The love decides von abgemeldet (Bella und Edward) ================================================================================ Kapitel 10: Erinnerungen an den Sommer mit 16 Jahren ---------------------------------------------------- Manchmal ist es leichter, sich um Fremde zu kümmern, als um Menschen, die du liebst. Aber andererseits sind die Menschen, die du liebst manchmal Fremde. Und obwohl es immer wieder schwer fällt, musst du versuchen, ehrlich zu sein. Du musst versuchen, für den anderen da zu sein. Du musst nicht nur an die Liebe glauben, sondern auch an die Menschen die du liebst. Und du musst die Dinge sagen, die du sagen willst, bevor die Chance dafür für immer verloren ist. --- Erinnerung --- Edwards POV: Ich wusste noch genau, wie nervös ich war, als ich auf ihre Ankunft wartete. Es war jeden Sommer das gleiche, doch dieser Sommer war doch irgendwie anders. Zumindest hoffte ich, dass er anders werden würde. Bella würde den Sommer wieder bei uns verbringen und ich freute mich einfach nur riesig sie wieder zu sehen. Seit sie damals mit ihren Acht Jahren das erste Mal den Sommer bei uns verbrachte hatte, war sie jeden Sommer bei uns. Und ich konnte ihre Ankunft immer kaum noch abwarten. Natürlich war sie hauptsächlich wegen Alice, meiner jüngeren Schwester da, aber Bella war so wundervoll. Sie war schon lange nicht mehr wie eine kleine Schwester für mich. Eigentlich war sie das noch nie gewesen, doch ich sah auch nicht mehr nur die Freundin meiner Schwester in ihr. Ich denke, das ist mir bewusst geworden, als sie letztes Jahr hier war. Sie war kein kleines Mädchen mehr und auch wenn ich sie eigentlich aufwachsen hab sehen, eben wie eine Schwester, war sie dennoch schon immer mehr für mich. Bisher hatte ich aber noch nie den passenden Moment gefunden, auch in Briefen und Emails nicht, ihr das zu sagen. Vielleicht weil ich mich auch schämte, unsicher war, wie sie darauf reagieren würde. Doch das sollte sich dieses Jahr ändern. Diesen Sommer würde ich ihr sagen, was ich für sie empfand. Auch wenn ich sie damit vielleicht schockte, da ich nicht wusste, was sie für mich empfand, aber ich musste es einfach sagen. Ich wollte ihr sagen, dass ich sie nicht mehr als Schwester ansehe, nein, dass sie viel mehr als das für mich war. Ja, ich glaubte, so gut ich das mit meinem 16 Jahren einschätzen konnte, dass ich mich verliebt hatte. Bella war das erste Mädchen in das ich mich verliebt hatte und vielleicht würde sie auch die Einzige sein. Ich würde es ihr auf dem Sommerfest gestehen. Ja, endlich konnte Bella mit uns aufs Sommerfest gehen. Normalerweise war das Fest schon vorbei, bevor ihre Ferien anfingen. Aber nun war sie ja da. Und ich war aufgeregter denn je. Alice beanspruchte Bella schon den ganzen Abend für sich und ich erfasste einfach keine Situation in der ich mit ihr einfach mal ungestört sein konnte. Dabei wollte ich einfach nur mal mit ihr in ruhe Reden. Eigentlich wusste ich noch nicht so ganz, wie das Gespräch ablaufen würde, wie ich die richtigen Worte finden sollte. Aber ich wollte es probieren. Aber warum musste sie Bella die ganze Zeit für sich beanspruchen und gab mir nicht mal fünf oder zehn Minuten mit ihr? War das denn für meine Schwester schon zu viel? Sie würde Bella doch noch die ganzen Ferien haben. Natürlich freute sich Alice auf Bella, genauso wie ich, aber sie waren nun mal beste Freundinnen. Aber das war doch kein Recht, sie die ganze Zeit für sich zu beanspruchen. Ich seufzte und trottete weiter hinter den Beiden her. Es würde schon ein passender Moment geben. Und dann gab es ihn auch. Alice hatte ihre Freundinnen gefunden, eilte zu ihnen und ließ Bella bei mir zurück. Das war mein Zeichen, das war meine Chance. Langsam ging ich zu ihr hin, stand nun neben ihr. Fragend blickte sie mich an. „Alice, halt“, sagte sie nur lächelnd und zuckte mit den Schultern. Ich beobachtete wie sie sich eine ihrer schokoladenbraunen Strähnen hinters Ohr steckte. Ich mochte ihre Haare und liebte es, wenn sie die offen trug. Ich nickte nur und rang mit mir selber. „Bella...“, fing ich vorsichtig an. Fragend blickte sie mich an, sie lächelte. Sie sah wundervoll aus, wenn sie lächelte. Aber das wusste ich ja schon, aber es wurde mir mal wieder deutlich bewusst, wie sie so vor mir stand und mich an lächelte und sich die Grübchen wieder an ihre Mundwinkel bildeten. Dann griff ich einfach nach ihrer Hand und zog sie mit mir. Ich fragte gar nicht danach, nein, ich zerrte sie einfach mit mir mit. Ich ging mit ihr zwischen den Ständen hindurch. Nun standen wir hinter einem Stand, im Schatten des Schauspiels. Hier waren wir ungestört. Hier konnte ich ihr alles gestehen. Fragend musterte sie mich. Aber sie machte keine Anstalten weg zu rennen. Sie blieb bei mir und blickte mich einfach nur an. Sie sah wundervoll aus. Sie war braungebrannt von der Sonne in San Fransisco, die sie hier gewiss nicht hatte. Aber das war nun auch egal. Sie war einfach atemberaubend aus, ja sie raubte mir den Atem. Ich versuchte mich zu konzentrieren, aber ich konnte es nicht. Mal waren es ihre wundervollen, warmen Augen, mal ihre schön geschwungenen Lippen, mal die Zartheit ihrer Haut, was mich aus der Ruhe brachte. Sie machte es mir unbewusst schwer, ihr all das zu gestehen, was ich ihr sagen wollte. Kein Mädel aus Forks und Umgebung konnte mit Bella mithalten. Das war mir schon die ganze Zeit klar gewesen. Ich versuchte mich zu konzentrieren, ich wollte die richtigen Worte finden, denn ich konnte ihr schlecht, wie aus einer Laune heraus sagen, dass ich mich in sie verliebt hatte. Aber es war nicht einfach aus einer Laune heraus. Es war mein voller Ernst. Kein Mädchen interessierte mich so sehr wie sie. „Bella, ich muss dir was sagen“, meine Stimme war nicht sehr selbstsicher. Wen hätte ich mit dieser Unsicherheit denn bitte schön überzeugen sollen? Ich konnte nicht anders, ich wollte sie einfach spüren. Und ihr warmer Blick verstärkte nur dieses Verlangen in mir. Es kribbelte in meiner rechten Hand. Konnte ich es einfach so wagen? Aber ich wollte ja nur ihre sanfte Haut berühren. Was ich auch schließlich tat. Vorsichtig streichelte ich über ihre Wange, blickte weiterhin in ihre Augen. Ich wollte wissen wie sie es fand, ob ich sie vielleicht sogar erschreckte. Doch Bella wich nicht vor mir zurück, sie errötete vor meinen Augen. Was für ein süßer Anblick, ich musste schwer schlucken. Ich wusste gar nicht wie nah ich ihr in diesem Moment wirklich wahr, erst ihr unruhiger Atem, den ich auf meiner Haut spürte, weckte mich aus meiner Trance, in die sei mich gesetzt hatte. Dieses Gefühl von Geborgenheit und Wärme spürte ich durch sie und dieses Gefühl war wundervoll und angenehm. Und immer noch blickte sie mich einfach nur an, stieß mich nicht von sich. Empfand sie vielleicht ähnlich für mich, wie ich für sie? Wenn ja, wäre das ein wundervoller Traum, aus dem ich nicht erwachen wollte. Ich konnte nicht anders, meine Finger machten sich selbstständig und wanderten von ihrer Wange zu ihren Lippen und fuhren die warmen Konturen nach. Ich ließ ihren Blick los und schaute auf ihre Lippen. Wie es wohl wäre, sie zu küssen? Nichts mehr interessierte mich in diesem Moment. Ich wollte sie spüren. Dabei hatte ich ihr noch gar nichts von meinem Gefühlen gestanden. Das Einzige was gerade in meinem Kopf, nein, in meinem ganzen Körper war, war diese angenehme Wärme, die sich in mir ausbreitete. „Ich habe mich in dich verliebt, Bella“, sprach ich sehr langsam zu ihr. Mein Blick wanderte von ihren Lippen zu ihren Augen und wieder zu ihren Lippen. Nun hatte ich es ihr gestanden. Ich hatte ihr all das gesagt, was mich quälte. Ich sah, wie sich ihre Augen weiteten. Doch da hatte ich mich schon völlig zu ihr herunter gebeugt und legte meine Lippen auf die ihren und küsste sie. Ich küsste ihre sanften, warmen Lippen. Und es war das Schönste was mir je widerfahren war. Es war ein wundervolles Gefühl. Ich konnte es gar nicht in Worte fassen. Dafür gab es kein Wort. Kein Wort kam dem nahe, was ich in diesem Moment fühlte. Mein Herz blieb stehen, zumindest kam es mir in diesem Moment so vor. Ja, es schlug nicht mehr. Es sollte stehen bleiben. Es wollte dieses Moment innig genießen. Die Uhr blieb auch stehen, zumindest wollte ich das. Ja, ich wollte, dass die Zeit stehen blieb. Ich wollte nur noch hier sein, nur noch Bella bei mir haben. Und alles andere war egal. Mein Atem setzte aus. Doch es war mir egal. Ich sah wie Bella ihre Augen schloss und den Kuss somit erwiderte, ihre Lippen sich leicht mit meinen bewegten. Ja, sie erwiderte meinen Kuss. Jetzt war der Kuss noch viel schöner. Unsere Wege hatten sich am Abend wieder getrennt, aber dennoch lag ein Versprechen in der Luft. Etwas was zwar unausgesprochen geblieben war, aber ich fühlte es dennoch. Mike, Jake und Emmett belagerten mich. Die Anwesenheit meines Cousins war ja ganz angenehm, doch Mike und Jake gingen mit mir ihrer Art, die sie momentan an den Tag legten, ziemlich gegen den Strich. Eigentlich wollte ich Emmett von meiner Eroberung erzählen, nein, als Eroberung sah ich Bella bestimmt nicht. Sie war etwas anderes. Aber ich wollte Emmett davon erzählen. Er war mein bester Freund momentan und ich erzählte ihm immer alles, bei ihm war so etwas auch sicher. „Und wie ist das mit eurem Gast wieder?“, fragte Jake. Natürlich wusste ich wen Jake meinte. Er mochte Bella nicht besonders. Warum auch immer. Es war mir auch egal, denn ich wollte ja was von Bella. Aber sollte ich dieses Spiel wieder mitmachen? Es ging mir eigentlich ziemlich auf den Geist, vor meinen Freunden, meine Gefühle für sie geheim zu halten. „Meinst du etwa Bella?“, fragte ich Jake. Ich lehnte gegen die Wand eines Standes. Emmett stand neben mir und Jake und Mike uns gegenüber. „Ja genau, die Kleine“, meinte Jake wieder. „So klein ist sie doch gar nicht mehr“, versuchte Emmett es. Ich blickte ihm dankend zu. Er wusste von meinen Gefühlen für Bella, er war der Einzige, dem ich davon erzählt hatte. Ich lag ihm damit schließlich lange genug auf dem Ohr. Doch das sollte ja von nun an auch vorbei sein. „Sie ist doch so alt wie deine Schwester. Wie alt ist sie? 14?“, fragte Mike skeptisch. Sein Blick sagte alles. Natürlich ist Bella 14. Was tat das schon zur Sache? Ich nickte. „Ja, die beiden nerven nur. Es ist wie Babysitten.“ Ich hasste die Worte, die ich über die Lippen gebracht hatte, in dem Moment als ich sie aussprach. Es war falsch, es war eine Lüge und dennoch hatte ich sie gesagt. Ein Teil von mir hasste mich dafür selbst. Ich sah wie Mike und Jake anfingen zu lachen. Ich wusste nicht genau warum. Dann blickte ich Emmett an, dieser seufzte. Und da wusste ich, nein, eigentlich wusste ich es schon vorher, dass ich Mike und Jake nicht noch bestätigen sollte. „Nein, sie nervt bestimmt nicht“, sagte ich nun weiter. Ja, vielleicht sollte ich Mike und Jake mal die Wahrheit sagen. Es war mir egal was sie dann über mich dachten. Es war mir alles egal. Ich hatte doch immer noch Emmett auf meiner Seite. „Ich hab mich in Bella verliebt, so nun ist es raus. Und nun kein falsches Wort mehr über Bella. Verstanden?“ Jake und Mike schauten mich verdutzt an, ich drehte mich mit einem Seufzen um. Dann entdeckte ich Alice. Warum blickte sie entsetzt in die andere Richtung? War sie nicht mit Bella zusammen? --- Erinnerung Ende--- Bellas Sicht: Ich saß immer noch mit Edward in diesem wundervollen Cafe. Warum brauchte ich erst Edward um diesen Laden zu finden? Dieser Laden war wie geschaffen für mich. Hier gab es Bücher und Kaffee und Bücher und tolle Zitate an den Wänden. Hier gab es Essen, das man nach Autoren bestellte. Wie mein Austen-Frühstück. Es war himmlisch. So wie ich es mir vorgestellt hätte. Mir wurde mein Essen auf einem silbernen Tablett serviert und in einem wundervollen Geschirr, das einfach nur aus der Jane Austen Zeit stammen musste, meine Großmutter hatte auch so ein Teeservice. Auch wenn es kitschig war, es war wundervoll. Das Jane Austen-Frühstück beinhaltete ein gekochtes Ei, Croissant, Marmelade, Tee, und ein Schälchen Müsli. Der Hemingway-Teller, den Edward für sich bestellt hatte, bestand aus ein paar Scheiben Toast, ebenfalls mehrere Marmeladen und einer großen Tasse Kaffee. Ich erinnerte mich daran, dass ich bei einer Nachforschung über Hemingway heraus gefunden hatte, dass dieser in seinen Schreibwahn immer süchtig nach Toastbroat war und in der Zeit, in der er kreativ war, nur diese zu sich nahm. Das Leben von Hemingway fand ich sehr interessant, seine Bücher allerdings fand ich nicht sehr toll. Wenn ein Junge als Kind von seiner Mutter nur in Kleider gesteckt wurde, von ihr als Tochter aufgezogen wurde, musste das irgendetwas kaputt machen. Und sein Leben war wirklich verkorkst, wenn man das mal so sagen darf. Ernest Hemingway hatte eindeutig einen Frauenkomplex, war ziemlich oft verheiratet und hatte von den Frauen seins Lebens nur drei Söhne geschenkt bekommen, dabei wollte er immer eine Tochter haben. Dieser Wahn ging schließlich soweit, dass einer seiner Söhnte sich operativ umwandeln ließ. Vermutlich um so endlich die Liebe seines Vaters zu bekommen, die er eigentlich haben wollte. Hemingway hatte das Leben auch satt, sein Ruhm als Frauenfeind machte ihm zu schaffen, denn das war er nicht, nach zwei missglückten Selbstmordversuchten, schaffte er es letztendlich doch, sich das Leben zu nehmen. Ich blickte Edward fragend an. Woher wusste er, dass mir das Austen-Frühstück gefallen würde? Irgendwie war er mir noch ein riesiges Geheimnis. Was wusste ich schon über ihn? Ach ja, er fuhr einen Maserati GranTurismo. Er wechselte mal einfach so die Universität um hier in Chicago zu sein, wo ich bin. Warum? Gute Frage. Was wusste ich noch über ihn? Ich hatte in meiner Kindheit und Jugend jeden Sommer bei ihm in Forks verbracht, gut es hatte ja irgendwann aufgehört, aber daran war er ja selber Schuld. Alice ist seine Schwester. Wusste sie eigentlich, dass wir nun zusammen Frühstückten? Er studiert Medizin... und Gehirnwäsche. Er kennt tolle Zitate, wie das Zitat aus der Bibliothek des Klosters von San Pedro. Also muss er belesen sein. Über was dachte ich hier eigentlich gerade nach? Redete ich ihn mir gerade besser? „Und schmeckt es dir?“, fragte Edward und blickte mich erwartungsvoll an. „Ja, sehr lecker.“ Es war wirklich köstlich. Es schmeckte bestimmt auch einfach schon so toll, weil man es in dieser unglaublichen Atmosphäre einnahm. „Woher wusstest du, dass ich ein Austen-Frühstück gerne hätte?“ Edward lächelte, er schien erst zu überlegen, bevor er mir antwortete: „Als du damals, das letzte Jahr bei uns Forks warst, hast du ein Buch von ihr gelesen und hattest erzählt, dass du auch die anderen von Jane Austen lesen wolltest und als ich bei dir im Wohnheim war, lag eines ihres Bücher auf deinem Schreibtisch. Das von Anne Eliot, ‚Überredung‘.“ Nun war ich baff. Wie konnte er sich an so etwas erinnern. Ich wusste selber nicht mal, dass ich das in Forks mal gesagt hatte. „Wie... Warum weißt du das noch? Das ist doch ewig her. Wie alt waren wir da?“ Er blickte mich ernst an. „Du warst 14 Jahre alt Bella und ich war 16.“ Die Antwort kam sicher rüber. Seine Lippen formten sich zu einer schmalen Linie und ich musste schlucken. Oh mein Gott, es war dieser, jene eine Sommer gewesen. Er erinnerte sich also genauso sehr daran, wie ich es tat. Verlegen blickte ich wieder auf meinen Teller. Was war das hier für ein Gespräch? Warum hatte er mich ans andere Ende der Stadt geschleppt? Ich hatte mich umgesehen gehabt und gemerkt, dass wir die einzigen Kunden hier waren, außer dem Kellner war keiner mehr in diesem Raum. Was war das hier? Doch ich kam gar nicht dazu, weiter über Edward und dieses Frühstück nachzudenken, denn mein Handy klingelte. Sofort griff ich nach meiner Tasche, setzte sie mir auf den Schoss und wühlte darin rum. Dieses verfluchte Handy, musste doch hier irgendwo sein! Warum war diese Tasche immer dann so groß, wenn ich etwas in ihr suchte? Ah! Ich ergriff es, zog es aus meiner Tasche und schaute auf das Display. Alice. Überrascht blickte ich zu Edward. Doch dieser schien nicht zu wissen, wer mich da anrief. Wusste Alice, dass ich mit ihrem Bruder zusammen Frühstückte? „Swan, Bella.“ „Mensch Bella, warum klingelt das denn bei dir so ewig?“ Ich rollte mit den Augen, warum machte sie mir immer Vorwürfe, wenn ich mal etwas länger brauchte um ans Handy zu gehen. Ich war doch nicht ihre Sekretärin oder so etwas. „Entschuldige. Es lag in den tiefsten Abgründen meiner Tasche.“ „Gut, wo wir gerade beim Thema sind“, fing sie direkt an und ich überlegte bei was für einem Thema wir gerade waren. Aber vermutlich brauchte Alice gar keine Einleitung. „Ich bin gerade mit Rose shoppen, soll ich dir eine neue Tasche mitbringen?“ „Ich mag meine Tasche“, sagte ich nur. Nun blickte Edward mich fragend an. Ich formte Alice Namen lautlos und er nickte nur. Hatte er ihr es nun gesagt oder nicht? Verdammt. „Ja, das ist ja ganz schön für dich. Das beantwortet aber nicht meine Frage, Süße. Soll ich dir Eine mitbringen?“ „Rufst du mich deswegen an?“ Vielleicht rief sie ja an, weil sie wissen wollte, wie mein Frühstück mit Edward verlief. Bestimmt. „Ja. Ich wollte einfach mal mit meiner Freundin telefonieren. Das wird ja wohl noch ohne Verhör erlaubt sein. Außerdem muss ich mich bei dir aufregen.“ „Warum?“ „Ja, warum? Ich erzähl es dir Bella. Also mein lieber Bruder – erinnere mich daran, dass er ab sofort nicht mehr mein Bruder sein wird – sollte mich eigentlich in die Innenstadt zu Rose fahren.“ Ich blickte zu Edward und hörte Alice weiterhin zu. „Doch dieser Typ – ja so nenne ich ihn jetzt – war heute Morgen einfach verschwunden. Und er hat nicht mal eine Nachricht hinterlassen. Und so was nennt sich Bruder.“ Ihre Stimme klang wirklich leicht säuerlich. „Weißt du, dann hätte er auch echt nicht mit nach Chicago kommen brauchen, wenn ich eh nicht mit ihm rechnen kann. Was soll das denn auch schon bitte?“ „Ich denke, Edward hatte bestimmt einen Grund, warum er vergessen hat, dass er dich heute in die Innenstadt fahren sollte.“ Ich registrierte, wie Edward anfing zu grinsen. Was war denn bitte das hier? Er versetzte seine Schwester, wegen mir? Wenn Alice das raus bekam, dass er sie wegen mir nicht zu ihrer Einkaufsmeile brachte, würde sie ausrasten. Ich konnte ihr jetzt echt schlecht sagen, dass gewisse Person mir direkt gegenüber saß und mich angrinste. „Ja, das will ich auch für ihn hoffen. Ist schon eine Frechheit. Oh, soll ich dir was Tolles sagen.“ Abrupter Themawechsel, mal wieder ohne Überleitung. „Was denn?“ „Rose hat mir was Tolles erzählt.“ „Ja? Was denn?“, fragte ich gespielt interessiert. Ich wollte eigentlich am liebsten auflegen, um Edward zu fragen, warum er Alice nicht Bescheid gesagt hatte, dass er mit mir verabredet war. Hatte er etwas zu verheimlichen? War es ihm vielleicht peinlich? Ich meine, es war doch schließlich seine Idee. Genau, er hatte mich doch mitten in der Nacht angerufen um mich vom Schlaf abzuhalten und mit mir ein Date auszumachen. „Emmett hatte Rose erzählt, wie lange Edward und ich dich schon kennen. Rose wollte das einfach gerne wissen, weil sie ja doch ein paar Geschichten von dir gehört hatte. Und Emmett hatte ihr gesagt, dass du den Sommer mit den Cullen-Kids – also mit Edward und mir – seit deinem achten Lebensjahr verbringst.“ Ich nickte. Das wusste ich doch alles. Was war denn daran bitte toll? Wir hatten wirklich viel Zeit miteinander verbracht und die Zeit im Jahr die ich nicht bei ihnen Forks verbrachte, schrieben wir uns Briefe, E-Mails oder telefonierten mindestens einmal in der Woche. Wir hatten uns dafür immer den Mittwoch ausgewählt, weil Dienstag und Donnerstag war ich im Schwimmverein. Das war der einzige Sport, bei dem ich nicht der Gefahr ausgesetzt war, über meine beiden linken Füße zu stolpern. „Und dann hat Emmett Rose erzählt, dass Edward damals in dich verknallt war. Das hatte er auch damals auf dem Sommerfest – Erinnerst du dich noch daran? Wir waren 14 Jahre, das war der Sommer, wo du zu unserem Sommerfest kommen konntest! - vor allen gestanden. Vor Mike und Jake und auch vor Emmett, deswegen konnte er, das Rose ja erzählen. Emmett meinte, Edward hätte ihn schon lange Zeit vorher damit in den Ohren gelegen, dass er in dich verliebt war.“ Meine Augen weiteten sich und ich blickte Edward überrascht an. Er war in mich verliebt gewesen? Nein, er hatte ihnen damals etwas ganz anderes gesagt, ich war doch dabei gewesen. „Nein, Alice, er hatte ihnen etwas ganz anderes erzählt.“ Ich sah Edward dabei nicht an, denn das konnte ich nicht. „Wie? Was meinst du, Bella?“ Ich schluckte und schloss die Augen, ich spürte seinen Blick ganz deutlich auf mir. „Ja, er hatte ihnen was anderes gesagt. Er hatte ihnen gesagt, dass wir nerven.“ Es fiel mir verdammt schwer, das auszusprechen, aber es war die Wahrheit gewesen. Edward blickte mich fragend an. Wusste er von was ich gerade sprach? Ich fühlte mich gerade mehr als nur unwohl. Ich war in einer sehr komplizierten Lage. Woher sollte ich denn wissen, ob Edward hörte, was Alice sagte und was ich darauf eben geantwortet hatte. „Ja, das stimmt schon Bella und dann bist du weggerannt und dann hatte er zu Mike und Jake gesagt, dass er in dich verliebt ist, und dass er jeden verprügelt, der irgendwas gegen dich sagt, weil er in dich verknallt war.“ Ich hörte, wie sie kurz stoppte. „Wo bist du eigentlich Bella? Wolltest du nicht in die Bibliothek? Ich dachte, da darf man nicht telefonieren.“ Das fiel ihr aber echt früh wieder ein. „Darf man auch nicht. Ich bin nicht mehr in der Bibliothek. Ich bin...“ Ich blickte wieder zu Edward. Und seine grünen Augen blickten mich fragend und besorgt an. Ich spürte, wie ich anfing zu zittern. Das alles konnte nur ein Traum sein. Ja, genau ich schlafe bestimmt noch und ich würde gleich auch wachen und übermüdet in meinem Bett aufwachen. „Bella? Bist du noch dran?“ Ich nickte. Mein Blick ruhte immer noch auf Edward, ich kaute auf meiner Unterlippe. Was sollte ich sagen? Das alles wuchs mir gerade irgendwie über den Kopf. Meine Atmung wurde hektischer und mir wurde heiß. Ich würde gleich hyperventilieren, wenn ich hier nicht sofort raus kam. „Ich bin unterwegs. Ich muss jetzt auflegen.“ Und bevor Alice noch etwas sagen konnte, klappte ich mein Handy wieder zusammen, steckte es in meine Tasche und sprang von Stuhl auf. Ich musste hier raus. Eindeutig. Ich brauchte jetzt echt frische Luft. „Bella...?“ Edward blickte mich fragend an. Doch ich blickte ihn nicht mehr an, denn ich konnte es einfach nicht mehr, sondern eilte aus dem Lokal. Ich rannte aus dem Gebäude und spürte die kalte Luft. Mist, ich hatte meine Jacke drinnen vergessen. Aber das war nun auch egal. Ich musste hier irgendwie weg. Einfach nur weg. Mir war einfach nur komisch. Die Worte von Alice schwirrten in meinem Kopf, vernebelten alle andere Gedanken. Sie hallten dort wie ein Echo wieder. Es drehte sich alles. Alles verschwamm vor meinen Augen. Mir wurde schwarz und ich spürte, wie mein Knie plötzlich nach gaben. „Bella.“ Doch bevor ich nach hinten fallen konnte, einen harten Aufprall erwartete, spürte ich Hände, die mich auffingen, sanft. Ich schloss meine Lider und atmete erst mal ruhig ein und aus, zumindest versuchte ich das. Doch dann spürte ich, wie man mich ganz auf die Arme nahm. Man packte mich unter den Knien und unter meinen Schultern, nahm mich auf den Arm und trug mich weg. Gerade war mir das alles egal, ich wollte einfach nur die Augen schließen und beten, dass ich in eine andere Welt gelangen könnte. Doch dann erkannte ich die Wärme, registrierte den angenehmen Duft. Vorsichtig lehnte ich mich an den Körper, der mich hielt und atmete den Geruch ein. Er beruhigte mich unglaublicher Weise sofort und meine Atmung wurde etwas ruhiger. Ich öffnete sofort die Augen und blickte in das Gesicht von Edward. Er hatte mich aufgefangen? Er war mir hinterher gerannt, als ich aus dem Cafe geeilt war? Dann spürte ich, wie Edward sich hinsetzte und ich nun auf seinem Schoss saß, nun blickte er mich besorgt an. „Bella...“, sagte er sanft und blickte mich fragend an. Mir zerriss es fast das Herz ihn so zu sehen, warum? Warum schmerzte es so, wenn er mich so besorgt ansah? Ich spürte ein Brennen in meinen Augen, das mir ankündigte, dass Tränen sich heran nahten. Edward hielt mich immer noch in seinen Armen, er drückte mich leicht gegen seinen Oberkörper. Er war so warm, so angenehm, es fühlte sich toll an. Ich biss mir wieder auf die Unterlippe. Das konnte doch nur ein Spiel sein. Ein Spiel auf das ich gerade hereinzufallen drohte. Ich schluckte schwer. Meine Augen rissen sich automatisch auseinander, als ich seine Finger an meiner Wange spürte, doch er streichelte mich nicht, nicht richtig, er streichelte mir meine Tränen weg. Er seufzte auf, sah leicht frustriert, aber vor allem verwirrt aus. „Bella, warum bist eben abgehauen?“ Ich blickte weg, ich konnte ihm nicht länger in die Augen schauen. Es tat weh. Ich wusste nicht was mehr weh tat, meine Dummheit von damals oder meine Dummheit von heute. Ich hatte ihm unrecht getan, all die Jahre. Jetzt verstand ich erst seine Worte, die er letztens noch zu mir gesagt hatte. Jetzt erst verstand ich sie. Ich konnte nicht anders, als meinen Kopf an seinen Oberkörper zu lehnen. Auch wenn ich kein Recht hatte, an seinem Körper nach Halt zu suchen, doch dieser Halt war einfach da. Ich war dumm gewesen, so schrecklich dumm. Und dennoch war er hier und wollte wieder Kontakt zu mir haben. Ich fing an zu weinen. Edward war wundervoll und ich hatte ihm unrecht getan. Er war nicht gemein und falsch gewesen, ich hatte es nur gedacht. Und ich weinte. Und es tat gut. Es war irgendwie befreiend. Aber ich fühlte mich schuldig. Ich hatte ihm unrecht getan. Er war nie schlecht gewesen. Er war nie böse gewesen. Er war immer nur Edward gewesen. Nur mein Edward. Ich spürte seine Hände auf meinen Rücken, die streichelnd hoch und runter fuhren. Bei dieser Berührung musste ich tief einatmen, es war so angenehm, so schön. Ich schüttelte nur den Kopf. Das würde ich mir nie verzeihen. Ich war dumm gewesen und ich könnte mich selber ohrfeigen. „Ich weiß nicht was los ist, Bella. Aber was auch immer es ist, es tut mir Leid“, sagte er leise zu mir. Es war fast ein Flüstern, aber ich vernahm es ganz deutlich. Ich zog mich zurück und blickte ihn fragend an. „Warum entschuldigst du dich?“ Er gab sich die Schuld. Er wusste nicht mal was los war und gab sich die Schuld. Ich schüttelte den Kopf und seufzte auf. „Oh, Edward. Du bist so an gar nichts schuld. Ich bin die Schuldige.“ „Was?“ Er blickte mich überrascht an und strich mir sanft die Tränen aus dem Gesicht. Er lächelte leicht, als er die Tränen weggewischt hatte. „Das war doch Alice am Telefon?“ Ich nickte. Ja, sie war es. Sie hatte alles aufgeklärt, ohne es zu merken. „Ich meine, du musstest wegen mir deine beste Freundin anlügen.“ Sein Lächeln war immer noch da und ich liebte es, jetzt mehr als sonst etwas. „Nur weil ich ihr nicht gesagt hatte, dass ich mit dir Frühstücken gehen. Aber ich wusste nicht, was sie davon halten würde.“ Ich seufzte, hörte ihm aber schweigend zu. „Zuerst dachte ich, es wäre eine gute Idee, es ihr zu sagen. Aber dann dachte ich mir, dass sie dann bestimmt alle zehn Minuten bei dir angerufen hätte und wir hätten keinen ruhigen Moment“, gestand er lächelnd. „Tut mir Leid. Ich war selbstsüchtig. Ich wollte aber nun mal ein paar Stunden mit dir, nur für mich haben.“ Ich musste lächeln. Er war süß. Ich wollte ihn umarmen, ihn an mich drücken, aber ich konnte mich noch nicht überwinden. „Und dann dachte ich, dass sie deine beste Freundin ist und dass du selber entscheiden solltest, ob du ihr von diesem Frühstück erzählen willst oder nicht. Es sollte deine Entscheidung sein. Allerdings wusste ich nicht, dass sie dich anrufen wird.“ Ich nickte. Er dachte an mich. Er machte sich nur Sorgen wegen mir. „Edward...“ Ich sollte ihn stoppen, auch wenn seine Worte wie Balsam waren, ja, das waren sie. Sie waren wundervoll. Sie waren ehrlich und liebevoll. „Es tut mir Leid.“ Fragend blickte er mich an. „Was soll dir denn Leid tun?“ Ich seufzte. So vieles, Edward. Mir tat so vieles Leid. „Mir tun die Jahre Leid, die Sommer, die ich nicht bei dir Forks verbracht habe.“ Ich spürte wieder, wie die Tränen kommen wollten, doch ich presste die Augen zusammen und schluckte die Tränen herunter. „Bella“, versuchte er mich mit sanfter Stimme zu beruhigen. Aber das ging jetzt nicht mehr. „Alice hat mir eben etwas gesagt. Etwas was Emmett Rose erzählt hat.“ „Ja, was denn? Na, der kann was erleben, wenn ich ihn erwische?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte ich schnell. Ich suchte zwanghaft nach den richtigen Worten. Aber vielleicht sollte ich es ihm einfach so sagen, wie sie eh gerade in meinem Kopf herum spukten. „Als ich damals bei dir war, den letzten Sommer“, fing ich an. Fragend blickte ich Edward an. Er nickte. Er erinnerte sich daran. „Da hattest du ja zu Mike und Jake gesagt, dass ich nerve. Du hast gesagt, das Alice und ich nerven.“ Sein Gesicht verzog sich unter einem Schmerz und ich wusste nur zu gut, wie er sich fühlte. Er nickte. „Ich weiß, und das tut mir Leid.“ Und wieder machte mein Herz einen Sprung. Oh, Edward. Mir tut es Leid. „Ich bin damals dann davon gerannt, als ich es gehört hatte.“ Ich schluckte und zog die Luft spitz durch meine Lippen. Mein Körper bebte und ich konnte nichts dagegen machen. Alles was ich über Edward dachte, war eine Lüge gewesen. Und das realisierte ich gerade. Und das tat weh. Schrecklich weh. Ich hatte mich belogen, weil ich damals nicht paar Minuten gewartet hatte. „Doch Alice sagte gerade, dass du danach noch etwas gesagt hast.“ Edward blickte mich fragend an. Anscheinend erinnerte er sich nicht mehr daran. Ich schluckte und kämpfte damit meine Stimme zu behalten, doch sie brach immer wieder ab, war zittrig. „Du hast zu Mike und Jake gesagt, dass du in mich verliebt bist und dass du die beiden verprügeln würdest, wenn sie je ein falsches Wort über mich sagen würden.“ Ich biss mir auf die Lippe. Diese Worte kamen schwer über meine Lippen. Ich sah ihm an, wie es in ihm arbeitete, dann blickte er mich fragend und unsicher an. „Deswegen bist du gerade raus gerannt?“ Ich nickte nur. „Ist der Gedanke, dass ich in dich verliebt bin, so erschreckend, dass du weg rennen musst?“ Meine Augen weiteten sich. Hatte Edward gerade gesagt, dass er in mich verliebt ist. Er hat nicht ‚war’ gesagt, er sagte, dass er in mich verliebt ist. Ich schüttelte den Kopf. Wie kam er denn darauf? Ich war noch nie glücklicher gewesen. „Bella....“ Doch ich ließ ihn nicht weiter reden. Ich lächelte und tat das, was ich für das Sinnvollste hielt. Warum noch mehr Worte und vor allem Atem verschwenden? Ich küsste ihn. Ich küsste Edwards wundervolle und sanfte Lippen. Es fühlte sich richtig und wundervoll an. Hier war nicht mehr die Unsicherheit eines vierzehnjährigen Mädchens. Nein, ich wusste was ich wollte. Ich wollte Zeit aufholen. Ich musste so viele Sommer nachholen. Und ich wollte ihn. Edwards Hände, die immer noch auf meinem Rücken ruhten, drückten mich nun sanft an sich und ich hoffte so sehr, dass er mich nicht mehr los lassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)