Phantomkräfte von Tea_Kaiba (Es geht ein Geist um in... Tokyo) ================================================================================ Kapitel 2: Zum Lachen, dieser Narr ---------------------------------- Die Ältere Dame griff nach einem der Stäbe, die – aus Gründen, die Anzu nicht ganz klar waren - an der Wand lehnten und klopfte damit in rascher Folge einige Male auf den blankpolierten Boden. „Guten Morgen, meine Damen... und mein Herr.“ Ihre Augen ruhten für ein paar Sekunden auf dem einzigen Mann im Raum, der sich grinsend zurücklehnte und das freundliche Gelächter seiner Kolleginnen hinnahm, als sei er an diese Art von Scherzen gewöhnt. Dann wandte sich die Aufmerksamkeit wieder der Leiterin der Gruppe zu, die fortfuhr: „Ich möchte Ihnen ein neues Mitglied unseres Balletts vorstellen, Madame Anzu Kaiba.“ Einen Moment lang wunderte sich Anzu, warum sie die französische Anrede benutzte, dann fiel es ihr wieder ein: Ihre neue Trainerin war Französin. Madame Giry. Was für ein Name für die Leiterin eines Balletts. Einige der Mädchen begannen mit einander zu flüstern, als sie ihren Namen hörten, und der junge Mann auf der rechten Seite schien gerade einen Witz gerissen zu haben, denn die Tänzerinnen um ihn herum lachten und er schien sehr zufrieden mit sich. „Ruhe bitte!“, rief Madame Giry. „Anzu – Ich hoffe, ich darf du sagen? So machen wir das hier üblicherweise.“ Die Brünette signalisierte ihre Zustimmung, sagte aber nichts weiter. Ihre Vorgesetzte schien zufrieden und wandte sich wieder den anderen zu. „Anzu wird bei uns bleiben und den Platz von Josie einnehmen, die, wie ihr ja alle wisst, in ihre Heimat zurückgekehrt ist, um näher bei ihrer Familie zu sein. Ich gehe davon aus, dass ihr sie alle freundlich aufnehmen werdet, aber diese Erinnerung sollte ja bei erwachsenen und vernünftigen Leuten wie euch nicht mehr nötig sein.“ Niemandem entging der strenge Blick, den sie dabei einigen jungen Frauen auf der linken Seite zuwarf. „Meg, würdest du jetzt bitte Anzu die Räumlichkeiten zeigen, während wir anderen anfangen zu üben.“ Ein blondes Mädchen erhob sich von ihrem Sitzt in der Mitte der Tänzerinnen und signalisierte Anzu, ihr zu folgen. Sie schien ein paar Jahre jünger zu sein als Anzu, zwanzig vielleicht. „Hey. Schön, dich kennenzulernen“, begrüßte sie sie lächelnd und führte sie zu einer der Türen an der Seite des Saales, während ihre Kolleginnen sich wieder zu unterhalten begannen. „Man sollte meinen, dass ausgerechnet Kaiba es sich leisten könnte, seiner Frau eine bessere Stellung zu ermöglichen, mit seinen Millionen. Oder dass sie gleich ganz zuhause bleiben könnte“, hörte Anzu eine von ihnen sagen, während sie an der letzten Sitzreihe vorbeigingen. Ärgerlich drehte sie sich um, um die Lästermäuler zum schweigen zu bringen, aber Meg hielt sie zurück. „Mach dir nichts draus. Sie sind einfach dumm, weiter nichts“, flüsterte sie und verdrehte die Augen, während sie Anzu lächelnd die Tür aufhielt. Die Ältere beruhigte sich bald und fand ihr Lächeln wieder. „Du heißst also Meg?“, wollte sie wissen und betrachtete dabei den blonden Zopf, der vor ihr auf und ab wippte. „Das ist kein japanischer Name. Du bist nicht von hier, oder?“ Der Korridor verbreiterte sich etwas und sie konnte nun neben dem anderen Mädchen hergehen, das nickte. „Nein, ich bin in Frankreich geboren. Ich bin Madame Girys Tochter“, fügte sie hinzu und grinste dann. „Ja, ich weiss. So ein Name, und dann noch zum Ballett gehen. Meine Mutter hatte immer eine gewisse Vorliebe für das Phantom der Oper. Und nachdem ihr Name praktischerweise schon mal Giry war, konnte sie nicht widerstehen und musste mich nach Christines Freundin benennen. Manchmal glaube ich, sie hat meinen Vater nur wegen seines Namens geheiratet.“ Ein Schmunzeln machte deutlich, dass sie den letzten Teil ihrer Erklärung nicht ganz ernst gemeint hatte. „Aber was ist mit dir? Bist du wirklich die Frau von Seto Kaiba? Ich kenne mich nicht so aus mit den Boulevardnachrichten, aber die Mädels da drin normalerweise schon, also gehe ich mal davon aus, dass sie Recht hatten?“ Anzus Miene verdunkelte sich etwas, als sie sich an das Gespräch erinnerte, das sie drinnen mitangehört hatten, aber sie nickte. „Ja, sie hatten Recht. In allem außer darin, anzunehmen, dass ich den Reichtum meines Mannes nutzen würde, um mir ein paar Sprossen auf der Karriereleiter zu ersparen. Ich möchte auch für das arbeiten, was ich bekomme.“ Sie seufzte. „Reden wir nicht darüber. Du solltest mir das Theater zeigen, erinnerst du dich?“ „Richtig.“ Meg richtete sich etwas gerader auf und grinste verlegen. „Entschuldige. Ich war einfach neugierig. Lass uns hier anfangen. Das sind die Umkleiden.“ Sie öffnete eine der Türen und trat ein. Die Wände flammten in grellem Weiß auf, als sie auf den Lichtschalter drückte, und entpuppten sich als kahl bis auf ein paar Spiegel. „Die richtigen Schauspieler bekommen natürlich ihre eigenen Kabinen. Aber wir müssen teilen, wir sind nicht wichtig genug für eine eigene Umkleide für jede von uns.“ Anzu fing ein kameradschaftliches Lächeln von der jungen Frau auf. „Und glaub mir, wenn du das hier mal ein paar Stunden lang mit den Klatschtanten geteilt hast, die du da grade das Vergnügen hattest, kennen zu lernen, wirst du noch mal drüber nachdenken, dir gewisse Privilegien zu erkaufen.“ Meg zeigte Anzu auch noch den Rest des Theaters, was fast zwei Stunden dauerte, dann kehrten sie in den Saal zurück, wo die Anderen gerade eine Pause machten. Einige der Tänzerinnen versammelten sich sofort um Anzu, während Meg davoneilte, um etwas mit ihrer Mutter zu besprechen. „Hi, ich bin Yu“, erklärte eine von ihnen und liess sich neben Anzu nieder. „Also... wie kommts, dass du dich unters Fußvolk mischst?“ Die Brünette blinzelte etwas verwirrt ob dieser seltsamen Frage, aber sie wurde von einem Lächeln begleitet, also vielleicht, sagte sich Anzu, war Yu einfach nicht besonders begabt darin, Smalltalk zu machen. Sie lächelte ebenfalls, wenn auch etwas unbehaglich, und antwortete: „Mir wurde die Stelle angeboten von meinem letzten Arbeitgeber, und ich dachte, es wäre eine gute Chance, wieder einen einstieg in meinen eigentlichen Beruf als Tänzerin zu finden, also... hier bin ich.“ Die anderen Mädchen hörten interessiert zu, aber es war wieder Yu, die sprach: „Natürlich, es muss schwer sein, nach so langer Zeit wieder einzusteigen. Fünf Jahre, oder? Wie kommts eigentlich, dass du diese Schule in New York übehraupt besucht hast?“ Es verwirrte Anzu, dass eine komplett fremde Person mit ihr sprach, als wisse sie einge ganze Menge aus ihrem Leben. Andererseits tat Yu das wahrscheinlich sogar, auf jeden Fall dachte sie es. Einige der Schlagzeilen der letzten Jahre fielen Anzu wieder ein. Seto Kaiba erlärt Verlobung mit ehemaliger Klassenkameradin – – Die Schöne und das Biest - Ist Seto Kaiba endlich gezähmt? – – Anzu Kaiba, eine kurze Biographie. Sie hatte den Gedanken nie gemocht, dass die Presse über ihr Privatleben berichtete, aber weder sie noch Seto hatten das immer verhindern können. „Naja... ich wollte schon immer Tänzerin werden, ausserdem war ich neugierig auf New York. Die Schule hatte einen guten Ruf, also habe ich angefangen, Geld zu sparen, und habe mich für ein Stipendium beworben. Ich habe es nicht bekommen, aber irgendwie habe ich es trotzdem geschafft, das Geld zusammenzukratzen. Was ist mit dir?“ Yu schänkte ihr ein Lächeln, das alles andere als ehrlich wirkte. „Ach... weisst du, ich musste mich eben so hocharbeiten. Nichts Spektakuläres wie bei dir.“ Sie erhob sich und ihre Freundinnen folgten. „Man sieht sich, Anzu!“ Baff sah sie ihnen nach. „Habt ihr gemerkt, wie wild sie darauf war, über sich zu reden?“, fragte eine im Weggehen, offenbar der Meinung, dass Anzu sie nicht mehr hören konnte – vielleicht war es ihr auch einfach egal. Eine andere fügte hinzu: „“Ich konnte das Geld zusammenkratzen.“ Für wie blöd hält sie uns eigentlich? Was denkt ihr, wo sie gekratzt hat, in Kaibas Bett vielleicht? Der Mann ist so naiv.“ Meg war zurückgekehrt und legte eine Hand auf Anzus Schulter, woraufhin diese erschrocken herumfuhr. „Mach dir nichts draus, ignorier sie einfach. Ich habs dir ja gesagt, sie sind idiotisch. Aber mach dir keine Sorgen, die Anderen sind alle ganz nett.“ Anzu merkte überrascht, dass sich Tränen in ihren Augen gebildet hatten. Sie blinzelte sie weg. „Danke. Aber es ist einfach so... unfair. Wir waren nicht mal ein Paar zu der Zeit, weit davon entfernt!“ Die Blonde seufzte. „Na und? Denkst du, das interessiert die? Sie sind neidisch, weil du etwas hast, das sie auch gern hätten – du bist reich und berühmt. Ausserdem ist ihnen langweilig, also wenn es nichts gibt, über das sie sich auslassen könnten, denken sie sich eben etwas aus. Je skandalöser, desto besser. Jetzt komm, wir müssen dir ein Kostüm suchen. Hast du Joseph and the amazing technicolor dreamcoat jemals auf der Bühne gesehen?“ Das Leben einer professionellen Tänzerin wieder aufzunehmen, war schwerer, als Anzu gedacht hatte. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie jeden Tag, ausser an Wochenenden, mehrere Stunden würde trainieren müssen, und manchmal, wenn die Premiere näher rückte, auch an Samstagen und Sonntagen. Was sie nicht erwartet hatte, war dass das so viel anstrengender sein würde, als Mädchen aus allen Altersstufen zwischen vier und vierzehn Jahren zu unterrichten. Natürlich hatte ihre Stimme davon profitiert, dass nun jemand anders für das Schreien verantwortlich war, sonst hatte ihr die Bemühung, die Aufmerksamkeit ihrer Schülerinnen zu erlangen, oft genug Halsschmerzen eingetragen. Aber ausser der körperlichen Erschöpfung, die sich meistens durch Schlaf und das Wissen um die Unterstützung ihrer Familie kurieren liess, war da noch die mentale Belastung, die die Stunden für sie darzustellen begannen. Obwohl Madame Giry sich bemühte, den Frieden zu wahren, und Anzu alles daran setzte, ein respektiertes Mitglied der Gruppe zu werden, schienen einige ihrer Mittänzerinnen es darauf anzulegen, nur das Schlimmste von ihr zu denken. Die meisten benahmen sich zwar freundlich oder nahmen ihre Anwesenheit schweigend hin, aber Yu und ihre Clique nutzten immer noch jede Gelegenheit, alle wissen zu lassen, was sie von Anzus Erfolg hielten. Sie waren so hartnäckig, dass Anzu sich an manchen Tagen selbst fragte, ob ihr Name nicht doch eine Rolle gespielt hatte dabei, dass der Direktor sie eingestellt hatte. War es möglich, dass er sie nur eingestellt hatte, um ihrem Mann zu gefallen? Oder, schlimmer noch, hatte Seto seine Kontakte oder sein Konto spielen lassen, um ihr die Stelle zu ermöglichen? Sie hatten immerhin lange gewartet, und vielleicht war Seto das ewige Warten, Hoffen und die Enttäuschung, wenn wieder eine Absage eintraf, einfach zu viel geworden. Vielleicht glaubte er auch nicht mehr daran, dass Anzu es allein hätte schaffen können, dass ihr Talent ausreichte, ihr eine neue Stelle zu verschaffen. So jedenfalls gingen ihre Gedanken manchmal, wenn sie allein war. Wenn sie dann heimkam und Seto bis zum Hals in wichtiger Arbeit steckend vorfand, machte sie sich selbst Vorwürfe, weil sie im Ernst glaubte, er könnte sich auch noch um ihre Karriere kümmern, wenn ihn seine eigene doch schon so auf Trab hielt. Und wie konnte sie ihn überhaupt beschuldigen, hinter ihrem Rücken die Fäden gezogen zu haben, wo doch in seinem Blick jedes Mal Stolz und Liebe aufleuchteten, wenn sie von ihrer Arbeit sprachen? Natürlich sagte er nie etwas oder zeigte, was er von den Talenten seiner Frau hielt, aber in den vergangenen fünf Jahren hatte sie gelernt, die Zeichen zu deuten. Jedenfalls war Anzu davon überzeugt, bis sie wieder ins Theater zurückkehrte, und ihre Überzeugung erneut durch Zweifel erschüttert wurde. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Noch jemand, der die deutsche Fassung dieses Musicals nicht mag, geschweige denn die Songtitel, so wie ich? Obwohl ich auch nicht weiss, wie ich "Poor fool, he makes me laugh" besser übersetzt hätte. Naja. Der Abschuss war immer noch "Engel der Muse" beziehungsweise "Engel der Lieder". Verzeiht mir bitte schon im Voraus, wenn ich da von der Musical-Übersetzung abweiche und "Engel der Musik" nehme, denn DAS kann ich meinem geliebten Musical nun wirklich nicht antun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)