SchlägerTYP von abgemeldet (♀+?= Spongebob) ================================================================================ Kapitel 1: Abgedrehte 366 Grad... --------------------------------- Wenn es für Sportunterricht einen anderen Ausdruck wie 'Seelische Verstümmlung' gab, war ich Mahatma Gandhi. Aber wahrscheinlich hätte ich spätestens nach meiner zweiten Festnahme die Masche mit dem gewaltlosen Widerstand fallen gelassen und den Engländern ordentlich aufs Maul gehauen... Wow. Da war ja echt was aus dem Geschichtsunterricht hängen geblieben... Leck mich am Arsch! Wann war denn das passiert? Cary ließ sich neben mich auf den Sitz fallen und lächelte mich von der Seite an. Wir hatten Sport gehabt... ZWEI STUNDEN!... und er war gut drauf. Das war er immer nach Sport oder nach allgemein sportlichen Aktivitäten. "Spongebob, was ist los?" "Kopfweh, seelische Schmerzen, Brechreiz, akuter Luftmangel.." "Du übertreibst." "Okay, ich gebe es zu. Der Luftmangel war übertrieben..." Cary seufzte und wollte gerade etwas sagen, als ein Mädchen neben seinem Sitz stehen blieb. Sie war in den Wagon gekommen und hatte jemanden gesucht. Jetzt wusste ich wen... "Cary!" Ihre Stimme klang so charmant wie lange rote Fingernägel, die sich in schlechten Pornofilmen in den wehrlosen Rücken des Kerls krallten... "Oh", sagte Cary nur und grinste. "Krisi, du? Lange nicht gesehen." Das Mädchen nickte und vermied zumindest das kichern. Nichts gegen zu viel gute Laune, aber kichern war mein persönlicher Terrorist. "Das ist Wanda", sagte Cary und zeigte auf mich. Ich hob nur eine Augenbraue als Zeichen, dass mir der Name tatsächlich geläufig war. Ja. ICH war Wanda. Und da musste diese Tussi nicht so komisch schauen. "Ah", sagte sie nur und nickte. "Cary, fährst du direkt nach Hause? Ich wollte mit Celin und Jacky noch ins 'Blackout'. Wenn du mitkommen würdest, wäre das sau cool!" Will er aber nicht, meine kleine pseudo-Weihnachtselfe. Wie lange brauchst du eigentlich vor dem Spiegel, damit deine Fresse dank des Puders zusammen hielt und nicht beim nächsten Wind auseinander fiel? Cary überlegte. "Eigentlich hatte ich mit Wanda was abgemacht." Ja! Und das eigentlich gefiel mir gar nicht! "Könnt ihr morgen noch machen!", sagte diese Krisi schnell. "Komm schon, Cary! Wir sehen uns sau selten!" Sie sah aus dem Fenster und wurde nervös. "Wir müssen gleich aussteigen, also...?" Cary sah mich kurz an und ich verdrehte die Augen. "Wir sehen uns morgen im Zug", sagte Cary und erhob sich. Krisi klatschte mit den Händen. "DAS ist mein Cary!" Sie zog mit meinem angeblich besten Freund ab und ließ mich allein sitzen. Und damit das Schicksal mir auch unmissverständlich mitteilen konnte, dass es mich absolut nicht mochte, stieg in der nächsten Station ein Frau ein, die ich absolut nicht mochte. Sie fuhr immer zur gleichen Zeit mit dem Zug wie ich und ihr Parfüm verursachte mir Kopfweh. Natürlich setzte sie sich direkt NEBEN MICH! "Anderes Wort für sexy...", sagte meine Mutter geistesabwesend und kaute auf dem Kugelschreiber herum. "Cary", grinste ES und meine Mutter seufzte. "Stacy, du weißt das ich so was nicht will." "Aber er ist doch heiß." "Stacy, hör auf Wanda zu provozieren!" "Mom, nur weil Wanda immer eine Eifersuchtsszene abzieht, wenn man sagt das Cary heiß ist, sehe ich nicht ein es zu lassen! Ihr Problem!" Ich hätte ES ja wirklich gerne die Finger abgehackt, aber mit den lächerlichen IKEA Messern müsste ich ziemlich oft zustechen, um überhaupt einen Kratzer zu verursachen. "Sie regt sich gar nicht auf...?" Mom sah mich verwirrt an. Sie hatte wieder ihre Beratungsbücher studiert. Ich war feierlich am Arsch... "Was ist los, Wanda?" "So Tussen wie ES sind los!", knurrte ich und meine Mutter seufzte. "Wie kann man nur immer so schlecht gelaunt sein?" "Das geht", sagte ich und zuckte mit den Schultern. "Außerdem bin ich nicht schlecht gelaunt, sondern nur von allen missverstanden." "Schon mal auf die Idee gekommen, dass der Fehler bei dir liegen könnte, nicht bei allen anderen?", fragte Mom und ES grinste doof. "Stimmt", sagte ich und in meinem Kopf listete ein imaginäres Mini-Ich alles auf, was ICH falsch gemacht hatte. -Ich wurde geboren -Ich wurde geboren -Ich wurde geboren -Ich wurde geboren... Meine Mutter nickte. "Siehst du, es ist gar nicht so schwer. Und außerdem war der Tag mit eurem Vater doch schön." "MEINEM Vater", betonte ES und streckte mir die Zunge raus. Schlampe, geh sterben. Tu mir diesen Gefallen... Bitte! "STACY!" Damit brachte ES Mom immer auf die Palme. "Du weißt was ich davon halte! Lass Wanda jetzt in Ruhe und mach lieber deinen Aufsatz fertig! Wenn du noch mit Adam ins Kino willst, würde ich mich an deiner Stelle beeilen!" "Adam geht mit mir aus", betonte ES und wartete auf eine Reaktion. Toll. Sie war davon überzeugt, dass ich in unsere Nachbarjungen verknallt war. Aber ich hatte nichts an gelockten pseudo-Romantikern, die ständig mit einem anderen Akzent sprachen. Und machen wir uns nichts vor. Selbst wenn ich verknallt wäre, und das war mir ungelogen noch nie passiert, würde ich eh keine Chance haben. Aber das sagte ich nicht, um mich selbst zu bedauern, sondern es war die Wahrheit. Schon im Alter von 12 Jahren war mir klar gewesen, das Liebe für mich nichts war. Das so was allen anderen passierte, aber nicht mir. Ich war das, was man als ewige Jungfrau bezeichnen konnte. ES erhob sich, ließ natürlich ihr Teller stehen und streckte mir wieder die Zunge raus. "Bis dann. Ich grüße Adam von dir." "Mach das", gähnte ich und sah an die Decke. Ich war froh, nicht so zu sein wie ES. Oder allgemein so zu sein wie die anderen Mädchen. Ich hatte... Charakter. Ich achtete auf den Charakter von anderen Menschen und verurteilte niemanden. Wozu auch? Schließlich war ich eine absolute Außenseiterin. Man lernte so auf die harte Tour Freundschaft zu schätzen. Aber trotzdem verfiel ich immer in leichte Panik, wenn Cary mich auf die Ersatzbank setzte. Ich war eigentlich ein Mensch, der offen das Problem ansprach. Aber wenn es Gefühlsvoll wurde, hielt ich lieber die Klappe. Ich hatte Cary nie gesagt, dass es irgendwie voll ätzend war, wenn er mir zeigte wie wenig er mich brauchte. Das machte mir immer nur wieder deutlich, wie offensichtlich ICH von ihm abhängig war. Wenn ich Cary, warum auch immer, als besten Freund verlor... Als einzigen Freund, war ich feierlich im Arsch. "Wanda, du siehst übermüdet aus. Nicht gut geschlafen?" "Doch." Das war gelogen. Ich schlief schon seit Jahren nicht mehr gut. Ständig schreckte ich nachts auf, da ich in meinen Träumen von Monstern gefressen wurde oder irgendwo runter stürzte. Es war in einem richtig verkorksten Traum sogar mal beides gleichzeitig passiert... "Wollte Cary heute abend nicht vorbeikommen?" Meine Mutter war eine hartnäckige Frau. "Schon. Er hat aber jemand Bekanntes im Zug getroffen und ist mit ihm ins 'Blackout'." "Darf Cary da schon rein?" "Mom, Cary ist 17! Man darf da ab 14 rein!" "Oh... Wie die Zeit vergeht. Vor ein paar Jahren war er noch 13... Da war er noch ein kleiner Junge." Meine Mutter seufzte übertrieben. "Und du warst da auch noch ein Kind..." "Soll passieren, Mom." Ein Kind war ich immer. Auch heute noch. "War 'der' Bekannte perzufall weiblich?" Mom kannte Carys Frauenverschleiß fast besser als er. "Ja." "Name?" "Krisi oder so." "Kanntest du sie?" "Noch nie gesehen." Meine Mutter sah mich eine Weile an. "Es ist normal, dass du dich verletzt fühlst." Ich seufzte. "Mom, ich hatte keine Messerstecherei!" "Ich meine ja auch keinen körperlichen Schmerz." "Mmh... Der Sportunterricht war wirklich grausam..." "Wanda", seufzte Mom und sah mich traurig an. "Du weichst einem immer aus. Ich kenne kein Mädchen, dass so wenig weggeht wie du. Cary kann ja nicht immer da sein." Doch. Festketten und Schlüssel essen... "Mom, lass mich mit deinen Tipps bitte in Ruhe. Davon bekomme ich nur Magendurchbruch." "Ah..." Meiner Mutter schien etwas einzufallen. "Stichwort Magendurchbruch... Wann soll ich dir eigentlich einen Termin beim Frauenarzt nehmen?" AH! RÜCKZUG, MÄNNER! PACKT DIE BOMBEN UND GRANATEN WIEDER EIN UND LAUFT!... WAS?! DIE GRANATEN SIND BEREITS GEZÜNDET?! MIR DOCH EGAL!! "31 Februar." "Sehr witzig, Wanda." "Mom, ich will da nicht hin!" Und das hatte ich schon oft genug gesagt! "Du musst da aber hin! Alle Frauen müssen zum Frauenarzt!" "Mom, ich esse gerade!" "Stell dich nicht so kindisch an, Wanda. Außerdem bist du fertig." "Ich verdaue noch..." "Ende der Diskussion." "Was? Wir hatten schon angefangen?!" "Wanda..." Meine Mutter nahm tief Luft. "Ich geh auch mit." Also ich weiß ja nicht, was diese Drohung für einen Sinn hatte, aber es reichte aus um mein gesamtes Leben vor meinem inneren Auge ablaufen zu lassen... "Ich... muss noch Aufgaben machen." So tief war ich also schon gesunken... "Wanda..." Meine Mutter stand auf und wollte mich am Arm festhalten, aber ich war bereits aufgesprungen und lief die Treppe hoch zu meinem Zimmer. In MEIN Reich... Ich knallte die Tür zu und das Emily the Strange-Poster wäre fast von der Tür abgefallen. Aber das war mir egal. Ich hatte den Dachboden beschlagnahmt und mit Moms Hilfe ein super Zimmer drauß gemacht. Überall klebten Poster von Skatern und Comicfiguren. Vor allem Emily und ihre abgefahrenen Katzen waren überall an den Wänden anzutreffen... Wo keine Kleider lagen, versteckten Bücher und Fotos meinen dunklen Holzboden. Ich ließ mich auf mein Bett nieder und sah an die Decke. Über mir hing ein Linkin_Park Poster und ich starrte die Mitglieder der Band solange an, bis meine Augen weh taten. Gut. Ihr habt also auch keinen Plan... Ich hab es kapiert. Wenn es etwas gab, was ich mehr als Sport in der Halle oder draußen im Park hasste, war es schwimmen. Nichts gegen schwimmen, aber alles was ich mit meiner super tollen Klasse machen musste, war schlichtweg SCHEISSE. Wie gut, dass ich einen Lichtblick am Ende des langen Tunnels hatte... "Das ist falsch, Spongebob." Carys Stimme drang an mein Ohr und ich öffnete die Augen. Cary teilte mit mir die Leidenschaft der Poster, doch zeigten die in seinem Zimmer eigentlich alle FAST nackte Frauen oder Autos. So wie das über seinem Bett. Eine schwarzhaarige Frau lag nur im Bikini auf einem Porsche. Tja, wollen wir mal für sie hoffen, dass das Auto nicht plötzlich los fuhr... "Was ist falsch?" Cary saß am Kopfende seines Bettes und hob mein Matheheft. "Spongebob, deine erste Aufgabe bei der Nummer fünf ist falsch." "Wieso?" "Du bekommst als Lösung 366 Grad heraus!" "Ja und?" "Es gibt in der Geometrie keine 366 Grad!" "Sagt wer?" "Es ist einfach so!" "Ach? Welche Gradzahl hat der Kreis dann, Mr. Schlaukopf?" "360 Grad!" "Ich bin doch nur 6 Grad vorbei, reg dich also nicht so künstlich auf!" "Das interessiert die aber bei der Abschlussprüfung wenig, Spongebob. Du wirst durchfallen!" "Bleib mal locker..." "Wanda..." Oh nein... Wenn Cary mich mit Wanda ansprach, wenn wir alleine waren, kam immer eine von seinen Predigten. Ich hielt ihm ja auch nicht seine ständig wechselnden Freundinnen vor! Warum akzeptierte er dann nicht einfach meinen Null-Durchblick in Mathematik? "Ich will nicht, dass du in Mathe eine 'Durchgefallen' aufgedrückt bekommst! Ich dachte, wir wollten später zusammen aufs College!" Natürlich... Als ob ich die dazu benötigten Noten hätte! "Ich werd der neue Clown von McDonalds", gähnte ich und streckte mich. "Doof, aber glücklich." "Du bist gestört", knurrte Cary und warf mein Mathematik-Heft in die Ecke. Wenn ich das machte, bekam ich immer einen riesen Anschiss. "Ich will nur nicht meine beste Freundin verdummen lassen", sagte Cary und legte sich neben mich. Wir starrten eine Weile die Tussi auf dem Porsche an. "Wie findest du die Frau?", fragte Cary nach einer Weile und ich schnaubte. "Ziemlich billig." "Find ich nicht." "Hänge dir lieber Männer über das Bett." "Ich bin aber nicht schwul." "Dafür muss man nicht schwul sein." "Du willst aber, dass ich schwul werde." "Wollen ist Relativ." "Ich werde schwul, wenn du lesbisch wirst." "Vorschlag abgelehnt." So liefen die Gespräche meistens zwischen uns ab. Sie waren sinnlos und hatten keine Bedeutung. Aber sie waren mein persönliches Highlight. "Wie war es im 'Blackout'?" "Ganz okay. Krisi ist echt in Ordnung. Bloß ihre eine Freundin Jacky ist komisch drauf..." "Bin ich auch." "Ja, aber du bietest mir kein Geld an, damit ich mit dir schlafe." "Hast du es angenommen?" "Natürlich nicht! Sie ist so gar nicht mein Typ. Außerdem trinkt die mir eindeutig zu viel Alkohol... So was macht die Leute komisch im Kopf." "Kann passieren..." Es herrschte wieder kurze Stille. "Spongebob?" "Mmh?" "Wenn ich mal heiraten würde, hättest du Bock mein Trauzeuge zu sein?" "Der Heini mit dem Ring?" "Genau." "Vielleicht. Wer wäre die Braut?" "Weiß ich nicht." "Vielleicht eine hübsche Blondine, die sich dann in der Hochzeitsnacht als Transvestit entpuppt..." "Spongebob", stöhnte Cary genervt. "Lass es. Bitte!" "Angsthase." "Irre Nuss." Erneute Stille. "Sag mal..." Cary drehte seinen Kopf in meine Richtung. "Inzwischen ersten Kuss gehabt?" "Ja. Osama Bin Laden hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt..." Cary verdrehte die Augen. "Du bist bei so was schrecklich kindisch." Ich zuckte mit den Schultern. "Man gönnt sich ja sonst nichts." Seit Carys erstem Kuss, er war damals 12 gewesen, nervte er mich mit der Frage. Er war der Ansicht, mit FAST 17 noch ungeküsst zu sein wäre wie... Fußball mit einer Bombe. Aber für mich hatte so was keinen Wert. "Sponge, halt dich mal ran!" "Nö." "Was ist dein Problem?" "Das ist unhygienisch, unnötig und ... peinlich." "DIR ist was peinlich? Hallo?! Hab ich was verpasst? Soweit ich weiß warst DU es, der dem Theaterlehrer den nackten Arsch auf der Bühne gezeigt hat." Ich seufzte glücklich bei dieser Erinnerung. Zwar wurde ich direkt von der Bühne gezogen und durfte nicht mal mehr meine Hose hochziehen, aber DAS war es mir wert gewesen... Und da ich erst elf war, stempelte man es als Kinderstreich ab. "Kann es dir nicht egal sein, was ich mache?", fragte ich und Cary nickte. "Du lässt dir eh nichts sagen. Aber ich dachte... Naja. Findest du es nicht peinlicher, immer noch ungeküsst zu sein?" "Nö." "Komm schon. SO knallhart ist kein Mädchen. Auch wenn ich oft daran zweifel, dass du eins bist." "Ich auch, mein Frauenkennender Freund. Ich auch..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)