Spielzeug von life_is_melody ================================================================================ Kapitel 24: Denk nicht an mich ------------------------------ Aoi erschrak ein wenig, als er die Klingel hörte. Er saß gerade mit Uruha vor dem Fernseher. Aoi hatte nicht darauf geachtet, was sie sich überhaupt ansahen. Aber er wusste, dass es auch Uruha nicht wirklich wahrnahm. Aoi konnte es ihm ansehen, dass Uruha noch immer viel zu eingenommen von seinen Gedanken war. Der Gitarrist würde nichts lieber tun, als Uruha aus seinen Gedanken zu reißen, nicht zuzulassen, dass Uruha so viel nachdachte. Doch er konnte es nicht. Uruha ließ ihn nicht näher an sich ran, als unbedingt notwendig, selbst jetzt, wo er hin und wieder ein wenig sprach, waren Aoi doch die Hände gebunden. Seufzend stand er auf. „Ich geh nachsehen.“, kündigte er nur an und verließ das Wohnzimmer, ließ Uruha zurück. Aoi war sich nicht sicher, ob der Gitarrist ihn gehört hatte. Manchmal tat er es, manchmal hörte er Aoi, sah ihn kurz an, nickte oder tat irgendetwas um zu verstehen zu geben, dass er ihn gehört hatte. Doch leider kam es noch viel zu oft vor, dass er einfach nur dasaß und nicht reagierte, Aoi aus seinen Gedanken verbannt hatte. Aoi nahm an, dass es Ruki war, der da geklingelt hatte, weshalb er die Tür einfach öffnete. Er hatte sich schon die richtigen Worte zurecht gelegt, die Ruki daran hindern würden die Wohnung zu betreten und womöglich eine Dummheit zu tun, doch derjenige, der vor der Tür stand war nicht Ruki. „Teddy?“, fragte Aoi erstaunt nach, sein gegenüber nickte nur, leicht lächelnd. „Jep.“, meinte er freundlich. „Ich dachte ich besuche euch beide mal. Kann ich reinkommen.“ „Ich weiß nicht, ob das so eine gute…“ „Nur für eine Tasse Kaffee. Ich will mit dir reden, dann verschwinde ich auch sofort wieder, versprochen. Nur eine halbe Stunde, dann bin ich auch schon weder weg. Wenn du willst schaff ich das auch in zwanzig Minuten, ehrlich.“ Aoi trat seufzend zur Seite und ließ Teddy eintreten. Stumm beobachtete er ihn, wie sich Teddy Schuhe und Jacke auszog und schon bereute es Aoi ihn hereingelassen zu haben. Wer wüsste schon worüber er reden wollte? Aoi ging mit Teddy ins Wohnzimmer, da sie dieses leider durchqueren mussten um in die Küche zu gelangen. So konnte Teddy auch Uruha sehen, der immer noch auf der Couch sah, so wie Aoi ihn zurückgelassen hatte. „Uruha?“, fragte er leise und tatsächlich hob er ein wenig den Kopf. „Es war Teddyloid.“ „Wer?“, kam es leise von Uruha. „Du weißt doch, Miyavis DJ, der Junge. Er war an der Tür.“ „Oh.“, machte Uruha nur und ließ den Kopf wieder sinken. „Okay.“ „Wie geht es dir, Uruha?“, fragte Teddy nur freundlich, doch Uruha reagierte nicht auf ihn. Aoi seufzte nur und schob Teddyloid weiter in die Küche. Dort würde er ihm alles erklären, oder es zumindest versuchen. Aoi bezweifelte stark, dass Teddy ihn verstehen konnte. Er wies dem DJ an auf einem Stuhl Platz zu nehmen, was dieser auch tat, während sich Aoi um den Kaffee kümmerte. „Er hat mich nicht bemerkt.“, stellte Teddy nur fest und Aoi nickte. „Bis gestern hat er nicht einmal mich bemerkt und ich kümmere mich schon seit einer Woche um ihn. Nimm es ihm nicht übel. Er macht sich Gedanken.“ „Zu viele Gedanken.“, warf Teddy ein und Aoi nickte. „Ja, er macht sich zu viele Gedanken, aber Uruha hat diese Rolle des Leaders nie wirklich ablegen können. Selbst als er Kai offiziell zum Leader auserkoren hatte, hatte er sich immer noch um die ein oder anderen Aufgaben gekümmert und nun sieht er es als seine Pflicht an, die Band wieder zusammenzubringen.“ „Genau das will Ruki auch.“ „Ruki?“ Teddyloid nickte schwach und Aoi nahm die beiden Tassen Kaffee und stellte sie für sie auf den Tisch. In solchen Moment schätzte er es, dass Uruha eine Kaffeemaschine mit diesen Tabs hatte. Es ging schneller und so wäre er Teddyloid auch schneller los. Teddyloid schien Aois Frage nach ihrem Vocal jedoch erst einmal zu ignorieren und nahm einen kleinen Schluck von dem Kaffee, wandte sich noch einmal kurz zur Tür, die ins Wohnzimmer führte, bevor er antwortete. „Ruki will, dass ihr euch alle im Proberaum trefft. Übermorgen. Und er bittet euch ebenfalls zu kommen, damit alles geklärt werden kann, damit alles geregelt wird und ihr von Vorne beginnen könnt. Es ist nur ein Versuch, Aoi und mehr als schief gehen kann es nicht. Komm schon. Pack Uruha und komm mit ihm übermorgen zu eurem Proberaum. Ich…“ „Das geht nicht.“, unterbrach Aoi leise. „Uruha ist nicht bei der Sache, er ist geistig nicht anwesend. Du hast es doch gesehen. Ich glaube kaum, dass er es verkraftet Reita und Kai wieder zu sehen. Nicht jetzt, noch nicht.“ Teddy seufzte laut und ließ den Kopf sinken. „Du passt auf Uruha auf, hab ich Recht?“ „Ich…Ich kann nicht anders.“, meinte Aoi nur und zuckte mit den Schultern. Er konnte wirklich nicht anders. Wenn er Uruha so sah, dann brach es ihm das Herz. Es tat weh zu sehen, wie sehr er sich in diese Sache hineinsteigerte und wie wenig er Aois Hilfe annahm. „Du liebst ihn.“, stellte Teddy mehr fest, als dass er fragte. „Ja.“, gestand Aoi leise, seufzte schwer und senkte beschämend den Kopf. Wozu denn noch leugnen. Es war doch nur Teddyloid. „Ja, ich liebe Uruha.“ Der Schrei aus dem Wohnzimmer ließ Aoi aufschrecken. ~ Wieder. Und wieder. Immer wieder hallten diese Worte in Uruhas Kopf. Er saß am Boden und hielt sich den Kopf. Sie sollten aufhören, sollten weggehen. Uruha wollte das nicht gehört haben, er wollte es nicht wissen. Er wollte nicht wissen, dass Aoi ihn liebte. Fest kniff er die Augen zusammen, hoffte, betete, dass es nur ein Traum gewesen war, eine Einbildung, eine Täuschung. Es durfte nur nicht die Wahrheit sein. Nicht auch das noch. Uruha konnte das nicht gebrauchen, nicht jetzt. Er wollte nicht noch etwas haben, das ihm Sorgen bereitete, worüber er nachdenken musste. Doch er konnte es nicht, wollte es jetzt nicht. Er wollte sich nicht auch noch um Aoi kümmern. Natürlich war das egoistisch, doch Uruha war das egal. Er wollte es einfach nicht. Er wollte keine Probleme mehr, um die es sich zu kümmern galt. „Uruha?“, hörte er Aois sanfte Stimme und schon spürte er die Hände des Gitarristen auf seiner Haut. Uruha erschrak, wich zurück. „Fass mich nicht an.“, meinte er scharf, vielleicht ein wenig zu scharf, da sich Aoi sofort auf die Unterlippe biss. Er sah traurig aus, verletzt. Aber… Uruha wollte das nicht. Hatte er ihm darum geholfen? War Aoi nur bei ihm geblieben, weil er ihn liebte? Wahrscheinlich. Uruha vermutete stark, dass Aoi nur für ihn da gewesen war, weil er sich Uruhas Liebe damit erkaufen wollte. Es wäre doch perfekt gewesen. Aoi hätte Uruha einfach dazu gezwungen mit ihm zusammen zu sein. Immerhin kümmerte er sich fürsorglich, beinahe mütterlich um ihn. „Keine Angst Uruha.“, bat Aoi beschwichtigend. Warum? Warum sollte er keine Angst haben? „Ich will dich zu nichts zwingen, Kou, glaub mir. Ich bin hier, weil hier sein will, weil ich dir helfen will. Ich…ich will nicht, dass du dich dazu zwingst mich zu lieben oder so, glaub mir. Ich…Ich will, dass wir Freunde bleiben. Ich unterdrücke, was ich für dich fühle. Bitte hasse mich nicht, bleib ein Freund.“ Uruha sah zaghaft auf, starrte ins Aois Gesicht. Seine Augen glitzerten. Waren das Tränen? Uruha schluckte schwer. Er wollte Aoi in den Arm nehmen, ihn trösten, doch als Freund, nicht als Geliebter. Doch Aoi könnte die Geste falsch verstehen, weshalb sich Uruha zurückhielt. „Sag doch was, Kou.“ Uruha öffnete die Lippen, schloss sie jedoch sofort wieder. Was sollte er schon sagen? Was erwartete sich Aoi nun von ihm. Warum… „Warum begnügst du dich mit Freundschaft?“ Irgendwie schien Aoi mit einem Mal erleichtert zu sein. Hatte er geglaubt Uruha würde ihn anbrüllen, ihn anschreien. Nein. Uruha selbst war auch schon einige Mal verliebt gewesen, auch unglücklich verliebt. Er wusste wie Aoi sich fühlte und dass er Geschrei und Anschuldigungen nicht brauchen konnte. Aoi seufzte schwer, bevor er antwortete. „Mir reicht deine Freundschaft, weil ich dir so geben kann, was ich dir so gerne geben möchte. Mir ist es egal, ob du mich liebst oder nicht. ich will einfach nur für dich da sein, bei dir sein, dich beschützen und so. Einfach, weil du mir so viel bedeutest. Mir ist egal, ob du nichts für mich empfindest, aber lass uns wenigstens weiterhin Freunde sein. Lass das nicht ganz zwischen uns zerbrechen.“ „Ich könnte dich ausnutzen.“, versuchte es Uruha nur. Es wäre doch ein Leichtes für ihn Aois Liebe auszunutzen. Immerhin schien Aoi bereit zu sein alles für Uruha zu geben. Es war Liebe und Liebe war stark, machte aber auch blind. Uruha musste an Reita und Kai denken und biss sich auf die Unterlippe. „Das stört mich nicht.“, begann Aoi nur. „Ich weiß, dass du mir nicht wirklich wehtun wirst. Dafür kenn ich dich inzwischen zu gut, Kou.“ Uruha Gedanken waren noch immer bei Reita und Kai. War er hier in derselben Situation? War es nicht genauso? Aoi liebte ihn, wie Reita Kai liebte und Uruha erwiderte Aois Liebe nicht, genauso wie Kai. Nur, dass er Aoi niemals ausnutzen würde, um Sex zu bekommen. Also war es doch nicht dasselbe, aber…. Reita, Reita, Reita, Kai. Uruha wurde schwindlig, er drohte umzufallen, wurde jedoch von starken Armen festgehalten. „Ich pass schon auf dich auf.“, hörte er Aois sanfte Worte und er war ihm unendlich dankbar dafür. Wie von selbst nahm Uruha seine Arme hoch und legte sie fest auf Aois Rücken. „Danke.“, nuschelte er leise. Er würde Aoi brauchen, das wusste Uruha und gleichzeitig konnte dieses kleine Wort „Danke“ gar nicht ausdrücken, wie dankbar er Aoi war, dass er Uruha seine Probleme nicht auch noch aufdrängte, sondern sich zurücknahm, seine Probleme hinten anstellte. War es bei Kai und Reita nicht genauso? Uruha krallte sich fester in Aois Rücken. Er wollte es nicht eingesehen, er wollte nicht daran glauben, wollte es als falsch abtun, doch er konnte es nicht mehr, konnte es nicht aufhalten, dass seine Gedanken zu den Schlüssen kamen, die Uruha eigentlich schon längst gekannt, sich aber niemals eingestanden hatte. Kai und Reita. Reita und Kai . Uruha begann zu verstehen. Hosted by Animexx e.V. 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