Heart goes on... von nanamin (||MoNoLith, IGZEX||) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Anmerkung: Eh ja… Ich hatte derbe Lust was zu schreiben, wollte irgendwas mit Keita schreiben, aber dachte dann, dass ich ihn so FF-technisch nicht in eine Homo-Beziehung stecken kann. Also brauchte ich eine Freundin für ihn… ***** Prüfend warf Keita einen letzten Blick in den Spiegel, bevor er sich zu den anderen gesellte, die sich schon an der Tür des Memberrooms postiert hatten, fertig für den Weg zur Bühne. Vorsichtig schob er sich hinter den anderen durch den halbdunklen Gang des kleinen Livehauses, der mit den Instrumenten der anderen Bands vollgestellt war. Er hasste die Hektik, die gleich kommen würde. Obwohl sie jetzt einen Roadie hatten mussten sie beim Auf- und Abbau helfen. Das hieß: Die eigenen Sachen aufbauen, ohne dabei den Abbau der vorherigen Band zu behindern. Takafumi drückte ihm den Banner der Band in die Hand und machte sich selbst daran seinen Bass anzuschließen. Der Sänger ging in Richtung der Drums und bemerkte, dass jemand von der vorherigen Band noch damit beschäftigt war den eigenen Banner abzuhängen. Doch irgendwie schien das nicht ganz so zu klappen wie es sollte. Der Knoten an der einen Seite wollte nicht abgehen und an der anderen Seite hing der Banner auch noch fest. Da es wegen dem Soundcheck sowieso zu laut gewesen wäre um zu fragen, machte sich Keita an dem anderen Knoten zu schaffen. Nach einem kurzen Gefummel ging der Knoten auf, er war wie wahrscheinlich auch auf der anderen Seite sehr festgezogen gewesen. Keita blickte auf und sah, dass es der anderen Person auch endlich gelungen war. Er übergab seinen Teil des Banners mit einem Lächeln. In diesem Moment hörte Shuuhei auf seine Gitarre zu stimmen, so das Keita das ‚Danke!’ hören konnte. Ein kurzes, leises ,eh?’ entwich ihm bevor er es verhindern konnte. Zu überrascht war er von der weiblichen Stimme seines Gegenübers gewesen. Doch bevor er noch etwas anderes sagen konnte fuhr Shuuhei mit dem Soundcheck fort. Er nickte der anderen Person noch mal lächelnd zu, fing dann endlich an ihren eigenen Banner zu befestigen. Der Auftritt war gut gelaufen, zwei Reihen hatten aktiv mitgemacht. Mehr als sonst bei ihren bisherigen Auftritten in Tokyo. „Suchst du jemanden?“ Ryu sah ihn fragend an. Erst jetzt merkte Keita, dass er sich, während er sich mit den anderen über den gelungenen Auftritt mitgefreut und sich dabei abgeschminkt hatte, immer wieder umsah. Immer noch war er verwirrt wegen dem Zusammentreffen am Banner. Der kurze Moment, nur ein Augenblick hatte gereicht… genau ab da als er die Stimme gehört hatte. Die anderen drängten nun zum Aufbruch, ihm blieb keine Zeit mehr. Sie wollten noch in der Nacht Sendai erreichen, damit die Kosten für ein Hotel gespart werden konnte. „Nein, nein… ist schon gut, lasst uns fahren.“ Seufzend drehte er sich um und wurde wegen seiner abrupten Richtungsänderung prompt angerempelt. „’tschuldigung…“ Manchmal wollt er sich für seine eigene Trotteligkeit schlagen, aber besonders jetzt, als er sah wen er angerempelt hatte. „Macht nichts…“ Da war sie wieder diese Stimme. Und spätestens jetzt sah er, dass er recht gehabt hatte. Das Stage-Outfit hatte ihn noch die ganze Zeit leicht zweifeln lassen, doch jetzt stand sie in normalen Mädchenklamotten vor ihm, lächelte so wie vorhin. „Keita, kommst du jetzt??“ „Ja, ja… sofort!“ Er drehte sich noch mal zu ihr zum. „Wir sehen uns!“ „Ja bestimmt…“ Er winkte kurz, rannte dann hinter den anderen her. Hoffentlich… Im Van konnte er nicht einschlafen so wie die anderen. Er nahm sein Handy und ging die Bands des Abends durch, die er nicht kannte. Nach zwei erfolglosen Versuchen hatte er ihr Bild vor sich auf dem Display. Sie war die Sängerin, Yuuha… Auf dem Bild waren ihre Haare noch kürzer, nur blond ohne die Streifen Pink, die sie nun hatte. Das Lächeln auf seinen Lippen verschwand, als er las woher die Band kam. Fukuoka… Drei mal so weit wie Tokyo… „Na toll…“ Er klappte sein Handy wieder zu, steckte es weg und versuchte auch zu schlafen. Doch seine Gedanken kreisten weiter um sie. Er wunderte sich über sich selbst. Hatte er sie doch nur für ein paar Sekunden an diesem Tag gesehen… er wusste noch nicht einmal was es genau war, was ihn so an ihr faszinierte. Vielleicht ihr Lächeln, vielleicht, dass sie einfach so aufgetaucht war, als er am allerwenigsten damit rechnete. Langsam nickte er jetzt doch ein und wurde erst wieder wach, als sie vor Ryus Wohnung hielten und dieser über ihn kletterte. Als Keita sich endlich in seiner eigenen Wohnung aufs Futon fallen lassen konnte warf er noch einmal einen Blick auf sein Handy. Er hatte vergessen den Browser zu schließen und noch immer flimmerte ihr Bild über das Display. Er speicherte es ab, legte sein Handy neben sich auf den Boden und konnte dann endlich richtig einschlafen. ~ Seufzend wischte Keita für das letzte Mal in dieser Nacht eines der Tiefkühlregale aus. Seine Schichtablösung hätte schon um 3 da sein sollen, doch war erst vor fünf Minuten aufgetaucht. Knapp eine Stunde zu spät. Er war froh neben der Band noch diesen Job machen zu können, dennoch wurde es mit den häufigen Abstechern nach Tokyo langsam zu viel. Immer wieder fielen ihm während der Arbeit die Augen zu und er war froh wenn seine Schicht vorbei war. Schon oft hatte er überlegt es mit dem Arbeiten sein zu lassen, doch er wusste, dass das Geld das durch die Band zusammenkam nicht reichen würde. Er zog sich in dem kleinen Hinterraum schnell die Arbeitskleider aus, nahm seine Tasche und verabschiedete sich von seinem Kollegen trotz allem mit einem ‚Otsukaresama’. Draußen wurde es schon langsam hell, im Osten hing ein leicht rötlicher Schimmer über den durch die Häuser gerade noch so sichtbaren Horizont. Das war eines was er an seiner Heimatstadt so sehr mochte. Sie war nicht zu groß… Zu seiner Wohnung war es eine halbe Stunde wenn er lief. Am Morgen hatte er sein Fahrrad daheim gelassen weil es geregnet hatte, doch jetzt bereute er es. Irgendwo in einem Haus klingelte ein Telefon. Es erinnerte ihn daran sein Handy zu überprüfen. Bandtechnisch lief seine Inbox oft fast über, besonders Takafumi liebt es ihn mit Funmails zu überhäufen. Eine der Mails war tatsächlich von dem Bassisten. Kopfschüttelnd löschte Keita den stolpernden Pinguin. Er war sich sicher dieses Video schon einmal geschickt bekommen zu haben. Da er schon dabei war überprüfte er auch gleich seine Fanmail Adresse. Es waren nicht viele, die meisten löschte er sofort, nachdem er sie überflogen hatte. Doch als ihm der Name des Absenders der letzten Mail ins Auge fiel, fuhr im ein kurzer Schauer bis in die Bauchgegend. ‚Yuuha’ Bevor er die Mail öffnete setze er sich auf eine der Bänke, die in dieser Allee in kurzen Abständen voneinander standen. ‚Hey Keita, hier ist Yuuha, vom Samstagabend, vielleicht erinnerst du dich an mich… ich wusste nicht wie ich dich sonst erreichen sollte. Aber ich wollte mich einfach melden… irgendwie. Ich hoffe du siehst die Mail überhaupt unter deiner Fanmail-Flut. (〃∇〃) Danke noch mal, dass du mir geholfen hast… m(_ _ )m Andere hätten mich wahrscheinlich nur zu Sau gemacht, oder so… Vielleicht sehen wir uns ja wieder, wenn meine Band endlich mal wieder in Tokyo spielt. Das kommt ja selten genug vor. o(;△;)o Dann will ich dich nicht länger nerven, ne? Bis dann, Yuuha.’ „Natürlich erinnere ich mich an dich…“ Unbewusst sagte er es laut, realisierte es jedoch erst Momente später und sah sich peinlich berührt um, doch um diese Uhrzeit war noch niemand unterwegs. „Wie könnte ich nicht…“ Er würde später antworten, wenn er ausgeschlafen und Herr über seine Sinne sein würde. Noch konnte er nicht so ganz glauben, dass sie ihm wirklich geschrieben hatte. Einfach so. Er hatte auch mit dem Gedanken gespielt die letzten Tage über. Dennoch… er hatte sich nicht getraut, aus Angst zu aufdringlich zu wirken. Umso mehr freute er sich jetzt über diese kleine Mail. Hätte sie auch geschrieben, wenn einer der anderen ihr beim Banner abknüpfen geholfen hätte? So war er eben. Unsicher. Nicht gerade selbstbewusst. Ein Zweifler. Bei allem und jedem. Und manchmal hasste er sich dafür. Langsam lief er weiter. Über den Bürgersteig wurden schon vereinzelt gelbliche Blätter geweht. Wie schnell dieses Jahr vergangen war. Und wie gut es verlaufen war. Am eigenen Glück ließ es sich so einfach zweifeln. Hätte ich es denn verdient? Ein glückliches Jahresende…? ***** tbc Kapitel 2: ----------- Anmerkung: Geht endlich weiter. Bzw, endlich ist sie fertig. Kurz und knapp und ehrlich. ***** Lächelnd las Keita die letzte Mail, steckte sein Handy zurück in seine Tasche. Mittlerweile war es zu einer schönen Angewohnheit geworden, dass sie sich gegenseitig vor ihren Lives Glück wünschten. Oft dachte er, dass der E-Mail Kontakt schon längst abgebrochen wäre, wenn sie ihn nicht beide aufrecht erhalten wollten. Das gab ihm immer einen Schimmer Hoffnung. Solange bis er wieder an die Entfernung dachte, die zwischen ihnen lag. Es war schon einige Zeit vergangen, seit dem Live im Herbst. Es war Winter geworden und jetzt waren sie wieder in Tokyo. 31. Dezember, Ikebukuro Cyber… es würde das letzte Live in diesem Jahr sein. Er bereute es, dass er jetzt schon drei Monate lang seine Gefühle mit sich selbst herumschleppte. Dass es nicht nur kurzfristige Einbildung seinerseits gewesen war wurde ihm klar je länger er mit ihr schrieb. Es schien einfach alles zu stimmen. ‚Vorsätze für das nächste Jahr…‘ Das was ich dieses Jahr nicht mehr erledigen konnte. Er sah auf die Uhr. 13:56 Uhr. Sie mussten gleich raus. Auch wenn er mit den Gedanken ganz woanders war musste er bei diesem Live nochmal glänzen und das Jahr wenigstens in diesem Aspekt erfolgreich abschließen zu können. Es war unglaublich was sie in diesem Jahr alles geschafft hatten. Er hätte sich undankbar gefühlt, wenn er nicht sein Bestes gegeben hätte. Er kam nach Shuuhei auf die Bühne, sah die strahlenden Gesichter und konzentrierte sich in diesem Moment auf nichts anderes mehr. Lange dauerte es nach ihrem Auftritt nicht die Sachen zu verladen. Es war erst 15:00 Uhr als sie die letzten Kabel im Van untergebracht hatten. Sie würden es schaffen vor Mitternacht zurück nach Sendai zu kommen und somit daheim feiern zu können. Hayato erklärte sich dazu bereit, den ersten Teil der Strecke zu übernehmen. Keita zog es den Magen zusammen als er realisiert, dass ihn die Rückreise nur noch weiter von ihr wegbringen würde. Er wollte sie so gerne wiedersehen. Ihr Lächeln, die keinen Grübchen die sie bekam, wenn sie lächelte. Alles hatte er nur in Sekunden aufnehmen können, aber mit jeder Mail, die sie ihm schrieb, die ihn selbst zum Lächeln brachte, erinnerte er sich daran. Er wollte sich nicht irgendwelche falsche Hoffnungen machen… … dennoch… Hayato startete den Van, doch bevor er losfahren konnte stoppte der Sänger ihn. „Haya… warte… ich bleib hier.“ Er nahm seine Tasche, schob die Tür wieder auf. „Spätestens in einer Woche bin ich wieder da.“ Er ignorierte die Blicke der anderen und rannte in Richtung Ikebukuro-Eki. Ob es die richtige Entscheidung war würde er erst wissen, wenn er sie sehen konnte. Er kämpfte sich durch die Menschenmenge in der Nähe des Bahnhofes und suchte die Shinkansen-Fahrkarten-Automaten. Er eilte durch die Menüführung, er wollte nicht den nächstmöglichen verpassen. Endlich hielt er die Fahrkarten in den Händen. Ikebukuro – Hakata. ~ Die Fahrt kam ihm ewig lang vor. Er versuchte die meiste Zeit zu schlafen sobald er in Shinagawa in den Shinkansen gestiegen war, doch seine Gedanken hielten ihn oft über lange Zeit hin wach. Die Fahrkarten waren nicht billig gewesen, wenn jetzt alles umsonst sein würde, was dann? Außerdem würde er ihr das erste Mal seit dem Live im Herbst persönlich gegenüberstehen und nicht nur auf dem schriftlichen Weg mit ihr kommunizieren. Und was, wenn sie gar nicht in der Stadt war, wenn sie mit Freunden oder eben ihrem Freund feiern würde. Irgendwo… weiter weg, unerreichbar für ihn. Noch so etwas was er sich vornehmen sollte. Weniger zweifeln. Eine Mail von Ryu weckte ihn knapp drei Stunden später. Wo er sei, ob sie sich Sorgen machen brauchten… Er antwortete ihm dass alles okay sei und er sich melden würde sobald alles geklärt wäre. Noch wollte er nichts davon sagen was er eigentlich vorhatte. Wenn es nicht so endete wie er es sich vorstellte, dann würde nie jemand davon erfahren und er müsste mit niemandem darüber reden. In dem Fall würde er morgen sicher wieder in Sendai sein. Drei weitere Stunden später wurde endlich die Endstation angekündigt. Es war kurz nach neun. Keita konnte das nervöse Kribbeln in seiner Bauchgegend nicht abstellen. Mit den anderen Reisenden verließ er den Zug. Die Luft war kälter als er erwartet hätte. Nun hatte er den Zeitpunkt erreicht an dem sein Plan aufhörte. Er beschloss sich erst einmal einen Kaffee zu holen und ihr dann zu schreiben. Das ‚Restaurant‘ mit dem goldenen M war fast menschenleer. Jeder hatte heute etwas anderes zu tun, als ausgerechnet hier her zu kommen. Er setze sich an einen Tisch in der Ecke und versuchte eine halbwegs akzeptable Mail zustande zu bekommen. Sie anzurufen wäre wahrscheinlich die bessere Lösung gewesen, doch er traute sich nicht. ‚Hey, ich weiß das hört sich jetzt sehr komisch an. Aber ich bin gerade in Hakata aus dem Shinkansen gestiegen und… ehrlich gesagt bin ich gekommen um dich zu sehen. Ich weiß ja nicht wo du jetzt bist und was du gerade machst, vielleicht war es auch einfach nur eine dumme Idee von mir, aber wenn du Zeit hast… melde dich, bitte. Keita‘ Er schickte die Mail ab ohne noch weiter zu überlegen. Schließlich war er nicht hergekommen um die ganze Nacht hier rumzusitzen und unverrichteter Dinge wieder heimzufahren. Es gab jemanden mit dem er den ersten Sonnenaufgang des neuen Jahres ansehen wollte. Sein Keitai drehte sich wegen der Vibration vor ihm auf dem Tisch. Er traute sich fast nicht die Mail zu öffnen und sie zu lesen. Im schlimmsten Fall könnte ihm jetzt schon gleich ein ‚Nein‘ entgegenkommen. ‚Wo bist du genau?‘ Kein Icon der ihre Gefühle widerspiegelte. War sie geschockt, überrascht, erfreut? Er wusste es nicht. Alles was ihm blieb war ihr zurückzuschreiben und ihr mitzuteilen wo er sich gerade befand. Aber sie hatte zurückgeschrieben, sie hatte gefragt wo er war. Also würde sie herkommen… ‚Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich bei dir. (^^) Wir haben gerade mit der Probe aufgehört. ‘ Erleichtert legte er das Keitai auf den Tisch zurück. Es war besser, dass sie herkommen würde anstatt sich irgendwo zu treffen und sich vielleicht nicht zu finden. Der Sänger holte sich noch einen Kaffee und setzte sich wieder an seinen Tisch zurück. Inzwischen war es halb elf. Obwohl noch ewig Zeit war blickte er immer wieder zum Eingang. Er wusste nicht wie er sie begrüßen sollte. Er wusste gar nichts. Außer dass sie gleich da sein würde. Und dann…? Als sie eine dreiviertel Stunde später immer noch nicht da war beschloss er sich vor das Fast Food Restaurant zu stellen und da zu warten; nicht zuletzt um den Geruch von Frittenfett wenigsten ein wenig mindern zu können. „Hey~!“ Yuuha kam aus der Richtung aus der er sie nicht erwartet hätte. Sie lächelte, winkte und blieb schließlich vor ihm stehen. „Hi!“ Er wusste nicht was er sonst hätte erwidern sollen. „Tut mir Leid, ich hab den einen Bus verpasst und musste noch mal 10 Minuten warten.“ „ Nein, mir tut es Leid, ich hätte dich nicht so überraschen sollen.“ „Ach was, ich freu mich.“ Sie lächelte ihn an um ihre Aussage zu unterstützen. Am liebsten hätte er sie vor Glück an sich gedrückt. Sie hatte sich beeilt, das konnte er sehen. „Wo sollen wir hingehen? McDonald’s wäre ein bisschen blöd, ne?“ „Ich hab jetzt leider gar nicht aufgeräumt oder so, aber wir kommen sonst nicht mehr zu mir, nach 12… deswegen, wenn es dir nichts ausmacht?“ „Nein, nein… du willst gar nicht wissen wie es als bei mir aussieht.“ Sie musste auf seine Antwort hin lachen. „Männer eben, hm?“ Er war überrascht… mehr als überrascht. Sie war nicht schüchtern, wie er es erwartet hätte. Sie war genau so wie sie auch ihr Mails schrieb. Ein bisschen frech, nie um eine Antwort verlegen. Keita war sich sicher, dass sie verstanden hatte warum er hier war. Trotzdem war sie ganz sich selbst. Er bewunderte sie. War sie nervös, so ließ sie es sich wenigstens nicht anmerken. Wobei er selbst aufpassen musste, dass er nicht über jedes Wort in seinen Sätzen stolperte. Als sie in Yuuhas Wohnung ankamen war es nur noch eine halbe Stunde bis zum Jahreswechsel. Im zweiten Stockwerk blieb sie vor einer hellen Holztür stehen und schloss auf. „Ne, ich hab dich vorgewarnt…“ Die Sängerin ging vor Keita in die Wohnung, hielt ihm dann die Tür auf. Er wusste nicht was er erwarten sollte, doch als Yuuha das Licht anmachte und er sich umsehen konnte, während er sich die Schuhe auszog, fühlte er sich nur an seine eigene Wohnung erinnert. Nur Klamotten lagen vielleicht nicht so viele bei ihm herum. Er musste grinsen, als er die ihm so vertrauten weißen Papierbällchen sah… produziert von unzufriedenstellenden Lyrics. Ansonsten herrschte nur das übliche Chaos, für den Abwasch hatte sie bestimmt am Morgen keine Zeit mehr gehabt. Es war wie bei ihm auch nur ein Raum, in der rechten vorderen Ecke eine Küche, daneben ein niedriger Tisch mit Kissen; weiter hinten, nur getrennt von einem Holzrahmen, der Schlafbereich mit einem Futon; auf der linken Seite war eine Tür, die höchstwahrscheinlich ins Bad führte. „So schlimm ist es doch gar nicht… jedenfalls nicht schlimmer als bei mir… beziehungsweise ist es gar nicht schlimm.“ Sie erwiderte nichts aber irgendwie wirkte sie erleichtert. Er stellte seine Schuhe neben ihre und legte seine Tasche daneben ab. „Soll ich uns Tee machen, oder hättest du lieber was anderes? Obwohl ich bezweifle, dass ich irgendwas anderes zum Trinken habe.“ „Tee ist schon in Ordnung…“ Er setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen an den kleinen Tisch und sah ihr dabei zu wie sie das Wasser aufsetzte. „Steht mir wohl überhaupt nicht zu was anderes zu verlangen… Schließlich hab ich dich ja auch einfach nur überfallen…“ „Hörst du jetzt auf damit?“, lächelnd kniete sie sich neben ihn. „Ich freu mich dass du gekommen bist, ehrlich. Ich meine… das muss dir erst einmal jemand nachmachen, ne?“ Verlegen sah er zu Boden, dann zog er sein Handy aus der Tasche um einen kurzen Blick auf die Uhr zu werfen. 23:45. Wenn er es jetzt sagen würde, dann könnte er fast ohne Vorsätze das neue Jahr beginnen, sogar die Zweifel könnte er ein Stück weit hinter sich lassen. Wenn es denn klappen würde, wenn sie zustimmen würde, wenn… „Yuuha…“ Er sah wieder zu ihr hoch, versuchte sich einen Satz zusammenzubauen. Die Worte schwirrten in seinem Kopf herum, wurden zu einem einzigen Brei, aus denen er die richtigen nicht schnell genug raussuchen konnte. „Hm…?“ „Ich weiß… ich bin ein Trottel…“ „Nein…“ Sie legte ihm ihren Zeigefinger leicht auf die Lippen. Er konnte nicht verhindern, dass er bei ihrer Berührung kurz zusammenzuckte. „Du musst nichts weiter sagen… wer würde hier her kommen, einfach so, ohne was dabei zu haben, ohne sich vorher anzukündigen, ohne…“ In diesem Moment schienen auch ihr die Worte zu fehlen. „Du bist absolut kein Trottel und wenn dann bist du ein verdammt liebenswürdiger Trottel.“ Der Wasserkocher im Hintergrund schaltete sich mit einem leisen Klacken aus, sie ignorierte ihn. „Wirklich, ich bin einfach nur froh, dass du hergekommen bist. Ich kann mir gerade nichts Schöneres vorstellen, als auf diese Art und Weise ein neues Jahr anzufangen. Und ja das mein ich ernst… Du kannst echt ein Hundeblick draufhaben, das ist unglaublich…“ „Eeh?“ Er versuchte seinen Blick zu ändern, doch es schien ihm nicht zu gelingen, denn alles was darauf folgte war ein Kichern ihrerseits. „Baka…“, flüsterte sie leise, lehnte sich dann zu ihm vor und berührte kurz seine Lippen mit ihren. Keita fühlte sich überrumpelt, vom Glück praktisch überrollt. Er erwiderte die kurze Berührung der Lippen. Er hatte sich während der langen Zugfahrt so viele mögliche Reaktionen von ihr ausgemalt, doch diese niemals. Sie hatte ihm einfach die Worte aus dem Mund genommen, hatte all das ausgedrückt, was er nicht zu sagen geschafft hätte, wenn auch nicht wörtlich. Sie hatte die Sache in die Hand genommen, sie hatte ihm zu einem glücklichen Jahresende verholfen. Das nächste Jahr würde so viel besser werden… Mit ihr zusammen. Yuuha löste sich aus dem Kuss, sah nach oben zu der Uhr, die über der Tür hing. „Akemashite omedetou, Keita!“ *****終わり***** ‚Akemashite omedetou‘ heißt frohes neues Jahr. Und genau das wünsch ich auch allen, die vielleicht trotz dem ‚hetero‘ Label reingeschaut haben. Danke fürs Lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)