Spielzeug von life_is_melody ================================================================================ Kapitel 5: Ein neuer Anfang --------------------------- „Ruki! Wie siehst du denn aus?“ Reita hätte Uruha am liebsten den Hals umgedreht für diese Bemerkung. Einzig und allein Kai sorgte dafür, dass er nicht sofort nach vor sprang und Uruha tötete, da er Reitas Hand fest hielt. Doch der Blick, den Reita Uruha zuwarf, ließ diesen Aufschrecken und sofort nach Aois Arm packen. Aber das war noch lange nicht alles. Reitas Gehirn arbeitete auf Volldampf. Er würde es Uruha heimzahlen. Hundertprozentig. Er konnte sofort erkennen, wie unangenehm Ruki die ganze Situation war. Normalerweise putzte er sich nicht so heraus. Immerhin war es nur eine Probe und doch… „Ich finde Ruki sieht richtig heiß aus.“ Reita seufzte erleichtert und warf Aoi einen dankenden Blick zu. Das brauchte Ruki und nichts anderes. Aoi lächelte nur und versuchte Uruha von sich zu schieben, was ihm nach einer Weile auch gelang. „Ich finde in dieser Hose hat Ruki einen wirklich geilen Arsch.“, fügte Kai noch hinzu und lächelte. Noch niemals hat er für Reita so gelächelt. Doch der Bassist war anderweitig beschäftigt und verschwendete keinen Gedanken an Kai und sein Spielzeug. Heute war er einzig und allein für Ruki da. „Kai!“, kreischte Ruki beinahe empört. „Du hast bereits einen Freund.“ „Dessen Arsch viel geiler ist als deiner, glaub mir.“ Kai begann zu lachen und griff Reita demonstrativ auf den Hintern. Reita zuckte ein wenig zusammen. Das machte Kai normalerweise nicht. Aber normalerweise gab es auch keine Komplimente für ihn. Es war eine Ausnahme, weil es die Situation verlangte. Reita war daran gewöhnt, aber…. dachte Kai wirklich so? Oder hatte er das nur gesagt, um weiterhin so zu tun, als wären sie glücklich? Reita wusste es nicht. Gab es überhaupt etwas, dass er an Reita mochte? „Für mich gibt es nur Reita.“, sanft drückte er Reita einen Kuss auf die Lippen. Reita lächelte schwach und erwiderte ihn. Doch er wusste, was Kai in Gedanken noch hinzufügte. Reita war sein liebstes Spielzeug und das würde er nicht hergeben. Niemals. „Wie kommt es, dass du dich plötzlich so aufstylest, Ruki? Und dann auch noch zur Probe?“, warf Uruha wieder neckisch ein. Reita knurrte leise. „Suche einen neuen Leadgitarristen.“, flüsterte Reita zu Kai und das meinte er durchaus ernst. Doch Kai ließ seine Hand nicht los, hielt ihn zurück und legte sanft eine Hand in Reitas Nacken um ihn näher zu ziehen. Kai lehnte sich vor, bis sein Mund nahe genug an Reitas Ohr war. „Es sind meine Spielzeuge. Nicht deine.“, flüsterte Kai nur und ließ Reita wieder los. Dieser verstand und senkte demütig den Kopf. Ja, für einen Moment hatte er es tatsächlich vergessen. Er hatte sich in seinen Traum hineingesteigert. Doch zum Glück hatte Kai ihn rechtzeitig zurückgeholt. Reita atmete tief durch. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Sonst würde er das alles zerstören. Und das war das Letzte, was er wollte. Kai wandte sich nun an alle. „Ihr könnt Ruki später auch noch begaffen, nun wird geprobt!“ Reita schlenderte zu seinem Bass und schnallte ihn sich um. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Ruki, der ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Wenigstens nahm er es locker. Jetzt fehlte eigentlich nur noch… Wie auf Stichwort, wurde die Tür förmlich aufgerissen. „Hallöchen. Wie geht es den kleinen Membern von Gazette denn heute so? Ich…“ Miyavi stockte und sein Blick blieb auf Ruki haften. „Du sieht ja richtig sexy aus, Ruki-chan. Hast du ein Date?“ Ruki verneinte. „Und wieso ziehst du dich dann so hübsch an?“ Nun war es Reita der antwortete. Ihm ging diese lästige Fragerei nämlich gehörig auf die Nerven. Außerdem konnte er genau sehen, dass es auch Ruki mehr als nur unanangenehm war. Wer konnte es ihm auch verübeln. „Ihm war einfach danach. Können wir Rukis Äußeres für einen Moment abhaken und endlich proben?“ „Du bist ja nur neidisch, weil du nicht so sexy bist.“, gab Miyavi beleidigt von sich. „Es gibt immerhin eine Person, die mich weitaus sexier findet als du es bist, also halt die Klappe. Ich will Proben.“ „Gestern keinen Sex bekommen?“, begann nun auch Uruha. Reita murrte nur. Wenn sie nur wüssten, was ihre Aussagen in ihm auslösten. Würden sie dann auch so locker damit umgehen? Reita wusste nicht einmal, ob er sich auf das, was er zu Miyavi gesagt hatte stützen konnte. Erspürte Kais Hand auf seiner Schulter, bevor sich dieser hinter seine Drums setzte, doch in Reita tat sich nichts. War diese kleine Geste auch noch so gut gemeint – was sie definitiv nicht war – so hatte sie keinerlei Wirkung auf Reita. „Womit beginnen wir?“, fragte Kai in die Runde. Wie könnte es anders sein, antwortete Miyavi. Er warf beide Arme in die Luft und brüllte laut „Cassis!“ Und darin sah Reita eine Chance. „Meine Güte, dann spielen wir eben Cassis, für das nervende Kleinkind, damit es endlich Ruhe gibt.“, wandte er schnell ein und drehte sich zu Aoi. „Fang an.“ Aoi nickte nur und spielte tatsächlich das Intro und Reita setzte ebenfalls sofort ein. Der Bassist jedoch warf Ruki einen vielsagenden Blick zu. Er hoffte, dass der Vocal verstehen würde. Sing für Miyavi! Zeig ihm, was ihm an dir entgeht. Ruki nickte, als ob er verstanden hatte und schloss die Augen. Reita wusste, dass Ruki es liebte mit geschlossenen Augen zu singen. Angeblich konnte er sich so besser in die Texte und in seine Gefühle hineinsteigern. Cassis. Reita konnte den Song bereits auswendig, wie jeder von ihnen. Er verstand nicht, was Ruki und so viele Fans an diesem Lied fanden. Es sprach ihn einfach nicht an, nicht wirklich. Und doch war er im Moment so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Diese ganze Situation, wie sie hier im Moment war, war einzigartig. Das Glück schien perfekt zu sein. Jeder war in seinem Element, jeder von ihnen schien keine Probleme zu haben. Welch Ironie, dass alles nur wieder einer von Reitas irrsinnigen Träumen war. Doch er wollte wenigstens so tun, als wäre er glücklich, für Ruki. Der Kleine sollte sich keine unnötigen Sorgen um ihn machen, immerhin hatte er bereits zwei Jahre mit Kai hinter sich. Wieso sollte er jetzt, so ganz plötzlich, irgendetwas daran auszusetzen haben. Reita hatte sich daran gewöhnt. Er war Kais Spielzeug, nicht mehr. Immer wieder wiederholte der Bassist diesen Satz in seinen Gedanken, bis er sich endlich sicher war, ihn verstanden und ihn in sein Hirn eingebrannt zu haben. Reita konzentrierte sich auf die Musik, auf Ruki und auf Miyavi. Er musste Ruki einfach helfen. Zum Dank, für die bedingungslose Freundschaft. „Woah. Das war toll. Ruki du hast wirklich eine tolle Stimme. Ich kann verstehen, warum du so viele Fans hast.“ „Danke.“, murmelte Ruki leise. Reita lächelte. Immerhin ein Anfang. Miyavi erhob sich und streckte sich. Danach schlenderte er zu Ruki und strich ihm sanft über die Haare, wofür der kleine Vocal jedoch nur ein Murren übrig hatte. Liebe hin oder her, der Kleine hatte seine Prinzipien. „Ich geh dann mal wieder. Immerhin sollte ich auch ein wenig Proben.“, meldete Miyavi nur und Reita war doch erstaunt, dass der Solokünstler so schnell wieder verschwand. „Probt noch schön weiter.“ Mit diesen Worten hüpfte Miyavi aus dem Proberaum, doch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte man ihn bereits nach dem nächsten Opfer brüllen hören. „Keiyuu-chan. Ich komme und sehe euch beim Proben zu!“ Die darauf folgende Stille währte nur für einige Sekunden, da Uruha und Aoi sofort danach zu lachen begannen. Warum wusste Reita beim besten Willen nicht. Deshalb ignorierte er die zwei nur, schritt zur Ruki und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Gut gemacht.“, meinte er, als Ruki sich zu ihm umwandte. „Danke.“ „Ruki, das war ja total geil.“, begann Uruha. „Du solltest dich öfter so aufstylen, dann wirst du Miyavi noch umpolen. Beinahe wäre er dich angesprungen. Nur deshalb ist der so früh abgehauen, glaub’ mir.“ Reita erkannte, dass Ruki ein wenig rot wurde und leise ein „Stimmt doch gar nicht.“ murmelte. Reita wusste nicht, ob Uruha Recht hatte, da er nicht wirklich auf Miyavi geachtet hatte, obwohl er es durchaus hätte tun sollen. Jedenfalls hoffte er sehr, dass Uruha die Wahrheit sagte, wobei man sich bei ihm deswegen nie wirklich sicher sein konnte. Es dauerte ganze zehn Minuten, bis sich Uruha und Aoi beruhigt hatten und sie endlich weiterproben könnten… ~ „Reita?“ „Ich warte noch auf Ruki, okay?“ „Du kommst heute nach Hause!“ „Okay.“ Reita sah Kai hinterher, wie er der den Proberaum verließ. Er wandte sich nicht einmal mehr um, schenkte Reita kein Lächeln. Vor zwei Tagen hatte sich etwas verändert. Selbst heute, vor den anderen war Kai kälter gewesen, als sonst. Seine Maske war gerissen, ein wenig. Reita starrte weiterhin auf die Tür. Er musste Kai helfen diese Maske wieder zu flicken, sie durfte nicht reißen, geschweige den bröckeln. Und wenn Kai diese Maske auch noch verlieren würde, dann… Reita wollte nicht daran denken. Schon zu oft, hatte er darüber nachgedacht, was geschehen würde, wenn die anderen erkannten, wie Kai wirklich war. Doch das durfte nicht geschehen dafür musste und würde Reita schon Sorgen. „Ich geh dann auch. Bis morgen, Reita.“ „Warte, Uruha.“ „Hm?“ Trotz Ruki und Miyavi und seinen Problemen mit Kai hatte Reita eines nicht vergessen. „Ich muss dich etwas fragen, Uruha. Es geht um Kai und Yune. Kennen die beiden sich?“ „Woher soll ich das wissen? Du bist Kais Freund.“ Dieselbe Antwort wie bei Ruki. Reita seufzte schwer. „Soweit ich weiß, dürften sich die beiden nicht kennen. Kai jedenfalls hat Yune nie erwähnt. Aber…Er hat einmal im Schlaf Yunes Namens gemurmelt und …ich mache mir einfach Sorgen. Kann sein, dass ich eifersüchtig bin.“, log er. Nein. Eifersüchtig konnte Reita gar nicht werden, dafür kannte er Kai zu gut. Er war Kais Lieblingsspielzeug und er tat, was Kai von ihm verlangte, egal, was es auch war. Für Kai gab es absolut keinen Grund Reita zu betrügen. Auch das hatte Kai ihm nur oft genug vorgehalten. „Keine Angst, Reita. Kai dürfte Yune nicht kennen. Sie haben sich, soweit ich weiß, nie getroffen. Aber wir haben in Kais ersten Tagen hier fast pausenlos von Yune gesprochen. Vielleicht hat Kai von seiner Version von Yune geträumt. Was weiß ich… Aber frag Aoi. Er kennt Kai schon länger als wir und ich glaube er dürfte sogar noch Yunes Nummer haben. Du weißt doch, wie er ist. Er kann einfach mit nichts richtig abschließen. Er kann dir da sicher mehr weiterhelfen.“ Reta nickte. „Eine Frage hätte ich aber noch, Uruha. Wieso hast du Kai aufgenommen?“ Uruha, der Reita bereits den Rücken zugewandt hatte, blieb ruckartig stehen. Reita glaubte sogar zu erkennen, dass er zitterte, doch letztendlich war er sich sicher, dass es nur Einbildung war. Was sollte sich Uruha denn schon aus so einer Frage machen? Doch zur Antwort wandte sich der Leadgitarrist nicht um. „Einerseits hab ich Kai genommen, da Ruki ihn mochte. Du weißt doch, wie der Kleine ist. Er hasst Veränderungen. Er hat Yune noch Monate danach beinahe terrorisiert, weil er ihn wieder zurückhaben wollte. Aber bei Kai, war er sofort dafür, dass er einen doch recht guten Ersatz für Yune bieten konnte. Andererseits kannte Aoi Kai bereits und alles, was Aoi mir erzählt hat, hat ebenfalls dafür gesorgt, dass ich Kai aufgenommen habe und natürlich…“ Uruha verstummte. Er legte den Kopf in den Nacken und seufzte laut. „Alles okay?“ „Ja, ja.“ Uruha winkte ab. „Ich habe mich auch noch bei Kais früherer Band erkundigt. Gibt es sonst noch irgendwelche Fragen?“ „Wieso hast du ihn zum Leader gemacht?“ „Mir war der Job zu anstrengend.“ Uruha wandte sich zu Reita um und grinste. „Jetzt kann ich weitaus mehr und länger feiern.“ Reita schmunzelte ebenfalls. Er verstand. „Ach, Reita. Du solltest nach Ruki sehen. Er kommt einfach nicht von der Toilette zurück. Wir sehen uns dann morgen, bis dann.“ Mit diesen Worten verschwand auch Uruha aus dem Proberaum und Reita war allein. Uruha hatte ihn doch nicht viel weitergebracht. Es lief anscheinend alles darauf hinaus, dass Yune und Kai sich eigentlich gar nicht kennen dürften. Wahrscheinlich hatte Uruha Recht und Kai hatte den Namen nur gemurmelt, weil sie ihn doch öfter ausgesprochen hatten. Trotzdem würde Reita auch noch Aoi besuchen, doch zuvor musste er Ruki… Ruki…? Reita seufzte schwer. Der kleine Vocal war noch immer nicht von der Toilette zurück. Was tat er denn so lange dort. Sofort machte er sich auf den weg um Ruki zu suchen. Vor der Toilettentür hielt er jedoch einmal inne. Was wäre, wenn er Ruki da drinnen mit Miyavi erwischen würde, wenn Uruha tatsächlich Recht gehabt hatte und der Solokünstler jetzt schon seine Finger nicht mehr von dem Sänger lassen könnte…? Mutig öffnete Reita die Tür zur Toilette. Zum Glück hörte er keinerlei Stöhnen. Reita betrat die Toilette und wollte gerade nach Ruki rufen, als er leises Schluchzen vernahm. „Ruki?“ „Hm?“ „Komm raus.“ Tatsächlich öffnete sich eine der Türen und Ruki trat heraus. Seine Schminke war verlaufen und seine Augen rot. Er hatte geweint, schon wieder. Reita umarmte den Kleineren sofort und drückte ihn fest an sich. „Was ist denn los, Ruki? Es ist doch alles gut verlaufen. Du hast wunderschön gesungen und Miyavi ist von deinem Outfit begeistert. Du hast doch gehört, was Uruha gesagt hat.“ „Und wieso hat Miyavi das nicht gemacht?“ Reita brauchte ein paar Sekunden, bis er Rukis Aussage verstand, doch dann strich er Ruki sanft übers Haar. „Was hattest du denn erwartet, dass er dir um den Hals springt, dich küsst und dir ewige Liebe gesteht?“ „Das wäre mir auf jeden Fall lieber gewesen.“, gestand Ruki leise. Reita schüttelte nur den Kopf. „So funktionier das leider nicht. Für die Liebe muss man kämpfen, tagtäglich, selbst wenn sie unerreichbar scheint…“ …denn etwas anderes tat er nicht. „Komm, Ruki. Ich bring dich nach Hause.“ ~ „Kai?“ „Ins Bett! Sofort.“ „Ja…Kai? Ich liebe dich.“ „Halt den Rand, Reita.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)