Erster Schnee = Erster Kuss von Kimie_Yashi (Liebe braucht keine Worte {Shuu ღ Haruka} ~ 1. Platz beim Cover-WB) ================================================================================ Kapitel 3: Zerplatzte Träume oder ‚Ich bin immer für Dich da!’ -------------------------------------------------------------- Hallöchen ^-^ So, nach einer netten Schreibblockade, die mich fast in den Wahnsinn getrieben hat, kann ich euch nun endlich das 3. KP präsentieren ^-^ @Lady_Angel: Keru bekommt Angst, wenn du ihn so anstarrst XD Wünsche viel Spaß beim Lesen ^-^ Kapitel 3: Zerplatzte Träume oder ‚Ich bin immer für Dich da!’ Ein neuer Tag brach an und jeder konnte ihn diesen nun mit neuer Energie beginnen, jeder außer Shuu. Der junge Mann hatte nämlich eine ziemlich schlaflose Nacht hinter sich gebracht. Nachdem die beiden jungen Erwachsenen am gestrigen Abend schließlich ihr Nachtschwimmen beendet hatten und zu Bett gegangen waren, konnte Shuu einfach nicht einschlafen. Die ganze Zeit über hatte er entweder an die Decke gestarrt, einen Punkt im Raum fixiert oder vergeblich versucht, seine Augen geschlossen zu halten und irgendwann endlich einzuschlafen. Doch all dies konnte ihn nicht ablenken und zur Ruhe kommen lassen. Immer wieder spielte sich die Szene vor seinen Augen noch einmal ab, immer wieder hörte er das Husten der Brünetten und ihre heisere Stimme, die ihn darum bat, niemandem etwas davon zu erzählen und immer wieder stellte er sich die Frage, warum? Was war nur los mit ihr gewesen und warum hatte sie so panisch reagiert, als er ihr sagte, dass er Ray holen würde? Shuu konnte es sich absolut nicht erklären und auch keine plausible Lösung für ihr Verhalten finden. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es inzwischen halb neun war. „Eigentlich kann ich auch aufstehen, schlafen werde ich jetzt ohnehin nicht mehr…“, dachte sich der Grünäugige und erhob sich aus seinem Bett, um sich anzuziehen, zu waschen und dann in er Küche ein köstliches Frühstück und einen sehr starken Kaffee zu sich nehmen zu können. Er war zwar nicht der Typ, den eine schlaflose Nacht gleich umhaute, aber Koffein schadete in solch einem Fall nie und immerhin würde die kommende Nacht auch spät werden. „Guten Morgen, Shuu. Du bist heute aber mal wieder früh auf den Beinen“, begrüßte ihn seine Mutter, die zusammen mit den anderen drei Elternteilen am Frühstückstisch saß. „Kennst mich doch, ich bin ein Frühaufsteher, auch in den Ferien“, tat er dies mit seiner Standardantwort ab und setzte sich zu ihnen an den Tisch, wo er sich erst einmal einen Toast und den Kaffee krallte. Auf seine Antwort hin begann Senri zu lachen, was ihm einen erstaunten Blick von Shuu einbrachte: „Da bist du ja ganz anders als unsere Tochter. Die wird wahrscheinlich vor elf Uhr wieder nicht aufstehen.“ „Deine Tochter ist ja auch von morgens bis abends unterwegs und arbeitet, was man von unserem lieben Sohn nicht gerade behaupten kann. Lass ihr doch ihren Schlaf, auch sie muss sich mal erholen“, verteidigte Shunto die Tochter seines Freundes. „Das ist auch wieder wahr, aber auch so schläft sie an Wochenende und Feiertagen ewig, auch wenn sie davor nichts zu tun hatte“, erwiderte Senri, noch immer lachend. „Wollen die sich jetzt die ganze Zeit darüber ‚streiten’, welche Gründe unser frühes Aufstehen oder langes Schlafen rechtfertigen? Dann hätte ich auch oben bleiben können, da hätte ich zumindest Ruhe gehabt…“, dachte sich der 19-Jährige seufzend und nahm anschließend einen Schluck seines koffeinhaltigen Heißgetränkes zu sich. „Shuu, möchtest du vielleicht noch etwas anderes zum Frühstück? Du musst es nur sagen“, erkundigte sich Mitsuko bei ihrem Gast, denn sie hatte mitbekommen, dass er an diesem Morgen irgendwie anders war als den vorherigen. Doch dieser versicherte ihr, dass er wunschlos glücklich sei, weswegen sie es auch dabei beließ. „Morgen!“ – „Guten Morgen!“, wünschten nun auch die zwei Mädchen ihren Familienmitgliedern und ihren Gasteltern. Ausgeschlafen und voller Energie setzten auch sie sich an den Tisch und machten sie sogleich über die Köstlichkeiten her. Jetzt waren sie soweit vollständig… bis auf Haruka, die noch in ihrem Bett lag. Masato musste ja, im Gegensatz zu seiner Schwester, heute noch zur Schule, bevor es auch für ihn in die Ferien ging, und Ray hatte mit ihm zusammen das Haus verlassen, da er noch einige Dinge erledigen musste. „Shuu, wo ist denn Haruka?“, wollte die 5-Jährige von ihrem großen Bruder wissen, nachdem sie alle ihr Frühstück beendet hatten. „Die schläft noch, meine Kleine“, antwortete ihr stattdessen Mitsuko mit einem warmen Lächeln, „Es kann noch etwas dauern, bis sie aufsteht… hm… da fällt mir ein, ich habe gestern Abend unter den ganzen Büchern im Regal auch noch eine DVD vom letzten Winterstück von Ray und Haruka gefunden. Wenn ihr wollt, dann könnt ihr es euch solange anschauen, bis Haruka endlich aufsteht.“ „Oh ja, das ist bestimmt total toll. Ich will es gerne sehen“, stimmte das kleine Mädchen begeistert dem Vorschlag zu und wandte sich anschließend an ihre Geschwister: „Guckt ihr beiden mit mir?“ „Warum nicht, ich habe ohnehin nichts besseres zu tun, bis Masato wieder aus der Schule kommt…“, stimmte Diana schulterzuckend zu, obwohl… so egal war es ihr doch nicht, wie sie gerade ihrer Familie weiszumachen versuchte, denn es interessierte sie schon, ob sie wirklich so gut war, wie alle sagten, außerdem hätte sie dann einen Grund, sie heute Abend auf die Tanzfläche zu zerren! Ja, Diana hatte heute Abend noch so einiges mit ihr vor, aber nicht nur mir ihr! Shuu musste auf ihre Bemerkung hin eine Augenbraue in die Höhe ziehen, denn ihre Worte machten ihn auf etwas aufmerksam: „Sag mal, Diana… was machst du eigentlich die ganze Zeit mit Masato? Entweder sieht man dich den ganzen Tag überhaupt nicht oder nur mit ihm zusammen…“ Ihrem älteren Bruder kam das ganz schön verdächtig vor und er wollte unbedingt eine Antwort erhalten. Die erhielt er auch, hätte aber nie mit solch einer gerechnet: „Ob du es glaubst oder nicht, Masato ist der Vorsitzende des Professor Ookido Fanclubs und hat ihn sogar schon einmal persönlich getroffen! Da ist doch klar, dass ich als großer Fan ziemlich viel mit ihm zu bequatschen habe. Außerdem arbeiten wir zusammen gerade an einem Projekt, das wir ihm dann zeigen wollen.“ Das Mädchen war außer Rand und Band und hörte überhaupt nicht mehr auf zu reden, inzwischen bereute es der junge Mann, sie danach gefragt zu haben. Aber woher hätte er denn auch wissen können, dass Masato offensichtlich ein noch größerer Fanatiker war als seine Schwester? „Ist ja gut, ist ja gut…“, versuchte Shuu irgendwann, seine Schwester zum Schweigen zu bringen. Warum musste auch ausgerechnet sie so technikvernarrt sein? Okay, jeder aus seiner Familie hatte etwas, in das er so vernarrt war, dass er jedem anderen damit auf die Nerven ging. Bei ihm selbst hielt sich das Ganze ja noch in Grenzen, und Aiko hatte noch nichts gefunden, in das sie sich so sehr ‚verliebt’ hatte. Aber bei seinen anderen beiden Schwestern kam schon lange jede Hilfe zu spät. „Guckst du auch mit uns, Shuu?“, fragte Aiko nun noch einmal ihren Bruder, der daraufhin erst einmal skeptisch dreinblickte: „Worum ging es denn in dem Stück?“ „Oh, das ist eine total schöne und romantische Geschichte. Es geht um einen Jungen namens Koji, dessen Lebensmotto lautet: ‚Liebe ist Freundschaft’, und seine beste Freundin Mira, die sich viel mehr wie ein Junge verhält als wie ein Mädchen, hat sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Eines Tages kommt die Tochter des Direktors aus Sinnoh zurück und die drei werden Freunde, wobei sich Koji in sie verliebt. Nachdem er Mira das Herz gebrochen hat, entschließt sie sich, das College zu verlassen und ihren Eltern beim Umzug in das neue Haus zu helfen. Koji versucht Mira aufzuhalten, doch es bringt nichts. Auch die Direktorentochter Yuri ist anwesend und ihr schenkt sie ihr Lieblingshalstuch. Acht Jahre später haben Koji und Yuri eine Tochter, die sie nach ihrer besten Freundin Mira benannt haben. Auf den Wunsch ihrer verstorbenen Mutter will die Tochter nun ihren Vater und ihre Namensgeberin zusammenbringen, da sie laut ihrer Mutter zusammengehören. Doch Mira ist inzwischen verlobt und ob alles ein gutes Ende nehmen wird, überlasse ich der DVD, denn mehr möchte ich noch nicht verraten!“, erzählte Mitsuko den Inhalt des Stückes, während ihr alle aufmerksam lauschten. „Eine wirklich romantische Geschichte“, stimmte Ayana ihrer Freundin zu, „Hoffentlich wird die diesjährige auch so schön.“ „Mit Sicherheit“, mischte sich Senri nun wieder ins Gespräch mit ein, „Haruka schwärmt schon, seit sie die Story geschrieben hat, davon wie toll es werden wird, und Ray hat ihr nie widersprochen. Trotzdem haben sie nie ein Wort über den Inhalt verloren!“ „Moment, du meinst… deine Tochter hat auch noch die Stücke geschrieben und spielt sie nicht nur?“, fragte der 44-Jährige noch einmal erstaunt nach, was ihre beiden Eltern mit einem stolzen Nicken bestätigten. Lächelnd wandte Shunto sich daraufhin seinem Sohn zu: „Sag mal, Shuu… wäre das nicht die ideale Freundin für dich? Haruka hat zumindest etwas im Kopf und viele Talente, im Gegensatz zu den Mädchen aus deiner Schule, die dich die ganze Zeit über anhimmeln.“ „J-jetzt hör aber mal auf, ja…“, stotterte der Sprössling und zog mit den Worten „Lasst uns endlich das Stück anschauen!“ in Richtung Wohnzimmer ab und das noch früh genug, bevor noch alle sein rotes Gesicht sahen. Im Esszimmer brach Gelächter aus, doch einige Augenblicke später folgten ihm auch schon seine beiden Schwestern, sowie Mitsuko, um ihnen die DVD einzulegen. Und so schauten sich die drei Geschwister schließlich das etwas längere Video an, bei dem so einiges Lachen zu entlocken war, aber auch einige Tränen… zumindest bei den beiden Mädchen. Für den jungen Mann war die Geschichte ganz nett, aber nicht das Wahre, denn es kam keinerlei Aktion vor. Dennoch fand er, dass Haruka eine wunderschöne Stimme besaß und sehr gut schauspielern konnte, er war schon sehr auf die kommende Aufführung gespannt. „Hört ihr das auch?“, riss ihn plötzlich seine jüngste Schwester aus seiner Gedankenwelt, nachdem sie alle Geräte abgeschaltet hatten. Auf ihre Frage hin begannen nun auch die beiden älteren Geschwister zu lauschen und tatsächlich konnten sie von irgendwoher Musik vernehmen. „Hat einer von euch etwa eine Anlange angelassen?“, richtete sich Shuu an seine Schwestern, die allerdings nur mit dem Kopf schüttelten. Plötzlich war es ruhig… doch dann begann die Musik erneut zu spielen. Wer war es nur, der so laut die Musik laufen ließ? Einer von den Nachbarn vielleicht? Wenn der so weitermachte, würde er Haruka sicherlich bald aufwecken. Auf einmal kam Mitsuko zu ihnen ins Wohnzimmer, zusammen mit einem Tablett mit Getränken: „Oh, wie es scheint ist, Haruka schon auf…“ „Was meinen Sie damit?“, fragte klein Aiko nicht verstehend, während sie dankend ein Getränk von ihrer Gastgeberin annahm. „Warum ist sie denn nicht zu uns gekommen und hat ‚Guten Morgen’ gesagt?“, wollte nun auch Diana verdutzt wissen. Als die 42-Jährige an den Grund dachte, musste sie etwas lachen: „Ach, wisst ihr… einige Tage vor dem Auftritt kommt es vor, dass sie manchmal aufwacht und mit sich vollkommen unzufrieden ist. Sie glaubt dann immer, dass sie schlecht sei und alles einstudierte nicht könnte, weswegen sie jeden einzelnen Schritt noch einmal durchgeht. Da vergisst sie über ihren Frust schon einmal, uns einen guten Morgen zu wünschen, nehmt es ihr bitte nicht übel.“ „Wo ist sie denn gerade?“, wollte nun die Jüngste in Erfahrung bringen, da sie zu ihrer besten Freundin wollte. „Sie ist unten in ihrem Tanzstudio. Es befindet sich zwei Räume weiter von den Umkleidekabinen des Pools. Aber beobachtet sie bloß nicht, sie macht euch die Hölle heiß, sollte sie das mitbekommen. Niemand von uns darf hinunter gehen, wenn sie übt, und bis hier oben hört man außer der lauten Musik auch nichts“, gab sie den Kindern einen gut gemeinten Rat. Ob sie diesen Befolgen würden, mussten sie sich noch überlegen, zumindest wussten sie nun, wo sie als nächstes hingehen würden. Natürlich führte ihr Weg sie in den Keller, wie sollte es auch anders sein, und je näher sie dem Raum kamen, desto lauter wurde die Musik und desto mehr bekam man auch von Harukas Gesang mit. Offensichtlich wollte sie durch die laute Melodie verhindern, dass ihre neugierigen Eltern etwas von dem Stück mitbekamen, außer den Instrumentalliedern natürlich. Shuu deutete den Mädchen an, ruhig zu bleiben, und öffnete daraufhin vorsichtig die Tür. Leise zu sein war nicht wirklich notwendig, denn Haruka würde an anderen Geräuschen außer ihrer Musik ohnehin nichts mitbekommen. Jedoch mussten sie aufpassen, von ihr nicht entdeckt zu werde. Als die drei ‚Spanner’ durch den Tür lugten, sahen sie, wie Haruka gerade mit seltsamen Hand- und Armbewegungen auf der Stelle stand und plötzlich eine Drehung machte, bei der sie einige Schritte weiter nach rechts ging und dort dann weiter nach rechts hüpfte. Was das Ganze bewirken sollte, wussten sie nicht, aber eines war klar, es sah ziemlich komisch aus. „Ach, verdammt!“, brüllte das Mädchen plötzlich und stapfte auf die Anlage zu, um den Song noch einmal von vorne abspielen zu lassen. Die Musik setzte ein und sie begab sich wieder auf ihren Platz vor der Spiegelwand, in der sie sich selbst sehen und feststellen konnte, ob alles seine Richtigkeit hatte. Erneut begann sie mit ihrem Hüpfen und den Armkreisen, wobei sie dieses Mal sogar noch zu dazu sang: „Wie kann mein Blick den deinen Treffen? Wie kann ich da… Doch plötzlich brach sie ab und ging erneut auf den Schrank zu, dieses Mal jedoch stellte sie die Anlage ganz aus. „Ihr braucht euch nicht hinter der Tür zu verstecken…“, sagte sie, wobei ihr Tonfall darauf schließen ließ, dass sie etwas verstimmt war. „Dir scheint es ja wieder besser zu gehen, wenn du dich schon wieder so aufregen kannst“, erwiderte der Grünäugige, sich durch die Haaren fahrend, während er zusammen mit seinen Schwestern den Raum betrat. „Ging es dir schlecht?“, fragte Aiko daraufhin besorgt nach. Doch Haruka gab darauf keine Antwort, sondern starrte stattdessen Shuu nur erschrocken an. Diesem fiel gerade auf, dass er sich verplappert hatte, denn niemand wusste, was letzte Nacht geschehen war. Schnell versuchte er die Situation noch zu retten, indem er irgendetwas von sich gab, das ihm gerade so in den Sinn kam: „Ähm… ob ihr es glaubt oder nicht, Haruka hat es doch glatt geschafft, im Whirlpool einzuschlafen, und hätte ich sie nicht geweckt, wäre sie wahrscheinlich ertrunken… Habe sie dann gleich ins Bett geschickt, weil sie vollkommen fertig war.“ „Wirklich?“, wollte die Jüngste diese Story auch von Haruka selbst bestätigt haben, die daraufhin nur nickte, jedoch noch hinzufügte: „Aber jetzt bin ich wieder vollkommen fit und wenn du möchtest, können wir gleich weiter mit dem Schwimmtraining machen!“ „Supi, ich hole nur schnell meinen Badeanzug“, freute sich das Mädchen und rannte gleich darauf aus dem Raum und die Treppen hinauf bis zu ihrem Zimmer. „Und was ist mit dir, Diana? Kommst du mit uns?“, erkundigte sich die Blauäugige nun bei der älteren Schwester, die daraufhin nur erwiderte: „Ach nein, ich glaube, ich suche mir schon mal mein Outfit für heute Abend raus, und bald kommt ja auch Masato aus der Schule… habt ihr lieber allein euren Spaß, ich muss nicht so oft ins Wasser.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von den beiden jungen Erwachsenen und verließ die Kellerräume ebenfalls. Nun waren Shuu und Haruka allein, was der jungen Frau doch etwas unangenehm war. Nicht, dass sie ihn nicht mochte, im Gegenteil. Aber nach letzter Nacht… „Wann geht eigentlich die Feier los?“, erkundigte sich Shuu bei ihr und wollte damit irgendwie die unangenehme Stimmung durchbrechen. „Ähm… ab 18 Uhr geht es los und es wäre nicht schlecht, wenn ich pünktlich dort sein könnte… falls es dir nichts ausmacht…“, ihre plötzliche Höflichkeit und Rücksichtsnahme erstaunten ihn, er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie ihm zickig antworten würde, dass sie auch ohne ihn gehen würde, wenn es sein müsste, sollte er nicht rechtzeitig fertig sein. Als sie keine Reaktion von ihm erhielt, wandte sie sich schwach lächelnd von ihm ab, um den Raum zu verlassen und in den Umkleidekabinen noch schnell unter die Dusche zu springen. Doch weit kam sie nicht, denn als sie an ihm vorbeigehen wollte, streckte er seinen Arm aus und versperrte ihr damit den Durchgang, als sie etwa auf gleicher Höhe waren. „Du musst dich mir gegenüber aus Dankbarkeit oder Angst nicht anders verhalten als sonst… okay?“, flüsterte er ihr sanft ins linke Ohr. Erstaunt über seine Worte drehte sie den Kopf zu ihm hin, was ein ziemlich großer Fehler war, wie sie feststellen musste, denn nun waren ihre Gesichter gerade einmal eine Handbreite voneinander entfernt. Zum zweiten Mal wurde ihr bewusst, wie wunderschön seine smaragdfarbenen Augen waren und wie tief sie in diese eintauchen konnte. Ganz langsam näherten sich ihre Gesichter und Haruka konnte schon seinen Atem auf ihrer Haut spüren, als… „Hier bin ich wieder! Kommst du, Haruka?“, Aiko kam zusammen mit ihrem Schwimmkostüm gerade die Treppe heruntergelaufen, mit einem freudigen Strahlen im Gesicht. Aus der Sicht des Mädchens war Haruka überhaupt nicht zu sehen, nur Shuus Rücken, wofür die junge Frau doch sehr dankbar war. Schnell stieß Haruka den Arm ihres Gegenübers beiseite und trat in den Gang. „Ich komme schon!“, rief sie ihr zu und konnte nur noch zuschauen, wie Aiko freudig in die Umkleide hüpfte. Mit eiligen Schritten folgte Haruka ihr, einerseits weil die 5-Jährige auf sie wartete und andererseits, weil sie so schnell wie möglich von Shuu weg wollte. Sie konnte es sich nicht erklären, fand einfach keinen plausiblen Grund… wenn sie an den Moment in der Tür zurückdachte, verspürte Haruka doch tatsächlich starkes Herzklopfen… Aber warum? Sie kannten sich gerade einmal zwei Tage und außerdem war sie doch in einen anderen verliebt… es wollte einfach nicht in ihren Kopf rein. „Du, Shuu? Wann geht ihr denn heute Abend auf die Party?“, wollte das kleine Mädchen von ihrem Bruder wissen, während sie dieses Mal ohne Hilfsmittel durch den Pool schwamm; Shuu war natürlich die ganze Zeit über direkt neben ihr, damit er sie im schlimmsten Fall über Wasser halten könnte. „Um 18 Uhr geht’s los, warum fragst du?“, stellte er mit hochgezogener Augenbraue die Gegenfrage. Die Gefragte kam am Beckenrand zum Stillstand und hielt sich kichernd an diesem fest: „Ach, nur so…“ Da öffnete sich auch schon die Tür und Haruka trat in ihrem roten Bikini in die Schwimmhalle, noch immer vollkommen abwesend mit ihren Gedanken. „Wie lange brauchst du denn, um dich umzuziehen?“, riss der Grünäugige sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht aus ihren Gedanken. Doch diese vollkommen unnötige Bemerkung seinerseits wollte sie keinesfalls einfach auf sich sitzen lassen: „Entschuldige bitte, aber ich musste mich nicht bloß umziehen, sondern war vorher auch noch duschen und das braucht nun einmal seine Zeit!“ „Ja, natürlich…“, erwiderte Shuu daraufhin die Schultern zuckend. Wütend stapfte die junge Frau nun auf ihn zu, denn er befand sich im Becken, nur wenige Meter vor ihr. Auf einmal machte es laut *PLATSCH* und Haruka war im Wasser gelandet. Shuu konnte sich nicht mehr halten und begann hemmungslos zu lachen, während Aiko zuerst verdattert und dann besorgt dreischaute. Laut fluchend tauchte das Mädchen schließlich wieder auf und vernahm auch gleich das Gelächter des jungen Mannes, den sie daraufhin erst einmal zusammenstauchen musste: „Was gibt es da zu lachen? Ich kann doch nichts dafür, dass es so glatt ist und ich ausrutsche, das hätte dir genauso passieren können.“ „Es ist aber nicht mir, sondern dir passiert! Und natürlich war es rutschig, die so elegante Haruka würde doch niemals über ihre eigenen Füße stolpern“, bei dem Gedanken daran, wie sie gestolpert war und nun versuchte, es durch die Nässe des Bodens zu rechtfertigen, ließ ihn nur noch lauter lachen. Erneut brach eine Wasserschlacht aus, in der auch Aiko mitmischte, nachdem sie sich schnell ihre Schwimmflügel wieder übergestreift hatte. So vergingen die Stunden, in denen die drei sich im Pool aufhielten, mit dem Rest der beiden Familien ein köstliches Mittagessen zu sich nahmen und zusammen mit den anderen drei Geschwistern, ja, Masato und Ray waren auch wieder zu Hause, den Nachmittag mit Gesellschaftsspielen verbrachten. Das verlief allerdings nicht so ganz glimpflich, denn beim Monopoly schlossen sich dann irgendwann Diana und Masato zusammen, was wiederum zur Folge hatte, dass Haruka Aiko unter die Arme griff und die beiden übrigen Jungs dadurch ziemlich schnell pleite gingen. Nachdem also dieses Spiel nicht ganz fair verlaufen war, entschlossen sie sich dann Cranium, ein Wissensspiel, zu spielen. Bei diesem Spiel mussten Zweierteams gebildet werden und die Aufgaben waren so etwas wie Pantomime, buchstabieren oder Lieder summen. Der Fairness halber bestand jedes Team aus einem Jungen und einem Mädchen, wobei für Aiko extra leichte Aufgaben genommen wurden, damit auch sie mitspielen konnte. Der Haken dabei war dann allerdings wieder, dass Shuu und Haruka nicht so wirklich miteinander auskamen und ziemlich viele unnötige Bemerkungen dem jeweils anderen an den Kopf geworfen wurden. So gegen 17 Uhr beendeten sie dann ihre Spielrunden und wollten sich für die Feier fertig machen. Aiko ging währenddessen zu Haruka mit ins Zimmer, da sie sich bei ihr im Filmschrank bedienen durfte und sollte, damit auch sie den Abend ohne die anderen irgendwie überstehen könnte. Inzwischen war es schon 17:23 Uhr und die junge Frau stand noch immer vor ihrem Kleiderschrank und konnte sich einfach nicht entscheiden, was sie denn am heutigen Abend tragen sollte. Dies bemerkte auch die 5-Jährige, weswegen sie zu ihr ging und ihr helfen wollte. Wenige Augenblicke später hielt sie auch schon ein Oberteil in der Hand und passend dazu eine schwarze Hose. Gegen die Hose hatte Haruka nichts einzuwenden, denn es war eine ihrer Lieblingsstücke, aber das Top… „Bist du sicher, dass es dieses Top sein muss?“, vergewisserte sie sich noch einmal bei dem kleinen Mädchen, denn sie hatte ihr versprochen, nachdem sie sich selbst nicht entscheiden konnte, das zu tragen, was ihr die Grünäugige gab. Das kleine Mädchen grinste dabei nur übers ganze Gesicht und nickte eifrig: „Ich finde es super und ich bin mir sicher, dass es Shuu auch gefallen wird!“ „Aiko!“, kam es entsetzt von Haruka, „Ich ziehe das bestimmt nicht für deinen Bruder an, verstanden?“ „Okay, aber dann mir zuliebe, ja?“, konterte sie zuckersüß und nach einigem hin und her hatte sie doch ihren Willen bekommen und Haruka das Top angezogen. Ein Blick auf die Uhr verriet der jungen Frau, dass es bereits zehn Minuten vor sechs war und sie sich beeilen musste. Also griff sie sich noch schnell aus dem Schrank eine passende Jacke und zog den Reißverschluss bis oben zu. „So, ich muss dann auch schon los. Such dir einfach etwas aus dem Regal raus und schau es dir an, du weißt ja. wie der DVD-Player funktioniert. Wenn du möchtest, kannst du hier gucken, oder du wirfst die lieben Erwachsenen aus dem Wohnzimmer raus“, meinte Haruka noch zwinkernd, bevor sie sich schließlich auf den Weg hinunter begab. „Da bin ich, auf geht’s!“, verkündete die 18-Jährige, als sie Treppen hinuntergerast kam. Am Kleiderständer schnappte sie sich noch ihre Winterjacke, denn wie sie im Augenblick gekleidete war durfte es doch etwas zu kalt sein. Und schon waren die Vier auf dem Weg in Richtung Schule. Dort angekommen wurde ihnen auch sofort der Eintritt gewährt, denn jeder kannte Haruka und Masato und so brauchten sie auch keine Schulausweise vorzuzeigen. Im Inneren herrschte schon richtig gute Stimmung, obwohl die Feier und die Tanzfläche noch nicht offiziell eröffnet waren. Doch bevor sie sich zur Bühne begaben, mussten sie sich erst noch ihrer überflüssigen Kleidungen entledigen. Hierzu waren einige Klassenzimmer aufgeschlossen worden und ein Teil des Komitees verwaltete die Kleiderabgabe. Doch dies war bei den Vieren nicht nötig, denn Haruka sammelte alles ein und schloss es in einen separaten Raum ein, zu dem nur sie mit dem Schlüssel Zugang hatte. „Also dann, wir sehen uns später!“ Den beiden Älteren noch zuwinkend verschwanden Masato und Diana auch schon um sich zu amüsieren. Doch Shuu und Haruka kümmerten sich nicht weiter darum und sahen sich im Raum um. Schnell hatte die junge Frau auch schon ihre Freunde gefunden und steuerte sofort auf sie zu. „Da bist du ja endlich. Alle warten schon auf dich“, teilte Keru seiner besten Freundin lächelnd mit. Doch seine Aussage verwunderte das Mädchen. „Was Keru damit sagen will ist, dass noch niemand die Feier eröffnet hat“, erläuterte Kanata ihr grinsend und Haruka verstand natürlich sofort, worauf sie hinauswollte. „Das hätte doch auch einer von euch machen könne, warum immer ich?“, wollte sie von ihren Freunden wissen, doch diese taten ganz scheinheilig und wollten dazu auch keinen weiteren Kommentar abgeben. Seufzend schüttelte die Blauäugige den Kopf und begab sich auf die Bühne, auf der sie sich vor das Mikrofon stellte: „Okay, so wie es aussieht, hat sich mal wieder jeder gegen mich verschworen… aber was soll’s, immerhin ist heute Nacht Party angesagt. Seid ihr auch alle gut drauf?“ Die Halle brach in tosendes Gebrüll aus, was Haruka etwas zum Lachen brachte: „Gut, dann… LASST DIE PARTY BEGINNEN!“ Sofort setzte Musik ein und die Anwesenden begannen zu tanzen und sich zu amüsieren. „War das jetzt so schwer?“, richtete sich Haruka nun an ihre Freunde aus dem Komitee, die diese Aufgabe ebenfalls hätten erledigen können. Doch diese wussten es mal wieder besser und erwiderten darauf nur: „Natürlich nicht…“ – „…aber wir hatten keine Lust dazu!“ Inzwischen hatte sich auch Shuu zu den Dreien bzw. zu Haruka gesellt, weswegen er auch sofort grinsend von Kanata angeschaut wurde: „Ist das dein Freund, Haruka?“ Die Angesprochene lief auf ihre Worte hin rot an: „Ähm… nein… also…“ „Nur für diesen Abend, damit ich mit auf die Party kommen kann. Mein Name ist übrigens Shuu“, stellte sich der junge Mann schließlich selbst vor, wobei er sich durch die Haare fuhr. Die Reaktion ihrer Freundin brachte Kanata etwas zum Lachen: „Das weiß ich doch schon alles. Keru hat’s mir vorhin schon erzählt, aber ich wollte Harukas Reaktion auf diese Frage sehen.“ Nun begannen auch die beiden Jungen zu lachen, nur Haruka war das Ganze etwas peinlich, was man ihrer Gesichtsfarbe auch entnehmen konnte. „Ja ja, lacht ihr nur… ich gehe lieber tanzen“, damit wollte die junge Frau auch eigentlich gehen, jedoch wurde sie von ihrer Begleitung daran gehindert. „In deiner Strickjacke…“, kommentierte er grinsend. Shuu fragte sich im Stillen, warum sie sich dieser noch nicht entledigt hatte. Was hatte sie darunter zu verbergen? Bei dem Gedanken wurde sein Grinsen nur noch breiter. Am Liebsten hätte er sie einfach so gefragt, doch das wäre zu einfach und würde ihm auch nicht so viel Spaß machen. Also machte er es auf seine typische Art: „Ich verstehe wirklich nicht, was du verstecken willst, immerhin hast du nichts zu bieten. Du kannst also ruhig die Jacke ausziehen… obwohl, wenn ich es mir recht überlege… lass sie vielleicht doch besser an und erspar uns allen diesen Anblick, ja?“ Mit wütenden Augen funkelte sie ihn daraufhin an, weswegen ihre besten Freunde schon einmal in Deckung gingen. Doch die erwartete Standpauke blieb aus und stattdessen ging sie ganz nah an ihn heran und zischte: „Und du hältst dich für unwiderstehlich, was? … Gut, aber dann bringst du auch meine Jacke weg!“ Sich nicht von ihm entfernend drückte sie Shuu den Schlüssel in die Hand und zog mit einem kurzen Ruck an ihrem Reißverschluss. Den Blickkontakt die ganze Zeit über aufrecht erhaltend, zog sie schließlich ihre Jacke ganz aus und warf sie dem jungen Mann ebenfalls in die Arme. „Los, komm schon Kanata! Lass uns tanzen gehen“, mit diesen Worten verließ sie ihre Freunde und begab sich auf direktem Wege auf die Tanzfläche. „Ihr habt sie gehört… also Shuu, ich bin Kanata, Harukas beste Freundin und bin dann auch mal auf der Tanzfläche. Kommt ihr beiden auch mit?“, stellte sich das Mädchen nun ebenfalls vor und fragte die Jungen um ihre Begleitung. Keru war natürlich sofort dabei, doch Shuu deutete kurz auf die Jacke in seinem Arm. Bevor er auch nur ans Tanzen denken durfte, musste er erst einmal Harukas Jacke zu den anderen bringen: „Ich komm gleich nach, dauert nur zwei Minuten.“ Zum Glück hatte der Grünäugige einen ausgezeichneten Orientierungssinn und so war es für ihn ein Leichtes, den richtigen Raum in der für ihn vollkommen fremden Schule wieder zu finden. Schnell wurde in diesem das Kleidungsstück über einen Stuhl gehängt, die Tür wieder verschlossen und schon befand er sich auf dem Rückweg. „So, und was nun?“, fragte er sich, während er seinen Blick durch den Raum wandern ließ. Doch da erblickte er auch schon seine Zielperson. Nun konnte er sie in aller Ruhe aus der Ferne mustern, was ihm zuvor nicht wirklich möglich gewesen war. Sie war wirklich eine Schönheit. Sie trug eine schwarze Hose und dazu ein gleichfarbiges Top, welches bauchfrei und hinter ihrem Nacken zusammengebunden war, damit es auch hielt. Er musste zugeben, dass sie einen umwerfenden Körper hatte. Aber das hatte er auch schon vorher gewusst, immerhin hatte er sie oft genug im Bikini gesehen. – Oft genug? Nein, für seinen Geschmack nicht oft genug, dass es ihm reichte; aber oft genug, um zu sagen, dass er es schon vorher gewusst hatte. Aber es war nicht nur ihr Körper, der ihm gefiel. Er mochte ihr Gesicht, ihr wunderschönes Lächeln, ihre strahlenden, saphirfarbenen Augen und… eigentlich ihre ganze Art. Er mochte, wie sie mit ihm umging, sich ihm gegenüber verhielt, sich aufregte und wenn sie wegen ihm rot anlief, egal ob aus Wut oder aus Scham, das machte für ihn keinen Unterschied, denn er fand es einfach nur süß. „Hey Shuu, was stehst du hier so rum? Wir warten schon auf dich, also komm endlich!“, damit wurde der junge Mann hinter Keru hergezogen und kaum waren sie auf der Tanzfläche angekommen, fand er sich auch schon zwischen mehreren Mädchen wieder. Doch eigentlich wollte er nur mit einer tanzen, die sich zu seinem Leidwesen nicht unter den jungen Damen um ihn herum befand. Doch lange ließ sie auch nicht auf sich warten, worüber er sehr froh und dankbar war. So gut es eben ging, kämpfte sie sich bis zu Shuu vor und legte beim Tanzen ihre Arme um ihn. Dies signalisierte den Mädchen, dass er schon vergeben und mit ihr hier war, weswegen sie ihm auch alle wieder von der Pelle rückten und mit seiner ‚Freundin’ allein ließen. „Kannst wohl nicht von mir lassen, was?“, richtete er schließlich mit seinem typischen Grinsen das Wort an sie. Die Angesprochene lief daraufhin etwas rot an, als sie erwiderte: „D-das hättest du wohl gerne, was?“ „Wenn du mich so fragst… ja! Aber das brauche ich gar nicht zu wollen, denn du willst es ja!“, sprach er in einer Lautstärke, bei der nur sie es hören konnte. Erneut stieg ihr die Röte ins Gesicht. Doch auch wenn er es sehen würde, so stieß sie ihn dennoch etwas von sich: „Was redest du für ein verwirrendes Zeug?“ – „Warum hast du dich mir an den Hals geworfen?“, konterte der junge Mann, der über ihr Verhalten sichtlich vergnügt war. „Weil ich gesehen habe, dass du von den ganzen Mädchen weg wolltest“, erklärte sie ihm mit nun ernster Stimme. Doch schon fiel Shuu wieder ein passender Gegenkommentar ein: „Wirklich?… Wollte ich von den Mädchen weg? Oder wolltest du, dass ich von dem Mädchen wegkomme?“ Langsam wurde Haruka wütend. Sie verstand nicht, warum er so mit ihr sprach, was er damit sagen wollte, worauf er hinaus wollte. Doch eines wusste sie genau, auf diese Diskussion hatte sie eindeutig keine Lust. Verärgert stieß sie ihn nun vollkommen von sich, funkelte ihn noch einmal zornig an und ließ ihn schließlich allein stehen, um sich etwas zu trinken zu besorgen. „Hey, Shuu? Was ist denn los?“, fragte Kanata ihren neuen Freund. Sie hatte mitbekommen, wie sich ihre Freundin von ihm entfernt hatte, da sie zusammen mit Keru direkt neben ihnen war. Der Gefragte schaute der jungen Frau allerdings nur grinsend nach, während er sich eine Strähne aus dem Gesicht schnippte und seine eigenen Gedanken machte. „Hallo, meine Schöne, bist du nicht Haruka Safáia?“, lenkte ein fremder, gut aussehender junger Mann Harukas Aufmerksamkeit auf sich, als sie gerade ihr Getränk an der Bar entgegengenommen hatte. Verwundert blickte die Gefragte ihn an und beim genaueren Betrachten musste sie feststellen, dass er ihr auf eine gewisse Weise bekannt vorkam. „Ähm… ja… und du bist?“, fragte sie ihn schließlich, denn sie konnte ihn absolut nicht einordnen. Auf ihre Frage hin begann ihr Gegenüber leicht zu lachen: „Du erkennst mich nicht wieder? Na ja, ist ja auch kein Wunder, immerhin haben wir uns nur einmal getroffen und das war vor etwa 13 Jahren.“ „Was?“, fragte die 18-Jährige geschockt nach. Konnte es sein? Konnte es wirklich wahr sein? War er wirklich der kleine Junge von damals, den sie seitdem nicht vergessen konnte? Übers ganze Gesicht strahlend blickte er sie an und wartete darauf, dass bei ihr endlich der Groschen fallen würde. „Dieses strahlende Gesicht… er muss es sein! Aber wie war noch gleich sein Name? Ich komme nicht drauf…“, ging es Haruka durch den Kopf. Doch plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz: „Du bist Kiro, nicht? Ich bin einfach nicht auf deinen Namen gekommen. … Aber sag, wieso bist du hier auf der Party? Und wie bist du hereingekommen, schließlich gehst du gar nicht auf diese Schule…“ „Macht nichts, meine Kleine. Immerhin hast du dich jetzt wieder daran erinnert. Ich bin durch meine Cousine hereingekommen, aber die hat sich gleich danach verabschiedet… willst du tanzen?“, forderte Kiro sie schließlich zum Tanzen auf und legte einen Arm um sie. Haruka war so richtig glücklich darüber ihn wieder zu sehen, dass sie noch nicht einmal auf seine anzüglichen Bemerkungen achtete und sehr gerne die Tanzaufforderung annahm. Zusammen gingen sie zurück zur Tanzfläche und amüsierten sich prächtig. Die beiden tanzten zu vielen Songs, während sie hin und wieder über damals sprachen. Haruka kam es so vor, als wenn sie sich erst gestern voneinander verabschiedet hätten. Irgendwann folgte dann auch mal ein langsamer Song, bei dem die beiden Arm in Arm tanzten. Die Blauäugige war so glücklich, es erinnerte sie an ihren Traum, den sie seit langer Zeit hatte. Gut, es war nicht die Weihnachtsfeier ihrer Eltern, auf der sie sich gerade befanden, aber trotzdem war es schön zu wissen, dass er sich noch an sie erinnerte. Vielleicht würde sich ihr Wunsch doch noch erfüllen und er empfand sogar etwas für sie, wer konnte das schon wissen. Es kam auf einen Versuch an und diese Chance wollte sie ihm und sich selbst geben. „Du bist wunderschön, Haruka. Aber schon als kleines Kind warst du etwas Besonderes“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr und seine Worte ließen sie erröten, was er zu ihrem Glück nicht sehen konnte, da ihr Kopf gerade auf seinem Oberkörper ruhte. Glücklich lauschte sie seinen Worten: „Ich weiß, es ist sehr viel Zeit vergangen, in der wir uns nicht gesehen habe. Aber ich möchte trotzdem mit dir zusammen sein, Süße!“ Haruka konnte ihre Freude gar nicht durch Worte ausdrücken. Es war, als wenn dieser Abend nur ein wunderschöner Traum wäre. Gerade als sie dazu ansetzten wollte, (um) etwas zu sagen, bemerkte sie wie seine linke Hand immer tiefer wanderte und schließlich auf ihrem Po zum Stillstand kam. Doch dort blieb sie nicht untätig, denn sie begann an diesem immer wieder auf und ab zu fahren. Erschrocken löste die Blauäugige sich von ihrem Tanzpartner und verpasste ihm eine gehörige Ohrfeige. Doch Kiro schien dies überhaupt nichts auszumachen. Mit einem verführerischen Grinsen zog er sie wieder zu sich heran und nahm seine zuvor unterbrochene Tätigkeit wieder auf. „Ganz ruhig, mein kleines Kätzchen. Ich würde dir doch niemals etwas antun…“, flüsterte er Haruka zu und näherte sich immer weiter ihrem Gesicht. Die junge Frau war entsetzt und bekam große Angst. So hatte sie sich das Wiedersehen unter gar keinen Umständen vorgestellt. Alles was sie nun noch wollte, war von Kiro los zu kommen. Doch das war einfacher gesagt als getan! Mit all ihrer Kraft versuchte sie ihn wieder von sich zu drücken, was ihr allerdings beim besten Willen nicht gelang. Er war einfach zu stark und hatte sie zu gut im Griff. Ängstlich blickte sie ihn an und ihr kamen allmählich schon die Tränen, während er ihr immer näher und näher kam: „Hör auf! Lass mich los!“ Sie konnte schon seinen Atem auf ihrer Haut spüren und wandte furchtsam den Kopf von ihm weg, als plötzlich der Druck um ihren Körper verschwand und sie einen dumpfen Aufprall hörte. „Kiro! Fass. Sie. Ja. Nie. Wieder. An. Verstanden?“, brüllte Shuu den am Boden Liegenden zornig an und betonte dabei jedes einzelne Wort. Nun ebenfalls wutentbrannt, erhob sich der Angesprochene und richtete seinen Kiefer, Shuu dabei nicht aus den Augen lassend: „Was ich mit meiner Freundin mache, geht dich überhaupt nichts an, Kataya!“ „Ach ja? Haruka ist also deine Freundin, ja? Genauso wie Sorana, Honoka, Ruri und all die anderen Mädchen, die du auf unserer Schule schon aus Spaß flach gelegt hast, deine Freundinnen sind?“, brüllte der Grünäugige und war in der gesamten Halle zu hören. Der DJ hatte nämlich inzwischen die Musik abgeschaltet und somit lag nun alle Aufmerksamkeit bei Shuu und Kiro. Wütend packte der 19-Jährige Kiro am Kragen und zog ihn ganz dicht an sich heran. Mit einem scharfen Unterton zischte er ihm zu: „Am Besten du verschwindest jetzt ganz schnell, bevor ich dir noch woanders Schmerzen zufüge als nur durch einen Schlag in deine miserable Visage!“ Zornig funkelte Kiro Shuu an, riss sich dann jedoch von ihm los und verließ freiwillig die Feier, da er wusste, dass er andernfalls rausgeschmissen werden würde. Doch bevor er den Raum endgültig verließ, drehte er sich noch einmal zu seinem Rivalen herum: „Das wirst du noch büßen, Shuu! Wir sehen uns wieder, schneller als dir lieb ist.“ Nachdem der unerwünschte Gast endlich den Raum verlassen hatte, setzte auch wieder die Musik ein und die Party konnte weiter gehen, jedoch nicht für Haruka. Sie stand noch immer wie versteinert da und kämpfte mit den Tränen. So viele Gedanken und Fragen gingen ihr in diesem Moment durch den Kopf, doch die Antworten darauf blieben aus. Und als wenn es ihr nach dieser Aktion nicht schon schlecht genug gehen würde, musste Shuu ihre auch noch zusetzten: „Ich kann nicht fassen, dass du dich auf so einen Idioten einlässt. Hast du denn seine Absichten nicht schon vorher bemerkt? Er ist in seiner Art doch vollkommen durchschaubar! Ich hätte dich wirklich für klüger gehalten, Haruka.“ Unaufhaltsam rannen dem Mädchen nun die Tränen an ihren Wangen hinab. Schluchzend blickte sie den Grünschopf aus verletzten Augen an. Als Shuu sie so sah, taten ihm seine Worte gleich leid und wenn er gekonnt hätte, hätte er sie auch zurückgenommen. Immer mehr salzige Wassertröpfchen fanden ihre Wege aus Harukas Augen und sie begann leicht den Kopf zu schütteln. Sie musste raus! Sie musste einfach nur raus und weg von hier! So schnell wie sie konnte, rannte sie weg. Ihr Weg führte sie vorbei an den Türstehern, hinaus in die Kälte. Dort rannte sie um die nächste Ecke des Gebäudes und ließ sich an der Mauer nieder, die Beine an ihren Körper gezogen und ihren Kopf in den Armen versunken. Nun konnte sie ihren Tränen freien Lauf lassen, denn sie wollte nicht, dass sie jemand so sah. So verletzt, so hilflos, so schwach. Doch lang blieb sie nicht allein. Mit langsamen Schritten näherte sich ihr jemand und ließ sich schließlich neben ihr nieder. Haruka wusste, dass es sich um Shuu handelte, was wohl auch der Grund war, weswegen sie sich weigerte, ihren Kopf zu heben. „Hey Haruka…“, begann er und war sich nicht sicher, was er nun genau tun sollte. Doch von der Angesprochenen kam nichts weiter als ein Schluchzen. Vorsichtig legte er seinen Arm um sie. Zum Einen, um sie zu trösten, und zum Anderen etwas zu wärmen, da sie oben herum nur das kurze, bauchfreie Top trug. Nach kurzem Zögern fuhr er schließlich fort: „Haruka hör zu… es tut mir Leid, wirklich! Es ist nur… ich kenne Kiros Art. Sehr gut sogar. Und ich… ich wollte einfach nicht, dass er dir nachher genauso wehtut wie den ganzen Mädchen auf meiner Schule… und…“ „Halt doch einfach den Mund, ja? Du hast keine Ahnung!“, unterbrach sie ihn, „Du… du weißt doch gar nicht, warum… endlich habe ich ihn wiedergesehen, nach ganzen 13 Jahren. … Was ist nur aus dem netten Jungen von damals geworden? Warum…“ Harukas Tränenfluss wurde immer stärker und richtig durchatmen konnte sie schon lange nicht mehr. Shuu zerriss es das Herz sie so zu sehen. Er verstand was sie sagen wollte, verstand es sehr gut… und doch konnte er nichts tun, um ihr zu helfen. Mit einem Mal begann sie wieder so schlimm zu husten und ihr ohnehin schon gerötetes Gesicht nahm noch mehr Farbe an. „Haruka? Haruka, alles in Ordnung? Was hast du?“ Wie am Tag zuvor verfiel Shuu wieder in Panik, denn er wusste nicht, was er tun sollte. Doch da fiel ihm etwas ein: „Komm, lass uns schnell wieder reingehen. Wenn du noch länger so in dieser Kälte bleibst, dann holst du dir noch den Tod!“ Doch das Mädchen bekam von seinen Worten nicht viel mit. Sie spürte nur, wie er sie auf die Beine zog und sie Richtung Eingang liefen. Plötzlich blieb Haruka jedoch stehen und stützte sich an der Wand ab, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt und noch immer stark am Husten. Shuu wartete kurz um zu schauen, ob es besser wurde. Zu seiner Erleichterung traf auch genau dies ein und nach wenigen Augenblicken verstummte das Mädchen wieder völlig. „Komm, lass uns endlich gehen!“, wies er sie an ihn zu begleiten, was sie auch wortlos tat. Doch der junge Mann wollte nur ungern noch weiterhin mit ihr hier bleiben. Er hatte einfach Angst, dass sich ihr ‚Anfall’ wiederholen und er es unter Umständen überhaupt nicht bemerken würde. Also setzte er die völlig geschaffte Haruka auf einem Stuhl ab und wies sie an, dort auf ihn zu warten, dem sie auch zustimmte. Shuu hingegen begab sich wieder zu dem Raum, in dem sich ihre Kleidung befand, schloss diesen auf und schnappte sich sowohl seine als auch die beiden Jacken von Haruka. Schnell ging er noch zu seiner Schwester und Masato, die von allem offensichtlich nicht viel mitbekommen hatten. Er wollte ihnen noch den Raumschlüssel geben und ihnen sagen, dass er und Haruka nun gehen würde. „Ja klar, haut ruhig ab! Ich passe schon auf Diana auf!“, war alles, was der Brillenträger dazu zu sagen hatte. Shuu wusste nicht, ob der 16-Jährige seine Worte bloß als Ausrede ansah oder wirklich nicht richtig verstanden hatte, was er damit sagen wollte. Doch irgendwo kümmerte es ihn auch nicht weiter, da er wusste, dass seine Schwester in guten Händen war und Haruka auf ihn wartete. Also begab er sich wieder zu der jungen Frau, reichte ihr ihre beiden Kleidungsstücke und zog sie wieder in Richtung Ausgang, wo es deutlich ruhiger war als mitten in den Massen. „Zieh deine Sachen an! Es ist besser für dich, wenn wir gehen, und draußen ist es kalt“, meinte er zu ihr, woraufhin sie wortlos ihre Sachen anzog und die beiden anschließend zusammen das Gebäude und Schulgelände verließen. Stille herrschte zwischen den jungen Erwachsenen, als sie auf ihrem Weg waren. Wohin? Das wusste Haruka nicht, auch wenn sie es sich denken konnte. Doch dorthin wollte sie jetzt auf keinen Fall gehen. „Shuu?“, begann sie mit leiser Stimme, aber dennoch für den Angesprochenen gut hörbar. „Ich will noch nicht nach Hause! Wenn du nicht zurück auf die Feier willst, dann lass uns irgendwo anders hingehen…“ „Aber…“, wollte er ihr gerade widersprechen. Doch er konnte sie verstehen, immerhin würden bei ihr zu Hause nur jede Menge Fragen auf sie warten. Warum sie schon zurück waren, was passiert war und und und… Er konnte gut nachvollziehen, dass sie auf diese Diskussionen wenig Lust hatte und respektierte daher ihren Wunsch: „Wenn du nicht zurück willst, okay! Es ist erst kurz nach acht… wollen wir irgendwo einen Kaffe trinken oder ins Kino? Sag, was du machen willst!“ Die Blauäugige blickte nicht auf. Sie wollte ihn aber auch nicht anschauen. Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. „Ein Kakao wäre jetzt schön… oder irgendein anderes Heißgetränk…“, flüsterte sie wieder. Lächelnd ergriff Shuu ihre Hand und zog sie mit sich: „Dann lass uns gehen!“ Das Zentrum war glücklicherweise nicht weit von der Schule entfernt und so waren die beiden in wenigen Minuten an ihrem Ziel angekommen. Ganz wie ein Gentleman nahm Shuu der jungen Frau ihren Mantel ab und hing ihn in der Garderobe des Cafés auf. Von einem freundlichen Kellner wurden sie schließlich zu einem Fensterplatz geleitet, der auch sofort ihre Bestellung aufnahm. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten und so genossen die beiden ihre Heißgetränke und Shuu sein Stück Kuchen, da Haruka ihr Stück noch nicht einmal angeschaut hatte. Seit ihrer Ankunft ruhte ihr leerer Blick auf dem Treiben, das sich hinter der Glasscheibe abspielte. Auch war bis auf ihre Bestellung noch kein einziges Wort über ihre Lippen gekommen. Shuu wusste nicht, ob er die Stille brechen und sie ansprechen sollte, oder ob es nicht vielleicht doch klüger wäre, sie in Ruhe zu lassen. Doch diesen Anblick ertrug er einfach nicht, er schmerzte ihn sehr. Er musste einfach etwas sagen, musste sie einfach ablenken, wenn auch nur für kurze Zeit. „Danke, Shuu! Vielen Dank!“, bedankte sich Haruka plötzlich bei ihm und durchbrach damit selbst die Stille zwischen ihnen. „Danke? Wofür?“, fragte er etwas verwirrt nach, da er nicht erwartet hatte, dass sie auf einmal etwas sagen würde. Nun wandte sie auch endlich einmal ihren Blick von der Straße ab und schaute ihre Begleitung an: „Danke… für alles! Dafür, dass du mir geholfen hast… und dafür, dass du bei mir bist!“ Ihre Worte brachten ihn zum Lächeln. Er lächelte, weil er glücklich darüber war, dass sie sich über seine Gesellschaft freute und seine Anwesenheit ihr offensichtlich etwas Kraft gab. „Kein Problem, Haruka! Ich bin froh darüber, dass es dir wieder etwas besser zu gehen scheint… und… für die Zukunft, bitte denk daran… ich bin immer für dich da!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)