Das Ende von Neophyte5150 ================================================================================ Kapitel 3: Hurra ---------------- Bäume und Häuser zogen an ihr vorbei, Regentropfen prasselten an die Scheibe des Zuges. "...wenn's vorbei ist, ist's vorbei. Nimm's nicht so schwer, denn das Wichtigste ist doch: du hattest eine schöne Zeit, eine herrliche Zeit.", Farins Worte taten ihr weh. Farin-jener Mensch, der immer einen lustigen Spruch auf den Lippen hatte und doch immer mit seinen Liedern den Kern eines jeden Menschen traf. Sie würde ihn am nächsten Tag zum letzten Mal auf der Bühne stehen sehen. Zum letzten Mal... In Berlin angekommen traf sie sich am Bahnhof mit ihren Feundinnen. Sie wollten sich alle ein letztes Mal treffen. Gemeinsam den Abschied ihrer Band miterleben. Gemeinsam kommen, gemeinsam feiern, gemeinsam für immer gehen... In ihrer Pension angekommen legte sie zuerst den Banner vorsichtig aufs Bett, packte ein paar Sachen aus ihrer Tasche, räumte einige Mitbringsel auf den Nachttisch und ging mit einem ihrer Handtücher ins Bad. Die warmen Wasserstrahlen taten gut. Eine ganze Zeit lang stand sie einfach nur unter dem Wasser und genoss die Wärme. Ihr Handy klingelte. Sie schaltete das Wasser ab und wickelte sich schnell ein Handtuch um. Ihre Freundin Anja rief an um sie zu fragen, wann sie sich treffen wollten. Irritiert blickte sie zur Uhr und musste etwas perplex feststellen, dass sie anscheinend eine dreiviertel Stunde unter der Dusche gestanden aben musste. Schnell packte sie alles zusammen: Schlafsack, Essen, Trinken, Jacke, Pullover, Regenschirm und ihren Banner. Morgen sollte das Konzert stattfinden und dieses sollte das erste und auch das letzte Konzert sein, bei welchem sie einen Tag vorher schon vor dem Stadion wartete. Nach einer zwanzig-minütigen Fahrt kam sie am Olympiastadion an. Ihre Freundinnen saßen bereits vor dem Eingang und gröhlten laut diverse Lieder ihrer Lieblingsband mit. Freudig wurde sie von allen empfangen und zeigte stolz ihr Kunstwerk. Auf einmal wurde es still. Nur der CD-Player lief noch im Hintergrund zu dieser grotesk wirkenden Situation: Die 11 Mädchen, die eben noch herumtobten wie eine Horde aufgeschreckter Hühner standen nun da und blickten traurig ein Stück Stoff an, während im Hintergund "Hurra" lief. Plötzlich wurde jedem wieder schmerzlich klar, warum sie hier waren. Nicht etwa um zu feiern, nein. Sie sollten morgen Abschied nehmen. Abschied von dem Wichtigsten, was manche Mädchen in ihrem Leben noch hatten. Das Radio wurde etwas leiser gestellt und die Mädchen machten es sich bequem. So bequem man es sich eben machen kann auf einem Betonfußboden... Alle 12 Mädchen saßen nebeneinander im Halbkreis und blickten auf den Boden. Die letzten Töne von "Himmelblau" erklangen. Denise unterbrach das Schweigen der anderen: "Jaja, Himmelblau, war das fies als Opener. Immer dieser scheiß schwarze Vorhang, den man nach spätestens zwei Konzerten immer mehr verfluchte.", lachte sie und die anderen mussten unweigerlich mitlachen. Den ganzen Abend lang wurden die absurdesten Konzert-Geschichten erzählt. Es wurden Tränen gelacht und nicht selten wurde resignierend der Kopf geschüttelt bei manchen Geschichten. Da war es wieder: dieses Zusammenhaltsgefühl, welches man nur in dieser Form bei die ärzte-Konzerten fand. Das war es, was alle so liebten. Dieses "Klassenfahrt"-Gefühl. Man hatte so viele neue Freunde auf vergangenen Touren gefunden und sich sofort verstanden. Man hatte Spass zusammen, jeder kannte sich irgendwie, obwohl sich im Grunde alle fremd waren. Und zum Abschluss wurde abends auf dem Konzert zusammen gefeiert. Jeder wusste es, wenn er den anderen ansah, dass dieser gerade dasselbe dachte. Keiner wollte in diesen Stunden woanders sein als hier-bei den Gleichgesinnten, die man eigentlich nur oberflächlich kannte, jedoch nie wieder missen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)