Ene, mene, mu ... von KyokaiKodou (Wenn Männer spielen) ================================================================================ Kapitel 1: Und der Zweite ... ----------------------------- So, der Prolog kam ja recht gut bei euch an ^^ Danke an alle Kommischreiber und nun have Fun mit dem ersten Kapitel zu "Ene, mene, mu ..." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das mit dem Mittagessen wird sich wohl verschieben, jedenfalls sorgte Kai für ein eindeutiges Minus in meiner Apettitskala. „Du hast mich enttäuscht.“ Bitte? Ungläubig stehe ich vor ihm, den Kaffeebecher mit beiden Händen umschlossen und die Augen auf das ernste Gesicht unseres Leaders gerichtet. „Was meinst du?“ knirsche ich ihn an und schiele dann zu dem Automaten neben uns. Und dem hab ich noch nen Kaffee ausgegeben! Nachdenklich nippt Kai an diesem und wirft einen Blick aus dem Fenster, bewegt sich dann langsam über den Gang und bleibt vor den steril weißen Vorhängen stehen. „Ich dachte, du würdest den Song schneller drauf haben.“ Ein abfälliges Schnauben von mir lässt ihn sich wieder zu mir drehen und mich mit einem Blick mustern, der von Vorwurf bis Belustigung alles in sich trägt. Wobei mich Belustigung wohl am meisten ärgert. „Ich hatte halt auch mal was anderes zu tun.“ Versuch ich mich zu rechtfertigen und tippe ungeduldig mit dem Fuß auf dem hellen Teppich, während ich wieder den Becher Kaffee an meine Lippen führe. Wüsste gern mal, woher die sich den liefern lassen, der schmeckt echt wie Spülwasser, aber wenigstens hält er wach. „Tatsächlich?“ fragt dann Kai und verschränkt die Arme vor der Brust, während er mit einem fragenden Gesichtsausdruck den Kopf schieflegt. Heute ist er mal wieder extra nervtötend. „Ja, Kai, tatsächlich.“ Geb ich in einem fast schon unhöflich sarkastischen Ton zurück und schau ihn an, doch sein warmer Blick lässt mal wieder nichts erlesen. Was will er jetzt eigentlich von mir? „Deine Konzentration in den letzten Wochen ist erheblich gefallen, Aoi.“ Meinte er dann in einer recht tiefen Stimmlage, als hätte er vor mir zu kündigen, fristlos, ohne Abfindung. Mit einem trockenen Schlucken versuche ich meine Haltung zu wahren und mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich die Worte unseres Leaders treffen. Enttäuscht? Weil ich den Song mal nicht nach drei Tagen drauf hatte? Kann ich mir nicht auch einmal Zeit lassen? „Tut mir leid, Kai.“ Murmel ich dann entschuldigend und senke den Blick, starre in die braune Brühe zwischen meinen Händen und lausche dem gleichmäßigen Summen des Automaten hinter mir. Für ein paar Sekunden herrscht eine unangenehme Stille, Schweigen, welches fast schon erdrückend wirkt und mich nur noch einen Gedanken fassen lässt: Flucht. Ich will hier weg, einfach nur weg, denn ich ahne, in welche Richtung das Gespräch laufen wird. „Aoi …“ dringt dann schon Kais Stimme an mein Ohr, jetzt einen Ticken tiefer und ernster. „Ja, Kai?“ fragend seh ich ihn an und drücke die Lippen fester aufeinander, allerdings nicht zu auffällig, schließlich soll er nichts von meiner Ahnung mitbekommen. „Möchtest du mir vielleicht erzählen, was dich so ablenkt?“ Meine Augen huschen über sein Gesicht, die weichen Züge, die warmen dunklen Augen und der so ernste Blick, auch wenn die Mundwinkel sich zu einem seichten Lächeln formen, die Augen sprechen nur seine Ernsthaftigkeit aus. Ich schüttel langsam den Kopf und nippe wieder am Kaffee. Verdammt, hoffentlich war das jetzt nicht zu auffällig?! „Da gibt es nichts. Ich bin vielleicht etwas angeschlagen … oder müde.“ Starte ich wieder einen Erklärungsversuch und räusper mich dann leise. Seufzend lässt Kai den Kopf sinken und fährt sich dann mit der flachen Hand über den Nacken. „Ich glaube, ich muss deutlicher werden. Ich dachte da … dass du vielleicht durch eines der Bandmitglieder abgelenkt wirst. Vielleicht Uruha?“ Meine Augen weiten sich ein Stück, doch ich krieg sie sofort wieder unter Kontrolle und spanne meinen Körper leicht an, der Becher in meiner Hand knackst kurz, ein verräterisches Knacksen, denn Kai lächelt plötzlich. „Oha, Uruha also?“ Mit einem Grinsen nehm ich den letzten Schluck und werfe den Becher in den Mülleimer schräg hinter mir, dann sehe ich Kai mit eben diesem Grinsen an. „Ist das dein Ernst? Sag mal … hälst du mich für schwul?“ frag ich ihn dann und streich mir provokant über die Brust. Sofort schüttelt unser Leader den Kopf und hebt entschuldigend eine Hand. „Nein, nein, entschuldige, so war das nicht gemeint.“ Dacht ich mir. Mein Lächeln verschwindet, jetzt bin ich es, der etwas ernster wird. Nun ja, eigentlich bin ich auch der Konzentrationspunkt dieser Eigenschaft in der Band. „Wie war es dann gemeint? Nur weil ich mal nicht allen ein Stück Voraus bin? Weil ich mich mal an den Zeitplan halte und nicht übereilt handle? Deshalb wird mir gleich ein Verhältnis angedichtet?“ „Aoi, entschuldige … es tut mir leid …“ Kai sieht mich direkt an, doch ich schüttel nur verärgert den Kopf und mache eine abweisende Handbewegung. Schon kommt er ein Stück auf mich zu, lässt seinen Kaffeebecher sinken und legt sein vertrauenserweckendes Lächeln auf. Wenige Sekunden später spüre ich seine Hand auf meinem Unterarm und er steht dicht vor mir und sieht mich abschätzend, dennoch nicht verurteilend an. „Wenn etwas ist, kannst du jederzeit zu mir kommen, das weißt du, denn das gilt für euch alle.“ Den Blick erwidernd nicke ich kurz. „Danke, Kai, aber es ist nichts. Es ärgert mich nur, wie schnell ein falsches Licht auf mich fallen kann.“ Dann schüttel ich den Kopf und seh kurz aus dem Fenster, über Kais Schulter hinweg. „Als wenn ich in der Band rumhuren würde.“ Jetzt wird Kais Griff fester und ich spüre den leichten Druck in meinem Arm und lasse meinen Blick wieder zu ihm wandern. Die Lippen fest zusammengekniffen hat er plötzlich einen fast schon demütigen Ausdruck in den Augen: „Das habe ich nie gesagt, Aoi. Außerdem …“ Seine Finger wandern fast streichelnd über den Stoff meines Hemdes und ich zieh meinen Arm langsam zurück, finde diese Berührung des Leaders fast schon unangenehm. „Außerdem?“ frage ich ruhig nach. „Außerdem … würde ich dir das auch nicht raten. Du weißt, ich dulde keine Liebeleien zwischen euch, keine Verhältnisse, keinen Sex, nichts davon.“ Schon geht er einen Schritt zurück und lächelt wieder, als wäre nicht gewesen. Es ist immer wieder überraschend, wie schnell der Ausdruck in den Augen eines Menschen wechseln kann und wie widersprüchlich die Mimik von diesen und den Lippen ist. Richtig, darum wirst du es auch nie erfahren, Kai, niemals. Doch diesen Gedanken behalte ich für mich. „Die Band ist für mich alles, ich würde nie etwas tun, was meine Zusammenarbeit mit euch gefährdet.“ Pflichte ich fast schon schuldbewusst bei. Also wenn das jetzt nicht überzeugend war, dann weiß ich auch nicht und schon lächelt Kai mich wieder auf seine typische Du-bist-toll-Aoi-Weise an. Geschluckt. Der Leader leert seinen Becher und tritt dann wieder neben mich um diesen in den Mülleimer neben mir zu werfen, dabei noch einen versöhnenden Blick an mich richtend. „Entschuldige noch einmal meine Anschuldigungen, das war einfach nicht sonderlich fair von mir.“ „Allerdings.“ Murmel ich nur noch und wende mich ein Stück ab. „Ich werd mich verziehen, den Song noch mal proben.“ „Okay.“ Meint er ruhig: „Aber das musst du jetzt nicht machen, um mir etwas zu beweisen.“ „Sicher nicht, das hab ich nicht nötig. Du kennst mich und meine Qualitäten und einen schlechten Tage haben wir doch alle mal.“ Nickend stimmt er mir zu und lächelt wieder. „Also dann … wir sehen uns beim Mittag.“ Hab ich diesen Satz heute nicht schon mal gehört? Doch ich nicke wieder nur, bin mit den Gedanken sowieso schon wieder wo anders und schlürfe über den Gang, den dunklen Blick des Leaders in meinem Rücken. Okay, das habe ich jetzt erstmal ohne Brüche hinter mich gebracht, wäre doch gelacht, wenn ich mich so leicht verplappern würde. Ich weiß was auf dem Spiel steht, meine Zukunft und die von Uruha. Die Blöße werde ich mir nicht geben, mich weder als homosexuell outen, noch zugeben, dass ich mit Uruha … schlafe? Ihn liebe? Eine Beziehung führe? Hm … was auch immer es ist, es ist wertvoll für mich und ich werde es mir nicht kaputt machen lassen. Ja, ich liebe ihn, samt seiner makellosen Maske, die er auf der Bühne zeigt, samt seiner Verdorbenheit, die nur ich kenne, samt seines Duftes, der nur mir gehört. Er gehört mir, so wie ich ihm gehöre und nichts und niemand wird mir die gelegentliche Zweisamkeit mit ihm nehmen, selbst wenn ich mich dafür völlig verstellen müsste. Dass Kai das nicht dulden würde, wussten wir beide von Anfang an … warum weiß allerdings keiner … Schon biege ich um die Ecke und erspähe die Türen der Privaträume. Gut, was heißt privat, wir nutzen sie teils um zu proben, uns zurückzuziehen und die freien Abende gemeinsam oder allein zu verbringen. So gesehen ist Privatsphäre ein Fremdwort in den heiligen Hallen der PSCompany, aber es war Kais Wunsch, dass wir alle gemeinsam unter einem Dach leben, wie eine Familie, sagte er und da Kai Leader ist, sind seine Worte Regeln und seine Bitten Gesetz. Dies hat natürlich zur Folge, dass ich eher selten allein mit dem anderen Gitarristen sein kann und wir immer wieder die Augen nach den anderen offen halten müssen. Sicher hat das seinen ganz besonderen Reiz und gibt uns des Öfteren einen angenehmeren Kick, doch es nervt und ist anstrengend. Dabei bekam ich sogar ein ‚eigenes Zimmer’ mit dem anderen, denn „Gitarristen sollten immer zusammen sein.“ Meinte Kai und reichte mir damals grinsend den Schlüssel, als würden wir unsere erste gemeinsame Wohnung beziehen und der Brünette hatte damals fast schon verträumt vor sich hingelächelt und uns somit verraten, doch unterschätze nie die Macht eines Ellenbogenkuffers genau in die Rippen. Das ist jetzt circa drei Jahre her, oder sind es sogar schon vier? In Gedanken klopfe ich leise an die Tür und frage mich, ob du schon da oder noch bei den anderen bist, doch da nach ein paar Augenblicken nichts passiert und auch niemand die Tür öffnet, geh ich einfach mal davon aus, dass du noch unterwegs bist. Mit einem Seufzen zieh ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schließe auf. Während die Tür hinter mir leise ins Schloss fällt und ich auf den kleinen Couchtisch zusteuer, gehen mir noch mal Kais Worte durch den Kopf. Was soll die Nummer? Er hat ein Problem mit Beziehungen in der Band? Mit Uruha, obwohl er mich doch selbst mit ihm in ein Zimmer gesteckt hat? Irgendwie macht das alles keinen Sinn, oder der Leader hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sich mehr entwickeln konnte, zwischen den Mitgliedern und außerhalb seiner Kontrolle. Ich wette, das war sein eigentliches Problem, dass es außerhalb seiner Kontrolle geschah und er keinen Einfluss darauf nehmen konnte, dabei wollte er doch immer und überall die Dinge im Griff haben. Tja Kai, that’s life, manchmal sollte man lieber nur zusehen, ändern kann man es eh nicht. Und trotzdem machen wir ein Geheimnis daraus, aus uns, aus unseren Träumen und Fantasien die wir bis zu einem gewissen Grad regelmäßig teilen. Leicht lächelnd greife ich zu der Zigarettenschachtel auf dem Tisch und hol mir eine der geliebten Nikotinstengel aus der Packung, schieb sie mir zwischen die Lippen und gebe mir Feuer. Den Rauch an die Decke blasend lege ich den Kopf in den Nacken und atmete ein paar Mal entspannend durch. Unerwartet klingt ein klopfendes Geräusch von der Tür und ich lasse den Kopf in dessen Richtung sacken, das wirst wahrscheinlich du sein. Noch mal an der Kippe ziehend gehe ich an die Tür und öffne sie, schon bleibt mir der Qualm im Hals stecken. „Was willst du denn?“ knirsche ich unseren Bassisten an, doch dieser grinst nur und schiebt sich ohne zu fragen an mir vorbei. „Ich kann mich nicht erinnern, dich hereingebeten zu haben.“ Füge ich noch bei, doch er ignoriert mich vollkommen und greift stattdessen nach der Tür und schlägt sie hinter sich zu. Ein Zusammenzucken kann ich mir nicht unterdrücken und sehe ihn etwas überrascht an. „Reita?“ Jetzt sieht er kurz auf unsere Füße und scheint sich zu überlegen, was er sagen soll. „Reita, was willst du?“ frag ich noch einmal und zieh genervt an meiner Kippe. Schon hebt sich sein Blick und er sieht mich mit seinen grauen Kontaktlinsen an, streckt dann langsam die Hand aus und nimmt mir die Zigarette aus der Hand, um selbst einmal daran zu ziehen. Seine schmalen Lippen legen sich um den Filter und er zieht so lange, dass die Zigarette bereits drohend aufzischt und sich zwischen seinen Lippen erwärmen müsste, die Augen trotzdem noch auf mich gerichtet. Ja klar, komm vorbei, kriegs Maul nicht auf und rauch mein Zeug weg! Seufzend will ich mich abwenden, als sich plötzlich kräftige Finger in meinen Oberarm bohren und mich wieder zu ihm drehen. „He, was soll das, Akira?!“ zische ich ihn an und reiße meinen Arm sofort wieder aus seinem Griff los. Der soll nicht einmal auf den Gedanken kommen, dass ich mir irgendwas von ihm gefallen lasse und erst recht nicht auf diese machohafte Weise. „Wenn du Kippen schnurren willst, auf dem Tisch liegt ne Schachtel, ansonsten verzieh dich, ich will meine Ruhe haben!“ füge ich noch murrend hinzu und lege mahnend den Kopf schief. „Deine Ruhe, ja?“ wiederholt er in einem kühlen Ton und zuckt mit einer Augenbraue. Wow, es hat gesprochen! „Ja, meine Ruhe. Es gibt Menschen, die brauchen so etwas.“ Murmel ich gereizt und verschränke dann die Arme vor der Brust. Meine Kippe kann ich wahrscheinlich vergessen, denn diese befindet sich schon wieder zwischen den Lippen des Blonden, soll er doch, soll er an ihr ersticken, dann könnt ich ihn wenigstens aus dem Zimmer ziehen und unbemerkt auf dem Flur ablegen … „Du meinst …“ richtet Reita wieder sein Wort an mich und ich sehe ihn interessiert an: „…bis Uruha kommt und du ihn wieder vögelst?“ Jetzt weiten sich meine Augen ein Stück und es zucken kurz meine Lippen. „Wie bitte? Fängst du jetzt auch noch an?“ In meinem Inneren kribbelt es unangenehm und in meinem Magen macht sich ein flaues Gefühl breit, dass so langsam zu einem trockenen Klos wird und mir in den Hals kriecht. Der Bassist schnaubt nur amüsiert und sieht mich auf diese mehrdeutige Weise an, die den Klos wachsen lässt. Er darf es nicht wissen, also werd überzeugender! „Was habt ihr alle mit mir und Uruha? Wir teilen uns ein Zimmer, mehr nicht, keine Ahnung was ihr für absurde Hintergedanken habt!“ Unbewusst weiche ich einen Schritt zurück und Reitas Blick senkt sich, mustert meine Beine eingängig und wandert dann wieder in mein Gesicht. „So so.“ murmelt er und raucht weiter. Der kotzt mich an! „Sonst noch was?“ meine ich angespannt und ziehe abwartend die Augenbrauen nach oben. Und schon finde ich mich an die Wand gepresst wieder, den Arm des Bassisten auf meiner Brust und dessen funkelnde Augen nah vor meinem Gesicht. Der Rauch steigt mir in die Nase und ich ziehe erschrocken die Luft durch die Zähne, als sich das unnachgiebige Mauerwerk gegen meine Schulterblätter drückt. „Reita! Verdammt, was soll das?!“ zische ich aufgebracht und entdecke zum ersten mal die dunklen Umrandungen seiner Kontaktlinsen in den schimmernden gefährlichen Augen. Gefährlich? So wirkte er im Moment tatsächlich auf mich. Langsam kommt mir sein Gesicht näher und seine Lippen berühren meine, als er spricht: „Es gibt da tatsächlich noch etwas, Aoi.“ Wieder zieht ein Kribbeln durch meinen Körper, konzentriert sich auf meinen Bauch und nimmt mir für einen Moment die Luft zum atmen. Was geht hier ab? Was geht mit der verdammten Blondine vor mir ab? Und wieso schließe ich die Augen, bei der gestrichenen Lippenberührung? Er riecht gut und ich kann seinen Atem auf meiner Wange spüren. „Ich weiß Bescheid, Aoi, ich weiß um euer schmutziges kleines Geheimnis Bescheid.“ Flüstert seine Stimme und mein Herz macht einen Sprung ins Nirvana und will seine Funktion scheinbar nicht mehr aufnehmen. Mit halb geschlossenen Augen sehe ich ihn an. „Ich weiß nicht, was du meinst, Akira.“ Versuche ich möglichst fest von mir zu geben, doch bekomme nur ein zynisches Lächeln als Antwort. Dann löst sich der beklemmende Druck auf meiner Brust und Reita nimmt den Arm ein Stück runter, um mit seiner flachen Hand über meinen Oberkörper zu streichen. Ich muss kurz schlucken und sehe ihm dann wieder tief in die Augen, doch sein Blick durchbohrt mich halb und er spricht ruhig. „Doch, das weißt du. Heute in der Werkkammer…“ Seine Augen wandern über mein Gesicht, über meinen Hals und die Hand nimmt sich ein Stück zurück, sodass nur noch die Finger über meinen Bauch streichen: „… gestern im Van …“ er beißt sich auf die Lippen und folgt mit den Augen der Bewegung seiner Finger, die schließlich an meinem Hosenbund ankommen: „…und vorgestern auf der Herrentoilette.“ Shit, woher weiß er das alles? In meinem Kopf herrscht das pure Chaos und ich versuche verzweifelt meine Gedanken zu ordnen und einen gescheiten Einwurf bringen zu können. „Du brauchst es nicht leugnen.“ Fügt er leise hinzu und streicht mit seinen warmen Lippen über meine Wange, während die Fingerspitzen unter mein Hemd fahren. „Ich habe euch gesehen … und gehört.“ Sofort greift meine Hand nach seinem kräftigen Gelenk und hindert seine Finger an weiteren Berührungen. „Was … was willst du?“ flüster ich und schließe kurz die Augen, nur um die Fassung nicht zu verlieren. Nun tauchen seine Augen wieder vor meinen auf, sehen mich offen an und ein seichtes Lächeln legt sich auf Reitas Lippen. „Ich will …“ trotz meines Griffes kratzen seine Nägel über meine Haut neben meinem Bauchnabel und ich schnappe nach Luft. „…dass du mir zur Verfügung stehst. Dass du mein Spielzeug wirst.“ WAS? Ich reiße die Augen weit auf, doch noch ehe ich etwas sagen kann, taucht die Zigarette neben meinem Gesicht auf und es verschlägt mir die Sprache. Ihre Wärme kommt drohend näher und ich spüre, wie sie über meinen Kiefer an den Hals fährt, ohne mich jedoch wirklich zu berühren. „Du hast schon richtig verstanden, Aoi. Da du auf Männer stehst, wird es dich keine große Überwindung kosten dich mir hinzugeben.“ „Sag mal, hast du sie noch alle?!“ fahr ich ihn entgeistert an und weiche schon zischend ein Stück zurück, als die Glut für den Bruchteil von Sekunden meinen Hals berührt. Reitas Augen funkeln als die Kippenglut über meine Haut streicht und das seichte Lächeln wird zu einem dunklen Grinsen. „Du hast die Wahl. Entweder du und Uruha sind ab heute arbeitslos oder du bist bereit …“ er kommt mir wieder näher und nippt sacht an meinen Lippen, während die Finger an meinem Bauch schmerzend tiefer kratzen und sich regelrecht in mich graben. „…ein Opfer für eure Liebe zu bringen.“ Und wieder schließe ich die Augen, während die weichen Lippen des Bassisten meine liebkosen und dennoch aufkeuche, als der Schmerz des Kratzens und der Verbrennung in mein Hirn steigt. Lächelnd nimmt er sich zurück, tritt ein paar Schritte von mir und zieht wieder an der Zigarette. Sein Blick wirkt abschätzend und ich blinzel ihn immer noch verwirrt an. „Das kannst du …“ ich muss erstmal tief Luft holen und streiche unruhig über mein Hemd, ziehe es wieder über den Hosenbund. „…das kannst du nicht ernst meinen? Du willst mich erpressen?“ Meine Stimme ist viel zu unruhig um es nach einem Vorwurf klingen zu lassen, doch trotzdem kann ich es ja versuchen. Kopfschüttelnd lächelt Reita weiterhin auf seine fast schon arrogante Art, mit der er Uruha locker Konkurrenz machen konnte. „Sieh es doch nicht so schwarz, sieh es lieber als …“ seine Augen wandern kurz über meinen Körper. „…als Geschäft, als kleine Dienstleistung oder als mein Schweigegeld.“ Ich würd ihm am liebsten die Fresse polieren! „Raus!“ ruf ich aufgebracht und zeige mit dem ausgestreckten Arm auf die Tür neben uns. „Verschwinde und zwar sofort!“ Meine Stimme zittert, mein Körper ebenso und ich fühle mich komplett ausgeliefert. „RAUS!“ schreie ich regelrecht und erschrecke selbst über den Klang meiner schrillen Worte. Schweigend greift Reita nach der Türklinke, verharrt jedoch noch einen Moment und wirft einen Blick in mein Gesicht. „Ich warte auf deine Antwort, Aoi. Die Entscheidung liegt bei dir.“ „Verpiss dich!“ flüster ich heißer und balle meine Hände zu Fäusten und schon bin ich allein. Das Zimmer kommt mir plötzlich so klein vor und die kühle Wand an meinem Rücken, an der ich mich langsam sinken lasse, scheint weich wie Butter zu sein. Das darf nicht sein, das darf doch alles nicht wahr sein! Seufzend lege ich mein Gesicht in meine Hände und streiche mir über den Haaransatz. „Das ist nicht wahr … das ist einfach nicht wahr!“ flüster ich leise und fühle, wie mir Tränen der Wut und des Zorn in die Augen steigen. Reita weiß Bescheid, verdammt, er weiß wirklich Bescheid und ich bezweifel keinesfalls dass er mich und Uruha wirklich bei Kai verraten würde. Er ist ein guter Kollege und ein sehr guter Musiker, doch wenn es um das Zwischenmenschliche geht, ist er ein verdammtes Arschloch. Egoistisch und selbstverliebt. „Yuu?“ reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken und ich sehe erschrocken auf. „Koyou.“ Wisper ich und schon sinkst du vor mir auf die Knie und siehst mich mit deinen caramellfarbenen Augen an. „Was ist los, Darling?“ fragst du mich sorgend, doch ich krieg kein Wort heraus. Ich kann es dir nicht sagen, ich darf nicht, ganz gleich wie sehr ich es genieße, deine beruhigende Hand in meinem Gesicht zu spüren. Nein, nicht jetzt. Nur noch einen Moment Sorgenlosigkeit genießen, teil ihn mit mir und so greife ich nach deiner Hüfte und ziehe dich auf eine feste Umarmung an mich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)