Spielzeug von life_is_melody ================================================================================ Kapitel 20: Trennung -------------------- Ich weiß, dass ich eigentlich erst nächstes Jahr ein neues Kapitel hochladen wollte. Aber voriges Jahr hat mir jemand ins Kommentar geschrieben, dass man das Jahr besser mit einem negativen Kapitel beendet, als dass man es mit einem negativen Kapitel beginnt. Und da das dieses Jahr auch wieder der Fall ist, gibt es heuer noch ein neues Kapitel. - neo _______________________________________ Reita lehnte sich an Ruki. Er war froh den Sänger wieder bei sich zu haben. Er war eine Stütze für Reita und in den Tagen, in denen Ruki weg gewesen war, hatte sich Reita noch schlechter gefühlt, als sonst. Sie waren im Proberaum. Angeblich musste Ruki ihnen etwas mitteilen. Irgendwie wollte Reita gar nicht daran denken, was Ruki in den Tage gemacht hatte. Vielleicht würde es für ihn nur noch schwerer werden. Als Ruki heute jedenfalls den Proberaum betreten hatte, hatte Uruha ihn ziemlich laut angeschrieen und angebrüllt. Reita glaubte Uruha noch niemals so wütend gesehen zu haben. Und doch war Ruki seltsam ruhig geblieben, ein wenig nachdenklich, aber ruhig. Normalerweise war der Kleine auch recht aufbrausend, umso erstaunter war Reita gewesen, dass Ruki die Ruhe bewart hatte. Yune war nicht da. Umso besser. Wäre er hier gewesen, so hätte Reita nichts lieber getan, als ihn noch einmal zu schlagen. Und er hätte es getan, egal, ob die anderen versucht hätten ihn aufzuhalten. Er hätte sich einfach nicht aufhalten lassen. „Und? Wann erzählst du uns alles?“, quengelte Aoi nun sicher schon zum zehnten Mal, doch Ruki gab dieselbe Antwort, wie schon neunmal zuvor. „Gedulde dich noch ein wenig.“ Und als hätte sie irgendjemand gehört, klopfte es plötzlich an der Tür. Ruki sprang auf und rannte zur Tür, öffnete sie jedoch nur einen Spalt, damit nur er sehen konnte, wer da war. Anscheinend hatte Ruki genau diesen jemand erwartet, da er die Tür aufriss, hinausgriff und den Neuankömmling herein holte. Reita traute seinen Augen nicht, sprang aber sofort auf, stürmte auf Kai zu und umarmte ihn. Er drückte ihn so fest an sich, wie er Kai noch niemals umarmt hatte, vergrub den Kopf in dessen Halsbeuge und murmelte immer wieder nur die Worte „Ich liebe dich.“ Von fern konnte Reita hören, wie Uruha irgendetwas brüllte und Ruki ihm ziemlich ruhig antwortete. Doch es war egal. Es war verdammt egal. Kai war wieder da, Reita zog Kais Geruch auf, wie eine Droge. Er wollte Kai nie wieder loslassen, wollte ihn nie wieder hergeben, nie wieder zulassen, dass Kai aus seinem Blickfeld verschwand. Und Kai war wie immer. Er stand einfach nur da, umarmte Reita nicht, sondern legte lediglich die Hände an Reitas Brust, um ihn ein wenig von sich zu schieben. Reita ließ es geschehen, blieb jedoch in Kais Nähe. Er hatte nicht vor jemals wieder von seiner Seite zu weichen. „Also. Hier bin ich.“, begann Kai plötzlich. „Was willst du nun von mir? Mich noch mal aus der Band werfen?“ Reita wandte sich um. Uruha wurde von Aoi auf die Couch gedrückt, damit er Ruki nicht erwürgen konnte. Und Ruki…Ruki war die Ruhe selbst. Er saß still da und musterte Reita und Kai genau. Er schien auf etwas zu warten, doch Reita konnte nicht sagen, worauf. „Du spielst nicht mehr in unserer Band, Kai.“, schrie Uruha. „Verschwinde von hier. Du gehörst nicht mehr zu TheGazettE.“ Nein. Reita wollte das nicht zulassen. „Wenn ihr Kai nicht zurück in die Band nehmt, dann steige ich aus…“ „Verdammt, Reita, bist du nun vollkommen verrückt geworden.“ Nein. Er war nicht verrückt. Doch er war der Einzige, von ihnen allen, der Kai wirklich kannte. Er kannte den wahren Kai, kannte und liebte ihn. Um seine Meinung zu unterstützen, griff Reita nach Kais Hand und drückte sie fest. Er spürte genau, wie Kai ihm die Hand entziehen wollte, doch er würde sie nicht loslassen. Nein, ganz bestimmt nicht. Sie verstanden doch alle nicht. Waren sie wirklich so blind? Glaubten sie, er hätte das alles nur aus blinder Liebe ertragen? Aus blinder Liebe… nein. Sie waren es, die blind waren. Blind, voller Vorurteile. Reita sah einem nach den anderen in die Augen, doch keiner wich seinem Blick aus. Reita erkannte, wie wütend Uruha und Aoi waren. Wenn sie könnten, würden sie aufspringen und Kai erwürgen, dessen war sich Reita mehr als sicher. Doch er würde es nicht zulassen. Und dann fiel sein Blick zu Ruki, der immer noch ruhig dasaß. Es sah beinahe so aus, als wartete er gespannt darauf, was nun wohl passieren würde. „Er hat uns benutzt, Reita!“, versuchte es nun auch Aoi. „Er verdient es nicht anders. Wieso sollten wir diesen Arsch hier behalten, ihn auch noch unterstützen? Vergiss es. Ich werde nie wieder mit Kai auf der Bühne spielen, komme, was wolle!“ Erneut wollte sich Kai Reitas Hand entziehen und Kai würde einfach gehen, würde Reita seine Hand tatsächlich loslassen. Doch Reita ließ es nicht zu, eher im Gegenteil. Er drückte sie nur noch fester. Reita seufzte schwer. „Wenn ihr Kai nicht wieder als unseren Drummer spielen lasst, dann gehe ich auch.“, meinte er noch einmal ernst. „Bist du nun vollkommen verrückt?“, brüllte Uruha und stand auf. „Das tust du doch nur, weil du glaubst ihn zu lieben. Reita! Wach auf, verdammt. Kai hat uns belogen. Er hat auch dich belogen. Er hat dir seine Liebe auch nur vorgespielt. Er hat dich benutzt um seinen Sextrieb zu stillen. Er liebt dich gar nicht.“ „Ich weiß.“ „Was?“, fuhr Uruha ihn erstaunt, aber noch immer sehr wütend an. „Kai war immer ehrlich zu mir. Immer. Er hat mich nie belogen, nicht ein einziges Mal. Jedes Mal, nachdem wir miteinander geschlafen haben, hat er mir erklärt, dass er mich nicht liebt und mir erklärt, dass ich und ihr alle nur sein Spielzeug sind.“ „Wieso hast du uns nicht gesagt?“, zischte Aoi bedrohlich. Warum? Ja, warum? Was wollten sie hören? Reita liebte Kai, noch immer, über alles und er würde ihn auch weiter lieben, das wusste er genau. Und doch … „Weil ihr genauso reagiert hättet, wie ihr es jetzt tut. Ihr werft Kai einfach so aus der Band, lasst euch von Vorurteilen leiten. Ihr seid nicht besser als Kai, seht alles nur von dem Blickwinkel aus, den ihr erkennen wollt.“ „Ach, und wie sieht die ganze Situation deiner Meinung nach aus?“ Reita ließ Aois Frage im Raum stehen und wandte sich an Kai, der bisher kein Wort gesagt hatte. Wie immer war sein Blick kalt und leer, doch das war der wirkliche Kai, der echte. Genau diesen Kai hatte Reita kennen und lieben gelernt. Sanft presste Reita seine Lippen auf die von Kai. Er scherte sich nicht darum, was dieser dachte, scherte sich nicht darum, was die anderen dachten. Als er sich wieder von Kai löste, hob dieser eine Hand und fuhr sich über die Lippen. Ein kleines Lächeln umspielte Kais Lippen. Doch es war kein fröhliches Lächeln. Es war heimtückisch und hinterhältig. Was Kai wohl dachte? Dachte er Reita tat das, weil er immer noch Kais Spielzeug war. Vielleicht mochte er einst Kais Spielzeug gewesen sein, doch die Ereignisse hatten ihn verändert und Reita gezeigt, dass die ganze Situation doch ganz anders aussah. Entschlossen wandte er sich wieder zu seinen Freunden. „Ich bin nicht mehr Kais Spielzeug. Einst war ich es, doch ich bin es nun schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Ich…“ Kais Lachen unterbrach ihn. Es war, wie könnte es anders sein, kalt und herzlos, sogar ein wenig spöttisch und Reita erkannte, dass es einfach nur verrückt klang. Er wusste nicht, was Kai damit bezweckte, doch ihn brauchte es lediglich zum Grinsen. „Du glaubst nicht mehr mein Spielzeug zu sein?“, fragte Kai. Sanft strich er mit dem Handrücken über Reitas Wange. „Es tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, ReiRei, aber du warst mein Spielzeug, bis zu dem Moment, indem ich aufgeflogen bin und selbst jetzt bist du nicht mehr als das.“ Kai lehnte sich nach vor, bis sein Mund nur noch wenige Zentimeter von Reitas Ohr entfernt waren. Leise begann er schließlich zu flüstern. „Und selbst jetzt nutze ich dich zu meinen Gunsten. Ich zerstöre Gazette, weil du blind vor Liebe mir vertraust. Ich zerstöre euren Traum mit meinem zusammen.“ Reita gab Kai lediglich einen freundschaftlichen Klaps auf die Wange und erneut einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Falsch.“, meinte er nur und wandte sich wieder an die anderen. „Ich erkläre es euch.“ „Vergiss es.“ Reita erschrak beinahe, als er die lodernde Wut in Uruhas Augen sah. Warum war er nur so wütend? „Ich will dieses Arschloch nie wieder sehen. Ich will keine Erklärungen, ich will nichts hören, kapiert?“ Und dann fiel es Reita wie Schuppen von den Augen. Uruha wusste es. Er kannte den anderen Kai. Und schon bestätigte Uruha seine Vermutungen. Besagter nahm ein Glas und warf es geschickt nach Kai, der dem Glas gerade noch ausweichen konnte. Reita nahm gar nicht wahr, wie es am Boden zerschellte und in tausend Stücke zerbrach. Reita achtete nur noch auf Uruha. Uruhas Augen waren voller Tränen, die sich inzwischen bereits ihren Weg über seine Wange suchten. Unaufhörlich rollten die kleinen farblosen Tropfen über die Wange und wollten einfach nicht enden. Reita wollte gerade zu Uruha gehen, ihn in den Arm nehmen, als Aoi ihm zuvor kam. Doch Uruha befreite sich sofort aus Aois Griff und brüllte Kai wütend an. „Ich habe dir noch eine Chance gegeben, du verdammter Idiot. Du hast mir versprochen dich zu ändern und die Band nicht zu gefährden. Du hast es geschworen, verdammt. Und ich Trottel habe dir geglaubt. Ich habe dich sogar zum neuen Leader gemacht, weil ich dachte es würde dich davon abhalten auch TheGazettE zu zerstören. Ich habe die Band in Gefahr gebracht, weil ich dir vertraut habe. Verschwinde von hier, du arrogantes Schwein!“ Jetzt erst ließ Uruha Aois Umarmung zu. Reita sah sich nach Kai um, um dessen Reaktion mit anzusehen und tatsächlich. Kai blieb nicht so kühl wie erwartet. Für alle andere dürfte es so ausgesehen haben, denn seine Miene veränderte sich nicht und als Uruha geendet hatte, zuckte er nur mit den Schultern. Doch Reita hatte es bemerkt. Kai hatte Reitas Hand fast unmerklich gedrückt. „Ich will Reitas Erklärung hören.“ Zum Ersten Mal sprach Ruki und Reita war ihm sehr dankbar für diese Worte. Von Uruha bekam Ruki nur einen wütenden Blick zugeworfen, den er jedoch gekonnt ignorierte, denn Rukis Blick lag einzig und allein auf Reita und dieser wusste genau, was Ruki damit sagen wollte. Versuch es! Doch für Reita bedeutete es noch mehr: bedingungslose Freundschaft. „Aber ich nicht.“ Reita wandte sich erschrocken zu Uruha um. „Ich will das alles nicht hören. Ich will es nicht wissen, mir ist es egal, vollkommen egal, was Reita glaubt, was Reita glaubt zu glauben. Kai hat es wieder getan und sollte er die Möglichkeit bekommen ohne uns aufzusteigen, so würde er sie nutzen. Er würde uns fallenlassen, einfach so, wie ein Stück Dreck. Ich will Kai nicht hier haben, ich werde ihm nicht zuhören. Nie.“ „Uruha…“, versuchte Aoi sanft doch Uruha entzog sich ihm. „Nein, haut ab, alle beide. Reita kann zurückkommen wann er will, doch dich Kai, will ich nie wieder sehen. Haut ab, bitte. Haut einfach ab!“ „Kou..“, versuchte es Reita, wurde jedoch von Uruha sofort wieder angebrüllt. „VERSCHWINDE, verdammt.“ Reita verstand. Vielleicht wäre es tatsächlich besser zu gehen, vorerst. Vielleicht war es tatsächlich besser Uruha zeit zu geben. „Ich gehe.“ Reita spürte, wie ihm Kais Hand zu entgleiten drohte, doch Reita packte fester zu, wandte sich zu Kai um und gab ihm so stumm zu verstehen, dass er mitkommen würde, egal wohin. Kai schien sich nicht zu wehren. Er starrte Reita nur einen Moment lang an und wandte sich dann um, zu Tür. „Bis bald.“, meinte Reita nur, bevor er mit Kai den Proberaum verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)