Sentimental Labyrinth von KaraKiro (Sanji/Nami) ================================================================================ Kapitel 1: 1st: Rendezvous -------------------------- Sie konnte nicht fassen, was sie hier tat. Schon als sie noch schlaflos in ihrer Hängematte gelegen, sich fast im Minutentakt von einer Seite zu der anderen gewälzt und letztendlich bloß hellwach an die Decke gestiert hatte, war sie sich unendlich blöd vorgekommen. Und dieses Gefühl hatte sich sogar noch gesteigert, als sie den irrsinnigen Entschluss gefasst hatte ihrem fast schon unerträglichen Drang nachzugeben und aufzustehen. Mit jedem Schritt zur Falltür war ihr Schamgefühl gewachsen und mit jedem Zentimeter den sich dieselbe Falltüre öffnete war ihr mehr Hitze in die Wangen gestiegen. Als sie dann schließlich mitten in der Nacht alleine auf dem Deck stand, war das Ausmaß an Peinlichkeit, das ihr Benehmen aufwies, fast schon peinlich. Nami, was zur Hölle treibst du hier? Diese Frage stellte sie sich schon seitdem sie ihr wohliges Bett verlassen hatte in der Dauerschleife. Aber eine Antwort darauf hatte sie partout nicht parat. Sie wusste nicht, was sie hier tat. Oder um es genauer auszudrücken: Sie wusste, was sie hier tat, sie wusste nur nicht warum. Natürlich wusste sie es doch, aber der wahre Grund ihres Hierseins war so dermaßen schwachsinnig, irrsinnig, so unendlich paradox und absolut verquer und so gar nicht sie und so dermaßen undenkbar, dass sie sich tatsächlich nicht traute es zu denken. Schon beim bloßen Gedanken daran kam ihr nämlich die Lust hoch, sich selbst eine Ohrfeige zu verpassen, so bescheuert war das Ganze hier. Mal ehrlich, Nami, ganz ganz ganz ehrlich, was TUST du hier? Nachdem sie erst zum Heck, danach ganz vorne zum Bug und wieder zurückgelaufen war, blieb sie vollkommen verdattert auf dem Fleck stehen und raufte sich regelrecht wütend die Haare. Es war zum Lachen. Sie sollte lachen. So etwas Lächerliches hatte sie bis jetzt nicht mal in Romanen gelesen. Es war so peinlich, so bescheuert und verdammt nochmal infantil, aber es war vollkommen sinnlos sich dagegen zu sträuben, denn sie tat aus irgendeinem, ihr selbst völlig unbekannten Grund trotzdem immer wieder. Ein Außenstehender hätte sie mit Sicherheit für verrückt erklärt, hätte er sehen können wie sie hier auf dem Schiff wie ein geköpftes Huhn herumrannte, innerlich mit sich selbst stritt, sich die Hände massierte als brüte sie irgendeinen teuflischen Plan aus und dann wieder reglos stehenblieb und sich fragte, was zur Hölle sie hier tat. Nami, du bist offiziell wahnsinnig geworden. Es war lächerlich. Lä-cher-lich. Lächerlich, lächerlich, lächerlich, lächerlich, lächerlich. Nami, es ist LÄCHERLICH! Ihr Blick huschte verstohlen auf den Ort, wo sie den Grund für ihren Wahnsinn vermutete. Beschämt biss sie sich auf die Unterlippe und funkelte der Tür eisige Todesblicke zu, als hoffe sie die Kombüse würde explodieren, wenn sie sich nur fest genug darauf konzentrierte. Nami, LASS ES und GEH INS BETT! Sie würde es nicht tun. Sie würde sich jetzt umdrehen und wieder ins Bett gehen, denn um diese Uhrzeit gehörte da jeder geistig noch ganz zurechnungsfähige Mensch auch hin. Oh, richtig, sie war ja geistig nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Was ja der Grund für ihre Schlaflosigkeit war. Und der Grund dafür, dass sie jetzt hier wie eine völlig Geisteskranke um ein Uhr Nachts auf dem Deck stand und die Kombüse anstarrte. Aber sie würde es trotzdem nicht tun. Braves Mädchen. Genau, so ist’s recht, geh einfach wieder. Entschlossen drehte sie sich um und lief mit knallharten Schritten wieder zur Falltür. Das wäre ja noch schöner. Als wäre es nicht genug, dass sie es schon etliche Nächte vor dieser getan hatte. Irgendwann wurde es ja auch viel zu offensichtlich. Und der Grund für ihren Wahnsinn hatte ja ein Gehirn. Außerdem besaß sie doch so etwas wie Selbstachtung und vor allem Selbstbeherrschung. Und natürlich gesunden Menschenverstand. Das was sie hier tat war einfach dumm. Zufrieden mit sich selbst beugte sie sich hinab um die Falltüre zu öffnen. Ab ins Bett. Du sagst es: Ab ins Bett. Bevor ihre Hand den Henkel umfassen konnte, hielt sie schluckend in der Hocke inne und schielte aus den Augenwinkeln zur Kombüse zurück. Andererseits, wo sie doch schon einmal hier war… Immerhin konnte ja ein klitzekleiner Blick hinein nicht schaden, oder? Nur um mal kurz nachzusehen… Mal ehrlich, was war denn schon dabei? Was da dabei ist? Eine Gratisblamage inklusive! Komm zur Vernunft, Nami! Ach, was sollte es. Sie würde auch wirklich nur ganz, ganz kurz durchs Bullauge schielen. Nur um sicherzugehen, ob der Grund für ihren Wahnsinn auch wirklich da war oder nicht. Dann würde sie gleich wieder abhauen, ganz bestimmt. Sie würde nicht hineingehen. Sie wollte nur wissen, ob er da war. Und was, wenn er da ist? Dann hast du dich zum Affen gemacht! Ein Blick und weg. Tch, bitte sehr. Aber sag nachher nicht ich hätte dich nicht gewarnt. Die Kombüse war erreicht und ihr Herz fühlte sich an wie ein Presslufthammer. Entgegen der Protestschreie in ihrem Kopf stellte sie sich auf die Zehenspitzen und schielte über den Rand des Bullauges in die Kombüse hinein – und sofort sank ihre Laune ins Bodenlose. Gut, eigentlich hätte sie es ja ahnen sollen, immerhin war das Licht aus, aber eine klitzekleine Hoffnung hatte ja dennoch bestanden, dass er vielleicht eventuell hoffentlich da gewesen sein könnte. Enttäuscht berührten ihre nackten Fersen wieder den kalten Holzboden und sie pustete einen betrübten Seufzer durch ihren Schmollmund. Wäre ja auch wirklich ein Wunder gewesen, wenn der Zufall ewig nach ihrer Nase getanzt wäre. Man konnte ja nicht alles haben. Du bist enttäuscht? Freu dich lieber! So bleibt dir eine Blamage wenigstens erspart. Ihre innere Stimme war ein äußerst herzloses Miststück, stellte sie fest. Kalt wie der Nordpol und absolut fies und gemein. Ich bin nur das kleine bisschen Verstand, das noch übrig ist! Niedergeschlagen schlurfte sie jetzt doch noch zur Falltür. Eigentlich stimmte es ja. Sie sollte froh sein, dass sie sich so wenigstens nicht lächerlich gemacht hatte. Und jetzt wo die Aufregung vorbei war, fühlte sie sogar einen Schwall Müdigkeit, der an ihrem Bewusstsein dümpelte, wie ein Welle kurz bevor sie anbrach. „Ah, guten Morgen, Nami-san!“ Wie auf Knopfdruck war sie wieder so hellwach, wie nach fünf Espressos. Okay, Nami, da hast du den Salat. Sie sprang fast aus ihrer Haut, so sehr erschrak sie sich beim Klang dieser Stimme. Mit Augen so groß wie Untertassen wirbelte sie regelrecht entgeistert herum, wo sie den blonden Smutje dieses Schiffes erblickte und er schenkte ihr ein so ehrliches, wirklich glückliches Grinsen, das ihr Schock allmählig verflog und ein genervter Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien. Einfach normal verhalten. Alles wie immer. Normal bleiben und weiterfunkeln. „Ach, du bist es nur, Sanji-kun“, sagte sie also und schaffte es tatsächlich dabei teilnahmslos zu klingen. „Erschreck mich nie wieder so!“ Sanji schenkte ihr ein tiefes, aber amüsiertes Lachen. „Tut mir Leid, mein Engel. Kommt nie wieder vor“, erwiderte er, bevor ein seltsam beunruhigendes Lächeln auf seinen Lippen erschien. „Es ist wirklich ein witziger Zufall, dass wir uns in letzter Zeit jede Nacht hier über den Weg laufen… findest du nicht auch?“ Namis Herz rutschte ihr mit einem Mal in die Kniekehlen, während sie stocksteif mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht dastand, als wäre sie soeben zur Salzsäule geworden. OH MEIN GOTT, ER WEISS ES! Nein, Moment, sie musste sich beruhigen und logisch denken. Sie durfte sich jetzt nicht unnötig verrückt machen und Panik bekommen, sondern lieber Ruhe bewahren, denn immerhin bestand ja die winzige, wirklich mikroskopisch kleine Chance, dass sie wieder zu viel hineininterpretierte und er einfach nur mal wieder versuchte mit ihr zu flirten, so wie er es immer tat. Auch wenn sein wissendes, fast sogar neckisches Grinsen gerade etwas ganz anderes sagte. Nami musste erst einmal schlucken, bevor sie ihre Stimme wiederfand. „Na ja, sowas soll vorkommen, nicht wahr?“, lächelte sie nervös. „Man könnte aber fast meinen, wir hätten hier jede Nacht sowas wie ein Rendezvous.“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur neckischer, ja, fast sogar tückisch. Nami hörte für fast eine ganze Minute auf zu atmen. Oh Gott, er weiß es WIRKLICH! Es war offiziell. Sanji wusste alles. Das lag ganz klar auf der Hand. Seine Augen sprachen Bände und sein Grinsen war der endgültige Beweis. Er wusste ganz genau, wieso sie jede Nacht hier war und es freute ihn diebisch, das war klar wie Kloßbrühe. Sie war ja auch selbst schuld – unauffälliger ging es doch gar nicht mehr! Okay, Nami, Rückzug! Meep, meep, meep! Alarmstufe rot! Hau ab solange du noch kannst! Rückzug war momentan wirklich die einzig wahre Strategie. „Wie auch immer“, winkte sie es mit einem Schulterzucken ab und machte im Absatz kehrt. „Ich geh dann mal. Wir sehen uns beim Frühstück!“ Und jetzt bloß schnell weg hier, bevor er noch auf die Idee kam es auszusprechen. „Du machst es mit Absicht. Gib es zu.“ Zu spät. Game over. Augenblicklich wurde Nami aschfahl. Sie musste sich schwer zusammenreißen, damit sie sich überhaupt wieder zu ihm herumwandte, ein vollkommen schockierter Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht. Sanji grinste sie triumphierend mit einer Zigarette zwischen den Lippen und den Händen tief in den Hosentaschen an, während er an der Reling lehnte. Eine Weile rang Nami vollkommen verdattert nach Worten, ehe ein perplexes Lächeln auf ihren Lippen erschien. „Was mach ich absichtlich, Sanji-kun?“ Genau, gut so! Spiel die Unwissende! „Nachts hierher kommen“, antwortete Sanji, nachdem er einen tiefen Zug von seiner Zigarette genommen hatte und sein Grinsen verwandelte sich in ein freudiges Lächeln. „Du hoffst mich hier zu treffen, stimmt’s?“ Gott, du bist sowas von aufgeflogen, du Niete. Zum Glück machte sich ihr guter alter angeborener Schutzmechanismus immer in solchen brenzligen Situationen genau zum richtigen Zeitpunkt bezahlt: Sie schenkte dem Smutje ein ungläubiges Augenbrauenhochziehen und stemmte die Hände in die Seiten. „Tch“, stieß sie verächtlich aus und bewunderte sich selbst dafür wie ungerührt sie sich noch geben konnte, obwohl sie innerlich von der Panik fast zerfressen wurde. „Wir sind ja überhaupt nicht eingebildet, was?“ Sanji lachte leise; scheinbar hatte er seinen Spaß an der Sache. „Komm schon, Nami-san, wir wissen es doch beide. Es kann doch kein Zufall mehr sein, dass du immer gerade dann hier bist, wenn ich auch hier bin.“ Mist, wieso musste dieser blöde Koch denn auch bloß so verdammt clever sein? Augenrollend verschränkte sie die Arme, ehe sie zur Seite blickte, damit sie nicht auch noch rot wurde. „Du solltest langsam mal aus deinem Traum aufwachen, wenn du mich fragst. Das hier ist die Realität, weißt du.“ „Oh, dann schminkst du dich also immer, wenn du nachts mal rausgehst?“ „…“ Okay. Verdammt. „Hehe“, grinste Sanji, der sich köstlich beim Anblick ihrer absoluten Sprachlosigkeit amüsierte. „Gib es zu. Du magst mich, Nami-san.“ Volltreffer. Sie spürte, wie ihr allmählich eine unangenehme Hitze in die Wangen kroch. Aber keine Panik, einfach cool bleiben. Immer weiter leugnen und einen auf unwissend machen. „Wir sind Nakama. Natürlich mag ich dich.“ Sanjis Grinsen hätte nicht breiter und neckischer sein können; war der Kerl etwa schadenfroh? „Nein, nein, nein. Du magst mich.“ Volltreffer, Volltreffer, Volltreffer. Nami gefiel die Art, wie er dieses Wort betonte ganz und gar nicht. „… du hast ja einen Knall.“ „Ist nicht sehr glaubwürdig, wenn du dabei rot wirst.“ Schlagartig erhitzten sich ihre Wangen dadurch nur noch mehr, bis sie das Gefühl hatte zu verglühen. Und als Sanji, dem das keinesfalls entging, auch noch selbstsicher darüber gluckste, war ihr sofort klar, dass sie hier weg musste. Sonst konnte sie für nichts garantieren. „Das… das wird mir hier zu blöd, ich geh wieder ins Bett“, verkündete sie mit einem ärgerlichen Funkeln und schritt erhobenen Hauptes davon. Sanji, der dieses Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht bekam und das einmalige Gefühl genoss zur Abwechslung mal die Oberhand zu haben, schnipste gelassen seine Zigarette von Bord und betrachtete voller Bewunderung, wie perfekt das Mondlicht doch all die perfekten Stellen an Namis ohne Zweifel pefekten Körper nur noch perfekter aussehen ließ, während ihre Hüften beim Laufen so verführerisch hin und her schwankten, worauf sein Grinsen noch breiter wurde. Und er konnte einfach nicht anders. „Morgen Nacht, selbe Zeit?“ Abrupt blieb Nami stehen, weigerte sich jedoch sich umzudrehen; schon allein weil sie befürchtete, dass sie ihm womöglich noch eine reinschlug sobald sie sein dämliches Grinsen sah. „… Gute Nacht, Sanji-kun.“ Ein vorfreudiges, wissendes Lachen ertönte. „Hehe. Ich freu mich schon.“ Inzwischen hatte Nami das Gefühl, ein Vulkan wäre unter ihren Wangen explodiert. Sie wollte nur noch weg. Weg, ins Bett, schlafen, bis morgen nicht einen Gedanken mehr fassen. Nur schlafen. Ganz fest und seelig schlafen. Und keine Träume, bitte. Für heute hatte sie sich für ihren Geschmack wirklich genug blamiert. _ _ _ _ _ AN: Das war also das erste Kapitel. Das zweite folgt nächsten Samstag, sofern denn Interesse besteht. :P Über Kommis freut sich jeder. xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)