Lover's duty 3 von cork-tip (Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?) ================================================================================ Kapitel 1: Will --------------- Guten Tag allerseits und herzlich willkommen zu Lover's duty 3, dem letzten Teil dieser Chaos-Trilogie. Man darf gespannt sein, was noch so alles passiert.^^ Vielen Dank auch für die vielen netten Kommis und Favos zum letzten Teil. Ich hoffe, einige alte Leser finden sich hier wieder. Uruha konnte nicht sagen, wie lange er nun schon ziellos durch die Stadt geirrt war, aber es war definitiv zu lange. Die Nacht war bereits hereingebrochen, doch er dachte nicht einmal daran, nach Hause zu gehen. Die Stille und Einsamkeit in seinen eigenen vier Wänden würde ihn wahnsinnig machen, dessen war er sich sicher. Er musste mit irgend jemandem sprechen. Alleine fühlte er sich nicht in der Lage, seine Entdeckung zu verdauen. Und was war in diesem Fall naheliegender, als zu Kai zu gehen? Der Drummer war der Erste und Einzige gewesen, der bisher mit Aoi über sein mysteriöses Problem gesprochen hatte. Er wusste Bescheid. Und er würde wohl am ehesten Verständnis für ihn haben. Er brauchte einige Sekunden, bis er sich orientiert hatte, und sich wieder im klaren darüber war, in welchem Teil der Stadt er sich befand, dann machte er sich auf den Weg zu Kais Wohnung. Glücklicherweise war er nicht einmal mehr besonders weit von seinem Ziel entfernt und würde spätestens in einer halben Stunde dort sein. Es hätte ihn schlimmer treffen können... Kai saß gerade mit einem Teller Curry-Nudeln vor dem Fernseher und versuchte, sich auf den amerikanischen Psycho-Thriller zu konzentrieren, der dort gerade lief, als es an der Türe klingelte. Verwundert setzte er sich auf und stellte den Teller beiseite. Wer konnte das sein? Er erwartete doch überhaupt niemanden... Und von neuen Aoi-Katastrophen hatte er in den letzten Tagen auch nichts gehört. Erst recht, da er beschlossen hatte, den Schwarzhaarigen vorerst in Ruhe zu lassen. Zumindest so lange, bis er seine Krankmeldung zurück zog, denn das schien genau das zu sein, was er sich wünschte. Er brauchte ein bisschen Zeit für sich selbst, um in aller Seelenruhe seine Gedanken ordnen zu können. Und um Uruha zu vergessen... Abermaliges, ungeduldiges Klingeln erinnerte Kai daran, dass vor seiner Türe noch immer irgendein ominöser Besucher stand und darauf wartete, eingelassen zu werden. Er sollte wirklich öffnen. Vielleicht war es wichtig. Seufzend erhob er sich und schlenderte langsam Richtung Türe. Er fühlte sich müde, ohne zu wissen, warum. Und so wirkte seine Bewegung fast schwerfällig, als er die Gegensprechanlage betätigte. „Ja?“, nuschelte er demotiviert. „Hey, Kai!“, tönte es blechern vom anderen Ende.“Ich bin's, Uruha. Lässt du mich rein?“ Uruha? Kai schüttelte verwundert den Kopf. Was konnte Uruha von ihm wollen? Einen unangekündigten Freundschaftsbesuch hielt er doch eher für unwahrscheinlich. Klar, sie waren befreundet. Sogar recht gut. Aber Uruha war nicht der Typ Mensch, der einfach so, aus heiterem Himmel, bei seinen Freunden vorbeischneite, wenn er nichts schwerwiegendes auf dem Herzen hatte. „Sicher“, erwiderte er nach einer unnatürlich langen Weile und öffnete. Uruhas Schritte hallten seltsam hastig im Treppenhaus wieder, und als der Leadgitarrist schließlich durch die Tür trat und die Schuhe abstreifte, sah Kai seine Vermutung bestätigt. Uruha war blass und wirkte abwesend. Seine Hände zitterten kaum merklich. Irgendetwas musste passiert sein... „Hey!“, grüßte Kai behutsam, als er sich sicher war, dass Uruha nichts sagen würde, wenn er nicht selbst ein Gespräch began. „Komm rein und setz' dich. Willst du einen Tee?“ Uruha nickte dankbar. „Ja, ich denke, das tut mir jetzt ganz gut“, meinte er und tätschelte sich geistesabwesend den schlanken Bauch. Kais Tee würde seinen Magen schon wieder beruhigen. „Ich fühl mich grade nicht so gut.“ „Hm“, machte Kai, um seinem Gast zu signalisieren, dass er verstanden hatte. Dann wuselte er geschäftig in die Küche und füllte den Wasserkocher, vergaß jedoch aus lauter Neugier auf das, was Uruha ihm zu sagen hatte, ihn einzustecken. Der Leadgitarrist hatte sich unterdessen ins Wohnzimmer begeben und auf Kais altes, abgenutztes Sofa fallen lassen. Sein Blick streifte den Teller mit Curry-Nudeln, den Kai kurzerhand auf einem Stapel alter Zeitungen neben seinem total zugemüllten Couchtisch platziert hatte. Augenscheinlich hatte er den Drummer beim Essen gestört. Doch es gab etwas, das ihn weit mehr beunruhigte... Das leise Quietschen der Wohnzimmertüre verriet Uruha, dass Kai sich zu ihm gesellt hatte. Er verzichtete darauf, zu warten, bis er sich zu ihm gesetzt hatte, zu sehr brannte ihm seine Beobachtung auf dem Herzen. „Du, Kai?“, begann er und fixierte skeptisch die Curry-Nudeln mit dem Blick. „Ist alles okay bei dir? Hast du Besuch?“ „Hä?“, fragte der Drummer verständnislos. Er verstand nicht so recht, worauf Uruha anspielte. Wenn bei irgendjemand etwas nicht okay war, dann doch wohl bei ihm. Oder? „Auf deinem Couchtisch liegt so viel Zeug, dass ich ihn nicht mal mehr sehen kann. Unordnung sieht dir gar nicht ähnlich.“ „Oh!“ Jetzt, wo Uruha es erwähnte, war Kai über den unmöglichen Zustand seines Couchtischchens selbst erstaunt. Wann war es geschehen, dass er die Ordnung, sein höchstes Prinzip, über Bord geworfen hatte? Hatte er sich verändert? Zu seinem Glück wechselte Uruha das Thema, bevor er damit beginnen konnte, sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen. Das hatte später noch Zeit. „Deshalb bin ich aber nicht gekommen“, bemerkte der Gitarrist erstaunlich ruhig. „Es geht um Aoi. Ich war vorhin bei ihm. Ich weiß jetzt Bescheid.“ Im ersten Moment gefror Kai das Blut in den Adern. Aoi hatte es ihm gesagt? Nein, das durfte doch nicht wahr sein! Er hatte nie den Mund aufbekommen, als Kai ihm noch hatte helfen wollen, und jetzt, da er es nicht mehr wollte... Was sollte er denn jetzt tun? Das heißt... Einen Augenblick! Irgendetwas stimmte hier nicht. Wenn Aoi Uruha wirklich seine Liebe gestanden hatte, warum war er dann hier? So, wie er den Leadgitarristen kannte, war er zu einfühlsam und zu sehr darauf bedacht, ja nichts falsch zu machen, um in so einem Fall gleich wieder das Feld zu räumen. Nein, dass Aoi geredet hatte, war wirklich mehr als unwahrscheinlich. Aber was glaubte Uruha dann zu wissen? „Aoi hat mit dir gesprochen?“, hakte Kai nach und versuchte, so zu klingen, als wüsste er genau, worum es ging. Zu seinem Erstaunen schüttelte Uruha den Kopf. „Er... er wollte mit mir sprechen“, erzählte er stockend. „Er hat mich zum Essen eingeladen. Aber zum reden sind wir nicht mehr gekommen..“ „Was ist denn passiert?“ Uruha stieß geräuschvoll die Luft aus. Jetzt, da er versuchte, darüber zu sprechen, erschienen die Bilder des Abends so klar vor seine inneren Auge, dass sie beinahe greifbar real wirkten. Und wieder wurde ihm schlecht. Hatte Kai ihm nicht einen Tee versprochen? Er glaubte, sich dunkel an so etwas erinnern zu können... „Uruha?“ Die sanfte Stimme des Drummers riss ihn aus seinen Überlegungen. „Was ist passiert?“ Der Angesprochene seufzte tief. „Reita war da“, erklärte er. „Reita?“ Kai verstand überhaupt nichts mehr. Was zum Teufel hatte Reita bei Aoi zu suchen, solange nicht die Gefahr bestand, dass dieser mit Uruha sprach? Oder hatte er am Ende von der Verabredung gewusst? Und wenn es so war – warum war Ruki dann nicht bei ihm gewesen? Bisher hatte sich der Sänger schließlich an jeder einzelnen Störaktion beteiligt... Kai konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen.. „Das überrascht dich?“, wollte Uruha verwundert wissen, und Kai hielt es für das beste, wortlos den Kopf zu schütteln. Uruha durfte nicht wissen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was hier vor sich ging. Er musste vorsichtig sein... „Ja, klar“, fuhr der Gitarrist fort und Kai atmete erleichtert auf. „Du weißt ja alles... Jedenfalls habe ich gesehen, wie sie... wie sie sich geküsst haben. Und das hat mich, gelinde gesagt, ziemlich umgehauen.“ Das konnte Kai nun doch recht gut nachvollziehen. Zu behaupten, dass ihn Uruhas Worte nicht umgehauen hätten, wäre eine glatte Lüge gewesen. Das verstand er nicht. Er hatte angenommen, dass Ruki in Aoi verliebt war, nicht Reita. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, glaubte er immer noch daran. Was also sollte diese bescheuerte Aktion? Wobei... Eigentlich sollte er Aoi dankbar dafür sein, dass er es wieder versaut hatte... „Stört es dich?“, fragte er vollkommen unvermittelt. Uruha sah ihn fragend an. „Stört dich das mit Reita und Aoi?“ Uruha zögerte. Dann wandte er den Blick ab und senkte seufzend den Kopf, was Kai prompt Bauchschmerzen bereitete. Diese Reaktion war ihm mehr als suspekt. Allein deshalb, weil sie ihm unangenehm bekannt vorkam... „Nein...“, meinte der Gitarrist zögerlich, schüttelte dann aber den Kopf. „Ja, doch... Ja, es hat mich gestört. Ich habe es gesehen und plötzlich, plötzlich war mir nur noch kotzübel. Ich... musste mich sogar übergeben... Kai, ich versteh das nicht!“ Bei diesen Worten krampfte sich Kais Inneres so schmerzhaft zusammen, dass er am liebsten selbst über den Teppich gekotzt hätte. Natürlich verstand Uruha nicht, was mit ihm und seiner Umwelt los war. Er wusste nichts, er hatte sich vermutlich nicht ein einziges Mal genauer mit den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Band beschäftigt. Kai hingegen dachte seit Tagen über nichts anderes mehr nach. Und langsam aber sicher wurde es ihm zu bunt. Ruki war ihn Aoi verliebt, Reita wollte was von Aoi, Uruha war in Aoi verliebt, und er selbst... war auch in Aoi verliebt. War das noch normal? Na, jedenfalls war es anstrengend. Kai beschloss, Uruha vorerst nicht darüber aufzuklären, dass seine Magenbeschwerden dem Obergriff 'Liebeskrankheit' unterzuordnen waren und sich somit ein weiteres drohendes Problem zu ersparen. „Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich das auch nicht“, log Kai und tätschelte Uruha beruhigend die Schulter. „Aber wir müssen es wohl akzeptieren. Wir werden ja sehen, wie ernst es den beiden ist... Am besten, du gehst jetzt nach Hause und schläfst dich aus. Morgen ist wieder ein neuer Tag. Hm?“ Der Gitarrist nickte langsam und erhob sich. Er verabschiedete sich nicht von Kai, bevor er die Wohnung verließ, doch dem Drummer fiel es nicht einmal auf. Zu versunken war er in düsteren Abwägungen. Doch kaum war die Türe hinter Uruha ins Schloss gefallen, da meldete sich auch schon das Telefon zu Wort. Genervt nahm Kai den Hörer ab. „Ja?“, knurrte er widerwillig, bereute sein abweisendes Verhalten jedoch sofort, als sich sein Gesprächspartner meldete. „Kai? Hier ist Aoi. Bitte... Kann ich zu dir kommen? Mir ist was furchtbares passiert.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)