr Gesicht war noch immer zwischen ihren Knien versteckt. „Ja, wirklich.“ „Dann muss ich dich fragen“, begann Robin mit einem Schmunzeln, „was dir denn um alles in der Welt so viel Kopfzerbrechen bereitet, dass du dich selbst als Idioten titulierst.“ Namis Kopf tauchte langsam wieder aus ihren Knien auf, doch anstatt zur ihrer Freundin blickte sie lieber mit trüben Augen auf das Stück Meer hinaus, das die Going Merry hinter sich ließ. Sie kam sich so unendlich blöd vor. Aus irgendeinem völlig unsinnigen Grund war Nami ihr unglaublich irrationales Verhalten so dermaßen peinlich, dass sie den Grund dafür nicht mal in ihren eigenen Gedanken tatsächlich ausdenken konnte. Sie wusste natürlich nur allzu gut, was genau der Grund war. Natürlich wusste sie es. Sie wusste all diese verqueren Gefühle in die richtige Spalte einzuordnen, aber diese eine Spalte machte ihr so viel Angst, dass sie sich am liebsten in irgendeinem Erdloch verkriechen und nie wieder ans Tageslicht kommen würde. Aber so feige war sie nicht. Sie würde sich dieser gigantischen Hürde jetzt stellen, denn sie wusste, wie nach jeder Hürde, die sich vor ihr auftürmte, würde es ihr garantiert besser gehen, sobald sie erst einmal erklommen und hinter sich gelassen wurde. Deswegen musste sie es jetzt einfach hinter sich bringen. Sie musste es aussprechen, diesen einen Gedanken, der ihr so unheimlich und vor allem unwirklich vorkam. Sprich es aus. Du kannst das, Nami. Augen zu und durch. „Ich…“ _ _ _ _ _ „Was ist mit Nami looos?“, klagte Luffy weinerlich, während er bei der Kombüse auf der Treppe saß und einen fast schon beleidigten Schmollmund zog. Chopper, der direkt neben Luffy auf der Treppe saß und genau wie der Captain sein Gesicht auf seinen Handflächen, Verzeihung, Hufen abstützte, ließ einen ratlosen Seufzer ertönen und zuckte mit niedergeschlagenem Ausdruck die zierlichen pelzigen Schultern. „Sie ist so komisch. Und ihre Tage hat sie nicht, sagt sie…“ „Es ist als wäre sie krank oder so!“, rief Luffy mit voller Überzeugung heraus. Chopper wirbelte augenblicklich entgeistert zu ihm herum. „Oh mein Gott! Vielleicht ist sie ja wirklich krank! Irgendwas auf Sky Piea könnte sie gebissen haben! So ein Dschungel ist doch voll von giftigen Insekten!“ Luffy geriet sofort in Panik. „Waaas! NEIN! Chopper, du musst sie sofort heilen gehen! Nami darf nicht sterben!“ „Zu Befehl!“ „Ts, ts, ts“, kam es von einer Stufe über ihnen genau dann, als Chopper entschlossen aufgesprungen war und beide, Rentier und Captain, wandten sich zum süffisant grinsenden Usopp herum, der lässig an der Reling lehnte und sich wissend eine Hand unter das Kinn gelegt hatte. „Mit dem Biss liegt ihr gar nicht so falsch. Allerdings war es sicher kein Tier, das unsere werte Navigatorin gebissen hat.“ „Wirklich nicht?“, rief Chopper erstaunt mit großen Augen aus. „Dann war es ein Mensch?“ „Wer würde schon Nami beißen? Schmeckt sie so gut oder was?“, murmelte Luffy verwirrt vor sich hin. Usopp schloss verschwörerisch die Augen, als er sich von der Reling abstieß und sich direkt vor den beiden breitbeinig aufbaute, was ihn ganz minimal imposanter aussehen ließ. Und als er schließlich die Augen wieder öffnete, hatte er einen so dermaßen Angst einflößenden Gesichtsausdruck aufgesetzt, dass beide Augenpaare vor ihm direkt vorfreudig zu funkeln anfingen; sie wussten, dass jetzt eine von seinen zahlreichen Gesichten über seine grandiosen Abenteuer folgen würde. „Es ist weder Mensch, noch Tier. Es ist weder tot, noch lebendig“, schnaufte der Lügner düster. „Es ist weder gut, noch böse.“ „Was ist es?“, flüsterten Luffy und Chopper synchron und ganz und gar gespannt. Usopp blickte erhaben auf die beiden Unwissenden hinab. „Ein Vampir!“ „Ein Vampir!?“, kreischte Chopper in einem Anflug von Panik, während Luffys Augen zu leuchten begannen wie der hellste Leuchtturm am Horizont. „Wie cool ist das denn! USOPP! Hol mir diesen Vamp in meine Crew!“ „Vampir, Luffy. Vampir“, korriegierte Usopp pikiert. „Und außerdem ist das gar nicht mehr nötig.“ Kurz war der düstere Ausdruck verschwunden gewesen, doch nun kehrte er zurück auf sein sonst so lustiges Gesicht. „Der Vampir ist nämlich schon in deiner Crew, Captain.“ „WAAAS!“, schrie das kleine Rentier vor Furcht. „Whoa! COOL!“, rief Luffy begeistert aus und grinste. „Wer ist es? Wer ist es!?“ Usopp schenkte ihm ein blasiertes Schmunzeln. „Habt ihr denn nicht gesehen, was Robin heute zum Mittagessen getrunken hat?“ Als er die ratlosen Blicke sah, welche die beiden miteinander wechselten, fuhr er umso glückseliger fort: „Es war rot. Wie Blut.“ „Robin ist der Vampir!?“ „Ist nicht wahr!“ Usopp schenkte ihnen ein überlegenes Grinsen. „Doch, es ist wahr!“ „Was redet ihr Bekloppten da?“ Die drei Chaoten des Schiffes wandten sich fast schon ertappt zu dem blonden Smutje des Schiffes herum, der sie mit verzogenem Gesicht vollkommen entsetzt anstarrte. Eine Weile herrschte völlig fassungslose Stille, in welcher sich beide Parteien einfach nur reglos angafften, sogar die Zigarette in Sanjis Hand blieb unbeachtet. Hätte ein Außenstehender das Geschehen mitverfolgen können, er wäre mit Sicherheit fasziniert gewesen von der Situationskomik dieses einzigartigen Moments. Der Erste, der aus seiner Starre erwachte, war Luffy, der sofort tief einatmete um seinem Koch eine Erklärung zu liefern, doch noch im selben Moment sprang ihm Usopp mit einem Satz sprichwörtlich an die Gurgel und schlug ihm mit einem schmerzvollen Geräusch beide Hände auf den Mund, sodass Chopper tatsächlich das Gesicht verzog und ein paar Schritte Sicherheitsabstand einnahm. „Gar nichts!“, quiekte Usopp dann mit einem erzwungenen Grinsen der Nervosität. „Überhaupt nichts, Sanji! Beachte uns einfach nicht!“ „Mmph mpf mhmh?“, muffelte Luffy verwirrt in die Hand des Schützen. „Bist du des Wahnsinns?“, zischte Usopp ihm im Flüsterton zu, der seltsamerweise jedes Wort verstanden hatte. „Sanji ist auf ihrer Seite!“ „Sanji ist auch ein Vampir!?“, entfuhr es Chopper panisch und laut. „Deswegen hat er Robin also das Blut gebracht!“ „Hah?“, entfuhr es Sanji, während er eine ungläubige Grimasse zog. „Chopper, halt die Klappe!“, zischte Usopp, doch das kleine Rentier schien wie hypnotisiert vor Angst. „Na das Blut! Das Blut, das Robin zum Mittagessen getrunken hat! Ihr… ihr seid Vampire!“ Sanji wusste nicht, ob er Lachen oder Mitleid haben sollte. „Chopper, das war Tomatensaft!“ Das bremste den ängstlichen Arzt und auch Luffy fand endlich den Moment um aus Usopps Griff auszubrechen und angewidert das Gesicht zu verziehen. „Eh? Tomatensaft? Das ist dann aber eklig!“ „Ach, dann war Blut also okay!?“ „Hey! Hey, hey, hey! Hört bloß nicht auf den!“, rief Usopp verschwörerisch und zeigte auf den Smutje, als klage er ihn eines ganz furchtbaren Verbrechens an. „Das ist doch die Standardausrede von Vampiren! Und jetzt wollen Robin und Sanji auch noch Nami zu ihresgleichen machen, deswegen ist sie auch so schräg drauf! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir alle dran sind!“ „Whoa, COOL! Ich will sofort ein Vampir werden!“ „Ich nicht! Ich brauch unbedingt Knoblauch, ein Kreuz und Weihwasser!“ Sanji schüttelte lachend den Kopf; diese Kindsköpfe redeten so viel Stuss, dass er sich nicht einmal mehr darüber aufregen konnte. Allerdings war es ja nicht ganz unwahr, dass sich Nami seinetwegen so bizarr verhielt. Nach dem überaus seltsamen Moment gestern Nacht an Deck war das auch kein Wunder. Er gab zu, dass es ihm Spaß gemacht hatte sie so aus der Fassung zu bringen, aber möglicherweise war er doch etwas zu weit gegangen. Aber er freute sich nun mal zu sehr. Er freute sich sogar so sehr über die Zuneigung, die er plötzlich von ihrer Seite aus spürte, dass er es ganz unmöglich für sich behalten konnte. Er wusste, dass ihn viel mehr mochte, als sie je zugeben würde und über diese Erkenntnis war er so glücklich, dass er das Gefühl hatte, er konnte Berge versetzen und Bäume ausreißen. Gestern Nacht war er viel zu euphorisch gewesen, um es nicht endlich anzusprechen. Es hätte ihn sonst womöglich noch zerfressen. Dass Nami auf seine Annäherung allerdings so reagierte, hätte ihm klar sein müssen. Ein Seufzen drang über Sanjis Lippen, während er auf die dampfende Tasse Kaffee in seiner Hand blickte. Ob sie heute Nacht wohl trotzdem auftauchen würde? Der Diskussion zwischen den drei Chaoten nur vage lauschend, machte er sich auf den Weg zum Achterdeck, dem einzigen Ort, an dem er noch nicht nach Nami gesucht hatte. In der Kombüse war sie nicht mehr gewesen; wahrscheinlich versteckte sie sich vor ihm, wo sie doch seit gestern alles tat um ihm irgendwie aus dem Weg zu gehen. Nicht ein Wort hatte sie heute mit ihm gewechselt und das raubte ihm beinahe den Verstand. Je näher er dem Achterdeck kam, desto lauter wurden weibliche Stimmen: Robin und Nami. Bingo. Über irgendetwas unterhielten sie sich, aber ihre Stimmen waren zu leise und er noch zu weit weg, als dass er irgendetwas verstehen konnte. Mit einem Lächeln wollte er um die Ecke biegen um ihr wenigstens den kleinen Gefallen des Koffeins zu tun, als er plötzlich vernahm, wie sich Nami selbst einen Vollidioten schimpfte. Entgegen seiner guten Erziehung und dem Wissen, dass man Frauengespräche niemals belauschen sollte, blieb er auf dem Fleck stehen und lauschte interessiert Namis engelsgleicher Stimme. Und dann sagte sie einen Satz, der seine ganze Welt auf den Kopf stellte und alles wahr werden ließ, das er sich je gewünscht hatte und all seine Hoffnungen erfüllte. „Ich glaube, ich bin in Sanji-kun verliebt.“ Beinahe wäre ihm die Tasse aus der Hand gefallen. _ _ _ _ _ AN: Die Hälfte wäre geschafft. Schon wieder mit Verspätung, weil ich Probleme mit dem PC hatte. :'D Aber ich hoffe, es hat euch auch diesmal gefallen. *_* Über Kommentare freut sich jeder. :3 Kapitel 4: 4th: Cheater ----------------------- Ich hab’s gesagt. Nami legte vollkommen verstört die Hände auf ihre glühend heißen Wangen. Ich hab’s gesagt! Sie traute sich kaum mehr Robin überhaupt anzusehen, vor allem da die Ältere sie schon seit einer geschlagenen Minute ganz und gar sprachlos anstarrte. In Namis Kopf drehte es sich schneller als in jeder Waschmaschine, während sie krampfhaft versuchte dem Blick der Schwarzhaarigen neben ihr auszuweichen, ihr Gesicht war inzwischen karmesinrot. Warum sagte Robin denn nichts dazu? War es denn so undenkbar? So seltsam? Die angespannte Stille machte sie fast wahnsinnig. Das hält doch kein Mensch aus! „S… sag was…“, murmelte Nami und grub ihr Gesicht wieder in ihre Arme. Da schien Robin aus ihrer Starre zu erwachen und legte überlegend den Kopf schief, während sie die Navigatorin betrachtete, innerlich amüsiert, sie einmal so aus der Fassung zu sehen. Es war nicht so, dass die Archäologin nicht geahnt hätte, dass Nami verliebt war; sie lebte ihm selben Zimmer und sie bekam es jede Nacht aus erster Hand mit, wie Nami aufstand und an Deck schlich, und warum sollte sie das schon immer wieder tun, wenn nicht für einen Mann? Auch dass es letztendlich der Schiffskoch war, für den Nami Gefühle hegte, war keinesfalls eine Überraschung gewesen; ihrer Meinung nach war jenes kaum zu übersehen, auch wenn Zoro ihr nicht glauben wollte, als sie dieses Thema angesprochen hatte. Das einzig außergewöhnliche an diesem Geständnis war das Geständnis. Doch Robin freute sich ungemein, dass Nami sich, wenn auch völlig unerwartet, dazu entschieden hatte, ihre Sorgen mit ihr zu teilen, anstatt sie wie üblich selbst in die Hand zu nehmen. Die Ältere musste lächeln. Sie wusste, dass Nami früh die Frau verloren hatte, die wie eine Mutter zu ihr war, da war es ihr nicht zu verübeln, wenn sie Robin ab und an diese Rolle zuteil werden ließ. Sie hoffte auf einen Rat. Von einer Frau, die älter und erfahrener war, als sie selbst. Vielleicht war Nami selbst nie wirklich verliebt gewesen? „Tja“, sagte Robin schließlich und blickte auf das Meer. „Was möchtest du denn von mir hören?“ „Sag mir, dass ich ein Idiot bin.“ „Das bist du. Das bist du wirklich.“ Nami seufzte und nickte. „Du bist ein Idiot“, begann die Ältere mit einem amüsierten Schmunzeln, „grade weil du dich für einen Idiot hältst.“ Verdutzt blinzelnd tauchte Namis Kopf wieder auf. „Huh?“ Robin wandte ihr mit einem warmen Lächeln den Kopf zu und stützte ihr Kinn auf ihrer Handfläche. „Emotionen lassen sich nicht steuern, Nami-chan“, sagte sie sanft. „Wir Menschen sind ihnen gegenüber völlig machtlos. Alles was wir in solchen Momenten der Erkenntnis tun können, ist kampflos zu kapitulieren. Und uns den Gefühlen einfach hingeben.“ Anspannung kehrte in Namis Gesichtszüge ein, innerlich hin- und hergerissen kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. „Das geht nicht. Unmöglich“, murmelte sie stur. „Das -- das kann ich nicht tun.“ „So?“ Robin zog verwundert eine Braue hoch. „Warum nicht?“ „Weil er--“, rief die Navigatorin energisch aus, bremste sich aber und klappte den Mund wortlos wieder zu. Die Augen verengend und sich auf die Unterlippe beißend, schaute sie mit verklärtem Blick zur Seite und murmelte nochmals: „Weil er…“ Nami musste schwer schlucken, als ihr dieser eine vernichtende Satz wieder durch die Gedanken huschte. Sie spürte ein allzu bekanntes und unangenehmes Brennen in den Augen als Zoros hämisches Grinsen vor ihrem inneren Auge auftauchte, welches sie vergebens zu verdrängen versuchte. Aber er blieb und er lachte. Lachte sie aus und war schadenfroh, weil sie so dumm war tatsächlich zu glauben, dass Sanji sich nur einer einzigen Frau hingeben konnte. „Weil der Mistkoch eh ein untreuer Saftarsch ist!“ Nami blickte fast verzweifelt ins Leere. „… untreu…“ Entsetzt weiteten sich Robins Augen als sie Tränen in den Augen der Navigatorin sah. „Nami-chan… du…“ Nami keuchte erschrocken auf und schlug sich hastig die Handflächen über die Augen, um die Tränen wegzureiben, ehe sie etwas wacklig auf die Beine sprang und mit aller Macht ein gequältes Lächeln auf ihre Lippen zwang; Robin blickte mit einer Mischung aus Mitleid und Verständnislosigkeit zu ihr hinauf, ihre Hand hing etwas verloren in der Luft, nachdem Nami aufgestanden war, bevor ihr die Ältere über die Haare streichen konnte. „Haha!“, lachte die Navigatorin nervös und kratzte sich am Hinterkopf. „Was rede ich hier? Ist ja auch egal! Alles egal! Vergiss es einfach wieder, das alles! Es ist egal!“ Robin seufzte. „Nami-chan…“ „Das geht wieder vorbei“, grinste sie und winkte es ab. „In einer Woche ist das Ganze gegessen, du wirst schon sehen!“ Während Nami sich zum Gehen abwandte, schüttelte Robin seufzend den Kopf. Dieses Mädchen würde sich wohl niemals ändern. Kurz hatte sie sich ihr geöffnet, nur um gleich darauf wieder zuzumachen und es sich selbst aufzubürden, weil sie ja vollkommen überzeugt war, dass sie das mit sich selbst ausmachen konnte. Oder aber sie wollte einfach nicht hören, dass die beste Lösung war direkt mit Sanji zu sprechen und wusste, dass Robin genau das hatte sagen wollen. „Trotzdem danke, Robin. Dass du mir zugehört hast.“ Verdutzt blickte Robin auf, sah aber nur noch ein paar rote Strähnen um die Ecke wehen, ehe die Navigatorin ganz aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Die Archäologin konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, während sie den Kopf wieder dem Meer zuwandte, die Augen schloss und den Wind in ihren Haaren genoss, froh darüber, dass Nami sich entschieden hatte den Weg zu ihrer Rechten zu nehmen. Hätte sie den anderen genommen, hätte sie vielleicht eine unschöne Überraschung gehabt. Robins Lächeln würde noch etwas breiter. „Was hast du jetzt vor?“, fragte sie sanft. „Sanji?“ Der Smutje, der sich noch immer nicht einen Zentimeter vom Fleck gerührt hatte, legte mit geweiteten Augen und schockiertem Ausdruck eine Hand auf den Mund, ehe er mit glühenden Wangen zur Seite blickte, ganz und gar nicht von der Tatsache überrascht, dass Robin von Anfang an gewusst hatte, dass er da war und doch bis jetzt geschwiegen hatte; es war einfach ihr Stil. Es war unbeschreiblich, eine ganze Welt von Emotionen schwappte durch seinen gesamten Körper und plötzlich wurde ihm abwechselnd heiß und kalt. Er war vollkommen unfähig irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, so dermaßen überrumpelt fühlte er sich, obwohl er ja eigentlich schon davon ausgegangen war, dass Nami zumindest irgendwas für ihn fühlte. Aber trotzdem war es, als hätte er soeben den Allblue gefunden. Sie war in ihn verliebt. Verliebt. Verliebt! Keine kleinen lauen Gefühle, nichts mickriges, es war das große L. Das ganz große L. Es war mehr, als er sich je von ihr erhofft hatte und mehr als er je zu träumen wagte. Und doch war sie da eben noch gewesen und hatte Robin verkündet, sie wäre tatsächlich in ihn verliebt. Im Grunde sollte nur dieser eine Gedanke schon ein fast außerirdisches Strahlen auf sein Gesicht zaubern, aber wenn er ehrlich war, wusste er im Moment gar nicht so recht wie ihm geschah. Er war viel zu geschockt von ihrer Herangehensweise. Denn eigentlich sollte doch auch sie im Rausche der Liebe nur noch mit einem Grinsen umherwandern, anstatt ihn zu meiden und sich für einen Idioten zu halten. Findet sie es denn so schlimm? Fand sie es so furchtbar in ihn verliebt zu sein? Wirklich? Wo er sie doch auf Händen tragen und ihr die Sterne vom Himmel holen würde, wenn sie ihn doch nur ließe. Wo er doch alles tun würde, nur um sie glücklich zu sehen, nur damit sie lachte. Wusste sie denn nicht, dass sie der alleinige Grund für seine bloße Existenz war? Er war sich sicher, dass er nur geboren worden war, damit er ihr begegnen konnte. Sie war sein Schicksal. Untreu. Schlagartig weiteten sich Sanjis Augen, als ihm dieses Wort durch den Kopf schoss und plötzlich drehte sich ihm der Magen um. Sie hatte es gesagt, oder? Untreu. Sie hatte es gesagt. Das war er, der Grund. Der Grund dafür, dass sie sich so idiotisch vorkam. Deswegen war sie unglücklich und auch deswegen fing sie an ihn zu meiden. Sie hielt ihn für untreu. Sanji schloss die Augen und ließ ein verzweifeltes Lachen ertönen. „Scheiße“, flüsterte er unhörbar und ballte die Hand zur Faust. Oh Gott, sie hält mich für untreu. Und er hatte ihr auch nie einen Anlass gegeben da anders zu denken. Natürlich würde ihn eine Frau wie Nami auf den ersten Blick für untreu halten, für die Art wie er mit allen Frauen flirtete. Aber war es denn nicht so, dass er immer aufpasste, dass sie die meiste Aufmerksamkeit bekam? War es denn nicht sie für die er jede andere immer wieder eiskalt stehen ließ? War es denn nicht offensichtlich, dass sie ihm wichtiger war, als jede andere? Ist es denn nicht offensichtlich, dass ich sie liebe? Er würde es ihr wohl ins Gesicht brüllen müssen, damit sie es endlich kapierte und wenn die Situation es verlangte, dann würde er genau das auch tun. Er musste ihr erklären, was für eine Art Mensch er war. Er musste ihr die Chance geben ihn besser kennenzulernen, damit sie sehen konnte, dass all das Flirten, all die Komplimente an andere Frauen gar keine Bedeutung für ihn hatte, solange sie nur an seiner Seite war. Er musste ihr zeigen, dass er nicht untreu war. Heute Nacht. „Tut mir Leid, dass ich euch belauscht hab, Robin-chan.“ Robin schmunzelte amüsiert, als sie das Auge, das sie mit Hilfe ihrer Teufelskräfte neben Sanji in der Wand hatte erscheinen lassen, wieder schloss, während der Smutje sich abwandte und ging. Tief atmete die Schwarzhaarige die salzige Seeluft ein als sie sich zurücklehnte, verwundert aber gleichzeitig auch gerührt davon, dass Sanji nicht einmal einen einzigen Blick auf sie selbst werfen wollte, geschweige denn sie irgendwie umschwärmt hatte. Plötzlich lachte sie. „Untreu. Fu fu, das ist witzig.“ _ _ _ _ _ „NAMI!“ Verstört blinzelte Nami ihren Kapitän an, als der auf sie zugerannt kam wie ein Blitz und sie grob an den Schultern packte, ein störrischer und ernster Ausdruck auf dem Gesicht. Die Navigatorin verzog das Gesicht und bewegte ihren Kopf etwas nach hinten, als Luffy die Augenbrauen zusammenzog und ihr ganz tief in die Augen blickte, als versuche er sie zu hypnotisieren. „Was ist, du Spinner?“, brummte sie schließlich gereizt. Luffy verengte die Augen. „Du siehst normal aus.“ „Ich wünschte, das könnte ich auch über dich sagen“, murmelte Nami. „Zeig mir deinen Hals!“, befahl er, ihre Bemerkung ignorierend, und packte ohne eine Antwort abzuwarten ihren Kopf, drücke ihn etwas zur Seite und inspizierte ungebeten ihren Hals mit einem röntgenden Blick. Nami, die bei dieser plötzlichen Berührung doch etwas rot um die Nase wurde, klappte entsetzt die Kinnlade hinunter, vollkommen überrumpelt. „W – was soll das werden, du Wahnsinniger! Lass das gefälligst!“ „Da ist nichts zu sehen“, murmelte Luffy verdutzt, ließ aber nicht von ihr ab. „Wenn du nach einem Knutschfleck suchst, dann schau lieber morgen nochmal nach, Luffy“, merkte Zoro mit einem Grinsen an, während er am Mast lehnte. „Huh? Ein Knutschfleck?“ Verwirrt legte Luffy den Kopf schief. „Mit wem macht Nami das Doki-Doki-Zeugs denn?“ „Doki-Doki?“ „Sex und so.“ Kurz darauf traf den Captain eine gewaltige Kopfnuss und eine wütende Nami schnaufte ihm ins Ohr, ihre Wangen rot wie Feuer. „Mit niemandem, du Idiot!“ „Autsch! Wieso haust du mich!?“ „Weil du der größte TROTTEL weit und breit bist! Wieso weißt du überhaupt, was Sex ist!“ „Ich bin kein Baby mehr! Natürlich weiß ich sowas!“ „Klappe, von deiner Stimme krieg ich Kopfweh!“ „Nami“, mischte sich Chopper mit einem teils verschreckten, teils unschuldigen Gesichtsausdruck ein. „Verspürst du neuerdings ein seltsames Verlangen nach Blut?“ Nami konnte ihn nur vollkommen verständnislos angaffen. „HAH?“ „Na ja, einen…“ Der kleine Arzt druckste etwas herum und stupste seine Hufe gegeneinander, ehe er endlich mit der Sprache herausrückte. „… einen… gewissen Durst…?“ Die Navigatorin verengte die Augen. „Sehe ich etwa aus wie ein Moskito?“ „Okay, reden wir Klartext!“, rief Luffy mit seiner energischen Stimme aus, ehe er mit ernster Miene auf Nami zeigte, als stünde sie vor Gericht. „Nami! Antworte nur mit Ja oder Nein! Bist du ein…“ Er legte eine Kunstpause ein. „… Vampir?“ Während Nami den Kapitän nur völlig fassungslos angaffen konnte, schlug dem Trio eine gewaltige und ganz und gar unerwartete Lachsalve seitens Zoro entgegen, der kein Geheimnis darum machte, wie amüsant er Luffys neuste Verrücktheit fand. Als Luffy sich vergeblich darum bemühte Zoros Lachen Einhalt zu gebieten, indem er ihm ärgerlich zu verstehen gab, wie ernst es ihm war (was übrigens dazu führte, dass Zoro nur noch lauter lachte, weil er es zu Anfang nur für einen Witz hielt), verengten sich Namis Augen einmal mehr zu einem bedrohlichen Funkeln. „Wisst ihr Idioten denn nichts Besseres mit eurer Zeit anzufangen?“, knirschte sie durch zusammengepresste Zähne. „Es war Sanji! Gib es zu!“, rief Luffy ernsthaft, der sich dazu entschlossen hatte Zoro nun zu ignorieren. Während Nami geschockt errötete, grinste der erste Maat des Schiffes ihr glucksend zu. „Ja, genau, gib’s schon zu, Nami.“ „Was war ich?“ Sanji blickte verdutzt in die Runde und Nami war augenblicklich wie schockgefroren. Vor allem, als sich plötzlich ihre Augen trafen und er sie durchdringend zu mustern begann, als wolle er ihre Gedanken lesen. Blitzschnell wandte Nami reflexartig den Kopf ab, ihre Wangen glühten förmlich. Wie um alles in der Welt sollte sie denn jetzt noch normal mit ihm umgehen? Es war unmöglich sich zu verhalten, als wäre alles beim Alten, wo sich so gut wie alles verändert hatte. „HIEEEK!“ Choppers entsetztes Kreischen holte die Navigatorin prompt wieder in die Realität zurück und sie sah nur noch eine Staubwolke an der Stelle, wo das kleine Rentier zuletzt gestanden hatte; als sie aber den Kopf zur Seite drehte, sah sie ihn, wie er sich falsch herum hinter Luffy versteckte. „DER VAMPIR!“ Zoro, der sich eigentlich schon wieder beruhigt hatte, fing sofort wieder an lauthals zu lachen. „Ahaha! Der Ero-Koch ist also ein Vampir! Kein Wunder, dass alle Weiber die Flucht ergreifen, sobald sie ihn sehen!“ „Ich kill dich noch“, zischte der Koch aggressiv. „Pfft, ach Gottchen! Der Vampir will mich beißen! Oh Furcht!“ „Wieso plötzlich der ganze Stuss über Vampire?“, räumte Nami mit einem resignierenden Seufzen kopfschüttelnd ein. „Weil Sanji einer ist!“, verkündete Luffy. Chopper nickte hastig. „Und Robin auch!“ „Ah, ihr habt es also herausgefunden“, seufzte Robin, die sich entschieden hatte mal nachzusehen, was denn der Grund des Lärms beim Bug war. Tatsächlich verstummte jeder einzelne an Deck nach diesem lässigen Kommentar. Selbst Zoro hörte zwischenzeitlich auf zu lachen. Sämtliche Augenpaare (Zoros ausgenommen, da dieser grinsend abwartete, was sie vorhatte) weiteten sich vor Entsetzten, denn jeder von ihnen wusste, dass man bei Robin nie so genau etwas wusste. Ein morbides Lächeln breitete sich auf Robins Gesicht aus, während sie die Arme vor dem Gesicht kreuzte, bereit um ihre Teufelskräfte einzusetzen. „Dann werde ich euch wohl beißen müssen.“ „HIEEEK!“, kreischte Chopper panisch und nur eine Millisekunde später war wieder nur eine Staubwolke zu sehen, von Chopper fehlte allerdings jede Spur (der Deckel eines Fasses in der Nähe wackelte aber noch ziemlich verdächtig). Robin kicherte amüsiert in ihre Handfläche. „Reingefallen.“ „Das war aber fies!“, entrüstete sich Luffy, während Zoro schadenfroh lachte. „Es gibt nur einen Mann, der sich so etwas erlaubt und tatsächlich überzeugt davon ist, dass er damit heil davonkommt“, sagte Sanji mit einem sadistischen Grinsen. „Und diesmal hat er einen entscheidenden Fehler begangen und mich live daran teilhaben lassen…“ Die Augen des Koches blitzten lauernd auf. „Wo ist Usopp?“ _ _ _ _ _ „USOPP! KOMM HER UND NIMM ES WIE EIN MANN!“ Ein Feuerzeug flackerte im Dunkeln eines Fasses im Inneren der Thousand Sunny auf und erleuchtete die mit Angstschweiß bedeckte lange Nase des Schützen. Usopp schluckte, am ganzen Leib zitternd. „Hier drin bin ich vorerst sicher…“ Franky, der momentan an einer neuen Waffe für das Schiff werkelte, funkelte eisige Blicke auf das Fass, als es begann laut zu beben. „Oi, Langnase“, brummte er. „Ich überleg mir das mit dem Alibi nochmal, wenn du nicht aufhörst zu zittern. Ich kann mich nicht konzentrieren.“ „T-tut mir Leid, Aniki-sama…“ _ _ _ _ _ „Tch“, zischte Sanji durch seine Zähne und zündete sich vor Ärger eine neue Zigarette. „Der kann sich nicht ewig verstecken.“ „Genau, geh ihn beißen, Gräfin Dracula“, kommentierte Zoro grinsend. „Ein paar Y-Chromosomen tun dir mit Sicherheit ganz gut. Vielleicht wirst du dann sogar endlich zum Mann.“ Triumphierend wartete der Schwertkämpfer auf eine von Sanjis originellen Beleidigungen, doch wider Erwarten blieb diese aus. Verdutzt blickte Zoro auf und war ganz und gar überrascht, als er bemerkte, dass der blonde Koch ihn doch tatsächlich ignorierte. Weil er viel zu beschäftigt war Nami nach zu starren, die sich wortlos vom Geschehen entfernt hatte und sich weiter vorne am Bug mit den Armen auf die Reling gelehnt hatte. „Oi, Giftmischer“, brummte Zoro gereizt und konnte nicht glauben, dass er folgendes tatsächlich aussprach. „Der Kaffee in deiner Hand wird schon kalt.“ Das erweckte dann doch noch Sanjis Aufmerksamkeit. Verwundert blickte er erst zu Zoro, dann auf den Kaffee, den er noch immer in Händen hielt und der inzwischen aufgehört hatte einladend zu dampfen. Mit einem verdutzten Blinzeln sah er schließlich wieder auf, worauf Zoro angesichts seines völlig bescheuerten Gesichtsausdruck mit den Augen rollte. „Jetzt hau schon ab, verdammter Koch“, brummte der Schwertkämpfer. „Du stehst mir im Licht, das ich zum Pennen brauch.“ Sanji musste grinsen, weil er nicht fassen konnte, wie offensichtlich sich Zoro benahm. Fast wäre ihm ein gehässiges ‚Was zur Hölle? Du weißt aber schon, dass ich weiß, dass es keinen Mensch gibt, der schlafen könnte, wenn ihm haufenweise Licht ins Gesicht schläft?‘, aber das tat er nicht, und er war froh, dass er es nicht tat. „Scheiß Schwertkämpfer.“ Als der Koch von Dannen zog, schloss Zoro die Augen und grinste selbst. „Jetzt schuldet sie mir was.“ _ _ _ _ _ AN: Nur noch ein Kapitel to go und wir haben's geschafft. *_*v Kapitel 5: 5th: Insanity ------------------------ „Na--Nami-san.“ Er hätte sich für das Stottern und Zittern seiner Stimme selbst verfluchen können. Nami wirbelte verdutzt herum, die Augen geweitet, ob nun des uncharakteristischen Stammelns wegen oder aber auch nur wegen seines bloßen Anblicks. Sanji räusperte sich verlegen in seine Hand und blickte mit glühenden Wangen zur Seite, um ihrem durchbohrenden Blick auszuweichen. Er wollte ihre Reaktion auf ihn gar nicht weiterhin verfolgen. Ob sie nun errötete oder seine Anwesenheit verfluchte, egal wie es auch für ihn aussehen mochte, er glaubte nicht, dass er es wirklich herausfinden wollte, jetzt in diesem Moment zumindest nicht. Weichei. Noch ein Mal verfluchte er er sich. Es könnte so einfach sein. „U--uhm.“ Scheiße, er stammelte ja immer noch. „Kaffee.“ Sie blickte nicht mal auf die Tasse, als er sie ihr direkt unter die Nase hielt. Stattdessen ruhte ihr Blick nur auf ihm, fragend, neugierig, verwirrt. Natürlich war sie verwundert, verdammt. Er verhielt sich momentan mit allem Nachdruck nicht wie er selbst. Anders als erwartet stimmte ihn die Erkenntnis darüber, dass sie tatsächlich dasselbe fühlte wie er, nicht euphorisch, jedenfalls nicht so sehr, dass er jetzt noch mehr geben konnte, um sie für sich zu gewinnen. Viel eher hinderte ihn die Tatsache, dass sie ihn für untreu hielt, daran sich ihr wirklich zu öffnen, obwohl es doch eigentlich seinen Kämpferinstikt wecken sollte. Ganz nach dem Motto ‚Jetzt erst recht‘. Aber nichts da. Absolut nichts tat sich. Er verkroch sich in seinem imaginären Schneckenhaus und wusste zum ersten Mal nicht, wie er mit einer Frau umgehen sollte. Wie er mit dieser Frau umgehen sollte. Nami verhielt sich ebenfalls weiterhin ziemlich un-Nami-mäßig und blickte seufzend zu Boden, als sie die Tasse Kaffe aus seiner Hand nahm. Kein zuckersüßes Lächeln, das sagte: ‚Wenn du machst, was ich will, passiert vielleicht was zwischen uns‘. Kein lasziv gehauchtes: ‚Vielen Dank, San-ji-kun.‘ Nur ein stumpf klingendes: „Danke.“ Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick wandte sie sich wieder dem Meer zu und nun blickte auch Sanji endlich wieder auf. Er wusste selbst nicht, was genau er fühlte, als er ihren Rücken betrachtete. Er kannte dieses Gefühl so gut, dass es mittlerweile selbstverständlich war. Es gehörte fast zu ihm. Wie ein Auge, oder ein Arm, oder ein Fuß. Weil er schon immer nur ihren Rücken angestarrt hatte. Und nun, da sie sich endlich einmal zu ihm herumgedreht hatte, wusste er nicht, wie er sie ansehen sollte. Sanji verengte die Augen zu einem melancholischen Ausdruck. Wirst du heute Nacht hier sein? Er wollte diese Frage stellen, mehr als alles andere. Aber stattdessen drehte er sich weg, drehte sich um… …und ging. _ _ _ _ _ Es war Mitternacht. Sanji lag hellwach in seiner Hängematte. Entspannung sah anders aus. An Schlaf war nicht mal zu denken. Sein Kopf war so voll von Nami lacht, Nami ist wunderschön, Nami ist perfekt, Nami liebt mich, Nami liebt mich, Nami liebt mich verdammt nochmal, dass da etwas minderwertiges wie Schlaf ganz unmöglich Platz hätte. Er wusste, wo er jetzt sein müsste. Aber auch wenn er es nicht gerne eingestand, er hatte Angst. Verdammt große Angst. Weil er nicht wusste, wie er sie ansehen konnte. Wie sollte er ihr in die Augen schauen, wenn er ganz genau wusste, wie schlecht sie von ihm dachte. Er wusste nicht, wie er mit ihr reden sollte. Wie er ihr klarmachen konnte, dass er nichts von alldem war; untreu, ein Betrüger, ein Lügner. Wie soll ich ihr gegenübertreten, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll? Er fühlte sich so hilflos. So missverstanden. Vor allem, da er keine Ahnung hatte, wie er ihr das Gegenteil beweisen konnte. Er hatte doch nicht mehr zu bieten, als Worte. Und er bat um nichts anderes als Vertrauen, aber da flehte er wohl vollkommen umsonst. Es war sonnenklar; sie vertraute ihm nicht. Und ganz gleich, wie sehr er sie wollte (er würde lieber wieder 80 Tage mit Zeff hungernd auf dieser Insel verbringen als 80 Tage ohne sie), er konnte nicht so tun, als wüsste er nicht, dass ihr das Vertrauen fehlte. Und wenn sie ihm nicht vertraute, fehlte ihm selbst auch das Vertrauen an sich. Das hier ist verdammt nochmal eine Scheißsituation. Was sollte er schon sagen; Männer waren Kinder, wenn es um die Frau ihres Lebens ging. „Oi, Sanji?“ Der Koch zuckte erschrocken zusammen, als die laue Stimme Usopps von der Hängematte links neben ihm an seine Ohren drang. Er schielte kurz hinüber und funkelte dem Rücken des Scharfschützen kurz eisige Todesblicke entgegen, bevor er die Arme hinter dem Kopf verschränkte und wieder finstere Löcher in die Decke der Kajüte starrte, demonstrativ schweigend. „Ich weiß, dass du wach bist, Sanji.“ Sanji schnaubte empört. Er war immer noch sauer, dass die Späße des Lügners mal wieder auf seine und vor allem Namis Kosten gegangen waren. „Bist du immer noch sauer?“, murmelte Usopp, als hätte er seine Gedanken gelesen; Sanji wollte gerade etwas Patziges erwidern, als der Schütze fortfuhr: „Hey, ich hab mich doch schon entschuldigt… Egal, ich mach’s noch mal -- es tut mir Leid, okay? Wirklich. Die Stimmung auf dem Schiff war nur so komisch heute, da hab ich mir gedacht, eine kleine Lüge bringt alle auf andere Gedanken.“ Das bremste den Koch und auch seinen Ärger sofort. Seine Gesichtszüge entspannten sich und ein kleines Schmunzeln kroch aus seinen Mundwinkeln hervor. Der Trottel. Natürlich hatte Usopp es nicht böse gemeint. Er wusste das. Aber er schätzte mal, er hatte einfach jemanden gebraucht, an dem er seinen Frust ablassen konnte. Er würde ihm das natürlich nicht sagen, aber irgendwie war er dem Lügner sogar etwas dankbar dafür, dass er die Stimmung aufgelockert hatte – ganz kurz hatte er seine Probleme mit Nami tatsächlich vergessen. „Oi, Scheißkerl“, sagte er schließlich an Usopp gerichtet. „Kommst du an meine Kippen?“ Er konnte nicht sehen, wie Usopp erleichtert grinste, aber das war auch nicht nötig, er wusste es einfach. Lächelnd fing er die Zigaretten auf, die Usopp ihm zuwarf und fischte sich mit den Lippen eine heraus um sie zu zünden. Das Nikotin durchströmte ihn sofort auf die altbekannte, wohltuende Weise und er ließ ein zufriedenes ‚aah‘ ertönen, das Usopp zum glucksen brachte. Eine Weile herrschte Stille, bis Sanji hörbar Luft holte. „Weißt du, ich war gar nicht sauer“, sagte er schließlich leise. „Ich hatte nur echt miese Laune, weil… na ja, ich war scheiße drauf und du warst halt grade ganz oben auf der Abschussliste.“ Usopp lachte leise. „Ja, war mir schon klar. Ich wollte nur sicher gehen.“ Sanji grinste leicht und nahm noch einen tiefen Zug. „Nami war auch schlecht drauf“, mischte sich plötzlich eine andere Stimme von rechts ein und der Koch zuckte abermals zusammen, als er sich zu Luffys ernstem Gesicht umdrehte. „Ich bin kein Genie oder so, aber das muss ich auch gar nicht sein, um zu merken, wenn was mit meinen Nakama nicht stimmt. Ihr wart beide schlecht drauf und habt kaum miteinander geredet, nicht mal beim Essen. Das ist komisch.“ Sanji verengte die Augen und blickte schnaubend weg, eine sachte Rötung auf den Wangen. „Scheiße, ist das hier ein Verhör?“ Usopp kräuselte fast beleidigt die Nase. „Wir machen uns Sorgen.“ Luffy nickte. „Genau“, sagte er und verengte die Augen. „Habt ihr zwei gestritten oder so?“ Sanji seufzte seinen Ärger zusammen mit einer Rauchwolke in die Kabine. „Nein.“ „Warum zum Teufel bist du dann noch hier?“, schnarchte Franky plötzlich hinter Luffy. „Solltest du nicht eigentlich woanders sein, Mann?“ Der Koch verschluckte sich fast am Rauch seiner Zigarette, so unerwartet hatte ihn die Frage des Schiffszimmermanns getroffen. Mit glühenden Wangen (die man in der Dunkelheit der Kajüte zum Glück nicht sah) blickte er völlig verdattert in die Runde. „Verdammte Scheiße, warum zur Hölle seid ihr alle noch wach!?“ Luffy grinste breit. „Na ja, du stehst jede Nacht um dieselbe Zeit auf…“ „…haust dir in der Dunkelheit fluchend den Zeh irgendwo an, weil du deine Kippen suchst…“, fuhr Usopp fort. „… und weckst uns damit dann auch noch auf“, beendete wiederum Franky genervt. „Irgendwann haben wir uns daran gewöhnt und werden jetzt von selbst immer wach. Danke vielmals dafür, übrigens.“ Sanji fühlte sich ertappt und schnipste nervös am Filter seiner Zigarette herum. „Ah“, murmelte er verlegen. „Sorry.“ „Sanji, warum bist du noch hier?“, fragte der Captain nochmals mit einer ungewohnt vorsichtigen Stimme. „Warum bist du nicht dort?“ „Wo, dort?“, brummte der Koch, obwohl er ganz genau wusste, wo dort war. „Bei Nami.“ Obwohl er gewusst hatte, dass Luffy genau das sagen würde, erwischte es ihn wie eine Ladung eiskaltes Wasser und seine Augen weiteten sich. Es überraschte ihn nicht wirklich, dass die anderen es gemerkt hatten. Es war ja sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen. Es war die Tatsache, dass seine Freunde wie sein Gewissen klangen, die ihn so aus der Bahn warf. „Sie wartet bestimmt auf dich, weißt du.“ „Du solltest wirklich nicht hier sein, Sanji“, sagte Usopp. „Es ist nicht nett jemanden zu versetzen.“ Sanji funkelte die Decke an. „Um jemanden zu versetzen muss man erst mal ein Date haben.“ „Habt ihr das nicht? Ihr trefft euch doch jede Nacht, oder?“ „Klingt ziemlich nach Date, finde ich.“ „Es ist kein Date“, murmelte der Koch. „Es sind gespielte Zufälle. Außerdem wird sie heute bestimmt sowieso nicht kommen.“ Luffy blinzelte. „Woher willst du das wissen?“ „Weil ich es weiß.“ „Was ist das denn für eine Antwort?“, lachte der Captain. „Du kannst nicht wissen, dass sie nicht kommt, wenn sie es nicht gesagt hat. Bestimmt kommt sie. Nami hätte es dir ganz sicher gesagt, wenn sie nicht kommt.“ „Ja, sie lässt einen nicht umsonst warten“, stimmte Usopp zu. „Hör zu, Kringelbraue“, sagte Franky mit geschlossenen Augen. „Du weißt nicht, ob sie kommt, bis du nicht hochgehst und es selbst herausfindest. Wenn sie da war und du nicht, redet Nee-chan bestimmt kein Wort mehr mit dir. Willst du das etwa?“ Sanji blinzelte verwundert in die Dunkelheit. „Also ich fände das gar nicht super.“ Der Koch schluckte und starrte auf seine Zehen, die unter der Decke hervorschauten. Schon allein die Vorstellung davon, dass Nami, die perfekteste und umwerfendste Frau aller Blues (die Grand Line und die Red Line eingeschlossen), nicht mehr mit ihm redete, schnürte ihm die Luft zum Atmen ab. Und plötzlich, ganz allein durch diese Erkenntnis, konnte er nicht mehr glauben, dass er tatsächlich noch in seiner Hängematte lag und mit seinen Freunden über Dinge redete, die er eigentlich schon längst wusste. Scheiße, was TUE ich hier!? Warum war er noch hier? Hatte er nicht mehr alle Tassen im Schrank? War er vollkommen wahnsinnig geworden? Nicht ganz bei Trost? Was TAT er noch hier!? „Scheiße, ihr habt Recht“, murmelte er mit geweiteten Augen vollkommen verdattert. „Verdammte Scheiße, wieso bin ich noch hier?“ „Klar haben wir Recht“, grinste Usopp. „Mann, jetzt hau schon ab. Nee-chan wartet nicht gerne.“ Luffy grinste breit. „Viel Glück, Sanji!“ Ohne eine Antwort zu geben sprang Sanji mit einem Satz aus der Hängematte und flitzte blitzschnell zur Couch, wo sein Jackett lag. Lächerlich. So lächerlich, dass er leise lachen musste. Da hätte er doch tatsächlich um ein Haar die Liebe seines Lebens versetzt, nur weil er Angst hatte, dass er vielleicht nicht gut genug für sie war. Er konnte nicht fassen, dass das wirklich Black Leg Sanji gewesen war, der so wenig Selbstbewusstsein gehabt hatte. Ich bin gut genug. Denn sie liebt mich. Grinsend wandte er sich zu seinen Freunden herum. „Oi, Scheißkerle, morgen gibt’s ein riesen Festessen, klar?“ Nur Luffys Grinsen war noch breiter. „OH YEAH! Sanji, du bist der beste!“ Usopp zog verdutzt die Brauen hoch, als er ein leises Wimmern vernahm. „U-uh, Franky…?“ „Das ist so rührend! Ich liebe die Kringelbraue und Nee-chan, verdammt!“ Ganze Niagarafälle strömten über das Gesicht des Cyborgs. „Halt die Klappe, Mann! Ich weine nicht, klar!“ _ _ _ _ _ „Es ist schon halb eins, Nami-chan“, sagte Robin sanft, ohne von ihrem Buch aufzuschauen. „Findest du es wirklich okay nicht hinzugehen?“ So wie die Kerze auf dem Schreibtisch Robins Gesicht leicht dämmrig zum Schimmern brachte, sah sie fast wie eine antike Göttinnenstatue in spärlich beleuchteten Tempeln aus, fand Nami, die unbeholfen auf ihrem Daumennagel herum kaute und eingehüllt in ihrer Decke auf dem Bett saß. Sie bewunderte die Archäologin. Sie war so erwachsen, so erfahren. Wenn Robin an ihrer Stelle wäre, würde sie jetzt sicher nicht ängstlich in der Kajüte sitzen und sich das Hirn matern. Sie wäre sicher schon oben und würde selbst herausfinden, ob all ihre Ängste begründet waren oder nicht. Nami wusste ja, dass es nur einen einzigen Weg gab herauszufinden, ob Zoro mit seinem daher gesagten (und möglicherweise nicht ganz ernst gemeintem) Kommentar nun Recht hatte oder nicht – und das war, sich Sanji und vor allem ihren Gefühlen zu stellen. Aber sie hatte viel zu viel Angst davor, dass es die Wahrheit war. So viel Angst, dass sie es einfach nicht über sich bringen konnte aufzustehen. Robin sah schließlich doch noch von ihrem Buch auf, als Nami ihr keine Antwort gab und drehte sich mit einem mütterlichen Lächeln zu ihr herum. „Wirklich“, sagte sie sanft. „Du solltest gehen.“ Nami ließ von ihrem Fingernagel ab und blickte auf, unsicher, nervös, unsäglich verwirrt. „Ich -- ich weiß“, stammelte sie heiser und wurde vor Scham etwas rot um die Nase. „Aber ich kann nicht.“ „Na ja, du wirst schon wissen, was du tust“, sagte Robin und blickte nachdenklich an die Decke. „Ach, der Ärmste. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Sanji jetzt da oben an Deck sitzt, mutterseelenallein, und auf dich wartet. Vielleicht schon seit Stunden, draußen in der eisigen Kälte der Nacht. Ohne eine Ahnung davon zu haben, dass er ganz umsonst wartet…“ Namis Augenbraue zuckte vor Schuld. „Und wenn er dann endlich merkt, dass du nicht kommen wirst“, fuhr die Archäologin mit einem bekümmerten Ausdruck fort, „ist es vielleicht schon zu spät und er ist da draußen jämmerlich erfroren. Am nächsten Tag finden wir nur noch seine schockgefrorerene Leiche, unkenntlich gemacht durch unzählige Gefrierbrandnarben…“ „W -- was erzählst du da, Robin!“, rief Nami vollkommen entsetzt aus und starrte sie schockiert an. „So lebensmüde wäre nicht mal Sanji-kun!“ Robin schenkte ihr einen Blick voller überlegener Ernsthaftigkeit. „Unterschätze niemals einen verliebten Mann, Nami-chan.“ Nami wusste eine Weile gar nicht, wie sie darauf antworten sollte. Erst als Robin sich wieder ihrem Buch widmete, fand sie ihre Stimme wieder: „Du… du willst mir ja nur ein schlechtes Gewissen machen…“ „Fu fu. Wer weiß“, kicherte die Ältere geheimnisvoll. Nami starrte den Rücken der Archäologin einen Moment lang nur finster an, ehe sie ihre Worte nochmal Revue passieren ließ. Einen verliebten Mann sollte man nicht unterschätzen. Einen verliebten Mann. Verliebt. Verliebt. Ver-liebt. Verliebt? „Glaubst du das wirklich?“, sagte die Navigatorin schließlich mit schwacher Stimme. „Dass Sanji-kun in mich verliebt ist?“ Nico Robin wandte sich vollkommen verdutzt zu ihrer Freundin herum und das war ein Ausdruck, den man wirklich nicht oft auf dem so beherrschten und kühlen Gesicht der Archäologin zu sehen bekam. Verwundert blinzelte sie Nami an, die nur fragend, hoffend, zurückstarrte. Sie konnte nicht fassen, dass Nami es tatsächlich nicht wusste. „Nami-chan“, sagte sie schließlich verblüfft. „Es ist doch offensichtlich, oder?“ Namis Augen weiteten sich, ihre Wangen färbten sich in ein dunkles karmesinrot. Geschockt grub sie ihr glühendes Gesicht in ihr Kissen in ihren Armen und kniff die Augen ganz fest zusammen. Offensichtlich. War es das wirklich? Wieso sah sie es dann nicht? Warum kam es ihr so vor, als jage sie einer unerreichbaren Illusion hinterher? Wieso hatte sie solche Angst davor es zu glauben? Sie biss sich auf die Unterlippe. „Und -- und wenn schon. Einem von uns wird wehgetan und irgendwas sagt mir, dass er das nicht sein wird.“ „Tja, das weißt du erst, wenn du es versucht hast“, schmunzelte Robin. „Wer nicht wagt der nicht gewinnt, sagt man doch.“ Nami blickte finster auf ihre Füße. „Welcher Idiot hat den Spruch überhaupt erfunden?“ Robin schenkte ihr ein breites Lächeln. „Wahrscheinlich jemand, der gewagt und gewonnen hat.“ Die Navigatorin blickte mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Erstaunen wieder auf „Außerdem“, fuhr Robin fort, „ist es dieses Risiko doch wert eingegangen zu werden, wenn man dafür glücklich sein darf, meinst du nicht?“ Nami blickte zu Boden, die Mischung aus Ungläubigkeit und Erstaunen verwandelte sich in Ärger und Verlegenheit, weil sie nicht widersprechen konnte. „Schon, aber…“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende und biss sich stattdessen auf die Unterlippe. Robin schloss das Buch und lächelte. „Wenn ich persönlich noch meine Meinung abgegeben dürfte“, sagte sie und Nami fragte sich, ob ihr überhaupt klar war, dass sie das auch ungebeten schon immer getan hatte. „Ich halte Sanji ganz und gar nicht für untreu. Er ist viel mehr die Art Mann, der sich auf der Suche befindet und sich dann mit Leib und Seele der Beziehung verpflichtet, sobald er die Eine gefunden hat. Und für mich sieht es ganz so aus, als hätte dieser Topf hier seinen Deckel gefunden.“ Schockiert starrte Nami auf das verquere Faltenmuster ihrer Bettdecke, während ihre Wangen zu glühen anfingen. „Und wenn du ganz, ganz ehrlich bist, Nami-chan“, fuhr die Archäologin mit sanfter Stimme fort, „dann weißt du das auch.“ Die Jüngere verengte die Augen, stützte ihre Arme auf ihre angezogenen Knie und bettete ihr Kinn darauf. „Und wieso renne ich dann weg, Robin?“ „Du hast Angst. Und das darfst du auch haben.“ Robin lächelte wie es nur eine erfahrene Frau tun konnte. „Wenn man verliebt ist, dann will man besitzen. Aber wenn man liebt, dann will man besessen werden. Besessen zu werden heißt sich jemanden bis zu dem Punkt hinzugeben, dass man Angst hat ihn verlieren zu können. Dein Unterbewusstsein hat dieses Szenario schon hunderte Male durchgespielt, bis dein Reflex reagiert hat und dein Bauchgefühl dich nun glauben lässt, es wäre besser, es erst gar nicht zu versuchen. Also suchst du nach Fehlern an ihm, nach Gründen warum es besser wäre ihn zu vergessen.“ Robins Lächeln wurde breiter, wärmer. „Dabei zeigt es doch nur, wie sehr du ihn liebst.“ Nami war vollkommen unfähig in irgendeiner Form zu antworten und starrte deswegen nur völlig überrumpelt und stumm mit offenem Mund zurück. Diese Frau überraschte sie doch tatsächlich immer wieder aufs Neue. Sie konnte einfach nicht fassen, wie verdammt viel Sinn das alles machte. Wie sehr das tatsächlich nach ihr selbst klang, nach ihrem Verhalten. Als sie dem wissenden Blick der Archäologin nicht länger standhalten konnte und sogar ihre innere Stimme sprachlos schien, blickte sie schnell zur Seite und kaute verwirrt auf ihrer Unterlippe herum. Sie hat Recht, oder? „Ich glaube“, sagte Robin, als hätte sie ihre Gedanken gelesen und blickte lächelnd aus dem Bullauge, „du weißt ganz genau, was du jetzt zu tun hast.“ Nami blickte auf, nervös, wissend, verlegen. Mit einem Kopfnicken zeigte Robin zur Tür. „Er wartet auf dich, Nami-chan.“ Zögernd blickte Nami ebenfalls aus den Augenwinkeln zur Tür und seufzte gegen ihr Kissen; ihr Atem machte es wohlig warm. Er wartete auf sie. Da oben. Wenn sie ehrlich war, dann hatte er schon immer auf sie gewartet. Und wenn sie ganz, ganz ehrlich, dann hatte sie ihn schon immer warten lassen. Es wird Zeit, dass sich was ändert, huh? Sie lächelte sanft. „Ja.“ _ _ _ _ _ AN: Planänderung, Leute - es wird doch noch ein Kapitel geben, weil mir das ursprüngliche Ende nicht mehr gefiel. :D" Es hatte nicht mal einen Kuss oder so, und ich kann mir vorstellen, dass ihr alle auf einen Kuss wartet (so wie ich xD), demnach... Noch ein Kapitel to go. x3 Kapitel 6: Last: Moonlight -------------------------- Sie wird nicht kommen, oder? Sanji musste ein bisschen lachen, wenn es auch eher einem verzweifelten kleinen Röcheln glich. Hier draußen an Deck mitten in der Nacht war es verdammt nochmal höllisch kalt. Er pustete Rauchwolken durch seine Lippen, obwohl er momentan keine Zigarette in der Hand hielt – und das auch nur, weil seine Finger mittlerweile so steifgefroren waren, dass jeder Gedanke an Bewegung wehtat. Zitternd hob er die Hände vor den Mund, um die Eisklötze, die er Finger nannte, mit seinem Atem wenigstens etwas aufzuwärmen; klappte zwar nicht, aber er wollte ja nichts unversucht lassen, während er wartete. Auf Nami. Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich noch wartete. Es war mittlerweile mit Sicherheit schon ein Uhr oder später und sie war noch nicht aufgetaucht. Es war doch vollkommen offensichtlich, dass das nur bedeuten konnte, dass sie nie vorhatte überhaupt zu erscheinen. Er wartete hier vollkommen umsonst in der eisigen Kälte der Nacht auf seinen Gefriertod. Und der war gar nicht mehr sehr weit entfernt, so wie seine Zähne klapperten. Ra-ta-ta-ta-ta. Wie ein Maschinengewehr. Sie kommt nicht. Scheiße, war das kalt. „Sanji-kun…?“ Wären seine Gesichtsmuskeln nicht schon längst gefroren, hätten sich seine Augen bestimmt beim Klang ihrer Stimme geweitet. Es war zu kalt, um den Kopf in ihre Richtung zu drehen, er konnte nur aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber schielen und hoffen, dass sie nicht bloß eine Halluzination war, die sein Hirn projizierte, um ihm den letzten Wunsch vor dem Tod zu erfüllen. Als sie auch eine Minute später noch genau dort stand, einen unerklärlichen Ausdruck auf dem unglaublich göttlichen Gesicht, eingehüllt in eine warme Wolldecke und im Mondlicht leuchtend, schaffte er es tatsächlich, ein klapperndes und zitterndes Lächeln auf seine Lippen zu bringen. „D-du b-b-bist t-tatsächlich ge-gekommen.“ Gott, er klang erbärmlich. Nami runzelte die Stirn zu einem ärgerlichen Ausdruck, aber er sah an ihren Augen, wie schuldig sie sich fühlte. „Du bist ein gottverdammter Vollidiot! Du hast tatsächlich eine Stunde in dieser Kälte ausgeharrt und auf mich gewartet? Spinnst du!?“ Fast hätte er gelacht. Das sah seiner Nami-san ähnlich. „N-na ja“, murmelte er mit klappernden Zähnen und grinste fahrig. „Ja.“ Ja zu allem. „Idiot“, nuschelte sie verwirrt und ging vor ihm in die Hocke, wo sie eine weitere Decke hervorholte und sie ihm um die Schulten legte; sofort seufzte er zufrieden, als die Kälte durch Wärme ersetzt wurde. „Zum Glück bin ich nicht so lebensmüde wie du und denke daran Decken mitzunehmen. Was hat dich bloß geritten in nichts weiter als einem Jackett hier draußen zu sitzen?“ Sanji kuschelte sich in die Decke ein und schniefte. „Ich hätte nie gedacht, dass es so kalt werden würde“, sagte er verlegen. „Heute war ein höllisch heißer Tag.“ Nami schenkte ihm einen ungläubigen Blick. „Das hier ist die Grand Line, weißt du.“ Der Koch lachte leise auf. „Stimmt.“ Sie musterte ihn, lange, bis sie schließlich aufstand und sich neben ihn an die Reling setzte. Sanji schielte zu ihr, bewunderte für einen Atemzug einfach nur ihre Schönheit, traute sich nicht diesen Moment mit irgendwelchen Worten zu zerstören. Er wollte das hier genießen. Diesen einzigartigen Moment, in welchem beide wussten, was der andere empfand und es trotzdem nicht aussprachen. Er war vollkommen unfähig zu beschreiben, was er gerade fühlte. Er war so verdammt glücklich und erleichtert, fühlte sich gleichzeitig aber auch ganz klein und hilflos. Nami machte ihn einfach verrückt. Also schwieg er lieber, bevor seine Stimme die Chance bekam ihn zu betrügen. „Es tut mir Leid.“ Okay, damit hatte er nicht gerechnet. Er blinzelte sie mit großen Augen an, völlig überrumpelt. „Was tut dir Leid, Nami-san?“ Nami schwieg für eine Weile und bettete ihr Kinn auf ihren mit Decke bedeckten Knien, ihr Blick irgendwo zwischen melancholisch und schuldbewusst. „Ich hab dich schon wieder warten lassen“, sagte sie mit sanfter, ganz un-Nami-hafter Stimme. Sanji verstand nicht ganz. „Schon wieder?“ „Du weißt, was ich meine“, flüsterte sie mit roten Wangen und sah ihn bewusst nicht an. „Ich denke, du weißt ganz genau, was“, sie machte wirre Bewegungen mit ihrer Hand, „das hier bedeutet.“ Er blinzelte zunächst etwas verdutzt, bis er endlich verstand, worauf sie hinaus wollte und sich ein neckisches Grinsen auf seinem Gesicht breit machte. „Ah“, sagte er einsehend und war endlich in der Lage sich eine Zigarette anzustecken. „Tja, ich schätze mal, du magst mich.“ Namis Wangen wurden spontan noch ein paar Töne roter, sofern das überhaupt möglich war und die Kälte war plötzlich gar nicht mehr so kalt. „Idiot…“ „Das beantwortet meine Frage nicht“, grinste Sanji. Nami blickte ihn finster an. „Es war gar keine Frage, du Trottel.“ „Touché, Mademoiselle“, lachte der Koch und pustete den Rauch in die Nacht hinaus. „Ich sollte es umformulieren.“ Er lächelte sie bewusst auf seine charmanteste Weise an und sein Herz machte einen Hüpfer, als Nami tatsächlich errötete. „Magst du mich, Nami-san?“ Nami blickte starr zurück, obwohl ihr die Unsicherheit deutlich anzusehen war. Als sie sein Lächeln und seinen durchdringenden Blick nicht länger aushielt, wandte sie den Kopf weg und versuchte so ihre glühenden Wangen vor ihm zu verstecken, obwohl ihr klar war, dass er es schon längst gesehen hatte. Aber es war typisch von ihr. Sanji hatte sich denken können, dass sie ihn nicht ansehen würde, wenn sie die Worte sagte. „Ja, ich mag dich.“ Sanji konnte sich ein überglückliches Grinsen nicht verkneifen, als er sich mit ausgebreiteten Armen zu ihr beugte. „Ich wusste es!“ „Hey, hey, Casanova.“ Nami rollte lächelnd mit den Augen und schob ihn mit einer Hand auf seiner Brust zurück neben sich. „Eins nach dem anderen, okay?“ „Aber du machst mich so glücklich“, strahlte er wie ein kleiner Junge, der soeben das Geschenk bekommen hatte, das er sich immer wünschte. „Ich kann nichts dafür. Du hast keine Ahnung, wie lange ich das schon aus deinem Mund hören wollte, Nami-san.“ Ihr Lächeln verschwand und ein undeutbarer Ausdruck blieb zurück. „Jetzt wo du weißt, warum ich hier bin“, sagte sie leise, „hast du mir da nicht vielleicht auch etwas zu sagen?“ „Aber Nami-san!“, rief er plötzlich energisch aus, Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er sanft mit beiden Händen ihr Gesicht umfasste. „Du weißt doch, dass ich dich liebe, oder?“ Nami traf dieser Ausruf so unerwartet, wie ein Schneeball im Gesicht. Einen Moment lang war sie so sprachlos, so verblüfft und, ja, geschockt, dass sich ihre Augen weiteten und ihre Lippen sich zu einem kleinen O formten. Doch als sie endlich realisierte, was er da eben gesagt hatte und wie nah er ihr tatsächlich war, wie sich seine kalten Hände auf der warmen Haut ihre erhitzten Wangen anfühlten und wie rigoros ihr Herz gegen ihre Brust schlug, wie Bombeneinschläge, ba-bumm ba-bumm ba-bumm, da erwachte sie endlich aus ihrem Schockzustand und zog nervös seine Hände von ihrem Gesicht. Verdutzt blinzelnd beobachtete Sanji, wie sie sich hastig von ihm abwandte. „Nami-san?“ „Das“, sagte sie mit schwacher Stimme, „war die wohl mit Abstand unromantischste Liebeserklärung aller Zeiten.“ Zunächst war Sanji etwas verblüfft, doch dann wandte er sich verlegen ab und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Tut mir Leid“, murmelte er und grub den Kopf fast verzweifelt in seine Arme. „Ach, scheiße, was ist bloß los mit mir? Da sitzt du nun neben mir und sagst mir tatsächlich, dass du mich magst, und dann siehst du auch noch so unwiderstehlich süß aus und… und was mach ich?“ Nami zog ungläubig eine Braue hoch. Unwiderstehlich süß? Ungeschminkt, ungekämmt, im Schlafanzug? „Normalerweise“, fuhr der Koch beschämt fort, „hätte ich dir ein Abendessen bei Kerzenschein vorbereitet oder ein Picknick bei Mondlicht oder zumindest ein Violinen-Quartett angefordert und mit einem Strauß hundert langstieliger Baccararosen auf dich gewartet, aber…“ Er ließ ein verlorenes Lachen ertönen, während er sich nochmal durch die Haare fuhr; eine Angewohnheit von ihm, wenn er nervös war, wusste Nami. „Na ja, einiges davon hab ich schon gemacht… eigentlich hab ich schon alles gemacht… und irgendwann wird das alt.“ Nami verengte die Augen. „Das war nicht ich, Sanji-kun.“ Sanji hob nervös lachend die Hände. „Oh, doch, doch, das warst alles du. Nur… hat dauernd irgendwas nicht gestimmt und solange nicht alles perfekt war, wollte ich nicht, dass du…“ Er führte den Satz nicht zu Ende, sondern seufzte stattdessen. „Ich schätze einfach, ich hatte zu viel Schiss davor, wie du auf meine Gefühle reagierst. Dass du… du weißt schon. Mich nicht ernst nimmst.“ „Kannst du mir das denn wirklich übel nehmen?“, murmelte die Navigatorin mit verklärtem Blick. „Dauernd schwärmst du über jede x-beliebige Frau daher, überhäufst sie alle mit Komplimenten, liest ihnen jeden Wunsch von den Augen ab… Wie soll ich dich da ernst nehmen?“ Sanji schüttelte heftig den Kopf. „Aber das mit dir ist was anderes, Nami-san. Du bist--“ „Was Besonderes?“, beendete sie seinen durchschaubaren Satz mit einem traurigen Lächeln. „Soweit ich weiß ist Robin auch was Besonderes. Und Vivi war auch was Besonderes.“ Als sie ihn ansah wirkten ihre Augen seltsam matt. „Zu Anfang hab ich dir wirklich geglaubt, dass ich etwas Besonderes bin. Diese ersten paar Tage nach unserem Kennenlernen, da dachte ich wirklich, deine Gefühle wären echt. Liebe auf den ersten Blick oder sowas. Doch dann…“ Sie schwieg kurz und Sanji fasste den Moment, um es ihr zu erklären. „Aber ich--“ Namis Hand landete ungewohnt sanft auf seinem Mund und erstickte somit jegliche Worte. „Nein. Hör mir einfach nur zu.“ Es war kein Befehl, kein herrisches Kommando; es war eine Bitte. „Was ich dir jetzt erzählen werde fällt mir nicht ganz leicht, weil ich es damals nicht mal mir selbst eingestehen wollte. Also hör mir einfach nur zu, du rücksichtsloser Klotz.“ Sanji musste fast ein bisschen über ihren halbherzigen Beleidigungsversuch lachen, doch als sie die Hand wegnahm war sein Gesicht noch immer so ernst wie vorher, gespannt wartete er darauf, was sie ihm zu sagen hatte. „Nach dem Sieg über Arlong“, fing sie mit belegter Stimme an. „Bei der großen Feier, nachdem mein Tattoo fertig war. Da… da hab ich gleich nach dir gesucht. Ich wollte…“ Sie biss sich auf die Unterlippe, während Sanji überrascht blinzelte. „Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich dir eigentlich hab sagen wollen. Vielleicht ‚danke‘, ‚gut gemacht‘, oder auch ‚Hey, irgendwie hab ich das Gefühl das mit uns könnte was werden, wenn du’s denn wirklich so ernst meinst, wie ich denke‘, und… und als ich dich dann gefunden hab, hast du irgendeinem anderen Mädchen genau den gleichen Mist erzählt wie mir immer.“ Oh, Scheiße, war der einzige Gedanke, den Sanji schluckend fassen konnte. „Und weißt du, was ich dann gemacht hab?“, fragte Nami rein rhetorisch. „Ich hab mir eine Flasche Sake geschnappt und mich betrunken. Nojiko hält dich jetzt übrigens für einen unsensiblen Arsch, weil ich aus irgendeinem Grund so wütend darüber war, dass ich die ganze Nacht von nichts anderem mehr geredet hab. Danach hab ich mir eingeredet, dass ich niemals mehr als Freundschaft für dich übrig hatte. Und die Sache war für mich gegessen.“ Sie schmunzelte ein bisschen. „Ein bisschen hab ich dich stückweit aber trotzdem dafür büßen lassen und deine Liebestrunkenheit voll und ganz ausgenutzt.“ Sanji erzwang ein halbherziges Grinsen. „Das macht mehr Sinn, als Zoros Theorie, du wärst Satans Tochter.“ „Tja, ich bin nachtragend.“ Sanji lachte leise, als Nami ihm keck die Zunge herausstreckte, jedoch klang sein Lachen selbst für ihn eher erzwungen und nicht mal halb so ernst gemeint, wie er es hatte klingen lassen wollen. Es war schwer zu lachen, jetzt in diesem Moment. Für ihn roch das alles sehr verdächtig nach einem von diesen berühmt berüchtigten Ich-liebe-dich-zwar-aber-aber-manchmal-reicht-Liebe-einfach-nicht-aus-deshalb-denke-ich-es-wäre-klüger-wenn-wir-nur-Freunde-bleiben-Gesprächen. Aber so konnte es nicht enden. In der Zeit des Wartens hatte er sich hunderte von wirklich guten, überzeugenden Argumenten überlegt, warum das hier funktionieren konnte. Leider fiel ihm im Moment nicht einmal eins davon mehr ein, daher musste er improvisieren. Aber er wollte ihr wirklich erklären, dass er nicht dem Bild entsprach, das sie von ihm hatte. Er war ein anderer, ein besserer Mann, als der den sie glaubte zu kennen. „Ich möchte es dir erklären“, sagte er also sanft, fast flehend. „Bitte hör mir zu wie ich dir zugehört hab.“ Nami blickte ihn eine Weile starr an, dann nickte sie ganz langsam. Schweigend. Lauschend. „Die Schwärmerei“, fuhr er fort, „sie ist ein Teil von mir. Genau wie das Kochen und das Rauchen und der Allblue. Ich kann nichts davon abstellen. Ich kann mich nicht verbiegen und versuchen jemand zu sein, der ich nicht bin. Frauen sind für mich etwas Wichtiges, etwas dem man sehr viel Respekt und Zuneigung zeugen sollte. Ich hab gelernt, dass man sie auf Händen tragen muss und ihnen zeigen sollte, wie wundervoll jede einzelne von ihnen ist. Aber nur weil ich jeder von ihnen von ihnen das Gefühl gebe, dass sie etwas Besonderes ist, heißt das nicht, dass sie einen Platz in meinem Herzen haben – jedenfalls nicht als das, was du denkst.“ Nami hielt kurz die Luft an, als er ihre Hand nahm und ihr mit einem todernsten Ausdruck ganz tief in die Augen blickte. „Ich bin ein treuer Mann, Nami-san.“ Nami atmete immer noch nicht. Als er fortfuhr sah er fast ein bisschen wie ein verlorener kleiner Junge aus. „Und wenn ich mir eines sehnlicher wünsche, als den Allblue zu finden, dann ist es Liebe. Ich möchte eine Frau finden mit der ich mein Leben verbringen kann. Eine Frau, die mich bedingungslos liebt, so sehr, dass sie bei mir ist, selbst wenn ich alt und verschrumpelt bin. Eine Seelenverwandte“, murmelte er sehnsüchtig. „Aber so eine Frau ist schwer zu finden. Man muss alle Ecken der Welt absuchen, um eine solche Frau zu finden. Eine Jahrhundertfrau. Und du, du hast mir nie das Gefühl gegeben, dass du diese Frau bist. Ich meine, ich war mir immer sicher, dass du es bist, aber es war als würdest du alles in deiner Macht stehende versuchen, um mir klarzumachen, dass ich mich da in etwas verrannt habe…“ Nami biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. Na ja, das stimmte schon. „Also hab ich weiter gesucht, aber…“ Er lachte leise. „Irgendwie kann dir keine so richtig das Wasser reichen. Keine hat es geschafft mir so den Kopf zu verdrehen, wie du es mit nur einem Blick kannst.“ Ihr Verstand setzte kurz aus, als er ihre andere Hand auch noch nahm. „Ich liebe dich.“ Oh Gott, sie stand kurz vor einer Ohnmacht… Konzentration, Nami, Konzentration. „Und wenn du mir nur eine Chance gibst, nur eine einzige“, murmelte er, „dann verspreche ich dir, dass ich dich so glücklich machen werde, dass du dich irgendwann nicht mehr daran erinnern kannst, wie man weint.“ Nami schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. „Wow. Eigentlich hättest du dir gar nicht die ganze Mühe machen brauchen mir einen Vortrag zu halten. Wenn ich ehrlich bin ist mir das alles nämlich total egal.“ Sanji blinzelte sie verdutzt an. Huh? „Die anderen Frauen, das Flirten, auch die Angst, dass du untreu sein könntest, all das ist egal“, sagte sie sanft. „Ich war dumm genug mich trotzdem in dich zu verlieben. Und eine sehr schlaue Person hat mir mal gesagt, dass man Gefühle nicht kontrollieren und schon gar nicht unterdrücken kann.“ Sanji sah aus, als verstünde er die Welt nicht mehr. „Es ist dir egal?“ Sie löste ihre Hand aus seiner Umklammerung um sie auf seine Wange zu legen. „Es ist mir sogar scheißegal. Ich will dich trotzdem, mit all deinen nervigen Macken und Eigenarten. Ich will das ganze Sanji-Paket.“ Sanji ließ ein ungläubiges Lachen ertönen, während er mit seinem Daumen sanft über ihren Handrücken streichelte. Und beim Anblick ihres verlegenen Lächelns wusste er, dass er diesen Moment hier nie vergessen würde. Der einzigartige Moment, als das unglaublichste und aufregendste Abenteuer seines Lebens begann. „Nur damit du es weißt“, flüsterte er, als er sich soweit zu ihr hinunter beugte, bis sich ihre Nasenspitzen berührten. „Ich werde dich jetzt küssen.“ Nami hatte grade noch Zeit zu grinsen, bevor er seine kalten Lippen auf ihren mindestens genau so kalten Mund drückte. Und obwohl der Kuss physisch eiskalt war, war er metaphorisch glühend heiß. Ihr war sogar egal, dass seine Lippen vor Kälte ganz rau waren und dass sie so fror und zitterte, dass sich ihr Kiefer nicht ganz so bewegen wollte, wie sie es gerne hätte; es war trotzdem absolut und ohne Übertreibung und mit großem Abstand der wohl beste Kuss ihres Lebens. Ein so verdammt guter Kuss, dass sie sich wünschte, es wäre der letzte erste Kuss ihres Lebens. Ein Kuss, der sich so richtig anfühlte, dass sofort all die Fragen und Zweifel von ihr abfielen und durch echten Glauben ersetzt wurden. Sie wusste einfach, dass es wirklich funktionieren würde. Sie würden es funktionieren lassen. Sanji löste sich soweit von ihren Lippen, dass er sprechen konnte. „Du wirst sehen, Süße. Ich werde dir schon noch beweisen, dass ich der treuste Mann auf diesem Planeten bin“, lächelte er, sein warmer Atem kitzelte ihr Gesicht. „Sag mir einfach nur wie.“ „Na ja“, murmelte Nami und zog eine Augenbraue hoch. „Du könntest zum Beispiel aufhören mit anderen Frauen zu flirten.“ „Ha-ha“, lachte er nervös. „Wie wär’s, wenn du dir was anderes überlegst?“ Nami boxte ihn halbherzig in den Arm und er grinste. „Hey, ich flirte nun mal gerne.“ Nami verengte die Augen. „Ein bisschen zu gerne, wenn du mich fragst.“ „Aber Namilein, du weißt doch, was man sagt“, murmelte er mit einem neckischen Grinsen. „Hunger darf man sich holen, aber gegessen wird Daheim. Denn Zuhause schmeckt es am besten, chérie.“ „Vor allem, wenn man so lange wie du auf dieses Luxusgericht warten musste, was?“, grinste Nami. „Es hat sich aber gelohnt“, murmelte Sanji, während er sie küsste. „Jede einzelne Sekunde der Verzweiflung.“ Während seine Lippen von ihrem Mund ihren Hals hinab abdrifteten, biss sich Nami grinsend auf die Unterlippe. „Aber nur damit wir uns verstehen, Freundchen“, murmelte sie schelmisch. „Sobald du eine andere Frau auch nur ansiehst, werde ich dir eine verpassen. Reine Kompensation. Du weißt schon, nur für mein Seelenheil.“ Sanji lachte. „Deal.“ _ _ _ _ _ „Weißt du, so langsam kommen mir Zweifel…“ „Pscht. Das hier ist episch.“ „Ich hätte nie gedacht, dass du der Typ bist, der anderen kleine Geschenke macht.“ „Oh, ich liebe es Geschenke zu machen. Besonders den beiden. Und besonders solche.“ „Wird es ihnen denn auch wirklich gefallen? Irgendwas sagt mir, dass Sanji und Nami das vielleicht doch nicht so toll finden werden…“ Ein düsteres Grinsen blitzte in der Dunkelheit hoch oben im Krähennest auf, während der Ton-Dial mit einem Klicken ausgeschaltet wurde. „Glaub mir, Chopper, die beiden werden sich grün und blau ärgern--äh, freuen.“ Zoro war noch nie in seinem Leben so schadenfroh gewesen. „Genau genommen wird es ihnen sogar so sehr gefallen, dass Nami uns sofort alle Schulden erlässt und der dämliche Koch uns ab sofort genau so gutes Essen serviert wie den Weibern. He-he-he-he.“ Chopper wich beim Anblick Zoros beinahe psychopatischen Grinsens etwas zurück. „Hehe“, lachte der Schwertkämpfer nochmals. „Das ist der beste Tag meines Lebens.“ end _ _ _ _ _ AN: Sodele, da hamma’s doch. Schluss. Finito. Grande Finale abgeschlossen. Endlich, ey. XD Hat ja lang genug gedauert. Aber wenn ihr meinen Webblog gelesen habt, dann wisst ihr warum und könnt es vielleicht verstehen. Dennoch möchte ich mich bei allen bedanken, die mich durch diese kurze Story, die mir sehr viel Spaß bereitet hat, begleitet haben und mir liebe Kommentare hinterlassen haben! Ich hoffe, ich konnte euch die Tage ein bisschen versüßen. :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)