Spielzeug von life_is_melody ================================================================================ Kapitel 6: falsche Entscheidungen --------------------------------- Reita war sich unsicher. Doch es war der beste, nein, der einzige Plan, den er hatte. Alles andere schien zu unglaubwürdig, zu kitischig und zu…hoch. Miyavi würde all diese Pläne niemals richtig verstehen und so handeln, wie Reita es brauchte. Miyavi war unberechenbar und deshalb gab es keinen Plan, indem man Miyavi mit einbeziehen konnte. Nun stand er also hier, vor Miyavis Proberaum. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er schon seit einer viertel Stunde hier stand. Die Probe würde erst in knapp einer Stunde beginnen, genug Zeit um mit Miyavi zu reden und ihm alles zu erklären. Doch war es wirklich eine gute Idee? Reita glaubte nicht daran, nicht wirklich. Wenn er Miyavi alles gestehen würde, Rukis Gefühle beichten würde, konnte Miyavi eigentlich nur auf zwei Arten reagieren. Entweder, er stand auf, rannte zu Ruki und knutschte ihn bewusstlos, oder… Ja, oder… An das ‚Oder’ wollte Reita nicht einmal denken. Wobei das ‚Oder’ doch wohl eher zutreffen würde. Warum war er dann also hier, wenn er sich so unsicher war? Das konnte er Ruki doch nicht antun. Wenn Miyavi Ruki hassen würde, dann könnte Reita sich das niemals verzeihen. Dann wäre er daran schuld, wenn sämtliche Hoffnungen von Ruki verschwinden würden. Nein. Das konnte er nicht tun. Auch wenn sein Plan anfangs richtig gut geklungen hatte, erst jetzt erkannte Reita, welche Dummheit er begehen würde. Doch dann wurde die Tür geöffnet und Reita starrte in das Gesicht von… Ja, wer war das denn überhaupt? Reita konnte sich nicht erinnern, jemals so einen jungen Mann bei Miyavi gesehen zu haben. Er war sicher auch jünger als Ruki. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er ziemlich höflich. „Ich suche Miyavi.“ Der junge Mann trat ein wenig zur Seite und wandte sich um. „Hey, Miya-san. Hier ist jemand, der dich sehen möchte. So ein komischer Typ mit Band im Gesicht.“ „Reita!“ Und schon kam Miyavi in sein Blickfeld. „Reita. Was machst du den hier?“ „Ich weiß es nicht.“, gestand er. Sollte er seinen Plan umsetzten und womöglich Rukis Leben zerstören? Nein. Am Besten wäre es wohl, wenn er wieder ginge. „Na komm erst einmal rein.“ Und schon hatte Miyavi ihn am Arm gepackt und in den Raum geschleift. Reita konnte sich gar nicht dagegen wehren. Er wurde von Miyavi einfach auf die Couch gedrückt und der Solokünstler setzte sich neben Reita. Der junge Mann, den Reita noch immer nicht kannte, schüttelte nur den Kopf. „Bis morgen, Miyavi.“ „Bis morgen, Teddy-chan.“ Damit verließ besagter Teddy den Raum. „Wer ist das?“, fragte Reita, als Teddy gegangen war. „Das ist Teddyloid. Mein neuer DJ. Er ist wirklich gut, glaub mir.“ Reita starrte noch einmal zur Tür. „Bist du mit ihm zusammen?“ „Du weißt genau, was ich von Schwulen halte.“ „Ich will nicht ein Ja oder ein Nein hören. Also: Bist du mit ihm zusammen und kannst du mir versprechen, dass es die Wahrheit ist?“ Innerlich flehte Reita, dass Miyavi verneinen würde. Natürlich: Wenn Miyavi zustimmen würde, dann wäre immerhin schon ein Problem beseitigt. Immerhin wäre dann gesichert, dass Miyavi doch schwul wäre. Andererseits würde es bedeuten diesem Teddy das Herz zu brechen, ihm Miyavi wegzunehmen und Reita wollte das nicht, nicht wirklich. „Nein. Ich bin nicht mit Teddy zusammen und ich halte nicht viel von Schwulen, das weißt du doch, Reita. Mir gefällt das zwischen dir und Kai noch immer nicht.“ „Nur weil wir schwul sind?“ Miyavi nickte heftig. Wie dumm konnte man eigentlich sein? „Was willst du nun hier, Reita? Es kommt nur selten… nein. Du bist noch niemals freiwillig hier her gekommen und das auch noch ohne die anderen. Was willst du?“ „Dass Ruki glücklich wird.“ Ja. So einfach war das. Mehr wollte er gar nicht. „Und wieso kommst du dann zu mir?“ „Weil er wegen dir nicht glücklich sein kann. Du bist schuld daran, dass er so sehr leidet. Siehst du es denn nicht? Er wird immer ruhiger und verschlossener. Und das Lied gestern hat er lediglich für dich gesunden.“ „Soll das heißen, dass Ruki in mich verliebt ist?“ Und nun? Sollte er lügen, oder sollte er es gestehen? Reita tat nichts. Er sah Miyavi einfach nur an. Natürlich verstand er nicht, was Ruki an Miyavi fand, a er wahrscheinlich würde auch keiner der anderen verstehen, warum er Kai so sehr liebte. Reita sah Miyavi nur fordern an, flehte, dass er nicht jene Worte sagen würde, die Reita erwartete. Und dann seufzte Miyavi schwer. „Ich liebe keine Männer, Reita. Ich mag überhaupt keine Schwule. Selbst das mit dir und Kai ist… ich finde es noch heute einfach nur eklig und das weißt du?“ Reita blieb erst einmal still. Es war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Reita hätte gedacht, dass Miyavi empört aufspringen würde, ihm versichern würde, dass zwischen ihm und Ruki niemals etwas laufen würde. Reita hatte erwartet, dass Miyavi sofort Rukis Herz brechen würde. „Und doch…“, begann Reita zögernd. „Und doch hast du Mayataan oft genug auf der Bühne geküsst.“ „Das war nur Show.“ „Aber es war ein Kuss. Wie wäre es Ruki einmal zu küssen, nur ein einziges Mal. Du weißt sicher wie die Lippen einer Frau schmecken, aber hast du schon einmal…“ „Lass das, Reita.“ Reita verstummte. „Ich würde mir weitaus mehr Sorgen um dich selbst machen.“, fuhr Miyavi schließlich fort. „Betrügst du Kai?“ „Was?“, fuhr Reita ihn an. „Nein! Niemals!“ Das würde er nicht einmal wagen. Außerdem liebte er Kai viel zu sehr. Doch Reita wollte nicht über sich und Kai reden, deshalb stand er auf. Er wusste, dass Miyavi nicht gefallen würde, wenn Reita jetzt einfach abhauen würde, doch Reita wollte sich nicht auf eine Diskussion mit Miyavi einlassen. Es würde nichts bringen. „Ich gehe zur Probe.“, erklärte Reita nur. „Aber ich bitte dich Ruki nichts von unserem Gespräch zu sagen. Bitte, lass ihm vorerst wenigstens ein kleines Fünkchen Hoffnung. Ich will es ihm schonend beibringen.“ „Geht das denn überhaupt schonend?“ „Ich muss es schonend machen. Für Ruki.“ Reita hatte bereits die Klinke in der Hand. Doch noch verließ er den Raum nicht. Ihm lag noch etwas auf der Zunge. Doch der Bassist war sich nicht sicher, ob er Miyavi vorhalten sollte. Letztendlich entschied er sich dafür. Immerhin gab es nichts mehr zu verlieren. „Du weißt ja gar nicht, was dir an Ruki entgeht. Ich bin lediglich ein Freund und ich würde ihn für nichts in der Welt wieder hergeben, glaub mir. Ich würde unsere Freundschaft bist aufs Blut verteidigen. Deshalb will ich, dass er glücklich wird. Du kannst dich glücklich schätzen, Miyavi. Immerhin liebt Ruki dich abgöttisch und ehrlich. Er liebt dich, so wie du bist und nicht den Miyavi, der draußen auf der Bühne steht und den schwulen Musiker mimt. Den Miyavi, den die ganzen Fangirls glauben zu kennen. Nicht, dass du jetzt denkst ich würde Ruki lieben. Ich liebe Kai, offen und ehrlich. Ruki ist lediglich mein bester Freund.“ Reita seufzte schwer. Eigentlich erwartete er sich, dass Miyavi noch etwas sagen würde, doch er blieb still. Deshalb verließ Reita Miyavis Proberaum. ~ Miyavi starrte noch lange auf die Tür. Reitas Worte gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Wie von selbst hallten sie in seinem Kopf und ließen ihn nicht in Ruhe. Der Solokünstler fuhr sich langsam mit dem Daumen über die Lippen. Miyavi musste an die Küsse mit Maya denken. Es war wirklich nur Show gewesen. Nicht, worüber sich Myiavi ernsthaft Gedanken gemacht hatte. Er hatte nichts empfunden, es hatte ihm nicht einmal richtig gefallen. Mayas Lippen waren viel zu rau und überhaupt nicht weich. Und wie es wäre Ruki zu küssen? Miyavi schloss die Augen, dachte an den Kuss mit Maya und stellte sich an seiner statt Ruki vor. Plötzlich bekam der Solokünstler eine Gänsehaut. Er schüttelte sich heftig. Eklig. Es war einfach nur eklig, mehr nicht… ~ „Reita?“ Reita sah auf. „Wir sollten anfangen.“ Der Bassist nickte nur und stand auf. Er hatte einen Fehler gemacht und dafür hasste er sich nur umso mehr. Er hätte nicht zu Miyavi gehen sollen. Eigentlich wäre das Rukis Aufgabe gewesen. Und doch war er andererseits auch froh, dass nicht Ruki zu ihm gegangen war. Ansonsten hätte es dem kleinen Sänger nur das Herz gebrochen. Und genau das war nun Reitas Aufgabe. „Alles okay, Reita?“, vernahm er die besorgte Stimme von Ruki. Doch Reita nickte nur. Er konnte nicht antworten. Wie auch? Er war ein verdammter Idiot. Er war schuld daran, wenn Ruki an seiner Liebe zu Miyavi zu Grunde gehen würde. Reita konzentrierte sich nicht auf die Probe. Er konnte einfach nicht. Sein Blick blieb ständig an Ruki hängen, ob er nun sang oder sich zu ihm gewandet hatte um ihn zu tadeln, da er sich wieder verspielt hatte. Reita war gedanklich einfach nicht anwesend. Im Moment wünschte er sich nichts sehnlicher als die Zeit zurückdrehen zu können und seinen Besuch bei Miyavi ungeschehen zu machen. Nein. Reita musste noch einmal mit Miyavi reden. Er konnte es nicht einfach so zu Ende gehen lassen. Wütend schnallte er sich den Bass ab, ohne den anderen irgendetwas zu erklären. Etwas grob stellte Reita sein Instrument in die dafür vorgesehene Halterung und schritt wütend zur Tür. „Reita! Wo gehst du hin?“, hörte er irgendeine Stimme. Doch als Reita die Tür öffnete sank sein Herz zu Boden. Nein. Miyavi stand vor der Tür. Reita schüttelte leicht den Kopf. Er wollte Miyavi nach draußen drängen und die Tür hinter sich schließen und hoffen…nein, beten, dass keine von ihnen den Solokünstler gesehen hatte. Doch genau in dem Moment, indem er einen Schritt nach vor tat, rief bereits Ruki hinter ihm nach Miyavi. Schnell wandte sich Reita um. Er konnte sehen wie glücklich Ruki war. Wenn er nur wüsste… „Ich möchte mit dir reden, Ruki. Unter vier Augen.“ Sofort wurde Miyavi von Reita am Kragen gepackt. „Das wirst du nicht!“, zischte er bedrohlich, doch Miyavi ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich denke, dass es weitaus schonender ist, wenn ich es ihm sage, Reita.“, flüsterte Miyavi. „Das darfst du nicht. Du kennst Ruki doch gar nicht. Du hast keine Ahnung, was in ihm vorgeht, wie er tickt. Du wirst ihm das Herz brechen. Bitte, Miyavi. Tu das nicht.“ Doch Miyavi blieb kalt. „Kommst du, Ruki?“ „Ja.“ Als Reita sah, wie glücklich Ruki in diesem Moment war, hätte er sich am liebsten vom Dach des nächsten Hauses gestürzt. Was hatte er nur angestellt…? ~ Kai hatte einen Arm um ihn gelegt, doch Reita bezweifelte stark, dass er ihn ernsthaft trösten wollte. Wie lange war Ruki schon weg? Minuten? Oder waren es doch schon Stunden? Immer wieder blickte Reita zur Tür. Irgendetwas in ihm brüllte, dass er endlich aufstehen sollte und Ruki nachlaufen musste. Er musste Miyavi aufhalten. Er sollte es zumindest. Doch Kais Hand wirkte wie ein Gewicht auf seinen Schultern, welches ihn unaufhörlich auf die Couch zurückdrückte. „Kai?“ Anstatt zu Antworten lehnte sich Kai ein wenig zu Reita. Aoi und Uruha waren ein wenig weiter entfernt und zupften auf ihren Gitarren herum. Sie würde Reita und Kai nicht hören, wenn sie leise miteinander sprachen. „Ich habe Angst.“ „Und was sollte ich jetzt tun?“ So abfällig. „Bitte, hilf mir.“ „Das kann ich nicht.“ Reita lehnte sich an Kais Schulter, wollte erneut den Traum von einer glücklichen Beziehung heraufbeschwören, doch es wollte ihm nicht gelingen. Zum ersten Mal beherrschte Kai seine Gedanken nicht. Sonder Ruki… Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Ruki trat ein. Unaufhörlich kullerten Tränen über sein Gesicht. Reita schaffte es Kais bedrückende Hand von seinen Schultern zu stoßen und trat langsam auf Ruki zu. Er wollte ihm alles erklären, wollte ihm helfen, doch Ruki brüllte ihn lediglich an. „Du verdammter Arsch!“ Wütend schlug er Reitas Hände weg. Eigentlich hatte er Ruki umarmen wollen. Er hatte ihn trösten wollen. „Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast? Ich hasse dich, Reita! Du hast es ihm gesagt. Du hast gegen das verstoßen, was du mir gesagt hast, hast ihm einfach gesagt, was ich für ihn empfinde und er hasst mich.“ Mit einer Hand fasste sich Ruki ans Herz. „Kannst du hören, wie es zerbricht? Gefällt dir das? Verreck doch.“ Eine Ohrfeige folgte. Reita hob nicht einmal die Hand, sondern versuchte erneut Ruki zu umarmen. Er wollte es richtig stellen, wobei er daran zweifelte, dass Ruki irgendetwas missverstand. Doch Ruki beachtete ihn nicht weiter. Er wandte sich lediglich um und ging, verschwand wütend aus dem Proberaum. Es dauerte eine ganze Weile bis, Reita seine Stimme wieder fand. „Ruki? Es tut mir Leid.“, flüsterte er nur. Nun wusste er es. Es war definitiv die falsche Entscheidung gewesen mit Miyavi zu reden. ~ Hundertachtundzwanzig. Sollte er es aufgeben? Nein. Das konnte er nicht. Reita vergrub den Kopf in seinen Händen. Er musste Ruki finden, musste mit ihm reden. Er wollte nicht verlieren, wollte die Freundschaft zu Ruki unbedingt aufrechterhalten. Doch er ging nicht ran. Hundertachtundzwanzig Mal hat Reita seinen besten Freund bereits angerufen und kein einziges Mal hatte dieser abgehoben. Es war schrecklich. Und Kai? Kai saß vor ihm und rauchte nun bereits seine sechste Zigarette, was in seinem Kopf vorging wusste Reita nicht, nicht wirklich. Hie und da grinste Kai heimtückisch, aber die meiste Zeit sah er ziemlich mitteilungslos drein. Nun, endlich, erhob er sich und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. „Ich will Sex.“ Interessierte es ihn denn gar nicht, was mit Ruki los was. „Und Ruki?“ „Der ist zäher, als du glaubst. Ich gebe ihm einen Monat, dann ist Miyavi vergessen und alles läuft wieder seinem geregelten Gang und jetzt ab ins Bett.“ Reita erhob sich, das Handy noch fest umklammert, und folgte Kai langsam ins Schlafzimmer. Doch kaum kam er durch die Tür, wurde er bereits von Kai gepackt und auf das Bett gedrückt. Das Handy fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Boden. Kai setzte sich sofort auf Reitas Hüften und zog ihm das Shirt über den Kopf. Wie es der Zufall so wollte, klingelte genau in diesem Moment Reitas Handy. Reita konnte zwar nicht sehen, wer es war, da das Handy verkehrt herum lag, doch er nahm an, dass es Ruki war. Es musste einfach Ruki sein. Reita wollte Kai von sich drücken, wollte ihn wegstoßen und abheben. Er wollte mit Ruki reden, wollte sich bei ihm entschuldigen, wollte Rukis Freundschaft nicht verlieren. „Du hebst nicht ab!“ Was? Reitas Augen weiteten sich. Er war schlicht und einfach sprachlos. Das, was Kai da von ihm verlangte konnte er einfach nicht tun. Es wäre Verrat. Verrat an der Freundschaft, die er an Ruki so sehr schätzte. Deshalb legte Reita seine Hände an Kais Brust und wollte ihn von sich schieben. „Du wirst nicht abheben, Reita, oder ich zerstöre die Band. Du weißt, dass das in meiner Macht liegt.“ Wieso? Wieso tat er das? Erfreute sich Kai so sehr daran, wenn Reitas Welt zerbrach, elend verreckte? Das Klingeln erstarb. _____________________ Es tut mir Leid. Eigentlich ist es ja eine Schande das Jahr mit so einem Kapitel abzuschließen, aber Mero wollte unbedingt noch ein Kapitel 2008 Ich wollte es eigentlich erst in der ersten Jännerwoche hochladen…^^“ Aber hiermit wünsch ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr… ^-^ ~neo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)