Don't call me darling von Gwee ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Bellatrix rannte durch die Gänge. Sie rannte so schnell, dass sie bereits heftig keuchte, doch sie lief weiter. Die Gänge von Hogwarts erschienen der Slytherin so unendlich. Es war viel zu viele, als dass man sie hätte zählen können. Und genauso viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf umher. Was hatte sie gerade getan!? Aber nein, was hatte ER getan!? Er war doch Schuld. Aber wie hatte sie es zulassen können? Sie verstand die ganze Welt nicht mehr. Sie...sie war eine Verräterin. Sie hatte Hochverrat begangen, gegen ihre Familie. Es war ein Alptraum für sie, aber zu real, als dass es wirklich einer hätte sein können. Ihre Schritte wurden langsamer, endlich war sie in den Kerkern. Doch sie spürte gar nicht wie kalt es hier unten in Wirklichkeit war. Ihr war furchtbar heiß, was man ihr auch ansah. Sie war so furchtbar aufgewühlt. „Bellatrix!“ Der Ruf halte an den Mauern wider und ließ das ohnehin schon blasse Mädchen erstarren. Ihr Puls raste. Sie konnte die Stimme sehr gut. Langsam drehte sie sich um, darum bemüht eine möglichst ausdruckslose Fassade vorweisen zu können. Doch sie blickte ihrem Gegenüber nicht in die Augen. „Wo warst du zu so später Stunde?“ Die Frage drang tief zu ihr hindurch. Aber sie wollte nicht antworten, jedoch auch nicht lügen müssen. Denn das müsste sie in jedem Fall. „Ich wüsste nicht, was es dich anginge. Du bist nicht mein Wachhund.“ Sie hoffte sehr, dass ihre Augen Kälte ausstrahlten und keinerlei ihrer anderen Gefühle zeigten. Denn eigentlich war sie erschöpft. Erschöpft, durcheinander und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie fühlte sich so dreckig, beschmutzt. „Falls du es vergessen haben solltest, wir sind verlobt, Darling“, erklang die nun seidige Stimme wieder. Sie wusste wie sehr Rodolphus es liebte sie zur Weißglut zu bringen. Und er war sehr gut darin. Das lag daran, dass er ihr gar nicht so egal war wie sie immer behauptete, leider. Deswegen fiel es ihr nun auch so schwer mit ihm zu reden. Rodolphus trat langsam aus dem Schatten der lodernden Fackeln heraus, in dem er gestanden hatte, und ging auf sie zu bis er nur einen Meter oder sogar weniger von Bellatrix entfernt war. Das war schlecht, denn nun musste Bellatrix ihm in die Augen sehen. Sie mochte seine Augen, so kalt sie auch waren. Gewissermaßen war das ja auch der eigentliche Grund dafür. Sie hatte in seinem Blick noch nie eine Spur Wärme bemerkt, aber wenn würde es wohl ein sehr seltenes Ereignis sein, an dem sie nur zu gerne Teil hätte, denn es wäre ein viel zu seltenes Ereignis für sie. „Es ist bereits Ausgangssperre“, holte Rodolphus sie wieder aus ihren Gedanken zurück. „Na und? Was machst DU dann noch hier draußen? Die Ausgangssperre gilt ja nicht nur für mich. Sag nicht, du sorgst dich um mich? Ich bin alt genug. Ich brauche keinen Babysitter.“ Sie klang etwas zu barsch. Das merkte sie allein schon daran wie der Größere sie nun anblickte. Er hatte spöttisch eine Augenbraue hochgezogen und seine Nase leicht gerümpft. Sie wusste auch selbst, dass sie nicht so respektlos hätte sein dürfen. Er konnte sich rächen, wenn sie erst verheiratete waren. Zwar hielt Rodolphus sich bei Duellen und dergleichen immer zurück, aber sie wusste nur zu gut, dass er es locker mit ihr aufnehmen konnte, wenn er wollte. Einmal hatte sie es zu spüren bekommen. Und seitdem begegnete sie ihm schon viel vorsichtiger. „Den Job würde auch keiner machen. Nicht für eine Millionen Galleonen pro Minute.“ Ein gemeines Grinsen hatte sich auf seine Lippen geschlichen. „Und du erbarmst dich meiner und machst es umsonst?“, gab Bellatrix ungerührt zurück. Sie kannte Rodolphus. Sie kannte ihn lange genug, als dass sie wusste, was für fiese Bemerkungen er machen konnte. „Du lenkst vom Thema ab, Darling. Ich muss dich erneut daran erinnern, dass wir verlobt sind. Damit muss ich bedauerlicherweise auch diese Aufgabe übernehmen.“ Bellatrix merkte durchaus wie sehr Rodolphus es genoss sie zu bewachen. Er spielte gern die Autoritätsperson. „Nenn mich nicht immer „Darling“. Und wie ich dich wohl erneut daran erinnern muss, bin ich 17 Jahre alt! Ich bin erwachsen!“ Eigentlich mochte sie es ja auch sich mit ihm zu streiten, aber gerade hatte sie absolut andere Dinge im Kopf. „Tut mir Leid, aber ich bleibe bei Darling, Darling. Wir sollten in den Gemeinschaftsraum gehen. Ich will keinen Punktabzug riskieren.“ Er packte sie recht unsanft am Handgelenk und ging los, Bellatrix nebenher. „Was ist mit deinen Lippen?“, fragte er plötzlich und in Bellatrix kam alles wieder hoch. Es war nur ein Kuss gewesen, sicher, aber ein sehr langer und inniger. Und sie hatte erst gestoppt, als ER intimer werden wollte. Sie spürte und schmeckte ihn noch immer. Eigentlich hatte sie noch nie ein Junge geküsst, auch nicht Rodolphus. Handküsse konnte man damit wohl kaum vergleichen. „Nichts“, brachte sie mühsam und nur sehr leise hervor. „Was...soll damit sein?“ Langsam strich sie sich mit einem Finger darüber. Sie fühlten sich wirklich komisch an, geschwollen. Rodolphus schien darauf nicht weiter eingehen zu wollen, da er schwieg. Angst stieg in ihr auf. Er wusste etwas. Er musste etwas wissen. Konnte man so leicht erahnen, was geschehen war? Plötzlich wurde sie gegen die Wand gedrückt, fühlte die harte Mauer aus Stein hinter sich. Die Angst tobte nun in ihr. Sie hatte Rodolphus’ Augen noch nie so voller Wut gesehen. Was würde er tun? Den Crucio wieder auf sie anwenden? Tränen stiegen in ihre Augen. Alles war ihr zu viel. Sie hatte das alles doch noch gar nicht verarbeitet und nun wollte Rodolphus sie ausfragen. Wobei ausfragen sicherlich das falsche Wort war. Sie wollte nicht weinen und versuchte die Tränen zu unterdrücken. „WER...WAR...DAS?“, presste Rodolphus die Worte hervor. Seine Stimme schien zu beben und es war für sie ein Wunder, dass er nicht schrie. Eigentlich hätte Bellatrix antworten können. Doch damit brachte sie nicht nur ihren Schänder in Schwierigkeiten, auch sich. ER war ihr egal, aber Bellatrix wollte ihren guten Ruf nicht verlieren. Und Rodolphus würde sie verfluchen, dass sie nicht mehr wusste, wer sie war. „Wer war das, verdammt!?“ Immer noch schrie er nicht. Er klang sogar sehr ruhig. Zu ruhig. Vielleicht war es nicht gut, wenn sie schwieg. Dann dachte Rodolphus vielleicht, dass sie denjenigen decken wollte. Aber verraten wollte sie es auch nicht. „Was?“, fragte sie darum, als ob sie nicht wüsste, was er meinte. Im Inneren hoffte sie nur darauf, dass er endlich von ihr abließ, die Sache darauf beruhen ließ, und sie in das Badezimmer ihres Schlafsaals flüchten konnte. „Du weißt, was ich meine Bellatrix.“ Ja, sie wusste es nur zu gut. Aber wie konnte es so offensichtlich sein? Sie wunderte sich nicht, dass Rodolphus so wütend war. Immerhin war sie so gut wie mit ihm verheiratet. Was konnte sie ihm denn sagen? Dass sie mit einem anderen Mädchen küssen geübt hatte? Lächerlich und entwürdigend. Bellatrix bekam kein weiteres Wort über die Lippen. Sie blickte ihn nur an. Sie wusste, dass ihr Blick voller Angst war. Aber sie fühlte sich viel zu überfordert, als dass sie ihre Maske beibehalten hätte können. Völlig unerwartet ließ Rodolphus nun tatsächlich von ihr ab und warf ihr nur noch einen verächtlichen, angewiderten Blick zu, bevor er mit schnellen Schritten aus ihrem Sichtfeld in Richtung Gemeinschaftsraum verschwand. Sie verharrte noch einige, für sie unendliche Minuten an der Mauer bis sie endlich selbst den Weg zum Gemeinschaftsraum antrat. Aber der schlimmste Teil des Weges erwartete sie im Gemeinschaftsraum. Es war ihr unmöglich nicht zu Rodolphus zu blicken, der zusammen mit seinem Bruder und Lucius auf einem Sofa saß und sie durchdringend anblickte. Sie spürte kaum das heiße Wasser, das auf sie prasselte, als sie in der Dusche stand und sich geradezu panisch wusch. Sie sah nur immer wieder zwei Bilder vor sich: IHN und Rodolphus. Später hätte Bellatrix nicht mehr erzählen können, was geschehen war. Sie wusste nur noch, dass sie heulend zusammengebrochen war und nur mühsam der Badewanne hatte entsteigen können. Sie erinnerte sich auch noch gut an die spöttischen Blicke ihrer Mitschülerinnen, als sie sich in ihr Bett legte. Ein Teil in ihr war von da an auf ewig verloren. Sie hasste Sirius Black von da an mehr als sie ihn je hätte hassen können. Auch ihr Verhältnis zu Rodolphus hatte sich von dem Abend an geändert. Sie spürte seine tiefe Verachtung, die er durch Distanz und seine eisige Kühle wahrte. Und zum ersten Mal wusste sie es zu schätzen, dass er sie immer „Darling“ genannt hatte. Denn sie bekam dieses Wort nie wieder von ihm zu hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)