Hazard von Nievaris ================================================================================ Kapitel 4: Nacht ---------------- „Überrascht es dich denn, dass du hier einen Lykaner getroffen hast? Das ist eine große Stadt. Und du solltest schon alt genug sein um zu wissen, dass wir diese Bande niemals wirklich ausgerottet haben...“ Nyx ließ ihre Zunge schnalzen, zog sich den schwarzen Mantel aus und legte ihn hinter den Tresen auf einen Hocker. Zwar gab es einen Kleiderständer neben dem Eingang, aber der war mehr für die Kunden und weniger für sie und Jack gedacht. „Ich habe nie gesagt, dass ich überrascht war. Nur, dass es mich gewundert hat. Darin besteht ein Unterschied, mein Schatz...“, entgegnete der junge Mann mit einem kurzen Augenbrauenwackeln. Sie hatten offiziell noch nicht geöffnet und nutzten die letzten Minuten, um sich etwaige Dinge zurecht zu legen. Nyx war vor Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten, in Japan von einem Vampir gebissen und zu seinesgleichen gemacht worden. Wie lange sie schon in den Staaten war, konnte Jack nicht sagen und er hatte sie auch nie danach gefragt. Es war nicht wichtig gewesen, warum, weswegen oder wann sie von ihrem Heimatland weggezogen war. Sie hatte sich als durchaus fähige Kämpferin bewiesen. Zumindest zu der Zeit, als noch Krieg war. Anders als ihre westlichen Kollegen beherrschte Nyx durchaus einige Kampfstile, die jenen der Samurai vielleicht glichen. Nijiyo war der gegebene Name ihrer Eltern gewesen. Diesen Namen hatte sie so lange behalten, bis sie in die USA übersiedelt war. Damals war sie der Meinung gewesen, dass die hiesigen Amerikaner ohnehin nie in der Lage sein würden, ihren Namen richtig auszusprechen. Aus dem Grund hatte sie sich entschieden, sich einen anderen Namen zu suchen und nach eingehender Recherche fand sie ‚Nyx’ ganz passend. „Wir sind doch ‚Kinder der Nacht’. Warum sollte ich dann nicht auch so heißen?“ Zudem fand sie ihren ursprünglichen Namen nicht mehr passend. Immerhin gab es nichts mehr, was sie an ihr ehemaliges zu Hause band. Ihre Familie war schon vor langer Zeit gestorben und nichts hatte sie mehr in Japan gehalten. Im Gegensatz zu Jack hatte sie sich mit dem Frieden noch nicht so ganz abgefunden, auch wenn ihr im Moment nichts anderes übrig blieb. Dennoch konnte sie sich gehässige oder abfällige Kommentare gegenüber Werwölfen nicht immer verkneifen. Nicht, dass Jack es ihr in irgendeiner Hinsicht übel nehmen würde. Auch wenn er selbst eher weniger bis gar keine Sympathie für diese wölfischen Bestien empfand, so hatte er sich mit dem Friedensvertrag der beiden Spezies eher abgefunden. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass er sich an jenem Lykaner eigenhändig gerächt hatte, der ihm das Leben zur Hölle machte. Die anderen waren zwar ebenfalls Werwölfe, aber sie griffen ihn nur aus dem Grund an, dass er ein Vampir war. Und er? Er hatte sie nur aus dem Grund angegriffen, weil sie Lykaner waren. Ein gewisses Gleichgewicht war also zu erkennen gewesen. Warum nach Jahrhunderten des Kampfes also Frieden geschlossen worden war, hatte man weder ihm noch Nyx gesagt. Vermutlich war es das Vorrecht der Ältesten, über solche diplomatischen Verordnungen zu entscheiden und sie dem ‚niederen Volk’ nicht zu erklären. Oft hatte Jack den Verdacht, dass es bei den Menschen nicht anders war. „Überrascht oder nicht. Wir leben hier in einer Stadt, die mehr als 25.000 Einwohner zählt. Und das sind wohl alleine die Menschen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir es in der Zwischenzeit hätten schaffen können, eine Stadt für uns zu erbauen…“ Jack ignorierte den schnippischen Unterton der Vampirin sondern grinste ein wenig und ließ sich auf dem Hocker nieder, der direkt hinter dem Tresen stand, wohingegen Nyx zu dem kleinen Kühlschrank ging, der versteckt in einer Ecke stand und von dort zwei Packungen Blut herauszunehmen. Rein von Außen müsste man sich wohl eingestehen, dass es aussah, als hätten sie ein Krankenhaus überfallen. Doch am unteren Rand der Plastikverpackung stand in kleinen Buchstaben das Wort ‚BioSanitas’. „Und du denkst dabei nicht daran, dass die Menschen irgendeinmal hinter gewisse Geheimnisse kommen würden? Glaub mir, die Geschichten von einem wütenden Mob Menschen, die bewaffnet mit Fackeln und Heugabeln sind, entspringen nicht der blühenden Phantasie eines Untoten, sondern entsprechen zu einem gewissem Grad der Wahrheit…“, fast schon mahnend hob Jack seinen Zeigefinger an und erntete dafür ein kurzes Augenrollen. „Vielleicht hast du Frankenstein zu oft gelesen, aber es gibt so gut wie keine geschichtlichen Berichte in unseren Archiven, die einen solchen Angriff festgehalten hätten. Natürlich gab es hier und dort ein paar Aufstände, aber das waren Bauern oder dergleichen…“ Mit einer abfälligen Handbewegung befand Nyx das Gespräch für beendet, bevor sie mit ihren Zähnen Löcher in den Plastikbeutel biss und den Inhalt anschließend in ein Glas leerte. Natürlich war es für einen Vampir wesentlich schöner und erfüllender, den für sie so wichtigen Lebenssaft direkt aus einer Ader zu saugen. Vor allem dann, wenn sie einem noch warmen Körper gehörte. Jetzt mussten sie allerdings hiermit Vorlieb nehmen aber es sorgte durchaus dafür, dass sie weiterlebten. Wenn man es denn so bezeichnen konnten. „Sehr gut, Themawechsel…“, Jack tat es der äußerlich jung wirkenden Frau gleich, doch anstatt den Sack aufzubeißen, schnitt er ihn mit einer Schere auf und goss den Inhalt in ein Glas, bevor er auch einen Schluck von der dunkelroten Flüssigkeit nahm und der metallische Geschmack beinahe sofort dazu führte, dass seine Fangzähne sichtbar wurden. Oft war es auch der Geruch von Blut, bei dem ihnen das Wasser im Mund zusammenlief. „Ich hatte mir in der Bibliothek ja dieses Vampirbuch ausgeborgt. Immer wieder erstaunlich wie oft wir aus der Sicht der Menschen keinen Puls haben…“, murmelte er, nachdem er runtergeschluckt hatte. Ein Grinsen zierte für einen gewissen Augenblick seine Lippen. Sie saßen so, dass man von der Auslage zwar sehen konnten, dass sich zwei Menschen in dem Laden befanden, aber nicht, was sie hier zu sich nahmen. Diese Entdeckung könnte in der Tat folgeschwere Fehler haben und keiner der beiden Vampire wollte diese beschwören. „Du machst das ja mit Absicht…siehst dir Filme an, die von Menschen gemacht wurden…oder liest Bücher, die wieder von Menschen geschrieben wurden…um dich nachher daran zu ergötzen, was sie alles falsch machen. Wird dir das nicht langweilig?“ Dunkle Augen musterten ihn und blitzten vergnügt auf. Nyx mochte es einfach zu sehr, Jack ein wenig zu ärgern, aber vermutlich waren es gerade solche Dinge, die ihre Beziehung unterhaltsamer machte. Während Jack es durchaus unterhaltsam fand, sich menschliche Werke zu Gemüte zu ziehen und sich anschließend darüber aufzuregen, wie sie es schafften, solchen Blödsinn auch noch zu verkaufen, empfand es Nyx eher als langweilig. Auch wenn es nicht gerade so war, als ob sie nicht einmal grinsend und lächelnd einige Passagen las oder sich die ein oder andere Filmszene ansah – sie bevorzugte es, entweder in den Archiven ihrer Rasse zu stöbern oder aber Bücher zu lesen, die im Allgemeinen als nicht sonderlich interessant galten. Wobei sie gegen unterhaltsame Fantasy-Romane nichts einzuwenden hatte. Ein gewisser britischer Autor hatte es ihr dabei angetan. „Nie und nimmer. Außerdem glaube ich nicht, dass man als Außenstehender Menschen je langweilig finden könnte. Ich glaube, keine Spezies auf diesem Planeten hat je so viele verschiedene Arten erfunden, sich gegenseitig umzubringen…“ „…was doch auch zu unserem Vorteil war, oder etwa nicht?“, konterte die Asiatin, prostete ihm kurz zu und leerte ihr Glas dann mit einem Schluck. Sie trug eine schwarze Hose und dazu eine elegante Bluse aus schwarzer Seide. Es kam so gut wie nie vor, dass sie eine andere Farbe trug. Manchmal schlich sich ein wenig weiß oder rot dazu, aber beides war eher eine Seltenheit. Jack wäre wohl blind sein müssen, wenn er abgestritten hätte, dass von Nyx eine gewisse Attraktivität ausging. Diese Attraktivität hatte wohl auch dazugeführt, dass sie beide einmal mehr gewesen waren, als zwei Freunde, die sich oft gegenseitig neckten und aufzogen. Allerdings lag diese Geschichte mehr als 50 Jahre zurück und keiner der beiden hatte in letzter Zeit viele Gedanken daran verschwendet. Sie waren nun einmal im Großen und Ganzen unsterblich – zumindest gingen die Menschen davon aus – und es brachte sie beide nicht weiter, wenn sie anschließend kein Wort mehr miteinander gewechselt hätten. Es war eine Freundschaft gewesen, aus der diese kurzzeitige Liebschaft entstanden war. Und es war die fehlende Liebe gewesen, die sie beide wieder zu Freunden werden ließ. In der Welt der Menschen vielleicht undenkbar, aber es war eine Entscheidung gewesen, die sie beide getroffen hatten. Schließlich war es nicht so, als ob sie sich nicht lieben würden, doch es war zu wenig und auf einer anderen Ebene gewesen, als dass sie länger hätten als Liebespaar bestehen können. „Vielleicht. Es hat uns zumindest ein bisschen geholfen bei unserem Feldzug gegen diese lykanische Brut. Allerdings will ich nicht behaupten, dass wir es ohne die Menschen nicht auch zu solchen Waffen gebracht hätten. Wir hätten...vielleicht...ein wenig länger gebraucht.“ Jack zuckte mit den Schultern und schmiss den leeren Blutbeutel in einen eigens dafür vorgesehen Mülleimer. Dieser war versteckt, sodass den Menschen so gut wie nichts auffallen würde. „Na gut, was auch immer. Ich denke es wäre ganz gut, wenn wir ein wenig unserer Arbeit nachgehen...“, Nyx tat es ihm gleich und schmiss den leeren Beutel weg. „Lass uns ein paar Leute durchstechen...“ Es war Freitagabend. Die Musik war laut, dennoch konnte man sich zur Genüge unterhalten. Nicht, dass man dazu immer Worte brauchte. Oft reichten auch Blicke oder kurze Gesten. Nyx’ Körper bewegte sich rhythmisch im Takt der Musik, eng hinter ihr tanzte ein männlicher Vampir, dessen Namen die junge Frau vergessen hatte. Vor ihr eine Vampirin, mit der sie früher einmal zusammen gekämpft hatte. Sie lebten nun mehr das Leben von Menschen und weniger das eines untoten Blutsaugers. Der Kontakt, den die Vampire nun untereinander pflegten war für die ehemaligen Krieger ein Gewöhnungsbedürftiger. Man traf sich nicht mehr in einer Waffenkammer und besprach diverse Taktiken durch, sondern in einem Café oder Restaurant, um sich auszutauschen. Für viele immer noch ein Ding der Unmöglichkeit, sodass man sich abends in einer Wohnung traf oder aber hier her kam, wo man sich sicher sein konnte, nur unter Gleichgesinnten zu sein. Es war angenehmer zu wissen, nur mehr von Vampiren umgeben zu sein und nicht nur von Menschen, die überhaupt nichts von den mythologischen Wesen verstanden. Hier konnten sie sich über die vergangenen Jahrhunderte unterhalten, was sie erlebt hatten und untereinander tuscheln, warum genau es denn nun Frieden mit den Werwölfen gab und wie lange dieser wohl hielt. In diesem Punkt schienen sie sich von den Menschen wohl nur sehr wenig zu unterscheiden. Bisher waren keine Individuen der beiden nicht-menschlichen Rassen wirklich aneinander geraten, aber Jack brachte in Erfahrung, dass er nicht der einzige Vampir war, der auf offener Straße einem Lykaner getroffen hatte. Es gab einige, die ein paar gehässige Worte miteinander gewechselt hatten. Der Vampir konnte allerdings nicht nachvollziehen, weswegen er dem jungen Welpen irgendwas an den Kopf hätte werfen sollen. Es war schon amüsant genug gewesen, ihn einfach nur anzusehen und zu spüren, dass sich der andere im Moment machtlos vorgekommen war. Ob er sich verwandeln konnte oder nicht war dabei nicht der wichtigste Grund gewesen. Aber jeder Vampir wusste, das Lykaner nur auf ihre niederen Instinkte hörten und wie Bluthunde reagierten. Sollte man sie zu sehr reizen. Jack selbst wusste allerdings nicht, inwieweit man diesen Worten Glauben schenken konnte. Vermutlich sagten die Lykaner ähnliches über Vampire und vielleicht gab es auch unter ihnen einige, die sich nicht so ganz sicher waren, ob man diesen Worten glauben konnte. „Träumst du mal wieder?“ Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und die vampirischen Fangzähne zur Schau stellend, klopfte ihm Alan auf die Schulter und holte Jack damit aus seinen Gedanken zurück in die Gegenwart. Mit angehobenen Augenbrauen musterte er seinen jahrelangen Freund und bekam von ihm ein Glas gefüllt mit Blut gereicht. Dieses Mal war es kein synthetisch hergestelltes, sondern Tierblut. Vom Geschmack her anders als jenes der Menschen oder das, was sie kaufen konnten, aber wenn es warm war... „Du kennst mich. Ich denke mehr, als das ich schieße...“, entgegnete Jack, hob das Glas zu einem Prost an und setzte es dann an seine Lippen. Der Geschmack des Blutes war wirklich besser, als er es sich gedacht hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass er schon viel zu lange von dem synthetischem Zeug lebte, aber es war leichter, an das heranzukommen, als an echtes Blut. Da sie unter sich waren, hatte kein Vampir das Bedürfnis, zu verstecken was er war. Unnatürlich gefärbte Augen blickten einem überall entgegen, helle Fangzähne fluoreszierten im Schwarzlicht. Es wäre ein unheimliches und makaberes Bild gewesen, hätte auch nur ein Mensch einen Blick auf dieses Bild geworfen, die mehr wirkte wie eine Szene aus einem Hollywoodfilm. Für die anwesenden Vampire ging diese Feier allerdings seinen gewohnten Gang. „Das weiß ich wohl, sonst hätte ich dir nicht so oft deinen Hintern retten müssen...“, Alan stieß mit Jack dann doch an und trank einen Schluck der dunkelroten Flüssigkeit. Grinsend erinnerte sich Jack an einige wenige der vielen Situationen zurück, in denen Alan in der Tat seine Person gerettet hatte. Jack war nicht unbedingt ein begnadeter und talentierter Kämpfer. Er hatte gelernt zu töten wenn es um sein Überleben ging, oft aber wurde er ins Feld geschickt um einfach ohne nachzudenken zu morden. „Aber du hast es wohl nie bereut, oder?“ Das Leben unter Menschen war nicht allzu schlimm, wenn man wusste, wo man sich auf seine Wurzeln berufen konnte, wenn man einen Ort kannte, an dem man keine Scharade spielen musste – an dem man nicht darauf achten musste, was man sagte und das man nicht mehr erzählte, als es gesund war. „Natürlich nicht. Wer sonst hätte mich all die Nächte lang auf Trab halten sollen? So hatte ich immer jemanden, auf den ich Acht geben musste…“, zwinkernd leerte Alan sein Glas und stellte es auf einen der umstehenden Tische. ------- Menschliche Zähne nahmen immer bestialischere Züge an, wuchsen zu reißenden Fangzähnen während das Kiefer länger wurde. Fingernägel wurden zu Krallen und helle Haut färbte sich immer dünkler, wobei dunkle Haare hervorsprossen. Eine männliche Stimme, die schon bald mehr nach einem Tier klang. Weißer Geifer der von schwarzen Lippen tropfte und ein vor Nervosität immer schneller schlagendes Herz, während ihn Augen mit einem manischen Ausdruck anstarrten – ihn wissen ließen, dass nichts auf der Welt ihn retten konnte. Hände wurden zu klauenbewährten Pranken, Muskeln wuchsen nicht nur am Körper sondern auch an den Beinen und machten aus seinem Träger einen gefürchteten Sprinter. Krallen an den Zehen sorgten dafür, dass ihn nichts so schnell den Kontakt zum Boden verlieren ließ und die leicht geduckte Haltung ermöglichte sowohl das Laufen auf allen Vieren, als auch das Greifen nach einer möglichen Beute mit scharfen Klauen. Ein dunkler Schatten viel auf ihn, als die Bestie sich aufrichtete und den erwachsenen Mann nun um fast einen Meter überragte. Jeder Schritt, den sie näher auf ihn zukam ließ den Boden unter seinen Füßen erzittern. Doch er konnte sich nicht bewegen, egal, wie sehr er es versuchte. So sehr er es auch wollte, seine Füße waren wie festgeklebt und als er einen Blick auf den Boden warf, konnte er sehen, dass er knöcheltief in einer dickflüssigen roten Flüssigkeit stand, die ihn daran hinter, von hier wegzukommen. Blut! Er wusste, dass er dafür verantwortlich war und wie leid es ihm tat, aber es war nicht mehr rückgängig zu machen. Und noch immer kam das behaarte Monster auf ihn zu, das nun im fahlen Schein einer Öllampe eine Schnauze zu bekommen schien. Gewaltige Reißzähne blitzten unheilverkündend auf und das dunkle Grollen, das der Bestie entkam, verursachte bei ihm Gänsehaut. Hinter seinem Rücken war eine Wand, die ihn zusätzlich einsperrte und so kam er nicht umhin, sich das Monster weiterhin genauer anzusehen. Er war sich sicher, in kürze zu sterben. Angegriffen und zu Tode gerissen von einem Untier, das der Hölle entstiegen sein musste, weil man es dort vermutlich nicht mehr haben wollte. Die klauenbewährten Pranken öffneten und schlossen sich wieder zu einer Faust, fast so als wollte es seine Kraft unter Beweis stellen. Ein entferntes Heulen ließen es kurz innehalten und zu einem – wie es ihm schien – meilenweit entfernten Fenster sehen, durch das man das Licht des Mondes sehen konnte. Im Gegensatz zu der Tiergestalt ihm gegenüber konnte er sich selbst nur langsam bewegen, fast so, als wäre er unter Wasser. Noch langsamer schien die Zeit zu vergehen, als ein Lichtstrahl durch das Zimmer fiel. Eine Türe war aufgegangen und es reichte ein kurzer Blick in diese Richtung, um zu wissen, wessen Türe es war. Eine sanfte Stimme drang an sein Ohr, eine fragende Stimme, die trotz des Mangels an Lebensjahren schon so angsterfüllt klang. Schnaubend wandte sich das Scheusal von ihm ab und nichts vermag die Aufmerksamkeit des Monsters zurück auf ihn zu lenken. Stattdessen ging es auf den Ausgangspunkt des Lichtscheins zu. Und er schrie! Wollte, dass sich das Monster wieder um ihn kümmerte! Das es ihn umbrachte! Schweiß rann über sein Gesicht und seinen Rücken, während er versuchte, seine Füße aus dem Blut zu bekommen – noch immer viel zu langsam. Das nächste, was Jack spürte, war der harte Boden unter seiner Brust, während seine Beine immer noch bewegungslos in der Decke eingewickelt waren und auf der Matratze lagen. Keuchend richtete er sich auf und es dauerte sogar für Vampiraugen einige Zeit, bis sie sich an einen dunklen Raum gewöhnt hatten. Um ihn herum war es ruhig, lediglich einige Grillen konnte man durch das geöffnete Fenster zirpen hören. Wie er diese Träume hasste, die ihn nach all den Jahren noch immer heimsuchten. Egal, wie oft er schon darüber nachgedacht hatte, er wurde sie nicht los. Seufzend fuhr er sich mit seinem Arm über die Stirn und wischte den Schweiß beiseite. Auch sein Shirt klebte an seinem Oberkörper und es dauerte nicht lange, bis er es sich ausgezogen und achtlos zu Boden geworfen hatte, bevor er seine Beine aus der Decke befreite und sich an den Rand des Bettes setzte. Er würde sich beim nächsten Mal bestimmt vorsehen, wieder so viel Blut zu trinken…irgendwie bekam es ihm doch nicht so gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)