Innocent Passion von Cigamina ================================================================================ Kapitel 5: Chapter 05 --------------------- ~*~*~*~*~* Am nächsten Morgen hatte Omi wieder Schule und musste schon um sieben Uhr aufstehen. Er quälte sich aus dem Bett und überlegte einen kurzen Moment, warum er gestern so spät ins Bett gekommen war. Dann fiel ihm schlagartig wieder alles ein und er musste grinsen. Dafür hatte es sich allemal gelohnt, heute den ganzen Tag müde zu sein. Jetzt, wo er wieder Schule nach den Ferien hatte, würde er das aber nicht jeden Tag machen können, das könnte er nicht lange durchhalten. Er ging ins Bad und duschte schnell, bevor er sich anzog und zurück in sein Zimmer ging, um seine Sachen zu holen. Der Blondschopf ging gähnend in die Küche und holte sich eine Scheibe Brot mit Käse, die er langsam aufaß. Omi genoss diese Stille manchmal, die Ruhe, die er morgens hatte und wenn ihn niemand störte. Schließlich verließ er gemächlich das Haus und machte sich auf den Weg zur Schule. Nach einem langweiligen Schultag kam Omi, immer noch müde, zurück in den Laden. An diesem Tag hatte Youji mit Ken Dienst und Omi grüßte sie beide. „Hi! Ist viel los heute?“ Youji erwiderte sein Lächeln. „Auch Hi! Eigentlich nicht. Normal eben, wie immer. Wie war’s in der Schule?“ Omi rollte die Augen. „Langweilig, wie immer.“ Er ging die Treppe zur Wohnung hinauf und brachte seine Schulsachen in sein Zimmer und ging dann in die Küche, um etwas zu kochen. Er ließ es in der Küche stehen für die anderen und ging in sein Zimmer, um seine Hausaufgaben zu machen. Omi hatte ziemlich lange zu tun, die Lehrer waren auch bei so relativ schönem Wetter wie heute unerbittlich. Doch Omi hatte keine Probleme damit, Schule und lernen waren ihm schon immer leicht gefallen. Als er dann endlich fertig war, streckte er sich und packte dann seine Hefte und Bücher weg. Er sah auf seine Uhr, es war schon fünf. Omi fragte sich, was Nagi wohl gerade machte und beschloss, ihn einfach danach zu fragen. >Nagi?< >Hi Omi!< >Was machst du gerade?< >Ich habe eben an dich gedacht…< Omi lächelte. >Sehen wir uns heute Abend?< >Okay. Gehen wir heute zum Strand?< >Gerne! Also heute Abend um acht?< >Ja! …Oh, ich muss aufhören, bis später…< Die Verbindung wurde unterbrochen. Schade, eigentlich hatte Omi sich noch ein wenig mit Nagi unterhalten wollen, doch das ging ja jetzt wohl nicht. Omi überlegte, was er jetzt machen könnte, doch ihm fiel nichts ein. Er hätte eigentlich gerne noch ein bisschen das Teleportieren geübt, doch er wusste keinen Platz, an den er sich um diese Uhrzeit teleportieren könnte. Außerdem wollte er etwas neues ausprobieren, nämlich sich zu der Aura eines Menschen zu bringen. Nagi hatte gesagt, dass das ziemlich schwer sei und dass das nicht einmal Schuldig beherrschte. Doch er hatte auch gesagt, dass es ihn nicht wundern würde, wenn Omi es schaffen sollte. Der Blondschopf schloss die Augen und konzentrierte sich. Er stellte fest, dass Aya in seinem Zimmer war, er spürte ihn dort. Ken und Youji waren im Laden, doch Ken verließ diesen gerade, er hatte wohl Fußballtraining oder so. Omi konzentrierte sich auf Youjis Aura und versuchte sich dort hin zu bringen. Es klappte nicht, doch Omi versuchte es sofort noch einmal. Diesmal fühlte er, wie er anfing sich aufzulösen und fand sich keine Sekunde später hinter Youji im Blumanladen wieder. Youji drehte sich in diesem Moment um und stieß einen kurzen Schrei aus. „Omi! Seit wann stehst du da?!“ Omi grinste. „Seit einer Sekunde. Ich hab’ mich her teleportiert. Ich wollte mal ausprobieren, ob…“ Youji fuhr ihm ins Wort. „Du bist ganz schön unvorsichtig, Omi! Bis gerade eben war Ken noch im Laden! Wärst du etwas früher gekommen, hätte er es gesehen und Fragen gestellt!“ Omi schüttelte den Kopf. „Ich habe gespürt, wie er den Raum verlassen hat. Und Aya ist in seinem Zimmer. Und da du der einzige bist, der außer Nagi weiß, dass ich das kann, habe ich es eben mal versucht. Mit Erfolg…“ Youji schaute ihn jetzt doch irgendwie bewundernd an. „Das du so was kannst… Das du mit Computern gut umgehen kannst, wusste ich ja, aber das… Hätte ich nicht gedacht.“ „Ich ja auch nicht.“ „Was hast du denn versucht? Dass du dich teleportieren kannst, weiß ich ja schon länger.“ Youji sah Omi fragend an. „Nagi sagte, dass es fast unmöglich wäre, sich zu der Aura eines Menschen zu bringen. Nicht einmal Schuldig kann das, aber ich kann es jetzt. Das war es, was ich eben versucht habe. An Orte zu kommen ist einfach, da sich diese nicht bewegen können.“ Youji nickte mit dem Kopf. „Verstehe… Wenn das nicht mal Schuldig kann, musst du ja echt gut sein...“ Omi zuckte mit den Achseln. „Möglich. Ich finde es nur sehr praktisch, jetzt muss ich nicht mehr laufen.“ Youji grinste schief. „Dann wirst du ab jetzt ja auch nicht mehr zu spät in die Schule kommen. Du teleportierst dich einfach in eine freie Toilette und schon hat sich das Problem mit den anderen erübrigt…“ Omi grinste auch bei dieser Vorstellung. In diesem Moment ging die Tür auf und Birman, eine Sekretärin von ihrem Auftraggeber Persha, kam in den Laden. „Hallo, ihr zwei. Ich habe einen Auftrag für euch.“ Youji und Omi grüßten sie auch und Youji schloss den Laden, damit sie ihre Ruhe hatten. Danach machte er sich mal wieder unauffällig an die hübsche Frau ran und führte sie die Treppe hinauf. Omi trottete ihnen hinterher. Eigentlich wollte er gar nichts von diesem Auftrag wissen, denn das würde heißen, dass er im Kampf auf Nagi treffen würde und das gefiel ihm gar nicht. Birman und Youji setzten sich an den Tisch und Omi ging zu Ayas Zimmer. Er klopfte an und wartete. Omi würde nie auf die Idee kommen, einfach ohne anzuklopfen die Tür zu öffnen oder überhaut in dieses Zimmer zu gehen. Ken hatte es einmal gewagt und hatte sich dabei eine blutige Nase geholt... Er hörte Ayas tiefe, neutrale Stimme. „Ja?“ „Aya, Birman ist da, es gibt Arbeit.“ Omi drehte sich um und ging zurück in die Küche, Aya folgte ihm eine Minute später. Birman gab ihre Instruktionen, diesmal würden sie nur spionieren gehen. Omi war insgeheim froh darüber, denn er wollte nicht schon wieder töten müssen. Birman erhob sich wieder, sie blieb nie lange bei ihnen, was Youji immer bedauerte. „Ihr wisst jetzt, was ihr zu tun habt. Macht’s gut.“ Sie drehte sich um und verließ die Wohnung. Youji schaute ihr seufzend nach und stand dann auf. „Ich lasse den Laden geschlossen für heute. Ich gehe hoch und schlafe.“ Er verschwand und Omi saß nun mit Aya in der Küche. Aya wandte sich an den Blondschopf. „Omi, du machst einen Plan. Er muss bis übermorgen fertig sein. Schaffst du das?“ Der Blondschopf nickte und verließ ebenfalls den Raum. Es war erst sechs Uhr und so setzte sich Omi an seinen Computer und begann mit dem Plan. Erst ein einhalb Stunden später war er schließlich zufrieden mit sich und schaltete dem Computer ab. Den Rest würde er morgen machen. Omi zog sich andere Klamotten an und ging dann kurz in die Küche, um etwas zu essen. Als er damit fertig war, schnappte er sich seine Jacke und lief zum Strand. Er wollte ganz sichergehen, dass niemand ihm beim Teleportieren sah, deshalb lief er lieber. Omi kam pünktlich und ging eine Weile einfach am Strand entlang. Er mochte das Meer, er war sehr gerne am Strand, nur meistens hatte er keine Zeit dazu, einfach spazieren zu gehen. Irgendwann sah er dann eine schmale Gestalt auf ihn zukommen und ging ihr entgegen. Als Nagi bei ihm angelangt war, zog Omi ihn in eine Umarmung. Nagi erwiderte sie und Omi lehnte sich gegen seinen Freund. Dann zog er Nagi nach unten und setzte sich neben ihn in den noch warmen Sand. „Es ist schön hier, nicht?“ Nagi reagierte erst nicht und Omi musste ihn ein zweites Mal ansprechen. „Nagi?“ Dieser schreckte aus seinen Gedanken hoch. „Entschuldige bitte, ich habe nicht aufgepasst. Was hast du gesagt?” Omi sah ihn besorgt an. „Was hast du? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Nagi schüttelte den Kopf. „Nein, gar nichts…“ Doch Omi hörte aus seiner Stimme, dass er log. „Bitte, lüg mich nicht an… hat es was mit mir zu tun?“ Nagi sah ihm in die Augen und er lächelte leicht. „Nein. Es hat mit Schwarz zu tun… Eigentlich mit Schuldig und Farfarello...“ Omi legte den Kopf schief und sah Nagi fragend an. „Was ist mit ihnen?“ Nagi zögerte kurz, fing dann aber an. „Es ist so… Schuldig macht ständig irgendwelche perversen Bemerkungen und Farfarello unterstützt ihn dabei tatkräftig. Ich habe schon Angst davor mit ihnen alleine zu sein, ich könnte mich gegen keinen von beiden wehren, geschweige denn gegen beide zusammen… Wenn Schuldig und Farfarello ihre Bemerkungen und Drohungen wirklich wahr machen, geht es mir schlecht. Und genau davor habe ich Angst...“ Omi schwieg betroffen. Er hatte zwar gewusst, dass Schuldig perverse Triebe hatte, aber dass er sie an seinen Teamkameraden ausließ, hätte er nicht gedacht. „Und euer Anführer?“ Nagi schüttelte traurig den Kopf. „Er bekommt es nicht mit… sie sorgen dafür. Und ich werde ganz bestimmt nicht zu dem gehen.“ „Warum denn nicht?“ Nagi schnaubte bitter. „Weil es ihn nicht interessieren würde. Es ist ihm völlig egal, was wir machen, Hauptsache die Aufträge funktionieren.“ Omi sah ihn ungläubig an, das konnte er sich nicht vorstellen. Das einem Anführer seine Truppe egal war, war Omi unverständlich. „Das glaube ich nicht, er…“ Doch Nagi fiel ihm hart ins Wort. „Du kennst Crawford nicht! Und wenn es ihn interessieren würde, würde er mir auch nicht helfen… Er hält immer zu Schuldig!“ Omi zuckte bei Nagis hartem Tonfall zusammen und dem Jüngeren tat seine heftige Reaktion sofort wieder Leid. „Entschuldige, Omi… mich macht diese Situation einfach fertig…“ Omi legte die Arme um Nagi und zog ihn an sich. „Schon gut… und ich dachte, ich hätte Probleme mit meiner Gruppe…“ Nagi hob den Kopf und küsste Omi auf den Mund. „Vergiss es… es ist jetzt egal. Jetzt sind wir hier und nicht zu Hause bei Schwarz und Weiß…“ Er lehnte sich gegen Omi und dieser ließ sich in den weichen Sand zurück sinken. Sie blieben noch lange einfach liegen, hörten dem Rauschen der Wellen und dem sanften Wind zu. Erst, als es stockdunkel war, erhoben sie sich. Sie gingen Hand in Hand zurück auf die Straße und liefen dann in Richtung alte Kirche. Dort legte Omi seine Arme um Nagi und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Dann sah er ihn ernst an. „Pass bitte auf dich auf. Ich kenne weder Schuldig noch Farfarello gut genug, um zu wissen, zu was sie fähig wären, aber trotzdem. Versprich es mir!“ Nagi lächelte über das besorgte Gesicht seines Freundes und strich ihm über die Wange. „Ich verspreche es.“ Er seufzte leise. „Morgen wird es ernst, oder?“ Omi blickte ihn zuerst ein wenig verständnislos an, doch dann verstand er, was Nagi meinte. Er nickte leicht. „Hoffentlich klappt es…“ Er senkte zweifelnd den Kopf und Nagi zog ihn sanft an sich. „Das wird es, wir schaffen das. Bestimmt!“ Nagi hielt Omi noch einige Augenblicke fest und ließ ihn dann wieder los. „Sehen wir uns übermorgen?“ „Hai… am Park, wie immer?“ „Hai!“ Nagi küsste Omi noch einmal zärtlich, ehe er sich langsam auflöste. „Bis Morgen, Koibito.“ Omi lächelte Nagi noch einmal strahlend an. „Bis Morgen, Koi.“ Nagi verschwand und Omi ging in Richtung Blumenladen davon. Koibito! Nagi hatte ihn Koibito genannt! Omi erwärmte schon das Wort alleine. In der Wohnung war noch Licht, es war ja auch erst 9 Uhr. Er ging ins Wohnzimmer und sah dort Youji und Ken sitzen, in ein angeregtes Gespräch vertieft. Omi wollte sie eigentlich nicht stören, als Ken ihn bemerkte. Er bekam einen roten Kopf, sprang hektisch auf und rannte an dem verdutzten Omi vorbei in Richtung Küche. Der Blondschopf sah ihm verwundert nach und wandte sich dann zu Youji um. „Was hat er denn?“ Youji sah ihn ernst an. „Kannst du dir das nicht denken? An seinen Gefühlen für dich hat sich nichts geändert. Sie sind eher noch stärker geworden…“ Omis Schultern erschlafften und er ließ sich in den Sessel neben Youji sinken. „Er hat immer noch nicht aufgegeben?“, fragte Omi leise, obwohl er die Antwort kannte. Youji schüttelte den Kopf. Omi wurde es schwer ums Herz. Er hatte gedacht, er und Ken könnten Freunde sein, doch jetzt würde er wieder auf Abstand gehen müssen, um Ken keine Gelegenheit zu geben. Er senkte den Kopf und Youji sah ihn mitleidig an. Er legte sanft die Arme um seinen jüngeren Teamkollegen und drückte ihn leicht an sich. Omi schlang seine Arme auch um Youji und fühlte, dass ihn das tröstete. Nach einigen Minuten löste er sich wieder von ihm. „Danke.“ Er lächelte ansatzweise und Youji atmete innerlich auf. Er hasste es, wenn der sonst immer fröhliche Junge so bedrückt war. Youji setzte sich vor Omi auf den Boden. „Mal ein ganz anderes Thema… Wir haben ja morgen diesen Einsatz… wie werdet ihr euch verhalten?“ Omis Lächeln wich einem hilflosen Gesichtsausdruck. „Wir werden weitermachen, wie bisher.“ Youji hob eine perfekte Augenbraue und sah ihn ungläubig an. „Einfach so? Könnt ihr das denn?“ Omi zuckte nur hilflos mit den Achseln. „Wir haben wohl keine andere Wahl…“ Youji legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Da magst du Recht haben…“ Dann erstarrte seine Miene. „Sag mal, das ist doch jetzt der erste Einsatz nach der Explosion, wenn ich mich nicht irre? Dann bist du für Schwarz aber immer noch tot… Sie werden sich fragen, warum…“ Der Blondschopf verstand sofort, was Youji meinte und begann zu zittern. Schwarz würde herausfinden wollen, warum er noch am Leben war, und Schuldig konnte ja Nagis Gedanken lesen und dann…? Omi war einer Panik nahe, er hatte jetzt noch mehr Angst um seinen Freund als sowieso schon. Youji versuchte ihn zu beruhigen. „Hey, beruhige dich… Sie werden bestimmt keine Verräter in ihren eigenen Reihen vermuten, er ist also nicht in…“ Doch Omi schnitt ihm das Wort ab. „Das ist doch egal, Schuldig kann seine Gedanken lesen und Nagi kann sich nicht so verschließen, dass Schuldig nicht durchkommt! Schuldig ist stärker als er! Er wird es herausfinden und Nagi… Und ich kann ihm nicht mal helfen!“ Omi sprang mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck auf und stürzte aus dem Raum. Er kam gerade aus der Tür gestürmt, als er mit voller Wucht gegen Ken rammte. Omi hob nicht mal den Kopf und wollte weiter in sein Zimmer, doch Ken hielt ihn an den Handgelenken fest. Der Kleinere fuhr, eingedenk Youjis Worten von gerade eben, ängstlich herum und starrte Ken panisch ins Gesicht. Dieser jedoch erwiderte den Blick nicht, sondern drückte Omi bestimmt gegen die Wand. Der Blondschopf riss erschrocken die Augen auf, als Kens Gesicht sich dem seinen näherte und er seine Lippen auf Omis presste. Omi fühlte augenblicklich Ekel und Panik in sich aufsteigen und er versuchte sich von dem eisernen Griff zu befreien, was ihm aber nicht gelang. Als er dann auch noch Kens Zunge in seinem Mund spürte, begann er leise zu weinen. Seine ganze Haltung erschlaffte und er hing mehr in Kens Armen, als dass er selbst stand. Ken ließ urplötzlich von ihm ab, wich ein paare Schritte zurück und schlug sich die Hand auf den Mund. „E-Es t-tut mir l-leid! Ich…“ Er wandte sich ruckartig ab, rannte auf die Haustür zu und schloss sie hinter sich mit einem lauten Knall. Omi stand immer noch weinend an der Wand. Warum hatte Ken das getan? Warum konnte er ihn denn nicht einfach in Ruhe lassen? Der Junge stieß sich hektisch von der Wand ab, an die Ken ihn eben noch gedrückt hatte und stürzte auf die Treppe zu. Er war sie schon halb oben, als er plötzlich über eine Kante stolperte und nach hinten weg kippte. Mit einem lauten Aufschrei fiel Omi die Treppe laut polternd hinunter. Er schaffte es zwar noch, sich auf den Bauch zu drehen, doch den Sturz richtig abbremsen konnte er nicht. Er landete mit seinem vollen Gewicht auf seinen Händen und hörte seine Handgelenke unter der plötzlichen Belastung knacken. Dann schlug er, ein wenig gebremst, doch immer noch ziemlich schmerzhaft, mit seinem ganzen Körper und dem Kopf auf dem harten Boden auf. Vor seinen Augen tanzten Sterne und er blieb stöhnend und reglos liegen. Youji hatte den Lärm gehört, war mit einem Satz bei ihm und kniete sich neben ihm hin. „Omi!“ Dieser bewegte sich nicht und wimmerte nur leise. Youji tastete seine Handgelenke ab, sie waren jedoch nicht gebrochen. „Omi? Was hast du? Wo hast du Schmerzen?“ Omi wimmerte. „Kopf…“ Seine Stimme klang schwach. „Ist dir schwindelig? Musst du dich übergeben?“ „Nein…“ Youji atmete erleichtert auf, er hatte wohl keine schwere Gehirnerschütterung, wenn überhaupt. In diesem Moment erschien Aya am obersten Treppenabsatz. „Was war das für…“ Er brach den Satz ab und lief dann hastig die Treppe hinunter. Er kniete sich neben Youji und drehte Omi vorsichtig um. Der Blonde öffnete langsam die Augen, seine Sicht war verschwommen, klärte sich aber wieder ein wenig. Doch sein Kopf dröhnte immer noch von dem harten Aufprall. Er wollte seinen Arm heben, doch ein heftiger Schmerz fuhr durch ihn und ließ Omi aufschreien. Aya sah ihn ein wenig besorgt an. „Wo tut es weh?“ Omi liefen vor Schmerz die Tränen über die Wange. „Mein Arm…“ Youji tastete vorsichtig daran hoch und wurde schließlich fündig. Als er die Bruchstelle berührte, schrie Omi wieder laut auf. „Entschuldige bitte, Omi. Wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen.“ Aya nickte Youji zu und stand auf. Dann hob er Omi auf seine Arme und trug ihn zu seinem Wagen. „Bleib du mit Ken hier. Wir kommen so schnell wie möglich wieder.“ Youji nickte und schloss hinter ihnen die Tür. ~*~*~*~*~* Sie kamen erst um halb eins zurück, Youji wartete im Wohnzimmer auf sie. „Und? Ist es schlimm?“ Aya half Omi aus seiner Jacke und ein Stützverband kam zum Vorschein. „Arm angebrochen und eine leichte Gehirnerschütterung. Der Arzt hat Bettruhe verordnet.“ Aya hängte Omis Jacke auf und ging dann die Treppe hinauf. „Ich überlasse den Rest dir, Youji. Gute Nacht.“ Als Aya oben verschwunden war wandte sich Youji sofort an Omi. „Verstehe ich das richtig? Dann kannst du morgen gar nicht mit, oder?!“ Omis blasses Gesicht verzog sich zu einem leichten Lächeln. „Sieht wohl so aus. Irgendeinen guten Zweck muss das Ganze ja haben…“ Youji musste jetzt auch grinsen. „Wohl war… aber das schiebt euer Treffen nur auf, es wird dadurch ja nicht verhindert…“ Omi senkte den Kopf. „Das weiß ich doch…“ Youji legte ihm einen Arm um die Schultern und brachte ihn nach oben in sein Zimmer. Dort drehte er sich zu ihm und sah ihn ernst an. „Weiß du wo…Ken ist?“ Omi erinnerte sich durch Youjis Frage schlagartig wieder an seine Begegnung mit dem 18-jährigen und zuckte leicht zusammen. Youji sah Omi scharf prüfend an und bemerkte das leichte Zucken des Jüngeren sofort. „Was ist denn? Hat er wieder…?“ Omi wandte den Kopf ab und schwieg. Youji sah ihn seufzend an. „Das ist ja Antwort genug.“ Da Omi auch weiterhin schwieg, fasste ihn Youji sanft am Kinn und drehte ihn zurück, sodass er ihm in die Augen sehen konnte. „Was hat er gemacht?“ Er klang nicht aufdringlich, eher ein wenig besorgt. Omi befreite sich trotzdem aus seinem Griff, richtete seinen Blick auf den Boden und senkte den Kopf erneut. „Geküsst… mit Zunge…“ Youji legte seine Arme um Omi und zog ihn leicht an sich. „Ich werde noch mal mit ihm reden… Das muss aufhören. Es tut euch beiden nur weh.“ Er löste sich wieder von dem 17-jährigen und ging auf die Tür zu. „Ich habe morgen noch mal Schicht mit Ken, weil ich deine übernehme, da kann ich mir ihn mal vorknöpfen. Ach ja, ich rufe morgen früh in deiner Schule an, dass du erst mal nicht kommst. Deine Gehirnerschütterung muss ausheilen. So, ich gehe jetzt besser schlafen, ich muss ja aufstehen… Gute Nacht, Omi.“ „Gute Nacht… und danke…“ Youji lächelte ihm noch einmal aufmunternd zu und verließ dann sein Zimmer. Omi ging durch den Raum und löschte das Licht. Danach zog er sich schnell um und legte sich auf sein Bett. Sein Kopf schmerzte immer noch ziemlich und sein Arm pochte unangenehm unter dem dicken Verband. Er hatte zwar einige Betäubungsmittel bekommen, doch er spürte es trotzdem. Und er fühlte sich kein bisschen müde, also stieg er, trotz der Warnungen des Arztes, dies nicht zu tun, aus seinem Bett und schaltete seinen Computer an. Er musste den ganzen Plan ja noch einmal ändern, jetzt, wo er ausfiel. Er war froh über diese Ablenkung, wodurch er wenigstens nicht mehr an Ken denken musste. Doch als er drei Stunden später fertig war, schaltete er, jetzt doch müde, den Computer aus. Er legte sich zurück in sein Bett und zog die warme Bettdecke eng um sich. Hoffentlich ging es Nagi gut… Mit diesem Gedanken schlief Omi schließlich ein. ~*~*~*~*~* Seine Träume waren nicht sehr erholsam, sie waren wirr und in allen kam immer Ken vor… Er durchlebte seine Annäherungsversuche wieder aufs Neue und träumte gerade von dem Tag, an dem die Situation eskaliert war, als er mit einem Schrei auf den Lippen und schweißgebadet aufwachte. Er setzte sich ruckartig auf und atmete heftig. Er griff an seine Wange, nur um festzustellen, dass er im Schlaf geweint hatte. Er wischte sich die Tränen hastig weg, dann hörte er, wie Schritte die Treppe hinaufkamen und vor seinem Zimmer stehen blieben. Omi sah mit geweiteten Augen auf die Tür und wich an das Ende seines Bettes zurück. Wenn das jetzt nur nicht Ken war… „Omi? Bist du wach?“ Omi entspannte sich wieder, es war Ayas Stimme. „Ja. Komm rein.“ Die Tür wurde langsam geöffnet und Aya betrat den Raum, er hatte ein Tablett in der Hand. Er stellte es auf Omis Nachttisch ab und trat dann einen Schritt näher an Omi heran. Dieser sah lächelnd zu ihm hoch. „Guten Morgen, Aya-kun.“ Der Angesprochene sah prüfend zu ihm hinunter. „Hast du schlecht geschlafen? Du bist ziemlich blass. Hattest du Schmerzen?“ Omi schüttelte den Kopf, doch er wollte Aya nichts von seinen Albträumen erzählen. Aya wusste nichts von Kens Gefühlen ihm gegenüber und Omi war das auch Recht so. Aya sollte normal mit ihm umgehen, Omi wollte nicht der Grund für gespannte Verhältnisse innerhalb der Gruppe sein. Ihn wunderte es, dass ihn Aya so etwas fragte. Ihn wunderte es überhaupt, dass Aya ihm überhaupt so offen eine Frage stellte. Er war richtig froh darüber, dass Aya mal auf jemanden zuging und wollte es nicht gleich wieder zerstören, indem er einfach schwieg. „Nein, aber danke der Nachfrage. Ich hatte nur einen schlechten Traum.“ Aya sah ihn leicht nickend an, bevor er sich Richtung Tür umwandte. Er blieb noch einmal im Türrahmen stehen. „Es tut mir leid, dass ich ständig gefragt habe, wo du hinwolltest… Es geht mich nichts an.“ „Ist schon gut. Schon vergessen.“ Aya nickte, schloss die Tür hinter sich und ging die Treppe hinunter. Omi saß noch immer in seinem Bett und wunderte sich über Ayas, im Gegensatz zu vorher, offenes Verhalten. Vielleicht taute er ja doch noch auf, Omi hoffte es, denn er hatte Aya gerne. Auch das, dass er ihn ständig gefragt hatte, wo er hingehen wollte, hatte ihm Omi schon verziehen. Er wusste, dass Aya sich Sorgen um die Gruppe machte, und er war einfach sehr misstrauisch. Doch Omi konnte ihn gut verstehen, denn Weiß war alles, was Aya noch hatte. Weiß war sein Leben, seine Existenz. Und er klammerte sich daran fest, als würde er sonst ertrinken. Er schnappte sich ein Stück Brot von dem Tablett begann zu essen, er hatte gar nicht gemerkt, dass er wirklich Hunger hatte. Sein Kopf pochte zwar immernoch dumpf, aber es war nicht mehr so schlimm wie gestern. Das Tablett war schnell leer und Omi ließ sich zufrieden zurücksinken. Dann stand er vorsichtig auf und holte sich Klamotten, um danach ins Bad zu gehen. Er lief über den Flur und schloss die Tür hinter sich ab. Omi legte seine Sachen ab, zog sich aus und stellte sich dann unter die Dusche. Das Wasser war angenehm warm und prasselte sanft auf ihn nieder. Den Arm mit dem Verband hielt er aus der Dusche und schaffte es, sich mit nur einer Hand zu waschen. Er verteilte die Seife auf seinem Körper und ließ sie dann vom Wasser wieder abwaschen. Als er fertig war, machte er das Wasser aus, schnappte sich sein Handtuch und trocknete sich mit einer Hand ab. Er rubbelte seine blonden Haare solange, bis sie fast trocken waren und ließ sie dann einfach so. Sie fielen immer von alleine in die Position, in der Omi sie haben wollte. Danach zog er sich an und räumte das Bad auf, das, wie immer, verwüstet aussah, wenn er darin gewesen war. Als er dann endlich fertig war, schloss er die Tür wieder auf und lief zurück in sein Zimmer. Ihm fiel plötzlich wieder ein, dass ihm ja Bettruhe verordnet worden war, doch jetzt war es eh schon zu spät. Also hängte er nur sein Handtuch auf, ging dann vorsichtig die Treppe hinunter und fläzte sich dann den Rest des Vormittags auf dem Sofa vor dem Fernseher. Gegen zwölf Uhr kam dann Aya in den Raum, doch als er Omi dort liegen sah, blieb er zögernd in der Tür stehen, bevor er sich wieder umdrehte. Er hatte wohl gedacht, dass hier um diese Zeit keiner sein würde und er dann alleine war. „Bleib doch, Aya. Ich störe dich auch nicht.“ Omi wollte nicht, dass Aya ständig allein in seinem Zimmer war, das tat ihm bestimmt nicht gut. Vor allem in der letzten Zeit hatte er sich noch mehr als sonst zurück gezogen. Vor wenigen Monaten war Aya-chan, Ayas Schwester, gestorben. Seitdem redete Aya nur noch das notwendigste und war sonst eigentlich nur noch in seinem Zimmer. Gerade jetzt sollte Aya nicht ständig alleine sein, doch Aya reagierte sehr abweisend auf jegliche Art von Annäherung und Omi wusste das. Deshalb wollte er auch nicht aufdringlich sein, denn er wollte nicht, dass sich Aya noch mehr hinter seiner kalten Maske verschanzte. Aya drehte sich eine Spur unsicher zu ihm um, doch als er Omi freundlich lächeln sah, ging er langsam auf einen Sessel zu und ließ sich darauf sinken. Omi freute sich darüber, genauso wie über seine Entschuldigung am Morgen. „Ach, Aya. Ich habe den Plan für euch gemacht. Er ist fertig, du kannst ihn dir jederzeit ansehen. Es wird nicht sehr schwer für euch.“ Insgeheim wusste er jedoch, dass es das doch werden würde, denn Schwarz würde ja auch kommen, und diese waren heute in der Überzahl. Aber er hatte dafür gesorgt, dass sich die beiden Gruppen möglichst wenig trafen, und wenn alles so funktionierte, wie er sich das vorstellte, vielleicht gar nicht. Aya jedoch nickte nur und wandte sich dann der Zeitung zu, die auf dem Wohnzimmertisch lag. Omi beschloss, ihn in Ruhe zu lassen, er wollte ihn nicht zu einer Unterhaltung zwingen, die Aya sofort durch sein Verschwinden abgebrochen hätte. Omi stand nach 10 Minuten auf und ging in Richtung Küche. „Ich gehe kochen. Willst du was bestimmtes? Ich weiß nicht, was ich…“ Doch Aya war aufgestanden und hatte sich vor ihn gestellt. „Du sollst eigentlich liegen bleiben, ich werde kochen. Setz dich wieder hin.“ Omi wagte nicht, dem Älteren zu widersprechen, und tat, wie ihm geheißen. Aya ging in die Küche und Omi blieb auf der Couch sitzen. Der Blondschopf fragte sich, ob Aya überhaupt kochen konnte, doch er erhielt den Beweis eine halbe Stunde später, als es in der Wohnung gut nach Essen zu riechen begann. Dann erschien Ayas Kopf im Türrahmen. „Du kannst rüberkommen. Ich gehe die anderen holen.“ Omi erhob sich, ging dann in die Küche und setzte sich auf seinen Platz. Aya schien wirklich gut kochen zu können, wenn das Essen so schmeckte, wie es aussah, war Aya wirklich gut darin. Plötzlich fiel ihm ein, dass er durch dieses Essen eine Konfrontation mit Ken nicht vermeiden konnte. Gleich sank seine, im Moment einigermaßen gut gewesene Laune, wieder auf den Nullpunkt. Doch er hatte keine Zeit noch weiter darüber nachzudenken, denn er hörte die anderen auf der Treppe. Omi versuchte sich damit zu beruhigen, dass Ken ihm in der Gegenwart von Youji und Aya bestimmt nichts tun würde, doch es gelang ihm nicht richtig. Er senkte den Kopf und hörte, dass jemand den Raum betrat. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Omi fuhr herum. Doch es war nur Youji, der sich nun neben ihm niederließ und ihn aufmunternd ansah. Auch Aya setzte sich wieder neben Omi und schließlich kam auch Ken in den Raum und ließ sich Omi gegenüber auf den Stuhl sinken. Sie begannen schweigend zu essen, Omi hatte dabei den Kopf gesenkt, er wollte Ken nicht ansehen. Doch er spürte manchmal Kens Blicke auf sich ruhen, reagierte aber nicht darauf. „Omi, das Essen ist echt gut! Warum machst du das nicht öfters?“ Omi sah Youji lächelnd an. „Dein Lob gehört Aya, er hat gekocht. Er kann das viel besser als ich.“ Youji verschluckte sich an einem Bissen und auch Ken sah Aya etwas sehr irritiert an. „Aya? Du und kochen?! Hätte ich nicht gedacht…“ Ayas blasse Wangen hatten einen Hauch von rosa angenommen und er starrte auf seinen Teller. Omi lächelte auch über diese kleine Gefühlsregung von Aya, die keiner von ihm erwartet hätte. Doch Aya war diese Situation sichtlich unangenehm, das sah Omi ihm an und wechselte schnell das Thema. „Wann wollt ihr euch den Plan ansehen? Er ist fertig, in meinem Zimmer auf einer Diskette. Soll ich ihn runterbringen?“ Aya sah ihn ein wenig dankbar an. „Nach dem Essen werden wir ihn uns ansehen. Bring ihn dann bitte runter.“ Omi nickte und wandte sich dann wieder seinem Teller zu. Youji war als erster fertig und stand auf. „Ich gehe noch mal hoch, ja? Ruft mich, wenn ihr anfangen wollt.“ Er verschwand aus dem Raum und ging die Treppe nach oben. Ken stand auch auf und tat es ihm nach. Jetzt, wo Ken weg war, traute Omi sich wieder den zu Blick heben. Er aß auch fertig und stand ebenfalls auf, wobei er Aya noch einmal anlächelte. „Das war echt lecker. Du solltest öfters kochen. Du kannst das echt viel besser als ich.“ Aya sah nun auch auf und Omi stockte der Atem. Aya lächelte! Zwar nur ein wenig, aber er tat es. Omi fing sich jedoch sofort wieder und lächelte zurück. Dann brachte er seinen Teller zur Spülmaschine und räumte auch die anderen mit ein. Danach ging er hinaus in den Gang und wollte gerade den Fuß auf den ersten Treppenabsatz setzen, als er grob zurückgerissen und gegen die Wand gepresst wurde. Ken! In Omi stieg sofort die Angst hoch und er sah Ken mit geweiteten Augen an. Der Braunhaarige drückte Omis Handgelenke hart an die Wand und näherte sich seinem Gesicht. Dieser war ihm durch diese Position völlig ausgeliefert und das macht ihm noch mehr Angst. „Nein! Geh weg, nicht! Lass mich…!“ Ken erstickte Omis Schreie durch seine Lippen, die er auf Omis drückte, und gewaltsam seine Zunge in Omis Mund schob. Dieser wand sich heftig und er biss Ken fest in die Zunge, was diesen aber nicht zu stören schien. Nein, Nein, Nein!! Omi liefen wieder Tränen die Wangen hinunter, doch er wollte nicht aufgeben und versuchte immer sich gegen Ken zu wehren und immer wieder seinen Kopf wegzudrehen. Plötzlich wurde Ken von ihm weggerissen und zu Boden geworfen. Omi blickte dankbar und erleichtert zugleich zur Seite und erwartete Youji, doch er war es nicht. Es war Aya. Auch Ken erstarrte, als er den Anführer von Weiß erkannte. Dessen Augen hatte sich zu schmalen Schlitzen zusammen gezogen und blickten Ken giftig an. Aya war zwar relativ zierlich gebaut und wirkte nicht gefährlich, aber jeder, der sich mal mit ihm angelegt hatte, wusste, wie stark er wirklich war. Und Ken war hier ganz klar der Schwächere. „Was tust du da?“ Seine Stimme war kalt wie Eis und Ken begann leicht zu zittern. „Wenn ich das noch einmal sehen sollte, kriegst du echt Ärger mit mir! Hast du mich verstanden?!“ Ken rappelte sich auf und nickte ängstlich. Omi glaubte, sich verhört zu haben. Warum sagte Aya so etwas? Und dann auch noch in dem Ton! Omi hatte noch nie erlebt, dass Aya die Beherrschung verloren hatte. Doch jetzt schien er kurz davor zu sein. „Was fällt dir eigentlich ein, über Omi herzufallen?! Du hast doch gemerkt, dass er sich gewehrt hat, oder?! Sollte ich das noch mal mitkriegen, dann kriegst du es mit mir zu tun!“ Ken sah Aya panisch an und rannte dann hastig an ihm vorbei zur Tür hinaus. Omi stützte sich an der Wand ab, ihm war schwindelig. Aya hielt ihn am Arm fest, damit er nicht fiel. „Danke…“ Omi sah Aya nicht an, befreite sich aus seinem Griff und wankte wackelig die Treppe nach oben. In seinem Zimmer ließ er sich an der Tür zu Boden gleiten und legte die Arme auf die Knie, den Kopf darin vergraben. Die Kopfschmerzen waren auf einmal wieder da, so heftig wie noch nie zuvor. Er hielt das nicht mehr aus! Tränen liefen ihm unkontrolliert über das Gesicht. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Er konnte Ken nicht ständig aus dem Weg gehen, immerhin wohnten sie im selben Haus. Und jetzt wusste auch Aya Bescheid. Vielleicht war er verletzt, weil er der einzige gewesen war, der nichts gewusst hatte. Doch Omi hatte seine Gründe gehabt. Seine wirren Gedanken schweiften ab zu Nagi. Er fühlte sich verdammt schlecht, so, als ob er Nagi verraten hätte, und das tat ihm ziemlich weh. Omi saß noch immer an der Tür, als er durch ein leises Klopfen an der selbigen auffuhr. „Wer ist da?“ Omi hoffte mit jeder Faser seines Körpers, dass es nicht Ken war, und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. „Ich bin’s, Youji. Kann ich rein kommen?“ Omi atmete leise auf, stand auf und öffnete die Tür. Youji kam zu ihm ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Omi setzte sich auf sein Bett und zog die Beine an, die er mit seinen Armen umschlang. Youji ließ sich auf einem Stuhl nieder und sah zu Omi hinüber. „…Aya hat es mir erzählt… und ich habe ihm alles gesagt.“ Omi sah auf. „War er sauer, weil er es nicht gewusst hat?“ Youji lächelte leicht. „Anfangs schon… aber als ich ihm gesagt habe, warum du nicht wolltest, dass er es erfährt, hat er ein bisschen gelächelt… Ich denke, er hat es verstanden und ist nicht sauer. “ Omi spürte Erleichterung darüber in sich aufsteigen. Er wollte nicht auch noch Aya als Person seines Vertrauens verlieren. Ken vertraute er nicht mehr, denn der hatte wiederholt sein Wort gebrochen. „Warum tut er das? Er weiß doch, dass ich nichts für ihn empfinde…“ Omi starrte mit leerem Blick die Wand an, er realisierte gar nicht, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte und war deshalb überrascht, von Youji eine Antwort zu bekommen. „Er liebt dich eben, Omi. Und deine Empfindungen halten ihn nicht davon ab.“ Omi fuhr auf, Wut stand in seinen Augen. „Das soll Liebe sein?! Wenn er mir Sachen aufzwingt, die ich nicht will?! Ken liebt mich doch gar nicht! Er kann mich nicht wirklich lieben, wenn er das tut…“ Omi schossen plötzlich Nagis Worte durch den Kopf. ‚Wenn ich dir Sachen aufzwingen könnte, die du nicht willst, würde ich dich nicht richtig lieben.’ „Aber Ken liegt wirklich was an dir, das hat er mir selber gesagt! Und du weißt es! Warum sollte er lügen?“ Darauf wusste Omi keine Antwort, er konnte sich diese Frage auch selbst nicht beantworten. „Das weiß ich nicht…und trotzdem, selbst wenn es so wäre, würde ich ihn nicht auch lieben!“ Irgendwie hatte Omi das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. „Ich liebe nur eine Person… und das ist Nagi… Weißt du eigentlich, wie sich das anfühlt?! Du hast jemanden, den du liebst, und wirst von jemand anderen bedrängt! Es fühlt sich falsch an, so falsch! Ich habe das Gefühl, Nagi zu hintergehen…“ Omi brach ab. Tränen liefen ihm erneut über das Gesicht und seine Stimme zitterte. „Weiß er denn nichts davon?“ Youji sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Omi schüttelte leicht den Kopf. „Er weiß alles... alles außer den letzten beiden Tagen...“ Youji stand auf und setzte sich gleich darauf neben Omi auf dessen Bett. „Sprich doch mit ihm darüber. Ich denke, Nagi kann dich bestimmt davon überzeugen, dass du ihn nicht hintergehst. Du kannst schließlich nichts dafür, dass du so süß bist...“ Omi sah ihn einen Moment lang vernichtend an, wandte den Blick aber gleich wieder ab. „Es ist jetzt halb zwei. Der Einsatz startet um zehn Uhr. Dazwischen wirst du wohl mal eine Stunde finden, in der du dich mit ihm treffen kannst, oder? So beschäftigt werden die bei Schwarz ja wohl kaum sein, dass er sich nicht mal losreißen könnte. Frag ihn doch einfach!“ Omi sah zu Youji auf und lächelte ihn dann dankbar an. Er hatte diese Idee zwar auch schon gehabt, aber er wollte Nagi nicht mitten in einer Besprechung stören. Doch jetzt sah er keine andere Möglichkeit mehr, er musste einfach mit Nagi reden. Omi schloss die Augen und konzentrierte sich. Er wollte Nagis Aura finden um festzustellen, ob er alleine war. Plötzlich nahm er die ihm so sehr vertraut gewordene Aura war und näherte sich ihr gedanklich. In Nagis Umgebung hielten sich noch drei Leute auf, die anderen von Schwarz. Aber unmittelbar bei ihm war niemand. Omi öffnete die Augen wieder und versuchte dann, Nagi zu kontaktieren. >Nagi?< Er wartete eine Weile, dann erhielt er eine Antwort. >Ja? Was ist, Omi?< >Hast du heute irgendwann kurz Zeit? Ich muss unbedingt mit dir reden.< >Ich habe für dich immer Zeit, Omi. Jetzt gleich im Park?< >Okay, es dauert auch nicht lange.< >Bis gleich.< Omi kappte die Verbindung und Youji sah ihn fragend an. „Und?“ Omi stand auf. „Wir treffen uns im Park. Ich werde mich, der Einfachheit wegen, gleich hin teleportieren. Wenn jemand fragt…“ Youji nickte mit dem Kopf. „…sage ich, dass du schläfst, oder nicht gestört werden willst.“ Omi wusste, dass die letzte Aussage für Ken bestimmt war. Er blickte Youji dankbar an. „Danke. Du hilfst mir wirklich sehr.“ Youji stand auf und umarmte Omi. „Dafür sind Freunde doch da. Du kannst mich immer um Hilfe bitten, Omi.“ Omi umarmte Youji auch und löste sich danach von ihm. Er grinste. „Jetzt musst du mich aber loslassen. Oder willst du mit in den Park?“ Youji ließ ihn los. „Warum?“ „Wenn ich mit jemandem jegliche Art von Körperkontakt habe und mich dann teleportieren will, kommt derjenige auch mit. Deshalb könnte ich auch nicht vor jemandem fliehen, der mich festhält.“ Youji nickte verstehend. „Okay, bleib aber nicht zu lange weg. Ich weiß nicht, ob ich sie lange täuschen kann.“ „Gut, bis dann.“ Omi konzentrierte sich und begann sich dann aufzulösen. Er hasste es, wenn er sich beim Teleportieren beeilen musste, was zur Folge hatte, dass er einfach verschwand und irgendwo anders wieder auftauchte. Er machte es lieber langsam, das war ihm wesentlich angenehmer. Er hörte Youji neben sich aufkeuchen. Omi grinste ihn noch einmal an, bevor er endgültig verschwand. Er tauchte direkt neben Nagi auf, der schon am See saß. Nagi blickte verwirrt zu ihm hoch, er saß diesmal doch auf der anderen Seite des Sees. Woher hatte Omi gewusst, wo er war? Omi ließ sich neben ihn sinken. „Wie hast du das gemacht? Woher wusstest du, wo ich bin?“ Stimmte ja, Omi hatte seinem Freund ja noch gar nichts von seiner neuen Fähigkeit erzählt. „Ich habe gelernt, mich zur Aura eines Menschen zu bringen.“ Nagis Augen weiteten sich und er öffnete erstaunt den Mund. „Das hast du geschafft? Wow...“ Omi lächelte leicht und wurde ein wenig rot. „Ja, aber darüber wollte ich nicht reden. Es geht um etwas anderes…“ Doch Nagi unterbrach ihn. „Was ist mit deiner Hand? Das ist ja ein Stützverband! Wie ist dir denn das passiert?“ Nagi bemerkte erst jetzt den ernsten Ausdruck auf Omis sonst so fröhlichem Gesicht. Er sah Omi fragend in die Augen, doch Omi senkte den Kopf, er fand einfach nicht die richtigen Worte. Nagi bemerkte es und hob Omis Kinn wieder ein wenig, sodass dieser ihm in die Augen sehen musste. „Soll ich es lesen? Ist dir das lieber?“ Omi nickte leicht und Nagi ließ ihn los. Einen Augenblick später schloss er die Augen, drang vorsichtig in Omis Gedanken ein und las sie. Er fing mit dem gestrigen Tag an und las die Gedanken über Ken. Doch Omi wusste, dass Nagi ohne seine Erinnerungen und Gefühle seine Gedanken nicht verstand, also öffnete er ihm diese Ebene. Diesmal betrat Nagi die Ebene ohne zu zögern und wurde dort schließlich fündig. Über die letzten beiden Tage, alle Erinnerungen und Gefühle darüber. Auch sah er wieder Bilder, die an ihm vorbeirauschten und erkannte abermals Ken. Er sah und las alles, was mit ihm zu tun hatte und wurde dabei allmählich immer wütender. Diese miese, kleine Ratte! Und dann las er die Gedanken, die sich Omi über Nagi selbst machte und verstand auch endlich die wirren Gedanken seines Freundes. Als er alles das, was dazu gehörte, gelesen hatte, zog er sich vorsichtig wieder zurück. Omi saß mit gesenktem Kopf vor ihm, Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln, er wartete auf eine Reaktion von Nagi. Dieser sah ihn bestürzt an und zog Omi auf seinen Schoß. Der Blondschopf drückte sich an ihn und fühlte sofort das Gefühl der Geborgenheit durch sich strömen, das er immer in Nagis Nähe empfand. Der Jüngere streichelte ihm über den Kopf und den Rücken, strich ihm schließlich die Tränen aus den Augen. „Hey, Omi… Du kannst doch nichts dafür, dass er dich bedrängt hat! Gib dir nicht die Schuld dafür! Und du hast mich bestimmt nicht hintergangen!“ Omi schluchzte leise auf. „Ich fühle mich aber so…“ Er wisperte die Worte kaum hörbar, doch Nagi verstand es. „Das musst du nicht… es ist nicht deine Schuld. Du liebst ihn ja nicht, oder?“ Omi fuhr erschrocken auf. „Nein! Ich liebe nur dich und keinen anderen!“ Nagi drückte ihn beschwichtigend zurück. „Dann musst du dich auch nicht schuldig fühlen. …Ach ja…wenn du einen angebrochenen Arm hast, kommst du heute abend ja wohl nicht zum Einsatz, oder?“ Omi schüttelte den Kopf und schmiegte sich wieder an Nagi. „Nein, mit einem angebrochenen Arm und einer Gehirnerschütterung würde ich wohl nicht viel helfen…“ „Du hast eine Gehirnerschütterung?! Und dann verlässt du dein Zimmer?! Das ist ja unverantwortlich! Lassen deine Leute das zu?!“ Omi lächelte leicht über Nagis fassungslosen Blick. „Es ist doch nur eine leicht Gehirnerschütterung. Aber nein, das würden sie nicht, wenn sie es wüssten. Und Youji hat mich erst auf diese Idee gebracht. Ansonsten würdest du vielleicht noch gar nichts wissen…“ Nagi beugte sich ein wenig hinunter und küsste Omi sanft auf die Stirn. „Und du kommst einfach mit Gehirnerschütterung hierher, nur um mir das zu sagen? Das ist verdammt verantwortungslos und unheimlich lieb von dir.“ Omi lächelte leicht zu ihm hinauf. „Ich wäre zu Hause noch verrückt geworden, vor allem, weil Ken ja jederzeit wiederkommen könnte…“ Nagi streichelte ihm über die Wange. „Wenn er dich noch einmal bedrängen sollte, kriegt er es mit mir zu tun! Gleich heute abend habe ich ja Gelegenheit dazu…“ Omi blickte ihn ängstlich an. „Du wirst ihm doch nichts tun, oder?“ Nagi sah ihm grimmig in die Augen. „Er hat dich zum Weinen gebracht und dir wehgetan. Aber, wenn du es so sagst, werde ich ihm nichts tun…“ „Ich will das selber regeln, versteh mich bitte nicht falsch. Aber das ist eine Sache zwischen ihm und mir.“ Nagi nickte. „Okay, ich tue, was du willst.“ Omi setzte sich wieder auf. „Danke. Danke dafür und dass du so verständnisvoll bist…“ Omi beugte sich vor und küsste Nagi auf den Mund. Nagi erwiderte den Kuss sanft und drang mit seiner Zunge zärtlich in Omis Mund ein. Der Blonde umschlang Nagis Zunge mit seiner eigenen, und Nagi spielte das Spiel mit, solange, bis er keine Luft mehr hatte und sich behutsam von Omi löste. Er sah ihm tief in die blauen Augen. „Siehst du, ich bin dir nicht böse. Und ich hätte auch keinen Anlass dazu.“ Omi nickte und richtete sich auf und Nagi tat es ihm nach. „Ich muss jetzt gehen, sonst kriegt Youji noch Probleme meinetwegen und das will ich nicht.“ Nagi lächelte und schüttelte leicht den Kopf. „Du sorgst dich echt immer nur um andere und denkst nie zuerst an dich. Das ist echt eine komische Angewohnheit. Aber es ist bewundernswert, weißt du das?“ Omi errötete leicht und senkte den Kopf ein wenig. „Ist eben meine Natur…aber ich muss jetzt wirklich gehen. Sehen wir uns morgen wieder hier um acht?“ Nagi nickte, zog Omi an sich und küsste ihn noch einmal innig, bevor er ihn losließ und verschwand. Omi kehrte ebenfalls nach Hause zurück und ließ sich in sein Bett fallen. Gerade rechtzeitig, denn in diesem Moment klopfte es an seiner Tür. Omi zog sich schnell seine Decke um den Körper. „Ja?“ Die Tür wurde geöffnet und Aya mit Youji im Schlepptau betraten den Raum. Youji war die Erleichterung anzusehen, weil Omi wieder in seinem Zimmer war. Hätte Aya eine Minute früher an die Tür geklopft und Omi wäre nicht da gewesen, hätte das einige unangenehme Fragen zur Folge gehabt. Omi lächelte beiden zu. „Was gibt’s denn?“ „Wir brauchen den Plan für heute Abend.“ Omi nickte und wollte vom Bett aufstehen, doch Aya drückte ihn zurück. „Du bleibst schön liegen. Wo ist er?“ Omi ließ sich zurückfallen und sah zu Aya hoch. „Auf der Diskette dort.“ Er gestikulierte in Richtung seines Schreibtisches und Youji, der näher am Schreibtisch stand, nahm die Diskette an sich und reichte sie Aya. „Danke.“ Der Rotschopf ging mit der Diskette zur Tür hinaus und schloss sie dann leise hinter sich. Youji setzte sich auf Omis Bettkante und sah ihn erwartungsvoll an. „Und? Wie hat er reagiert?“ Omi lächelte ihn glücklich an. „Er sagt, es ist nicht meine Schuld und er ist mir nicht böse.“ „Siehst du? Hab ich doch gesagt...“ Omi richtete sich auf und umarmte Youji. „Danke.“ „War doch selbstverständlich, dafür sind Freunde doch da.“ Omi ließ Youji wieder los und dieser stand auf. „Ich muss jetzt auch runter. Ich bin mal gespannt, ob Ken wieder da ist. Ich hoffe es für ihn, Aya ist echt sauer. So hab ich ihn noch nie erlebt… Ich glaube, er hat dich wirklich gerne, sonst würde er nicht so darauf reagieren. Bis später!“ Youji ging zur Tür hinaus und Omi kuschelte sich zurück in sein Bett. Er hatte zwar keine Lust hier liegen zu bleiben, doch er wollte Aya den Gefallen tun. Omi freute sich darüber, dass ihr Anführer nicht mehr so abweisend war wie damals, als er bei Weiß angefangen hatte. Zu dieser Zeit war Aya nur in seinem Zimmer gewesen und nur zu den Einsätzen herausgekommen. Auch war er ab und zu einfach ohne ein Wort zu sagen verschwunden, und keiner wusste, wohin. Sie hatten nichts über ihn gewusst, nicht mal seinen richtigen Namen. Doch Omi war sich schon immer sicher gewesen, dass Aya nur nach außen hin so kalt und berechnend war und eigentlich ganz in Ordnung. Dann hatten sie von seiner Schwester und seinen Eltern erfahren und Ayas Verhalten war etwas klarer geworden. Schließlich hatten sie sich mit Ayas verschlossener Persönlichkeit abgefunden und löcherten ihn nicht mit Fragen zu seiner Vergangenheit, über die er offensichtlich nicht sprechen wollte. Omi lag auf dem Rücken und sah mit verträumten Blick an die Decke. Morgen würde er sich wieder mit Nagi treffen, er konnte ja einfach unbemerkt verschwinden. Aya würde ihn bestimmt nicht einfach so gehen lassen, dass wusste Omi. Und in einer Woche durfte er auch wieder in die Schule gehen, das hieß, dass er wieder aus dem Haus durfte. Darauf freute er sich jetzt schon, denn dann würde er nicht mehr mit Ken unter einem Dach eingesperrt sein. Doch jetzt war er erst einmal müde, das merkte er jetzt. Sich in der Gegend herum zu teleportieren war auch ohne Gehirnerschütterung schon anstrengend genug und wurde durch diesen leidlichen Umstand noch erschwert. Omis Augenlieder wurden immer schwerer und schließlich schloss er die Augen. Er fiel innerhalb einer Minute in einen tiefen Schlaf, wurde aber auch diesmal nicht von Albträumen nicht verschont. Wieder einmal warf er sich ruhelos in seinem Bett hin und her und stammelte sinnlose Wortfetzen vor sich hin. Erst als ihn eine Hand an der Schulter packte und grob schüttelte, schlug er panisch die Augen auf. „NEEEEEIIIIIIN!!!!!!“ Er erkannte eine Gestalt, die sich über ihn beugte und er hob schützend die Arme vor sein Gesicht. „Bitte nicht…!“ Seine Stimme klang flehend, die Augen waren aufgerissen und sein Blick ziemlich wirr. Plötzlich bekam er eine schallende Ohrfeige, woraufhin sich sein Blick wieder klärte. Endlich erkannte er Youji über sich. Omi entspannte sich ein wenig und ließ die Arme sinken, er atmete immer noch flach und unregelmäßig und auf seiner Stirn stand der Schweiß. Youji blickte besorgt auf ihn herab und setzte sich dann auf die Kante von Omis Bett. „Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe, aber es ging nicht anders. Geht’s jetzt wieder?“ Omi nickte leicht, denn er wollte Youji nicht lange aufhalten. Der Ältere hatte schon seine „Arbeitskleidung“ an und Omi wusste, dass sie wohl bald los gehen würden. „Schon okay, alles klar.“ In Youjis Ohren klang das nicht sehr überzeugend und so stand er nicht einfach auf. „Hast du wieder von ihm geträumt?“ Omi senkte den Kopf, nickte jedoch. Youji seufzte leise auf und schlang dann seine Arme um den 17-jährigen. Omi lehnte sich gegen ihn und spürte, dass er sich beruhigte. „Es kommt einfach immer wieder…ich kann es einfach nicht vergessen…“ Youji strich ihm sanft über den Rücken. „Das ist nicht verwunderlich… vielleicht kannst du es nie vergessen oder ganz überwinden, das weiß ich nicht.“ Omi löste sich aus seiner Umarmung. „Müsst ihr nicht los?“ Und wie zu seiner Bestätigung tönte von unten auch schon Ayas Stimme herauf, als er nach Youji rief. Der Braunhaarige richtete sich auf, ging auf die Tür zu und lächelte Omi über seine Schulter an. „Versuch wieder zu schlafen, wir kommen bald zurück.“ Mit diesen Worten fiel die Tür ins Schloss und Omi hörte eine Minute später den Wagen angehen, mit dem sie immer zu ihren Einsätzen fuhren. Omi ließ sich zurück in seine Kissen sinken und zog seine Decke bis zum Hals hoch und schlang sie fest um sich. So heftig hatte er diesen Traum schon lange nicht mehr gehabt, doch er signalisierte Omi immer wieder, dass er es immer noch nicht überwunden hatte. Er hasste sich selbst für seine Schwäche, konnte aber gegen die Albträume einfach nichts tun. Er war zwar immer noch müde, wollte aber nicht mehr schlafen, denn dann würden die Albträume wiederkommen. Doch er schaffte es nicht lange wach zu bleiben, er war einfach viel zu fertig dafür. Ihm fielen die Augen bereits nach zehn Minuten wieder zu, aber diesmal wurde er nicht von Albträumen gequält und konnte die ganze Nacht ohne aufzuwachen durchschlafen. ~*~*~*~*~* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)