Ein letzter Kuss von Mona-Kaiba (Es gibt noch so viel zu sagen (Shuuka)) ================================================================================ Kapitel 5: Tag 5 vom Rest meines Lebens --------------------------------------- Bittere Wahrheit „Drew...“ „Hm?“ „Bist du wach?“ „Scheint fast so.“ „Öffnest du dann jetzt die Augen?“ „Maike...“ „Bitte!“ Grummelnd öffnete Drew die Augen und stellte verdutzt fest, dass neben ihm auf der Decke eine völlig bekleidete Maike lag und auf ihrem Schoss ein Tablett voll mit lecker duftenden Brötchen, Saft und was man sonst noch so für ein ausgewogenes Frühstück brauchte. Skeptisch blickte Drew auf die große Uhr, die an der Wand direkt über der Tür hing, welche neun Uhr am Morgen anzeigte, doch das verwunderte den grünäugigen Koordinator nur noch mehr. „Wieso bist du den schon auf?“, fragte er schließlich und setzte sich auf, um sich kurz zu strecken. Maike setzte sich ebenfalls auf und lächelte dabei fröhlich. „Ich konnte nicht mehr schlafen, also bin ich aufgestanden und hab uns frühstück geholt, damit wir heute im Bett frühstücken können.“ „Aber das Essen auf den Zimmern ist doch verboten“, stellte Drew fest, während er einen Blick zum Fenster hinaus warf, wo alles irgendwie grau und trüb aussah. Maike winkte ab. „Schwester Joy macht mal eine Ausnahme, weil du so krank aussiehst“, grinste sie und reichte Drew ein Glas Saft. „Sie hat vollkommen Recht und meine Mutter sagt immer: ‚Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist das Frühstück.’ Also iss!“ Drew zuckte mit den Achseln, trank einen Schluck Orangensaft aus seinem Glas, stellte es dann zurück auf das Tablett und schnappte sich eines der duftenden Brötchen, um es mit Marmelade zu beschmieren. „Was steht heute an?“, erkundigte er sich währenddessen. „Ein Kampf!“, verkündete Maike und schien nur so vor Siegeswillen zu strotzen. „Du gegen mich! In zwei Stunden! Auf dem Kampffeld im Keller!“ „Ist das eine offizielle Herausforderung?“, wollte Drew wissen, während er ein Mal kräftig in sein Brötchen biss, doch der Schein des großen Hungers trog, in Wirklichkeit war Drew speiübel. Maike nickte. „Allerdings. Ich habe bereits Schwester Joy und zwei fremde Koordinatoren gefragt, ob sie die Jury mimen. Aber keine Sorge, sie sind alle unparteiisch“, versicherte sie und biss in das Hörnchen, dass sie sich extra mitgenommen hatte. „Das ist gut. Aber mach dir bloß keine Hoffnungen. Ich werde dich auf jeden Fall besiegen“, entgegnete Drew ihr siegessicher. „Das werden wir sehen“, erwiderte Maike sein Grinsen. „Aber wenn du es tust, dann in den Sachen, die wir gestern gekauft haben.“ Sie deutete auf ihre Sachen, die der eine Part des Partnerlooks waren und ihr wirklich sehr gut standen. Drew erzwang sich ein Lächeln und nickte dann. „Keine Sorge. Ich hab es nicht vergessen.“ „Gut.“ Zufrieden mit sich und der Welt frühstückte Maike weiter, bis sie irgendwann satt war. Drew hatte Mühe gehabt, sein Brötchen zu verdrücken und das Glas Saft zu leeren, doch schließlich war auch er fertig und sah zu Maike auf. „Ich muss mich noch fertig machen. Das kann mit meiner Rippe etwas dauern. Willst du dich in der Zeit nicht schon einmal etwas aufwärmen?“ Maike legte nachdenklich den Kopf schief „Naja..., ja schon, aber wäre das nicht unfaire dir gegenüber?“, wollte sie wissen. Drew machte endlich einmal wieder die Bewegung, für die er bekannt war. Er strich sich mit einer gekonnten, fast schon mechanischen und trotzdem irgendwie cool wirkenden Handbewegung seinen Pony beiseite und lächelte arrogant. „Keine Sorge. Ich bin bestens vorbereitet und werde dich auch ohne Aufwärmzeit problemlos schlagen.“ „Okay!“, nickte Maike, nahm das Tablett und stieg aus dem Bett. „Dann erwarte ich dich in etwa 90 Minuten dort.“ „Ich werde da sein“, versicherte Drew, der immer noch ein wenig arrogant lächelte. „Gut, bis dann.“ Mit einem Lächeln verschwand Maike aus dem Zimmer. Drews Gesichtszüge veränderten sich schlagartig, als die Tür hinter Maike ins Schloss fiel. Er hatte seine Schmerzen und das Unwohlsein, dass er verspürte, sehr gut vor Maike verbergen können, doch nun war sie weg und Drew konnte endlich von seiner gespielt glücklichen und gesunden Haltung ablassen und sich wieder aufs Bett sinken lassen, wo er seine Schmerzen ins Kissen schreien konnte. Doch auch das Kissen wurde nicht lange stummer Zeuge von Drews Qualen, denn die Übelkeit übermannte ihn und er stürmte ins Bad um sich zu übergeben. Er spuckte Blut und andere Flüssigkeiten, die in seinem Magen nichts zu suchen hatten und er wusste, dass damit der letzte Tag seines Lebens eingeläutet war. Er würde sterben, wenn nicht heute, dann morgen. In Drew kam Verzweiflung auf. Es gab noch so viel, was er Maike sagen wollte, doch die Zeit würde nicht reichen. Vielleicht würden die Schmerzen bald so schlimm werden, dass er gar nicht mehr reden würde können und dann würde er ihr nicht einmal mehr die wenigen Dinge sagen können, die sie noch wissen musste. In seiner Verzweiflung, seinen Schmerzen und der Angst, die sich nun doch langsam in ihm breit machte, kam ihm nur ein rettender Gedanke. Er musste Maike einen Brief schreiben. Es war nicht dasselbe, wie wenn er von Angesicht zu Angesicht mit ihr sprach, doch da dass vielleicht bald nicht mehr möglich sein würde, hatte er keine andere Wahl. Er würde einen Brief schreiben, einen Brief mit der Überschrift: „Wenn ich Morgen sterbe...“ ~*~ Maike ahnte indes noch immer nichts von dem Ganzen. Sie war bereits unten im Keller und wärmte sich und ihre Pokémon etwas auf. Die Freude über den bevorstehenden Kampf war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, doch ihre Freude würde nicht mehr sehr lange währen. Zwei junge Trainerinnen kamen in den Saal mit dem Kampfeld für die Trainer und der Bühne für die Koordinatoren. Die Eine hatte langes feuerrotes Haar und die Andere kurzes blondes. Sie traten gemeinsam auf das Kampffeld und besprachen kurz, wie ihr Trainingskampf ablaufen sollte, doch plötzlich hielt die rothaarige Inne und deutet mit den Augen auf Maike. „Guck mal! Ist das nicht die Freundin von dem Top Koordinator Drew?“, fragte sie und gab sich nur wenig Mühe leise zu sein. Die Blonde drehte sich um. „Ja, ich glaube schon“, nickte sie ihrer Freundin zu. „Die Arme.“, seufzte die Rothaarige, die ein langes blaues Kleid trug, dass sich erschreckend mit ihren Haaren biss. „Wieso?“, fragte die Blonde, die einen gelben Rollkragenpullover und eine hellblaue Jeans mit vielen Taschen trug. „Na hast du das denn nicht gehört?“, fragte die Rothaarige erstaunt. „Drew soll schwer Krank sein.“ Maike, die dass Gespräch belauscht hatte, verleierte die Augen. Es war erstaunlich, was für Gerüchte manchmal im Umlauf waren. Des Öfteren hieß es schon, sie und Drew hätten sich getrennt. Erst im letzten Sommer wieder war dieses Gerücht ganz Aktuell gewesen und das nur, weil Drew sie im Finale des großen Festivals von Sinnoh geschlagen hatte. Die Gerüchte von Drews angeblicher Krankheit kamen sicher auch nur davon, dass er im Moment etwas blass um die Nase war und neulich diesen Unfall auf der Piste gebaut hatte. „Wirklich?“, fragte die Blonde überrascht und schielte kurz zu Maike rüber. Die Rothaarige nickte. „Aber ja. Die Schwester Joy aus Kalktorstadt hat es erzählt.“ Die Blonde legte den Kopf leicht schief und fragte leicht flüsternd: „Aber kann man der das glauben? Die Schwester Joys erzählen doch viel, wenn er Tag lang ist.“ „Einige andere sagen, dass Drew mehrere Male in Kalktorstadt im Krankenhaus war. Angeblich in der Abteilung für Herzkranke“, erklärte die Rothaarige, die allerdings nicht versuchte zu flüstern. „Herzkrank?“, fragte die in der Jeans überrascht. „Ach, der arme Drew.“ „Es kommt noch schlimmer“, seufzte das Mädchen in dem blauen Kleid. „Einige Leute glauben, die Krankheit sei so schlimm, dass Drew bald sterben müsse.“ Maike fiel augenblicklich die Frisbeescheibe aus der Hand mit der sie mit Eneco trainiert hatte. Konnte das alles wahr sein? Immerhin hatte es eine Schwester Joy erzählt. Aber andere hatten Drew oft im Krankenhaus gesehen. Was sollte er dort tun, wenn er gesund war? Jetzt wo Maike so genauer darüber nachdachte, erkannte sie erst, dass es sogar stimmen könnte. Immerhin sah er schon die ganze Zeit so krank aus und oft holte er aus unerfindlichen Gründen sehr schwer Luft oder hielt sich die Hand an den Brustkorb, als hätte er Schmerzen. Aber selbst wenn er wirklich krank war, dann würde er doch nicht gleich sterben, oder? Unsinn. Vielleicht hatte er eine Grippe oder Herzflattern oder so etwas. Aber sicher nichts lebensgefährliches, oder? Maikes Herz klopfte schneller, als sie an die letzten Tage zurück dachte. „Und ich bin froh, dass du Zeit hattest. Dieses letzte Treffen war mir sehr wichtig.“ Das hatte er an ihrem ersten gemeinsamen Tag hier gesagt. Was war nun, wenn er mit ‚letztem Treffen’ gemeint hatte, dass er sterben würde und sie sich deswegen nie wieder sehen könnten? „Ich liebe dich, Maike.“, das hatte er am Morgen nach ihrer leidenschaftlichen Liebesnacht gesagt. Aber wieso kam das so plötzlich? Bisher waren nie derartige Worte gefallen. Was war, wenn er es nur noch sagen wollte, bevor es zu spät war? „Nehmen wir an, ich würde aus irgendeinem Grund kein Koordinator mehr sein können und meine Pokémon weggeben müssen. Würdest du dann meine Pokémon nehmen?“ Diese Frage, die Drew nach ihrem Spaziergang gestellt hatte, war Maike wie ein alberner Scherz vorgekommen. Doch nun, wo sie so darüber nachdachte, da wurde ihr klar, wie ernst es Drew gewesen sein musste. Warum auch sonst, hätte er so auf eine Antwort bestehen sollen? Doch wieso war es ihm plötzlich so wichtig? Weil er bald sterben würde und seine Pokémon in sichere Händen wissen wollte? Dann dieser Unfall auf der Piste. Was war, wenn Drew nur gestürzt war, weil es ihm schlecht ging oder er vielleicht sogar Schmerzen gehabt hatte? Was war, wenn es ihm den ganzen Tag schon schlecht gegangen war und er nur Maike zuliebe mit auf die Piste gekommen war? Dann wäre sie an diesem Unfall schuld gewesen. Dann hatte sie seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Was war, wenn der Unfall und somit sie Schuld daran trug, wenn es Drew jetzt schlechter ging? Und dann bei ihrer Shoppingtour, da hatte Drew sie immer so nachdenklich angesehen und beobachtet. Es war fast so gewesen, als wüsste er, dass es das letzte Mal sein könnte. Vielleicht war es das ja auch. Vielleicht hatte er sie zu diesem Treffen hier eingeladen, damit er sie ein letztes Mal sehen konnte, bevor er sterben würde? Unglaubliche Panik stieg plötzlich in Maike hoch. Sie rief rasch ihr Eneco zurück und stürmte dann aus dem Keller... ~*~ Drew hatte seinen Brief geschrieben und ihn in einen Umschlag gesteckt. Dann hatte er sich die Kleidung angezogen, die Maike sich gewünscht hatte. Er wusste nicht, wie viel Zeit er noch mit ihr verbringen konnte, aber er würde diese Zeit mit ihr im Partnerlook herum laufen, damit alle sahen, dass sie zu ihm gehörte. Er wickelte sich gerade den blauen Schal um den Hals, als die Tür aufflog und eine atemlose Maike in Rahmen stand. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt und ihr Gesicht sprach von pansicher Angst. „Maike... was ist den passiert?“, wunderte sich Drew, der sofort wieder versuchte, seinen Gesundheitszustand vor ihr zu verbergen, auch wenn die Schmerzen es ihm immer schwerer machten. „Ist das wahr?“, wollte Maike keuchend wissen und blickte ihren Freund eindringlich an. „Bist du krank?“ Drew blickte etwas überrascht drein, nickte dann aber. „Ja, das bin ich.“ Es war sinnlos, jetzt noch zu lügen, denn er hätte es ihr heute sowieso noch sagen müssen. „Und...“ Maike schluckte schwer und ihre Hände verkrampften sich in den braunen Rock. „Und wirst du wirklich sterben?“, fragte sie, während die Tränen in ihren Augen ihr mehr und mehr die Sicht raubten. Drew holte tief Luft und nickte dann erneut. „Ja Maike, das werde ich“, antwortete er dann so tapfer wie möglich. „Nein.“ Maike schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht wahr.“ Sie trat an ihn heran, machte vor ihm halt und blickte mit wässrigem Blick zu ihm auf. „Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!“, forderte sie und es schien, als würde sie schwanken. „Bitte Drew!“ Drew legte eine Hand an ihre Wange und versuchte ihre Tränen wegzuwischen. „Das kann ich nicht“, erklärte er dann seufzend. „Ich kann es nicht, weil es die Wahrheit ist. Ich werde sterben.“ Er versuchte tapfer zu sein, ihr den Trost zu spenden, den sie jetzt brauchte, aber man sah ihm an, dass auch er unter der schweren Last dieser Erkenntnis bald zusammenbrechen würde. „Nein, das darfst du nicht“, schluchzte Maike, als würde das irgendetwas ändern. „Ich brauche dich! Ich liebe dich! Bitte bleib bei mir!“ Flehend sah sie ihn an und machte die Last für Drew damit unerträglich. Seine Knie gaben nach und er sackte zu Boden. „Glaubst du, ich will das nicht? Denkst du, ich gehe gerne? Kannst du wirklich glauben, dass ich dich verlassen will?“, fragte er mit einer plötzlichen Verzweiflung in der Stimme, dass Maike erschrak. So kannte sie Drew nicht und so hatte sie ihn nie kennen wollen. „Nein“, hauchte sie schließlich und sank ebenfalls zu Boden, wo sie Drew sanft in die Arme schloss, während die Tränen ungehindert weiter flossen. Drew schlang seine Arme um seine Freundin und auch ihm kullerten nun ein paar unscheinbare Tränen über die Wangen. „Ich hab Angst“, gestand er mit zitternder Stimme. „Ich will nicht sterben.“ Maikes Umarmung wurde fester und umso mehr Drew verzweifelte, desto mehr bekam sie ihre Stärke zurück. „Das ist okay“, flüsterte sie schließlich und wurde sich mehr und mehr bewusst, dass sie jetzt nicht traurig sein durfte, denn sie musste für Drew da sein. Er brauchte sie. ~*~ Irgendwann hatten sich Drew und Maike wieder etwas beruhigt, doch sie hatten es in dem engen Raum einfach nicht mehr ausgehalten. Es war auf einmal so stickig darin gewesen. Der Raum war erfüllt gewesen mit Wahrheiten, die niemand hören wollte, also gingen die Beiden nach draußen in den Schnee. Sie gingen nicht weit, nur bis zur nächsten Bank, aber immerhin waren sie an der frischen Luft, die Drew das Atmen heute erleichterte. „Schon bei meiner Geburt stellten die Ärzte fest, dass ich an einer unheilbaren Herzkrankheit leide und sie sagten auch, dass ich nicht sehr lange leben würde“, begann Drew zu erklären, der einen Arm um Maike gelegt hatte und in den grauem Himmel starrte, während sein Herz weiterhin schmerzhaft gegen seine Brust klopfte. „Es gibt gegen diese Krankheit bisher nur ein einziges Medikament, das die Symptome zuerst verschwinden lässt. Aber umso länger man das Medikament nimmt, desto weniger wirkt es und irgendwann hilft es gar nicht mehr und dann... ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis man stirbt.“ Maike lehnte ihren Kopf auf seine Schulter und noch immer kullerten kleine Tränen ihre rosigen Wangen hinab. „Wann hast du es gemerkt?“, wollte sie wissen. „Vor zwei Monaten fing es an. Ich hatte schon vorher ein paar Probleme, aber die hab ich gar nicht so wirklich registriert. Auf einmal da... bekam ich bei einem Wettbewerb ganz plötzlich keine Luft mehr und als ich hinter den Kulissen war, da begann meine linke Brust auf einmal zu schmerzen und... ich hatte das Gefühl, ich würde jede Minute ohnmächtig werden. Da war mir klar, dass irgendetwas nicht stimmen muss“, antwortete Drew und sein Atem raschelte unheilvoll beim Sprechen. „Und dann bist du gleich ins Krankenhaus gegangen?“, fragte Maike, die jetzt, wo sie die Wahrheit kannte, sehr genau sah, dass es Drew viel schlechter ging, als er den Anschein machen wollte. Drew schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hab es noch ein paar Wochen schleifen lassen, weil...“ Er lächelte ein trauriges Lächeln. „Weist du, ich wusste immer von dieser Krankheit, aber ich habe nie daran geglaubt, dass sie mich umbringen könnte. Zumindest nicht, bis die Schmerzen so schlimm wurden, dass ich dachte, ich würde daran sterben.“ „Und was haben die Ärzte im Krankenhaus dir gesagt?“, hackte Maike nach, die ihre Augen geschlossen hatte und nun nur umso deutlicher hörte, wie unregelmäßig und raschelnd er atmete und sie ahnte, dass er im Moment schlimme Schmerzen hatte. „Das, was ich eigentlich schon wusste“, antwortete Drew seufzend. „Das Medikament wirkt nicht mehr und es gibt noch keine neuen Medikamente. Zumindest keine, die mich dauerhaft am Leben halten könnten. Sie haben einige Tests gemacht und mir dann gesagt, dass ich sterben werde und zwar sehr bald.“ Maike sah nun doch wieder zu ihm auf und sah sowohl körperlichen als auch seelischen Schmerz in Drews Augen flimmern. „Wie lange hast du noch?“, erkundigte sie sich mit ängstlicher Stimme, während sie sich fragte, welcher Umstand wohl Drews seelische Schmerzen verursachte. Drew lies die Schultern sinken und blickte Maike direkt in die Augen, als er sagte: „So wie ich das sehe, nicht mal mehr 24 stunden.“ Er schloss sie ohne Vorwarnung in seine Arme und drückte sie so fest an sich, wie es seine Kraft nur zuließ. „Es tut mir leid, dass wir nicht mehr Zeit hatten.“ Maike seufzte schwer, als sie erkannte, dass sie der Grund für seine seelischen Schmerzen war; sie und die baldige und so plötzliche Trennung von ihr. „Es ist ja nicht deine Schuld“, sagte sie schließlich und die Tränen wurden wieder mehr. „Doch das ist es, ich hätte es dir eher sagen müssen. Ich wollte dir noch so vieles sagen. Aber ich konnte einfach nicht... ich wusste nicht wie“, gab Drew zu, dessen Schmerzen nun so schlimm wurden, dass seine Hände sich in Maikes braunen Pullover krampften. „Es ist okay, Drew“, versicherte Maike, die bemerkt hatte, dass seine Schmerzen schlimmer wurden. „Komm! Lass uns wieder zurück gehen. Du brauchst Ruhe.“ Sie löste hastig die Umarmung und sprang auf. „Nein, warte!“ Drew packte ihr Handgelenk und blickte zu ihr auf. „Ich habe dir einen Brief geschrieben! Er liegt auf dem Schreibtisch! Lies ihn aber erst wenn... wenn ich nicht mehr bei dir bin, okay?“ Maike nickte. „Okay, aber jetzt komm endlich!“, drängte sie und endlich erhob sich auch Drew, wenn auch sichtlich schwerfällig. „Da ist noch etwas“, begann er jedoch, anstatt mit ihr zum Pokémoncenter zurück zu gehen. Dieses Mal versuchte er nicht den Schmerz aus seinem Gesicht oder seiner Stimme zu vertreiben und so konnte Maike ahnen, wie schrecklich es ihm ging. „Was denn?“, fragte sie ungeduldig. „Kann das nicht warten, bis wir wieder im Center sind?“ Sie wollte ihn nur noch zurück ins Bett schaffen. „Nein!“ Denn er wusste nicht, ob er es noch bis dahin schaffen würde. „Schenk mir noch einen letzten Kuss Maike, bitte!“ „Ich kann nicht.“, seufzet Maike. „Wenn ich das tue,... dann ist das, als würde ich dir die Erlaubnis dazu geben zu sterben. Ich will aber nicht das du stirbst.“ Drew lachte ein humorloses Lachen. „Maike, ob du mich küsst oder nicht, spielt keine Rolle. Ich sterbe so oder so. Aber wenn du mich küsst, dann sterbe ich wenigstens mit einer letzten schönen Erinnerung.“ Während er das sagte, taumelte er ein paar Schritte um die Bank herum und kam nur wieder zum ruhigen stehen, weil er sich an der Rückenlehne der Bank festhielt. „Bitte!“ Maike schluchzte schwer und nickte dann. Sie wischte sich hastig die Tränen aus dem Gesicht, denn Drew sollte sie bei ihren letzten Kuss nicht spüren. Alles was davon zurück bleiben würde, war der Rotschimmer auf ihren Wangen, den Drew nicht würde spüren können. Sie beugte sich schließlich etwas zu ihm vor und schloss die Augen um diesen letzten Kuss zu genießen. Auch Drew beugte sich nun über die Lehne zu ihr vor, doch umso weiter er sich zu ihr vor beugte, desto schlimmer wurden seine Schmerzen. Dennoch schloss er die Augen in der Hoffnung, Maikes sanfte Lippen noch einmal auf den seinen zu spüren, doch kurz bevor sie sich erreicht hatten, durchfuhr Drew ein Schmerz, der so heftig war, dass er augenblicklich zu Boden sank. „Drew!“, kreischte Maike, als sie das merkwürdige Geräusch hörte, dass bei seinem Aufprall auf dem Schneebedeckten Boden entstanden war. Hastig ging sie um die Bank herum und kniete sich zu Drew hinunter. „Nein... Drew! Sag etwas!“, forderte sie, während sie ihn in ihre Arme nahm. Drew sah mit trüben Augen zu ihr auf, die Lippen blasser als je zuvor. „Bitte küss mich!“ Zitternd beugte sich Maike zu ihm runter und vereinigte ihre Lippen ein letztes Mal mit seinem zu einem zärtlichem Kuss, der fiel zu schnell endete, weil Drew einen Schmerzenschrei nicht mehr unterdrücken konnte; dennoch blickte er einen Moment lächelnd zu ihr auf. „Jetzt kann ich in Frieden sterben. Danke Maike.“ Er vergrub sein Gesicht an ihrem Bauch, während seine Augen wie von alleine zufielen. „Und denk an den Brief...“, hauchte er noch bevor seine Augen sich ganz schlossen. Noch schlug sein Herz ganz leicht, noch raschelte sein schwacher Atem, noch war er am Leben, doch dieses ‚noch’ bedeutet nur mehr Leid... ~~~ Gut, also bevor ich jetzt eine Masse von Morddrohungen erhalte, muss noch folgendes gesagt werden: 1. Die Herzkrankheit ist von mir frei erfunden bzw. ich habe sie mir so aus mehreren Krankheiten 'zusammen gebastelt' wie ich sie brauchte, damit sie in die Story passt. Deswegen hat sie auch keinen Namen. Ich dachte mir, dass in der Welt der Pokemon so viel unrealistisches existiert, dass es auf diese eine Krankheit nicht wirklich ankommt. 2. Ehrlich gesagt, bin ich mit dem Ende von diesem Kapitel mehr als nur unzufrieden, aber hier musste ich wieder einiges drehen, damit es zum vorgegebenen Cover passt, ich hoffe das man es trotzdem lesen kann, ohne ständig die Augen zu verdrehen. 3. Vielen, vielen Dank für über 25 Kommentare! Ich bin wirklich glücklich und gerührt, dass euch die Story trotz allem so gut gefällt und vor allem ist es auch schön zu sehen, dass es auf Mexx noch User gibt, die Kommentare abgeben. Also, noch einmal ein ganz dickes Dankeschön. So und ansonsten, nehme ich jetzt mal lieber die Beine in die Hand und warte bibbernd auf eure Kommis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)