Mosaik von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 24: Kalt ---------------- Hallo Ihr :-)! Ich freue mich, Euch mitzuteilen, dass Kapitel 25 endlich da ist :-)! Hurra^^! Trotz der Hitze und der Tatsache, dass ich zwei Essays schreiben muss, habe ich mich vorwiegend um David gekümmert. Asche auf mein Haupt^^. Kapitelwidmung: Für meinen Lap Top Brendan, weil er so immer so toll durchgehalten hat, obwohl er geglüht hat wie ein Ofen. Ich hoffe, Ihr habt Spaß und Schmacht und ein wunderschönes Wochenende :-). Liebste Grüße, Eure BlueMoon ___________________________________________________________________ Eine halbe Stunde später lebte David immer noch. Allerdings zum größten Teil nur noch aus purer Gewohnheit. Sein gesunder Menschenverstand und das meiste seines Körpergefühls hatten sich inzwischen verabschiedet und schlafen gelegt. Natürlich lag das an der Müdigkeit, die nun wieder vollständig von ihm Besitz ergriffen hatte. Außerdem an dem schrecklichen Hunger und der Eiseskälte, die plötzlich durch die Ritzen des Zentrums drang und David malträtierte. Und es lag an dem Opa, der sich spontan dazu entschlossen hatte, dem Tierschutzzentrum einen Besuch abzustatten und seinen Igel vorbeizubringen. Dass der schon lange tot war, schien der alte Herr nicht bemerkt zu haben. David war gerade mit dem Fegen der Futterküche fertig geworden, in Gedanken bereits bei seinem herrlich warmen Bett, als der Opa in Anzug an der Scheunentür Sturm geklingelt hatte und ihn nun seit zwanzig Minuten beharrlich misshandelte. Wäre David nicht so übertrieben pflichtbewusst und so grauenhaft müde, hätte er sich wohl schon längst eine Schaufel vom Dachboden geholt und wäre damit Amok gelaufen. „Dieses Tier frisst nur Kartoffelsalat und Wiener Würstchen,“ erklärte der Opa ihm gerade zum dritten Mal und betrachtete David mit einem Ausdruck grantiger Verachtung, „Haben Sie das verstanden, junger Mann? Nur Kartoffelsalat und Wiener Würstchen!“ „Ich habe es verstanden, ja,“ sagte David matt, rieb seine frierenden Hände an seinem nutzlosen Pullover und warf bibbernd einen Blick auf den starren Igel in dem Pappkarton, „Ich versichere Ihnen, dass wir uns...gut um Ihren Igel kümmern werden.“ Der alte Mann zog die Augenbrauen hoch, ohne seinen stechenden Blick von ihm abzuwenden. David erwiderte ihn mit trüben Augen und war sich überbewusst, dass er aschfahl war, seine Augenringe bestimmt bis zum Kinn reichten und er leicht schwankte, wenn er sich nicht am Tisch der Tierannahme festhielt. Garantiert hielt der Opa ihn mindestens für einen drogensüchtigen Kriminellen. Wenn nicht sogar für einen geistesgestörten Mörder. „Was geben Sie den Tieren denn hier so?“, fragte der Alte und sah sich misstrauisch in der vorderen Scheune um. Sein Blick blieb an den Spinnweben in den Ecken hängen, an der klapprigen Dachbodentreppe und dem Staub am Fußboden. „Katzenfutter,“ erwiderte David tonlos. „Katzenfutter?!“, wiederholte der alte Herr hellauf entsetzt und seine Hakennase erzitterte entrüstet, „Sie können diesem Tier doch kein Katzenfutter vorsetzen! Ich sagte doch, es frisst nur–,“ David schloss einen Moment die Augen. Am Liebsten hätte er laut nach Sascha gerufen. Er stellte sich vor, wie Mr. Superman herbei geflogen kam und ihn rettete... Gott, hätte er ihn bloß nicht ins Bett geschickt... Die Erinnerung trieb David fast die Verzweiflungstränen in die Augen: „Soll ich nicht noch bleiben und dir helfen?“ „Nein.“ „Warum denn nicht?“ „Weil du müde bist.“ „Na, und? Du bist auch müde.“ „Nein.“ „Dann lass mich dir wenigstens was zu Essen machen.“ „Nein.“ „Warum nicht?“ „Weil du müde bist.“ „Aber du hast doch Hunger.“ „Nein.“ „Ich kann deinen Magen aber meilenweit knurren hören.“ „Nein!“ „Dann bleibe ich aber bei dir und helfe!“ „NEIN!“ Und dann hatte er ihn ohne Widerspruch zu zulassen ins Bett befohlen. Er war so ein Esel. „– Kartoffelsalat und Wiener Würstchen!“ Oh, Sascha... Bitte, bitte hilf mir… „Wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden, junger Mann? Haben Sie eine Ausbildung?“ Oh Gott... Ich kann nicht mehr... „Ich bin Zivi.“ „Zivi?! Das ist ja ungeheuerlich! Sie wollen mir also sagen, dass sie keinerlei Fachausbildung haben und dennoch hier arbeiten?“ Ich glaube, ich muss kotzen... „Ja.“ „SKANDAL! Eine Schande ist das! Das ganze Land geht vor die HUNDE–,“ David konnte sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen sollte. In einer Komödie wäre diese Szene bestimmt ungeheuer komisch, doch in der Realität war sie einfach nicht zu ertragen. Nicht, wenn man so müde, so hungrig und so kalt war, dass man nicht einmal mehr die Kraft zum Ausrasten hatte. Normalerweise Davids leichteste Übung... „–ohne AUSBILDUNG um wehrlose Tiere kümmern! Eine Katastrophe! Diese verdammten KOMMUNISTEN–,“ Das wurde wirklich langsam lächerlich. Trotzdem wollte David nur sein Gesicht in seinen Händen vergraben und laut weinen. Er war so müde und hungrig und frieren tat er wie ein Eskimo ohne Schneeanzug. Er hasste sein Leben. „–DEUTSCHLAND kaputt! Sowas wäre früher nie passiert! Damals als der FÜHRER–,“ „WAS, ZUR HÖLLE, IST HIER LOS?!“ Die Stimme schlug wie ein donnernder Blitz zwischen David und dem Opa ein, sodass sie beide zusammen zuckten. Sascha wäre vermutlich vor Entsetzen krepiert. Als David den Kopf herum wirbelte, sah er in der untergehenden Sonne eine Gestalt über den Hof auf die offene Scheunentür zu gehen. Wie ein Raubtier und trotz der grässlichen Kälte und des Nieselregens nur in T-Shirt und kurzer Hose. Es war Freddy. Und wäre David nicht so unglaublich erleichtert gewesen, ihn zu sehen, hätte der Ausdruck auf seinem Gesicht ihm Angst gemacht. „Warum brüllen Sie hier so rum?“, knurrte Freddy den Alten an, noch bevor der den Mund geschlossen hatte, „Sie jagen den Tieren eine Todesangst ein!“ „Oh... Ich...,“ stammelte der und starrte Freddy an wie eine Erscheinung, „Ich... wollte... nicht–,“ „David, ist mit dir alles in Ordnung?“, unterbrach Freddy den Opa. David, der beinahe das Gleichgewicht verloren hatte, als er beiseite getreten war, um Freddy Platz zu machen, nickte schwach. „Ja...,“ reibeiste er und rieb sich die Augen, „Ich bin nur so müde und–,“ „Dann geh ins Bett,“ befahl Freddy, „Ich übernehme hier den...Rest...,“ Aus den Augenwinkeln sah David, wie der alte Herr schluckte. „Okay, danke...,“ murmelte er und schaffte es, Freddy ein Lächeln zu schenken, „Ähm... Gute Nacht...,“ fügte er noch an den Opa gewandt hinzu und verließ dann so schnell er konnte die Scheune. Noch bevor er die Betreten verboten-Tür vollständig passiert und hinter sich geschlossen hatte, hörte er Freddy brüllen: „SIE HABEN IHN MIT KARTOFFELSALAT UND WIENER WÜRSTCHEN GEFÜTTERT?! KEIN WUNDER, DASS ER TOT IST!“ Hinter David fiel die Tür ins Schloss, sperrte Wind, Regen und Freddys lautstarke Kopfwäsche aus. Er schloss die Augen. Sein Kopf war furchtbar schwer, seine Beine kraftlos, seine Augen brannten. Er war so müde. Müder als je zuvor in seinem Leben. Wie ein Sack Getreide ließ sich David gegen die Tür plumpsen und dann langsam an ihr hinab, auf den Fußboden gleiten. Er zog die Knie an und legte seinen Kopf auf die Arme. Von draußen hörte er das gedämpfte Wehklagen des Opas, als er erkannte, dass er seinen geliebten Igel aus Versehen umgebracht hatte. Davids Mundwinkel zuckten matt. Durch den zügigen, harten Flur pfiff ein beißender Wind und David zitterte. Doch er konnte sich vor Müdigkeit nicht rühren. Der Regen klopfte einschläfernd gegen das Fenster in der Zivi-Küche. Im Heizungsraum, ihm gegenüber, gurgelte Miriams Wäsche in der Waschmaschine sanft vor sich hin. David biss die Zähne zusammen und beachtete die entsetzliche Kälte nicht, die von den Fliesen langsam an ihm hoch kroch und jede Zelle seines Körpers schmerzhaft füllte. Er wollte nichts anderes, als für alle Zeiten hier sitzen bleiben. In dieser Ruhe, diesem Frieden und einfach schlafen. Auch wenn ihm so schrecklich kalt war. Kalt...kalt...kal... Sein Magen ließ ein lautes, wütendes Knurren hören und David fuhr hoch. „Wa...?“, machte er tonlos und blinzelte verschreckt in die Dunkelheit des Flurs. Stille umgab ihn. Jedenfalls äußerlich. ICH HABE HUUUNGAAA!, zeterte sein Magen verzweifelt. ICH BIN MÜÜÜDEEE!, schrie sein Kopf kläglich. MIR IST SOOO KALT!, heulte sein Körper voller Grauen. David wimmerte laut. Er war mit Abstand der mitleiderregendste Mensch auf der ganzen Welt. Niemandem auf der Welt konnte es so schlecht gehen – jedenfalls wenn man die Welt auf das Zentrum beschränkte – wie ihm. Er war zu hungrig zum Schlafen, zu müde zum Essen und ihm war zu kalt zum Aufstehen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Eine schlimmere Kombination konnte es nicht geben. David litt minutenlang grausame Qualen. Er verfluchte sein Leben, den lieben Gott und den Opa draußen, der ihm sämtliche Kraft gestohlen hatte. Anschließend schaffte er es, sich mühsam, mit knirschenden Zähnen und kratzenden Knochen, hochzustemmen und in die Zivi-Küche zu schleppen. Bei dem Gedanken, sich jetzt noch etwas zu Essen machen zu müssen, wurde ihm ganz schlecht. Selbst das Anstellen des Wasserkochers erschien ihm als unerträglicher Kraftakt. Er war zu schwach. Zu müde, zu hungrig, zu kalt. Doch es half alles nichts. Mit Mühe ignorierte er sein winselndes Ich, hob die Hand und schaltete das Licht an. Sobald sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, blickte er auf – und erstarrte. Auf dem Esstisch stand ein einzelner Teller mit zwei großen und köstlich aussehenden Sandwiches. David lief das Wasser im Munde zusammen und sein Magen stöhnte sehnsuchtsvoll auf. Fassungslos tappte er ein paar Schritte auf das Festmahl zu und blieb stocksteif stehen, als er einen kleinen Zettel neben dem Teller entdeckte, der mit einer runden, ebenmäßigen Schrift beschrieben war. Für einen Moment vergaß sein Kopf sogar die verzehrende Mündigkeit und sein Körper die quälende Kälte. Ich weiß genau, dass du Hunger hast. Guten Appetit :-)! David öffnete den Mund und klappte ihn dann wieder zu. Sein Herz, das die letzte Stunde frierend und im Halbschlaf seine Arbeit getan hatte, machte unwillkürlich einen Sprung nach vorn. Sein Magen drehte sich um sich selbst und begann wie von Sinnen zu kribbeln. Eine Wärme, so allumfassend und unendlich, dass sie jegliche Müdigkeit, jeden Hunger und alle Kälte aus ihm verdrängte, erfüllte ihn von Kopf bis Fuß. Seine kraftlosen Spaghettibeine knickten ein und seufzend ließ David sich auf Heikos Stuhl sinken, während das Feuer, das ihn mit Sascha verband, sekundenlang durch seine Venen floss und ihn wärmte. Er war so ein verdammter Vollidiot. David hatte ihm doch gesagt, er solle ihm nichts mehr zu Essen machen, sondern ins Bett gehen. Er war doch auch so furchtbar müde gewesen... David schluckte und musste sich zwingen, nicht auf der Stelle aufzuspringen, in Saschas Zimmer zu rennen und ihn zu wecken. Er wollte sich dafür bedanken, dass es sich Mr. Sandwich trotz seiner Müdigkeit nicht hatte nehmen lassen, ihm etwas zu essen zu machen. Gleichzeitig wollte er ihn dafür boxen. Und er wollte ihn festhalten und nicht mehr loslassen. Er wollte sich an ihn schmiegen und seinen Duft inhalieren und sein leises Lachen hören und all die dummen Kosenamen, mit denen er ihn so oft nervte. Er wollte jetzt sofort bei ihm sein und die Wärme, die er ausstrahlte, körperlich fühlen. Doch...nein. Er durfte ihn nicht wecken und seinen gerechten Schlaf stören. Er war noch müder als er selbst gewesen, er brauchte seinen Schlaf. Er musste sich zusammen reißen. Morgen war auch noch ein Tag. Vorausgesetzt...er würde den nächsten Tag noch erleben und vorher nicht elendig verschmachten... Gott, war es eigentlich normal, jemanden, den man vor knapp einer Stunde noch gesehen hatte, ganz plötzlich so zu vermissen, dass es wehtat? War es wirklich normal, von einer Sekunde auf die andere davon überzeugt zu sein, es keinen weiteren Moment ohne diesen Jemand auszuhalten? Konnte das normal sein? Und hatte er sich damals bei Sven genauso gefühlt? Irgendwie konnte er sich nicht daran erinnern. Allerdings hatte das angesichts seiner zweijährigen Verdrängungsbemühungen nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Aber normal war das bestimmt so oder so nicht. Doch normal oder nicht, David ging es trotzdem so. Und das hatte sich zehn Minuten später auch noch nicht geändert, als er satt im Badezimmer stand und sein Bestes tat, das Zähneputzen zu überleben. Zuerst hatte er sich bei seinem eigenen Anblick im Spiegel so erschrocken, dass er seine Zähnbürste fallen gelassen hatte. Dann hatte er sich beim Bücken nach ihr den Kopf am Waschbecken gestoßen und daraufhin beinahe sein ohnehin nur noch halbanwesendes Bewusstsein verloren. Um dem ganzen Drama die Krone aufzusetzen, ertrank er anschließend fast bei dem Versuch, seinen Mund mit Wasser aus dem Hahn auszuspülen. Unter normalen Umständen – und diese Unstände waren alles Andere als normal –, hätten all diese Unfälle mehrere Wutausbrüche ausgelöst. Doch dazu war er heute eindeutig nicht fähig. Zwar war sein Magen inzwischen zufrieden, doch die Kälte hatte währenddessen einen Weg zurück in sein Herz gefunden. Sie drang feucht und scharf unter seine Klamotten und biss ihm in die Haut. Seine Füße waren bestimmt schon abgestorben, seine Hände schmerzten. Nur mit Mühe bekam David seine Zahnbürste in seinen blauen Zahnputzbecher zurück. Er fror und er war so müde... Er wollte nur noch ins Bett. Ins Bett und...zu Sascha. Aber das ging nicht. Nein, das ging nicht. Morgen, morgen. David ächzte, schaltete das Licht aus und verließ zitternd vor Kälte und wankend vor Müdigkeit das Bad. Mühsam schleppte er sich durch den finsteren Flur und die Treppe zu den Zivi-Zimmern hoch. Als er vor Dings’ geschlossener Tür stand, zögerte er einen sehnsüchtigen Augenblick lang. Dann wandte er sich schweren Herzens ab und betrat sein eigenes Zimmer. Hier war es ruhig und genauso eisig wie im Badezimmer. Eine Straßenlaterne vor seinem gekippten Fenster erhellte den Raum soweit, dass David mehr als nur die dunklen Umrisse seiner Möbel erkennen konnte. Leise schloss er die Tür hinter sich und rieb sich mit dem rechten Handrücken über die Augen. Laut und deutlich konnte er sein Bett nach ihm rufen hören. Mit klappernden Zähnen begann er sich endlich aus dem abscheulichen Tag zu schälen, zog Gummistiefel und Socken aus und ließ seine Jeans raschelnd zu Boden fallen. Seine Haut brannte jetzt vor Kälte wie in einem frostklirrenden Feuersturm. Es fühlte sich an, als würde die Feuchtigkeit in seinen Augen zu Eis erstarren. Jede Bewegung fiel ihm schwer, seine Muskeln und Knochen waren steif. Fast bildete er sich ein, dass weiße Schneeflocken von der Zimmerdecke fielen. David hatte sich gerade bibbernd seinen Pullover über den Kopf gezogen, als er plötzlich einen unerwarteten Laut vernahm und augenblicklich zu einer Eisstatue erstarrte. Mit weit aufgerissenen Augen und angehaltenem Atem stand er unbeweglich in der Mitte seines Zimmers und lauschte. Da war es wieder. Ein sanftes Rascheln aus der Ecke, in der sein Bett stand. Davids Körper vibrierte vor Anspannung und seine müden Augen tränten, während sie sich konzentrierten, die Dunkelheit zu durchdringen. Dort war etwas. Etwas wölbte seine Bettdecke über seinen Matratzen. David keuchte leise auf: Jemand lag in seinem Bett. Seine Stirn furchte sich und sein Herz raste in seiner Brust, ließ keinen Platz für Müdigkeit und Kälte. Lautlos ließ er seinen Pullover zu Boden gleiten und machte in T-Shirt und Boxershorts ein paar geräuschlose Schritte auf sein Bett zu. Zu seiner eigenen Verwunderung verspürte er weder Angst, noch den Drang, Hals über Kopf und um Hilfe schreiend sein Zimmer zu verlassen. Vielleicht lag das daran, dass er in seinem inneren Kern ganz genau wusste, wer dort lag. Es gab nur einen Menschen auf der Welt – abgesehen von seiner Schwester Marisa –, der sich ungefragt in sein Bett legen und dort einschlafen würde. David hielt den Atem an, tappte weiter vorwärts und blieb dann stehen, die Augen fest auf das weiße Gesicht geheftet, das dort auf seinem Kissen lag und sich in seligem Schlummer befand, die dunklen Haare auf dem gemusterten Bezug ausgebreitet. Er war es. Wie konnte es auch anders sein? Er lag hier, in Davids Bett, und schlief tief und fest, wie ein Murmeltier: Sascha. Der Sack. Wieso liegt der Typ in meinem Bett?, fragte sein Temperament mürrisch, das die letzte Stunde verschlafen hatte, Das ist mein Bett. Er soll da raus–, Aber weiter kam er nicht, denn die Wärme, die Saschas Anblick in ihm auslöste, durchströmte David von Neuem. Sein Herz veränderte seinen Schlag, sprach nicht mehr von Aufregung, sondern von Zärtlichkeit. Sein Magen zitterte, sein Geist erlahmte und die Sehnsucht kehrte zurück, berauschend und bedingungslos. Er wollte nur noch ins Bett. Ins Bett und...zu Sascha. Jetzt sofort. Langsam und plötzlich mit Atemproblemen überbrückte David die letzte Entfernung, die ihn von Dings trennte, und ging vor seinem Bett in die Hocke. Er betrachtete Sascha, wie er schlief und träumte, entspannt und mit unter dem Kinn gefalteten Händen, wie bei einem kleinen Kind. Davids Herz bebte und sein Mund verzog sich unwillkürlich zu einem Lächeln. Er zögerte einen Moment, dann hob er vorsichtig die Bettdecke an und kroch darunter. Die ungeheuere Wärme, die darunter herrschte und von Saschas Körper ausging, stürzte sich auf seine frostklirrenden Glieder und brannte Löcher in seine Poren. David sog zischend die Luft ein und schob sich behutsam näher an den Anderen heran, näher an seinen warmen Körper. Als Dings die Bewegungen neben sich spürte, seufzte er leise im Schlaf und tastete nach der Kältequelle neben sich. Doch anstatt ihn dann wegzuschieben, legte er seine Arme um David und zog ihn näher. „David...,“ hauchte Mr. Kamin, ohne aufzuwachen und schmiegte sich an ihn. David schloss selig lächelnd die Augen, ließ Saschas Umarmung widerstandslos zu und atmete den überwältigenden Duft ein, den er ausströmte und seine Sinne besänftigte. Er war so müde. So müde und ihm war so angenehm warm. Warm...warm...war... Einen Moment später war er eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)