Mosaik von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 18: High ---------------- Hallo Ihr :-)! So, ich melde mich zurück mit Kapitel 18 :). Ab jetzt wird es vorraussichtlich wieder etwas dauern, bis ich das nächste Kapitel hochlade, da ich mich leider Gottes erstmal um mein Studium kümmern muss...^^ Ich hoffe, Ihr habt dafür (jedenfalls so weit wie möglich^^) Verständnis :). Und da ich Freude daran gefunden habe, meine Kapitel zu widmen^^: Kapitelwidmung: *Für Alle, die sehnsüchtig auf den ersten Kuss gewartet haben und besonders *Für Natsuki-chan12 und littlePseudoUsagi, weil die mich mit ihren Kommentaren immer zum Lächeln bringen, obwohl ich eigentlich mies gelaunt bin :)! Ich danke Euch für 111 Kommentare :)! Ich bin der glücklichste Mensch der Welt^^! Viel Spaß und Schmacht^^! Liebste Grüße, BlueMoon _____________________________________________________________________ An diesem Abend deckten sie nicht den Esstisch in der Zivi-Küche. Während Sascha seine improvisierte Reispfanne auf zwei große Teller halbierte und eine Packung Pfirsicheistee organisierte, rannte David ein letztes Mal in den Tierbetrieb, um das Licht überall auszuschalten. Anschließend verzogen sie sich gemeinsam mit ihrem Abendessen in Davids Zimmer und setzten sich dort aufs Bett. Die Decke drückten sie an die Wand, um sich anlehnen zu können. Das Fenster hatte David wegen des Regens, der dumpf gegen die Glasscheibe trommelte, und aus Rücksicht auf Dings’ Panikattacken geschlossen, sodass der, bei jedem Gewitterkrachen, nur beinahe vom Bett fiel. Während sie ihre Reisteller verputzten, fragte Sascha David über seine Familie aus und der erzählte. Von seinen Eltern, die man immer noch dabei erwischen konnte, wie sie Zungenküsse austauschten, von Julian, einem staatlich anerkannten Irren, von Felix, der gerade seine Karriere als Hip-Hopper startete, und von Marisa, die wusste, dass... Na ja, das sollte er ihm vielleicht nicht unbedingt auf die Nase binden... „Ich beneide dich so...,“ stöhnte Sascha sehnsuchtsvoll zwischen zwei Donnerschlägen, bei denen er sich japsend hinter Davids Rücken versteckte, „Ich wünschte, ich hätte drei Geschwister.“ David fiel auf, wie wenig er eigentlich von Mr. Geheimnisvoll wusste. Er kannte ihn eigentlich kaum und er nahm sich fest vor, das in Zukunft zu ändern. „Einzelkind?“, wollte er daher interessiert wissen, gabelte sich seinen letzten Rest Reispfanne in den Mund und sah ihn aufmerksam an. „Natürlich...,“ brummte Dings und runzelte die Stirn, „Ich war ein Unfall und meine Eltern hassen sich. Wie hätte ich da noch Geschwister haben können...?“ „Sie hassen sich? Aber...wie bist du dann entstanden?“, fragte David vorsichtig und zog leicht die Augenbrauen hoch. „Te...,“ machte Mr. Einzelkind und kratzte mit der Gabel Muster zwischen die letzten verstreuten Reiskörner, „Das war ganz einfach. Meine Mutter war die Chefin meines Vaters und er sah gut aus. Also begannen sie eine kleine Affäre. Es gibt Leute, die wissen, dass man bei so was schwanger werden kann. Meine Mutter wusste es offensichtlich nicht. Als sie es erfuhr, gab es ein großes Trara und Streit und Abtreibungsüberlegungen, bis sie auf die Idee kam, dass so eine Schwangerschaft ihrem Image bestimmt super stehen würde. Und tatsächlich: Karrierefrau und Mutter, das ist die Frau der Zukunft und wie schön sah sie mit diesem Bauch aus...,“ er schnaubte voller Verachtung, „Sie behielt mich also und feuerte meinen Vater, weil er sie ja trotz Allem unerlaubt geschwängert hatte. Und dann kam ich und machte von Anfang an nur Ärger. Ich wette, sie bereut ihre Entscheidung jeden Tag...,“ „Red keinen Unsinn!“, unterbrach David ihn erschrocken und starrte ihn böse an, „Sowas darfst du nicht sagen. Sie liebt dich, schließlich ist sie deine Mam.“ Sascha erwiderte seinen Blick und lächelte matt. „Es ist unheimlich lieb von dir, dass du das sagst, aber glaub mir... Ich weiß es besser...,“ Er verstummte und David spürte einen harten Kloß in seiner Kehle. Dings ungewohnte Traurigkeit, die durch sein Zimmer rieselte, machte ihn klamm und unbeweglich. Plötzlich fühlte er sich schuldig. Schuldig, weil er überhaupt gefragt hatte und schuldig, weil er selbst in einer Familie leben durfte, in der man sich gegenseitig liebte und für einander da war. Er hatte sich nie wirklich vor Augen geführt, was er doch für ein Glück hatte. „Tut mir Leid, dass ich–,“ setzte er kleinlaut an, doch Sascha schnitt ihm das Wort ab. „Nein!“, sagte er laut und stellte seinen leeren Teller hastig zur Seite, um einen Arm um Davids Schultern zu legen, „Dir muss doch nichts Leid tun. Das ist okay für mich, wirklich. Ich kann damit leben. Es ist nicht mehr schlimm, okay?“ David sah ihm in das lächelnde Gesicht. „Okay...,“ murmelte er, doch er wusste, dass Sascha log. Das Gewitter wählte eben diesen Augenblick, um draußen eine Blitzfontäne zu spucken und eine Donnerbombe zu zünden. Wie auf Kommando verschwand das Lächeln von Saschas Gesicht, er fuhr keuchend zusammen und warf sich ohne Rücksicht auf Verluste – in diesem Fall der leere Teller auf Davids Schoß – in Davids Arme. „Ich verstehe das nicht...,“ wimmerte er gegen Davids Schulter, nachdem das Klirren verklungen war, „Wie lange will das Gewitter denn noch über uns schweben? Es sollte längst weg sein...,“ „Vermutlich hat es Spaß daran, dich zu ärgern...,“ antwortete David matt und tätschelte Dings halbherzig den Rücken. Mit Gedankenkraft versuchte er seinen Herzschlag, der sich prompt wieder vervierfacht hatte, zu beruhigen und in ein gesünderes Tempo zurück zu zwingen. Wenn das so weiter ging, würde er eher heute als morgen an einem Herzinfarkt krepieren. „Ich glaube...,“ sagte er ernst und schob Sascha entschieden von sich fort, „Es wird Zeit für deine Dosis Drogen.“ „Oh ja, bitte!“, richtete der sich sofort auf und strahlte begeistert, „Ich habe da richtig Lust drauf. Und...,“ fügte er verschmitzt zwinkernd hinzu, „...es gibt niemanden auf der Welt, mit dem ich lieber einen Joint rauchen würde...,“ „Noch ein Wort und ich rauche ihn alleine...,“ grollte David aus Prinzip. Mr. Ich-Würde-Mit-Niemandem-Lieber-Einen-Joint-Rauchen antwortete mit einem ausgelassenem Lachen und Davids Magen drehte unwillkürlich eine Pirouette. Mühsam verkniff er sich ein Lächeln, erhob sich vom Bett und ging zu seinem selbsternannten Drogentresor hinüber, um seine 0, 3 Gramm White Widow zu bergen. „Hast du hier irgendwo’n Feuerzeug und nen Aschenbecher?“, fragte Dings und erhob sich ebenfalls. „Ein Feuerzeug müsste auf dem Tisch liegen,“ antwortete David und ließ sich gemeinsam mit dem leicht zerdrückten Joint wieder auf sein Bett fallen, „Und als Aschenbecher nehmen wir einfach einen der Teller.“ „Alles klar...,“ Sascha hob etwas vom Tisch auf und ging zur Tür, um das Deckenlicht auszuschalten, sodass jetzt nur noch die Straßenlaternen draußen das Zimmer erhellten. Anschließend warf er sich neben David aufs Bett und stellte seinen leeren Teller zwischen sie. „Der erste Zug gebührt dir...,“ flüsterte er und reichte David das Feuerzeug. „Danke...,“ erwiderte David und nahm es entgegen. Seine Finger berührten die von Dings und er atmete tief ein. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die überraschende Finsternis, die einen plötzlichen und verheißungsvollen Zauber über die ganze Situation legte. Er ließ das Feuerzeug schnipsen. Eine kleine Flamme beleuchtete Dings’ Gesicht und spiegelte sich flackernd in seinen Augen. „Was...?“, hauchte er. „Wenn du das Licht nur ausgemacht hast, um mich ungesehen befummeln zu können...,“ knurrte David drohend. Sascha blinzelte verdutzt, dann schmunzelte er verwegen. „Würde ich nie wagen...,“ wisperte er grinsend, „Ich dachte nur, ohne Licht wirkt das Ambiente authentischer...,“ „Pfff...,“ machte David spöttisch. Draußen donnerte es. Sascha keuchte auf und packte Davids Schulter. „Können wir bitte anfangen?“ wimmerte er mit unnatürlich hoher Stimme, sobald man sein eigenes Wort wieder verstehen konnte. David schnaubte leise. Doch er schob sich den Joint zwischen die Lippen und entzündete ihn. Es knisterte leise, als er das erste Mal daran zog, und der Rauch heiß und kratzend seine Lunge füllte. Er seufzte tief, unterdrückte ein Husten und atmete den Qualm aus, der als hellgrauer Schwaden der schwarzen Decke entgegen stieg. David sah ihm nach, wie er sich in ästhetischen Wirbeln um sich selbst drehte und allmählich verschwand. „Alter...,“ hauchte er heiser und reichte den glühenden Joint an Mr. Ich-Würde-Nie-Wagen-David-Unerlaubt-Zu-Befummeln weiter, „Ich hatte fast vergessen, wie sich das anfühlt...,“ Sascha gluckste, streckte seine Hand nach dem Tütchen aus und erneut berührten sich sekundenlang ihre Finger. Kleine elektrische Ladungen schossen durch Davids Hand, seinen Arm hoch. „Lange her?“, fragte Sascha gedämpft. „Ewigkeiten...,“ antwortete David und beobachtete Sascha, wie er genüsslich am Joint zog. „Bei mir auch...,“ erwiderte Dings heiser und blies den Rauch aus, „Woher hast du das Zeug eigentlich?“ „Von Julian...,“ sagte David leise und blickte dem Qualm lahm nach, „Hat es mir aus Holland mitgebracht...,“ „Ich liebe ihn...,“ wisperte Sascha. Sie kicherten rau. „Das wirst du nicht mehr sagen, wenn du ihn erst kennen gelernt hast...,“ flüsterte David und nahm den Joint entgegen, den Mr. Ich-Liebe-Julian ihm langsam reichte. Einen Moment schwieg der verblüfft. „Werde ich das denn?“, fragte er leise, während David am Joint zog. David drehte den Kopf, erwiderte seinen Blick und ließ den Rauch aus seinem Mundwinkel fahren. „Vielleicht...,“ hauchte er dann und sein Herz begann wieder schneller zu klopfen. Er spürte bereits, wie das Gras zu wirken begann. Sein Körper wurde schwer, seine Stimme heiser, seine Gedanken erlahmten. Mit einer trägen Bewegung reichte er Sascha den Joint. Der nahm ihn an, doch seine fast schwarz wirkenden Augen musterten David nur unverwandt. „David...?“, hauchte er dann und der runzelte misstrauisch die Stirn, „Darf ich dich vielleicht jetzt–,“ „Nein, Mann!“, unterbrach David ihn ärgerlich und nahm ihm das Tütchen wieder weg, „Darfst du nicht!“ „Du bist so grausam...,“ jammerte Dings und tröstete sich mit einem Schluck Pfirsicheistee. David überhörte ihn und zog zur Beruhigung ein zweites Mal am Joint. Der knisterte leise. Davids Finger, die das Tütchen hielten, fühlten sich leicht taub an. Sein Kopf war schwer und seine Kehle brannte etwas. Seine Muskeln schienen unter seiner Haut zu prickeln und eine sonderbare Schwere drückte auf seine Augenlider. Er bekam große Lust, zu seinem Cello hinüber zu wanken und zu spielen, bis die Sonne aufging. Doch das war unmöglich. Die Erdanziehungskraft war zu mächtig geworden. Auch Davids Sinne schärften sich. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie warm Saschas Körper neben ihm war und wie intensiv seine Nähe. Er nahm Saschas Geruch war, so stark und berauschend, als hätte er seinen Geruchssinn nie zuvor wirklich benutzt. Sein Herz trommelte in seiner Brust. „Scheiße...,“ wisperte er, gab Sascha nun doch den Joint und versank noch weiter in der Bettdecke, die ihnen als Rückenlehne diente. Seine Augenlider hingen auf Halbmast. Sein Blick waberte zu Dings hinüber. In der Finsternis glühte der Stängel des Joints orangerot auf. David atmete den würzigen Geruch ein. Sascha seufzte. „Recht hast du...,“ hauchte er und atmete dabei den Rauch aus. Ein Blitz zuckte über den rabenschwarzen Himmel und es donnerte zur Abwechslung mal. Aber Mr. Ich-Kann-Nicht-Aufhören-David-Küssen-Zu-Wollen gluckste lediglich leise, zog ein weiteres Mal an dem Tütchen und gab ihn dann zu David zurück. „Keine Angst mehr...?“, nuschelte der, nachdem er den Glimmstängel mit einigen Schwierigkeiten richtig anvisiert und zielsicher gegriffen hatte. „Nö...,“ antwortete Sascha gedämpft und richtete seine benebelten Augen träge auf David, „Jetzt wo ich high bin...,“ Sie giggelten heiser. Dings legte den Kopf schief und betrachtete David schweigend. David rauchte wortlos, aschte ab und reichte das Tütchen weiter. Inzwischen lag er mehr, als dass er saß. „Wieso...schaust du mich so an...?“, wisperte er. Dings lächelte sanft und zog am Filter. „Ich...habe grad nur wieder gedacht, wie wahnsinnig gerne ich dich jetzt küssen würde...,“ David schnaubte leise. Sein Körper war inzwischen zu schwer, zu träge, zu high, um sich zu bewegen oder gar wütend zu werden. „Fang nicht schon wieder damit an...,“ nuschelte er nur. „Bitte...,“ flüsterte Sascha durch die Dunkelheit, „Nur fünf Minuten...,“ „Nein...,“ brummte David. Draußen trommelte der Regen gegen die Fensterscheibe und es blitzte und krachte erneut. Sekundenlang wurde jedes Detail des Zimmers erhellt. „Eine Minute?“ „Nein, Mann...,“ „Drei Sekunden...!“ „Du spinnst doch...,“ zischte David und hob mit unendlicher Kraftanstrengung eine Hand, um sich über die Stirn zu fahren und einige Locken fortzustreichen. Sascha lachte leise. „Vielleicht...,“ er zog am Joint und blies den Rauch hellgrau in die Schwärze des Raumes, „Bitte... Nur ein Mal...,“ Kraftlos drehte David den Kopf, um ihn anzusehen. Er ahnte dumpf, dass er in klarem Zustand bereits auf Hundertachtzig wäre. „Gib mir den Joint...,“ Dings tat wie geheißen. Dann richtete er sich langsam wieder auf und rückte näher zu David, sodass sein Gesicht nun blass über dem Seinen schwebte. „Ich werde meine Finger auch bei mir behalten, versprochen...,“ wisperte er, „Bitte... David...,“ „Tsss...,“ machte der Angesprochene und zog am Joint. Als das Tütchen aufflammte, erglommen Dings halb geschlossene Augen dunkel in seiner bleichen, unbewegten Miene. „Darf ich...?“, raunte Sascha. David sah ihn an. Zum Starren war er nicht mehr fähig. Himmel, fühlte er sich matschig. Seine Gedanken waren wie gefesselt, sein Körper wie gelähmt. Nur sein Herz, sein Herz schlug in seiner Brust. Hektisch und lebendig. „Aber nur...,“ hauchte David. Der Rest des Satzes verlor sich zwischen Donnerkrachen und Zigarettenrauch. Sein Puls raste und sein Magen drehte sich um. Sascha lächelte im Blitzlicht des Gewitters. „Okay...,“ Er nahm David den glühenden Joint aus den steifen Fingern. Er zog daran, atmete den Rauch zur Seite aus und leckte sich kurz über den Mund. Dann beugte er sich über ihn. „David...,“ Davids Augen kippten zu. Sein Herz versuchte einen komplizierten Salto. Es würde jetzt passieren... Das, was er sich die letzten Stunden ständig vorgestellt hatte... Es würde tatsächlich... Und schon spürte er die fremden und zugleich vertrauten Lippen auf seinen. Feucht und rauchig und so weich, wie er es sich niemals hätte erträumen können. In seinem Magen explodierte etwas. Ein Zittern rieselte über seine Haut. Unwillkürlich seufzte er auf. Der Kuss dauerte exakt drei Sekunden. Dann hob Sascha seinen Kopf wieder und ihre Lippen wurden getrennt. David atmete aus und öffnete träge die Augen. Sein Blut rauschte fiebrig, trotz dem Gras, das es betäubte. „Noch mal...?“, raunte Dings. „Mh...?“ Sascha verzog einen Mundwinkel zu einem halben Lächeln. Er rauchte, blies den Qualm zu schweigenden Decke hinauf. Es blitzte und donnerte. Langsam führte Dings den Joint zu Davids Mund. Kühl und bitter legten sich Saschas Finger auf seine Lippen. Davids Haut brannte. Sein Inneres krampfte sich zu einem erneuten Seufzen zusammen. Er zog am Joint. Sein verschleierter Blick auf Mr. Ich-Weiß-Genau-Was-Ich-Tue gerichtet. Sein Gesicht war so nahe, so unheimlich nahe... Was tat er hier nur...? Was, wenn das ein Fehler war...? David pustete den Rauch fort, in Saschas Gesicht. Der lächelte nur, zog seinerseits am Joint und atmete die blassen Rauchschwaden aus. „David...,“ hauchte er und küsste ihn erneut. Seine Lippen schmeckten nach Qualm und nach Pfirsich. So bitter, so beißend, so süß. So furchtbar süß. David konnte sich nicht wehren. Sein Hirn kreiste nutzlos irgendwo zwischen Traum und Nirwana. Sein Körper schlief beinahe. Sein Inneres bog sich zwischen Entsetzen, Hitze und Sehnsucht. Sein Puls raste zügellos und er öffnete seine Lippen, um Dings vorsichtiges Tasten endlich zu erwidern. Sein Magen schien sich zu verdrehen, vor seinem inneren Auge tanzten Sterne, sein ganzer Körper kribbelte, als er sich darauf einließ und sich gestattete, es zu spüren. Gott, er hatte fast vergessen, wie wundervoll sich dies anfühlen konnte. Besser als alles Andere auf der Welt. Doch noch nie in seinem Leben hatte er einen Kuss als so intensiv, so vollkommen empfunden. Er hatte es ja geahnt. Sascha konnte küssen. Und wie... Der zarte Kuss dauerte an. Den linken Arm hatte Sascha in die Bettdecke neben Davids Kopf gestützt, die andere hielt den fast aufgerauchten Joint, der lautlos und unbekümmert in die Nacht des Zimmers dampfte, zur Seite weg. Und er hielt sein Versprechen. Die Minuten verstrichen und draußen begann das Gewitter dem Zentrum allmählich den Rücken zu kehren. Der Herbststurm beruhigte sich. Der Regen beruhigte sich. David und Sascha beruhigten sich nicht. Saschas Zunge strich schließlich heiß und feucht über Davids Lippen, öffnete sie weiter und bat um Einlass. Und David gewährte sie ihm. Er seufzte zittrig. „Sascha...,“ hauchte er heiser. Mr. Meine-Küsse-Rauben-David-Den-Atem seufzte auf und öffnete für einen Moment die ebenfalls geschlossenen Augen. Auf seinem Gesicht breitete sich das wärmste, glücklichste Lächeln aus, das David je an ihm gesehen hatte. So rasch, wie man sich unter dem Einfluss von Rauschmitteln bewegen konnte, richtete Sascha sich auf, drückte den kleinen Rest des Joints auf dem leeren Reisteller aus und stellte ihn auf den Boden. Dann beugte er sich sofort wieder über David. „Was...?“, nuschelte der matt, als Dings wieder über ihm auftauchte. „Schhhh...,“ machte der nur als Antwort, berührte einen Moment sanft seine Wange und verschloss Davids Lippen zum dritten Mal. Sofort fanden sich ihre Zungen und sie schmiegten sich aneinander, als hätten sie ihr ganzes Leben nur auf diese eine Nacht gewartet. Sie küssten sich zärtlich und behutsam, als hätten sie Angst, dass es jeden Augenblick vorbei sein könnte, aber gleichzeitig so leidenschaftlich, als wollten sie jede Sekunde nutzen. David stand in Flammen. Er brannte lichterloh. Sein Körper war so schwer, seine Sinne so benebelt, er konnte sich keinen Zentimeter bewegen. Aber dies fühlte sich so gut an. Er wollte nicht, dass es aufhörte, er wollte es spüren. Die erloschenen Gewitterblitze zuckten nun durch seine Venen und Hitze verzehrte sein Inneres und steuerte unabwendbar auf seine Körpermitte zu. Und noch immer machte Sascha keine Anstalten, ihn zu berühren. Noch immer war die einzige Berührung die ihrer Lippen und David war ihm unendlich dankbar dafür. Denn allein Saschas Beherrschung hielt ihn davon ab, seine eigenen Arme um Saschas Körper zu schlingen und ihn näher an sich zu ziehen, um sein unbändiges Verlangen nach ihm zu stillen. Später wusste David nicht mehr, wie lange sie hier im Dunkeln auf seinem Bett gelegen und sich einfach nur geküsst hatten. Vielleicht waren es nur ein paar Minuten gewesen. Vielleicht drei Stunden. Vielleicht waren aber auch mehrere Jahre vergangen und wenn David die Augen geöffnet hätte, dann hätten sie beide lange, weiße Bärte getragen. Doch irgendwann – bevor es soweit kommen konnte – löste Sascha schließlich den Kuss und ließ sich neben David auf die Matratzen sinken. Gemeinsam atmeten sie schwer und warteten darauf, dass sich das Feuer in ihnen so weit gelegt hatte, dass sie sich an ihre Namen erinnern konnten. Davids Lippen glühten, schmerzten fast und sein Unterkiefer pochte. Er war so unheimlich müde. So erschöpft von der Wirkung des Joints und von seinem rasenden Herzschlag. Mit Mühe schaffte er es, die Augen einen Spalt weit zu öffnen und den Kopf millimeterweit zu drehen, sodass er Mr. Ich-Küsse-Wie-Ein-Gott ansehen konnte. Der hatte ihm sein Gesicht ebenfalls zugewandt und seine Augen halb geöffnet. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig, das braune Haar fiel ihm in die Stirn und sein rötlich schimmernder Mund war leicht geöffnet. Als David seinen Blick erwiderte, verzogen sich seine himmlischen Lippen zu einem sanften Lächeln. „Ich möchte niemals wieder einen Anderen küssen...,“ wisperte er rau. Davids Augen klappten zu. „Ich...auch nicht...,“ hauchte er zurück. Dann schliefen sie beide ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)