Spielzeug von life_is_melody ================================================================================ Kapitel 1: Mehr sind wir nicht... --------------------------------- Erschöpft sank Reita in die Kissen zurück. Er atmete schwer. Erneut überkamen ihn diese beiden Gefühle, die miteinander zu kämpfen schienen und sich einfach nicht entscheiden konnten, was er nun tatsächlich empfand. Einerseits hasste er sich selbst. Er hasste sich dafür, dass er sich jeden Abend aufs Neue dazu hinreißen ließ. Jeden Abend landete er hier und jeden Abend rang er erneut mit sich und seinen Gefühlen. Und doch konnte er sich nie entscheiden. Er hasste sich dafür, dass er der einzige war, der Bescheid wusste, der einzige, der Kai’s wahre Natur kannte und er hasste sich vor allem dafür, dass er nicht ein einziges Mal versucht hatte den anderen davon zu erzählen. Und er hasste sich dafür Kai abgöttisch zu lieben. Reita spürte, wie sich Kai neben ihn auf das Bett sinken ließ. Sofort suchte Reita seine Nähe, wollte sich an ihn kuscheln. Und Kai gewährte es ihm, wie immer. Reita lag an Kais Brust und konnte sogar das Herz des Drummers hören. Im Moment war es dem Bassisten beinahe unmöglich auch nur daran zu denken, dass dieses Herz eigentlich kalt wie Eis war. Sanft strich Kai durch Reitas Haare. „Ich liebe dich, Kai.“, hauchte Reita leise. Doch er wusste genau, dass Kai ihn gehört hatte. Und nun war es an Kai jene zwei Worte zu sagen, die Reita inzwischen nur noch kalt ließen. Anfangs hatten ihm die beiden Worte „Ich weiß“ jedes Mal auf’s Neue das Herz gebrochen, doch inzwischen war es ihm egal geworden, hoffte er zumindest. Kai sagte nie, dass er ihn liebte und doch war er zärtlich zu ihm, schlief mit ihm und kuschelte hie und da mit Reita. Es war wie Liebe und doch…und doch war es keine Liebe. Doch die beiden Wörter blieben aus. „Wieso sagst du das immer, Reita?“, fragte Kai stattdessen? „Weil es stimmt.“, antwortete Reita nur. „Ich liebe dich, Kai. Ich liebe alles an dir.“ Doch Kai seufzte nur. Es war jenes Seufzen, das andeutete, dass Reita etwas falsch gemacht hatte, Kai ihm jedoch nicht böse war. Reita schloss die Augen. Er wollte Kai nicht ansehen, wollte nicht sehen, wie die Worte aus seinem Mund kommen. Ja, er gestand es sich ein, er wollte es nicht wahr haben., Doch es war wahr. „Reita!“ „Sag es nicht, Kai. Bitte. Lass einen Abend vergehen, ohne, dass du es erneut erwähnst. Ich kenne deine wahre Natur. Ich bin der einzige, der sie kennt und ich werde den anderen nichts sagen. Sie würden mir sowieso nicht glauben. Tu wenigstens so, als würdest du mich auch lieben.“ „Ich liebe dich aber nicht.“ So kalt. Reita lächelte zynisch. Diese Worte, so kalt ausgesprochen, brachen sein Herz erneut. Reita wusste, dass es Kai gefiel. Er wusste, dass sich Kai daran aufgeilte sein Herz zu brechen. Das war Kai’s Art. So war er schon immer gewesen. Falsch und kalt. Das war der wahre Kai. Der Kai, den nur Reita kannte. „Du bist nicht mehr und nicht weniger, als mein Spielzeug, Reita und das weißt du genau.“ Da waren sie also wieder. Diese Worte, die Reita so sehr hasste. Jeden Abend erklärte Kai ihm genau, wie er zu Reita zu den anderen und zu der Band stand, so auch heute. „Ich nutze euch aus, euch alle. Der Sex mit dir ist nicht zu verachten, er ist wirklich geil und ich genieße es, wenn du unter mir stöhnst und keuchst und meinen Namen brüllst, mir Anweisungen gibst, was ich machen soll und wie sehr du es genießt, wenn ich dich leiden lassen.“ Falsch, dachte Reita stumm. Er genoss es ganz und gar nicht, wenn Kai alles tat, damit er litt. Er hasste es. Einmal, nur ein einziges Mal, wollte er aufrichtigen Sex mit Kai haben. Doch es war ein Wunschtraum. „Auch die anderen sind nur mein Spielzeug.“ Sanft begann Kai mit Reitas Haaren zu spielen. „Ihr gehört alle mir, ob ihr wollt oder nicht. Auch wenn es sich keiner von euch eingestehen will, letztendlich bin ich der Puppenspieler und ihr seid nur meine Marionetten. Das weißt du doch am Besten, Reita-chan. Diese Band wird mich meinem Ziel näher bringen und ich schwöre dir, dass ich dabei über Leichen gehen werde, sollte es keinen anderen Ausweg geben. Ich werde dich und alle anderen fallen lassen, sobald ich die Möglichkeit habe, ohne euch weiterzumachen, denn ihr seid nichts. Ihr seid nur mein Spielzeug.“ Kai kicherte leise und über Reitas Wange lief stumm eine Träne. Ja. Das war er wahre, der wirkliche Kai. Verlogen und falsch. Er nutzt sie aus, jeden einzelnen von ihnen. Und die anderen bemerkten es nicht einmal. Reita selbst hatte es schon lange gesehen und wäre er Kai nicht so verfallen, wer weiß, vielleicht hätten sie bereits einen neuen Drummer. „Dummer, kleiner Reirei-chan.“ Kai hob Reitas Kopf und zwang ihn, ihn anzusehen. Reita konnte nicht anders. Er gehorchte. Stumm öffnete er wieder die Augen und sah in Kais Gesicht, welches ein heimtückisches Lächeln zierte. Selbst dieses liebte Reita an Kai. Stürmisch presste Kai seine Lippen auf die von Reita, doch ehe der Bassist den Kuss genießen konnte, wurde er auch schon wieder von Kai gelöst. „Auf der Bühne und bei den anderen tust du so, als wärst du ein Macho. Du tust so, als hättest du den Größten von uns allen und jetzt sieh dich doch an. Du, mein lieber Reita, bist genauso falsch wie ich und das weißt du. Deshalb gehst du nicht zu den anderen und sagst ihnen, wie ich wirklich bin. Du weißt, dass sie mich hassen würden und da du genauso bist, werden sie auch dich hassen.“ Kai lachte laut auf und Reita biss sich auf die Unterlippe. Er hasste es. Kai hatte Recht. Könnten ihn die anderen jetzt hier so sehen, sie würden ihn auslachen, ihn hassen, dessen war er sich sicher. Er war wirklich nicht besser als Kai und das ließ ihn schweigen. Das und seine unendliche Liebe zu dem Drummer. „Komm schon, Reirei. Sag es noch einmal. Lass mich hören, wie dein Herz bricht.“ … „Ich liebe dich, Kai.“ Doch anstatt eine Antwort zu bekommen, richtete sich Kai auf und drückte Reita zurück in die Kissen. Kai setzte sich auf Reitas Becken und beugte sich zu seinem Liebhaber hinunter, um sanfte Küsse auf seinem Hals zu verteilen und … Reita genoss es. „Ich will dich noch mal ficken.“, erklärte Kai nur. Wozu denn auch Reita fragen? Reita hatte nichts dagegen, nicht wirklich. Er war doch nur Spielzeug, wie die anderen. Nicht mehr und nicht weniger. Deshalb schloss er die Augen und genoss es, stellte sich vor, wie es wäre, wenn Kai seine Liebe erwidern würde. Inzwischen positionierte sich Kai zwischen Reitas Beine und ohne ihn vorzubreiten drang er in Reita ein. Dieser stöhnte laut auf, war den Kopf in den Nacken und schrie nach Kai, nach seiner Liebe. Kai grinste nur und fuhr mit den Händen über Reitas Oberkörper. Und Reita…genoss es. ________________________________ Ano… gut. Seit meinem OS „Lass mich frei“, ist mir die Vorstellung von einem bösen Kai einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich hoffe es gibt wenigstens ein paar, die sich damit anfreunden können… ^.^’ neo Kapitel 2: Freundschaft ----------------------- „Wo ist der Kleine nur?“ Reita hatte die Arme um Kai geschlungen und drückte ihn an sich. Solche Momente waren selten und Reita hasste sie. Immerhin waren sie gelogen und falsch und dennoch tat er nichts, um sich dagegen zu wehren. Er ließ es geschehen. Er ließ Kai das tun, was er wollte. Er war sein Spielzeug. So auch jetzt. Beide saßen im Proberaum der Band. Kai auf Reitas Schoß, den Kopf in seiner Halsbeuge vergraben und mit den Fingern sanft Reitas Nacken streichelnd. Reita wusste genau, wie diese Szene für die anderen aussah. Es sah so aus, als wären sie ein glückliches Paar, als wäre Reita der Dominantere von beiden, doch das war gelogen. Kai herrschte, sozusagen, über ihre Beziehung. Auch jetzt…unsichtbar für die anderen, doch durchaus fühlbar für Reita. Auf Aois Frage hin, setzte sich Kai etwas auf und Reita sah auf die Uhr. Ruki war bereits eine halbe Stunde zu spät und das war mehr als untypisch für ihn. Immerhin war Ruki, neben Kai wohl der einzige von ihnen, der die Proben mehr als nur ernst nahm. Ruki und Kai waren normalerweise die ersten, die hier waren und seit Reita mit Kai zusammen war, war auch Reita etwas früher hier und durfte mit ansehen, wie die beiden die Probe planten… ja. So unglaublich es auch klingen mag, die beiden planten wirklich ihre Proben. Nun gut. Ruki war zu spät und das war Grund genug sich Sorgen um den Kleinen zu machen. „Siehst du nach ihm?“, fragte Kai sanft und drückte Reita sofort einen Kuss auf die Lippen. Reita nickte nur, doch Kai erhob sich noch nicht von seinem Schoß. Ruki und Reita. Sie beide waren die besten Freunde. Sie vertrauten sich alles an…fast alles. „Ich fahre sofort zu ihm und hole ihn, okay?“ Kai stand auf und auch Reita erhob sich. Er sah noch einmal zu Aoi und Uruha, doch die beiden waren damit beschäftigt ihr neues Solo einzustudieren. Seufzend machte sich Reita auf den Weg, doch noch bevor er das PSC Gebäude verlassen konnte, hörte er, wie jemand nach ihm rief. Reita blieb stehen, wandte sich nicht um, da er ihn an seiner Stimme sofort erkannte hatte. Kai…wer sonst. Als der Drummer endlich bei Reita angekommen war, drehte er ihn grob herum. „Hör mir gut zu, Reita. Du wirst dafür sorgen, dass Ruki zur Probe kommt, egal wie, kapiert? Und solltest du irgendetwas herausfinden, dann ruf mich sofort an. Ich will wissen, was mit ihm passiert ist. Wenn er krank wäre, hätte er sich bereits bei mir gemeldet. Ich will nicht, dass er meinen Plan gefährdet, verstanden?“ Reita nickte, zu mehr war er einfach nicht fähig. Kaum hatte sich Kai von ihm abgewandt, ohne ihn zu küssen oder ihm irgendeine Form von Zuneigung zu schenken, versank der Bassist in Gedanken. Zum ersten Mal, seit Langem drehten sie sich nicht um Kai und um das Gefühl, benutzt zu werden. Sie drehten sich einzig und alleine um Ruki und Reita spürte sogar, wie gut es ihm tat nicht über Kai nachzudenken. Ruki war wichtiger…im Moment. Reita überlegte, wie er Ruki darauf ansprechen sollte, da er immerhin gar nicht wusste, was mit seinem Freund überhaupt los war. Doch Reita wusste, dass Ruki sehr sensibel war, auf jede Kleinigkeit reagierte und noch heute einen Wutanfall bekam, wenn man das Wort ‚Zwerg’ auch nur in seiner Nähe verwendete. Außerdem war Ruki oft ziemlich hyperaktiv – hasste es jedoch wie die Pest in diesem Fall mit Miyavi verglichen zu werden, was Reita durchaus verstehen konnte. Normalerweise war Ruki auch ziemlich aufgeschlossen. Wenn er also nicht Kai anrief, dann meldete er sich hundertprozentig bei Reita. Doch dieses Mal hatte Ruki niemanden angerufen und das gab Reita Anlass zur Sorge. „Ja?“, kam es verschlafen und ziemlich lustlos aus dem Lautsprecher, nachdem Reita die Klingel zu Rukis Wohnung betätigt hatte. Reita wartete einige Sekunden, bevor er Ruki antwortete. „Ich bin es. Lass mich bitte rein.“ Ruki gab keine Antwort. Doch schon ein paar Minuten später, stand Reita vor Ruki Wohnungstür, als diese geöffnet wurde und ihn Ruki mit verheulten Augen anstarrte. Nein…Ruki blickte zu Boden, doch Reita erkannte genau, dass seine Augen rot waren. Er hatte geweint. Das war nun definitiv untypisch für Ruki. Reita stürmte beinahe in die Wohnung, schmiss die Tür hinter sich zu und umarmte Ruki stürmisch. Sofort klammerte sich der kleine an Reita und begann erneut zu weinen. Reita blieb still, stand einfach nur da und unterdrückte die Tränen. Denn auch ihm war einfach nur zum Heulen zu Mute, doch er wollte nicht, unterdrückte es, für Ruki. Er war wichtiger. „Willst du es mir erzählen?“ Ruki nickte nur und löste sich wieder von Reita. Jedoch packte er Reita sofort an der Hand und schleifte ihn in das Wohnzimmer. Kaum saß Reita auf der Couch, drückte sich Ruki auch schon wieder an ihm und nuschelte etwas. „Was?“, fragte Reita nach, so sanft er nur konnte. „Ich habe mich verliebt.“, meinte Ruki nun, etwas lauter. Reitas Herz schnürte sich zusammen. Es war kurz davor erneut zu brechen. Es war nicht so, dass er Ruki sein Glück nicht gönnte, ganz im Gegenteil. Reita wünschte sich nichts sehnlicher, als, dass Ruki glück wurde, glücklicher als er es war. „Das ist doch kein Grund, um zu weinen.“ „Es ist Miyavi.“ Nun. DAS war definitiv ein Problem. Ein ziemlich großes Problem sogar. Miyavi war eigen. Sehr sogar. Sanft strich Reita über Rukis Rücken und versuchte sich das Problem zu verdeutlichen. Miyavi war nicht schwul und da fuhr, sprichwörtlich, der Zug darüber. Nun gut, er benahm sich oft…beinahe immer, als wäre er schwul, doch im inneren stand Miyavi nur auf Frauen und hatte bisher auch nur mit Frauen geschlafen. Und das größte Problem lag eindeutig darin, dass Miyavi Schwule nicht leiden konnte. Reitas Beziehung mit Kai war für den Solokünstler bereits ein extrem großes Problem gewesen. Drei Monate lang hatte der Solokünstler kein Wort mit Kai oder Reita gewechselt und erst langsam wieder Freundschaft zu ihnen aufgebaut. Warum er so eine große Abneigung gegen Schwule hatte wusste niemand, doch das war Miyavi und da Ruki sich anscheinend in ihn verliebt hatte… „Ich habe versucht ihn zu vergessen, Reita. Schon seit mehr als einem Monat versuche ich mich damit abzufinden, dass Miyavi für mich unerreichbar ist, doch es geht nicht. Immer wenn ich die Augen schließe und allein bin, dann stelle ich mir Dinge vor. Dinge…die mir peinlich sind. Ich…Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll. Am liebsten würde ich mich hier einsperren und nie wieder rauskommen.“ Reita biss sich auf die Unterlippe. Er verstand Ruki, sehr sogar. Bei ihm und Kai war es nicht anders. Eben deshalb musste Reita ihm helfen. Unbedingt. Er wollte nicht, dass Ruki dasselbe durchmachen musste, wie er. „Nein, Ruki. Du darfst das nicht verdrängen. Ich werde dir helfen, das verspreche ich dir. Zusammen werden wir Miyavi schon zwangsverschwulen.“ Reita lächelte leicht. Diese Vorstellung war doch ziemlich amüsant. „Du musst kämpfen, musst Miyavi erobern. Zeig ihn einfach, was ihm bei dir entgeht, zeig ihm, dass sein Leben ohne dich nichts wert ist. Ich werde dir dabei helfen, Ruki. Das verspreche ich. Wir geben erst auf, wenn Miyavi dir verfallen ist.“ „Und du glaubst tatsächlich, dass das funktionieren wird.“ „Natürlich.“ Reita hoffe außerdem, dass es auch ihn ablenken würde. Ablenken von dem Leben, das er führte. Vielleicht könnte er somit etwas weniger Zeit bei Kai verbringen. Vielleicht würde Kai nicht mehr so sehr beanspruchen. Reita schmunzelte verächtlich. Dass er Kai auch für sich gewinnen würde, bezweifelte er jedoch… „Reita?“ „Was ist denn?“ „Erzähl mir von dir und Kai. Bitte.“ Reita verkrampfte sich kurz. Er hoffte und flehte sich verhört zu haben. „Was meinst du, Ruki?“ „Erzähl mir, wie es zwischen dir und Kai läuft, wie sehr ihr einander liebst, bitte. Ich will wissen wie das ist, unendlich verliebt zu sein, wenn die Leibe erwidert wird.“ Reita schloss kurz die Augen, zwang sich selbst zur Ruhe. Nur allzu gerne würde er Ruki anbrüllen, ihn fragen wie er es nur wagen könnte, das von ihm zu verlangen. Ergötze er sich nun auch daran Reitas Herz brechen zu hören. War es für ihn auch ein Genuss? Doch Reita kannte die Antworten auf diese Fragen bereits. Er kannte sie genau. Ruki würde ihm niemals etwas Böses wollen, ganz im Gegenteil. Ruki war es schließlich gewesen, der Reita den entscheidenden Stoß gegeben hatte, der ihn dazu gebracht hatte Kai seine Liebe zu gesehen. Ruki wäre der letzte Mensch auf Erden, der Reita Schaden zufügen würde, das wusste Reita. „Du weißt doch, wie es ist, verliebt zu sein.“ Somit versuchte sich Reita aus der ganzen Situation zu ziehen. Er versuchte es zu umgehen. „Nein. Das weiß ich nicht. All diese Frauen und Männer, mit denen ich bisher geschlafen habe…das war keine Liebe. Das war nicht so, wie bei Miyavi. Ich will ihn nicht einfach flachlegen. Ich will mit ihm kuscheln, einfach nur seine Nähe genießen, ihn bei mir wissen. Bitte, Reita. Erzähle es mir, wie es ist glücklich zu sein.“ Das weiß ich doch gar nicht, antwortete Reita in Gedanken. Doch letztendlich seufzte er nur und begann leise zu erzählen. „Es ist wunderschön, Ruki, glaub mir. Ich genieße jede Minute, die ich bei Kai bin, einfach nur in seiner Nähe sein kann und er genauso. Wir …“ Tränen bildeten sich in Reitas Augen, als sein Herz zersprang, doch er hielt sie zurück, wagte es nicht auf nur eine von ihnen zu vergießen. Sonst würde es Ruki doch bemerken und das konnte und wollte er dem kleinen Sänger nicht antun. So erzählte er stumm von einem Traum. Er erzählte von dem Traum, der niemals Wirklichkeit werden würde…von dem Traum, indem Kai ihn ebenfalls liebte und alles in Ordnung wäre, der Traum, der immer nur Traum bleiben würde. ~ „Moshi, moshi.“ „Kai? Ich bin es, Reita.“ „Hat sich der Zwerg wieder gefangen?.“ Kein ‚Was ist passiert?’, kein ‚Alles okay?’, kein ‚Wie geht es euch?’ Nichts, was auch nur im Entferntesten daran denken ließ, dass Kai und Reita zusammen waren. Kai fragte nur nach Ruki und das streng und bestimmt. „Ruki geht es schlecht. Er hat Liebeskummer, aber er schläft jetzt. Ich … Kann ich über Nacht hier bleiben?“ Wie idiotisch das doch war. Er musste um Erlaubnis fragen, ob er hier bleiben könnte. So, als wäre Kai nicht sein Freund, sondern ein Gefängnisaufseher. „Ruki braucht mich wirklich. Ich habe ihm versprochen ihm zu helfen, mit seinen Gefühlen wieder ins Reine zu kommen. Aber morgen Abend komme ich wieder nach Hause.“ Stille. Reita wartete. „Gut. Ich will, dass bei Ruki alles wieder in Ordnung kommt, so schnell es nur geht. Heute kann ich darauf verzichten, aber morgen will ich dich im Bett haben, klar? Mir egal, wie du es Ruki beibringst, ich will dich morgen unter mir haben.“ Reita antwortete nicht und deshalb sprach Kai weiter. „Was ist mit Ruki los?“ „Er hat sich unglücklich verliebt. Er hat sich in jemanden verliebt, der seine Liebe nicht erwidert und ich will ihm helfen, ihnen beiden. Wenn… Wenn sie zusammenkommen, dann können wir Ruki wahrscheinlich gar nicht mehr stoppen. Ich…“ „Reita?“ Reita verstummte. „Wage es ja nicht Ruki von mir zu erzählen. Du weißt genau, was ich damit meine. Ihr seid in ähnlichen Situationen, aber nicht dieselbe Person, vergiss das nicht. Wir sehen uns morgen!“ … Kai hatte aufgelegt. Reita seufzte schwer und verstaute das Handy wieder in seiner Hosentasche. Er hatte zwei Möglichkeiten. Entweder er legte sich auf die Couch, oder… Nein. Er hatte gar keine Möglichkeiten. Er legte sich auf die Couch und aus! Stumm suchte er sich eine Decke und zog sich bis auf die Shorts aus. Reita schmunzelte leicht. Irgendwie erinnerte es ihn an früher, als er noch hier, bei Ruki gewohnt hatte. Er hatte damals auch auf der Couch geschlafen. Meistens, jedenfalls. Und das nur, weil der Sturkopf sich eingebildet hatte, das Bett würde seine Stimme besser schonen. Reita wollte es sich gerade auf der Couch bequem machen, als er Rukis Stimme hörte. „Reita? Komm ins Bett…bitte.“ Reita wandte sich um. „Soll ich wirklich? Ich…“ „Bitte.“, unterbrach Ruki ihn. „Außer…Kai. Ich meine…“ „Schon okay.“ Reita trat zu Ruki und gemeinsam gingen sie ins Schlafzimmer. Für einen Augenblick glaubte Reita tatsächlich, dass es wieder so wie früher war. Oft hatte er zusammen mit Ruki im Bett gekuschelt. Manchmal, weil einer von ihnen einfach das Bedürfnis nach Nähe verspürt hatte, oder um den anderen Sicherheit zu geben. Sie waren beste Freunde. Reita kuschelte sich neben Ruki in das Bett und genoss die Wärme. Er genoss die bedingungslose Freundschaft, die zwischen ihm und Ruki herrschte, er konnte Ruki gar nicht sagen, wie dankbar er Ruki war, dafür, dass er einfach nur da war und Reita Halt gab und ihn manchmal ablenkte, wenn er Ablenkung brauchte. Das war in Reitas Augen die wahre Bedeutung von Freundschaft und nun wollte er auch Ruki endlich beweisen, dass er ein Freund war. Er wollte alles nur Erdenkliche tun, damit Ruki glücklich wurde und nicht an der Liebe verzweifelte. „Alles wird gut, Ruki. Keine Angst.“ „Danke.“ Ohne Ruki hätte Reita sich selbst wahrscheinlich schon aufgegeben, als Kai ihm gestanden hatte wer er wirklich war. Damals schon war Ruki da gewesen, hatte keine unnötigen Fragen gestellt, sondern war einfach nur da gewesen… In bedingungsloser Freundschaft. _________________________________ So. Das war das zweite Kapitel. Ano… ich weiß, das es alles ziemlich depri aussieht, aber so bleibt es nicht… also nicht für immer, jedenfalls…hoffe ich. ôO neo Kapitel 3: Etwas ist anders --------------------------- Leise öffnete Reita die Tür und trat ein. Hinter sich schloss er die Tür sofort wieder und verschloss sie auch. Er zog sich Jacke und Schuhe aus und achtete sehr darauf leise zu sein. Wobei er sich sicher war, dass Kai ihn bereits gehört hatte. Deshalb beschloss Reita sich auf die Suche nach ihm zu machen. Insgeheim rechnete der Bassist mit allem, wirklich allem. Als er hier her gefahren war, hatte er sich alle möglichen Reaktionen von Seiten Kais ausgedacht und durchgespielt und jede war ihm plausibel erschienen. „Kai?“ „Im Schlafzimmer.“ Also würde es diese Variante werden: Sex. Natürlich. Nichts anderes hatte Kai gestern am Telefon von ihm verlangt. Reita schlenderte langsam ins Schlafzimmer. Und tatsächlich. Kai saß am Bett, die Beine weit gespreizt und Reita stand an der Tür. Kais Augen waren kalt und voller Gier. Doch Reita wartete stumm. Er wartete darauf, dass es endlich beginnen mochte. „Ausziehen!“, befahl Kai und Reita gehorchte. Langsam zog er sich sein Shirt über den Kopf und machte sich dann daran seine Hose zu öffnen. Sein Blick blieb dabei immer auf Kai. Er wollte jede Reaktion von Kai sehen und hoffte gleichzeitig von ganzem Herzen, den wahren Kai zu erkennen. Vielleicht würde er sich ihm dieses Mal offenbaren. Tief im Inneren bezweifelte Reita dies jedoch. Letztendlich ließ er auch seine Shorts zu Boden gleiten und stand nun nackt vor Kai. So etwas kam selten vor. Normalerweise pinnte Kai ihn an die nächste Wand oder ans Bett und nahm sich, was er wollte. Nur gelegentlich, wenn er ‚spielen’ wollte, kam so etwas zu Stande und Reita genoss es einfach. Er genoss Kais Blick, der jede Faser seines Körpers aufsog und er hörte förmlich, wie Kais Gehirn nach Möglichkeiten suchte Reita zu nehmen. Doch er blieb stumm vor Kai stehen. „Masturbiere!“ Reita hob erstaunt die Augenbrauen. Das war neu, definitiv. Normalerweise wies Kai ihn an, einfach nur still zu stehen, während Kai Reitas Glied verwöhnte, bis er in der Hand seines Geliebten kam. Doch sich selbst einen runterholen war….neu. Doch Reita gehorchte wieder und begann langsam damit sein Glied zu stimulieren. Er war versucht die Augen zu schließen, zwang sich jedoch dazu, sie offen zu halten, und Kai direkt anzusehen. Sein Gehirn jedoch ging weiter… Reita stellte sich vor, wie es wäre, wenn es Kais Hand an seinem Glied wäre. Er stieß einen leisen Seufzer aus. Ja. Diese Vorstellung war weitaus besser. „Lauter!“, forderte Kai sofort. Und Reitas Gehirn verlange eine andere Vorstellung. Reita stellte sich vor, dass es Kais Mund war, der sein Glied verwöhnte, sanft seine Spitze massierte und ihn dazu brachte noch lauter zu stöhnen und Reita wusste, dass es Kai gefiel. Auch, wenn es unüblich…anders war. Nun schloss Reita doch die Augen. Er konnte nicht anders. Er musste die Augen schließen, um vor sich Kai zu sehen, der nun unter ihm lag, stöhnend den Kopf hin und her warf und sich Reita tief in ihn versenkte. Doch auch das war nur ein Traum. Und doch wirkte es vor seinem inneren Auge so real. Reita wurde plötzlich heiß, er wollte sich abstützen, wollte Halt suchen, doch er konnte nicht. Seine Füße bewegten sich nicht. Mit der anderen Hand begann er über seinen Oberkörper zu streichen, immer wieder berührte er sanft seine Brustwarzen und dachte dabei nur an Kai. Er stellte sich vor, es wäre Kais Hand. Reita stöhnte laut auf. Er wollte, dass Kai ihm hörte und erkannte, was ihm entging. Wobei Reita wusste, dass sich Kai später nehmen würde, was er wollte. So war er immer. Reita ging einen Schritt rückwärts und lehnte sich an die Wand des Schlafzimmers. Immer schneller fuhr er sich über den Oberkörper und rieb immer schneller an seinem Glied. „Ah“, keuchte er atemlos und warf den Kopf zurück. Er wollte Kai eine Show bieten, die er niemals vergessen würde. Langsam begann Reita sein Becken gegen die Hand zu bewegen. „Hör auf!“ Nein. Reita würde jetzt nicht aufhören. Ein leichtes Grinsen umspielte Reitas Gesicht, doch schon kurz darauf biss er sich auf die Unterlippe um nicht erneut laut aufzukeuchen, wohl wissend, dass es eigentlich das war, was Kai unbedingt wollte. „Reita.“ Nicht jetzt, wo er so schön träumte. Seinem Traum war es Kai, der ihn gerade einen runter holte, mit einem sanften Lächeln im Gesicht. Kai fuhr über seinen Oberkörper und verwöhnte ihn. Allein der Gedanke daran brachte Reita dazu all seine Vorsätze in den Wind zu schießen und laut Kais Namen zu stöhnen. Reta verkrampfte sich und vor seinem inneren Auge konnte er Sterne in allen Farben leuchten sehen. Erschöpft und schwer atmend sank er an der Wand zu Boden. Er grinste siegessicher. Das war nicht, was Kai von ihm gewollt hatte und irgendwie hat es sogar gut getan. Einmal das zu tun, was er wollte, was ihm zu Gute kam. Zum ersten Mal hatte er sich für einen Moment nicht als Spielzeug gefühlt. Obwohl… „Reita!“, fuhr Kai ihn scharf an. Für einen Moment rechnete Reita damit, dass Kai zu ihm kommen würde und ihn schlagen würde, doch das tat er nicht. Egal wie wütend oder verletzend Kai auch war, er schlug Reita niemals. Reita zwang sich deshalb die Augen zu öffnen und nach Kai zu sehen. Doch dieser hatte sich nicht bewegt. Er saß noch immer auf dem Bett und beobachtete Reita genau. „Beweg deinen Arsch hier her! Sofort!“ Reita seufzte schwer und rappelte sich auf. Er erstaunte darüber, wie unsicher er auf den Beinen war. So oft er doch von Kai gefickt wurde…irgendwie gewöhnte man sich nie daran. Nicht wirklich. Als Reita endlich stand, stützte er sich noch kurz an der Wand ab, bevor er auf das Bett zustolperte und sich auf die Bettkante setzte. Ein Blick genügte um zu erkennen, dass Reitas Showeinlage Kai ganz und gar nicht kalt gelassen hatte. Die Beule in Kais Hose sprach für sich selbst. Nur allzu gerne würde Reita, ohne auf Kai zu achten, sich auf ihn stürzen und … Der Bassist wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Kai ihn auf das Bett zurückzerrte und sich sofort zwischen Reitas Beine setzte. Ohne ein Wort zu verlieren drückte er Reitas Beine weit auseinander. Reita versuchte zu erkennen, was Kai tat, doch der Drummer wusste genau, wie er es vor Reita verbergen konnte. Deshalb gab er letztendlich auf und ließ den Kopf auf die Kissen sinken. Er rechnete einfach mit dem Üblichen, dass Kai ihn einfach nahm. „Ah!“ Reita riss die Augen weit auf. Kai hatte etwas in ihn geschoben und es war eindeutig nicht Kais Glied gewesen, denn es vibrierte unaufhörlich. Es war nicht so, dass es Reita nicht gefiel, ganz im Gegenteil. Immerhin schloss Kai beinahe gleichzeitig eine Hand um Reitas Glied und begann es erneut zu massieren. Allein die Vorstellung von dem, was da eben geschah, ließ Reitas Glied erhärten. Er genoss jede Berührung von Kai, auch wenn sie noch so selten waren. In den zwei Jahren, die sie nun schon zusammen waren, hatte er gelernt jede Berührung auszukosten und zu genießen, so, als wäre es die Letzte. Unruhig warf Reita den Kopf hin und her und presste die Augenlieder fest aufeinander. „Kai.“, stöhnte er immer wieder. Er wusste doch, wie sehr Kai es genoss seinen Namen zu hören. Doch plötzlich ließ Kai von Reita ab. Verwirrt sah der Bassist auf. Kai zog sich schnell seine Hose aus. Noch niemals hatte Reita sie ihm ausgezogen. Kai mochte es nicht, wenn Reita ihn anfasste. „Blas mir einen!“, befahl Kai. Reita nickte nicht einmal, sondern setzte sich lediglich ein wenig auf. Er umfasste Kais Glied mit einer Hand und begann sanft daran zu reiben. „Blasen, hab ich gesagt!“, beschwerte sich Kai sofort. Reita schluckte einmal, bevor er Kais Spitze mit seiner Zunge verwöhnte. Immer wieder stupste er sanft dagegen und leckte daran. Doch Kai hatte bereits eine Hand in Reitas Schopf vergraben und drückte ihn näher an sich. Somit blieb Reita nichts anders Übrig, als Kais gesamtes Glied in den Mund zu nehmen. Er versuchte sanft zu sein, zärtlich. Doch alle Zärtlichkeit, die Reita in den Sex mit Kai steckte, schien dieser gar nicht wahrzunehmen. Und als Kai auch noch zu Stöhnen begann, waren alle Vorsätze vergessen. Reita genügte das Wissen, dass er es war, der Kai dazu brachte. Nur dank ihm kamen diese wunderbaren Laute aus Kais Mund. Ein träumerisches Lächeln umspielte Reitas Lippen. Plötzlich hielt Kai Reitas Kopf fest und begann in ihn zu stoßen. Reita war es unangenehm, doch er ertrug es, wie immer, für Kai. Reita legte die Hände an Kais Hüfte, strich sanft daran herab. Kai jedoch löste sich kurz von Reita Kopf und schob seine Hände zur Seite. Wie sollte es auch sonst sein. Kai mochte keine Zärtlichkeiten. Schon bald begann Kais Unterleib zu zucken und Reita wusste sofort, was folgen würde. Er schloss die Augen und spürte beinahe im selben Moment, wie sich Kai in seinem Mund ergoss. Kai ließ von Reitas Kopf ab und Reita konnte ihn zurückziehen und schlucken. Er atmete schwer, genauso wie Kai. Doch der Drummer gönnte Reita keine Pause. Sofort griff er unter Reitas Arm und hob ihn hoch. Grob stieß er ihn aufs Bett zurück und positionierte sich zwischen Reitas Beine. Wie gerne hätte Reita Kai zu einem Kuss zu sich gezogen, über Kais Rücken und seinen Bauch gestrichen. Er sehnte sich so sehr nach Kais Nähe, doch er würde sie nicht bekommen. Er musste mit dem bisschen Kuscheln nach dem Sex zufrieden sein. Und das war er auch. Besser als nichts, sagte er sich immer wieder. Mit einem kräftigen Ruck zog Kai das Ei aus Reita. Es tat weh und Reita schrie schmerzhaft auf, doch Kai kümmerte sich nicht um sein Spielzeug. Er tat nichts um Reita zu beruhigen oder irgendetwas zu tun, damit sich der Bassist wohl fühlte. Reita bekam nicht mit, wie Kai etwas Gleitcreme auf seinem Glied verteilte. Kalt und langsam drang er in Reita ein. Der Bassist warf den Kopf in den Nacken und stöhnte laut auf. Sofort begann sich Kai in ihm zu bewegen, doch es war anders. Langsam glitt er fast gänzlich aus Reita heraus, nur, um daraufhin ebenso langsam in ihm zu stoßen. Es war zum verzweifeln. Reita warf den Kopf hin und her. Er wollte mehr, wollte, dass Kai ihn richtig nahm. Doch er wusste genau, würde er auch noch so bitten, Kai würde seiner Bitte nicht nachkommen. So sehr hatte er den Reita noch nie gequält. Warum tat er das so plötzlich? „Kai. Bitte.“, flehte Reita trotzdem. Doch Kai antwortete nicht einmal und ließ sich nicht stören. Reita versuchte selbst etwas zu tun und begann sein Becken gegen Kai zu stoßen. Doch der Drummer reagierte sofort. Er legte seine Hände an Reitas Hüften und hielt ihn davon ab sich zu bewegen. Eine Träne floss langsam über Reitas Wange. Wieso tat Kai das nur? Genoss er es wirklich so sehr? Seine Hände krallte Reita in das Lacken, wollte sich selbst davon abhalten Kai herumzuwerfen und ihn einfach erbarmungslos zu reiten. Das konnte er nicht tun. Er wusste nicht, wie Kai darauf reagieren würde. Vielleicht würde er ihn sogar verlassen, ihn wegwerfen, wie ein Spielzeug. Reita traute Kai inzwischen alles zu. Doch Reita hielt es nicht länger aus. Er wollte Kai. Sofort und zwar richtig. Er hasste es so gequält zu werden. Eigentlich hasste er es auch, dass Kai den dominanteren Part übernahm, doch er hatte einfach zu viel Angst. Angst vor Veränderungen. „Genießt du es, Reirei-chan?“, fragte Kai plötzlich spöttisch. Mit einem Mal waren alle Vorsätze über den Haufen geworfen. Reita stemmte sich hoch und drückte Kai sofort aufs Bett. Ohne auf Kai zu achten, ließ er sich auf diesen sinken und hielt Kais Hände fest auf dem Bett. Er ignorierte Kais verwirrten und vor allem wütenden Blick vollkommen. Er schloss genießerisch die Augen und stemmte sich hoch, um sich kurz darauf wieder auf Kai sinken zu lassen. So war es besser, viel besser sogar. Das war es, was er wollte. Reita ritt Kai unbarmherzig. Er achtete nicht auf den Drummer, sondern nahm sich einfach, was er wollte. Nur kurz, eine Sekunde lang, kam ihm der Gedanke, dass er in diesem Augenblick nicht viel besser als Kai selbst war. Doch die Lust war stärker. Immer wieder stöhnte Reita ungehalten auf, biss sich hie und da auf die Unterlippe, doch es half nichts. Als nun auch Kai unter ihm heftig zu stöhnen begann, glaubte Reita den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es war so…anders. Langsam zog er seine Hände zu Kais Bauch und fuhr sanft darüber. Und Kai tat erstaunlicherweise nichts, doch das nahm Reita nicht wahr. Er bemerkte nicht einmal, dass Kai für kurze zeit sogar Reitas Namen stöhnte. Kai indes war es nun, der die Hände in die Laken krallte. Reita spürte, wie der Körper des Drummers unter ihm erzitterte, als er langsam über dessen Brustwarzen fuhr. Ein leichtes, heimtückisches Grinsen schlich sich auf Reitas Lippen. Er genoss es dominanter zu sein…irgendwie. Reita beugte sich mit einem Mal langsam vor zu Kai und raubte ihm einen stürmischen Kuss. Auch das war nicht üblich. Normalerweise küssten sie sich nie, während dem Sex. Doch Kai erwiderte den Kuss sofort. Das brachte Reitas Herz dazu schneller zu schlagen. Als er sich wieder von Kai löste, biss sich dieser sofort auf die Unterlippe. Reita hob eine Hand und fuhr mit den Fingerspitzen sanft über Kais Wange. Der Drummer schmiegte sich sogar etwas dagegen. Reita ließ jedoch sofort wieder von Kais Wange ab. Es war doch ein wenig beängstigend…anders. Kai stöhnte ungehalten auf und Reita wusste, dass er es bald nicht mehr aushalten würde. Deshalb legte er an sich selbst Hand an. Sanft massierte er sein Glied, den Blick dabei weiterhin auf Kai gerichtet. Diese Situation war so seltsam und doch wusste Reita sie zu genießen. Nur am Rande dachte er daran was morgen sein würde, wenn sich Kai dessen bewusst werden würde, was sie heute hier taten. Doch kaum gedacht, verschwanden jegliche Gedanken sofort wieder. Reita keuchte laut auf und stütze sich mit seiner anderen Hand ab. Er spürte, wie sein Unterleib zu zucken begann und nur Sekunden später ergoss er sich in seiner Hand. Gleichzeitig zog er sich um Kais Glied zusammen und daraufhin ergoss sich auch Kai tief in Reita. Der Bassist atmete schwer und sein Blick blieb weiterhin auf Kai gerichtet, der die Augen jedoch geschlossen hatte. Reita erhob sich von Kai, nur um sich daraufhin an diesen zu kuscheln. Er suchte die Nähe des Drummers und seine Wärme. Kai indes raffte seine verbleibende Kraft zusammen um die Decke über sie beide zu legen Reita seufzte glücklich. Wenn es doch nur immer so sein könnte…so anders. Kai legte einen Arm um Reita und zog ihn sogar noch etwas näher an sich. Sanft strich Reita Kai über den Bauch, während Kai mit Reitas Haaren spielte. Vielleicht… „Ich liebe dich, Kai.“ Stille. „Ich weiß.“ ___________________________ Soll ich ehrlich sein… ich hasse es. ^^“ Tja. Es war mein erstes adult und ich glaube ich habe es öfter überarbeitet, als jedes andere Kapitel von mir. Ich hoffe es hat euch einigermaßen gefallen und war nicht sooo schlecht. neo Kapitel 4: Start... ------------------- Reita war schon lange wach. Er lag im Bett, an Kai gekuschelt und einfach ins Nichts starrend. Die Ereignisse vom Vortag gaben ihm weiterhin zu denken. Es war alles so anders gewesen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in dem Bassisten, brüllte beinahe, dass sich Kai nun doch in ihn verliebt hatte, doch die Vernunft wusste es besser. Nein. Kai liebte ihn nicht. Und doch hatte er sich verändert. Immer wieder lief der Sex erneut vor seinen Augen ab. Immer wieder sah Reita, wie Kai unter ihm lag und stöhnte, sich von ihm küssen ließ. Das war alles so absurd. Wüsste Reita es nicht besser, wüsste er nicht, dass das wirklich passiert war, dann würde er es nur als einen seiner Träume abtun. Doch es war Realität gewesen. Er hatte es gespürt, das war unbestreitbar. Langsam löste er sich von Kai, damit dieser nicht aufwachte. Reita schwang sich aus dem Bett und wollte aufstehen, als er bemerkte, dass er sich noch immer nicht wirklich daran gewöhnt hatte. Er zuckte nur einmal kurz zusammen. Doch es störte ihn nicht wirklich. Schnell zog er sich seine Shorts über und ging in die Küche um Kaffee zu machen. Doch während er so dastand und dem Kaffee zusah, wurde er wieder von seinen Gedanken überrannt. Bilder letzter Nacht kamen in ihm auf und so sehr sich Reita auch anstrenge, er konnte sich einfach nicht erklären, warum das passiert war. Er wusste nicht einmal, ob er sich Vorwürfe machen sollte. Immerhin war das seine Schuld gewesen. Er hatte Kai herumgerissen… Es war einfach so über ihn gekommen. Einfach so. Doch das Verwunderlichste war, dass Kai nichts unternommen hatte. Normalerweise ließ er es nicht zu, dass Reita etwas dominanter wurde. Er zwang Reita auf dem Bett liegen zu bleiben, während sich Kai an ihm holte, was er brauchte. Doch gestern Abend… Reita fasste sich an den Kopf. Eigentlich sollte er sich freuen. Er sollte stolz auf sich sein, diese Veränderung bei Kai bewirkt zu haben, doch er konnte es nicht genießen. Und das nur, weil das Warum nicht geklärt war? Nein. Da war mehr. Reita schenkte den Kaffee in zwei Tassen und schlenderte damit wieder ins Schlafzimmer. Normalerweise tat er das nicht. Ansonsten wartete er in der Küche, bis auch Kai endlich aufgewacht war und zu ihm kam. Der Morgen verlief normalerweise still und trostlos. Doch heute dachte Reita einfach nicht daran und er lebte den Traum, den er schon so lange träumte. Er stellte die Tassen auf den Nachttisch und beugte sich langsam über Kai. Er schlief noch. Reita lächelte sanft. Er würde alles dafür geben, dass Kai nun aufwachen würde, ihn anlächelte und ihm zu einer Umarmung zu sich ziehen würde. Ein weiterer Traum. „Kai?“ Der Drummer rührte sich nicht. Reita hob seine Hand und strich langsam über Kais Wange. Kai rührte sich nicht, wachte nicht einmal auf. Er begann lediglich etwas zu murmeln. Reita achtete nicht weiter darauf. Er genoss die Situation einfach, da er wusste, dass sobald Kai aufwachen würde, sie mit einem Schlag vorbei war und er wieder nur zum Spielzeug wurde. Und doch war er es gestern nicht gewesen. Anfangs vielleicht, doch letztendlich hatte Reita die Überhand gewonnen. „Hm… Yune.“ Reita zog die Hand ruckartig zurück. Yune? Woher kannte Kai Yune? Sie hatten sich nie getroffen, nicht wirklich. Yune war einfach so aus der Band ausgestiegen, von einem Tag auf den Anderen. Und Kai hatte seinen Platz übernommen. „Reita!“ Reita erschrak ein wenig, lächelte jedoch sofort, als er Kai sah. Er versuchte zu vertuschen, was er eben gehört hatte. Deshalb griff er nach den Kaffeetassen und reichte eine von ihnen Kai. Dieser nahm sie dankend, aber doch sichtlich misstrauisch entgegen. Und mit einem Mal, war es so wie immer. Es war wieder still. Eigentlich hasste Reita diese Stille, doch bisher waren jegliche Versuche diese zu brechen kläglich gescheitert. Entweder achtete Kai gar nicht auf ihn, oder gab boshafte und kalte Antworten, die Reitas Herz wehtat. Deshalb hatte der Bassist es aufgegeben zu sprechen. Hier brachte es nichts. „Bilde dir ja nichts darauf ein.“ Reita war erstaunt darüber, dass es Kai war, der zuerst sprach. Doch noch bevor Reita nachfragen konnte, was er eigentlich damit meinte, fuhr Kai bereits fort. „Das gestern war einmalig. Ein Ausrutscher von mir, klar? Mach’ so etwas nie wieder Reita, oder ich setze dich einfach vor dir Tür. Ich liebe dich nicht.“ Reita runzelte die Stirn. Es war anders als sonst. Sein Herz blieb heil. Normalerweise zerbrach es in alle Einzelteile, wenn Kai diese Worte aussprach, doch dieses Mal rührte sich sein Herz nur ein wenig, protestierte gegen Kais Worte und krampfte sich schmerzhaft zusammen. Es war erträglich. Doch das Herz brach nicht. Auch Kais Stimme war anders gewesen, nicht so kalt und doch spürte Reita, dass Kai ihn nicht liebte. „Kai..“ „Kein Wort.“ Reita verstummte. „Verschwinde!“ „Was?“ „Verschwinde zu Ruki, oder sonst wohin. Ist mir egal, aber geh. Ich will dich heute den ganzen Tag nicht sehen. Ich will dein hässliches Gesicht nicht sehen, hau ab und lass mich alleine!“ Kai trank den Kaffee mit einem Schluck aus und drückte Reita die Tasse in die Hand. Daraufhin kuschelte sich der Drummer in die Decke und wandte Reita den Rücken zu. Dieser biss sich auf die Unterlippe und stand auf. Einen Moment lang betrachtete er Kai noch und machte sich dann auf den Weg zurück in die Küche. Dort stellte er beide Tassen in die Spüle und stützte sich auf der Kante ab. Seine Gedanken drehten sich, wie könnte es anders sein, um Kai. Er war so abweisend. Abweisender als sonst. Mit dem Handrücken wischte Reita eine Träne zur Seite. Wie komisch. Eigentlich dachte er, er hätte es endlich gelernt, doch irgendwie kamen die Tränen immer wieder. Er musste sich ablenken. Das wäre wohl das Beste. Reita entschied zu Ruki zu gehen. Er würde ihn bestimmt anlenken, immerhin hatte auch er Probleme und diese waren weitaus einfacher zu lösen als die Probleme von Kai und ihm selbst. Leise schlich er zurück ins Schlafzimmer um seine Sachen zu holen. Knapp eine halbe Stunde später stand er vor Rukis Tür. „Ja?“, kam es aus dem Lautsprecher. Doch Reita konnte sich nicht dazu durchringen zu antworten. Vielleicht wäre es doch besser sich zuerst um Kai Gedanken zu machen. Wann immer Reita die Augen schloss, sah er Kai vor sich, wie er im Bett lag und leise Yunes Namen murmelte. Yune. „Na komm schon rauf, Reita.“ Reita hob erstaunt die Augenbrauen. Woher wusste Ruki, dass er es war? Doch bevor er danach fragen konnte, sprach Ruki schon weiter. „Du bist der einzige, der um diese Uhrzeit bei mir klingeln könnte und nun komm.“ Reita hörte das Signal der Tür und zog diese auf. Als er sich endlich im Haus befand, wollte er an seiner Uhr nachsehen, wie spät es denn war. Doch er hatte sie vergessen. Wie spät, oder besser gesagt, wie früh konnte es wohl sein? Auch zu Hause hatte er nicht einmal auf die Uhr gesehen. Als Reita endlich im richtigen Stockwerk ankam, wartete Ruki bereits an der offenen Tür. Jedoch trug er nur eine Shorts. Kaum war Reita in der Wohnung, sah er sich nach einer Uhr um. Am Liebsten wäre er sofort wieder abgehauen. 7.00 Uhr. Scheiße. Er wusste doch, wie gerne Ruki morgens lang schlief. „Es tut mir Leid.“, entschuldige er sich sofort und ließ sich schwerfällig auf der Couch sinken. „Schon okay. Gibt es irgendwelche Probleme? Du siehst so nachdenklich aus? Ist irgendetwas passiert? Geht es Kai gut?“ Ruki setzte sich neben Reita. „Ja.“ Reita nickte auch noch. „Kai geht es Bestens.“ Solange er seine Spielzeuge hatte, würde sich daran auch nichts ändern. So lange würde es Kai immer gut gehen. Doch Reita brauchte eine Ausrede und zwar schnell. Er konnte Ruki unmöglich sagen warum er wirklich hier war. Deshalb wechselte er schnell das Thema. „Wie geht es dir, Ruki? Ich meine, wegen Miyavi.“ Ruki seufzte schwer. „Es wird von Tag zu Tag schlimmer. Hast du schon eine Idee, Reita?“ Reita konnte einfach nicht nein sagen. Rukis Blick war so voller Hoffnung und Zuversicht und das wollte…konnte Reita ihm einfach nicht nehmen. Deshalb beschloss er zu Lügen. Beinahe augenblicklich begann Reitas Herz zu schreien. Lügen. Er wollte Ruki tatsächlich belügen und das zum Dank, für Rukis bedingungslose Freundschaft. Reita lächelte schwach und sah zu Boden. Er konnte auch das nicht. „Alles in Ordnung, Reita?“ „Ja, es…“ Er stoppte kurz. „Tut mir wirklich Leid, Ruki, aber noch habe ich keinen Plan. Es ist nicht so einfach. Aber ich überlege mir etwas. Ich überlege mir einen Plan, bei dem Miyavi gar nicht anders kann, als die zu verfallen, dir ewige Liebe zu schwören. Das klappt schon, glaub mir.“ Ruki begann sanft und aufrichtig zu Lächeln. Das genügte Reita. Er wusste sofort, dass sich Ruki damit zufrieden geben würde, dass Ruki ihm glaubte und ihm weiterhin ein Freund war. Mehr brauchte Reita nicht. „Danke, Reita.“ „Bedank dich erst, wenn es funktioniert hat, okay?“ Ruki nickte heftig und Reita nutzte die Aufkommende Stille um erneut das Thema zu wechseln. „Ruki? Kennt Kai Yune?“ Ruki sah ihn zuerst einfach nur verständnislos an und ließ einige Sekunden verstreichen bevor er antwortete. „Das weiß ich nicht. Du bist doch Kais Freund.“ Reita zwang sich zu Lächeln. „Aber ich glaube, dass sie sich eigentlich nicht kennen dürften. Als Kai gekommen ist, war Yune doch schon längst weg. Ansonsten kenne ich keine Möglichkeit, dass sich die beiden jemals begegnet waren. Aber am besten und fragt Uruha. Der war damals noch Leader. Er wird dir bestimmt weiterhelfen.“ Reita nickte nur. „Ich werde ihn morgen bei der Probe fragen.“ „Glaubst du Miyavi kommt wieder?“ Reita blieb still. Natürlich würde Miyavi sie wieder besuchen kommen. Reita war sich sicher, dass der Solokünstler das mit Absicht tat, doch beweise konnte er leider nichts. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Miyavi seine Proben fast zu genau derselben zeit eingeteilt, wie Kai die Proben von The GazettE. Anfangs dachte Reita sogar Miyavi und Kai würden unter einer Decke stecken, doch Miyavi hatte diese Vermutung sofort zu Nichte gemacht, als er Reita und Kai einmal besuchen gekommen war, um ihnen mitzuteilen, dass er mit ihrer Beziehung einverstanden war. Kai hatte wieder den immer glücklichen und herzensguten Drummer gespielt und kaum hatte Reita die Tür hinter Miyavi geschlossen, war er wieder zum wahren Kai geworden. „Worüber grübelst du nach?“ „Hm?“ Reita hatte Ruki verstanden, doch er war so überrumpelt gewesen, dass er die Frage schon wieder vergessen hatte, weshalb sie Ruki für ihn wiederholte. „Ich denke über Miyavi nach.“, gestand Reita. „Und ich frage mich, wie du es schaffen konntest dich in ihn zu verlieben.“ Ruki grinste breit. „Na ja. Er ist sozusagen selbst schuld. Anfangs, als er immer in unsere Proben geplatzt ist, fand ich ihn nervig und kindisch. Doch er hat ich nichts aus meinen Beschimpfungen gemacht und kam jeden Tag erneut gut gelaunt zu uns. Und irgendwann…. Irgendwann begann ich Miyavi sogar zu vermissen, wenn er nicht bei unseren Proben war. Ich sehnte mich sogar nach dem verrückten Idioten. Zuerst dachte ich es wäre lediglich Freundschaft. Nun ja. Und dann kamen diese Träume und mein Körper hat plötzlich verrückt gespielt. Du weißt doch, wie das ist, oder?“ „Ja.“, gestand Reita ein wenig kleinlaut. Noch heute fühlte er sich so…in Kais Nähe. „Reita. Ich mache mir Sorgen um dich. Kann es sein, dass Kai dir nicht gut tut?“ „Was?“ „Ich weiß, dass es sich idiotisch anhört. Wenn man euch beide sieht, könnte man meinen, dass ihr wie füreinander geschaffen seid. Ihr liebt euch noch wie am ersten Tag. Aber irgendwie benimmst du dich komisch in letzter Zeit. Du bist so nachdenklich und du gehst auf keinen meiner Scherze ein. Ich helfe dir, Reita, egal wobei.“ „Ja. Danke. Aber…es ist nichts, glaub mir.“ „Die Antwort gefällt mir nicht.“, meinte Ruki nur, doch Reita antwortete nicht. Schon als er gesprochen hatte, war ihm bewusst, dass Ruki die Antwort nicht gefallen würde. „Wir sind nicht hier um über mich und Kai zu grübeln.“, ergriff Reita schließlich das Wort. „Wieso wartest du nicht einfach, bis Miyavi morgen kommt und dann küsst du ihn bewusstlos und wenn er wieder aufwacht, dann sagst du ihm, dass ihr schon seit Monaten zusammen wärt und er dich abgöttisch liebt.“ Ruki betrachtete Reita misstrauisch. „Miyavi ist nicht der Hellste, aber ich glaube das würde er doch kapieren.“ „Du hast ja nur Angst davor ihn zu küssen.“, wehrte Reita sofort. „Genau!“ Reita grinste leicht. Ruki war nicht so dumm, wie er oft genug tat. Reita war sich sicher, dass Ruki genau wusste, was er ihm eingebracht hätte, wenn er Reitas Aussage bestritten hätte. Reita hätte sofort verlangt, dass Ruki es ihm bewies und Ruki war ein Typ, der so etwas niemals einfach auf sich sitzen ließ. „Aber irgendetwas müssen wir tun.“, murmelte Ruki kleinlaut. „Wie kann man jemanden zwangsverschwulen. Geht das denn überhaupt?“ „Natürlich. Wir suchen dir einfach ein paar geile Klamotten und wenn Miyavi morgen kommt, kann er gar nicht anders, als über dich herzufallen.“ Ruki betrachtete ihn misstrauisch. „Und das soll helfen?“ „Vertrau mir. Na komm.“ Reita packte Rukis Hand und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Rukis Kleiderschrank. ~ Reita stand vor der Haustür, den Schlüssel in der Hand und bereits erhoben um die Tür aufzusperren. Es war ein alltägliches Ritual. Doch war würde ihn heute erwarten, wo doch alles so anders gewesen war. Und doch sehnte sich Reita nach Kai. Nur deshalb war er hier her gekommen, obwohl Ruki angeboten hatte, dass Reita bei ihm übernachten könnte. Den ganzen Tag lang hatten sie die perfekten Klamotten gesucht und waren am Nachmittag sogar noch Shoppen gewesen. Reita hatte Kai zwar zu Mittag angerufen, doch der Drummer war nicht ans Telefon gegangen. Doch seine Sehnsucht und seine Sorge um Kai waren einfach viel zu groß geworden. Langsam sperrte Reita die Tür auf und betrat die Wohnung. Es war seltsam. Noch immer. Einerseits wusste und fühlte Reita genau, dass er nach Hause kam und andererseits war ihm diese Wohnung noch immer so fremd. Sie sollte anders aussehen, fand Reita, fröhlicher, glücklicher. Doch wie konnte eine Wohnung, ein zu Hause, fröhlich und glücklich sein, wenn die Menschen, die darin leben und sozusagen das Herz einer Wohnung waren, kalt und unglücklich waren. Es war unmöglich. Reita hatte sich damit abgefunden. Langsam zog er sich aus und legte den Schlüssel auf die Kommode. Danach begann er Kai zu suchen. Die Küche war leer. Seltsam. Kai war fast immer in der Küche anzutreffen. Denn es gab eine Sache, die er nicht verstecken konnte, nicht einmal vor den andere. Kai liebte es zu kochen. Er liebte es beinahe so sehr wie das spielen in der Band. Da Kai nicht in der Küche war, suchte Reita in den anderen Räumen und fand ihm schließlich im Schlafzimmer. Langsam und vorsichtig schritt er zu Kai und setzte sich an die Bettkante. Kai hatte die Augen geöffnet und starrte ausdruckslos an die Decke. Er sah noch genauso aus, wie Reita ihn zurückgelassen hatte. „Warst du heute gar nicht auf?“ Kai antwortete nicht. „Alles okay bei dir, Kai? Ich… Ich mache mir Sorgen.“ „Dann lass es.“ „Kann ich nicht.“ „Wo warst du?“ „Bei Ruki.“ Kai fragte nicht weiter nach. Er tat gar nichts. Reita wurde misstrauisch. Kai verlange nicht einmal nach Sex. Reita hob eine Hand, überlegte, ob er es wirklich tun sollte. Doch Bilder der letzten Nacht kamen erneut in ihm hoch. Er wollte es versuchen. Reita legte die Hand an Kais Wange und strich sanft darüber. „Lass das.“, meinte Kai scharf. „Warum?“ „Weil ich dich nicht liebe.“ Reita schloss die Augen und amtete tief durch, ließ seine Hand jedoch an Kais Wange. Das waren sie wieder gewesen, die kalten, herzbrechenden Worte. Also war doch nichts mehr Anders. Alles war wieder normal. Reita wollte sich erheben, als Kai ihm am Arm packte. DAS war definitiv anders. Erstaunt sah Reita zu Kai. Dieser starrte weiterhin einfach nur an die Decke. „Reita…“ Kai stockte. Das tat er sonst nie. „Ist okay.“, half Reita ihm weiter. „Ich weiß, was du sagen willst.“ Damit wand sich Reita aus Kais Griff und schlenderte ins Bad. Ein paar Minuten später stand er in Boxershorts vor dem Bett. Es war ungewöhnlich so schlafen zu gehen, ohne Sex. Aber irgendwie war es eine schöne Vorstellung, einfach so neben Kai einschlafen zu können. Reita krabbelte ins Bett und schlüpfte unter die Decke. Er kuschelte sich an Kai, so wie er es nach dem Sex immer tat und erstaunlicherweise tat Kai nichts. Das war Reita weitaus lieber, als wenn Kai ihn einfach von sich stoßen würde. „Gute Nacht, Kai.“ „Gute Nacht, Reita.“ Ja. Das war ein Traum, aus dem Reita niemals aufwachen wollte… _____________________________ Hm… Irgendwie finde ich Kai in diesem Kapitel zu sanft ^^“ Er könnte doch schon noch ein bisschen böser sein, nicht? Ich hoffe jedenfalls, dass ihr trotzdem mit dem Kapitel zufrieden wart. neo Kapitel 5: Ein neuer Anfang --------------------------- „Ruki! Wie siehst du denn aus?“ Reita hätte Uruha am liebsten den Hals umgedreht für diese Bemerkung. Einzig und allein Kai sorgte dafür, dass er nicht sofort nach vor sprang und Uruha tötete, da er Reitas Hand fest hielt. Doch der Blick, den Reita Uruha zuwarf, ließ diesen Aufschrecken und sofort nach Aois Arm packen. Aber das war noch lange nicht alles. Reitas Gehirn arbeitete auf Volldampf. Er würde es Uruha heimzahlen. Hundertprozentig. Er konnte sofort erkennen, wie unangenehm Ruki die ganze Situation war. Normalerweise putzte er sich nicht so heraus. Immerhin war es nur eine Probe und doch… „Ich finde Ruki sieht richtig heiß aus.“ Reita seufzte erleichtert und warf Aoi einen dankenden Blick zu. Das brauchte Ruki und nichts anderes. Aoi lächelte nur und versuchte Uruha von sich zu schieben, was ihm nach einer Weile auch gelang. „Ich finde in dieser Hose hat Ruki einen wirklich geilen Arsch.“, fügte Kai noch hinzu und lächelte. Noch niemals hat er für Reita so gelächelt. Doch der Bassist war anderweitig beschäftigt und verschwendete keinen Gedanken an Kai und sein Spielzeug. Heute war er einzig und allein für Ruki da. „Kai!“, kreischte Ruki beinahe empört. „Du hast bereits einen Freund.“ „Dessen Arsch viel geiler ist als deiner, glaub mir.“ Kai begann zu lachen und griff Reita demonstrativ auf den Hintern. Reita zuckte ein wenig zusammen. Das machte Kai normalerweise nicht. Aber normalerweise gab es auch keine Komplimente für ihn. Es war eine Ausnahme, weil es die Situation verlangte. Reita war daran gewöhnt, aber…. dachte Kai wirklich so? Oder hatte er das nur gesagt, um weiterhin so zu tun, als wären sie glücklich? Reita wusste es nicht. Gab es überhaupt etwas, dass er an Reita mochte? „Für mich gibt es nur Reita.“, sanft drückte er Reita einen Kuss auf die Lippen. Reita lächelte schwach und erwiderte ihn. Doch er wusste, was Kai in Gedanken noch hinzufügte. Reita war sein liebstes Spielzeug und das würde er nicht hergeben. Niemals. „Wie kommt es, dass du dich plötzlich so aufstylest, Ruki? Und dann auch noch zur Probe?“, warf Uruha wieder neckisch ein. Reita knurrte leise. „Suche einen neuen Leadgitarristen.“, flüsterte Reita zu Kai und das meinte er durchaus ernst. Doch Kai ließ seine Hand nicht los, hielt ihn zurück und legte sanft eine Hand in Reitas Nacken um ihn näher zu ziehen. Kai lehnte sich vor, bis sein Mund nahe genug an Reitas Ohr war. „Es sind meine Spielzeuge. Nicht deine.“, flüsterte Kai nur und ließ Reita wieder los. Dieser verstand und senkte demütig den Kopf. Ja, für einen Moment hatte er es tatsächlich vergessen. Er hatte sich in seinen Traum hineingesteigert. Doch zum Glück hatte Kai ihn rechtzeitig zurückgeholt. Reita atmete tief durch. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Sonst würde er das alles zerstören. Und das war das Letzte, was er wollte. Kai wandte sich nun an alle. „Ihr könnt Ruki später auch noch begaffen, nun wird geprobt!“ Reita schlenderte zu seinem Bass und schnallte ihn sich um. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Ruki, der ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Wenigstens nahm er es locker. Jetzt fehlte eigentlich nur noch… Wie auf Stichwort, wurde die Tür förmlich aufgerissen. „Hallöchen. Wie geht es den kleinen Membern von Gazette denn heute so? Ich…“ Miyavi stockte und sein Blick blieb auf Ruki haften. „Du sieht ja richtig sexy aus, Ruki-chan. Hast du ein Date?“ Ruki verneinte. „Und wieso ziehst du dich dann so hübsch an?“ Nun war es Reita der antwortete. Ihm ging diese lästige Fragerei nämlich gehörig auf die Nerven. Außerdem konnte er genau sehen, dass es auch Ruki mehr als nur unanangenehm war. Wer konnte es ihm auch verübeln. „Ihm war einfach danach. Können wir Rukis Äußeres für einen Moment abhaken und endlich proben?“ „Du bist ja nur neidisch, weil du nicht so sexy bist.“, gab Miyavi beleidigt von sich. „Es gibt immerhin eine Person, die mich weitaus sexier findet als du es bist, also halt die Klappe. Ich will Proben.“ „Gestern keinen Sex bekommen?“, begann nun auch Uruha. Reita murrte nur. Wenn sie nur wüssten, was ihre Aussagen in ihm auslösten. Würden sie dann auch so locker damit umgehen? Reita wusste nicht einmal, ob er sich auf das, was er zu Miyavi gesagt hatte stützen konnte. Erspürte Kais Hand auf seiner Schulter, bevor sich dieser hinter seine Drums setzte, doch in Reita tat sich nichts. War diese kleine Geste auch noch so gut gemeint – was sie definitiv nicht war – so hatte sie keinerlei Wirkung auf Reita. „Womit beginnen wir?“, fragte Kai in die Runde. Wie könnte es anders sein, antwortete Miyavi. Er warf beide Arme in die Luft und brüllte laut „Cassis!“ Und darin sah Reita eine Chance. „Meine Güte, dann spielen wir eben Cassis, für das nervende Kleinkind, damit es endlich Ruhe gibt.“, wandte er schnell ein und drehte sich zu Aoi. „Fang an.“ Aoi nickte nur und spielte tatsächlich das Intro und Reita setzte ebenfalls sofort ein. Der Bassist jedoch warf Ruki einen vielsagenden Blick zu. Er hoffte, dass der Vocal verstehen würde. Sing für Miyavi! Zeig ihm, was ihm an dir entgeht. Ruki nickte, als ob er verstanden hatte und schloss die Augen. Reita wusste, dass Ruki es liebte mit geschlossenen Augen zu singen. Angeblich konnte er sich so besser in die Texte und in seine Gefühle hineinsteigern. Cassis. Reita konnte den Song bereits auswendig, wie jeder von ihnen. Er verstand nicht, was Ruki und so viele Fans an diesem Lied fanden. Es sprach ihn einfach nicht an, nicht wirklich. Und doch war er im Moment so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Diese ganze Situation, wie sie hier im Moment war, war einzigartig. Das Glück schien perfekt zu sein. Jeder war in seinem Element, jeder von ihnen schien keine Probleme zu haben. Welch Ironie, dass alles nur wieder einer von Reitas irrsinnigen Träumen war. Doch er wollte wenigstens so tun, als wäre er glücklich, für Ruki. Der Kleine sollte sich keine unnötigen Sorgen um ihn machen, immerhin hatte er bereits zwei Jahre mit Kai hinter sich. Wieso sollte er jetzt, so ganz plötzlich, irgendetwas daran auszusetzen haben. Reita hatte sich daran gewöhnt. Er war Kais Spielzeug, nicht mehr. Immer wieder wiederholte der Bassist diesen Satz in seinen Gedanken, bis er sich endlich sicher war, ihn verstanden und ihn in sein Hirn eingebrannt zu haben. Reita konzentrierte sich auf die Musik, auf Ruki und auf Miyavi. Er musste Ruki einfach helfen. Zum Dank, für die bedingungslose Freundschaft. „Woah. Das war toll. Ruki du hast wirklich eine tolle Stimme. Ich kann verstehen, warum du so viele Fans hast.“ „Danke.“, murmelte Ruki leise. Reita lächelte. Immerhin ein Anfang. Miyavi erhob sich und streckte sich. Danach schlenderte er zu Ruki und strich ihm sanft über die Haare, wofür der kleine Vocal jedoch nur ein Murren übrig hatte. Liebe hin oder her, der Kleine hatte seine Prinzipien. „Ich geh dann mal wieder. Immerhin sollte ich auch ein wenig Proben.“, meldete Miyavi nur und Reita war doch erstaunt, dass der Solokünstler so schnell wieder verschwand. „Probt noch schön weiter.“ Mit diesen Worten hüpfte Miyavi aus dem Proberaum, doch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte man ihn bereits nach dem nächsten Opfer brüllen hören. „Keiyuu-chan. Ich komme und sehe euch beim Proben zu!“ Die darauf folgende Stille währte nur für einige Sekunden, da Uruha und Aoi sofort danach zu lachen begannen. Warum wusste Reita beim besten Willen nicht. Deshalb ignorierte er die zwei nur, schritt zur Ruki und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Gut gemacht.“, meinte er, als Ruki sich zu ihm umwandte. „Danke.“ „Ruki, das war ja total geil.“, begann Uruha. „Du solltest dich öfter so aufstylen, dann wirst du Miyavi noch umpolen. Beinahe wäre er dich angesprungen. Nur deshalb ist der so früh abgehauen, glaub’ mir.“ Reita erkannte, dass Ruki ein wenig rot wurde und leise ein „Stimmt doch gar nicht.“ murmelte. Reita wusste nicht, ob Uruha Recht hatte, da er nicht wirklich auf Miyavi geachtet hatte, obwohl er es durchaus hätte tun sollen. Jedenfalls hoffte er sehr, dass Uruha die Wahrheit sagte, wobei man sich bei ihm deswegen nie wirklich sicher sein konnte. Es dauerte ganze zehn Minuten, bis sich Uruha und Aoi beruhigt hatten und sie endlich weiterproben könnten… ~ „Reita?“ „Ich warte noch auf Ruki, okay?“ „Du kommst heute nach Hause!“ „Okay.“ Reita sah Kai hinterher, wie er der den Proberaum verließ. Er wandte sich nicht einmal mehr um, schenkte Reita kein Lächeln. Vor zwei Tagen hatte sich etwas verändert. Selbst heute, vor den anderen war Kai kälter gewesen, als sonst. Seine Maske war gerissen, ein wenig. Reita starrte weiterhin auf die Tür. Er musste Kai helfen diese Maske wieder zu flicken, sie durfte nicht reißen, geschweige den bröckeln. Und wenn Kai diese Maske auch noch verlieren würde, dann… Reita wollte nicht daran denken. Schon zu oft, hatte er darüber nachgedacht, was geschehen würde, wenn die anderen erkannten, wie Kai wirklich war. Doch das durfte nicht geschehen dafür musste und würde Reita schon Sorgen. „Ich geh dann auch. Bis morgen, Reita.“ „Warte, Uruha.“ „Hm?“ Trotz Ruki und Miyavi und seinen Problemen mit Kai hatte Reita eines nicht vergessen. „Ich muss dich etwas fragen, Uruha. Es geht um Kai und Yune. Kennen die beiden sich?“ „Woher soll ich das wissen? Du bist Kais Freund.“ Dieselbe Antwort wie bei Ruki. Reita seufzte schwer. „Soweit ich weiß, dürften sich die beiden nicht kennen. Kai jedenfalls hat Yune nie erwähnt. Aber…Er hat einmal im Schlaf Yunes Namens gemurmelt und …ich mache mir einfach Sorgen. Kann sein, dass ich eifersüchtig bin.“, log er. Nein. Eifersüchtig konnte Reita gar nicht werden, dafür kannte er Kai zu gut. Er war Kais Lieblingsspielzeug und er tat, was Kai von ihm verlangte, egal, was es auch war. Für Kai gab es absolut keinen Grund Reita zu betrügen. Auch das hatte Kai ihm nur oft genug vorgehalten. „Keine Angst, Reita. Kai dürfte Yune nicht kennen. Sie haben sich, soweit ich weiß, nie getroffen. Aber wir haben in Kais ersten Tagen hier fast pausenlos von Yune gesprochen. Vielleicht hat Kai von seiner Version von Yune geträumt. Was weiß ich… Aber frag Aoi. Er kennt Kai schon länger als wir und ich glaube er dürfte sogar noch Yunes Nummer haben. Du weißt doch, wie er ist. Er kann einfach mit nichts richtig abschließen. Er kann dir da sicher mehr weiterhelfen.“ Reta nickte. „Eine Frage hätte ich aber noch, Uruha. Wieso hast du Kai aufgenommen?“ Uruha, der Reita bereits den Rücken zugewandt hatte, blieb ruckartig stehen. Reita glaubte sogar zu erkennen, dass er zitterte, doch letztendlich war er sich sicher, dass es nur Einbildung war. Was sollte sich Uruha denn schon aus so einer Frage machen? Doch zur Antwort wandte sich der Leadgitarrist nicht um. „Einerseits hab ich Kai genommen, da Ruki ihn mochte. Du weißt doch, wie der Kleine ist. Er hasst Veränderungen. Er hat Yune noch Monate danach beinahe terrorisiert, weil er ihn wieder zurückhaben wollte. Aber bei Kai, war er sofort dafür, dass er einen doch recht guten Ersatz für Yune bieten konnte. Andererseits kannte Aoi Kai bereits und alles, was Aoi mir erzählt hat, hat ebenfalls dafür gesorgt, dass ich Kai aufgenommen habe und natürlich…“ Uruha verstummte. Er legte den Kopf in den Nacken und seufzte laut. „Alles okay?“ „Ja, ja.“ Uruha winkte ab. „Ich habe mich auch noch bei Kais früherer Band erkundigt. Gibt es sonst noch irgendwelche Fragen?“ „Wieso hast du ihn zum Leader gemacht?“ „Mir war der Job zu anstrengend.“ Uruha wandte sich zu Reita um und grinste. „Jetzt kann ich weitaus mehr und länger feiern.“ Reita schmunzelte ebenfalls. Er verstand. „Ach, Reita. Du solltest nach Ruki sehen. Er kommt einfach nicht von der Toilette zurück. Wir sehen uns dann morgen, bis dann.“ Mit diesen Worten verschwand auch Uruha aus dem Proberaum und Reita war allein. Uruha hatte ihn doch nicht viel weitergebracht. Es lief anscheinend alles darauf hinaus, dass Yune und Kai sich eigentlich gar nicht kennen dürften. Wahrscheinlich hatte Uruha Recht und Kai hatte den Namen nur gemurmelt, weil sie ihn doch öfter ausgesprochen hatten. Trotzdem würde Reita auch noch Aoi besuchen, doch zuvor musste er Ruki… Ruki…? Reita seufzte schwer. Der kleine Vocal war noch immer nicht von der Toilette zurück. Was tat er denn so lange dort. Sofort machte er sich auf den weg um Ruki zu suchen. Vor der Toilettentür hielt er jedoch einmal inne. Was wäre, wenn er Ruki da drinnen mit Miyavi erwischen würde, wenn Uruha tatsächlich Recht gehabt hatte und der Solokünstler jetzt schon seine Finger nicht mehr von dem Sänger lassen könnte…? Mutig öffnete Reita die Tür zur Toilette. Zum Glück hörte er keinerlei Stöhnen. Reita betrat die Toilette und wollte gerade nach Ruki rufen, als er leises Schluchzen vernahm. „Ruki?“ „Hm?“ „Komm raus.“ Tatsächlich öffnete sich eine der Türen und Ruki trat heraus. Seine Schminke war verlaufen und seine Augen rot. Er hatte geweint, schon wieder. Reita umarmte den Kleineren sofort und drückte ihn fest an sich. „Was ist denn los, Ruki? Es ist doch alles gut verlaufen. Du hast wunderschön gesungen und Miyavi ist von deinem Outfit begeistert. Du hast doch gehört, was Uruha gesagt hat.“ „Und wieso hat Miyavi das nicht gemacht?“ Reita brauchte ein paar Sekunden, bis er Rukis Aussage verstand, doch dann strich er Ruki sanft übers Haar. „Was hattest du denn erwartet, dass er dir um den Hals springt, dich küsst und dir ewige Liebe gesteht?“ „Das wäre mir auf jeden Fall lieber gewesen.“, gestand Ruki leise. Reita schüttelte nur den Kopf. „So funktionier das leider nicht. Für die Liebe muss man kämpfen, tagtäglich, selbst wenn sie unerreichbar scheint…“ …denn etwas anderes tat er nicht. „Komm, Ruki. Ich bring dich nach Hause.“ ~ „Kai?“ „Ins Bett! Sofort.“ „Ja…Kai? Ich liebe dich.“ „Halt den Rand, Reita.“ Kapitel 6: falsche Entscheidungen --------------------------------- Reita war sich unsicher. Doch es war der beste, nein, der einzige Plan, den er hatte. Alles andere schien zu unglaubwürdig, zu kitischig und zu…hoch. Miyavi würde all diese Pläne niemals richtig verstehen und so handeln, wie Reita es brauchte. Miyavi war unberechenbar und deshalb gab es keinen Plan, indem man Miyavi mit einbeziehen konnte. Nun stand er also hier, vor Miyavis Proberaum. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er schon seit einer viertel Stunde hier stand. Die Probe würde erst in knapp einer Stunde beginnen, genug Zeit um mit Miyavi zu reden und ihm alles zu erklären. Doch war es wirklich eine gute Idee? Reita glaubte nicht daran, nicht wirklich. Wenn er Miyavi alles gestehen würde, Rukis Gefühle beichten würde, konnte Miyavi eigentlich nur auf zwei Arten reagieren. Entweder, er stand auf, rannte zu Ruki und knutschte ihn bewusstlos, oder… Ja, oder… An das ‚Oder’ wollte Reita nicht einmal denken. Wobei das ‚Oder’ doch wohl eher zutreffen würde. Warum war er dann also hier, wenn er sich so unsicher war? Das konnte er Ruki doch nicht antun. Wenn Miyavi Ruki hassen würde, dann könnte Reita sich das niemals verzeihen. Dann wäre er daran schuld, wenn sämtliche Hoffnungen von Ruki verschwinden würden. Nein. Das konnte er nicht tun. Auch wenn sein Plan anfangs richtig gut geklungen hatte, erst jetzt erkannte Reita, welche Dummheit er begehen würde. Doch dann wurde die Tür geöffnet und Reita starrte in das Gesicht von… Ja, wer war das denn überhaupt? Reita konnte sich nicht erinnern, jemals so einen jungen Mann bei Miyavi gesehen zu haben. Er war sicher auch jünger als Ruki. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er ziemlich höflich. „Ich suche Miyavi.“ Der junge Mann trat ein wenig zur Seite und wandte sich um. „Hey, Miya-san. Hier ist jemand, der dich sehen möchte. So ein komischer Typ mit Band im Gesicht.“ „Reita!“ Und schon kam Miyavi in sein Blickfeld. „Reita. Was machst du den hier?“ „Ich weiß es nicht.“, gestand er. Sollte er seinen Plan umsetzten und womöglich Rukis Leben zerstören? Nein. Am Besten wäre es wohl, wenn er wieder ginge. „Na komm erst einmal rein.“ Und schon hatte Miyavi ihn am Arm gepackt und in den Raum geschleift. Reita konnte sich gar nicht dagegen wehren. Er wurde von Miyavi einfach auf die Couch gedrückt und der Solokünstler setzte sich neben Reita. Der junge Mann, den Reita noch immer nicht kannte, schüttelte nur den Kopf. „Bis morgen, Miyavi.“ „Bis morgen, Teddy-chan.“ Damit verließ besagter Teddy den Raum. „Wer ist das?“, fragte Reita, als Teddy gegangen war. „Das ist Teddyloid. Mein neuer DJ. Er ist wirklich gut, glaub mir.“ Reita starrte noch einmal zur Tür. „Bist du mit ihm zusammen?“ „Du weißt genau, was ich von Schwulen halte.“ „Ich will nicht ein Ja oder ein Nein hören. Also: Bist du mit ihm zusammen und kannst du mir versprechen, dass es die Wahrheit ist?“ Innerlich flehte Reita, dass Miyavi verneinen würde. Natürlich: Wenn Miyavi zustimmen würde, dann wäre immerhin schon ein Problem beseitigt. Immerhin wäre dann gesichert, dass Miyavi doch schwul wäre. Andererseits würde es bedeuten diesem Teddy das Herz zu brechen, ihm Miyavi wegzunehmen und Reita wollte das nicht, nicht wirklich. „Nein. Ich bin nicht mit Teddy zusammen und ich halte nicht viel von Schwulen, das weißt du doch, Reita. Mir gefällt das zwischen dir und Kai noch immer nicht.“ „Nur weil wir schwul sind?“ Miyavi nickte heftig. Wie dumm konnte man eigentlich sein? „Was willst du nun hier, Reita? Es kommt nur selten… nein. Du bist noch niemals freiwillig hier her gekommen und das auch noch ohne die anderen. Was willst du?“ „Dass Ruki glücklich wird.“ Ja. So einfach war das. Mehr wollte er gar nicht. „Und wieso kommst du dann zu mir?“ „Weil er wegen dir nicht glücklich sein kann. Du bist schuld daran, dass er so sehr leidet. Siehst du es denn nicht? Er wird immer ruhiger und verschlossener. Und das Lied gestern hat er lediglich für dich gesunden.“ „Soll das heißen, dass Ruki in mich verliebt ist?“ Und nun? Sollte er lügen, oder sollte er es gestehen? Reita tat nichts. Er sah Miyavi einfach nur an. Natürlich verstand er nicht, was Ruki an Miyavi fand, a er wahrscheinlich würde auch keiner der anderen verstehen, warum er Kai so sehr liebte. Reita sah Miyavi nur fordern an, flehte, dass er nicht jene Worte sagen würde, die Reita erwartete. Und dann seufzte Miyavi schwer. „Ich liebe keine Männer, Reita. Ich mag überhaupt keine Schwule. Selbst das mit dir und Kai ist… ich finde es noch heute einfach nur eklig und das weißt du?“ Reita blieb erst einmal still. Es war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Reita hätte gedacht, dass Miyavi empört aufspringen würde, ihm versichern würde, dass zwischen ihm und Ruki niemals etwas laufen würde. Reita hatte erwartet, dass Miyavi sofort Rukis Herz brechen würde. „Und doch…“, begann Reita zögernd. „Und doch hast du Mayataan oft genug auf der Bühne geküsst.“ „Das war nur Show.“ „Aber es war ein Kuss. Wie wäre es Ruki einmal zu küssen, nur ein einziges Mal. Du weißt sicher wie die Lippen einer Frau schmecken, aber hast du schon einmal…“ „Lass das, Reita.“ Reita verstummte. „Ich würde mir weitaus mehr Sorgen um dich selbst machen.“, fuhr Miyavi schließlich fort. „Betrügst du Kai?“ „Was?“, fuhr Reita ihn an. „Nein! Niemals!“ Das würde er nicht einmal wagen. Außerdem liebte er Kai viel zu sehr. Doch Reita wollte nicht über sich und Kai reden, deshalb stand er auf. Er wusste, dass Miyavi nicht gefallen würde, wenn Reita jetzt einfach abhauen würde, doch Reita wollte sich nicht auf eine Diskussion mit Miyavi einlassen. Es würde nichts bringen. „Ich gehe zur Probe.“, erklärte Reita nur. „Aber ich bitte dich Ruki nichts von unserem Gespräch zu sagen. Bitte, lass ihm vorerst wenigstens ein kleines Fünkchen Hoffnung. Ich will es ihm schonend beibringen.“ „Geht das denn überhaupt schonend?“ „Ich muss es schonend machen. Für Ruki.“ Reita hatte bereits die Klinke in der Hand. Doch noch verließ er den Raum nicht. Ihm lag noch etwas auf der Zunge. Doch der Bassist war sich nicht sicher, ob er Miyavi vorhalten sollte. Letztendlich entschied er sich dafür. Immerhin gab es nichts mehr zu verlieren. „Du weißt ja gar nicht, was dir an Ruki entgeht. Ich bin lediglich ein Freund und ich würde ihn für nichts in der Welt wieder hergeben, glaub mir. Ich würde unsere Freundschaft bist aufs Blut verteidigen. Deshalb will ich, dass er glücklich wird. Du kannst dich glücklich schätzen, Miyavi. Immerhin liebt Ruki dich abgöttisch und ehrlich. Er liebt dich, so wie du bist und nicht den Miyavi, der draußen auf der Bühne steht und den schwulen Musiker mimt. Den Miyavi, den die ganzen Fangirls glauben zu kennen. Nicht, dass du jetzt denkst ich würde Ruki lieben. Ich liebe Kai, offen und ehrlich. Ruki ist lediglich mein bester Freund.“ Reita seufzte schwer. Eigentlich erwartete er sich, dass Miyavi noch etwas sagen würde, doch er blieb still. Deshalb verließ Reita Miyavis Proberaum. ~ Miyavi starrte noch lange auf die Tür. Reitas Worte gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Wie von selbst hallten sie in seinem Kopf und ließen ihn nicht in Ruhe. Der Solokünstler fuhr sich langsam mit dem Daumen über die Lippen. Miyavi musste an die Küsse mit Maya denken. Es war wirklich nur Show gewesen. Nicht, worüber sich Myiavi ernsthaft Gedanken gemacht hatte. Er hatte nichts empfunden, es hatte ihm nicht einmal richtig gefallen. Mayas Lippen waren viel zu rau und überhaupt nicht weich. Und wie es wäre Ruki zu küssen? Miyavi schloss die Augen, dachte an den Kuss mit Maya und stellte sich an seiner statt Ruki vor. Plötzlich bekam der Solokünstler eine Gänsehaut. Er schüttelte sich heftig. Eklig. Es war einfach nur eklig, mehr nicht… ~ „Reita?“ Reita sah auf. „Wir sollten anfangen.“ Der Bassist nickte nur und stand auf. Er hatte einen Fehler gemacht und dafür hasste er sich nur umso mehr. Er hätte nicht zu Miyavi gehen sollen. Eigentlich wäre das Rukis Aufgabe gewesen. Und doch war er andererseits auch froh, dass nicht Ruki zu ihm gegangen war. Ansonsten hätte es dem kleinen Sänger nur das Herz gebrochen. Und genau das war nun Reitas Aufgabe. „Alles okay, Reita?“, vernahm er die besorgte Stimme von Ruki. Doch Reita nickte nur. Er konnte nicht antworten. Wie auch? Er war ein verdammter Idiot. Er war schuld daran, wenn Ruki an seiner Liebe zu Miyavi zu Grunde gehen würde. Reita konzentrierte sich nicht auf die Probe. Er konnte einfach nicht. Sein Blick blieb ständig an Ruki hängen, ob er nun sang oder sich zu ihm gewandet hatte um ihn zu tadeln, da er sich wieder verspielt hatte. Reita war gedanklich einfach nicht anwesend. Im Moment wünschte er sich nichts sehnlicher als die Zeit zurückdrehen zu können und seinen Besuch bei Miyavi ungeschehen zu machen. Nein. Reita musste noch einmal mit Miyavi reden. Er konnte es nicht einfach so zu Ende gehen lassen. Wütend schnallte er sich den Bass ab, ohne den anderen irgendetwas zu erklären. Etwas grob stellte Reita sein Instrument in die dafür vorgesehene Halterung und schritt wütend zur Tür. „Reita! Wo gehst du hin?“, hörte er irgendeine Stimme. Doch als Reita die Tür öffnete sank sein Herz zu Boden. Nein. Miyavi stand vor der Tür. Reita schüttelte leicht den Kopf. Er wollte Miyavi nach draußen drängen und die Tür hinter sich schließen und hoffen…nein, beten, dass keine von ihnen den Solokünstler gesehen hatte. Doch genau in dem Moment, indem er einen Schritt nach vor tat, rief bereits Ruki hinter ihm nach Miyavi. Schnell wandte sich Reita um. Er konnte sehen wie glücklich Ruki war. Wenn er nur wüsste… „Ich möchte mit dir reden, Ruki. Unter vier Augen.“ Sofort wurde Miyavi von Reita am Kragen gepackt. „Das wirst du nicht!“, zischte er bedrohlich, doch Miyavi ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich denke, dass es weitaus schonender ist, wenn ich es ihm sage, Reita.“, flüsterte Miyavi. „Das darfst du nicht. Du kennst Ruki doch gar nicht. Du hast keine Ahnung, was in ihm vorgeht, wie er tickt. Du wirst ihm das Herz brechen. Bitte, Miyavi. Tu das nicht.“ Doch Miyavi blieb kalt. „Kommst du, Ruki?“ „Ja.“ Als Reita sah, wie glücklich Ruki in diesem Moment war, hätte er sich am liebsten vom Dach des nächsten Hauses gestürzt. Was hatte er nur angestellt…? ~ Kai hatte einen Arm um ihn gelegt, doch Reita bezweifelte stark, dass er ihn ernsthaft trösten wollte. Wie lange war Ruki schon weg? Minuten? Oder waren es doch schon Stunden? Immer wieder blickte Reita zur Tür. Irgendetwas in ihm brüllte, dass er endlich aufstehen sollte und Ruki nachlaufen musste. Er musste Miyavi aufhalten. Er sollte es zumindest. Doch Kais Hand wirkte wie ein Gewicht auf seinen Schultern, welches ihn unaufhörlich auf die Couch zurückdrückte. „Kai?“ Anstatt zu Antworten lehnte sich Kai ein wenig zu Reita. Aoi und Uruha waren ein wenig weiter entfernt und zupften auf ihren Gitarren herum. Sie würde Reita und Kai nicht hören, wenn sie leise miteinander sprachen. „Ich habe Angst.“ „Und was sollte ich jetzt tun?“ So abfällig. „Bitte, hilf mir.“ „Das kann ich nicht.“ Reita lehnte sich an Kais Schulter, wollte erneut den Traum von einer glücklichen Beziehung heraufbeschwören, doch es wollte ihm nicht gelingen. Zum ersten Mal beherrschte Kai seine Gedanken nicht. Sonder Ruki… Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Ruki trat ein. Unaufhörlich kullerten Tränen über sein Gesicht. Reita schaffte es Kais bedrückende Hand von seinen Schultern zu stoßen und trat langsam auf Ruki zu. Er wollte ihm alles erklären, wollte ihm helfen, doch Ruki brüllte ihn lediglich an. „Du verdammter Arsch!“ Wütend schlug er Reitas Hände weg. Eigentlich hatte er Ruki umarmen wollen. Er hatte ihn trösten wollen. „Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast? Ich hasse dich, Reita! Du hast es ihm gesagt. Du hast gegen das verstoßen, was du mir gesagt hast, hast ihm einfach gesagt, was ich für ihn empfinde und er hasst mich.“ Mit einer Hand fasste sich Ruki ans Herz. „Kannst du hören, wie es zerbricht? Gefällt dir das? Verreck doch.“ Eine Ohrfeige folgte. Reita hob nicht einmal die Hand, sondern versuchte erneut Ruki zu umarmen. Er wollte es richtig stellen, wobei er daran zweifelte, dass Ruki irgendetwas missverstand. Doch Ruki beachtete ihn nicht weiter. Er wandte sich lediglich um und ging, verschwand wütend aus dem Proberaum. Es dauerte eine ganze Weile bis, Reita seine Stimme wieder fand. „Ruki? Es tut mir Leid.“, flüsterte er nur. Nun wusste er es. Es war definitiv die falsche Entscheidung gewesen mit Miyavi zu reden. ~ Hundertachtundzwanzig. Sollte er es aufgeben? Nein. Das konnte er nicht. Reita vergrub den Kopf in seinen Händen. Er musste Ruki finden, musste mit ihm reden. Er wollte nicht verlieren, wollte die Freundschaft zu Ruki unbedingt aufrechterhalten. Doch er ging nicht ran. Hundertachtundzwanzig Mal hat Reita seinen besten Freund bereits angerufen und kein einziges Mal hatte dieser abgehoben. Es war schrecklich. Und Kai? Kai saß vor ihm und rauchte nun bereits seine sechste Zigarette, was in seinem Kopf vorging wusste Reita nicht, nicht wirklich. Hie und da grinste Kai heimtückisch, aber die meiste Zeit sah er ziemlich mitteilungslos drein. Nun, endlich, erhob er sich und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. „Ich will Sex.“ Interessierte es ihn denn gar nicht, was mit Ruki los was. „Und Ruki?“ „Der ist zäher, als du glaubst. Ich gebe ihm einen Monat, dann ist Miyavi vergessen und alles läuft wieder seinem geregelten Gang und jetzt ab ins Bett.“ Reita erhob sich, das Handy noch fest umklammert, und folgte Kai langsam ins Schlafzimmer. Doch kaum kam er durch die Tür, wurde er bereits von Kai gepackt und auf das Bett gedrückt. Das Handy fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Boden. Kai setzte sich sofort auf Reitas Hüften und zog ihm das Shirt über den Kopf. Wie es der Zufall so wollte, klingelte genau in diesem Moment Reitas Handy. Reita konnte zwar nicht sehen, wer es war, da das Handy verkehrt herum lag, doch er nahm an, dass es Ruki war. Es musste einfach Ruki sein. Reita wollte Kai von sich drücken, wollte ihn wegstoßen und abheben. Er wollte mit Ruki reden, wollte sich bei ihm entschuldigen, wollte Rukis Freundschaft nicht verlieren. „Du hebst nicht ab!“ Was? Reitas Augen weiteten sich. Er war schlicht und einfach sprachlos. Das, was Kai da von ihm verlangte konnte er einfach nicht tun. Es wäre Verrat. Verrat an der Freundschaft, die er an Ruki so sehr schätzte. Deshalb legte Reita seine Hände an Kais Brust und wollte ihn von sich schieben. „Du wirst nicht abheben, Reita, oder ich zerstöre die Band. Du weißt, dass das in meiner Macht liegt.“ Wieso? Wieso tat er das? Erfreute sich Kai so sehr daran, wenn Reitas Welt zerbrach, elend verreckte? Das Klingeln erstarb. _____________________ Es tut mir Leid. Eigentlich ist es ja eine Schande das Jahr mit so einem Kapitel abzuschließen, aber Mero wollte unbedingt noch ein Kapitel 2008 Ich wollte es eigentlich erst in der ersten Jännerwoche hochladen…^^“ Aber hiermit wünsch ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr… ^-^ ~neo Kapitel 7: Hoffnungen --------------------- Scheiße! Reita wusste, dass Kai ihn absichtlich so strapaziert hatte. So war er sofort nach dem Sex eingeschlafen, natürlich weiterhin unter Kai. Der Drummer hatte es nicht zugelassen, dass Reita das Bett verlassen konnte. Auch jetzt lag Kai noch auf ihm, schlief jedoch. Reita wagte es nicht ihn zur Seite zu schieben. Wer weiß, vielleicht würde Kai wach werden, noch eine Runde verlangen, dabei wollte Reita doch nur zu seinem Handy. Er wollte wissen, ob es tatsächlich Ruki gewesen war, der ihn angerufen hatte. Er wollte wissen, wie es ihm ging, was Ruki dachte. Doch er hatte Angst, dass Kai aufwachen würde. Sehnsüchtig drehte er den Kopf und sah zu dem kleinen Teil, das noch immer am Boden des Schlafzimmers lag. „Ich bezweifle, dass es Ruki war.“ Kai war anscheinend doch schon wach. „Wieso?“ „Ich würde meinen besten Freund nicht anrufen, wenn er daran schuld ist, dass mein Herz gebrochen wurde und sollte er tausendmal anrufen.“ Reita blieb still. Trotzdem. Er wollte auf Nummer sicher gehen und sollte es tatsächlich Ruki gewesen sein, dann würde Reita nicht eher aufgeben, bis er ihn gefunden und sich bei ihm entschuldigt hatte. Langsam rollte sich Kai zur Seite und Reita sprang vom Bett. Sofort griff er nach seinem Handy und als er sah, wer ihn angerufen hatte wusste er nicht, ob er erleichtert, enttäuscht oder wütend sein sollte. „Und?“ „Es war Miyavi.“ „Ich hab dir doch gesagt, dass es nicht Ruki war. Der wird wahrscheinlich bei Kyo sein.“ Reita wandte sich ruckartig zu Kai. Warum…? Woher…? „Wenn der Kleine nicht an deinem Rockzipfel hängt, dann ist er doch immer bei Kyo.“ Ja. Kai hatte Recht und Reita schämte sich. Warum hatte er nicht sofort daran gedacht? Ruki konnte nur bei Kyo sein. Sofort stand Reita auf und suchte sich seine Sachen zusammen. Erstaunlicherweise machte Kai keinerlei Anstalten ihn aufzuhalten, sondern blieb einfach nur im Bett liegen. Kurz bevor Reita gehen wollte, ging er noch einmal ins Schlafzimmer. „Kai?“ „Was?“, kam die schroffe Antwort. „Wieso hast du mir das gesagt? Wieso hast du mir gesagt, dass Ruki bei Kyo ist?“ Ja, wieso hat er das getan? Reita hätte es Kai gar nicht zugetraut. War es doch wieder…anders? „Das geht dich einen Scheißdreck an.“ Einen Moment lang überlegte Reita, ob er noch einmal nachfragen sollte, doch er entschied sich dagegen. Wer wusste schon, auf welche Ideen er Kai dadurch nur bringen würde. „Bis später.“, meinte er nur und verließ eilig die Wohnung. ~ „Kannst du bitte aufhören so laut zu heulen, ich will den Film fertig ansehen.“ „Du bist herzlos Kyo.“ „Falsch. Ich wäre herzlos, wenn ich dich draußen vor der Tür hätte liegen lassen, aber jetzt bist du hier drinnen, in meiner warmen Wohnung und das einzige, was ich will ist, diesem Film fertig anzusehen, ohne, dass ich ständig dein Geheule hören muss.“ Ruki putze sich die Nase und blickte traurig zu Boden. Irgendwie hatte Kyo ja Recht. Immerhin war er zu ihm gekommen. Ruki wusste nur noch, dass er gestern eigentlich nach Hause gehen wollte, sich aber spontan dazu entschieden hatte hier her zukommen. Zu Hause hätte wahrscheinlich sowieso nur Reita auf ihn gewartet und mit Reita zu reden war das Letzte, das Ruki wollte. Eigentlich wollte Ruki nur seine Ruhe haben und er konnte sicher sein, dass er sie hier bekam. Kyo sah noch immer diesen komischen Film. Ruki hatte schon nach den ersten fünf Minuten aufgehört sich darauf zu konzentrieren. Seine Gedanken waren einfach…wichtiger. „Hundertachtundzwanzig.“ „Was?“ Ruki wandte sich verwirrt zu Kyo. Was hatte diese komische Zahl zu bedeuten. „Er hat dich schon hundertachtundzwanzig Mal angerufen. Willst du nicht irgendwann zurückrufen?“ Wer? Ach ja. Reita. Ruki schüttelte nur den Kopf. „Dann stell dein Handy wenigstens auf lautlos. Ich kann diese idiotische Melodie schon nicht mehr hören.“ Ruki tat wie geheißen. „Darf ich wenigstens erfahren, warum du meine Bude vollheulst?“ Wieso war Kyo plötzlich so redefreudig? Ruki warf einen Blick zum Fernseher. Der Film war bereits vorbei. Zaghaft begann Ruki zu erzählen. Er erzählte von Miyavi und er erzählte wie sehr er ihn liebte. Außerdem berichtete Ruki von Reita und seinen Versprechungen, alles zu tun, damit sich Miyavi in Ruki verliebte und letztendlich kam er zu Reitas…Verrat. Mehr war es doch gar nicht. Hinterrücks war Reita zu Miyavi gegangen und hatte ihm von Ruki erzählt. Als Ruki geendet hatte, sah er Kyo erwartungsvoll an. Bisher hatte er noch nie mit Kyo über solche private Dinge gesprochen. Wie würde er wohl reagieren. „Aus diesem Grund bin ich gegen solch innige Männerfreundschaften.“ „Was?“ „Irgendwann verliert man den Blick für die Freundschaft und nutzt den Freund für die eigenen Probleme und als Sündenbock und übersieht, dass der Freund eigentlich auch ziemlich Dreck am Stecken hat.“ Ruki verstand nicht. „Du kannst übrigens nicht ewig hier bleiben, Ruki. Spätestens morgen Abend werfe ich dich raus.“ So…direkt. Aber es half nichts. Kyo war nicht Reita und Reita war es, den Ruki jetzt brauchte…irgendwie. Reita konnte richtig zuhören, konnte die richtigen Ratschläge geben. Aber Ruki konnte ihn nicht anrufen. Wie auch…? Plötzlich klingelte es an der Tür. Kyo wollte gerade seufzend aufstehen, als Ruki ihm am Arm packte. „Bitte. Wenn es Reita ist, dann schicke ihn weg.“ „Das ist immer noch meine Wohnung und ich mache mit meinem Besuch, was ich will.“ „Kyo!“ Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen zu Kyo zu gehen. Kyo sagte nichts weiter, sondern schlenderte zur Tür um diese zu öffnen. Ruki schlang die Arme um seinen Körper. Er fühlte sich hilflos, fühlte sich allein. Er sehnte sich nach Reita. Bisher hatte der Bassist es immer geschafft ihn zu trösten, ihm zu helfen. Doch jetzt war das unmöglich. „Was willst du hier?“, hörte Ruki die schroffe Stimme von Kyo. „Man hat mir gesagt, dass er hier ist.“ Ruki wandte sich schockiert um. Das war nicht Reitas Stimme gewesen. „Komm rein.“, bat Kyo nur. Ruki hörte nur noch, wie die Tür wieder geschlossen wurde und schon sah er ihn. Miyavi. Miyavi war zu ihm gekommen, aber …warum? Ohne auf Kyo zu achten, kam Miyavi direkt auf Ruki zu und setzte sich neben ihm. Ruki fühlte sich unwohl. Er rückte ein wenig von Miyavi weg, obwohl sein Herz damit ganz und gar nicht einverstanden war. Es wollte das genaue Gegenteil. Eigentlich wollte Ruki sich in Miyavis Arme werfen, seine Nähe, seine Wärme spüren. Doch gestern hatte Miyavi ihm klar gemacht, dass er so etwas nicht wollte. Er hasste es, hasste Schwule. „Ruki…“ „Halt den Rand. Warum bist du hier? Um mir erneut das Herz zu brechen? Darauf hab ich keine Lust. Dann kannst du wieder gehen.“ „Ich habe von deinem Streit mit Reita gehört. Und es tut mir Leid daran schuld zu sein, ehrlich. Das, was passiert ist, wollte ich eigentlich um jeden Preis verhindern.“ Ruki war verwirrt. Doch er sah Miyavi nicht an, wandte den Kopf und starrte auf die Wand. Sie war sowieso viel interessanter als Miyavi und sie könnte ihn nicht das Herz brechen. „Ruki, hör mir bitte zu.“ „Du hast doch schon alles gesagt.“, murrte Ruki wütend. „Hab ich nicht. Eigentlich hat Reita nicht direkt gesagt, dass du mich liebst. Ich habe es aus seinen Bemerkungen geschlossen. Ich habe ihm, genauso wie dir, erklärt, dass ich dich nicht liebe, aber ich wünsche mir, dass du irgendwann glücklich bist, Ruki, wirklich. Du wirst schon jemanden finden, glaub mir.“ Ruki drängte die aufkommenden Tränen zurück. Woher wollte Miyavi das denn wissen? Er wusste gar nichts. Er wusste nicht, wie Ruki sich im Moment fühlte und sein Auftauchen hier machte alles nur noch Schlimmer. „Ich will nicht daran schuld sein, dass die Freundschaft zwischen Reita und dir zerbricht.“ „Es ist Reita Schuld.“ „Das ist es nicht, Ruki, glaub mir.“ Ruki glaubte ihm nicht, konnte ihm gar nicht glauben. Natürlich war Reita schuld. Immerhin hatte er Ruki verraten, ihn verarscht. „Von dem ganzen Scheiß hier krieg ich Hunger. Ich bin in der Küche.“, meinte Kyo nur und verschwand. Ruki war sichtlich froh darüber, dass Kyo ging. Er wusste nicht, ob Kyo dazu neigte Klatsch auszuplaudern, doch es war ihm wirklich wohler dabei, wenn er nicht hier war. „Was willst du hier, Miyavi?“, fragte Ruki erneut. „Ich will die Freundschaft zwischen dir und Reita retten. Weist du eigentlich, wie viel Reita deine Freundschaft bedeutet. Er hat es mir erklärt und es sah so aus, als wäre ihm diese Freundschaft wichtiger als die Band, wenn nicht sogar wichtiger als Kai. Für mich hat es jedenfalls so ausgesehen.“ „Reita ist nicht in mich verliebt, falls du das denkst. Ich kenne ihn schon länger, als irgendjemand anders und ich weiß, wie er aussieht, wenn er verliebt ist.“ „Weißt du auch, wie er aussieht, wenn er leidet?“ „Was?“ „War nur ein Gedanke, tut mir Leid. Rede ruhig weiter, wenn es noch etwas zu sagen gibt. Ruki blieb still. Eigentlich wollte er noch einiges sagen. Er wollte Miyavi vorhalten, dass er Reita bisher immer vertraut hatte und so weiter. Doch Miyavis Aussage gab ihm doch zu denken. Reita litt? Nein. Ruki hätte es doch bestimmt mitbekommen. Außerdem hatte Reita ihm doch erst vor kurzem versichert, dass mit ihm und Kai alles in Ordnung war. „Warum denkst du, dass Reita leidet?“, fragte Ruki schließlich nach. All seine Probleme wegen Miyavi waren für einen Augenblick vergessen. Die bedingungslose Freundschaft nahm Ruki vollkommen ein. „Er sah ziemlich traurig aus, als er bei mir war und er hat eure Freundschaft ziemlich verteidigt. Er meinte – indirekt -, dass ich ein Arschloch wäre, da mir allein schon bei deiner Freundschaft etwas entginge. Aber deshalb bin ich nicht hier. Ich will zwischen dir und Reita alles wieder in Ordnung bringen…und zwischen uns auch.“ „Zwischen uns gibt es nichts zu regeln.“, fuhr Ruki ihn schroffer an, als gewollt. „Oh doch.“ „Ich will, dass du gehst Miyavi.“ Ruki wollte nicht mit ihm reden, er wollte nichts klären. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben, in Ruhe Miyavi hinterher trauern und Reita verfluchen. Das war alles, was er wollte. „Du kannst mich nicht aus Kyos Wohnung werfen.“, bemerkte Miyavi richtig. „Kyo! Wirf Miyavi aus deiner Wohnung!“, rief Ruki nach dem Sänger von Dir en grey. „Solange er mich nicht nervt, kann er bleiben.“, kam es aus der Küche und Ruki konnte Kyos Grinsen förmlich sehen. Dieser Idiot. Es war definitiv falsch gewesen zu Kyo zu kommen. „Siehst du. Kyo-chan ist auf meiner Seite.“ „RAUS!“ Ruki konnte gar nicht so schnell sehen, war Kyo auch schon wieder im Wohnzimmer erschienen und sah sehr wütend aus. Er stapfte auf Miyavi zu, packte ihn am Kragen und zog ihn auf. „Ich will, dass du meine Wohnung verlässt, sofort!“ Ruki konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Doch zu früh gefreut. Kaum machte Miyavi Anstalten die Wohnung zu verlassen, wandte sich Kyo an Ruki, den er ebenfalls aufzerrte und sofort zur Tür schleifte. „Ruki! Ich kann dich wirklich gut leiden, Kleiner, aber ich hasse es, wenn du Idioten zu mir anschleppst oder bei mir übernachten willst. Deshalb werfe ich dich raus. Geh doch zu Reita, oder zu Aoi oder zu Uruha. Die lassen dich sicher bei ihnen wohnen. Ich nicht! Ich habe Besseres zu tun, als mich um deine Probleme zu kümmern, denn nicht nur du hast Probleme, kapiert? Und nun verschwinde.“ Ruki konnte gar nicht so schnell sehen, stand er schon vor Kyos Wohnungstür. Der Vocal warf ihm noch Jacke und Schuhe entgegen, warf die Tür zu und verriegelte von Innen. Ruki war schlicht und einfach…verwirrt. Kyo hatte ihn rausgeworfen. Einfach so. Doch das, was Ruki weitaus mehr bewegte, waren Kyos Worte gewesen. Nicht nur er hatte Probleme. Ruki biss sich auf die Unterlippe. Irgendwie musste er nun wieder an Reita denken. Wie konnte er sich nur jemals mit Reitas Antwort zufrieden gegeben haben. Natürlich plagte auch Reita etwas, das war Ruki klar. Doch Miyavi und seine Liebe zu ihm hatte ihn so verblendet… „Ruki!“ Der Sänger wandte sich um und sah Reita, der gerade die Stufen heraufkam. Ruki stürmte auf seinen besten Freund zu und umarmte ihn stürmisch. „Reita! Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid.“ „Mir auch, Kleiner.“ „Gruppenkuscheln.“ Als Miyavi ihn umarmte, breitete sich eine Gänsehaut auf Ruki auf. Kurz war er versucht sich herumzudrehen und Miyavi zum umarmen, Reita vollkommen links liegen zu lassen. Doch Ruki wusste, dass es falsch war. „Soll ich ihn die Stufen runterschubsen?“, flüstere Reita sanft. „Nein. Ist schon okay.“, antwortete Ruki nur. Doch innerlich tat es weh. Die Erkenntnis, zusammen mit der Nähe von Miyavi. Es passte nicht zusammen, schmerze viel zu sehr. Miyavi war verloren, das hatte Ruki erkannt. „Miyavi?“, hörte Ruki Reitas Stimme. „Hm?“ „Du und Kai, ihr seid doch ziemlich gute Freunde, nicht? Hat Kai irgendwann einmal Yune erwähnt? So ganz nebenbei, zufällig?“ „Nö. Kai kennt Yune doch gar nicht, oder?“ Ruki hörte, wie Reita schwer seufzte und Ruki sofort an der Hand packte. Noch bevor Ruki danach fragen konnte, schleifte Reita ihn zu den Stiegen. Der Sänger bemerkte, dass er auch Miyavi an der Hand hielt und mitzog. „Wenigstens ihr sollt glücklich sein.“, hörte Ruki Reita noch nuscheln. Was meinte er damit? Kapitel 8: Wenigstens ihr sollt glücklich sein... ------------------------------------------------- Reita versperrte die Tür. Keiner von den beiden sollte Rukis Wohnung verlassen, bevor sie nicht so einiges geklärt hatten. Und dafür würde er schon noch sorgen. Ruki und Miyavi schickte er ins Wohnzimmer, während er sich kurz in die Küche verschanzte. Er brauchte eine Bestätigung. Er wollte keinen Fehler machen. Deshalb kramte er sein Handy heraus und wählte die vor kurzem bekommene Nummer. „Moshi moshi.“ „Hier ist Reita?“, antwortete er nur. „Und? Hast du Miyavi schon bekehrt?“ Reita schmunzelte leicht. „Nein. Ich wollte eigentlich nur auf Nummer sicher gehen. Bist du dir auch wirklich sicher, bei dem, was du mir erzählt hast? Bitte, Teddy. Kannst du schwören, dass es die Wahrheit ist. Ich will keine Fehler machen. Ich will Ruki nicht schon wieder verletzen. Und das ist die einzige Chance. Ich will, dass er glücklich ist.“ „Keine Angst, Reita. Miyavi hat es mir selbst erzählt. In leicht angeheitertem Zustand zwar, aber es kam aus seinem Mund und es hörte sich wirklich echt an. Ich drücke dir jedenfalls beide Daumen, dass es funktioniert.“ „Danke.“ „Rufst du mich später wieder an? Ich will wissen, wie es mit den beiden ausgegangen ist, okay?“ „Ja. Bis bald, Teddy.“ „Bis bald.“ Es war purer Zufall gewesen, dass Reita Teddyloid vor Miyavis Wohnung gefunden hatte. Eigentlich hatte Reita Miyavi mit zu Kyo schleppen wollten und ihn und Ruki dazu zwingen wollen, endlich Klartext zu reden, alles zu bereinigen, sodass sie wenigstens Freunde werden könnten. Denn aus Freundschaft konnte doch auch Liebe entstehen. Nun, jedenfalls war er Tedddyloid begegnet und etwas Besseres hätte ihm gar nicht passieren können. Reita lächelte und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Ruki und Miyavi saßen beide auf der Couch, jedoch ziemlich weit voneinander entfernt. Reita setzte sich auf einen Couchsessel. „Wollt ihr euch ewig anschweigen?“ „Ja.“, kam es von Ruki. „Ich nicht. Ich will mit dir reden, Ruki, glaub mir. Ich will, dass wir wieder Freunde sind.“ „Das geht nicht, kapierst du das nicht? Ich liebe dich. Ich kann dich nicht wieder einfach so als Freund betrachten. Immer, wenn ich dich sehe, muss ich daran denken, wie es wäre mit dir zusammen zu sein, wie es wäre, dich zu umarmen und zu wissen, dass du mich auch liebst. So lange ich dich noch liebe, können wir keine Freunde sein. Verschwinde einfach, okay.“ „Reita hat den Schlüssel.“ „Reita.“ Reita sah zwischen den beiden hin und her. Letztendlich blieb sein Blick bei Ruki hängen. Ruki sah ihn fordernd an. Reita wusste, dass er wollte, dass er Miyavi hinauswarf, doch das konnte er einfach nicht. Noch nicht. Schließlich wandte sich Reita an Miyavi. „Ich habe eine Bitte an dich. Eine einzige. Küss Ruki. Nur einmal. Ein kurzer Kuss, so wie du es immer auf der Bühne machst. Tu es, als wäre es nur Show, aber ich bitte dich inständig, Miyavi. Du hast etwas gut bei mir, das verspreche ich. Egal, um was du mich auch bittest, ich werde es tun.“ „Du bist verrückt.“ Miyavi schüttelte den Kopf. „Was soll das? Warum sollte ich Ruki küssen? Glaubst du wirklich, dass ich mich nur wegen diesem Kuss in ihn verliebe?“ „Nein. Das funktioniert nicht.“ „Warum verlangst du es dann von mir?“ Reita sah Miyavi direkt in die Augen. „Gegen eine Show hattest du bisher doch nie etwas. Mayataan hast du oft geküsst, mit dem Argument, dass es nur Show war. Wieso fällt es dir bei Ruki also so schwer?“ „Tut es nicht!“ „Beweise es.“ Miyavi rutsche grummelnd zu Ruki legte zwei Finger und sein Kinn und zwang Ruki somit zu ihm aufzusehen. Reita beobachtete die beiden genau. Ein Anfang. Es sollte nur ein Anfang sein. Sanft lächelnd beobachtete Reita, wie Miyavi sich langsam zu Ruki beugte und seine Lippen mit denen des Sängers verschloss. Fast gleichzeitig konnte er Ruki seufzten hören. Ein Anfang. Reita hoffte, dass es ein Anfang war. Er erkannte sogar, dass Ruki den Kuss erwiderte und als nach einigen Sekunden keiner von beiden bereite war den Kuss wieder zu lösen, grinste Reita siegessicher. Es dauerte eine ganze Weile, bis Miyavi den Kuss schließlich löste. „Zufrieden?“, fauchte er Reita an und dieser nickte nur. „Kann ich jetzt gehen?“ Reita sah kurz zu Ruki. Dieser sah ziemlich zufrieden aus und wusste Miyavis Nähe zu genießen. Zaghaft und schüchtern kuschelte er sich ein wenig an den Solokünstler. Dieser schien Rukis Nähe fast gar nicht wahrzunehmen. Reita schüttelte jedoch auf Miyavis Frag hin nur den Kopf. „Zuerst will ich wissen, warum du uns alle anlügst.“ „Was? Ich lüge nicht!“, gar Miyavi wütend zurück. Reita war entschlossen Miyavi zur Rede zu stellen. Er wollte es nicht nur von Teddyloid hören. Er wollte, dass Miyavi es selbst bestätigte. „Doch.“, begann Reita schließlich. „Ich war bei dir, Miyavi. Ich wollte dich mit zu Kyo nehmen, dich dazu zwingen mit Ruki zu reden und alles zu klären. Doch du warst nicht zu Hause. Jedenfalls habe ich dort Teddy getroffen. Er ist übrigens sehr nett. Ich habe mit ihm geredet, habe ihn gefragt, wo du bist und ihm erklärt, was ich vorhabe. Und Teddy war mehr als zuvorkommend. Er hat mir etwas erzählt. Er sagte, dass du bi seiest.“ „Er lügt!“, schrie Miyavi. Doch Reita erkannte, dass er kurz davor war Panik zu bekommen. Hatte er Angst? Auch Ruki rutsche ein wenig von Miyavi weg. Fast in demselben Augenblick sprang Miyavi auf. „Ich will hier raus.“ Reita nickte nur und kramte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Er bezweifelte, dass es irgendetwas bringen würde, wenn Miyavi noch länger hier bleib. Er würde alles abstreiten, ohne Zweifel. Doch Reita hatte noch ein kleines As im Ärmel. Kaum hatte Miyavi den Schlüssel in der Hand stürmte er aus der Wohnung. Reita stand inzwischen auf und ging zu Ruki. Beschützend nahm er den Vocal in den Arm. „Danke.“, flüsterte Ruki leise „Wofür?“ „Für den Kuss. Er war…schön.“ Sanft begann Reita über Rukis Rücken zu streichen. „Wer, zum Teufel, ist eigentlich dieser Teddy?“ „Er heißt Teddyloid und ist Miyavi neuer DJ. Ziemlich hübsch, aber auch ziemlich jung. Er ist sehr nett. Und Miyavi lügt wirklich. Er ist bi. Teddy hat mir erzählt, dass er und Miyavi zusammen etwas trinken waren, sozusagen zur Einweihung von Teddy in die Band. Miyavi hat etwas über den Durst getrunken…eigentlich hat er ziemlich viel über den Durst getrunken und Teddy schwört, dass Miyavi ihm erzählt hat, dass er eigentlich bi ist. Angeblich hatte Miyavi schon eine Beziehung mit einem Mann, hat es jedoch total versaut. Deshalb wollte er den Teil von ihm, der auf Männer steht, einfach abstellen. Doch das geht nicht. Das bedeutet, dass du eine Chance hast, Ruki.“ „Danke.“ „Das ist noch nicht alles. Ich gebe dir Teddy Nummer. Dann kannst du selbst mit ihm reden, okay? Gib mir dein Handy.“ Ruki löste sich von Reita und holte sein Handy aus der Tasche, um es Reita zu reichen. Währendessen suchte dieser bereits nach Teddys Nummer, damit er sie in Rukis Handy speichern konnte. „Bleibst du heute Nacht hier, Reita?“ Reita ließ sich nichts anmerken, hoffte er jedenfalls. „Tut mir Leid, aber ich kann nicht. Ich habe Kai versprochen nach Hause zu kommen. Glaub mir, ich wäre gerne hier geblieben, aber…“ „Keine Sorge. Ich versteh dich schon.“ Ruki lächelte und Reita fiel ein Stein vom Herzen. Ruki schien ihm zu glauben. Schnell reichte er Ruki das Handy und drückte den Kleinen noch fest an sich. „Ich sollte wieder gehen. Ich bin einfach abgehauen und habe Kai nichts gesagt. Dabei hatte Kai für heute einen besonderen Tag geplant…schon seit Monaten.“ Reita fühlte sich schlecht. Immerhin log er seinen besten Freund an, doch es war notwenig. Er wollte Ruki nicht mit der Wahrheit verletzen. „Dann genießt den Tag. Ano…Reita? Verzeihst du mir?“ „Hab ich schon. Und ruf Teddy auf jeden Fall an.“ „Sobald du die Tür hinter dir geschlossen hast.“ Reita lächelte glücklich. „Ich werde mir etwas für dich und Miyavi überlegen, okay?“ „Danke.“ Reita wollte gerade durch die Tür gehen, als er Rukis Stimme erneut hörte „Bist du glücklich?“ „Was?“, fragte Reita und wandte sich noch einmal um. Er hoffte sich verhört zu haben. So eine Frage passte nicht zu Ruki. Ahnte er etwas? Das konnte doch nicht sein. Reita gab sich doch so viel Mühe, damit niemand etwas bemerkte. „Bist du glücklich, Reita? Bist du glücklich mit Kai? Irgendwie siehst du nämlich nicht wirklich glücklich aus.“ Reita fühlte sich ertappt. Einen Moment lang glaubte er, Ruki würde es wissen, verwarf den Gedanken sofort wieder. Nein. Er konnte es gar nicht wissen. Ansonsten würde er Reita nicht gehen lassen, würde ihn nicht zurück zu Kai gehen lassen. Deshalb versuchte Reita es mit einem Lächeln zu überspielen. Ruki durfte nichts erfahren. „Natürlich bin ich glücklich. Das, was zwischen dir und Miyavi ist, gibt mir nur zu denken. Ich möchte euch beiden unbedingt helfen, verstehst du. Ich bin nicht traurig. Nur nachdenklich.“ „Verstehe. Dann bin ich beruhigt. Bis morgen, Reita.“ „Bis morgen.“ Reita verabschiedete sich schnell. Er konnte es irgendwie gar nicht erwarten Rukis Wohnung zu verlassen, obwohl er sich bisher so wohl darin gefühlt hatte. Als er endlich die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte er sich gegen Rukis Wohnungstür. Noch war nicht alles verloren. Noch bestand die Chance für Ruki und für Miyavi glücklich zu werden, auch wenn Miyavi es abstritt. Reita würde schon dafür sorgen, dass sie ihr Glück bekamen. Doch sofort drifteten seine Gedanken wieder zu Kai. Er wollte nicht nach Hause. Noch nicht. Außerdem gab es noch eine Sache, die es zu regeln galt. Yune. Doch dieser konnte bis morgen warten. Reita wollte eine Pause, wollte sich ausruhen. Er wollte seine Sorgen für einen Moment lang vergessen und einfach nur allein sein. Irgendwo hier in der Nähe musste es doch ein Cafe geben. ~ Ruki war unschlüssig. Er hatte das Handy vor sich und betrachtete Teddys Nummer. Sollte er wirklich? Sollte er ihn anrufen? Er hatte zu Reita gesagt, dass er ihn anrufen würde, sobald der Bassist die Tür hinter sich geschlossen hatte. Doch inzwischen waren bereits zehn Minuten vergangen, ohne, dass Ruki Teddy angerufen hatte. Der Vocal atmete tief durch und drückte den Knopf auf dem Handy um Teddy anzurufen. Nur zögerlich hielt er das Handy ans Ohr. Würde es öfter als zehnmal läuten, würde Ruki wieder auflegen, ganz sicher. Viermal…Fünfmal…Sechsmal… „Moshi, moshi?“ Stille. Ruki war sich noch immer unsicher. Sollte er wirklich… „Ano…Ist da jemand?“ „Ja.“, entfuhr es Ruki. „Und wer?“ „Ruki. Hier ist Ruki. Ano…Reita hat mir deine Nummer gegeben. Er meinte…“ „Natürlich.“, unterbrach Teddy ihn. „Ich weiß wer Sie sind. Reita hat mir von Ihnen erzählt, Ruki-san. Es freut mich sehr, dass Sie mich anrufen. Reita dürfte Ihnen von Miyavis Geheimnis erzählt haben, oder? Ano…Ich will euch helfen. Ihnen und Miyavi. Sie müssen wissen... Als er mir in angetrunkenem Zustand davon erzählt hat, wirkte er irgendwie…glücklich. Er schien endlich wirklich er selbst sein zu können. Und ich bin mir sicher, dass Sie es schaffen, dass Miyavi wieder so glücklich wird.“ Ruki war überrumpelt. „D…Danke.“, stotterte er nur. „Erzählen Sie mir etwas von Ihnen und ich bringe Miyavi dazu Ihnen zu verfallen.“ „Was soll ich dir denn erzählen. Außerdem ist es mir unangenehm. Via Telefon mit einem Unbekannten… Ich würde dich viel lieber vor mir sehen.“ „Erm…Kann ich vorbeikommen?“ Zwei Sekunden. Irgendwie brauchte Ruki nur zwei Sekunden um zu überlegen. „Natürlich…“ Kapitel 9: Miyavis wahres Ich? ------------------------------ Ruki war doch tatsächlich nervös. Er konnte sich nicht wirklich erklären warum. Nun ja. Er kannte besagten Teddy so gut wie gar nicht und jetzt kam Miyavis neuer DJ ihn sogar besuchen. Erst viel später war Ruki die Idee gekommen, dass sie sich eigentlich auch in einem Cafe hätten treffen können. Ruki verfluchte sich für diese Dummheit. In seinen Gedanken stellte er sich alle möglichen Teddy-Variationen vor. Immerhin arbeitete er mit Miyavi und Miyavis bisherige Arbeitskollegen waren alle etwas verrückt gewesen. Ruki erinnerte sich noch allzu gut an Maya. Er und Miyavi waren beide mehr als nur verrückt gewesen. Ruki saß auf der Couch und seufzte schwer. Sein bisher wohl glaubwürdigster Teddy-Verschnitt war ein junger Mann, etwas jünger als Ruki, mit schwarz-roten abstehenden Haaren und ziemlich bunten Klamotten, in etwa so, wie Miyavi sie immer trug. So konnte sich Ruki Teddloid eben am Besten vorstellen. Und dann klingelte es. Ruki erschrak, sprang auf und hastete zur Tür. Als er jedoch die Klinke bereits in der Hand hatte, stockte er noch einmal. Was, wenn Teddy doch ganz anders war, als Miyavi? Es war zum Verrücktwerden. Als es erneut klingelte, wurde Ruki aus seinen Gedanken gerissen und öffnete die Tür. Und was er dort sah, ließ ihn erst einmal stocken. Der junge Mann – und er war definitiv jünger als Ruki es sich vorgestellt hatte – lächelte leicht und verbeugte sich. Er sah ganz und gar nicht so aus, wie Ruki es sich vorgestellt hatte. In keinster Weise. „Ich bin Teddyloid.“, stellte sich Teddy vor. „Ja, natürlich…komm rein.“ Ruki trat zur Seite und ließ Teddy eintreten. Stumm beobachtete er den Mann, wie er sich die Schuhe und seine Jacke auszog. Wie alt war er wohl? 23? 22? Ruki wusste es nicht. Er konnte das Alter nicht gut schätzen. Und irgendwie schien Teddy nicht zu Miyavi zu passen. Die gewohnte Verrücktheit fehlte einfach. Ruki führte ihn ins Wohnzimmer und bat ihn platz zu nehmen, während er für beide etwas zu Trinken holte. Ruki wollte gerade die Küche betreten, als er den Kopf noch einmal umwandte und Teddy dabei erwischte, wie er auf Ruki Hintern starrte. Schnell verzog sich Ruki in die Küche. Was fiel diesem kleinen Idioten eigentlich ein? Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen ihn einzuladen. Doch seine Gedanken drifteten recht schnell ab. Immer wieder fragte er sich, wie alt Teddy wohl war und wie er es geschafft hatte in Miyavis Team zu kommen. Er war so ganz anders. Ihm schien die typische Verrücktheit zu fehlen, die bisher noch jeder gehabt hatte, der in Miyavis Band gewesen war. „Ruki-san?“ „Hm?“ „Alles okay bei Ihnen? Sie haben schon seit ganzen zehn Minuten nicht mit mir gesprochen.“ Ruki sah sich um. Er saß im Wohnzimmer, neben Teddy auf dem Sofa und hatte bis eben noch ins Nichts gestarrt. Mit einem Mal kam er sich recht dämlich vor. Da bittet er Teddy hier her zu kommen und ignoriert ihn dann vollkommen. „Es tut mir Leid. Ich…Es ist nur eine unglaubliche Vorstellung, dass du Miyavis neuer DJ bist. Du bist so…jung.“ „Ich bin neunzehn Jahre alt.“ Neunzehn! Ruki riss die Augen auf. Nun gut. So jung hätte er ihn auch wieder nicht geschätzt. „Unglaublich, nicht? Auch Miya-san war erstaunt.“, erklärte er leicht lächelnd. „Aber ich wäre dafür, dass wir nun über Miyavi reden. Deshalb bin ich doch hier, oder? Hat Reita Ihnen schon alles erzählt?“ „Lass diese höfliche Getue.“, bat Ruki. „Dafür habe ich jetzt keinen Nerv, okay.“ „Wie du willst.“ Erstaunlicherweise fiel er Teddy anscheinend gar nicht schwer vom ‚Sie’ auf das ‚Du’ zu wechseln. Aus Erfahrung wusste Ruki, dass es normalerweise ziemlich schwer fiel, also ihm jedenfalls. Doch er ließ diese Tatsache einfach außen vor. „Miyavi ist bi?“, fragte Ruki zögernd nach. Teddy nickte heftig. „Natürlich. Er hat mir alles ganz genau erzählt….“ „Wieso hilft du mir eigentlich so selbstlos?“ Teddy seufzte. „Ich will, dass Miyavi glücklich wird. Wir waren, kurz nachdem ich in die Band aufgenommen wurde, zusammen weg. Miyavi wollte mich betrunken machen, was ihm nicht gelang. Stattdessen war er schon ziemlich bald blau. Er hat mich gefragt, ob ich zufällig schwul wäre und als ich verneinte, begann er mit diese absurde Geschichte zu erzählen. Angeblich war er schon immer bi. Anfangs hatte er es, wie er es meinte ‚anstandshalber’ mit Frauen versucht, was jedoch nicht geklappt hatte und dann hatte er seine wahre Liebe gefunden. Leider konnte ich seinen Namen nicht erfahren. So angeheitert Miyavi auch war, da hat er Dicht gehalten. Aber das, was mir Miyavi über diesen Unbekannten erzählt hat, lässt darauf schließen, dass sie sich wirklich geliebt haben, ehrlich und aufrichtig.“ „Mir ist gar nicht aufgefallen, dass Miyavi irgendwann verliebt war.“, bemerkte Ruki beiläufig. Irgendwie war es komisch. Normalerweise bemerkte sofort die ganze PSC, wenn irgendetwas mit Miyavi nicht stimme. Man wusste genau, wann er traurig oder wütend war. Miyavi ließ seinen Gefühlen immer freien Lauf und versteckte sie nicht. Doch wirkliche Liebe war Ruki bisher nicht aufgefallen. Nicht einmal annähernd. Vielleicht aber war es ihm nicht aufgefallen. Miyavi war doch immer etwas verrückt. „Das wundert mich nicht.“ Ruki sah Teddy fragend an. „Miyavi wollte nicht, dass irgendjemand von ihrer Beziehung wusste. Er wollte sie geheim halten. Eigentlich war es nur für ein paar Wochen geplant gewesen. Aber aus den Wochen wurden Monate und irgendwann wurde Miyavi verlassen. Genaueres hat er mir nicht erzählt. Wahrscheinlich hatte er Schiss davor, dass seine Beziehung von anderen nicht akzeptiert werden würde. Du weißt doch wie er ist. Für die Fans mag es so scheinen, dass er bereit ist Risiken einzugehen, doch in Wirklichkeit hat er Angst davor sich gänzlich gegen das zu wehren, was wir als Selbstverständlich hinnehmen.“ Ruki nickte nur. Zu mehr war er nicht fähig. Gut. Miyavi war bi und der einzige Beweis, den er dafür hatte waren die Worte eines neunzehnjährigen DJs, dem Miyavi, rein zufällig, im betrunkenen Zustand alles offenbart hatte. Wieso, um alles in der Welt, hätte er das tun sollen? Ruki sah Teddyloid misstrauisch an. Er wollte ihn noch nicht so richtig glauben. Und Teddy bemerkte es sofort, zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Reita hat mir erzählt, was du gerade durchmachst. Er klang ziemlich besorgt und als er mir von dir erzählt hat, musste ich an etwas denken, dass mir Miyavi damals erzählt hat.“ „Miyavi hat über mich geredet?“ „Er meinte, du hättest einen geilen Arsch.“ „WAS!“ „Du glaubst ja gar nicht, wie redselig Miyavi ist, wenn er richtig betrunken ist.“ Ruki runzelte die Stirn. „Als du mit mir telefoniert hast, war Miyavi leicht betrunken, zuvor recht angetrunken und jetzt auf einem stark betrunken?“ „Wer sagt, dass Myiavi mit dem Trinken aufgehört hat? Ganz im Gegenteil. Vom vielen Reden bekommt man einen trockenen Mund. Ich wollte ihm immer wieder rein Glas Wasser bestellen, dass er jedoch sofort in etwas Hochprozentiges umbestellt hatte. Es ist nicht leicht mit ihm.“ Ruki nickte. Es klang doch verständlich. „Jedenfalls….“, fuhr Teddyloid unbeirrt fort. „…hat er sich gehörig über sämtliche Band bei der PSC ausgelassen. Keiyuu sei angeblich süß, da er so klein ist. Saga hätte ne komische Nase, Uruha ne verdammt harte Linke und Aois Art Gitarre zu spielen sei angeblich beneidenswert. Jedenfalls wusste er zu jedem etwas und bei dir hat er klipp und klar gesagt, dass du einen geilen Arsch hättest. Eine Weile lang wollte er mir sogar erklären, wie er aussieht und ich gestehe er hat ihn ziemlich gut beschrieben.“ „Hast du mir deshalb vorher auf den Hintern gesehen.“ Mit einem Mal wurde Teddy leicht nervös und spielte mit seinen Fingern. „Ehrlich gesagt schon, ja. Übrigens hat Miyavi vollkommen Recht.“ „D…Danke.“ Ruki war sich nicht sicher, ob er es als Kompliment ansehen sollte. Teddy jedoch gewann sofort seine Selbstsicherheit zurück. „Ich hoffe du hast genug Klamotten, die deinen Allerwertesten zur Geltung bringen.“ Ruki grinste. „Natürlich.“ ~ Nur zögern wählte Miyavi die Nummer. Als er das Handy schließlich an sein Ohr legte, sank mit jedem Tut sein Herz weiter. Würde er abheben? Wahrscheinlich nicht? Wieso sollte er auch? Es war vorbei, war aus zwischen ihnen. „Moshi moshi?“ „Hallo. Ich bin’s.“ „Miyavi? Meine Güte, dass ist Monate her, seit wir das letzte Mal telefoniert haben. Wie geht es dir so?“ „Dasselbe wollte ich dich auch fragen? Bist du glücklich?“ „Natürlich. Es könnte nicht besser sein. In zwei Wochen beginnt unsere nächste Tour und wir fahren sogar nach Europa. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie nervös ich bin. Euorpa. Das wird sicher lustig werden. Warte einen Augenblick. Ich sitze hier gerade mit Reita in einem Cafe. Wir haben uns zufällig getroffen. Ich … Miyavi? Miyavi, bist du noch da?“ Miyavi ließ das Telefon sinken. Sein ehemaliger Freund war glücklich. Miyavi sank ebenfalls zu Boden und schlang die Arme um den Körper. Es war zum Verzweifeln. Er hatte wirklich alles ruiniert… Alles Kapitel 10: Gemütliches Zusammensein? ------------------------------------- Ich muss schon sagen es war sehr amüsant, eure ganzen Vermutungen zu lesen, wer denn nun Miyavis Ex ist ^.^ Vor allem mit den Begründungen. Deshalb ist mir dieses Kapitel irgendwie schneller von der Hand gegangen, einfach, weil ich sehen wollte, was ihr denn nun zu seinem wirklichen Ex sagen werdet. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch ~neo __________________________________________ Reita nickte der Kellnerin leicht lächelnd zu, als sie den Kaffee vor ihm auf den Tisch stellte. Er bezahlte sofort. Es war eine Angewohnheit, die er sich einfach nicht abgewöhnen konnte. Wahrscheinlich gab es ihm einfach Sicherheit. Wenn er plötzlich weg musste, aus irgendwelchen Gründen, dann müsste er nicht auch noch Zeit mit dem Bezahlen vergeuden. Uruha hatte ihn schon oft deswegen getadelt. „Reita? Du wirkst so abwesend?“ „Tut mir Leid.“ Saga schüttelte nur den Kopf und winkte ab. Sie hatten sich zufällig hier getroffen. Kaum hatte Reita das Cafe betreten, war Saga bereits aufgesprungen und hatte ihn zu seinem Tisch gezerrt. Eigentlich war es Reita gar nicht so unangenehm. Es war eine Abwechslung, hier zu sitzen und dann auch noch in Gesellschaft. „Was passiert so bei TheGazettE?“, fragte Saga schließlich, um die Stille zu vertreiben. Reita zuckte nur mit den Schultern. „Nicht viel. Das übliche, eben. Wir proben, planen Lives, geben Konzerte, touren um den halben Globus, kommen zurück, proben, schreiben Songs, proben, und immer so weiter. Das dürfte dir doch bekannt sein, oder?“ „Ach, hör auf damit. Ich kann das schon bald nicht mehr hören.“, wandte Saga nur ein und winkte ab. „Ich meinte eigentlich, was bei euch so privat passiert? Gibt es irgendwelchen Tratsch oder Klatsch, den ich erfahren sollte. Komm schon, Reita. Mir kannst du alles sagen, das weißt du.“ Reita grinste. „Damit du es dann weitererzählen kannst.“ Saga hob sofort die Hände. „Du hast mich erwischt. Ich gebe mich geschlagen. Aber irgendwie passiert im Moment gar nichts. Selbst um Kaggra ist es still. Es scheint so, als würden alle neuerdings ihre Geheimnisse hüten, als wäre es der größte Schatz der Welt. Ich erfahre nichts mehr. Selbst Yasuno erzählt mir nichts mehr. Das ist verdammt langweilig, so ohne Tratsch, den man verbreiten kann.“ Schmollend nahm Saga einen großen Schluck von seinem Kaffee. Reita lächelte nur schwach. Er wusste, wie gerne Saga Klatsch und Tratsch verbreitete und über die neusten Gerüchte diskutierte. Doch inzwischen wussten sämtliche Bands, wie sie verhinderten, dass Saga Gerüchte zu hören bekam. Saga öffnete den Mund und wollte gerade weiter sprechen, als sein Handy zu klingeln begann. Reita beobachtete ihn, wie er, ohne zu sehen wer ihn da anrief, abhob. „Moshi Moshi? Hier beim geilsten Typen in ganz Japan?“ Kurze Stille. „Natürlich wusste ich, dass du es warst. Wie versprochen, hast du einen eigenen Klingelton bekommen. Niemand nervt mich sooft wie du. Was ist los? Hab ich schon wieder irgendeinen Termin versäumt?“ Saga nickte ein paar Mal, bevor er weiter sprach. „Muss das sein? Ich sitze gerade mit Reita in einem Cafe und … Okay, okay. Ich komme ja schon. Mach dir keine sorgen, Leader-sama. Ich bin in zehn, nein, in siebeneinhalb Minuten bei dir, okay? Ja, ja. Ich hab dich auch lieb.“ Saga verdrehte die Augen. „Bis gleich.“ „Tut mir Leid, Reita.“ „Ist schon okay. Es scheint wichtig zu sein.“ „Ist es überhaupt nicht.“, beschwerte sich Saga sofort. „Aber was soll man schon groß dagegen machen. Was der Leader sagt, ist Gesetz. Da hast du es ja ein wenig leichter. Immerhin hast du euren Leader in der Hand. Nun ja. Mach’s Gut, Reita.“ Reita hob nur die Hand. Zu mehr war er nicht fähig. Was wusste Saga schon? Er hatte Kai nicht in der Hand. Ganz im Gegenteil. Kai war es, der ihn in der Hand hielt, der die Fäden zog. Kai war eine weitaus stärkere Persönlichkeit, als die Meisten von ihnen dachten. Wenn sie nur wüssten… Doch sie wussten es nicht und würden es auch niemals erfahren. Jedenfalls nicht von Reita. Er würde schweigen, musste schweigen. Denn sonst würde er ihn verlieren und das war das Letzte, was er wollte. Dafür liebte er Kai einfach zu sehr. „Reita!“ Reita sah auf. „Wir haben uns ja Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Kann ich mich zu dir setzen? Nur einen Augenblick?“ Reita nickte. „Es freut mich dich wieder zu sehen, Mayataan.“ Reita musterte Maya genau. Er hatte sich irgendwie so gut wie gar nicht verändert. Irgendwie strahlte er noch immer eine gewisse Art von Verrücktheit aus. Breit grinsend ließ er sich neben Reita auf einen Stuhl sinken und bestellte sich sofort ebenfalls eine Tasse Kaffee. „Wie geht es dir so, Reita?“ „Ziemlich gut.“ „Ach komm schon…erzähl mir etwas mehr. Wie geht es Miyavi. Er hat sich schon lange nicht mehr bei mir gemeldet und immer, wenn ich anrufe ist er nicht da, oder hat das Handy ausgeschaltet. Wie geht es Ruki und vor allem will ich wissen, wie das mit dir und Kai zustande gekommen ist. Ich habe so viel verpasst.“ Reita versuchte die letzten Worte zu ignorieren. „Miyavi…Er hat sich nicht viel verändert. Er hat jetzt einen neuen DJ. Er ist ziemlich jung. So um die zwanzig, würde ich grob schätzen. Sein Name ist Teddyloid. Als ich Miyavi das letzte Mal gesehen habe ging es ihm…nun ja. Ich kann es schlecht erklären. Er war ein wenig wütend. Und Ruki. Ich denke, dass es Ruki im Moment wieder ziemlich gut gehen sollte. Und wie geht es dir? Was machst du so?“ „Erzähl mir doch zuerst von Kai und dir. Ich…oh! Entschuldige mich kurz.“ Mayas Handy klingelte. Schnell nahm er es aus der Tasche und blickte auf den Display. Seine Miene erheiterte sich sofort. Er legte das Handy sofort an sein Ohr. „Moshi moshi?“ Reita erkannte sofort, dass es voller Erwartungen war. „Miyavi? Meine Güte, dass ist Monate her, seit wir das letzte Mal telefoniert haben. Wie geht es dir so?“ Miyavi? Wieso sollte Miyavi Maya anrufen. Dieser hatte ihm doch gerade erklärt, dass sie schon ziemlich lange nicht mehr miteinander gesprochen hatten und nun, so ganz plötzlich, rief Miyavi Maya an? „Natürlich. Es könnte nicht besser sein. In zwei Wochen beginnt unsere nächste Tour und wir fahren sogar nach Europa. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie nervös ich bin. Europa. Das wird sicher lustig werden. Warte einen Augenblick. Ich sitze hier gerade mit Reita in einem Cafe. Wir haben uns zufällig getroffen. Ich …“ Maya stutze. „Miyavi? Miyavi, bist du noch da? Miyavi?“ Maya schrie schon beinahe ins Telefon, doch Miyavi schien nicht mehr zu reagieren. Maya betrachtete sein Handy und wandte sich dann an Reita. „Es scheint ihm nicht gut zu gehen. Ich…“ „Du warst es!“ Es war eine Erkenntnis. Natürlich. Reita umklammerte die Tasse seines Kaffees fester und starrte Maya unentwegt an. Es war doch so offensichtlich. „Ich war was?“, fragte Maya verwirrt nach. „Du warst Miyavis Freund, hab ich Recht? Ihr beide wart zusammen. Und wegen eines Fehlers von Miyavi hast du ihn verlassen? Dank dir ist er so, wie er ist, oder?“ Maya öffnete einige Male den Mund. Er wollte etwas sagen, doch er wagte es nicht. Immer wieder schloss er ihn erneut und sah, letztendlich beschämt zur Seite. Maya seufzte schwer, konnte Reita jedoch nicht mehr ansehen. Einen Moment lang überlegte Reita, ob er Maya nicht gut zureden sollte, ihm versuchen sollte zu helfen. Doch er entschied sich dagegen. Miyavi und Maya war Vergangenheit. Der, der jetzt zählte, war Ruki. „Ja. Wir wahren zusammen.“, gestand Maya. „Weißt du auch, warum ich ihn verlassen habe?“ Reita nickte. „Muss ich mich deswegen bei dir rechtfertigen?“ Einen Moment überlegte der Bassist, bevor er schließlich den Kopf schüttelte. Nein. Er wollte das nicht von Maya verlangen. Er wusste bereits von Teddyloid welchen Fehler Miyavi begangen hatte und er wollte nicht, dass Maya in diese traurigen Erinnerungen suchte. „Danke. Aber…Darf ich fragen woher du das weißt? Ich glaub kaum, dass Miyavi…“ Er unterbrach sich und sah Reita fordernd an. „Nein. Miyavi hat es nicht gesagt. Nicht direkt. Er war betrunken und hat es seinem neuen DJ gebeichtet und dieser hat es mir erzählt, weil…Ruki. Ruki ist unsterblich in Miyavi verknallt. Und Teddy dürfte ihm gerade alles Nötige erzählen. Ich will Ruki helfen glücklich zu werden.“ Maya sah Reita traurig, aber vor allem mitfühlend an. „Weißt du, Reita. Ich wünsche, dass Ruki und Miyavi glücklich zusammen werden. Ich würde es ihnen beiden gönnen, glaub mir. Aber ich sollte langsam wieder gehen. Ich bin noch mit Aiji verabredet. Wir müssen noch einiges organisieren.“ „Europa?“ Maya nickte nur. „Es hat mich gefreut dich wieder zu sehen, Reita. Ano…Und wegen Miyavi. Falls du Hilfe brauchst, dann ruf mich einfach an. Hast du meine Nummer noch? Warte. Ich schreib sie dir auf.“ Schon hatte Maya eine Serviette genommen und der Kellerin einen Kugelschreiber stibitzt. Schnell kritzelte er einige Zahlen darauf und reichte sie Reita mit einem großen Grinsen im Gesicht. Doch plötzlich schien Maya etwas einzufallen. „Was ist eigentlich noch wissen wollte. Kai und du, ihr seid zusammen. Ano…Bist du glücklich in dieser Beziehung Reita?“ Reita starrte Maya ziemlich verwirrt an. Es war die Frage, die er ihm gestellt hatte. Normalerweise fragte man ihn ‚ob sie beide, er und Kai, glücklich waren. Doch Maya hatte nur nach Reitas Befinden gefragt. Schließlich lächelte Reita aufrichtig und antwortete zum ersten Mal wahrheitsgemäß. „Ja. Ich bin glücklich – irgendwie.“ „Das freu mich. Bis irgendwann.“ Reita winkte Maya noch und als dieser das Cafe verließ, zierte Reitas Gesicht noch immer ein kleines Grinsen. Es hatte gut getan, die Wahrheit zu sagen. Er war glücklich mit Kai – irgendwie, jedenfalls. Schnell kramte Reita nach seinem Handy und speicherte Mayas Nummer. Die Serviette beschloss er trotzdem mitzunehmen. Reita sah auf die Handyuhr und seufzte schwer. Es war an der Zeit zurückzukehren. Zurück, zu Kai. Kapitel 11: Angst oder Hoffnung? -------------------------------- Eigentlich wollte ich das Kapitel ja noch gar nicht hochladen. Aber na ja... ^^“ Das Kapitel widme ich *knuddel* Und ich drück dir für heute ganz fest die Daumen! ___________________________ „Kai?“ Sachte schloss Reita die Tür. Als er sich die Schuhe ausziehen wollte erkannte er, dass ein fremdes Paar im Vorraum stand. Wer war wohl zu Besuch? Viel langsamer als normalerweise zog sich Reita seine Jacke aus, hängte sie an den Kleiderbügel und stellte seine Schuhe neben die Fremden. Irgendetwas stimmte nicht. Kai und Reita bekamen nie Besuch. Kai hatte nie jemanden eingeladen und Reita hatte viel zu viel Angst davor, dass Kai es nicht gut heißen würde, wenn er jemanden einlud. Wieso also war nun jemand hier? Kai konnte sich keine neuen Schuhe gekauft haben. Es war nicht Kais Schuhgröße. Reita stand stumm im Vorzimmer. Irgendwie hatte er Angst. Was würde er tun, wenn er Kai mit einem anderen Mann erwischen würde? In Reita Kopf entstanden Bilder. Er saß Kai und den andern Mann, wie sie auf dem Sofa saßen und Kai sich willig und stöhnend auf ihn bewegte, sich einfach nehmen ließ. Immerhin war Reita nicht mehr als ein Spielzeug, das gab ihm Kai immer wieder zu verstehen. Könnte er es verkraften, wenn er Kai mit jemand anderen sehen würde? Oder würde er vollkommen zerbrechen? Er wagte es nicht ins Wohnzimmer zu gehen. Reita wollte nicht sehen, wer dort war, seine Fantasie reichte ihm vollkommen. Sollte er wieder gehen? Und dann? Reita biss sich auf die Unterlippe. „Reita, wo bleibst du denn?“ „Aoi?“ Schon lugte Aoi ins Vorzimmer und grinste breit. Er winkte Reita zu sich. Dieser warf noch einmal einen kurzen Blick auf die Schuhe und spürte merklich, wie sich sein Herz entspannte. Es war nur Aoi. Doch….warum war er hier. „Was tust du denn hier?“ „Ich war zufällig in der Nähe. Ich dachte mir ich besuche euch zwei, da ich ja so selten hier bin. Eigentlich hatte ich vor euch beide im Schlafzimmer zu überraschen, doch du gönnst mir anscheinend gar nichts.“ Reta schmunzelte leicht. Zusammen mit Aoi ging er ins Wohnzimmer, doch Kai war nicht da. „Kai?“ Reita machte sich tatsächlich Sorgen um ihn. Immerhin hatte er auch nicht geantwortet, als er die Wohnung betreten hatte. „Ich bin in der Küche.“, kam es fröhlich von dem Drummer. Gespielte Fröhlichkeit. „Ich dachte, da Aoi schon hier ist, könnte er doch mit uns zu Abend essen. Du hast doch nichts dagegen, oder?“ „Nein. Es ist okay.“ „Unterhalte Aoi doch ein wenig, während ich hier alles vorbereite. „Okay.“ „Ich hab dich lieb.“ „Ich dich auch, Kai.“ Es war nur geflüstert, doch Reita wusste, dass es für Kai nicht zählte. Es war nicht wahr, war nur gespielt. Reita seufzte schwer und ließ sich zu Aoi auf das Sofa sinken. „So. Und nun erzähl doch, was mit Ruki los ist.“ Reita beäugte Aoi misstrauisch. Wahrscheinlich war der Gitarrist nur deswegen hier her gekommen. Er wollte etwas über Ruki erfahren. Am Telefon wäre es Reita ein Leichtes gewesen Aoi einfach zu ignorieren, oder einfach aufzulegen. Doch hier und jetzt… „Er ist verknallt, mehr brauchst du nicht wissen.“ „In Miyavi, das weiß ich. Aber da gibt es doch bestimmt noch mehr zu erzählen. Habt ihr euch wieder vertragen? Hast du Miyavi verprügelt? Komm schon, Reita. Ich will Einzelheiten.“ „Damit du es danach Uruha verrätst und dieser Ruki damit aufziehen kann. Vergiss es sofort wieder. Ich kenne euch beide besser als ihr glaubt.“ „Dann eben anders.“, begann Aoi breit grinsend. Reita ahnte Schlimmes. Aoi holte einen Zettel hervor und wedelte damit vor Reitas Augen herum. Der Bassist erkannte nur, dass irgendwelche Zahlen darauf geschrieben waren. Eine Nummer? Wie wollte Aoi ihn denn mit einer Nummer erpressen. Der Schwarzhaarige lehnte sich etwas weiter vor und flüsterte nur noch. „Das hier, mein lieber Reita sie Yunes Nummer. Wir alle wissen, dass ich der einzige bin, der sie hat. Uruha hat mir erzählt, dass du mit ihm sprechen willst. Wegen irgendetwas mit Kai, oder? Also. Du erzählst mir, was mit unserem kleinen Sänger los ist und ich gebe dir dafür Yunes Nummer. Anders kommst du an unseren Ex-Drummer nicht ran, glaub mir.“ Reita fluchte leise. Er hoffte, betete innerlich, dass Kai den Namen Yune nicht hören konnte. Hoffentlich war er zu sehr mit dem Kochen beschäftigt und achtete nicht auf Aoi und Reita. Was wäre, wenn er lauschte, wenn er sich insgeheim bereits Gedanken darüber machte, wie er Reita vollkommen zerstören konnte? Sollte er es wagen und für Yunes Nummer Ruki verraten. Reita seufzte schwer. „Also gut. Was willst du wissen?“ „Alles!“ „Das ist nicht wirklich viel. Ruki ist in Miyavi verknallt und du weißt doch, wie Miyavi ist. Er hat selbst jetzt noch Probleme mit Kai und mir. Ja, Ruki und ich haben uns wieder vertragen und im Moment sitz Ruki zu Hause und telefoniert mit Myiavis neuem DJ, um sich so viele Informationen wie nur möglich zu beschaffen, damit er Miyavi zwangsverschwulen kann. Mehr gibt’s nicht.“ Sofort griff Reita nach dem Zettel auf dem Yunes Nummer stand. Aoi zog die Hand nicht weg und kaum hatte Reita den Zettel in der Hand verstaute er ihn in seiner Hosentasche. Er warf Aoi einen leicht wütenden Blick zu. „Glaubst du, der Kleine schafft das?“ „Hä?“ Reita hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet, wenn er ehrlich war. Er war davon überzeugt gewesen, dass Aoi sofort Uruha anrufen würde, oder, dass er aus der Wohnung stürmen würde, um mit Uruha zu reden. Doch damit hatte der Bassist nicht gerechnet. „Ich hoffe es für ihn.“, gestand Reita ehrlich. „Und ich werde ihm dabei helfen.“ Aoi nickte nur. „Ich hoffe es auch. Als Miyavi zur Probe gekommen ist, war Ruki so glücklich. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist … wie dumm, natürlich ist es dir aufgefallen, aber Ruki hat um einiges Besser gesungen. Der Kleine steckt sehr viele von seinen eigenen Gefühlen in seinen Gesang. Man merkt sofort, wenn er schlecht drauf ist und als Miyavi da war, war er seit Wochen wieder wirklich gut. Und er sah ziemlich glücklich aus. Nach der Probe habe ich mit Kai noch ein wenig darüber gesprochen. Er hat nur gesagt, dass du bereits versuchst Ruki zu helfen. Ano…Falls du Hilfe brauchst, für irgendeinen Plan, dann kannst du Uruha und mich ruhig anrufen, okay?“ „Danke, Aoi. Das bedeutet mir wirklich viel.“ „Was willst du eigentlich von ihm?“ Aoi deutete mit einem Nicken auf Reitas Hosentasche, in der sich der Zettel mit Yunes Nummer befand. Doch Reita winkte nur ab. „Es ist eigentlich nicht so wichtig. Es geht um früher, als er noch in der Band war. Und um Kai. Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.“ Reita erkannte, dass Aoi sich damit nicht zufrieden geben wollte. Er öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als Kai aus der Küche kam und breit lächelte. „So, meine Damen. Es ist angerichtet.“ Kapitel 12: Geteiltes Leid schmerzt doppelt ------------------------------------------- Reitas Handy klingelte. Der Bassist warf einen kurzen Blick auf die Uhr. 2 Uhr 36 in der Früh. Welcher Idiot rief ihn um diese Uhrzeit an. Es war nicht Ruki. Seit dem Vorfall mit Kai hatte Reita seinem besten Freund einen eigenen Klingelton gegeben, damit er sofort erkannte, wann der Kleine ihn anrief. Und da es eben nicht Ruki war, beschloss Reita den Anruf einfach zu ignorieren. Er kuschelte sich noch näher an Kai, genoss die seltene Nähe und schlang einen Arm um Kais Körper. Reita schloss die Augen und war bereit wieder in seine Träume über zu gleiten, als Kai die Stimme erhob. „Willst du nicht abheben?“ Reita runzelte verwirrt die Stirn, ohne die Augen zu öffnen. Zuerst verbot Kai ihm abzuheben und nun verlange er es beinahe von Reita. „Nein.“, gestand Reita ehrlich. „Es ist nicht Ruki und jeder andere kann warten.“ Doch Kai schien sich nicht damit zufrieden zu geben. Reita spürte, dass sich Kai aufrichtete und aus seiner Umarmung wand, was Reita nur zum Murren brachte. Scheiß Handy. „Es ist Miyavi.“ „Egal.“ „Moshi Moshi, hier ist Kai.“ Was? Reita öffnete die Augen und setzte sich auf. Kai hatte tatsächlich abgehoben. Kai hörte einige Sekunden lang einfach nur zu, bevor er das Handy an Reita reichte. „Er sagte, dass er sofort mit dir reden müsse und irgendetwas von dreißig Sekunden.“ Reita nahm das Handy nur zögerlich an und blickte weiterhin misstrauisch zu Kai. Es gefiel ihm nicht, was der Drummer tat. „Was ist los, Miyavi.“ Miyavi brüllte ihm entgegen. „Verdammt, Reita, was hast du nur getan. Beweg deinen Arsch hier her. Teddy ist verrückt. Er hat mich ans Bett gefesselt und von zwangsverschwulen gesprochen. Ich liege hier nur in Boxershorts, verdammt und Ruki kommt jeden Moment hier her. Hilf mir, Reita. Ich….“ Miyavi hatte aufgelegt. Wobei Reita eher schätze, dass es Teddy war, der das Gespräch beendet hatte. Einen Moment lang überlegte Reita, ob er sich nicht einfach wieder an Kai kuscheln sollte, doch so langsam wurde er sich dessen bewusst, was Teddyloid da gerade anstellte. Reita schlug die Decke zurück. „Ich muss weg, sonst wird Miyavi vergewaltigt.“ „Warte, ich komme mit.“ Reita erstarrte in seiner Bewegung. Was? Kai wollte mitkommen? Wieso? Reita beobachtete Kai dabei, wie er sich anzog, immer noch unfähig irgendetwas zu tun. Er verstand Kai nicht. Was versprach er sich dabei? „Na los, Reita! Zieh dich an!“ Reita gehorchte. Wenige Minuten später standen sie vor Miyavis Wohnungstür. Sie hatten die Hausmeister wach geklingelt, da sich Reita sicher war, dass Miyavi, beziehungsweise, Teddy, ihnen nicht öffnen würde. Der Hausmeister war ziemlich wütend gewesen, angeblich, da er schon zum Zeiten Mal wach geklingelt worden war und nun wusste Reita auch wieso. „Ruki!“ Erschrocken wandte sich der kleine Sänger um. „Reita! … Kai?“ Auch er war erstaunt darüber Kai hier anzutreffen. Kai legte eine Hand behutsam auf Rukis Schulter und lächelte mitfühlend. Einzig und allein Reita wusste, wie verlogen und falsch es war. „Wie geht es dir, Ruki? Ist alles okay?“ „Es geht.“, gestand der Sänger. „Aber…was tut ihr beide hier?“ „Miyavi hat uns angerufen.“, erklärte Reita ehrlich. „Er meinte er wäre ans Bett gefesselt worden. Von Teddylid. Du hast doch mit ihm telefoniert, oder?“ „Was?“, entfuhr es Ruki. Sofort klopfte er an die Tür und schrie nach Teddy. Er forderte den DJ auf sofort die Tür zur öffnen. Immer wieder hämmerte er mit den Fäusten dagegen, bis sich die Tür tatsächlich öffnete und ihnen ein grinsender Teddyloid entgegenkam. „Hallo Ruki. Du hast aber ganz schön lange gebraucht. Reita? Auch schon da? Und Sie sind?“ „Kai.“ „Oh. Freut mich Sie kennen zu lernen, Kai-san. Kommt doch rein.“ Reita beäugte Teddy misstrauisch. Warum blieb er nur so ruhig. Teddy trat zur Seite und ließ die drei eintreten. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, packte Ruki ihn am Kragen, was ziemlich lustig aussah, da Ruki doch um einiges kleiner war als Teddyloid. „Wieso hast du das getan?“, schrie Ruki. „Du hast doch gesagt…“ „Aber ich hab es nicht so gemeint. Wo ist Miyavi?“ „Im Schlafzimmer.“ „Idiot.“, meinte Ruki nur und stapfte davon. Reita und Kai waren vergessen. Reita wollte Ruki nacheilen, wollte ihnen helfen die Situation aufzuklären, hielt dann jedoch inne. Neugierig wandte er sich zu Teddyloid um, der grinste und Kai und Reita in die Küche bat. Sie folgten ihm stumm. Dort hatte Teddy erstaunlicherweise bereits drei Tassen Kaffee auf den Tisch gestellt und bot Reita und Kai sofort an sich zu setzten. Die beiden kamen der Aufforderung sofort nach. „Du hast doch nicht mit mir gerechnet.“, bemerkte Kai und deutete auf seine Tasse. „Die war eigentlich für Ruki gedacht. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde.“ Reita verstand nicht, welche Möglichkeiten Teddy abgewogen hatte. In seinen Augen schien es nur logisch, dass Ruki sofort zu Miyavi ins Schlafzimmer gestürmt war. Trotzdem wandte er sich zu Teddy. „Was soll das alles hier?“ „Ich wollte Ruki und Miyavi die Gelegenheit geben alleine zu reden und da Miyavi die Angewohnheit hat wegzurennen und niemals still zu sitzen, hab ich ihn überrascht und ans Bett gefesselt, ganz einfach. Du hast doch selbst gesagt, dass die beiden in Ruhe miteinander reden sollten.“ „Das schon, aber nicht so…“ „Und Sie sind Kai-san, der Leader von TheGazettE? Sind die anderen Members anstrengend?“ „Ein wenig.“ Kai lächelte. Reita wandte sich kurz zur Küchentür. Seine Gedanken waren bei Ruki und Miyavi. Er hoffte das Beste…für beide. ~ Ruki schluckte schwer, als er die Tür langsam aufschob. Doch kaum sah er ins Zimmer, brüllte Miyavi ihm entgegen. „Du verdammtes Arschloch, binde mich sofort los. Ich werde dich aus der Band, du Schwein. Was fällt dir ein, mich hier einfach so anzubinden, hast du sie noch alle? Mach mich sofort los!“ Ruki nickte nur und eilte ins Zimmer. Es war etwas verdunkelt, doch als er das Zimmer betrat hörte er, wie Miyavi seinen Namen erstaunt aussprach. Doch Ruki ließ sich davon nicht beirren. Er schritt zum Bett und ließ sich neben Miyavi auf dieses sinken. Ruki streckte seine Hand aus, um die erste Fessel, von Miyavis Hand zu lösen, zögerte dann jedoch. „Was machst du hier, Ruki?“ Ruki ließ die Hand wieder sinken. „Teddy hat mich angerufen. Er klang ziemlich aufgeregt und meinte, dass ich sofort hier her kommen sollte, dass du Hilfe brauchtest. Ich…Ich bin sofort hier her gekommen. Hat er dir irgendetwas getan?“ „Außer mich nur mit Boxershorts ans Bett zu binden eigentlich nichts, nein.“ „Ich…Ich binde dich los, okay?“ „Wenn du deine Hände bei dir behalten kannst.“ „Lass das.“, fuhr Ruki ihn leicht wütend an. „Das ist nicht fair, Miyavi. Natürlich kann ich meine Hände bei mir behalten. Was denkst du von mir? Dass ich dich hier einfach so bespringe? Tut mir Leid, auf dieses Niveau begebe ich mich nicht. Verachtest du mich plötzlich so sehr? Nur, weil ich schwul bin und mich in dich verliebt habe? Vergiss nicht, dass es Teddy war, der dich hier gefesselt hat und nicht ich, okay? Außerdem hast du tatsächlich gelogen. Teddy hat mir von deiner geheimnisvollen Beziehung erzählt.“ „Das ist gelogen.“ „Wirklich?“ Ruki war innerlich vollkommen verunsichert. Das, was Teddy erzählt hatte, konnte genauso gut gelogen sein. Erst, wenn er es von Miyavi hören würde, würde er es glauben. Doch dieser stritt es ab, wie könnte es auch anders sein. Andererseits wollte er Teddy wirklich aufrichtig glauben. Es würde ihm Hoffnung geben. Hoffnung darauf, vielleicht doch irgendwann mit Miyavi glücklich zu sein. Miyavi antwortete nicht auf seine Frage und nach einer Weile war sich Ruki sicher auch keine mehr zu bekommen. Deshalb wandte er sich um und begann die erste Fessel von Miyavis Fuß aufzuknüpfen. „Du liebst ihn noch immer, oder?“, fragte er schließlich, nachdem er die erste Fessel gänzlich gelöst hatte, in die Stille. Miyavi antwortete nicht sofort, doch Ruki erkannte, dass er kurz nachdachte. Deshalb widmete sich Ruki der zweiten Fußfessel. „Es tut so verdammt weh.“, begann Miyavi zögerlich. „Er ist glücklich ohne mich. Er ist weitaus glücklicher, als er es jemals mit mir war, als er es jemals mit mir hätte sein können, verstehst du? Aber mein Herz tut so verdammt weh, da ich weiß, dass ich an all dem Schuld bin. Jedes Mal, wenn ich an ihn denke und weiß, dass er für mich nur noch unerreichbar ist, droht mein Herz zu zerspringen. Es ist so ein schreckliches Gefühl.“ Ruki entfernte Stumm die erste Handfessel. Er sah Miyavi nicht an, sondern starrte auf seine Hände. Er hatte Angst die Beherrschung zu verlieren, wenn er Miyavi so vor sich sehen würde. Ein Kuss würde ihm doch reichen. Mehr brauchte er gar nicht. Oder …vielleicht doch. Miyavis letzte Worten kamen ihm wieder in den Sinn und Ruki lies stumm die Hände sinken. „Ich…“ Er zögerte. „Ich weiß, wie du dich fühlst, Miyavi.“ Und schon wurde Ruki von Miyavis freier Hand auf den Solokünstler gezogen. Erstaunt keuchte Ruki auf, als er sich auf Miyavis nackter Brust wieder fand. Der Solokünstler indess, schlang den freien Arm um den kleinen Sänger und drückte ihn fest an sich. Rukis Gesicht zierte ein leichter Rotschimmer, war er mit dieser plötzlichen Wendung doch ziemlich überfordert. „Es tut mir Leid, Ruki. Aufrichtig und ehrlich. Ich bin ein Idiot. Natürlich geht es dir genauso. Ich… Bitte. Verzeih mir. Ich war zu dumm um das zu bemerken, dass es dir auch schlecht geht. Anstatt irgendetwas zu tun, dass es dir gut geht, habe ich dir wahrscheinlich nur noch mehr wehgetan.“ Ruki ließ es zu. Er genoss die Nähe und kuschelte sich näher an Miyavi. „Verzeih mir, dass ich dich nicht lieben kann. Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich alles tun, damit du glücklich bist, aber ich kann dich nicht küssen, kann nicht mit dir zusammen sein, mit dir schlafen, wenn ich dich nicht liebe. Es würde keinem von uns etwas nützen. Vielleicht würde es deinen Schmerz nur vergrößern. Bitte, Ruki. Es tut mir Leid.“ „Okay.“ Rukis Herz zog sich krampfhaft zusammen. Immer wieder versuchte sich der Sänger einzureden, dass alles okay war. Doch innerlich wusste er genau…nichts war okay. ___________________________ Eigentlich hätten die beiden jetzt zueinander finden sollen, aber irgendwie ist die ganze Sache ausgeartet….Das war definitiv nicht geplant. Aber meine Finger waren mit dem Tippen schneller, als mein Kopf mit dem Mitdenken. Ich hoffe, dass das Kapitel euch trotzdem einigermaßen gefallen hat. ~neo Kapitel 13: Ein bisschen Glück ------------------------------ Traurig und mitfühlend beobachtete Reita seinen besten Freund. Ruki schottete sich immer weiter von ihnen ab. Er zog sich in jeder Pause zurück, verkroch sich in einer Ecke und ließ niemanden an sich ran. Selbst Reita nicht. Der Bassist versuchte immer wieder mit Ruki zu reden, doch der Sänger gab nur eintönige und oft sogar gar keine Antworten. Selbst beim Singen bemerkte man genau, dass es Ruki alles andere als gut ging. Auch Uruha und Aoi alberten nicht mit dem kleinen Sänger herum. Ihre Stimmung hatte sich sozusagen an die von Ruki angepasst. Es war zum Verrückt werden. So angespannt war es hier noch nie gewesen. Es passte nicht dazu. Reita bemerkte, dass auch Kai diese ganze Situation ziemlich missfiel. Eine Hand hatte er besitzergreifend auf Reitas Oberschenkel gelegt und strich mit dem Daumen sanft über diesen. Mit der anderen hielt er Reitas Hand in seiner. Es war nur Show, sagte sich Reita immer wieder, in Gedanken vor, um nicht auf die Idee zu kommen, es als Wirklichkeit zu betrachten. Was genau vor einer Woche in Miyavis Schlafzimmer genau passiert war, wusste er nicht. Auch Kai und Teddy hatten keine Ahnung. Irgendwann war Ruki, vollkommen niedergeschlagen aufgetaucht und hatte verkündet, dass er heimginge. Reita und Kai hatten ihn begleitet. Kai wahrscheinlich vor allem deshalb, damit Reita die Nacht nicht bei Ruki verbringen konnte. Er hatte anderes geplant gehabt. Teddy wurde erstaunlicherweise nicht aus Miyavis Band geworfen. Er hatte lediglich geschworen, dass er so etwas nie wieder tun würde. Trotzdem verzog er sich jede Pause, um nicht mit Miyavi allein sein zu müssen. Meistens kam er zu ihnen. Auch jetzt saß er stumm auf einem Stuhl und sah Ruki traurig an. „Es tut mir Leid, Ruki-kun.“ „Okay.“, war die eintönige Antwort des Sängers. Reita ließ den Kopf sinken. So konnte und durfte es nicht weitergehen. Plötzlich drückte Kai seine Hand festern und lehnte sich zu Reitas Ohr. „Ich lasse nicht zu, dass dieser kleine Idiot meinen Plan gefährdet.“, flüsterte er sanft, während er Reitas Hals mit Küssen übersäht. „Und? Was willst du tun?“ Reita konnte Kais freches Grinsen förmlich sehen. Er biss in Reitas Hals um daraufhin sanft darüber zu lecken. „Was wohl?“, flüsterte er. „Immerhin bin ich der Leader.“ Damit stand Kai auf und schritt langsam zu Ruki. Fürsorglich setzte er sich neben den Sänger und legte einen Arm um Rukis Schulter. Es sah alles so echt aus. Oder war es das gar? Reita wusste es nicht. Kai konnte wirklich besorgt sein. Immerhin war sein Plan gefährdet. „Komm schon, Ruki-chan. Vergiss Miyavi einfach. Ich weiß, dass es für dich unmöglich scheint, aber friss diesen ganzen Frust nicht einfach in dich hinein. Verarbeite es, lass es raus. Wenn du einfach nur vor dich hin leidest, wird es nur noch schlimmer. Komm, Kleiner. Lass uns einen neuen Song schreiben. Nur wir zwei. Wir werfen die anderen einfach raus.“ Kai begann sanft über Rukis Rücken zu streichen. „Außerdem würde es dich ein wenig ablenken. Was hältst du davon? Soll ich die anderen rauswerfen?“ „Kann Reita hier bleiben?“ „Was immer du willst, Ruki-chan.“ ~ Reita starrte in den Toilettenspiegel. Er könnte kotzen. Es war so absurd, was sich in dem Proberaum abspielte. Kai und Ruki arbeiteten an einem neuen Song und er saß einfach nur daneben. Kai hatte nicht ganz Unrecht. So dachte Ruki wenigstens nicht mehr die ganze Zeit über an Miyavi. Und doch fühlte sich Reita ganz und gar nicht wohl in dieser Situation. Wahrscheinlich, weil sie voller Lügen war. Ruki versuchte sich selbst etwas vor zu machen, versuchte seinen Schmerz zu verdecken, obwohl es ihm nicht gelang. Ruki konnte es nicht, konnte es noch nie. Ruki war ein Mensch, der einfach nur er selbst war, immer zeigte, was er fühlte. Er war das genaue Gegenteil von Kai. Reita seufzte schwer. Kai. Wahrscheinlich wäre jetzt der beste Augenblick um Yune anzurufen und ihn nach Kai zu fragen, doch Reita hatte Angst. Vor allem, Angst davor, dass Kai jeden Moment die Toilette betreten konnte und ihn hören würde. Aber er hatte auch Angst vor dem, was Yune ihm wohl sagen würde. Reitas Gedanken weigerten sich Yune irgendwelche Worte in den Mund zu legen, sich auch nur eine Kleinigkeit vorzustellen. So sehr er es auch versuchte, er konnte es nicht. Reitas Handy klingelte. Ohne auf den Display zu sehen hob Reita ab. „Hier ist Maya.“ „Hallo.“, meinte Reita leise. „Und? Wie sieht es aus?“ „Scheiße.“, gestand Reita nur. „Ruki ist fertig. Er kriegt nichts mehr richtig hin, ist in Gedanken immer bei Miyavi. Miyavi gibt nun zwar endlich zu, dass er eine Beziehung mit dir hatte, aber gleichzeitig hat er Ruki auch versichert, dass er ihn nicht lieben kann und wird.“ „Jetzt reicht’s aber endgültig.“ Reita runzelte dir Stirn und Maya fuhr ungerührt fort. „Ich werde mal ein ernstes Wort mit diesem zu groß geratenem Kleinkind reden. Mach’s gut, Reita.“ Reita kam gar nicht mehr dazu irgendetwas zu sagen, denn Maya hatte bereits aufgelegt. Reita seufzte schwer. Er kannte keinen Nerv dafür Maya zurückzurufen und ihn davon abzuhalten. Sollte er doch. Sollte er Miyavi nur die Meinung sagen. Wer wusste schon… Es war an der Zeit zurückzugehen. Zurück in den Proberaum. Reita verließ die Toilette und schlenderte langsam zurück. Er kam an Miyavis Proberaum vorbei. Einen Augenblick lang dachte er darüber nach anzuklopfen. Vielleicht wäre er dann dabei, wenn Maya ihn anrufen würde. Doch als er Miyavis Klingelton von drinnen hörte, entscheid er sich dagegen. Reita senkte den Kopf und erinnerte sich an die Ereignisse von vor einer Woche. Er war kein guter Freund. Alles, was Reita bisher getan hatte, hatte nur dazu beigetragen die Situation zu verschlechtern. Alles, was er getan hatte, war schuld daran, dass Ruki nun so verzweifelt und so verletzt war. Reita fühlte sich elend. In diesem Moment wünschte er sich nichts sehnlicher als die Zeit zurückzudrehen, bis zu jenem Zeitpunkt, als Teddyloid die Tür geöffnet hatte und Reita eingetreten war. Er hätte weggehen sollen, doch er hatte es nicht getan. Er hatte Rukis Leben zerstört…irgendwie. Reita wandte sich von Miyavis Proberaum ab, und blieb erst vor dem Proberaum der Band wieder stehen. Reita zögerte kurz, bevor er eintrat. Ruki und Kai aßen auf der Couch über einen Haufen Zettel gebeugt und diskutierten eifrig. Hie und da konnte Reita Ruki leicht lächeln sehen, während Kais Gesicht die ganze Zeit über ein sanftes, mitfühlendes Lächeln zierte. Es schmerzte zu wissen, dass es nicht echt war. Aber das war Kai. Reita ließ sich auf dem Boden vor dem Tisch sinken und sah den beiden stumm zu. Ruki schenkte ihm ein Lächeln, das Reita jedoch nicht erwidern konnte. All liebsten würde er Ruki in den Arm nehmen und ihm helfen, egal, was es auch kosten würde. „Alles okay, Reita?“ Es war Kai gewesen. Komisch. „Ja.“ Er zwang sich zu lächeln. „Alles okay. Keine Sorge.“ ~ „Bis Morgen, Miya-san.“ Miyavi warf Teddyloid nur einen wütenden Blick zu und wandte sich dann um. Stumm wartete er darauf, dass sich die Tür hinter Teddy schloss und er alleine zurückblieb. Miyavi wollte das nicht, nicht wirklich. Er wollte nicht so schroff, so befehlend und gemein mit Teddy umgehen, doch er konnte nicht anders. Immer wieder sah er seinen DJ vor sich, wie er ihn ans Bett fesselte, wie Ruki schließlich ins Zimmer gekommen war und, wie sie mehr oder weniger geredet hatte. Und das Schlimmste an der Sache war, dass sich Teddy nicht einmal wirklich bei ihm entschuldigt hatte. Okay, das Wort „Entschuldigung“ ist zwar über Teddyloids Lippen gekommen, doch Miyavi hatte ihm genau angesehen, dass es nicht ernst gemein gewesen war. Miyavi sah sich im Proberaum um. Viel hatte sich verändert, seit Reita zu ihm gekommen war. Irgendwie wünschte sich Miyvai, dass Reita nie gekommen wäre, dass er ihn einfach hätte stehen lassen, einfach nach Hause gegangen wäre. Dann hätte er Ruki nicht das Herz gebrochen. Noch nicht zumindest… Andererseits hätte er es früher oder später sowieso tun müssen. Er liebte ihn nicht, empfand nichts anderes für ihn, als Sympathie, Freundschaft. Miyavi wollte sich erheben und ebenfalls nach Hause gehen, alleine. Er hätte niemals gedacht, dass ihm diese Sache mit Ruki doch so sehr beschäftigt. Oder war es doch mehr die Tatsache, dass er beinah die Freundschaft zwischen Reita und Ruki zerstört hätte? Plötzlich klingelte Miyavis Handy. Ein kurzer Blick auf das Display genügte, um ihm anzuzeigen, wer ihn da anrief. Eigentlich wollte Miyavi nicht abheben. Er konnte sich auch so schon denken, was er von ihm wollte, was er ihm vorwerfen würde. Eigentlich wollte Miyavi nicht mit ihm reden, aber dennoch hob er ab. „Maya?“, fragte er leise. „Spinnst du?“, brüllte Maya ihn an und Miyavi zuckte zusammen. „Miyavi, ich bin enttäuscht von dir. Ich…“ Maya verstummte. Miyavi hörte, wie er leise seufzte. „Soll ich dich weiter anbrüllen oder willst du versuchen mir zuzuhören?“ „Was?“ „Du hast mich schon ganz richtig verstanden, Miyavi. Ich kann nicht vorbeikommen, um dich gegen die nächste Wand zu drücken und dir eine zu scheuern, also. Genügt dir, dass ich dich anbrülle, oder kann ich normal mit dir reden, willst du versuchen mir zuzuhören?“ Miyavi überlegte nicht lange. „Ich höre dir zu.“ „Gut.“ Maya machte eine kurze Pause. „Das mit uns ist vorbei. Miyavi ich liebe dich nicht mehr. Ich hab es einmal getan, aber ich tue es nicht mehr. Zum Teil bist du daran schuld. Ja, diese ganze Geheimnistuerei ist mir auf die Nerven gegangen, doch ich habe es ertragen, weil ich dich geliebt habe. Aber nun tue ich es nicht mehr. Da ist nichts mehr Miyavi. All die Liebe ist weg. Deshalb rate ich dir und bitte dich inständig mich endlich zu vergessen. Ich will deine Freundschaft, aber nicht deine Liebe.“ Miyavi hielt die aufkommenden Tränen zurück. „Darf ich was sagen?“, fragte er zögerlich. „Ja.“, kam es, nach einer längeren Pause. „Willst du mir nicht noch eine Chance geben, Maya? Eine einzige. Von mir aus kann jeder wissen, dass wir zusammen sind, dass ich dich liebe, aber lass es uns wenigstens noch einmal versuchen. Nur ein einziges Mal. Ich…“ Maya unterbrach ihn. „Ich werde dir zwei Fragen stellen und ich will, dass du sie ehrlich beantwortest. Nummer Eins: Hasst du Ruki?“ „Nein.“, antwortete Miyavi sofort, ohne eigentlich darüber nachzudenken. „Du hasst ihn nicht, obwohl er Schwul ist und du Schwule doch angeblich so hasst..“ „Ich hasse Schwule nicht. Ich kann es nur nicht ertragen zu sehen, wie sie rumknutschn und sich befummeln und ich nicht kann. Ich will dich auch wieder küssen Maya.“ „Frage zwei.“ Hatte Maya ihn denn nicht zugehört? Miyavi wollte ihn, nur ihn und niemandem sonst. „Glaubst du wirklich, dass ich dir noch eine Chance gebe, wenn du Ruki nicht den Hauch eine Chance gibst?“ Was? „Er liebt dich ehrlich und aufrichtig. Ruki kann dir geben, was ich nicht kann. Wieso willst du das, was Ruki dir geben kann unbedingt von mir haben. Was widerstrebt dir so sehr an Ruki?“ Miyavi blieb still, einen Moment. „Ich will dich, Maya.“ „Miyavi…“ ~ „Wie wäre es mit Cis-Dur?“ „Meinst du?“ „Klingt doch besser. Spiel es mal.“ Ruki blickte erstaunt auf. „Das hört sich wirklich besser an. Danke, Kai.“ Reita sah stumm zu, wie Ruki lächelte und das Lied schrieb. Es schien ihm wirklich besser zu gehen. Er und Kai arbeiteten fleißig an dem Lied und Kai kümmerte sich erstaunlich liebevoll um Ruki, sprach sanft mit ihm und war fürsorglich. Irgendwie passte es nicht zu Kai, nicht wirklich. Und dann klopfte es an der Tür. Sachte wurde sie geöffnet und Reita staunte nicht schlecht, als Miyavi schüchtern eintrat. Es passte nicht zu dem Solokünstler, nicht wirklich. Miyavi starrte auf den Boden, sah Reita und die anderen nicht an. „Ich möchte mit Ruki reden.“, begann er. „Mit Ruki und mit Reita.“ Kai nickte, ohne ein Wort zu verlieren und stand auf. Er schritt zur Tür und klopfte Miyavi nur freundschaftlich auf die Schulter. „Ich warte vor der Tür.“, verkündete er nur und verschwand. Als die Tür geschlossen war, breitete sich Stille aus. Stille, die niemand zu brechen wagte. „Wieso.“, begann Reita mutig. „Wieso soll auch ich hier bleiben.“ „Du hast mit ihm gesprochen, oder?“ „Wen?“ „Maya.“ Reita nickte nur. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Ruki. Doch dieser blieb still, sprach nicht ein einziges Wort. Jedoch erkannte er Bassist genau, dass Ruki angespannt war. Er presste die Hände aneinender und spielte nervös mit seinen Fingern. Einen Moment lang überlegte Reita ob er aufstehen und zu Ruki gehen sollte, ihn in den Arm nehmen. Doch es würde falsch aussehen. Es würde so aussehen, als wollte er Ruki vor Miyavi beschützen und das wollte er definitiv nicht. „Er hat mich angerufen.“, erklärte er ruhig und mit leicht zittriger Stimme. „Er hat mich angeschrieen. Maya hat noch nie mit mir geschrieen, nicht einmal, als wir uns getrennt haben. Es war grauenhaft. Ich glaube Maya war noch nie so wütend gewesen. Er hat lange gesprochen, oft geschrieen. Er hat mir vorgehalten schon wieder etwas zu zerstören, schon wieder einen Fehler zu begehen und er meinte, dass ich es bereuen würde, dass ich mich und dich zerstören würde.“ „Deshalb bist du gekommen?“, unterbrach Ruki ihm. „um mir etwas zu sagen, dass ich schon weiß?“ „Nein!“, erwiderte Miyavi schnell. Er machte einen Schritt nach vor. Reita erkannte, wie unschlüssig er war, wie nervös, wie angespannt, wie…verzweifelt. Ja, Miyavi war verzweifelt. Nervös sah er immer zwischen ihm und Ruki, dem Boden und der Wand hin und her. Reita konnte es einfach nicht länger mit ansehen. Ruhig stand er auf und ging zu Miyavi. Er versuchte zu lächeln, versuchte die Stimmung zu lockern… Sanft legte er eine Hand auf Miyavis Rücken und drängte ihn zur Couch. Er wollte, dass sich der Solokünstler setzte. Miyavi gehorchte sofort, ohne irgendein Widerwort. Ruki schien ebenfalls zu bemerken, dass es Miyavi ziemlich schlecht ging. Er rückte ein kaum merkliches Stück näher zu dem Solokünstler, was Reita nur zum Schmunzeln brachte. Beider Glück schien so einfach zu erreichen. Wieso machten sie es nur so schwer? Miyavi sprach nicht weiter. Ruki seufzte schließlich laut. „Miyavi…“, begann er, wurde jedoch sofort unterbrochen. „Lass es uns versuchen.“ „Was?“ „Ich….Ich will es versuchen. Wenigstens versuchen. Eine Chance. Mehr kann ich dir nicht geben, Ruki. Maya ist unerreichbar für mich und er hat mir erklärt, dass er nichts mehr von mir will, dass ich ihn vergessen soll, mein neues Glück suchen soll. Und vielleicht finde ich es bei dir. Deshalb…Ich will es versuchen. Aber…langsam, wenn du nichts dagegen hast. Ich…Es sei denn, du willst mich noch. Ich kann es verstehen, wenn du mich abweist, immerhin war ich ein Arschloch. Ich…“ Miyavi verstummte. Und Reita war irgendwie erleichtert. Sehr sogar. „Natürlich will ich dich noch.“, begann Ruki. „Und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als es zu versuchen, selbst, wenn es noch Jahre dauert, bis ich dich küssen darf. Mir genügt es, zu wissen, dass du es versuchen willst.“ „Danke.“ „Darf ich dich umarmen, Miyavi?“ „Ja.“ Reita ging langsam und leise zur Tür, öffnete sie. Genauso leise schloss er sie wieder hinter sich. Reita achtete nicht auf Kai, sondern lächelte glücklich. Er nahm, ohne etwas zu sagen, sein Handy und wählte eine Nummer. Stumm wartete er, bis sich am anderen Ende jemand meldete. „Moshi, moshi. Mayataan desu.“ Reita konnte sein Grinsen förmlich hören. „Sie haben ihr bisschen Glück gefunden.“ ~ Reita war erschöpft. Er wollte nach Hause und schlafen, am Besten zwei ganze Tage lang. Doch er bezweifelte stark, dass Kai ihn in Ruhe lassen würde. Kai. All die Probleme mit Ruki und Miyavi hatten ihn Kai für einen Moment vergessen lassen. Doch nun war er zurück. Er und alles, was Reita für ihn empfand. Kai küsste ihn sanft. „Ich geh schon vor und hole das Auto, okay?“ Reita nickte nur. Ruki und Miyavi waren bereits abgehauen. Reita hoffte und das Beste für die zwei. Schnell holte er erneut sein Handy hervor. Es gab noch etwas zu erledigen. Etwas Wichtiges. „Moshi moshi?“ „Yune? Hier ist Reita. Ich hoffe, du…“ „Reita! Es freut mich sehr, dass du mich mal anrufst. Ausgerechnet du.“ Yune lachte. „Wie geht es dir so? Wie geht es den anderen. Erzähl’ schon. Warum rufst ausgerechnet du mich an?“ Reita biss sich auf die Unterlippe. Sollte er wirklich? „Yune? Ich…Ich möchte mit dir reden. Unter vier Augen, wenn es möglich wäre.“ „Natürlich… ________________________________ So~ Ich hoffe, dass euch hat das Kapitel gefallen und die ‚Beziehung’ zwischen Ruki und Miyavi ist mir ein wenig gelungen. neo Kapitel 14: Yune ---------------- Spielzeug gibt es nun schon seit über einem Jahr *o* Eigentlich wollte ich das Kapitel hier am 23. hochladen, aber irgendwie hab ich das Datum versäumt ^^“ Hier möchte ich mich noch einmal für ALLE Kommentare bedanken und besonders bei den Usern, die mir zu jedem Kapitel ein Kommentar hinterlassen. Danke. Und viel Spaß beim Lesen des nächsten Kapitels. ^^ ______________________ Reita war unsicher. Seinen Finger hatte er bereits ausgestreckt, doch er wagte es noch nicht die Klingel zu betätigen. Er hatte Angst. Er hatte Angst davor, was ihm Yune erzählen würde. Wer wusste es schon…vielleicht würde er Reita endgültig zerstören. Alles war möglich. Yune konnte ihm etwas von Kai offenbaren, das Reitas Herz vollkommen vernichten könnte, konnte sein Leben zerstören und die letzten Hoffnungen, die Reita noch hatte zu Nichte machen. War es das wert? Wollte er seine Beziehung mit Kai wirklich aufs Spiel setzen? Wollte er alles zerstören, was er im Moment hatte? Oder war gerade alles dabei in sich zusammenzubrechen und das hier ein letzter Versuch seine Beziehung mit Kai zu retten? Bei dem Gedanken musste er doch tatsächlich grinsen. Eigentlich gab es keine wirkliche Beziehung zwischen ihnen. Er war Kais Spielzeug. Lediglich von Reitas Seite aus war es eine Beziehung. Und doch. Auch das wollte er nicht ruinieren. Auch das war ihm wichtig. Immerhin hätte Kai ihn jeden Tag fallen lassen können, ihn rauswerfen, ihn verlassen. Doch er hatte es nicht getan. Er hatte sei Spielzeug behalten. „Reita?“ Ruckartig wandte sich Reita um. Yune stand hinter ihm mit einer vollen Einkaufstüte. Er sah ziemlich glücklich aus. Reita wusste, dass er, als er die Band verlassen hatte, nicht so glücklich gewesen war. Ganz im Gegenteil. Yune war immer ziemlich ruhig und in sich gezogen gewesen. Doch nun wirkte er so…stark. „Ich war noch schnell einkaufen. Gott sei Dank, habe ich dich nicht verpasst. Warte kurz. Ich sperr die Tür auf.“ Damit trat Yune an Reita vorbei und öffnete die Tür. Reita beobachtete ihn stumm dabei. Er bot an Yune die Einkaufstüte abzunehmen, doch dieser schüttelte nur den Kopf. Yune bat Reita in das Haus und führte ihn zu seiner Wohnung. Reita wusste noch, dass Yune Aufzüge nicht ausstehen konnte, da er einmal ein paar Stunden lang in einem festgesessen hatte. Deshalb durften sie in den fünften Stock gehen. Doch es machte Reita nichts aus. So konnte er wenigstens darüber nachdenken, wie er am Besten auf Kai zu sprechen kam. Er konnte nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen. Oder sollte er es einfach sein lassen. Wieso etwas riskieren? „Komm rein, Reita.“ Reita nickte nur und trat durch die Tür in Yunes Wohnung. Er zog sich die Schuhe und die Jacke aus und schlenderte gemächlich durch das Vorzimmer, auf der Suche nach Yune, der einfach, ohne sich die Schuhe auszuziehen, in die Wohnung gestürmt war. Reita fand ihn in der Küche. „Setz dich doch ins Wohnzimmer.“, bat er. „Ich komme sofort nach. Willst du etwas trinken? Kaffee?“ Reita nickte und wanderte zurück ins Wohnzimmer. Dort ließ er sich auf die Couch sinken. Er sah sich ein wenig um und erkannte, dass diese Wohnung zu Yune passte. Sie war sehr gemütlich und da alles in allen mögliche Brauntönen gehalten war, wirkte sie auch ziemlich warm. So wie ein richtiges „zu Hause“. Die Wohnung war ziemlich klein. Wahrscheinlich benutzt Yune die Couch zum Schlafen, doch es war heimisch. „Es freut mich sehr, dass du mich angerufen hast, Reita.“ Yune war zurückgekommen und hielt Reita eine Tasse Kaffee entgegen, die dieser dankend annahm. Jedoch hielt Reita die Tasse einfach nur in der Hand, nahm keinen Schluck davon, obwohl sein Hals trocken war. Zu sehr hing er noch immer seinen Gedanken hinterher. „Aoi war der Einzige, der mich hie und da noch besuchen kam, doch seit ihr so berühmt seid, hat auch er sich nur noch selten gemeldet. Darum freut es mich umso mehr, dass du vorbeigekommen bist. Wie geht es den anderen?“ „Gut. Aoi … Aoi und Uruha sind noch immer verrückt. Sie haben sich keinen Deut gebessert. Und Ruki. Ruki ist glücklich, wie noch nie zuvor. Er hat sich verliebt und ist glücklich mit ihm, hoffe ich.“ „Ihm?“, erfuhr es Yune. „Wer lässt sich denn mit dem Kleinen ein.“ „Miyavi.“ „Armer Kerl.“ Reita lächelte leicht. Wenn Yune nur wüsste, was die beiden durchgemacht hatten. Sie verdienten ihr Glück. „Und wie geht es dir, Reita?“ Reita blieb still. Er sah etwas beschämt zu Boden. Wie es ihm ging? Beschissen. Er hatte einen Fehler gemacht. Er hatte laufend Fehler gemacht. Er sollte nicht hier sein. Er hätte niemals nachforschen sollen. Wer wusste schon, was er damit anrichtete? „Reita? Ist alles okay mit dir?“ Reita seufzte. „Wieso fragst du nicht nach Kai?“ „Na gut, dann erzähl mir von Kai.“ „Kai ist glücklich. Zumindest hoffe ich das. Er ist unser Sonnenschein. Es vergeht keine Probe, bei der er nicht lacht. Er ist ein fröhlicher Mensch, weißt du. Es war gut, dass wir ihn in die Band geholt haben. Er hilft uns sehr.“ „Wenn du meinst.“, antwortete Yune nur. Doch Reita erkannte, dass ihm noch etwas auf dem Herzen lag, dass Yune Worte, die er eigentlich loswerden wollte, zurückhielt. Und Reita glaubte zu erkennen, was es war. „Du weißt es, oder?“, fragte er Yune sofort. Doch der ehemalige Drummer schien nicht zu verstehen. „Kai und ich sind ein Paar.“, klärte Reita ihn auf. „Seit zwei Jahren sind wir schon zusammen.“ Nun war es Yune, der still blieb. Reita ahnte Schlimmes. Was würde wohl passieren, wenn Yune genauso war wie Kai? Wenn er in Wirklichkeit eine ganz andere Persönlichkeit hatte? Wer wusste es schon? Vielleicht waren Yune und Kai sogar ein Paar und Reita war wirklich nichts mehr als Kais Spielzeug. Allein bei dem Gedanken daran, zog sich sein Herz zusammen. Er hoffte so sehr, dass Yune diese Vermutungen nicht bestätigen würde. „Und wie lange kennst du schon die Wahrheit?“ „Welche Wahrheit?“ Reita wollte eine Bestätigung. Er wollte wissen, ob sie wirklich von demselben Kai sprachen, ob Yune jenen Kai kannte, den Reita so sehr liebte. Deshalb hob Reita den Kopf und sah direkt in Yunes Gesicht. Er wollte jede noch so kleine Regung von Yune erkennen. Schließlich seufzte Yune und stellte seine Tasse auf den kleinen Tisch. „Du kennst den wahren Kai, den Kai, der nicht lieben kann, der Kai, der jeden nur ausnutzt, als sein Spielzeug betrachtet. Ansonsten wärst du nicht hier, glaub mir. Nur der wahre Kai hätte Mut genug mich zu erwähnen, verstehst du? Was hat er dir denn über mich erzählt?“ „Nichts.“, gestand Reita. „Als er geschlafen hat, hat er deinen Namen gemurmelt. Aber eigentlich dürftet ihr euch doch nicht kennen. Deshalb hab ich die anderen befragt. Schließlich hat mir Aoi deine Nummer gegeben. Kannst du mir sagen, woher ihr beide euch kennt?“ Yune wandte sich von Reita ab und starrte auf einen imaginären Punkt an der Wand. „Ich habe ihn durch Aoi kennen gelernt. Wie waren mal zusammen weg.“ Yune winkte ab, ehe er zur Seite sah. „Ich hasse ihn, abgrundtief. Er hat mich ausgenutzt, genauso wie dich. Ich war fast ein Jahr mit ihm zusammen. Fast ein Jahr lang hat er mir den Sonnenschein vorgespielt, hat mich in dem Glauben gelassen, eine wunderschöne Beziehung zu führen. Er hat mich betrogen. Erst nach etwa zehn Monaten hat er mir seinen wahren Charakter anvertraut hat. Er hat mir gezeigt, was für ein Arschloch er wirklich ist. Und dann bin ich gegangen. Ich habe ihn und die Band verlassen. Ich musste mit mir selbst und der Welt ins Reine kommen. Ich habe es einfach nicht ertragen so getäuscht und verletzt zu werden, verstehst du?“ Reita starrte Yune entgeistert an. Er verstand ihn nicht, ganz und gar nicht. Er konnte ihn auch gar nicht verstehen. Wie…Warum…Warum hatte er Kai verlassen? „Arschloch.“, flüsterte Reita nur. „Arschloch!“, wiederholte er nun etwas lauter. „Verdammt, Yune, weißt du eigentlich, was du getan hast? Du hast ja keine Ahnung? Ich hasse dich, Yune. Ich habe dich schon gehasst, als du die Band verlassen hast und ich habe dich gehasst, da Kai anstatt deiner gekommen ist und ich mich unsterblich in ihn verliebt habe. Und nun hasse ich dich noch mehr, wo ich weiß, was du Kai angetan hast?“ „Was ICH IHM angetan hab?“, brüllte Yune zurück. „Du bist blind, Reita. Du verwechselt etwas. Nicht ich habe ihn ausgenutzt, sondern er mich. Er ist der Arsch von uns beiden. Reita! Verletzt er dich nicht? Tut er dir nicht weh? Wie hast du dich gefühlt, nachdem du erfahren hast, wie Kai wirklich ist? Wieso bist du überhaupt noch mit ihm zusammen, wo du doch weißt WIE er ist?“ Wusste er das überhaupt? Reita starrte Yune gebannt an. Kannten er und Yune überhaupt den wirklich Kai. Oder war auch das nur eine Maske, die er trug? Reita wusste es nicht, er konnte es gar nicht wissen. Und Yune? Yune war voller Vorurteile. Er war blind und taub. Er wollte den richtigen Kai nicht einmal kennen. „Glaubst du wirklich, dass das der richtige Kai ist?“, versuchte es Reita ruhig. „Was meinst du?“ Er verstand nicht. Yune verstand nichts. Reita stand ohne ein weiteres Wort auf. Er wollte gehen, wollte weg von Yune. Es würde ihn nichts bringen weiter zu reden. Yune hatte keine Ahnung von Kai. Er kannte Kai nicht. Kannte ihn nicht einmal so gut, wie Reita ihn kannte. Es war reine Zeitverschwendung gewesen hier her zu kommen. Doch Reita kam nicht bis zur Tür. Kaum betrat er den Vorraum, wurde er von Yune von hinten umarmt. „Was?“, fragte er schroff. „Bitte, Reita. Mach dich nicht kaputt. Verlasse Kai. Du liebst einen Traum. Kai ist nicht so, wie du ihn dir vorstellst.“ „Du weißt gar nicht, wie ich ihn mir vorstelle.“ „Doch. Auch ich habe Kai einst geliebt. Doch er liebte mich nicht, hat mich niemals geliebt und er liebt auch dich nicht. Er benutzt uns, wie ein Spielzeug. Er kann gar nicht lieben. Lass Kai fallen. Unterstütze ihn nicht auch noch in seinem Tun.“ „Das kann ich nicht.“ „Warum?“ „Dafür liebe ich ihn zu sehr.“ Reita wand sich aus Yunes Umarmung und zog sich die Schuhe an. Er nahm seine Jacke und öffnete die Tür. Er hörte noch, wie Yune ihm immer wieder vorwarf blind zu sein und ihm erklären wollte, dass er Kai verlassen müsse. Doch Reita hörte nicht hin. Er stürmte aus dem Haus. Erst als er in seinem Auto saß, atmete er tief durch. Es war keine gute Idee gewesen Yune zu besuchen. Das, was er erfahren hatte, beruhigte ihn nicht wirklich. Ganz im Gegenteil. Reita wurde nervös. Kai und Yune kannten sich. Und vielleicht… Wer wusste schon… Vielleicht liebte Kai Yune ja noch immer… Kapitel 15: Enthüllung ---------------------- Langsam öffnete Reita die Tür. Eigentlich war er wütend und hatte richtig Lust darauf irgendetwas zu zertrümmern, irgendetwas zu schlagen, doch er dürfte sich nichts anmerken lassen, dürfte Kai nicht verraten wo er gewesen war. Wer wusste schon, wie dieser reagieren würde. Reita schluckte schwer, schluckte so auch seine Wut hinunter und atmete tief durch, zwang sich selbst dazu normal zu wirken. Schnell zog er sich die Schuhe aus und hing die Jacke auf den Kleiderständer, bevor er ins Wohnzimmer schritt, um zu sehen, was Kai tat. Doch noch in der Tür blieb er verwirrt stehen. Kai saß auf der Couch und starrte ins Nichts. In einer Hand hielt er eine Zigarette. Langsam, fast wie in Zeitlupe, hob er die Hand zu seinem Mund und nahm einen kräftigen Zug davon. Reita rührte sich nicht von der Stelle. Diese ganze Situation hatte etwas Beängstigendes an sich. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er sofort. Während Kai den blauen Dunst ausstieß, löschte er die Zigarette im Aschenbecher, obwohl er sie erst bis zur Hälfe geraucht hatte. Reita trat ein wenig auf Kai zu. Vielleicht ging es ihm nicht gut, schoss es Reita durch den Kopf. Doch weit kam er nicht. Kai stand auf und wandte sich Reita zu. Kai war wütend, verdammt wütend. Voller Unsicherheit trat Reita einen Schritt zurück. Doch die Wand war ihm im Weg. Reita konnte gar nicht so schnell reagieren, da stand Kai bereits vor ihm und packte ihn am Kragen. Unsanft wurde er an die Wand gedrückt. „Wo warst du?“ „Bei Ruki.“, log er. „Ich bin nicht dumm, Reita. Du warst nicht bei Ruki. Ich hab den kleinen Idioten angerufen. Genauso wie Aoi und Uruha. Du warst bei keinem von ihnen, auch nicht bei irgendjemand von Alice Nine. Also. Wo warst du.“ Reita wusste, dass er es Kai nicht sagen sollte, nicht sagen durfte. Und doch. Dank Yune wurde er noch mehr verunsichert. Wo war der echte, der wahre Kai. War es der Kai, der gerade vor ihm stand, oder war es der Kai, den er zu spielen vorgab, der glückliche, sanfte Kai. Oder war es doch jemand ganz anders. „Bei Yune.“ „Was?“ „Ich war bei Yune…“ Noch ehe Reita irgendetwas tun konnte, hatte Kai ihm bereits eine deftige Ohrfeige verpasst. Reitas Augen weiteten sich. Kai hatte ihn bisher noch nie geschlagen. Noch nie. Reita spürte den Schmerz an seiner Wange nicht, nahm ihn gar nicht wirklich wahr. Der Schmerz in seinem Herzen war weitaus quälender, viel schlimmer. Es war, als hätte Kai sein Herz genommen, und anstatt es ein wenig zusammenzudrücken, wie bisher, hatte er brutal mit einem Hammer darauf eingeschlagen, bis nur noch staub übrig war, nicht einmal mehr ein kleines Stück. Kai hatte ihn ebenfalls losgelassen, doch seinen Gesichtsausdruck vermochte Reita nicht zu deuten. Langsam sank der Bassist an der Wand herunter. Kai hatte ihn geschlagen. Warum? Warum hatte er das getan? Er war doch nur bei Yune gewesen. Er hatte nichts erfahren, was er nicht schon zuvor gewusst hatte. Es war nichts gewesen. Und doch war Kai so wütend darüber, dass er Reita geschlagen hatte. Konnte es sein, dass er Yune noch immer liebte und mit dessen Zurückweisung noch immer nicht leben konnte, seit mehr als zwei Jahren? Reita wollte nicht daran glauben, wollte, dass es nicht wahr war. Es durfte einfach nicht wahr sein. Reita spürte etwas Kühles auf der Wange. Er sah auf. Kai hatte ihm einen Eisbeutel gebracht und ihn Reita an die Wange gedrückt. „Danke.“, nuschelte er leise, hielt den Blick auf Kai gerichtet. Er wollte in seinen Augen erkennen, was mit ihm los war, doch Kai ließ es nicht zu. Er wandte den Blick ab, sah Reita nicht an, sondern starrte auf irgendeinen anderen Punkt. Was war nur los mit ihm? „Du solltest gehen.“ Reita verstand nicht, runzelte die Stirn. Gehen? Wohin? „Geh zu Ruki, oder zu Yune, ist mir scheißegal, wohin du gehst, aber ich will, dass du von hier verschwindest. Sofort! Wir sehen uns morgen bei der Probe, aber bis dahin will ich dich nicht sehen.“ Kai zerrte Reita hoch und schleifte ihn zur Tür. Reita wehrte sich nicht. Er verstand die gesamte Situation nicht, war sichtlich überfordert damit. was tat Kai nur? Warum tat er das? Er war doch nur bei Yune gewesen. Was war denn schon dabei? Er hatte nichts erfahren. Er liebte Kai weiterhin. Yune war doch der Arsch. Erst als Reita vor der Tür stand, realisierte er die Situation. Kai hatte ihn rausgeworfen. Es dauerte einen Moment, bis Reita sich dazu aufraffen konnte zu gehen. Er schlüpfte in seine Schuhe, die Kai ihm nachgeworfen hatte, band sie aber nicht zu. Wozu auch? Seine Jacke hielt er in der Hand und sah sich um, überlegte keinen Moment, gab es doch nur eine einzige Person, zu der er jetzt gehen konnte… „Reita?“ Der Bassist blickte zu Boden. Er wollte ihn nicht ansehen. „Komm erst mal rein.“ Noch immer stumm betrat er die Wohnung. Geduldig wartete er, bis Ruki die Tür hinter ihm geschlossen hatte und folgte dem Kleinen ins Wohnzimmer. Ruki befahl ihm richtig sich auf die Couch zu setzen und Reita gehorchte sofort. Er war viel zu müde, viel zu erschöpft, um sich irgendwie zu wehren. „Was hast du da in der Hand, Reita?“ „Eisbeutel.“, war die eintönige Antwort. Reita konnte es noch immer nicht glauben. Er hatte doch so sehr darauf vertraut, dass Kai ihn niemals schlagen würde, hatte sich daran geklammert, hatte diese Tatsache wie einen Hoffnungsschimmer festgehalten und nun, nun war alles dahin. Anscheinend kannte er Kai nicht. Er wusste nicht welcher Kai der richtige war, wusste nicht mehr worauf er hoffen sollte, worauf er vertrauen sollte. „Reita, was ist passiert? Du siehst schrecklich aus.“ „Ich… Ich habe mich mit Kai gestritten und bin abgehauen.“, log er nur. „Kann ich bis morgen hier bleiben?“ „Natürlich. Aber wozu der Eisbeutel? Hat Kai dich geschlagen?“ „Nein.“, entfuhr es Reita, wohl etwas zu schnell. Doch Ruki fragte nicht nach. Er musterte Reita nur und seufzte schwer. Daraufhin zog er den Bassisten zu einer Umarmung zu sich. Es tat gut. Reita schmiegte sich ein wenig an den anderen. Genau das vermisste er so sehr bei Kai, einfach nur gehalten zu werden. Er wollte so sehr, dass Kai einfach nur da war, doch das ging nicht. Kai tat das nicht. Reita seufze schwer und überhörte beinahe Rukis leicht gehauchte Worte. „Keine Angst. Ich helfe dir, egal wobei.“ Reita konnte nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten immer wieder um Kai und er dachte immer wieder an die Ohrfeige, die ihm sein Freund verpasst hatte. Sein Freund? Reita wusste nicht, wann er Kai das letzte Mal so genannt hatte und sei es nur in Gedanken gewesen. Doch Kai war sein Freund, sein fester Freund. Er liebte Kai noch immer, abgöttisch und über alles. Und er hasste sich selbst. Er hasste sich dafür in letzter Zeit so viele Fehler begangen zu haben. Er musste alles wieder ins Lot bringen. Vielleicht wäre er sogar daran schuld, wenn die Band zerbrechen würde und das war das Letzte, was er wollte. Ruki, neben ihm, schlief tief und fest. Immer wieder murmelte er Miyavis Namen. Reita genoss es noch immer Ruki beim Schlafen zuzuhören. So erfuhr man einige Interessante Dinge. Ruki redete nämlich sehr viel im Schlaf. „Ich liebe dich Miya.“, flüsterte er leise und Reita lächelte sanft. Wenigstens hatte Ruki sein Glück gefunden und allein das bezeugte doch, dass Reita nicht alles falsch gemach hatte, dass er wenigstens etwas richtig verlaufen war. „Ich liebe dich, so wie du bist.“ Reita runzelte die Stirn. So wie du bist. So, und nicht anders. Es war dasselbe wie bei Kai. Reita liebte Kai. Er liebte Kai mit all seinen Fehlern, mit all seinen verschiedenen Gesichtern und Lügen. Denn einen anderen Kai kannte er gar nicht. Und doch wusste Reita, dass es falsch war diesen Kai zu lieben. Er durfte es nicht, wusste er doch, wie verletzend dieser Kai zu ihm war, wie er doch unter ihm litt. Er musste und all den verschiedenen Kais, die er kannte einfach nur den Richtigen herausfiltern. Doch das war schwer. Reita seufzte und starrte an die Decke. Den richtigen Kai finden… In seinen Augen war das unmöglich. Reita musste an sein Gespräch mit Yune denken. Dieser hatte Kai verlassen, nachdem er sich ihm offenbart hatte. Yune müsste Kais wahres Ich kennen. Doch war es genau dasselbe, das auch Reita kannte? Reita setzte sich auf. Eigentlich hatte er bisher nicht wirklich nach Kai gesucht. Er hatte sich damit zufrieden gegeben, was er besaß, Kais Körper, aber nicht seine Liebe. Doch nach diesem Sex, der so anders war, als bisher, hatte er begonnen über sich und Kai nachzudenken. Und nun? Zu welchem Schluss war er gekommen? Was hatte ihm das alles gebracht? Kai hasste ihn, er hatte ihn aus der Wohnung geschmissen. Mehr nicht… Reita fasste einen Entschluss. Er legte sich wieder zurück und fixierte die Decke, doch seine Gedanken begannen bereits nach der ersten Erinnerung zu suchen. Er suchte nach der Erinnerung an den Augenblick, in dem er Kai zum ersten Mal gesehen hatte. Er wollte sich an alles erinnern, an jede Bewegung, jeden Gesichtausdruck von Kai, wollte noch einmal die Worte hören, die er Reita nach dem ersten Sex gesagt hatte, wollte unter all seinen Erinnerungen den ‚wahren’ Kai finden. Und Reita würde nicht aufhören, bis er ihn gefunden hatte. Und morgen… Morgen würde er Kai gegenübertreten. Dem wirklichen Kai.. „Alles okay bei dir, Reita?“ Reita nickte. Diese ganze Situation gefiel ihm nicht. Die anderen waren mit einem Mal so erstaunlich besorgt um ihn. Gestern Abend war er zu Ruki gegangen, der ihn freundschaftlich aufgenommen hatte. Und nun war er hier, im Proberaum und wurde von anderen beinahe zu fürsorglich behandelt. Ruki saß ziemlich dicht bei ihm und auch Aoi und Uruha saßen neben ihm auf der Couch. Irgendetwas war passiert, von dem Reita nichts mitbekommen hatte. Und das gefiel ihm nicht. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Kai betrat den Bandraum. Reita hatte mit einem Kai-typischen freundlichen Sonnenschein-Lächeln gerechnet, doch sein Gesicht war kalt. Anscheinend hatte Reita wirklich etwas verpasst. Wieso war Kai so…anders? Der Drummer schloss die Tür hinter sich und stellte sich wie ein Angeklagter vor die Couch. „Wen von euch hat der Arsch den angerufen?“, fragte er seltsam ruhig. „Wenn du Yune meinst, dann hat er mich angerufen.“, erklärte Aoi nur. „Und ich daraufhin Uruha und dieser hat Ruki angerufen. Wir wissen über dich Bescheid, Kai. Du hast uns alle nur ausgenutzt, uns verarscht, so wie du Yune verarscht hast.“ Reita starrte Aoi geschockt an. Yune hatte WAS getan? Der Typ war doch eindeutig idiotischer, als Reita ihn eingeschätzt hatte. Am liebsten wäre Reita zu ihm gefahren und hätte ihm die Nase gebrochen. Wie konnte er es nur wagen sich in Dinge einzumischen, die er nicht verstand? Die Band könnte daran zerbrechen. „Wir haben beschlossen dich aus der Band zu werfen.“, erklärte Uruha weiter. „Ich kann und werde nicht zulassen, dass du uns weiter verarschst und Reita weiterhin verletzt.“ „Damit habe ich gerechnet. Ich bin nur hier um meine Sachen abzuholen.“ Was? Reita wollte aufspringen, zu Kai eilen, ihn vor den anderen beschützen, doch er konnte es nicht. Uruha hielt seinen Arm umklammert. Es tat beinahe weh und Ruki saß auf der anderen Seite, hielt Reitas Arm fest, sodass er nicht aufstehen konnte. Verwirrt und vor allem auch geschockt sah Reita immer wieder zwischen den beiden hin und her. Wollten sie Kai wirklich gehen lassen? Das konnten sie doch nicht tun. Dachten sie nicht einen Augenblick an die Band? Dachten sie auch nur einen ganz kleinen Augenblick an ihn? „Kai.“, schrie Reita plötzlich, doch Kai beachtete ihn nicht. Stumm packte er seine Sachen zusammen. „Kai, verdammt! Sieh mich an! Hör mir zu, bitte!“ Reita versuchte sich aus Uruhas und Rukis Griff zu befreien, doch sie waren stärker. Reita lehnte sich etwas vor, während er zusehen musste, wie Kai kurz davor war den Raum zu verlassen. „Kai, wehe du verlässt diesen Raum! Du gehörst zur Band! Ich will nicht, dass du gehst, hast du gehört? Wage es ja nicht durch diese verdammte Tür zu gehen! Ich liebe dich, Kai!“ Kai blieb tatsächlich stehen und wandte sich zu Reita um. Erwartungsvoll starrte Reita Kai an. Doch was erwartete er sich? Er konnte die anderen nicht dazu zwingen, dass er hier blieb. Eigentlich konnte Kai gar nichts tun. Was wollte Reita also hören? Kai begann zu lächeln. Es war jenes Lächeln, dass Reita schon gewohnt war … kalt…herzlos. „Ich liebe dich, Kai.“, wiederholte er nur. Denn das tat er. Er liebte Kai und würde ihn nicht aufgeben. Nie… „Ich weiß.“ Und damit verschwand Kai aus dem Brandraum, aus Reitas Leben… Kapitel 16: Alltag ... gibt es das noch? ---------------------------------------- Dass das neue Kapitel dieses Mal so schnell kommt habt ihr zu verdanken. Deshalb widme ich es auch dir, Mero. ^.^ Die weiteren Kapitel werden alle etwas schneller kommen, da ich schon an einer neuen FF arbeite (Sie wird "Die Uhr" heißen) und es kaum erwarten kann das erste Kapitel von dieser hochzuladen, da ich in dieser FF mit meinen Lesern auch ein kleines Spiel spielen will ^^ Aber nun erstmal viel Spaß bei diesem Kapitel. neo ______________________________ „Reita! Mach auf!“ Er wollte nicht. Es tat verdammt noch einmal weh und Ruki und die anderen waren schuld daran…irgendwie. Eigentlich war sein Leben gut gewesen. Zwei ganze Jahre lang hatte er schon mit Kai gelebt, hatte sich an Kai gewöhnt. Sein Leben ohne den Drummer war irgendwie falsch. Auch wenn Kai ihm wehgetan hatte, Reita wollte ihn zurückhaben und am Besten sofort! „Reita.“ Wie lange stand Ruki wohl schon vor der Badezimmertür? „Mach keine Dummheiten, Reita, bitte.“ Reita schmunzelte leicht. Nein. Dummheiten würde er keine machen. Das konnte er gar nicht. Er wollte nicht aufgeben, die Band nicht aufgeben, Kai nicht aufgeben. Denn Kai existierte noch, er war noch da, nur er war nicht bei ihm. Reita saß auf dem Boden im Bad, an die Badewanne gelehnt, die Füße angezogen und die Hände um seinen Körper geschlungen. Er wollte Kai bei sich haben. Auch wenn er wusste, dass Kai ihn nicht umarmen oder trösten würde, so würde es ihm dennoch reichen zu wissen, dass er da war. Immerhin liebte er ihn noch immer. „Reita. Wir müssen gleich zur Probe.“ Probe? Es war gerade mal zwei Tage her, dass sie Kai aus der Band geworfen hatte und nun wollen sie schon wieder proben? Hatten sie schon einen Ersatzdrummer gefunden? Wohl kaum. In zwei Tagen konnte keine Band einen Ersatzdrummer finden. Doch nicht nur das. In Kai hatten sie auch einen Leader verloren. Reita bezweifelte stark, dass Uruha diesen Job noch einmal übernehmen würde. „Komm schon Reita. Vielleicht hilft dir das über Kai hinwegzukommen.“ Natürlich. Wo ihn doch die Band überhaupt nicht an Kai erinnerte. Reita rollte mit den Augen. Konnten oder wollten sie ihn nicht verstehen? Er musste eigentlich immer an Kai denken, egal was er tat, alles erinnerte ihn irgendwie an Kai. Scheiße. Er wollte Sex, wie früher, jeden Abend und zwar mit Kai. Er wollte nach dem Sex kuscheln, wollte aufwachen neben Kai. War das nicht idiotisch? Er wollte Kai mit all seinen Lügen wieder zurückhaben. Irgendwie war er schon abhängig geworden, war süchtig, nach Kai. „Reita, wenn du nicht sofort aufmachst, dann rufe ich den Schlüsseldienst an.“ Seufzend stand Reita auf. Irgendwie war es unfair. Er hatte Ruki beigestanden, ihm geholfen und jetzt, wo Ruki sich revangieren wollte, ließ er es nicht zu. Wer wusste es schon? Vielleicht konnte Ruki ihm tatsächlich helfen, irgendwie. Reita hoffte es zumindest. Zaghaft drehte er den Schlüssel um. Kaum war die Tür nicht mehr versperrt wurde sie aufgerissen und Reita wurde so stürmisch umarmt, dass er einen Schritt zurückweichen musste. Ruki drückte ihn fest an sich, strich mit einer Hand durch Reitas Haar und mit der anderen sanft über dessen Rücken. Reita umarmte Ruki ebenfalls. „Ich hatte Angst um dich.“, gestand Ruki. „Brauchst du nicht.“ „Ich weiß, dass du noch oft…viel zu oft an Kai denkst. Aber ich will auch gar nicht von dir verlangen, dass du ihn einfach vergisst. Aber ich bitte dich, denk nicht so viel an ihn. Lass das Neue auf dich zukommen. Schreib einen Song oder so. Aber lass dich nicht so gehen. Wir sollten proben gehen. Die anderen warten schon.“ Reita nickte nur. Zu mehr war er nicht fähig. Er stütze sich auf Rukis Hilfe. Reita wollte Kai nicht vergessen, ganz und gar nicht. Er klammerte sich beinahe krampfhaft an die Erinnerungen, die er hatte. Ihm war es eigentlich egal, was die anderen sagten … er liebte Kai. Als Reita den Proberaum betrat stockte ihm der Atem. Für einige Sekunden setzte sein Herz aus, sein Gehirn konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Reita. Geht es dir besser?“ Und schon stürmte Reita auf Yune zu, ballte eine Hand zur Faust und schlug Yune ins Gesicht. Der ehemalige Drummer von GazettE fiel zu Boden und Reita stürzte sich erneut auf ihn. Er war blind und taub für jegliche Rufe seiner Freunde. Er hörte nicht hin, konnte es gar nicht hören. Yunes Gesicht alleine hatte diese Reaktion in ihm ausgelöst. Immerhin war Yune schuld daran. Er war schuld daran, dass Kai nicht mehr hier war, dass Reita den Menschen verloren hatte, den er liebte. „Du verdammtes Arschloch.“, schrie er Yune an und hob die Faust, um erneut zuzuschlagen. Doch er wurde davon abgehalten, von wem, war ihm egal. Das einzige, was zählte war Yune. „Wieso hast du Aoi angerufen? Du bist nicht anders als Kai.“, brüllte Reita laut. „Du bist genauso wie er. Du ergötzt dich auch daran mich leiden zu sehen! Macht es dich geil? Macht es dich geil zu sehen, wie mein Leben den Bach runtergeht? Ich war glücklich mit Kai. Zwei verdammte Jahre lang hatte ich Kai für mich. Er hat mich nicht geliebt, doch das war mir, verdammt noch mal, scheißegal. Ich hatte ihn wenigstens. Und dann kommst du und zerstörst mein Leben.“ „Du bist doch bei mir aufgetaucht.“, schrie Yune zurück. „Du bist zu mir gekommen, vergiss das nicht.“ Reita riss sich aus Uruhas griff los. „WAS?“ Einen Moment lang überlegte Reita, ob er nicht noch einmal zuschlagen sollte. Doch schon hatte Uruha wieder seinen Arm gepackt und hielt ihn davon ab. „Ja, ich bin zu dir gekommen. Aber nur, weil ich wissen wollte, was zwischen dir und Kai war. Aber ich wollte nicht, dass du Kai das antust.“ „Kai?“ entfuhr es Yune. „Reita, du bist blind. Kai hat dich wie ein Spielzeug benutzt.“ „Das! Weiß! Ich!“ Yune biss sich auf die Unterlippe. Er wollte etwas sagen, das erkannte Reita genau, doch er verkniff es sich. Wieso? Reita wollte Streit. Er wollte all seine Wut auslassen und zwar an Yune. Er wollte ihn schlagen, bis er seine eigene Faust nicht mehr spürte. „Ich hasse dich, Yune!“ „Du solltest Kai hassen.“, meinte er, ziemlich ruhig. „Verreckt doch, du verdammtes Arschloch. Tu mir den Gefallen und verreck einfach!“ Damit wandte sich Reita um und stürmte aus dem Badnraum. Die Tür warf er hinter sich zu und achtete darauf, dass sie besonders laut war. Sollten sie nur wissen, dass er wütend war. Die ganze PSC sollte wissen, dass er wütend war. Reita stapfte durch das Geäude auf der Suche nach einem Ort, an dem er einfach nur allein sein konnte. Er fand ihn auch recht schnell. Kaggras Proberaum. Sie waren auf einer Tour. Deshalb ließ sich Reita auf die Couch fallen und zog die Beine an. Stumm nahm er sein Handy an sich und wählte Kais Nummer. Er legte das Handy ans Ohr und hörte das regelmäßige Tuten. Er hatte Kai schon einige Male angerufen, hatte versucht ihn zu erreichen, mit ihm zu reden, ihm zu sagen, dass er noch immer zu ihm hielt, doch Kai hob nicht ab. Inzwischen dürfte Reita ihn schon an die fünfzig Mal angerufen, doch Kai schien ihn zu ignorieren. Wieso? Als sich Kais Mailbox meldete sprach er ihm die gewöhnliche Nchricht darauf. „Bitte, Kai, ruf zurück. Ich will mit dir reden. Ich hab dich lieb.“ Doch Kai rief einfach nicht zurück. Gerade als Reita sein Handy in der Hosentasche verstaut hatte, wurde die Tür langsam geöffnet. Es war Ruki. „Hier bist du.“, meitne er erleichtert und ging zu Reita, nahm ihm sanft in den Arm, so wie Reita es nur wenige Tage zuvor bei Ruki getan hatte um ihn zu trösten. Ruki sagte nichts, sondern war stumm für ihn da. Reita krallte seine Hände in Rukis Rücken, drückte sich an ihn. „Ich will das nicht, Ruki.“, begann er, schuchzeld. „Ich will, dass alles so ist wie früher.“ „Als du noch gelitten hast?“ „Ich .... Ich habe nicht gelitten. Nicht wirklich.“ „Wie kannst du so etwas nur sagen. Er hat dich benutzt, schamlos ausgenutzt.“ Reita seufzte schwer. Ruki würde ihn nicht verstehen. So sehr er seinem Freund auch vertraute. Das hier, war sein eigenes Problem. Zwei Jahre lang war er damit klargekommen, als würde er jetzt auch alles wieder in Ordnung bringen. Er müsste nur die Möglichkeit bekommen mit Kai zu reden. „Wie geht es Yune?“ „Was willst du hören, Reita?“ Reit überlegte kurz. „Ich will hören, dass es ihm beschissen geht.“ „Das tut es.“ Ein siegessicheres Grinsen schlich sich auf Reitas Gesicht. Das war gut. Sollte Yune nur auch ein wenig leiden. „Was hat Yune eigentlich hier gemacht?“ Als sich Ruki zeit mit der Antwort ließ, biss sich Reita auf die Unterlippe. Eigentlich konnte er es sich bereits denken. Er sollte Kai ersetzen. „Bis wir einen Drummer gefunden haben, wird Yune mit uns spielen.“ Das war es, harmlos ausgedrückt. Reita wusste es zu schätzen. Ruki hatte das Wort ‚ersetzen’ nicht erwähnt. Es war grässlich auch nur daran zu denken, doch es war die Wahrheit. Sie wollten Kai ersetzen, jemand anderen an seine Stelle setzen und Kai vergessen. So sah es für Reita jedenfalls aus. Aber er würde das nicht tun. Auf keinen Fall…. Kapitel 17: Ein Plan? --------------------- Dieses Kapitel hier widme ich - weil du eine total tolle Freundin bist - weil ich dich jetzt schon vermisse und wieder sehen will - weil du mir nen Pinguin [Item] geschenkt hast~ ♥ - weil ich dich lieb hab __________________________________ „Hallo? Hier spricht Reita. Ich… Ich würde gerne wissen, wo Yutaka ist. Ich…“ Er stotterte. Jedes Wort fiel ihm schwer “Ich… Ich habe versucht ihn am Handy zu erreichen, doch er meldet sich nicht. Ich frage mich, ob mit ihm alles in Ordnung ist. Wir…Wir hatten einen kleinen Streit.“ Kleiner Streit war wahrlich untertrieben. Aber er wollte Kais Mutter nicht sagen, was wirklich passiert war. Das könnte er niemals. Es wäre, als würde er Kai direkt ein Messer vor die Brust halten und das wollte er nicht. Er wollte derjenige sein, der Kai vor dem Messer beschützte. Reita flehte innerlich zu allen Göttern, die ihm in diesem Moment einfielen. Es war die letzte Möglichkeit, die er noch hatte. Er gab nicht auf, rief Kai weiterhin sooft es ging an. Doch Kai blieb stumm. Fest biss sich der Bassist auf die Unterlippe, spürte, wie ihm Tränen aufkamen, als er das Seufzen von Kais Mutter hörte. Eigentlich war alles schon gesagt. „Tut mir wirklich Leid, Reita.“ Nein, bitte nicht. „Yutaka…Er hat mir gesagt, dass er eine Auszeit braucht. Deshalb hat er uns gebeten nicht zu sagen, wo er ist. Aber ich werde mit ihm reden, wenn er sich meldet. Das verspreche ich dir. Ich werde ihm sagen, dass er dich anrufen soll, okay?“ „Okay.“, würgte Reita quälend heraus. Doch eigentlich wusste er, was das bedeutete. Er hatte keine Chance. Selbst Kais Eltern erzählten ihm nicht, wo sich Kai aufhielt, wie er ihn finden konnte. Wie sich Kais Mutter von ihm verabschiedete hörte er schon gar nicht mehr. Erst, als er das gleichmäßige Tuten hörte, ließ er das Handy langsam sinken. Was sollte er denn noch tun? Er musste Kai irgendwie erreichen. Er musste herausfinden, wo der andere war, unbedingt. Reita legte das Handy zurück auf seine Kommode, ehe er die Decke wieder über sich schlug, sich in seinem Bett noch mehr eingrub…in ihrem Bett. Er versuchte Kais Geruch, zog ihn ein und versuchte ihn festzuhalten, spürte jedoch genau, wie er langsam aber sicher verschwand. „Scheiße.“, murmelte Reita leise, kniff die Augen zusammen, versuchte die aufkommenden Tränen zurückzudrängen. Sanft führ Reita über die weiße Bettdecke. Er versuchte sich an ihren letzen Sex zu erinnern. Er versuchte sich zu erinnern, wie es war, als er danach an Kai gekuschelt einfach nur dagelegen hatte, die Situation genossen hatte. Er versuchte sich an Kais Hand zu erinnern, die langsam und vorsichtig über seinen Rücken gestrichen hatte. Doch er konnte es nicht. Es waren nur noch Erinnerungen. Es war nichts mehr real und es tat Reita weh. Sein Herz brannte, schrie, da es mit so viel Schmerz nicht mehr auskommen konnte, nicht mehr auskommen wollte. „Reita?“ Langsam wurde die Tür geöffnet. Reita hörte, wie jemanden ins Zimmer kam und spürte, wie sich dieser jemand kurz darauf auf sein Bett setzte. Er wusste auch so, wer es war. Niemand sonst kam zu ihm, niemanden sonst ließ Reita zu sich. „Wie geht es dir, Akira?“ „Scheiße. Nicht einmal seine Eltern wollen mit sagen wo er ist.“ Reita ballte eine Hand zur Faust, atmete tief durch. Sie waren die letzte Hoffnung gewesen, an der er sich noch geklammert hatte. Reita spürte eine Hand an seiner Wange. Ruki sagte nichts mehr. Seit dem er Yune im Bandraum geschlagen hatte, war Ruki zu ihm gezogen, schlief auf der Couch und kümmerte sich um Reita. Reita bekam mit, dass er sich hie und da mit Miyavi traf und kam sich dann noch idiotischer vor. Da hatte er Ruki geholfen endlich das zu bekommen, was er gewollt hatte und nun? Nun hielt er Ruki an sich und zerstörte womöglich noch seine und Miyavis Beziehung. Das wollte er nicht. Er wollte nicht noch mehr kaputt machen. „Geh zu Miyavi, Ruki.“ „Du brauchst mich.“ „Nicht so sehr wie ihr einander braucht. Ich stell nichts an. Von mir aus kannst du jedes Messer uns sonstiges Zeugs mitnehmen, aber ich mach nichts Dummes, das verspreche ich dir. Dazu hänge ich zu sehr an Kai. Das weißt du ja.“ Sie hatten die Proben eingestellt, bis Reita sich beruhigt hatte. Doch Reita wollte sich nicht beruhigen und bezweifelte, dass es jemals so weit kommen würde. Er wollte Kai zurückhaben und das am Besten sofort. Er wollte ihn jetzt hier an seiner Seite haben, seine Nähe und seine Wärme spüren, einfach nur wissen, dass er da war, bei ihm. Plötzlich klingelte Rukis Handy. Reita beobachtete ihn, wie er abhob. „Was ist los, Miyavi? Heute Abend?...Ich weiß nicht. Ich…“ Schon hatte sich Reita aufgesetzt und Ruki das Handy aus der Hand genommen. Nein. Er würde ganz bestimmt nicht zulassen, dass sich das kleine bisschen Glück, dass sich Ruki so hart erkämpft hatte nun wieder zerstört wurde. Ruki war ihm wichtig, war er doch sein bester Freund. „Miyavi? Ruki kommt heute Abend, keine Angst.“ Und schon legte er auf und reichte Ruki das Handy zurück. Reita kuschelte sich wieder in das Bett, zog sämtlichen Duft von Kai auf. Er sah Ruki jedoch weiterhin tadelnd an. „Geh. Genieße den Abend mit ihm. Jeder solcher Abende ist wichtig für euch. Bitte, Ruki. Ich fühle mich schrecklich, wenn du nicht gehst.“ „Reita, ich…“ „Bitte, Taka.“ Ruki seufzte schwer und Reita wusste, dass er gewonnen hatte. Er gönnte es Ruki. Sein Glück sollte nicht wegen Reitas und Kais Problem scheitern. „Ich bin spätestens um Mitternacht wieder da.“ „Amüsier dich.“ Leise verließ Ruki das Schlafzimmer und Reita versank wieder in seinen Gedanken, welche nur um Kai kreisten und die Zeit, in der sie noch zusammen gewesen waren…irgendwie… „Ruki?“ Reita streckte sich herzhaft. Er hatte nicht gehört, wie Ruki gestern Abend zurückgekommen war. Trotzdem war er neugierig. Er wollte wissen, wie es gelaufen war, ob etwas mehr zwischen ihnen passiert war und was sie überhaupt gemacht hatten. Ruki verdiente sein Glück. Schwerfällig kroch Reita aus dem Bett und schlenderte ins Wohnzimmer. Die Couch war leer. Reita bezweifelte, das Ruki irgendwohin gegangen war, deshalb rief er einmal laut nach seinem Freund. Doch er erhielt keine Antwort. Verwirrt ließ sich Reita auf die Couch sinken. Vielleicht war er noch bei Miyavi, überlegte der Bassist. Gerade, als er sein Handy holen wollte, um Miyavi anzurufen entdeckte er einen Zettel auf dem Tisch. Es war Ruksi Handschrift. „Lieber Reita.“, las er laut. „Miyavi und ich hatten gestern einen wunderschönen Abend. Und wir haben viel geredet. Jedenfalls, kurz und knapp: Ich werde für die nächsten Tage nicht auf dich aufpassen können und auch nicht via Handy oder sonst wo erreichbar sein…genauso wie Miyavi. Mach dir keine Sorgen um uns. Wir haben einen Plan.“ Ein Grund mehr sich Sorgen zu machen, schoss es Reita durch den Kopf. „Jedenfalls…in spätestens einer Woche melde ich mich wieder. Auf die eine oder andere Art. Ich habe Uruha gebeten ein bisschen auf dich aufzupassen, also wundere dich nicht, wenn er plötzlich vorbei kommt. Ruki Und stell nichts Dummes an.“ Er hatte ihm doch versprochen, dass er nichts Dummes tun würde. Und doch fühlte er sich irgendwie schlecht, fühlte sich allein. Ruki einige Tage lang nicht zu sehen war für ihn irgendwie komisch. Ruki war immer in seiner Nähe gewesen und wenn nicht, so war er dennoch immer erreichbar für Reita. Er nahm Rukis Aussage jedoch ernst. Wahrscheinlich würde er wirklich nicht abheben, sollte Reita ihn anrufen. Doch Reita machte sich auch Sorgen um ihn. Ruki und Miyavi alleine und mit einem Plan. Das konnte doch nur schief gehen. Sein Handy begann plötzlich zu klingeln, weshalb er aufstand, zurück ins Schlafzimmer ging um es zu suchen. Als er es endlich gefunden hatte, sah er, dass Uruha ihn anrief. „Moshi, moshi.“ „Hey, Reita. Ich bin’s. Ruki hat mir eine komische SMS geschrieben. Er meinte, dass ich dich sofort anrufen sollte. Was ist denn los?“ „Ruki und Miyavi sind abgehauen. Für einige Tage reagieren sie nicht auf unsere Anrufe. Sie haben einen Plan, weißt du.“ „Sind die beiden vollkommen verrückt geworden?“, brüllte Uruha ins Telefon. Reita hielt es zur Sicherheit etwas weiter weg. Erst, als er Uruhas Stimme nicht mehr hören konnte, wagte er es, das Handy wieder an sein Ohr zu legen. „Und was machen wir jetzt, Reita?“ „Dasselbe wollte ich auch dich gerade fragen.“, antwortete Reita ehrlich. Eine ganze Weile lang schwiegen sie sich gegenseitig an. Reita wollte Uruha gerade fragen, ob er nicht versuchen wollte Ruki oder Miyavi anzurufen. So kam ihm in den Sinn, dass er auch Teddy darum bitten könnte Miyavi anzurufen. Vielleicht hob er ab, wenn er sah, dass es Teddy und nicht er war. Doch Uruha begann wieder zu sprechen, bevor Reita auch nur den Mund öffnen konnte. „Wie geht es dir, Reita?“ „Gut.“, log er schnell. „Das glaube ich dir nicht. Ich war die letzten zwei Jahre nicht blind. Ich…Ich komme vorbei. Und wehe, du machst mir nicht auf. Ich warne dich ich trete die Tür ein. Du weißt, dass ich das schon einmal gemacht habe.“ Ja, und Reita erinnerte sich nur allzu ungern daran zurück. Er antwortete jedoch nicht. Uruha schien auch keine Antwort zu verlangen, da er einfach auflegte. Reita saß noch einige Minuten lang einfach nur so da, das Handy ans Ohr gelegt. Schließlich wählte er eine andere Nummer, hielt es erneut an sein Ohr, doch wie gewohnt meldete sich niemand, nur die Mailbox. „Ich mache mir Sorgen um dich, Kai. Bitte melde dich bei mir. Ich liebe dich.“ Besorgt und traurig legte Reita das Handy zur Seite und legte sich ins Bett. Bis Uruha kam, wollte er in Ruhe nachdenken, sich erneut erinnern an die Zeit mit Kai. Uruha kam schneller als gedacht. Bereits ein viertel Stunde später klingelte es an Reitas Tür. Einen Moment lang dachte Reita wirklich daran nicht aufzumachen, jedoch erinnerte sich recht schnell wieder an Uruhas Drohung und krabbelte aus dem Bett. Daraufhin torkelte er zur Wohnungstür. Kur bevor er sie öffnete, straffte Reita die Schultern und zwang sich zu lächeln. Uruha sollte nicht bemerken, wie dreckig es ihm doch eigentlich ging. Doch als Reita die Tür öffnete, wusste er bereits, dass Uruha in durchschaute. War es so einfach? Komisch. Noch vor ein paar Tagen hatte keine gewusst, wie es um ihn und Kai stand, er hatte alles verborgen und nun war er für jeden wie ein offenes Buch. So kam es ihm jedenfalls vor. „Willst du eine Tasse Kaffee, Uruha?“ „Wäre nett, ja.“ Während Reita in der Küche Kaffee machte, zog Uruha sich aus. Stumm kam er zu Reita in die Küche und ließ sich auf einem Stuhl sinken. Er sagte nichts. Reita auch nicht. Als Reita jedoch die Kaffeetasse vor Uruha abstellte, begann dieser zu sprechen. „Kann ich mit dir über Kai reden?“ „Warum?“, fuhr Reita ihn schärfer an als beabsichtigt. Uruha sah stumm auf die Tasse. „Irgendwie mache ich mir Vorwürfe, da ich Kai in die Band aufgenommen habe.“ Reita setzte sich zu ihm. „Das konntest du nicht wissen.“, versuchte er Uruha zu beruhigen. Eigentlich brauchte er sich keine Vorwürfe zu machen. Doch als Uruha ihn etwas gequält ansah, wusste Reita, dass er ihn nicht einfach so davon überzeugen konnte. Und wenn er ehrlich zu sich war, dann wollte er das jetzt auch gar nicht. Er wollte Uruha nicht trösten. Auch wenn es egoistisch und falsch war… Mehr sprachen sie nicht über Kai. Uruha kam schon recht bald auf Ruki zu sprechen und Reita zeigte ihm den Brief, welchen Ruki ihm geschrieben hatte. Auch Uruha war wütend. Im Gegensatz zu Reita versuchte er jedoch sowohl Ruki, als auch Miyavi anzurufen, was ihm natürlich misslang. Keiner von beiden hob an. Und selbst Rukis Mailboxansage war. „Egal wer von euch Vieren das ist, ich hebe nicht ab.“ Und Miyavi Mailbox bestand aus. „Vergiss es.“ Als Uruha sein Handy zur Seite legte bezweifelte Reita, dass er die Versuche ab jetzt gänzlich unterlassen würde. Vielleicht würde er es heute sogar noch einmal versuchen. Wer wusste das schon? „Reita? Ich will Ruki nicht enttäuschen. Wenn du irgendetwas brauchst…“ „Nichts, danke. Ich brauche wahrscheinlich einfach nur Ruhe und Zeit zum Nachdenken.“ Uruha nickte, als würde er verstehen, doch Reita bezweifelte, dass es so war. Sie sprachen nicht mehr viel, nur über belanglose Dinge und nach einer Weile beschloss Uruha nach Hause zu gehen, oder sich mit Aoi zu treffen. Reita wusste es nicht, er hatte ihm nicht wirklich zugehört. Das Einzige, das für ihn zählte war, dass er seine Ruhe wieder hatte. Letztendlich landete er nur wieder im Bett, eingekuschelt in Kais Decke, in Gedanken bei dem Menschen, der er noch immer liebte. In letzter Zeit hatte er sich viele Gedanken über Kai gemacht, viel zu viele… Doch Reita wusste, dass es gut gewesen war. Immerhin war er zu einem Schluss gekommen. Egal was Kai ihm auch angetan hat, Reita glaubte nun zu wissen, wie und wer Kai wirklich war und diesen Kai wollte er nicht einfach so aufgeben, nicht einfach so gehen lassen. Doch wie, um alles in der Welt sollte er ihn finden? Kapitel 18: verzweifelte Suche ------------------------------ „Bitte, Ruki, lass das das richtige Haus sein.“ Ruki schmunzelte leicht. Als ob er das beeinflussen könnte. „Das kann ich doch nicht vorherbestimmen, Miyavi.“, versuchte er seinen Freund zu beruhigen. Irgendwie gefiel Ruki dieser Gedanken. Sein Freund. Ja. Miyavi war sein Freund und er würde ihn nie wieder hergeben. Miyavi grummelte nur irgendetwas vor sich hin und torkelte neben Ruki her. Es war aber auch verdammt schwer Kais Familie zu finden. Ruki wusste gerade einmal in welchem Ort sie wohnten, wobei „Ort“ definitiv untertrieben war. Ruki und Miyavi waren vor zwei Tagen hier angekommen und hatten sich schlau gemacht. Irgendwie – dank der Hilfe der Polizei, Miyavis genialen Ideen und Rukis Versprechen Miyavi nie wieder alleine rumlaufen zu lassen - waren sie an sämtliche Adressen gekommen, in dessen Häusern angeblich Familien mit dem Familiennamen Uke leben sollten. Und nun lag es an ihm und Miyavi herauszufinden welches Haus denn nun zu Kais Eltern gehört. So an die zehn Häuser müssten sie schon abgehakt haben. Und nun standen sie also vor Haus Nummer elf. Ruki klingelte. Irgendwie war es schon beinahe Routine. Eine junge Frau öffnete ihnen und sah sie verständnislos an. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Wir suchen Kai.“, begann Miyavi und Ruki fuhr fort. „Eigentlich suchen wir Uke Yutaka. Er ist ein Freund von uns und wir wollen ihn überraschen. Wohnt in diesem Haus ein Uke Yutaka? Oder kennen Sie jemandem mit diesem Namen?“ Doch der Gesichtsausdruck der Frau verriet Ruki die Antwort bereits. „Tut mir Leid, aber hier wohnt kein Yutaka und ich kenne auch niemand mit diesem Vornamen.“ Ruki hörte, wie Miyavi laut aufseufzte, ehe er leise zu fluchen begann. Der Kleinere bedankte sich trotzdem für die Hilfe und schlenderte mit Miyavi weiter. Ruki sah auf den Zettel, auf dem er alle Adressen aufgeschrieben hatte und stellte fest, dass das nächste Haus ebenfalls in dieser Gasse sein müsste. Er zeigte Miyavi die Hausnummer und dieser nickte nur. Ruki konnte Miyavi ansehen, wie verdammt lästig ihm das schon wurde, aber dennoch war ihm der Kleine dankbar, dass er keinen einzigen Mucks darüber verlor. Eigentlich war sich Ruki noch immer nicht sicher, ob es richtig war, was er hier tat. Aber es war nun einmal die einzige Möglichkeit, die ihm in den Sinn gekommen war, um das alles besser zu verstehen. Geistesabwesend nahm er sein Handy heraus. Uruhas Anrufe häuften sich, während Reita nur ein einziges Mal angerufen hatte. Ruki wollte ihm helfen, immerhin hatte er auch alles getan um ihm und Miyavi zu helfen. Das war er ihm einfach schuldig. Zögerlich nahm Ruki Miyavis Hand und stellte zufrieden fest, dass Miyavi seine Hand ebenfalls drückte. Ruki schmunzelte nur. Er war froh den anderen bei sich zu haben. „Ich würde ja verstehen, wenn Reita hier wäre und beinahe krampfhaft nach Kai sucht. Doch warum tun wir das noch einmal?“, begann Miyavi schließlich. „Ich will Reita helfen.“ „Und das, indem du Kai, der ihm wehtut, wieder zurückholst?“ „Du hast sie nicht gesehen, Miyavi. Du warst doch gar nicht dabei, als wir Kai aus der Band geworfen haben. Du hast nicht gesehen, wie Reita danach reagiert hat. Reita ist nur noch ein Wrack. Ich habe Angst um ihn. Er wird irgendwelche Dummheiten begehen, wenn ich nicht bald etwas unternehme. Reita klammert sich an Kai, er braucht Kai. Ich verstehe es ja selbst nicht. Und deshalb gehen wir zu Kai. Wir werden mit ihm reden und versuchen das alles zu verstehen. Das hat Reita doch auch bei dir gemacht, oder? Er hat sich nicht einfach damit abgegeben. Er wollte verstehen, warum du so bist, wie du bist. Und es hat geholfen.“ Ruki sah hoffnungsvoll zu Miyavi auf. Er hoffte, dass Miyavi ihn verstanden hatte. Dieser seufzte jedoch nur und drückte Rukis Hand ein wenig fester. „Ich glaube ich verstehe es.“, meinte er nur und Ruki war ihm dankbar für diese Worte. „Übrigens sind wir da.“ Tatsächlich. Sie hatten das nächste Haus erreicht. Ruki sah noch einmal auf den Zettel um sicherzugehen, dass die Adresse auch stimmte. Schwer seufzend klopfte er an die Tür, da das Haus keine Klingel besaß. Miyavi hinter ihm grummelte irgendetwas Unverständliches, was Ruki gekonnt zu ignorieren wusste. Als die Tür geöffnet wurde wusste Ruki bereits, dass er das richtige Haus gefunden hatte. Die Frau, die ihm gegenüberstand lächelte so breit, dass es Ruki sofort an Kai erinnerte. Doch kaum hatte er daran gedacht, wurde ihm sofort bewusst, dass es ein falscher Kai gewesen war. Ob seine Eltern seine wahre Natur kannten? „Was kann ich für Sie tun?“ „Wir suchen Kai.“, meinte Ruki direkt. Das Lächeln auf dem Gesicht der Frau verschwand. „Wer sind Sie?“ „Ich bin Ruki, der Sänger von TheGazettE und das hier ist Miyavi. Wir wollen mir Kai reden. Es ist sehr wichtig. Ich … Wir machen uns Sorgen um ihn und um Reita. Bitte. Ist er hier?“ Kais Mutter schüttelte nur den Kopf. „Yutaka hat mir gesagt, dass er nicht will, dass ihn einer von euch besuchen kommt. Aber…kommt doch herein.“ Miyavi nahm Rukis Hand und drückte sie sanft. Als Kais Mutter zur Seite getreten war, betraten die beiden das Haus. Kais Mutter führte sie in die Küche, wo sie ihnen etwas zu trinken anbot, das vor allem Miyavi sehr gerne annahm. Ruki schmunzelte leicht. Kai war ihr ziemlich ähnlich. Der falsche Kai? Es war zum Haare raufen. Ruki würde nur zu gerne wissen wie Kai wirklich war. Als sich Kais Mutter zu ihnen gesetzt hatte, seufzte sie schwer. „Yutaka hat zu mir gesagt, dass er niemanden von euch sehen will.“, wiederholte sie sanft. „Er war sehr traurig aber auch wütend und enttäuscht. Dabei weiß ich noch genau wie glücklich er gewesen war, als ihr ihn in die Band aufgenommen habt. Außerdem…Yutaka meinte ihr hättet ihn aus der Band geworfen. Er war doch so glücklich mit Reita.“ „War er das?“, flüsterte Miyavi nur abfällig. Ruki gab ihm mit dem Ellbogen einen leichten Stoß in die Rippen, woraufhin der Sänger ein leises „Gomen“ murmelte. Ruki erkannte jedoch, dass Kais Mutter sein Kommentar durchaus gehört hatte. Zum Glück sagte sie nichts dazu. „Wir…Wir hatten Streit.“, begann Ruki und senkte ein wenig den Kopf. „Wir alle. Wir haben überreagiert indem wir ihn einfach so aus der Band geworfen haben. Besonders Reita leidet darunter. Deshalb will und muss ich mit ihm reden. Ich will, dass…“ alles wieder so wird wie früher. Ruki verschluckte das Ende des Satzes und setzte erneut an. „Ich will, dass wir uns wieder verstehen.“ Eine zeitlang herrschte Stille zwischen ihnen, bis Kais Mutter laut aufseufzte. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch seine neue Adresse sagen soll. Er wohnt nun bei meinem Bruder, in dessen Wohnung. Er…Er war sehr enttäuscht von euch.“ „Wir waren auch enttäuscht von ihm.“, murmelte Miyavi nur und erntete erneut einen Stoß in seine Rippen. Erschrocken keuchte er auf und warf Ruki einen entschuldigenden Blick zu. „Ich verstehe nicht.“, warf Kais Mutter fragend ein. Natürlich verstand sie nicht. „Es hat mir unserem Streit zu tun.“, versuchte Ruki die Situation zu retten… „Worum ging es eigentlich bei diesem Streit. Yutaka wollte mir auch nichts erzählen. Normalerweise ist er nicht so verschwiegen.“ Ruki ließ sich Zeit mit der Antwort, vor allem deshalb, weil er keine Ahnung hatte was er sagen sollte. Nicht wirklich… „Es ging um ihn und Reita, um ihre Beziehung. Es ist alles ziemlich kompliziert. Aber ich bin hier, um den Streit endgültig zu schlichten und alles zu verstehen. Bisher kenne ich nur meine und Reitas Sicht der Dinge. Ich weiß nicht, wie Kai darüber denkt, wie er sich fühlt. Aber ich würde ihn gerne verstehen. Vielleicht kann ich ihm und Reita helfen.“ „Das ist ehrenvoll, Ruki.“ Ruki wurde ein wenig rot. „Danke.“ „Seine Adresse lautet…“ „Ich kann es nicht, Miyavi.“ „Soll ich klopfen?“ „Nein.“ Nein. Ruki wollte es selbst tun. Kais Mutter hatte ihnen die Adresse gegeben und ihnen sogar den Weg erklärt und nun standen sie hier vor Kais Wohnungstür. Nur eine Tür trennte Ruki von Kai. Doch er war unsicher. Wie würde Kai wohl reagieren, wenn er sie sah. Er würde sie wohl kaum hineinbitten. Wahrscheinlich würde er die Tür sofort wieder zuschlagen. Und dann? Er konnte nicht nach Hause ohne mit Kai gesprochen zu haben. „Ich stehe hinter dir, Ruki.“ „Danke.“ Zaghaft hob Ruki die Hand und klopfte an Kais Wohnungstür. Einige Sekunden lang herrschte Stille. Dann hörte Ruki Schritte, die sich der Tür näherten und einen Schlüssel, der nur langsam umgedreht wurde. Und dann wurde die Tür auch schon geöffnet. „Kai, ich…“ Doch kaum hatte Kai Ruki und Miyavi gesehen, wollte er die Tür schon wieder schließen, was ihm auch beinahe gelang. Miyavi stellte geistesgegenwärtig einen Fuß zwischen Türstock und Tür. „Au.“, rief Miyavi gequält auf, jedoch zog er den Fuß nicht zurück. Ganz im Gegenteil. Er drückte gegen die Tür und schob sie auf. Ruki beobachtete erstaunt, wie stark Miyavi doch war. Als Miyavi die Tür geöffnet hatte, winke er Ruki hinein. Kaum hatte Ruki die Wohnung betreten, schloss Miyavi die Tür hinter sich. Kai stand im Vorraum und sah beide sehr wütend an. „Kai, ich…“, versuchte Ruki erneut. „Halt den Rand, Zwerg!“, fuhr Kai ihn an und Ruki zuckte zusammen. „Was willst du hier?“ Ruki biss sich auf die Unterlippe. Helfen. Das Einzige, was er im Moment wirklich wollte war zu helfen, sowohl Reita, als auch Kai und der Band. „Ich will es verstehen.“, gestand er leise. „Wir haben zu voreilig gehandelt. Wir haben dich einfach aus der Band geschmissen, ohne zu versuchen es zu verstehen. Reita leidet extrem darunter…“ „Der Idiot ruft mich jeden Tag mindestens dreißig Mal an.“ „Empfindest du wirklich nichts für Reita?“, mischte sich Miyavi ein. Ruki konnte den traurigen Unterton in seiner Stimme hören. Sie waren ein so süßes Paar gewesen. „Mit euch werde ich sicher nicht darüber reden.“ Ruki wurde hellhörig. Es war kein ‚Nein’ gewesen. Aber auch kein ‚Ja’. Irgendwie hatte er seit der Sache mit Miyavi gelernt sich an kleine Hoffnungsschimmer festzuklammern. Denn meistens führten sie zum glücklichen Ende. „Verschwindet aus meiner Wohnung oder ich rufe die Polizei.“ Kai kramte das Handy heraus und begann hastig eine Nummer einzutippen. Nein. Ruki dürfte nicht gehen. Jetzt noch nicht. Er spürte Miyavis Hand auf seiner Schulter, doch Ruki schüttelte sie ab. Nein. Er würde ganz sicher nicht aufgeben. Das hatte Reita bei ihm doch auch nicht getan. Selbst als sie sich gestritten hatten. Selbst da war Reita noch für ihn da gewesen und genauso wollte er auch nun für Reita da sein. Ruki atmete laut uns. Ruki sank auf die Knie und verbeugte sich kniend vor Kai. Er legte die Stirn auf den Boden und flehte innerlich, dass Kai endlich mit ihnen reden würde. „Bitte, Yutaka. Ich will es wirklich verstehen.“ Kapitel 19: Gefunden -------------------- Ruki fühlte sich unwohl. Er griff nach Miyavis Hand und drückte sie etwas. Sein Freund erwiderte es sofort. Ruki sah sich ein wenig in der Wohnung um. Sie passte zu Kai, irgendwie. Sie war klein, aber ziemlich gemütlich, wirkte irgendwie warm. Eigentlich. Doch Ruki fühlte sich unwohl, fühlte sich von dieser Wohnung regelrecht erdrückt. Es lag mehr an Kai. Er hatte sie hereingelassen. Mehr oder weniger. Er hatte ihnen nichts zu trinken angeboten und gab ihnen unmissverständlich zu verstehen, dass sie eigentlich nicht Willkommen waren. Kai saß auf dem Couchsessel, die Beine übereinander geschlagen und sah sie fordernd an. Seit geschlagenen fünf Minuten saßen sie nun schon einfach nur da und starrten sich an. Kai würde nichts sagen, dessen war sich Ruki sicher. Er musste beginnen. Aber wie? Er suchte nach den richtigen Worten, fand sie aber nicht. Deshalb beschloss er das eigentliche Thema zu umgehen. „Wie geht es dir, Kai?“ „Interessiert dich das wirklich?“, kam es schroff zurück. Ruki zuckte ein wenig zusammen, bemerkte, wie Miyavi seine Hand fester drückte, zum Zeichen, dass er da war, dass er für ihn da war. Ruki seufzte schwer. Eigentlich… „Ja.“, gestand Ruki leise. „Irgendwie interessiert es mich schon.“ „Den Umständen entsprechend.“, gab Kai nur als Antwort, kurz und knapp und vor allem nichts sagend. Ruki ahnte schon, dass es ein schweres Gespräch werden würde. „Eigentlich will ich über Reita reden.“, begann Ruki nur. Er machte eine Pause. Vielleicht wollte Kai dazu etwas sagen. Vielleicht wollte er sich erklären. Doch Kai blieb still. Deshalb fuhr Ruki fort. „Reita geht es schlecht, Kai. Er verkriecht sich immer weiter, zieht sich zurück und lässt niemanden an sich ran.“ „Und?“ „Du bist daran schuld, Kai. Reita ist dir noch immer verfallen. Er liebt dich noch immer und will dich nicht aufgeben. Was hast du nur mit ihm gemacht?“ Kais Gesichtsausdruck änderte sich nicht. „Ich habe ihn jeden Abend gefickt und ihm jeden Abend gesagt, dass ich ihn nicht liebe. Mir egal, woran er glaubt und festhält. Oder was er tut. Ich liebe ihn nicht. Das weiß er. Er war mein Spielzeug.“ „Sag das nicht!“ Ruki sprang auf. Er wollte es nicht hören. Dieses Wort. Spielzeug. Reita war kein Spielzeug. Er war niemandes Spielzeug und besonders nicht Kais. Ruki ballte eine Hand zu Faust, versuchte seine Wut zu unterdrücken. Doch es war verdammt schwer. Schon wie Kai dasaß: lässig, entspannt, zurückgelehnt, die Beine überschlagen und sein Gesichtsausdruck so herhabfällig. All das zusammen versetzte Ruki in Rage und dann auch noch diese kurzen Antworten, diese abfälligen Bemerkungen über Reita. Ruki biss sich auf die Unterlippe, als plötzlich eine Hand nach seiner griff. Miyavi. „Setzt dich wieder hin, Ruki, bitte.“, bat er sanft und Ruki kam dieser Bitte nach. Er musste sich beruhigen, unbedingt. Er war doch hier her gekommen um zu reden und nicht, um seine Wut freien lauf zu lasen. „Ich habe Reita in der Hand, sowie Miyavi dich in der Hand hat.“, begann Kai wieder und Ruki schüttelte sofort den Kopf. was? Miyavi sollte ihn in der Hand haben? Das war doch irrsinnig. Rukis und Miyavis Beziehung hatte doch gar nichts mit der Beziehung von Reita und Kai zu tun. „Nein. Miyavi hat mich nicht in der Hand.“, meinte Ruki bestimmend. „Ich bin nicht sein Spielzeug. Ich tue es, weil er Recht hat, weil es das Richtige ist und ich ihn liebe. Es ist nicht wie bei dir und Reita. Miyavi würde auch alles für mich tun, da bin ich mir sicher.“ „Ach?“, meinte Kai höhnisch. „Schon vergessen? Ich war dabei, als ihr zusammengekommen seid. Noch küsst er dich nicht, wenn du es willst. Noch fickt er dich nicht, wenn du es willst. Noch, tut er gar nichts für dich, Ruki. Du bist sein Spielzeug.“ „Das ist nicht wahr!“, Ruki wollte erneut aufspringen, doch Miyavi drückte seine Hand fest. Er blieb sitzen. „Du verstehst doch gar nichts von Liebe, Kai. Mann muss nicht sofort mit jemand ins Bett springen, wenn man ihn liebt. Man muss ihn nicht sofort küssen. Mir reicht Miyavis Nähe und mir reicht es zu wissen, dass er da ist. Immerhin ist er mit mir hier her gekommen. Er ist mitgekommen dich zu suchen. Er hat mich nicht im Stich gelassen, als wir dich nicht sofort gefunden haben. Er ist da.“ Und zum ersten Mal meldete sich nun Miyavi zu Wort. „Eigentlich sind wir doch hier um über Reita zu reden.“, meinte er, erstaunlich sanft und ruhig. „Ich gehe kurz auf die Toilette und ihr beide redet bitte über Reita.“ Miyavi stand auf und verließ leise das Zimmer. Er hatte Recht. Eigentlich war Ruki gekommen um über Reita zu sprechen. und nicht über sich und Miyavi. Ruki seufzte schwer und rutschte etwas nach vor. Er versuchte sich zu sammeln, sich zu beruhigen und endlich die richtigen Worte zu finden. „Kai? Ich bitte dich, komm noch einmal zurück und hör dir an, was Reita zu sagen hat.“ „Ich wüsste nicht, was es noch zu sagen gibt.“ „Eine Menge.“, unterbrach Ruki sofort. „Ich kenne Reita und ich sehe, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt.“ Kai lachte leise auf. „Genauso, wie du gesehen hast, dass ich Reita zwei Jahre lang benutzt habe?“ Ruki biss sich auf die Unterlippe. Das war sein wunder Punkt. Ruki hatte es sich selber immer wieder gefragt. Er, als Reitas bester Freund, hätte es doch bemerken müssen, wenn es Reita schlecht gegangen wäre. Er hätte bemerken müssen, war wirklich zwischen Kai und Reita gewesen ist. „Kai.“, versuchte er es erneut. „Wenn du Reita nur sehen könntest. Ich will ihm helfen und deshalb muss ich verstehen. Willst du es mir nicht erzählen? Ich weiß alles, was passiert ist. Aber ich kenne es nur von Reitas Sicht aus. Wenn ich es jedoch verstehen will, dann muss ich auch wissen, was in dir vorgeht. Bitte, Kai. Ich flehe dich an, erzähle es mir. Ich will Reita helfen.“ „Das kannst du nicht. Es gibt nichts zu erzählen. Ich will es gar nicht. Es geht dich nämlich nichts an, was ich denke. Glaub mir Ruki. So wie es ist, ist es gut. Finde dich damit ab. Ihr habt mich aus der Band geworfen um Reita zu beschützen. Und nun willst du, dass ich mich gerade dir anvertraue. Vergiss es. Verschwinde einfach und lass mich in Ruhe.“ Miyavi kam zurück, breit grinsend. Ruki sah ihn verwirrt an. Auch Kai runzelte die Stirn. Ruki sah ihm an, dass er mit Miyavis Gesichtsausdruck ganz und gar nicht zufrieden war. „Ich glaube in Wirklichkeit bist du total in Reita verschossen.“, begann Miyavi nur, ein wenig triumphierend und setzte sich neben Ruki. „Was?“, entfuhr es Kai nur. Miyavi hob seine Hand und Ruki konnte erkennen, dass eine Kette darin lag. Es war nicht irgendeine Kette. Sie gehörte Reita, bildete ein Kreuz. Reita mochte diese Kette verdammt gerne, trug sie auf vielen Shootings, zu vielen - beinahe allen - Outfits. Diese Kette hatte sich Reita mit dem ersten selbst verdienten Geld als Musiker gekauft. Deshalb bedeutete sie ihm viel. Ruki wusste das. Er war dabei gewesen, als Reita sie gekauft hatte. „Eine Kette?“, stellte Kai fest. „Reitas Lieblingskette.“, korrigierte Ruki ihn. „Dann war sie eben in einer Tasche, als ich gepackt habe. Nehmt sie mit und gebt sie dem Idioten zurück.“ Kai stand auf, funkelte die beiden wütend an. „Und jetzt raus hier. Verschwindet sofort von hier, oder ich rufe die Polizei. Wagt es ja nicht wieder hier aufzutauchen oder geschweige denn Reita zu sagen wo ich bin. Ich werde ihn sicher nicht hereinlassen und sollte er jemals vor meiner Tür stehen, dann werde ich ihn mehr wehtun, als ich es bisher getan habe und nun raus!“ Ruki und Miyavi standen auf. Ruki sah, wie Miyavi die Kette auf den Tisch legte, verstand nicht ganz, warum er das tat, aber er ließ es zu, seufzte schwer, ehe er sich zu Kai wandte, sich kurz auf die Unterlippen biss, ehe er eine Entscheidung traf. „Bitte, Kai, komm morgen noch einmal zu uns.“ „Was?“ Natürlich war Rukis Bitte einfach nur unglaublich, doch er wusste, dass Kai unbedingt noch einmal zurückkommen musste. Ein einziges Mal, für Reita. Damit er sich erklären konnte, damit sich alle erklären konnten. „Bitte, Kai. Nur einmal. Nur morgen. Verabschiede dich wenigstens von Reita. Erkläre ihm, dass er dir nicht mehr nachlaufen soll. Lass ihn gehen.“ „Raus!“, meinte Kai noch einmal streng und Ruki und Miyavi gehorchten sofort. Kai schmiss die Tür wütend zu, als die beiden seine Wohnung verlassen hatten. Ruki ließ den Kopf sinken. Irgendwie bezweifelte er irgendetwas erreicht zu haben. Doch das würde sich erst morgen weisen. Wer wusste es schon…vielleicht…. Der Sänger seufzte schwer. Er spürte, wie Miyavi seine Hand auf seine Schulter legte und ihn sanft an sich drückte. Ruki verstand das als leise Aufforderung zu gehen. Enttäuscht und wütend auf sich selbst, wandte er sich von Kais Wohnung ab und machte sich mit Miyavi auf dem Heimweg. Kaum waren sie auf der Straße blieb Miyavi stehen und umarmte Ruki. „Miya…“ „Das war mutig von dir, Ruki.“ „Und doch habe ich nichts erreicht.“ „Doch.“ Ruki drückte Miyavi ein wenig von sich, damit er ihm in die Augen sehen konnte. Was bitteschön hatte er nur erreicht. „Du warst verdammt mutig, weil du Kai auf eigene Faust gesucht hast. Du warst stark, weil du vor Kai niedergekniet bist. Du bist ein echter Freund, weil du alles tust, um Reita zu helfen. Und du bist der beste feste Freund, den man sich wüschen kann. Darf ich dich küssen, Ruki?“ ~ Kai schlenderte langsam zurück ins Zimmer. Sein Handy zeigte an, dass er einen Anruf verpasst hatte. Kai nahm es zur Hand. Reita. Wie immer. Er nahm das Handy und hörte die Mobilbox ab. „Hey, Kai. Ich bin’s. Ich hoffe dir geht es gut. Ich…Ich mache mir Sorgen um dich. Große Sorgen. Ich wäre gerne bei dir, Kai. Ich liebe dich.“ Wie immer. Kai legte das Handy zur Seite. Reita sagte sowieso immer dasselbe. Er sagte, dass er ihn liebte, sagte, dass er sich Sorgen machte. Bedeutete er Reita wirklich so viel? Selbst jetzt, wo Kai aufgeflogen war? Warum stand Reita wohl noch immer zu ihm? War er wirklich so blind? Kai grinste. Er hatte Reita in der Hand. Kai setzte sich auf die Couch und zog die Beine an, umschlang sie mit seinen Armen. Ein leichtes, aber dennoch heimtückisches Grinsen zierte sein Gesicht. Reita lief ihm noch immer hinterher, wie ein reuiger Köter seinem Herrn. Und mit einem Mal begann Kai laut zu lachen. Sie kannten ihn doch gar nicht. Keiner von ihnen kannte ihr wirklich. Niemand! Vielleicht sollte er Rukis Bitte nachkommen. Vielleicht sollte er sie noch einmal besuchen. Vielleicht, nur ein allerletztes Mal … Reitas Herz brechen. Kapitel 20: Trennung -------------------- Ich weiß, dass ich eigentlich erst nächstes Jahr ein neues Kapitel hochladen wollte. Aber voriges Jahr hat mir jemand ins Kommentar geschrieben, dass man das Jahr besser mit einem negativen Kapitel beendet, als dass man es mit einem negativen Kapitel beginnt. Und da das dieses Jahr auch wieder der Fall ist, gibt es heuer noch ein neues Kapitel. - neo _______________________________________ Reita lehnte sich an Ruki. Er war froh den Sänger wieder bei sich zu haben. Er war eine Stütze für Reita und in den Tagen, in denen Ruki weg gewesen war, hatte sich Reita noch schlechter gefühlt, als sonst. Sie waren im Proberaum. Angeblich musste Ruki ihnen etwas mitteilen. Irgendwie wollte Reita gar nicht daran denken, was Ruki in den Tage gemacht hatte. Vielleicht würde es für ihn nur noch schwerer werden. Als Ruki heute jedenfalls den Proberaum betreten hatte, hatte Uruha ihn ziemlich laut angeschrieen und angebrüllt. Reita glaubte Uruha noch niemals so wütend gesehen zu haben. Und doch war Ruki seltsam ruhig geblieben, ein wenig nachdenklich, aber ruhig. Normalerweise war der Kleine auch recht aufbrausend, umso erstaunter war Reita gewesen, dass Ruki die Ruhe bewart hatte. Yune war nicht da. Umso besser. Wäre er hier gewesen, so hätte Reita nichts lieber getan, als ihn noch einmal zu schlagen. Und er hätte es getan, egal, ob die anderen versucht hätten ihn aufzuhalten. Er hätte sich einfach nicht aufhalten lassen. „Und? Wann erzählst du uns alles?“, quengelte Aoi nun sicher schon zum zehnten Mal, doch Ruki gab dieselbe Antwort, wie schon neunmal zuvor. „Gedulde dich noch ein wenig.“ Und als hätte sie irgendjemand gehört, klopfte es plötzlich an der Tür. Ruki sprang auf und rannte zur Tür, öffnete sie jedoch nur einen Spalt, damit nur er sehen konnte, wer da war. Anscheinend hatte Ruki genau diesen jemand erwartet, da er die Tür aufriss, hinausgriff und den Neuankömmling herein holte. Reita traute seinen Augen nicht, sprang aber sofort auf, stürmte auf Kai zu und umarmte ihn. Er drückte ihn so fest an sich, wie er Kai noch niemals umarmt hatte, vergrub den Kopf in dessen Halsbeuge und murmelte immer wieder nur die Worte „Ich liebe dich.“ Von fern konnte Reita hören, wie Uruha irgendetwas brüllte und Ruki ihm ziemlich ruhig antwortete. Doch es war egal. Es war verdammt egal. Kai war wieder da, Reita zog Kais Geruch auf, wie eine Droge. Er wollte Kai nie wieder loslassen, wollte ihn nie wieder hergeben, nie wieder zulassen, dass Kai aus seinem Blickfeld verschwand. Und Kai war wie immer. Er stand einfach nur da, umarmte Reita nicht, sondern legte lediglich die Hände an Reitas Brust, um ihn ein wenig von sich zu schieben. Reita ließ es geschehen, blieb jedoch in Kais Nähe. Er hatte nicht vor jemals wieder von seiner Seite zu weichen. „Also. Hier bin ich.“, begann Kai plötzlich. „Was willst du nun von mir? Mich noch mal aus der Band werfen?“ Reita wandte sich um. Uruha wurde von Aoi auf die Couch gedrückt, damit er Ruki nicht erwürgen konnte. Und Ruki…Ruki war die Ruhe selbst. Er saß still da und musterte Reita und Kai genau. Er schien auf etwas zu warten, doch Reita konnte nicht sagen, worauf. „Du spielst nicht mehr in unserer Band, Kai.“, schrie Uruha. „Verschwinde von hier. Du gehörst nicht mehr zu TheGazettE.“ Nein. Reita wollte das nicht zulassen. „Wenn ihr Kai nicht zurück in die Band nehmt, dann steige ich aus…“ „Verdammt, Reita, bist du nun vollkommen verrückt geworden.“ Nein. Er war nicht verrückt. Doch er war der Einzige, von ihnen allen, der Kai wirklich kannte. Er kannte den wahren Kai, kannte und liebte ihn. Um seine Meinung zu unterstützen, griff Reita nach Kais Hand und drückte sie fest. Er spürte genau, wie Kai ihm die Hand entziehen wollte, doch er würde sie nicht loslassen. Nein, ganz bestimmt nicht. Sie verstanden doch alle nicht. Waren sie wirklich so blind? Glaubten sie, er hätte das alles nur aus blinder Liebe ertragen? Aus blinder Liebe… nein. Sie waren es, die blind waren. Blind, voller Vorurteile. Reita sah einem nach den anderen in die Augen, doch keiner wich seinem Blick aus. Reita erkannte, wie wütend Uruha und Aoi waren. Wenn sie könnten, würden sie aufspringen und Kai erwürgen, dessen war sich Reita mehr als sicher. Doch er würde es nicht zulassen. Und dann fiel sein Blick zu Ruki, der immer noch ruhig dasaß. Es sah beinahe so aus, als wartete er gespannt darauf, was nun wohl passieren würde. „Er hat uns benutzt, Reita!“, versuchte es nun auch Aoi. „Er verdient es nicht anders. Wieso sollten wir diesen Arsch hier behalten, ihn auch noch unterstützen? Vergiss es. Ich werde nie wieder mit Kai auf der Bühne spielen, komme, was wolle!“ Erneut wollte sich Kai Reitas Hand entziehen und Kai würde einfach gehen, würde Reita seine Hand tatsächlich loslassen. Doch Reita ließ es nicht zu, eher im Gegenteil. Er drückte sie nur noch fester. Reita seufzte schwer. „Wenn ihr Kai nicht wieder als unseren Drummer spielen lasst, dann gehe ich auch.“, meinte er noch einmal ernst. „Bist du nun vollkommen verrückt?“, brüllte Uruha und stand auf. „Das tust du doch nur, weil du glaubst ihn zu lieben. Reita! Wach auf, verdammt. Kai hat uns belogen. Er hat auch dich belogen. Er hat dir seine Liebe auch nur vorgespielt. Er hat dich benutzt um seinen Sextrieb zu stillen. Er liebt dich gar nicht.“ „Ich weiß.“ „Was?“, fuhr Uruha ihn erstaunt, aber noch immer sehr wütend an. „Kai war immer ehrlich zu mir. Immer. Er hat mich nie belogen, nicht ein einziges Mal. Jedes Mal, nachdem wir miteinander geschlafen haben, hat er mir erklärt, dass er mich nicht liebt und mir erklärt, dass ich und ihr alle nur sein Spielzeug sind.“ „Wieso hast du uns nicht gesagt?“, zischte Aoi bedrohlich. Warum? Ja, warum? Was wollten sie hören? Reita liebte Kai, noch immer, über alles und er würde ihn auch weiter lieben, das wusste er genau. Und doch … „Weil ihr genauso reagiert hättet, wie ihr es jetzt tut. Ihr werft Kai einfach so aus der Band, lasst euch von Vorurteilen leiten. Ihr seid nicht besser als Kai, seht alles nur von dem Blickwinkel aus, den ihr erkennen wollt.“ „Ach, und wie sieht die ganze Situation deiner Meinung nach aus?“ Reita ließ Aois Frage im Raum stehen und wandte sich an Kai, der bisher kein Wort gesagt hatte. Wie immer war sein Blick kalt und leer, doch das war der wirkliche Kai, der echte. Genau diesen Kai hatte Reita kennen und lieben gelernt. Sanft presste Reita seine Lippen auf die von Kai. Er scherte sich nicht darum, was dieser dachte, scherte sich nicht darum, was die anderen dachten. Als er sich wieder von Kai löste, hob dieser eine Hand und fuhr sich über die Lippen. Ein kleines Lächeln umspielte Kais Lippen. Doch es war kein fröhliches Lächeln. Es war heimtückisch und hinterhältig. Was Kai wohl dachte? Dachte er Reita tat das, weil er immer noch Kais Spielzeug war. Vielleicht mochte er einst Kais Spielzeug gewesen sein, doch die Ereignisse hatten ihn verändert und Reita gezeigt, dass die ganze Situation doch ganz anders aussah. Entschlossen wandte er sich wieder zu seinen Freunden. „Ich bin nicht mehr Kais Spielzeug. Einst war ich es, doch ich bin es nun schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Ich…“ Kais Lachen unterbrach ihn. Es war, wie könnte es anders sein, kalt und herzlos, sogar ein wenig spöttisch und Reita erkannte, dass es einfach nur verrückt klang. Er wusste nicht, was Kai damit bezweckte, doch ihn brauchte es lediglich zum Grinsen. „Du glaubst nicht mehr mein Spielzeug zu sein?“, fragte Kai. Sanft strich er mit dem Handrücken über Reitas Wange. „Es tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, ReiRei, aber du warst mein Spielzeug, bis zu dem Moment, indem ich aufgeflogen bin und selbst jetzt bist du nicht mehr als das.“ Kai lehnte sich nach vor, bis sein Mund nur noch wenige Zentimeter von Reitas Ohr entfernt waren. Leise begann er schließlich zu flüstern. „Und selbst jetzt nutze ich dich zu meinen Gunsten. Ich zerstöre Gazette, weil du blind vor Liebe mir vertraust. Ich zerstöre euren Traum mit meinem zusammen.“ Reita gab Kai lediglich einen freundschaftlichen Klaps auf die Wange und erneut einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Falsch.“, meinte er nur und wandte sich wieder an die anderen. „Ich erkläre es euch.“ „Vergiss es.“ Reita erschrak beinahe, als er die lodernde Wut in Uruhas Augen sah. Warum war er nur so wütend? „Ich will dieses Arschloch nie wieder sehen. Ich will keine Erklärungen, ich will nichts hören, kapiert?“ Und dann fiel es Reita wie Schuppen von den Augen. Uruha wusste es. Er kannte den anderen Kai. Und schon bestätigte Uruha seine Vermutungen. Besagter nahm ein Glas und warf es geschickt nach Kai, der dem Glas gerade noch ausweichen konnte. Reita nahm gar nicht wahr, wie es am Boden zerschellte und in tausend Stücke zerbrach. Reita achtete nur noch auf Uruha. Uruhas Augen waren voller Tränen, die sich inzwischen bereits ihren Weg über seine Wange suchten. Unaufhörlich rollten die kleinen farblosen Tropfen über die Wange und wollten einfach nicht enden. Reita wollte gerade zu Uruha gehen, ihn in den Arm nehmen, als Aoi ihm zuvor kam. Doch Uruha befreite sich sofort aus Aois Griff und brüllte Kai wütend an. „Ich habe dir noch eine Chance gegeben, du verdammter Idiot. Du hast mir versprochen dich zu ändern und die Band nicht zu gefährden. Du hast es geschworen, verdammt. Und ich Trottel habe dir geglaubt. Ich habe dich sogar zum neuen Leader gemacht, weil ich dachte es würde dich davon abhalten auch TheGazettE zu zerstören. Ich habe die Band in Gefahr gebracht, weil ich dir vertraut habe. Verschwinde von hier, du arrogantes Schwein!“ Jetzt erst ließ Uruha Aois Umarmung zu. Reita sah sich nach Kai um, um dessen Reaktion mit anzusehen und tatsächlich. Kai blieb nicht so kühl wie erwartet. Für alle andere dürfte es so ausgesehen haben, denn seine Miene veränderte sich nicht und als Uruha geendet hatte, zuckte er nur mit den Schultern. Doch Reita hatte es bemerkt. Kai hatte Reitas Hand fast unmerklich gedrückt. „Ich will Reitas Erklärung hören.“ Zum Ersten Mal sprach Ruki und Reita war ihm sehr dankbar für diese Worte. Von Uruha bekam Ruki nur einen wütenden Blick zugeworfen, den er jedoch gekonnt ignorierte, denn Rukis Blick lag einzig und allein auf Reita und dieser wusste genau, was Ruki damit sagen wollte. Versuch es! Doch für Reita bedeutete es noch mehr: bedingungslose Freundschaft. „Aber ich nicht.“ Reita wandte sich erschrocken zu Uruha um. „Ich will das alles nicht hören. Ich will es nicht wissen, mir ist es egal, vollkommen egal, was Reita glaubt, was Reita glaubt zu glauben. Kai hat es wieder getan und sollte er die Möglichkeit bekommen ohne uns aufzusteigen, so würde er sie nutzen. Er würde uns fallenlassen, einfach so, wie ein Stück Dreck. Ich will Kai nicht hier haben, ich werde ihm nicht zuhören. Nie.“ „Uruha…“, versuchte Aoi sanft doch Uruha entzog sich ihm. „Nein, haut ab, alle beide. Reita kann zurückkommen wann er will, doch dich Kai, will ich nie wieder sehen. Haut ab, bitte. Haut einfach ab!“ „Kou..“, versuchte es Reita, wurde jedoch von Uruha sofort wieder angebrüllt. „VERSCHWINDE, verdammt.“ Reita verstand. Vielleicht wäre es tatsächlich besser zu gehen, vorerst. Vielleicht war es tatsächlich besser Uruha zeit zu geben. „Ich gehe.“ Reita spürte, wie ihm Kais Hand zu entgleiten drohte, doch Reita packte fester zu, wandte sich zu Kai um und gab ihm so stumm zu verstehen, dass er mitkommen würde, egal wohin. Kai schien sich nicht zu wehren. Er starrte Reita nur einen Moment lang an und wandte sich dann um, zu Tür. „Bis bald.“, meinte Reita nur, bevor er mit Kai den Proberaum verließ. Kapitel 21: Regen ----------------- Reita saß auf der Couch, die Beine angewinkelt und den Kopf auf diese gelegt. Stumm lauschte er dem Regen und wartete, wartete darauf, dass Kai zurückkam. Sie waren wieder hier, in ihrer alten Wohnung. Erstaunlicherweise war der Vorschlag von Kai gekommen. Zuvor hatte er sich angeblich bei einem Bekannten einquartiert. Doch Reita war nicht interessiert daran, wo Kai gewesen war. Für ihn zählte nur, dass er wieder da war, bei ihm. Es hatte schon vor einigen Stunden zu Regnen begonnen und Reita war froh, dass er Kai den Regenschirm mitgegeben hatte, das es inzwischen schon wesentlich stärker regnete. Reita hoffte inständig, dass Kai nicht zu nass wurde und sich verkühlte, oder etwa krank wurde. Plötzlich klingelte Reitas Handy. Er hatte es in der Hand gehalten, hatte irgendwie gewusst, dass er anrufen würde. Er rief ihn täglich an und Reita wusste, dass er abheben müsste. Sonst würde sich Ruki doch nur unnötige Sorgen machen. Ihm ging es schließlich gut. Reita hob ab und meldete sich nur mit einem leisen. „Hey.“ Einen Moment lang war es still, doch Reita hatte sich daran gewöhnt. Er hörte, wie Ruki leise seufzte. Er war erleichtert. Was hatte er denn erwartet? Dass ihm etwas passiert war? Nein. Kai schlug ihn nicht, hatte ihn nie geschlagen und dieses eine Mal, als er bei Yune gewesen war, hatte Reita ihm verziehen. Er glaubte….nein, er wusste warum Kai ihm diese Ohrfeige verpasst hatte und Reita verstand es, glaubte es zumindest zu verstehen. „Ist er da?“ Reita wusste, wen Ruki meinte. „Nein. Er ist einkaufen. Ich…ich will etwas kochen und Kai hat sich angeboten einkaufen zu gehen.“ „Hast du seit diesem Vorfall vor einer Woche überhaupt schon eure Wohnung verlassen?“ Reita hörte die Skepsis in Rukis Stimme. Er wusste, was sein Freund dachte. „Nein, aber…Ich wollte auch nicht raus. Anfangs hab ich Kai gebeten alles zu erledigen, aber inzwischen macht er es schon selbst.“ Eine kurze Stille trat ein. „Ich…“ Ruki zögerte und Reita horchte auf. Das passierte in letzter Zeit ziemlich oft, dass Ruki zögerte. „Kann ich vorbeikommen? Reita ich will dich sehen. Ich will dich mit eigenen Augen sehen, will sehen, dass es dir gut geht.“ „Kai wird bald zurück sein.“ Das war Antwort genug. Keiner von ihnen war seit dem Vorfall hier gewesen. Niemand. Und Reita wusste, dass es gut so war. Wahrscheinlich würde es nur wieder zu Streit kommen. Wobei Reita auch sicher war, dass Ruki der einzige war, der hier her kommen würde. Uruha war zu verbissen, schien Kai bis aufs Blut zu hassen und Aoi war viel zu sehr in Uruha vernarrt. „Was tut ihr eigentlich den ganzen Tag.“ „Ich schreibe.“, gestand Reita ehrlich. „Ich schreibe gerade an meinem dritten Song. Kai hört mir zu. Er sitzt meistens nur stumm da, raucht und so. Hie und da gibt er seine Meinung dazu, hilft mir sogar ein wenig.“ „Und…zwingt er dich noch immer dazu jeden Abend…du weißt schon.“ „Ja.“ „Reita, wehr dich doch, wenn du das nicht tun willst.“ „Wie sieht es mir dir und Miyavi aus?“, wich Reita Rukis Aufforderung aus. Sich wehren. Reita hatte es nie versucht und irgendwie konnte er auch nicht die Kraft aufbringen. Kai war zu stark. Es war nicht die physische Kraft, die Reita davon abhielt, denn Reita wusste, dass er sicher stärker als Kai war. Es war Kais Erscheinung, Kais Auftreten, diese Selbstsicherheit und Gewissheit, die Reita irgendwie lähmte. „Er sitzt gerade neben mir. Wir sehen uns einen Film an. Aber ich kann mich nicht konzentrieren. Die Sache zwischen dir und Kai geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich mache mir Sorgen und ich kann das auch nicht einfach so abstellen. Konntest du doch auch nicht, als es mir mit Miyavi so beschissen ging, oder?“ Reita nickte schwach. „Wie geht es Uruha?“ „Er hat sich nicht bei mir gemeldet. Er spricht mit keinem. Nicht einmal mit Aoi. Wobei Aoi der Einzige ist, den er in seine Wohnung lässt, aber sprechen tut er trotzdem nicht. Es ist zum Verrückt werden. Irgendwie scheint im Moment zwischen uns alles schief zu gehen.“ „Und das ist Yunes Schuld.“, begann Reita leise. „Hätte er es euch nicht erzählt, dann…“ Reita stoppte, da er hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde. „Kai kommt zurück.“, meinte er deshalb nur. „Wir reden morgen weiter, okay.“ „Ich weiß, dass du auflegen wirst und mir keine andere Wahl lässt, obwohl es mir nicht gefällt. Also bis morgen. Und wehe du hebst morgen nicht ab.“ „Ich hebe immer ab. Mach’s gut.“ Reita legte auf und legte das Handy achtlos auf den Tisch, während er aufsprang und in den Vorraum zu Kai eilte. Sofort nahm er ihm die Einkaufstüte ab, damit dieser sich in Ruhe ausziehen konnte und verschwand damit in die Küche. Gemächlich begann Reita alles sorgfältig einzuräumen. Er stellte lächelnd fest, dass Kai alles bekommen hatte, was er brauchte. Kai kam ebenfalls in die Küche und zündete sich eine Zigarette an, sah Reita einfach nur zu. Als Reita alles verstaut hatte setzte er sich zu Kai an den Tisch. Schon seit heute Morgen wollte er mit ihm über ein ganze bestimmtes Thema reden und… „Was?“, fragte Kai nur und Reita runzelte verwirrt die Stirn. „Ich kann dir ansehen, dass du was von mir willst.“ Reita öffnete den Mund? Konnte Kai das? War er Kai schon so bekannt, so vertraut. Irgendwie machte Reita diese Überlegung ein wenig stolz. „Ja. Ich würde gerne über Uruha reden.“ Kai drückte die erst bis zur Hälfte gerauchte Zigarette aus und seufzte schwer, für Reita eine stumme Aufforderung anzufangen. Den ganzen Tag lang hatte er sich überlegt, wie er sich ausdrücken sollte und selbst jetzt war er sich nicht sicher, ob er die richtigen Worte gewählt hatte. Doch dann entdeckte Reita noch etwas anderes. „Du bist ganz nass, Kai. Dein Shirt ist ganz durchweicht. Zieh dir ein Neues an, sonst wirst du krank. Ich mach dir inzwischen einen Tee, der wärmt.“ Kai sah Reita ein paar Sekunden lang fordernd an, bevor er sich tatsächlich erhob und aus der Küche verschwand. Reita seufzte schwer. Es wären sicher die falschen Worte gewesen. Deshalb grübelte er noch einmal darüber nach, während der Wasserkocher das Wasser erhitzte und Reita zwar Tassen mit den Teebeuteln und etwas Zucker auf den kleinen Küchentisch stellte. Wie sollte er das am Besten ansprechen. Reita wollte nur zu gerne wissen, warum Uruha so dermaßen ausgezuckt war. Das war er von ihrem Leadgitarristen überhaupt nicht gewohnt gewesen. Er wusste, dass Uruha manchmal wirklich ziemlich energisch war, aber das hatte selbst Reita ihm nicht zugetraut. Außerdem musste etwas wirklich Schlimmes zwischen ihm und Kai vorgefallen sein, wenn Uruha ihn unbedingt nicht mehr sehen wollte und nun sogar nichts mehr sprach. Reita hatte den Verdacht, dass Kai auch Uruha benutzt hatte, wie Yune. Aber Reita war sich sicher, dass, wenn das der Fall gewesen wäre, Uruha ihm sicher gewarnt hätte, als er mit Kai zusammengekommen war. Also musste es etwas anderes sein. Reita sah auf, als ihm Wasser in die Tasse gegossen wurde. Auf den Wasserkocher hatte er ganz vergessen. Kai war inzwischen in die Küche zurückgekommen und schenkte ihnen beiden ein. „Danke.“, murmelte Reita leise und wartete stumm, bis Kai wieder auf seinem Platz saß. „Uruha.“, meinte er nur, um das Thema von vorhin wieder aufzunehmen und Reita nickte nur bestätigend. „Warum…Warum ist Uruha vor einer Woche so ausgerastet?“ Kai überlegte keinen Moment. „Das hat er doch eh alles vor sich hingeschrieen, wenn ich mich recht erinnere. Er meinte es wäre ein Fehler gewesen mich in die Band aufzunehmen, dass ich ihm versprochen habe, dass ich das nicht mehr tun würde, wobei ich es ihm niemals wirklich so direkt versprochen habe.“ „Deshalb war er so wütend?“ „Anscheinend.“ Irgendwie glaubte Reita Kai nicht, deshalb hakte er nach. „Uruha wusste also schon bevor du zu Gazette gekommen bist dass du…“ Was sollte Reita sagen? „Dass du…“ Ihm fiel kein passendes Adjektiv ein. „Dass du…“ „Dass ich meine frühere Band nur ausgenutzt habe um mein eigenes, ganz persönliches Ziel zu erreichen.“, half Kai nach und Reita nickte sofort. „Ja, das wusste Uruha. Und er hat mich trotzdem in die Band aufgenommen und zum Leader gemacht, weil er meinte, dass ich dadurch vielleicht nicht auf - wie er es damals so schön ausgedrückt hat - „Dumme Gedanken“ komme.“ Kai formte bei den Wörtern „Dumme Gedanken“ Gänsefüßchen mit den eigenen Fingern. „Aber Uruha hat übertrieben. Der Job als Leader ist nicht so anstrengend. Uruha war einfach zu faul.“ Reita schmunzelte, weil Kai Recht hatte. Uruha war noch nie ein besonders guter Leader gewesen. Da war Kai ihm anscheinend gerade Recht gekommen. „Und…“ Reita zögerte, war sich nicht sicher, ob er diese Frage stellen konnte, doch er tat es und hoffte das Beste. „Was hast du in deiner alten Band angestellt?“ Kai sah leicht verwirrt auf. „Ich habe mich an unseren damaligen Leader rangeschmissen und ihn dann als Spielzeug gehalten. So ähnlich wie bei dir jetzt.“ Es tat ein wenig weh das von Kai zu hören, doch Reita zwang sich zu nicken. „Und es war in etwa so wie hier. Irgendwann sind sie darauf gekommen, was ich mit ihrem Leader mache, dass ich ihn ausnutze und benutzte um ihn das tun zu lassen, was ich will. Nur, dass ich bei ihnen noch eine weitere Chance bekommen habe, die ich nicht wahrgenommen habe. Ich habe gehört, dass ihr einen neuen Drummer sucht, und da ihr eindeutig mehr Aufstiegspotenzial hattet als meine letzte Band, bin ich zu euch gewechselt.“ „Dir geht es also wirklich nur um deine Karriere?“, fragte Reita nach. „Und um guten Sex.“ Reita nickte. Er glaubte Kai nicht. Doch Reita fragte nicht weiter nach. Er glaubte, er konnte Uruha ein wenig verstehen. Er musste sich belogen und betrogen fühlen. Stumm saßen sie da, tranken ihren Tee und sprachen kein Wort. Reita starrte auf seine Tasse und trank hie und da einen Schluck. Er war vollkommen von seinen Gedanken überrannt worden. Reita rief sich alles noch einmal in den Kopf. Wann hatte all das eigentlich begonnen? Als Reita Yune besucht hatte? Mit Ruki und seiner unglücklichen Liebe zu Miyavi? Oder damals, als der Sex so anders gewesen war? Als Reita sich auf Kai eingelassen hatte und Kai ihm alles gestanden hatte, ihm seine wahre Seite gezeigt hatte, den Kai, der nur selten lächelte, der hart und dominant war? Als Kai in die Band aufgenommen wurde? Als Kai bei seiner alten Band aufgeflogen war? Oder, als er bemerkt hatte, was er alles konnte, wie dominant er doch sein konnte? Reita wusste es nicht. Plötzlich stand Kai auf und stellte seine Tasse zur Seite, verließ die Küche und schlenderte in Richtung Wohnzimmer. Reita trank auch seinen Tee aus und folgte ihm. Als er ins Wohnzimmer kam, erkannte er Kai, wie er gerade auf den Balkon hinaustrat und sich wieder eine Zigarette anzündete. Reita blieb drinnen stehen. Kai war geschützt vor dem Regen, aber… Reitas Handy klingelte. Ohne auf das Display zu sehen, griff Reita nach seinem Handy auf dem Tisch und hob ab. „Ja?“ „Hey. ich bin’s.“ „Maya?“ Reita war verwirrt. Wieso sollte Maya ihn anrufen. „Ja. Ich habe gerade mit Miyavi gesprochen und er hat mir gesagt, was passiert ist, mit euch allen und auch von dir und Kai. Weißt du noch, als wir uns da im Cafe getroffen haben und du herausgefunden hast, dass ich und Miyavi zusammen gewesen waren? Da hab ich dich doch gefragt, ob du glücklich bist. Hast du mich da angelogen?“ „Nein.“ Stille trat ein. ein Moment lang war sich Reita nicht sicher, ob Maya überhaupt noch am Telefon war, doch schließlich meldete er sich wieder. „Reita? Bist du jetzt glücklich?“ „Nein. Sie haben sich gestritten.“ „Wer?“ Reita lächelte leicht. „Kai und der Rest der Band. Sie haben sich gestritten und wir haben Probleme. Aber ich glaube…hoffe, dass sich alles wieder gut wird. Ich glaube kaum, dass Gazette wegen so einer Kleinigkeit in die Brüche geht.“ „Das ist deine einzige Sorge?“ „Ja.“ Ja, das war es. Worüber sollte er sich sonst sorgen. Reita war glücklich mit Kai. Er war glücklich Kai wieder bei sich zu haben, selbst, wenn Kai ihn nicht lieben sollte, Reita liebte ihn abgöttisch und solange Kai da war, war er glücklich. Als Reita hörte, wie Maya schallend zu lachen begann, horchte er wieder auf. Was war so lustig daran. „Danke. Ich glaube dir.“, meinte Maya schließlich. „Ich glaube dir, dass du glücklich bist und ich hoffe für euch, dass alles wieder gut wird. Das wollte ich eigentlich nur wissen. Bis irgendwann mal, okay?“ „Okay.“ Maya legte auf. Komisch. Er schien sich damit zufrieden zu geben, dass Reita glücklich war und ihm schien Kais Art egal zu sein. Doch Reita schüttelte nur den Kopf, wollte sich nicht mit so etwas aufhalten. Leise tapste er zurück in den Vorraum und nahm zwei Jacken vom Kleiderbügel. Damit schlenderte er zurück ins Wohnzimmer und trat schließlich zu Kai nach draußen auf den Balkon. Eine der Jacken zog sich Reita selbst über und die andere legte er sachte auf Kais Schultern. „Wer war das?“ „Maya.“, antwortete Reita nur. „Und?“ Reita grinste. „Er wollte nur wissen, ob ich glücklich bin.“ Kai fragte nicht nach. Reita störte es nicht. Langsam streckte Reita seine Hand aus, damit er den Regen auf dieser fühlen konnte. Er musste sich ein wenig vorbeugen, damit seine ganze Hand vom Regen erwischt werden konnte. Reita wusste nicht warum er das tat. Aber er war sich sicher, dass niemand richtig wusste, warum er den Regen auf seiner Hand fühlen wollte. Sekunden später erkannte Reita, wie auch Kai seine Hand ausstreckte, um den Regen zu fühlen. „Ich liebe dich, Kai.“ … „Ich weiß.“ Reita lächelte. Kapitel 22: Stille ------------------ Wie spät war es? Er wusste es nicht und eigentlich, wenn er ganz ehrlich war, dann interessierte es ihn auch gar nicht. Es war ihm egal, alles war ihm egal. Stumm stand er am Fenster und sah hinaus, auf die Straße, sah den Menschen zu, wie sie dort herumstreunerten. Ein Schirm bot ihnen Schutz vor dem Regen. Wie war er überhaupt hier her gekommen, ans Fenster? Uruha konnte sich nicht daran erinnern aufgestanden zu sein, von wo auch immer. Aber er glaubte kaum, dass er schon ewig hier stand. Vor kurzem war er doch noch im Bandraum gewesen, hatte Kai rausgeschmissen, zusammen mit Reita. Eigentlich hatte er das nicht gewollt. Er hatte Reita nicht verlieren wollen. Reita war ihm ein guter Freund, ein genialer Bassist und Uruha schätzte ihn, mochte ihn sehr sogar. Doch Reita war nicht bereit gewesen sich von Kai zu trennen. Reita war dumm. Wie konnte er sich nur wieder auf Kai einlassen, wie konnte er ihm nur treu bleiben, zu ihm halten, wo Kai ihn doch nur benutzte, seine Lust, seinen Sextrieb an ihm gestillt hatte und wahrscheinlich wieder stillte. Uruha verstand Reita nicht. Wie konnte ihm Kai nur wichtiger sein als seine Freiheit. Denn nichts anderes war es für Uruha. Reita verlor seine Freiheit. Kai engte ihn ein, betrachtete ihn als sein Spielzeug, benutzte ihn wie er wollte und Reita nahm es hin, wollte es sogar mehr als die Band. Entweder Reita war krank oder einfach nur verrückt. Uruha hoffte, dass es keines von beiden war. Er hoffte so sehr, dass es irgendetwas anderes war, dass Reita an Kai hielt. Er hoffte, dass Reita nicht wirklich auf so einen Quatsch stand. Kurz, nur einen Augenblick lang, zu kurz, um ihn festzuhalten kam in Uruha der Gedanke auf, ob es nicht einfach nur Liebe war, die Reita so sehr an Kai hielt, die ihn an den Drummer band und einfach nicht losließ. Doch der Gedanke war so unscheinbar, so verrückt, zu einfach um wirklich wahrgenommen zu werden. Uruha machte sich Vorwürfe, immense Vorwürfe. Es war doch alles nur seine Schuld. Er hatte Kai in die Band aufgenommen und das, obwohl er gewusst hatte, was Kai mit seiner vorigen Band gemacht hatte, was er angestellt hatte. Er war wirklich dumm gewesen zu glauben, dass ein einfaches Versprechen von Kai Sicherheit gewährleisten würde. Wie dumm er doch gewesen war. Uruha hasste sich für diese Dummheit, hasste sich dafür, dass er alles soweit hatte kommen lassen. Er hasste sich dafür, dass er Kai so viel Vertrauen entgegen gebracht hatte. Er schämte sich außerdem, ihm eine Chance gegeben zu haben. Wenn er Kai nicht als neuen Drummer in die Band geholt hätte, wäre dann alles noch beim Alten gewesen? Uruha spürte einen leichten Druck an seiner Hand, spürte, wie ihn etwas vom Fenster wegzog, doch er nahm nicht wahr wer oder was das war. Es war nicht wichtig. Schwerfällig sank Uruha auf die Couch. Der Fernseher lief, doch Uruha konzentrierte sich nicht, konnte sich nicht konzentrieren. Er bekam nicht mit, was sich im Fernsehen abspielte und wollte es auch gar nicht wissen. Uruha hob die Füße auf die Couch, zog sie fest an sich, bettete den Kopf darauf und sah ins Nichts. Uruha hörte, wie jemand mit ihm sprach, hörte eine Stimme, doch er konnte sie nicht zuordnen, kannte sie nicht, wusste nicht von wem sie stammte und was gesagt wurde verstand er schon gar nicht. Es war alles nicht wichtig für ihn. Es schien weit weg zu sein, an einem ganz anderen Ort, nicht hier bei ihm. Bei Uruha waren einzig und allein seine eigenen Gedanken, seine Schuldgefühle, die an seiner Seele nagten, sie langsam zu zerfressen drohten. Es tat weh, doch es war niemand da, der diesen Schmerz lindern konnte. Uruha hatte ihn sich selbst zugeschrieben, das wusste er. Also musste er auch selbst damit fertig werden. Sein Gehirn spielte ihn immer und immer wieder vor, was im Bandraum passiert war. Immer und immer wieder sah er, wie Kai durch die Tür kam, wie Reita zu ihm hielt, ihn beschützte. Wieso? Wieso hatte er das getan? Wieso hatte Reita Kai, diesen Lügner, Betrüger, diesen Arsch…wieso hatte Reita ihn beschützt? Uruha vergrub seinen Kopf tiefer. Er wollte es nicht mehr, wollte das nicht mehr vor sich sehen. Er wollte vergessen, es abschließen, doch er konnte es nicht. Die Band war dabei zu zerbrechen und er war schuld daran. Ruki und Miyavi saßen irgendwo. Er war hier und Reita und Kai waren zusammen. Wo Aoi war wusste Uruha nicht und er hatte einfach keinen Nerv, keine Kraft dafür ich nun auch noch um ihn zu kümmern. Aoi würde das verstehen. Aoi würde schon klarkommen. Ganz bestimmt. Plötzlich spürte Uruha etwas an seinen Lippen. Wasser? Saft? Ja, es war Saft. Erst jetzt bemerkte Uruha, dass er höllischen Durst hatte. Wann hatte er denn das letzte Mal etwas getrunken? Uruha wusste es nicht. Gierig öffnete er die Lippen und trank den Saft. Uruha machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Er dachte nur daran, dass sein Durst gestillt werden würde. Doch irgendwann gab es keinen Saft mehr, es war nichts mehr zu trinken da und Uruha gestand sich ein, dass er nicht mehr durstig war. Es reichte. Sofort bettete Uruha den Kopf wieder auf seine Knie. Er sah es noch vor sich, wie Aoi Kai das erste Mal mitgebracht hatte. Als alten Freund hatte er Kai vorgestellt. Uruha wusste, dass die beiden einst, für kurze Zeit zusammen in einer Band gespielt hatten, bevor Aoi ausgestiegen war, um zu ihnen zu kommen. Und dann hatten sich die Ereignisse überschlagen, wie jetzt auch. Yune war ausgestiegen und Kai hatte sich sofort Angeboten neuer Drummer zu werden. Wenigstens hatte Uruha bei seiner früheren Band nachgefragt, hatte erfahren, wer Kai war, dass er vorwiegend an sein eigenes Glück interessiert war und sich nicht um die anderen scherte. Sie hatten ihn gewarnt. Jeder von ihnen hatte ihn gewarnt, dass er es nicht zulassen sollte, dass sich jemand in Kai verliebte und doch…. Uruha spürte, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. Passend zum Regen, kam ihm kurz der Gedanke. Schon spürte Uruha Wärme. Sie ging nicht von ihm aus, sondern von etwas anderem. Uruha spürte, dass er an diese Wärme gedrückt, gezogen wurde. Er genoss es, nur einen Augenblick lang gestattete er sich es zu genießen, sich einfach hinzugeben. Doch lange hielt es nicht an. Seine Gedanken beherrschten ihn. Ja, er hatte es zugelassen, dass Reita und Kai ein Paar wurden. Er hatte es zugelassen und das, obwohl er deutlich die Stimmen von Kais ehemaligen Bandmitgliedern gehört hatte, die ihn warnten. Doch das Glück hatte so perfekt geschienen. Kai und Reita. Sie waren perfekt gewesen, viel zu süß, viel zu passend, als dass etwas passieren konnte. Uruha hatte geglaubt, dass Reita Kai verändert hätte, dass sich alles geändert hätte. Und nun? Wieder hörte Uruha Worte, doch er achtete nicht darauf. Die Wärme verschwand. Weg. Entweder Uruha holte Kai zurück in die Band und ließ es zu, dass Reita und Kai so blieben wie sie waren. Ein Paar. Aber er glaubte nicht, dass er damit leben konnte. Allein wenn Uruha jetzt an all diese Augenblicke dachte, in denen Reita und Kai einfach als wunderbares Paar geschienen haben, dann begann er zu würgen. Es war schrecklich. Reita hatte gelitten, wer würde das nicht. Und doch hielt er sich so fest an Kai. Reita war Blind, blind vor Liebe und Uruha wusste nicht, was er tun sollte. So viel Verantwortung, so viel auf seinen Schultern. Uruha wollte es nicht. Am liebsten würde er fliehen, alles sein lassen und neu anfangen, doch…er konnte es nicht. Er konnte die Band nicht schon wieder im Stich lassen. Das wäre Verrat, dann wäre er wie Kai und das wollte er nicht. Das war das Letzte, das er wollte. Uruha erschrak als sein Handy zu klingeln begann. Es lag auf dem Tisch vor ihm. Zögerlich streckte Uruha die Hand aus, griff danach. Uruha sah nicht auf das Display. Er glaubte auch so zu wissen, wer es war. Es gab nur eine einzige Person, die ihn immer wieder anrief und das war Ruki. Deshalb hob Uruha ab und legte das Hand an sein Ohr. Sofort meldete sich eine Stimme, die nicht zu Ruki gehörte. „Reiß dich zusammen. Du bist wie die anderen, kümmerst dich nur um dich und erkennst das Leid der anderen nicht.“ Uruha öffnete den Mund, doch schon vernahm er das gleichmäßige Tuten. Er hatte aufgelegt, wer immer das auch gewesen war. Uruha wollte gerade nachsehen, wer es denn gewesen war, doch missmutig musste er feststellen, dass die Nummer unterdrückt wurde. Verdammt. Was bildete sich dieser Unbekannte eigentlich ein? Er erkannte das Leid der anderen nicht? Ja, er hatte Reitas Leid nicht erkannt, aber was sollte er schon groß dagegen tun. Alles, was in seiner Macht gestanden hatte, hatte er doch schon getan. „Uruha?“ Uruha sah auf. Aoi? Was tat er hier? Warum war er hier? Wann war er gekommen? „Ich hab dir ein Bad eingelassen, Uruha. Komm. Ich helf dir auch wieder beim Ausziehen. Ich kuck dir schon nichts ab.“ Aoi kam auf Uruha zu und nahm seine Hand, zog ihn auf. „Während du badest mache ich dir wieder ein Abendessen, okay? Na komm.“ Aoi wandte sich um und wollte Uruha mit sieh ziemlich, doch dieser wehrte sich, blieb stehen. Verwirrt wandte sich Aoi um, versuchte zu lächeln. „Was ist denn los?“ Aois Lächeln war falsch, das erkannte Uruha sofort. Aber wieso erst jetzt? Oder war es schon immer falsch gewesen und hatte er es nur nicht erkannt? Hatte der Anrufer überhaupt Reita gemeint, oder doch…Aoi? Aber wie wahrscheinlich war das? Wie wahrscheinlich war es, dass er tatsächlich Aoi gemeint hatte, dass er gewusst hatte, was hier geschah? Uruha öffnete den Mund, doch Aoi kam ihm zuvor. „Du musst nichts sagen Uruha. Wirklich nicht. Ich will dich zu nichts zwingen oder so. Denk nur ruhig weiter nach. Ich kümmere mich schon um dich.“ Er kümmert sich um ihn? Aoi kümmerte sich um Uruha? Ja, das tat er wirklich. Irgendwie wurde Uruha erst jetzt, mit einem Schlag, ganz plötzlich bewusst, was Aoi alles für ihn tat, getan hatte. Es war seine Hand gewesen, die ihm von Fenster weggezerrt hatte. Er war es gewesen, der ihm etwas zu Trinken gebracht hatte und er war es auch gewesen, der Uruha still umarmt hatte, als er geweint hatte. Bisher hatte er es einfach hingenommen, war viel zu sehr von seinen Gedanken eingenommen gewesen, um Aoi überhaupt richtig wahrzunehmen. Aber nun, nur dank diesem komischen Telefonanruf… Uruha sah Aoi an, dass er nicht glücklich war. Aoi war traurig, sehr traurig sogar. War es wegen der Band? Wahrscheinlich. Aoi liebte die Musik, dass wusste Uruha nur allzu gut. Aoi musste sich schrecklich fühlen. Doch so gerne Uruha ihm auch helfen wollte, mit ihm reden wollte, er konnte es nicht. Noch nicht jedenfalls. Noch musste er mit sich selbst, mit seinen Fehlern klar kommen. Noch konnte er nicht mit Aoi über dessen Probleme reden. Ganz einfach. Uruha interessierten sie nicht, nicht im Moment. Er sah, dass Aoi traurig war und es tat ihm auch weh, doch Uruha wusste, dass er zuerst das mit der Band in Ordnung bringen musste, dann war Aoi dran. „Alles okay bei dir, Uruha?“ Uruha erschrak aus seinen Gedanken. Aoi sollte das wohl öfter tun, ihn rausreißen aus seinen Gedanken, ihn zurückholen. Uruha seufzte nur schwer und nickte. „Danke, dass du dich um mich kümmerst. Ich…“ Und schon wurde Uruha stürmisch von Aoi umarmt. Doch Uruha hob die Arme nicht, erwiderte die Umarmung nicht. Er stand einfach nur da. Warum wurde er gerade umarmt? „Endlich hast du wieder gesprochen. Ich hab mir solche Sorgen gemacht, weil du schon seit einer Woche kein Wort mehr gesagt hast, mit niemandem, kein einziges Wort.“ „Wirklich?“ Uruha war das gar nicht aufgefallen. Hatte er wirklich nichts gesagt? War wirklich schon eine ganze Woche vergangen? Aoi löste die Umarmung ein wenig, sodass er Uruha ansehen konnte. Aoi grinste breit und glücklich. War das nur, weil Uruha gesprochen hatte? Wieso machte ihn das so glücklich? Er hatte doch nur gesprochen. „Du hast eine ganze Woche lang nichts gesprochen, Uruha. Wir alle haben uns Sorgen gemacht. Ruki ruft jeden Tag an, aber du hast auch mit ihm nicht gesprochen, hast ihm immer nur stumm zugehört. Ich hatte echt Angst um dich.“ Angst? „Wieso?“ „Wir sind doch Freunde. Ruki hat doch Miyavi und Reita hat Kai, mehr oder weniger. Aber du hast doch niemanden, der auf dich aufpasst.“ Uruha runzelte die Stirn. Jemand, der auf ihn aufpasst? So etwas brauchte er doch gar nicht. Er war ein erwachsener Mann, der gut auf sich selbst aufpassen konnte. Und doch musste er sich eingesehen, dass er froh war, dass Aoi da war, sich die letzte Woche um ihn gekümmert hatte. Wer wusste schon, was gewesen wäre, wenn Aoi nicht da gewesen wäre. „Komm, geh dich baden.“ Aoi zog Uruha ins Bad und Uruha ließ es zu. Seit wann war Aoi denn so fürsorglich? Kapitel 23: Ich helfe euch -------------------------- „Glaubst du wirklich, dass sie alle kommen, Ru-chan?“ „Sie werden kommen.“, meinte Ruki ruhig. „Entweder sie kommen, oder wir besuchen sie. Keiner von ihnen wird uns entkommen, Miyavi. Ich bin es langsam leid, dass sich alle ihrem Leid hingeben, anstatt etwas dafür zu tun. Ich weiß, dass ich nicht besser war als sie, aber ich hatte wenigstens Reita, der alles für mich getan hat, mir geholfen hat und nicht zugelassen hat, dass ich so Ende wie sie. Verstehst du? Reita hat sich einzig und allein auf mich konzentriert, hat es nicht zugelassen, dass ich mich dem Leid hingebe. Und genau das werde ich jetzt auch nicht zulassen. Wir sind eine Band und habe nicht vor wegen so einer Lappalie gleich alles hinzuschmeißen.“ „Du bist so süß, Ru-chan.“ Ruki spürte, wie sich zwei Arme um ihn schlangen. Miyavi zog Ruki näher an sich und Ruki spürte sofort, wie sein Gesicht einen leichten Rotschimmer annahm. Noch immer war er so verdammt glücklich, wenn Miyavi ihn nur in den Arm nahm, oder ihm hie und da ein Küsschen auf die Wange hauchte. Natürlich mochte er auch Miyavis stürmische Küsse, doch Ruki brauchte sie nicht und Sex brauchte er auch nicht. Er ließ Miyavi all die Zeit, die er wollte, solange Miyavi ihn umarmte und küsste, war alles okay. „Ich hab dich lieb, Ruki.“, murmelte Miyavi nur. Ruki wollte gerade etwas erwidern, als es an der Tür klingelte. Wie von einer Tarantel gestochen sprang Miyavi auf und eilte zur Tür. Ruki sah ihm lächelnd hinterher und sah sich noch einmal um. Er hatte den Tisch im Wohnzimmer gedeckt, hatte Kaffeetassen und ein wenig Mehlspeise angerichtet. Miyavi hatte auf die Mehlspeise bestanden. Er war beinahe versessen auf Süßes. Jedenfalls beschloss Ruki den Kaffee zu holen, damit er seinem ersten Gast wenigstens schon eine Tasse einschenken konnte. Gleichzeitig überlegte er gekonnt, wie er das Thema am Besten ansprach, wie er ihnen seinen vorläufigen Plan erklärte. Ruki nahm die Kaffeekanne und schritt zurück ins Wohnzimmer. „Huch. Ihr seid beide schon hier?“, stellte er mehr fest, als dass er fragte. „Wir haben uns zufällig getroffen.“, begann Teddy, fröhlich lächelnd und wandte sich zu Maya um. „Oder?“ Maya schenkte Teddy keinen Blick und nickte nur. Ruki begann ihnen allen etwas Kaffee einzuschenken, während sich Miyavi aufgeregt mit ihnen unterhielt. Irgendwie war es komisch. Maya fragte Miyavi ziemlich aus, was ihre Beziehung betraf und auch, was in Miyavis neuer Band alles so passierte. Ruki saß eine ganze Weile lang einfach nur stumm da, bis Teddy das Wort an ihn richtete. „Wieso sind wir hier, Ruki? Ich glaube kaum, dass du uns zwei nur eingeladen hast, um eine Tasse Kaffee mit dir zu trinken, wo es dem Rest deiner Band doch beschissen geht.“ „Das stimmt nicht.“, warf Maya sofort ein. „Ich habe mit Reita telefoniert und er hat mir versichert, dass er glücklich ist. Das Einzige, das ihm sorgen bereitet ist, dass ihr euch zerstritten habt.“ „Ich weiß.“, wandte Ruki sofort ein. „Es gefällt mir nicht wirklich, aber ich kann nichts dagegen machen. Solange Reita Kai hat, ist er glücklich. Und ich glaube, so dumm und komisch es auch klingen mag, dass Kai Reita gut tut. Ihr hättet ihn sehen sollen. Die paar Tage, die Kai nicht da war, waren schrecklich. Reita hat sich immer nur zusammengekauert, hat im Bett gelegen und Kai zig Mal angerufen und auf die Mailbox gesprochen. Zuerst dachte ich Reita würde irgendetwas Schlimmes tun, wenn Kai nicht bald zurückkommt, und, dass er inzwischen abhängig von ihm sei oder so. Dabei ist er wirklich einfach nur bis über beide Ohren in Kai verknallt.“ „Du hast meine Frage noch nicht beantwortete.“, begann Teddy erneut und Ruki nickte nur. „Ich will alles wieder in Ordnung bringen, aber das schaffe ich alleine nicht. Und irgendjemanden, wie alice nine, will ich nicht um Hilfe bitten. Ihr beide wisst besser über unsere Situation Bescheid, als es ein anderer je könnte. Ich … ich habe eine Art Plan, aber dafür müsste ich uns alle an einem Ort zusammenkriegen. Am besten wäre in drei Tagen in unserem Proberaum.“ „Und was genau hast du dann vor?“, erkundigte sich Maya weiter. Ruki sah auf und sah ihn an. Nichts Herausragendes, nichts Großes. Rukis Plan war einfach und genau deshalb hatte er auch Angst davor, dass er scheitern könnte. Sein Plan hing von so vielen Spekulationen ab. „Es ist nicht viel.“, gestand er nur. „Ich will ihnen allen lediglich eine Chance geben. Ich will Reita die Chance geben Kai zu erklären. Ich will Uruha die Chance geben Kai zu verstehen. Ich will Kai die Chance geben uns zu vertrauen. Ich will Aoi die Chance geben alles zu verstehen und ich will selbst die Chance haben alles wieder in Ordnung zu bringen.“ „Und wie genau willst du das machen.“ Ruki öffnete gerade den Mund, als sich Miyavi jedoch einmischte. „Wir wollen Reita reden lassen.“, erklärte er nur und sah Teddy und Maya fordernd an. Süß war er ja, wenn er versuchte Ruki zu helfen, nur ließ Miyavi das Meiste aus. Deshalb griff Ruki nur nach Miyavis Hand und lächelte ihn lieb an. Aus den Augenwinkeln konnte er Teddyloid uns Mayas verwirrtes Gesicht sehen. „Im Grund wollen wir Reita reden lassen.“, wiederholte Ruki nur. „Reita kam nie dazu uns zu erklären, was ihn an Kai bindet, warum er auch diesen dominanten, diesen anderen Kai abgöttisch liebt und warum er es ihn so bedingungslos verzeihen kann, dass Kai uns eigentlich nur ausnutzen will. Wir haben Reita nie die Chance gegen uns alles zu erklären Und … ich will das wirklich verstehen.“ Schweigen. Ruki hoffte, dass Maya und Teddy verstehen würde, wenn nicht, dann war es auch nicht so schlimm. Ruki wusste, dass er trotzdem auf sie zählen konnte. „Was genau sollen wir machen?“, fragte Maya ruhig, mit einem sanften lächeln im Gesicht, während er erneut einen kleinen Schluck aus seiner Tasse nahm. Auch Teddyloid lächelte verständnisvoll. Ruki seufzte. „Ihr müsst mir helfen sie zu überreden in den Bandraum zu kommen. Einer von euch müsste zu Reita und Kai gehen und der andere zu Uruha und Aoi. Wobei ich mir sicher bin, dass beide ziemlich schwer zu überreden sein werden zurück zu kommen.“ „Ich würde gerne zu Reita und Kai gehen.“, gestand Maya leise. „Ich will die Situation zwischen den beiden einfach mal mit eigenen Augen sehen. Wenn es dir nichts ausmacht, Teddy.“ „Nein, kein Problem. Da kann ich wenigstens auch den Rest von Gazette richtig kennen lernen.“ Teddyloid beugte sich vor und nahm ebenfalls seine Kaffeetasse zur Hand um etwas zu trinken. Ruki seufzte erleichtert. Das war er wirklich. Der einfachste Teil seines Plans war also geglückt. Ruki konnte nur hoffen, dass es so weitergehen würde. „Und was wirst du tun, Ruki? Zu Hause herumsitzen und hoffen?“ Ruki lächelte, schüttelte dann jedoch den Kopf. Nein. Er hatte sich selbst die wohl größte Aufgabe von allen aufgelegt. Doch er wollte ihn selbst besuchen, musste selbst mit ihm reden, konnte auch nur selbst mit ihm reden. Maya und Teddyloid wussten viel von dem, was passiert war, aber nicht alles. „Ich werde Yune besuchen.“ „Yune? Was hat er denn damit zu tun?“, fragte Maya neugierig und Ruki zuckte nur mit den Schultern. „Das ist es, was ich herausfinden will. Es war etwas zwischen Kai und Yune und…es ist alles ziemlich kompliziert.“ Ruki seufzte nur schwer, hatte er doch auch keine Ahnung, was das alles sollte. Er konnte sich vorstellen, dass es schwer werden würde Yune dazu zu bringen zu kommen, aber genauso konnte er sich vorstellen, dass es ganz einfach gehen würde. Plötzlich ertönte eine Melodie und Ruki sah auf. Teddy entschuldigte sich sofort und kramte in seiner Tasche herum. Als Teddy auf den Display sah, erkannte Ruki sofort, wie er liebevoll lächelte. Oha. Das war anscheinend ein ganz wichtiger Anruf. „Hey, mein Schatz. Ich bin gerade bei Ruki. … Nein, keine Sorge. Ich komm schon rechtzeitig nach Hause. Jep. Bis gleich. Bye.“ Teddy erstaunt das Handy sofort wieder in seiner Tasche und Ruki grinste breit. „Dein Freund?“, fragte er neugierig nach. Er traute Teddy durchaus zu, dass er eine schnippische Antwort darauf wusste, doch die, die letztendlich von Teddy kam war noch ein wenig überraschender. „Nein, meine Freundin.“, meinte er ruhig, als hätte Ruki gar nichts Falsches gesagt. „Du hast ne Freundin?“, fragte Miyavi sofort und Ruki gab ihm einen sanften Stoß in die Rippen, konnte er sich doch durchaus denken, dass Teddy das ein wenig unangenehm war, doch Miyavi hatte dafür nur ein kleines „Au“ übrig und starrte Teddyloid weiterhin fordernd an. Ruki unterdrückte ein schweres Seufzen. „Jep ich hab en Freundin. Nicht jeder hier ist schwul.“ Teddyloid grinste breit. „Wieso kenn ich sie nicht?“, fragte Miyavi sofort, plusterte seine Backen ein wenig auf, schmollte und sah dabei so verdammt niedlich aus, dass Ruki ihn am Liebsten sofort geküsst hätte. Teddy zuckte nur mit den Schultern, schien sich nicht wirklich um eine Antwort herumzudrücken. „Sie mag deine Musik nicht.“ Erschlagender hätte die eintretende Stille gar nicht sein können. Ruki wandte den Kopf langsam zu Miyavi, sah, wie geschockt er aussah und glaubte sogar hören zu können, wie sein Hirn ratterte, wie er versuchte die eben bekommene Information zu verarbeiten, dass es durchaus auch Personen gab, die seine Musik nicht mochten. „Teddy.“, meinte er schließlich bestimmend. „Trenn dich von ihr. Eine Frau, die meine Musik nicht mag kann nicht gut für dich sein.“ „Miyavi.“, begann Ruki beschämt grinsend. Das konnte doch nicht sein ernst sein? Doch auch Teddy hatte dafür nur ein leichtes Grinsen übrig. „Gibt es noch irgendetwas zu klären, Ruki?“, fragte Teddy an Ruki gewandt und Ruki schüttelte den Kopf. Nein. Er hatte alles gesagt, was er sagen wollte und er war froh, dass die beiden ihm helfen wollten. „Na gut. Dann werde ich mich auf den Weg machen. Ich werde erwartet.“, meinte Teddy nur und Ruki ignorierte Miyavis schmollendes Schnaufen vollkommen, stand auf, um Teddy zur Tür zu begleiten. Auch Maya erhob sich. „Ich gehe auch.“ „Danke, dass ihr mir helfen wollt.“, meinte Ruki nur und brachte beide zur Tür, bedankte sich noch ein paar Mal, weil er einfach verdamm froh darüber war Unterstützung zu haben. Als er die Tür geschlossen hatte, ging er zurück ins Wohnzimmer, setzte sich zu Miyavi und wurde von ihm sofort in eine Umarmung gezogen. Ruki seufzte wohlig. Er hoffte, dass es funktionieren würde, wollte er doch, dass die anderen auch glücklich waren. Kapitel 24: Denk nicht an mich ------------------------------ Aoi erschrak ein wenig, als er die Klingel hörte. Er saß gerade mit Uruha vor dem Fernseher. Aoi hatte nicht darauf geachtet, was sie sich überhaupt ansahen. Aber er wusste, dass es auch Uruha nicht wirklich wahrnahm. Aoi konnte es ihm ansehen, dass Uruha noch immer viel zu eingenommen von seinen Gedanken war. Der Gitarrist würde nichts lieber tun, als Uruha aus seinen Gedanken zu reißen, nicht zuzulassen, dass Uruha so viel nachdachte. Doch er konnte es nicht. Uruha ließ ihn nicht näher an sich ran, als unbedingt notwendig, selbst jetzt, wo er hin und wieder ein wenig sprach, waren Aoi doch die Hände gebunden. Seufzend stand er auf. „Ich geh nachsehen.“, kündigte er nur an und verließ das Wohnzimmer, ließ Uruha zurück. Aoi war sich nicht sicher, ob der Gitarrist ihn gehört hatte. Manchmal tat er es, manchmal hörte er Aoi, sah ihn kurz an, nickte oder tat irgendetwas um zu verstehen zu geben, dass er ihn gehört hatte. Doch leider kam es noch viel zu oft vor, dass er einfach nur dasaß und nicht reagierte, Aoi aus seinen Gedanken verbannt hatte. Aoi nahm an, dass es Ruki war, der da geklingelt hatte, weshalb er die Tür einfach öffnete. Er hatte sich schon die richtigen Worte zurecht gelegt, die Ruki daran hindern würden die Wohnung zu betreten und womöglich eine Dummheit zu tun, doch derjenige, der vor der Tür stand war nicht Ruki. „Teddy?“, fragte Aoi erstaunt nach, sein gegenüber nickte nur, leicht lächelnd. „Jep.“, meinte er freundlich. „Ich dachte ich besuche euch beide mal. Kann ich reinkommen.“ „Ich weiß nicht, ob das so eine gute…“ „Nur für eine Tasse Kaffee. Ich will mit dir reden, dann verschwinde ich auch sofort wieder, versprochen. Nur eine halbe Stunde, dann bin ich auch schon weder weg. Wenn du willst schaff ich das auch in zwanzig Minuten, ehrlich.“ Aoi trat seufzend zur Seite und ließ Teddy eintreten. Stumm beobachtete er ihn, wie sich Teddy Schuhe und Jacke auszog und schon bereute es Aoi ihn hereingelassen zu haben. Wer wüsste schon worüber er reden wollte? Aoi ging mit Teddy ins Wohnzimmer, da sie dieses leider durchqueren mussten um in die Küche zu gelangen. So konnte Teddy auch Uruha sehen, der immer noch auf der Couch sah, so wie Aoi ihn zurückgelassen hatte. „Uruha?“, fragte er leise und tatsächlich hob er ein wenig den Kopf. „Es war Teddyloid.“ „Wer?“, kam es leise von Uruha. „Du weißt doch, Miyavis DJ, der Junge. Er war an der Tür.“ „Oh.“, machte Uruha nur und ließ den Kopf wieder sinken. „Okay.“ „Wie geht es dir, Uruha?“, fragte Teddy nur freundlich, doch Uruha reagierte nicht auf ihn. Aoi seufzte nur und schob Teddyloid weiter in die Küche. Dort würde er ihm alles erklären, oder es zumindest versuchen. Aoi bezweifelte stark, dass Teddy ihn verstehen konnte. Er wies dem DJ an auf einem Stuhl Platz zu nehmen, was dieser auch tat, während sich Aoi um den Kaffee kümmerte. „Er hat mich nicht bemerkt.“, stellte Teddy nur fest und Aoi nickte. „Bis gestern hat er nicht einmal mich bemerkt und ich kümmere mich schon seit einer Woche um ihn. Nimm es ihm nicht übel. Er macht sich Gedanken.“ „Zu viele Gedanken.“, warf Teddy ein und Aoi nickte. „Ja, er macht sich zu viele Gedanken, aber Uruha hat diese Rolle des Leaders nie wirklich ablegen können. Selbst als er Kai offiziell zum Leader auserkoren hatte, hatte er sich immer noch um die ein oder anderen Aufgaben gekümmert und nun sieht er es als seine Pflicht an, die Band wieder zusammenzubringen.“ „Genau das will Ruki auch.“ „Ruki?“ Teddyloid nickte schwach und Aoi nahm die beiden Tassen Kaffee und stellte sie für sie auf den Tisch. In solchen Moment schätzte er es, dass Uruha eine Kaffeemaschine mit diesen Tabs hatte. Es ging schneller und so wäre er Teddyloid auch schneller los. Teddyloid schien Aois Frage nach ihrem Vocal jedoch erst einmal zu ignorieren und nahm einen kleinen Schluck von dem Kaffee, wandte sich noch einmal kurz zur Tür, die ins Wohnzimmer führte, bevor er antwortete. „Ruki will, dass ihr euch alle im Proberaum trefft. Übermorgen. Und er bittet euch ebenfalls zu kommen, damit alles geklärt werden kann, damit alles geregelt wird und ihr von Vorne beginnen könnt. Es ist nur ein Versuch, Aoi und mehr als schief gehen kann es nicht. Komm schon. Pack Uruha und komm mit ihm übermorgen zu eurem Proberaum. Ich…“ „Das geht nicht.“, unterbrach Aoi leise. „Uruha ist nicht bei der Sache, er ist geistig nicht anwesend. Du hast es doch gesehen. Ich glaube kaum, dass er es verkraftet Reita und Kai wieder zu sehen. Nicht jetzt, noch nicht.“ Teddy seufzte laut und ließ den Kopf sinken. „Du passt auf Uruha auf, hab ich Recht?“ „Ich…Ich kann nicht anders.“, meinte Aoi nur und zuckte mit den Schultern. Er konnte wirklich nicht anders. Wenn er Uruha so sah, dann brach es ihm das Herz. Es tat weh zu sehen, wie sehr er sich in diese Sache hineinsteigerte und wie wenig er Aois Hilfe annahm. „Du liebst ihn.“, stellte Teddy mehr fest, als dass er fragte. „Ja.“, gestand Aoi leise, seufzte schwer und senkte beschämend den Kopf. Wozu denn noch leugnen. Es war doch nur Teddyloid. „Ja, ich liebe Uruha.“ Der Schrei aus dem Wohnzimmer ließ Aoi aufschrecken. ~ Wieder. Und wieder. Immer wieder hallten diese Worte in Uruhas Kopf. Er saß am Boden und hielt sich den Kopf. Sie sollten aufhören, sollten weggehen. Uruha wollte das nicht gehört haben, er wollte es nicht wissen. Er wollte nicht wissen, dass Aoi ihn liebte. Fest kniff er die Augen zusammen, hoffte, betete, dass es nur ein Traum gewesen war, eine Einbildung, eine Täuschung. Es durfte nur nicht die Wahrheit sein. Nicht auch das noch. Uruha konnte das nicht gebrauchen, nicht jetzt. Er wollte nicht noch etwas haben, das ihm Sorgen bereitete, worüber er nachdenken musste. Doch er konnte es nicht, wollte es jetzt nicht. Er wollte sich nicht auch noch um Aoi kümmern. Natürlich war das egoistisch, doch Uruha war das egal. Er wollte es einfach nicht. Er wollte keine Probleme mehr, um die es sich zu kümmern galt. „Uruha?“, hörte er Aois sanfte Stimme und schon spürte er die Hände des Gitarristen auf seiner Haut. Uruha erschrak, wich zurück. „Fass mich nicht an.“, meinte er scharf, vielleicht ein wenig zu scharf, da sich Aoi sofort auf die Unterlippe biss. Er sah traurig aus, verletzt. Aber… Uruha wollte das nicht. Hatte er ihm darum geholfen? War Aoi nur bei ihm geblieben, weil er ihn liebte? Wahrscheinlich. Uruha vermutete stark, dass Aoi nur für ihn da gewesen war, weil er sich Uruhas Liebe damit erkaufen wollte. Es wäre doch perfekt gewesen. Aoi hätte Uruha einfach dazu gezwungen mit ihm zusammen zu sein. Immerhin kümmerte er sich fürsorglich, beinahe mütterlich um ihn. „Keine Angst Uruha.“, bat Aoi beschwichtigend. Warum? Warum sollte er keine Angst haben? „Ich will dich zu nichts zwingen, Kou, glaub mir. Ich bin hier, weil hier sein will, weil ich dir helfen will. Ich…ich will nicht, dass du dich dazu zwingst mich zu lieben oder so, glaub mir. Ich…Ich will, dass wir Freunde bleiben. Ich unterdrücke, was ich für dich fühle. Bitte hasse mich nicht, bleib ein Freund.“ Uruha sah zaghaft auf, starrte ins Aois Gesicht. Seine Augen glitzerten. Waren das Tränen? Uruha schluckte schwer. Er wollte Aoi in den Arm nehmen, ihn trösten, doch als Freund, nicht als Geliebter. Doch Aoi könnte die Geste falsch verstehen, weshalb sich Uruha zurückhielt. „Sag doch was, Kou.“ Uruha öffnete die Lippen, schloss sie jedoch sofort wieder. Was sollte er schon sagen? Was erwartete sich Aoi nun von ihm. Warum… „Warum begnügst du dich mit Freundschaft?“ Irgendwie schien Aoi mit einem Mal erleichtert zu sein. Hatte er geglaubt Uruha würde ihn anbrüllen, ihn anschreien. Nein. Uruha selbst war auch schon einige Mal verliebt gewesen, auch unglücklich verliebt. Er wusste wie Aoi sich fühlte und dass er Geschrei und Anschuldigungen nicht brauchen konnte. Aoi seufzte schwer, bevor er antwortete. „Mir reicht deine Freundschaft, weil ich dir so geben kann, was ich dir so gerne geben möchte. Mir ist es egal, ob du mich liebst oder nicht. ich will einfach nur für dich da sein, bei dir sein, dich beschützen und so. Einfach, weil du mir so viel bedeutest. Mir ist egal, ob du nichts für mich empfindest, aber lass uns wenigstens weiterhin Freunde sein. Lass das nicht ganz zwischen uns zerbrechen.“ „Ich könnte dich ausnutzen.“, versuchte es Uruha nur. Es wäre doch ein Leichtes für ihn Aois Liebe auszunutzen. Immerhin schien Aoi bereit zu sein alles für Uruha zu geben. Es war Liebe und Liebe war stark, machte aber auch blind. Uruha musste an Reita und Kai denken und biss sich auf die Unterlippe. „Das stört mich nicht.“, begann Aoi nur. „Ich weiß, dass du mir nicht wirklich wehtun wirst. Dafür kenn ich dich inzwischen zu gut, Kou.“ Uruha Gedanken waren noch immer bei Reita und Kai. War er hier in derselben Situation? War es nicht genauso? Aoi liebte ihn, wie Reita Kai liebte und Uruha erwiderte Aois Liebe nicht, genauso wie Kai. Nur, dass er Aoi niemals ausnutzen würde, um Sex zu bekommen. Also war es doch nicht dasselbe, aber…. Reita, Reita, Reita, Kai. Uruha wurde schwindlig, er drohte umzufallen, wurde jedoch von starken Armen festgehalten. „Ich pass schon auf dich auf.“, hörte er Aois sanfte Worte und er war ihm unendlich dankbar dafür. Wie von selbst nahm Uruha seine Arme hoch und legte sie fest auf Aois Rücken. „Danke.“, nuschelte er leise. Er würde Aoi brauchen, das wusste Uruha und gleichzeitig konnte dieses kleine Wort „Danke“ gar nicht ausdrücken, wie dankbar er Aoi war, dass er Uruha seine Probleme nicht auch noch aufdrängte, sondern sich zurücknahm, seine Probleme hinten anstellte. War es bei Kai und Reita nicht genauso? Uruha krallte sich fester in Aois Rücken. Er wollte es nicht eingesehen, er wollte nicht daran glauben, wollte es als falsch abtun, doch er konnte es nicht mehr, konnte es nicht aufhalten, dass seine Gedanken zu den Schlüssen kamen, die Uruha eigentlich schon längst gekannt, sich aber niemals eingestanden hatte. Kai und Reita. Reita und Kai . Uruha begann zu verstehen. Kapitel 25: Lass mich verstehen ------------------------------- Reita hielt Kais Hand fest. Sie saßen auf der Couch und warteten. Ruki und Miyavi saßen nur unweit von ihnen. Reita konnte genau erkennen, wie verdammt glücklich Ruki war, wie er mit Miyavi herumalberte und wie sie lachten. Auch Reita konnte nicht umher bei diesem Anblick sanft zu lächeln, seine Hand fester um Kais Finger zu schließen und wohlig aufzuseufzen. Reita legte seinen Kopf auf Kais Schulter. Gestern war Maya bei ihnen aufgetaucht und hatte sie gebeten heute hier her zu kommen. Es war komisch gewesen sich mit Maya zu unterhalten. Kai war auch da gewesen, doch er hatte nur stumm dagesessen, selten etwas gesagt. Nur, wenn Maya ihn direkt angesprochen hatte, hatte, hatte Kai kurz und knapp geantwortet. Aber er hatte geantwortet. Reita hob den Kopf und gab Kai einen sanften Kuss auf die Wange. Kai wandte sich kurz zu ihm um, starrte ihn eine Weile lang an, bevor er den Kopf wieder von ihm abwandte und zu Ruki und Miyavi blickte. Warum sie hier waren…? Irgendwie war es komisch gewesen. Reita hatte nichts versprochen, er hatte Maya nicht zugesagt, dass er kommen würde, aber nun waren sie hier. Sie hatten im Wohnzimmer gesessen, Reita hatte auf seinem Bass gespielt und Kai war es, der plötzlich gesagt hatte, dass es zeit wäre zu gehen, wenn sie denn gehen wollten. Und sie waren gegangen und hier her gekommen. „Sie sind süß, oder?“, flüsterte Reita leise. Kai verzog seinen Mund zu einem kleinen, fast unmerklichen Lächeln. Reita wusste, was das bedeutete und er war stolz es zu erkennen. Reita warf einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hing. Ob Uruha wohl kommen würde? Reita bezweifelte es. Ruki hatte ihm eben noch einmal erzählt, was mit Uruha los war. Er sprach nicht. Gut, er sprach mit Aoi aber auch hier nur kurz, keine gesamten Sätze und sonst nahm er niemanden, nichts, wahr. Und Aoi würde Uruha in so einer Situation wohl kaum alleine lassen. Er war Uruhas bester Freund, so wie Ruki seiner war, nur ein bisschen anders. Reita schmunzelte bei diesem Gedanken. Plötzlich wurde jedoch die Tür geöffnet und Aoi trat herein. Reita erkannte sofort, wie Rukis Augen zu glänzen begannen. Bedeutete das, dass Uruha auch hier war? Reita setzte sich ein wenig auf. Er war auf alles gefasst. Beim letzten Mal hatte Uruha schließlich mit einem Glas nach Kai geworfen und wer wusste schon, was der Gitarrist dieses Mal tun würde, wenn er ihn sah. Doch Aoi blieb an der Tür stehen, ihm folgte kein Uruha. Reita runzelte verwirrt die Stirn. Aoi starrte ihn an, ihn allein, schon seit er herein gekommen war. Keinen anderen hatte er auch nur eines Blickes gewürdigt. Aber Aois Blick war nicht hasserfüllt, nicht traurig, sondern…bittend. „Reita?“, sagte er so leise, dass Reita eindeutig Probleme damit hatte ihn zu verstehen. „Ja?“ „Er will mit dir reden. Nur mit dir. Unter vier Augen. Ich…ich habe keine Ahnung, was er will. Er redet nicht mehr viel mit mir, weniger als sonst, weniger als er schon geredet hatte. Ich bin ein Idiot. Wir sind uns gar nicht so unähnlich Reita. Ich glaube ich kapier das mit Kai endlich. Ich hoffe ihr seit glücklich. Beide.“ Reita verstand nicht, was Aoi damit sagen wollte. Deshalb beschloss er einfach still zu bleiben. Doch plötzlich löste Kai seine Hand von Reitas. Als sich Reita fragend zu ihm wandte, nickte er nur mit dem Kopf in Richtung Aoi. „Uruha will mit dir reden, also geh.“ Reita wusste im ersten Moment nicht, ob er es als Befehl, oder als Bitte oder als etwas ganz anderes auffassen sollte. doch er entschied sich dafür keine Gedanken zu verschwenden und nickte nur, stand auf und schritt zu Aoi. Dieser schenkte ihm ein gespieltes Lächeln. Kaum hatte Aoi die Tür zum Proberaum geschlossen, seufzte er schwer. Reita glaubte sogar zu erkennen, dass er zitterte. „Alles okay, Aoi?“, fragte er besorgt. Aoi nickte nur. „Es geht schon.“ „Aoi? Was ist passiert?“ Aoi schüttelte nur den Kopf. „Ich hab es doch schon gesagt. Ich war ein Idiot. Komm. Uruha wartet in Miyavis Proberaum.“ Reita wollte eigentlich noch etwas sagen, doch Aoi wandte sich um und ging voraus, direkt zu Miyavis Proberaum. So gerne Reita auch etwas sagen wollte, er hatte keine Ahnung was er überhaupt sagen sollte. Immerhin wusste er auch nicht was mit Aoi los war. Als Aoi die Tür zu Miyavis Proberaum öffnete, ließ er Reita zuerst eintreten. Reita sah Uruha, er rauchte. Der Aschenbecher vor ihm war gefüllt. Reita konnte erkennen, dass er nervös war. Keine einzige Zigarette, die sich im Aschenbecher befand war aufgeraucht, viele wahrscheinlich sogar nach dem ersten Zug wieder ausgedrückt worden. „Ich geh zurück in den Proberaum und…“ „Nein.“ Uruha sah plötzlich beinahe panisch auf. „Nein, Aoi. Warte vor der Tür, bitte. Ich will nachher noch mit dir reden…Ich muss es…glaube ich.“ Aoi nickte nur und schloss die Tür wieder. Reita wandte sich skeptisch an Uruha. „Was ist zwischen euch passiert?“ Etwas war passiert. Uruha und Aoi verhielten sich alles andere als normal. Irgendetwas schien zwischen ihnen vorgefallen zu sein. Hatten sie sich gestritten? Dann musste es ein wirklich heftiger Streit gewesen sein. „Setz dich, Reita.“ Reita schlenderte zur Couch und setzte sich, ein wenig Abstand zwischen ihnen lassend, neben Uruha. Reita sagte nichts, Uruha hatte ihn zu sich gebeten, also sollte er auch anfangen. „Du liebst Kai, oder?“ „Ja.“ „Obwohl…obwohl du ganz genau weißt, dass er dich nicht liebt. Ich….ich verstehe nicht, wie du so sehr an ihm festhalten kannst.“ Uruha drückte die erst bis zur Hälfte gerauchte Zigarette aus und begann nervös mit seinen Fingern zu spielen. „Tut er dir nicht weh, Reita? Tut es nicht weh zu wissen, dass Kai dich nicht liebt? Ich…Ich verstehe nicht, wie du ihn lieben kannst.“ „Ja. Ich liebe Kai trotzdem. Wie könnte ich ihn nicht lieben? Nur, weil er diese Liebe nicht erwidert, sie nicht so erwidert, wie man es erwarten würde? Ich gebe mich mit Kleinigkeiten zufrieden. Mir reicht es in seiner Nähe zu sein, hie und da seine Hand zu halten, ihn küssen zu können und…“ „Und wenn du das nicht könntest? Wenn du ihn nicht küssen könntest, wenn du nicht mit ihm schlafen könntest, wenn er das nicht zulassen würde, würdest du ihn dann trotzdem so abgöttisch lieben? Würdest du trotzdem nur an ihn denken und immer für ihn da sein. Würdest du das einfach so akzeptieren, dass er dich nicht liebt und…ach, scheiße.“ Uruha zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. „Ja, das würde ich. Ich weiß, dass Kai mir nicht wehtun würde. Er hat mich nie geschlagen und wird mich auch nie schlagen. Diese Ohrfeige damals war ein Ausrutscher und ich verstehe Kai, verstehe, warum er das getan hat. Aber…Kai wird mir nicht wehtun.“ Uruha grinste schwach, zumindest glaubte Reita es zu erkennen. Reita wollte gerade nachfragen, als Uruha selbst das Wort ergriff. Eigentlich kicherte er kurz und schüttelte daraufhin nur den Kopf. „Genau das hat er auch gesagt. Er hat gesagt, dass er weiß, dass ich ihm nicht wehtun würde.“ „Ist was zwischen dir und Aoi passiert?“ Uruha wandte sich zu Reita, starrte ihn für den Bruchteil einer Sekunde wütend an, bevor er den Kopf wieder sinken ließ. „Die beschissene Liebe ist passiert. Aoi liebt mich. Ich…Ich dachte es wäre mir egal. Vorerst. Wir haben andere Probleme. Die Band und so. Aber es geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Es ist das Einzige, woran ich denken kann. “ Reita nickte, obwohl er keine Ahnung hatte. Er wusste nicht, warum das Uruha so sehr zu schaffen machte, warum er sich selbst so sehr damit quälte. Aoi liebte Uruha und Uruha…. „Liebst du Aoi?“ „Ich….ich glaube nicht, nein. Aber. Wie kann ich ihm das sagen ohne ihm das Herz zu brechen?“ „Das geht nicht.“ Reita senkte den Kopf. „Du kannst das nicht sagen, ohne ihm wehzutun, das habe ich bei Ruki bemerkt. Es tut immer weh. Aber…“ Reita stoppte. Nein. Das sollte er nicht sagen. Das dürfte er nicht sagen. Uruha sah jetzt schon schrecklich aus. Wenn er ihm das auch noch erklärte...wer wusste schon, wie er dann reagieren würde, wie er es aufnehmen würde. „Aber was?“ „Nichts, Uruha, vergiss es.“ „Bitte, Reita.“ Mit einem Mal jedoch, schien Uruha hellhörig geworden zu sein. Er wandte sich zur Reita um und der Bassist konnte erkennen, dass er dieses „aber“ besser nicht gesagt hätte. Uruha würde nicht locker lassen? Was erhoffte er sich nur? Etwas Positives? Etwas Aufbauendes? Leider würde er das nicht bekommen. „Du hast Aoi schon das Herz gebrochen.“ Uruhas Augen wanderten rastlos umher. Er schien mit einem Mal den ganzen Proberaum abzusuchen und Reita konnte förmlich hören, wie Uruhas Hirn arbeitete. Und Reita wartete. Auf welche Erkenntnis würde Uruha wohl kommen. Würde er aufspringen und zu Aoi rennen? Würde er sich entschuldigen? Würde er hier bleiben, stumm weiter darüber nachgrübeln? Reita wusste es nicht. Irgendwie konnte er sich gar nicht vorstellen, wie Uruha nun reagieren würde und der Gitarrist tat tatsächlich nichts. „Uruha?“ Uruha starrte stumm vor sich hin. Seine Augen suchten inzwischen nicht mehr den ganzen Raum ab, sondern waren stumm auf einen Punkt gerichtet. „Uruha? Was ist los? Uruha?“ Reita legte eine Hand an Uruhas Schulter, schüttelte in sanft, doch Uruha reagierte nicht. er schien geistig nicht anwesend zu sein. Reita runzelte die Stirn, stand auf und eilte zur Tür. Aoi stand tatsächlich davor und hatte gerötete Augen. Er hatte geweint und wischte sich gerade die letzten Tränen zur Seite, als er Reita bemerkte. „Uruha ist…komisch.“, meinte Reita nur und trat zur Seite, damit Aoi eintreten konnte. Aoi eilte zur Uruha, setzte sich neben ihm und nahm ihn sofort in den Arm, flüsterte immer wieder irgendwelche Worte zu. Einen Moment lang überlegte Reita, ob er nicht besser gehen sollte, ob er die beiden nicht allein lassen sollte. Doch er entschied sich dagegen. Reita setzte sich auf den Couchtisch, ließ Abstand zwischen sich und den beiden Gitarristen. So konnte er auch die Worte hören, die Aoi Uruha zuflüsterte. „… st okay. Komm schon, Kouyou. Hör mir zu. Rede mit mir. Ich will dich mit deinen Gedanken nicht allein lassen. Lass mich teilhaben. Komm, Kou. Erzähl mir, worüber du nachdenkst, worüber du dir Sorgen machst. Ich bin da, ich hör dir zu. Ich kann dir helfen. Ich werde dir helfen….verdammt. Uruha? Kouyou?“ Aoi sah auf. „Er reagiert nicht. Was hast du ihm gesagt?“ Reita überlegte keinen Moment „Dass er dir das Herz gebrochen hat.“ „Aber das hat er nicht….“ Aoi verstummte nur und wandte sich wieder zu Uruha um. „Uruha, hör mir zu. Es ist okay. Ich kann damit leben. Ich…Ich habe von Anfang an geahnt, dass es so ausgehen wird. Ich habe nie damit gerechnet, dass du meine Gefühle erwiderst. Hey, Kou.“ Aoi hob eine Hand und begann damit über Uruhas Wange zu streicheln. „Es ist alles okay. Alles ist okay. Mach dir keine Gedanken über mich. Es gibt wichtigeres. Die Band. Wir müssen uns um die Band kümmern. Ich…“ ~ Er hatte Aoi das Herz gebrochen. Genau das, was Uruha um alles hatte vermeiden wollten, war eingetreten. Er hatte seinem besten Freund das Herz gebrochen. Uruha biss sich fest auf die Unterlippe, wollte den Schmerz in seinem Herzen mit diesem überdenken, doch es war unmöglich. Es tat einfach nur höllisch weh zu wissen, dass er an Aois Leid schuld war. Eigentlich sollte es doch anders sein. Eigentlich sollte er aufpassen, dass eben das nicht passierte. Er sollte da sein, wenn Aoi verletzt werden würde. Er sollte ihn in den Arm nehmen, ihn beruhigen, doch nun….nun war er es, der Aoi verletzte. Es war still um Uruha. Er spürte zwar eine Wärme um sich, doch er nahm sie nicht wirklich war, sie war ihm egal, er kümmerte sich nicht darum, ließ sich ganz und gar von seinen Gedanken beherrschen, wie schon so oft zuvor. Sie waren wichtig. Doch mit einem Mal spürte Uruha etwas Feuchtes an seiner Wange. Es war warm und nicht vertraut, weshalb Uruha seine Gedanken mit einem Mal einfach sein ließ und aufschreckte. Was war das, an seiner Wange? Uruha wandte den Kopf und sah, wie Aoi sich ein wenig von ihm entfernte. Es waren Aois Lippen gewesen. Er hatte ihn geküsst. Er hatte ihn auf die Wange geküsst. Warum? „Ich…Uruha, tut mir Leid. Reita meinte ich…es würde helfen. Ich mach das nie wieder…“ Uruha nahm Aois Worte nur halb wahr. Seine Gedanken kreisten schon wieder, nahmen ihn jedoch nicht vollkommen ein. Aoi ließ es nicht zu. Uruha starrte wie gebannt in Aois Augen. Sie hatten nicht ihre natürliche dunkel Farbe, die Uruha schon seit jeher einfach nur faszinierten. Sie waren anders, röter. „Du…hast geweint.“, stellte Uruha mehr fest, als dass er fragte. „Ich weine nicht mehr. Ich werde nie wieder weinen, das verspreche ich dir.“ Uruha sah, wie Aoi sich noch einmal über die Augen wischte. Warum? Wollte er weitere aufkommende Tränen verstecken? Nein. Das durfte Uruha nicht zulassen. „Ich…will das nicht.“, flüsterte Uruha nur leise. „Aoi, ich…Ich will nicht, dass es dir so geht wie Reita, dass es dir beschissener geht als Reita. Dafür bist du mir zu wichtig, Aoi. Aber ich…ich kann nicht…Ich habe Angst…Ich…ich…“ Er, ja was eigentlich. Uruha wollte Aoi nicht wehtun. Aoi war ihm wichtig, sehr wichtig sogar. Ohne Aoi hätte Uruha schon längst aufgegeben. Einzig und allein Aoi wusste, dass es Uruha ganz und gar nicht leicht gefallen war seine Position als Leader aufzugeben. Anfangs hatte sich Uruha selbst Vorwürfe gemacht, er hatte sich selbst als unfähig gehalten und Aoi war es gewesen, der ihm versichert hatte, dass es okay so war, dass Uruha es nicht zu schwer nehmen sollte, sondern einfach weiterhin sein Bestes geben sollte und auch konnte. Aoi war es auch gewesen, der sich die letzte Woche lang um ihn gekümmert hat, ihn gefüttert und sogar gebadet hat, wie eine Mutter für ihr Neugeborenes da gewesen war. Und wie dankte Uruha es ihm? Indem er Aoi kalt das Herz brach und sein eigenes gleich mit zerstörte. Uruha wolle das nicht. Aoi sollte glücklich sein, sollte einfach nur glücklich sein, denn wenn es Aoi gut ging, dann ging es auch Uruha gut. Uruha wollte nicht daran denken, wollte es sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn Aoi nicht an seiner Seite wäre, wenn er immer traurig und verletzt wäre. Uruha hob die Hände und legte sie fest an Aois Wange. Aoi durfte nicht traurig sein. Nicht wegen ihm. Dafür war ihm der Gitarrist einfach zu wichtig. Viel zu wichtig. Nur entfernt, nahm Uruha Reitas Stimme war, als er sich schnell vor beugte und Aois Lippen mit den eigenen verschloss. Sofort schloss Uruha seine Augen, bewegte die Lippen gegen Aois und öffnete sogar den Mund ein wenig, um mit seiner Zunge über Aois Lippen zu streichen. Doch schon spürte Uruha einen sanften Druck auf seiner Brust. Aois Hände. Sie zitterten. Wieso wollte er ihn von sich drücken? Das war es doch, was Aoi wollte. Aoi wollte Uruha und Uruha… Uruha gab sich geschlagen und löste sich von Aois Lippen, lehnte sich etwas zurück „Kou, lass das.“, bat Aoi sanft, dennoch mit zitternder Stimme. Uruha sah ihn fragend an. Wieso? „Ich will nicht, dass du das tust, nur um mich nicht zu verletzten. Uruha, ich…“ „Halt die Klappe und lass dich küssen.“, forderte Uruha nur. Aoi verstand es nicht. Uruha wollte ihn einfach noch einmal küssen, wollte diese sündigen Lippen noch einmal kosten, wollte mehr davon, doch Aoi legte beide Hände an Uruhas Wangen und hielt dessen Kopf auf Abstand. „Uruha.“, begann Aoi, schon leicht verzweifelt, doch wieder ließ Uruha ihn nicht wirklich zu Wort kommen. Er wollte es nicht. Er wollte nicht, dass Aoi ihn davon abhielt. Er wollte ihn küssen. „Halt die Klappe.“, wiederholte er nur. „Halt die Klappe und hör mir zu. Ich will dich Aoi. Ich will dich ganz, mit Haut und Haaren und nur für mich alleine. Ich will dich küssen, dich umarmen, einfach bei dir sein. Denn du bist es, der es schafft mich immer wieder aus meinen Gedanken zu reißen. Du bist es, der immer bei mir ist, sich immer um mich kümmert. Du bist es, ohne den ich nicht leben kann. Aoi…ohne dich wäre ich schon längst ein Wrack.“ „Wieso…? Wie kommst du…? Was…?“ Uruha lächelte nur und schloss seine Arme um Aoi, zog ihn fest an sich. Nun war er dran. Nun war er an der Reihe Aoi zu umarmen. Der schwarzhaarige Gitarrist hatte ihn in den letzten Tagen so oft umarmt, so oft Wärme geschenkt, dass Uruha einfach fand, dass es nun an Zeit war den Spieß umzudrehen, Aoi etwas zurückzugeben. „Ich will nicht, dass du mich küsst, Uruha.“ „Aber…“ „Ich will nicht, dass du es tust, weil du Schuldgefühle hast. Ich will nicht, dass du mich küsst, damit es mir nicht schlecht geht. Ich will nicht, dass du mir deine Liebe vorspielst.“ „Dann lehr mich lieben.“ Uruha sah, dass Aoi wieder den Mund öffnete um zu protestieren, doch schnell legte er eine Hand auf Aois Mund, um ihn so zum Schweigen zu bringen. „Ich will dich lieben. Nicht, weil ich Schuldgefühle habe, sondern einfach, weil ich dich glücklich machen will und ich will mit dir glücklich sein. Ich will kein Leben ohne dich.“ „Aber Uruha. Ich geh doch nicht weg, nur weil du mich…“ „Aoi.“, begann Uruha streng und Aoi verstummte tatsächlich. „Würdest du bitte einfach nur die Klappe halten und mich küssen, mir sagen, dass du mich liebst und einfach nur für mich da sein?“ Uruha starrte Aoi nur an und betete innerlich, dass er dieser Bitte einfach nur nachkommen würde. Uruha wollte sich nicht weiter erklären, wollte sein Handeln, seine Entscheidungen nicht erklären. Er wollte einfach nur, dass Aoi es akzeptierte und hinnahm. Doch Uruha sah Aoi an, dass er das nicht konnte. Er konnte förmlich hören, wie Aois Gehirn arbeitete und überlegte, ob er Uruhas Bitte nachkommen sollte, oder doch lieber nachhaken sollte. „Aoi.“, vernahm Uruha Reitas Stimme, wandte sich jedoch nicht um, behielt weiterhin Aoi fixiert. Auch Aoi wandte den Kopf nicht. Hatte er ihn überhaupt gehört? „Aoi, küss ihn.“ Wie aus einer Starrte gelöst, nickte Aoi schwach und verschloss Uruhas Lippen mit den eigenen. Uruha seufzte wohlig in den Kuss und schloss sofort die Augen, bewegte die eigenen Lippen gegen Aois. Er wollte gerade den Mund öffnen, um über Aois Lippen zu lecken, doch als er den Mund geöffnet hatte, drang bereits Aois Zunge in seinen Mund. Uruha keuchte ein wenig erschrocken auf, genoss es jedoch, was Aoi da mit ihm tat. Genoss es in vollen Zügen und Uruha gestand sich ein, dass er mehr wollte. Mehr davon. Mehr … von Aoi. ____________________________ So … Hiermit wäre das vorletzte Kapitel zu Ende. Ich habe, wie vielleicht schon mal erwähnt, bereits eine weitere FF in Planung. „Die Uhr“ Jeder, der Bescheid haben will, wenn diese FF online kommt, soll es einfach in sein Kommentar mit dazu schreiben. Das letzte Kapitel wir voraussichtlich irgendwann zu Ostern online kommen. neo Kapitel 26: Ende ---------------- Ich möchte Aftertalk in diesem Kapitel vermeiden, deshalb müsst ihr mein Kommentar schon zuvor ertragen. So. Mit diesem Kapitel ist Spielzeug zu Ende. Komisch. Anfangs waren nur 10 Kapitel geplant und nun hat sich das alles auf 26 Kapitel ausgeweitet. Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals so viele Kommentare bekommen würde. Deshalb möchte ich euch allen von ganzem Herzen danken. und ich möchte dieses letzte Kapitel allen meinen Lesern widmen. Ich widme es allen, die Spielzeug verfolgt, gelesen und genossen haben. Danke dafür. Ich hoffe, das Ende gefällt euch, so wie es ist. Auch, wenn es ein wenig unspektakulärer sein wird, als viele von euch glauben. Für mich ist es jedoch einfach perfekt. Viel Spaß und vielen Dank. ~neo _______________________________________ Reita sah breit grinsend auf als Uruha und Aoi den Proberaum betraten. Man konnte es ihnen ansehen. Zersauste Haare, ein dreckiges Grinsen im Gesicht, Händchen haltend und stumm. Reita konnte es nicht verhindern ebenfalls ein wenig zu grinsen. Er war gegangen, als er bemerkt hatte, dass er fehl am Platz gewesen war. Aoi und Uruha hatte es nicht gestört, die beiden hatten ihn schon nach dem Kuss nicht mehr wirklich beachtet. So war es Reita zumindest vorgekommen. Natürlich hatte er den anderen gesagt, dass es noch etwas dauern würde, bis die beiden ebenfalls zu ihnen kommen würden. Doch nun waren sie endlich da. Inzwischen war auch Yune hier eingetroffen. Reita hatte ihn einfach ignoriert, hatte ihn nicht begrüßt und keines Blickes gewürdigt. Kai hatte ihm zwar zugenickt, doch Yune hatte das nur mit einem leisen „Arschloch“, quittiert. Nun saß Yune, mit großem Abstand zu Reita und Kai und etwas weniger Abstand zu Ruki und Miyavi auf der Couch. Auch Uruha und Aoi begrüßten ihn kurz. Fast unmerklich drückte Reita Kais Hand ein wenig fester. Immerhin würde es nun um das eigentliche Thema gehen. Kai und ihn. Reita gestand sich ein, dass er ein wenig Angst davor hatte. Wer wusste denn schon, was passieren würde. „Habt ihr’s auch endlich kapiert?“, kam es nur, leicht spöttisch, von Kai. Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet. „Was?“, fuhr Uruha ihn ein wenig wütend an. Reita grummelte leise. Uruha war so glücklich gewesen und nun, durch eine einzige Bemerkung von Kai schien sich seine Laune grundauf zu ändern. Er hasste ihn also anscheinend noch immer. „Das was ich gesagt habe.“, meinte Kai nur. „Habt ihr auch endlich kapiert wie sehr ihr doch ineinander verschossen seid. Wenn ich ehrlich bin, dann sind mir Aois Blicke, die er dir zugeworfen hat schon seit einer ganzen Weile auf die Nerven gegangen. Hättest du es nicht früher bemerken können? Schon blöd, wenn man sich immer nur um seine eigenen Probleme kümmert, nicht?“ Als von Uruha nichts kam, wandte sich Reita wieder zu ihm und erkannte, dass Uruha verwirrt und mit offnem Mund dastand. Seine Augen ruhten auf Kai, sahen ihn jedoch nicht verwirrt, sondern erkennend an. Reita runzelte die Stirn und wandte sich wieder zu Kai um, der nur wissend grinste. War etwas zwischen den beiden vorgefallen? „Du warst das, der…“, begann Uruha nur, doch beendete den Satz nicht und Kai zuckte nur mit den Schultern. „Geht es nur mir so oder kapiert das hier noch jemand nicht?“; kam es fragend von Ruki, woraufhin Miyavi sofort einen Hand hob und lautstark verkündetet, dass er auch nicht verstand, was da eben zwischen Kai und Uruha vorgefallen war. Aoi konnte man es an seinem Gesichtsausdruck ansehen, dass er nichts verstand und Reita glaubte zu erkennen, dass er sich ein wenig näher an Uruha stellte. War er eifersüchtig? Reita lächelte sanft. Er war es auch…ein wenig jedenfalls. Reita wollte gerade etwas sagen, wollte gerade zu erklären beginnen, warum er bei Kai bleiben würde und so weiter, als Kai aufstand. Reita ließ seine Hand nicht los. „Na dann.“, begann Kai nur und sah in die Runde. „Im Gegensatz zu euch habe ich unser Konzert in vier Wochen nicht vergessen. Wir haben noch gar nichts geprobt dafür. Das heißt wir werden heute länger proben, verstanden.“ Was war denn jetzt kaputt? Nicht nur Reita starrte Kai verwirrt an. „Was? Wollt ihr das ohne Drummer und ohne Bassisten machen? Als ob ihr so schnell neue auftreiben könnt. Einen Drummer vielleicht. Ich bin mir sicher dieses kleine Arschloch hier springt sicher gerne für mich ein. Aber einen Bassisten, der all unsere Lieder in nur vier Wochen lernt…viel Spaß beim Suchen.“ Kai setzte sich wieder zu Reita auf die Couch. „So schwer wird das schon nicht sein.“, kommentierte Yune nur. „Ich will aber keinen anderen.“, begann Uruha ernst. „Ich will Reita als unseren Bassisten und ich will Kai als unseren Drummer. Wir sind ein Team und können es uns nicht leisten jetzt Mitglieder zu wechseln oder uns gar zu trennen. Dafür haben wir zu hart gearbeitet. Wir alle.“ Sein Blick ruhte auf Kai. Reita stand auf. Hatten sie es also endlich kapiert? Hatten sie endlich kapiert, dass Kai gar kein Arschloch war, sie gar nicht als Spielzeug benutzten konnte, ihren Traum gar nicht gefährden konnte? Nicht mehr, jedenfalls. Früher einmal war es vielleicht in seiner Macht gestanden, doch inzwischen… „Aber Kai nutzt euch doch nur aus.“, versuchte es Yune erneut, stand sogar auf. „Er wird euch fallen lassen, wenn…“ „Wenn was?“, unterbrach Ruki ihn. „Kai kann uns nicht fallen lassen. Er kann gar nicht aussteigen. Nicht mehr.“ „Aber Kais Traum…“ „…ist auch unser Traum.“, endete Reita und zuckte mit den Schultern. „Kai will, was wir wollen. Musik machen, berühmt sein, viele geile Lives haben, tollen Sex, viele Fans und so weiter und so fort. Früher, als wir noch nicht so berühmt gewesen waren, wäre es natürlich ein leichtes für ihn gewesen uns fallen zu lassen, uns von heute auf morgen einfach hängen zu lassen, die Band zu zerstören, doch im Moment braucht er uns, wie wir ihn brauchen.“ „Also gehst du nun Yune oder bleibst du hier.“ Reita sah sich um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Kai zu seinen Drums geschlendert war und bereits hinter ihnen auf seinen Hocker saß. Auch Uruha war dabei sich seine Gitarre umzuschnallen und Reita war sich nicht sicher, ob er die Situation einfach so hinnehmen sollte oder, ob er doch nachfragen sollte. Konnte es sein, dass sich das alles einfach so ergeben hatte? Dass sie alle, mit einem Mal verstanden hatten? Reita schüttelte lächelnd den Kopf. Nein. Er wollte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt, vielleicht auch nie. Er nahm es einfach hin. „Womit beginnen wir, Leader-sama.“, kam es breit grinsend von Aoi. „Cassis.“, brüllte Miyavi nur und Kai verdrehte die Augen. „Nein. Zuerst Cockroach, Before I decay, Disordered Daytime, Guren, Baretta, Mayakashi und dann, von mir aus, Cassis, Miseinen und dann gönn ich euch ne kleine Rauchpause von 10 Minuten und wehe wenn das in eine Fickpause ausartet, dann gibt es das nächste Mal gar keine Pause mehr.“ „Und das hältst du im Bett aus, Reita?“, kam es erstaunt und auch leicht grummelnd von Ruki, doch Reita warf Kai nur einen kurzen Blick zu, bevor er Ruki antwortete. „Das, Kleiner, ist es, was ich so sehr an ihm liebe.“ „Du bist doch krank.“, kommentierte Ruki nur. „Ach, wart nur ab, bis du und Miyavi mal Sex habt. Ich wette ihr beide kommt schon noch früh genug auf die ein oder anderen Spielchen drauf.“ Der verwirrte Blick von Ruki brachte Reita nur dazu ein wenig breiter zu grinsen und sich von ihm abzuwenden und erwartend zu Kai blickend. Cockroach. Er brauchte seinen Einsatz von Kai. Kais Blick jedoch war stumm auf Yune gerichtet, mit einem höhnisch-neckischem Grinsen im Gesicht. Reita musste sich nicht umsehen. Als er die Tür hörte wusste er auch so, was passiert war. Yune war gegangen. „Aber eines kapier ich trotzdem nicht.“, begann Miyavi nur und legte den Kopf fragend schief. „Liebt Kai Reita nun auch?“ „Nein.“, kam es sofort, vielleicht ein wenig zu schnell von Kai. Reita grinste nur, sagte jedoch nichts. Doch auch niemand der anderen antwortete. Keiner. Reita wusste, dass es einfach nicht notwendig war. Sollte Miyavi nur ein wenig grübeln, sollte er nur ein wenig sein Hirn anstrengen. Schaden würde es ihm schon nicht. „Du bist so süß, wenn du verpeilt bist, Miyavi.“, begann Ruki grinsend. „Wenn mir keiner von euch sagt, was los ist.“, protestierte Miyavi schmollend. „Ich geh ihn mal schnell küssen und dann können wir anfangen.“, verkündete Ruki und hopste regelrecht auf Miyavi zu, um ihn stürmisch zu küssen. Auch Aoi nutzt die Gelegenheit und schlenderte verführerisch zu Uruha, um ihn ebenfalls einen Kuss zu stehlen. Reita wandte sich inzwischen zu Kai um. Ihm lagen Worte auf den Lippen. Schon so lange wollte er sie loswerden und nun, endlich, fand er, dass es Zeit dafür war. „Du kannst dich nicht vor mir verstecken, Kai.“, begann er schließlich, leise, sodass nur Kai ihn hören konnte. „Dein größter Fehler war es, dich mir zu öffnen. Denn so habe ich dich lieben gelernt. Dich und nicht jenen Kai, den du gespielt hast…“ Kai lächelte und Reita erkannte, dass es ein aufrichtiges, echtes Lächeln war… ~ein halbes Jahr später~ Breit grinsend streckte Reita die Hand in die Höhe und musterte den Ring genau. Er konnte sich nicht wirklich satt sehen daran. Er war schlicht und einfach, aber dennoch war er ein wichtiger Teil in Reitas Leben geworden. Ein sehr wichtiger Teil. Mit diesem Ring verband Reita so viel, an das er sich für immer erinnern wollte. Er erinnerte ihn an alles, was vor einem halben Jahr irgendwie ein Ende gefunden hatte. Er war kein Spielzeug mehr, war es auch noch nie wirklich gewesen und es tat gut, das zu wissen. Sehr gut sogar. In dem letzten halbe Jahr hatte sich einiges verändert. Einiges schneller und einiges langsamer. „Woah. Reita hör endlich auf mit diesem Ring so zu prahlen.“ „Du bist doch nur neidisch.“, antwortete Reita ruhig, ohne Uruha auch nur einen Blick zu schenken. Jedoch ließ er die Hand wieder sinken und sah sich im Bandraum um. Kai war nicht da. Nao hatte irgendein Problem mit seinen Drums und Kai half ihm gerade dabei. Schon komisch. Keiner der anderen Bands hatte irgendetwas bemerkt. Es war irgendwie so wie immer, Nur Kai. Kai war endlich er selbst. Und Reita liebte ihn. Kai war anders als zuvor. Er war ehrgeizig und tat weiterhin alles, damit sein Traum wahr werden würde, doch er lächelte auch und das offen und ehrlich. „Ignoriere ihn einfach, Kou. Kai ist nicht da. Machen wir ihn einfach neidisch.“ Uruha schien von Aois Idee hellauf begeistert zu sein, da er sich sofort auf Aoi stürzte und ihn in einen stürmischen Kuss verwickelte. Reita schüttelte belustigt den Kopf. Und Ruki und Miyavi…es ging vorwärts. Ihre Beziehung beschränkte sich im Moment auf knutschen und kuscheln, doch es reichte den beiden. Reita war jedes Mal auf’s Neue, mehr als nur erleichtert, wenn er sah, dass es den beiden gut ging. Plötzlich ging die Tür auf und Kai kam herein. „Ich bin dafür, dass wir die Probe beenden. Ich hab keine Lust mehr.“ Das musste er nicht zweimal sagen. Ruki, der sowieso schon bei Miyavi war, würde es schon noch erfahren und Uruha und Aoi waren bereits eine Staubwolke. Zurück blieb Reita. Kai schenkte ihm ein warmes Lächeln, während er sich daran machte seine Sachen zusammenzupacken. „Darf ich dich etwas fragen, Reita?“ „Ja.“ Kai hielt in seinem Tun inne und wandte sich zu Reita um. „Damals, vor einem halben Jahr. Du warst dir so verdammt sicher, dass du mich kennst, dass du weißt, wer ich bin, der ‚wahre’ Kai, wie du es so nett genannt hast. Woher? Ich meine warum warst du dir so sicher? Wieso hast du nie daran gezweifelt, warum hast du mich immer geliebt, obwohl ich dir das alles angetan habe. Das verstehe ich bis heute nicht.“ Reita lächelte sanft und klopfte neben ihm auf die Couch. Kai verstand die Geste und setzte sich zu ihm. Sofort legte Reita seinen Kopf auf Kais Schulter und Kai schlang einen Arm um ihn, drückte ihn näher an sich. Reita wusste, dass es ehrlich war und allein das, brachte sein Herz dazu etwas schneller zu schlagen. „Ich glaube vor allem war Yune schuld daran.“, begann er schließlich. „Yune?“ „Ja. Ich habe mir ziemlich viele Gedanken über euch beide gemacht. Und eine Sache kam mir dabei immer wieder verdammt komisch vor. Yune hast du erst viel später dein anderes Ich gezeigt, du hast ihn auch belogen. Mich nicht. Gleich nach dem ersten Sex hast du mir gezeigt wer du wirklich bist, hast dich mir sozusagen, irgendwie, geöffnet. Daran habe ich mich geklammert. Ich war der einzige von uns allen, den du nie wirklich belogen hast. Und irgendwie macht mich das noch heute ungeheuer stolz.“ Kai antwortete nicht, sondern küsste sanft Reitas Haare. Und Reita genoss es in vollen Zügen. Er musste sich nicht mehr an jede Berührung von Kai klammern, sie aufsaugen, als wäre es die Letzte. Jetzt war es anders. „Huch, wo sind denn die anderen?“ Reita sah auf. Ruki stand in der Tür uns sah sich um. „Ich habe die Probe schon beendet.“, meinte Kai nur. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch Ruki war bereits verschwunden. Wahrscheinlich stürmte er wieder zu Miyavi. Reita war froh darüber, dass die beiden so glücklich waren. Reita hob noch einmal die Hand und betrachtete seinen Ring. Er schmunzelte leicht. „Danke für den wunderbaren Ring, Kai.“ „Du tust ja beinahe so, als wäre es ein Ehering.“ Reita lachte kurz auf. Manchmal dachte er wirklich es wäre so, doch letztendlich… „Dieser Ring ist weit mehr wert als ein Ehering. Für mich ist er das, jedenfalls.“ Kai hatte ihm diesen Ring gekauft, nur wenige Tage nach dem Vorfall im Bandraum. Seine genauen Worte waren gewesen „Damit du nie vergisst, dass du mir gehörst.“ Reita wusste, wie es gemeint gewesen war. Nicht besitzergreifend, auch wenn Kais Ton auf genau das hatte schließen lassen. Deshalb waren die anderen auch so skeptisch gewesen. Doch Reita wusste, dass Kai es anders gemeint hatte. „Lass uns gehen, Reita. Ich koche dir zu Hause etwas, okay?“ „Jep.“ Beinahe gleichzeitig erhoben sie sich. Doch da fiel Reita plötzlich etwas ein. Es gab noch etwas, das er unbedingt tun wollte. Er umarmte Kai, drückte sich an ihn. Kai erwiderte die Umarmung sofort. Reita seufzte laut. „Ich liebe dich, Kai.“, flüsterte Reita sanft. „Ich weiß.“ Noch konnte Kai diese Worte nicht sagen, doch Reita brauchte sie auch gar nicht. Er wollte sie gar nicht hören. Sie wären unpassend, unwirklich aus Kais Mund. Reita reichte das, was er bisher hatte: Kai. owari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)