New Family von Snaked_Lows (Reita x Ruki [Cousin x Cousin]) ================================================================================ Kapitel 22: A Vision -------------------- Ich entschuldige mich mal wieder für die lange Wartezeit! Dies ist das vorletzte Kapitel und ich möchte noch einmal anmerken, dass jegliche Handlungen rein fiktiv sind und ich natürlich weiß, dass nichts von dem wirklich stattgefunden hat! Ich hoffe es gefällt euch :3 Kapitel 22 A Vision „Friends love you for who you are, support you to become what you will be, and help you find happiness - whatever effort that may take. If you’re lucky you will find the wisdom and strength to do the same in return.“ - Jun „J“ Onose (Luna Sea) „Ich habe noch eine Frage zu deiner Geschichte“, sagte ich leise und spürte, wie sich Reitas Körper hinter mir anspannte, „Hast du mir den Namen ‚Ruki’ wirklich gegeben, weil er zu deinem passen sollte?“ „Mh“, bejahte mein Cousin die Frage und ich merkte, dass ihm das irgendwie peinlich war, „Es war ein spontaner Einfall, aber wegen der Abkürzung von Rock'n'Roll wollte ich irgendwie einen Namen für dich, der auch mit ‚R’ anfängt“. „Schon damals?“, fragte ich weiter. „Ja irgendwie schon damals“, flüsterte er. Kurz darauf saßen wir zusammen in Decken gehüllt auf dem Dach, mit jeweils einem Glas Sekt neben uns und genossen einfach still den Moment. Schon Wochen vor dem Konzert lief bei uns in der WG eine Luna Sea CD nach der anderen rauf und runter. Mein Cousin hatte mir sämtliche Live DVDs gezeigt, die auf dem Markt waren und mich vollkommen mit seiner Vorfreude angesteckt. Als dann auch noch offiziell bekannt wurde, dass es eine Liveübertragung des Konzertes geben würde, gab es einfach kein anderes Thema mehr. Vor allem nachdem klar war, dass bei Tora eine Art Party stattfinden würde mit allen anderen, weil er den größten Fernseher und die beste Soundanlage hatte. Nach der ersten Woche gab es auch keinen Song, welchen ich noch nicht unter der Dusche mitgesungen hatte. Und obwohl ich mittlerweile jede Liveaufzeichnung kannte, saß ich trotzdem jeden Abend mit den anderen vor dem Fernseher und sah mir alles noch einmal an. „Er ist so ein Gott am Bass“, stöhnte mein Cousin plötzlich neben mir und starrte gespannt auf die Mattscheibe. „Nicht nur er ist ein Gott“, meldete sich direkt Aoi zu Wort und stopfte sich eine weitere Hand mit Chips in den Mund. „Wenn wir es nur halb so weit schaffen würden wie die, wären wir schon ganz oben“, träumte Kai laut und seufzte. Allgemeine Zustimmung. „Irgendwann sind wir auch so gut“, meinte Reita und kuschelte sich kaum merklich näher an mich heran. „Ja wenn wir jetzt alle unser Studium schmeißen und uns mit unseren Instrumenten ein Jahr einschließen“, lachte Uruha laut. „Ich glaube schon, dass wir groß raus kommen könnten“, sagte Reita ruhig, „ich meine wir sind doch nicht schlecht. Wir bekommen nur den Arsch nicht hoch“. „Ja kann gut sein“, stimmte Aoi meinem Freund zu. „Ich weiß nicht ob ich das könnte“, murmelte ich eher zu mir, als zu den anderen. „Wie meinst du das?“, fragte mein Cousin sofort nach. „Naja“, erzählte ich, „die ganze Aufmerksamkeit und so. Ich würde es irgendwie komisch finden, wenn so viele Menschen, die ich nicht kenne, meine Fans wären. Das würde ich komisch finden“. „Ich wäre trotzdem dein größter Fan“, grinste Reita, „Aber irgendwie wäre das auch echt cool. Wenn einfach Hunderte deinen Namen schreien und sich zu deiner Musik bewegen. Das muss doch übelst geil sein!“ Die anderen stimmten lautstark zu und auch wenn ich genauer drüber nachdachte, so gefiel mir der Gedanke auch irgendwo. Nach einer kurzen Stille sagte keiner mehr etwas zu dem Thema, sondern schwärmte nur hier und da über ein bestimmtes Solo. Mit meinen Gedanken hing ich jedoch immer noch bei Reitas Vorstellung vom Ruhm. „Bist du schon nervös?“, wollte Shou von mir wissen und zupfte an einer meiner Haarsträhnen rum, die anscheinend nicht so wollte wie er. „Irgendwie schon“, meinte ich zu ihm, „weil wir hatten ja nie so was wie ein Date. Ich war ja echt überrumpelt von der Idee“. „Hätte ich ihm auch nicht wirklich zugetraut“, gestand mir mein bester Freund und festigte meine Frisur mit einem Haufen Haarspray. „Ja ich weiß was du meinst“, lachte ich und bestaunte mich weiterhin im Spiegel. Shou leistete wirklich ganz schöne Arbeit. „Aber sonst scheint es ja prima zu laufen“, grinste er plötzlich und drückte kurz auf meinen lila Fleck am Schlüsselbein. Augenblicklich legte ich meine Hand auf die Stelle und wurde jedoch nur ein klein wenig rot. Vor Shou brauchte mir nichts peinlich zu sein. „Ja was das betrifft läuft es... mehr als gut“, gestand ich ihm. „Aber ihr habt noch nicht oder?“, fragte er nach, setzte erneut das Haarspray an. „Nein“, sagte ich ihm, „irgendwie passte es bis jetzt nie so wirklich“. „Ihr scheint ja trotzdem nichts anbrennen zu lassen“, grinste er weiter. Jetzt konnte ich nicht anders als zu Seufzen. „Ich weiß auch nicht woher das plötzlich kommt, ich hätte nie gedacht dass mich jemand körperlich so beeinflussen könnte...“, gestand ich ihm zögernd, „aber er muss nur irgendwo einfach rum stehen und ich kann nicht aufhören ihn anzuschauen. Dann möchte ich ihn direkt umarmen und... anfassen. Und das Gefühl, wenn ich ihn dann wirklich anfassen kann... oder er mich... Gott, ich könnte jedes Mal sterben“. Plötzlich stoppte Shou mit seiner Arbeit und schaute mich schon beinahe schockiert an, weswegen ich mich fragte ob ich etwas Falsches gesagt hatte. „Shit“, murmelte er. „Was ist los?“, fragte ich nach. Er wirkte ernsthaft schockiert. „Ich... habe das auch“, meinte er irgendwann vorsichtig, „ich starre ihn auch an, wenn er nur irgendwo rum steht und ich... scheiße“. „Was fühlst du dabei?“, wollte ich von ihm wissen und sah ihn fragend an, während er unruhig in dem kleinen Bad auf und ab ging. „Ich weiß nicht so recht... es ist irgendwie anders als vorher. Früher hätte ich mich zum Beispiel nie so genau daran erinnern können, was er am Tag getragen hatte... Und mittlerweile weiß ich sogar welche Nikes er angezogen hat. Es sind so Kleinigkeiten wie, dass er beim Nachdenken immer auf seiner Unterlippe rumkaut und dass und er die Nase immer kräuselt wenn er beim Fernsehen auf dem Sofa einschläft“, er machte eine Pause und setzte sich auf den Rand der kleinen Badewanne, „shit... das ist nicht normal oder?“ „Wenn man verliebt ist schon“, meinte ich leise und setzte mich neben meinen besten Freund. „Was soll ich denn jetzt machen?“ Er wirkte verzweifelt. „Sag es ihm? Ich meine er liebt dich doch auch“, riet ich ihm, „oder willst du nicht mit ihm zusammen sein?“ „Ich... weiß nicht“, jetzt schien mein bester Freund noch verwirrter, „was wenn ich ihn unglücklich mache? Ich hab doch eigentlich keine Ahnung wie das alles funktioniert und ich will ihn nicht verlieren, nur weil ich etwas falsch mache“. „Wie würdest du dich denn fühlen, wenn er plötzlich wen anderes hätte?“, fragte ich ihn offen heraus. Er schwieg kurz, seufzte dann und bettete seinen Kopf auf seinen Händen. „Es tut weh“, murmelte er und schien bedrückt. „Denke in Ruhe darüber nach was du wirklich willst“, riet ich ihm erneut, „aber ich glaube nicht, dass er viel von dir erwarten würde, weil er dich wirklich sehr zu lieben und zu kennen scheint. Man wächst zu zweit. Eine Beziehung ist eine Teamarbeit. Du bist nicht alleine dabei“. Er nickte schweigend und ich legte ihm aufmunternd und freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Danke“ „Gerne und immer wieder.“ Als ich in die Bahn einstieg, war ich nervös und kam mir deswegen irgendwie lächerlich vor. Ich war viel zu früh dran. Eigentlich wollten wir uns erst in einer Stunde treffen, aber ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Außerdem war ich mir sicher, dass Shou erst einmal alleine sein wollte mit sich und seinen Gedanken. Je näher ich nach Bunkyou kam, desto mehr Leute stiegen mit in meine Bahn ein und bei den meisten war ich mir sicher, dass sie ebenfalls zum Tokyo Dome wollten. Meine Nervosität stieg mit jeder Minute. Draußen an der frischen Mittagsluft atmete ich erst einmal tief durch, ehe ich mich versuchte zu orientieren. Es war für diese Uhrzeit erstaunlich voll und ich brauchte ein paar Momente um zu wissen wo ich genau hinmusste. Langsam folgte ich den Massen an Menschen zu dem vereinbarten Treffpunkt. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich eine dreiviertel Stunde zu früh war. Kurz überlegte ich noch mich in irgendein Cafe oder so zu setzen, aber ich wäre eh nur unruhig auf meinem Platz hin und her gerutscht. Und vielleicht kam Reita ja auch etwas früher. Beim Seven Eleven holte ich mir noch einen Eiskaffee und ein Onigiri und folgte dann den anderen Massen zur Halle. Ehrfürchtig blieb ich davor stehen. Es war einfach gigantisch. Noch nie in meinem Leben habe ich zuvor etwas in dieser Größe gesehen. Langsam lief ich um die Halle herum, solange bis ich das Riesenrad sehen konnte. Erleichtert lief ich darauf zu und blieb verwundert stehen, als ich niemand anderen als meinen Cousin vor dem Eingang auf dem Zaun sitzen sah. Aber ich war doch viel zu früh. Als Reita mich erblickte, sprang er sofort auf und kam auf mich zu. „Du bist viel zu früh“, meinte er verwundert und küsste mich kurz zur Begrüßung. „Du doch auch“, erwiderte ich grinsend. Locker legte er einen Arm um meine Schulter, beugte sich ein wenig zu mir herunter im Gehen und hauchte mir ein „siehst gut aus“, ins Ohr, was mit direkt einen Schauer bescherte. „Selber“, nuschelte ich und grinste ihn von unten aus an. Wenn einer heute gut aussah, dann ja wohl er mit seinem einfachen und hellen Tanktop, welches sich perfekt an seine schmale Figur anschmiegte und seiner tief sitzenden schwarzen Baggy. Ich würde mit solch einer Hose nur bescheuert aussehen, aber er.... „Ist es nicht unglaublich?“, meinte Reita plötzlich und blieb vor der Halle stehen und schaute diese fasziniert an, „irgendwann stehen wir auch auf so einer Bühne, irgendwann“. Das Funkeln in Reitas Augen und das selbstsichere Grinsen in seinem Gesicht überzeugten mich in dem Moment sogar ein wenig. Von Innen war die Halle noch beeindruckender. Plötzlich kam man sich total klein vor. Der Einlass war schneller gegangen als ich es bei den Massen erwartet hatte. Mit der Karte in der rechten und mir in der linken Hand, suchte Reita unsere Plätze. Noch herrschte ein kleinwenig Tumult in der Halle. Hier und da sah man noch ein paar Leute sich nachschminken oder eifrig auf ihr Handy eintippen. „Ah ich habs“, meinte Reita plötzlich neben mir und schaute noch einmal von der Reihenbezeichnung auf unsere Karten. „Ganz schön weit vorne“, murmelte ich und schaute zur Bühne, welche sich nicht weit von uns befand und mit einem riesen Banner den Namen der Band ankündigte. „Geil oder?“, strahlte mein Freund neben mir, was mich verstohlen grinsen lief. Man sah ihm deutlich an, wie aufgeregt er war und wie sehr er sich freute hier zu sein. „Lass uns ein Foto machen“, meinte er plötzlich und zog sein Handy aus seiner Hosentasche. Mit dem Rücken zur Bühne und jeweils der typischen Fingerpose standen wir dicht aneinander und grinsten in die Handykamera. Und mit dem Geräusch des Auslösers, spürte ich plötzlich seine Lippen an meiner Wange. Irritiert schaute ich meinen Freund an, welcher mir grinsend sein Handy vor die Nase hielt. Es war ein absoluter Schnappschuss. Mich erkannte man noch einigermaßen, von Reita sah man nur blonde Haare. „Willst du ein neues machen?“, fragte ich ihn und schaute kurz zur Bühne, wo die ersten Instrumente aufgestellt wurden. „Ich finde es so perfekt“, antwortet mir mein Cousin und drückte ein paar Tasten. Kurz bevor er sein Handy wieder zuklappte, um es zurück in seine Hosentasche zu stecken, erkannte ich dass er es sich als neuen Handyhintergrund eingestellt hatte. „Ich liebe dich“, meinte ich und drückte ihm schnell einen Kuss auf. Und bevor er irgendetwas darauf erwidern konnte, wurde es in der Halle urplötzlich dunkel und die Menge schien sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Blind tastete ich nach Reitas Hand und fiel gleichzeitig mit ihm in laute Anfeuerungsrufe. Die Scheinwerferlichter flogen durch die Halle und die Bühne wurde in einen dichten Nebel getauscht. Und mit der ersten Person, die die Bühne betrat bebte die ganze Halle. Und mit jeder weiteren Person drückte Reita meine Hand immer fester. Nach den ersten paar Liedern klebte mir mein T-Shirt am Körper. Meine und Reitas Jacke lagen ungeachtet auf unseren Stühlen, bei unseren Taschen. Und nach der ersten Stunde hatte ich schon das Gefühl heiser zu werden. Und auch Reita neben mir hörte sich nicht mehr so fest an, wie noch zu Beginn. Aber es kümmerte uns kein Stück. Während der Pause ließen wir uns erschöpft auf unsere Stühle sinken. Meine Beine zitterten und ich bekam kaum Luft. Aber ich war rundum glücklich. Reita hatte meine Hand die ganze Zeit über nicht losgelassen. „So... unsagbar geil“, hechelte er neben mir und grinste über beide Ohren, „Er ist ja so ein Gott an seinem Bass!“ „Ich finde dich viel geiler am Bass“, meinte ich und legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen um kurz zu entspannen. Ich schaffte gerade drei Atemzüge, ehe ich ein heißes Lippenpaar auf meinen und Reitas Gewicht auf meinem Schoß spürte. Wenig später schlängelte sich seine geschickte Zunge durch meinen Mund, was mich aufkeuchen ließ. Mir wurde augenblicklich heiß und kurz vergaß ich sogar wo wir uns befanden, als ich den Kuss nicht weniger heftig erwiderte. Es waren diese Momente, wo mein ganzer Körper verrückt zu spielen schien, in denen ich mich schon beinahe panisch an meinen Cousin krallte, als würde mein Leben davon abhängen. Als Reita den Kuss löste und seine Stirn an meine legte, amteten wir uns gehetzt an und grinsten beide. Als sich plötzlich wieder alle Scheinwerfer auf die Bühne zu bewegten, waren wir in wenigen Sekunden wieder auf den Beinen. Ich fühlte mich immer noch ein klein wenig zittrig, aber das kümmerte mich in dem Moment wenig. Mit einem tosenden Applaus wurde die ganze Band begrüßt, welche sich auf ihre Positionen stellten. „Danke, danke Leute! Ihr seid die Besten!“ – Wieder tosender Applaus. „Da das heute unser Final ist, haben wir uns für heute was besonderes überlegt“ – Ein Raunen und Getuschel ging durch die Menge. „Für unseren nächsten Song ‚Sweetest Coma Again’ suchen wir fünf Leute, die den Song mit uns hier performen. Wer ist dabei?“ – Die Halle war am beben und augenblicklich gingen zig Hände in die Luft. Zu meiner Verwunderung auch Reitas, die meine immer noch festhielt. Und dann passierte etwas was ich nie für möglich gehalten hätte. Einer der Lichtkegel blieb bei uns stehen. Im ersten Moment dachte ich, dass jemand anderes in unserer Ecke gemeint war. Solange bis... „Hey ihr zwei“, fragend blickte sich jeder um, „du mit den schwarz-roten Haaren und du mit dem komischen Teil auf der Nase! Welche Position?“. „Bass und Vocal“, schrie Reita mit zittriger Stimme zurück. „Dann kommt mal auf die Bühne“. Ich wusste nicht wann mich das letzte Mal so viele Menschen angestarrt hatten, wahrscheinlich noch nie in meinem Leben. „Reita ich...“, murmelte ich, als mich mein Cousin vor sich her zur Bühne dirigierte. „Du kannst das!“, fiel er mir direkt ins Wort, „ich weiß das du das kannst okay? Ich bin auch scheiße nervös, aber ich weiß dass wir das können okay?“ Er drückte meine Hand beinahe so feste, dass es weh tat, aber es beruhigte mich. „Okay“, gab ich leise von mir. Schon auf dem Weg die Treppenstufen zur Bühne hoch, wären mir fast die Beine weggeklappt, so nervös war ich. Und auch Reita wäre beinahe mehr als einmal über seine eigenen Füße gestolpert. Der Blick von der Bühne aus ließ mich schlucken. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele Menschen auf einem Fleck gesehen. Und die Tatsache, dass mich eine ganze Menge von diesen anstarrte, steigerte meine Nervosität ins Unermessliche. Reita drückte meine Hand noch einmal feste, ehe er zu seiner Position rüber lief und sich ehrfürchtig den roten Bass von J umhängen ließ und ein paar Worte mit ihm wechselte. Dass er genauso nervös wie ich und die anderen Auserwählten war, sah ich an seiner ganzen Haltung. Er strahlte nicht mehr dieses Selbstbewusste aus, für was ich ihn sonst ernsthaft bewunderte. Im Hintergrund hörte ich, wie ein Mädchen die Drums einmal austestete und dann ihr okay gab. Die ersten im Publikum fingen an zu klatschen und pfeifen. Kurz darauf hörte man die erste Leadgitarre zu meiner Linken, dann Reitas Bass und zu letzte die zweite Gitarre. „Bist du nervös?“, wurde ich plötzlich von Ryuichi gefragt, als er mir das Mikrofon in die Hand drückte. „Ziemlich“, antwortete ich und rollte das Mikrofon in meinen Händen hin und her. „Brauchst keine Panik haben“, wurde meinte er aufmunternd, „ich begleite dich solange, bis du dich sicher fühlst“. „Okay danke“, murmelte ich und konnte es nicht glauben, dass ich gerade ernsthaft zwei Sätze mit Ryuichi gewechselt hatte. Nach und nach sollten wir uns jeweils vorstellen und ich war erleichtert, als ich meinen Namen ohne Stottern rausgebracht hatte. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so nervös gewesen war. Als die Gitarren anfingen, schaute ich noch einmal kurz zu Reita, welcher mich aufmunternd angrinste. Danach atmete ich noch einmal tief durch, ließ einmal den Applaus mit geschlossenen Augen auf mich wirken, ehe ich mit meinem Gesang, nach dem englischen Teil und mit Reitas Bass einsetzte. Ich versuchte mir vorzustellen einfach allein unter der Dusche zu stehen und nicht in der größten Halle Japans, welche auch noch komplett ausverkauft war. Und dann passierte es wieder ganz von selbst. Der Rhythmus nahm meinen ganzen Körper in seine Gewalt und alles geschah wie durch Geisterhand automatisch. Dass ich nach den ersten paar Sätzen komplett alleine sang, bekam ich nicht einmal mit. Es war wieder wie ein Rausch. Erst als Reita mit seinem kurzen Basssolo dran war, begriff ich was gerade passierte und verstand was für ein unbeschreibliches Gefühl es war auf einer Bühne zu stehen und auf die Menschen runterzuschauen, die sich zu deiner Musik bewegten. Für eine kurzen Moment vergaß ich sogar zu atmen, so überwältigt war ich und hätte deswegen beinahe meinen Einsatz verpasst. Draußen an der kalten Nachtluft, zog Reita erst einmal seine Packung Kippen aus seiner hinteren Hosentasche und zündete sich eine an. „Bekomme ich auch eine?“, fragte ich ruhig. Nach einem verwunderten Moment seinerseits, hielt er mir die Packung und kurz danach die Flamme zum entzünden hin. Ich hörte das leise Knistern des Filterpapiers, ehe ich einmal tief den Rauch einatmete und ein wenig hustete. In meinem ganzen Leben hatte ich erst vielleicht fünf Zigaretten geraucht, aber jetzt war mir wirklich danach. Schweigend standen wir einfach nebeneinander, an einer der kleinen Absperrungszäune gelehnt und zogen abwechselnd an unseren Zigaretten. Ich hatte gerade meinen Stummel an der Eisenstange der Absperrung ausgedrückt und den Rest in den Busch hinter mir geworfen, als eine kleine Gruppe von Mädchen auf uns zu kamen. Sie sahen genau wie wir recht fertig aus. Die einst sauberen Frisuren sahen ziemlich zerzaust aus und das Make-up schien ebenfalls gelitten zu haben. „Ähm Entschuldigung“, meinte eine etwas schüchtern, „ihr beide wart doch auf der Bühne oder?“. Ihre Freundinnen schauten uns mit großen und fragenden Augen an. „Ja waren wir“, kam es von Reita neben mir, welcher lässig seine Zigarette mit seinen klobigen Boots austrat und danach seine Hände in seine Hosentaschen verschwinden ließ. Plötzlich schienen die Mädchen ziemlich aus dem Häuschen zu sein, weswegen ich unbewusst einen Schritt nach hinten machte. „Ihr wart ja so toll“, sagte die eine und ihre Augen schienen immer größer zu werden. „Ja richtig toll“, pflichtete ihr die andere bei. „Ihr spielt doch sicherlich in einer Band oder?“, fragte eine begeistert, „habt ihr bald Auftritte?“ „Ähm ja, eigentlich schon“, antwortete ich ihr, „aber Auftritte haben wir noch nicht. So weit sind wir noch lange nicht.“ „Oh schade“, kam es ernsthaft betroffen zurück. „Aber ihr hört sicherlich bald von uns“, meinte Reita und nickte. „Wie heißt denn eure Band?“ Fragend schauten wir uns an. „Wir haben noch keinen Namen“, antwortete mein Cousin fast schon undeutlich, „aber ihr werdet auch so von uns hören.“ Jetzt schienen sie alle wieder total begeistert zu sein. „Kann ich deine Email-Adresse haben?“, fragte plötzlich eine, was ihr sogar von ihren Freundinnen komische Blicke von der Seite einbrachte. „Tut mir leid, aber ich bin glücklich vergeben und gebe meine Email-Adresse deswegen nicht weiter“, meinte mein Freund ernst und legte seinen Arm um meine Hüfte. Mental machte ich mich schon auf einen tödlichen Blick gefasst, aber statt dessen begannen ihre Augen merkwürdig zu funkeln und ihre anderen Freundinnen giggelten auf der Stelle herum. Am Ende verbeugten sich alle leicht, bevor sie immer noch tuschelnd weiter gingen. Insgesamt wurden wir noch über zehn Mal von irgendwelchen Leuten auf unseren Bühnenauftritt angesprochen. Selbst in der U-Bahn noch, auf dem Weg zu Tora. Und die meisten erkundigten sich wirklich nach einem weiteren Auftritt von uns, was mir am Anfang noch peinlich gewesen war. Als wir dann endlich an unserem Ziel waren, schafften wir es nicht einmal komplett in die Wohnung, da hatten wir schon den Rest aus der WG und sonstige Freunde an uns kleben, welche lauthals auf uns einredeten. „Oh mein Gott, ich dachte ich sterbe als ihr auf die Bühne hoch seid!“ „Ich konnte es echt nicht glauben!“ „Ihr habt ja so was von gerockt!“ „Ich bin ja so neidisch~“ „Deine Stimme war so gut, wie nie!“ Nachdem wir es dann irgendwann doch noch bis ins Wohnzimmer geschafft hatten, wo immer noch der Fernseher lief, fingen sogar alle an zu klatschen. Selbst Leute die ich gar nicht kannte. Reita schien die Aufmerksamkeit sichtlich zu genießen, während ich noch nicht wirklich wusste, wie ich damit umgehen sollte. Schon beinahe schüchtern setzte ich mich zu Shou auf das Sofa. „Du warst klasse“, meinte er grinsend und klopfte mir auf die Schulter. „Danke“, grinste ich, „aber ich war so unglaublich nervös.“ „Hat man gesehen. Hast aber echt alle umgehauen“, lachte mein bester Freund, ehe er kurz eine Pause machte und näher an mich rutschte, „Sag mal... kennst du den Typen dort drüben? Der sich so blendend mit Hiroto unterhält“. Unauffällig ließ ich meinen Blick ans andere Ende des Zimmers schweifen und musterte den Fremden neben Hiroto. Sie schienen über irgendetwas aufgeregt zu diskutieren. Aber gesehen hatte ich ihn noch nie. „Nein keine Ahnung wer das ist“, antwortet ich ihm, „Vielleicht ein Freund von Tora oder so.“ Seufzend rückte Shou wieder von mir weg und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Die labern schon seit gefühlten Stunden miteinander, seit der Kerl hier aufgetaucht ist. Hiroto hat sich quasi gleicht auf ihn gestürzt“, murmelte mein bester Freund und schaute die beiden böse an, was jedoch keiner von ihnen mitzubekommen schien. „Sag mal bist du eifersüchtig?“, fragte ich glucksend und eigentlich im Scherz. „Ja natürlich!“, kam es augenblicklich zurück, „Ich habe keine Ahnung wer der Kerl ist und Hiroto krabbelt dem vor lauter Begeisterung fast auf den Schoß. Natürlich bin ich da eifersüchtig. Was würdest du sagen, wenn Reita sich jemanden so an den Hals werden würde?“ Erstaunt starrte ich Shou beinahe an. Ich hatte ich noch nie so direkt sprechen hören. „Sag ihm das doch“, meinte ich zu ihm, während er einen Schluck von seinem Bier nahm, „denn vom böse Angucken ändert sich bestimmt nichts.“ „Ich weiß nicht“, kam es genuschelt zurück, „mache ich mich nicht total lächerlich dabei?“ „Ich denke er wird sich freuen“, antwortete ich ihm ehrlich und versuchte ihn aufmunternd anzugrinsen, bevor ich aufstand um mir etwas zu Trinken zu besorgen. Als ich die Küche betrat, zog mich direkt mein Cousin zu sich. „Da bist du ja“, meinte er begeistert, „wir müssen da was mit dir besprechen!“ Überrumpelt schaute ich die anderen an, welche alle am Küchentisch saßen. „Es geht um die Band“, fing Reita an, „wir wollen das ganze groß aufziehen!“ Fragend blickte ich ihn an. „Er meint, dass wir nicht länger nur für uns Musik machen wollen, sondern Größeres wie Konzerte und eventuell einen Durchbruch haben wollen“, erklärte mir Uruha das ganze noch einmal. Erneut schaute ich mit fragenden Augen in die begeisterten von Reita und den anderen. Ich sah ihnen an, dass sie es mehr als ernst meinten. „Wir können das wirklich schaffen!“, versicherte mir mein Freund. „Das würde alles andere als einfach werden“, sagte Aoi sachlich und machte eine kleine Pause, „aber ich bin auch irgendwie davon überzeugt dass wir das schaffen können“ „Du schaust ängstlich aus“, meinte Uruha plötzlich zu mir, worauf ich nur nicken konnte. „Hast du Angst davor, dass du uns enttäuschen könntest?“, fragte er weiter. Manchmal war es gruselig, dass er so genau wusste, was in einem vor sich ging. „Wir würden dich nicht fragen, wenn wir alle nicht davon überzeugt, dass du das Potential dazu hast und das schaffen könntest“, erzählte er mir ruhig weiter. „Außerdem bist du ja nicht allein“, kam es von Kai, „wir sind ein Team und weiterhin füreinander da. Egal um was es sich handelt. Ob als Band, Wohngemeinschaft oder einfach als Freunde“. „Ich verspreche dir, dass ich immer alles dafür tun werde, dass es dir gut gehen wird“, sagte Reita plötzlich ernst, weswegen ich kurzzeitig das Gefühl hatte, dass die Zeit stehen bleiben würde, weil keiner ein Wort sagte oder sich regte. Erst Reitas Hand, welche meine feste drückte, war die erste Bewegung in der Gruppe. „Okay“, meinte ich und erwiderte den Händedruck, „Ich bin dabei!“ Augenblicklich brach ein kleiner Trubel in der Küche aus, sodass Tora seinen Kopf neugierig in den kleinen Raum streckte und fragte, ob alles in Ordnung sei. Alle redeten wild drauf los, mit Vorschlägen und Wünschen und Vorstellungen, sodass ein großes Durcheinander entstand. Etwas verwundert schaute ich mir das an und traute mich kaum etwas dazu zu sagen. Erst Kai war derjenige, der durchgriff und ein wenig Ordnung in die Situation brachte. „Wir sollten erst einmal klären, in welche Richtung wir gehen wollen“, meinte er und schaute in die Runde. „Rock, eindeutig Rock“, kam es schnell von Aoi. „Aber nicht so ein wischi-waschi Zeug“, fügte Reita hinzu, „sondern richtigen Rock. Harten Rock!“. Alle anderen nickten. „Wir müssen auf jeden Fall regelmäßig Proben“, meinte Uruha und schien nachzudenken, „und wir brauchen ein Konzept. Einen Plan, etwas an dem wir uns orientieren können“. „Das ist mit den unterschiedlichen Studien- und Arbeitszeiten wahrscheinlich nicht so einfach, aber das bekommen wir sicher hin“, überlegte Kai, „wir sollten uns morgen mal alle mit unseren Terminkalendern zusammen setzten und Probetage ausmachen. Aber ein Konzept finde ich auch wichtig. Nur mit der Richtung ist es nicht getan. Wir sollten uns ein Ziel und eine Deadline dafür setzen“. „Wir brauchen Demotapes, die wir wegschicken können“, kam es direkt von meinem Cousin, „ohne die wird wohl kaum ein Label auf uns aufmerksam“. „Ja das denke ich leider auch“, seufzte Uruha, „das wird sicherlich nicht billig, aber es wird wohl nicht anders gehen“. Allgemeine Zustimmung. Mit jedem neuen Vorschlag, floss der Sekt weiter, sodass das nach und nach die Ideen und Vorstellungen immer absurder wurden. „Sonst noch irgendetwas Wichtiges?“, fragte Kai und zog schnell sein Glas weg, als Uruha ihm das wieder voll machen wollte. „Ich finde wir sollten uns selbst treu bleiben“, sagte ich spontan und die anderen sahen mich kurz verwundert an, ehe sie mir alle lauthals zustimmen. „Auf jeden Fall“, meinte Uruha, „wir verkaufen unsere Musik und dabei bleibt es auch!“ „Und wir bleiben dem Rock und den guten alten Zeiten treu“, fügte Reita etwas in Rage hinzu, „Wo es noch Kassetten statt Mp3 gab!“ „Du stehst auf Kassetten oder?“, grinste Uruha und nahm einen weiteren Schluck, „du hast immer noch alle alten Kassetten aus unserer Schulzeit.“ „Da hängen Erinnerungen dran“, versuchte sich mein Cousin zu verteidigen. „Sag noch einmal Kassette“, grinste Aoi plötzlich und auch Kai schien sich zu amüsieren. „Kassette“, gab Reita von sich und jetzt wusste ich auch was die anderen meinten. „Bei dir hört sich das eher nach ‚Ga’ statt ‚Ka’ an“, und klärte meinen Cousin damit auf. „Ist mir doch egal“, nuschelte er etwas beleidigt und nahm einen großzügigen Schluck von seinem Bier. „Wäre eigentlich ein cooler Bandname“, kam es plötzlich unerwartet aus der Ecke von Uruha, welcher nach einem Stift griff, womit zuvor die Namen auf die Plastikbecher geschrieben worden waren. Kurz kitzelte er auf seiner Handfläche herum, weil kein Papier im Umfeld lag, und hielt sie uns offen hin. „Du bist scheiße Uruha“, grummelte Reita direkt und sah seinen Freund böse an. „Nein ich meine das ernst!“, verteidigte sich dieser aber sofort, „Ich finde das hört sich wirklich gut an. Und so werden wir auch nie vergessen, dass wir uns selbst und den alten Zeiten treu bleiben wollen“. „Eigentlich gar nicht so eine schlechte Idee“, stieg Kai mit in die Unterhaltung ein, „Wir sollten schon einen Namen haben, der einen Hintergrund hat“. „Ja eben“, kam es wieder von Uruha, welcher sich bestätigt fühlte. Reita schaute jedoch immer noch beleidigt. „Wir können den ja als Überbrückung nehmen“, gab ich meine Meinung dazu ab und versuchte meinen Freund zu überzeugen, „solange bis wir was besseres haben“. „Ist mir egal“, fügte er sich letztendlich und schaute aber trotzdem noch etwas sauer aus der Wäsche. Grinsend stellte ich mich dicht vor ihn und küsste ihn einfach. Er schien kurz verwundert zu sein, weil er leicht zusammen zuckte, aber kurz darauf spürte ich schon seine Zunge in meinem Mund, was mich direkt noch einmal grinsen ließ. „Besser?“, fragte ich ihn danach. „Besser“, nuschelte er und umarmte mich kurz. Im Hintergrund konnte ich sehen wie die anderen sich verstohlen Blicke zu warfen. Irgendwann am späten Abend beziehungsweise am frühen Morgen waren wir nach Hause aufgebrochen. Wir waren fast die Letzten gewesen. Ich hatte nicht einmal mehr mitbekommen, dass Shou und Hiroto irgendwann gegangen waren. Plötzlich fragte ich mich, ob bei ihnen alles okay war. Shou hatte zwischenzeitig wirklich unglücklich geschaut. Gedankenverloren lief ich neben den anderen her. Aoi hatte schützend einen Arm um seinen Freund geschlungen, welcher mit dem Alkohol wohl doch etwas übertrieben hatte. Unweigerlich musste ich an Saga und Tora denken, welche uns am Ende doch recht deutlich gemacht hatten, dass sie lieber alleine sein wollten. Obwohl ich von ihrer etwas anderen Art der Beziehung wusste, war es trotzdem komisch gewesen die beiden so miteinander zu sehen. Tora hatte sich an der Tür sogar noch für seinen Freund, der etwas zu tief ins Glas geschaut hatte entschuldigt. Ich war gerade kurz davor gewesen einzuschlafen, als mich mein Handy aufschrecken ließ. Blind tastete ich danach und öffnete die Email. Ich brauchte ein paar Anläufe um die richtigen Tasten zu finden. >Ich bin mit Hiroto zusammen!< Grinsend schrieb ich schnell meine Glückwünsche zurück und dass ich in der Uni die ganze Geschichte erwartete. „Alles okay?“, fragte Reita und schlang seinen Arm um meine Hüfte. „Ja jetzt ist alles okay“, antwortet ich ihm und kuschelte mich näher an ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)