Spielzeug von life_is_melody ================================================================================ Kapitel 19: Gefunden -------------------- Ruki fühlte sich unwohl. Er griff nach Miyavis Hand und drückte sie etwas. Sein Freund erwiderte es sofort. Ruki sah sich ein wenig in der Wohnung um. Sie passte zu Kai, irgendwie. Sie war klein, aber ziemlich gemütlich, wirkte irgendwie warm. Eigentlich. Doch Ruki fühlte sich unwohl, fühlte sich von dieser Wohnung regelrecht erdrückt. Es lag mehr an Kai. Er hatte sie hereingelassen. Mehr oder weniger. Er hatte ihnen nichts zu trinken angeboten und gab ihnen unmissverständlich zu verstehen, dass sie eigentlich nicht Willkommen waren. Kai saß auf dem Couchsessel, die Beine übereinander geschlagen und sah sie fordernd an. Seit geschlagenen fünf Minuten saßen sie nun schon einfach nur da und starrten sich an. Kai würde nichts sagen, dessen war sich Ruki sicher. Er musste beginnen. Aber wie? Er suchte nach den richtigen Worten, fand sie aber nicht. Deshalb beschloss er das eigentliche Thema zu umgehen. „Wie geht es dir, Kai?“ „Interessiert dich das wirklich?“, kam es schroff zurück. Ruki zuckte ein wenig zusammen, bemerkte, wie Miyavi seine Hand fester drückte, zum Zeichen, dass er da war, dass er für ihn da war. Ruki seufzte schwer. Eigentlich… „Ja.“, gestand Ruki leise. „Irgendwie interessiert es mich schon.“ „Den Umständen entsprechend.“, gab Kai nur als Antwort, kurz und knapp und vor allem nichts sagend. Ruki ahnte schon, dass es ein schweres Gespräch werden würde. „Eigentlich will ich über Reita reden.“, begann Ruki nur. Er machte eine Pause. Vielleicht wollte Kai dazu etwas sagen. Vielleicht wollte er sich erklären. Doch Kai blieb still. Deshalb fuhr Ruki fort. „Reita geht es schlecht, Kai. Er verkriecht sich immer weiter, zieht sich zurück und lässt niemanden an sich ran.“ „Und?“ „Du bist daran schuld, Kai. Reita ist dir noch immer verfallen. Er liebt dich noch immer und will dich nicht aufgeben. Was hast du nur mit ihm gemacht?“ Kais Gesichtsausdruck änderte sich nicht. „Ich habe ihn jeden Abend gefickt und ihm jeden Abend gesagt, dass ich ihn nicht liebe. Mir egal, woran er glaubt und festhält. Oder was er tut. Ich liebe ihn nicht. Das weiß er. Er war mein Spielzeug.“ „Sag das nicht!“ Ruki sprang auf. Er wollte es nicht hören. Dieses Wort. Spielzeug. Reita war kein Spielzeug. Er war niemandes Spielzeug und besonders nicht Kais. Ruki ballte eine Hand zu Faust, versuchte seine Wut zu unterdrücken. Doch es war verdammt schwer. Schon wie Kai dasaß: lässig, entspannt, zurückgelehnt, die Beine überschlagen und sein Gesichtsausdruck so herhabfällig. All das zusammen versetzte Ruki in Rage und dann auch noch diese kurzen Antworten, diese abfälligen Bemerkungen über Reita. Ruki biss sich auf die Unterlippe, als plötzlich eine Hand nach seiner griff. Miyavi. „Setzt dich wieder hin, Ruki, bitte.“, bat er sanft und Ruki kam dieser Bitte nach. Er musste sich beruhigen, unbedingt. Er war doch hier her gekommen um zu reden und nicht, um seine Wut freien lauf zu lasen. „Ich habe Reita in der Hand, sowie Miyavi dich in der Hand hat.“, begann Kai wieder und Ruki schüttelte sofort den Kopf. was? Miyavi sollte ihn in der Hand haben? Das war doch irrsinnig. Rukis und Miyavis Beziehung hatte doch gar nichts mit der Beziehung von Reita und Kai zu tun. „Nein. Miyavi hat mich nicht in der Hand.“, meinte Ruki bestimmend. „Ich bin nicht sein Spielzeug. Ich tue es, weil er Recht hat, weil es das Richtige ist und ich ihn liebe. Es ist nicht wie bei dir und Reita. Miyavi würde auch alles für mich tun, da bin ich mir sicher.“ „Ach?“, meinte Kai höhnisch. „Schon vergessen? Ich war dabei, als ihr zusammengekommen seid. Noch küsst er dich nicht, wenn du es willst. Noch fickt er dich nicht, wenn du es willst. Noch, tut er gar nichts für dich, Ruki. Du bist sein Spielzeug.“ „Das ist nicht wahr!“, Ruki wollte erneut aufspringen, doch Miyavi drückte seine Hand fest. Er blieb sitzen. „Du verstehst doch gar nichts von Liebe, Kai. Mann muss nicht sofort mit jemand ins Bett springen, wenn man ihn liebt. Man muss ihn nicht sofort küssen. Mir reicht Miyavis Nähe und mir reicht es zu wissen, dass er da ist. Immerhin ist er mit mir hier her gekommen. Er ist mitgekommen dich zu suchen. Er hat mich nicht im Stich gelassen, als wir dich nicht sofort gefunden haben. Er ist da.“ Und zum ersten Mal meldete sich nun Miyavi zu Wort. „Eigentlich sind wir doch hier um über Reita zu reden.“, meinte er, erstaunlich sanft und ruhig. „Ich gehe kurz auf die Toilette und ihr beide redet bitte über Reita.“ Miyavi stand auf und verließ leise das Zimmer. Er hatte Recht. Eigentlich war Ruki gekommen um über Reita zu sprechen. und nicht über sich und Miyavi. Ruki seufzte schwer und rutschte etwas nach vor. Er versuchte sich zu sammeln, sich zu beruhigen und endlich die richtigen Worte zu finden. „Kai? Ich bitte dich, komm noch einmal zurück und hör dir an, was Reita zu sagen hat.“ „Ich wüsste nicht, was es noch zu sagen gibt.“ „Eine Menge.“, unterbrach Ruki sofort. „Ich kenne Reita und ich sehe, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt.“ Kai lachte leise auf. „Genauso, wie du gesehen hast, dass ich Reita zwei Jahre lang benutzt habe?“ Ruki biss sich auf die Unterlippe. Das war sein wunder Punkt. Ruki hatte es sich selber immer wieder gefragt. Er, als Reitas bester Freund, hätte es doch bemerken müssen, wenn es Reita schlecht gegangen wäre. Er hätte bemerken müssen, war wirklich zwischen Kai und Reita gewesen ist. „Kai.“, versuchte er es erneut. „Wenn du Reita nur sehen könntest. Ich will ihm helfen und deshalb muss ich verstehen. Willst du es mir nicht erzählen? Ich weiß alles, was passiert ist. Aber ich kenne es nur von Reitas Sicht aus. Wenn ich es jedoch verstehen will, dann muss ich auch wissen, was in dir vorgeht. Bitte, Kai. Ich flehe dich an, erzähle es mir. Ich will Reita helfen.“ „Das kannst du nicht. Es gibt nichts zu erzählen. Ich will es gar nicht. Es geht dich nämlich nichts an, was ich denke. Glaub mir Ruki. So wie es ist, ist es gut. Finde dich damit ab. Ihr habt mich aus der Band geworfen um Reita zu beschützen. Und nun willst du, dass ich mich gerade dir anvertraue. Vergiss es. Verschwinde einfach und lass mich in Ruhe.“ Miyavi kam zurück, breit grinsend. Ruki sah ihn verwirrt an. Auch Kai runzelte die Stirn. Ruki sah ihm an, dass er mit Miyavis Gesichtsausdruck ganz und gar nicht zufrieden war. „Ich glaube in Wirklichkeit bist du total in Reita verschossen.“, begann Miyavi nur, ein wenig triumphierend und setzte sich neben Ruki. „Was?“, entfuhr es Kai nur. Miyavi hob seine Hand und Ruki konnte erkennen, dass eine Kette darin lag. Es war nicht irgendeine Kette. Sie gehörte Reita, bildete ein Kreuz. Reita mochte diese Kette verdammt gerne, trug sie auf vielen Shootings, zu vielen - beinahe allen - Outfits. Diese Kette hatte sich Reita mit dem ersten selbst verdienten Geld als Musiker gekauft. Deshalb bedeutete sie ihm viel. Ruki wusste das. Er war dabei gewesen, als Reita sie gekauft hatte. „Eine Kette?“, stellte Kai fest. „Reitas Lieblingskette.“, korrigierte Ruki ihn. „Dann war sie eben in einer Tasche, als ich gepackt habe. Nehmt sie mit und gebt sie dem Idioten zurück.“ Kai stand auf, funkelte die beiden wütend an. „Und jetzt raus hier. Verschwindet sofort von hier, oder ich rufe die Polizei. Wagt es ja nicht wieder hier aufzutauchen oder geschweige denn Reita zu sagen wo ich bin. Ich werde ihn sicher nicht hereinlassen und sollte er jemals vor meiner Tür stehen, dann werde ich ihn mehr wehtun, als ich es bisher getan habe und nun raus!“ Ruki und Miyavi standen auf. Ruki sah, wie Miyavi die Kette auf den Tisch legte, verstand nicht ganz, warum er das tat, aber er ließ es zu, seufzte schwer, ehe er sich zu Kai wandte, sich kurz auf die Unterlippen biss, ehe er eine Entscheidung traf. „Bitte, Kai, komm morgen noch einmal zu uns.“ „Was?“ Natürlich war Rukis Bitte einfach nur unglaublich, doch er wusste, dass Kai unbedingt noch einmal zurückkommen musste. Ein einziges Mal, für Reita. Damit er sich erklären konnte, damit sich alle erklären konnten. „Bitte, Kai. Nur einmal. Nur morgen. Verabschiede dich wenigstens von Reita. Erkläre ihm, dass er dir nicht mehr nachlaufen soll. Lass ihn gehen.“ „Raus!“, meinte Kai noch einmal streng und Ruki und Miyavi gehorchten sofort. Kai schmiss die Tür wütend zu, als die beiden seine Wohnung verlassen hatten. Ruki ließ den Kopf sinken. Irgendwie bezweifelte er irgendetwas erreicht zu haben. Doch das würde sich erst morgen weisen. Wer wusste es schon…vielleicht…. Der Sänger seufzte schwer. Er spürte, wie Miyavi seine Hand auf seine Schulter legte und ihn sanft an sich drückte. Ruki verstand das als leise Aufforderung zu gehen. Enttäuscht und wütend auf sich selbst, wandte er sich von Kais Wohnung ab und machte sich mit Miyavi auf dem Heimweg. Kaum waren sie auf der Straße blieb Miyavi stehen und umarmte Ruki. „Miya…“ „Das war mutig von dir, Ruki.“ „Und doch habe ich nichts erreicht.“ „Doch.“ Ruki drückte Miyavi ein wenig von sich, damit er ihm in die Augen sehen konnte. Was bitteschön hatte er nur erreicht. „Du warst verdammt mutig, weil du Kai auf eigene Faust gesucht hast. Du warst stark, weil du vor Kai niedergekniet bist. Du bist ein echter Freund, weil du alles tust, um Reita zu helfen. Und du bist der beste feste Freund, den man sich wüschen kann. Darf ich dich küssen, Ruki?“ ~ Kai schlenderte langsam zurück ins Zimmer. Sein Handy zeigte an, dass er einen Anruf verpasst hatte. Kai nahm es zur Hand. Reita. Wie immer. Er nahm das Handy und hörte die Mobilbox ab. „Hey, Kai. Ich bin’s. Ich hoffe dir geht es gut. Ich…Ich mache mir Sorgen um dich. Große Sorgen. Ich wäre gerne bei dir, Kai. Ich liebe dich.“ Wie immer. Kai legte das Handy zur Seite. Reita sagte sowieso immer dasselbe. Er sagte, dass er ihn liebte, sagte, dass er sich Sorgen machte. Bedeutete er Reita wirklich so viel? Selbst jetzt, wo Kai aufgeflogen war? Warum stand Reita wohl noch immer zu ihm? War er wirklich so blind? Kai grinste. Er hatte Reita in der Hand. Kai setzte sich auf die Couch und zog die Beine an, umschlang sie mit seinen Armen. Ein leichtes, aber dennoch heimtückisches Grinsen zierte sein Gesicht. Reita lief ihm noch immer hinterher, wie ein reuiger Köter seinem Herrn. Und mit einem Mal begann Kai laut zu lachen. Sie kannten ihn doch gar nicht. Keiner von ihnen kannte ihr wirklich. Niemand! Vielleicht sollte er Rukis Bitte nachkommen. Vielleicht sollte er sie noch einmal besuchen. Vielleicht, nur ein allerletztes Mal … Reitas Herz brechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)