The GazettE - Das Hotelzimmer von -Harlekin- (Besser du betrittst es nicht...) ================================================================================ Prolog: Hereinspaziert... ------------------------- „So…hier sind wir.“ Die Vorhänge werden geöffnet und fahles Sonnenlicht tritt in den Raum…ein Raum…der wohl schon sehr lange kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte… Verlassen. Düster. Unheimlich. So könnte man die Atmosphäre beschreiben… „Das ist das Zimmer.“ Das Paar tritt zögernd über die Türschwelle. Sie wissen nicht warum, aber über ihre Rücken läuft ein eiskalter Schauer hinunter… Dieses Zimmer…ist kein normales Zimmer… Das wird jedem, der es betritt, schlagartig bewusst. Nicht, dass die Ausstrahlung des Zimmers angsteinflößend wäre oder gar erschreckend…aber…sie ist unbehaglich. Das alleine reicht schon aus, dass sich die Frau leicht fröstelnd die Arme hält. Der Mann hingegen überspielt seine Gänsehaut und betrachtet skeptisch die Räumlichkeit. „Das ist das Zimmer? Es sieht wie ein normales stickiges Hotelzimmer aus…“ Der Hotelbesitzer schüttelt langsam den Kopf und öffnet das Fenster. „Es sieht nur so aus…aber es ist verflucht.“ Der Gast muss schmunzeln. Auf dieses übliche Gefasel hatte er schon gewartet… „Verflucht? Wir hatten in der Stadt gehört, dass es so ein abgeschottetes gruseliges Hotelzimmer geben würde, in dem schreckliche Dinge passieren. Aber dagegen sehen wir hier nur ein normales langweiliges Zimmer. Ich dachte, hier dürfte keiner mehr übernachten, aber das Zimmer ist geputzt.“ Nun lächelt der Besitzer. „Hier drin…übernachtet auch kein Gast. Wie sie ja schon gehört haben müssten…stirbt jeder, der in diesem Zimmer nächtigt. Aber ich lass es regelmäßig reinigen, genauso wie die anderen Hotelzimmer hier. Schließlich kann ich es auch nicht einfach verwahrlosen lassen. Die Zimmermädchen bleiben jedoch nicht länger hier als es unbedingt nötig ist…Verständlich, dass jeder vor diesem berüchtigten Zimmer Angst hat.“ Der Mann verschränkt die Arme. „Angst? Sie glauben doch nicht wirklich, dass die Opfer hier wegen einem sogenannten Fluch starben??“ „…Wie sonst? Denken Sie…sie sind…einfach so wahnsinnig geworden…? Knips! Die Frau geht mit einer Kamera vorsichtig umher. „Die Fotos werden in einer Zeitschrift für unnormale Phänomenen veröffentlicht?“ „Genau. Dort gibt es monatlich eine Sparte, wo ein gruseliger Ort wie z.B. verlassende Spukhäuser mit ihren Geschichten vorgestellt werden. Doch dieses Zimmer…kommt mir nicht sehr gruselig vor.“ „Sie…gehen an Orte, wo es spukt und schreiben darüber Berichte…aber Sie glauben nicht daran, worüber Sie schreiben? Das widerspricht sich…“ Der Mann lächelt belustigt. „Ach, man macht eben damit gutes Geld. Die Leute wollen etwas Spannendes lesen. Sie wollen nicht mit der harten Realität täglich konfrontiert werden und wissen wo mal wieder der nächste Krieg stattfindet…oder welches Kind nun wieder entführt und tot aufgefunden wurde. Sie wollen schöne Märchen…Geschichten, die ihre Fantasie beflügelt und sie ablenkt. Und genau das geben wir ihnen.“ „Harte Realität…Das finden Sie jedoch auch hier…“ „Tja, da müssen Sie uns wohl noch überzeugen. Was kann in diesem Zimmer so Schreckliches passiert sein, dass man denkt es wäre verflucht?“ Der Besitzer hebt die Hand. „Seien Sie kurz leise.“ Verwundert blickt der Mann ihn an. Stille… Eine…man könnte schon fast sagen…unwirkliche Stille. Sachte flattern die Vorhänge leicht in der Brise, die aus dem Fenster ins Zimmer hineinweht. Ein guter Moment dieses genauer zu betrachten. Der Raum ist nicht sehr groß, da er nur für eine Person gedacht ist. Die Tapete ist fade und die Uhr auf dem Tisch ist stehen geblieben… nicht einmal die Batterien wollten wohl die Zimmermädchen austauschen. Ein längerer Aufenthalt in dem Zimmer…war wohl zu viel. Doch die größte Aufmerksamkeit widmet man sich dem unzugänglichen Teil des Hotelzimmers…dem Badezimmer. Die Tür ist geschlossen… Der Mann will das Badezimmer öffnen und geht dorthin. Doch schließlich räuspert sich der Besitzer wieder und unterbricht die Stille… „Haben Sie es nicht gespürt?“ Gespürt… Der Mann dreht sich um. „Was?“ „Halten sie sich vom Badezimmer fern.“ „Wieso?“ „Darin ist…“ Der Mann wendet sich nun vollständig von der Tür ab und tritt zu dem Besitzer, der wohl gerade mit einer schaurigen Erinnerung kämpft. Nun hört auch die Frau auf zu fotografieren und geht zu ihnen. „Was ist darin passiert? Was…ist in diesem Zimmer passiert?“ Der Besitzer schaut vom Boden auf und blickt sie direkt an. Ein…trauriger Blick…ein…tiefsinniger Blick. Es vergehen noch ein paar schweigende Sekunden…bis er endlich die Kraft findet zu antworten. „…Der Tod…lebt hier in diesem Zimmer.“ Kapitel 1: Interview -------------------- „Und Sie tragen die Strapsen, weil…?“ Kurze Pause. „Weil die Fangirls so darauf stehen!“ Als Antwort ein allgemeines Schmunzeln in der Band TheGazettE, denn die Antwort müsste eigentlich heißen: Weil ich das an mir so verdammt heiß finde. Aber das bleibt natürlich Uruhas kleines Geheimnis, auch wenn diese Tatsache in der Band schon lange kein Geheimnis mehr war. Aoi sieht etwas gelangweilt zu, wie der selbstverliebte Gitarrist sein typisches Lächeln aufsetzt, bei dem wohl seiner Meinung nach nicht nur Fangirls schwach werden… „Ah, genau wie der Fanservice?“ „Exakt.“ Mal wieder sind sie in einem kurzen Gruppeninterview für eine J-Rock-Sendung verstrickt. Sie hatten gerade ein Konzert hinter sich gebracht und wollen das Interview so kurz wie nur möglich fassen. Verwundert muss Aoi feststellen, dass der Interviewer wieder bei Uruhas Kleidung angelangt ist… „Also tragen Sie auch gerne privat knappe Kleidung?“ „N…nein. So habe ich das jetzt nicht gemeint.“ Aoi hört den blonden Gitarristen verlegen lachen, während er nun den Fußboden begutachtet. Er will sich endlich ausruhen und sich hinsetzen… „Und Sie haben derzeit wirklich keine Freundin, Kai?“ „Nein, wegen der Arbeit ist einfach zu wenig Zeit…“ „Aber Sie wollen später irgendwann noch heiraten und eine Familie gründen oder nicht?“ „Äh…Das weiß ich jetzt noch nicht.“ Normalerweise werden sie auf ihre Zukunftspläne so gut wie nie angesprochen… „Oh…darf ich bemerken, dass Sie wirklich eine makellose Haut haben? Was für eine Hautcreme benutzen Sie?“ „…Hä?“ Nun wischt sich Aoi mit dem Handtuch den nachkommenden Schweiß vom Gesicht. Er verzieht leicht das Gesicht…Die stellen aber seltsame Fragen…richtig…seltsam… Doch trotzdem nagen die Langeweile und die Ungeduld an ihm wie ein Hund an seinem Knochen…und er schluckt noch im letzten Moment ein Gähnen hinunter. Plötzlich kitzelt ihn unglücklicherweise etwas in der Nase und er muss niesen. Hatschi! Augenblicklich lenkt er die ganze Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Erschreckenderweise…auch die der seltsamen Interviewer… „Ja! Also zurück zu der eigentlichen Frage! Und wie sieht es mit Ihnen aus…“ Panisch versteckt er sich sofort hinter dem Bassisten, der erst gar nicht weiß wie es um ihn geschieht… „…Reita?“ Aoi atmet erleichtert aus…Gerade noch entkommen. Auf diese komischen Fragen kann er nämlich gut verzichten! „Äh…Ich…bin solo.“ Der Interviewer stubst dann den Arm des Blonden an. „Oh! Sie scheinen aber oft zu trainieren, nicht wahr?“ Dann muss Reita typischerweise angeben und seine Muskeln spielen lassen…Wie jedes Mal wenn man ihn auf seinen trainierten Körper anspricht. Für den schwarzhaarigen Gitarristen der richtige Zeitpunkt, um sich nun dem Interview komplett abzuwenden. Er ist auch trainiert…merkt das denn keiner? Nie. Das wird nie bemerkt! Beleidigt begutachtet er nun den doch sehr interessanten Himmel…als er auf einmal eine Hand auf seinem Hintern spürt…und er weiß schon ganz genau, wohlgemerkt ohne hinzusehen, wessen Hand es ist. Er versucht lässig zu bleiben und tut die Hand elegant von seinem Popöchen entfernen. Sofort hört er Rukis unterdrücktes Schmunzeln neben sich. Muss er das immer tun?? Seufzend erblickt er die Kamera, die wohl die Geste ganz genau mitgefilmt hatte…Der wohl interessanteste Part des Interviews für den Fan… Wenn die Kamera nicht wäre, hätte er Ruki jetzt am liebsten… …eine runter gehauen!!! Kapitel 2: Erkenntnis --------------------- Wenige Tage später sitzen sie rauchend im Bandzimmer und genießen ihre Pause. Die Tour ist zu Ende…aber bis zur Nächsten ist es nicht lange hin. Es bleibt wie immer nur wenig Zeit zum Ausruhen. Denn bis zu den anstehenden Konzerten, müssen sie regelmäßig proben und natürlich weiterhin Publicity-Arbeit wie z.B. Fernsehauftritte absolvieren. Als Uruha seine Zigarette fertig geraucht hat, steht er auf und holt sich seinen kleinen schwarzen Handspiegel aus seiner Umhängetasche. Aoi kann hingegen nur leicht den Kopf schütteln, als dieser sich wieder hinsetzt und mal wieder vorm Spiegel hängt, während er sich skeptisch das Gesicht betrachtet. Der Blonde muss wirklich in jeder Minute perfekt aussehen! Reita und Kai achten darauf nicht und blättern weiter in ihren Musik-Zeitschriften. Ruki hingegen, der neben dem Blonden sitzt, grinst nur. Dann streicht dieser mit einem Zeigefinger flüchtig über die Wange des Schönlings. „Hey…Du bist schon hübsch genug.“ Daraufhin lässt der Blonde ein freches Knurren von sich. „Hrhr!“ Aoi wird es beinahe schlecht…Diese Späße sind schon fast zu schwul und kitschig, dass er sich zusammenreißen muss, nicht gleich loskotzen zu müssen. So als hätte der Sänger seine Gedanken gelesen, schaut ihn dieser neckisch an. „Na, Suguru? Willst du mich auch anknurren…?“ Der Gitarrist rollt mit den Augen und zeigt mit einem Finger auf seinen offenen Mund, um zu demonstrieren, dass er gleich kotzt. Der Sänger setzt eine gespielt schmollende Miene auf. „Autsch!“ Reita legt seine Zeitschrift beiseite. „Hey. Müsste nicht gleich unser Interview im Fernsehen zu sehen sein?“ „Ah stimmt!“ Der Drummer legt nun ebenfalls sein Magazin zur Seite und klatscht erfreut in die Hände. „Das wollen wir uns doch mal anschauen oder nicht??“ Die anderen sind im Gegensatz zu ihm nur wenig begeistert das seltsame Interview mit anzusehen. Aber jetzt haben sie Pause, also wieso nicht? Kai schnappt sich die Fernbedienung und schaltet den kleinen Fernseher an. Eigentlich wollten sie sich für das Bandzimmer einen etwas größeren Fernseher kaufen, aber der Manager meinte, das würde sie zu sehr von ihrer Arbeit ablenken… „Ah, da ist es ja! Es hat schon angefangen.“ Nach wenigen Minuten Zapping, hat Kai das Interview gefunden. Sie müssen schmunzeln als die Kamera Uruhas Strapsen kurz fixiert. Der Lead Gitarrist scheint davon aber nichts mitzubekommen und begutachtet sich weiterhin im Spiegel und schneidet komische Grimassen… Ein weiteres Schmunzeln, als dann Reita seine Muskeln spielen lässt. Und am Ende des kurzen Interviews schließlich ein genervtes Brummen von Aoi und ein freches Grinsen von Ruki, als sie die Szene zeigen, wo dieser ihn begrapscht. Was für ein krönender Abschluss… „Fazit: TheGazettE sind…S-C-H-W-U-L! Das war der Band-Check. Und gleich geht’s weiter bei der Sendung >Gay RockZ!< mit einem neuen Pornoreview mit TatsuroxMiya!“ Die Reaktion: Erst Schockzustand, dann Stille, dann Verarbeitung…und letztendlich vollständige Erkenntnis, die einem Weltuntergang gleichkommt. „Neeeeeeeeeeiiiiiiiiiin!! Das darf doch nicht wahr sein!!!!“ Für Aoi bricht eine Welt zusammen, während die Anderen noch immer im Schockzustand verweilen. Empört schlägt er die Hände über den Kopf. „Wie kann er nur????? Wie kann nur unser Manager ein Interview mit einer GAY-SENDUNG vereinbaren???????????? GAAAAAAAAAAAY-SENDUNG!!“ Nun ist der Nächste der sich rührt Reita. Dieser steht wutentbrannt auf und schlägt in seine Faust. Dieser wird seine Empörung wohl auf seine Art verarbeiten… „Unser Manager wird sich gleich wünschen, dass er niemals geboren wurde…“ Auch Kai steht neben ihm auf und schüttelt empört den Kopf. „Nur zu, Akira.“ „Hey, hey! Beruhigt euch! Unser Manager hat dafür bestimmt eine gute Erklärung…“ Ruki versucht die Zwei zu beruhigen und lacht verkrampft, während er dem Drummer tröstend auf die Schulter patscht und Reita krampfhaft am Arm festhalten muss. Der Schwarzhaarige sitzt im Gegensatz traumatisiert und wimmernd mit sich selbst redend auf dem Platz. Apathisch wippt er mit seinem Oberkörper hin und her…Uruha kriegt von alldem immer noch nichts mit und betrachtet stattdessen seine Zähne… „Oh mein Gott!! Wenn das meine Eltern sehen…Oh mein Goooott!! Die haben uns als S-C-H-W-U-L abgestempelt!!!!!! Und du!! Du hast mir auch noch am Arsch gefasst!!!!!!!!!!“ Der Sänger muss in Deckung gehen als Aoi eine Zeitschrift auf dem Tisch nimmt und es nach ihm wirft. Diese durchaus nette Geste entfacht einen lauten Streit zwischen den Members. Doch die Vier verstummen, als der Blonde endlich mit einem lauten Klick seinen Handspiegel schließt…und aufsteht… Was hat er vor? Zum Manager gehen?? Gespannt verfolgen sie den Gitarristen, wie er zur Tür…nein zu seiner Tasche geht…und etwas herausholt…Summend geht dieser dann wieder zu seinem Platz. Die anderen müssen verblüfft aufschrecken, als sie sehen, wie dieser dann lässig anfängt seine Fingernägel nachzulackieren… Hat er denn überhaupt nichts von alldem mitbekommen?? Eigentlich keine Überraschung… „Boah, mir reichts jetzt! Ich werde mit dem Manager sprechen!“ Reita reißt sich von dem Drummer los, doch hält sofort wieder inne. „Was wollt ihr denn mit mir besprechen? Euer Geschrei hört man bis ganz vorn in meinem Büro…“ „Ja wieso wohl??!! Ich werde dich dafür umbringen!!“ Der Manager kratzt sich verwirrt am Nacken und sieht zu, wie Kai und auch Ruki den Bassisten zurückhalten. „Hä?“ „Ja also was Reita sagen will ist: Wie kannst du uns in ein Interview von einer Schwulen-Sendung schicken!“ „Oh…Ich habs mir schon gedacht, dass ihr euch deswegen aufregen werdet…aber die haben uns eine Menge Geld angeboten.“ Aoi wirft ihm einen wütenden Blick zu. „Na toll! Und dafür denkt jetzt jeder, dass wir alle schwul sind!! Das wird unser Erfolg enorm unterstützen…“ „Unser Ruf ist futsch, verdammt!“ Reita lässt die Schultern hängen. „Genauso wie die Fangirls…“ „Ach kommt! Diese Sendung hat sich bestimmt fast keiner angeschaut! Außerdem provoziert ihr eh schon solche Gerüchte, durch den Fanservice…“ Kai nickt und alle schauen nun zu dem Leader. „Er hat Recht…Es ist nur halb so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussieht…Keiner von uns hat gesagt, dass er schwul ist. Also kann auch keiner sagen, ob wir es wirklich sind oder nicht. Es ändert nichts. Unser Image ist gewahrt.“ Die Members scheinen sich wieder zu beruhigen…außer einer. Aoi versteckt sein Gesicht immer noch bedrückt hinter seinen Händen…Sein Rücken wird sanft gestreichelt. „Komm schon, Suguru…Ist doch nicht so schlimm…“ „Du hast mir in einem Schwulen-Interview an den Arsch gefasst…Sag mir was daran nicht schlimm ist? Wenn jemand in dem Interview als schwul geoutet wurde, dann ja wohl ich…“ „Aber ich war doch derjenige, der dich angefasst hat! Du meinst ja wohl eher ich…“ „Mir ist aber mein Image nicht so egal wie dir! Wieso denkst du, spreche ich ihn Interviews nie über Fanservice oder fasse einen von euch an, eh?? Ich bin nicht schwul und kein Anderer insbesondere meine Familie soll das von mir denken…“ „Aha…genau deswegen hast du dich auch schon mal in einen Kimono gezwängt und dich als Konkubine ausgegeben…dich oft sehr knapp angezogen…deswegen schminkst du dich regelmäßig…sammelst Schwulen-Pornos…spionierst nackten Männern nach…starrst immer auf Kôyôs Oberschenkel…gehst auf den Strich…machst immer mit einem fetten Lächeln den Fanservice mit…“ Er plustert genervt die Backen auf und haut dem Sänger in den Arm. Das alles ist doch kein Grund, wieso er schwul sein sollte! …Also natürlich der eine Teil, der wahr ist! Außerdem ist doch eine feminine Art doch völlig normal in der Visual kei – Szene! „…und…lässt dich ungemein gerne von mir begrapschen…“ Aoi spürt, wie er rot wird und Rukis Hand mal wieder zu seinem Hintern runterrutscht. Genervt schubst er den lachenden Sänger von sich weg. „Taka!!!“ Seine Späße…sind einfach zum Kotzen! Kapitel 3: Einsam ----------------- Klack Müde schließt er die Tür auf und geht in seine Wohnung. Es ist erst 18.00 Uhr, aber er fühlt sich trotzdem schon matt… Dieser ganze Trubel heute…hat ihn ganz schön aufgeregt. Gähnend zieht er sich die Schuhe aus und macht sich einen entspannenden Tee. Eigentlich hatten die Anderen Recht…Wenn man schon Fanservice übersteht, dann kann man auch ein Interview in einem Gay-Kanal überstehen…So ne kleine unbekannte Sendung während der Arbeitszeit…kann nicht so viele Zuschauer gehabt haben. …Tss. Er und Ruki als Pärchen…kaum vorstellbar! DingDong! Hä? Wer kann das sein? Er stellt die Tasse auf die Theke und eilt zur Tür. Als er sie öffnet, steht eine ansehnliche Frau vor ihm… „Oh…Naomi!“ „Ayumi…“ „Hä, meinte ich ja!“ „Und wieso eigentlich so überrascht? Wir haben doch vereinbart, dass ich heute zu dir komme, oder nicht?“ Aoi überspielt seine Überraschung und setzt ein selbstsicheres Lächeln auf. „Natürlich wusste ich, dass du heute kommst. So eine hübsche Frau, wie du…die mein Herz immer höher schlagen lässt…kann ich doch gar nicht vergessen…“ Er stützt sich demonstrativ am Türrahmen und streicht sich mit der anderen Hand durch die Haare, während Naomi...nein…Ayumi rot anläuft. „Ach Suguru…“ Er umgarnt sie und bittet sie herein. Natürlich hatte er das Treffen heute vergessen…aber das passiert ihm oft. Bei so vielen Frauen, die er hat, ist es schwer den Überblick zu behalten. Er weiß einfach mit seinem Charme und seinem guten Aussehen, die Köpfe der Frauen zu verdrehen… Also wieso sollte er das nicht ausnutzen? Machomäßig schwingt er eine Strähne nach hinten und zieht die Frau an sich, um sie sofort daraufhin in einen leidenschaftlichen Kuss zu verstricken. Ayumi verfällt ihm sofort und hält sich an ihm fest. Anders hat er ihre Reaktion auch nicht erwartet. Nach einiger Zeit lässt er vom Kuss ab. „Willst du was trinken? Tee?“ Die Frau schüttelt den Kopf und lächelt ihn fröhlich an. „Ich…hätte jetzt eher auf etwas Anderes Lust…“ Eine andere Antwort hat er ebenfalls nicht erwartet. Er muss grinsen…Diese Frauen sind so berechenbar… „Mir geht es nicht anders…“ Obwohl noch etwas die Müdigkeit an ihm zerrt, hebt er die Frau hoch und führt sie ins Schlaf-zimmer. Sie hält sich kichernd an ihm fest. Sachte legt er sie dann auf das Bett. Das Zimmer ist etwas unordentlich…aber er hatte keine Zeit gehabt um aufzuräumen und sein Gast scheint das auch im Augenblick kaum zu bemerken. Dann liebkost er sie am Hals und spürt sofort ihre Hände durch seine Haare streifen. Ehe sie unterbrochen werden… „Suguru? Was ist das?“ Überrascht schaut er auf und ergattert sofort einen gereizten Blick seiner Geliebten. „W…was?“ Sie zeigt mürrisch neben sich auf die andere Bettseite. Und… …da liegt es! Ein anderer Damen-Slip!! „Hä…ähm…“ Klatsch! "Du Schuft!!" Er kassiert eine schmerzhafte Ohrfeige und sieht seufzend zu, wie die Frau aus dem Zimmer eilt. Er will aufstehen…ihr hinterher rennen und sich entschuldigen…aber…er bleibt stumm liegen und hört wie die Tür zugehauen wird… Sie ist ihm nicht so wichtig, dass er ihr hinterher eilen würde…Um ehrlich zu sein, ist es ihm sogar egal…Soll sie doch gehen und nie mehr wieder kommen… Klack Plötzlich geht die Tür wieder auf. „Und dein Schwanz ist sowieso viel zu KLEIN!!!“ Knall! Ihm entweicht ein Seufzer…Typisch…Wenn die Frauen merken, dass sie verloren haben, werden sie gemein… Müde schließt er die Augen und legt sich auf die Seite…genau auf seine rote Wange. „Au.“ Aber…musste sie so fest zuschlagen? Er möchte sich endlich wieder verlieben…aber andererseits… auch wieder nicht. Denn er weiß, dass er zu wenig Zeit für eine Beziehung hat…Es lohnt sich nicht mehr sich zu verlieben…am Ende wird er nur wieder enttäuscht…und auf ein gebrochenes Herz kann er gut verzichten… Als er die Augen wieder öffnet, sieht er den Slip vor sich. Genervt schmeißt er ihn in die Ecke. Wieso müssen die Frauen auch immer einen Slip als Andenken dalassen?? Er hat doch schon genug davon! Eine ganze Schublade voll! Reicht das denn nicht…? Vielleicht…sollte er sie bei Ebay versteigern? Eine ganze Sammlung Damen-Slips…Ein paar Perverse bieten bestimmt mit…oder er schenkt sie gleich alle Ruki…Der hat ja so eine perverse Ader… Er dreht sich nun auf den Rücken und starrt die weiße Decke an. …Er ist in der Nacht nur selten alleine…aber trotzdem fühlt er sich jede Nacht, auch wenn eine Frau bei ihm ist, verdammt einsam… Kapitel 4: Liebe ---------------- Langsam trottet er am nächsten Morgen in die PS Company. Gähnend durchquert er die Gänge bis er in den Gang kommt, wo sie ihr Bandzimmer haben. Ihm kommt Uruha entgegen, der fröhlich pfeifend zur Tür huscht. Er bemerkt den schwarzhaarigen Gitarristen und schlägt grinsend in die flache Hand, um ihn zu zeigen, dass er wohl letzte Nacht mal wieder heißen Sex hatte…aber auch seine zerzausten Haare sind ein Indiz dafür. Dann schnalzt dieser angeberisch mit der Zunge und zwinkert ihn frech zu, bevor er das Zimmer betritt. Aoi bleibt im Gang kurz stehen und seufzt. Wenigstens einer scheint glücklich zu sein…Uruha ist nicht viel anders als er. Statt sich mit Frauen zu vergnügen, vergnügt er sich eben mit Männern. Fast jede Nacht ein anderer…und darüber scheint er auch noch stolz zu sein. Ja, er ist schwul. Deswegen hat ihn das wohl gestern nicht sehr gestört, als ihr Interview in einer Gay-Sendung ausgestrahlt wurde. Aoi toleriert natürlich Uruhas sexuelle Ausrichtung…aber nachvollziehen kann er sie nicht. Wie kann ein Mann mit einem Mann schlafen? Schon der bloße Fanservice ist eine Quälerei für ihn…Es ist einfach absurd. „Alles klar, Suguru?“ Der Gitarrist sieht plötzlich Ruki neben sich. „Oh, na klar.“ Ein skeptischer Blick. „Du siehst bedrückt aus…Ist es immer noch wegen dem Interview?“ Aoi schüttelt den Kopf. Er hat sich schon längst vom Schock seines Lebens erholt. „Nein. Es ist alles klar, Taka. Gehen wir rein.“ Er setzt sich wieder in Bewegung und geht mit dem Sänger zusammen in das Bandzimmer. Er bemerkt, dass ihm Ruki das nicht abnimmt…aber zum Glück geht er darauf nicht weiter ein. Als sie das Zimmer betreten, steht Uruha selbstverständlich vor dem größeren Spiegel an der Wand und kämmt mit voller Hingabe seine Haare. Reita sitzt auf der Coach und stimmt sein Bass, während Kai konzentriert ein paar Blätter durchgeht. „Morgen!“ Die Anderen erwidern ihre Begrüßung…aber das quietschende Guten Morgen! des Blonden sticht besonders hervor. Der Sänger setzt sich neben dem Bassisten auf das Sofa und zündet sich eine Zigarette an. Der Schwarzhaarige hingegen setzt sich etwas abseits und stimmt seine Gitarre. Er klimpert Guren und achtet auf die Tonlage. Plötzlich hört er Rukis flüsternde fürsorgliche Stimme an seinem Ohr. „Willst du einen Kaffee?“ Aoi überprüft den nächsten Ton. „Nein, danke.“ Kommt es ihm nur so vor…oder ist Ruki zurzeit überaus fürsorglich? Dann hört er Reitas Stimme von der Coach. „Stimmt was nicht mit ihm, Taka?“ Nun hält Aoi mit der Gitarre inne. „Nein, es ist alles in Ordnung, Akira.“ Ruki tut so als hätte er Aois Antwort überhört. „Er ist irgendwie geknickt…aber er will nicht sagen, wieso.“ Gereizt legt der Schwarzhaarige sein halbgestimmtes Instrument beiseite. Der Sänger ist nicht nur überaus fürsorglich, sondern auch verdammt nervig! „Ich bin nicht geknickt! Ich habe nur schlecht geschlafen…“ Der Bassist muss schmunzeln. „Wenn man sich die ganze Nacht durch mit einer Frau beschäftigt, ist das ja auch kein Wunder!“ Nun schaut Kai von seinen Papieren auf und schmunzelt mit. „Jaja. Unser Suguru!“ Aoi steht ignorierend auf und macht sich nun doch einen Kaffee. Sie müssen ja nicht unbedingt wissen, dass er die Frau gestern durch einen fremden Slip vergrault hatte. Ist doch peinlich… „Hey Leute, wir haben heute ein Fotoshooting, aber erst um 10.00 Uhr.“ Reita lacht Kai an. „Na dann, hol ich mir noch was zu essen.“ Der Sänger freut sich und geht mit ihm. Aoi kann sich darüber nur freuen, dass er ihn nun los ist… Die Anderen bleiben im Zimmer und gehen irgendeiner Beschäftigung nach. Der Schwarzhaarige steht noch immer vor der Kaffeemaschine und rührt gelangweilt in seiner Tasse. Eigentlich hat er keine Lust auf Kaffee…aber er muss ja irgendwie zeigen, dass alles in Ordnung ist. Aber ob er heute gut posen kann? Er weiß es nicht… „Hey, Alter. Alles klar?“ Der Gitarrist zieht eine Schnute, als Uruha neben ihm auftaucht. Der Nächste, der ihn heute wohl nerven will…Hat er denn wieder nichts mitbekommen? Wenn er sich erstmal im Spiegel sieht, kann er sich auf nichts anderes mehr konzentrieren… „Suguru?“ Hm…Vielleicht kann er ihm ja doch helfen…? „Können wir kurz mal reden?“ Der Blonde macht einen überraschten Gesichtsausdruck, willigt jedoch ein. „Wo geht ihr hin?“ Uruha gibt dem fragenden Drummer einen zuckersüßen Luftkuss. „Nur eine Rauchen…was sonst?“ Draußen vor dem Gebäude ziehen sie an ihren Zigaretten. Aoi ist sich nicht sicher, ob er Uruha wirklich fragen sollte…ob er es verstehen würde…Nachdenklich schürft er mit dem Fuß auf dem Boden. „Also worüber willst du reden?“ Hm… „Bist…du es dir nicht Leid…mit den ganzen One-Night-Stands? Jede Nacht ein Anderer…“ Verwirrt blickt ihn der Blonde an. „Wieso denn das?“ Dann fügt er ein Lächeln hinzu. „Ist einfach nur geil.“ Aoi blickt in den weißen Himmel. Er…versteht es einfach nicht. „Aber…fühlst du dich nicht manchmal etwas…einsam?“ Dem Anderen entgleisen nun endgültig alle Gesichtszüge… „Hä?? Suguru…Auf was willst du denn hinaus??“ Der Schwarzhaarige seufzt. „Na, vermisst du es denn nicht? Du weißt schon…die Liebe? Ein Sexpartner, der immer gleich bleibt. Jemand…bei dem du dich nicht einsam fühlst.“ Stille… Dann verzieht Uruha mürrisch das Gesicht und drückt seine Zigarette aus. „Was redest du da nur?? Sowas wie Liebe gibt es doch gar nicht!“ Mit einem traurigen Schimmer in den Augen geht er zurück ins Gebäude, hält aber noch kurz inne. „Es wäre besser gewesen, wenn du dich Taka geöffnet hättest und nicht mir. Er war schließlich derjenige, der sich heute um dich Sorgen gemacht hat.“ Dann klappt die Tür zu… Aoi bleibt stumm draußen stehen. … Sowas wie Liebe gibt es doch gar nicht! Es gibt keine Liebe? Das ist nicht wahr… …und das weiß Uruha ganz genau! Aber…wahrscheinlich hat er den Glauben an die Liebe verloren…seit… …seit…Reita ihn abgewiesen hatte. Das weiß natürlich niemand anderer aus der Band…und er…er weiß es eigentlich nur, weil es Reita mal im betrunkenen Zustand rausgerutscht ist… Kapitel 5: In der Dusche... --------------------------- Nach dem stundenlangen Proben können sie endlich Feierabend machen. Der Lead Gitarrist hat nichts mehr zu ihrem Gespräch erwähnt…und das findet Aoi auch gut so. Insgeheim tut es ihm Leid, dass er mit Uruha geredet hatte…Er wollte nicht, dass alte Wunden wieder aufreißen…doch der Blonde ließ sich den ganzen Tag nichts anmerken. Nachdem er seine Sachen gepackt hat, will er gehen, als er aufeinmal von Reita am Arm festgehalten wird. „Hey, warte doch auf mich.“ Wieso? „Du bist irgendwie verplant, was? Heute ist doch Mittwoch!“ Aoi klatscht sich auf die Stirn. Natürlich! Jeden Mittwoch gehen sie zusammen nach der Arbeit ins Fitnessstudio…Normalerweise vergisst er das nicht… „Tut mir Leid…Ich habs total vergessen! Gomen!“ Reita verdreht die Augen. „Hast du wenigstens deine Sportsachen dabei?“ Ups…Aoi lächelt entschuldigend…und seine Stimme wird ganz leise… „Gomen nasai…“ „W…WAS??? Du hast es also doch wirklich vergessen???“ Der Bassist macht einen verblüfften Eindruck, während Aoi mit den Armen wedelt und bettelnd um Gnade winselt. „Na gut…dann wirst du eben in Unterwäsche trainieren!“ „Iiiiiieeeeeee!“ Reita hält ihn kichernd fest und rubbelt ihm neckisch den Kopf, während der Schwarzhaarige lachend um Hilfe schreit. Der Blonde kommt zu Hilfe (naja…wenn man das Hilfe nennen kann) und springt die Beiden an. Das endet dann in einer kleinen verspielten Rauferei, das nur Kai zu schlichten vermag, während sich Ruki wortwörtlich den Arsch ablacht… Nach dem Schlichten haben die 3 zerzauste Haare und müssen sich anlachen. Das muss doch schließlich auch mal sein… Wie zu erwarten rennt Uruha dann routiniert zum nächsten Spiegel und glättet wieder seine Haare. Reita und Aoi hingegen gehen immer noch lachend aus dem Bandzimmer und verabschieden sich von den Anderen. Ab ins Fitnessstudio! Aber wie es wohl aussieht, muss Aoi kurz bei sich anhalten und seine Sportsachen holen… … Im Fitnessstudio läuft Aoi auf dem Laufband, während sich Reita mit einer Hantel beschäftigt. „Und? Wie läuft es so mit den Frauen?“ Aoi setzt ein schiefes Lächeln an. „Ach…das Übliche eben…und bei dir?“ Der Andere bleibt stumm…Überrascht schaut Aoi zu ihm, der einen verträumten Blick hat. „Akira…Sag bloß, du bist verliebt?“ Reita bestätigt seine Aussage als sein Grinsen breiter wird. Der Gitarrist muss lächeln. „Seit wann? Wo hast du sie kennengelernt? Wie heißt sie?“ Der Bassist muss lachen. Wie neugierig! „Ich habe sie vor einer Woche im Park getroffen…Wir haben uns auf den ersten Blick ineinander verliebt…Sie ist wunderschön…Ihr Name ist Aoi.“ A…Aoi???!! Vor Schreck verpeilt Aoi die Geschwindigkeit und fliegt auf dem Laufband um. Bumm! „Wah! Suguru!! Ist alles ok???“ Der Bassist stellt das Band ab und bückt sich über den Schwarzhaarigen, der sich wehleidig über den Kopf streicht. „Au…Alles klar. Hab jetzt nur eine Beule am Kopf…wegen dir!“ „Was? Was kann ich denn dafür, dass sie nun mal Aoi heißt! Außerdem ist ja Aoi nur dein Künstlername also übertreib nicht so…“ Aoi verzieht mürrisch das Gesicht. „Trotzdem! Schließlich werde ich oft Aoi genannt…“ Reita grinst hinterhältig. „Ich liebe Aoi! Ich liebe A-O-I!“ Der Schwarzhaarige schreit auf und schlägt Reita peinlich berührt in die Seite. „Uuuh, Aoi! Aoi, mein Schatz! Ich vermisse dich so seeeeeeeehr!“ Rotanlaufend nimmt Aoi seine Wasserflasche und wirft sie nach dem Bassisten, der sie mitten ins Gesicht bekommt. „Hör auf mit dem Scheiß!!“ „Au…Das hat wehgetan, mein Schatz!!“ „Waaaah! Nenn mich nicht mein Schatz!!!“ Und es endet mal wieder in einer kurzzeitigen verspielten Rauferei... Da hat wohl Reita eine neue Schwachstelle bei Aoi entdeckt… … In der Gemeinschaftsdusche des Studios starrt der Gitarrist grübelnd auf seine blaue Seife. Er trainiert hart…aber irgendwie bekommt er das Gefühl nicht los, das der Andere immer noch durchtrainierter als er ist. Sein Blick schweift auf den nackten Körper des Anderen und dann wieder auf seinen. Auf den Anderen. Auf seinen. Auf den Anderen. Wieder auf seinen. Und schließlich verweilen seine Augen bei dem Anderen. Reita bemerkt die prüfenden Blicke und muss verschmitzt grinsen. „Schwul oder was?“ Aoi schreit sofort empört auf. „Natürlich nicht und das weißt du doch auch!“ Die anderen Männer eilen sofort naserümpfend aus der Dusche… Der Bassist hingegen grinst ihn weiterhin frech an, zieht eine übertriebene Schnute und streicht über seinen nassen Oberkörper. „Ach, gib es doch zu…Ich bin verdammt heiß!“ Der Schwarzhaarige seufzt und senkt den Kopf. „Du bist ja noch schlimmer als Kôyô!“ „Vergleich mich nicht mit ihm. Wir sind total verschieden.“ Er blickt wieder auf und sieht wie Reita sich die Seife abwäscht. „Apropos Kôyô…Sag mal…bereust du es manchmal, dass du…naja du weißt schon.“ Der Bassist blickt ihn verunsichert an. „Was soll ich bereuen?“ „Naja…dass du nicht…mit ihm geschlafen hast.“ Er muss schlucken, als dieser die Seife fallen lässt und diese laut auf den pitschnassen Boden aufklatscht. Er weiß…dieses Thema ist tabu…aber…es hat ihn heute die ganze Zeit beschäftigt, als Uruha ihm gesagt hatte, das es so was wie Liebe nicht geben würde. „Du weißt doch, dass ich über dieses Thema nicht rede! Und du weißt darüber nur Bescheid, weil ich mal betrunken war und es dir aus Versehen erzählt habe!“ Aoi blickt ihn direkt an. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Reita hebt die Seife wieder auf und erwidert seinen Blick ernst. „Ich bereue es kein einziges Stückchen.“ Aoi senkt kurz gedankenverloren den Blick. „Würdest du es etwa bereuen? Du bist doch genauso hetero wie ich. Du verstehst mich doch, oder nicht? Oder…hättest du etwa mit ihm geschlafen?“ Der Gitarrist macht seine Dusche wieder an. „Nein.“ Reita muss schmunzeln. „Na also! Dann stell doch nicht diese dummen Fragen! Obwohl…manchmal bin ich mir bei dir echt nicht sicher, ob du vielleicht doch etwas für Männer übrig hast! So…wie du mich vorher angestarrt hast…“ Der Schwarzhaarige verschränkt empört die Arme. „Ich habe doch nur unsere Körper verglichen!“ Reita muss sofort losprusten… „Was gibt es da zu vergleichen??? Ich habe immer noch einen GRÖßEREN als du! Und das werde ich immer haben!“ „WAAAH! Halt bloß die Klappe!!“ Kapitel 6: Zu heiß für diese Welt --------------------------------- „Also die Tour beginnt morgen, das heißt wir fahren heute Abend los. Hat jeder seine Sachen?“ Aoi zeigt auf die gepackten Taschen neben der Tür…Jeder benötigt nur eine Tasche…Uruha hat jedoch so viele Taschen dabei, dass sie zusammen einen kleinen Turm bilden… „Hä, Kôyô. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du so viel Gepäck gar nicht brauchst? Wir haben Stylisten, die das ganze Make-up, Pflegezeugs und die Kleingeräte parat haben…“ Uruha hört kaum zu und beschäftigt sich mit dem Feilen seiner Fingernägel. „Sicher ist sicher.“ Kai seufzt nur und geht die Strichliste mit dem Stift weiter durch. „So…die ganzen Instrumente und die Anlagen sind schon im Tourbus…Ähm, Suguru? Du nimmst diesmal auch deine Doppelgitarre mit für Guren, oder?“ Der Gitarrist nickt zustimmend und schaut verliebt aus dem Fenster. Seine Doppelgitarre…Er liebt sie…Sein ganzer Stolz! Er hat sie selber gebaut…und gibt damit ungemein gerne vor anderen Gitarristen, besonders vor Uruha, an. Grins Ruki zündet sich eine Zigarette an. Seltsam…wollte er nicht weniger rauchen? „Unsere Kostüme sind auch schon im Bus?“ „Ja. Hm…Soweit müsste alles klar sein. Später bringt ihr dann eure Taschen rein.“ Piep! Jeder schaut in die Richtung, wo der Piepton herkam. Reitas Handy. Schwärmend umklammert dieser es und schnurrt. „Oh…Aoi, ich liebe dich!“ Der schwarzhaarige Gitarrist muss schlucken, als die anderen Members erst Reita und dann ihn anstarren. „E…er meint nicht mich!“ Bevor er noch mehr sagen kann, wird er schon am Arm gepackt und aus dem Raum gezerrt. Er sieht nur noch wie die Tür zugeschlagen wird und eine Hand nahe neben seinem Kopf gegen die Wand schlägt. „Was läuft da zwischen dir und Akira?“ Aoi muss ängstlich zurückweichen, als er in Uruhas erzürnte Visage starrt. Er dachte…er wäre mit seinen Fingernägeln beschäftigt gewesen? „N…nichts.“ Dann entspannen sich Uruhas Gesichtszüge. „Ich wollte mit dir reden…wegen gestern.“ Der Schwarzhaarige streicht sich verunsichert über den Arm. Vielleicht sollte er sich…entschuldigen? „Es tut mir Leid…Ich hätte mit dir darüber nicht reden sollen.“ Dann erblickt er ein Lächeln auf dem Gesicht des Anderen…Er muss zugeben, dass Uruhas Lächeln wirklich süß ist…aber er würde sich nie trauen, das dem Anderen zu sagen. „Nein, Suguru. Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann ich…Du wolltest mit mir reden…mir deine Probleme erzählen und ich…ich habe das Gespräch einfach abgebrochen. Sowas machen Freunde nicht und es tut mir echt Leid.“ Aoi hebt eine Augenbraue…Seit wann ist Uruha so…verständnisvoll? „Kein Problem, Kôyô.“ Nach dem das geklärt ist, lässt der Blonde von Aoi und der Wand ab…um dann urplötzlich dem Anderen wieder an den Kragen zu gehen. „Hey! Und du…du hast wirklich nichts mit Akira, oder??“ Der Schwarzhaarige lächelt zurückhaltend. „Nein. Er hat nur eine Freundin, die eben genauso heißt wie ich.“ „Eine Freundin, die…genauso heißt wie du?“ „Genau.“ „E…eine…Freundin?“ „Äh…ja.“ „Bist du dir sicher???“ „Ja…“ Der Lead Gitarrist bewahrt krampfhaft seine Haltung und setzt eine lässige Pose ein. „Und? Wie sehe ich aus?“ Aoi schweift seinen Blick nach links und dann nach rechts. Was will der von ihm? Dann schnipst er. Natürlich! Uruha will, dass man ihm über sein gutes Aussehen Komplimente macht! Das ist nämlich das Beste was man tun kann, um ihn zu trösten! „Wie immer umwerfend!“ Der Schönling grinst angeberisch und streicht sich demonstrierend durch die Haare. „Oh ja…wie immer. Keiner kann mir widerstehen! Nicht einmal ich, kann mir selbst widerstehen! Uff…ich bin so unvorstellbar heiß…zu heiß für diese Welt…“ Der Andere schüttelt nur den Kopf. Er kennt keinen Mensch, der so selbstverliebt ist wie Uruha! „Ja…Du bist wirklich der heißeste Typ auf dieser Welt…Ähm…können wir nun wieder reingehen?“ Oh nein…Aoi beißt die Zähne zusammen…Dieses seltsame Lächeln von dem Blonden…Das kennt er schon zu Genüge… „Hey Suguru…Hab ich dir eigentlich schon gesagt…wie unglaublich waii ich dich finde?“ Ja…mehr als nur einmal, du Mistkerl… Und gleich ist Uruhas Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Vor Wut zitternd, muss er zulassen, wie der Blonde sehnsüchtig mit der Hand über seine vollen Lippen streicht. „Bald stehen wir wieder auf der Bühne…Endlich mal wieder eine Gelegenheit…dich zu küssen, mein Süßer.“ Aus zusammengebissenen Zähnen zischt er ein: „Ich bin nicht dein Süßer.“ Uruha schmunzelt nur. „Ich sag doch, dass du waii bist. Aber…pass auf, dass du dich nicht an mir verbrennst…“ Wer sagt, dass er das will?? Zu Aois Erleichterung entfernt sich der Andere wieder von ihm und geht. Dann bleibt er frech grinsend vor der Bandzimmertür stehen. „Kommst du? Oder willst du da etwa Wurzeln schlagen…?“ Kapitel 7: Klöße ---------------- Plap…Plap, Plap…Plap…Plap, Plap… „Uke!!!“ Und schon hört Kai auf, seine Oberschenkel mit den Drummersticks zu demolieren. Dazu hatte er noch genug Gelegenheit, wenn er vor seinem Schlagzeug sitzt… Aoi gähnt…die Langweile ist im Tourbus groß… Er beobachtet die Anderen…die unbeholfen versuchen, ihre Zeit sinnvoll zu verschwenden. Uruha neben ihm, löscht seine SMS, während er akrobatisch versucht sein Spiegelbild auf dem Bildschirm zu erkennen…und auch Reita beschäftigt sich mit seinem Handy…und jedes Mal wenn ein Piepton ertönt, quietscht er erfreut auf. Er schreibt wohl mit seiner Freundin… Kai hat nun eine Beschäftigung gefunden und zählt die Brösel auf den Boden, die Ruki beim Chipsessen auf den Boden verteilt. Er muss grinsen…So unordentlich…Irgendwie hat er den Drang zu dem Sänger zu gehen und diese Brösel auf seinem Mund zu entfernen… Soll er es tun? Er schaut von den Augenwinkeln verstohlen zu Uruha und dann zu Reita, die noch immer abgelenkt sind. … … Ja! Er setzt sich vor Ruki, der sofort aufhört weiter zu essen und ihn erstaunt anschaut. Sanft umfasst Aoi Rukis Kinn und dreht ihn zu sich. Liebevoll lächelnd erblickt er die Brösel, die sich auf den Mund und den Backen des Anderen verteilt hatten. Er holt sich ein Taschentuch heraus und streicht diese behutsam mit diesem weg. Kai muss bei diesem Anblick belustigt grinsen…aber…Ordnung muss ja schließlich sein! Als der Gitarrist alle Brösel entfernt hat, begutachtet er noch mal skeptisch das Ergebnis und schlägt dem Kleineren tätschelnd mit einer flachen Hand auf die Wange, um dann nur kurz nachher zufrieden nickend von diesem abzulassen. Doch dieser lässt ihn nicht gehen und zieht an seinem Ärmel. Mit riesengroßen Augen hält er ihm die Chipstüte entgegen. „Willst du auch Chips?“ Aoi lächelt entzückt und nimmt sich dankend einen Chip heraus. Amüsiert setzt er sich neben den Rothaarigen hin und knabbert genüsslich an den Kartoffelchip, während sie sich anblicken. „Also das ist ja wirklich süß.“ Uruhas sarkastische Bemerkung verschwindet in der Stille… Eigentlich…war es ja genau das was der Schwarzhaarige erwartet hatte, der innerlich breit grinsen musste. „Ich meine…ich kann dir noch viel mehr anbieten, als einen kaloriereichen Chip, Suguru. Ich habe mehr zu bieten. Viel mehr…“ Aoi verschränkt die Arme und grinst neckisch. „Eine fettarme Karotte?“ Der Lead Gitarrist leckt sich über die Lippen. „Nein…etwas…das viel besser schmeckt…“ Der andere Gitarrist verdreht die Augen. „Lass stecken, Süßer.“ Uruha hebt eine Augenbraue und holt eine Packung von Fertig-Momiji-manjus* heraus. Aois Augen fangen abrupt zu leuchten an und er kann nur noch diese Snacks sehen…seine…Lieblingssnacks, für die er sogar sterben würde!! Sein Lebensinhalt! Sein Lebenselixier!!! Er rast sofort wieder zu Uruha zurück und schmiegt sich schnurrend an ihn. „Ich liebe dich… ♥“ Der Blonde umarmt den Schwarzhaarigen und hält ihn ganz nah bei sich fest. Sanft streichelt er über den Haarschopf des Anderen, der sich noch näher an ihn schmiegt. „Du fühlst dich so schön warm an, Suguru…“ „Du auch… ♥“ Kai bückt sich kurz flüsternd zu Ruki runter, der nun alleine murrend mit seiner Chipstüte dasitzt. „Sag mal…Suguru, würde für Momiji-manjus wirklich alles tun, oder?“ Ruki schaut genervt auf den Boden und schmeißt die leere Chipstüte in die Ecke. „Sieht wohl so aus!“ Reita schaut von seinem Handy auf. „Ähm…Was macht ihr da beiden bitteschön?“ Uruha grinst ihn stechend an. „Kuscheln…Hast du etwa ein Problem damit?“ Der Bassist schaut wieder wartend aufs Handy. „Nö.“ Aoi drückt sich etwas von den Blonden weg und schaut bettelnd zu ihm auf. „Kriege ich nun einen Momiji-manju…? ♥“ Der Lead Gitarrist lächelt sanft und öffnet die Tüte. „Aber natürlich, Honey.“ Er gibt ihm einen Kloß in die Hand, das Aois Herz augenblicklich höher schlagen lässt. Dieser schaut dann ein paar Sekunden lang regungslos auf seinen Momiji-manju in der Hand…dann blickt er wieder flehend zu dem Blonden auf. „K…kriege…ich…auch die anderen?“ Uruha muss bei dieser niedlichen Frage lachen. „Hier, du kannst die ganze Tüte haben.“ Freudig umherzappelnd nimmt er die Tüte entgegen und befreit sich aus Uruhas Griff. Überglücklich mit sich selbst und seinem heißgeliebten Snack setzt er sich wieder neben dem Blonden und schmiegt sich seitlich an ihm, sodass dieser einen Arm um ihn legen kann. Es dauert nicht lang, als auch Ruki sich neben dem Blonden setzt und mit aufgeplusterten Backen einen Arm von diesem um sich legt. Uruha lässt es lächelnd zu, auch wenn er etwas überrascht ist. Als nächstes kommt Reita, der sich neben Aoi anschmiegt und weiter mit seinem Handy spielt. Kai macht es sich bei Ruki gemütlich. So schmiegt sich jeder an jedem an und keiner ist mehr auf der gegenüberliegenden Seite. Aoi muss ein Lachen unterdrücken. Wenn einer etwas tut, müssen es die anderen immer nachmachen…Wenn einer aus dem Fenster springt, springen die anderen sofort hinterher…Sie halten zusammen…Sie werden nur zusammen Musik machen. Sie haben alle einen gemeinsamen Wunsch…ein gemeinsames Ziel, dass sie zusammen erreicht haben und nun werden sie solange weiter machen bis es nicht mehr geht. Ihr gemeinsames Glück halten und bis zu ihren Ende gemeinsam ihren Traum weiterleben… Und nichts…wirklich nichts, könnte sie jemals auseinander reißen! *Momiji-manju: mit Bohnenmus gefüllte Klöße in Form eines Ahornblattes Kapitel 8: Ups! --------------- Aoi geht mit seinem Bühnenoutfit wie gewohnt in den Umkleideraum. Gleich beginnt nämlich das Konzert! Schon total adrenalingeladen springt er in den Raum und muss dann stocken, als er in diesem nur den anderen Gitarristen vorfindet. „Hey, Kôyô…Wo sind denn die Anderen?“ „Ob du es glaubst oder nicht, sie sind schon hinter der Bühne…“ „Ach, echt?“ Normalerweise gehen sie doch immer alle zusammen aus dem Umkleideraum… Doch aufgrund des Zeitdrucks kann sich der Schwarzhaarige nicht länger darüber wundern. Schnell zieht sich Aoi unter den seltsamen Blicken des Lead Gitarristen um. Aoi fühlt sich richtig beobachtet und errötet. Was gafft der denn so? Wieso geht er nicht zu den Anderen? Schüchtern hält er sein T-Shirt vor dem nackten Oberkörper und wirft dem Spanner einen genervten Blick zu. „Kannst du nicht, woanders hinsehen??“ Uruha zuckt nur gleichgültig die Schultern und starrt ihn weiter an. „Ich habe dich doch schon öfters so gesehen.“ Aber…nicht so. Grummelnd dreht sich Aoi um und zieht sich das T-Shirt über. Plötzlich spürt er den Blonden hinter sich, der ihn seufzend umarmt. „Ach, Suguru…Das Umziehen wäre doch gar nicht nötig gewesen…“ Aoi reißt die Augen auf, als der Blonde seinen Hals küsst. „Wah! Lass das, Mann!“ Erstaunlicherweise hört er auf ihn und lässt ihn wieder los. Irritiert dreht sich der Schwarzhaarige um und sieht zu wie der Blonde sich wieder hinsetzt. Doch als er sieht, wie dieser eine Tüte Momiji-manju herausholt, fallen ihm fast die Augen aus dem Kopf. „Uuuuuh!! Momiji-manjuuuuuuus!!“ Sofort setzt er sich auf den Schoß des Anderen und schnappt sich die Tüte. „Oh, arigatouuuu, Uruha-chan!“ Dieser verzieht seine Mundwinkel jedoch zu einem hinterhältigen Grinsen. „Hm?“ Dann spürt er Uruhas Arme um sich. „Wunderst du dich denn nicht wieso nur wir zwei hier drin sind….und wieso ich dein Lieblingssnack hier habe…? Das ist eine Falle, Suguru…“ F…f…Falle??!! „Lass mich los!!“ Wimmernd versucht er sich loszureißen, aber umsonst. Er lässt sogar vor Schreck die Klöße fallen. „Bitte!!“ Wieso kann er sich nicht losreißen??? Dann weiß er den Grund…Jemand Zweites hält hinter ihm seine Hände fest…Nein…nicht nur das. Er fesselt sie! Panisch muss er zusehen, wie Uruhas Hände sein Oberteil hochschiebt. Schließlich entweicht ihm doch ein williger Keucher, als dessen Zunge über seinen Körper gleitet. „W…was ist mit dem Konzert?“ Ein verzweifelter Versuch zu entkommen… „Vergiss das Konzert…“ …scheitert kläglich. Zu seiner Überraschung spürt er plötzlich eine weitere Zunge über seinem Rücken kreisen und mal wieder eine sehr bekannte Hand auf seinem Arsch…Der Zweite. Er blickt hinter sich und erkennt wie zu erwarten Ruki…Nein…der auch noch! Arbeiten die Beiden etwa zusammen??? … HILFEEE!!! „Ich bin ein Mann! Ein MANN!!! Hört auf damit!!!“ Doch aus seinen Hilfeschreien wird nach kurzer Zeit ein regelmäßiges Stöhnen, als Uruhas Hand in seine Hose gerutscht ist. Und ehe er sich versieht, liegt er schon nackt und vollkommen hilflos auf dem Boden. Uruha lächelt ihn triumphierend an und öffnet seine eigene Hose. …Oh nein! Was hat er jetzt vor??? Er will doch nicht etwa…? „Iiiiieeeeeeeeeeee!!!“ Panisch versucht er sich aufzurichten, doch Ruki hält ihn am Boden fest. Dieser Heuchler!! „Du Handlanger des Teufels!“ Der Sänger grinst nur. Der Schwarzhaarige presst die Beine fest zusammen, doch es ist für Uruha ein leichtes, diese zu spreizen. Seit wann ist er so stark? Er hat also doch versteckte Muskeln! „Hört auf mit dem Scheiß!!“ Doch als der Blonde in ihn eindringt, spürt er keine Schmerzen...nein…eher im Gegenteil. Verwundert über das gute Gefühl lässt er es über sich ergehen. Und aus dem panischen Geschrei wird schon bald ein heftiges Rumgestöhne. „Aaaah…Jaaa…mehr…Meeehr!!“ … „Mehr von was?“ … Öh?! Er blinzelt und erkennt die verblüfften Gesichter seiner Bandmembers an seinem Bett. Aufgeschreckt springt er hoch. Er…Oh Gott! Er hatte einen Sextraum mit Uruha und Ruki!!! „Wahahahaaaaaa!!!“ Ruki räuspert sich bei Aois Panikattacke. „Ähm…sonst alles klar mit dir?“ „Wohl eher nicht mit dir, du Heuchler!“ „Hä?“ Nun steht Aoi auf seinem Bett und wedelt hektisch mit seinen Armen. „Jetzt schlaft weiter! Es ist alles in Ordnung…“ Doch statt zu gehen, schauen ihn die Bandmembers erstaunt…ja schon fast erstarrt an. „W…was ist denn?“ Nun müssen alle grinsen, besonders Uruha kann sein Schmunzeln nicht unterdrücken. „In deinem Traum muss dich ja etwas richtig angetörnt haben…“ Und auch Reitas Bemerkung ist mehr als nur viel versprechend. „Uuuh…Da ging es wohl heiß her, was?“ Aoi spürt wie eine enorme Hitze in sein Gesicht steigt. Scheiße! Schnell setzt er sich wieder hin und versteckt seinen Ständer hinter dem Kissen. Hat…ihn das etwa wirklich angemacht??? Oh…mein…Gott… „Also wenn du Abhilfe brauchst…Ich helfe dir gerne.“ Er hätte jetzt am liebsten in Uruhas frech lächelnde Visage geschlagen! „Lass mich bloß in Ruhe!!“ Klatsch! Und schon fliegt ihm ein Pornoheft entgegen… Klatsch! …eine Taschentuch-Packung gleich hinterher. „Akira!“ „Was denn?? Das hilft.“ Kai symbolisiert seine Reaktion mit einem Kopfschütteln. „Wie kann man schon nach einem Tag geil werden?“ „Klappe!! Das habe ich mir ganz sicher nicht ausgesucht!“ Nach ein paar weiteren Späßen tun sie ihm endlich den Gefallen und kehren in ihre Betten zurück. Nun kann Aoi etwas ausatmen… Gähnend blättert er durch das Magazin und betrachtet die nackten Frauen… Doch er kann sich darauf nicht konzentrieren und schmeißt das Heftchen und die Taschentücher genervt auf den Boden. Uruha der ebenfalls in einen der unteren Betten liegt, hat den Aufklatsch gehört und reicht ihm nun ein weiteres Magazin entgegen. „Gib endlich Ruhe, Alter.“ Aoi seufzt und nimmt murrend das Heftchen an. Er muss vor Wut die Faust ballen, als er sieht, dass es ein Pornoheft für Schwule ist. Kurz später liegt es zerrissen neben dem anderen Kram. Wie konnte ihn dieser Traum nur so anmachen? Und wieso gerade Uruha und Ruki? Er steht doch gar nicht auf Männer…Er ist nicht schwul! Er war es nie, ist es nie und wird es auch nie sein! Er ist stockhetero… …verdammt noch mal!! Kapitel 9: Showtime! -------------------- In der Umkleidekabine spürt man schon die gute Laune und die Aufregung vor dem Auftritt, denn die Bandmembers von TheGazettE werden gleich wieder auf der Bühne stehen. Aoi springt hyperaktiv durch den Raum und stößt dabei fast Kai um, der ihn daraufhin mürrisch anfaucht. Er ist kurz vor einem Konzert immer total aufgedreht und ärgert die Anderen gerne mit seiner Hyperaktivität. Zwar war er etwas unsicher, als sie den Raum betreten hatten, aber es war alles ganz normal und außerdem waren ja alle Members anwesend. Nichts deutet nur ansatzweise auf seinen Traum hin. Zum Glück. Auch…wenn er diesmal zugeben muss, ein paar Mal Uruha bespannt zu haben und auch seine entblößten Oberschenkel nicht aus der Sicht gelassen hatte…Aber…so wie es in dem Traum war, würde es niemals in Wirklichkeit sein…und ausprobieren würde er das erst recht nicht. Die Anderen fangen an zu lachen, als Aoi plötzlich (natürlich nur, weil er wieder in Gedanken auf die Schenkel des blonden Gitarristen gestarrt hatte) gekonnt stolpert. Gekonnt stolpert, insofern das er erst über seine eigenen Füße tritt, eine schräge Drehung nach rechts macht und anschließend mit wedelnden Armen sich versucht noch irgendwo festzuhalten, während er nur noch mit einem Fuß über den Boden in irgendeine undefinierbare Richtung hüpft. Sein Versuch sich noch auf den Beinen zu halten…scheitert. Aber das ist nicht das Schlimmste für ihn…das Schlimmste kommt noch…denn in der letzten Sekunde fliegt er direkt in Uruhas Arme. (Was für ein Zufall!) Sein Retter umarmt ihn sofort, was Aoi jedoch gar nicht behagt...Vergeblich versucht er eine Fluchtmöglichkeit aus Uruhas festem Griff auszutüfteln. „Komm mal runter, Suguru. Nicht das du dich noch verletzt…außer du willst noch mal so einen glorreichen Auftritt wie eben hinlegen…“ Der Schwarzhaarige brummt unter das Lachen der Anderen, erwidert dann jedoch die Umarmung. „Ich…wollte nur demonstrieren, wie…“ „Wie man am besten auf die Fresse fliegt?“ Ein weiteres Brummen und Gekichere…Doch er verzeiht Uruha, als dieser anfängt liebevoll seinen Rücken zu streicheln. Als die Umarmung nun schon ungefähr eine Minute dauert und der Lead Gitarrist ihn länger als gewöhnlich festhält, wird Aoi rot im Gesicht und lehnt es hinter den Haaren versteckt an Uruhas Brust. Irgendwie…ist seine Nähe ganz angenehm…und dieser Geruch…von seinem Parfüm. Plötzlich spürt er, wie die anderen Members sich an ihrer Umarmung beteiligen. Es entsteht eine Massenumarmung. Aoi fühlt sich etwas eingequetscht, aber…seltsamerweise scheint es ihm im Augenblick nicht zu stören. Der Manager lugt in die Kabine. „Euer Auftritt fängt an!“ Die Members lösen sich schnell von der Umarmung und rennen jubelnd quietschend in den Gang, verstummen aber dann sofort…Schließlich müssen sie ja in ihrem Auftritt wieder ernsthafter sein. Sie müssen vor ihrem Fans lässig und cool wirken…ja schon fast beinahe kalt und arrogant. Während sie durch den Gang gehen, hören sie schon wie das Publikum nach ihnen ruft, was sie noch mehr anspornt und das Adrenalin ins Unermessliche steigen lässt. „Gazetto!! Gazetto!! Gazetto!!“ Aoi muss sich fröhlich flüsternd, aber immer lauter werdend, dem Aufruf der Fans anschließen. Und hüpft vor den Anderen wieder wie ein wild gewordener Flummi umher. „Gazetto…Gazetto. Gazetto!!!!“ Die anderen machen Zischgeräusche, damit er endlich still wird und sich beruhigt. Damit sich Aois Verhalten schneller wieder normalisiert, packt Kai dessen Arm und wirft ihm einen gar tödlichen Blick zu. Und oh Wunder…es wirkt. Kurz vor dem Bühneneingang raufen sie sich noch mal zusammen und führen ihr übliches Ritual durch, das so aussieht, dass sie einen kleinen Kreis bilden und ihre Hände in die Mitte richten und aufeinander stapeln, um gleich ihre Hände wieder zu erheben und einen lauten Kampfschrei loszulassen. Dann eilen sie schleunigst auf die Bühne und positionieren sich vor ihren Instrumenten, was sofort mit einem lauten hohen Jubelgeschrei der Fans, die hauptsächlich aus weiblichen Teilnehmerinnen bestehen, belohnt wird. Endlich preschen sie auf ihren Instrumenten ein und beginnen eine unvergessliche Show hinzulegen. Aoi muss grinsen, als sich der Bassist neben ihm mehrmals im Kreis dreht und unter einem Schwindelgefühl fast gestolpert wäre. Das Konzert ist im vollen Gange, als sie dann das Lied Guren spielen. Aoi zeigt demonstrativ und voller Stolz seine Doppelgitarre, das einige Fans aufstaunen lässt. Er zwinkert Uruha frech und angeberisch zu, doch dieser bleibt locker und lässt sich nicht beeindrucken. So etwas wie Doppelgitarren und irrelevanten Schnickschnack hat er nämlich nicht nötig… Dann mitten im Konzert wird die Lautstärke der Fans noch mal um eine Ektave höher. Aoi sieht sofort weshalb, denn der Lead Gitarrist steht mal wieder neben Ruki und sieht lachend dabei zu, wie dieser seine Gitarre abschleckt. Scheint Uruha mehr als nur zu gefallen…Normalerweise grinst Aoi dann wie die anderen Members, doch diesmal…stört es ihn irgendwie…Also versucht er die Aufmerksamkeit des Sängers auf sich zu lenken… Grinsend hüpft er zu Ruki und streckt ihm frech sein Hintern entgegen. Wie zu erwarten, gibt der Sänger lachend ein Klaps drauf, was die Fans ohrenbetäubend aufquietschen lässt. Doch plötzlich steht der Blonde vor ihm und beugt sich zu ihm runter. Aoi verzieht das Gesicht und kann dem Kussversuch noch im letzten Moment ausweichen. Nun kommen von den Fans empörte Aufschreie und enttäuschte Gesichter, doch das ist dem Schwarzhaarigen egal. Er will nicht mehr von Uruha auf der Bühne geküsst werden! Wann wird er es denn endlich verstehen…? Kapitel 10: Ist es widerwärtig? ------------------------------- Das Konzert ist vorbei. Die Band und ihre Fans hatten ihren Spaß, doch jetzt heißt es zusammenpacken und abhauen….wenn nicht noch dieses nervige Blitzinterview wäre… Hoffentlich nicht wieder für eine Schwulen-Sendung… Sie gehen erschöpft von der Bühne und gehen in Richtung Vorbereitungsraum, wo schon die Interviewer warten. Aoi schlägt sich gegen die Stirn, als er bemerkt, dass…er sein Handtuch vergessen hatte. Er entschuldigt sich und rennt schnell zurück. Sofort quietschen die restlichen Fans in der Halle auf, als er kurz über die Bühne huscht. Er zwinkert noch ein paar Fangirls zu und rennt dann wieder in den Gang. Er muss sich beeilen! Doch statt in den Gang zu laufen, rennt er in Uruha hinein. „K…Kôyô?? Was machst du noch hier?“ Dieser beachtet seine Frage jedoch nicht, sondern packt ihn am Arm und schleift ihn hinter sich her. „Was soll das??? Das ist nicht die Richtung zum Bandzimmer!“ Ohne Vorwarnung schubst er ihn dann in die Besenkammer. „Das ist nicht das Bandzimmer, Kôyô!“ Ein freches Grinsen, als er die Tür hinter sich schließt und das Licht einschaltet. „Ich weiß…“ Aoi wird es schlagartig unbehaglich…in diesem kleinen Raum…mit Uruha…alleine. Und sein Unbehagen bestätigt sich, als er gegen die Wand gedrückt wird und sein Handtuch zu Boden fällt. „Wieso bist du dem Kuss ausgewichen??“ „I…ist das denn…so schlimm?“ Wieso zittert seine Stimme so? Wieso macht Uruhas Nähe ihn so…nervös? Zu heiß…zu heiß…Er braucht Luft… „Ja ist es…“ Ja? Aber…wieso…? Wegen seinem Stolz? „Du hast dich ganz sicher nicht blamiert! Der Fanservice auf der Bühne ist doch nicht ernst zu nehmen! Das wissen die Fans doch auch! Also lass mich los!“ Doch statt nachzugeben, wird der Griff um seine Hände noch fester. Aoi kann bei dieser Hitze nur noch schwer atmen…Er will endlich weg von Uruha! Er ist noch total ausgepowert vom Konzert! „Du…versuchst mich mit Taka eifersüchtig zu machen, nicht wahr?“ N…Nein! „Kôyô…Lass mich los, bitte! Bitte!“ „Es…ist nicht so wie du denkst. Aber…es hat mich dennoch etwas…verletzt.“ Verletzt? Es hat ihn verletzt??? Uruha wird nie verletzt! „Hör auf mit dem Scheiß!“ Der Blonde grinst darauf nur. „Scheiß? Hör doch auf dich zu verstellen…Ich habe gehört, wie du in deinem heißen Traum gestern, meinen Namen geflüstert hast…Das ist doch genau das was du willst!“ Die Schamesröte steigt Aoi ins Gesicht und die Schweißperlen scheinen kein Ende mehr zu finden. Er...hat Uruhas Namen geflüstert? Oh nein… „Du bist gar nicht so schüchtern, wie du immer tust…Du bist ein Perversling…“ „Nicht wahr! E…es war…äh…nicht so…wie…ähm…“ Sinnloses Gestammel…eine vergebliche Suche nach einer Ausrede…Der Lead Gitarrist schüttelt leicht den Kopf. „Du brauchst mir nichts zu erklären…aber…du…bist mir nun etwas schuldig, Suguru…“ „Sch…schuldig?!“ Panisch muss Aoi feststellen, wie der Blonde sich seinem Gesicht gefährlich nähert. „Du…musst es wieder gutmachen…was du auf der Bühne getan hast.“ „Bleib weg, du Schwuchtel! Ich stehe nicht auf Männer!!“ Uruhas freches Grinsen wird breiter. „Das wird sich ändern…“ „Nein! Ich werde mich von dir zu gar nichts zwingen lassen!!!“ Hektisch blickt der Schwarzhaarige um sich und presst die Lippen aufeinander. Den Kuss wird der Andere nicht bekommen! Dann wird sein Gesicht in die entsprechende Richtung gedreht. Seine nun freie Hand verliert sich orientierungslos auf Uruhas nassen Rücken. Stimmt…Er hatte wohl mal wieder Wasser nach dem Konzert auf seinem verschwitzten Körper gegossen… „Keiner kann mir widerstehen, Suguru…Keiner!“ Doch Aoi hält stand und presst immer noch die Lippen aufeinander. So leicht, wird dieser ihn nicht bekommen! Egal wie heiß er auch ist… „Du wehrst dich immer noch? Gib dich doch mir endlich hin!“ Aoi verkneift sich ein Lächeln. Vergiss es! Dann wird sein Gesicht noch röter, als Uruha seine Hand, die gerade noch eben auf dessen Rücken verweilte, nun auf seinen nackten Oberschenkel legt. „Weißt du was ich auch noch bemerkt habe? Dass du dauernd auf meine Oberschenkel starrst…“ Der Schwarzhaarige schluckt kräftig. „N…Nein!“ Doch…schließlich muss er doch mit einem Finger zurückhaltend über die weiche zugleich heiße Haut streichen, was Uruha ein selbstsicheres Grinsen entlockt. „Das…wolltest du doch schon immer tun, nicht wahr?“ Schnell versucht Aoi seine Hand wieder zurück zu ziehen, aber das gewährt ihm der Blonde nicht. „Du darfst sie aber ruhig anfassen…Nicht so schüchtern.“ „Du Perverser!“ Noch rötlicher kann Aois Gesicht unter Uruhas Lachen gar nicht mehr werden. Widersprüchlich gibt er sich dennoch hin und streicht weiter neugierig über die verschwitzte Haut. So warm…so glatt…wie die Schenkel einer Frau…Vielleicht…machen sie ihn deshalb so an? Natürlich. Anders kann es gar nicht sein. Uruhas Ablenkungsmanöver scheint prächtig zu funktionieren…Aber als Aoi die Lippen des Anderen auf seinen spürt, ist es schon zu spät. Verwundert reißt der Schwarzhaarige die Augen auf…aber nicht aus Abneigung…Wieso…fühlt es sich nur so angenehm an?? Ihn küsst doch gerade ein Mann! Ein Mann!! Klack! Die Tür der Besenkammer wird aufgerissen und ein verwundeter Reita steht vor ihnen. „Ähm…Was macht ihr da beiden bitteschön in der Besenkammer?“ Uruha schmiegt sich an den anderen erstarrten Gitarristen. „Kuscheln…Hast du etwa ein Problem damit?“ Der Neuankömmling blinzelt. „Nö.“ Und schon schließt dieser wieder die Tür. Uruha muss Aoi anlachen. „Ha! Das funktioniert doch wirklich jedes Mal!“ Aoi leckt sich über die Lippen…Das ist ihm jetzt egal…alles ist ihm jetzt egal…jetzt interessiert ihn nur noch eines… Der Blonde schreckt leicht auf, als ihn der Andere gierig wieder an sich zieht und dort weitermacht, wo sie gerade unterbrochen worden waren. Er erholt sich von dem Schreck aber schnell wieder und erwidert den Kuss leidenschaftlich. Ihr Kuss wird immer wilder und hemmungsloser, sodass sie ein paar Besen und Eimer umwerfen, was jedoch den Beiden nicht im Geringsten zu stören scheint…und auch ihre Hände scheinen sich auf den verschwitzten Körper des jeweils anderen zunehmend wohler zu fühlen… Klack! Und wieder bekommen sie Besuch…was sie jedoch erst Sekunden später bemerken. Als sie den Besucher erkennen halten sie sofort inne. Aoi beißt sich auf die Lippe, als er bemerkt, dass er seine Hände gerade eben noch auf Uruhas Hintern hatte…Wie sind sie nur dahin gekommen?? Aber noch beunruhigender sind die Hände des Blonden, die schnell unter seinem T-Shirt rausgezogen werden… Peinlich berührt blickt er zu Ruki, der sich noch immer nicht vom Fleck gerührt hat…und sie anstarrt…Aber nicht die Tatsache, dass Ruki sie anstarrt, erschüttert ihn…sondern wie. Vorwurfsvoll…? Empört…? Angewidert…? Erschüttert…? Verletzt…? Er kann diesen Blick nicht genau deuten…aber…er ist so intensiv, dass es in ihn Schuldgefühle hervorruft und er leicht fröstelnd seine Arme um sich schlingt…Das…was er mit Uruha getan hatte…War es falsch? War es widerwärtig? Er weiß es nicht…er weiß nur, dass Uruha ein Mann ist…Ein Mann…Ein fataler Fehler…auf das er nicht hätte eingehen sollen…Er wünscht sich plötzlich, dass er das Ganze rückgängig machen könnte! Es ist ihm extrem unangenehm…und es ekelt ihn nun jetzt selber, dass er so was mit einem Mann getan hatte… So…pervers kann er doch gar nicht sein! „Es…tut mir Leid…Taka…“ Nicht seine Worte, sondern die von Uruha. Dann wird die Tür wieder zugeschlagen… Nun…herrscht eine bedrückende Stille in dem kleinen Raum…der…aufeinmal so einengend und erdrückend wirkt… Stumm blickt der Schwarzhaarige auf dem Boden…Jetzt Uruha anzublicken…jetzt…nachdem was sie getan hatten…das kann er nicht. Er hat keine Ahnung, wie sich der Blonde nun fühlt…ob er überhaupt irgendwas im Augenblick fühlt…aber er…er braucht unbedingt Luft. Ohne ein Wort zu sagen, verlässt er schleunigst die Kammer… Das Interview ist bestimmt schon vorbei…und sie müssen noch von hier verschwinden. Kapitel 11: Jesus und Maria... ------------------------------ Es vergehen… …keine Stunden… …keine Minuten… …keine Sekunden… …wo Aoi in dieser Nacht nicht daran zurückdenken muss…wie er mit Uruha wild knutschend in der Besenkammer stand… Mit Uruha. Wild knutschend. In der Besenkammer. Diese Tatsache ist so unglaubwürdig…dass sie gar nicht wahr sein kann. Der Schwarzhaarige legt sich auf den Rücken. Wie…konnte er sich Uruha nur so hingeben…? Er ist so feminin…Ja…das wird wohl der Grund sein… Es kann keinen anderen Grund geben. Dann taucht wieder ein anderes Bild vor seinem inneren Auge auf… Unruhig legt er sich auf die Seite. Ruki…Rukis entsetztes Gesicht…sein…erschütterter Blick…Dieses Bild…wird ihm wohl nun immer in Erinnerung gerufen werden… Er…war so...so…So einen Blick hatte er bei Ruki zuvor einfach noch nie gesehen! Es…hatte ihm sogar eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken gejagt… Aber wieso hat er so erschreckend reagiert? War es einfach nur der Schreck gewesen, dass sich zwei von seinen Bandmembers knutschen? Zwei Männer…Vielleicht eine Art Ekelreaktion? Nein…es muss viel mehr gewesen sein, als nur das… „Aber Kôyô…Was ist mit deinem Versprechen, niemanden aus der Band anzurühren?“ Er hört das leise Ein- und Ausatmen des Lead Gitarristen im Bett vor ihm…und auch das eher unangenehme Schnarchen von Reita. Als sie aus der Besenkammer kamen…war das Interview schon längst vorbei… Müde und stumm sind sie dann sofort zurück in den Tourbus gegangen und haben sich Schlafen gelegt. Aber auch wenn sie nicht müde gewesen wären…hätte Aoi wohl kaum nach diesem Vorfall ein Wort mit Uruha oder Ruki wechseln können… Er versucht die Gedankengänge aus dem Kopf zu bekommen und achtet auf die Geräusche von vorbeifahrenden Autos…auf das leise Motorengeräusch des Tourbuses…den zischenden Luftzug…und auf das Gequietsche von der Ratte, die gerade soeben von diesem überfahren wurde… Morgen…werden sie dann endlich in einem ruhigen Hotel schlafen können, da der Weg zum nächsten Ort nicht allzu weit ist… … Am nächsten Tag stehen sie am Nachmittag in der offenen Konzerthalle und schauen zu, wie ihre Bühne aufgebaut wird. Aoi geht nachdenklich durch die leeren Sitzreihen, die am Abend alle gefüllt sein werden… Zwar lassen sich er und die anderen zwei Members nichts von dem Vorfall anmerken…aber lange stumm nebeneinander sitzen…können sie nun auch nicht mehr… Da heißt es nur noch flüchten…wenn sich einem die Gelegenheit dazu bietet. Er streicht über die Sitze und ist ganz in seinen Gedanken vertieft, als er auf einmal Ruki erblickt. Der Sänger sitzt eine Reihe weiter auf einer der Sitze und schaut gedankenverloren zur Bühne. Er sieht…traurig aus. Er und Uruha haben so getan als wäre nichts gewesen…und auch Ruki ließ sich nichts anmerken…doch er ist im Gegensatz zu ihnen so beunruhigend still geworden… Der Gitarrist hat ein schlechtes Gewissen…Ob er so still ist, wegen dem Vorfall gestern? Aber normalerweise…müsste es ihm doch gar nicht so viel ausmachen? Ihm fällt kein Grund ein, wieso Ruki sich so benehmen sollte…Sie kennen sich doch schon so lange…und den einen oder anderen Fanservice-Kuss…hatten sie doch auch schon überstanden… Nach einem kurzen Hin- und Herüberlegen entschließt er sich, sich zu dem Sänger zu setzen und zu versuchen ihn aufzumuntern. „Hey, altes Haus! Was geht??“ Lachend setzt er sich neben den Rothaarigen, der jedoch seine Miene kein bisschen verzieht. „Ich freue mich schon auf den Auftritt!“ Aoi lehnt sich vor und legt sein Kopf auf die Lehne vor ihm. Nach ein paar Minuten Stille ergreift er dann wieder das Wort. „Nach deinen Augenringen zu urteilen, hast du wohl gestern auch nicht sehr gut geschlafen?“ Immernoch keine Reaktion…Immernoch ein einseitiges Gespräch. Ist wohl auch keine so gute Idee, nach der Ursache zu fragen… Vielleicht…sollte er einfach mal den Vorfall ansprechen? „Das gestern…tut mir Leid. Wir haben unsere Pflichten vernachlässigt…Wir hätten beim Interview anwesend sein sollen…“ Und wieder keine Antwort…Besorgt hebt Aoi den Kopf und blickt zu dem Rothaarigen, der nun seinen Kopf abgewandt hat und rechts die anderen Sitzreihen betrachtet. Vielleicht…sollte er es erklären? Vielleicht vermutet der Sänger etwas ganz Falsches… „Kôyô hat sich nur aufgeplustert, weil ich seinem Fanservice-Kuss auf der Bühne ausgewichen bin. Du weißt ja wie stolz und eigen er sein kann! In der Besenkammer ist also nichts Schlimmes passiert…nichts was der Rede wert sein sollte.“ Ja...so und nicht anders. Aoi versucht eine Reaktion von dem Sänger zu erkennen…aber es ist vergebens. Es…ist wohl doch schlimmer, als er vermutet hatte… Wahrscheinlich ist der Kuss nicht einmal der Grund…? Ah! Jetzt hat er eine Idee, wie er den Anderen aufheitern könnte! „Weißt du was, Taka?? Beim Konzert heute, darfst du mir wieder an den Arsch fassen!“ Aoi steht schwungvoll auf und wedelt mit seinem Hintern vor Rukis Gesicht umher…auf dem sich mittlerweile eine bedrohliche Ader gebildet hat… Der Gitarrist muss den Anderen anlachen, der jedoch nur die Augen verengt. „Ach mann, Alter! Was ist denn loooos???“ Endlich schaut der Sänger ihn an…aber nicht so wie er es gerne hätte…Den feurigen giftigen Blick und das Angefauche hätte er sich ersparen können… „Verschwinde endlich!! Lass mich in Ruhe!!!!!“ „Ok, ok…“ Beleidigt und leicht beängstigt verzieht sich der Schwarzhaarige. So wütend und furchteinflößend…hatte er Ruki nur selten erlebt…Besser er lässt ihn erstmal eine zeitlang in Ruhe… Er geht wieder zu den Anderen…Uruha traut er sich nicht anzusehen, Reita spielt mal wieder mit seinem Handy…und Kai redet mit dem Aufbauleiter. Er seufzt gelangweilt und setzt sich irgendwo hin. Ob Uruha…das mit Ruki genauso beschäftigt? Nach einer Weile traut er sich doch zu dem Blonden rüberzuspicken… Er sitzt nachdenklich auf einem Stuhl…mit diesen unwiderstehlichen Oberschenkeln, die er gestern noch anfassen durfte…Bei diesem Gedanken muss sich Aoi ein Pfeifen unterdrücken und stattdessen kurz fest auf die Unterlippe beißen… „Jesus und Maria…“ Nach dem Flüstern und dem flüchtigen Blick zum Himmel schaut er wieder zu Uruha. Lässig raucht dieser eine Zigarette…blauer Dunst verlässt seine Lippen…seine…weichen…verführerischen Lippen…die er gestern noch küssen durfte…Doch bevor er wieder betend zum Himmel aufblicken kann, muss er schnell rotanlaufend in eine andere Richtung schauen, als der Blonde seinen prüfenden Blick bemerkt. Dann wird es ihm erst bewusst… Oh…mein…Gott! Er bespannt einen Mann! Aber…es ist ja nur Uruha. Uruha könnte locker als Frau durchgehen. Nichts…weshalb man sich schämen oder man sich gar Sorgen machen sollte, oder? Doch die nächste Frage geht ihm zugleich durch den Kopf… Ob…der Blonde ihn heute wieder küssen wird? Nein…daran sollte er erst gar nicht mehr denken… So als hätte der Blonde seine Gedanken gelesen, sieht er vom Blickwinkel her, wie dieser seinen Kopf mahnend schüttelt. „Keine Sorge. Heute nicht, Suguru.“ Bestimmt wegen Ruki… Verständlich. Kapitel 12: Keine Routine ------------------------- Und wieder sind sie auf der Bühne. Zum Glück merken die Fans nicht die seltsame Stimmung zwischen den Gitarristen und dem Sänger. Aber sie setzen auch alles dran, sich nichts anmerken zu lassen und lassen alles ganz normal erscheinen. Routiniert führen sie ihr Programm durch und lassen die Halle ordentlich beben. Routiniert geben sie alles und zeigen sich manchmal auch belustigt von ihrer fröhlichen Seite. Routiniert wird Uruhas Gitarre von dem Sänger abgeleckt…auch wenn nur halbherzig. Und routiniert…spürt Aoi den Rücken des anderen Gitarristen an seinem, als sie ihre Solis spielen. Aber…eine Tatsache ist nicht routiniert. Eine einzige kleine Tatsache weicht ab…von der Routine. Aoi leckt sich über die Lippen…Er weiß…dass es ein fataler Fehler sein würde…Er weiß…dass er nicht allzu sehr heute von der Routine abweichen darf…Er weiß…dass Ruki immernoch sauer ist, weshalb auch immer…Es…sollte alles ganz normal erscheinen…aber Uruha…so nah an ihm…Sein heißer verschwitzter Körper an seinem…Sein erschöpftes Keuchen…Er…Er will…es nur ein bisschen wieder spüren…dieses angenehme Gefühl…dieses kleine Fünkchen von Glücksgefühl…nur…ein bisschen naschen…auch wenn Uruha gesagt hat, dass es heute falsch wäre. Das…es genau heute ein Fehler wäre… Heute nicht, Suguru. Genau das hat er gesagt… Er verdrängt seine Gedanken…und starrt auf Uruhas Rücken…Erwartungsvoll wartet er, bis er sich umdreht…verdrängt Uruhas Stimme im Kopf, die immer wieder diesen entsetzlichen Satz wiederholt… Dann dreht sich der Blonde endlich um…schaut ihn fragend an…Aoi fällt es gar nicht auf, dass er aufgehört hatte zu spielen und ihn Uruha genau deswegen so verwirrt anblickt…zu sehr ist der Schwarzhaarige damit beschäftigt, den Anderen zu fixieren…die Schweißperlen auf seinen Gesicht zu betrachten…die langsam abtropfen…und auf seinem Hals sachte weiterfließen…diese unglaublichen Lippen zu fixieren…die leicht offen stehen und ein leichtes Keuchen passieren lassen…Da…sind so viele Details bei dem Anderen…die ihm noch vor kurzem komplett verborgen geblieben sind…und…erst dieses unbeschreibliche Gefühl… Nun hören auch die anderen Musiker auf zu spielen…und der Sänger stellt seine Stimme ein…die ganze Halle ist plötzlich still…aber auch das bemerkt Aoi nicht…der nun all seinen Mut zusammen nimmt…und die Nervosität unterdrückt… Schnell zieht er den Blonden an sich und legt seine Lippen sehnsüchtig auf die des Anderen, während seine Hände gierig über die freien Oberschenkel des Anderen streichen… Genau das ist der Fehler, den er heute nicht begehen sollte…Genau das ist der Moment…der eigentlich gar nicht existieren sollte…Genau das ist die Geste, die er nie hätte tun sollen und die sich in allem widerspricht, was er je gesagt und getan hatte…Schon wieder. Das ist genau die Situation…die von der Routine abweicht. … „Suguru! Was hast du dir nur dabei gedacht???“ Beschämend muss sich der Schwarzhaarige die Standpauke des Bandleaders anhören… Sie sitzen alle in Kais Hotelzimmer, das momentan als Versammlungsraum missbraucht wird. Ein Ort…den Aoi heute am liebsten gemieden hätte… „Du kannst doch nicht so einen Mist bauen!! Weißt du eigentlich, wie unverantwortungsvoll das war???“ Aoi kratzt sich peinlich berührt am Arm… „Ich habe ja nichts dagegen, dass ihr auf der Bühne Fanservice praktiziert…aber…verdammt noch mal! Ihr könnt doch nicht einfach mitten im Konzert aufhören zu spielen! Kôyô hat dich schon ein paar Mal geküsst, Suguru. Aber hat er ein einziges Mal dafür das Konzert behindert und seinen musikalischen Part vernachlässigt??? Nein, hat er nicht! Um Gottes Willen!“ Stumm hören die anderen Bandmembers zu und ziehen an ihren Zigaretten. Kai jetzt in die Quere zu kommen…wäre Selbstmord… „E…es tut mir Leid…Ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist…“ Dann ergreift Uruha das Wort, das Aoi noch mehr verunsichert und aufhorchen lässt. „Suguru…Ich habe dir doch gesagt, dass wir das heute mit dem Fanservice nicht übertreiben werden…Das hättest du nicht tun sollen!“ Nun fängt der Blonde auch schon an…und in dem Schwarzhaarigen staut sich die Wut zusammen… „Ich meine…das kannst du doch nicht einfach tun! Und dabei hast du einfach mal so aufgehört zu spielen…Das hat uns alle mit reingezogen, sodass wir das Lied abbrechen mussten! Und die Fans erst, Suguru! Was werden sie jetzt denken? Wir können ihnen doch nicht so etwas bieten!“ Aoi ballt die Fäuste…Er soll aufhören…Er soll aufhören!! „Wieso denn???? Hört auf mich zu beschimpfen!! Es hat doch den Fans gefallen!! Sie haben gejubelt!!“ „Gejubelt???? Einige sind vor Schreck beinahe erstarrt, verdammt!! Was für ein Bild willst du denn von unserer Band vermitteln???? Unter Niveau??? Du hast mich vor unseren Fans, begrapscht! Du hast mich als sonst was hingestellt! Was kommt als Nächstes??? Holst du dir einen vor unseren Fans, die zu uns aufsehen, dann einen runter???? Wenn doch der Kuss nur das Schlimmste gewesen wäre…“ Nun muss Aoi aufstehen. „Jetzt halt mal die Luft an!! Wer war es gestern noch gewesen, der mich auf der Bühne küssen wollte???? Wer war es denn gestern noch gewesen, der versucht hat mich in der Besenkammer zu vergewaltigen???!!!“ „V…vergewaltigen?“ Überraschtes Aufkeuchen der Bandmembers. „Ja! Er hat mich gegen meinen Willen angefasst und wollte dann sogar Sex!!“ Empört verschränkt Uruha die Arme…die Empörung und Überraschung ist deutlich in seinem Gesicht zu erkennen. „Sag mal…Spinnst du jetzt total??? Was wirfst du mir da denn vor???? Sehe ich wie ein Vergewaltiger aus????“ Dann meldet sich Reita. „Ihr habt doch nur gekuschelt. Von einer Vergewaltigung war keine Spur…“ Nun schauen alle Aoi zutiefst enttäuscht an…Enttäuschung…Sie sind alle enttäuscht von ihm…und empört über die Vernachlässigung seiner Verantwortung…Und darüber enttäuscht, dass er Uruha solche Dinge vorwirft…Jeder weiß, dass Uruha sehr stolz ist…man könnte sagen, ein schier unbegrenzter Stolz…und das letzte was er tun würde, wäre jemanden zu zwingen, mit ihm zu schlafen. Das hat er nicht nötig…genauso wenig hat er es nötig, vor Leuten wie irgendein Sexobjekt behandelt zu werden… „Das…alles hätten wir von dir niemals gedacht, Suguru…Niemals.“ Stechende Blicke, die auf ihn einbohren…Die große Enttäuschung von seinen Freunden…Das kann Aoi nicht mehr aushalten…Er versteht das alles doch selber nicht!! Mit wässrigen Augen rennt er aus dem Raum…und verbarrikadiert sich in seinem Zimmer. Das…mal so eine Situation kommen würde…hätte er niemals für möglich gehalten… Es… …gibt so vieles, das er niemals für möglich gehalten hätte… Kapitel 13: Die Welt mit all seiner Ordnung und Schönheit --------------------------------------------------------- Aoi kann nicht schlafen und geht in Gedanken versunken durch die Hotelgänge. Wie soll er sich nun am nächsten Tag seinen Bandkollegen gegenüber verhalten? Er ist doch jetzt bestimmt bei ihnen unten durch…Er Idiot! Wieso hatte er auch Uruha geküsst…und ihm dann noch so einen schrecklichen Vorwurf gemacht??! Wollte…er sich etwa vor den anderen …besonders vor Ruki rechtfertigen…? Er ist nicht schwul! Und er will auch nicht so rüberkommen! Aber…dafür hat er noch lange nicht das Recht, Uruha vor den Anderen bloßzustellen… „Ich, Idiot!“ Bedrückt bleibt er stehen und lehnt sich an die Wand. „Es tut mir Leid…“ Er streicht mit einer Hand hilflos über sein Gesicht…während die andere Hand an seinem ärmellosen Unterhemd zieht. Schwach beißt er sich auf die Lippe, um zu verhindern, nicht gleich loszuschluchzen… „Verzeih mir. Bitte, verzeih mir…“ Piep! Aoi reißt sofort die Augen wieder auf. Was war das? Das hörte sich ganz nach… …Reitas Handy an? Und ja. Es ist Reitas Handy. Im nächsten Gang sieht er diesen lustlos auf der Fensterbank sitzen und wie er eine SMS schreibt. Der Schwarzhaarige versteckt sich schnell wieder hinter der Wand und überlegt ob er zu ihm gehen sollte? Nervös zupft er an seiner schwarzen Pyjama-Hose. Ist das wirklich eine gute Idee? Morgen…muss er ihn eh wieder sehen… Also…wieso nicht? Er schluckt und tritt zurückhaltend hinter der Wand hervor. Langsam geht er auf den Bassisten zu, der ihn nicht kommen sieht und weiter auf das Handy starrt. Stumm bleibt der Schwarzhaarige dann einen Meter vor ihm stehen. Reita bemerkt endlich seine Anwesenheit, schaut aber nur auf seine Füße. „Was willst du?“ Aoi muss bei dieser harten vorwurfsvollen Stimme wieder schlucken. „Ähm...Wieso…schläfst du nicht?“ Der Andere schaut nun aus dem Fenster in die undurchdringbare Dunkelheit. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“ Der Gitarrist schaut jetzt ebenfalls aus dem Fenster…ins Nichts. So still und ruhig…oder gar nachdenklich kennt er ja Reita gar nicht… Verunsichert muss Aoi wieder auf den Anderen schauen, der ihm bisher noch gar nicht direkt ins Gesicht geblickt hat…Er vermeidet es bewusst. „Sieh mich an.“ Er vermeidet es weiterhin. Das dunkle Nichts ist wohl interessanter… Traurig kratzt er sich am Nacken. Er ist ja selber Schuld… Nach einigen Minuten Stille muss Aoi jedoch wieder das Wort ergreifen. „Bist du sauer auf mich?“ Eine dumme Frage…aber er konnte sie trotzdem nicht mehr lange zurückhalten. Der Bassist blickt ihn das erste Mal direkt an. „Sauer? Mal davon abgesehen…dass du mich angelogen hast…die ganze Zeit…Mal davon abgesehen…dass du mir die ganze Zeit nur was vorgespielt hast? Mal davon abgesehen…dass du ein Lügner bist??“ Aoi geht einen Schritt zurück. „N…Nein das ist nicht…wahr…“ Oder…doch? „Denkst du ich wäre wirklich so blöd, Suguru?? Du und Kôyô! Ihr habt doch gar nicht gekuschelt! Du stehst auf ihn!! Du hast mich angelogen!! Du hättest doch mit ihm geschlafen, wenn du die Möglichkeit gehabt hättest!!“ Reitas Stimme ist immer lauter geworden, sodass Aoi nur noch weiter zurückgewichen ist… „Du bist ein Lügner! Du bist eine Schwuchtel!!!“ Nun erhebt sich Reita vor Wut und Aoi drückt sich gegen die gegenüberliegende Wand. „I…Ich bin keine…“ Oder…ist er es jetzt doch? Ist er jetzt doch eine…Schwuchtel? „Du…hast mich all die Jahre angelogen…Dir ist wohl unsere Freundschaft nichts wert…“ Bei diesen leise gewordenen Worten muss Aoi ihn entgeistert ansehen. Ihm soll…ihre Freundschaft nichts wert sein? Nein! Das kann er 100pro verneinen! „Das stimmt nicht!…Sie ist mir verdammt viel wert, Akira! Sowas kannst du mir nicht vorwerfen! Und ich…ich habe nichts mit Kôyô…Ich…wir haben uns nur geküsst…weil er das halt von der Bühne her ausgleichen wollte…Ähm…“ „Seit wie lange?“ Fragend hebt der Schwarzhaarige eine Augenbraue. Reita definiert seine Frage nun genauer. „Seit wie lange stehst du schon auf ihn?“ Aoi blickt kurz auf den Boden und dann wieder zu ihm. Soll…er es verleugnen? Nein. Nicht vor ihm…Nicht jetzt. Nein. „Ich habe es erst seit kurzem gemerkt…und wirklich Akira…Ich hätte das wirklich niemals vorher in Betracht gezogen! Du weißt doch, dass mich Männer normalerweise kalt lassen! Ich weiß auch nicht…was da aufeinmal schief gelaufen ist…Glaube mir doch, bitte!“ Reitas Handy piept wieder… Der Piepton verliert sich jedoch unwirklich in der Stille…Aoi hat das Gefühl das es sogar etwas gehallt hat… Er erwartet, dass Reita zurückschreibt…doch diesmal tippt er nicht zurück…stattdessen schaut er bedrückt zur Seite. „Du hast mich echt enttäuscht, Suguru. Nach all den Jahren…als beste Freunde…hätte ich schon etwas mehr Vertrauen erwartet…“ Dann klatscht sich Reita an die Stirn. „Mein eigener bester Freund ist eine Schwuchtel!“ Aoi schließt schmerzverzerrt die Augen… Es tut weh. Sie hatten immer zusammen über Schwule abgelästert…und jetzt ist er selber einer…Dieses…starke freundschaftliche Band zwischen ihnen…ist es nun gerissen? Nur…wegen diesem Mist? „Ich erkenne dich nicht wieder.“ Geschockt öffnet Aoi wieder die Augen und erblickt Reitas Rücken. „Akira…“ Hilflos sieht er zu wie dieser sich von ihm entfernt. „A…Akira!“ Das kann er sich nicht bieten lassen! Er eilt ihm hinterher und zerrt an seinem Arm, woraufhin Reita ihm einen drohenden Blick zuwirft. „Ist jetzt alles zwischen uns kaputt?? Ist es wirklich so schlimm, wenn ich auf Männer stehe??? Du hast es doch schon immer vermutet, oder nicht?? Verdammt! Ich hab es doch vorher auch gar nicht gewusst!! Wie konnte ich dich denn dann bitteschön anlügen?? Und…außerdem…ist es denn wirklich…so schlimm?“ Der letzte Satz war nur noch ein schwaches Flüstern... Reita reißt sich brummend los und verschränkt die Arme vor dem Körper. „Ich werde jetzt erstmal…ein bisschen schmollen…Aber das ist auch alles. Du weißt ja…ich kann nicht sauer auf dich sein…So eine Kleinigkeit kann unsere Freundschaft nicht zerstören…aber…ich will, dass du mich nie mehr wieder anlügst, ok?“ Erleichtert atmet der Schwarzhaarige aus…und muss sich dann freudig quietschend im Kreis drehen. „Danke, Akira!! Und ich werde dich nie mehr wieder anlügen!“ „Ich habe mir eh schon gedacht, dass du auf Männer stehst. So wie du mich in der Dusche immer anstarrst.“ Nun verschränkt Reita schmunzelnd die Arme hinter dem Kopf, während ihn Aoi fauchend anglotzt. Am liebsten hätte er sich wieder auf ihn gestürzt und sich für diese Bemerkung gerächt…aber er hält sich zurück. „Also Oyasumi!“ Belustigt grinsend verabschiedet sich der Bassist, doch ehe er geht dreht er sich noch mal kurz um. „Ähm…Du stehst aber nicht wirklich auf mich oder?“ Aoi verengt die Augen muss jedoch trotzdem schmunzeln. „Nein.“ Reita grinst nun breit. „Aber mein Körper ist geil, ne?“ Aoi lässt den Kopf sinken…In diesem Punkt haben Uruha und er doch was gemein! „Ja du hast einen tollen Body und jetzt Oyasumi, ok?“ Sie lachen sich an und verabschieden sich endgültig. Gut…mit Reita scheint er jetzt wieder im Klaren… …doch was ist jetzt mit ihm und Uruha? Vielleicht…vielleicht sollte er sich nun bei ihm entschuldigen? Jetzt…jetzt…jetzt… …SOFORT!! Hektisch blickt er sich um und rennt dann zu Uruhas Zimmer. Er muss sich bei ihm entschuldigen! Alles wieder gut machen!! Seine Fehler rückgängig machen! Es…wenigstens versuchen. Er hält abrupt an und blickt überrascht auf Uruhas Zimmertür, die einen schmalen Spalt offen steht…leise Stimmen…Was hat das zu bedeuten?? Aoi muss verunsichert schlucken…Vielleicht sollte er einfach wieder gehen…? Nein…die Neugier ist zu stark…Er muss wissen mit wem da Uruha im Dunkeln redet! Im Dunkeln…Uruha wird doch nicht…? „Bitte nicht…bitte nicht…bitte nicht…“ Leise diesen Satz wiederholend geht er ein paar Schritte vor…während sein Herz immer schneller schlägt…Es…scheint so, als würde sein laut pochendes Herz ihn jeden Moment verraten können… „Kôyô…“ Hä? Was für eine Männerstimme hat gerade seinen Namen geflüstert?? Seine Hände zittern…Wieso zittern sie? Seine Beine schwächeln…Wieso schwächeln sie? Seine Augen fangen an zu tränen…Wieso tränen sie? …Dann…spickt er durch den Türspalt. … Nein… Nein…Nein! Er muss hier weg… Schnell… Kaum imstande sich zu bewegen…kaum imstande zu reden…kaum imstande zu denken… …kaum imstande…irgendwas jeglicher Art zu tun…versucht er zitternd irgendwo Halt zu finden…vielleicht an der Wand…vielleicht an irgendeinem Möbelstück…aber vielleicht auch nur an einen Gedanken…einem klaren Gedanken…an irgendwas…was ihn ablenken könnte…was ihm…Halt geben…und davor bewahren könnte…in ein tiefes Loch zu fallen…hinzufallen…Irgendwas! Er schleicht leise ein paar Schritte zurück…und dann…dann rennt er los…zurück in sein Zimmer…und immer noch…mit dem Wunsch…das was er gerade gesehen hatte…verstehen…oder verarbeiten zu können…mit dem Wunsch…seine eigenen Reaktionen auf das Gesehene zu verstehen…mit dem Wunsch…dieses niederschmetternde Gefühl loszuwerden…dass ihm den Atem und…den letzten Fünkchen von Verständnis…von Verstehen…raubt. Danke…dass du mir das Bild von dieser Welt mit all seiner Ordnung und Schönheit…das ich vorher immer vor Augen hatte…komplett durcheinander…gar vollständig zerstört hast. Kapitel 14: Ein wesentlicher Unterschied ---------------------------------------- Unglaublich… Sie hatten sich doch nur geküsst…Nein…sogar schon öfters auf der Bühne…aber…der Kuss in der Besenkammer…Er war so anders gewesen…Alles…war plötzlich so anders…Nur ein Kuss…dieser entscheidende Kuss…dieser kurze Augenblick…und ehe man sich versieht…ist man dem Anderen schon verfallen…und dann…dann ist es zu spät. Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Niemals. Klopf! … „Suguru?? Bist du da drin??“ … Uruha…Wieso gerade Uruha? Wieso…ein Mann? Er hatte bisher nur Frauen…und nun…tut ihm…ein Mann so… …weh. Klopf! „Suguru! Lass mich rein! Ich will mit dir reden.“ … Das…hätte normalerweise erst gar nicht passieren können… Es…ist eigentlich unmöglich gewesen. „Suguru! Bitte…“ … Aoi setzt sich auf… Erst jetzt wird ihm klar, dass jemand an seiner Tür klopft. Er kann…seine Hoffnung nicht unterdrücken… Die Hoffnung, dass eine bestimmte Person vor seiner Tür steht. Nur die. Schnell wischt er sich mit einem Taschentuch die Tränen weg. Niemand darf ihn so sehen…so…schwach. Er weint so gut wie nie…und dieses Bild darf auch nicht wegen so einem Idioten zerstört werden…wegen…einem Mann. Wegen ihm. Niemals. Schwach steht er auf und geht zur Tür. Ob der Besucher noch wartet oder…schon gegangen ist? Konzentriert lauscht er…aber…es ist wohl doch niemand mehr vor der Tür… Enttäuscht verzieht er das Gesicht… Dann hört er plötzlich ein Seufzen. Erwartungsvoll dreht er den Schlüssel im Schloss und öffnet die Tür. Der Besucher sitzt mit den Rücken angelehnt an der Tür und hebt überrascht seinen Kopf. „Du…hast also doch aufgemacht.“ Ohne ein Wort zu sagen, geht Aoi wieder zu seinem Bett und setzt sich darauf. Er zieht die Beine an und vergräbt das Gesicht in seinen Knien. Er könnte…jetzt wieder beinahe losheulen…und das nur weil der Besucher nicht Uruha ist. „Komm rein und mach die Tür zu.“ Die Tür wird leise geschlossen. „Ich…habe dein Gesicht nur kurz gesehen…aber…ich konnte erkennen, dass du geweint hast.“ Aoi zieht die Beine noch näher an sich und umschlingt sie mit seinen Armen. „Ich heule nicht. Ich heule niemals.“ Dann spürt er wie sich der Gast auf sein Bett setzt. „Ich weiß…und genau das bereitet mir Sorgen.“ Nun muss Aoi seinen Kopf heben und ihn ansehen. Er weiß eh schon…dass er geweint hat…also kann er ihn auch gleich direkt anblicken. „Wieso solltest du dich um mich Sorgen machen?“ Kai erwidert seinen Blick leicht empört. „Weil…ich der Bandleader bin und mich um alle Bandkollegen kümmere. Es ist meine Aufgabe auf euch aufzupassen und die Band zusammenzuhalten.“ Aoi schmunzelt leise. „Ja…wegen deinem Beruf.“ Kai schaut ihn fürsorglich an und legt flüchtig die Hand auf seine. „Nein…sondern weil ihr meine Freunde seid.“ Freunde…Er und Uruha…könnten sie jemals wieder normale Freunde sein? Wird…alles jemals wieder so sein, wie es gewesen ist? „Ich habe euch alle enttäuscht…“ „Ist schon in Ordnung, Suguru. Ich meine…das was gestern passiert ist…ist nun mal passiert. Diese kleine Unterbrechung…ist für das Konzert nicht so relevant gewesen.“ „Du hast mich angeschrieen…“ „Ich war in diesem Moment einfach sauer…und…das was passiert ist…darf nicht zu einer Gewohnheit werden. Und…du und Kôyô...“ Kai muss kurz den Blick abwenden und stocken. „…Was?“ „Ich…weiß nicht was da zwischen euch beiden läuft…aber es darf auf keinen Fall die Band und ihr Tun…besonders das familiäre Bandklima behindern…verstehst du? Das du Kôyô so beschuldigt hast…das ist nicht deine Art. Dahinter muss es einfach einen deftigen Grund geben. Streit möglicherweise und…es gefährdet einfach alles…“ Aoi verengt die Augen. Wieso tut Kai so, als würde er schon alles wissen? Als würde er die ganze Situation überblicken?? Er weiß rein gar nichts… „Es läuft nichts zwischen mir und Kôyô!“ Der Bandleader beachtet diesen Einwurf nicht, sondern redet munter weiter. „Und was mir Sorgen bereitet ist…dass es wohl nicht nur euch zwei betrifft…Taka scheint auch damit, mehr als nur unzufrieden zu sein…“ Natürlich…Wie kann einer auch zufrieden sein, wenn jemand versucht den Freund auszuspannen…den festen Freund…von jemand anders… Der Gitarrist spürt, wie seine Augen wieder wässrig werden… Er hatte das doch nicht gewusst verdammt! „Ich…bin…so ein Arschloch…Das mit Taka…ist nur meine Schuld…“ Kai schaut ihn verblüfft an. „Du weißt was mit Taka los ist?“ Eine Träne entweicht ihm… „Ja…und…es tut mir so wahnsinnig Leid…Kein Wunder, dass er nicht mehr mit mir reden will, nachdem was ich getan habe…“ Kai setzt sich nun genau neben Aoi und streicht ihm tröstend über den Arm. „Was…hast du denn getan?“ Der Schwarzhaarige beißt sich auf die Lippe… „Es tut mir Leid, Uke…aber…das geht nur mir und Taka etwas an.“ Zu schlimm…ist die Wahrheit. Zu schlimm…ist das was er getan hat… „Kann…ich dir denn irgendwie helfen?“ Aoi erwidert seinen besorgten Blick verunsichert…Soll…Sollte er das wirklich von Kai verlangen? Leicht schmiegt er sich an den Drummer, der ihn fürsorglich in den Arm nimmt. „Danke…dass du bei mir bist, Uke…aber ich weiß nicht…ob du mich verstehst.“ „Wieso sollte ich das nicht?“ Der Gitarrist legt seinen Kopf in Kais Hals. „Wenn ich es dir sage…weiß ich nicht, wie du reagieren wirst…und ob du dich überhaupt in meine Lage hineinversetzen könntest…“ Der Bandleader muss lächeln und streichelt über Aois Kopf. „Dann rede doch mit mir. Vielleicht kann ich es dann sogar besser verstehen als du selbst.“ Aoi schluckt… „Stehst…du auf Männer?“ Sowas fragt man nicht einfach…aber…er kann sich diese Frage nicht verkneifen…Bei Ruki, Uruha und Reita weiß er nun die sexuelle Neigung…aber von Kai…eben nicht. „Weißt du noch…als wir Miyavi getroffen haben?“ „Ach…diesen Verrückten.“ Kai muss wieder lächeln. „Ja…Ich…hatte was mit ihm.“ Aoi reißt die Augen. „W…Waaaaas??! Mit dem???“ „Jaja…Er war etwas hyperaktiv und durchgedreht, aber wenn man ihn besser kennen lernt, ist er echt nett! Und…verdammt heiß.“ Heiß also. Aoi muss grinsen. Er…hätte niemals gedacht, dass so viele in seiner Band schwul sind…nein fast alle…und das erfährt er erst jetzt…und anscheinend können alle besser mit ihrer Situation umgehen als er…Also…ist es im Prinzip doch nicht so schlimm? „Oh mann…Ich dachte, dass wäre nur ein Gerücht gewesen. Bist du mit ihm zusammen?“ „Nein, es war nur ein einmaliges Abenteuer gewesen.“ Ein einmaliges Abenteuer…Soso. Der Schwarzhaarige schnurrt, als ihn Kai sanft den Nacken grault. Es tut gut…wenn sich jemand um einen kümmert und für ihn da ist. „Sag mal…Hast du eigentlich irgendwas mit Akira? Der schwärmt die ganze Zeit von dir…“ Aoi brummt etwas genervt…Wieso muss ihn jeder immer wegen Reita fragen?? „Nein. Er hat nur eine Freundin, die denselben Namen hat wie ich.“ Wie das klingt… „Ach…echt??“ Nun brummt der Schwarzhaarige lauter. Immer dasselbe…Wieso fragen sie Reita nicht gleich direkt? Kai scheint zu merken, dass Aoi die Erklärungen satt hat und wechselt das Thema. „Willst du irgendwas? Du warst den halben Tag in deinem Zimmer eingesperrt…Du hast bestimmt Hunger oder Durst?“ „Nein…ist schon gut…“ Dann drückt er sich von Kai etwas weg und schaut zu ihm auf. „…aber…ich…“ Wie soll er das nur sagen?? Schüchtern läuft er rot an, während ihn Kai ratlos ansieht. Dann nimmt er all seinen Mut zusammen. „…K…Küss mich.“ Kai ist sichtlich überrascht über Aois Anforderung. „Wie?? Bist…du dir da sicher?“ Aoi nickt entschlossen. Denn das was Uruha konnte, konnte er schon lange! Kai lächelt sanft und streicht ihm liebevoll über das rotangelaufene Gesicht. „Ok…aber nur wenn du dich nachher etwas stärkst und was zu Essen zu dir nimmst. Und…du dich heute auf der Bühne benimmst und nicht mehr den Proll raushängen lässt...“ Aoi nickt wieder verstehend. Dann öffnet er hoffnungsvoll…schier sehnsuchtsvoll seine Lippen, als sich der Andere seinen nähert. Während sie sich leidenschaftlich küssen, schließt Aoi die Augen und lässt seine Hände durch Kais Haare fahren. Der Kuss ist schön…Kai kann gut küssen. Aber…niemand…wirklich niemand kann ihn so küssen, wie es Uruha tut. Also… …dann gibt es doch einen wesentlichen Unterschied… Kapitel 15: Warnung ------------------- Nur zaghaft nimmt Aoi etwas von dem Büffet. Nicht das er kein Hunger hat, aber…es ist schwer irgendwas runter zubekommen… Er ist alleine in dem Raum…die anderen Bandmitglieder hatten schon gegessen. Seufzend schaut er auf das Essen. „Warum gibt es keine Momiji-manjus?“ Klack Dann hört er wie jemand das Zimmer betritt…dreht sich aber nicht um. Kai und Reita nehmen es ihm nun nicht mehr übel was passiert ist…aber was ist mit den anderen Members? Ja…besonders diese Zwei… Aus dem Augenwinkel sieht er, wie sich der Gast neben ihm am Büffet stellt und sich einen süßen Snack nimmt. Diese zierliche Hand mit den schwarz lackierten Fingernägeln…Das können nur die von Uruha sein… Nervös kratzt sich Aoi am Nacken… „Du lebst also noch?“ Spätestens diese kalte Stimme, bestätigt seine Vermutung. Er muss schlucken. Schon jetzt…fühlt er sich zu ihm wieder so hingezogen…Schon seine bloße Nähe…lässt sein Herz schneller schlagen… Aber nein. Aoi entschließt sich, nicht zu antworten. Dem ist er schließlich keine Erklärung schuldig! Von der Seite erkennt er, wie der Andere sich elegant am Büffettisch stützt und sich zu ihm dreht…ihn fixiert…das macht den Schwarzhaarigen noch nervöser, der jetzt so tut, als könnte er sich zwischen zwei Leckereien nicht entscheiden…doch stattdessen…kommt ihm wieder die Szene vor Augen…die Szene, die er gestern in der Nacht in Uruhas Zimmer gesehen hatte…die ihm…schon fast wieder die Tränen in die Augen treibt… Er kann noch immer nicht glauben…dass das was er gesehen hat, wirklich passiert ist…Er und Ruki…auf den Boden…küssend…Arm in Arm…Ruki auf ihn…seine Tränen tropften auf Uruhas Gesicht…und auch er…er hatte geweint. Sie beide haben geweint…während sie sich geküsst haben… Wieso haben sie geweint? Wegen ihm. Nur wegen ihm. Nur weil…er sich zwischen die beiden gedrängt hatte… Nur weil…er so verdammt egoistisch ist… Nur weil…er…so ein dummer Blindfisch ist… Aoi ballt seine freie Hand zu einer Faust… „Es…tut mir Leid.“ Dann schaut er zu Uruha, der ihn etwas erstaunt anblickt und an seinem Snack knabbert. Jetzt…da Aoi ihn wieder so direkt ansieht…muss er die Faust lösen und sich an den Tisch festhalten…Jedes Mal…raubt ihm die Schönheit dieses Mannes den Atem…ja…schon beinahe den Verstand… Wie kann ein Mensch nur so schön sein…? In diesem Moment trägt er seine Brille und hat seine längeren Haare hinten zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden…Er kann machen was er will…er wird immer schön sein…ob mit Brille oder ohne…ob geschminkt oder ungeschminkt…ob mit Pferdeschwanz oder ohne…egal. Für ihn…wird dieser Mensch immer schön sein… Kôyô…weißt du eigentlich wie schön du bist? Natürlich weiß er das…sonst würde er sich nicht jede freie Minute im Spiegel betrachten…Er würde nicht so arrogant sein…Er würde nicht so viele Männer haben…Er würde…nicht mit Ruki zusammen sein… „Es tut dir Leid?“ Schüchtern blickt Aoi dann auf den Boden. Er kann den Blick des Anderen nicht länger standhalten…nicht...nachdem was er ihm und Ruki angetan hatte...und außerdem…wäre es fatal sich jetzt in dieser Schönheit zu verlieren… „Ja…In meinem Egoismus und meiner Naivität…habe ich nicht bemerkt, was ich angerichtet habe…“ „Ist schon gut. Ich meine…du hast dich angegriffen gefühlt.“ Hä? „Weißt du überhaupt, für was ich mich entschuldige?“ „Ja, für deine Beleidigung, dass ich ein Vergewaltiger wäre oder nicht?“ Aoi muss schmunzeln…Ist denn auch Uruha so naiv? „Was denn?? Etwa nicht??“ Der Schwarzhaarige verengt die Augen…Jetzt reicht es aber! Wieso entschuldigt er sich eigentlich??? Uruha hat doch die Anmachversuche angefangen! Und das obwohl er doch mit Ruki zusammen ist!! Dieser Fremdgänger! Dieser Idiot! Er ist der Schuldige! „Du bist so ein Arschloch, Kôyô! Du Vergewaltiger!“ Der Blonde schnauft empört und geht Aoi an den Kragen. „Hey! Spinnst du???? Wer hat wen vergewaltigt, du Heuchler????“ Plötzlich hält der Lead Gitarrist inne und schnuppert an den Anderen. Dann verzehrt sich Uruhas Gesicht zu einer zornigen Grimasse. „So ist das also! Du tust so als würden dich Männer nicht interessieren, aber Uke lässt du schön brav ran!!“ Das ist ja wohl das Höchste! „Ich habe nichts mit Uke!“ „Du riechst aber nach ihm, du Arsch!“ „Das sagt genau der Richtige!! Takas Parfüm liegt so intensiv in der Luft, dass mir gleich alles wieder hochkommt!“ Ein überraschter Blick von Uruha. „Was? Taka?“ „Ja, genau der! Tu nicht so, als wärst du überrascht!“ „Wie kommst du denn auf so einen Mist???“ „Ich habe euch gesehen!!“ Kurzes Stocken…Dann fährt ihn der Blonde weiter an. „Du…Du…hast gar nichts gesehen!!“ Er leugnet also seine Beziehung…oder…ist Ruki doch nur einer von seinen vielen Männern…? Und er…Ist er dann auch nur einer seiner vielen Männern? Doch Aoi kann sich darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen…Die Nähe des Anderen…ist zu verlockend…Er…darf ihm doch nicht so nah kommen! Was tut er nur?? „Suguru…Ich und Taka…“ Uruha hat jedoch keine Zeit mehr den Satz zu beenden, da hat Aoi ihn schon ruckartig zu sich gezogen und drückt ihm einen stürmischen Kuss auf. Es dauert nicht lange, bis der Blonde, den Kuss gierig erwidern muss. Haltsuchend stolpern sie in ihrer Leidenschaft zur Wand, wobei sie fast den Büffettisch umgeworfen hätten. Klack Die Tür geht wieder auf. In Windeseile lassen die Beiden Streitsüchtigen voneinander ab. Aoi stellt sich blitzschnell am Büffet, während Uruha sich wieder lässig in Pose am Tisch stützt und sich einen neuen Snack schnappt. Kai schaut die Zwei skeptisch an, die erstmal wieder unterdrückt zu Atem kommen müssen. „Habt…ihr gerade gestritten? Wir haben lautstarke Stimmen vernommen…“ Uruha streicht sich elegant eine Strähne aus dem Gesicht. „Nein, haben wir nicht. Da müsst ihr euch wohl verhört haben.“ Der Drummer hebt eine Augenbraue. Na klar… Besorgt geht er zu Aoi und nimmt seine Hand. Diese kleine Geste springt Uruha sofort ins Auge, der bedrohlich ein Auge zuckt und sich in seiner Vermutung von vorhin bestätigt fühlt. Der Schwarzhaarige ist peinlich berührt, als er Uruhas Reaktion wahrnimmt. „Geht’s dir jetzt etwas besser?“ „Ja…Danke, Uke.“ Aoi umarmt den Drummer dankend, der die Geste lächelnd erwidert und sanft über dessen Rücken streicht. Uruha muss bei diesem Anblick die Backen aufplustern und den Snack fallen lassen. Was erlauben die sich da eigentlich?? Dann löst sich der Schwarzhaarige belustigt grinsend wieder und nimmt seinen Teller. „Ich gehe dann in meinem Zimmer weiter essen.“ Bevor er verschwindet, zwinkert er Uruha noch frech zu, der immer noch sichtlich leicht empört ist. Nun wird der ahnungslose Kai von Uruhas stechenden Blicken bombardiert. Als dieser die Blicke endlich bemerkt, schaut er den Blonden verwirrt an. „Was ist los?“ Ohne Vorwarnung zerrt der Blonde ihn an seinem Arm zu sich und streicht ihm mit einem Finger bedrohlich langsam über die Wange. „Lass bloß die Finger von Suguru.“ Kai runzelt die Stirn. „Du drohst mir?“ „Wenn es nicht anders geht, ja.“ „Und was ist mit dir? Was ist mit deinem Versprechen, niemanden aus der Band anzurühren?“ Uruhas Griff um Kais Arm wird fester. „Vielleicht solltest du ja auch so ein Versprechen machen?“ Der Drummer beißt die Zähne zusammen. „Was hat dir Suguru erzählt?“ „Das ihr im Bett wart.“ Kai schüttelt ungläubig schmunzelnd den Kopf. „Lüge.“ „Eine Lüge, also? Genauso wie es eine Lüge ist, dass du mich willst?? Ja…genau deswegen hast du dich doch an ihn rangeschmissen…nicht wahr?“ Kai muss schlucken, als Uruha leicht den Kopf schief legt und ihm provokant einen intensiven Blick zuwirft. „Das…ist nicht wahr.“ Kai verengt zornig die Augen, als Uruha ihm nun durch den schon viel zu festen Griff die Fingernägel in seinen Arm bohrt. „Oh, natürlich, Schätzchen. Am Anfang verleugnet es jeder…“ Der Blonde muss grinsen. Es ist ein Leichtes, Kai zu provozieren. Aber wenn es sein muss, wird er darüber hinausgehen und alles daran setzen dass dieser Aoi in Ruhe lässt… Dann lässt Uruha den Drummer los und will aus dem Zimmer gehen, doch bei der Tür schaut er noch mal kurz über seine Schulter zurück mit einem…gar bedrohlichen Blick. „Ich warne dich ein letztes Mal. Lass die Finger von Suguru. Er ist schon für jemand anders bestimmt.“ Kai schaut ihn mit einem verächtlichen Grinsen an. „Ach, für dich etwa?“ Ohne eine Antwort zu geben, verlässt der Blonde das Zimmer. Kapitel 16: Kuscheln -------------------- Vor der Bandzimmertür holt Aoi noch mal tief Luft. Er will nicht darein gehen…aber gleich fängt das Konzert an. Besonders Bedenken hat er wegen Ruki…und nun…wo alle Members zusammen sind und nicht mehr einzeln…kann er ihre Reaktion nicht einschätzen… Schüchtern betritt er bei diesem Gedanken wider Willen das Zimmer. Das Gerede verstummt augenblicklich und die Anderen blicken ihn neugierig an. Aoi will sofort wieder rausgehen, doch Reita tritt zu ihm und klopft ihm kumpelhaft auf die Schulter. „Na, Alter? Alles klar?“ Der Schwarzhaarige muss lächeln. Das Schmollen hat also doch nicht solange gedauert… „Ja.“ „Gut! Dann zeigen wir es mal gleich den Fans, ne??“ Lachend boxt er ihm in den Arm, doch Aois Aufmerksamkeit gilt schon Uruha und Ruki, die auf dem Sofa sitzen. Er schluckt kräftig und geht auf sie zu. So…nah wie sie nebeneinander sitzen…so wie Uruha dem Sänger fürsorglich über den Arm streicht…wird der Knoten in Aois Magengrube nur noch stärker…und schmerzhafter. Die Beiden…das heimliche Paar…Oh nein…Was hat er nur wieder getan…? Hatten sie sich heute wirklich wieder geküsst…? Wie…konnte er nur? Wie…kann er so was Ruki nur antun?? Und was ist mit Uruha?? Macht…es ihm gar nichts aus…? Nein, wieso hatte er sich nur auf den Blonden gestürzt?? Ruki…Ruki… „E…Es…tut mir Leid.“ Die Beiden schauen zu ihm auf, während er spürt, wie seine Augen leicht wässrig werden. „Ich…wollte keine Probleme machen…und ich hoffe, wir können uns wieder versöhnen?“ Nun blicken sich die Zwei kurz an. So…als würden sie Gedanken austauschen. Dann blicken sie ihn wieder an und Uruha streckt ihm seine Hand entgegen, die Aoi sofort dankend schüttelt. Immerhin…muss er sich auch bei dem Blonden entschuldigen…Schließlich war er derjenige heute gewesen, der ihn geküsst hat…Und auch mit Ruki kann er sich versöhnen, in dem sie sich lächelnd die Hände schütteln. Eigentlich…war es doch gar nicht so schwer gewesen… Aber…verzeiht ihm Ruki so einfach…? Die Schuldgefühle in Aoi werden noch größer...Er ist dem Sänger wirklich dankbar…Normalerweise hätte er es auch hingenommen, wenn dieser aufgestanden wäre und ihm eine geohrfeigt hätte…Ja…das hätte er verdient… Kai gesellt sich zu ihnen und legt lachend den Arm um ihn. „Super, dass jetzt alles wieder gut ist!“ Ist…es das? Vielleicht…kann man das oberflächlich sagen… Aber…sollte man die ganze Sache oberflächlich betrachten? Reita klatscht aufgeregt in die Hände. „Jetzt lassen wir die Halle erbeben!“ Grinsend führen sie ihr Ritual durch und eilen aus dem Zimmer zur Bühne… Es…scheint wieder alles beim Alten zu sein…Aber…so einfach ist es nicht. So einfach kann es nicht sein… Sein fröhliches Lachen…Nur vorgespielt. Der Knoten…immer noch vorhanden. Das Herz…immer noch schlagend…für diese eine Person. Vielleicht…ist jetzt alles geklärt…aber…nein…er kann nicht sagen, dass er mit der jetzigen Situation zufrieden sein kann…Er will nämlich Uruha noch immer… Hoffentlich…werden diese Gefühle irgendwann vergehen… Am besten ganz schnell. Wieso kann es nicht einfach so wie früher sein?? Da…wo er und Uruha…einfach nur Freunde gewesen waren… Normale Freunde… … Nach dem Konzert packt er trostlos seine sieben Sachen im Hotelzimmer zusammen. Gleich werden sie nämlich mit dem Tourbus zur nächsten Stadt fahren. So ist mal wieder eine Übernachtung im Tourbus angesagt… Klopf! Plötzlich klopft es an der Tür. „Herein!“ Kai tritt ins Zimmer und schließt leise die Tür hinter sich. „Hey…“ Der Gitarrist lächelt gespielt fröhlich. Er hasst es…anderen Leuten etwas vorzumachen…aber noch mehr hasst er es, wenn sich andere um ihn sorgen… „Hey! Schon mit Packen, fertig?“ „Jup. Schon alles im Tourbus.“ Aoi verschließt erleichtert seine Reisetasche. Nun sind auch seine Sachen fertig. „Ok, na dann mal los.“ Doch ehe er seine Tasche nehmen kann, schreckt er auf, als Kai direkt vor ihm steht. Sanft streicht die Hand des Drummers über seine Wange, während dieser ihm leise ins Ohr flüstert. „Ich soll dir nicht zu nahe kommen…aber…das bringt mich nicht ab…nein…das wird mich nicht aufhalten.“ Hauchzart küsst dieser nun sein Ohr, während ihre Hände sich umschließen. Aoi schmiegt sich hilflos an den Anderen. „Wer hat dir das gesagt?“ „Was?“ „Ja…dass du mir nicht zu nahe kommen sollst…“ Wieso…hofft er nur auf den Namen? Auf diesen einen Namen…den er jetzt wahrscheinlich nie mehr wieder vollkommen belanglos sagen kann… Kai lässt von seinem Ohr ab und schaut ihn mit einem ernsten Blick an. „Das ist nicht wichtig.“ Nicht wichtig? Das ist nicht der Name, den er hören wollte… „Aber, Uke…Ich will wissen-“ Verunsichert sieht der Gitarrist zu, wie der Bandleader einen Finger vor seinen Lippen tut und leise zischt. „Schhhh…Du…musst lernen zu schweigen, Suguru…Denn…wenn man nicht weiß…wie und wann man zu schweigen hat…kann es sehr gefährlich werden…verstehst du?“ Gefährlich? Bei Kais flüsternden bedrohlichen Worten muss Aoi leicht zittern… Doch…jetzt…will der Schwarzhaarige erst recht nicht schweigen. „Uke…Was-“ Nun wird Kai energischer und legt schnell seine Lippen auf die des Anderen, damit Aoi nichts mehr erwidern kann. Der Gitarrist lässt den Kuss zu und schließt genießend die Augen. Schon wieder. Kai küsst ihn schon wieder. Woher nimmt er sich eigentlich dieses Recht…? Nur weil…Aoi ihn einmal darum gebeten hatte? Das ist kein Grund…weshalb er das noch einmal tun darf…aber Aoi wehrt sich nicht…schubst ihn nicht von sich weg… „Halt mich fest…“ Ganz im Gegenteil. Schwach muss er sich an Kai festhalten…und er kann nur zufrieden aufseufzen als der Drummer mal wieder seiner Bitte nachkommt und seine Arme um ihn legt. Es kommt ihm wie ein schöner Trost vor…Etwas Ablenkung… Ablenkung…von Uruha. Ablenkung…von diesem unendlichen Schmerz. Er ist Kai dafür so dankbar… Doch dann…dann kommt der Schmerz doch wieder…So…unerträglich stark…und insgeheim muss er innerlich weinen… Denn…müsste er jetzt nicht eigentlich mit ihm hier stehen?? Nicht ihn küssen?? Nicht bei ihm sein?? Aber…er wird Uruha nicht bekommen…Er gehört schon jemand anders… Die schmerzliche Vorstellung, wie dieser Ruki küsst…vielleicht…auch gerade in diesem Moment…verfolgt ihn. Es tut weh. Wann…wird es endlich nicht mehr wehtun? Es…soll endlich aufhören! „Der Tourbus wartet.“ Die beiden Knutschenden springen vor Schreck auf und schauen zur Tür, in der nun ein glotzender Reita steht. Aoi grinst ihn nervös an. „Äh…Wir…“ Der Bassist winkt gelangweilt ab. „Kuscheln. Ich weiß.“ Kapitel 17: Blutzoll -------------------- Am darauf folgenden Tag sind sie nach einem kleinen Stadtbummel in der neuen Stadt schon wieder bei der nächsten Halle. Aber es ist keine kleine Halle…Sie ist riesig. Deshalb gibt es viel beim Vorbereiten des Konzertes zu tun. Aoi hört gerade dem Techniker gespannt zu, der ihm die Spezialeffekte für das Konzert erläutert, als ihm plötzlich etwas anderes ins Auge sticht. Sein hartnäckiger Blick verfolgt den blonden Gitarristen, der in diesem Moment an ihnen vorbeigeht…doch auch dieser dreht seinen Kopf leicht zu ihm und erwidert seinen vielsagenden Blick. Dieser…kurze…Moment…diese…eine Sekunde, die nur ihnen gehörte…war so unauffällig, dass es wohl keiner außer ihnen registriert hatte…Zum Glück. Langsam senkt der Schwarzhaarige sein Blick auf den Boden, als auch im selben Augenblick der Blick des anderen Gitarristen wieder nach vorn gerichtet ist. Nur…die bloße Anwesenheit des Anderen…nur ein einziger flüchtiger Blick des Anderen, der nur ihm gilt…beflügelt ihn. Aber…auf der anderen Seite ist dieses deprimierende Gefühl der Enttäuschung… Die durch eine schwerwiegende Tatsache verursacht wird… Der Tatsache, dass…Uruha schon Ruki gehört. Wie oft…muss er sich das noch vor Augen führen…? Wie oft…muss er diesen immer wieder kehrenden Stich im Herzen spüren…? Wie oft…muss er es noch ertragen…? Nach diesem kurzen Gedankengang hebt er seinen Kopf und versucht das Gespräch wieder weiterzuverfolgen, während der Techniker demonstrierend mit seinen Armen schwingt und versucht Rauchschwaden nachzubilden. Wieso…erscheint ihm auf einmal alles so…unwichtig? Nach dem sehr aufschlussreichen Gespräch, dem Aoi nur halb zugehört hatte, geht er auf der Suche nach einer Beschäftigung. Vielleicht kann er irgendwo helfen? Und schon nach einigen Minuten findet er eine Aufgabe. Eilig geht er zum Tourbus, um eine Box zu holen, als er auf den Weg Kai antrifft. „Hey, Uke!“ Doch dieser ignoriert ihn. Schnell drückt dieser seine Zigarette aus und geht an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. „Uke??“ Verblüfft schaut er dem Drummer hinterher. Was hat das zu bedeuten?? Immernoch in Gedanken bei Kais Reaktion schleppt er die große Box zur Bühne. Er muss jedoch innehalten, als er ein paar Meter entfernt Uruha und Ruki erblickt. Sie reden gerade mit einem Tontechniker… Eifersüchtig versucht er die Beiden weiter zu beobachten und tut so, als würde er gerade die Box anschließen. Sachte legt er diese auf den Boden und wuchtelt etwas mit den Kabeln umher. Wie sanft Uruha zu dem Sänger blickt…ihm wird schlecht…gar schwindelig…Diese…Sanftheit in diesem Blick…diese Fürsorge...So einen Blick…hat Uruha ihm nie geschenkt… Ruki…merkt er denn nicht, wie der Blonde nur auf ihn achtet?? Nein…stattdessen schenkt er seine Aufmerksamkeit lieber dem Tontechniker und redet über die Einstellungen für sein Mikrofon. Er…kann sein Glück wohl nicht genießen. Es nicht erkennen. Was Aoi noch mehr Herzschmerz bereitet…Was für eine kostbare Verschwendung… Dann seufzt er leise. Was tut er hier eigentlich? Das…ist doch gar nicht seine Art! Eigentlich… „Was tust du da?“ Aoi lächelt überspielt freundlich, als ihn ein anderer Arbeiter seltsam anblickt. „Ich…äh…stecke gerade die Kabel an.“ Der Arbeiter legt den Kopf schief. „Ohne Anschluss?“ Ähm… „Gibt es hier ein Problem?“ Aoi blickt nun zu dem Drummer auf. Der?? „Ach…ignorierst du mich nicht mehr?“ Der Arbeiter verschwindet schnell aus der kriselnden Situation, als er schon spürbare Funken fliegen sieht. Kai antwortet nicht und will weitergehen. Aoi hingegen verengt die Augen und erhebt sich. „Hey!“ Ignorierend hebt der Drummer ein Brett vom Boden auf. „Ich rede mit dir!“ Dieser schaut ihn flüchtig an. „Nimm die Box und folge mir.“ Verwundert blickt ihn Aoi an. „Wieso flüsterst du?“ Ohne eine Antwort zu geben, geht Kai Richtung Lager. Was soll das? Der Schwarzhaarige versteht nicht, was mit dem Drummer los ist…aber so neugierig wie er ist, befolgt er Kais Anweisung. Im Lager legen sie ihre Sachen ab, aber sie sind keinesfalls alleine. Hin und wieder kommen Techniker, die irgendwelche Dinge holen. „Also…wenn du mit mir alleine sein willst, dann ist das hier wohl der falsche Ort.“ Kai macht sich erst gar nicht die Mühe, sich dem schmunzelnden Schwarzhaarigen zuzuwenden. „Das ist nicht relevant…Hauptsache er ist nicht in der Nähe.“ „Er? Wen meinst du?“ Kai steht weiterhin stumm im Rücken zu ihm. Ist das…wieder so ein Zeitpunkt, bei dem man schweigen muss? „Ich habe euch gesehen.“ „Hm?“ Verwundert kratzt sich der Gitarrist am Kopf. Erst…wartet er solange auf eine Reaktion des Anderen und dann so eine seltsame Aussage. „Ich habe gesehen…wie ihr euch angeschaut habt. Dieser kurze flüchtige Blick zwischen euch…“ Aoi muss schlucken…Es hatte also doch jemand gemerkt… „Ich…Uke…Ich…Du…“ „Ich weiß. Du empfindest nichts für mich…aber…du solltest besser aufpassen…Du solltest dich nicht mit ihm einlassen…“ Der Schwarzhaarige muss erstmal erstarren… Wie kommt es…dass Kai alles so einfach durchschaut hatte?? Nicht nur durchschaut…Aoi hat den Eindruck, dass dieser alles sogar noch besser versteht, als er selbst… „Ihr…denkt vielleicht…das alles, was ihr tut…unbemerkt bleibt. Aber dem ist nicht so. Ihr spielt mit offenen Karten…Karten, die jeder sehen kann.“ Offene Karten…die jeder sehen kann… Das klingt irgendwie beunruhigend… „Was meinst du damit?“ Kai weicht seiner Frage aus und läuft ihm wieder davon. „H…Hey!! Renn nicht wieder weg!“ Aoi erwischt ihn noch und packt ihn fest am Arm, der daraufhin vor Schmerz aufkeucht. Überrascht lässt der Schwarzhaarige ihn los. Hat…er ihm wehgetan? „W…was ist los??“ Zähne zusammenbeißend hält sich der Drummer den Arm. Dann wird der Schwarzhaarige stutzig…Schnell versucht er an dessen Arm heranzukommen. „Zeig mal her!“ Kai wehrt sich, aber der Gitarrist ist natürlich stärker und packt den Arm. Sofort zieht er unter Kais panischem Aufschrei den Ärmel zurück…worauf ein tiefer Schnitt am Unterarm erscheint. Das Blut ist getrocknet…aber die Wunde ist vermutlich erst gestern oder sogar heute entstanden. Schockiert und vorwurfsvoll schaut er den Drummer an. Er…hat sich ja schon gewundert, wieso dieser heute ein langärmliges Oberteil anhatte…aber…mit so einer Entdeckung…hatte er wirklich nicht gerechnet. „Uke…Was…hat das zu bedeuten?? Hast…du dir das etwa selber zugefügt??“ „Nur ein Unfall.“ Aoi flüstert leise vor sich her und begutachtet besorgt die Wunde. „So tief…Mann, Mann…Mann! Das war haarscharf an der Pulsader vorbei, Uke!“ Ihm kommen unbewusst Tränen in die Augen… „Uke! Was ist mit dir nur los???“ Der Drummer bleibt stumm…traut sich jedoch nicht in das Gesicht des Gitarristen zu blicken. Stattdessen starrt er mit einem leeren Blick auf den Boden. „Verdammt…das kannst du doch nicht tun…“ Kai entreißt ihm den Arm, bleibt jedoch trotz Aois Gejammer an seinem Platz stehen. Er schluckt laut…und ergreift endlich wieder das Wort. „Ich…ich wollte nicht…dass du es siehst.“ Aoi kratzt sich nervös am Nacken. „Spätestens heute Abend beim Konzert hätte ich es eh gesehen. Scheiße…Was tust du nur…?“ „Nein, hättest du nicht…Ich stülpe ein Schweißband darüber…“ „Wissen…es die anderen?“ „Nein…und sie sollen es auch nicht erfahren, verstanden?? Es war nur ein Unfall gewesen, wie ich bereits gesagt habe. Mach daraus nicht so ein Wirbel.“ Aoi schaut ihn verständnislos an. „Kein Wirbel daraus machen??? Denkst du, ich kaufe dir ab, dass es ein Unfall gewesen sein soll?? Du…“ Weiter kommt Aoi nicht…Schon drückt ihm der Drummer einen beruhigenden Kuss auf die Lippen und nimmt seine Hand. Und schon wieder… Schon wieder hat Kai es geschafft, den Schwarzhaarigen zum Schweigen zu bringen. Als sie sich lösen, entfernt sich Kai, während sich ihre Hände langsam voneinander lösen…Schließlich gleitet Aois Hand aus seiner…und Kai wirft ihm einen letzten sehnsuchtsvollen Blick zu. „Ich…werde dich niemals aufgeben…auch wenn es für mich den Tod bedeuten würde…“ Aoi unterdrückt die Tränen, bei diesem schönen Satz…Wenn er aus Wachs bestehen würde…wäre er jetzt geschmolzen…Schwärmend und mit leuchtenden Augen blickt er auf Kais Rücken…bis er irgendwo auf dem Platz verschwindet. …Erst jetzt erwacht er aus seinem schwärmenden Zustand und bemerkt seine peinliche Begeisterung für Kais…arg kitschigen Ablenkungsmanöver. Er hat ihn entkommen lassen… Wie konnte er nur darauf reinfallen??? Er ist doch keine Tunte! Und leicht beeindrucken, lässt er sich erst recht nicht! Rotanlaufend…vor Wut und Scham…wäre er jetzt im Erdboden versunken, als ihn ein drei Arbeiter belustigt anblicken. Sie…müssen wohl den Kuss mitbekommen haben… Schnell läuft er vom Platz weg auf die Bühne und tut so, als würde er die Arbeit der Tontechniker begutachten. Er macht sich Sorgen um Kai…War es wirklich nur ein Unfall gewesen, so wie er es gesagt hatte? Die Verletzung…sah aber nicht nach einem Unfall aus…Es war ein Schnitt…wie von einem Messer…und…so nah…so verdammt nah an einer tödlichen Wunde vorbei…Wenn…Kai sich hätte umbringen wollen…hätte er es getan. Aber…etwas stimmt an der ganzen Sache nicht… …denn…Kai…hatte sich noch nie selbstverletzt... So etwas tut er nicht. Das ist nicht Kais Art. Kapitel 18: Sei glücklich. -------------------------- Nach dem Konzert trinken sie noch etwas an der Hotelbar. Auch heute können sie noch einmal ein letztes Mal im Hotel übernachten. Dafür ist die Japan-Tour günstig, da die Orte mit ihren Konzerthallen nicht so arg weit voneinander entfernt sind, als wenn sie ins Ausland fahren müssten. Lautes Husten. „Der war wohl zu stark…“ Und dann lautes Gelächter. Kai hatte wohl einen zuviel. Belustigt wedelt Reita eine Hand vor dem Gesicht des Drummers, aber nicht einmal mehr das scheint dieser zu bemerken. „Whahaha! Waaas redet ihr denn da für nen Stuss, häää? Ich bin noch wohl, äh voll da! Ja!“ Uruha, der direkt neben Kai sitzt, legt grinsend einen Arm um ihn. „Oh…diese Situation sollte ich unbedingt ausnutzen, nicht?“ Frech zwinkert er Aoi zu, der ihm einen giftigen Blick zuwirft. Die Anderen hingegen amüsieren sich prächtig über den Witz. Ruki muss natürlich noch einen drauf setzen. „Hey, wie wärs wenn wir ihn uns teilen?“ Entzückt wirft ihm der Blonde sofort einen tuntigen Luftkuss entgegen, was nur wieder für neues Gelächter sorgt. Natürlich darf dann auch Reitas Einsatz nicht fehlen… „Na, da können wir doch gleich alle zusammen in ein Bett springen, oder??“ Der Schwarzhaarige verdreht die Augen, lacht jedoch mit. Doch er kann sich einen besorgten Blick auf Kai nicht verkneifen…So schnell…k.o. geht Kai normalerweise gar nicht…Er muss viel getrunken haben…und das Schweißband an seinem Handgelenk macht es nicht gerade besser… Nachdenklich wendet er den Blick ab…doch seine Gedankengänge werden unterbrochen, als er mit einem Unbehagen im Magen irgendwann feststellen muss, dass ihn Ruki seltsam fixiert…Dieser stutzt sich mit einer Hand den Kopf und scheint nur noch auf ihn zu achten. Gedankenverloren streicht er mit einem Finger über seine Lippen. Verunsichert erwidert Aoi den unheimlich wirkenden Blick des Sängers, kann ihn dann jedoch nicht mehr standhalten, als dieser aufeinmal lüstern über seinen kleinen Finger leckt. Aoi seufzt…Sie haben wohl alle schon einen zuviel… „Will jemand mit raus? Ich brauch frische Luft.“ Reita steht etwas unbeholfen auf und schaut die Anderen fragend an. Der Schwarzhaarige nutzt die Gelegenheit zur Flucht und willigt ein, dass er auch frische Luft bräuchte. Doch nur eine Sekunde später, willigt auch Uruha ein. Mist… Nicht das, was Aoi wollte… „Ähm…Ich…brauch sie doch nicht so dringend.“ Schief lächelnd setzt er sich wieder hin und sieht zu, wie Reita die Schulter zuckt und Uruha ihm einen kurzen Blick zuwirft. Nun muss Aoi wieder seufzen, als er nun mit dem starrenden Sänger und dem mittlerweile schlafenden Drummer alleine ist… … „Aah…tut das gut. Endlich wieder Sauerstoff!“ Lachend hüpft Reita umher und schnappt nach der Luft, während sich der Lead Gitarrist stumm an die Wand lehnt und ihm dabei zusieht. Ruhig zündet er sich die nächste Zigarette an. Der Bassist holt dann sein Handy raus und küsst es kurz. Der richtige Zeitpunkt für Uruha, sich zu regen. „Du hast also eine Freundin?“ Reita lächelt ihn überglücklich an. „Hai!“ „Und…sie heißt Aoi?“ Nun macht Reita mit seinen Händen eine Herzchenform. „Hai!“ Uruha pustet einen langen Dunst aus… „Du…liebst sie?“ Der Bassist nickt übertrieben. „Und wie!“ Bei diesem fröhlichen Anblick muss der Blonde sanft lächeln. Es ist schön zu sehen…wie der Andere glücklich ist. Doch sein Blick wirkt dann betrübt, während Reita ihm nun den Rücken zudreht und eine streunende Katze beobachtet. Er zieht noch einmal kräftig an seiner Zigarette und seufzt leise… Weiß denn Reita nicht…dass sein Glück nur für eine kurze Zeit sein wird? Wie…will er denn seine Beziehung aufrechterhalten, wenn er so gut wie fast nie zuhause ist…? Als ob…er es nicht schon versucht hätte… Am Anfang ist alles in Ordnung…und der Partner ist geduldig…aber nach einer Zeit…wird die Geduld immer mehr strapaziert…bis sie schließlich reißt. Das weiß jeder in der Band…auch Reita. Aber trotzdem…scheut er keinen Versuch… Anscheinend hat er keine Angst vor Schmerzen… Schmerzen. Jetzt…da er den Anderen so ansieht…kommt ihm die Erinnerung wieder hoch. Eine schmerzvolle Erinnerung…die er am liebsten vergessen hätte…für immer. Es war vor einem Jahr gewesen. Auf einer Party von der PS Company. Er war angetrunken gewesen…Natürlich. Was sonst? So dumm wie er war, zerrte er wahllos eine Person, die auch fast nichts mehr mitbekam, in einen hinteren Raum des Gebäudes. Er wollte einfach nur Sex…Er hat gar nicht bemerkt, wen er da überhaupt mitgezogen hatte. Aber…der Andere war wohl doch noch bei Bewusstsein gewesen, denn als er ihn geküsst hatte, kassierte er von ihm einen Schlag ins Gesicht. Erst da ist Uruha aufgewacht…Erst da ist ihm aufgefallen, dass er da einen Bandmember mitgeschleift hatte… Doch es war nicht Kai, Ruki oder gar Aoi gewesen. Nein. Es war Reita. Für Uruha war es ein Schock gewesen…Schließlich hatte ihn bisher noch nie jemand abgewiesen… Und das sollte nie mehr wieder geschehen…Diese…Demütigung. Diese Verletzung…an seinem Stolz. Aber wieso gerade Reita? Wieso konnte gerade Reita ihm widerstehen? Er hat doch alle Männer gekriegt, die er wollte…doch genau dieser…dieser eine Mann, den er nicht nur einfach wollte…den er mit Leib und Seele wollte…genau den hat er nicht bekommen…wird er niemals bekommen…niemals. Und…er wird nicht das Gefühl los, das genau das wieder passieren wird… Nein. Es könnte nicht nur wieder passieren. Es wird wieder passieren. Der schlimmste Albtraum…wird sich wiederholen…immer…und immer…wieder. Es ist wie ein Fluch. Ein Fluch…das ihn ganz sicher früher oder später töten wird… „Kôyô? Stimmt was nicht?“ Reita taucht wieder vor seinen Augen auf, der ihn besorgt ansieht. Ein schwaches Lächeln des Blonden. „Ja, alles klar. Aber…ich will nicht, dass…du wieder verletzt wirst…“ Der Bassist macht einen empörten Eindruck. „Was?? Aber, Kôyô! Ich liebe Aoi und Aoi liebt mich! Diesmal bin ich mir echt sicher, dass die Beziehung halten wird! Ich war mir im Leben noch nie so sicher!“ Uruha muss bei Aois Namen den Blick auf den Boden sinken…Aoi… Zu hören, wie Reita entschlossen sagt, dass er Aoi lieben würde und Aoi ihn lieben würde…Es hört sich schrecklich an…Es hört sich so an…als würde der Gitarrist gemeint sein. Ja…Es wird sich wiederholen. Der Fluch kann nicht gebrochen werden. Niemals. „Wenn du dir so sicher bist…dann brauche ich mir wohl keine Sorgen zu machen. Ich vertrau dir.“ Reita nickt ihm dankend zu und wendet sich den vorbeifahrenden Autos zu. Der Blonde hingegen drückt seine Zigarette aus und muss schmerzverzerrt das Gesicht verziehen. Es tut so weh…und langsam…fängt seine langjährige Fassade in dieser Sekunde an zu bröckeln…aber das darf er nicht zulassen…Nein…Das darf er nicht…aber…vielleicht…nur für diesen einen Moment…? Für diesen einen Augenblick…? Nur kurz… Der Bassist muss leicht aufschrecken, als Uruha ihn plötzlich von hinten umarmt. Der Blonde grinst leicht…Er hat sich doch tatsächlich…hingegeben… Sein Griff um den Körper des Anderen wird fester… Diese Wärme…Diese Nähe… Er ist ihm wieder so verdammt nahe…Den Mann, den er niemals bekommen wird. Er ist…genau in seinen Händen…aber…doch so unerreichbar… Wozu braucht er alle die anderen Männer?? Er würde sie alle gegen einen einzigen Mann austauschen… Einer für alle. Das Grinsen verschwindet aus dem Gesicht und er lässt Reita los. Er sollte aufhören zu träumen. Träume…zeigen einem nur, wie es sein könnte…aber nicht wie es ist. „Es wird immer und immer wieder passieren…aber…wenn es zu oft passiert, wird man daran zerbrechen.“ Der Bassist schaut ihn verwirrt an. In seinem betrunkenen Zustand…wird er wahrscheinlich eh nichts verstehen…vielleicht hat er ja auch gar nicht zugehört. Gut so…denn es ist völlig egal…was er denkt…was er fühlt… Hauptsache der Andere ist glücklich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwindet der Blonde wieder ins Hotel. Kapitel 19: Die Träne --------------------- Müde geht Aoi spät in der Nacht in sein Zimmer und legt sich erschöpft aufs Bett. Mit großer Anstrengung zieht er sich die Hose aus. Die anderen betrinken sich wahrscheinlich weiter…aber sein Alkoholhaushalt ist für heute mehr als nur gestillt. Zum Glück ist Ruki neben Kai eingedöst…auch wenn er später wieder aufgewacht ist… Ruki… Er beißt sich auf die Lippe als er daran denken muss, wie Uruha und Ruki auch gleich ins Bett gehen würden…in ein Bett…zusammen…und dann würden sie vielleicht Sex haben…Er muss es akzeptieren, dass die Beiden ein Paar sind…aber…ob er es jemals richtig tolerieren kann…? Mit diesen quälenden Gedanken fällt er dann endlich in seinen wohlverdienten jedoch unruhigen Schlaf… Hm? Aus seinem Traum herausgerissen, spürt er eine warme Hand hauchzart seine Wange streicheln…Langsam öffnet er die Augen und erblickt Uruha…wie er an seinem Bett sitzt. Nein…er träumt noch… …oder? Aber…wieso fühlt es sich dann so real an? „Kôyô?“ Dieser schaut ihn stumm an…mit einem traurigen Blick…so traurig und stumm…Aoi zerreißt es fast, als er die eine Träne sieht, die an seiner blassen Wange hinabfließt…eine Träne, die so viel aussagt… Uruha kann machen was er will…seine Schönheit wird nicht betrübt…nein…durch diese Träne wird sie sogar verstärkt… Der Schwarzhaarige will ihn trösten…ihn ebenfalls streicheln, doch als er seine Hand hebt wird sie sanft von Uruhas anderer Hand umschlossen. Stumm sieht er zu, wie seine Hand zu dem Mund des Anderen geführt und sanft geküsst wird, während eine zweite Träne seine Wange verlässt…auf seine Hand tropft… „Wieso…weinst du, Kôyô?“ Ausdrucklos schaut ihn der Blonde weiterhin an. Aoi tut es weh…den Anderen so zu sehen…und noch mehr tut es weh…das er ihm wohl nicht genug vertrauen schenkt, ihm den Grund dafür zu nennen. Er will…ihn doch einfach nur glücklich sehen… Doch wann…wird er das endlich geschehen? Wann wird er endlich ein aufrichtiges Lächeln von dem Anderen vernehmen können…? Ohne Trauer. Ohne Bedenken. „Kôyô…Ich…“ Bevor er weiterreden will, wird er zum Schweigen gebracht, als der Blonde seine Lippen mit einem Finger liebevoll nachfährt. „Sag es nicht…“ Der Schwarzhaarige bekommt eine Gänsehaut, als sich Uruha dann an seine gehobene Hand schmiegt und ihn mit so einem…unerklärlichen…wunderschönen Blick ansieht…So hatte er Uruha noch nie gesehen…so sanft…so fürsorglich…so…verliebt? Nein. Uruha kann ihn nicht lieben. Sonst wäre er nicht mit Ruki zusammen. Sonst hätte er schon längst diese drei Worte gesagt. Sonst…wäre alles ganz anders gelaufen… Was will er denn überhaupt hier? Hier bei ihm… „Du riechst nach Alkohol…Du bist betrunken.“ Ja…Das wird der Grund sein. Es kann nicht anders sein. Aoi wendet sein Blick ab…schaut traurig zur Decke…Sex. Das Einzige was Uruha von ihm will, ist doch Sex. Mehr nicht. Mehr…wird es niemals sein. „Du bist nicht bei klarem Verstand.“ „Vielleicht…wäre es besser so.“ Verwundert dreht Aoi seinen Kopf wieder zum Blonden, nur um dann aufzuschrecken. Er weint. Uruha weint. Keine einzelne Träne…sondern viele. Schmerzverzerrt. Es ist so selten…dass es…beinahe schon wieder faszinierend ist… Er dachte immer…Engel könnten nicht weinen. „Bitte hör auf…“ Der Blonde schaut ihn hilflos an. „Ich…kann nicht.“ Aois eh schon rasendes Herz wird um einen Tick schneller, als Uruha seine umschlossene Hand neben seinen Kopf ins Kissen drückt und sich der Blonde langsam nähert. Er will ihn doch nicht wieder küssen…?? Das…kann er nicht. „Tu es nicht, Kôyô…“ Der Schwarzhaarige legt sein Kopf in die andere Richtung, während seine freie Hand sich in Uruhas Oberteil vergräbt und versucht ihn aufzuhalten…natürlich hat er nicht die Kraft dazu, den Anderen wegzustoßen…Uruha wegstoßen…Diesen Mann kann er nicht wegstoßen… „D…denk doch an Taka!“ Er muss sich auf die Lippe beißen, um nicht gleich loszuheulen, als Uruhas Tränen auf seine Wange prasseln. Wieso tut er das…? Es tut ihm doch selber so weh…wieso tut er das hier dann? Versucht ihn zu küssen…obwohl er mit Taka zusammen ist…? Was soll das hier nur…? „Kôyô…Du weißt, dass es falsch ist, nicht?“ „Falsch…“ Es tut schon genug weh…Musste er das Wort wiederholen? Es tut noch um vielfaches mehr weh, wenn dieses Wort aus seinem Mund kommt… Es ist unerträglich. „Kôyô…“ Anscheinend lässt er sich nicht beirren, als der Blonde nun flüchtig seinen Hals küsst und einen warmen Hauch auf diesen hinterlässt. Er will ihn von sich wegziehen…aber…er kann es nicht. „Suguru…Ich sehne mich so sehr nach dir…“ Aoi wird rot, als er bemerkt, dass es genau seine Worte sein könnten… Nein…nicht nur könnten. Sie sind es. Keuchend lässt er es zu, wie der Andere seinen Hals liebkost und rücksichtsvoll an seiner Haut saugt. Das macht ihn schon schier wahnsinnig… Er kann es nicht…Er kann sich nicht wehren…nicht bei ihm… Wie kann…ein Mann ihn nur so im Griff haben?? Uruha ist zwar sehr feminin…aber es ändert nichts daran, dass er ein Mann ist… Aoi weiß…dass es falsch ist. Verdammt falsch. Aber…auch er kann sich nicht mehr zurückhalten…Wie könnte er auch…? Sehnsuchtsvoll zieht er den Anderen zu seinem Gesicht, um sich sofort mit ihm in einen verlangenden Kuss zu vereinigen. Als sie sich wieder nach Luft schnappend lösen, stöhnt Aoi auf, als der Blonde sein T-Shirt hochschiebt und seine freigelegte Haut gierig mit Hand und Mund verwöhnt. Langsam lässt er seine Zunge über den durchtrainierten Bauch kreisen und auch kurz in den Bauchnabel versinken, was Aoi süßliche Keucher entlockt. Wie lange wollte er das schon…? Wie lange wollte er schon mit Uruha schlafen?? Es tut ihm Leid…Es tut ihm so Leid! Schnell schließt er die Augen, um das aufkommende Wasser zurückzudrängen… „…Taka…Es tut mir Leid…“ Dann versucht Aoi sein stärker werdendes Gestöhne zu zähmen und presst die Lippen aufeinander, als Uruha nun an seine Brustwarzen leckt und sie so härtet. Er kann sich nun nicht mehr mit seinem schlechten Gewissen beschäftigen. „Gefällt es dir so?“ Aoi braucht nicht zu antworten…denn Uruhas lustvolle Stimme und seine Berührungen…hinterlassen seine Wirkung. Der Blonde muss grinsen, als Aois Männlichkeit spürbar gegen seinen Bauch drückt. Erwartungsvoll und ungeduldig streicht er über den Saum von Aois Boxershorts, der jedoch eine Hand fest in seine Schulter einkrallt. Vor Schmerz kneift der Lead Gitarrist kurz die Augen zusammen. „Au! Was ist los??“ Aoi lacht übertrieben krampfhaft. „Hä…Ich…ich dachte du stehst auf so was…“ Uruha verdreht die Augen und wirft ihm einen Ja, na klar – Blick zu. „S…sorry. Bin nur etwas nervös.“ Der Blonde kichert entzückt. Männer…die zuvor noch nie etwas mit dem gleichen Geschlecht hatten…haben einen besonderen Reiz für ihn… „Du bist echt süß!“ Dann schaut er den Anderen so verführerisch an, dass diesem wieder die Röte ins Gesicht schießt. „Genieß es einfach, Süßer…“ Das ist der Moment… …in dem Aoi am liebsten panisch aus dem Raum gerannt wäre… Kapitel 20: Gomen nasai! ------------------------ Auf was…hatte er sich da nur eingelassen?? Liegt er da gerade wirklich mit Uruha…einem Mann im Bett?? Und dazu auch noch mit einem Mann, der schon vergeben ist… Doch lange kann er seinen Gedanken und Zweifel nicht mehr nachgehen. Seufzend krallt der Dunkelhaarige seine Hände ins Kissen, als ihm der Blonde schnell die Boxershorts runterzieht. „…Ah…Kôyô!“ Uruha erfreut sich an Aois Reaktion, als er kurz neckisch über dessen Eichel leckt. Der Blonde macht eine kurze Pause und schaut Aoi lüstern dabei zu, wie dieser sich ihm unkontrolliert keuchend entgegenstreckt. So willig…so ein erregter Gesichtsausdruck…Uruha muss sich bei diesem Anblick vor Erregung auf die Unterlippe beißen. Er will ihn noch einmal stöhnen hören…Sehnsüchtig leckt er nocheinmal kurz über Aois Luststelle, der sofort wieder sein heißersehntes Stöhnen erklingen lässt. „Ah…H…hör auf mich zu quälen!“ Bettelnd streckt sich der Schwarzhaarige dem Blonden noch mehr entgegen. Es ist für ihn jetzt schon kaum zum aushalten… Uruha grinst ihn an. Bringt er ihn so sehr in Rage? Also an so einem bettelnden Aoi könnte er sich doch glatt gewöhnen… „Kôyô!“ Na gut, na gut. Nun nimmt er ihn ganz in den Mund und saugt genüsslich daran, nur um dann daraufhin wieder sein Glied intensiv mit der Zunge zu verwöhnen. Aoi schließt schmerzverzerrt die Augen und windet sich laut stöhnend unter den Blonden, der sein Handwerk wohl bestens beherrscht. Schon nach wenigen Sekunden, kommt der Schwarzhaarige lautstark und ergießt sich ausgiebig in Uruhas Mund. Dieser ist etwas überrascht…muss dann jedoch zufrieden über seine Lippen lecken und schmunzeln. „So…schnell?“ Aoi läuft wieder knallrot an. „Äh…normalerweise…komme ich nicht so schnell.“ Uruha macht sofort eine Modelpose und streicht sich extrem langsam durch die Haare…während er sich eine Windböe vorstellt, die seine Haare in der gleißenden Sonne flattern lässt und Haufen Fotografen, die ihn begeistert fotografieren…mit so vielen jubelnden Fans…die ihn vergöttern…So gut ist er also schon… Verunsichert pickst Aoi dem weggetretenen Gitarristen in die Backe… „Kôyô? Alles…klar?“ Der arrogante Schönling schenkt ihm ein fotoreiches Lächeln und zwinkert ihn verführerisch zu. „Oh ja…Ich bin doch wirklich…der Beste. Der Schönste. Der heißeste…“ „…Typ auf Erden, den es jemals gab. Ja, ja ich weiß schon, du selbstverliebter Macho.“ Der Lead Gitarrist verengt die Augen. „Werde ja nicht frech…“ Ein Grinsen legt sich auf die Lippen des Blonden. „…oder…ich werde dich wohl bestrafen müssen…“ „B…b…bestrafen??!“ Ängstlich sieht Aoi zu, wie sich dieser aus seinem hautengen Top zwängt…und es dann schwungvoll auf den Boden wirft. Dann klappt sein Mund auf, als er sieht, dass ja Uruha seine Strapsen noch anhatte und sie von seinen kleinen…engen…schwarzen Lederpants losmacht. Während der Schwarzhaarige ihm dabei zusieht, wandern seine Hände ganz unauffällig auf den kleinen in Leder verhüllten Hintern des Blonden. Doch als ihm bewusst wird, wo er den Anderen gerade anfasst, zieht er sie schnell wieder zurück. Dem Anderen bleibt das nicht unbemerkt. „Es gibt doch keinen Grund mehr rot zu werden, mein Hübscher.“ Aoi erstarrt, als Uruha sich zu ihm vorbeugt und mit einem Finger über seine Lippen streicht. „W…was hast du vor?“ Der Blonde schmunzelt…Demonstrativ setzt er sich wieder auf Aois Hüfte und bewegt sein Becken stöhnend auf und ab. Dann schaut er verrucht zu den Schwarzhaarigen und grinst ihn pervers an. „Genau das.“ Aoi kriegt hingegen sein Mund nicht mehr zu und spürt wie Schweißperlen seine Stirn hinablaufen. Aber das ist nicht das Schlimmste…Er hat wieder einen Ständer bekommen… „I…iie…“ „Oh doch…Denkst du etwa, nur du würdest heute auf deine Kosten kommen?? Das war doch nur das Vorspiel gewesen…“ „Aber…“ „Kein aber. Sei froh, dass dein jungfräulicher Arsch verschont bleibt. Also lass mich halt.“ Wieeee??! Er soll ihn einfach lassen?!! Wo ist seine Sanftheit und Fürsorglichkeit geblieben?? Verschreckt zuckt Aoi die Schultern, als dieser ohne Rücksicht auf Verluste, ungeduldig sein Höschen auszieht…und ein kleiner schwarzer String-Tanga mit Spitzen zum Vorschein kommt… Aoi entgleiten alle Gesichtszüge. „Du…du trägst Tangas…?“ Uruha grinst ihn an und streicht ihm kurz neckisch über die Wange. „Aber doch nur für dich, Babe!“ Aois Gesicht wird bei dieser verruchten Stimme noch um einen Tick röter… Wie kann der Andere nur?? „Gib es doch zu…Du bist in Wahrheit kein Kerl!“ Klatsch! Der Tanga fliegt mit einem gezielten Treffer in sein Gesicht. H…H…Hilfe!!!!!! Der Schwarzhaarige will flüchten, doch der Blonde stürzt sich rücksichtslos auf ihn. „Neeeeeeeeeiiiiiiiin!!!“ „Doooooooooooch!!! Du musst für deine Frechheit bestraft werden!!“ Hilfeschreie und entzücktes irres Lachen erfüllen den Raum… Schreiend versucht sich Aoi zu wehren…aber er hat keine Chance. Schluchzend sieht er wenig später auf seine Hände hoch, die über ihm am Bettgestell gefesselt sind. Das nennt man wohl…ausgeliefert sein. Uruha keucht leicht erschöpft, begutachtet sein Ergebnis aber zufrieden. „Jetzt…gehörst du mir.“ Aoi schaut sich panisch um…Flucht…Flucht! Dann starrt er den Lead Gitarristen direkt mit seinen funkelnden Augen ins Gesicht. „Du Vergewaltiger!!“ Dieser ignoriert Aois Beschuldigung und wedelt sich mit der Hand elegant Luft zu. „Puuh…Jetzt wäre etwas Kühles nicht schlecht….ne prickelnde Cola mit einer Zitronenscheibe oder so…“ Der Andere verzieht empört das Gesicht. „Ich dachte…wir wollten jetzt Sex haben?“ Uruha grinst ihn triumphierend an und jetzt erst wird Aoi bewusst, was er da eben gesagt hatte… „Äääh…D…das ist jetzt nicht so…als äh…ob ich es will oder so…“ Weiter kommt er nicht. „Schluss jetzt!“ Uruha drückt ihm einen intensiven Kuss auf die Lippen, dem Aoi nicht widerstehen kann. Dann richtet sich der feminine Blonde wieder auf und setzt sich auf Aois Erregung, um es komplett in sich aufzunehmen. Der Schwarzhaarige beißt die Zähne zusammen, doch ihm entweicht trotzdem ein lautes Keuchen. Der Blonde schaut ihn mit einem zutiefst erregten Gesichtsausdruck an und fängt langsam an sich zu bewegen. Als der Blonde sich immer schneller bewegt…erfüllt regelmäßiges Gestöhne das knisternde Zimmer…aber…bei zunehmender Hemmungslosigkeit auch das Bettgequietsche…das den beiden aber wohl nur wenig kümmert. Aoi schaut sehnsuchtsvoll zu dem schwitzenden Körper vor sich auf dem sich durchsichtige fließende Schweißperlen abbilden und der sich rhythmusartig schnell auf und ab bewegt. Er würde ihn gerne berühren… Wimmernd zerrt er an den Fesseln, die sich zu seiner Überraschung leicht lösen lassen. Sofort gleiten seine Hände durch die dünne Schweißschicht des Anderen. „Ah…Suguru…“ Uruha genießt sichtlich die zusätzliche Stimulierung, dessen Gesicht durch schweißnasse Strähnen halb verdeckt wird. Ihre gemeinsame Lust wird immer größer, sodass Uruha lautstöhnend seinen Kopf in den Nacken schwingt und Schweißperlen auf Aois Körper fliegen. Dieser kriegt nur am Rande mit, dass der Blonde seine Fingernägel in seine Schenkel bohren, da er selber schon kurz vorm Kommen ist und weiße Pünktchen aufflackern sieht, als plötzlich der Blonde grundlos inne hält. Aoi kann kaum reden und kriegt nur ein Gestammel heraus. „W…was ist…los??“ Der Blonde sieht ihn durch seine Strähnen entschuldigend an, während auch er nach Luft ringt. „Gomen…aber…Ich will noch nicht…das es vorbei ist.“ Der Schwarzhaarige streicht verlangend über seine glatten Oberschenkel. „Ich…auch nicht.“ Sein Geliebter will sich gerade erheben, als Aoi ihn zurückhält. „Nein!!!“ Aoi beißt sich auf die Lippe und macht einen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck. Der Blonde erstarrt sofort verstehend und lächelt ihn hilflos an. „Achso…Ich…hätte wohl früher aufhören sollen?“ Der Schwarzhaarige nickt nur peinlich berührt. So bleiben sie einige Sekunden reglos in ihrer Position, während Aoi seine Hände zitternd in sein Kissen einkrallt und den antörnenden Anblick von dem heißen Körper über ihn krampfhaft versucht auszuweichen. Da hat Uruha, die Idee und schnipst mit dem Finger. „Stell dir Uke einfach mal nackt vor!“ Spritz!! … Kapitel 21: Niemals ------------------- Nachdem sich Uruha von diesem Schock wieder erholt hat und Aoi als Entschuldigung noch „nett“ zu ihm sein musste, liegen sie nun erschöpft im Bett. Glücklich hält der Schwarzhaarige den Anderen fest in seinen Armen… Das…ist eigentlich genau das was er wollte… …mit dem Mann, den er liebt, zusammen zu sein. Lächelnd streicht er über dessen Rücken…und betrachtet voller Liebe erfüllt das Gesicht, das so friedlich und ruhig aussieht…so…harmlos. Im Grunde…ist Uruha harmlos. So arrogant und kühl er auch manchmal tut…so ist es nur eine Fassade. Und Aoi ist so froh…dass er hinter dieser Fassade blicken durfte… Welch eine Ehre. Doch…obwohl er in diesem Moment so glücklich ist…so überaus dankbar…kann er einen Gedanken nicht loswerden…eine kleine Tatsache…die alles wieder kaputt macht und alles in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt… „Kôyô…?“ Leicht müde räuspert sich der Blonde. „Hm?“ Aoi muss sich auf die Lippe beißen…Er will es nicht kaputt machen… Diesen Moment. Diesen…einen Moment…wo es den Anschein hatte…dass Uruha ihm gehört…dass…Uruha seine Liebe erwidert…dass…sie glücklich zusammen sind… Dieser Moment ist so kostbar. Auch…wenn es nur ein Schein ist. „Sag schon.“ Uruha holt ihn zurück in die Realität. Der Schwarzhaarige schluckt… Jetzt muss er es ansprechen. „Was…ist…“ Es ist so schwer…es auszusprechen…diesen Moment…diesen schönen Schein…zu zerstören… Uruha merkt das Stocken und hebt leicht seinen Kopf, um ihn anzusehen. „Was ist los?“ Kurze Stille…dann überwindet er diese unsichtbare Grenze und spricht es an. „…Was ist mit Taka?“ Wieder Stille… War der Fehler…so gravierend…? Auf Uruhas Gesicht zeichnet sich erst kurze Überraschung…dann…muss er den Blick senken…und…leise den Namen flüstern… „Taka…“ Der Schwarzhaarige muss seinen Herzschmerz unterdrücken…und wehleidig zur Decke blicken. „Ja…Taka.“ Genau der. Nun ist er endgültig vorbei. Dieser…kostbare…einmalige Moment…wo es den Anschein hatte…als wäre alles in Ordnung. Sofort lässt der Blonde von ihm ab und setzt sich auf…flüstert nochmals seinen Namen…wodurch Aoi noch mal einen Stich ins Herz bekommt… „Taka…“ Diesen Namen…aus seinem Munde zu hören… Willst du mich langsam sterben lassen? Er sieht zu dem Blonden, der nun am Bettrand sitzt und sein Gesicht in seinen Händen verbirgt. Nein…das wollte er nicht… Er hat diesen Moment zerstört…und Uruha wieder zum Weinen gebracht… Ja…das kann er wohl gut. Seine Liebe zum Weinen bringen. Engeln…das Weinen beibringen. Nichts kann er so gut…wie das. Aber…es tut ihm doch selber so weh… Nun setzt sich auch Aoi auf und holt ein Taschentuch. Tröstend setzt er sich dann an Uruhas zitternden Rücken und zerrt an seinen Händen, die sich überraschenderweise leicht von seinem Gesicht entfernen lassen. Sachte wischt er ihm dann mit dem Tuch die Tränen weg. Wenn…es ihn so zerstört…wieso tut er dann erst solche Sachen? Aoi will was Tröstendes sagen…etwas Aufmunterndes…doch…stattdessen kommt aus ihm eine schwache…flüsternde Stimme…die schon fast selber den Tränen nahe kommt… „Hör endlich auf damit…dich zu zerstören…Hör endlich auf damit…euch beide zu zerstören…“ Und vor allem…mich. „Ich…kann Taka nicht weiter verletzen…Du hast Recht…Ich muss damit aufhören.“ Ruki…Schätzt er eigentlich was er da hat? Wahrscheinlich nicht…Das ist doch immer so. Wenn man etwas hat, beachtet man es nicht mehr. Aber…wenn man es verliert…beachtet man es wieder. Wenn…es dann zu spät ist. Fast schon…ironisch. „Oh mein Gott…Taka…Taka…Wie kann ich ihm das nur antun…? Ich kann mich einfach nicht beherrschen…Ich Idiot…“ Als Aoi das Gesicht des Blonden von den Tränen befreit hat, lehnt er sich sehnsuchtsvoll an ihm…eine seelische Sehnsucht…die niemals gestillt werden kann. Eine Liebe…die niemals erwidert werden kann…Und auch das…könnte schon wieder fast…ironisch sein. Aber…nur fast. „Weißt du…Ich kenne Taka schon, seit ich klein bin…Wir sind unser ganzes Leben lang, zusammen gewesen…Er ist mir enorm wichtig. Nichts…könnte für mich wichtiger sein…“ Nichts…könnte für ihn wichtiger sein… Nichts. Weiß er eigentlich…wie sehr er ihn verletzt? Von Uruha unbemerkt, entweichen nun dem Schwarzhaarigen mehrere Tränen… Der Damm…ist durchbrochen. …Auch das er sich schwach an seinem Rücken klammert…scheint dieser wohl nicht zu bemerken…und auch…der ganze Schmerz…die unerträglichen Qualen…im Inneren des Schwarzhaarigen…bleibt dem Anderen verborgen…während dieser weiter über Ruki redet… Aoi hingegen…hört schon gar nicht mehr zu…versucht…die Nähe des Blonden zu genießen…und den tiefen Schmerz…zu verdrängen. Schon…beinahe verzweifelt…umklammert er den Anderen…will ihn nicht loslassen…ihn nicht gehen lassen…ihn nicht verlieren… Du kannst mich ruhig weiter zerstören…Hauptsache ich kann in deiner Nähe bleiben… Nach ein paar Minuten steht der Blonde auf…und Aoi muss ihn mit schwerem Herzen doch loslassen…ihn…gehen lassen. Schon…beinahe ohne Widerstand…gleitet seine Liebe aus den Händen… Sie war so greifbar gewesen…und jetzt…wird sie nie mehr wieder greifbar sein. Er muss den Menschen gehen lassen…den einzigen Menschen, bei dem er sich…nicht einsam fühlt. Bitte geh nicht…Bitte… Flehende Worte…die nicht gehört werden können. Stumm wendet Uruha ihm den Rücken zu…und geht. Doch der Blonde bleibt noch kurz vor der Tür stehen und schaut traurig zurück. Aoi bekommt bei diesem traurigen Blick eine leichte Gänsehaut…Er soll nicht so schauen… „Es wird wieder passieren.“ Verunsichert und leicht fröstelnd erwidert Aoi seinen Blick. „Was wird wieder passieren?“ Dann ein leichtes sanftes Lächeln von Uruha. Ein Lächeln…das schon wieder eine Gänsehaut hervorruft…So hatte Aoi den Blonden wirklich noch nie lächeln gesehen…So ein schönes…und erschreckendes Lächeln zugleich… „Etwas…was du nicht verstehst.“ Nicht verstehen? Was? Was nicht verstehen? Dann ist er weg. Als er alleine im Zimmer ist, muss er leise schmunzeln…schmunzeln und weinen zugleich… …denn das alles ist nicht nur fast ironisch… Es…ist ironisch. Kapitel 22: Etwas hat sich verändert ------------------------------------ Gähnend und total ausgelaugt von der letzten Nacht schleift sich Aoi zum Frühstückstisch. Sein Seitenblick sucht nach dem Blonden, aber der wird heute wohl auch erst später aufzustehen. Kein Wunder…So erschöpft wie er war. Seinen restlichen Bandmembers, die natürlich schon längst mit dem Frühstück fertig sind, raunt er einen „Guten Morgen“ entgegen. Uruha hatte ihn wirklich beansprucht…Das wird ihm jetzt klar. Gedankenverloren gießt er sich einen Kaffee ein. Dann nimmt er eine Brotscheibe und streicht eine Schicht Butter drüber, um kurz daraufhin eine wahllose Käsescheibe draufzuklatschen. Sein Blick richtet sich nun nach vorn, während er sich hungrig einen großen Bissen gönnt. Doch der Bissen bleibt ihm im Halse stecken. Die erstarrten Members fixieren ihn eindringlich. Nur Ruki scheint entspannt, der ruhig in seiner Teetasse rührt. Uruha hatte es ihm wohl nicht gebeichtet…Natürlich. Erst jetzt fällt Aoi auf, dass ihm keiner auf seinem „Guten Morgen“ geantwortet hat. Dann schluckt er laut und reißt die Augen auf. Aber klar! „Oooh! Sorry! Ich hatte noch gar nicht die Zeit gehabt meine Haare zu kämmen!“ Hektisch streicht er sich die zerzausten Haare runter und blickt die Anderen entschuldigend an. Hm… Nein. Das ist wohl nicht der Grund gewesen… Im Gegenteil. Die starrenden Blicke werden noch misstrauischer… „Nicht die Haare?? Öhm…h…hab…ich irgendwas im Gesicht??“ Erschreckt versucht sich Aoi umständlich in einem Löffel zu betrachten. Vielleicht hatte er ja auch etwas an den Zähnen? Nein…Die hatte er doch gerade eben geputzt… „Hör auf, uns etwas vorzuspielen, Suguru.“ Hä? Vorspielen? „Wir wissen, was du letzten Sommer getan hast…“ Schockiert beißt sich der Gitarrist auf die Lippe. Letzten Sommer?? Sofort muss Aoi daran denken, wie er seine Eltern besucht hatte. Er hat rein aus Versehen ihren kleinen bissigen Hund mit einem dicken Buch erschlagen…Zum Glück hatten es seine Eltern nicht bemerkt…und sie dachten dann, ihr geliebtes Hündchen wäre weggelaufen… „Ääähm! Ich meinte letzte Nacht!“ Kai klatscht sich für seinen Versprecher fluchend gegen die Stirn. Letzte Nacht?? Aoi verbirgt seine Panik und streicht sich zitternd den Schweiß von der Stirn. „L…letzte Nacht…?“ Sie nicken ihm langsam zu. „Genau.“ Stumm muss Aoi schlucken…Wissen sie es etwa? „Was…soll ich da denn getan haben?“ Reita muss auflachen. „Also, bitte! Das Bettgequietsche und Gestöhne konnte ich bis vorne in meinem Zimmer hören!“ Mist… Aoi seufzt. Also doch… „Und woher wollt ihr bitteschön wissen, dass ich damit etwas zu tun hätte??“ „Dein Name wurde geschrieen.“ Na klar…Uruha. Als er gekommen ist, hat er seinen Namen gerufen…Dieser Idiot! Er fühlt sich ertappt und läuft rot an, als er an die Nacht kurz zurückdenken muss. „Na also! Aber die Frage ist ja wohl eher…mit wem…“ Kai schnipst mit dem Finger. „Die Stimme war männlich. Und wer ist heute nicht am Frühstückstisch und liegt womöglich noch erschöpft in seinem Bett…??“ Reita muss kichern. „Kôyô!!“ Der Drummer grinst den blass gewordenen Gitarristen an. Aber…der Schwarzhaarige…kann auch so etwas wie Enttäuschung in seinem Gesicht erkennen…versteckte Enttäuschung. Etwas tut es ihm schon Leid aber…Kai weiß selber, dass er ihn nun mal nie geliebt hat… „Exakt.“ Verunsichert blickt der Schwarzhaarige auf seine angeknabberte Brotscheibe…Also Hunger hat er jetzt nicht mehr. Was soll er denn jetzt nur tun bzw. sagen?? Es verleugnen…? Es zugeben…? Oder…einfach nichts sagen? Besorgt schaut er zu Ruki, der jedoch uninteressiert an seinem Tee nippt. Ruki…Macht es ihm denn gar nichts aus? Oder…vertraut er dem Blonden dafür zu sehr…? Stumm versucht Aoi locker zu bleiben und nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. Er sollte erstmal Ruhe bewahren. Die anderen beiden schauen ihn noch immer erwartungsvoll an. Sie warten wahrscheinlich auf eine Zustimmung. Auf eine Bekenntnis oder vielleicht auf Protest. Auf irgendwas. Aber dann wird Aoi klar, dass er sich vor niemanden rechtfertigen muss. Wenn Ruki schließlich mit ihm darüber reden will, kann er jederzeit zu ihm kommen. „Hey…was geht das euch überhaupt an…? Ob ich mit jemand letzte Nacht Sex hatte oder nicht. Ob ich mit einem Mann oder einer Frau Sex hatte oder vielleicht gar jemand aus der eigenen Band, ist ja wohl meine Sache. Ich frage euch auch nicht dauernd, mit wem ihr euch im Bett rumgewälzt habt. Aber so tolerant seid ihr wohl nicht. Also ja, ich habe es mit einem Mann getan und es war der Wahnsinn gewesen. Zufrieden? Also lasst mich jetzt in Ruhe frühstücken.“ Die Beiden machen große Augen und schauen ihn erstaunt an. So eine Reaktion…hatten sie nun nicht von ihm erwartet… Ruki hingegen verzieht einen Mundwinkel und bringt ein leichtes Lächeln zustande. Der Schwarzhaarige hingegen isst unbekümmert sein Brot auf, muss aber innerlich lachen. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte er…wirklich zugegeben etwas mit einem Mann gehabt zu haben?? Es ist kaum zu glauben… Vor einigen Tagen hätte er sich so etwas nie vorstellen können…Niemals. Es ist so schnell gegangen…dass er es kaum bemerkt hatte, wie sehr er sich doch verändert hat. Positiv verändert. Und…ihm wird klar, dass er so verdammt dumm gewesen war…Er hatte Schwule verurteilt…Für das was sie sind…und für das was sie tun. Aber dafür gibt es keinen Grund… Es gibt nämlich in der Liebe keinen Unterschied. Seine Kollegen schauen immer noch etwas verdattert rein, aber das verunsichert Aoi keinesfalls. Nicht mehr. Er wird es ihm jetzt sagen! Seine Gefühle… Auch wenn es für den Blonden nur Sex gewesen war…Er muss es wenigstens wissen! Vielleicht könnte diese Geschichte doch kein so schnelles Ende haben?? Vielleicht…könnte daraus noch viel mehr werden…? Gemeinsam werden sie schon einen Weg finden… Bestimmt. Schnell trinkt er seinen Kaffee aus und steht dann auf. „Also ich geh mal, Kôyô aufwecken.“ Kapitel 23: Das Anliegen ------------------------ Fröhlich summend stolziert Aoi durch den Gang. Endlich hat er den Mut gefasst mit den Blonden offen zu reden. Er wird ihm seine Gefühle offenbaren und dann…dann werden sie schon eine Lösung mit Ruki finden. Hätte denn Uruha wirklich mit ihm geschlafen, wenn er keine Gefühle für ihn hätte?? Hätte er ihn denn dann so angesehen…wenn es einfach nur Sex gewesen wäre? Nein. Er hat auch Gefühle für ihn…Das konnte er spüren. Lächelnd muss er noch mal zurückdenken, wie das alles angefangen hatte… Eigentlich…ist es gar nicht so lange her… …und die Frage ist, wie das alles nur passieren konnte. Vielleicht hatte er für den Blonden schon länger Gefühle und hatte es verdrängt…? Oder er hat sich einfach plötzlich verliebt…plötzlich erkannt…wie wichtig ihm Uruha doch ist. Wie sehr er ihn braucht…sein dauerndes selbstverliebtes Blicken in den Spiegel…sein unsinniges übertriebenes Posieren…seine unpassenden Kommentare, die immer so fehl am Platze wirken…nur weil er mal wieder mit seinem Aussehen beschäftigt ist… Sein Dasein…ist unentbehrlich für ihn… Ja. Uruha ist die Person, die zu ihm passt. Er und kein anderer! Endlich sichtet er Uruhas Tür. Klopfklopf! „Kôyô! Zeit zum Aufstehen! Die Anderen warten schon.“ Hibbelig wartet er vor der Tür und tritt von dem einen auf den anderen Fuß. Keine Antwort. Aoi muss belustigt lächeln. Hat ihn die letzte Nacht etwa wirklich so erschöpft? „Na komm, du Schlafmütze! Mach schon auf!“ Ungeduldig klopft er noch einmal an die Tür. Doch…immer noch keine Reaktion. Langsam wird ihm das Ganze unbehaglich…Wieso macht Uruha nicht die Tür auf? Bei dem Lärm den er gemacht hat, müsste der Blonde schon längst aufgewacht sein… Frühestens beim 3. Versuch macht sich Aoi Sorgen. Was ist nur los? Nachdenklich starrt er auf die Türklinge…Das Zimmer ist bestimmt abgesperrt…Versuchen sollte er es jedoch trotzdem. „Hm…?“ Überraschenderweise wird seine Vermutung widerlegt, als sich die Tür öffnen lässt. Nun wird das Unbehagen in Aoi um einiges größer. Der Andere…würde doch nicht vergessen die Tür abzuschließen?? Er schluckt laut und eilt ins dunkle Zimmer, doch das Bett ist leer… Aber was Aoi noch mehr verblüfft, ist die Tatsache, dass das Bett nicht nur leer…sondern unbenutzt ist. Verunsichert zupft er an seiner Hose. Uruha…hatte doch nicht…bei Ruki übernachtet? Traurig und deprimiert zugleich setzt er sich schwach auf das Bett. „Entscheide dich…doch endlich.“ Was ist das nur für ein Spiel…? Seufzend blickt er auf die Zimmerpflanze. Wieso hat Ruki ihn nicht aufgehalten? Wieso hat es Ruki zugelassen, dass Uruha ihm fremdging? Fremdging…mit ihm. Wahrscheinlich wusste er es nicht…und was ist mit jetzt? Wenn Uruha gerade in dem Zimmer des Sängers ist…in dessen Bett schläft…wieso lässt Ruki ihn dann einfach gehen und den Blonden aufwecken…wenn dieser doch gar nicht in seinem eigenen Zimmer ist? Dann schüttelt er wissend den Kopf. Ja…deswegen muss er wohl so seltsam gegrinst haben… Natürlich. Als Rache. Als Rache dafür, dass er mit Uruha in der Besenkammer rumgeknutscht hat…Ruki will ihm so zeigen, dass der Blonde immer noch ihm gehört…Egal was passiert. Uruha gehört nur ihm. Sein Eigentum kann so oft fremdgehen wie es nur will…am Ende wird es so oder so wieder in seinem Bett liegen… Erst jetzt bemerkt er, dass er in Gedanken auf seiner Lippe gekaut hat… Er liebt den Geschmack von Blut. Aber…noch mehr liebt er den Geschmack im Mund, wenn Uruha ihn küsst… Sein ruheloser Blick, der nachdenklich durch die Wohnung wandert, stockt. Ihm ist etwas ins Auge gefallen…dass er vorher noch gar nicht bemerkt hatte. Die halbgeöffnete Badezimmertür und das schwache Licht, das hindurch scheint. Und…auch etwas Weiteres ist ihm vorher gar nicht aufgefallen. Das Tropfen…von Wasser. Es ist ihm nicht aufgefallen…Wieso? War er so sehr in Gedanken gewesen…? „Kôyô??“ Fröstelnd erhebt er sich vom Bett und geht zögerlich zu der angelehnten Tür. Als er das Zimmer betritt, steht sein Geliebter vor dem Spiegel und begutachtet sich darin. Das urtypische Bild…aber…bei seiner Schönheit…ist das auch kein Wunder. Und um seine eh schon herausragende Schönheit immer wieder zu topen, tut er natürlich Dinge, die sie ungemein unterstützt. In diesem Moment wohl das Schminken… „Bist du so sehr mit deinem Aussehen beschäftigt, das du mich gar nicht gehört hast?“ Dieser dreht sich zu ihm um und lächelt ihn fröhlich an. „Suguru!“ Der Schwarzhaarige erwidert sein Lächeln und stürzt sich sofort in seine Arme. Er ist doch nicht bei Ruki…und Aoi kann sich das erleichterte Aufatmen nicht ersparen. Jetzt…jetzt wird er es ihm endlich sagen! Endlich! Das hätte er schon viel früher tun sollen! „Da gibt es etwas was ich dir…schon die ganze Zeit sagen wollte…“ Zuhörend streichelt Uruha ihm sanft über den Kopf, was den Anderen noch mehr beflügelt. „Ich…ich liebe dich, Kôyô.“ Kapitel 24: Überraschung! ^o^ ----------------------------- Ich…ich liebe dich, Kôyô. Ich…liebe nur dich. Das ist genau das…was er Uruha die ganze Zeit sagen wollte… Es…hätte sagen sollen. Es…hätte sagen müssen… Doch sein Wunschtraum platzt mit einem Male, als er das Badezimmer wirklich betritt. Und…erst jetzt wird ihm bewusst…dass es dafür, was er ihm hätte sagen müssen…nun zu spät ist. Er…hätte es tun sollen…als noch die Möglichkeit bestand. Wieso…hatte er es nicht getan? Wieso nur?? Seine Beine geben nach und er sackt zu Boden. Auf den…nassen Boden. Nur halbherzig bekommt er mit, wie seine Hosenbeine durchnässt werden und seine Unterschenkel von der kalten Flüssigkeit zu frösteln beginnen. Die Kälte durchdringt die Haut bis aufs Mark…und schon kurz später zittert Aoi am ganzen Körper… Wenn doch die Kälte…nur der einzige Grund für sein Frösteln wäre… Er muss die Augen schließen, als ihm leicht schwindelig wird. Ist das…was er sieht…das…was er fühlt…wirklich real? Dieser Geruch…diese Nässe…vielleicht bildet er sich das alles nur ein? „Das kann nicht real sein.“ Ja…es kann nur ein Traum sein…ein abscheulicher Albtraum. Und wenn er…die Augen wieder öffnet…wird er ein leeres Badezimmer vorfinden… Doch als er sie wieder öffnet…erblickt er dasselbe grausame Schauspiel… So als würde…sich jemand darüber amüsieren…ihn leiden zu sehen. Mit ihm spielen… „Bitte…“ Apathisch starrt er auf den Arm vor sich…auf den unnatürlich blassen kalten Arm, der aus der Badewanne heraushängt… „…Bitte…lass es nicht wahr sein…“ Das alles ist niemals passiert… Das alles kann niemals passiert sein. Unbewusst schleift er sich durch die Lache zu dem Arm… Er hat sich niemals in Uruha verliebt… Er hat sich niemals auf ihn eingelassen… Seine Hände gleiten währenddessen durch die Nässe…berühren…etwas. Sie berühren die Rasierklinge…die er wohl in der Hand gehalten…und dann…losgelassen hatte… Schnell steckt er sein Fund ein, so…als würde er den Anderen beschützen wollen…aber…es ist zu spät. Dieser kann nicht mehr beschützt werden. Nein…Das alles ist niemals passiert. Niemals. Ohne zu Zögern streicht er dann über den Arm, so…als würde er den Anderen trösten wollen…aber…es ist zu spät. Dieser kann nicht mehr getröstet werden. Sie…ist einfach nur… …kalt. Leblos. Nein…dieser Arm...er fühlt sich so echt an… Das alles ist wirklich passiert. Es ist kein Traum…Es ist… …real. „…Wieso?“ Aber…er darf es nicht zu sich durchdringen lassen… Es ist zu schrecklich. … „Wow. Ich muss sagen, dass du mich gerade wirklich beeindruckt hast.“ Uruha? Er blickt hoffungsvoll über den Badenwannenrand… Doch…keine Regung. „Ich meine…Du hast den Beiden einfach das Maul gestopft. Das hatte ich nicht erwartet. Sogar nachher noch, als du weg warst…waren sie ziemlich sprachlos.“ Schwach dreht sich Aoi zu dem Neuankömmling um und zeigt zitternd auf den Arm. Stockende Worte verlassen seine bleich gewordene Lippen… „…Er…Er ist tot.“ Ruki schaut auf den Arm und dann auf die Blutlache. „Wieso musste er so eine Sauerei veranstalten? Normalerweise behält man die Hände im Wasser, wenn man sich die Pulsadern aufschneidet oder nicht?“ Was? „Taka, hast du nicht gehört?? Er ist tot!“ Verständnislos sieht er zu, wie dieser näher kommt und sich zu ihm runterbeugt. Er…hat kein Verständnis für seine Lässigkeit…gegenüber dem Tod des Anderen. Ist es ihm etwa…egal? Oder…kann er es nicht sehen…? „Weißt du…Er…war so selbstverliebt…verliebt in seine eigene Schönheit…aber…dann erkannte er auch deine besondere Schönheit…Es ist doch ein Wunder…dass er dich überhaupt registriert hat...“ Aoi schaut ihn verwundert an, als dieser gedankenverloren über sein Gesicht streicht. „Wieso…gerade dich? Er…hätte doch jeden haben können…“ Der Schwarzhaarige kann Rukis Worte nicht aufnehmen…drückt stattdessen seine Hand weg. Hat er ihm denn nicht zugehört?? Sieht er die Leiche denn nicht??? Verzweifelt hebt der Gitarrist seine zittrigen Hände…seine…rot durchtränkten Hände… „Ich sitze hier in seinem Blut! Siehst du das denn nicht??!“ Dann gefriert ihm sein eigenes Blut…als der Sänger anfängt zu lächeln. Was hat das zu bedeuten?? „Sogar jetzt…wo Kôyô tot ist…bist du noch immer auf ihn fixiert. Gibt es denn für dich kein anderes Thema? Gibt es für dich denn nur ihn?? Er ist doch jetzt unwichtig, Suguru…Er ist Geschichte.“ „A…aber wie kannst du so was nur sagen, Taka??? Er ist unser Freund! Und er ist tot!!“ Nun schmunzelt Ruki und sieht dabei gelassen zu, wie der Schwarzhaarige vor ihm in Tränen ausbricht…den Tod seiner Liebe nachtrauert…verzweifelt und stumm um Gottes Hilfe schreit… „Du hörst mir gar nicht zu, Suguru.“ Wimmernd und schluchzend sackt Aoi zusammen. Ihn…scheint Ruki jetzt wirklich nicht mehr zu interessieren. „Hm…Wieso trauerst du ihm so nach, hm? Wieso bist du wegen ihm so verzweifelt? Er hat dich doch nicht mal geliebt.“ Nun schaut der Schluchzende wieder zu ihm auf. „Er hat mich geliebt! Und ich habe ihn geliebt!“ Der Sänger muss auflachen. „Du bist so naiv, Suguru! Jeder weiß doch, dass seine wahre Liebe Akira ist! Er hat immer nur Akira geliebt! Er ist seine einzige Liebe! Niemals hätte er sich in dich so verlieben können!“ „D…Das ist nicht wahr!!“ „Oh doch. Du warst doch nur sein Experiment…ein kläglicher Versuch, um Akira endlich vergessen zu können. Aber es hat nicht geklappt. Es hätte niemals klappen können. Und auch…wenn. Auch wenn er für dich geringe Gefühle entwickeln konnte…dann hätte es ihm auch nicht viel geholfen.“ „Wieso???“ „Weil…er dich niemals hätte haben können…ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Und so hat er lieber auf dich verzichtet. Aber…das war dann doch anscheinend zu viel für ihn.“ Ruki zeigt belustigt in Richtung Leiche. Aoi kann immer noch nicht verstehen, worauf der Rothaarige hinaus will. Verständnislos versucht er aufzustehen, wobei er auf dem Blut ausrutscht und auf den Boden sitzen bleibt. „A…aber es gab doch keinen Grund! Wieso….hat Kôyô sich nur umgebracht?? Es gibt doch keinen Grund!! Er hätte mich doch haben können!! Wir hätten glücklich sein können!!“ Auf einmal spürt der Gitarrist wie die Wut in ihm langsam die Überhand gewinnt…über die tiefsitzende Trauer, während der Sänger sich weiterhin amüsiert. „Suguru…Du hast es wohl immer noch nicht kapiert.“ Bedrückt muss Ruki aufseufzen. Dann verlässt er das Badezimmer. Einsam sitzt nun Aoi auf dem ehemaligen weißen Kachelboden. Er kann sich nur fragen…wieso seine Liebe ihn alleine zurückgelassen hatte… Kommentar der Autorin: Sorry aber...ich musste doch wirklich über eure Kommentare beim letzten Kapitel lachen! XDDDD Ihr dachtet alle schon richtig! Uruha ist doch tot im Badezimmer! Aber ihr seid dann auf Aois Traumvorstellung reingefallen. XDD Naja...bestimmt kommen euch jetzt Fragezeichen, was jetzt überhaupt los ist. Aber keine Sorge in den nächsten Kapiteln wird sich alles klären. ^^ Und danke für die bisherigen Kommis! ^___________^ Freue mich über jeden Einzelnen! Kapitel 25: Verloren -------------------- Nachdem Aoi sich noch ein paar Minuten mit seinen unbeantworteten Fragen rumgequält hat…hält er es nicht mehr aus. Er muss aus diesem Zimmer und schafft es mit Mühe endlich aufzustehen. Sein Gesicht ist mit Tränen übersät…doch neue können nicht mehr nachkommen…da keine mehr vorhanden sind. Kurz muss er aufwimmern, als er die durchnässte Hose an seinen Beinen kleben spürt. Doch er weigert sich, einen Blick auf seine Kleidung zu werfen…denn dann würde er wohl wieder umkippen… Torkelnd hält er sich dann an den Türrahmen fest und blickt erschöpft ins Zimmer. Erst jetzt kommt ihm wieder Rukis Anwesenheit in den Sinn. Leicht überrascht schaut er zu dem Sänger, der stumm am Fenster steht und die Jalousien leicht auseinanderzieht, um hinauszublicken. Schwaches Licht erhellt leicht das Zimmer, doch als Ruki ihn bemerkt, verhüllt es sich wieder in Dunkelheit. Stumm stehen sie nun im Dunkeln. Doch lange währt es nicht. Der Sänger zieht bei einem Fenster die Jalousien komplett hoch und öffnet dieses. Frische Luft…Gute Idee. Aber wieso…erreicht ihn die frische Brise nicht? Das Zimmer bleibt trotzdem durch das etwas gleißende Sonnenlicht noch ziemlich schwach erleuchtet. Aber…es ist noch hell genug, dass der Gitarrist das Gesicht des Anderen erblicken kann und sich leicht erschreckt. Die Lässigkeit…die Coolness…von vorher…ist nun endgültig aus Rukis Gesicht entwichen…und auf diesem…zeigt sich nun etwas, womit Aoi niemals gerechnet hätte… „T…Taka?“ Es gleicht dem Gesicht von Uruha. Genauso…hatte auch Uruha ihn angesehen. Gestern Nacht…als dieser auf sein Bett saß. Dieselbe Traurigkeit…dieselbe Verzweifelung… „Verstehst du es nun endlich, Suguru? Das Einzige…was ich will…was ich jemals wollte…warst du.“ …Nein. Nein. Das ist kann nicht sein. Hektisch schüttelt Aoi den Kopf. Das kann er nicht glauben…Nein!! „Nein…Nein…Nein!“ Nun ziert ein Lächeln Rukis Gesicht. „Doch.“ Leidend beißt sich Aoi auf die Lippe und schüttelt weiter den Kopf. Versucht verzweifelt die Zusammenhänge…die ganzen Bilder…die gesagten Worte…abzuschütteln… Versucht nicht zu verstehen. Versucht nicht zu sehen. Versucht sich nicht zu erinnern. An Uruhas Worte. Es wäre besser gewesen, wenn du dich Taka geöffnet hättest und nicht mir. „Hn…“ Suguru…Ich habe dir doch gesagt, dass wir das heute mit dem Fanservice nicht übertreiben werden…Das hättest du nicht tun sollen! Nein… Wenn doch der Kuss nur das Schlimmste gewesen wäre… Nein…Nein… Du…Du, Idiot!! Taka ist für jemand anders bestimmt!! „Nein!“ An Kais Worte. Denn…wenn man nicht weiß…wie und wann man zu schweigen hat…kann es sehr gefährlich sein…verstehst du? „Oh nein…nein…“ Ich…werde dich niemals aufgeben…auch wenn es für mich den Tod bedeuten würde… Und dann wiederholt Aoi flüsternd Uruhas Worte…die schlimmsten...Signalworte von allen… „Es wird wieder passieren.“ Er hatte wieder eine Liebe verloren...und stand wieder am Rande der Verzweifelung... Er hatte wieder verloren. Das war die Bedeutung dieses Satzes also gewesen... Die Erinnerungen…und die Zusammenhänge prasseln mit einem Male auf den Schwarzhaarigen ein, sodass dieser übermannt entlang der Wand wieder auf den Boden sacken muss. Auf einmal versteht er. Auf einmal…ist nun alles verständlich…und die Zusammenhänge breiten sich vor ihm aus wie ein offenes Buch… Ein Buch…das hätte niemals geöffnet werden dürfen. „…Du…hast Uke verletzt, nicht wahr?“ Ein leises Kichern hallt in seinen Ohren wider…immer…und immer wieder ertönt es. „Er kam dir zu nahe.“ „Und…wenn…er sich mir noch mal genähert hätte? Hättest…du ihn dann…umgebracht?“ Das letzte Wort nur noch ein Flüstern… Die Antwort…ein lauteres Kichern. „Heutzutage…passieren eben viele Unfälle.“ „Und…“ Zähnezusammenbeißend erträgt er den Schmerz, der sich um seine fest geballte Faust in der Hosentasche erstreckt, die die Rasierklinge umschließt. „…Kôyô?“ Der Sänger winkt gelangweilt ab. „Ach, der. Der war nicht das Problem, Suguru. Ich musste nur abwarten, bis sein schlechtes Gewissen und seine Verzweifelung ihn in den Tod treiben.“ Genießerisch begrüßt Aoi den Schmerz, als sich die Rasierklinge tief in seine Hand schneidet und die warme Flüssigkeit durch seine Finger rinnt. „Du hast ihm also erzählt, dass du mich liebst.“ Der Schmerz hilft ihm… …hilft ihm sich zu beherrschen. „Genau. Sein Problem war nur, dass er dich aber schon ausgesucht hatte und schon begann ernsthaftere Gefühle für dich zu entwickeln. Weißt du…dass mit Reita war echt hart für ihn gewesen. Seine erste wahrhaftige Liebe…hat ihn abgewiesen. Ich musste diese Heulsuse lange trösten. Und dann…kann er auch nicht mal mit seiner zweiten „Liebe“ zusammen sein…das war einfach zu viel für ihn gewesen. Weißt du…er war in Wirklichkeit gar nicht so stark, wie man denken könnte. Er ist an seiner eigenen Schwäche gescheitert.“ „Nein…Du…du hast ihn in den Tod getrieben…“ „Er hat sich selber in den Tod getrieben, Suguru. Ich musste nur abwarten.“ Aoi hebt den Kopf und schaut ihn kalt an. „Wie kannst du so was nur sagen?? Er war dein bester Freund gewesen!“ Plötzlich muss Ruki laut lachen, wofür er einen verdutzten Blick von Aoi kassiert. „Du scheinst wohl immer noch nicht ganz zu verstehen…Aber ich nehme es dir nicht übel. Schließlich kennt keiner die Wahrheit…“ Vom Lachen erholt streift der Sänger leicht aufgebracht durchs Zimmer. „Na dann fangen wir doch mal von ganz vorne an: Zwei Menschen. Den einen Menschen, den ich am meisten hasse. Und den anderen Menschen, den ich am meisten begehre. Doch der Mensch, den ich am meisten hasse nimmt den Menschen, den ich am meisten begehre, direkt vor meinen Augen weg…Wie denkst du…muss ich mich dann gefühlt haben?? Doch vorher…vorher bitteschön nimmt sich dieser gehasste Mensch das Recht, mir den begehrten Menschen wegzunehmen, hm??? Er kann doch jeden bekommen! Also vorher??? Wieso gerade dich?? Dieser…eh schon endlose Hass für ihn…wurde nur noch endloser…und unerträglicher. Dieser Schmerz…und als dieser endlich bemerkte, was er mir eigentlich antut…hat er um Vergebung gefleht. Aber nein, ich habe ihm nicht vergeben. Im Gegenteil. Ich habe ihn nur umso mehr gehasst und verachtet…und als er das Ganze endlich verstanden hatte…was ich für ihn fühle…wirklich fühle…und was er mir das ganze Leben lang angetan hatte…hat er sich umgebracht…Am Ende erst…hat er meinen Schmerz verstanden.“ Aoi muss ihn verdattert anstarren… Während seiner Rede hat der Sänger theatralisch sein Leid betont und wild gestikuliert. Doch seltsamerweise…kann der Schwarzhaarige ihn zum Teil verstehen…seinen Wahnsinn…nachvollziehen…aber wieso… „…gehasst? Ihr wart doch beste Freunde gewesen??“ Ruki muss sich ein weiteres hysterisches Lachen verkneifen…sonst bekommt er noch Bauchschmerzen…oder Schlimmeres. „Oh ja! Und was für ein bester Freund er gewesen war!! Schon von klein auf, war ich immer in seinem Schatten gewesen! Es hieß immer, der große Hübsche und der kleine Zwerg! In der Schule hat er wirklich fast jedes Mädchen bekommen! Und dann…als er herausfand, dass er schwul war, auch jeden Jungen! In jeden Typen, in den ich mich verliebt hatte, war schon längst in seinem Besitz gewesen! Wenn ich neben ihm stand, hat man nur noch ihn beachtet…Ich existierte schon gar nicht mehr…Mein Hass wurde immer größer und größer, bis es anfing, mich zu zerfressen! Und je mehr ich mich von ihm entfernen wollte, desto mehr klammerte er sich an mich…Er folgte mir…wollte alles mit mir zusammen machen, bis wir schließlich zusammen in eine Band eintraten…Dieser Narr! Er liebte mich wie einen Bruder! Er war blind! Geblendet von seiner eigenen Schönheit! Von seinem eigenen Egoismus!! Ich hasste ihn…Ich hasste ihn dafür. Ich hasste ihn für alles. Und ich hasse ihn noch immer!“ „Aber…“ Uruha…hatte es doch nicht gewusst… „…es ist kein Grund.“ Ruki schaut ihn traurig an. „Hast du mir nicht zugehört…? Verstehst du nicht…was ich…all die Jahre…durchmachen musste? Ich konnte einfach nicht mehr…Er hat doch alles in seinem Leben bekommen was er wollte…wieso…wollte er dann ausgerechnet auch noch dich haben…?“ Aoi senkt den Blick. „Du bist der Mensch, den ich am meisten begehre, Suguru…Er…hat nicht das Recht gehabt…dir…mir auch noch wegzunehmen…“ Der Schwarzhaarige unterdrückt wieder aufkommende Tränen… Wieso…Wieso hatte er es nicht bemerkt? Wieso hatte er das Ganze nicht früher durchschaut?? Vielleicht…hätte man das Ganze verhindern können…? Blind…Er war blind vor Liebe gewesen… Liebe…Liebe macht einen schwach…verwundbar. „Uke…wurde verletzt wegen mir…und…Kôyô…hat sich umgebracht…wegen mir…Nur…weil sie…mir zu nahe gekommen sind…“ Kapitel 26: Die Ironie des Schicksals ------------------------------------- „Aber jetzt, Suguru…jetzt ist es doch vorbei.“ Ruki zieht das Häufchen Elend auf die Beine. Nur am Rand bemerkt dieser, wie Ruki ihn aufs Bett drückt. Dieser setzt sich auf ihm und streichelt ihm sehnsuchtsvoll gar gierig über das Gesicht. „Endlich…Endlich gehörst du mir, Suguru…Mir…“ Schenkt ihm einen hauchzarten Kuss auf die Wange… „So lange…zu lange, habe ich auf diesen Augenblick gewartet…“ …und nun etwas gewagter…indem Ruki ihm kurz über die zittrigen Lippen leckt. „…auf diesen Moment…auf diese Nähe zu dir…Nichts…in meinem Leben begehre ich so sehr, wie dich.“ Endlich küsst der Sänger ihn. „Ich liebe dich, Suguru…und nichts…wirklich nichts, wird mehr zwischen uns stehen!“ Aoi lässt den Kuss zu… Er…fühlt sich wie betäubt… Er kann…das alles noch nicht glauben… Seine Liebe tot. Sein Mörder jetzt so nahe bei ihm. Ruki…ist der Mörder…aber er…er selber hat doch auch einiges dazu beigetragen…oder nicht? Er hatte sich auf den Blonden eingelassen… Ruki…hatte…diesen gehasst. Uruha… Er spürt nicht…wie neue Tränen seine Wangen hinablaufen… „Suguru…“ Er blinzelt. Erst jetzt fällt ihm Ruki wieder ein, der ihn immer noch küsst. Ein gewaltiger Hass steigt in ihm auf…doch dieser wird sofort wieder verworfen. Langsam lässt er von der Rasierklinge ab und zieht seine blutende Hand aus der Tasche. Nicht mal mehr den Schmerz…bemerkt er. Wofür…soll er jetzt noch hassen? Wofür…soll…er jetzt überhaupt noch was tun…oder gar empfinden? Ohne ihn…ist alles sinnlos… Alles. Von einem…Moment auf den Anderen…kann einem alles auf einmal so gleichgültig vorkommen… Das hätte er niemals für möglich gehalten. Man…muss es wohl erst selber erleben…um zu verstehen. Er erwidert nun Rukis verlangenden Kuss. Doch der Sänger wird schon nach kurzer Zeit mutiger und lässt seine Hände unter Aois Shirt gleiten. Als es diesem bewusst wird, dreht der Schwarzhaarige den Spieß um und wird aktiv. Der Rothaarige muss ihn siegessicher anblicken, als dieser nun unter dem Gitarristen liegt. Als sie sich von einem intensiven Kuss lösen, kann Ruki seine Lust nicht mehr verbergen und zupft bettelnd an dem T-Shirt des Anderen. „Nimm mich…“ Aoi blickt ihm in die Augen. Aber…das einzige Gesicht, das er vor sich sehen kann, ist das von Uruha. Er gibt dem ungeduldigen Sänger wieder einen Kuss…aber…schon alleine durch den Kuss, merkt er den Unterschied…Denn wie schon gesagt…Keiner kann ihn so küssen, wie es Uruha getan hatte. Niemand. Er lässt vom Kuss ab und wandert zu dem Hals hinab, den er nun liebkost. Er registriert nur am Rande, wie der Sänger durch seine Haare fährt und zufrieden aufseufzt. Während er über den Hals leckt schaut er mit den Augen zu Rukis linker Seite auf den Nachttisch. Seine Mundwinkel heben sich unauffällig… Er spürt nun die Finger des Anderen in sein T-Shirt krallen. „Ich will mehr, Suguru!“ Seine Mundwinkel werden um einen Tick breiter… „Ich auch…“ Viel…viel mehr… Aoi wendet sich wieder Rukis erregtem Gesicht zu. Dominant zieht er an dessen Haaren und blickt ihm tief in die Augen, der jedoch nur pervers grinsen muss. Aoi begutachtet dessen Gesicht…sein Gesichtsausdruck…seine schimmernden Augen… Diese Naivität. Dann leckt er wieder kurz über dessen Lippen, die sofort nach ihm schnappen wollen…doch Aoi gewährt ihm keinen Kuss mehr und hält ihn weiterhin fest. Das einzige…was er ihm geben kann, ist ein gleichgültiger Blick. Ein Blick…ohne jegliches Gefühl…ein…kalter Blick. Eiskalt. Doch Ruki bemerkt es nicht…Er bemerkt gar nichts. Er schaut ihn nur verliebt an…zieht ihn mit seinem Blick aus… Blind. Blind vor Liebe. Genauso…wie er es war. Bevor…ihm seine Liebe genommen wurde. Seine Liebe…Sein Herz…Seine… …Barmherzigkeit. Aoi erwidert sein Lächeln…aber sein Lächeln ist nicht verliebt…sein Lächeln ist heimtückisch… „Du widerst mich an.“ Erst jetzt begreift Ruki… Erst jetzt begreift er, dass der Andere ihn voller Abscheu…und gefühllos anschaut…Erst jetzt begreift er, dass…der Andere ihm nicht gehört…niemals gehören wird…Erst jetzt begreift er, dass…seine Versuche…sein Handeln…völlig umsonst gewesen waren…seine Denkweise…sein Plan…von einem Leben mit Aoi…nicht aufgeht… Erst jetzt…begreift er die Gefahr. Die Gefahr…von blinder Liebe. Doch eine Sekunde zu spät. Eine fatale Sekunde. Eine Sekunde des Bereuens…und dann wiederum eine Sekunde der Erlösung. Denn…was bringt ihm ein Leben…wenn es ein Leben ohne Aoi ist…? Den ersten tödlichen Schlag…bemerkt er schon gar nicht mehr… Wie im Rausch schlägt der Gitarrist brutal mehrmals mit der schweren Metalllampe auf den Kopf vor sich ein. So oft…dass er es gar nicht mehr mitzählen kann… Ruki…hat ihm nicht nur die Liebe entnommen…sondern auch den letzten Funken von… …Verstand. Als er sich endlich abreagiert hat…und es als genug empfindet, lässt er den massakrierten Kopf ins Kissen fallen. Die blutige Lampe lässt er geschwächt los, die nun laut auf den Boden poltert…dabei…hört er nicht die flüchtenden Schritte eines Zeugen… Der Mörder wischt sich befreiend die Blutspritzer aus dem Gesicht…versucht es zumindest, und starrt gedankenverloren auf die Leiche. Er wartet auf ein Gefühl…auf irgendein Gefühl… …vielleicht auf ein Gefühl…wie Freude? Völlige Befriedigung? Befreiung? Oder gar…Trauer? Bedauern? Aber…es bleibt nur das beängstigende Gefühl der Leere zurück. „…Irgendwie…bemitleidenswert.“ Dann muss er leise lachen… „Wie krank…“ Immernoch schwach lachend steht er vom Bett auf und lässt sich kraftlos auf den Boden fallen. Jetzt…wo er alleine in dem Zimmer ist…das einzige Lebendige…überkommt ihm neben dem Gefühl der Leere…auch das Gefühl der Unwirklichkeit… Er blickt kurz auf das Bett zurück… „Ich…ich wollte nie, dass es soweit kommt…aber du hast ihn getötet…Wir haben ihn getötet. Den einzigen Menschen, bei dem ich mich nie einsam fühlte…den einzigen Menschen, den ich wirklich geliebt habe…Und dadurch…haben wir nicht nur ihn getötet, sondern…auch uns.“ Er tastet in seiner Hosentasche nach der Rasierklinge und holt sie heraus. „Wir…haben uns alle gegenseitig ermordet…Uns selbst…und dann zu guter Letzt uns gegenseitig.“ Schluchzend blickt er auf das verkrustete Blut von seinem Geliebten…gemischt mit seinem eigenen frischen Blut…die auf der Klinge aufleuchten… „Kôyô…Wir…wir hätten uns niemals lieben dürfen…“ Das war ihr Fehler gewesen… Liebe. Er muss wieder leise kichern…und an das blutige Bild im Badezimmer denken… „Du bist ein richtiger Komiker, Kôyô!“ Genauso wie das Schicksal. … „…Und…du bist ein richtiger Idiot…“ Dann schnauft er erschöpft ein. „Aber…jetzt…jetzt ist es wirklich vorbei. Der ganze Albtraum und die ganze Quälerei…ist vorbei. Man wird uns hier vorfinden…aber niemand…wird verstehen können. Wir werden unsere Geheimnisse mit ins Grab nehmen…und so…wird der Albtraum endgültig abgeschlossen. Sie…unsere Geschichte…Sie wird nicht mehr existieren.“ Du wolltest, dass Taka nicht zerbricht… …aber…durch deinen Tod, hast du genau das bewirkt. Du hast ihn und mich zerbrochen…nachdem du dich selber zerbrochen hast. … Mein Herz wird nie wieder erfahren, was es heißt zu lieben… …was es heißt…überhaupt etwas zu empfinden… …und genau deswegen…gibt es für mich keinen Grund mehr zu leben. Aber es ist nicht deine Schuld. Niemand ist Schuld. Es war einfach nur…Schicksal. Epilog: Die Geschichte eines Mörders ------------------------------------ Doch eines hatte Aoi nicht bedacht… Denn die Geschichte war ab dem Zeitpunkt seines Todes…nicht vorbei. Im Gegenteil… Sie existiert noch immer…und lebt weiter. Sie ist so lebendig…wie noch nie zuvor. Eine bedrückende Stille breitet sich im Zimmer aus, als der Besitzer zu Ende erzählt hat… Dann…als die abstrakte Geschichte endlich in die Köpfe der Reporter durchdringt…hört man das leise Schluchzen der Fotografin…auch der Mann muss nachdenklich und etwas schockiert auf die Badezimmertür starren. „Wie grausam…“ Der Besitzer steht stumm vor dem Fenster und blickt traurig in den grauen Himmel. Genau hier…genau hier…wird wohl Ruki gestanden haben…als er noch voller Hoffnung in die gleißende Sonne geblickt hat…noch nicht wusste…dass er kurz daraufhin von seiner Liebe umgebracht werden würde. Seine zitternde zerbrechliche Hand umklammert schwach den Vorhang…Krampfhaft versucht er sich zu wehren…sich zu wehren gegen die Tränen…sich zu wehren…in…ein unendlich tiefes…schwarzes Loch zu fallen…und nie mehr wieder herauszukommen…ein harter Kampf…ein…verlorener Kampf. „Ich habe ihn geliebt.“ Keine Erkenntnis…sondern eine Tatsache. Verwundert blicken ihn die Gäste an. „Sie…haben Uruha geliebt?“ Langsam hebt der Besitzer den Kopf zur Sonne…Sonne, die sich hinter den grauen Wolken versteckt…nur ein…ein einziger Lichtstrahl kann sich durch die großflächigen Wolken zwängen…ein…starker Lichtstrahl. Doch er…er würde hinter den Wolken verschwinden…denn er ist schwach. Zu schwach. „Nein. Aoi.“ Nun blicken die Beiden noch verblüffter drein. Ein…Hotelbesitzer verliebt sich…in einen Gitarristen von einer Visual Kei – Band? Bizarre… Der Besitzer dreht sich zu ihnen um und muss sanft in die verdutzten Gesichter lächeln. Seine Hand lässt den haltsuchenden Vorhang los…nur langsam kann er diese dann heben. Der Ärmel rutscht herunter und offenbart eine lange Narbe. Sofort schrecken die Gäste auf. „Sie…Sie sind Kai??!“ Er lässt den Arm wieder sinken, der daraufhin in seine Hosentasche verschwindet. Diese Narbe…Er verbindet so viel Schmerz mit ihr…denn…diese Narbe ist nicht nur einfach eine Narbe…Nein…sie ist viel mehr. Sie…ist die schmerzhafte Erinnerung dafür…dass Aoi…der Mann den er liebte…schon jemand anders gehörte…Ruki hatte ihn für sich beansprucht…ohne…daran zu denken, was dieser eigentlich wollte. Er hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass dieser…mit ihm unglücklich sein würde…dass dieser…jemand anders und nicht ihn so sehr begehrte…sein Herz…schon längst an Uruha verloren hatte. „Ich…habe das Hotel übernommen…Ich konnte mich nie von der Geschichte losreißen…Ich…war dafür…nie stark genug.“ Egoist. Kranker…verlorener Mensch… Die Welt war zu hart für ihn. Die Welt hatte ihn verdorben…ihn…zerstört. Ruki wollte doch nur…glücklich sein. Einmal in seinem Leben glücklich sein… Kai schüttelt leicht den Kopf. Mit so einem Menschen kann man nur Mitleid haben…Nur…weil man mit seinem Leben nicht zufrieden ist…heißt es nicht gleich, dass man andere da mit reinziehen muss…Wenn…er doch mit ihnen geredet hätte…dann…hätten sie ihm doch helfen können…Aber…so was wie Freundschaft…hatte ihm wohl nichts bedeutet. Seinen…besten Freund zu töten…hatte ihm nichts bedeutet…Seine Liebe zu…zerstören…hatte ihm nichts bedeutet. Er hatte…immer nur an sich gedacht. „Ist…alles…wirklich wahr?“ Kai wird mit dieser stechenden Frage aus seinen Gedanken gerissen. Die Gäste scheinen sich von ihrem kleinen Schock wieder erholt zu haben. Er schließt kurz die Augen…öffnet sie dann wieder. Ein kleiner…schwacher Versuch, sich zu fassen… „Ja.“ Die Gäste schlucken. „Und…und was ist mit Reita?“ Vergeblich…Er kann es nicht…Er kann sich nicht fassen…Er ist zu schwach… „Tot.“ Wieder ein kleiner Schock für die Gäste. Und für ihn…wieder ein großer seelischer Schmerz…ein großer weiterer Schritt in das schwarze Loch…das bedrohlich näher rückt… „Tot?? Aber…wie?“ „Autounfall, letztes Jahr. Er war betrunken am Steuer gewesen. Ihn…hat die…ganze Geschichte extrem mitgenommen…Er hat sich Vorwürfe gemacht…Seit dem…habe ich ihn nie mehr wieder lachen gesehen. Er…er war…so ein fröhlicher Mensch gewesen vorher…“ Das schwarze Loch…ist da. Er fällt hinein. Es…verschlingt ihn…Es…tötet ihn. Nicht körperlich, sondern seelisch. Nun…verfliegt die Trauer. Nun…verfliegt der Hass. Nun…verfliegt der Schmerz. Sie…wurden verschlungen. Komplett. Übrig…bleibt nur noch Gleichgültigkeit. Betäubt…Er fühlt sich wie betäubt. Und…es tut gut…betäubt zu sein. Ausdruckslos schaut er die Gäste an. „Wissen Sie…Ich habe…gesehen, wie er Ruki den Kopf eingeschlagen hatte…Ich war entsetzt, da ich es noch nicht verstanden hatte…und bin wieder aus dem Zimmer gerannt…Ich sollte nur nachsehen, wo denn die anderen geblieben waren…mehr nicht. Nur das.“ Mitleidsvoll schauen sich die zutiefst berührten Gäste an. Doch sie können…nicht mal ansatzweise…Kais Situation nachempfinden. Dieser sieht vor sich…nur bedeutungslose Zuhörer…die seine Geschichte niemals verstehen können. Ihn…niemals verstehen können. Sie waren nicht dabei gewesen. „Ich habe…vorher noch nie jemanden, die ganze Geschichte erzählt…Nicht einmal der Polizei…Als mich jemand darauf ansprach…habe ich mich immer dumm gestellt. Aber…es tat gut, jemanden…endlich die Wahrheit zu sagen…Diese…Geschichte…war wie ein Kloß im Hals…der dort jahrelang vor sich her vermoderte…Jetzt…ist er gelöst. Ich…bin erlöst…“ „Dann ist es doch gut, dass sie mit uns geredet haben.“ Die Gäste lächeln ihn aufmunternd an. Aber der betäubte Besitzer…schaut an ihnen vorbei. Gedankenverloren blickt er auf die Wand…Er kann sie spüren…Wie seine verstorbenen Bandkollegen dort an der Wand stehen und ihn anschauen…Sie sind hier…genauso wie die anderen Menschen, die in diesem Raum gestorben sind… Eine Träne entweicht ihm…denn er kann auch seinen Geliebten spüren…Aoi… Dann plötzlich fängt Kai an zu lächeln. „Sie sind alle tot…alle…außer mir. Aber…wir sind eine Band. Wir gehören zusammen.“ Doch…bevor ich endlich gehe… Entschlossen greift er zu der kalten Waffe, die er die ganze Zeit über in seiner Jeans hatte. Er hatte…nur darauf gewartet…sie endlich…benutzen zu können. Die Gäste schauen beängstigend und schockiert zur Waffe. Immernoch…mit einem Lächeln im Gesicht, richtet er diese auf die Beiden. …werde ich so viele Menschen mit mir nehmen, wie ich nur kann… „Glauben Sie mir. Die Leute haben Recht…Dieses Zimmer ist verflucht. Aber…eines wissen sie nicht. All die Leute…die nach diesem Vorfall sich in diesem Zimmer selbst umgebracht haben…Sie starben nicht…wegen diesem Fluch oder gar Selbstmord…Sie starben…durch mich.“ „Sie…Sie haben einen echt guten Sinn für Humor…“ Der Mundwinkel von Kai hebt sich leicht… „Ich…habe keinen Humor.“ … KNALL! Denn…ich bin voller Hass erfüllt…voller…Rachesucht. Rachesucht…die ich niemals befriedigen kann, Taka. Denn…ich bin voller Liebe erfüllt…voller…Sehnsucht. Sehnsucht…die ich ebenfalls niemals befriedigen kann, Suguru. Doch…keiner…keiner darf die Wahrheit erfahren… …die ganze Geschichte…und alles was dahinter steckt… …hinter den vorgespielt fröhlichen Fassaden… …hinter…dieser ehemaligen erfolgreichen Band… …hinter theGazettE. Ihr Image muss gewahrt werden. So…will ich wenigstens meine Mordlust stillen. Das Einzige…was mein Leben noch lebenswert macht. [Liebe…hat sie ins Verderben gebracht.] Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)